VNW-Magazin 1/2023
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
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20 <strong>VNW</strong><br />
21<br />
Viel<br />
und unübersichtlich<br />
Noch nie in der Geschichte Deutschlands gab es<br />
so viel Förderung für den energetischen Umbau.<br />
Aber selbst Experten haben inzwischen Probleme,<br />
das Dickicht zu durchschauen.<br />
Ein Gespräch mit Energieexpertin Carolin Klatt.<br />
VON OLIVER SCHIRG<br />
magazin: Deutschland will bis zum Jahr 2045 seinen Ausstoß an<br />
Treibhausgasen auf null reduzieren. Ist das realistisch oder utopisch?<br />
Carolin Klatt: Es ist realistisch, wenn die dafür notwendigen<br />
Rahmenbedingungen geschaffen werden und alle<br />
Akteure bereit sind, zielführende Maßnahmen umzusetzen.<br />
Dazu zählt ein breites Spektrum an Energieeffizienzmaßnahmen,<br />
die Endbürokratisierung für den Ausbau<br />
erneuerbarer Energien, die Schaffung und Erhaltung von<br />
Förderprogrammen und ein gelebter Wille seitens der<br />
Bundesregierung zur Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern.<br />
magazin: Was müssen Wohnungsunternehmen tun, um dieses<br />
Ziel zu erreichen?<br />
Carolin Klatt: Wohnungsunternehmen können eine<br />
ganze Menge tun. Sie können ihren Gebäudebestand<br />
sanieren, energieeffiziente Neubauten errichten, eine klimaneutrale<br />
Energieversorgung für Gebäude oder Quartiere<br />
anstreben bzw. umsetzen, Flächen z.B. zum Ausbau<br />
von Photovoltaik nutzen, Mieter über Energieeinsparung<br />
aufklären, Ladesäuleninfrastruktur schaffen und bei einer<br />
kommunalen Wärmeplanung aktiv und ergebnisoffen mitarbeiten.<br />
Im ersten Schritt ist dazu ein Grobkonzept inkl.<br />
CO 2<br />
-Bilanz erforderlich, anschließend sollten geeignete<br />
Maßnahmen Schritt für Schritt umgesetzt werden. Um<br />
weder den Investitionshaushalt noch die Mieter finanziell<br />
zu überfordern, sollte mit Augenmaß saniert werden.<br />
magazin: Wie unterstützt Ihr Unternehmen die Wohnungswirtschaft<br />
bei der Erreichung des Zieles, bis 2045 den Ausstoß von<br />
Treibhausgasen auf null zu reduzieren? Was bietet Ihr Unternehmen<br />
an?<br />
Carolin Klatt: Viele Unternehmen wollen sich zunächst<br />
einen Überblick verschaffen, für diese erstellen wir eine<br />
Treibhausgasbilanz, identifizieren geeignete Maßnahmen,<br />
priorisieren diese und entwickeln daraus einen Fahrplan<br />
zur Erreichung der CO 2<br />
-Neutralität in verschiedenen Szenarien.<br />
Im Anschluss begleiten wir die Kunden bei der<br />
Umsetzung mit gebäudeweisen energetischen Sanierungsfahrplänen,<br />
Machbarkeitsstudien und Planungsleistungen.<br />
Für die detaillierte gebäudeweise Untersuchung<br />
bietet das BAFA aktuell einen 80-prozentigen Zuschuss<br />
für energetische Gebäudeanalysen. Dies haben wir in den<br />
letzten Jahren intensiv eingesetzt, um Wohn- und Nichtwohngebäude<br />
zu bewerten.<br />
zelnen Maßnahmen werden dann die Wirtschaftlichkeit,<br />
die Einbindung von Fördermitteln, die Energie- und CO 2<br />
-<br />
Einsparung betrachtet und ausgegeben. Das Unternehmen<br />
kann anhand der Ergebnisse eine Priorisierung der<br />
Maßnahmenumsetzung vornehmen und erhält so einen<br />
konkreten Handlungsfahrplan, unterlegt mit energetischen<br />
und wirtschaftlichen Kennzahlen.<br />
magazin: Betrifft diese Bewertung jeweils nur ein Gebäude?<br />
Carolin Klatt: Wir können neben der Betrachtung einzelner<br />
Gebäude ganze Quartiere, z.B. hinsichtlich eines<br />
gemeinschaftlichen Wärmeversorgungskonzeptes, untersuchen.<br />
Unser Unternehmen bietet zudem ein eigenes<br />
Energiemanagementsystem an, um die Energieströme der<br />
Liegenschaften detailliert zu erfassen und auswerten zu<br />
können. Die Planung und Umsetzung von PV-Anlagen und<br />
Ladeinfrastruktur mit einem abgestimmten Lastmanagement<br />
sowie Mieterstromkonzepte bieten wir ebenfalls an.<br />
magazin: Gibt es eine öffentliche Förderung für die notwendigen<br />
Modernisierungsmaßnahmen?<br />
Carolin Klatt: Ja, es gibt eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten.<br />
Zunächst wird die Energieberatung (u.a. energetischer<br />
Sanierungsfahrplan) für Wohn- und Nichtwohngebäude<br />
gefördert, der Bund bietet dafür aktuell einen<br />
80-prozentigen Zuschuss. Für die Umsetzung der Maßnahmen,<br />
sei es Sanierung oder die Umstellung der Anlagentechnik,<br />
gibt es ebenfalls Förderungen in verschiedenem<br />
Umfang durch das BEG (Bundesförderung für effiziente<br />
Gebäude). Im Zuge einer Beauftragung bieten wir stets<br />
die Prüfung, Beantragung und Abwicklung geeigneter<br />
Fördermittel an. Für die Versorgung von Quartieren und<br />
ganzen Fernwärmenetzen hat der Bund über die Bundesförderung<br />
für effiziente Wärmenetze (BEW) ein Zuschussprogramm<br />
für Machbarkeitsstudien und Transformationskonzepte<br />
(50-prozentiger Zuschuss) aufgelegt. Auch die<br />
Umsetzung der Maßnahmen wird mit einem 40-prozentigen<br />
Zuschuss (bis zu 200 Millionen Euro) gefördert.<br />
magazin: Ist die öffentliche Förderung aus Ihrer Sicht ausreichend?<br />
Carolin Klatt: Viele Städte, Kommunen, aber auch Unternehmen<br />
merken aufgrund der äußeren Rahmenbedingungen,<br />
dass ein Handeln unausweichlich geworden ist. Energie<br />
einzusparen bedeutet nicht nur etwas für das Klima zu<br />
tun, sondern auch Kosten zu sparen. Niemand kann sich<br />
mehr vor dem Thema verschließen und so kann die Förderung<br />
eine wichtige Unterstützung bei der Realisierung von<br />
Maßnahmen und auf dem Weg der Klimaneutralität sein.<br />
Noch nie war die Fördermittellandschaft so groß. Leider ist<br />
diese auch unübersichtlich. Unsere Kunden unterstützen<br />
wir bei der Beantragung und Abwicklung der Fördermittel.<br />
magazin: Wie läuft eine solche „Bewertung“ ab?<br />
Carolin Klatt: Dabei werden die Gebäude zunächst aufgenommen<br />
(Ist-Zustand von Gebäudehülle und Anlagentechnik)<br />
und anschließend verschiedene Sanierungsmaßnahmen<br />
sowie die Erneuerung der Anlagentechnik mit<br />
Einbindung erneuerbarer Energien simuliert. Für die einf