139_Ausgabe Februar 2015
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Vorwort<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
vor Jahren wünschte sich ein hochrangiger<br />
deutscher Politiker, ein Ruck möge durch<br />
Deutschland gehen. Dieser Tage ruckelt es<br />
recht munter. Demonstrationen und Gegendemonstrationen<br />
sorgen für heftige Betriebsamkeit<br />
in Redaktionsstuben und Parteizentralen,<br />
in Ministerialbüros und Geheimdienststäben.<br />
Als nun Professor Stöcker, neuer Eigentümer<br />
des Kaufhauses am Görlitzer Demianiplatz, ein<br />
ideologisch aufgeladenes Konzert im leerstehenden<br />
Gebäude nicht zuließ und auf Pressenachfrage<br />
deutliche Worte gegen die Einwanderungspolitik<br />
der Bundesregierung fand, trat<br />
die hiesige Redaktion der Tageszeitung eine<br />
Protestwelle los. Ohne eine besonnene und<br />
vorurteilsfreie Aussprache abzuwarten, lief der<br />
gewohnte Betroffenheits-Automatismus an.<br />
Vereinsvorsitzende und kirchliche Würdenträger,<br />
Kommunalpolitiker und facebook-Plapperer<br />
überboten sich in scharfen Verurteilungen<br />
und Boykottdrohungen, anstatt froh zu sein,<br />
daß ein solcher Investor in Stadt und Kreis lobenswerte<br />
und vorwärtsweisende wirtschaftliche<br />
und soziale Fortschritte organisiert und<br />
finanziert. Wenig später unterbreitete Dr. Hans<br />
Fey vom mercure-Hotel in einem ganzseitigen<br />
Pressebeitrag vernünftige Überlegungen zur<br />
Zukunft der Stadthalle; hoffentlich gibt es nicht<br />
wieder Leute, die ihm etwas am Zeuge flicken<br />
wollen! Unmittelbar nach der überhitzten Anti-<br />
Stöcker-Kampagne kam ich mit einer ganzen<br />
Reihe von sachkundigen und besorgten Mitbürgern<br />
ins Gespräch – Handwerksmeistern,<br />
mittelständischen Unternehmern, Kaufleuten,<br />
Lehrern und Rentnern. Abgesehen vom etwas<br />
derben Ton von Professor Stöcker unterstützten<br />
alle Gesprächsteilnehmer das Grundanliegen<br />
des öffentlich gebrandmarkten Investors<br />
und äußerten ihren Unmut über zunehmende<br />
Mängel im politischen Alltag. Niemand jedoch<br />
wünschte, in diesem Zusammenhang namentlich<br />
genannt zu werden. Während Medien, Parteien<br />
und Behörden öffentlich Meinungsfreiheit<br />
und Toleranz forderten, werde gegenüber jeder<br />
grundsätzlichen Kritik ein vernetztes System<br />
vom Ausgrenzung, Einschüchterung, beruflicher<br />
Benachteiligung, Auftragsentzug und<br />
Verunglimpfung eingesetzt. Bei jenen, die Toleranz<br />
einfordern, bemerke man vielmehr eine<br />
zerstörerische Intoleranz. Andersdenkende<br />
werden pauschal als „Mob“ eingestuft, der sich<br />
„zusammenrottet“ und „dumpfe rassistische<br />
Parolen grölt“.<br />
Eine breite Schicht der hiesigen Bevölkerung,<br />
wenn nicht gar eine Mehrheit, hat das nun satt,<br />
was sich ja auch in zunehmender Wahlmüdigkeit<br />
zeigt. Haßpropaganda gegen Patrioten vergiftet<br />
das Zusammenleben, erzeugt ängstliches<br />
Schweigen und Gleichgültigkeit gegenüber<br />
öffentlichen Belangen. Nur aufrichtiges, sachliches<br />
Miteinander bringt unsere Städte und<br />
Dörfer, die fern von den politisch aufgeheizten<br />
Ballungszentren liegen, in diesen bewegten<br />
Zeiten voran. Schaffen wir also ein kommunalpolitisches<br />
Klima, das zum freudigen Mittun bei<br />
der Lösung anstehender Aufgaben ermutigt!<br />
Und bleiben wir im Gespräch, so wie<br />
Ihr Ernst Kretzschmar<br />
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Einleitung<br />
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