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13_Ausgabe Februar 2002

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sowie die Ältesten der Handwerke<br />

mit allen ihren Privilegien und<br />

Freiheitsbriefen sich nach Prag<br />

begeben, um sich dort zu verantworten.<br />

Unter denen die mit nach<br />

Prag müssen, ist auch Meister<br />

Nickel Breuer. Seine Tochter<br />

Barbara und Albrecht nehmen<br />

Abschied von ihm. Er hatte alles<br />

aufgeboten, den alten Mann zu<br />

überreden sich ins Bett zu legen und<br />

krank zu sein; der Alte will nicht. Er<br />

meint nur lächelnd, dass er und die<br />

anderen Handwerksmeister nun auf diese<br />

Weise gleichsam in den Rat der Stadt<br />

Görlitz eingezogen seien, aber man dürfe<br />

die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen,<br />

dem Rat zu zeigen, dass man, wo nicht in<br />

guten Tagen, so doch in schlechten<br />

mitregieren könne und wohl auch zu<br />

brauchen sei. "Ja wisst ihr denn aber nicht<br />

Meister Nickel, wer in Prag das Gericht<br />

abhält?" "Nun, doch der König !" Da lacht<br />

der Albrecht bitter auf: "Das sagen vielleicht<br />

die Ratsherren der Sechsstädte ! Aber<br />

ich weiß es anders. In Prag ist der Adel der<br />

Lausitz versammelt. Nun geht allerdings<br />

auch ein Schein von Blässe über das Antlitz<br />

des Meisters Nickel, aber nur einen Augenblick,<br />

da fasst er sich schon wieder: "Ja,<br />

wenn es an dem ist, dann nehmt unsere<br />

Namen nur in das Kirchengebet auf."<br />

"Meister, was soll das heißen, wollt ihr denn<br />

immer noch nicht hierbleiben ?"<br />

Da strafft sich dessen Gestalt über das Maß<br />

seiner Jahre und er fragt dagegen: "Meister<br />

Albrecht, wenn an Euch der Ruf ergangen<br />

wäre, würdet Ihr hierbleiben ? Auch Ihr<br />

würdet gehen, denn Ihr seit ein Görlitzer<br />

und ein Ehrenmann. Entweder man hat eine<br />

Heimat, und dann hat man sie auch in<br />

schlechten Zeiten, oder man weiß überhaupt<br />

nichts vom Leben. Jetzt gilt es zu zeigen,<br />

dass Macht und Freiheit nicht bei dem<br />

ist, der Gold hat, sondern bei dem, der<br />

aufrecht steht auch im Unglück und in der<br />

Armut.<br />

Steht aber der Weg in die Kerker des<br />

Königs, nun, desto besser, die Kerker der<br />

Könige waren noch immer Lehrstuben der<br />

Freiheit.<br />

Fortsetzung folgt<br />

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