13_Ausgabe Februar 2002
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Der<br />
Wilhelmsplatz<br />
Der Görlitzer Pönfall<br />
3. Kapitel<br />
Geschichte & Gegenwart<br />
vom Stadtteil Weinhübel<br />
Im Blickpunkt:<br />
Die Steinstraße
Für Görlitz sind besonders die individuell gestalteten<br />
Straßenzüge und historischen Plätze charakteristisch. Reizvolle<br />
handwerkliche Ornamente und Fassaden, die eine erfahrene<br />
Görlitzer Handwerkertradition über Jahrhunderte zu nutzen<br />
verstand, prägen das Erscheinungsbild dieser Stadt.<br />
Die Peterstraße mit dem Scultetushaus, die Steinstraße, der<br />
Obermarkt mit dem Napoleonhaus, der Wilhelmsplatz und die<br />
Carl - von - Ossietzky -Straße (früher Seydewitzer Straße) sind<br />
Ausdruck dieses innerstädtischen Ensembles.<br />
Aber auch die Zittauer Straße, das Weinberghaus und der<br />
Stadtteil Weinhübel sind Zeugen für die gestalterischen<br />
Elemente der Gründerzeit und vom Reichtum dieser Stadt.<br />
Mehr über diese historischen Inhalte und Zusammenhänge<br />
können Sie in diesem "Stadtbild" erfahren.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
natürlich findet auch Aktuelles aus Görlitz und dem Umland<br />
seinen Platz.<br />
Das Interview mit dem Markersdorfer Bürgermeister Thomas<br />
Knack wird ebenso Ihr Interesse finden wie die Visitenkarten<br />
alteingesessener Firmen und Firmengründer aus der Region.<br />
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Viel Spaß beim Lesen<br />
wünscht die Redaktion von Stadtbild
Das neue Jahr zog durch das Land und es<br />
brachte gleich seine eigenen Aufregungen<br />
mit sich. Am 14. Januar hatte "König<br />
Ferdinand" ein nicht zu mißverstehendes<br />
Aufgebot an die Sechsstädte erlassen.<br />
"Aufzusein gegen den Ächter "Johann<br />
Friedrich " ehemals Kurfürsten von<br />
Sachsen, bei Vermeidung eines Pönfalls.”<br />
Der Bürgermeister "Jacob Rößler" verlas<br />
das dem versammelten Rat. Man sah, dass<br />
der König in der Klemme war und in<br />
dieser Klemme sah man ihn gern.<br />
Es war als ginge der Geist des "Johannes<br />
Haß" um, als prüfe er jeden einzelnen der<br />
Ratsherren auf Herz und Nieren. Keine<br />
Sorge, sie waren bei ihm in die Lehre<br />
gegangen, hatten gesehen, dass man die<br />
Großen mit Bestechung, die Kleinen mit<br />
dem Henker regiert. Es gab vielleicht einige<br />
unter den Jüngeren, die etwas ahnten von<br />
einer neuen Zeit die herauf dämmerte,<br />
aber es schwamm ihnen alles noch vor<br />
den Augen, sie hätten auch nicht<br />
gewagt, einen neuen Kurs<br />
vorzuschlagen.<br />
Blick auf Görlitz, etwa von<br />
der heutigen Berliner Straße aus
Welchen Kurs übrigens? Es stand ja alles so<br />
gut, so mitten im reinen Golde, man<br />
brauchte nichts zu tun, als die bewährten<br />
Rezepte weiter anzuwenden. Und das tat<br />
man auch in diesem Falle. Gesetzt,<br />
Ferdinand siegte wirklich, so war es<br />
vielleicht das Beste, wenn man den Schein<br />
zu wahren suchte und Truppen versprach,<br />
aber wenn der Kurfürst gewann, so mochte<br />
es immerhin gut sein, wenn die städtischen<br />
Truppen nicht gerade in den Krieg<br />
verwickelt würden. Man einigte sich mit<br />
dem Adel, der 1000 Reiter absandte. Ein<br />
Ratsherr meinte, es sei besser, wenn die 500<br />
städtischen Fußtruppen gemeinsam mit<br />
dem Adel zögen, man habe doch gewisse<br />
Verabredungen seinerseits getroffen und es<br />
sei besser, wenn man den Adel der Oberlausitz<br />
nicht außer Sichtweite kommen<br />
lasse. Aber dieser Einwand wurde für nichts<br />
erachtet, solle der Adel schon jetzt machen<br />
was er wolle, gegen die Städte sei er<br />
ohnehin machtlos. Außerdem habe auch der<br />
Adel die Hilfe nur auf zwei Monate bewilligt.<br />
Es komme darauf an, dass die<br />
Görlitzer Truppen marschieren und nicht,<br />
dass sie kämpfen. Erst am 25. <strong>Februar</strong><br />
zogen sie ab, eine Mannschaft, die übel<br />
zusammengeworfen, schlecht besoldet und<br />
so behandelt wurde, dass es schon hinter<br />
Görlitz zu der ersten Meuterei kam.<br />
Herrlich war das eigentlich, denn das gab<br />
nun wieder guten Grund zum Aufenthalt.<br />
Man mußte nur die verfluchten zwei<br />
Monate herumbringen, dann war alles in<br />
bester Ordnung und der König konnte<br />
nichts sagen. Die Kriegsknechte der Sechsstädte<br />
spielten und soffen von einem Tag in<br />
den anderen. Und dann waren die zwei<br />
Monate um, es war zu keiner Schlacht gekommen.<br />
Da setzten sich die Führer der<br />
Städte mit den Führern der Edelleute<br />
zusammen und sagten, das sie morgen am<br />
24. April, ihre Söldner entlassen möchten<br />
und ob die Herren das gleiche tun würden.<br />
Aber natürlich würden sie. Und die<br />
Edelleute zwinkerten einander zu, hoben<br />
die Becher, zu den Städtischen und<br />
pokulierten die Nacht hindurch. Dann<br />
schwangen sie sich im Morgengrauen auf<br />
ihre Gäule und ließen sich den Rausch aus<br />
dem Gehirn wehen. Sie wollten die verhassten<br />
Städter ruhig abmustern lassen,<br />
ihnen war eine andere Kunde von ihren Vertrauten<br />
beim Heere des Königs zugetragen<br />
worden: heute, ausgerechnet am letzten<br />
Tage der zwei Monate, mußte es zur<br />
entscheidenden Schlacht kommen. Diesen<br />
einen Tag wartete man am besten noch ab,<br />
siegte der Kurfürst, dann war man noch weit<br />
genug von Hieb und Schuß, gewann aber<br />
Ferdinand, dann hatte man seine tausend
Reiter doch immerhin zur Verfügung<br />
gehalten, während die Städter ihr Volk<br />
inzwischen heimgeschickt hatten.<br />
Dann konnte man sie in die Pön nehmen, die<br />
stolzen Ratsherren auf die Erde beugen.<br />
Als die Reiter beim König ankamen,<br />
da war die Schlacht bei<br />
Mühlberg geschlagen, und<br />
Ferdinand hatte gesiegt.<br />
Und unter den oberlausitzischen<br />
Edelleuten<br />
gab es ein Händeschütteln<br />
und Grinsen<br />
sondergleichen.<br />
Die Städter hatten<br />
tatsächlich ihre<br />
Truppen am gleichen<br />
Tage entlohnt.<br />
Entlohnt, trotzdem<br />
der König in einem<br />
Schreiben kurz zuvor<br />
sie noch gebeten hatte,<br />
die Hilfskräfte weitere<br />
zwei Monate ihm zu<br />
belassen.<br />
Wieder ist es Sommer geworden,<br />
man ist schon im<br />
August. Eine drückende Atmosphäre<br />
lastet über den Sechsstädten, aber nicht von<br />
der sommerlichen Hitze, man hätte diese<br />
gerne ertragen, wenn man sichere Nach-<br />
richten vom König gehabt hätte.<br />
Die Ratsherren zeigten sich immer seltener<br />
auf den Straßen. Man hatte diese Sache auf<br />
die leichte Schulter genommen. Nun was<br />
würde "Johannes Haß" getan haben?<br />
Er würde gezahlt haben. Man<br />
brachte 4000 Gulden auf,<br />
man sandte eine Reihe<br />
Wagen mit Proviant.<br />
Aber sieh da, der König<br />
sandte das alles zurück.<br />
Als die Wagen<br />
am 2. Juni, wieder in<br />
Görlitz einfuhren, da<br />
wusste man, dass<br />
man sich abermals<br />
verrechnet hatte.<br />
Nun aber war man<br />
fassungslos.<br />
Der Adel war der<br />
erste Fehler gewesen,<br />
er stand nicht hinter<br />
den Städten, sondern<br />
hinter dem König. Gold<br />
nahm der König auch nicht<br />
mehr - ja, da war man am<br />
Ende seiner hohen Politik. Und<br />
dann kam der 9. August und zeigte den<br />
Herren der Stadt Görlitz, was sie eigentlich<br />
noch wert waren: auf Befehl des Königs<br />
mußten die Bürgermeister, Richter und Räte<br />
Kurfürst Johann Friedrich<br />
( nach L. Cranach)
sowie die Ältesten der Handwerke<br />
mit allen ihren Privilegien und<br />
Freiheitsbriefen sich nach Prag<br />
begeben, um sich dort zu verantworten.<br />
Unter denen die mit nach<br />
Prag müssen, ist auch Meister<br />
Nickel Breuer. Seine Tochter<br />
Barbara und Albrecht nehmen<br />
Abschied von ihm. Er hatte alles<br />
aufgeboten, den alten Mann zu<br />
überreden sich ins Bett zu legen und<br />
krank zu sein; der Alte will nicht. Er<br />
meint nur lächelnd, dass er und die<br />
anderen Handwerksmeister nun auf diese<br />
Weise gleichsam in den Rat der Stadt<br />
Görlitz eingezogen seien, aber man dürfe<br />
die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen,<br />
dem Rat zu zeigen, dass man, wo nicht in<br />
guten Tagen, so doch in schlechten<br />
mitregieren könne und wohl auch zu<br />
brauchen sei. "Ja wisst ihr denn aber nicht<br />
Meister Nickel, wer in Prag das Gericht<br />
abhält?" "Nun, doch der König !" Da lacht<br />
der Albrecht bitter auf: "Das sagen vielleicht<br />
die Ratsherren der Sechsstädte ! Aber<br />
ich weiß es anders. In Prag ist der Adel der<br />
Lausitz versammelt. Nun geht allerdings<br />
auch ein Schein von Blässe über das Antlitz<br />
des Meisters Nickel, aber nur einen Augenblick,<br />
da fasst er sich schon wieder: "Ja,<br />
wenn es an dem ist, dann nehmt unsere<br />
Namen nur in das Kirchengebet auf."<br />
"Meister, was soll das heißen, wollt ihr denn<br />
immer noch nicht hierbleiben ?"<br />
Da strafft sich dessen Gestalt über das Maß<br />
seiner Jahre und er fragt dagegen: "Meister<br />
Albrecht, wenn an Euch der Ruf ergangen<br />
wäre, würdet Ihr hierbleiben ? Auch Ihr<br />
würdet gehen, denn Ihr seit ein Görlitzer<br />
und ein Ehrenmann. Entweder man hat eine<br />
Heimat, und dann hat man sie auch in<br />
schlechten Zeiten, oder man weiß überhaupt<br />
nichts vom Leben. Jetzt gilt es zu zeigen,<br />
dass Macht und Freiheit nicht bei dem<br />
ist, der Gold hat, sondern bei dem, der<br />
aufrecht steht auch im Unglück und in der<br />
Armut.<br />
Steht aber der Weg in die Kerker des<br />
Königs, nun, desto besser, die Kerker der<br />
Könige waren noch immer Lehrstuben der<br />
Freiheit.<br />
Fortsetzung folgt<br />
-Anzeige-
Das <strong>13</strong>05 erstmals erwähnte Steintor beim<br />
Dicken Turm am Ausgang der Steinstraße<br />
schützte ursprünglich die wichtige südliche<br />
Zufahrt von Prag über Zittau.<br />
Das Tor selbst fiel in den Jahren 1838-1848<br />
mit den anderen westlichen und südlichen<br />
Befestigungen. Es entstand in der Gegend<br />
des heutigen Naturkundemuseums am<br />
Marienplatz. Der Dicke oder Frauenturm,<br />
früher auch Steinturm genannt, ist seit 1852<br />
mit dem Sandsteinrelief des 1433 von<br />
Kaiser Sigismund verliehenen Görlitzer<br />
Stadtwappens geschmückt, einer prächtigen<br />
spätgotischen Arbeit von 1477 .<br />
Die Steinstraße ( Sephiazeichnung<br />
von Chr. Nathe 1800 )<br />
Die Wappenschrift >> INVIA<br />
VIRTUTI NULLA EST VIA -<br />
Der Tapferkeit ist kein Weg<br />
unmöglich
Der Rat beantragte 1474 bei König<br />
Matthias Corvinus >>das angehobene und<br />
unvollbrachte Gebäude, das etwa zubauen<br />
angehoben ist
Noch ehe 1255 die älteste Stadt Görlitz ihre<br />
erste Erweiterung erfuhr, stand vor dem<br />
ehemaligen Obertor (Brüderstraße) das<br />
Kloster mit seiner Kirche.<br />
Schmucklos im Äußeren, wie es die<br />
Franziskanerregel vorschreibt, ist sie doch<br />
die älteste Kirche in Görlitz, die im<br />
wesentlichen ihre Gestalt bewahrt hat, weil<br />
sie nie durch Brand beschädigt wurde.<br />
Klein am Anfang wurde sie <strong>13</strong>81<br />
um den ganzen heutigen Chorgleichzeitig<br />
der nicht allen<br />
anbau verlängert und wohl auch<br />
Franziskanerkirchen eigene<br />
schlanke Turm, der Mönch,<br />
erbaut.<br />
Halten wir von unserem Standpunkte, dem<br />
Westausgang der Brüderstraße, Umschau<br />
über den Obermarkt, wie er in der ersten<br />
Hälfte des vorigen Jahrhunderts aussah, so<br />
erblickten wir zunächst links das Höersche<br />
Haus in seiner alten Gestalt, und hinter dem<br />
Mönch, den 1476 die Mönche an die Stadt<br />
abgetreten hatten, die Buden an der Kirche,<br />
die 1841 abgebrochen wurden.<br />
Links neben dem Reichenbacher Tor sehen<br />
wir ein vorgebautes Haus, das mit dem<br />
Reichenbacher Tore fiel. Zwischen ihm<br />
und der Stadtmauer, die sich in nördbacher<br />
Tor aus zog,<br />
licher Richtung vom Reichenbefand<br />
sich die<br />
enge Brand-<br />
gasse.
Jene war mit dem Haus zeitweise durch<br />
einen Strebebogen verbunden . Es ragte,<br />
wie man sieht, weit in die Häuserflucht des<br />
Obermarktes hinein und sollte deshalb aus<br />
Verkehrsrücksichten beseitigt und mit<br />
zurückgeschobener Front neu aufgebaut<br />
werden. Die Stadt kaufte es 1844 vom<br />
Riemermeister Theurig, um es unter den<br />
genannten Bedingungen 1851 an den<br />
Müllermeister Schüller aus Ludwigsdorf zu<br />
verkaufen, für den Maurermeister Lissel<br />
nunmehr das große, heute die Ecke<br />
Obermarkt und Demianiplatz bildende<br />
Gebäude aufführte. Die Mitte des Platzes<br />
nimmt das Salzhaus ein, das nach vielen<br />
Gegenvorstellungen der Bürgerschaft im<br />
Jahre 1851 abgebrochen wurde, und ganz<br />
im Vordergrund der schöne Brunnen, der<br />
nach dem Bau des jetzigen Gymnasiums<br />
mit einem Kostenaufwand von <strong>13</strong>.000 Taler<br />
an die Ostfront dieses neuen Gebäudes<br />
versetzt wurde. Er stand gegenüber den<br />
Fleischbänken, deren schmale Front nach<br />
dem Obermarkt wir an dem in den Platz<br />
hineinragenden Beischlag, der kleinen<br />
Freitreppe, erkennen, auf der man zu der<br />
zwei Stockwerke hohen steinernen<br />
Garküche emporsteigen konnte, deren Bau<br />
im Jahre 1568 begonnen worden war. Im<br />
Jahre 1826 aber war bereits der Antrag auf<br />
Verkauf und Abbruch wegen Baufälligkeit<br />
der Fleischbänke gestellt worden, allein die<br />
Verhandlungen zwischen dem Fleischermittel<br />
und der Stadt, der an Stelle des nur<br />
7 - 8 Fuß breiten Gässchens, das die<br />
Fleischbänke entlang vom Obermarkt bis<br />
zur Langenstraße führte, eine breite<br />
Verbindungsstraße nach dem Nikolaiviertel<br />
im höchsten Grad erwünscht erschien,<br />
zogen sich ganze 26 Jahre hin, bis endlich<br />
1852 der Kaufvertrag zum Zwecke des<br />
Abbruchs geschlossen wurde, dem nun die<br />
Anlegung der jetzigen Fleischerstraße<br />
allmählich folgte.<br />
Im Vordergrund rechts erblicken wir den<br />
Schwibbogen der Plattnerstraße mit dem<br />
Eiflerschen Haus, jenseits der Garküche<br />
und, von ihrem vorspringenden Bau halb<br />
verdeckt, das Haus Nr. 31, die frühere<br />
Löwen-Apotheke, und zwei Häuser weiter<br />
das bekannte Nostitzsche Haus mit dem<br />
Balkon. Quelle: Prof-Ludwig Feyerabend<br />
Alt-Görlitz Einst und Jetzt
Das Haus Wilhelmsplatz 2<br />
wurde durch den Maurermeister<br />
Paul Dubel 1887 für<br />
den Instituts-und Schulvorsteher<br />
Herrn G. Bruk im<br />
Gründerzeitstil erbaut.<br />
Die Eulendarstellungen an der<br />
Vorderfront des Hauses beziehen<br />
sich auf die Nutzung<br />
als Schulhaus und gelten als<br />
Symbol der Weisheit.<br />
Das Haus wurde bis 1910 als<br />
Privatschule genutzt.<br />
Der Beginn der organisierten Caritasarbeit,<br />
als Sorge für Menschen in verschiedensten<br />
Notlagen, hängt eng mit der<br />
Konstitution der Pfarrei Hlg. Kreuz auf der<br />
Struvestaße (1853) und dem beginnenden<br />
Wirken der Schwestern vom Hlg. Carl<br />
Borromäus (1862) zusammen.<br />
Der 1921 gegründete Caritasverein für<br />
Görlitz hatte sich besonders der Armenpflege<br />
verschrieben. Die maßgebliche<br />
Beteiligung bei der 1925 errichteten<br />
Bahnhofsmission, das 1926 errichtete<br />
Waisenhaus in der Blumenstr. 36 und eine<br />
Suppenküche in dem gleichen Gebäude ist<br />
hierfür Beispiel. Ebenfalls 1926 nahm das<br />
Caritassekretariat seine Arbeit auf.<br />
-Anzeige-<br />
Nutzung ab 1910 bis heute<br />
als Wohnhaus, davon im<br />
besonderen 1989 - 1993<br />
im EG.Kathol. Kindergarten<br />
als Ausweichquartier<br />
des Kathol. Kinderhauses<br />
Johannes-Wüsten-Str.22<br />
während dessen Umbaus.<br />
Seit 1957 ist im Hochpaterre<br />
das Caritas-Sekretariat<br />
untergebracht. Im Jahre<br />
2000/2001 erfolgte die Rekonstruktion<br />
des Gebäudes.<br />
Schon damals bestand seine Aufgabe darin,<br />
die soziale Arbeit im Kirchenkreis besonders<br />
in bezug auf die katholischen Pfarrgemeinden<br />
der Stadt anzuregen, zu organisieren<br />
und zu unterstützen.<br />
Seit 1990, dem Jahr der Wiedergründung<br />
des Caritasverbandes als eingetragenem<br />
Verein, mit eigener Rechtsträgerschaft, war<br />
wie über Nacht ein Spitzenverband der<br />
Freien Wohlfahrtspflege und ein anerkannter<br />
Partner der öffentlichen Verwaltung auch<br />
in Görlitz entstanden. Dabei vertritt Caritas<br />
die sozialen Anliegen der Kirche und sieht<br />
sich als Interessenvertreter besonders der<br />
Schwachen und Ausgegrenzten, was an der<br />
1990 wiedereröffneten ökumenischen<br />
Bahnhofsmission abgelesen werden kann.
Im Ausbau der traditionellen Arbeitsfelder<br />
nahm als erste in der Stadt überhaupt, im<br />
Oktober 1990 die Sozialstation „St. Hedwig“,<br />
ihre Arbeit auf. Die liebevolle<br />
Betreuung und Pflege durch Krankenschwestern<br />
und -pfleger in der Häuslichkeit<br />
ergänzt sich durch die allgemeine<br />
soziale Beratung.<br />
Sie wird von Dipl.-Sozialarbeitern durchgeführt<br />
und bemüht sich um ganzheitliche<br />
Lösungen der individuellen Problemlagen<br />
besonders alter Menschen. Dabei stehen<br />
Sicherung des Wohnraumes, Sicherung von<br />
Einkommen (auch Sozialleistungen), Hilfe<br />
bei Überschuldung und Vermittlung zu<br />
weiterführenden Angeboten im Mittelpunkt<br />
der Arbeit.<br />
Caritasheim “St.Hedwig” - Sozialtherapeutische Wohnstätte<br />
für chronisch psychisch kranken Menschen<br />
Die älteste Urkunde, die einen Besitzer des<br />
damaligen Lehngutes und somit dessen<br />
Existenz belegt., stammt aus dem Jahr<br />
<strong>13</strong>87. (Herr Ramphold von Gersdorf ist<br />
der erste Besitzer, den man mit Gewißheit<br />
angeben kann.)<br />
In der Folgezeit<br />
hatte das Gut eine<br />
Vielzahl von Besitzern.<br />
1859 kaufen Frau<br />
Georgine Luise<br />
Dorothee Hüpeden<br />
geb. Hofmeister<br />
und der königliche Oberst a.D.<br />
Leuthold von Kurowski das Gut für<br />
200.000 Taler. Die Geheimratswitwe lässt<br />
das Schloss in seiner jetzigen Form und<br />
Schönheit im Tudorstil *) erbauen.<br />
*aus Elementen der späten Gotik und der dt. und ital. Renaissance<br />
gemischter Baustile in England von etwa 1530 bis Anfang 17.Jh.<br />
Am 17.12.1948 übereignet die Landesregierung<br />
das Schloss endgültig dem<br />
Caritasverband. Am 1. 10. 1949 erhält die<br />
Einrichtung den Namen "Hedwigshaus".<br />
Von 1947 bis 1996 diente es als Alten- und<br />
Pflegeheim. Daneben<br />
wurde es mit<br />
nachhaltiger Unters<br />
t ü t z u n g d e r<br />
Schwestern des Heiligen<br />
Carl Borromäus<br />
zur Kindererholung<br />
genutzt.<br />
Innerhalb der Jahre 1995/96 erfolgte die<br />
Umstrukturierung und Sanierung der<br />
Einrichtung. Seit 1.Juli 1996 befindet sich<br />
sozialtherapeutische Wohnstätte des<br />
Caritasheimes “St. Hedwig” in den<br />
Gebäuden des ehemaligen Schlosses.<br />
-Anzeige-
Der über 12.000 qm große Wilhelmsplatz<br />
gehört zu den schönsten gärtnerisch<br />
gestalteten Plätzen der Stadt Görlitz.<br />
Gegenüber dem historischen Obermarkt<br />
und Untermarkt nimmt er sich noch relativ<br />
jung aus, er existiert erst seit 1848.<br />
Zur damaligen Zeit war er eine größere<br />
unebene Wiese, die von keinem Haus<br />
begrenzt war und für Handelszwecke<br />
genutzt werden konnte. Man nannte diese<br />
Wiese "Neumarkt". Nach 1860 erfolgte die<br />
Einebnung des Neumarktes. Deshalb<br />
erhielt er an beiden Längsseiten eine<br />
Aufpflanzung mit doppelten Baumreihen.<br />
Die Mitte des Platzes zierten Blumen- und<br />
verschiedene Strauchrabatten.<br />
1848 lag für den Neumarkt<br />
ein Umbauungsplan<br />
vor, der aber<br />
nur langsam durch die<br />
Stadtväter realisiert<br />
wurde.<br />
Um 1850 stand sogar für die Ostseite des<br />
damaligen Neumarktes ein Theaterbau zur<br />
Disposition. Doch die Stadtväter entschieden<br />
sich dann für den Standort am<br />
Demianiplatz.<br />
1871 wurde der Neumarkt nach Kaiser<br />
Wilhelm dem I. in "Wilhelmsplatz" umbenannt<br />
. Mit der Namensgebung wurde er<br />
auch gärtnerisch völlig neu gestaltet. In der<br />
Mitte des Platzes wurde ein Springbrunnen<br />
angelegt, den ein Knabe mit Schwan zierte.<br />
Dieser Brunnen musste aber nach kurzer<br />
Zeit wieder abgerissen werden.<br />
Er war völlig brüchig und unansehnlich<br />
geworden.<br />
Der Wilhelmsplatz<br />
um die Jahrhundertwende
1895 wurde an der Ostseite des Wilhelmplatzes<br />
ein lebensgroßes Bronze-Standbild<br />
des ehemaligen General-feldmarschalles<br />
Graf Albrecht von Roon aufgestellt. Graf<br />
Albrecht von Roon war als langjähriger<br />
Minister neben Bismarck und Moltke eine<br />
bekannte Persönlichkeit. 1939 musste das<br />
Standbild weichen, denn auf seinen Platz<br />
kam das große Reiterstandbild des Kaisers.<br />
Seit 1893 hatte dieses seinen Standort in<br />
Höhe des ehemaligen Hotel "Krone" am<br />
Obermarkt.<br />
Bild oben:<br />
Wilhelm II. vor dem eigens errichteten<br />
Kaiserzelt zur Enthüllung des<br />
Kaiser Wilhelm I. Denkmal (Obermarkt)<br />
Bild Seite:<br />
Kaiser Wilhelm I. Denkmal
Das älteste Haus am Wilhelmsplatz ist das<br />
um 1805 entstandene Eckgebäude zur<br />
Jakobstraße, in dem sich die Adlerapotheke<br />
befand. Auf der gleichen Seite entstand<br />
1936 neben der Adlerapotheke infolge<br />
eines Umbaues das "Haus Rüdiger".<br />
Dieses war eine der schönsten Gaststätten<br />
von Görlitz. Das Gebäude war verziert mit<br />
zahlreichen Glas-, Holz- und Keramikarbeiten<br />
Görlitzer Handwerker.<br />
Die frühere bedeutende Görlitzer<br />
Kunsthandlung<br />
von C.Th.<br />
S i n o g o -<br />
w i t z<br />
war<br />
ei<br />
n weiteres Eckgebäude auf der gegenüberliegenden<br />
Platzseite. Die damalige<br />
Provinzial - Gewerbeschule war auf dieser<br />
Seite aus architektonischer Sicht eines der<br />
bedeutendsten und wurde als Prachtbau<br />
bezeichnet. Diese Schule wurde 1872/73<br />
erbaut. Seit 1882 befand sich in diesem<br />
Gebäude die Städtische Höhere Töchterschule.<br />
1911 erhielt sie den Namen "Luisenschule"<br />
und wird bis heute als Gymniasium<br />
genutzt.<br />
Quelle:<br />
Ratsarchiv
..."Das schönste 1974 - 1976 restaurierte<br />
Haus der barocken Richtung in Görlitz ist<br />
das Gebäude Obermarkt 29 von 1718, durch<br />
seinen vorgeschwungenen Balkon auf dem<br />
säulenflankierten Portal markant von allen<br />
anderen Görlitzer Barockbauten unterschieden...<br />
Es zählt nicht nur zu den<br />
schönsten Barockhäusern von Görlitz,<br />
sondern verfügt auch über eine mehr als<br />
280 -jährige Geschichte.<br />
...”Die Form der Anordnung von Portal und<br />
Balkon scheint vom Poppelmann'schen<br />
Taschenbergpalais in Dresden erfahren zu<br />
haben..."<br />
In diesem fürstlichen Barockhaus nahmen<br />
August der Starke, Zar Alexander I. von<br />
Rußland und mehrmals Napoleon I. Quartier.<br />
Am 20. August 18<strong>13</strong> nahm von dem<br />
Balkon des Hauses Napoleon I. eine<br />
Truppenschau ab. Auch der preußische<br />
König Friedrich Wilhelm der III. wurde vor<br />
dem Haus von den Görlitzern begrüßt.<br />
1822 richtete die Stadt Görlitz in dem<br />
Gebäude ein Steueramt ein.<br />
Quelle: Ernst Heinz Lemper<br />
"Görlitz - Eine historische<br />
Topografie"; S. 122/123<br />
Obermarkt 29 Frontal<br />
und als Ansicht von der<br />
Ecke Fleischerstraße
“Das Goldene Kreuz” (Langenstraße 37)<br />
ist ein Grundstück von bedeutender Tiefe,<br />
das bis zum Jüdenring durchgeht. Das Haus<br />
wird schon im <strong>13</strong>. Jahrhundert genannt und<br />
ist wiederholt bei großen Bränden eingeäschert<br />
worden; zuletzt am 31. Juli 1717,<br />
dem größten Brandunglück, das Görlitz<br />
betroffen hat. Von jeher war es ein Gast- und<br />
Brauhof. Das Vorderhaus zeigt eine gute<br />
Barockfassade, deren schönster Schmuck<br />
das prächtige Sandsteinportal ist. In dem<br />
gespaltenen Giebelgesims grüßt das Schild<br />
mit dem goldenen Kreuz unter der Krone.<br />
Es zählt mit dem von Schrickellschen (Nr.<br />
41) und dem von Antonschen Haus (Nr. 43)<br />
zu den guten mittleren Barockhäusern und<br />
mit ihnen zu den Zierden der Langenstraße.<br />
Wir kommen nunmehr<br />
zu den Gasthäusern, die<br />
ehemals vor den Toren<br />
der Stadt lagen und besonders<br />
solchen Fremden<br />
und Frachtfuhrleuten<br />
willkommene<br />
Unterkunft boten, die<br />
erst nach Toresschluss<br />
die Stadt erreichen.<br />
Am Reichenbacher Tor nennt unser<br />
Wegweiser als ältestes das umfangreiche Ge<br />
höft der “Goldenen Sonne”, in dessen<br />
geräumigen Hofraum mit seinen Ställen<br />
und Remisen, besonders an Markttagen, ein<br />
buntes Leben und Treiben herrschte.<br />
In frühesten Zeiten “Die drei Krebse”<br />
benannt, wird es als “Goldene Sonne”<br />
bereits 1676 erwähnt und war besonders<br />
wichtig, weil es an der großen Verkehrsstraße<br />
nach Bautzen hin lag. Leider ist bei<br />
einer Erneuerung des Einfahrttores das<br />
Wahrzeichen des alten Gasthofes, die<br />
goldene Sonne mit ihrem Strahlenkranz<br />
verschwunden, der erst in heutiger Zeit<br />
wieder ergänzt wurde.
Wenden wir uns dem Demianiplatz zu und<br />
wandern am Theater vorüber, so erstrahlte<br />
hier, wo heute das Karstadt-Gebäude steht,<br />
einer der beliebtesten und bekanntesten<br />
Gasthöfe der Stadt der “Goldene Strauß”.<br />
Auf alten Zeichnungen und Bildern sehen<br />
wir den “goldenen Strauß” als mittleres<br />
Barockhaus mit Mansarde und hübschen<br />
Rundbogenportal, über dem das Wirtshausschild<br />
prangte.<br />
Späterhin wurde das zweite Stockwerk<br />
ausgebaut und auch der Eingang verlegt.<br />
Der “Strauß” war immer ein beliebtes<br />
Absteigequartier mit Ausspannung, ein<br />
renommiertes Hotel und ein beliebter<br />
Treffpunkt für den Abend, wobei Küche und<br />
Keller durch ihre Güte einen weithin guten<br />
Ruf erlangt hatten.,<br />
Das alte Hotel zum Strauss<br />
daß dem großen Kaufhaus<br />
auf dem Demianiplatz<br />
wich.<br />
Auch in der alten Neißevorstadt gibt der<br />
Wegweiser zwei Gasthöfe an.<br />
Zunächst das große Gehöft von “Stadt<br />
Breslau”, gar stattlich an der Steigung der<br />
Straße gleichen Namens gelegen. Es besaß<br />
in früherer Zeit noch besondere Bedeutung,<br />
indem hier die große Handelstraße von<br />
Erfurt und Leipzig über Görlitz, Breslau<br />
weiter nach Krakau und dem Fernen Osten<br />
hin vorüberführte.<br />
Wie ein Stück Heimatgeschichte mutet die<br />
ganze Umgebung an. Das alte, stattliche<br />
Haus, breit und behaglich, der weite Hof mit<br />
den großen Stallungen, durch das die<br />
hochbeladenen Frachtwagen aus- und<br />
einfuhren.
Ein zweiter Vorstadtgasthof mit<br />
Tanzsaal war der “Blaue Hecht”,<br />
später “Stadt Wien”, gleichfalls an<br />
der Breslauer Straße (Nr. 10) vor<br />
dem jenseitigen Neißtor gelegen.<br />
Heute, wo seit einiger Zeit der<br />
Gasthofsbetrieb eingestellt ist, lässt<br />
nur noch das große Einfahrtsgewölbe<br />
auf seine frühere Bestimmung<br />
schließen.<br />
1810, bei Rückkehr der sächsischen<br />
Truppen nach der Schlacht bei<br />
Wagram, wurde dem Görlitzer Bataillon<br />
“Niesemeuschel” hier ein großes Volksfest<br />
gegeben, zu dem die Soldaten auch ihre<br />
“Weiber und Kinder” mitbringen durften.<br />
Alte Görlitzer Gasthäuser mit Tanzsälen, in<br />
denen der Vergnügungsdrang breiter<br />
Volksschichten sich auslebt, waren ferner<br />
im Norden der Stadt am Nikolaigraben der<br />
“Kronprinz”, später “Gasthof zur<br />
Altstadt”, und der “Russische Kaiser”, zu<br />
dieser Zeit “Goldener Löwe” benannt. Wie<br />
schon in alter Zeit die Straßen meist nach<br />
der Richtung, die sie einschlugen, benannt<br />
wurden, so führen auch die daran liegenden<br />
Gasthöfe oft diesbezügliche Städtenamen.<br />
So finden wir am Ende der Bautzener<br />
Straße, also an der Straße nach Sachsen hin,<br />
den “Gasthof zur Stadt Leipzig”, einst ein<br />
großes Eckgehöft mit Kaffeegarten und<br />
Breslauer Straße (heute in Zgorzelec)<br />
einem Wiesenplan. Es war in den 60er und<br />
70er Jahren des 19. Jahrhunderts ein beliebter<br />
Nachmittagstreffpunkt besonders, wenn<br />
am Freitag die tüchtige Wirtin Frau Haupt<br />
ihre trefflichen Käsekeulchen buk.<br />
>> Fortsetzung folgt
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Die Carl-von-Ossietzky-Straße hieß früher wende auf der Seydewitzerstraße entstanden<br />
sind, ist das heutige Berufsschul-<br />
Seydewitzstraße.<br />
Dr. Otto Theodor von Seydewitz war zentrum das bedeutenste Jugendstilgebäude.<br />
Oberpräsident der Provinz Schlesien und<br />
hat sich um Görlitz sehr verdient gemacht. 19<strong>13</strong> wurde dieses schmucke Doppelgebäude<br />
mit Uhrturm als "Görlitzer höhere<br />
(z.B. bei der Gewerbe- und Industrieausstellung<br />
1885 auf dem damaligen Lehranstalt" erbaut.<br />
Dresdner Platz)<br />
In den 90´er Jahren wurde das Gebäude<br />
Nach 1945 wurde diese Prachtstraße in saniert und ersteht seit dem wieder im alten<br />
Carl-von-Ossietzky-Straße umbenannt. Glanz.<br />
Neben den zahlreichen Gründer- und<br />
Jugendstilvillen, die um die Jahrhundert- Quelle:Ratsarchiv
sofort Schlüsselnachfertigung<br />
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Der enorme Reichtum des alten Görlitz<br />
resultierte nicht nur aus den Erträgen des<br />
Handels und des Handwerks, sondern auch<br />
aus den Erlösen einer umfangreichen Forstund<br />
Teichwirtschaft.<br />
Bereits im 14. und 15. Jahrhundert kaufte<br />
der sehr umsichtige Rat von den Landesherren<br />
und adligen Grundherren riesige<br />
Wald- und Heideflächen an. Allein die<br />
Görlitzer Heide zwischen Penzig und<br />
Langenau, Birkenlache und Neuhaus<br />
umfasste 27.850 ha Land. So zählte die<br />
Stadt Görlitz bis zum Jahre 1945 zu den<br />
größten kommunalen Landbesitzern<br />
Deutschlands.<br />
Auch die Jagd, eine der vielen Nebennutzungen<br />
in den städtischen Forsten,<br />
brachte dem Stadtsäckel oft recht<br />
erquickliche Gewinne und verbesserte<br />
besonders in den häufigen Notzeiten die<br />
Fleischversorgung der Bürgerschaft. So<br />
erlegten die städtischen Revierförster im<br />
Rechnungsjahr 1780/81 die stattliche Zahl<br />
von 160 Hirschen, 50 Rehen, 56<br />
Wildschweinen, 92 Hasen, 43 Rebhühnern<br />
und zahlreiche Drosseln, Auerhähne,<br />
Birkhühner, Enten, Gänse, Füchse, Marder<br />
und Ottern.<br />
Nach Abzug aller Unkosten flossen<br />
immerhin 757 Taler in die Stadtkasse.<br />
Das entsprach etwa der Hälfte der Einnahmen<br />
aus dem städtischen Geschoss.<br />
Die Bedeutung der Einnahmen wird im<br />
Vergleich zu den Löhnen der Zeit deutlich.<br />
Der Stadtchirurg erhielt im genannten<br />
Rechnungsjahr fünf Taler Jahreslohn.<br />
Das Jagdrecht auf den städtischen Ländereien<br />
lag allein beim Görlitzer Rat. Dieser<br />
musste sich zu seinem Leidwesen immer<br />
wieder und besonders in Notzeiten mit<br />
Wilderern herumschlagen. Zahlreiche<br />
Gerichtsfälle und landesherrliche Mandate<br />
aus dem 17. und 18. Jahrhundert künden<br />
von einer Zunahme dieses, wesentlich der<br />
Not der Zeit geschuldeten Phänomens. In<br />
den landesherrlichen Mandaten aus der Zeit<br />
August des Starken wider die "Raub-<br />
Schützen" wurden drakonische Strafen<br />
angeordnet. Ergriffenen Wilderern drohte<br />
Staupenschlag (öffentliches Auspeitschen)<br />
und die Landesverweisung. Auf das Ausräubern<br />
von Vogelnestern wurden fünf Taler<br />
Strafgeld fällig - der Jahreslohn des besagten<br />
Stadtchirurgen !! Wurde jemand beim<br />
Wildern auf fremden Grund ertappt, sollte<br />
er sogar 30 Taler Strafgeld legen.<br />
So mancher benachbarte Rittergutsbesitzer<br />
beauftragte seinen Jäger ganz diskret,<br />
heimlich den Wildreichtum der Görlitzer für<br />
die eigene Küche nutzbar zu machen.<br />
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Einen Wilddieb vom Format des legendären<br />
erzgebirgischen Carl Stülpner gab es<br />
in unseren Wäldern aber nicht. Doch gab es<br />
1735 einen Wilderer namens Hans Brodtag,<br />
Bürger von Rothenburg, welches dem Görlitzer<br />
Kaufmann Gottfried Schneider<br />
gehörte. Der Görlitzer Rat schilderte in<br />
einem bitterbösen Brief an Schneider eine<br />
empörende Tat: Am 17. Mai 1735, gegen 3<br />
Uhr in der Frühe, habe Brodtag einen<br />
Hirsch auf der Stange zur Grenze der<br />
Görlitzer Heide getragen, dort auf einen<br />
Schiebbock gelegt und wäre dann hinweg<br />
geeilt. Zwei Görlitzer Untertanen hatten ihn<br />
dabei überrascht und zur Rede gestellt.<br />
Natürlich behauptete er, der Hirsch sei<br />
auf Rothenburger Grund und Boden<br />
gestellt worden. Schneider<br />
nimmt seinen Untertanen in<br />
Schutz und behauptet der Hirsch<br />
Görlitz 1793<br />
hätte sich nach dem Todesschuss noch auf<br />
Görlitzer Grund geschleppt. Man einigte<br />
sich jedoch nicht und stritt beim Landvogt<br />
in Bautzen weiter. - Im Dezember 1785<br />
ereignete sich ein ähnlich typischer Fall.<br />
Der Oberförster stellte im Nieder-Bielauer<br />
Revier einen Raubschützen. Es kam zu<br />
einem wilden Handgemenge. Dem wakkeren<br />
Förster gelang es, dem Wilderer die<br />
auf ihn gerichtete Wild-Büchse zu entreißen.<br />
Jener konnte aber nach Nieder-<br />
Neundorf flüchten. Der Rat bat deshalb den<br />
Nieder-Neundorfer Grundherren Rudolf<br />
Ernst von Nostitz um Hilfe. Dieser stellte<br />
Nachforschungen an und war in deren<br />
Ergebnis entsetzt darüber, dass sein<br />
habgieriger Dorfschulze<br />
Hans Georg Lange den<br />
"berüchtigten böhmischen<br />
Wilddieb" in seinem Hause<br />
Herberge gegeben hatte, -<br />
also sein Komplize geworden<br />
war. Lange, so versicherte<br />
Nostitz, sollte hart<br />
bestraft werden. Der Wilddieb<br />
freilich entkam. Es<br />
handelte sich um Anton<br />
Hürtig, einen Deserteur<br />
und berüchtigten Raubschützen<br />
aus Böhmen.<br />
Siegfried Hoche, Ratsarchivar
Zeittafel des Gebäudes<br />
um 1550<br />
Entstehung des Renaissance Gebäudes<br />
1570-1614<br />
lebte Barthel Scholz, welcher sich später<br />
Bartholomäus Scultetus nannte, seit 1570<br />
bis zu seinem Tode in diesem Haus. Er<br />
war ein angesehener Bürger der Stadt<br />
Görlitz und bekleidete sechsmal das Amt<br />
des Bürgermeisters. Er war Historiker,<br />
Mathematiker, Techniker, Kartograf,<br />
Astronom und Berater des Kaisers. Mit<br />
eigener Hand schrieb Scultetus das<br />
Brauregister, dass die Jahre 1571 bis 1612<br />
umfasste. Aus dieem Brauregister erfuhr<br />
man, wer die Brauberechtigten waren und<br />
wieviel man brauen durfte. Das<br />
Brauregister enthielt auch die<br />
Brauordnung.<br />
1717<br />
nach dem Stadtbrand in Görlitz erhielt das<br />
Haus eine schlichte Barockfassade<br />
1880<br />
Veränderung der Fassade durch mehr<br />
Schmuckelemente des Barocks; gastronomische<br />
Nutzung des Erdgeschosses<br />
durch die Gaststätte "Zur engen Weste”<br />
1957<br />
Instandsetzung des Hauses<br />
Sanierung von 9 Wohnungen<br />
Entfernung der zusätzlich angebrachten<br />
barocken Schmuckelemente;Aufarbeitung<br />
des alten Sandsteinschmuckes, Öffnung<br />
der Balustern im Innenhof<br />
1995 - 1997<br />
Sanierung des Gebäudes im Erdgeschoß<br />
Schaffung einer gastronomischen<br />
Einrichtung, in Anlehnung an die frühere<br />
Nutzung<br />
in den Obergeschossen Nutzung als<br />
Wohnraum.
-Verlagssonderveröffentlichung-<br />
Das Portal erstrahlt<br />
wieder in neuem<br />
Glanz<br />
Idyllisch der Lichthof<br />
Die historischen Gewölbe in ihrem<br />
unverwechselbaren Flair<br />
Eine Gedenktafel für Bartholomäus<br />
Scultetus ist im Hausinneren befestigt.
Das 1949 eingemeindete Weinhübel hieß<br />
bis 1936 Leschwitz. Die eindeutschende<br />
Namensgebung knüpft an den die Südostecke<br />
der Innenstadt begrenzenden, <strong>13</strong>98<br />
bereits erwähnten Weinberg an. Dass im<br />
Mittelalter auf dem Südhang bis in die frühe<br />
Neuzeit Wein angebaut wurde, gilt als<br />
sicher. Die Geländekarte von Görlitz und<br />
Umgebung aus dem Jahre 1779 nennt hier<br />
die "Weinberge", womit eine Verlängerung<br />
des Weinberges gemeint war, um die die<br />
Landstraße nach Zittau einen beachtlichen<br />
Bogen machen mußte. Die nördliche<br />
Hangseite hatte 1869 die damalige<br />
Aktienbrauerei für ihre Werkbauten beansprucht,<br />
die südliche erwarb 1885 die<br />
Stadt vom Dominium Leschwitz.<br />
Der hölzerne Aussichtsturm der Gewerbeund<br />
Industrieausstellung von 1885 verlieh<br />
dem als Ausflugsstätte viel besuchten<br />
Weinberghaus eine besondere Anziehung.<br />
Ganz in der Nähe befindet sich das mit<br />
Plastiken und Reliefs in Bronze reich<br />
ausgestattete Monolith-Denkmal von 1898<br />
für Robert Oettel, einem international<br />
bekannten Görlitzer Rassegeflügelzüchter.<br />
1976 wurde die bewaldete Höhe durch die<br />
schnell volkstümlich gewordene<br />
Parkeisenbahn bereichert.<br />
Weinberghaus<br />
mit Aussichtsturm
Die Waggons werden von einer verkleinerten<br />
Nachbildung der ersten in<br />
Deutschland eingesetzten Lokomotive<br />
"Adler"die die Strecke Nürnberg-Fürth<br />
befuhr, gezogen. Die Anlage war eine<br />
Leistung mehrerer Görlitzer Betriebe,<br />
insbesondere der Waggonbauer, für die<br />
Kinder der Stadt Görlitz, ihre kleine und<br />
großen Gäste. Bis heute ist sie als besondere<br />
Attraktion nicht mehr aus dem touristischen<br />
Angebot der Stadt wegzudenken.<br />
Görlitzer Parkeisenbahn<br />
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Leschwitzer<br />
Gemarkung vom Görlitzer Magistrat<br />
für die städtische Wasserversorgung und<br />
von Görlitzer Bauherren beansprucht.<br />
Seit 1930 wird die Zittauer Straße bis<br />
Leschwitz von der elektrischen Straßenbahn<br />
befahren und damit eine engere<br />
Verbindung zum Bahnhof und der Görlitzer<br />
Innenstadt hergestellt. Südlich des Weinberges,<br />
zwischen Neiße und Zittauer Straße,<br />
entstand eine Freizeit- und Erholungslandschaft<br />
mit dem ab 1946 geschaffenen<br />
Volksbad, Sportstätten und Stadion.<br />
Die seit 1875 bestehende und 1905<br />
ausgebaute Bahnstation in Weinhübel<br />
ermöglichte die Entwicklung von Gewerbeund<br />
Wohnbauten. 1956 wurde damit<br />
begonnen, die Areale beiderseits der<br />
Zittauer Straße, zwischen dem Sportplatzgelände<br />
im Norden und der alten Ortslage<br />
von Leschwitz im Süden mit Reihenmietshäusern<br />
zu bebauen.<br />
Das ehemalige Dorf Leschwitz, <strong>13</strong>05<br />
erstmalig erwähnt, liegt im Südosten des<br />
Stadtteils an einer Schleife der Neiße, wo an<br />
höchster Stelle die Dorfkirche errichtet<br />
wurde. In der äußeren Gestaltung ein<br />
spätgotischer Bau mit stark eingezogenem<br />
Chor. Das mit Stichkappen gewölbte<br />
Langhaus deckt ein steiles Satteldach, über<br />
dem sich ein schieferverkleideter Dachreiterturm<br />
erhebt. Die Ausstattung ist<br />
barock, die Taufe von 1675/80, der Altar<br />
von Jakob Riese um 1860 und die Kanzel<br />
von 1725/30.<br />
Quelle: Ratsarchiv<br />
Ab sofort:
Die Zittauer Straße gehört zu den ältesten<br />
Straßen der Stadt. Bis 1864 hießen die<br />
Häuser einfach "An der Zittauer Chausee",<br />
ab 1868 klang die Bezeichnung "An der<br />
Zittauer Straße" schon städtischer. Es<br />
standen damals weit vor den Toren der Stadt<br />
<strong>13</strong> Häuser. 1872 war die Zahl der Häuser auf<br />
19 angestiegen und der Name "Zittauer<br />
Chausee" wieder angenommen.<br />
1883 erhielt sie endgültig den bis heute<br />
üblichen Namen "Zittauer Straße".<br />
Sie zählte damals erst 23 Häuser. Dann<br />
machte sich ein langsamer Anstieg in der<br />
Bebauung bemerkbar.<br />
1893 wurde das Gelände in 88 Baustellen<br />
aufgeschlossen.<br />
Vor dem Ersten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit<br />
wurden schöne Plätze, die der<br />
Gegend einen ganz anderen Ausdruck verliehen,<br />
geschaffen. So entstand z.B. der<br />
Schmuckplatz am Schützenhaus.<br />
Um die Jahrhundertwende hat sich die<br />
Zittauer Straße gewandelt. Der Bau der<br />
katholischen Jakobuskirche und der daneben<br />
stehenden großen Herrlingschen Häuser<br />
mit der dadurch bedingten Verbreiterung<br />
der Zittauer Straße stellt den Beginn einer<br />
neuen Bauperiode dar, die durch den Ausbau<br />
der Seydewitzer- (jetzt Carl-von-Ossietzky-<br />
Str.), der Lessing- und Goethestraße<br />
eingeleitet wurde.<br />
Quelle: Ratsarchiv Band 21, 1935 -<br />
Straßenbezeichnung - S. 371<br />
Felsdurchstich<br />
der<br />
Görlitz-Zittauer<br />
Bahn<br />
am Schützenhaus
Es gibt wohl wenige Berge, die so<br />
vielbeschrieben und abgebildet<br />
worden sind wie der "Oybin" bei<br />
Zittau und selten kommt wohl ein<br />
Besucher in das "Zittauer Gebirge"<br />
ohne den "Oybin" zu besuchen.<br />
Wenn man nach Oybin<br />
kommt, hat man links den<br />
"Töpferberg", dessen Felsenkrone<br />
die Gestalt eines sitzenden<br />
Adlers hat, rechts vom "Ameisenberg"<br />
und in der Mitte zeigt sich<br />
der als Grenzstein liegende<br />
"Hochwald". Die Straße geht nun<br />
etwas bergan, zur linken erhebt sich das<br />
romantische "Oybiner Tal" mit seiner<br />
Mühle, oben angelangt darf man nicht<br />
vergessen auf den vorspringenden Hügel zu<br />
treten, wo ein steinernes Kreuz, welches die<br />
Jahreszahl 1670 trägt und an eine Mordtat<br />
erinnert, steht, von hier hat man eine<br />
herrliche Aussicht auf Zittau.<br />
Selten findet man eine so vielfältige<br />
Gestaltung der Landschaft wie im Südosten<br />
Sachsens. Auf engstem Raum liegen<br />
Sandsteinberge mit bizarren Felsen,<br />
Vulkankuppen und Basaltdecken mit<br />
naturnahen Laubwäldern und Talkessel mit<br />
landwirtschaftlich genutzten Flächen und<br />
ihren Ortschaften zusammen. Beachtlich<br />
sind auch die Höhenunterschiede im Kreis<br />
Zittau. Die Geländehöhen reichen von<br />
220m im Neißetal bis 793m auf dem Gipfel<br />
der Lausche. Bei einem Blick von der<br />
"Lausche" oder dem "Hochwald", den<br />
beiden höchsten Bergen des Zittauer<br />
Gebirges, erkennt man diese Vielfalt auf<br />
eindrucksvolle Weise. Vom Hochwald<br />
schaut man in das fruchtbare "Zittauer<br />
Becken".<br />
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Im Hintergrund sind vulkanische Restberge,<br />
wie Kottmar und weiter am Horizont<br />
die langgestreckten Granitkämme des<br />
Lausitzer Berglandes mit "Valtenberg",<br />
"Czorneboh" und" Bieleboh" zu sehen. Im<br />
Osten setzt sich das Gebirge über Sandsteinberge<br />
bei Lückendorf bis zum langgestreckten<br />
"Jeschkenkamm" mit dem<br />
1010m hohen "Jeschken" bei Liberec fort.<br />
Dahinter erkennt man jenseits des Neißetals<br />
das "Iser- und Riesengebirge". Im Süden<br />
befinden sich eine Vielzahl einzeln<br />
stehender Vulkanberge, dazu weite Wälder<br />
und Ortschaften. Der Blick<br />
nach Westen beschließt die<br />
Rundsicht über das vulkanische<br />
Lausitzer Gebirge bis<br />
zu den Tafelbergen der<br />
"Sächsischen Schweiz" und<br />
dem Kamm des "Osterzgebirges".<br />
In der Steinkohlenzeit, das<br />
war vor etwa 800 Mio.<br />
Jahren, erstreckte sich quer<br />
durch unser Gebiet das<br />
"Varszische Gebirge". Es<br />
zog sich von Südfrankreich<br />
nach Nordosten bis in die<br />
Oberlausitz hin und bog hier nach Südosten<br />
in Richtung der Sudeten ab. Diese Struktur<br />
erkennt man heute noch in der Form der<br />
39<br />
Richtung des Erzgebirges und Sudetengebirges,<br />
wie "Jeschken-, Riesen- und<br />
Altvatergebirge".<br />
Im Drehpunkt diese System liegt die<br />
Oberlausitz und das das "Zittauer Gebirge".<br />
Diese Gebirge bestand aus Grauwacke,<br />
einem Sedimentgestein des Erdaltertums. In<br />
dieses Faltengebirge drang aus dem<br />
Erdinnern flüssiges Magma ein, das jedoch<br />
nicht die Deckschicht durchdrang und zu<br />
Granit erstarrte.<br />
Das Zittauer Gebirge mit Lausche
Die darüber liegende Schicht (die<br />
Oberlausitz war damals Festland) wurde<br />
durch die Erosion abgetragen, so das der<br />
Granit zum Vorschein kam.<br />
Das Granitgebiet der Oberlausitz ist das<br />
größte in Mitteleuropa und bildet auch den<br />
Untergrund des Zittauer Gebirges. Die<br />
Grauwacke findet man nur noch vereinzelt<br />
im Norden und Süden des Granitgebietes,<br />
so z. B. im Nordwest- Lausitzer Gebirgszug<br />
zwischen Kamenz und Bischofswerda. Aus<br />
alten Gesteinen besteht auch der Jeschken-<br />
Kamm.<br />
Im Jonsdorfer "Mühlsteinbruchgebiet" sind<br />
viele in der Folge des Vulkanismus entstandenen<br />
Formen, wie Säulensandstein,<br />
Spalten und Eisenerzplatten zu sehen. Der<br />
durch die Hitze gehärtete Sandstein wurde<br />
dabei wirtschaftlich zu Mühlsteinen<br />
verarbeitet. Teilweise war das vulkanische<br />
Gestein jedoch härter als die Umgebung, so<br />
das die Gangfüllung als freistehender<br />
Felsen herausgeformt wurde.<br />
Diese Erscheinung erkennt man am<br />
"Johannisstein" und der "Sängerhöhe" bei<br />
Waltersdorf. Nachdem ab 1800 in Olbersdorf<br />
bei Zittau Untertagebau auf Kohle<br />
betrieben wurde, entstand ab 1920 ein<br />
Tagebau, der großzügig erweitert werden<br />
sollte. Er hätte unübersehbare Auswirkungen<br />
auf unsere Landschaft gehabt.<br />
Infolge der politischen Wende, wurde<br />
jedoch entschieden, diesen Tagebau zu<br />
schließen. Weitere Bergbauversuche auf<br />
Silber gab es bei Waltersdorf und Bertsdorf.<br />
Die Ausbeute war jedoch, wie in anderen<br />
Gegenden der Lausitz, so gering, so daß die<br />
Stollen bald wieder geschlossen wurden.<br />
Die letzte Gestaltung der Landschaft<br />
erfolgte mit der Eiszeit, das Eis drang dabei<br />
bis in die Gebirgstäler vor. Der ehemalige<br />
Eisrand ist durch die sogenannte Feuersteinlinie<br />
gezeichnet. Ein Gedenkstein<br />
befindet sich am Bahnhof Oybin. Mit der<br />
Eiszeit kam es zu Lößbildungen, Schotterablagerungen<br />
in den Flußtälern und starker<br />
Erosion. In dieser Zeit entstanden die<br />
Engtäler der Neiße und anderer Lausitzer<br />
Flüsse. Auch heute noch formen Wind und<br />
Wetter an den Sandsteinfelsen. Aus all<br />
diesen geschilderten erdgeschichtlichen<br />
Vorgängen ist das heutige Bild unserer<br />
Landschaft entstanden. Dem Besucher sind<br />
der Naturlehrpfad durch die "Jonsdorfer<br />
Felsenstadt" sowie ein Besuch des Dr.-<br />
Kurt-Heinke- Museums in Zittau sicher<br />
eine wertvolle Hilfe für weitere Erkenntnisse.<br />
Quelle: Christian Weise Bibliothek<br />
aus: "Südliche Oberlausitz Zittau"/<br />
“Zittavia”<br />
Druckerei Duennbier
Die Redaktion von Stadtbild Görlitz<br />
interviewte im Januar <strong>2002</strong> den frischgebackenen<br />
Bürgermeister von Markersdorf<br />
Red.:Welche für Sie bedeutenden Daten<br />
würden Sie in einem kurzen Lebenslauf<br />
nennen ?<br />
Th.K.: Ich wurde am 21.September 1960<br />
in Binz auf der Insel Rügen geboren. 1984<br />
bin ich nach Friedersdorf bei Görlitz<br />
gezogen. In der Landwirtschaft habe ich<br />
den Beruf eines Melkers erlernt. Nach dem<br />
Ingenieurstudium und verschiedenen Aufgaben<br />
im Managementbereich wurde ich<br />
1989 zum LPG-Vorsitzenden gewählt.<br />
Durch die Umwandlung der LPG nach der<br />
politischen Wende übte ich die Tätigkeit als<br />
Agrarvorsitzenden bis zur Wahl als<br />
Bürgermeister im August 2001 aus. Ich bin<br />
verheiratet und Vater von drei Kindern.<br />
Red.: Wie hat sich die Struktur der<br />
Kommune in den letzten Jahren verändert?<br />
Th. K.: Die Kommune Markersdorf mit den<br />
7 Ortsteilen hatte zum 31.12.2001 4.573<br />
Einwohner. Das charakterisiert eine<br />
planmäßige und kontinuierliche Einwohnerentwicklung.<br />
In den nächsten Jahren<br />
gehe ich davon aus, dass sich die<br />
Einwohnerzahl weiter erhöhen wird..<br />
Zur Unternehmensansiedlung möchte ich<br />
sagen, dass wir zur Zeit in der Kommune<br />
Markersdorf 245 angemeldete Gewerbe,<br />
darunter 74 Handwerksbetriebe, 56 Handelsunternehmen<br />
und 12 Beherbergungen<br />
(Hotels, Gaststätten, Pensionen) verzeichnen<br />
können.Entsprechend der günstigen<br />
infrastrukturellen Bedingungen, dem<br />
Vorhandensein von zwei eigenen Gewerbegebieten<br />
und dem gut ausgebauten Straßennetz<br />
wird ein weiterer kontinuierlicher Anstieg<br />
der Gewerbeanmeldungen erwartet.<br />
Das Gewerbegebiet Markersdorf ist zur Zeit<br />
zu 75 Prozent ausgelastet.<br />
Große Erwartungen setzen wir in das<br />
Gewerbegebiet Friedersdorf, dass sind ca.<br />
52 Hektar. Das gesamte Gewerbegebiet<br />
wurde von der Gewerblichen Gebäudevermietung<br />
Bad Honnef käuflich erworben.<br />
Das bedeutet, dass diese 52 ha Zug um Zug<br />
den Unternehmen zur Ansiedlung angeboten<br />
werden können. Sie übernimmt auch<br />
den Vertrieb der Gewerbeflächen.<br />
Das Unternehmen Birkenstock plant hier<br />
mit 18 Hallen die Produktion aufzunehmen.<br />
Es siedeln sich aber auch andere<br />
Unternehmen des produzierendes Gewerbe<br />
an, die neben der allgemeinen Produktion<br />
auch anteilig für das Unternehmen
Birkenstock arbeiten. Auf dieser Basis Ein Neubau eines Möbelhauses ist geplant.<br />
sollen 200 bis 300 Arbeitsplätze entstehen.<br />
Die derzeit nicht gewerblich genutzten<br />
Flächen werden bis zur Vergabe landwirtschaftlich<br />
genutzt.<br />
Zur Ansiedlung des Unternehmens Birkenstock<br />
möchte ich noch folgendes ergänzen:<br />
Red.: Wie hat sich die Vereinstätigkeit<br />
entwickelt?<br />
Th. K.: In jedem der sieben Ortsteile haben<br />
wir eine aktive Vereinstätigkeit zu verzeichnen.<br />
Jeder Ortsteil verfügt über<br />
Der erste Spatenstich für die Ansiedlung des<br />
Unternehmens wurde offiziell am 11. geeignete Räume, um ein aktives Vereinsleben<br />
zu organisieren. In fünf Ortsteilen<br />
Dezember 2001 in Anwesenheit von Herrn<br />
Staatssekretär Fehse und dem Landrat gibt es Seniorenbetreuungsvereine. Auch<br />
Herrn Lange ausgeführt.<br />
unsere Sportvereine sind aktiv tätig; hier<br />
Die erste Produktionshalle soll entsprechend<br />
sind insbesondere Grün Weiß Gersdorf,<br />
der Richtlinien im Mai <strong>2002</strong> LSV Friedersdorf und der SV Holtendorf<br />
fertiggestellt sein , damit sie an die äußere sowie die Tennisfreunde Gersdorf zu<br />
Erschließung angeführt werden kann, die nennen. Das Zusammenwirken der<br />
parallel dazu ab Mitte Januar 2001 durchgeführt<br />
Kommune mit dem Unternehmerverband,<br />
wird. Im Mittelpunkt dieser der die gemeinnützigen Vereine fördert, ist<br />
Maßnahmen stehen der Bau der Abwasser- ebenfalls gut einzuschätzen. Ein wichtiger<br />
und Gasleitung. Zur Zeit laufen Absprachen Bestandteil in den Ortsteilen sind die<br />
für die weitere innere Erschließung des freiwilligen Feuerwehren, die neben dem<br />
Gewerbegebietes, damit auch straßenbauseitige<br />
Pflichtdienst auch das kulturelle Leben<br />
Maßnahmen abgesichert werden bereichern.<br />
können.<br />
Abschließend noch ein paar Worte zur<br />
Auch das Gewerbegebiet "Hoterberg", das Schulnetzplanung. Hier konzentrieren wir<br />
die Stadt Görlitz und die Kommunen unsere Kräfte auf die Erhaltung der<br />
Königshain und Markersdorf gemeinsam in Mittelschule Markersdorf. Die Infrastruktur<br />
Form eines Zweckverbandes betreiben, hat ist bezüglich der Kindereinrichtungen in<br />
sich positiv entwickelt. Hier haben sich unserer Kommune als positiv zu werten; wir<br />
insbesondere Handelsunternehmen angesiedelt.<br />
haben momentan fünf Kindertagesstätten.<br />
Red.: Wir danken für das Gespräch
Das Unternehmen hat sich seit seiner Gründung im Jahre 1973 von einem handwerklichen<br />
Betrieb zum erfolgreichen und modernen mittelständischen Industrieunternehmen mit <strong>13</strong>0<br />
Mitarbeitern entwickelt.<br />
Wir sind stets darauf bedacht, den Leistungsumfang des Unternehmens zu erweitern und<br />
haben in folgenden Geschäftsbereichen eine große Zahl von Referenzobjekten<br />
vorzuweisen:
Sie überbringen Glückwünsche, sind<br />
Dankeschön und letzter Gruß.<br />
An den Wendepunkten des Lebens<br />
gehören sie einfach dazu.<br />
Um Anteilnahme beim Tod eines Menschen<br />
auszudrücken, bedarf es keines Blumenmeer’s.<br />
Ein kleiner Strauß, eine Blüte nur,<br />
ein Zweig können tiefe Verbundenheit<br />
zeigen, betrachtet man ihren Symbolgehalt,<br />
der sich nun schon über viele Generationen<br />
hinweg hält: die rote Rose der Liebe, das<br />
treue Vergißmeinnicht...<br />
Der gewundene Kranz ist Sinnbild für den<br />
Kreis des Lebens. Schon im Altertum zierte<br />
er Sieger im Krieg und in Kampfspielen.<br />
Ägypter, Griechen, Römer und Germanen,<br />
sie alle weihten ihre Toten durch Kränze.<br />
Wir kennen voluminöse Grabkränze aus<br />
Efeu und Nadelzweigen, verziert mit<br />
riesigen Schleifen und goldener Inschrift.<br />
Wagen wir uns doch an schlichtere<br />
Modelle, klein und locker gewunden,<br />
verziert mit schmückenden Blüten.<br />
Für Menschen, die das Landleben liebten,<br />
aus verschiedenen Getreidesorten, Margeriten,<br />
Mohn- und Kornblumen, für<br />
Gourmets und Hobbyköche aus Küchenkräutern.<br />
Warum gestalten Sie nicht selbst einen<br />
Kranz während der Trauerfeier?<br />
Der Kranzkörper aus Buchsbaum, Myrthe,<br />
Rosmarin, Immergrün- oder Efeuranken<br />
kann schon vorbereitet auf dem Sarg liegen<br />
und jeder Trauergast steckt aus einem<br />
bereitgestellten Weidenkorb eine Blüte auf.<br />
Nehmen Sie Blumen als Erinnerung an die<br />
Trauerfeier mit nach Hause. Lassen Sie an<br />
das Grab Vergissmeinnicht, Veilchen oder<br />
Männertreu stellen und bitten Sie die Gäste,<br />
sich ein Töpfchen zu nehmen. Verteilen Sie<br />
aus einem Füllhorn langstielige Blüten oder<br />
geben Sie den Gästen am Ausgang der<br />
Feierhalle kurze Rosen - in Palmzweigen<br />
mit Bast eingebunden - auf den Weg.<br />
Der letzte Gruß an den Toten ist - neben dem<br />
Berühren des Sarges - meist die Handvoll<br />
Erde oder der Nachwerfstrauß am offenen<br />
Grab.<br />
Liebevoller, zärtlicher, vor allem aber<br />
individueller können Blütenblätter oder<br />
Blumenköpfe der Lieblingsblumen des<br />
Verstorbenen sein, die in einer Schale bereit<br />
stehen oder am Revers getragen werden und<br />
die über dem Sarg oder die Urne gestreut<br />
werden.
Die Geburt, der Frühling, symbolisieren Sie<br />
durch eine Vielzahl von Teelichtern und<br />
ersten Frühblühern.<br />
Besprechen Sie ihre Wünsche mit dem<br />
Bestatter Ihrer Wahl. Er wird diese mit<br />
erfahrenen Floristen umsetzen.<br />
Erzählen Sie etwas von dem Menschen, von<br />
dem Sie Abschied nehmen müssen, seinem<br />
Stil, seinen Vorlieben, seiner Lebenszeit.<br />
Nur so kann der Blumenschmuck ein ganz<br />
persönlicher sein.<br />
Haben Sie mehr<br />
Mut zu einer<br />
neuen Trauerkultur.<br />
Ingeborg Klose<br />
Sofern Zeit und Raum es hergeben, können<br />
Sie die Feierhalle so gestalten, dass<br />
Vergänglichkeit und der Kreislauf des<br />
Lebens optisch als Bild entstehen.<br />
Das Sterben, im Jahreskreis der Winter,<br />
können Sie durch Koniferen und<br />
Christrosen sowie verschieden hohe<br />
Altarkerzen versinnbildlichen.