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stadtMAGAZIN KÖLN. Ausg. April-Mai 2023

Kölner Magazin für Zeitgeschehen, Kunst, Kultur und Lebensart.

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estaurierung<br />

Alle Fotos: © Hohe Domkirche, Dombauhütte; Foto: Glasrestaurierungswerkstatt.<br />

Verlöten des Bleinetzes durch die Mitarbeiterin der Glasrestaurierungswerkstatt<br />

der Kölner Dombauhütte Wiebke Schneppel<br />

© Hohe Domkirche, Dombauhütte; Foto: J. Rumbach.<br />

Dekontamination der ausgebauten Glasmalereifelder<br />

durch die Mitarbeiterin der<br />

Glasrestaurierungswerkstatt der Kölner<br />

Dombauhütte Élodie Schneider<br />

Entfernung der Notsicherung<br />

an gebrochenen Gläsern<br />

Behutsame Reinigung<br />

eines Glasmalereifeldes<br />

Klebung eines<br />

gebrochenen Glases<br />

vorhanden sind. Das ist aber leider nicht immer so. Manchmal<br />

sind lediglich Rechnungen über eingekaufte Materialien<br />

vorhanden. Heute werden alle Eingriffe dokumentiert.<br />

Vor sich auf dem Tisch hat Wiebke Schneppel, Restauratorin<br />

für Glasmalerei, eine Scheibe, die durch Kerzenruß<br />

sehr verschmutzt gewesen ist. „Die Farben waren eher grau;<br />

dieser Ruß ist fettig, ölig. Den haben wir nach der ersten<br />

trockenen Reinigung mit einem Gemisch aus Wasser und<br />

Ethanol ablösen können.“ Mit einem getränkten Wattestäbchen<br />

hat sie sich Zentimeter um Zentimeter vorgearbeitet,<br />

bis das Fenster sozusagen wieder lesbar war. Das kann sehr<br />

lange dauern; da sind Geduld und Ausdauer gefragt. Zumal<br />

überwiegend mit sehr feinen, spitzen Werkzeugen gearbeitet<br />

wird, die dem medizinischen Bereich „entliehen“ worden<br />

sind.<br />

Bei den Fenstern sind in der Vergangenheit bereits Glasstücke<br />

kaputt gegangen. Verlorene bzw. gebrochene Stücke<br />

hatte man teils notdürftig ersetzt oder Bruchstücke mit Klebeband<br />

fixiert. Jetzt ist die Gelegenheit günstig, die Sache in<br />

Ordnung zu bringen. Für fehlende Glasstücke wird ein farblich<br />

passendes Glas zugeschnitten, mit Glasmalfarbe bemalt<br />

und eingesetzt. „Hier können wir kleben, das Glasstück mit<br />

einem schmalen Blei einfügen und/oder es mittels Tiffany-<br />

Technik mit verzinnter Kupferfolie einsetzen. Bei sehr kleinteilig<br />

gesprungenen Gläsern und Ergänzungen werden alle<br />

Teilstücke nummeriert, um sie wieder an der richtigen Stelle<br />

einzupassen,“ erläutern die RestauratorInnen.<br />

Die modernen Fenster des französischen Künstlers Jacques<br />

Le Chevallier sind abstrakt gehalten. Aufgrund der<br />

rein geometrischen Gestaltung ist es für die RestauratorInnen<br />

viel schwieriger, den Überblick zu behalten, als wenn es<br />

sich zum Beispiel um Figuren handelt. Die deckend braunschwarze<br />

Bemalung hat der Künstler selbst aufgetragen.<br />

Zusammenfügen<br />

eines gebrochenen<br />

Glases in<br />

Tiffanytechnik<br />

„Alle Gläser sind gebrannt,“ erklärt Wiebke Schneppel, „denn<br />

Glasmalfarben verschmelzen erst durch eine Erhitzung im<br />

Ofen dauerhaft mit der Glasoberfläche.“<br />

Le Chevallier hat sich an mittelalterlichen Farben orientiert:<br />

Viel gelb, grün, blau und ganz besonders Rottöne.<br />

„Man sieht wunderbare rote und blaue Farben,“ sagt Wiebke<br />

Schneppel, „mehrere Glasschichten wurden als sogenanntes<br />

Überfangglas zusammengeschmolzen; teilweise mit Farbverläufen.<br />

Das sieht man hier bei diesem Fenster ganz besonders.<br />

Hier ist Rot nicht immer Rot, sondern – je nach Licht<br />

– ergeben sich ganz verschiedene Nuancen.“<br />

Alles, was restauriert wird, geschieht in enger Absprache<br />

mit der obersten Restaurierungsleitung in Paris. Jede Maßnahme<br />

wird dokumentiert. Das hat seinen Sinn, gerade auch<br />

für nachfolgende Restaurierungen.<br />

Hier werden Kulturgüter erhalten, die Zeitläufe überstanden<br />

haben, deren Einflüsse sich sehr unterschiedlich<br />

auf die Materialien ausgewirkt haben. Diese Zeichen sollen<br />

nicht „wegradiert“ werden, sondern sichtbar bleiben. Und so<br />

wird Restaurieren heute eher als sensibles Konservieren und<br />

Pflegen verstanden.<br />

INFORMATION: www.koelner-dombauhuette.de<br />

34<br />

stadt MAGAZIN <strong>KÖLN</strong>. Nr. 2/ <strong>2023</strong> 34. Jahrgang

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