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stadtMAGAZIN KÖLN. Ausg. April-Mai 2023

Kölner Magazin für Zeitgeschehen, Kunst, Kultur und Lebensart.

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Foto: ©AdobeStock<br />

Die eingerüstete Kathedrale nach dem Brand<br />

I<br />

m <strong>April</strong> 2022 kam die wertvolle Fracht aus Paris in 40<br />

Kisten in Köln an. Ihr Inhalt: Vier circa 22 Quadratmeter<br />

große verschmutzte und verstaubte Fenster. Eines davon<br />

verblieb in der Glasrestaurierungswerkstatt der Dombauhütte;<br />

die drei anderen gingen – wie geplant - später zu<br />

Kooperationspartnern. Kurz bemessen war die Zeit für die<br />

höchst anspruchsvolle und diffizile Restaurierung: Bis März<br />

dieses Jahres. Und jedes dieser Fenster besteht aus 80 Teilen<br />

unterschiedlicher Größe, und alle treten nun gereinigt,<br />

erneuert und gesichert ihre Rückreise an.<br />

RÜCKBLENDE:<br />

Als die Fenster vor einem Jahr in Köln eintrafen, stellten<br />

die RestauratorInnen nach erster Prüfung fest, dass sie die<br />

Hitze des Brandes relativ gut überstanden hatten. So ist<br />

Schlimmeres nicht eingetreten. „Hinzu kommt noch,“ sagt<br />

Felix Busse, der technische Leiter der Glasrestaurierungswerkstelle,<br />

„dass die Pariser Fenster nicht so alt wie die des<br />

Kölner Domes sind und insofern stabiler. Aber beim Brand<br />

des bleigedeckten Daches der Pariser Kathedrale wurden die<br />

Fenster mit giftigem Bleistaub überzogen. Und ehe wir mit<br />

der eigentlichen Reinigung beginnen konnten, musste dieser<br />

erst einmal mühsam entfernt werden.“<br />

Im aktuellen „Kölner Domblatt“, dem Jahrbuch des<br />

Zentral-Dombau-Vereins, wird das so beschrieben: „Für die<br />

Absaugung des giftigen Bleistaubes waren umfangreiche<br />

Vorbereitungen notwendig. In einem separaten Raum wurde<br />

eine entsprechende Dekontaminationskammer installiert,<br />

einschließlich einer mit Spezialfiltern ausgestatteten Absauganlage.<br />

In dieser Kammer wurden die Innen- und Außenseiten<br />

sämtlicher Scheiben mit einem Staubsauger und weichen<br />

Pinseln vorsichtig vom Bleistaub befreit. Zur persönlichen<br />

Sicherheit mussten dabei Schutzanzüge und spezielle Masken<br />

mit Atemluftunterstützung getragen werden. Erst danach<br />

konnte eine bildliche Dokumentation der einzelnen Fensterpaneele<br />

erfolgen, die u.a. als Grundlagen für die Schadensund<br />

Maßnahmenkartierung dient.“ Zitatende.<br />

Bei meinem Besuch in der Werkstatt der Dombauhütte<br />

hatten die RestauratorInnen noch etliches vor sich. Zahlreiche<br />

Werktische waren mit Glasmalereifenstern belegt. Auf<br />

einem dieser Stücke lagen mehrere viereckige Gewichte aus<br />

Blei. Die Beschwerung dient dazu, das verwölbte bzw. ausgebauchte<br />

Glasmalereifeld mit der Zeit vorsichtig plan zu<br />

bekommen. Einzelne Felder können sich schon mal wölben,<br />

erklären mir die RestauratorInnen. Bei statischer Fehlbelastung<br />

gibt das weiche Bleinetz nach und führt zu Deformation.<br />

So auch hier. Mit der Hand können diese Wölbungen<br />

nicht „zurechtgedrückt“ werden. Felix Busse zeigt auf das<br />

Bleinnetz, das die Glasstücke einfasst. „Es ist mit Leinölkreidekitt<br />

unterlegt. Und der wird im Laufe der Zeit hart und<br />

bröckelig.“ Mit einem dünnen Skalpell kratzt er die alten<br />

Kittreste dort ab, wo Bleie entfernt und durch neue ersetzt<br />

werden mussten. Manchmal ist es auch aus statischen Gründen<br />

notwendig, das ganze Bleinetz zu erneuern. Und damit<br />

die „frischen“ Bleiruten nicht so glänzen, werden sie den alten<br />

farblich angeglichen.<br />

Sorgfältig wird jedes Stück der Glasmalereifenster untersucht.<br />

Den Restauratoren entgeht so schnell nichts. Weder<br />

gebrochene Bleie noch frühere Ergänzungen mit Glas<br />

noch Fehlstellen, an denen schon mal gearbeitet wurde.<br />

Hilfreich ist es, wenn Aufzeichnungen über diese Arbeiten<br />

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