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Pantograph 80 - März 2023

Mitarbeitendenmagazin der MGBahn und GGB - VON UNS ÜBER UNS

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BUSINESS<br />

BUSINESS<br />

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TEXT: Daniel Siegen, Anlagenmanager Kunstbauten & Publikumsanlagen / Curdin Condrau, geoformer igp AG<br />

Sicherheitsholzerei entlang der Bahnlinie der MGBahn<br />

MIT MODERNSTEN METHODEN<br />

Ein Wald erbringt eine Vielzahl von Leistungen, kann aber auch zur Gefahr<br />

werden. Umstürzende Bäume, welche sich in unmittelbarer Nähe der Bahnlinie<br />

befinden, können einen sicheren Bahnbetrieb verhindern und Sachschäden<br />

an der bestehenden Infrastruktur verursachen.<br />

Ergebnisse<br />

Entlang der rund 150 km langen Bahnlinie von<br />

Disentis nach Zermatt wurden 742 Planungseinheiten<br />

mit einer gesamten Flächengrösse von ca. 392<br />

Auf Bergstrecken ist generell kein risikofreies<br />

45°-Waldprofil anzustreben, da diese zur mehrheitlichen<br />

Beseitigung der Waldbäume innerhalb des<br />

Sicherheitsstreifens führen würde. Dies hätte zur<br />

Folge, dass die Schutzwirkung der Bäume vor gravitativen<br />

Naturgefahren (Schneerutsch, Hangmuren,<br />

Steinschlag usw.) entfällt. Die Wälder entlang der<br />

Bahnlinie müssen daher stabil aufgebaut sein.<br />

Bestockte Flächen/Wald<br />

Ausgehend von Fernerkundungsdaten (Luftbilder,<br />

Orthofotos) wurde eine Übersicht über den Waldperimeter<br />

und die bestockten Flächen entlang der<br />

Bahnlinie erstellt.<br />

Potenzielle Gefahrenbäume (gegenwärtig)<br />

Die Gefahrenbäume, welche aufgrund ihrer Höhe<br />

und Distanz das Lichtraumprofil des Bahntrassees<br />

tangieren, sind mit einer dreidimensionalen GIS-<br />

Analyse detektiert worden. Dazu wurde zuerst das<br />

Lichtraumprofil des Bahntrassees auf dem digitalen<br />

Höhenmodell swissALTI3D von swisstopo erstellt. Aus<br />

den Baumpositionen und der Höheninformation vom<br />

Vegetationshöhenmodell wurden die Bäume dreidimensional<br />

modelliert. Der potenzielle Sturzraum<br />

der einzelnen Bäume wurde anhand der Baumhöhe<br />

ermittelt. Dargestellt ist dieser in Form einer Kugel. Als<br />

Radius der Kugel wurden die jeweiligen Baumhöhen<br />

angenommen. Mit dem modellierten Einflussbereich<br />

(Kugel) konnten jene Bäume selektiert werden, welche<br />

sich mit dem Lichtraumprofil der MGBahn überschneiden<br />

(siehe Bild unten). Dadurch wurden sämtliche<br />

Bäume erfasst, welche aufgrund ihrer jetzigen<br />

Höhe und der Distanz zum Bahntrassee theoretisch<br />

als Gefahrenbäume in Frage kommen.<br />

Potenzielle Gefahrenbäume (zukünftig)<br />

Um den Höhenzuwachs der Bäume in den kommenden<br />

15 Jahren zu berücksichtigen, wurde dieser anhand<br />

der Waldwachstumskurve von SiWaWa (Simulation<br />

WaldWachstum) ermittelt (ca. 10 cm Zuwachs<br />

pro Jahr). Der oben beschriebene Vorgang wurde mit<br />

dem prognostizierten Höhenzuwachs in Fünfjahresabschnitten<br />

wiederholt. Hierdurch sind sämtliche<br />

Gefahrenbäume, welche aufgrund ihrer Distanz zur<br />

MGBahn-Linie und ihrer jetzigen bzw. zukünftigen<br />

Höhe auf die Gleise fallen können, erfasst.<br />

Verifizierung der Ergebnisse<br />

Die computergestützte Auswertung wurde im Feld<br />

verifiziert und durch die Bestimmung von Stabilitätskriterien<br />

verfeinert.<br />

742 Planungseinheiten<br />

zwischen Disentis<br />

und Zermatt<br />

Vor kurzem entfernter<br />

sturzgefährdeter<br />

Einzelbaum.<br />

ha ausgeschieden und beurteilt. Insgesamt müssen<br />

zukünftig 7 % (27.3 ha) der beurteilten Planungseinheiten<br />

mit erster, 10 % (38.6 ha) mit zweiter, 11 %<br />

(44.4 ha) mit dritter und 20 % (<strong>80</strong>.2 ha) mit vierter<br />

Dringlichkeit behandelt werden. Die restlichen 52 %<br />

der beurteilten Flächen sind der Dringlichkeitsstufe 5<br />

zuzuordnen und bedürfen in den nächsten 15 Jahren<br />

keiner Behandlung.<br />

In Abhängigkeit des Handlungsbedarfs und der<br />

Dringlichkeit werden seit 2021 fortlaufend Sicherheitsholzereiarbeiten<br />

von lokalen Forstbetrieben<br />

geplant und ausgeführt. So konnten bereits 2021<br />

und 2022 einzelne, sehr dringende Waldflächen<br />

behandelt werden.<br />

Baumposition<br />

Für die Herleitung der Baumpositionen wurde das<br />

Orthofotomosaik SWISSIMAGE vom Bundesamt<br />

für Landestopografie swisstopo verwendet. Mit der<br />

cloudbasierten Plattform «Picterra» konnten mittels<br />

Machine-Learning-Algorithmen die Baumpositionen<br />

in den Orthofotos detektiert werden. Die Bildanalyse<br />

wurde mit einem manuell erstellten Trainingsdatensatz<br />

durchgeführt.<br />

Möglicher Einflussbereich<br />

umstürzender Bäume<br />

(weisse Kugeln) zum Lichtraumprofil<br />

(gelb).<br />

Potenzielle Gefahrenbäume<br />

entlang der MGBahn mit<br />

dem prognostizierten<br />

Höhenzuwachs.<br />

Baumhöhe<br />

Für die Herleitung der Baumhöhen wurde das<br />

Vegetationshöhenmodell VHM von der eidg. Forschungsanstalt<br />

für Wald, Schnee und Landschaft<br />

WSL verwendet. Mittels Verschnittes der Baumpositionen<br />

mit den Vegetationshöhen konnten die<br />

Baumhöhen den Baumpositionen automatisch zugeordnet<br />

werden.<br />

Alle Gefahrenbäume<br />

werden erfasst<br />

Potenzielle Gefahrenbäume<br />

(pink) aufgrund der<br />

jetzigen Baumhöhe. Die<br />

übrigen Bäume sind braun<br />

und das Lichtraumprofil<br />

(gelb) dargestellt.

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