12.02.2023 Aufrufe

13_Ausgabe Februar 2002

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der<br />

Wilhelmsplatz<br />

Der Görlitzer Pönfall<br />

3. Kapitel<br />

Geschichte & Gegenwart<br />

vom Stadtteil Weinhübel<br />

Im Blickpunkt:<br />

Die Steinstraße


Für Görlitz sind besonders die individuell gestalteten<br />

Straßenzüge und historischen Plätze charakteristisch. Reizvolle<br />

handwerkliche Ornamente und Fassaden, die eine erfahrene<br />

Görlitzer Handwerkertradition über Jahrhunderte zu nutzen<br />

verstand, prägen das Erscheinungsbild dieser Stadt.<br />

Die Peterstraße mit dem Scultetushaus, die Steinstraße, der<br />

Obermarkt mit dem Napoleonhaus, der Wilhelmsplatz und die<br />

Carl - von - Ossietzky -Straße (früher Seydewitzer Straße) sind<br />

Ausdruck dieses innerstädtischen Ensembles.<br />

Aber auch die Zittauer Straße, das Weinberghaus und der<br />

Stadtteil Weinhübel sind Zeugen für die gestalterischen<br />

Elemente der Gründerzeit und vom Reichtum dieser Stadt.<br />

Mehr über diese historischen Inhalte und Zusammenhänge<br />

können Sie in diesem "Stadtbild" erfahren.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

natürlich findet auch Aktuelles aus Görlitz und dem Umland<br />

seinen Platz.<br />

Das Interview mit dem Markersdorfer Bürgermeister Thomas<br />

Knack wird ebenso Ihr Interesse finden wie die Visitenkarten<br />

alteingesessener Firmen und Firmengründer aus der Region.<br />

Besuchen Sie aber auch unsere neuen Internet-Adressen<br />

www.stadtbild-verlag.de und www.gwd-werbung.de oder<br />

informieren Sie sich über unsere neuen Kalender 2003 unter<br />

www.kalender-goerlitz.de.<br />

Viel Spaß beim Lesen<br />

wünscht die Redaktion von Stadtbild


Das neue Jahr zog durch das Land und es<br />

brachte gleich seine eigenen Aufregungen<br />

mit sich. Am 14. Januar hatte "König<br />

Ferdinand" ein nicht zu mißverstehendes<br />

Aufgebot an die Sechsstädte erlassen.<br />

"Aufzusein gegen den Ächter "Johann<br />

Friedrich " ehemals Kurfürsten von<br />

Sachsen, bei Vermeidung eines Pönfalls.”<br />

Der Bürgermeister "Jacob Rößler" verlas<br />

das dem versammelten Rat. Man sah, dass<br />

der König in der Klemme war und in<br />

dieser Klemme sah man ihn gern.<br />

Es war als ginge der Geist des "Johannes<br />

Haß" um, als prüfe er jeden einzelnen der<br />

Ratsherren auf Herz und Nieren. Keine<br />

Sorge, sie waren bei ihm in die Lehre<br />

gegangen, hatten gesehen, dass man die<br />

Großen mit Bestechung, die Kleinen mit<br />

dem Henker regiert. Es gab vielleicht einige<br />

unter den Jüngeren, die etwas ahnten von<br />

einer neuen Zeit die herauf dämmerte,<br />

aber es schwamm ihnen alles noch vor<br />

den Augen, sie hätten auch nicht<br />

gewagt, einen neuen Kurs<br />

vorzuschlagen.<br />

Blick auf Görlitz, etwa von<br />

der heutigen Berliner Straße aus


Welchen Kurs übrigens? Es stand ja alles so<br />

gut, so mitten im reinen Golde, man<br />

brauchte nichts zu tun, als die bewährten<br />

Rezepte weiter anzuwenden. Und das tat<br />

man auch in diesem Falle. Gesetzt,<br />

Ferdinand siegte wirklich, so war es<br />

vielleicht das Beste, wenn man den Schein<br />

zu wahren suchte und Truppen versprach,<br />

aber wenn der Kurfürst gewann, so mochte<br />

es immerhin gut sein, wenn die städtischen<br />

Truppen nicht gerade in den Krieg<br />

verwickelt würden. Man einigte sich mit<br />

dem Adel, der 1000 Reiter absandte. Ein<br />

Ratsherr meinte, es sei besser, wenn die 500<br />

städtischen Fußtruppen gemeinsam mit<br />

dem Adel zögen, man habe doch gewisse<br />

Verabredungen seinerseits getroffen und es<br />

sei besser, wenn man den Adel der Oberlausitz<br />

nicht außer Sichtweite kommen<br />

lasse. Aber dieser Einwand wurde für nichts<br />

erachtet, solle der Adel schon jetzt machen<br />

was er wolle, gegen die Städte sei er<br />

ohnehin machtlos. Außerdem habe auch der<br />

Adel die Hilfe nur auf zwei Monate bewilligt.<br />

Es komme darauf an, dass die<br />

Görlitzer Truppen marschieren und nicht,<br />

dass sie kämpfen. Erst am 25. <strong>Februar</strong><br />

zogen sie ab, eine Mannschaft, die übel<br />

zusammengeworfen, schlecht besoldet und<br />

so behandelt wurde, dass es schon hinter<br />

Görlitz zu der ersten Meuterei kam.<br />

Herrlich war das eigentlich, denn das gab<br />

nun wieder guten Grund zum Aufenthalt.<br />

Man mußte nur die verfluchten zwei<br />

Monate herumbringen, dann war alles in<br />

bester Ordnung und der König konnte<br />

nichts sagen. Die Kriegsknechte der Sechsstädte<br />

spielten und soffen von einem Tag in<br />

den anderen. Und dann waren die zwei<br />

Monate um, es war zu keiner Schlacht gekommen.<br />

Da setzten sich die Führer der<br />

Städte mit den Führern der Edelleute<br />

zusammen und sagten, das sie morgen am<br />

24. April, ihre Söldner entlassen möchten<br />

und ob die Herren das gleiche tun würden.<br />

Aber natürlich würden sie. Und die<br />

Edelleute zwinkerten einander zu, hoben<br />

die Becher, zu den Städtischen und<br />

pokulierten die Nacht hindurch. Dann<br />

schwangen sie sich im Morgengrauen auf<br />

ihre Gäule und ließen sich den Rausch aus<br />

dem Gehirn wehen. Sie wollten die verhassten<br />

Städter ruhig abmustern lassen,<br />

ihnen war eine andere Kunde von ihren Vertrauten<br />

beim Heere des Königs zugetragen<br />

worden: heute, ausgerechnet am letzten<br />

Tage der zwei Monate, mußte es zur<br />

entscheidenden Schlacht kommen. Diesen<br />

einen Tag wartete man am besten noch ab,<br />

siegte der Kurfürst, dann war man noch weit<br />

genug von Hieb und Schuß, gewann aber<br />

Ferdinand, dann hatte man seine tausend


Reiter doch immerhin zur Verfügung<br />

gehalten, während die Städter ihr Volk<br />

inzwischen heimgeschickt hatten.<br />

Dann konnte man sie in die Pön nehmen, die<br />

stolzen Ratsherren auf die Erde beugen.<br />

Als die Reiter beim König ankamen,<br />

da war die Schlacht bei<br />

Mühlberg geschlagen, und<br />

Ferdinand hatte gesiegt.<br />

Und unter den oberlausitzischen<br />

Edelleuten<br />

gab es ein Händeschütteln<br />

und Grinsen<br />

sondergleichen.<br />

Die Städter hatten<br />

tatsächlich ihre<br />

Truppen am gleichen<br />

Tage entlohnt.<br />

Entlohnt, trotzdem<br />

der König in einem<br />

Schreiben kurz zuvor<br />

sie noch gebeten hatte,<br />

die Hilfskräfte weitere<br />

zwei Monate ihm zu<br />

belassen.<br />

Wieder ist es Sommer geworden,<br />

man ist schon im<br />

August. Eine drückende Atmosphäre<br />

lastet über den Sechsstädten, aber nicht von<br />

der sommerlichen Hitze, man hätte diese<br />

gerne ertragen, wenn man sichere Nach-<br />

richten vom König gehabt hätte.<br />

Die Ratsherren zeigten sich immer seltener<br />

auf den Straßen. Man hatte diese Sache auf<br />

die leichte Schulter genommen. Nun was<br />

würde "Johannes Haß" getan haben?<br />

Er würde gezahlt haben. Man<br />

brachte 4000 Gulden auf,<br />

man sandte eine Reihe<br />

Wagen mit Proviant.<br />

Aber sieh da, der König<br />

sandte das alles zurück.<br />

Als die Wagen<br />

am 2. Juni, wieder in<br />

Görlitz einfuhren, da<br />

wusste man, dass<br />

man sich abermals<br />

verrechnet hatte.<br />

Nun aber war man<br />

fassungslos.<br />

Der Adel war der<br />

erste Fehler gewesen,<br />

er stand nicht hinter<br />

den Städten, sondern<br />

hinter dem König. Gold<br />

nahm der König auch nicht<br />

mehr - ja, da war man am<br />

Ende seiner hohen Politik. Und<br />

dann kam der 9. August und zeigte den<br />

Herren der Stadt Görlitz, was sie eigentlich<br />

noch wert waren: auf Befehl des Königs<br />

mußten die Bürgermeister, Richter und Räte<br />

Kurfürst Johann Friedrich<br />

( nach L. Cranach)


sowie die Ältesten der Handwerke<br />

mit allen ihren Privilegien und<br />

Freiheitsbriefen sich nach Prag<br />

begeben, um sich dort zu verantworten.<br />

Unter denen die mit nach<br />

Prag müssen, ist auch Meister<br />

Nickel Breuer. Seine Tochter<br />

Barbara und Albrecht nehmen<br />

Abschied von ihm. Er hatte alles<br />

aufgeboten, den alten Mann zu<br />

überreden sich ins Bett zu legen und<br />

krank zu sein; der Alte will nicht. Er<br />

meint nur lächelnd, dass er und die<br />

anderen Handwerksmeister nun auf diese<br />

Weise gleichsam in den Rat der Stadt<br />

Görlitz eingezogen seien, aber man dürfe<br />

die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen,<br />

dem Rat zu zeigen, dass man, wo nicht in<br />

guten Tagen, so doch in schlechten<br />

mitregieren könne und wohl auch zu<br />

brauchen sei. "Ja wisst ihr denn aber nicht<br />

Meister Nickel, wer in Prag das Gericht<br />

abhält?" "Nun, doch der König !" Da lacht<br />

der Albrecht bitter auf: "Das sagen vielleicht<br />

die Ratsherren der Sechsstädte ! Aber<br />

ich weiß es anders. In Prag ist der Adel der<br />

Lausitz versammelt. Nun geht allerdings<br />

auch ein Schein von Blässe über das Antlitz<br />

des Meisters Nickel, aber nur einen Augenblick,<br />

da fasst er sich schon wieder: "Ja,<br />

wenn es an dem ist, dann nehmt unsere<br />

Namen nur in das Kirchengebet auf."<br />

"Meister, was soll das heißen, wollt ihr denn<br />

immer noch nicht hierbleiben ?"<br />

Da strafft sich dessen Gestalt über das Maß<br />

seiner Jahre und er fragt dagegen: "Meister<br />

Albrecht, wenn an Euch der Ruf ergangen<br />

wäre, würdet Ihr hierbleiben ? Auch Ihr<br />

würdet gehen, denn Ihr seit ein Görlitzer<br />

und ein Ehrenmann. Entweder man hat eine<br />

Heimat, und dann hat man sie auch in<br />

schlechten Zeiten, oder man weiß überhaupt<br />

nichts vom Leben. Jetzt gilt es zu zeigen,<br />

dass Macht und Freiheit nicht bei dem<br />

ist, der Gold hat, sondern bei dem, der<br />

aufrecht steht auch im Unglück und in der<br />

Armut.<br />

Steht aber der Weg in die Kerker des<br />

Königs, nun, desto besser, die Kerker der<br />

Könige waren noch immer Lehrstuben der<br />

Freiheit.<br />

Fortsetzung folgt<br />

-Anzeige-


Das <strong>13</strong>05 erstmals erwähnte Steintor beim<br />

Dicken Turm am Ausgang der Steinstraße<br />

schützte ursprünglich die wichtige südliche<br />

Zufahrt von Prag über Zittau.<br />

Das Tor selbst fiel in den Jahren 1838-1848<br />

mit den anderen westlichen und südlichen<br />

Befestigungen. Es entstand in der Gegend<br />

des heutigen Naturkundemuseums am<br />

Marienplatz. Der Dicke oder Frauenturm,<br />

früher auch Steinturm genannt, ist seit 1852<br />

mit dem Sandsteinrelief des 1433 von<br />

Kaiser Sigismund verliehenen Görlitzer<br />

Stadtwappens geschmückt, einer prächtigen<br />

spätgotischen Arbeit von 1477 .<br />

Die Steinstraße ( Sephiazeichnung<br />

von Chr. Nathe 1800 )<br />

Die Wappenschrift >> INVIA<br />

VIRTUTI NULLA EST VIA -<br />

Der Tapferkeit ist kein Weg<br />

unmöglich


Der Rat beantragte 1474 bei König<br />

Matthias Corvinus >>das angehobene und<br />

unvollbrachte Gebäude, das etwa zubauen<br />

angehoben ist


Noch ehe 1255 die älteste Stadt Görlitz ihre<br />

erste Erweiterung erfuhr, stand vor dem<br />

ehemaligen Obertor (Brüderstraße) das<br />

Kloster mit seiner Kirche.<br />

Schmucklos im Äußeren, wie es die<br />

Franziskanerregel vorschreibt, ist sie doch<br />

die älteste Kirche in Görlitz, die im<br />

wesentlichen ihre Gestalt bewahrt hat, weil<br />

sie nie durch Brand beschädigt wurde.<br />

Klein am Anfang wurde sie <strong>13</strong>81<br />

um den ganzen heutigen Chorgleichzeitig<br />

der nicht allen<br />

anbau verlängert und wohl auch<br />

Franziskanerkirchen eigene<br />

schlanke Turm, der Mönch,<br />

erbaut.<br />

Halten wir von unserem Standpunkte, dem<br />

Westausgang der Brüderstraße, Umschau<br />

über den Obermarkt, wie er in der ersten<br />

Hälfte des vorigen Jahrhunderts aussah, so<br />

erblickten wir zunächst links das Höersche<br />

Haus in seiner alten Gestalt, und hinter dem<br />

Mönch, den 1476 die Mönche an die Stadt<br />

abgetreten hatten, die Buden an der Kirche,<br />

die 1841 abgebrochen wurden.<br />

Links neben dem Reichenbacher Tor sehen<br />

wir ein vorgebautes Haus, das mit dem<br />

Reichenbacher Tore fiel. Zwischen ihm<br />

und der Stadtmauer, die sich in nördbacher<br />

Tor aus zog,<br />

licher Richtung vom Reichenbefand<br />

sich die<br />

enge Brand-<br />

gasse.


Jene war mit dem Haus zeitweise durch<br />

einen Strebebogen verbunden . Es ragte,<br />

wie man sieht, weit in die Häuserflucht des<br />

Obermarktes hinein und sollte deshalb aus<br />

Verkehrsrücksichten beseitigt und mit<br />

zurückgeschobener Front neu aufgebaut<br />

werden. Die Stadt kaufte es 1844 vom<br />

Riemermeister Theurig, um es unter den<br />

genannten Bedingungen 1851 an den<br />

Müllermeister Schüller aus Ludwigsdorf zu<br />

verkaufen, für den Maurermeister Lissel<br />

nunmehr das große, heute die Ecke<br />

Obermarkt und Demianiplatz bildende<br />

Gebäude aufführte. Die Mitte des Platzes<br />

nimmt das Salzhaus ein, das nach vielen<br />

Gegenvorstellungen der Bürgerschaft im<br />

Jahre 1851 abgebrochen wurde, und ganz<br />

im Vordergrund der schöne Brunnen, der<br />

nach dem Bau des jetzigen Gymnasiums<br />

mit einem Kostenaufwand von <strong>13</strong>.000 Taler<br />

an die Ostfront dieses neuen Gebäudes<br />

versetzt wurde. Er stand gegenüber den<br />

Fleischbänken, deren schmale Front nach<br />

dem Obermarkt wir an dem in den Platz<br />

hineinragenden Beischlag, der kleinen<br />

Freitreppe, erkennen, auf der man zu der<br />

zwei Stockwerke hohen steinernen<br />

Garküche emporsteigen konnte, deren Bau<br />

im Jahre 1568 begonnen worden war. Im<br />

Jahre 1826 aber war bereits der Antrag auf<br />

Verkauf und Abbruch wegen Baufälligkeit<br />

der Fleischbänke gestellt worden, allein die<br />

Verhandlungen zwischen dem Fleischermittel<br />

und der Stadt, der an Stelle des nur<br />

7 - 8 Fuß breiten Gässchens, das die<br />

Fleischbänke entlang vom Obermarkt bis<br />

zur Langenstraße führte, eine breite<br />

Verbindungsstraße nach dem Nikolaiviertel<br />

im höchsten Grad erwünscht erschien,<br />

zogen sich ganze 26 Jahre hin, bis endlich<br />

1852 der Kaufvertrag zum Zwecke des<br />

Abbruchs geschlossen wurde, dem nun die<br />

Anlegung der jetzigen Fleischerstraße<br />

allmählich folgte.<br />

Im Vordergrund rechts erblicken wir den<br />

Schwibbogen der Plattnerstraße mit dem<br />

Eiflerschen Haus, jenseits der Garküche<br />

und, von ihrem vorspringenden Bau halb<br />

verdeckt, das Haus Nr. 31, die frühere<br />

Löwen-Apotheke, und zwei Häuser weiter<br />

das bekannte Nostitzsche Haus mit dem<br />

Balkon. Quelle: Prof-Ludwig Feyerabend<br />

Alt-Görlitz Einst und Jetzt


Das Haus Wilhelmsplatz 2<br />

wurde durch den Maurermeister<br />

Paul Dubel 1887 für<br />

den Instituts-und Schulvorsteher<br />

Herrn G. Bruk im<br />

Gründerzeitstil erbaut.<br />

Die Eulendarstellungen an der<br />

Vorderfront des Hauses beziehen<br />

sich auf die Nutzung<br />

als Schulhaus und gelten als<br />

Symbol der Weisheit.<br />

Das Haus wurde bis 1910 als<br />

Privatschule genutzt.<br />

Der Beginn der organisierten Caritasarbeit,<br />

als Sorge für Menschen in verschiedensten<br />

Notlagen, hängt eng mit der<br />

Konstitution der Pfarrei Hlg. Kreuz auf der<br />

Struvestaße (1853) und dem beginnenden<br />

Wirken der Schwestern vom Hlg. Carl<br />

Borromäus (1862) zusammen.<br />

Der 1921 gegründete Caritasverein für<br />

Görlitz hatte sich besonders der Armenpflege<br />

verschrieben. Die maßgebliche<br />

Beteiligung bei der 1925 errichteten<br />

Bahnhofsmission, das 1926 errichtete<br />

Waisenhaus in der Blumenstr. 36 und eine<br />

Suppenküche in dem gleichen Gebäude ist<br />

hierfür Beispiel. Ebenfalls 1926 nahm das<br />

Caritassekretariat seine Arbeit auf.<br />

-Anzeige-<br />

Nutzung ab 1910 bis heute<br />

als Wohnhaus, davon im<br />

besonderen 1989 - 1993<br />

im EG.Kathol. Kindergarten<br />

als Ausweichquartier<br />

des Kathol. Kinderhauses<br />

Johannes-Wüsten-Str.22<br />

während dessen Umbaus.<br />

Seit 1957 ist im Hochpaterre<br />

das Caritas-Sekretariat<br />

untergebracht. Im Jahre<br />

2000/2001 erfolgte die Rekonstruktion<br />

des Gebäudes.<br />

Schon damals bestand seine Aufgabe darin,<br />

die soziale Arbeit im Kirchenkreis besonders<br />

in bezug auf die katholischen Pfarrgemeinden<br />

der Stadt anzuregen, zu organisieren<br />

und zu unterstützen.<br />

Seit 1990, dem Jahr der Wiedergründung<br />

des Caritasverbandes als eingetragenem<br />

Verein, mit eigener Rechtsträgerschaft, war<br />

wie über Nacht ein Spitzenverband der<br />

Freien Wohlfahrtspflege und ein anerkannter<br />

Partner der öffentlichen Verwaltung auch<br />

in Görlitz entstanden. Dabei vertritt Caritas<br />

die sozialen Anliegen der Kirche und sieht<br />

sich als Interessenvertreter besonders der<br />

Schwachen und Ausgegrenzten, was an der<br />

1990 wiedereröffneten ökumenischen<br />

Bahnhofsmission abgelesen werden kann.


Im Ausbau der traditionellen Arbeitsfelder<br />

nahm als erste in der Stadt überhaupt, im<br />

Oktober 1990 die Sozialstation „St. Hedwig“,<br />

ihre Arbeit auf. Die liebevolle<br />

Betreuung und Pflege durch Krankenschwestern<br />

und -pfleger in der Häuslichkeit<br />

ergänzt sich durch die allgemeine<br />

soziale Beratung.<br />

Sie wird von Dipl.-Sozialarbeitern durchgeführt<br />

und bemüht sich um ganzheitliche<br />

Lösungen der individuellen Problemlagen<br />

besonders alter Menschen. Dabei stehen<br />

Sicherung des Wohnraumes, Sicherung von<br />

Einkommen (auch Sozialleistungen), Hilfe<br />

bei Überschuldung und Vermittlung zu<br />

weiterführenden Angeboten im Mittelpunkt<br />

der Arbeit.<br />

Caritasheim “St.Hedwig” - Sozialtherapeutische Wohnstätte<br />

für chronisch psychisch kranken Menschen<br />

Die älteste Urkunde, die einen Besitzer des<br />

damaligen Lehngutes und somit dessen<br />

Existenz belegt., stammt aus dem Jahr<br />

<strong>13</strong>87. (Herr Ramphold von Gersdorf ist<br />

der erste Besitzer, den man mit Gewißheit<br />

angeben kann.)<br />

In der Folgezeit<br />

hatte das Gut eine<br />

Vielzahl von Besitzern.<br />

1859 kaufen Frau<br />

Georgine Luise<br />

Dorothee Hüpeden<br />

geb. Hofmeister<br />

und der königliche Oberst a.D.<br />

Leuthold von Kurowski das Gut für<br />

200.000 Taler. Die Geheimratswitwe lässt<br />

das Schloss in seiner jetzigen Form und<br />

Schönheit im Tudorstil *) erbauen.<br />

*aus Elementen der späten Gotik und der dt. und ital. Renaissance<br />

gemischter Baustile in England von etwa 1530 bis Anfang 17.Jh.<br />

Am 17.12.1948 übereignet die Landesregierung<br />

das Schloss endgültig dem<br />

Caritasverband. Am 1. 10. 1949 erhält die<br />

Einrichtung den Namen "Hedwigshaus".<br />

Von 1947 bis 1996 diente es als Alten- und<br />

Pflegeheim. Daneben<br />

wurde es mit<br />

nachhaltiger Unters<br />

t ü t z u n g d e r<br />

Schwestern des Heiligen<br />

Carl Borromäus<br />

zur Kindererholung<br />

genutzt.<br />

Innerhalb der Jahre 1995/96 erfolgte die<br />

Umstrukturierung und Sanierung der<br />

Einrichtung. Seit 1.Juli 1996 befindet sich<br />

sozialtherapeutische Wohnstätte des<br />

Caritasheimes “St. Hedwig” in den<br />

Gebäuden des ehemaligen Schlosses.<br />

-Anzeige-


Der über 12.000 qm große Wilhelmsplatz<br />

gehört zu den schönsten gärtnerisch<br />

gestalteten Plätzen der Stadt Görlitz.<br />

Gegenüber dem historischen Obermarkt<br />

und Untermarkt nimmt er sich noch relativ<br />

jung aus, er existiert erst seit 1848.<br />

Zur damaligen Zeit war er eine größere<br />

unebene Wiese, die von keinem Haus<br />

begrenzt war und für Handelszwecke<br />

genutzt werden konnte. Man nannte diese<br />

Wiese "Neumarkt". Nach 1860 erfolgte die<br />

Einebnung des Neumarktes. Deshalb<br />

erhielt er an beiden Längsseiten eine<br />

Aufpflanzung mit doppelten Baumreihen.<br />

Die Mitte des Platzes zierten Blumen- und<br />

verschiedene Strauchrabatten.<br />

1848 lag für den Neumarkt<br />

ein Umbauungsplan<br />

vor, der aber<br />

nur langsam durch die<br />

Stadtväter realisiert<br />

wurde.<br />

Um 1850 stand sogar für die Ostseite des<br />

damaligen Neumarktes ein Theaterbau zur<br />

Disposition. Doch die Stadtväter entschieden<br />

sich dann für den Standort am<br />

Demianiplatz.<br />

1871 wurde der Neumarkt nach Kaiser<br />

Wilhelm dem I. in "Wilhelmsplatz" umbenannt<br />

. Mit der Namensgebung wurde er<br />

auch gärtnerisch völlig neu gestaltet. In der<br />

Mitte des Platzes wurde ein Springbrunnen<br />

angelegt, den ein Knabe mit Schwan zierte.<br />

Dieser Brunnen musste aber nach kurzer<br />

Zeit wieder abgerissen werden.<br />

Er war völlig brüchig und unansehnlich<br />

geworden.<br />

Der Wilhelmsplatz<br />

um die Jahrhundertwende


1895 wurde an der Ostseite des Wilhelmplatzes<br />

ein lebensgroßes Bronze-Standbild<br />

des ehemaligen General-feldmarschalles<br />

Graf Albrecht von Roon aufgestellt. Graf<br />

Albrecht von Roon war als langjähriger<br />

Minister neben Bismarck und Moltke eine<br />

bekannte Persönlichkeit. 1939 musste das<br />

Standbild weichen, denn auf seinen Platz<br />

kam das große Reiterstandbild des Kaisers.<br />

Seit 1893 hatte dieses seinen Standort in<br />

Höhe des ehemaligen Hotel "Krone" am<br />

Obermarkt.<br />

Bild oben:<br />

Wilhelm II. vor dem eigens errichteten<br />

Kaiserzelt zur Enthüllung des<br />

Kaiser Wilhelm I. Denkmal (Obermarkt)<br />

Bild Seite:<br />

Kaiser Wilhelm I. Denkmal


Das älteste Haus am Wilhelmsplatz ist das<br />

um 1805 entstandene Eckgebäude zur<br />

Jakobstraße, in dem sich die Adlerapotheke<br />

befand. Auf der gleichen Seite entstand<br />

1936 neben der Adlerapotheke infolge<br />

eines Umbaues das "Haus Rüdiger".<br />

Dieses war eine der schönsten Gaststätten<br />

von Görlitz. Das Gebäude war verziert mit<br />

zahlreichen Glas-, Holz- und Keramikarbeiten<br />

Görlitzer Handwerker.<br />

Die frühere bedeutende Görlitzer<br />

Kunsthandlung<br />

von C.Th.<br />

S i n o g o -<br />

w i t z<br />

war<br />

ei<br />

n weiteres Eckgebäude auf der gegenüberliegenden<br />

Platzseite. Die damalige<br />

Provinzial - Gewerbeschule war auf dieser<br />

Seite aus architektonischer Sicht eines der<br />

bedeutendsten und wurde als Prachtbau<br />

bezeichnet. Diese Schule wurde 1872/73<br />

erbaut. Seit 1882 befand sich in diesem<br />

Gebäude die Städtische Höhere Töchterschule.<br />

1911 erhielt sie den Namen "Luisenschule"<br />

und wird bis heute als Gymniasium<br />

genutzt.<br />

Quelle:<br />

Ratsarchiv


..."Das schönste 1974 - 1976 restaurierte<br />

Haus der barocken Richtung in Görlitz ist<br />

das Gebäude Obermarkt 29 von 1718, durch<br />

seinen vorgeschwungenen Balkon auf dem<br />

säulenflankierten Portal markant von allen<br />

anderen Görlitzer Barockbauten unterschieden...<br />

Es zählt nicht nur zu den<br />

schönsten Barockhäusern von Görlitz,<br />

sondern verfügt auch über eine mehr als<br />

280 -jährige Geschichte.<br />

...”Die Form der Anordnung von Portal und<br />

Balkon scheint vom Poppelmann'schen<br />

Taschenbergpalais in Dresden erfahren zu<br />

haben..."<br />

In diesem fürstlichen Barockhaus nahmen<br />

August der Starke, Zar Alexander I. von<br />

Rußland und mehrmals Napoleon I. Quartier.<br />

Am 20. August 18<strong>13</strong> nahm von dem<br />

Balkon des Hauses Napoleon I. eine<br />

Truppenschau ab. Auch der preußische<br />

König Friedrich Wilhelm der III. wurde vor<br />

dem Haus von den Görlitzern begrüßt.<br />

1822 richtete die Stadt Görlitz in dem<br />

Gebäude ein Steueramt ein.<br />

Quelle: Ernst Heinz Lemper<br />

"Görlitz - Eine historische<br />

Topografie"; S. 122/123<br />

Obermarkt 29 Frontal<br />

und als Ansicht von der<br />

Ecke Fleischerstraße


“Das Goldene Kreuz” (Langenstraße 37)<br />

ist ein Grundstück von bedeutender Tiefe,<br />

das bis zum Jüdenring durchgeht. Das Haus<br />

wird schon im <strong>13</strong>. Jahrhundert genannt und<br />

ist wiederholt bei großen Bränden eingeäschert<br />

worden; zuletzt am 31. Juli 1717,<br />

dem größten Brandunglück, das Görlitz<br />

betroffen hat. Von jeher war es ein Gast- und<br />

Brauhof. Das Vorderhaus zeigt eine gute<br />

Barockfassade, deren schönster Schmuck<br />

das prächtige Sandsteinportal ist. In dem<br />

gespaltenen Giebelgesims grüßt das Schild<br />

mit dem goldenen Kreuz unter der Krone.<br />

Es zählt mit dem von Schrickellschen (Nr.<br />

41) und dem von Antonschen Haus (Nr. 43)<br />

zu den guten mittleren Barockhäusern und<br />

mit ihnen zu den Zierden der Langenstraße.<br />

Wir kommen nunmehr<br />

zu den Gasthäusern, die<br />

ehemals vor den Toren<br />

der Stadt lagen und besonders<br />

solchen Fremden<br />

und Frachtfuhrleuten<br />

willkommene<br />

Unterkunft boten, die<br />

erst nach Toresschluss<br />

die Stadt erreichen.<br />

Am Reichenbacher Tor nennt unser<br />

Wegweiser als ältestes das umfangreiche Ge<br />

höft der “Goldenen Sonne”, in dessen<br />

geräumigen Hofraum mit seinen Ställen<br />

und Remisen, besonders an Markttagen, ein<br />

buntes Leben und Treiben herrschte.<br />

In frühesten Zeiten “Die drei Krebse”<br />

benannt, wird es als “Goldene Sonne”<br />

bereits 1676 erwähnt und war besonders<br />

wichtig, weil es an der großen Verkehrsstraße<br />

nach Bautzen hin lag. Leider ist bei<br />

einer Erneuerung des Einfahrttores das<br />

Wahrzeichen des alten Gasthofes, die<br />

goldene Sonne mit ihrem Strahlenkranz<br />

verschwunden, der erst in heutiger Zeit<br />

wieder ergänzt wurde.


Wenden wir uns dem Demianiplatz zu und<br />

wandern am Theater vorüber, so erstrahlte<br />

hier, wo heute das Karstadt-Gebäude steht,<br />

einer der beliebtesten und bekanntesten<br />

Gasthöfe der Stadt der “Goldene Strauß”.<br />

Auf alten Zeichnungen und Bildern sehen<br />

wir den “goldenen Strauß” als mittleres<br />

Barockhaus mit Mansarde und hübschen<br />

Rundbogenportal, über dem das Wirtshausschild<br />

prangte.<br />

Späterhin wurde das zweite Stockwerk<br />

ausgebaut und auch der Eingang verlegt.<br />

Der “Strauß” war immer ein beliebtes<br />

Absteigequartier mit Ausspannung, ein<br />

renommiertes Hotel und ein beliebter<br />

Treffpunkt für den Abend, wobei Küche und<br />

Keller durch ihre Güte einen weithin guten<br />

Ruf erlangt hatten.,<br />

Das alte Hotel zum Strauss<br />

daß dem großen Kaufhaus<br />

auf dem Demianiplatz<br />

wich.<br />

Auch in der alten Neißevorstadt gibt der<br />

Wegweiser zwei Gasthöfe an.<br />

Zunächst das große Gehöft von “Stadt<br />

Breslau”, gar stattlich an der Steigung der<br />

Straße gleichen Namens gelegen. Es besaß<br />

in früherer Zeit noch besondere Bedeutung,<br />

indem hier die große Handelstraße von<br />

Erfurt und Leipzig über Görlitz, Breslau<br />

weiter nach Krakau und dem Fernen Osten<br />

hin vorüberführte.<br />

Wie ein Stück Heimatgeschichte mutet die<br />

ganze Umgebung an. Das alte, stattliche<br />

Haus, breit und behaglich, der weite Hof mit<br />

den großen Stallungen, durch das die<br />

hochbeladenen Frachtwagen aus- und<br />

einfuhren.


Ein zweiter Vorstadtgasthof mit<br />

Tanzsaal war der “Blaue Hecht”,<br />

später “Stadt Wien”, gleichfalls an<br />

der Breslauer Straße (Nr. 10) vor<br />

dem jenseitigen Neißtor gelegen.<br />

Heute, wo seit einiger Zeit der<br />

Gasthofsbetrieb eingestellt ist, lässt<br />

nur noch das große Einfahrtsgewölbe<br />

auf seine frühere Bestimmung<br />

schließen.<br />

1810, bei Rückkehr der sächsischen<br />

Truppen nach der Schlacht bei<br />

Wagram, wurde dem Görlitzer Bataillon<br />

“Niesemeuschel” hier ein großes Volksfest<br />

gegeben, zu dem die Soldaten auch ihre<br />

“Weiber und Kinder” mitbringen durften.<br />

Alte Görlitzer Gasthäuser mit Tanzsälen, in<br />

denen der Vergnügungsdrang breiter<br />

Volksschichten sich auslebt, waren ferner<br />

im Norden der Stadt am Nikolaigraben der<br />

“Kronprinz”, später “Gasthof zur<br />

Altstadt”, und der “Russische Kaiser”, zu<br />

dieser Zeit “Goldener Löwe” benannt. Wie<br />

schon in alter Zeit die Straßen meist nach<br />

der Richtung, die sie einschlugen, benannt<br />

wurden, so führen auch die daran liegenden<br />

Gasthöfe oft diesbezügliche Städtenamen.<br />

So finden wir am Ende der Bautzener<br />

Straße, also an der Straße nach Sachsen hin,<br />

den “Gasthof zur Stadt Leipzig”, einst ein<br />

großes Eckgehöft mit Kaffeegarten und<br />

Breslauer Straße (heute in Zgorzelec)<br />

einem Wiesenplan. Es war in den 60er und<br />

70er Jahren des 19. Jahrhunderts ein beliebter<br />

Nachmittagstreffpunkt besonders, wenn<br />

am Freitag die tüchtige Wirtin Frau Haupt<br />

ihre trefflichen Käsekeulchen buk.<br />

>> Fortsetzung folgt


-Anzeige-<br />

-Anzeige-<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag Ruhetag<br />

Di.-Fr. 11.30-14.30 und 18-24 Uhr<br />

Sa. 18-24 Uhr & So. 11.30-14.30 Uhr<br />

Neißstr. 27<br />

02826 Görlitz<br />

Tel.: 03581/ 879 579


Die Carl-von-Ossietzky-Straße hieß früher wende auf der Seydewitzerstraße entstanden<br />

sind, ist das heutige Berufsschul-<br />

Seydewitzstraße.<br />

Dr. Otto Theodor von Seydewitz war zentrum das bedeutenste Jugendstilgebäude.<br />

Oberpräsident der Provinz Schlesien und<br />

hat sich um Görlitz sehr verdient gemacht. 19<strong>13</strong> wurde dieses schmucke Doppelgebäude<br />

mit Uhrturm als "Görlitzer höhere<br />

(z.B. bei der Gewerbe- und Industrieausstellung<br />

1885 auf dem damaligen Lehranstalt" erbaut.<br />

Dresdner Platz)<br />

In den 90´er Jahren wurde das Gebäude<br />

Nach 1945 wurde diese Prachtstraße in saniert und ersteht seit dem wieder im alten<br />

Carl-von-Ossietzky-Straße umbenannt. Glanz.<br />

Neben den zahlreichen Gründer- und<br />

Jugendstilvillen, die um die Jahrhundert- Quelle:Ratsarchiv


sofort Schlüsselnachfertigung<br />

-Anzeige-<br />

Der enorme Reichtum des alten Görlitz<br />

resultierte nicht nur aus den Erträgen des<br />

Handels und des Handwerks, sondern auch<br />

aus den Erlösen einer umfangreichen Forstund<br />

Teichwirtschaft.<br />

Bereits im 14. und 15. Jahrhundert kaufte<br />

der sehr umsichtige Rat von den Landesherren<br />

und adligen Grundherren riesige<br />

Wald- und Heideflächen an. Allein die<br />

Görlitzer Heide zwischen Penzig und<br />

Langenau, Birkenlache und Neuhaus<br />

umfasste 27.850 ha Land. So zählte die<br />

Stadt Görlitz bis zum Jahre 1945 zu den<br />

größten kommunalen Landbesitzern<br />

Deutschlands.<br />

Auch die Jagd, eine der vielen Nebennutzungen<br />

in den städtischen Forsten,<br />

brachte dem Stadtsäckel oft recht<br />

erquickliche Gewinne und verbesserte<br />

besonders in den häufigen Notzeiten die<br />

Fleischversorgung der Bürgerschaft. So<br />

erlegten die städtischen Revierförster im<br />

Rechnungsjahr 1780/81 die stattliche Zahl<br />

von 160 Hirschen, 50 Rehen, 56<br />

Wildschweinen, 92 Hasen, 43 Rebhühnern<br />

und zahlreiche Drosseln, Auerhähne,<br />

Birkhühner, Enten, Gänse, Füchse, Marder<br />

und Ottern.<br />

Nach Abzug aller Unkosten flossen<br />

immerhin 757 Taler in die Stadtkasse.<br />

Das entsprach etwa der Hälfte der Einnahmen<br />

aus dem städtischen Geschoss.<br />

Die Bedeutung der Einnahmen wird im<br />

Vergleich zu den Löhnen der Zeit deutlich.<br />

Der Stadtchirurg erhielt im genannten<br />

Rechnungsjahr fünf Taler Jahreslohn.<br />

Das Jagdrecht auf den städtischen Ländereien<br />

lag allein beim Görlitzer Rat. Dieser<br />

musste sich zu seinem Leidwesen immer<br />

wieder und besonders in Notzeiten mit<br />

Wilderern herumschlagen. Zahlreiche<br />

Gerichtsfälle und landesherrliche Mandate<br />

aus dem 17. und 18. Jahrhundert künden<br />

von einer Zunahme dieses, wesentlich der<br />

Not der Zeit geschuldeten Phänomens. In<br />

den landesherrlichen Mandaten aus der Zeit<br />

August des Starken wider die "Raub-<br />

Schützen" wurden drakonische Strafen<br />

angeordnet. Ergriffenen Wilderern drohte<br />

Staupenschlag (öffentliches Auspeitschen)<br />

und die Landesverweisung. Auf das Ausräubern<br />

von Vogelnestern wurden fünf Taler<br />

Strafgeld fällig - der Jahreslohn des besagten<br />

Stadtchirurgen !! Wurde jemand beim<br />

Wildern auf fremden Grund ertappt, sollte<br />

er sogar 30 Taler Strafgeld legen.<br />

So mancher benachbarte Rittergutsbesitzer<br />

beauftragte seinen Jäger ganz diskret,<br />

heimlich den Wildreichtum der Görlitzer für<br />

die eigene Küche nutzbar zu machen.<br />

Durch uns sind Sie vor Dieben sicher.<br />

Fachbetrieb für:<br />

- Gebäude- und<br />

Wohnungsabsicherung<br />

- Schließanlagen<br />

- Tür- und Fensterbeschläge<br />

- Tresore für jeden Bedarf<br />

- Fluchtwegsysteme<br />

Salomonstr.23•Görlitz•Tel.: 03581/ 40 54 04•Fax: 40 28 11•Notruf: 0171/74 208 67<br />

e-Mail: plaeschke-goerlitz@t-online.de • http://www.plaegoe.sagenet.de


Einen Wilddieb vom Format des legendären<br />

erzgebirgischen Carl Stülpner gab es<br />

in unseren Wäldern aber nicht. Doch gab es<br />

1735 einen Wilderer namens Hans Brodtag,<br />

Bürger von Rothenburg, welches dem Görlitzer<br />

Kaufmann Gottfried Schneider<br />

gehörte. Der Görlitzer Rat schilderte in<br />

einem bitterbösen Brief an Schneider eine<br />

empörende Tat: Am 17. Mai 1735, gegen 3<br />

Uhr in der Frühe, habe Brodtag einen<br />

Hirsch auf der Stange zur Grenze der<br />

Görlitzer Heide getragen, dort auf einen<br />

Schiebbock gelegt und wäre dann hinweg<br />

geeilt. Zwei Görlitzer Untertanen hatten ihn<br />

dabei überrascht und zur Rede gestellt.<br />

Natürlich behauptete er, der Hirsch sei<br />

auf Rothenburger Grund und Boden<br />

gestellt worden. Schneider<br />

nimmt seinen Untertanen in<br />

Schutz und behauptet der Hirsch<br />

Görlitz 1793<br />

hätte sich nach dem Todesschuss noch auf<br />

Görlitzer Grund geschleppt. Man einigte<br />

sich jedoch nicht und stritt beim Landvogt<br />

in Bautzen weiter. - Im Dezember 1785<br />

ereignete sich ein ähnlich typischer Fall.<br />

Der Oberförster stellte im Nieder-Bielauer<br />

Revier einen Raubschützen. Es kam zu<br />

einem wilden Handgemenge. Dem wakkeren<br />

Förster gelang es, dem Wilderer die<br />

auf ihn gerichtete Wild-Büchse zu entreißen.<br />

Jener konnte aber nach Nieder-<br />

Neundorf flüchten. Der Rat bat deshalb den<br />

Nieder-Neundorfer Grundherren Rudolf<br />

Ernst von Nostitz um Hilfe. Dieser stellte<br />

Nachforschungen an und war in deren<br />

Ergebnis entsetzt darüber, dass sein<br />

habgieriger Dorfschulze<br />

Hans Georg Lange den<br />

"berüchtigten böhmischen<br />

Wilddieb" in seinem Hause<br />

Herberge gegeben hatte, -<br />

also sein Komplize geworden<br />

war. Lange, so versicherte<br />

Nostitz, sollte hart<br />

bestraft werden. Der Wilddieb<br />

freilich entkam. Es<br />

handelte sich um Anton<br />

Hürtig, einen Deserteur<br />

und berüchtigten Raubschützen<br />

aus Böhmen.<br />

Siegfried Hoche, Ratsarchivar


Zeittafel des Gebäudes<br />

um 1550<br />

Entstehung des Renaissance Gebäudes<br />

1570-1614<br />

lebte Barthel Scholz, welcher sich später<br />

Bartholomäus Scultetus nannte, seit 1570<br />

bis zu seinem Tode in diesem Haus. Er<br />

war ein angesehener Bürger der Stadt<br />

Görlitz und bekleidete sechsmal das Amt<br />

des Bürgermeisters. Er war Historiker,<br />

Mathematiker, Techniker, Kartograf,<br />

Astronom und Berater des Kaisers. Mit<br />

eigener Hand schrieb Scultetus das<br />

Brauregister, dass die Jahre 1571 bis 1612<br />

umfasste. Aus dieem Brauregister erfuhr<br />

man, wer die Brauberechtigten waren und<br />

wieviel man brauen durfte. Das<br />

Brauregister enthielt auch die<br />

Brauordnung.<br />

1717<br />

nach dem Stadtbrand in Görlitz erhielt das<br />

Haus eine schlichte Barockfassade<br />

1880<br />

Veränderung der Fassade durch mehr<br />

Schmuckelemente des Barocks; gastronomische<br />

Nutzung des Erdgeschosses<br />

durch die Gaststätte "Zur engen Weste”<br />

1957<br />

Instandsetzung des Hauses<br />

Sanierung von 9 Wohnungen<br />

Entfernung der zusätzlich angebrachten<br />

barocken Schmuckelemente;Aufarbeitung<br />

des alten Sandsteinschmuckes, Öffnung<br />

der Balustern im Innenhof<br />

1995 - 1997<br />

Sanierung des Gebäudes im Erdgeschoß<br />

Schaffung einer gastronomischen<br />

Einrichtung, in Anlehnung an die frühere<br />

Nutzung<br />

in den Obergeschossen Nutzung als<br />

Wohnraum.


-Verlagssonderveröffentlichung-<br />

Das Portal erstrahlt<br />

wieder in neuem<br />

Glanz<br />

Idyllisch der Lichthof<br />

Die historischen Gewölbe in ihrem<br />

unverwechselbaren Flair<br />

Eine Gedenktafel für Bartholomäus<br />

Scultetus ist im Hausinneren befestigt.


Das 1949 eingemeindete Weinhübel hieß<br />

bis 1936 Leschwitz. Die eindeutschende<br />

Namensgebung knüpft an den die Südostecke<br />

der Innenstadt begrenzenden, <strong>13</strong>98<br />

bereits erwähnten Weinberg an. Dass im<br />

Mittelalter auf dem Südhang bis in die frühe<br />

Neuzeit Wein angebaut wurde, gilt als<br />

sicher. Die Geländekarte von Görlitz und<br />

Umgebung aus dem Jahre 1779 nennt hier<br />

die "Weinberge", womit eine Verlängerung<br />

des Weinberges gemeint war, um die die<br />

Landstraße nach Zittau einen beachtlichen<br />

Bogen machen mußte. Die nördliche<br />

Hangseite hatte 1869 die damalige<br />

Aktienbrauerei für ihre Werkbauten beansprucht,<br />

die südliche erwarb 1885 die<br />

Stadt vom Dominium Leschwitz.<br />

Der hölzerne Aussichtsturm der Gewerbeund<br />

Industrieausstellung von 1885 verlieh<br />

dem als Ausflugsstätte viel besuchten<br />

Weinberghaus eine besondere Anziehung.<br />

Ganz in der Nähe befindet sich das mit<br />

Plastiken und Reliefs in Bronze reich<br />

ausgestattete Monolith-Denkmal von 1898<br />

für Robert Oettel, einem international<br />

bekannten Görlitzer Rassegeflügelzüchter.<br />

1976 wurde die bewaldete Höhe durch die<br />

schnell volkstümlich gewordene<br />

Parkeisenbahn bereichert.<br />

Weinberghaus<br />

mit Aussichtsturm


Die Waggons werden von einer verkleinerten<br />

Nachbildung der ersten in<br />

Deutschland eingesetzten Lokomotive<br />

"Adler"die die Strecke Nürnberg-Fürth<br />

befuhr, gezogen. Die Anlage war eine<br />

Leistung mehrerer Görlitzer Betriebe,<br />

insbesondere der Waggonbauer, für die<br />

Kinder der Stadt Görlitz, ihre kleine und<br />

großen Gäste. Bis heute ist sie als besondere<br />

Attraktion nicht mehr aus dem touristischen<br />

Angebot der Stadt wegzudenken.<br />

Görlitzer Parkeisenbahn<br />

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Leschwitzer<br />

Gemarkung vom Görlitzer Magistrat<br />

für die städtische Wasserversorgung und<br />

von Görlitzer Bauherren beansprucht.<br />

Seit 1930 wird die Zittauer Straße bis<br />

Leschwitz von der elektrischen Straßenbahn<br />

befahren und damit eine engere<br />

Verbindung zum Bahnhof und der Görlitzer<br />

Innenstadt hergestellt. Südlich des Weinberges,<br />

zwischen Neiße und Zittauer Straße,<br />

entstand eine Freizeit- und Erholungslandschaft<br />

mit dem ab 1946 geschaffenen<br />

Volksbad, Sportstätten und Stadion.<br />

Die seit 1875 bestehende und 1905<br />

ausgebaute Bahnstation in Weinhübel<br />

ermöglichte die Entwicklung von Gewerbeund<br />

Wohnbauten. 1956 wurde damit<br />

begonnen, die Areale beiderseits der<br />

Zittauer Straße, zwischen dem Sportplatzgelände<br />

im Norden und der alten Ortslage<br />

von Leschwitz im Süden mit Reihenmietshäusern<br />

zu bebauen.<br />

Das ehemalige Dorf Leschwitz, <strong>13</strong>05<br />

erstmalig erwähnt, liegt im Südosten des<br />

Stadtteils an einer Schleife der Neiße, wo an<br />

höchster Stelle die Dorfkirche errichtet<br />

wurde. In der äußeren Gestaltung ein<br />

spätgotischer Bau mit stark eingezogenem<br />

Chor. Das mit Stichkappen gewölbte<br />

Langhaus deckt ein steiles Satteldach, über<br />

dem sich ein schieferverkleideter Dachreiterturm<br />

erhebt. Die Ausstattung ist<br />

barock, die Taufe von 1675/80, der Altar<br />

von Jakob Riese um 1860 und die Kanzel<br />

von 1725/30.<br />

Quelle: Ratsarchiv<br />

Ab sofort:


Die Zittauer Straße gehört zu den ältesten<br />

Straßen der Stadt. Bis 1864 hießen die<br />

Häuser einfach "An der Zittauer Chausee",<br />

ab 1868 klang die Bezeichnung "An der<br />

Zittauer Straße" schon städtischer. Es<br />

standen damals weit vor den Toren der Stadt<br />

<strong>13</strong> Häuser. 1872 war die Zahl der Häuser auf<br />

19 angestiegen und der Name "Zittauer<br />

Chausee" wieder angenommen.<br />

1883 erhielt sie endgültig den bis heute<br />

üblichen Namen "Zittauer Straße".<br />

Sie zählte damals erst 23 Häuser. Dann<br />

machte sich ein langsamer Anstieg in der<br />

Bebauung bemerkbar.<br />

1893 wurde das Gelände in 88 Baustellen<br />

aufgeschlossen.<br />

Vor dem Ersten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit<br />

wurden schöne Plätze, die der<br />

Gegend einen ganz anderen Ausdruck verliehen,<br />

geschaffen. So entstand z.B. der<br />

Schmuckplatz am Schützenhaus.<br />

Um die Jahrhundertwende hat sich die<br />

Zittauer Straße gewandelt. Der Bau der<br />

katholischen Jakobuskirche und der daneben<br />

stehenden großen Herrlingschen Häuser<br />

mit der dadurch bedingten Verbreiterung<br />

der Zittauer Straße stellt den Beginn einer<br />

neuen Bauperiode dar, die durch den Ausbau<br />

der Seydewitzer- (jetzt Carl-von-Ossietzky-<br />

Str.), der Lessing- und Goethestraße<br />

eingeleitet wurde.<br />

Quelle: Ratsarchiv Band 21, 1935 -<br />

Straßenbezeichnung - S. 371<br />

Felsdurchstich<br />

der<br />

Görlitz-Zittauer<br />

Bahn<br />

am Schützenhaus


Es gibt wohl wenige Berge, die so<br />

vielbeschrieben und abgebildet<br />

worden sind wie der "Oybin" bei<br />

Zittau und selten kommt wohl ein<br />

Besucher in das "Zittauer Gebirge"<br />

ohne den "Oybin" zu besuchen.<br />

Wenn man nach Oybin<br />

kommt, hat man links den<br />

"Töpferberg", dessen Felsenkrone<br />

die Gestalt eines sitzenden<br />

Adlers hat, rechts vom "Ameisenberg"<br />

und in der Mitte zeigt sich<br />

der als Grenzstein liegende<br />

"Hochwald". Die Straße geht nun<br />

etwas bergan, zur linken erhebt sich das<br />

romantische "Oybiner Tal" mit seiner<br />

Mühle, oben angelangt darf man nicht<br />

vergessen auf den vorspringenden Hügel zu<br />

treten, wo ein steinernes Kreuz, welches die<br />

Jahreszahl 1670 trägt und an eine Mordtat<br />

erinnert, steht, von hier hat man eine<br />

herrliche Aussicht auf Zittau.<br />

Selten findet man eine so vielfältige<br />

Gestaltung der Landschaft wie im Südosten<br />

Sachsens. Auf engstem Raum liegen<br />

Sandsteinberge mit bizarren Felsen,<br />

Vulkankuppen und Basaltdecken mit<br />

naturnahen Laubwäldern und Talkessel mit<br />

landwirtschaftlich genutzten Flächen und<br />

ihren Ortschaften zusammen. Beachtlich<br />

sind auch die Höhenunterschiede im Kreis<br />

Zittau. Die Geländehöhen reichen von<br />

220m im Neißetal bis 793m auf dem Gipfel<br />

der Lausche. Bei einem Blick von der<br />

"Lausche" oder dem "Hochwald", den<br />

beiden höchsten Bergen des Zittauer<br />

Gebirges, erkennt man diese Vielfalt auf<br />

eindrucksvolle Weise. Vom Hochwald<br />

schaut man in das fruchtbare "Zittauer<br />

Becken".<br />

-Anzeige-


Im Hintergrund sind vulkanische Restberge,<br />

wie Kottmar und weiter am Horizont<br />

die langgestreckten Granitkämme des<br />

Lausitzer Berglandes mit "Valtenberg",<br />

"Czorneboh" und" Bieleboh" zu sehen. Im<br />

Osten setzt sich das Gebirge über Sandsteinberge<br />

bei Lückendorf bis zum langgestreckten<br />

"Jeschkenkamm" mit dem<br />

1010m hohen "Jeschken" bei Liberec fort.<br />

Dahinter erkennt man jenseits des Neißetals<br />

das "Iser- und Riesengebirge". Im Süden<br />

befinden sich eine Vielzahl einzeln<br />

stehender Vulkanberge, dazu weite Wälder<br />

und Ortschaften. Der Blick<br />

nach Westen beschließt die<br />

Rundsicht über das vulkanische<br />

Lausitzer Gebirge bis<br />

zu den Tafelbergen der<br />

"Sächsischen Schweiz" und<br />

dem Kamm des "Osterzgebirges".<br />

In der Steinkohlenzeit, das<br />

war vor etwa 800 Mio.<br />

Jahren, erstreckte sich quer<br />

durch unser Gebiet das<br />

"Varszische Gebirge". Es<br />

zog sich von Südfrankreich<br />

nach Nordosten bis in die<br />

Oberlausitz hin und bog hier nach Südosten<br />

in Richtung der Sudeten ab. Diese Struktur<br />

erkennt man heute noch in der Form der<br />

39<br />

Richtung des Erzgebirges und Sudetengebirges,<br />

wie "Jeschken-, Riesen- und<br />

Altvatergebirge".<br />

Im Drehpunkt diese System liegt die<br />

Oberlausitz und das das "Zittauer Gebirge".<br />

Diese Gebirge bestand aus Grauwacke,<br />

einem Sedimentgestein des Erdaltertums. In<br />

dieses Faltengebirge drang aus dem<br />

Erdinnern flüssiges Magma ein, das jedoch<br />

nicht die Deckschicht durchdrang und zu<br />

Granit erstarrte.<br />

Das Zittauer Gebirge mit Lausche


Die darüber liegende Schicht (die<br />

Oberlausitz war damals Festland) wurde<br />

durch die Erosion abgetragen, so das der<br />

Granit zum Vorschein kam.<br />

Das Granitgebiet der Oberlausitz ist das<br />

größte in Mitteleuropa und bildet auch den<br />

Untergrund des Zittauer Gebirges. Die<br />

Grauwacke findet man nur noch vereinzelt<br />

im Norden und Süden des Granitgebietes,<br />

so z. B. im Nordwest- Lausitzer Gebirgszug<br />

zwischen Kamenz und Bischofswerda. Aus<br />

alten Gesteinen besteht auch der Jeschken-<br />

Kamm.<br />

Im Jonsdorfer "Mühlsteinbruchgebiet" sind<br />

viele in der Folge des Vulkanismus entstandenen<br />

Formen, wie Säulensandstein,<br />

Spalten und Eisenerzplatten zu sehen. Der<br />

durch die Hitze gehärtete Sandstein wurde<br />

dabei wirtschaftlich zu Mühlsteinen<br />

verarbeitet. Teilweise war das vulkanische<br />

Gestein jedoch härter als die Umgebung, so<br />

das die Gangfüllung als freistehender<br />

Felsen herausgeformt wurde.<br />

Diese Erscheinung erkennt man am<br />

"Johannisstein" und der "Sängerhöhe" bei<br />

Waltersdorf. Nachdem ab 1800 in Olbersdorf<br />

bei Zittau Untertagebau auf Kohle<br />

betrieben wurde, entstand ab 1920 ein<br />

Tagebau, der großzügig erweitert werden<br />

sollte. Er hätte unübersehbare Auswirkungen<br />

auf unsere Landschaft gehabt.<br />

Infolge der politischen Wende, wurde<br />

jedoch entschieden, diesen Tagebau zu<br />

schließen. Weitere Bergbauversuche auf<br />

Silber gab es bei Waltersdorf und Bertsdorf.<br />

Die Ausbeute war jedoch, wie in anderen<br />

Gegenden der Lausitz, so gering, so daß die<br />

Stollen bald wieder geschlossen wurden.<br />

Die letzte Gestaltung der Landschaft<br />

erfolgte mit der Eiszeit, das Eis drang dabei<br />

bis in die Gebirgstäler vor. Der ehemalige<br />

Eisrand ist durch die sogenannte Feuersteinlinie<br />

gezeichnet. Ein Gedenkstein<br />

befindet sich am Bahnhof Oybin. Mit der<br />

Eiszeit kam es zu Lößbildungen, Schotterablagerungen<br />

in den Flußtälern und starker<br />

Erosion. In dieser Zeit entstanden die<br />

Engtäler der Neiße und anderer Lausitzer<br />

Flüsse. Auch heute noch formen Wind und<br />

Wetter an den Sandsteinfelsen. Aus all<br />

diesen geschilderten erdgeschichtlichen<br />

Vorgängen ist das heutige Bild unserer<br />

Landschaft entstanden. Dem Besucher sind<br />

der Naturlehrpfad durch die "Jonsdorfer<br />

Felsenstadt" sowie ein Besuch des Dr.-<br />

Kurt-Heinke- Museums in Zittau sicher<br />

eine wertvolle Hilfe für weitere Erkenntnisse.<br />

Quelle: Christian Weise Bibliothek<br />

aus: "Südliche Oberlausitz Zittau"/<br />

“Zittavia”<br />

Druckerei Duennbier


Die Redaktion von Stadtbild Görlitz<br />

interviewte im Januar <strong>2002</strong> den frischgebackenen<br />

Bürgermeister von Markersdorf<br />

Red.:Welche für Sie bedeutenden Daten<br />

würden Sie in einem kurzen Lebenslauf<br />

nennen ?<br />

Th.K.: Ich wurde am 21.September 1960<br />

in Binz auf der Insel Rügen geboren. 1984<br />

bin ich nach Friedersdorf bei Görlitz<br />

gezogen. In der Landwirtschaft habe ich<br />

den Beruf eines Melkers erlernt. Nach dem<br />

Ingenieurstudium und verschiedenen Aufgaben<br />

im Managementbereich wurde ich<br />

1989 zum LPG-Vorsitzenden gewählt.<br />

Durch die Umwandlung der LPG nach der<br />

politischen Wende übte ich die Tätigkeit als<br />

Agrarvorsitzenden bis zur Wahl als<br />

Bürgermeister im August 2001 aus. Ich bin<br />

verheiratet und Vater von drei Kindern.<br />

Red.: Wie hat sich die Struktur der<br />

Kommune in den letzten Jahren verändert?<br />

Th. K.: Die Kommune Markersdorf mit den<br />

7 Ortsteilen hatte zum 31.12.2001 4.573<br />

Einwohner. Das charakterisiert eine<br />

planmäßige und kontinuierliche Einwohnerentwicklung.<br />

In den nächsten Jahren<br />

gehe ich davon aus, dass sich die<br />

Einwohnerzahl weiter erhöhen wird..<br />

Zur Unternehmensansiedlung möchte ich<br />

sagen, dass wir zur Zeit in der Kommune<br />

Markersdorf 245 angemeldete Gewerbe,<br />

darunter 74 Handwerksbetriebe, 56 Handelsunternehmen<br />

und 12 Beherbergungen<br />

(Hotels, Gaststätten, Pensionen) verzeichnen<br />

können.Entsprechend der günstigen<br />

infrastrukturellen Bedingungen, dem<br />

Vorhandensein von zwei eigenen Gewerbegebieten<br />

und dem gut ausgebauten Straßennetz<br />

wird ein weiterer kontinuierlicher Anstieg<br />

der Gewerbeanmeldungen erwartet.<br />

Das Gewerbegebiet Markersdorf ist zur Zeit<br />

zu 75 Prozent ausgelastet.<br />

Große Erwartungen setzen wir in das<br />

Gewerbegebiet Friedersdorf, dass sind ca.<br />

52 Hektar. Das gesamte Gewerbegebiet<br />

wurde von der Gewerblichen Gebäudevermietung<br />

Bad Honnef käuflich erworben.<br />

Das bedeutet, dass diese 52 ha Zug um Zug<br />

den Unternehmen zur Ansiedlung angeboten<br />

werden können. Sie übernimmt auch<br />

den Vertrieb der Gewerbeflächen.<br />

Das Unternehmen Birkenstock plant hier<br />

mit 18 Hallen die Produktion aufzunehmen.<br />

Es siedeln sich aber auch andere<br />

Unternehmen des produzierendes Gewerbe<br />

an, die neben der allgemeinen Produktion<br />

auch anteilig für das Unternehmen


Birkenstock arbeiten. Auf dieser Basis Ein Neubau eines Möbelhauses ist geplant.<br />

sollen 200 bis 300 Arbeitsplätze entstehen.<br />

Die derzeit nicht gewerblich genutzten<br />

Flächen werden bis zur Vergabe landwirtschaftlich<br />

genutzt.<br />

Zur Ansiedlung des Unternehmens Birkenstock<br />

möchte ich noch folgendes ergänzen:<br />

Red.: Wie hat sich die Vereinstätigkeit<br />

entwickelt?<br />

Th. K.: In jedem der sieben Ortsteile haben<br />

wir eine aktive Vereinstätigkeit zu verzeichnen.<br />

Jeder Ortsteil verfügt über<br />

Der erste Spatenstich für die Ansiedlung des<br />

Unternehmens wurde offiziell am 11. geeignete Räume, um ein aktives Vereinsleben<br />

zu organisieren. In fünf Ortsteilen<br />

Dezember 2001 in Anwesenheit von Herrn<br />

Staatssekretär Fehse und dem Landrat gibt es Seniorenbetreuungsvereine. Auch<br />

Herrn Lange ausgeführt.<br />

unsere Sportvereine sind aktiv tätig; hier<br />

Die erste Produktionshalle soll entsprechend<br />

sind insbesondere Grün Weiß Gersdorf,<br />

der Richtlinien im Mai <strong>2002</strong> LSV Friedersdorf und der SV Holtendorf<br />

fertiggestellt sein , damit sie an die äußere sowie die Tennisfreunde Gersdorf zu<br />

Erschließung angeführt werden kann, die nennen. Das Zusammenwirken der<br />

parallel dazu ab Mitte Januar 2001 durchgeführt<br />

Kommune mit dem Unternehmerverband,<br />

wird. Im Mittelpunkt dieser der die gemeinnützigen Vereine fördert, ist<br />

Maßnahmen stehen der Bau der Abwasser- ebenfalls gut einzuschätzen. Ein wichtiger<br />

und Gasleitung. Zur Zeit laufen Absprachen Bestandteil in den Ortsteilen sind die<br />

für die weitere innere Erschließung des freiwilligen Feuerwehren, die neben dem<br />

Gewerbegebietes, damit auch straßenbauseitige<br />

Pflichtdienst auch das kulturelle Leben<br />

Maßnahmen abgesichert werden bereichern.<br />

können.<br />

Abschließend noch ein paar Worte zur<br />

Auch das Gewerbegebiet "Hoterberg", das Schulnetzplanung. Hier konzentrieren wir<br />

die Stadt Görlitz und die Kommunen unsere Kräfte auf die Erhaltung der<br />

Königshain und Markersdorf gemeinsam in Mittelschule Markersdorf. Die Infrastruktur<br />

Form eines Zweckverbandes betreiben, hat ist bezüglich der Kindereinrichtungen in<br />

sich positiv entwickelt. Hier haben sich unserer Kommune als positiv zu werten; wir<br />

insbesondere Handelsunternehmen angesiedelt.<br />

haben momentan fünf Kindertagesstätten.<br />

Red.: Wir danken für das Gespräch


Das Unternehmen hat sich seit seiner Gründung im Jahre 1973 von einem handwerklichen<br />

Betrieb zum erfolgreichen und modernen mittelständischen Industrieunternehmen mit <strong>13</strong>0<br />

Mitarbeitern entwickelt.<br />

Wir sind stets darauf bedacht, den Leistungsumfang des Unternehmens zu erweitern und<br />

haben in folgenden Geschäftsbereichen eine große Zahl von Referenzobjekten<br />

vorzuweisen:


Sie überbringen Glückwünsche, sind<br />

Dankeschön und letzter Gruß.<br />

An den Wendepunkten des Lebens<br />

gehören sie einfach dazu.<br />

Um Anteilnahme beim Tod eines Menschen<br />

auszudrücken, bedarf es keines Blumenmeer’s.<br />

Ein kleiner Strauß, eine Blüte nur,<br />

ein Zweig können tiefe Verbundenheit<br />

zeigen, betrachtet man ihren Symbolgehalt,<br />

der sich nun schon über viele Generationen<br />

hinweg hält: die rote Rose der Liebe, das<br />

treue Vergißmeinnicht...<br />

Der gewundene Kranz ist Sinnbild für den<br />

Kreis des Lebens. Schon im Altertum zierte<br />

er Sieger im Krieg und in Kampfspielen.<br />

Ägypter, Griechen, Römer und Germanen,<br />

sie alle weihten ihre Toten durch Kränze.<br />

Wir kennen voluminöse Grabkränze aus<br />

Efeu und Nadelzweigen, verziert mit<br />

riesigen Schleifen und goldener Inschrift.<br />

Wagen wir uns doch an schlichtere<br />

Modelle, klein und locker gewunden,<br />

verziert mit schmückenden Blüten.<br />

Für Menschen, die das Landleben liebten,<br />

aus verschiedenen Getreidesorten, Margeriten,<br />

Mohn- und Kornblumen, für<br />

Gourmets und Hobbyköche aus Küchenkräutern.<br />

Warum gestalten Sie nicht selbst einen<br />

Kranz während der Trauerfeier?<br />

Der Kranzkörper aus Buchsbaum, Myrthe,<br />

Rosmarin, Immergrün- oder Efeuranken<br />

kann schon vorbereitet auf dem Sarg liegen<br />

und jeder Trauergast steckt aus einem<br />

bereitgestellten Weidenkorb eine Blüte auf.<br />

Nehmen Sie Blumen als Erinnerung an die<br />

Trauerfeier mit nach Hause. Lassen Sie an<br />

das Grab Vergissmeinnicht, Veilchen oder<br />

Männertreu stellen und bitten Sie die Gäste,<br />

sich ein Töpfchen zu nehmen. Verteilen Sie<br />

aus einem Füllhorn langstielige Blüten oder<br />

geben Sie den Gästen am Ausgang der<br />

Feierhalle kurze Rosen - in Palmzweigen<br />

mit Bast eingebunden - auf den Weg.<br />

Der letzte Gruß an den Toten ist - neben dem<br />

Berühren des Sarges - meist die Handvoll<br />

Erde oder der Nachwerfstrauß am offenen<br />

Grab.<br />

Liebevoller, zärtlicher, vor allem aber<br />

individueller können Blütenblätter oder<br />

Blumenköpfe der Lieblingsblumen des<br />

Verstorbenen sein, die in einer Schale bereit<br />

stehen oder am Revers getragen werden und<br />

die über dem Sarg oder die Urne gestreut<br />

werden.


Die Geburt, der Frühling, symbolisieren Sie<br />

durch eine Vielzahl von Teelichtern und<br />

ersten Frühblühern.<br />

Besprechen Sie ihre Wünsche mit dem<br />

Bestatter Ihrer Wahl. Er wird diese mit<br />

erfahrenen Floristen umsetzen.<br />

Erzählen Sie etwas von dem Menschen, von<br />

dem Sie Abschied nehmen müssen, seinem<br />

Stil, seinen Vorlieben, seiner Lebenszeit.<br />

Nur so kann der Blumenschmuck ein ganz<br />

persönlicher sein.<br />

Haben Sie mehr<br />

Mut zu einer<br />

neuen Trauerkultur.<br />

Ingeborg Klose<br />

Sofern Zeit und Raum es hergeben, können<br />

Sie die Feierhalle so gestalten, dass<br />

Vergänglichkeit und der Kreislauf des<br />

Lebens optisch als Bild entstehen.<br />

Das Sterben, im Jahreskreis der Winter,<br />

können Sie durch Koniferen und<br />

Christrosen sowie verschieden hohe<br />

Altarkerzen versinnbildlichen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!