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2022<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Untersuchungen der<br />
Elektrodengeometrie und<br />
des Elektrodenmaterials zur<br />
Erzielung einer höheren<br />
Elektrodenstandzeit beim<br />
manuellen Elektrokontakttrennen<br />
unter Wasser
Untersuchungen der<br />
Elektrodengeometrie und des<br />
Elektrodenmaterials zur<br />
Erzielung einer höheren<br />
Elektrodenstandzeit beim<br />
manuellen Elektrokontakttrennen<br />
unter Wasser<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 20.955 N<br />
DVS-Nr.: V4.3264<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Institut für Werkstoffkunde (IW)<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 20.955 N / DVS-Nr.: V4.3264 der Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die<br />
AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2022 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 556<br />
Bestell-Nr.: 170666<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-556-9<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Schlussbericht vom 06.02.2023<br />
zu IGF-Vorhaben Nr. 20.955 N<br />
Thema<br />
Untersuchungen der Elektrodengeometrie und des Elektrodenmaterials zur Erzielung einer<br />
höheren Elektrodenstandzeit beim manuellen Elektrokontakttrennen unter Wasser<br />
Berichtszeitraum<br />
01.12.2019 bis 31.05.2022<br />
Forschungsvereinigung<br />
Schweißen und verwandte Verfahren e. V. des DVS<br />
Aachener Straße 172<br />
40223 Düsseldorf<br />
Forschungseinrichtung(en)<br />
Leibniz Universität Hannover – Institut für Werkstoffkunde IW
Seite 2 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben Nr. 20.955 N<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung .............................................................................................................................. 9<br />
1.1 Problemstellung und Zielsetzung ................................................................................... 9<br />
1.2 Lösungsansatz ............................................................................................................. 10<br />
2 Derzeitiger Stand der Technik und Forschung .................................................................... 12<br />
2.1 Elektrokontakttrennen - Verfahren ............................................................................... 12<br />
2.1.1 Wirkprinzipien des CAMG-Prozess ...................................................................... 14<br />
2.1.2 Werkzeuggeometrien beim CAMG-Verfahren ...................................................... 16<br />
2.1.3 Werkzeugelektrodenverschleiß ............................................................................ 18<br />
2.2 Additive Fertigungsverfahren ....................................................................................... 21<br />
2.2.1 Wire and Arc Additive Manufacturing (WAAM) ..................................................... 21<br />
2.3 Verwendete Anlagentechnik ........................................................................................ 22<br />
3 AP-1: Werkstoffauswahl und Herstellung der Schneidelektroden ....................................... 26<br />
3.1 AP-1-1: Auswahl Scheibenelektroden nach Arbeitshypothese 1 ................................. 27<br />
3.1.1 Anforderungsliste .................................................................................................. 27<br />
3.1.2 Betrachtung verschiedener Werkstoffe ................................................................. 29<br />
3.2 AP-1-2: Auswahl Scheibenelektroden nach Arbeitshypothese 2 ................................. 34<br />
3.2.1 Werkstofftechnische Grundlagen .......................................................................... 34<br />
3.3 AP-1-3: Herstellung der Scheibengrundkörper ............................................................ 36<br />
3.4 AP-1-4: Qualitätsprüfung und Untersuchung der Scheibengrundkörper ..................... 39<br />
3.4.1 Auswahl von Prüfverfahren ................................................................................... 40<br />
4 AP-2: Schneiduntersuchungen im mechanisierten CAMG-Prozess ................................... 42<br />
4.1 AP-2-1: Schneiduntersuchungen nach Arbeitshypothese 1 ........................................ 42<br />
4.2 AP-2-2: Schneiduntersuchungen nach Arbeitshypothese 2 ........................................ 57<br />
4.2.1 CAMG-Elektrode mit aufgetragenen Schneidwerkstoff X45CrSi9-3 vor dem<br />
Schneidprozess ................................................................................................................... 57<br />
4.2.2 Schneidversuch CAMG-Elektrode mit aufgetragenen X45CrSi9-3 ...................... 64<br />
4.2.3 Versuchsanalyse .................................................................................................. 67<br />
4.2.4 Schneidversuch CAMG-Elektrode mit aufgetragenen CuAg1 .............................. 70<br />
4.3 AP-2-3: Erstellung einer Ergebnismatrix zum Vergleich der Arbeitshypothesen 1 und 2<br />
…………………………………………………………………………………………………....78<br />
4.3.1 Schneidwerkstoff CuAg1 ...................................................................................... 84<br />
4.3.2 Schneidwerkstoff X45CrSi9-3 ............................................................................... 85<br />
5 AP-3: Schneiduntersuchungen durch Taucher ................................................................... 85<br />
5.1 AP-3-1: Schneiduntersuchungen im manuellen CAMG-Prozess ................................. 85<br />
2
Seite 3 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben Nr. 20.955 N<br />
5.2 AP-3-2: Schneiduntersuchungen alternativer Schneidprozesse .................................. 87<br />
6 AP-4: Betrachtung der Wirtschaftlichkeit des CAMG-Verfahrens ....................................... 88<br />
6.1 Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit den Zielen 90<br />
7 Ergebnisse und Ausblick ..................................................................................................... 95<br />
7.1 Darstellung des wissenschaftlich-technischen und wirtschaftlichen Nutzen für KMUs 99<br />
7.2 Verwendung der Zuwendung ..................................................................................... 100<br />
7.3 Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeiten ................................... 100<br />
7.4 Ergebnistransfer ......................................................................................................... 101<br />
7.5 Danksagung und Förderhinweis ................................................................................ 104<br />
8 Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 105<br />
9 Anhang .............................................................................................................................. 107<br />
A1 Technische Zeichnungen Scheibenelektrode ................................................................ 107<br />
3
Seite 9 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben Nr. 20.955 N<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Problemstellung und Zielsetzung<br />
Anfallende Unterwasserarbeiten werden größtenteils von Tauchern ausgeführt, deren<br />
Einsatzmöglichkeiten durch die erreichbare Tauchtiefe und/oder Tauchdauer limitiert<br />
sind. Der Faktor Zeit spielt eine große Rolle in Bezug auf die industrielle Relevanz und<br />
bestimmt die Wirtschaftlichkeit dieser Tätigkeiten. Zu den Anwendungsfeldern der<br />
Unterwassertechnik zählen die Offshore-Industrie, die Errichtung, Wartung und<br />
Reparatur von Hafenanlagen, Binnenwasserstraßen und Kanälen.<br />
Trotz der niedrigen Schneidgeschwindigkeiten von max. 0,2 - 0,3 m/min sind die<br />
thermischen Trennverfahren wie das autogene Brennschneiden oder das Oxy-Arc-<br />
Schneiden derzeit Stand der Technik. Das Elektrokontakttrennen (CAMG – Contact Arc<br />
Metal Grinding) kann als elektrothermisches Metallbearbeitungsverfahren eine<br />
Alternative zu diesen Verfahren darstellen. Mit Schneidgeschwindigkeiten von bis zu 4<br />
m/min konnte in der Vergangenheit erfolgreich mit diesem Verfahren gearbeitet werden,<br />
sowohl im stationären Betrieb [1] als auch im manuellen Betrieb [2][3]. Betrachtet werden<br />
muss der Verschleiß, welcher an den Schneidelektroden während des Trennprozesses<br />
auftritt. Im Vergleich sind Oxy-Arc-Schneidelektroden mit ca. 15-30 cm Schneidlänge pro<br />
Elektrode und einem Preis von ca. 1 € pro Stück gut kalkulierbar. Im Falle des CAMG-<br />
Schneidens sind die Verschleißmechanismen vielschichtiger und setzen sich im<br />
Wesentlichen aus der thermischen Belastung durch den Lichtbogen und den<br />
sogenannten Nebenlichtbögen zusammen. Bei dem manuellen CAMG-Verfahren kamen<br />
bisher kommerzielle Trennscheiben aus der Betonbearbeitung mit einem<br />
Metallstammblatt und planparallelen Seitenflächen zu Einsatz. Durch den hohen Preis<br />
und die geringe Standzeit, bedingt durch die thermische Belastung, erwiesen sich diese<br />
nicht als wirtschaftlich. Der Einsatz der manuellen CAMG-Technik blieb aufgrund dieser<br />
unklaren Kalkulierbarkeit der Verbrauchsmittel bisher aus. An diesem Punkt setzt dieses<br />
Forschungsvorhaben an.<br />
9
Seite 10 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben Nr. 20.955 N<br />
Abbildung 1: CAMG-Handschneidgerät im Eingriff (links) Anlage mit Benennung der einzelnen Komponenten (rechts)<br />
Es besteht der Bedarf im Offshore- und Stahlwasserbaubereich Trenn- und<br />
Rückbauarbeiten an Stahlstrukturen unter Wasser durchzuführen. Durch die Entwicklung<br />
eines qualifizierten Trennverfahrens, welches in verschiedenen Wassertiefen eingesetzt<br />
werden kann, wird den Anwendern wie z.B. Bautauchereien sowie kleinen und mittleren<br />
Unternehmen (KMU) ein Verfahren bereitgestellt, das eine Kostenreduzierung der<br />
durchzuführenden Trenn- und Rückbauarbeiten im Unterwasserbereich ermöglicht<br />
aufgrund hoher Schneidleistung und kurzer Prozesszeiten welche das CAMG-Verfahren<br />
auszeichnen. Durch eine Verschleißreduzierung der Werkzeugelektrode beim<br />
Elektrokontakttrennen wird die Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit dieses<br />
Verfahrens erst ermöglich. Mit der Entwicklung langlebiger Elektroden mit einer<br />
definierten Standzeit und kalkulierbarem Preis kann eine verlässliche Grundlage sowie<br />
Planungssicherheit für kleinere Betriebe geschaffen werden. Die so in der Lage sind das<br />
Elektrokontakttrennen für Trennarbeiten an schwer zugänglichen Bereichen im<br />
Unterwasserbereich konkurrenzfähig anbieten zu können.<br />
1.2 Lösungsansatz<br />
Im Rahmen von manuellen Rückbau- und Reparaturaufgaben hat das<br />
Elektrokontakttrennen im Unterwasserbereich das Potential in der Stahlwasserbau- und<br />
Offshore-Branche eingesetzt zu werden. Die bereits entwickelte Anlagentechnik ist für<br />
Trennarbeiten in nasser Umgebung auch manuell einsetzbar, dies wurde durch Taucher<br />
in Demonstrationsversuchen nachgewiesen [4]. Ein wirtschaftlicher Einsatz ist auf Grund<br />
des bislang hohen Elektrodenverschleiß derzeit nicht möglich. Durch eine industrielle<br />
10
Seite 11 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben Nr. 20.955 N<br />
Weiterentwicklung dieses Verfahrens für die Anwendung durch Tauchbetriebe könnte<br />
den Einsatz der CAMG-Technik an vielen Stellen ermöglichen.<br />
Die Arbeitshypothesen für dieses Vorhaben beinhaltet den Nachweis, dass durch die<br />
Entwicklung von funktionstüchtigen und kostenoptimierten CAMG-Elektroden für die<br />
manuelle Anwendung durch Taucher ein hohes Entwicklungs- und Anwendungspotential<br />
für die manuelle CAMG-Technik im Stahlwasserbau besteht. Auf Grundlage der<br />
Anwendung zweier Wege soll dieser Nachweis geführt werden.<br />
Arbeitshypothese 1:<br />
Zunächst sollen Elektroden aus einem gut verfügbaren und günstigen Werkstoff<br />
hergestellt und eine Bewertung des Scheibenverschleißes vorgenommen werden. Hierzu<br />
werden Scheiben aus verschiedenen Materialien gefertigt und für das thermische<br />
Trennen mittels CAMG-Technik verwendet. Die Herstellung erfolgt mittels<br />
Wasserstrahlschneiden so können mit vertretbarem Aufwand sowohl Vollscheiben, als<br />
auch geschlitzte Scheiben hergestellt werden. Auf Basis verfügbarer Ergebnisse aus den<br />
Vorversuchen am Institut für Werkstoffkunde wird die Geometrie der geschlitzten<br />
Elektrode entwickelt und besonders hinsichtlich des nachlaufenden Lichtbogens<br />
ausgewählt, um so einen schnellen Lichtbogenabriss zu erzwingen. Für die<br />
unterschiedlichen Elektrodenwerkstoffe werden die Schneiddaten durch mechanisierte<br />
Schneidversuche mit dem Handschneidgerät ermittelt und es erfolgt ein<br />
Leistungsvergleich am Beispiel des Stahls S355. Der auftretende Verschleiß wird in<br />
Bezug zu der Schneidleistung betrachtet und diskutiert, um eine Aussage hinsichtlich der<br />
Gesamtprozessleistung treffen zu können.<br />
Arbeitshypothese 2:<br />
Aus vorherigen Arbeiten in denen mit hochverschleißfesten Schneidstoffen welche bisher<br />
nur durch Sintern und Löten mit dem Grundmaterial der Elektrode verbunden werden<br />
konnten wird eine neue Herstellmöglichkeit für die Schneidelektrode abgeleitet [5]. Dazu<br />
wird ein metallurgisch zum Schneidwerkstoff passendes Grundmaterial ausgewählt aus<br />
dem ein Stammblatt gefertigt wird. Im zweiten Fertigungsschritt werden durch die<br />
Anwendung des WAAM (Wire and Arc Additive Manufacturing) Prozesses mittels MSG-<br />
Schweißen mehrere Lagen des Schneidwerkstoffes in Umfangsrichtung aufgeschweißt<br />
(s. Abbildung 2). Damit sind ein schnelles und sinnvolles Werkstoffscreening hinsichtlich<br />
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