13_Ausgabe Februar 2002
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Welchen Kurs übrigens? Es stand ja alles so<br />
gut, so mitten im reinen Golde, man<br />
brauchte nichts zu tun, als die bewährten<br />
Rezepte weiter anzuwenden. Und das tat<br />
man auch in diesem Falle. Gesetzt,<br />
Ferdinand siegte wirklich, so war es<br />
vielleicht das Beste, wenn man den Schein<br />
zu wahren suchte und Truppen versprach,<br />
aber wenn der Kurfürst gewann, so mochte<br />
es immerhin gut sein, wenn die städtischen<br />
Truppen nicht gerade in den Krieg<br />
verwickelt würden. Man einigte sich mit<br />
dem Adel, der 1000 Reiter absandte. Ein<br />
Ratsherr meinte, es sei besser, wenn die 500<br />
städtischen Fußtruppen gemeinsam mit<br />
dem Adel zögen, man habe doch gewisse<br />
Verabredungen seinerseits getroffen und es<br />
sei besser, wenn man den Adel der Oberlausitz<br />
nicht außer Sichtweite kommen<br />
lasse. Aber dieser Einwand wurde für nichts<br />
erachtet, solle der Adel schon jetzt machen<br />
was er wolle, gegen die Städte sei er<br />
ohnehin machtlos. Außerdem habe auch der<br />
Adel die Hilfe nur auf zwei Monate bewilligt.<br />
Es komme darauf an, dass die<br />
Görlitzer Truppen marschieren und nicht,<br />
dass sie kämpfen. Erst am 25. <strong>Februar</strong><br />
zogen sie ab, eine Mannschaft, die übel<br />
zusammengeworfen, schlecht besoldet und<br />
so behandelt wurde, dass es schon hinter<br />
Görlitz zu der ersten Meuterei kam.<br />
Herrlich war das eigentlich, denn das gab<br />
nun wieder guten Grund zum Aufenthalt.<br />
Man mußte nur die verfluchten zwei<br />
Monate herumbringen, dann war alles in<br />
bester Ordnung und der König konnte<br />
nichts sagen. Die Kriegsknechte der Sechsstädte<br />
spielten und soffen von einem Tag in<br />
den anderen. Und dann waren die zwei<br />
Monate um, es war zu keiner Schlacht gekommen.<br />
Da setzten sich die Führer der<br />
Städte mit den Führern der Edelleute<br />
zusammen und sagten, das sie morgen am<br />
24. April, ihre Söldner entlassen möchten<br />
und ob die Herren das gleiche tun würden.<br />
Aber natürlich würden sie. Und die<br />
Edelleute zwinkerten einander zu, hoben<br />
die Becher, zu den Städtischen und<br />
pokulierten die Nacht hindurch. Dann<br />
schwangen sie sich im Morgengrauen auf<br />
ihre Gäule und ließen sich den Rausch aus<br />
dem Gehirn wehen. Sie wollten die verhassten<br />
Städter ruhig abmustern lassen,<br />
ihnen war eine andere Kunde von ihren Vertrauten<br />
beim Heere des Königs zugetragen<br />
worden: heute, ausgerechnet am letzten<br />
Tage der zwei Monate, mußte es zur<br />
entscheidenden Schlacht kommen. Diesen<br />
einen Tag wartete man am besten noch ab,<br />
siegte der Kurfürst, dann war man noch weit<br />
genug von Hieb und Schuß, gewann aber<br />
Ferdinand, dann hatte man seine tausend