13_Ausgabe Februar 2002
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
sowie die Ältesten der Handwerke<br />
mit allen ihren Privilegien und<br />
Freiheitsbriefen sich nach Prag<br />
begeben, um sich dort zu verantworten.<br />
Unter denen die mit nach<br />
Prag müssen, ist auch Meister<br />
Nickel Breuer. Seine Tochter<br />
Barbara und Albrecht nehmen<br />
Abschied von ihm. Er hatte alles<br />
aufgeboten, den alten Mann zu<br />
überreden sich ins Bett zu legen und<br />
krank zu sein; der Alte will nicht. Er<br />
meint nur lächelnd, dass er und die<br />
anderen Handwerksmeister nun auf diese<br />
Weise gleichsam in den Rat der Stadt<br />
Görlitz eingezogen seien, aber man dürfe<br />
die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen,<br />
dem Rat zu zeigen, dass man, wo nicht in<br />
guten Tagen, so doch in schlechten<br />
mitregieren könne und wohl auch zu<br />
brauchen sei. "Ja wisst ihr denn aber nicht<br />
Meister Nickel, wer in Prag das Gericht<br />
abhält?" "Nun, doch der König !" Da lacht<br />
der Albrecht bitter auf: "Das sagen vielleicht<br />
die Ratsherren der Sechsstädte ! Aber<br />
ich weiß es anders. In Prag ist der Adel der<br />
Lausitz versammelt. Nun geht allerdings<br />
auch ein Schein von Blässe über das Antlitz<br />
des Meisters Nickel, aber nur einen Augenblick,<br />
da fasst er sich schon wieder: "Ja,<br />
wenn es an dem ist, dann nehmt unsere<br />
Namen nur in das Kirchengebet auf."<br />
"Meister, was soll das heißen, wollt ihr denn<br />
immer noch nicht hierbleiben ?"<br />
Da strafft sich dessen Gestalt über das Maß<br />
seiner Jahre und er fragt dagegen: "Meister<br />
Albrecht, wenn an Euch der Ruf ergangen<br />
wäre, würdet Ihr hierbleiben ? Auch Ihr<br />
würdet gehen, denn Ihr seit ein Görlitzer<br />
und ein Ehrenmann. Entweder man hat eine<br />
Heimat, und dann hat man sie auch in<br />
schlechten Zeiten, oder man weiß überhaupt<br />
nichts vom Leben. Jetzt gilt es zu zeigen,<br />
dass Macht und Freiheit nicht bei dem<br />
ist, der Gold hat, sondern bei dem, der<br />
aufrecht steht auch im Unglück und in der<br />
Armut.<br />
Steht aber der Weg in die Kerker des<br />
Königs, nun, desto besser, die Kerker der<br />
Könige waren noch immer Lehrstuben der<br />
Freiheit.<br />
Fortsetzung folgt<br />
-Anzeige-