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Tue Gutes und rede darüber

Ausgabe 12/2016

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www.swr/herzenssache<br />

www.don-bosco-mondo.de<br />

www.hilfe-zur-selbsthilfe.de<br />

12/2016<br />

ahn<br />

ärzte<br />

blatt<br />

Baden-<br />

Württemberg<br />

Informationen<br />

» aus mit der Informationen Zahn-, M<strong>und</strong>- aus <strong>und</strong> der<br />

Kieferheilk<strong>und</strong>e<br />

Zahn-, M<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Kieferheilk<strong>und</strong>e<br />

www.stiftung-hdz.de<br />

www.german-doctors.de<br />

LEITARTIKEL<br />

Soziales Engagement<br />

ist wichtiger denn je<br />

TITELTHEMA<br />

<strong>Tue</strong> <strong>Gutes</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>rede</strong> <strong>darüber</strong><br />

PRAXIS<br />

Neue Regelungen<br />

im Röntgenbereich<br />

PARODONTITISTHERAPIE<br />

Adjuvante systemische<br />

Antibiotika


Betr.: Soziales Engagement<br />

Editorial 3<br />

» Soziales Engagement. Das soziale<br />

<strong>und</strong> gesellschaftliche Engagement der Zahnärztinnen<br />

<strong>und</strong> Zahnärzte in Baden-Württemberg ist vielfältig<br />

<strong>und</strong> spiegelt sich in zahlreichen Initiativen wider. Das<br />

Spektrum reicht von internationalen Einsätzen über<br />

nationale Projekte bis zur Unterstützung von Einrichtungen<br />

direkt vor der eigenen Haustür. Alle Hilfsorganisationen<br />

<strong>und</strong> Initiativen verfolgen dabei das gleiche<br />

Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Dabei spielt es<br />

keine Rolle, ob es sich um finanzielle (zahn)medizinische<br />

oder menschliche Unterstützung handelt, was<br />

zählt ist das aktive Engagement.<br />

Besonders deutlich wird das persönliche Engagement<br />

bei den vielen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

die schon seit Jahren regelmäßig in arme Länder<br />

gehen, um Menschen zu helfen. Und das alles mit<br />

finanzieller Eigenbeteiligung <strong>und</strong> unter Einsatz des<br />

Jahresurlaubs. Viele setzen ihr Engagement auch im<br />

Ruhestand fort. Einzelne finden erst nach der Berufstätigkeit<br />

Zeit für humanitäre Projekte.<br />

Eine erfolgreiche Spendenaktion<br />

war bis Ende dieses Jahres die<br />

Aktion Z – Altgold für die Dritte Welt, für die in<br />

Baden-Württemberg <strong>und</strong> in Nordrhein über 400 Zahnärztinnen<br />

<strong>und</strong> Zahnärzte ihre Patienten motivierten,<br />

nicht benötigtes Altgold zu spenden.<br />

Seit Beginn der Aktion im Jahr 1987 kam die beachtliche<br />

Spendensumme von über sechs Millionen<br />

Euro zusammen, die über die Organisationen Don<br />

Bosco Mondo e. V., Bonn, Hilfe zur Selbsthilfe Dritte<br />

Welt e. V., Dossenheim, <strong>und</strong> Ärzte für die Dritte Welt,<br />

German Doctors e. V., Bonn, Hilfsprojekten in Afrika,<br />

Asien <strong>und</strong> Lateinamerika zugute kamen.<br />

» Perspektiven. Damit dieses Engagement<br />

auch in Zukunft Früchte trägt <strong>und</strong> die Hilfsorganisationen<br />

weiter ihre Projekte fortführen können, konnte<br />

das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />

für Lepra- <strong>und</strong> Notgebiete<br />

e. V. (HDZ) unter seinem Vorsteher<br />

Dr. Klaus Winter gewonnen werden. Das HDZ steht<br />

unter der Schirmherrschaft der B<strong>und</strong>eszahnärztekammer<br />

<strong>und</strong> hat bereits in der Vergangenheit mit<br />

den drei bislang von der Aktion Z unterstützten<br />

Organisationen zusammengearbeitet. Neu hinzugekommen<br />

ist Herzenssache e. V.,<br />

die Kinderhilfsaktion von SWR,<br />

SR <strong>und</strong> Sparda-Bank. Der SWR hat sein<br />

Sendegebiet im Saarland, in Rheinland Pfalz <strong>und</strong> in<br />

Baden-Württemberg. Nunmehr unterstützen auch die<br />

Zahnärzteschaft Rheinland Pfalz <strong>und</strong> die des Saarlandes<br />

zusammen mit der baden-württembergischen<br />

Zahnärzteschaft die Spendeninitiative zugunsten<br />

von HDZ <strong>und</strong> Herzenssache e. V. Dabei werden die<br />

bisherigen Projekte über das HDZ mit 75 Prozent<br />

aus dem Spendenerlös in Zukunft gefördert <strong>und</strong><br />

Herzenssache e. V. erhält 25 Prozent, um Projekte<br />

im Sendegebiet des SWR zu fördern.<br />

Die ZBW-Redaktion stellt daher das soziale Engagement<br />

in den Mittelpunkt dieses Themenheftes,<br />

um über die Neuausrichtung zu informieren<br />

sowie die Organisationen HDZ, Herzenssache e. V.,<br />

Don Bosco Mondo e. V., Hilfe zur Selbsthilfe e. V.<br />

<strong>und</strong> German Doctors e. V. vorzustellen.<br />

Ob große oder kleine Hilfsinitiativen, das soziale<br />

Engagement der Zahnärzteschaft ist ein wichtiger<br />

Beitrag zu mehr Menschlichkeit in unserer Gesellschaft.<br />

Dies wird auch in der Öffentlichkeit immer<br />

mehr anerkannt. Deswegen trägt das Vorbild der<br />

Zahnärzteschaft dazu bei, dass sich auch andere –<br />

Einzelpersonen oder gesellschaftliche Gruppen – in<br />

Hilfsprojekten engagieren oder Eigeninitiativen ins<br />

Leben rufen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> stellt das ZBW auch<br />

Initiativen von Einzelpersonen beispielhaft vor.<br />

Die Pressedokumentation des Informationszentrums<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit – eine Einrichtung der Zahnärzteschaft<br />

Baden-Württemberg (IZZ) hat das Soziale Engagement<br />

des Berufsstandes im Spiegel der Medien seit 1993<br />

in insgesamt sechs Bänden zusammengefasst: In<br />

diesen Bänden finden sich Berichte über Initiativen von<br />

Zahnärzten aus Baden-Württemberg. Sie können beim<br />

IZZ bestellt werden unter Tel: 0711/222966-13, Fax:<br />

0711/222966-20 oder E-Mail: presse@t-online.de.<br />

» Dank. Wir möchten als ZBW-Redaktion Ihnen,<br />

liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser, danken. Danken für das<br />

Miteinander, Ihre konstruktive Begleitung des Zahnärzteblattes<br />

Baden-Württemberg <strong>und</strong> für die stets gute<br />

dialogorientierte Kommunikation. Bereits jetzt richten<br />

wir unseren Blick auf Themen <strong>und</strong> Hefte im neuen Jahr<br />

<strong>und</strong> freuen uns auf Weihnachten <strong>und</strong> den Jahreswechsel.<br />

Ihnen liebe Leserin, lieber Leser, wünschen wir<br />

frohe Weihnachtstage. Herausgeber <strong>und</strong> Redaktion<br />

möchten mit Ihnen im neuen Jahr an den guten Dialog<br />

anknüpfen. Über viele Impulse, Anregungen <strong>und</strong> konstruktive<br />

Kritik freut sich Ihre Redaktion.<br />

» johannes.clausen@izz-online.de<br />

Collage: Fotolia/IZZ<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


4 Inhalt<br />

Leitartikel<br />

Titelthema<br />

Dr. Simone Schelberg<br />

7<br />

Soziales Engagement ist wichtiger denn je<br />

16<br />

German Doctors e. V.<br />

Unermüdlich im Einsatz für Bedürftige<br />

3<br />

Titelthema<br />

Neue Wege des sozialen Engagements<br />

18<br />

Corporate Social Responsibility (CSR)<br />

in der Unternehmensführung<br />

Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg<br />

8<br />

Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- <strong>und</strong><br />

Notgebiete e. V. (HDZ)<br />

Von dem guten Gefühl,<br />

etwas zum Besseren zu verändern<br />

22<br />

Dental International Aid Networking Organisation<br />

Hilfsorganisation mit Schwerpunkt Karibik<br />

10<br />

Herzenssache e. V. – die Kinderhilfsaktion von<br />

SWR, SR <strong>und</strong> Sparda-Bank<br />

Seit 2000 die Kinderhilfsaktion in Ihrer Region<br />

11<br />

Die Zahnärzteschaft lebt nicht allein…<br />

Kommentar von Dr. Bernhard Jäger<br />

24<br />

Nachhaltiges zahnmedizinisches Hilfsprojekt in Afrika<br />

„Zahnmedizinische Heimat ist Eritrea“<br />

26<br />

Apollonia-Preis der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe<br />

Auszeichnung für Myanmar-Projekt<br />

12<br />

Don Bosco Mondo e. V.<br />

Einsatz für benachteiligte<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

14<br />

Hilfe zur Selbsthilfe – Dritte Welt e. V.<br />

Den Armen die Hand reichen<br />

27<br />

Behandlung von Menschen mit Behinderung<br />

Das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu tun<br />

ZBW 11/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Inhalt<br />

5<br />

Titelthema<br />

Fortbildung<br />

38<br />

Parodontitistherapie<br />

Adjuvante systemische Antibiotika<br />

28<br />

29<br />

Patienten unterstützen Hilfsprojekte<br />

<strong>Gutes</strong> tun mit Zahngold<br />

Zeitungsbericht über Zahnärzte-Einsatz in Ladakh<br />

Das Lächeln des Himalaya<br />

42<br />

DentEvent „Beruf & Familie“ 2016<br />

der KZV BW <strong>und</strong> LZK BW<br />

Berufsziel Niederlassung<br />

Kommunikation<br />

30<br />

31<br />

Engagement für Flüchtlinge<br />

Krocki bei den Flüchtlingskindern<br />

Berufspolitik<br />

Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit Baden-Württemberg<br />

Aktive Versorgungssteuerung<br />

44<br />

45<br />

46<br />

Medien berichten im September<br />

besonders häufig über Zahnmedizin-Themen<br />

Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit bringt Monatshoch<br />

Forum Zahnges<strong>und</strong>heit<br />

auf den 34. Allmendinger Ges<strong>und</strong>heitstagen<br />

Attraktives Ges<strong>und</strong>heitsangebot für die Region<br />

Fachdental Südwest<br />

Ideale Plattform<br />

Versorgungsanstalt<br />

Aktuell 1/2016<br />

Satzungsänderungen<br />

32<br />

34<br />

36<br />

37<br />

Standespolitische Nachwuchstagung<br />

von BZK Tübingen <strong>und</strong> KZV BW, BD Tübingen<br />

Bedeutung der Selbstverwaltung<br />

Analyse zahnärztlicher Existenzgründungen 2015<br />

Große Bandbreite bei Übernahmepreisen<br />

Informationsveranstaltung für Berufsberater/innen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsvermittler/innen<br />

Finden. Ausbilden. Binden<br />

Politik<br />

Dialog-Begegnungen im Königsbau<br />

Gespräch mit Stefan Teufel MdL<br />

Rubrik<br />

47 Praxis<br />

51 Termine<br />

52 Kultur<br />

54 Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

Internet<br />

57 Amtliche Mitteilungen<br />

57 Impressum<br />

58 Personalia<br />

64 Zu guter Letzt<br />

Besuchen Sie auch die ZBW-Website<br />

» www.zahnaerzteblatt.de<br />

Dort finden Sie neben der Online-Ausgabe des ZBW<br />

zusätzliche Informationen, Fotos, weiterführende<br />

Links sowie ein ZBW-Archiv ab dem Jahr 2006.<br />

Aktuelle Infos<br />

(dazu einfach den QR-Code scannen)<br />

Mehr Infos über das soziale<br />

Engagement der Zahnärzteschaft<br />

finden sich unter:<br />

» www.zahnaerzteblatt.de<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 11/2016


Leitartikel 7<br />

Soziales Engagement ist wichtiger denn je<br />

Die soziale Kluft zwischen Arm <strong>und</strong> Reich wird in Deutschland immer größer <strong>und</strong><br />

betrifft vor allem Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Die Studie des ersten Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsberichts<br />

der Landesregierung Baden-Württemberg zeigt: Vor allem kinderreiche<br />

Familien <strong>und</strong> Alleinerziehende sind armutsgefährdet.<br />

Soziales Engagement wird immer wichtiger. Als modernes<br />

Medienunternehmen steht auch der Südwest r<strong>und</strong>funk<br />

(SWR) zu seiner Verantwortung <strong>und</strong> leistet mit seiner<br />

Kinderhilfsaktion Herzenssache seinen Beitrag, die öffentliche<br />

Aufmerksamkeit auf diese wichtigen Themen<br />

zu lenken. Auch die über 40 Initiativen von Zahnärztinnen<br />

<strong>und</strong> Zahnärzten in Baden-Württemberg engagieren<br />

sich seit vielen Jahren vorbildlich für soziale Zwecke.<br />

Es freut mich besonders, dass sich ab 2017 diese starken<br />

Partner zusammentun, um gemeinsam mit ihrem sozialen<br />

Engagement <strong>Gutes</strong> zu tun.<br />

Die bisherige Aktion Z –<br />

Altgold für die Dritte Welt<br />

der baden-württembergischen<br />

Zahnärztinnen <strong>und</strong><br />

Zahnärzte expandiert <strong>und</strong><br />

nimmt Herzenssache als<br />

neuen Spendenempfänger<br />

mit an Bord. Bisher flossen<br />

alle Spenden der Aktion ins<br />

Ausland. Es ist w<strong>und</strong>erbar,<br />

dass nun auch Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche im Südwesten<br />

Deutschlands von dieser<br />

vorbildlichen Aktion der<br />

Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte<br />

<strong>und</strong> ihrer Patientinnen<br />

<strong>und</strong> Patienten profitieren<br />

werden. Je ein Viertel der<br />

Spenden gehen unter dem Dach des Hilfswerks Deutscher<br />

Zahnärzte für Lepra- <strong>und</strong> Notgebiete e. V. (HDZ)<br />

ab 2017 an Herzenssache e. V., Don Bosco Mondo e. V.,<br />

Verein Hilfe zur Selbsthilfe Dritte Welt e. V. <strong>und</strong> die German<br />

Doctors.<br />

Sie, liebe Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte in Baden-Württemberg,<br />

helfen somit ab nächstem Jahr sowohl Kindern<br />

vor der eigenen Haustür als auch weltweit. Danke, dass<br />

Sie Ihre Patientinnen <strong>und</strong> Patienten auf die Möglichkeit<br />

hinweisen, dass sie mit ihrer Zahngoldspende viel <strong>Gutes</strong><br />

tun können. Gerne stelle ich Ihnen Herzenssache kurz vor,<br />

um Ihnen zu zeigen, wieviel wir mit Ihrem Engagement<br />

bewegen können: Herzenssache e. V. ist die Kinderhilfsaktion<br />

von Südwestr<strong>und</strong>funk (SWR), Saarländischem<br />

R<strong>und</strong>funk (SR), der Sparda-Bank Baden-Württemberg<br />

<strong>und</strong> der Sparda-Bank Südwest <strong>und</strong> steht für das soziale<br />

Engagement dieser Unternehmen. Gr<strong>und</strong>lage ist die Vision<br />

eines menschenwürdigen Lebensumfelds, das allen<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen im Südwesten Deutschlands<br />

gleiche Chancen eröffnet. Das erste Ziel ist dabei die<br />

Mehrung des Gemeinwohls. Auch die Schwächsten sollen<br />

mit der Hilfe von Herzenssache zu starken, sicheren<br />

<strong>und</strong> mündigen Persönlichkeiten heranwachsen, die dann<br />

unsere weitere Zukunft kraftvoll gestalten können. Der<br />

SWR informiert sein Publikum generationenübergreifend<br />

über Brennpunktthemen r<strong>und</strong> um Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

<strong>und</strong> ruft dabei auch zum Spenden <strong>und</strong> Mitmachen auf.<br />

Gegründet von Journalisten, die nicht nur über Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche berichten, sondern auch helfen wollten,<br />

hat Herzenssache seit Vereinsgründung im Jahr 2000 über<br />

29 Millionen Euro Spenden<br />

eingenommen <strong>und</strong> damit<br />

r<strong>und</strong> 800 regionale Hilfsprojekte<br />

für Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche in Rheinland-<br />

Pfalz, Baden-Württemberg<br />

<strong>und</strong> im Saarland gefördert.<br />

Der Verein setzt dabei auf<br />

innovative Ideen <strong>und</strong> Projekte<br />

in der Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />

<strong>und</strong> leistet Hilfe<br />

zur Selbsthilfe. Wichtige<br />

Kriterien bei der Auswahl<br />

eines Herzenssache-Projekts<br />

sind Zukunftsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Nachhaltigkeit.<br />

Das in unseren Funkhäusern<br />

gewachsene soziale<br />

Engagement ist ein Leitbild,<br />

das wir in unserer täglichen Arbeit mit Leben füllen<br />

<strong>und</strong> vervielfältigen. Mehr als 3500 Ehrenamtliche aus<br />

dem Südwesten Deutschlands sind bis heute für Herzenssache<br />

aktiv geworden. Viele Menschen haben sich mit<br />

eigenen Aktionen engagiert <strong>und</strong> damit gesellschaftliche<br />

Verantwortung im besten Sinne übernommen. Wir freuen<br />

uns sehr, dass sich ab 2017 auch viele Zahnarztpraxen<br />

<strong>und</strong> Ihre Patientinnen <strong>und</strong> Patienten in Baden-Württemberg,<br />

in Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> im Saarland für Herzenssache<br />

engagieren werden. Soziales Engagement ist eine<br />

wichtige <strong>und</strong> unverzichtbare Stütze unserer Gesellschaft.<br />

Danke, dass Sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Gemeinsam<br />

können wir wirklich viel bewegen.<br />

Foto: Herzensache e. V.<br />

Dr. Simone Schelberg,<br />

Vorsitzende der SWR Herzenssache<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


8<br />

Titelthema<br />

Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- <strong>und</strong> Notgebiete e. V. (HDZ)<br />

Von dem guten Gefühl, etwas<br />

zum Besseren zu verändern<br />

Das HDZ ebnet armen <strong>und</strong> kranken Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen Wege aus<br />

der Perspektivlosigkeit. Sie werden durch eine ganzheitliche Erziehung<br />

<strong>und</strong> Bildung gefördert, um sich eines Tages wieder selbst helfen zu<br />

können. Dr. Klaus Winter, Vorsteher der Stiftung HDZ, berichtet von der<br />

Arbeit der Hilfsorganisation.<br />

Nairobi. Hannah ist die „Mutter Teresa“ des Mogra-Zentrums in Nairobi/Kenia. Sie<br />

war einst von der Dominikanerin Sr. Luise aus diesem Zentrum gerettet worden <strong>und</strong><br />

kümmert sich nun selbst um die Kinder in dem Slum.<br />

Es ist früh am Morgen im Hafengebiet<br />

von Tema bei Accra, der Hauptstadt<br />

von Ghana an der Westküste<br />

Afrikas. H<strong>und</strong>erte von zerlumpten<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, die<br />

die Nacht im Freien verbracht haben,<br />

sind auf der Suche nach einer<br />

Waschgelegenheit oder nach einem<br />

heißen Getränk. Ein Salesianerpater<br />

taucht auf. Es dauert keine Minute<br />

<strong>und</strong> er ist umringt von einer Gruppe<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, die<br />

ihn fröhlich begrüßen, ihm die Hand<br />

drücken, aber auch ihre Nöte vorbringen.<br />

Der eine hat Zahnschmerzen,<br />

der andere braucht dringend<br />

eine neue Hose <strong>und</strong> fast alle fragen,<br />

ob er ihnen eine Arbeit beschaffen<br />

kann.<br />

Mittendrin. An einem dieser<br />

Tage bin ich, sonst ganztägig in<br />

Bad Lauterberg im Harz zusammen<br />

mit meiner Frau als Zahnarzt<br />

tätig, mittendrin in Schwarzafrika.<br />

Ich interessiere mich für die Situation<br />

vor Ort, denn ich bin zugleich<br />

Vorsitzender des Hilfswerks Deutscher<br />

Zahnärzte für Lepra- <strong>und</strong><br />

Notgebiete. In diesem Moment trägt<br />

mir Pater Ivan, ein Salesianer, sein<br />

Anliegen vor. Hier in Tema leben<br />

100.000 Menschen in unwürdigen<br />

Verhältnissen. Sie stammen meist<br />

aus dem Norden des Landes, wo die<br />

Trockenheit in den Savannen <strong>und</strong> in<br />

der Folge auch die Armut der von<br />

der Landwirtschaft lebenden Menschen<br />

zunimmt.<br />

Jugendzentren. Die Salesianer<br />

Don Boscos, bei denen ich zu Gast<br />

bin <strong>und</strong> denen Pater Ivan angehört,<br />

sind in der Nähe des Hafengebietes<br />

zu Hause. Sie nehmen sich besonders<br />

der Straßenkinder an. Aber sie<br />

spüren: Es reicht nicht, sie ab <strong>und</strong> zu<br />

karitativ zu betreuen oder mit ihnen<br />

zu spielen <strong>und</strong> Sport zu treiben. Es<br />

entstand der Plan, ein Jugendzentrum<br />

zu bauen, in dem täglich Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche zusammenkommen<br />

können, um Hausaufgaben zu machen<br />

<strong>und</strong> ihre Freizeit sinnvoll zu<br />

gestalten. Auch berufliche Ausbildungskurse<br />

sollten dort angeboten<br />

werden, damit die Jugendlichen bessere<br />

Chancen bei der Arbeitssuche<br />

bekommen. Solche Einrichtungen<br />

der Salesianer Don Boscos haben<br />

sich in aller Welt bewährt. Deshalb<br />

stimme ich dem Plan zu, das Zentrum<br />

zu bauen, für das die Stadt Tema<br />

schon ein Gr<strong>und</strong>stück angeboten hat.<br />

Dies alles geschah vor 20 Jahren, inzwischen<br />

steht das Jugendzentrum<br />

Ashaiman <strong>und</strong> wird von H<strong>und</strong>erten<br />

Jugendlichen aus der Umgebung mit<br />

Erfolg genutzt. Die Kosten lagen bei<br />

insgesamt 500.000 Euro.<br />

Wie alles begann. Ende der<br />

70er-Jahre habe ich den Gründer<br />

des Hilfswerkes, den Kollegen Carl<br />

Heinz Bartels aus Göttingen, kennengelernt.<br />

C. H. Bartels, der 2001<br />

im Alter von 80 Jahren verstorben<br />

ist, war der damalige „berufspolitische<br />

Statthalter“ Göttingens. Ich<br />

war fasziniert von seinem berufspolitischen<br />

Selbstverständnis, aber vor<br />

allem von seinem karitativen Engagement.<br />

Ich suchte den Kontakt<br />

zu ihm <strong>und</strong> es dauerte nicht lange,<br />

da entwickelte sich ein herzliches<br />

Verhältnis. Als Mitglied des Lions<br />

Club Südharz hatte ich mich seit<br />

1979 bereits an vielen humanitären<br />

<strong>und</strong> karitativen Aufgaben im In- <strong>und</strong><br />

Ausland beteiligt, sodass ich mich<br />

von C. H. Bartels Idee, Leprakranken<br />

<strong>und</strong> in Not geratenen Menschen<br />

zu helfen, schnell anstecken ließ.<br />

Seitdem arbeiteten wir gemeinsam<br />

in fre<strong>und</strong>schaftlicher Verb<strong>und</strong>enheit<br />

an diesem großen Ziel.<br />

Hilfe zur Selbsthilfe. Das Hilfswerk<br />

Deutscher Zahnärzte für Lepra-<br />

<strong>und</strong> Notgebiete (kurz HDZ<br />

genannt) ging 1987 aus der Initiative<br />

„Patenschaft niedersächsischer<br />

Zahnärzte für Lepragebiete“ (1981<br />

gegründet) hervor <strong>und</strong> ist eine Stiftung<br />

bürgerlichen Rechts. Während<br />

seines inzwischen fast 30-jährigen<br />

Bestehens förderte das Hilfswerk<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Titelthema 9<br />

über die bisher bekannten Schwerpunkte<br />

der Stiftungsarbeit hinaus<br />

Maßnahmen der Ausbildung von<br />

Kindern <strong>und</strong> der medizinischen Versorgung<br />

der Bevölkerung überall in<br />

der Welt – besonders in Osteuropa,<br />

Südamerika, Indien, Pakistan,<br />

Südostasien <strong>und</strong> Afrika. Der Gesamtwert<br />

der Hilfen erreichte ein<br />

Volumen von über 33 Mio. Euro, inbegriffen<br />

sind die „von Hand“ verpackten<br />

210 Zahnstationen mit allem<br />

Drum <strong>und</strong> Dran, die ihren Weg<br />

von Göttingen aus in die Entwicklungsländer<br />

machten. Dabei wurde<br />

stets darauf geachtet, dass diese Hilfe<br />

immer eine Hilfe zur Selbsthilfe<br />

sein sollte, für Menschen, die sich<br />

selbst (noch) nicht helfen können.<br />

Ghana. Das Jugendzentrum Ashaiman in Ghana wird von H<strong>und</strong>erten Jugendlichen<br />

aus der Umgebung mit Erfolg genutzt.<br />

Fotos: HDZ<br />

Altgoldsammlung. Die Größenordnung<br />

weltweiter Hilfsmaßnahmen<br />

konnte jedoch erst durch die<br />

nun seit 27 Jahren durchgeführte<br />

Altgoldsammelaktion erreicht werden.<br />

Das praxisgerechte Sammeln<br />

von Zahnaltgold in verteilten, an<br />

das Hilfswerk adressierten Umschlägen<br />

(nicht anonym in Sammeldosen)<br />

wurde schnell b<strong>und</strong>esweit<br />

mit tatkräftiger Unterstützung<br />

durch die B<strong>und</strong>eszahnärztekammer<br />

umgesetzt. Tausende mit ausgedientem<br />

Edelmetall (<strong>und</strong> manchem<br />

extrahierten Zahn daran) bestückter<br />

Tüten erreichten fortan jährlich<br />

das Hilfswerk. Diese Sendungen<br />

müssen nicht nur mit Handschuhen<br />

<strong>und</strong> M<strong>und</strong>schutz ausgepackt, gewogen<br />

<strong>und</strong> auch mit Informationen<br />

<strong>und</strong> Spendenquittungen beantwortet,<br />

sondern auch unter möglichst<br />

hygienischen Kautelen bis zur Einschmelzung<br />

verwahrt werden. Mit<br />

sicherem, verständnisvollem Blick<br />

erkannte meine Frau meine Notlage,<br />

die durch diesen zusätzlichen<br />

Zeitaufwand auf mich zukam, <strong>und</strong><br />

sorgte deshalb sofort für eine gute<br />

Lösung: Als Ehefrau <strong>und</strong> Kollegin<br />

stand sie seit 1989 zwanzig Jahre<br />

lang für diesen Aufgabenbereich als<br />

sogenannte „Sonderbeauftragte für<br />

Altgoldsendungen“ dem HDZ zur<br />

Seite <strong>und</strong> wurde danach – ebenfalls<br />

ehrenamtlich – von einem zahnärztlichen<br />

Ruheständler abgelöst.<br />

Schirmherrschaft. Heute können<br />

wir jährlich aus den Altgold-<br />

Erlösen (die uns ohne die üblichen<br />

Scheidekosten von der Firma Heraeus-Kulzer<br />

vergütet werden) ungefähr<br />

sechs bis acht Kindersiedlungen<br />

oder Waisenhäuser für je 100<br />

Kinder in Lepragebieten oder am<br />

Rande der Slums – weg von den<br />

Müllbergen – vor den Großstädten<br />

der Entwicklungsländer bauen. Die<br />

Schirmherrschaft übernahm unsere<br />

ehemalige B<strong>und</strong>estagspräsidentin<br />

Prof. Dr. Rita Süssmuth <strong>und</strong> ab<br />

2010 die B<strong>und</strong>eszahnärztekammer.<br />

Zum Helfen berufen. Als Vorsitzender<br />

unserer Stiftung <strong>und</strong> Berufstätiger<br />

musste ich mich oft fragen<br />

lassen, ob diese Arbeit in der Freizeit<br />

zu schaffen sei. Für die Arbeit<br />

im Hilfswerk blieben zwar nur das<br />

Wochenende <strong>und</strong> die Ferien sowie<br />

jede freie Minute, die Beruf <strong>und</strong><br />

Familie ließ. Aber so geht es allen,<br />

die an dieser Aufgabe mitarbeiten,<br />

denn wirkliches Helfen ist nicht<br />

nur Beruf, sondern auch Berufung,<br />

die mich seit unserer Praxisabgabe<br />

vor sechs Jahren nun ganz erfüllt.<br />

Wenn man diese humanitäre, karitative<br />

Tätigkeit als Bereicherung<br />

der eigenen Lebensanschauung <strong>und</strong><br />

Lebenswerte <strong>und</strong> als notwendiges<br />

soziales Engagement besonders als<br />

Mitglied unseres Berufsstandes ansieht,<br />

dann kann diese Arbeit nicht<br />

zur Last werden.<br />

Aufbruchstimmung. Wer einmal<br />

das unendliche Leid in den<br />

Vororten einer südamerikanischen<br />

Großstadt, die überfüllten Etagen<br />

eines Armenkrankenhauses, das<br />

Dahinvegetieren in den Hütten der<br />

Leprakranken, die nach wie vor als<br />

Aussätzige geächtet werden, miterlebt<br />

hat, der weiß, dass jede Hilfe<br />

ein Stück Hoffnung bringt auf ein<br />

Leben, das lebenswerter ist. Es ist<br />

interessant, dass in vielen Entwicklungsländern<br />

auch eine Aufbruchstimmung<br />

zu spüren ist, wenn Hilfe<br />

kommt – auch wenn sie noch so gering<br />

ist. Wenn jemand beginnt, die<br />

Verhältnisse zu verbessern, dann<br />

strahlt das aus <strong>und</strong> viele werden<br />

durch die Tatkraft <strong>und</strong> das Beispiel<br />

der Initiatoren angesteckt.<br />

Dr. Klaus Winter,<br />

Vorsteher der Stiftung Hilfswerk<br />

Deutscher Zahnärzte für<br />

Lepra- <strong>und</strong> Notgebiete e. V.<br />

Info<br />

Das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte,<br />

1987 aus einer Vorgängerinstitution<br />

heraus als „Stiftung<br />

Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />

für Lepra- <strong>und</strong> Notgebiete, Göttingen“<br />

gegründet, unterstützte<br />

zuerst vor allem leprakranke<br />

Menschen. Während die Krankheit<br />

bei uns kaum vorkommt,<br />

werden in Entwicklungsländern<br />

jedes Jahr zwischen 300.000 <strong>und</strong><br />

800.000 Menschen infiziert. Mit<br />

Hausbauprogrammen, Berufsbildungszentren<br />

<strong>und</strong> medizinischen<br />

Stationen unterstützt das HDZ<br />

auch heute viele leprakranke<br />

Menschen dabei, ihre Krankheit<br />

zu überwinden <strong>und</strong> ihre soziale<br />

Situation zu verbessern.<br />

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ZBW 12/2016


10<br />

Titelthema<br />

Herzenssache e. V. – die Kinderhilfsaktion von SWR, SR <strong>und</strong> Sparda-Bank<br />

Seit 2000 die Kinderhilfsaktion in Ihrer Region<br />

Herzenssache hilft Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in Baden-Württemberg,<br />

Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> im Saarland. Sie zu schützen, zu unterstützen <strong>und</strong><br />

stark zu machen – das ist die Aufgabe von Herzenssache. Südwestr<strong>und</strong>funk,<br />

Saarländischer R<strong>und</strong>funk, Sparda-Bank Baden-Württemberg<br />

<strong>und</strong> Sparda-Bank Südwest haben im Jahr 2000 den gemeinnützigen<br />

Verein gegründet <strong>und</strong> finanzieren Personal <strong>und</strong> Verwaltung. So kommen<br />

Ihre Spenden Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in Ihrer Region zugute.<br />

Kinderhospiz. Die Baustelle Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospizes an der Diemershaldenstraße<br />

in Stuttgart.<br />

Seit Vereinsgründung hat Herzenssache<br />

800 Hilfsprojekte für<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche im Südwesten<br />

gefördert – mit insgesamt<br />

r<strong>und</strong> 29 Millionen Euro. Mehr als<br />

3.500 Ehrenamtliche aus Baden-<br />

Württemberg, Rheinland-Pfalz<br />

<strong>und</strong> dem Saarland haben uns<br />

durch ihre kleinen <strong>und</strong> großen Initiativen<br />

<strong>und</strong> Aktionen beim Spendensammeln<br />

unterstützt. So tun<br />

wir im Südwesten gemeinsam viel<br />

<strong>Gutes</strong> für Kinder in unserer Nachbarschaft.<br />

Neonatalbegleitung. Auf eine<br />

Geburt zwölf Wochen vor dem<br />

Termin ist niemand vorbereitet.<br />

Der Verein Das Frühchen hilft den<br />

Eltern im Rhein-Neckar-Kreis,<br />

diese schwierigen Zeiten in der<br />

Foto: Herzenssache e. V.<br />

Klinik aber auch in den Wochen<br />

danach zu Hause durchzustehen,<br />

doch die Kosten sind nicht gedeckt.<br />

Frida <strong>und</strong> Clara mussten in<br />

der 28. Schwangerschaftswoche<br />

geholt werden. Die ersten fünf<br />

Monate verbrachten sie im Krankenhaus,<br />

dann durften sie mit<br />

Magensonde <strong>und</strong> Überwachungsmonitor<br />

nach Hause. Die ausgebildete<br />

Neonatalbegleiterin <strong>und</strong><br />

selbst Mutter von zwei Frühchen<br />

Simone Engelhardt begleitete die<br />

Familie in dieser schwierigen<br />

Zeit. „Das war für uns ein Segen“<br />

erinnert sich Zwillingsmama Karena.<br />

Da die Zahl der extrem früh<br />

geborenen Kinder steigt, braucht<br />

der Verein dringend eine zweite<br />

Neonatalbegleiterin <strong>und</strong> ein Fahrzeug,<br />

um die Familien zu Hause<br />

besuchen zu können. Herzenssache<br />

möchte mit Ihren Spenden<br />

die Kosten für das Fahrzeug <strong>und</strong><br />

für die Ausbildungskosten der<br />

Neonalalbegleiterin decken.<br />

Kinderhospiz. Anna <strong>und</strong> Marie<br />

wirkten wie ges<strong>und</strong>e Zwillinge<br />

doch seit dem siebten Lebensjahr<br />

fangen sie an zu erblinden. Die<br />

11-jährigen Mädchen leider an<br />

einer unheilbaren Erbkrankheit,<br />

vereinfacht „Kinderdemenz“ genannt.<br />

„Der Bef<strong>und</strong> hat uns den<br />

Boden unter den Füßen weggerissen“<br />

erinnert sich Mutter Andrea,<br />

selbst Kinderärztin. „Wir sind<br />

sehr froh, dass es hier bald ein<br />

Kinderhospiz gibt, wo wir auftanken<br />

können <strong>und</strong> die ganze Familie<br />

Unterstützung findet“.<br />

In Stuttgart entsteht derzeit das<br />

erste stationäre Kinderhospiz in<br />

Baden-Württemberg, eine Oase,<br />

in der Familien mit schwerstkranken<br />

Kindern bis zu 28 Tage pro<br />

Jahr immer wieder Kraft schöpfen<br />

können. Herzenssache beteiligt<br />

sich an den Kosten für den Um<strong>und</strong><br />

Neubau des Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospizes.<br />

Gitta Haucke, Geschäftsführerin<br />

von Herzenssache e. V.<br />

Info<br />

„Wer wie ich das Glück hat, zwei<br />

Kinder zu haben, kann nachempfinden,<br />

was es für eine Familie<br />

bedeutet, wenn ein Kind schwerkrank<br />

ist. Mit Ihrer Spende<br />

schenken Sie Kindern <strong>und</strong> ihren<br />

Familien in unserer unmittelbaren<br />

Nachbarschaft Geborgenheit<br />

<strong>und</strong> das gute Gefühl, auch in<br />

schwierigen Zeiten nicht alleine<br />

zu sein.“<br />

Herzlich Ihr<br />

Hartmut Engler,<br />

Schirmherr von Herzenssache e. V.<br />

<strong>und</strong> Frontmann der Band PUR<br />

ZBW 12/2016<br />

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Titelthema 11<br />

Die Zahnärzteschaft lebt nicht allein ... für sich,<br />

sondern auch für viele andere Menschen. So<br />

wie der Patient im Mittelpunkt der Praxis steht,<br />

so steht der Mensch im Mittelpunkt des sozialen<br />

Engagements vieler Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte,<br />

nicht nur in Baden-Württemberg, sondern<br />

in ganz Deutschland. Unverzichtbar ist ihr Wirken<br />

für die Gesellschaft, ob hier in Deutschland,<br />

in der näheren Umgebung oder aber für Menschen<br />

in der Dritten Welt. Einzelne oder Gruppen<br />

herauszustellen, wäre wie das Blättern in<br />

einem vollen Tagebuch, wobei immer wieder<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen dazukommen, um die<br />

noch unbeschriebenen Seiten des Tagebuchs zu<br />

füllen. Anstelle der<br />

Gleichgültigkeit –<br />

die sich leider in unserer<br />

satten Wohlstandsgesellschaft<br />

breitgemacht hat –<br />

zeigen sie der Welt<br />

Kommentar<br />

ein fre<strong>und</strong>licheres<br />

Gesicht. Entscheidend<br />

ist, was jeder<br />

mit seinen Möglichkeiten<br />

tun kann, um<br />

Geschichten von Leid, Armut, Krankheit <strong>und</strong> Not<br />

in Zuversicht <strong>und</strong> Hoffnung zu verwandeln. Die<br />

sozial aktiven Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen tun etwas<br />

großartiges <strong>und</strong> dulden nicht einfach. Sie<br />

lesen nicht nur <strong>darüber</strong>, sondern sie sind aktiv<br />

geworden: gegen menschliches Versagen, gegen<br />

Nöte <strong>und</strong> Elend. Dafür können wir den Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen nur dankbar sein, weil<br />

wir uns auf ihre Tatkraft <strong>und</strong> ihren Idealismus<br />

stützen können. Überall gibt es Probleme in unserer<br />

globalen Gesellschaft. Die Kollegen sind<br />

dort tätig, wo es vielfache Defizite gibt. Neben<br />

der Dankbarkeit für unseren Beruf <strong>und</strong> unser<br />

Leben in Deutschland haben sie die Größe <strong>und</strong><br />

die äußere <strong>und</strong> innere Freiheit gef<strong>und</strong>en, sozial<br />

zu handeln. Diejenigen, die sich in vielfältigen<br />

Projekten engagieren, haben begriffen, dass<br />

Freiheit nicht heißt, alles tun zu dürfen, sondern<br />

vor allem heißt: Ich bin zuständig, zuständig für<br />

unsere Mitmenschen. Die vielfältigen Hilfsorganisationen,<br />

Vereine <strong>und</strong> Initiativen verfolgen<br />

dabei ein wichtiges <strong>und</strong> richtiges Ziel: Hilfe zur<br />

Selbsthilfe zu geben. Ob es sich um finanzielle,<br />

(zahn)medizinische oder menschliche Unterstützung<br />

handelt, spielt dabei eine völlig untergeordnete<br />

Rolle. Was zählt ist das aktive Engagement.<br />

Noch deutlicher wird das im persönlichen<br />

Engagement vieler Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

die schon seit Jahren regelmäßig in der Dritten<br />

Welt tätig sind, zum Teil ihren Urlaub dort verbringen,<br />

um Menschen<br />

medizinisch<br />

Die Zahnärzteschaft<br />

lebt nicht allein…<br />

oder zahnmedizinisch<br />

zu versorgen.<br />

Und das oft mit<br />

finanzieller Eigenbeteiligung.<br />

Sehr<br />

viele setzen ihr<br />

Engagement auch<br />

im wohlverdienten<br />

Ruhestand fort.<br />

Andere finden erst<br />

nach der Aufgabe ihrer Praxis Zeit für humanitäre<br />

Projekte.<br />

Unsere Profession braucht diese Vorbilder, die<br />

nicht nur um Punktwerte jammern, wie viele es<br />

in unserem Berufsstand tun, sondern durch ihren<br />

Einsatz zeigen, dass sie sich für etwas Sinnvolles<br />

zuständig erklären. Deshalb können wir<br />

alle dankbar sein für ihre Tatkraft <strong>und</strong> ihren Idealismus.<br />

Hier sehen wir – wie auch immer das<br />

soziale Engagement im Einzelnen aussieht –,<br />

dass Strukturen <strong>und</strong> Missstände mit Geduld<br />

<strong>und</strong> Tatkraft veränderbar sind, wenn es auch<br />

manchmal nur ein Tropfen auf den heißen Stein<br />

ist! Danke dafür, liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen!<br />

Dr. Bernhard Jäger<br />

Spielen macht stark!<br />

terre des hommes hilft<br />

Kindern, bei Spiel <strong>und</strong> Sport<br />

eigene Stärken <strong>und</strong> damit<br />

Perspektiven zu entwickeln.<br />

Bitte unterstützen Sie unsere<br />

Arbeit mit Ihrer Spende!<br />

www.tdh.de/spielen<br />

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ZBW 12/2016 12/2016 ZBW


12<br />

Titelthema<br />

Don Bosco Mondo e. V.<br />

Einsatz für benachteiligte<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

Eine schöne Erfolgsgeschichte: 1980 wurde Don Bosco Mondo e. V.<br />

unter dem Namen „Jugend Dritte Welt. Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Förderer der<br />

Missionsprokur der Salesianer Don Boscos in Bonn“ im ehemaligen<br />

Regierungsviertel in Bonn gegründet. Aus diesem kleinen Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

ist zwischenzeitlich eine weltweit tätige Nichtregierungsorganisation<br />

geworden: Im vergangenen Jahr hat der 2012 in „Don Bosco<br />

Mondo e. V. – Jugend. Hilfe. Weltweit“ umbenannte Verein 217 Projekte<br />

mit 9,75 Millionen Euro gefördert.<br />

Heute konzentriert sich keine andere<br />

deutsche Organisation der<br />

Entwicklungszusammenarbeit in<br />

dieser Entschlossenheit auf Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche, die am Rand der<br />

Gesellschaft stehen: Straßenkinder,<br />

missbrauchte <strong>und</strong> prostituierende<br />

Jugendliche, bettelnde <strong>und</strong><br />

stehlende junge Menschen, Kindersoldaten,<br />

Behinderte. In enger<br />

Partnerschaft mit den Salesianern<br />

Don Boscos <strong>und</strong> den Don Bosco<br />

Schwestern werden sie liebevoll<br />

aufgefangen, betreut <strong>und</strong> gefördert.<br />

Förderung. Schwerpunkt der Arbeit<br />

von Don Bosco Mondo ist die<br />

berufliche Ausbildung. Die Spannbreite<br />

reicht dabei von einfachen<br />

non-formalen Kurzkursen über<br />

staatlich anerkannte Berufsausbildungen<br />

bis hin zur Fachhochschule<br />

<strong>und</strong> Universität. Gr<strong>und</strong>satz ist<br />

die Ausrichtung am regionalen<br />

Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die Verbindung<br />

zur lokalen Wirtschaft. Mit einer<br />

abgeschlossenen beruflichen Bildung<br />

eröffnet Don Bosco jungen<br />

Menschen die Perspektive auf ein<br />

selbstbestimmtes Leben mit einem<br />

gesicherten materiellen Auskommen.<br />

Don Bosco Mondo zeichnet<br />

der enge Schulterschluss mit deutschen<br />

wie lokalen Unternehmen<br />

aus: In gemeinsam organisierten<br />

Ausbildungsprojekten können benachteiligte<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

stark für ihre Zukunft werden.<br />

So bildet Don Bosco Mondo in den<br />

Berufsbildungszentren der Salesianer<br />

Don Boscos die Fachleute von<br />

morgen aus, unterstützt die CSR-<br />

Aktivitäten von deutschen Unternehmen<br />

<strong>und</strong> leistet einen aktiven<br />

Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie.<br />

Von den Unternehmenskooperationen<br />

profitieren die Jugendlichen,<br />

die Unternehmen <strong>und</strong> auch<br />

die Salesianer Don Boscos gleichermaßen.<br />

Vielfältige Hilfe. Neben der beruflichen<br />

Ausbildung fördert Don<br />

Bosco Mondo auch die schulische<br />

Bildung, organisiert Projekte zur<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung, unterstützt<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in der<br />

Wahrnehmung ihrer Rechte, engagiert<br />

sich in der Flüchtlingshilfe,<br />

hilft mit Projekten der ländlichen<br />

Entwicklung <strong>und</strong> leistet in akuten<br />

Notsituationen humanitäre Hilfe.<br />

DZI-Siegel<br />

Indien. Auch die „Mobile Klinik“ für entlegene Dörfer in der indischen Region<br />

Deodurga profitierte von der Aktion Zahngold.<br />

Transparenz, Engagement, Nachhaltigkeit<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

sind wichtige Elemente auch in<br />

der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> führt<br />

Don Bosco Mondo regelmäßig<br />

Projektevaluationen durch <strong>und</strong><br />

dokumentiert seine Tätigkeit<br />

<strong>und</strong> Mittelverwendung in einem<br />

jährlich erscheinenden Jahresbericht.<br />

Das Deutsche Zentralinstitut<br />

für soziale Fragen (DZI) bescheinigt<br />

Don Bosco Mondo einen<br />

sorgfältigen <strong>und</strong> verantwortungsvollen<br />

Umgang mit Spenden<br />

<strong>und</strong> hat aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

2016 das anerkannte DZI­Siegel<br />

an die Organisation erneuert.<br />

ZBW 12/2016<br />

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Titelthema 13<br />

Sudan. Die Aktion Z unterstützte die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

von Flüchtlingen in Khartum.<br />

Schutz. In Indien suchen viele Mädchen Schutz bei Don Bosco.<br />

Der Platz ist eng, ein neues Schutzhaus muss gebaut werden.<br />

Fotos: Don Bosco Mondo e. V.<br />

Dafür bedarf es Unterstützer,<br />

Spender, Partner <strong>und</strong> Kooperationspartner.<br />

Gemeinsam mit Privatpersonen,<br />

Unternehmen, Stiftungen,<br />

Verbänden <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esministerium<br />

für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung<br />

hat Don Bosco Mondo<br />

bislang weltweit Programme <strong>und</strong><br />

Projekte mit 177 Millionen Euro<br />

gefördert. Ein langjähriger <strong>und</strong><br />

für den Ges<strong>und</strong>heitssektor der bedeutendste<br />

Partner dabei war über<br />

viele Jahre die Aktion Z. Dazu<br />

zählte beispielsweise die Förderung<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge<br />

<strong>und</strong> -bildung im ländlichen Indien.<br />

In 30 Dörfern in Westindien<br />

wurden Ges<strong>und</strong>heitshelferinnen<br />

ausgebildet, die die Basisversorgung<br />

verbesserten <strong>und</strong> vor allem<br />

als Multiplikatorinnen das Wissen<br />

weitergeben. Mit 26.500 Euro finanzierte<br />

die Aktion Z die Gesamtkosten<br />

des Projektes. Oder<br />

die Nahrungsmittelhilfe für 50<br />

Jugendliche in Bogotá 2012/2013:<br />

Die 50 Auszubildenden, die oft<br />

aus schwierigsten familiären Verhältnissen<br />

stammten, absolvierten<br />

bei den Don Bosco Schwestern<br />

parallel zur Schulbildung eine<br />

Schneiderausbildung. Da viele<br />

von ihnen unter Hunger litten <strong>und</strong><br />

sich so nicht auf den Unterricht<br />

konzentrieren konnten, halfen<br />

eine warme Mahlzeit mittags <strong>und</strong><br />

ein Imbiss am Abend dabei, dass<br />

die Jugendlichen ihre Ausbildung<br />

beendeten. Knapp 30.000 Euro<br />

betrug die Unterstützung durch<br />

die Aktion Z. Auch in Afrika half<br />

die Aktion Z: Flüchtlingen im Sudan<br />

durch Medikamente im Wert<br />

von über 15.000 Euro, in Uganda<br />

Enge Partnerschaft mit den Salesianern Don Boscos<br />

Nicht Teil des Ordens, aber ordensnah<br />

– so versteht sich Don Bosco<br />

Mondo. Deshalb arbeitet die Nichtregierungsorganisation<br />

vor Ort mit<br />

der Ordensgemeinschaft der Salesianer<br />

Don Boscos <strong>und</strong> den Don<br />

Bosco Schwestern.<br />

Sie sind in mehr als 130 Ländern<br />

für benachteiligte <strong>und</strong> marginalisierte<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche tätig<br />

<strong>und</strong> bilden in ihren über 800 Berufsbildungszentren<br />

jährlich 225.000<br />

junge Menschen aus. Insgesamt<br />

vermitteln die Salesianer Don<br />

Boscos in fast 7000 Einrichtungen<br />

ca. 16 Millionen jungen Menschen<br />

Wissen, Können <strong>und</strong> Orientierung.<br />

Gegründet wurde der Orden<br />

vom heiligen Johannes Bosco.<br />

durch Stipendien für Mädchen in<br />

der Ausbildung mit über 11.000<br />

Euro oder durch Unterstützung<br />

von langfristigen Programmen zur<br />

HIV-/AIDS-Prävention <strong>und</strong> Ausbildung<br />

von Jugendlichen im südafrikanischen<br />

Kapstadt von über<br />

83.000 Euro.<br />

Annette Debusmann,<br />

Leiterin Öffentlichkeitsarbeit<br />

Don Bosco Mondo e. V.<br />

Der katholische Priester gründete<br />

den Orden 1862 in Turin <strong>und</strong> wird<br />

heute als Patron der Jugend verehrt.<br />

Früher wie heute basiert die<br />

Arbeit in den Don Bosco Einrichtungen<br />

auf der „Don Bosco Pädagogik“.<br />

Diese steht für liebevolle<br />

Zuwendung <strong>und</strong> professionelle<br />

Begleitung.<br />

Don Bosco vermittelt den Jugendlichen<br />

neben dem Vertrauen<br />

in ihre eigenen Fähigkeiten auch<br />

Werte wie Kreativität, Teamgeist,<br />

Toleranz <strong>und</strong> Respekt. Denn alle<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen brauchen<br />

ein Zuhause, wollen zur Schule gehen,<br />

benötigen Raum zum Spielen<br />

<strong>und</strong> bedürfen einer ethisch-moralischen<br />

Perspektive.<br />

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ZBW 12/2016


14<br />

Titelthema<br />

Hilfe zur Selbsthilfe – Dritte Welt e. V.<br />

Den Armen die Hand reichen<br />

Im Jahr 1979 gründeten 18 Frauen <strong>und</strong> Männer im Rathaus von Dossenheim<br />

(Baden-Württemberg) den Verein Hilfe zur Selbsthilfe – Dritte<br />

Welt e. V. (HzS). Er hat heute etwa 900 Mitglieder, Spender <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>e, die vor allem in der Metropolregion Rhein-Neckar wohnen. Der<br />

Verein fördert insbesondere die berufliche Ausbildung von bedürftigen<br />

Jungendlichen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsprojekte in Ländern der Dritten Welt.<br />

Er ist gemeinnützig, politisch <strong>und</strong> konfessionell unabhängig <strong>und</strong> arbeitet<br />

nur mit ehrenamtlichen Helfern. Jährlich unterstützt HzS mehrere<br />

Projekte mit Geld- <strong>und</strong> Sachspenden <strong>und</strong> arbeitet hierbei eng mit dem<br />

Orden der Salesianer Don Boscos zusammen.<br />

Medikamente. Ein Patient bringt ein Röntgenbild zur Ärztin Dr. Marga Lambo. Er<br />

leidet an TB <strong>und</strong> bittet um Medikamente. Die Röntgenaufnahme hat er in einem<br />

Krankenhaus machen lassen. Er kann die Medikamente aber nicht bezahlen <strong>und</strong><br />

kommt daher zur Behandlung in die HzS-Charity-Clinic.<br />

Schwerpunkt im ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Bereich ist die HzS-Charity-Clinic<br />

auf der Insel Cebu/Philippinen.<br />

Wir haben sie im Jahr 1987 im<br />

Don-Bosco-Zentrum im Slumgebiet<br />

des Stadtteils Pasil gegründet.<br />

Um mehr kranke, arme Menschen<br />

zu erreichen, haben wir die<br />

Station Ende des Jahres 2004 in<br />

einen anderen Teil der Millionenstadt<br />

Cebu City verlegt. In der<br />

Escario Street stellte uns der Erzbischof<br />

von Cebu, Ricardo Kardinal<br />

Vidal, ein ganzes Haus kostenlos<br />

zur Verfügung.<br />

In der Krankenstation arbeiten<br />

an zwei Tagen in der Woche<br />

zwei Ärztinnen <strong>und</strong> vier Krankenschwestern.<br />

Inzwischen ist die<br />

Einrichtung, die wir in alleiniger<br />

Regie <strong>und</strong> Verantwortung betreiben,<br />

zu einem wichtigen sozialen<br />

Zentrum geworden. Viele Kranke<br />

kommen auch von anderen Inseln,<br />

nehmen st<strong>und</strong>enlange Fahrten in<br />

Kauf <strong>und</strong> geben dafür oft ihr letztes<br />

Geld aus.<br />

In der Station werden sie kostenlos<br />

ärztlich betreut <strong>und</strong> mit Medikamenten<br />

versorgt. Viele kommen<br />

verzweifelt <strong>und</strong> finden bei uns die<br />

dringend notwendige Hilfe. Durch<br />

dieses Ges<strong>und</strong>heitsprogramm hat<br />

der Verein bereits vielen Kranken<br />

das Leben gerettet, Mütter <strong>und</strong><br />

Kinder ärztlich betreut <strong>und</strong> mit<br />

Medizin versorgt sowie zahlreichen<br />

schwer kranken Jugendlichen<br />

nach der Genesung den Schulbesuch<br />

ermöglicht.<br />

Der Verein finanziert im Wesentlichen<br />

alle Ges<strong>und</strong>heitsprojekte<br />

durch die Aktion Z – Altgold für<br />

die Dritte Welt. Unser Dank gilt<br />

daher der Landeszahnärztekammer<br />

<strong>und</strong> den vielen Patienten, die sich<br />

an der Aktion beteiligen.<br />

Krankenstationen. Wir versorgen<br />

aber auch zahlreiche Krankenstationen,<br />

die bei den Bürgermeisterämtern<br />

auf den Philippinen<br />

eingerichtet sind mit Medikamenten.<br />

Aber auch viele Don-Bosco-<br />

Schulen stehen auf unserem Verteiler.<br />

Die Medikamente beziehen<br />

wir hauptsächlich über das Hilfswerk<br />

action medeor, das uns immer<br />

wieder auch durch Spenden<br />

unterstützt.<br />

Bei unseren ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Aktivitäten vergessen wir nicht<br />

die ums Überleben kämpfenden<br />

Yanomami-Indianer im Regenwald<br />

von Venezuela. Seit über drei<br />

Jahrzehnten versorgen wir die drei<br />

Stationen der Salesianer am oberen<br />

Orinoco mit wertvollen Medikamenten.<br />

Hierzu haben wir vom<br />

Ges<strong>und</strong>heitsamt in Caracas eine<br />

Einfuhrerlaubnis erhalten <strong>und</strong> helfende<br />

Flugbegleiter der Lufthansa<br />

sorgen für einen schnellen Transport.<br />

Bildungssystem. Neben den<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Projekten haben<br />

wir in den letzten drei Jahren einen<br />

Schwerpunkt auf den Ausbau des<br />

Bildungssystems im nördlichsten<br />

B<strong>und</strong>esstaat Indiens, in Arunachal<br />

Pradesh, gelegt. Dort leben im<br />

Grenzgebiet zu Indien <strong>und</strong> Burma<br />

die Ureinwohner Indiens in großer<br />

Not.<br />

Der größte Stamm, die Wanchos,<br />

leben mit anderen Minderheiten in<br />

einer total abgelegenen Waldregion<br />

mit hohen Bergen <strong>und</strong> tiefen<br />

Flusstälern. Die Menschen betreiben<br />

vor allem unter schwersten<br />

Bedingungen eine primitive Landwirtschaft.<br />

Ihre Häuser liegen weit<br />

ZBW 12/2016<br />

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Titelthema 15<br />

auseinander. Lesen <strong>und</strong> schreiben<br />

können die meisten nicht. Die Zentralregierung<br />

ist an ihrem Wohlergehen<br />

nicht interessiert, weil sie<br />

wirtschaftlich ohne Bedeutung<br />

sind.<br />

Die Siedlung Mintong wurde<br />

zu einem Mittelpunkt, weil es<br />

dort eine Salesianer-Schule gibt.<br />

Hier haben wir unter anderem ein<br />

Wohnheim für Mädchen gebaut<br />

<strong>und</strong> ein Schulhaus-Neubau wird in<br />

wenigen Wochen fertig.<br />

Neues Projekt. Im Hinblick<br />

auf die laufende Umorganisation<br />

der Aktion Z haben wir nun schon<br />

ein neues gemeinsames Projekt im<br />

Auge: Ganz im Norden des Staates<br />

Arunachal Pradesh, in der Diözese<br />

Miao, des sehr geschätzten Bischofs<br />

Dr. George Pallipparambil, hat eine<br />

koreanische Organisation ein Krankenhaus<br />

gebaut <strong>und</strong> der Diözese<br />

übergeben. Das nächste Krankenaus<br />

ist über 100 km entfernt. Das<br />

Haus soll künftig 25 Betten haben<br />

<strong>und</strong> muss teils noch ausgerüstet<br />

werden. Der Bischof hat inzwischen<br />

einige Ordensschwestern <strong>und</strong><br />

Philippinen. Eine Führung durch die Krankenstation (v. l.): Die Leiterin der Station<br />

Susan Chua, Helmut Merkel, Kaiserliche Hoheit Valerie Markgräfin von Baden <strong>und</strong><br />

Königliche Hoheit Max Markgraf von Baden während des Besuchs von Projekten des<br />

Vereins auf den Philippinen im letzten Jahr.<br />

zwei pensionierte Ärzte für die Mitarbeit<br />

gewinnen können.<br />

Aber dem Haus fehlt es noch am<br />

ärztlichen Management <strong>und</strong> dem<br />

unbedingt notwendigen Standard.<br />

Hier drängt sich geradezu eine<br />

neue Aufgabe für unser künftiges<br />

gemeinsames Wirken auf.<br />

Helmut Merkel,<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Hilfe zur Selbsthilfe – Dritte Welt e. V.<br />

Fotos: Hilfe zur Selbsthilfe – Dritte Welt e. V.<br />

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ZBW 12/2016


16<br />

Titelthema<br />

German Doctors e. V.<br />

Unermüdlich im Einsatz für Bedürftige<br />

Jeder Mensch hat das Recht auf medizinische Versorgung – unabhängig<br />

von seiner Herkunft, seiner Religion, politischen Meinung oder<br />

sonstigen Unterscheidungsmerkmalen. Das ist die Überzeugung der<br />

Nichtregierungsorganisation German Doctors, <strong>und</strong> dafür setzt sie<br />

sich ein. Seit r<strong>und</strong> 33 Jahren entsendet der Verein ehrenamtlich tätige<br />

Einsatzärzte in Slums sowie in ländliche Regionen vieler Entwicklungs<strong>und</strong><br />

Schwellenländer. Mehr als zwölf Millionen Behandlungen an den<br />

Ärmsten der Armen haben sie vorgenommen, darunter auch viele<br />

zahnärztliche. Die Geschichte der Philippinerin Criselda Zialcita (37) ist<br />

beispielhaft für die erfolgreiche Hilfsarbeit der German Doctors.<br />

Philippinen. Der Zahnzustand vieler Philippiner ist schon im Kindesalter sehr schlecht.<br />

Criselda erinnert sich noch sehr genau,<br />

obwohl sie damals erst sechs<br />

Jahre alt war. Mit den Nachbarskindern<br />

hatte sie im Schatten der<br />

Bananenstauden gespielt, als sich<br />

ihnen plötzlich ein fremdes Bild bot:<br />

Ein leuchtend roter Jeep hielt mitten<br />

auf dem zentralen Platz ihres kleinen<br />

Dorfes. Mit einer Mischung aus<br />

kindlicher Neugier <strong>und</strong> Angst beobachtete<br />

Criselda gemeinsam mit den<br />

anderen Kindern das Treiben der<br />

hellhäutigen Menschen, die aus dem<br />

Jeep gestiegen waren. Auf einem<br />

Klapptisch breiteten sie merkwürdige<br />

Gerätschaften aus. Dinge, die sie<br />

<strong>und</strong> die anderen Dorfbewohner noch<br />

nie gesehen hatten: Kleine Fläschchen,<br />

Spritzen <strong>und</strong> Verbandszeug.<br />

Zahnärzte von Anfang an dabei.<br />

Was folgte, war nicht schön für<br />

Criselda. Und doch war das kleine<br />

Mädchen im Nachhinein dankbar<br />

für das Wirken der Ärzte, die bald<br />

unter dem Namen „German Doctors“<br />

in der Region bekannt waren.<br />

Einer der Männer sorgte für einen<br />

stechenden Schmerz in Criseldas<br />

M<strong>und</strong>. Nach einem Moment des<br />

Wartens zog er die braun verfärbten<br />

Zahnruinen heraus, die ihr seit vielen<br />

Monaten schlimme Schmerzen<br />

verursacht hatten.<br />

Die junge Philippinerin war<br />

Patientin auf der ersten „Rolling<br />

Clinic“-Tour, die die German Doctors<br />

im Jahr 1985 ins wilde Hinterland<br />

Mindanaos – das ist die<br />

zweitgrößte Insel der Philippinen –<br />

unternahmen. Die durchschnittliche<br />

Lebenserwartung der Bergbauern<br />

lag zu jener Zeit bei gerade mal 35<br />

Jahren; geschätzte 75 Prozent von<br />

Foto: Miro May/German Doctors e. V.<br />

ihnen starben, ohne jemals einem<br />

Arzt begegnet zu sein.<br />

In den Folgejahren konsultierte<br />

Criselda immer wieder die Ärzte<br />

aus dem fernen Deutschland, wenn<br />

sie mit schöner Regelmäßigkeit die<br />

Klapptische in ihrem abgelegenen<br />

Dorf aufgebaut hatten. Heute ist<br />

sie besonders dankbar für die basismedizinische<br />

Versorgung ihrer vier<br />

Kinder. Impfungen, Entwurmungen,<br />

antibiotische Behandlung von<br />

Lungenentzündungen <strong>und</strong> die Heilung<br />

von hartnäckigen Hautpilzen –<br />

sind nur möglich weil die German<br />

Doctors regelmäßig in ihr abgelegenes<br />

Dorf kommen. Auch den einen<br />

oder anderen Zahn haben die Zahnärzte<br />

ziehen müssen, aber dank der<br />

anschaulichen Vorträge des „Rolling<br />

Clinic“-Teams während der<br />

Wartezeiten, wissen Criselda <strong>und</strong><br />

ihre Kinder heute, wie sie ihre Zähne<br />

pflegen können. Zahnbürsten haben<br />

sie von den Doctors geschenkt<br />

bekommen.<br />

Recht auf Ges<strong>und</strong>heit. Wie<br />

Criselda leben weltweit mehr als<br />

eine Milliarde Menschen in extremer<br />

Armut. Ihnen fehlt es an<br />

Dingen, die uns selbstverständlich<br />

erscheinen – angefangen bei einer<br />

warmen Dusche <strong>und</strong> einem Dach<br />

über dem Kopf über sättigende<br />

Mahlzeiten, Schulbildung <strong>und</strong> einen<br />

angemessen bezahlten Job bis<br />

hin zum selbstverständlichen Arztbesuch.<br />

Wer aber von r<strong>und</strong> einem<br />

Euro am Tag oder noch weniger leben<br />

muss, kann sich kaum die tägliche<br />

Nahrung leisten, geschweige<br />

denn im Krankheitsfall einen Arztbesuch<br />

oder Medikamente – wenn<br />

überhaupt ein Arzt in der Nähe<br />

praktiziert.<br />

Die Vereinten Nationen (UN)<br />

schreiben in ihrer Menschenrechtscharta<br />

unter anderem: „Jeder hat<br />

das Recht auf einen Lebensstandard,<br />

der sich <strong>und</strong> seiner Familie<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Wohl gewährleistet,<br />

einschließlich Nahrung, Kleidung,<br />

Wohnung, ärztliche Versorgung<br />

(…)“. Diesem Gedanken<br />

ZBW 12/2016<br />

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Titelthema 17<br />

fühlen sich die German Doctors<br />

verpflichtet. Seit nunmehr 33 Jahren<br />

behandeln, beraten <strong>und</strong> schulen<br />

sie Menschen in Not im Schatten<br />

weltbewegender Ereignisse <strong>und</strong><br />

medialer Berichterstattung.<br />

Vereinsgeschichte. Ihren Anfang<br />

nahm die Vereinsgeschichte<br />

im Jahr 1983 in den Slums Kalkuttas.<br />

Dort stellten in einer winzigen,<br />

improvisierten Ambulanz die ersten<br />

Einsatzärzte im Namen der „Ärzte<br />

für die Dritte Welt“, so der damalige<br />

Name des Vereins, die Weichen<br />

für ein medizinisches Hilfsangebot,<br />

das sich in zwei wesentlichen Punkten<br />

von anderen unterscheidet:<br />

• Zum einen ermöglicht die Organisation<br />

Ärzten sechswöchige<br />

Kurzzeiteinsätze. Somit brauchen<br />

sich die Mediziner nicht von ihrem<br />

regulären Job freistellen zu<br />

lassen oder für einen längeren<br />

Zeitraum einen Vertreter in die<br />

eigene Praxis holen. Sie können<br />

ihren Jahresurlaub in die humanitären<br />

Hilfseinsätze investieren<br />

oder auch Zeiten des Ruhestandes.<br />

Langzeitärzte in den Projekten<br />

– diese bleiben für Zeiträume<br />

zwischen einem halben <strong>und</strong><br />

mehreren Jahren – gewährleisten<br />

Kontinuität in der täglichen Arbeit<br />

vor Ort.<br />

• Zum anderen werden die German<br />

Doctors nicht erst in einer Region<br />

aktiv, wenn sich dort eine Katastrophe<br />

ereignet hat, wie zum Beispiel<br />

ein Erdbeben, eine kriegerische<br />

Auseinandersetzung oder<br />

die Ausbreitung einer Epidemie.<br />

Sie sind dort tätig, wo permanent<br />

katastrophale Verhältnisse<br />

herrschen. In elf Ländern haben<br />

sie im Laufe der vergangenen 33<br />

Jahre Projekte unterhalten; acht<br />

Arztprojekte sind es aktuell, in<br />

Indien, Bangladesch, Kenia, Sierra<br />

Leone <strong>und</strong> auf den Philippinen.<br />

Hilfe, die bleibt. In ihren Projektregionen<br />

arbeiten die German<br />

Doctors eng mit lokalen Organisationen<br />

zusammen <strong>und</strong> haben dort<br />

ein ausgezeichnet funktionierendes<br />

Netzwerk sich gegenseitig unterstützender<br />

Einrichtungen geflochten.<br />

Um die Ges<strong>und</strong>heit der Bedürftigen<br />

langfristig zu verbessern,<br />

geht ihre Hilfe längst über das rein<br />

Foto: German Doctors e. V.<br />

Medizinische hinaus. Ärzte <strong>und</strong><br />

Kooperationspartner schulen die<br />

Einheimischen zu Themen wie<br />

Hygiene, Ernährung <strong>und</strong> Familienplanung.<br />

Zudem unterstützen sie<br />

Programme renommierter Partnerorganisationen,<br />

zum Beispiel zur<br />

Gemeindeentwicklung, Bildung<br />

<strong>und</strong> Kleinkreditvergabe. Eine weitere<br />

wichtige Säule ihrer Arbeit ist<br />

die medizinische Ausbildung einheimischer<br />

Fachkräfte. Indem die<br />

German Doctors am Aufbau sich<br />

selbsttragender Strukturen mitwirken,<br />

befähigen sie die Menschen<br />

vor Ort, nach <strong>und</strong> nach die Verantwortung<br />

für das Wohlergehen ihrer<br />

Mitmenschen selbst zu übernehmen.<br />

Ein wichtiges strategisches<br />

Ziel, das auch im Namenszusatz<br />

des Logos deutlich zum Ausdruck<br />

kommt: „Hilfe, die bleibt“.<br />

Prophylaxe. Ein einheimischer<br />

Mitarbeiter<br />

der German Doctors<br />

erklärt wartenden<br />

Patienten das Zähneputzen.<br />

Zahnbürsten<br />

<strong>und</strong> Zahnpasta gibt es<br />

geschenkt.<br />

Ges<strong>und</strong>heitsarbeiter. Wie das<br />

praktisch funktioniert ist derzeit<br />

auf Mindanao eindrucksvoll zu<br />

beobachten: Ende September nahmen<br />

die ersten 56 durch German<br />

Doctors geschulten philippinischen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsarbeiter ihre Zertifikate<br />

entgegen, sowie ein sogenanntes<br />

„Health Kit“ mit Stethoskop, Blutdruckmessgerät,<br />

Fieberthermometer,<br />

Verbandszeug <strong>und</strong> Medikamenten.<br />

Sie wurden dazu ausgebildet<br />

Versorgungslücken zwischen den<br />

Besuchen der German Doctors<br />

zu schließen <strong>und</strong> im Notfall Erste<br />

Hilfe leisten zu können. Allein auf<br />

Mindanao will der Verein insgesamt<br />

410 Ges<strong>und</strong>heitsarbeiter ausbilden.<br />

Nach erfolgreicher Schulung<br />

sollen sie r<strong>und</strong> 6100 Familien<br />

in 28 Dörfern medizinisch (erst)<br />

versorgen – ein wichtiger Schritt in<br />

Richtung Autonomie. Das Projekt<br />

setzen German Doctors gemeinsam<br />

mit einer lokalen Partnerorganisation<br />

um. Das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Entwicklung (BMZ) kofinanziert<br />

es. Besonders schön: Criselda<br />

zählt zum Kreise der zukünftigen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsarbeiter. Sie hat nicht<br />

lange überlegt, als sie von dem<br />

„Primary Health Care“­Programm<br />

(PHC) hörte. Etwas von der Zuwendung<br />

<strong>und</strong> Hilfe, die sie selbst über<br />

die Jahre von den deutschen Ärzten<br />

erfahren hat, an ihre Mitmenschen<br />

weiterzugeben – das ist ihre Motivation.<br />

Dr. Harald Kischlat,<br />

Vorstand German Doctors e. V.<br />

Info<br />

Seit beinahe 30 Jahren trägt die<br />

Zahnärzteschaft Baden-Württemberg<br />

in Zusammenarbeit mit der<br />

Zahnärzteschaft Nordrhein mit<br />

h<strong>und</strong>erten von teilnehmenden<br />

Zahnarztpraxen beständig, zuverlässig<br />

<strong>und</strong> erfolgreich mit ihren<br />

Patienten Zahngold zusammen.<br />

Allein für den German Doctors<br />

e. V. kam im Rahmen der sogenannten<br />

Aktion Z über diesen Weg<br />

schon die beachtliche Spendensumme<br />

von mehr als einer Million<br />

Euro zusammen!<br />

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ZBW 12/2016


18<br />

Titelthema<br />

Corporate Social Responsibility (CSR) in der Unternehmensführung<br />

Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg<br />

Viele Unternehmen oder Institutionen, die sich sozial engagieren, sind<br />

auch <strong>darüber</strong> hinaus aktiv <strong>und</strong> legen bei ihrer Unternehmensführung<br />

großen Wert auf Nachhaltigkeit <strong>und</strong> soziale Verantwortung. In den<br />

vergangenen Jahren ist in Deutschland die Bedeutung von Corporate<br />

Social Responsibility (CSR), also das verantwortliche unternehmerische<br />

Handeln, kontinuierlich angestiegen. Viele Firmen verfolgen<br />

inzwischen nachhaltige Ziele, deren Erreichen sie jährlich in Nachhaltigkeitsberichten<br />

transparent darstellen. Aber was genau versteht<br />

man unter CSR? Was haben die Unternehmen davon? Würde sich CSR<br />

auch für Zahnarztpraxen lohnen?<br />

Gemeinschaftsaufgabe. Bei der Einführung <strong>und</strong> Umsetzung von CSR in einem Unternehmen<br />

sollten alle Führungskräfte <strong>und</strong> Mitarbeiter an einem Strang ziehen.<br />

Mitte November 2016 veröffentlichte<br />

der Fußballverein VfL Wolfsburg<br />

seinen aktuellen Nachhaltigkeitsbericht.<br />

Es ist bereits der dritte<br />

Bericht dieser Art, den der B<strong>und</strong>esligist<br />

der Öffentlichkeit vorstellte.<br />

Was veranlasst einen Fußballverein,<br />

sich in Sachen CSR zu engagieren<br />

<strong>und</strong> dabei sehr ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele,<br />

wie z. B. Verwendung<br />

von Recyclingtrikots, Senkung des<br />

Energieverbrauchs oder Verbesserung<br />

der Stadionsicherheit zu<br />

formulieren? Der VfL Wolfsburg<br />

schießt damit kein Eigentor, im Gegenteil:<br />

Die nachhaltig ausgelegte<br />

Unternehmensführung verschafft<br />

dem Verein in der Öffentlichkeit<br />

viel Renommee, in Europa nimmt<br />

der VfL sogar eine Führungsposition<br />

unter den nachhaltigen Profifußballvereinen<br />

ein. Dies ist ein<br />

eindeutiger Wettbewerbsvorteil,<br />

der sich laut Sport-Geschäftsführer<br />

Klaus Allofs zukünftig auszahlen<br />

wird: „Vorausschauendes Planen<br />

ist für dauerhaften sportlichen <strong>und</strong><br />

wirtschaftlichen Erfolg von hoher<br />

Bedeutung“.<br />

Definition. Um die Bedeutung<br />

von Corporate Social Responsibility<br />

nachvollziehen zu können, muss<br />

man den Begriff genauer erläutern.<br />

CSR steht für die gesellschaftliche<br />

Verantwortung von Unternehmen<br />

im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens<br />

<strong>und</strong> fußt auf den drei<br />

Säulen Ökonomie, Ökologie <strong>und</strong><br />

Soziales. Konkret geht es z. B. um<br />

sparsamen Einsatz von natürlichen<br />

Ressourcen, Schutz von Klima <strong>und</strong><br />

Umwelt, faire Geschäftspraktiken,<br />

mitarbeiterorientierte Personalpolitik,<br />

Engagement vor Ort <strong>und</strong><br />

Verantwortung in der Lieferkette.<br />

Durch die Wahrnehmung sozialer,<br />

gesellschaftlicher <strong>und</strong> ökologischer<br />

Verantwortung soll sich langfristig<br />

die Unternehmenskultur verbessern<br />

<strong>und</strong> zu einem gesteigerten<br />

wirtschaftlichen Erfolg beitragen.<br />

Dabei gilt das Prinzip der Freiwilligkeit.<br />

Gerade weil es eine freie<br />

Entscheidung der Unternehmen ist,<br />

in welchen Bereichen sie sich engagieren<br />

möchten, werden innovative<br />

Kräfte freigesetzt mit dem Ziel, die<br />

ökologischen <strong>und</strong> sozialen Aktivitäten<br />

optimal nach den Firmenbedürfnissen<br />

auszurichten.<br />

Handlungsfelder. Die Umsetzung<br />

der CSR ist sehr komplex <strong>und</strong><br />

erfolgt in den vier Handlungsfeldern<br />

Markt, Arbeitsplatz, Umwelt <strong>und</strong><br />

Gemeinwesen. Die konkrete Ausführung<br />

sieht beim Handlungsfeld<br />

Markt z. B. die sozialverträgliche<br />

Produktion bzw. Einkauf, Einrichtung<br />

von Sozialstandards, Verbraucherschutz<br />

oder eine faire Preisgestaltung<br />

vor. Im Umweltbereich<br />

kann z. B. die betriebliche Energie-<br />

<strong>und</strong> Ressourceneffizienz, der<br />

Klimaschutz oder die Einführung<br />

<strong>und</strong> Bewertung von Umweltstandards<br />

konkret umgesetzt werden.<br />

Beim Arbeitsplatz gibt es Handlungsmöglichkeiten<br />

im Bereich<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz,<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von Mitarbeitern,<br />

Vereinbarkeit von Familie<br />

<strong>und</strong> Beruf, Vielfaltsmanagement<br />

im Personalwesen oder Einführung<br />

von Motivationssystemen. Und im<br />

Bereich Gemeinwesen gibt es die<br />

Möglichkeiten, Sozialkooperationen<br />

mit Non-Profit-Organisationen<br />

einzugehen, Sponsoring zu betreiben,<br />

Stiftungen zu gründen oder<br />

das ehrenamtliche Engagement von<br />

Mitarbeitern zu fördern.<br />

ZBW 12/2016<br />

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Titelthema 19<br />

Fahrplan. Für Unternehmen, die<br />

sich an CSR versuchen wollen, gibt<br />

es nicht den goldenen Weg. Wichtig<br />

ist, einfach mal zu beginnen, auch<br />

wenn die ersten Schritte vielleicht<br />

nur klein sind. In der Anfangsphase<br />

sollte man sich zuerst auf die eigenen<br />

Stärken konzentrieren <strong>und</strong> daraus<br />

erste Projekte erarbeiten. Langfristig<br />

ist unternehmerische CSR<br />

aber nur dann sinnvoll <strong>und</strong> glaubwürdig,<br />

wenn sie als Teil der Gesamtstrategie<br />

eines Unternehmens<br />

verankert wird <strong>und</strong> alle Unternehmensbereiche<br />

erfasst. Am Anfang<br />

einer langfristig angelegten CSR<br />

sollte somit die Analyse der Unternehmenssituation<br />

<strong>und</strong> der vorhandenen<br />

Ressourcen <strong>und</strong> Faktoren<br />

stehen. Auf dieser Basis werden<br />

dann Ziele <strong>und</strong> Prioritäten für alle<br />

Handlungsfelder festgelegt. Um<br />

diese Ziele erreichen zu können,<br />

benötigt man eine entsprechende<br />

CSR-Strategie, die nicht losgelöst<br />

von der Unternehmensstrategie definiert<br />

werden sollte. Die unternehmerische<br />

Verantwortung ist kein<br />

isolierter Geschäftsbereich, sondern<br />

sollte in allen Unternehmensbereichen<br />

Niederschlag finden.<br />

Kursänderung. Die Wahrnehmung sozialer, gesellschaftlicher <strong>und</strong> ökologischer Verantwortung<br />

verbessert die Unternehmenskultur <strong>und</strong> zahlt sich wirtschaftlich aus.<br />

Prozesse. CSR funktioniert nicht<br />

als einmaliges Projekt eines einzelnen<br />

Teams, sondern braucht gewisse<br />

Regeln <strong>und</strong> Prozessabläufe, damit<br />

sich nachhaltiges Handeln zur<br />

selbstverständlichen Gewohnheit<br />

entwickeln kann. CSR ist nur dann<br />

erfolgreich, wenn sie nicht von einem<br />

einzigen Verantwortlichen auf<br />

die Gemeinschaft übertragen wird,<br />

sondern alle Führungskräfte <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter sich als Teil des Ganzen<br />

verstehen. Bei der Umsetzung aller<br />

Maßnahmen sollten die gesteckten<br />

strategischen Ziele aber nie aus<br />

den Augen verloren werden. Eine<br />

regelmäßige Kontrolle der erreichten<br />

Ziele ist ein Teil des Prozesses.<br />

Sogenannte Key Performance Indicators<br />

(KPIs) sind ein wertvolles<br />

Werkzeug zur Spezifizierung<br />

der allgemeinen Zielvorgaben <strong>und</strong><br />

Messung der Zielerreichung. Eine<br />

wichtige Orientierung, welche sozialen<br />

<strong>und</strong> ökologischen Faktoren<br />

Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit<br />

berücksichtigen sollen, bieten<br />

Rahmenwerke wie die UN-Leitprinzipien<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Menschenrechte,<br />

die OECD-Leitsätze<br />

für multinationale Unternehmen,<br />

die Sozialstandards der ILO (Internationale<br />

Arbeitsorganisation) oder<br />

die globalen Nachhaltigkeitsziele<br />

(Agenda 2030).<br />

Kommunikation. Politik <strong>und</strong><br />

Gesellschaft setzen Unternehmen<br />

immer mehr unter Druck, die Auswirkungen<br />

ihres unternehmerischen<br />

Handelns auf Mensch <strong>und</strong><br />

Umwelt offenzulegen. Ein wichtiger<br />

Bestandteil der CSR ist somit<br />

die Unternehmenskommunikation<br />

über die individuellen Fortschritte<br />

im Bereich CSR. Aber auch die<br />

Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens<br />

sowie die Einhaltung<br />

der festgelegten Ziele können von<br />

öffentlichem Interesse sein. Eine<br />

transparente <strong>und</strong> ehrliche Kommunikation<br />

über die erfolgten<br />

Maßnahmen schafft mehr Glaubwürdigkeit.<br />

CSR kann dann, wenn<br />

im Unternehmen gelebt, in der<br />

Geschäftsstrategie verankert <strong>und</strong><br />

nach außen transparent kommuniziert,<br />

ein echter Wettbewerbsvorteil<br />

sein <strong>und</strong> die Reputation eines<br />

Unternehmens <strong>und</strong> somit auch<br />

die Profitabilität steigern. Viele<br />

Unternehmen oder Institutionen<br />

sehen es inzwischen als selbstverständlich<br />

an, einen jährlichen<br />

Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen<br />

<strong>und</strong> sich dabei transparent<br />

darzustellen.<br />

Unterstützung. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />

fördert bereits seit vielen<br />

Jahren durch eine entsprechende<br />

CSR-Politik die gesellschaftliche<br />

Verantwortung von Unternehmen.<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit<br />

<strong>und</strong> Soziales hat dabei die Federführung<br />

übernommen. Es gründete<br />

das „Nationale CSR-Forum“ als<br />

Gremium, in dem sich verschiedenste<br />

gesellschaftliche Akteure<br />

gemeinsam dem Thema Unternehmensverantwortung<br />

widmen. Das<br />

Forum hat die B<strong>und</strong>esregierung bei<br />

der Entwicklung einer Nationalen<br />

CSR-Strategie maßgeblich unterstützt.<br />

Im Jahr 2010 hat die B<strong>und</strong>esregierung<br />

den Aktionsplan CSR<br />

verabschiedet, der in den Folgejahren<br />

umgesetzt wurde <strong>und</strong> CSR in<br />

Deutschland weiter verbreitet hat.<br />

Regulierung. Noch gilt in<br />

Deutschland das Prinzip der Freiwilligkeit,<br />

aber gesetzliche Vorgaben<br />

zur Regelung der CSR werden<br />

immer wahrscheinlicher. So hat<br />

die B<strong>und</strong>esregierung am 21. September<br />

2016 einen Gesetzentwurf<br />

zur Stärkung der nichtfinanziellen<br />

Berichterstattung der Unternehmen<br />

in ihren Lage- <strong>und</strong> Konzernlageberichten<br />

vorgelegt. Dieser Entwurf<br />

sieht vor, dass Unternehmen neben<br />

finanziellen Kennzahlen auch ökologische<br />

<strong>und</strong> soziale Informationen<br />

offenlegen. Die Gesetzgebung trägt<br />

damit den wachsenden öffentlichen<br />

Fotos: Fotolia<br />

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ZBW 12/2016


20<br />

Titelthema<br />

Transparenzanforderungen an Unternehmen<br />

Rechnung. Von der Regelung<br />

sind große, insbesondere am<br />

Kapitalmarkt tätige Unternehmen,<br />

Kreditinstitute <strong>und</strong> Versicherungen<br />

mit mehr als 500 Arbeitnehmern<br />

betroffen. Der Gesetzentwurf ist<br />

zwar noch im parlamentarischen<br />

Verfahren zu beschließen, aber die<br />

Neuregelungen sollen bereits im<br />

Jahr 2017 wirksam werden.<br />

Praxis. Würde sich CSR nun<br />

auch für eine Zahnarztpraxis lohnen?<br />

Wenn man sich am Beispiel<br />

des VfL Wolfsburg orientiert, der<br />

im Sportbereich in Sachen Nachhaltigkeit<br />

eine eindeutige Vorreiterrolle<br />

einnimmt, kann man<br />

diese Frage eindeutig mit „Ja“<br />

beantworten. Viele Praxen befinden<br />

sich bereits mitten im Prozess<br />

der CSR, denn sie engagieren sich<br />

schon seit langem in sozialen Projekten<br />

oder beteiligen sich an der<br />

Altgoldsammelaktion, bieten ihren<br />

Mitarbeitern ein familienfre<strong>und</strong>liches<br />

<strong>und</strong> soziales Arbeitsklima an<br />

<strong>und</strong> profitieren von einem Patientenschutz,<br />

den ihnen die Zahnärzteschaft<br />

Baden-Württemberg in<br />

Form der Zahnmedizinischen Patientenberatung<br />

<strong>und</strong> Zweitmeinung<br />

anbietet. Darauf lässt sich aufbauen.<br />

Der Vorteil der Zahnarztpraxen<br />

ist, dass sie ihre CSR-Maßnahmen<br />

gemäß ihrer Möglichkeiten individuell<br />

gestalten können, bei den<br />

übergeordneten CSR-Themen<br />

wie z. B. Patientenzufriedenheit<br />

oder Fortbildung der Mitarbeiter<br />

gleichzeitig von den Stärken ihrer<br />

Körperschaften profitieren. Hier<br />

liegt auch die große Chance der<br />

Zahnärzteschaft, gemeinsam mit<br />

den Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen eine<br />

CSR-Strategie auszuarbeiten, der<br />

sich die Zahnarztpraxen dann freiwillig<br />

anschließen könnten. Somit<br />

könnte die Zahnärzteschaft Baden-<br />

Württemberg in Sachen CSR eine<br />

echte Vorreiterrolle einnehmen.<br />

Fazit. Einen idealen Weg in Sachen<br />

CSR gibt es nicht, denn in<br />

jedem Unternehmen sind die Einsatzmöglichkeiten<br />

individuell. Eines<br />

ist aber sicher: CSR wird in<br />

Zukunft ein wichtiger Erfolgsfaktor<br />

für Unternehmen <strong>und</strong> Institutionen<br />

werden, denn sie werden in<br />

der Öffentlichkeit immer stärker<br />

daran gemessen werden, wie stark<br />

<strong>und</strong> glaubwürdig sie sich dem<br />

Prinzip der Nachhaltigkeit <strong>und</strong><br />

sozialen Verantwortung verschrieben<br />

haben. Gesellschaftliches Engagement<br />

lohnt sich auch für eine<br />

Zahnarztpraxis. Neben der Lösung<br />

konkreter gesellschaftlicher Problemstellungen<br />

ist für die Praxis ein<br />

erkennbarer Nutzen gegeben. Wird<br />

das Handeln nach außen kommuniziert<br />

(z. B. über das Praxisleitbild<br />

auf der eigenen Website), nehmen<br />

sowohl die Patienten als auch die<br />

eigenen Mitarbeiter die Praxis positiver<br />

wahr. Hierdurch werden<br />

ökonomische Effekte begünstigt<br />

<strong>und</strong> eine Win-win-Situation geschaffen,<br />

die langfristige Vorteile<br />

für alle Beteiligten bringt. Nicht<br />

zuletzt werden auch andere Praxen<br />

zu gesellschaftlichem Handeln motiviert<br />

<strong>und</strong> ein „Zeichen der Solidarität“<br />

gesetzt.<br />

» claudia.richter@izz-online.de<br />

Anzeige<br />

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22<br />

Titelthema<br />

Dental International Aid Networking Organisation (DIANO)<br />

Hilfsorganisation mit Schwerpunkt Karibik<br />

Bei den karibischen Inseln denkt man an Urlaubsfeeling <strong>und</strong> unbeschwertes<br />

Leben. Dass es genau dort, wo man die schönsten Momente<br />

im Jahr verbringen kann, auch Schattenseiten gibt, wird gern<br />

verdrängt. Dabei ist erst Anfang Oktober einer der schwersten Wirbelstürme<br />

der letzten Zeit über Haiti <strong>und</strong> Kuba hinweggefegt <strong>und</strong> hat<br />

zehntausende von Menschen obdachlos gemacht. Das zahnärztliche<br />

Hilfswerk DIANO mit Schwerpunkt Karibik versucht das Leid bei den<br />

Ärmsten der Armen zu lindern.<br />

Improvisation. Mit Campingstuhl <strong>und</strong> Klappliege: improvisierter Behandlungsplatz in<br />

der Dominikanischen Republik auf 1800 Meter Höhe: Alles Nötige muss mitgebracht<br />

werden.<br />

schen in den schwer zugänglichen<br />

Dörfern zu versorgen.<br />

Strukturen geben Halt. Die<br />

Zusammenarbeit mit den Partnern<br />

in der Dominikanischen Republik<br />

begann genau zur Zeit des schweren<br />

Erdbebens auf Haiti im Jahr<br />

2010, bei dem über 200.000 Menschen<br />

ums Leben gekommen sind.<br />

Viele Flüchtlinge aus dem benachbarten<br />

Inselstaat kamen über die<br />

Grenze <strong>und</strong> mussten betreut werden.<br />

Während sich die Teilnehmer<br />

bei den ersten Einsätzen vom Arbeitsaufkommen<br />

noch regelrecht<br />

erschlagen fühlten <strong>und</strong> die Arbeit<br />

eher unstrukturiert aufgenommen<br />

hatten, konnten nach <strong>und</strong> nach<br />

Strukturen aufgebaut werden <strong>und</strong><br />

so entwickelte sich eine erprob-<br />

Fotos: DIANO/Tobias Bauer<br />

Diano, ein Zusammenschluss von<br />

Zahnärzten, die sich der Freiwilligenarbeit<br />

verb<strong>und</strong>en fühlen, wurde<br />

2009 gegründet <strong>und</strong> befasste<br />

sich von Anfang an mit Haiti <strong>und</strong><br />

der Dominikanischen Republik. In<br />

Santiago de los Caballeros, in der<br />

Mitte der Insel Hispaniola gelegen,<br />

verfügt man mit dem Institute<br />

of Latin American Concern, kurz<br />

ILAC, über einen verlässlichen<br />

US-amerikanischen Partner. Die<br />

von Jesuiten getragene Einrichtung,<br />

die zur Creighton University<br />

in Omaha, Nebraska, gehört, kümmert<br />

sich um r<strong>und</strong> 200 Dörfer im<br />

Hochland <strong>und</strong> betreut diese auch<br />

medizinisch. Über diesen Teil der<br />

Insel sind mehrere Ambulatorien<br />

verstreut, die von Zeit zu Zeit<br />

angefahren werden, um die Mente<br />

Zusammenarbeit, die bis heute<br />

weiterbesteht.<br />

Gruppenarbeit. Mittlerweile gehen<br />

regelmäßig einzelne Zahnärzte,<br />

aber auch kleine Gruppen, nach<br />

Santiago, um in den abgelegenen<br />

Gebieten die Menschen zu behandeln.<br />

Bei der Zusammenstellung<br />

der Gruppen hat es sich bewährt,<br />

dass Berufsanfänger <strong>und</strong> erfahrene<br />

Gruppen zusammenkommen, genauso<br />

wie die Unterstützung von<br />

ZMFs <strong>und</strong> Zahntechniker außerordentlich<br />

wertvoll ist.<br />

Eine der Erfahrungen aus der Arbeit<br />

von Diano ist es, sich den „Einsteigern“<br />

anzunehmen. Schätzungen<br />

besagen, dass sich gut 80 Prozent<br />

der Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen zumindest<br />

einmal in ihrem beruflichen<br />

Leben mit der Frage beschäftigen,<br />

ob sie nicht an einem ehrenamtlichen<br />

Hilfseinsatz teilnehmen sollten.<br />

Doch bei den meisten bleibt es beim<br />

Vorsatz, wobei es sich herausgestellt<br />

hatte, dass es gar nicht so wenige<br />

sind, denen es schlicht an Informationen<br />

<strong>darüber</strong> fehlt, wie man eine<br />

solche Mission anpackt.<br />

Camps. Um dieses Informationsdefizit<br />

abzubauen <strong>und</strong> Freiwilligen<br />

zu ersten Erfahrungen zu verhelfen,<br />

eignen sich Camps von freiwilligen<br />

Helfern beziehungsweise Gruppeneinsätze<br />

am besten. Weitere Vorteile<br />

ergeben sich durch die Zusammenstellung<br />

der Gruppen: Hier können<br />

verschiedene Berufszweige in ein<br />

Team integriert werden. Zahnmedizinische<br />

Assistenzberufe sind genauso<br />

willkommen wie Zahntechniker<br />

oder einfach „nur“ Freiwillige,<br />

denn Arbeit gibt es bei einem mobilen<br />

Einsatz wahrlich genug.<br />

Wissen weitergeben. Besonders<br />

positiv wird das Zusammenspiel<br />

von Alt <strong>und</strong> Jung empf<strong>und</strong>en.<br />

Für ältere, zum Teil schon pensionierte<br />

Kollegen ist es eine besondere<br />

Anerkennung, wenn ihr Wissen<br />

von der jungen Generation eine<br />

hohe Wertschätzung erfährt. Für die<br />

ZBW 12/2016<br />

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Titelthema 23<br />

Haiti. Behandlungssaal der Zahnklinik in Port au Prince/Haiti.<br />

Behandlungsbedarf. Alle Überredungskünste sind gefragt,<br />

um die junge haitianische Patientin von der Behandlungsnotwendigkeit<br />

zu überzeugen.<br />

Jüngeren ist es besonders hilfreich,<br />

wenn sich jemand die Zeit nimmt,<br />

in kniffligen Situationen durch Rat<br />

<strong>und</strong> Tat Lösungswege aufzuzeigen.<br />

Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />

der gute Kontakt zu den Leuten<br />

vor Ort, den Verantwortlichen<br />

der Partnerorganisation, die mit<br />

der Mentalität vertraut sind <strong>und</strong> die<br />

dazu beitragen, dass sich die Freiwilligen<br />

besser auf die Umgebung<br />

<strong>und</strong> ihre Aufgaben einstellen können.<br />

Im Rahmen zahlreicher Gespräche<br />

lernen die Helfer Probleme<br />

kennen <strong>und</strong> sehen, wo Hilfe dringend<br />

gebraucht wird. Als Vorteil<br />

erwies sich auch, dass es in der Dominikanischen<br />

Republik eine ganze<br />

Reihe bereits bestehender Einrichtungen<br />

gibt, die mit deutscher Entwicklungshilfe<br />

– staatlicher genauso<br />

wie kirchlicher – aufgebaut wurden<br />

<strong>und</strong> für unsere Mission genutzt<br />

werden können.<br />

Hilfe für Waisen. Da weiterhin<br />

ein großer Hilfsbedarf besteht, kamen<br />

zahlreiche weitere Einsatzgebiete<br />

hinzu. So wurde zum Beispiel<br />

im Süden von Haiti eine komplette<br />

Zahnstation in einem Ges<strong>und</strong>heitsposten<br />

eingerichtet <strong>und</strong> gerade in<br />

letzter Zeit kamen vermehrt Kooperationen<br />

mit Waisenhäusern <strong>und</strong><br />

Schulen in Haiti dazu. Hier besteht<br />

noch erheblicher Bedarf, anderseits<br />

hat die Arbeit mit Kindern allen<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die sich<br />

an dieser Aktion beteiligt haben,<br />

sehr viel Freude gemacht. Dabei ist<br />

der Behandlungsbedarf enorm <strong>und</strong><br />

leider muss man als Helfer auch<br />

einiges erleben, das man so leicht<br />

nicht wieder vergisst. Denn die medizinische<br />

Versorgung haitianischer<br />

Waisenkinder hat keinerlei Priorität<br />

<strong>und</strong> die zumeist privaten Hilfseinrichtungen<br />

sind völlig auf sich allein<br />

gestellt. Gerade in den aktuell<br />

von Hurrikan Matthew schwer getroffenen<br />

Gebieten stehen wir mit<br />

mehreren Waisenhäusern in Kontakt,<br />

die fast wieder bei null anfangen<br />

müssen.<br />

Jamaika <strong>und</strong> Kuba. Ganz anders<br />

sind die Erfahrungen auf den<br />

Nachbarinseln Jamaika <strong>und</strong> Kuba.<br />

Auf Jamaika gibt es gerade mal<br />

150 Zahnärzte, da es dort lange Zeit<br />

überhaupt keine zahnmedizinische<br />

Ausbildungsstätte gab. Dafür klappt<br />

die Zusammenarbeit umso besser.<br />

Auf Jamaika ist vor allem technische<br />

Hilfe <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />

Input gefragt. So bekam die Dental<br />

School ein Cerec-Gerät <strong>und</strong> den dazugehörigen<br />

Einführungskurs gestellt.<br />

Insgesamt gingen bisher fünf<br />

Cerec-Einheiten an Universitäten in<br />

jenen Ländern – allesamt Spenden<br />

aus Praxen aus dem Südwesten. An<br />

sich ist dies nichts Spektakuläres,<br />

aber für die Studenten vor Ort ist es<br />

ungemein wichtig, dass sie auch mit<br />

diesen Techniken vertraut gemacht<br />

werden.<br />

Internationale Aufmerksamkeit.<br />

Fast noch wichtiger ist es, dass solche<br />

Aktionen den Zahnärzten vor<br />

Ort zeigen, dass sie von der westlichen<br />

Welt nicht vergessen werden.<br />

Es ist meist die große Politik, die<br />

zwar gern das Wort von den „global<br />

inequalities“, den Ungleichheiten,<br />

die auch die zahnmedizinische<br />

Welt betreffen, in den M<strong>und</strong><br />

nimmt, die Ergebnisse aber sind,<br />

im Gegensatz zu den Spesen für<br />

große internationale Kongresse,<br />

recht überschaubar. Vielmehr sind<br />

es die kleinen Dinge, der persönliche<br />

Kontakt, der direkte Austausch<br />

von Zahnarzt zu Zahnarzt, die von<br />

den Menschen in den bereisten<br />

Ländern als besonders wohltuend<br />

empf<strong>und</strong>en werden, denn es zeigt<br />

ihnen, dass sie ernst genommen<br />

werden <strong>und</strong> ihre Anliegen gehört<br />

werden.<br />

Nochmal eine ganz andere Situation<br />

erlebt man als Helfer in Kuba:<br />

Der Kontakt zu kubanischen Zahnärzten<br />

entwickelte sich von Anfang<br />

an hervorragend, die Aufnahme<br />

<strong>und</strong> der gegenseitige Austausch ist<br />

sehr herzlich <strong>und</strong> der Wissensdurst<br />

der Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen vor<br />

Ort enorm. Eine Besonderheit in<br />

Kuba ist, dass von Anfang an ein<br />

Kontakt ins Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

bestand <strong>und</strong> seitdem ein<br />

regelmäßiger Dialog stattfindet.<br />

Mittlerweile sind mehrere Tonnen<br />

an zahnärztlichen Geräten <strong>und</strong> Gütern<br />

nach Kuba transportiert worden<br />

<strong>und</strong> die Liste der gemeinsamen<br />

Aktivitäten ist lang.<br />

Die Langfassung des Beitrags<br />

finden Sie im Online-Angebot des<br />

ZBW.<br />

Tobias Bauer<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


24<br />

Titelthema<br />

Ein nachhaltiges zahnmedizinisches Hilfsprojekt für Afrika<br />

„Meine zweite zahnmedizinische Heimat ist Eritrea“<br />

Das große Banner hinter dem Empfangstresen ist nicht zu übersehen.<br />

Auf zwei mal drei Metern lachen Kinder mit strahlend weißen<br />

Zähnen den Patienten <strong>und</strong> Besuchern der Praxis entgegen. „EHD –<br />

Eritrea Hilfswerk Deutschland” steht in großen Lettern über dem<br />

Banner. Schön, dass das Thema des ZBW-Redaktionsbesuchs gleich<br />

ins Auge sticht. Wir sind zu Gast bei Dr. Jens-Peter Würfel. Der Fellbacher<br />

Zahnarzt ist Initiator, treibende Kraft <strong>und</strong> Seele eines langjährigen<br />

Hilfsprojektes für Eritrea. Wenn das Land am Horn von Afrika<br />

heute als einziges afrikanisches Land die UN-Millennium-Ziele im Bereich<br />

Ges<strong>und</strong>heit erreicht, ist das auch sein Verdienst.<br />

Kariesprävention. Jährlich wurden 80.000 Zahnbürsten <strong>und</strong> Zahnpasta nach Eritrea<br />

geschickt.<br />

„Mir fielen die eritreischen Patienten<br />

als besonders fre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong><br />

bescheidene Menschen auf“, erinnert<br />

sich Dr. Würfel. Er hat daraufhin<br />

gegoogelt, wo Eritrea eigentlich<br />

liegt. Neben der Lage im nordöstlichen<br />

Afrika am Roten Meer stieß er<br />

außerdem auf das Eritrea Hilfswerk<br />

Deutschland. 1976 als Verein mit<br />

Sitz in Plochingen von Eritreern<br />

gegründet, um Hilfe für das kriegsgeschüttelte<br />

Land zu leisten. An<br />

das EHD hat Dr. Würfel dann sein<br />

Hilfsangebot gerichtet <strong>und</strong> prompt<br />

Antwort erhalten: Eine eritreische<br />

Zahnärztin bittet um Hilfe beim<br />

Aufbau einer Zahnklinik. „Sie kam<br />

dann nach Deutschland, wir haben<br />

uns getroffen, die Gr<strong>und</strong>risse angesehen<br />

<strong>und</strong> geplant“. 1999 reiste Dr.<br />

Würfel zum ersten Mal nach Eritrea,<br />

in die Hauptstadt Asmara, <strong>und</strong><br />

nahm den Rohbau der Zahnklinik<br />

unter die Lupe. Wieder in Deutschland<br />

plante er weiter – die Zahnklinik<br />

sollte mit drei Behandlungsstühlen,<br />

Absaugung, Kompressor,<br />

Röntgengerät … ausgestattet sein.<br />

Im August 1999 ist die erste Zahnklinik<br />

des Landes dann feierlich<br />

eingeweiht worden – zum überwiegenden<br />

Anteil finanziert durch das<br />

Ges<strong>und</strong>heitsministerium von Eritrea.<br />

„Aber schon damals gab es zahlreiche<br />

Sachspenden von deutschen<br />

Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzten <strong>und</strong><br />

von Dentalfirmen“.<br />

Mit seinem Einwand gegen die<br />

sofortigen Planungen der Eritreer für<br />

den Bau weiterer Zahnkliniken, hob<br />

Dr. Würfel das Hilfsprojekt dann auf<br />

eine neue Ebene. „Ich war mir sicher,<br />

dass wir langfristig mit Prävention<br />

mehr erreichen würden“.<br />

Foto: Dr. Würfel<br />

Prävention. Der Zuckerkonsum<br />

in Eritrea ist extrem hoch. Schokolade,<br />

Cola … die süßen Errungenschaften<br />

aus dem Westen sind nicht<br />

nur bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

in Deutschland beliebt. Die Reinigungshölzer,<br />

die in Afrika zur Zahnreinigung<br />

verwendet werden, haben<br />

aber nur einen unzureichenden<br />

Putzeffekt. Zahnbürste <strong>und</strong> Zahnpasta<br />

sind nur Wenigen bekannt.<br />

Erste Untersuchungen von 600<br />

12-jährigen Schulkindern in der<br />

Hauptstadt Asmara im Jahre 2001<br />

bestätigten das bereits befürchtete<br />

Ergebnis: Die Kariesrate ist extrem<br />

hoch, bei jedem vierten 12-Jährigen<br />

ist mindestens einer der ersten<br />

Molaren komplett zerstört. 2003<br />

initiierte Dr. Würfel deshalb das<br />

für die Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge <strong>und</strong><br />

Prävention, nicht nur der Zahnges<strong>und</strong>heit,<br />

nachhaltigste Projekt des<br />

Landes: Die Kariesprävention in<br />

Gr<strong>und</strong>schulen. 80.000 Schüler <strong>und</strong><br />

Lehrer in Asmara von der 1. bis<br />

zur 5. Klasse erhielten Zahnbürsten<br />

<strong>und</strong> Zahnpasta aus Deutschland.<br />

Biologielehrer übernahmen den<br />

Zahnputzunterricht in den Schulklassen.<br />

In den Folgejahren wird<br />

die M<strong>und</strong>hygiene in die Lehrbücher<br />

aufgenommen, in den Schulen werden<br />

Zahnputzposter zur Anleitung<br />

der Zahnpflegemaßnahmen aufgehängt.<br />

Und ein Zahnmobil, das in<br />

Fellbach gebaut wurde, fährt von<br />

Gr<strong>und</strong>schule zu Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong><br />

einheimische Dental Therapists untersuchen<br />

die Kinder. „Heute wird<br />

an den Autobussen Werbung für<br />

Zahnpflege gemacht“, freut sich<br />

Dr. Würfel. „Und seit 2011 hat unser<br />

Zahnmobil sogar einen kleinen<br />

Bruder: das Hörmobil“. In diesen<br />

beiden Fahrzeugen sind mittlerweile<br />

Zahn-, HNO- <strong>und</strong> Augenärzte<br />

täglich unterwegs <strong>und</strong> untersuchen<br />

jährlich ca. 20.000 Schulkinder.<br />

2018 feiert das Zahnmobil seinen<br />

15. Geburtstag. Beeindruckend:<br />

Ein Zahnmobil aus Fellbach legt<br />

den Gr<strong>und</strong>stein für Prävention <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge eines ganzen<br />

Landes!<br />

ZBW 12/2016<br />

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Titelthema 25<br />

Zahnuntersuchungen. Dr. Jens-Peter Würfel initiierte das Projekt<br />

„Kariesprävention in Gr<strong>und</strong>schulen”.<br />

Teamwork. Die Zahnärzte Dr. Harald Jäckle <strong>und</strong> Volker Michel mit<br />

dem Team der vom EHD ausgestatteten Zahnklinik in Mendefera.<br />

Fotos: Dr. M. Petzholdt/Privat<br />

Pilotprojekt. Das 2003 initiierte<br />

Pilotprojekt „Kariesprävention in<br />

Gr<strong>und</strong>schulen“ wurde ab 2006 zum<br />

Dauerprojekt. „Danach beobachteten<br />

wir bei unseren Besuchen, dass<br />

das Ges<strong>und</strong>heitsministerium den<br />

präventiven Gedanken ausgeweitet<br />

hat“, erzählt Dr. Würfel. Reihen<strong>und</strong><br />

Vorsorgeuntersuchungen fanden<br />

jetzt auch für Infektions-, Augen<strong>und</strong><br />

Hautkrankheiten statt. Und aus<br />

eigenem Antrieb steuerte das eritreische<br />

Ges<strong>und</strong>heitsministerium mit<br />

dem Zahnmobil auch die Kindergärten<br />

an. „Wir haben ein Umdenken<br />

bewirkt <strong>und</strong> das macht mich sehr<br />

stolz“, sagt Dr. Würfel, der Eritrea<br />

inzwischen als seine „zweite zahnmedizinische<br />

Heimat“ bezeichnet.<br />

Bei der ersten M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitskonferenz<br />

für Afrika, die 2004 in Nairobi<br />

stattfand, stritt man noch über den<br />

Zusammenhang zwischen M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Allgemeinges<strong>und</strong>heit.<br />

Eritrea nimmt eine Vorreiterrolle<br />

auf dem afrikanischen Kontinent<br />

ein <strong>und</strong> erreicht heute als einziges<br />

afrikanisches Land die Millennium-<br />

Ziele der Vereinten Nationen im Bereich<br />

Ges<strong>und</strong>heit. Der Besuch der<br />

eritreischen Ges<strong>und</strong>heitsministerin<br />

im April 2015 in Fellbach würdigt<br />

den Beitrag, den Fellbacher Zahnärzte<br />

dafür geleistet haben.<br />

Kollegen, keine Besserwisser.<br />

Dr. Würfel ist kein „Einzelkämpfer“.<br />

Seit Beginn seines Engagements<br />

weiß er um die Unterstützung<br />

seiner Fellbacher Kollegen – die<br />

Freien Zahnärzte Fellbach. 1999<br />

haben sich 28 Zahnärztinnen <strong>und</strong><br />

Zahnärzte als eingetragener Verein<br />

zusammengeschlossen – eine rechtliche<br />

Form als Rahmen für fachliche<br />

Fortbildungen <strong>und</strong> das soziale Engagement<br />

wie z. B. die Unterstützung<br />

des EHD. Alle zwei Monate lädt der<br />

Vorsitzende Dr. Harald Jäckle zur<br />

Arbeitssitzung.<br />

Die Zahnärzte des Vereins bemühen<br />

sich um Sachspenden für das<br />

Projekt, aus der jährlichen Altgoldaktion<br />

erhält das Eritrea Hilfswerk<br />

Deutschland immer einen Teil des<br />

Erlöses, der andere Teil kommt sozialen<br />

Projekten in Fellbach zugute.<br />

Mit dem Altgolderlös wird nicht<br />

nur der Container mitfinanziert, der<br />

mindestens ein- bis zweimal im Jahr<br />

nach Eritrea geschickt wird, sondern<br />

auch die Zahnbürsten, Zahnpasta<br />

<strong>und</strong> all die anderen Materialien, mit<br />

denen die Zahnkliniken ausgestattet<br />

werden.<br />

Den größten Beitrag, den die<br />

Zahnärzte des Fellbacher Vereins<br />

für das Eritrea-Projekt leisten, ist<br />

jedoch die Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der<br />

zahnärztlichen Kollegen vor Ort.<br />

„Wir helfen nicht nur beim Aufbau<br />

der Zahnkliniken, sondern behandeln<br />

mit den Kollegen vor Ort – wir<br />

wollen nicht anstelle der eritreischen<br />

Kollegen tätig sein, sondern mit ihnen“,<br />

unterstreicht Dr. Jäckle, den<br />

ein besonderes Verhältnis mit der<br />

zweiten 2010 in Massawa fertiggestellten<br />

Zahnklinik <strong>und</strong> den eritreischen<br />

Kollegen dort verbindet. „Wir<br />

sind nicht die Besserwisser, sondern<br />

Kollegen“, betont er. KFO-Fachmann<br />

in Eritrea ist Dr. Karl-Erich<br />

Stieven: Er war schon mehrmals vor<br />

Ort <strong>und</strong> hielt Workshops in Theorie<br />

<strong>und</strong> Praxis.<br />

Heute gibt es in Eritrea mit seinen<br />

6,3 Millionen Einwohnern 16<br />

approbierte Zahnärzte – sie haben<br />

ein 5-jähriges Studium im eigenen<br />

Land abgeschlossen. Sie werden unterstützt<br />

von 30 Dental Therapists,<br />

die eine 2-jährige Ausbildung absolviert<br />

haben. Mindestens einmal im<br />

Jahr halten die Fellbacher Zahnärzte<br />

Vorlesungen <strong>und</strong> Workshops an der<br />

Dental School in Eritrea, der Ausbildungsstätte<br />

für den zahnärztlichen<br />

Nachwuchs: Füllungstherapie,<br />

einfache KFO … „Unser Wunsch ist<br />

es, dass die Kollegen ihren Beruf so<br />

ausüben können, wie sie es gelernt<br />

haben, nicht nur Extraktionen vornehmen<br />

<strong>und</strong> Notfälle behandeln“,<br />

sagt Dr. Würfel. Das Interesse, der<br />

Wissensdurst <strong>und</strong> die Dankbarkeit<br />

der eritreischen Kollegen entschädigen<br />

die Deutschen mehr als alles<br />

andere für ihren Einsatz.<br />

» mader@lzk-bw.de<br />

Info<br />

Die nächste Reise wird die Fellbacher<br />

Zahnärzte im März 2017<br />

nach Eritrea führen.<br />

Den ausführlichen Bericht über<br />

das Projekt lesen Sie unter www.<br />

zahnaerzteblatt.de.<br />

Mehr Informationen zum Projekt<br />

finden Sie auch unter www.<br />

eritrea-hilfswerk.de.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


26<br />

Titelthema<br />

Apollonia-Preis der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe<br />

Auszeichnung für Myanmar-Projekt<br />

Die Apollonia-Stiftung der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe hat Mitte<br />

September in Münster das Myanmar-Hilfsprojekt von Studierenden der<br />

Universität Witten/Herdecke (UW/H) mit dem Apollonia-Preis ausgezeichnet.<br />

Seit 2008 engagieren sich Studierende für bessere zahnärztliche<br />

Versorgung in dem von Armut geprägten Land zwischen Thailand<br />

<strong>und</strong> Bangladesch. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.<br />

Auszeichnung. Der Apollonia-Preis 2016 geht an die Studenten der Universität Witten/Herdecke<br />

für ihr zahnmedizinisches Myanmar-Projekt. Es freuen sich (v. l.) Stiftungsvorsitzender<br />

<strong>und</strong> Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe Dr. Klaus<br />

Bartling mit Dr. Dr. Georg Kirchner, Dr. Mathias Benedix <strong>und</strong> Maximilian Voß.<br />

Seit 2008 haben immer wieder Studierende<br />

das Land bereist <strong>und</strong> in<br />

entlegenen Gebieten in Schulen <strong>und</strong><br />

Waisenhäusern über Zahnpflege aufgeklärt.<br />

„Wir treffen auch heute noch<br />

immer wieder auf Kinder, die zum<br />

ersten Mal eine Zahnbürste in der<br />

Hand halten“, berichtet Dr. Mathias<br />

Benedix, der mit anderen Projektbeteiligten<br />

den Preis entgegennahm.<br />

Beginn. Angefangen hatten 2008<br />

Constanze Sauer <strong>und</strong> Georg Kirchner:<br />

„Mittlerweile sind 25 Studierende<br />

ihrem Vorbild gefolgt. Es ist schon<br />

etwas Besonderes, dass wir immer<br />

wieder Studierende finden, die neben<br />

ihrem sicher anstrengenden, forderndem<br />

<strong>und</strong> aufwendigen Studium<br />

dieses Engagement übernehmen“,<br />

freut sich Departmentsleiter Prof. Dr.<br />

Stefan Zimmer. Denn die gesamte<br />

Organisation, Durchführung <strong>und</strong> die<br />

Einwerbung von Spenden liegen in<br />

den Händen der Studierenden.<br />

Myanmar. Das südostasiatische<br />

Land Myanmar ist vielen vor allem<br />

aufgr<strong>und</strong> der Menschenrechtsverletzungen<br />

durch die mehr als 50 Jahre<br />

andauernde Militärherrschaft <strong>und</strong><br />

die schwere Flutkatastrophe von<br />

2008 mit extrem hohen Opferzahlen<br />

bekannt. Die Studierenden treffen<br />

auf unvorstellbare Armut. Der Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

der Menschen ist<br />

allgemein nicht gut, bei den Zähnen<br />

aber oft katastrophal. In vielen Fällen<br />

sind nur noch Extraktionen möglich.<br />

Bei den Kindern jedoch können die<br />

Studierenden erste Prophylaxemaßnahmen<br />

erfolgreich anwenden. Die<br />

Krokodilpuppe Joe hat unzählige<br />

Male geholfen vorzumachen, wie<br />

man Zähne richtig putzt. Neben der<br />

richtigen Zahnputztechnik erklären<br />

die Studenten auch die besondere<br />

Bedeutung zahnges<strong>und</strong>er Ernährung.<br />

Zudem versorgen sie h<strong>und</strong>erte Kinder<br />

<strong>und</strong> deren Betreuer regelmäßig<br />

mit Zahnbürsten <strong>und</strong> fluoridhaltiger<br />

Zahnpasta. Ausgestattet mit mobilen<br />

dentalen Behandlungseinheiten <strong>und</strong><br />

nötigen Materialien behandeln die<br />

Studenten auch <strong>und</strong> unterstützen die<br />

heimischen Zahnärzte.<br />

Foto: UW/H<br />

Prophylaxemaßnahmen. Die<br />

regelmäßigen Einsätze <strong>und</strong> Prophylaxemaßnahmen<br />

zeigen große Wirkung:<br />

So haben die Studierenden des<br />

Myanmar-Projektes nachweisbare<br />

Erfolge bei der M<strong>und</strong>hygiene <strong>und</strong> in<br />

der zahnmedizinischen Versorgung<br />

von Kindern erzielt. Sie haben das<br />

Bewusstsein für Zahnges<strong>und</strong>heit geschaffen<br />

<strong>und</strong> dazu beigetragen, eine<br />

solide Basis für eine zahnmedizinische<br />

Versorgung aufzubauen. Das<br />

Projekt wird von der Fördergemeinschaft<br />

Zahnmedizin der Universität<br />

Witten/Herdecke e. V., der Straumann<br />

GmbH, der Apobank-Stiftung,<br />

der Wittener Universitätsgesellschaft<br />

e. V., der Aktion Z – Altgold für die<br />

Dritte Welt der Kammern <strong>und</strong> KZVs<br />

in Baden-Württemberg sowie in<br />

Nordrhein sowie weiteren Spendern<br />

unterstützt.<br />

Ralf Wagner, KZV Nordrhein,<br />

berichtete von der Preisverleihung<br />

dass Ges<strong>und</strong>heitsministerin Barbara<br />

Steffens sehr gut vorbereitet war<br />

<strong>und</strong> insbesondere auf die Initiative<br />

Aktion Z – Altgold für die Dritte<br />

Welt eingegangen sei, die in Baden-<br />

Württemberg <strong>und</strong> Nordrhein in den<br />

letzten Jahren viel Segensreiches für<br />

Menschen in den ärmsten Regionen<br />

der Welt leisten konnte. UWH/IZZ<br />

Apollonia-Stiftung<br />

Die „Apollonia zu Münster - Stiftung<br />

der Zahnärzte in Westfalen-Lippe“ ist<br />

eine gemeinnützige selbständige Stiftung<br />

privaten Rechts mit Sitz in Münster.<br />

Sie wurde von der Zahnärztekammer<br />

Westfalen-Lippe gegründet <strong>und</strong><br />

wird von der Zahnärzteschaft getragen.<br />

Der Zweck ist die Förderung der<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung sowie<br />

des öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />

durch Förderung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

präventionsorientierter Zahn-, M<strong>und</strong><strong>und</strong><br />

Kieferheilk<strong>und</strong>e. Diese Ziele<br />

verfolgt die Apollonia-Stiftung durch<br />

Information, Aufklärung, Vergabe<br />

von Journalisten- <strong>und</strong>/oder Wissenschaftlerpreisen,<br />

Stipendien <strong>und</strong> der<br />

Förderung von wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen.<br />

ZBW 12/2016<br />

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Titelthema 27<br />

Behandlung von Menschen mit Behinderung<br />

Das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu tun<br />

„Der zahnärztliche Alltag besteht nicht darin, täglich zwölf Implantate<br />

zu setzen, sondern wird in erster Linie durch die menschliche Begegnung<br />

geprägt. Die menschliche Begegnung kann wichtiger <strong>und</strong> erfüllender<br />

sein als jedes fachliche Highlight“. Das sagt Dr. Klaus Georg<br />

Haag an einem Abend im Wartezimmer seiner Praxis in Heilbronn. Er<br />

sagt es ruhig <strong>und</strong> bestimmt <strong>und</strong> blickt der Redakteurin dabei direkt<br />

ins Gesicht. Als kürzlich ein Artikel in der Heilbronner Stimme über<br />

Dr. Haag <strong>und</strong> seine Behandlung von schwerbehinderten Menschen erschien,<br />

stand sein Telefon nicht mehr still, so viele Anrufe von Patienten<br />

mit Terminwünschen erhielt er. Ein Gr<strong>und</strong> für die ZBW-Redaktion, den<br />

Heilbronner Zahnarzt einmal in seiner Praxis zu besuchen.<br />

Vertrauensarbeit. Dr. Klaus Georg Haag mit seiner Patientin Hermine, die dank<br />

seiner Zuwendung ganz entspannt im Behandlungsstuhl Platz nimmt.<br />

Die Praxis von Dr. Haag liegt im<br />

Heilbronner Stadtteil Böckingen.<br />

Der Stadtteil ist, was die zahnmedizinische<br />

Versorgung anbelangt, ein<br />

eher kritischer Stadtteil. Im Bezirk<br />

Kreuzgr<strong>und</strong> ist Dr. Haag der einzige<br />

Zahnarzt. Er bezeichnet sich selbst<br />

als „Einzelkämpfer“ <strong>und</strong> ist sich bewusst,<br />

dass eine Einzelpraxis, wie er<br />

sie betreibt, zu den „aussterbenden“<br />

Praxisformen gehört. Aber Dr. Haag<br />

ist in Böckingen verwurzelt. Er war<br />

Schüler in Böckingen, wie seine<br />

Kinder. Er ist zur Kirche gegangen,<br />

war Ministrant in der katholischen<br />

Kirchengemeinde, wie seine Kinder.<br />

Er hat sich in Jugendheimen<br />

engagiert, ebenso bei der Stadtranderholung.<br />

Während des Studiums<br />

arbeitete er im Hospiz­ <strong>und</strong> Palliativdienst.<br />

Als er sich 1987 in Böckingen<br />

als Zahnarzt niedergelassen hat,<br />

war er im Stadtteil fest verankert <strong>und</strong><br />

für die Bewohner Ansprechpartner<br />

<strong>und</strong> Vertrauensperson zugleich. Er<br />

kennt die Familien mit behinderten<br />

Kindern, hat sie über viele Jahre begleitet<br />

<strong>und</strong> ein Vertrauensverhältnis<br />

zu ihnen aufgebaut. „Es ist eine Arzt­<br />

Patienten­Beziehung, wie ich sie als<br />

Kind kennengelernt habe“, erinnert<br />

sich Dr. Haag, „als der Arzt noch alles<br />

wusste von seinen Patienten. Mit<br />

manchen Patienten verbindet ihn<br />

eine „Fast­Familienzugehörigkeit“.<br />

Vertrauen. „Behindertenarbeit ist<br />

Vertrauensarbeit“, sagt Dr. Haag. Ist<br />

das Vertrauen zwischen Behandler<br />

<strong>und</strong> Patient erst einmal hergestellt,<br />

verläuft die Behandlung wie jede<br />

andere Behandlung. Entscheidend<br />

ist die Ruhe, die der Behandler ausstrahlt<br />

– viel sprechen, ruhig sprechen,<br />

mit Blickkontakt, auch zu den<br />

Bezugspersonen. Das benötigt Zeit.<br />

Foto: Privat<br />

Zeit, die sich eigentlich nicht rechnet<br />

heutzutage. „Wir sind eine ganz<br />

normale Zahnarztpraxis, auch ich<br />

muss rechnen“, räumt Dr. Haag ein,<br />

„aber es gibt Patienten, da fällt dieses<br />

Denken unter den Tisch, es spielt<br />

keine Rolle mehr“. Und er berichtet<br />

von einer autistischen Patientin, die<br />

ihn zur Begrüßung herzlich umarmt,<br />

obwohl Autisten sonst keine Körperberührungen<br />

zulassen. Oder einem<br />

anderen Patienten, der nicht spricht,<br />

bei dem er aber kürzlich zwei Kronen<br />

präpariert hat, ohne Sedierung.<br />

Seine Patienten mit Behinderung<br />

bestellt Dr. Haag meistens über die<br />

Mittagszeit ein, „wir haben ein funktionierendes<br />

Recall­System“. Der<br />

Praxisablauf ist so organisiert, dass<br />

die Patienten immer die gleiche erste<br />

Bezugsperson vorfinden – die empfängt,<br />

den Behandlungsraum vorbereitet,<br />

die Vorlaufzeit überbrückt bis<br />

Dr. Haag ins Behandlungszimmer<br />

kommt. „Oftmals findet dann auch<br />

nur ein Gespräch statt“. Früher hat<br />

Dr. Haag auch in stationären Behinderteneinrichtungen<br />

behandelt,<br />

inzwischen schätzt er den Vorteil<br />

für die Patienten, wenn sie in seiner<br />

Praxis die gleiche Umgebung <strong>und</strong><br />

die gleichen Personen vorfinden <strong>und</strong><br />

er lässt die Patienten per Transportschein<br />

in seine Praxis zur Behandlung<br />

transportieren.<br />

Christ sein <strong>und</strong> danach handeln.<br />

„Die Zuwendung zum Menschen ist<br />

mir wichtig <strong>und</strong> abends das Gefühl<br />

zu haben, etwas Sinnvolles getan zu<br />

haben“, mit diesen Worten beschreibt<br />

Dr. Haag die Motive seines Handelns.<br />

Sie gründen auf seinem tiefverwurzelten<br />

Glauben, seiner Zugehörigkeit<br />

zum Deutschen Orden <strong>und</strong> seinem<br />

Gelübde als geweihter Familiar.<br />

Ende des Jahres steigt seine Tochter<br />

Viktoria in die Praxis ein. Die Praxis<br />

hat Dr. Haag in den vergangenen<br />

Monaten rollstuhlgerecht umgebaut.<br />

Er möchte mehr Patienten mit Behinderung<br />

behandeln – <strong>und</strong> weiß mit<br />

seiner Tochter die geeignete Behandlerin<br />

für diese Patientenklientel an<br />

seiner Seite. » mader@lzk-bw.de<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


28<br />

Titelthema<br />

Patienten unterstützen Hilfsprojekte<br />

<strong>Gutes</strong> tun mit Zahngold<br />

Der Südkurier aus Konstanz veröffentlichte einen Beitrag über die<br />

Unterstützung der Patienten der Zahnarztpraxis Dr. Hans Hugo<br />

Wilms/Monika Knecht aus Bad Säckingen für Hilfsprojekte. Die Redaktion<br />

genehmigte uns fre<strong>und</strong>licherweise den Nachdruck des Textes<br />

<strong>und</strong> des zugehörigen Fotos von der Spendenübergabe. ZBW<br />

Spendenprojekt. Freuen sich über die große Spendenbereitschaft von Patienten<br />

der Zahnarztpraxis Wilms/Knecht (hinten, von links): Regina Matt, Heinz Lüthy, Herbert<br />

Schmidt, Angelika Frühbus, Stefan Riedel, Jürgen Wagner, (vorn, von links:) ZÄ<br />

Monika Knecht, Dr. Hans Hugo Wilms <strong>und</strong> Assistenzzahnärztin Sonja Redel.<br />

Patienten der Praxis Dr. Hans Hugo<br />

Wilms/Monika Knecht geben Altmetall<br />

für Spendenprojekte ab.<br />

4800 Euro gehen an die Schule der<br />

Fre<strong>und</strong>schaft in Haiti, den Perukreis<br />

Heilig Geist Laufenburg <strong>und</strong> das Le-<br />

Anzeige<br />

benshaus Uganda. „Durch die großzügigen<br />

Spenden unserer Patienten<br />

können wir heute an drei karitative<br />

Institutionen insgesamt 4800 Euro<br />

übergeben“, sagte Zahnarzt Dr. Hans<br />

Hugo Wilms anlässlich der Spen-<br />

Foto: Sigrid Schneider<br />

denübergabe <strong>und</strong> zeigte sich sehr<br />

erfreut. Ein Jahr lang hatte das Team<br />

der Zahnarztpraxis Dr. Hans Hugo<br />

Wilms/Monika Knecht in Laufenburg<br />

Altgold gesammelt, das von<br />

einem Teil der Patienten für wohltätige<br />

Zwecke gesammelt, dann eingeschmolzen<br />

<strong>und</strong> verkauft wurde.<br />

Die Summe von jeweils 1600 Euro<br />

wurde an Regina Matt von der Schule<br />

der Fre<strong>und</strong>schaft in Haiti, Herbert<br />

Schmidt, Jürgen Wagner <strong>und</strong> Angelika<br />

Frühbus vom Perukreis Heilig<br />

Geist Laufenburg <strong>und</strong> an Heinz<br />

Lüthy vom Lebenshaus Uganda<br />

übergeben. Stefan Riedel von der<br />

Sparkasse Hochrhein steht bei dem<br />

Transfer als Berater <strong>und</strong> Helfer zur<br />

Seite. „Das ist uns immer eine große<br />

Freude“, sagte er über die Aktion. So<br />

helfen alle Beteiligten mit, Kindern<br />

in Not aus den ärmsten Regionen der<br />

Welt zu helfen, seien es Lehrergehälter<br />

für die Schule der Fre<strong>und</strong>schaft,<br />

Heime, Armenküchen oder Waisenhäuser,<br />

die der Perukreis unterstützt,<br />

oder das Lebenshaus Uganda, das<br />

sich in den kommenden Jahren zum<br />

Selbstversorger entwickeln soll.<br />

Südkurier<br />

Info<br />

Auch Ihre Zahnarztpraxis hat sich<br />

an einer Hilfsinitiative beteiligt<br />

<strong>und</strong> Sie würden gern einen Nachdruck<br />

der Medienberichterstattung<br />

im ZBW lesen? Die Redaktion<br />

freut sich über Ihren Hinweis per<br />

Mail an info@zahnaerzteblatt.de<br />

Kunst kaufen – Kindern helfen!<br />

Bekannte Künstler haben exklusiv für<br />

die SOS-Kinderdörfer Werke geschaffen.<br />

Mit dem Kauf eines limitierten Kunstwerks<br />

aus unseren SOS-Editionen unterstützen Sie<br />

Projekte der SOS-Kinderdörfer weltweit.<br />

Nachdruck mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung des Südkuriers<br />

André Butzer, Katze dunkelrot, Auflage 10, signiert <strong>und</strong> nummeriert,<br />

Linoldruck auf Papier, 2009, 50 x 65 cm<br />

Besuchen Sie die Ausstellung in unserem<br />

Büro in Berlin-Charlottenburg oder unsere<br />

Internetseite www.sos-edition.de.<br />

Berliner Büro<br />

Gierkezeile 38, 10585 Berlin<br />

Tel: 030/3450 6997-0<br />

www.sos-kinderdoerfer.de<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Titelthema 29<br />

Zeitungsbericht über Zahnärzte-Einsatz in Ladakh<br />

Das Lächeln des Himalaya<br />

Im nördlichsten Winkel von Indien liegt Ladakh, eine Division des<br />

B<strong>und</strong>esstaates Jammu <strong>und</strong> Kashmir. „Ein Landeszipfel, den die<br />

indische Regierung vergessen hat, denn ein Interesse an den dort<br />

lebenden Menschen zeigt sie nicht“, sagte die Zahnärztin Leonie<br />

Knupfer in ihrem Vortrag im Gemeindesaal der katholischen Kirchengemeinde<br />

Laichingen zum dortigen „Dental Health Project“. R<strong>und</strong><br />

50 Besucher konnten sich von den mittlerweile aufgebauten Möglichkeiten<br />

für Hilfsaktionen überzeugen, ebenso von der Entwicklung<br />

ihrer Patenkinder, die von Laichingen aus unterstützt werden.<br />

Zahnkrankheiten. 2007 waren die Milchzähne der Kinder im Himalaya-Gebirge<br />

noch in Ordnung, in den vergangenen Jahren vermehrten sich aber Karies <strong>und</strong> andere<br />

Zahnkrankheiten.<br />

Es mag im Anbetracht der weltweiten<br />

Probleme wie ein Tropfen auf<br />

einen heißen Stein wirken, doch<br />

eines ist gewiss: Dr. Leonie <strong>und</strong><br />

Dr. Wolfgang Knupfers unermüdlicher<br />

Einsatz für das Zahnprojekt<br />

des Vereins „Kinder des Himalaya“<br />

trägt dazu bei, die Welt ein<br />

bisschen besser zu machen. Seit<br />

vielen Jahren sorgt das Zahnarztehepaar<br />

vor Ort dafür, die Lebensumstände<br />

von Menschen zu verbessern.<br />

Schon lange unterstützen<br />

auch Menschen aus der Region<br />

diese Einsätze, überzeugt durch<br />

viele Erzählungen der Zahnärztin:<br />

Durch finanzielle Leistungen,<br />

die Übernahme von Patenschaften<br />

oder Spenden von Altgold in der<br />

Zahnarztpraxis. So, wie das Ehepaar<br />

Knupfer nicht müde wird,<br />

über notwendige Hilfe zu sprechen,<br />

sieht auch die Schwäbische<br />

Zeitung immer wieder einen Sinn<br />

in der aktuellen Berichterstattung.<br />

Doch nicht nur die beiden Zahnärzte<br />

behandeln die Menschen<br />

vor Ort kostenlos, mittlerweile<br />

nehmen sie sogar Helferinnen aus<br />

der Laichinger Praxis mit zu ihren<br />

Einsätzen. Es scheint, als würde<br />

die Liste der Zahnärzte mit allen<br />

Zielen für Ladakh immer länger<br />

zu werden, doch ihren Plänen steht<br />

eine Reihe bereits verwirklichter<br />

Projekte in „klein Tibet“ – wie Ladakh<br />

auch genannt wird – gegenüber.<br />

Ein Geheimnis ist es nicht, dass<br />

Menschen, die wissen, in welche<br />

Hände ihre Spendengelder fließen,<br />

ganz anders Anteil an der<br />

Foto: Dr. Knupfer<br />

Entwicklung der Situation vor Ort<br />

nehmen <strong>und</strong> damit weiter bereit<br />

sind, zu helfen. Das eigenständige<br />

Projekt der Knupfers ist das sogenannte<br />

„Dental Health Project“,<br />

das über den Verein „Kinder des<br />

Himalaya“ rechtlich abgesichert<br />

ist. Auch Spendenquittungen können<br />

deswegen ausgestellt werden.<br />

Behandlung im Gartenstuhl.<br />

Dass es nicht einfach ist in 3500<br />

Metern Höhe bei dünner Luft <strong>und</strong><br />

primitiven Lebensverhältnissen<br />

zahnmedizinisch zu behandeln,<br />

bewies Dr. Leonie Knupfer anhand<br />

eindrücklicher Bilder. Sessel,<br />

Garten­ <strong>und</strong> Bürostühle wurden<br />

geschickt zu Behandlungsstühlen<br />

umgebaut, um über mobile Einheiten<br />

auch in abgelegenen Regionen<br />

tätig werden zu können.<br />

Und das bei äußerst komplizierter<br />

Stromversorgung. Neben großer<br />

Mühe zu hygienischer Arbeit erfolgt<br />

auch genaue Dokumentation<br />

über erfolgte Behandlungen. Wie<br />

ein Juwel erscheint im Gegensatz<br />

zu den mobilen Einsätzen in entlegenen<br />

Orten die im Jahr 2013 gegründete<br />

kleine Klinik „Lotsawa<br />

Dental Clinic“ in Timosgang.<br />

Flächendeckende Prophylaxe,<br />

der Einsatz von „dental nurses“ –<br />

Zahnarzthelferinnen – über ein Talent­Suchprogramm,<br />

nachhaltiges<br />

Wirken <strong>und</strong> die Mühe, dieses<br />

Projekt einmal auf eigene Füße<br />

zu stellen, die Suche nach Patenschaften,<br />

um Kindern in Waisenhäusern<br />

<strong>und</strong> aus ärmsten Familienverhältnissen<br />

Bildung zu ermöglichen<br />

sowie dringend notwendige<br />

Ernährungsberatung stehen jährlich<br />

auf dem Plan: 2007 seien die<br />

Milchgebisse weitgehend ges<strong>und</strong><br />

gewesen, mittlerweile aber durch<br />

Süßigkeiten zerstört. Atemberaubend<br />

schön <strong>und</strong> eindrücklich<br />

zeugten Dr. Wolfgang Knupfers<br />

Fotos am Ende des Vortrages von<br />

bewegenden Impressionen „am<br />

Ende der Welt“, wie es Dr. Leonie<br />

Knupfer nannte.<br />

Brigitte Scheiffele<br />

Nachdruck mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung der Schwäbischen Zeitung<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


30<br />

Titelthema<br />

Engagement für Flüchtlinge in Dornstadt<br />

Krocki bei den Flüchtlingskindern<br />

Auf dem weitläufigen Gelände des Betreuungs- <strong>und</strong> Pflegezentrums<br />

in Dornstadt bei Ulm gibt es eine Gemeinschaftsunterkunft, in der<br />

auch viele Kinder unterschiedlichen Alters leben. Sie gehen zur<br />

Schule oder in die Dornstadter Kindergärten, wo die Prophylaxe-<br />

Fachfrauen der Arbeitsgemeinschaft für Zahnges<strong>und</strong>heit Stadtkreis<br />

Ulm <strong>und</strong> Alb-Donau-Kreis sie betreuen. Nun gibt es aber 20 bis 30<br />

Kleinkinder, die noch gar nichts über M<strong>und</strong>hygiene erfahren haben.<br />

Jeden Tag werden sie in einem Spielzimmer von Ehrenamtlichen<br />

betreut, aber das Thema M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit steht bei den Geflüchteten<br />

verständlicherweise nicht im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Sprachschwierigkeiten konnten so<br />

schnell überw<strong>und</strong>en werden. Alles,<br />

was den Kindern erzählt wurde,<br />

konnte gleichzeitig durch Gegenstände<br />

oder Bilder veranschaulicht<br />

werden. Krocki war der große<br />

Renner <strong>und</strong> wurde heiß <strong>und</strong> innig<br />

geliebt. Jedes Kind durfte ihm die<br />

Zähne putzen, <strong>und</strong> da war gut zu<br />

erkennen, wer sich arg abmühen<br />

musste <strong>und</strong> wer schon mal eine<br />

Zahnbürste in der Hand hatte.<br />

Auf Initiative des Kreisvorsitzenden<br />

der Zahnärzteschaft Alb-Donau-Kreis<br />

entstand gemeinsam mit<br />

der Koordinatorin der Dornstadter<br />

Flüchtlingsbetreuung die Idee, für<br />

diese Kleinkinder eine kindgemäße<br />

Anleitung zum Zähneputzen zu versuchen.<br />

Schnell konnte mit Silvia<br />

Laur von der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Zahnges<strong>und</strong>heit Stadtkreis Ulm<br />

<strong>und</strong> Alb-Donau-Kreis eine k<strong>und</strong>ige<br />

<strong>und</strong> engagierte Fachfrau gef<strong>und</strong>en<br />

werden, die sich sofort für diese<br />

Idee begeisterte <strong>und</strong> zusagte, diese<br />

Aktion auch ohne Honorar durchzuführen.<br />

Es gab keine Mittel der<br />

Landesarbeitsgemeinschaft für<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit e. V. (LAGZ) dafür,<br />

allerdings stellte uns das Forum<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit dankenswerterweise<br />

viel Material zur Verfügung:<br />

kleine Stofftaschen mit Zahnbürsten,<br />

Zahnpasta <strong>und</strong> Becher. Schließlich<br />

konnte mit der Koordinatorin<br />

ein Termin vereinbart werden: Am<br />

11. August konnte es losgehen. Wir<br />

hatten keine Ahnung, wie viele Kinder<br />

kommen würden <strong>und</strong> ließen uns<br />

überraschen.<br />

Zahnfee. Als wir auftauchten,<br />

waren ein paar Kinder samt Müttern<br />

<strong>und</strong> auch Väter da, die uns kritisch<br />

musterten. Die bunte Tasche mit<br />

den Utensilien zur Demonstration<br />

samt „Zahni <strong>und</strong> Krocki“ war den<br />

größeren Kindern aus der Schule<br />

bekannt. „Die Zahnfee kommt heute“<br />

riefen sie begeistert <strong>und</strong> schnell<br />

kam eine bunt gemischte Gruppe<br />

von etwa 20 (gefühlt 50) Kindern<br />

zusammen. Die älteren Kinder<br />

übersetzten unaufgefordert, was<br />

ihnen am meisten gefallen hatte –<br />

Reimen. Den Reim zum Zähneputzen<br />

nach der KAI-Methode<br />

wollten sie alle immer wieder<br />

hersagen, <strong>und</strong> sie lernten erstaunlich<br />

schnell: „Kauflächen: hin <strong>und</strong><br />

her das ist nicht schwer – Außenflächen:<br />

r<strong>und</strong>herum das ist nicht<br />

dumm – Innenflächen: raus, raus,<br />

raus aus meinem Haus“. Zahni<br />

reimte, was das Zeug hielt.<br />

Die ganze Aktion hat allen großen<br />

Spaß gemacht <strong>und</strong> wir freuten<br />

uns über die motivierten Kinder.<br />

Witzig war, dass die erst sehr kritischen<br />

Väter sich wie Kinder die<br />

Nase an den Fensterscheiben platt<br />

gedrückt <strong>und</strong> genauso gefreut haben.<br />

Das war eine ganz neue Erfahrung<br />

<strong>und</strong> das positive Feedback in<br />

den „Dornstadter Nachrichten“ hat<br />

uns gutgetan.<br />

Dr. Horst Gebhardt, Silvia Laur<br />

Verständlich. Die älteren Kinder übersetzten sofort, was ihnen<br />

am meisten gefallen hatte – Sprachschwierigkeiten konnten so<br />

schnell überw<strong>und</strong>en werden.<br />

Zähneputzen. Die Kinder wollten den Reim zum Zähneputzen<br />

nach der KAI-Methode immer wieder aufsagen <strong>und</strong> sie lernten<br />

erstaunlich schnell.<br />

Fotos: Dr. Gebhardt<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Berufspolitik 31<br />

Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit Baden-Württemberg<br />

Aktive Versorgungssteuerung<br />

Save the date: Der Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit Baden-Württemberg<br />

findet am 27.1.2017 auf der Landesmesse statt. Nach dem erfolgreichen<br />

Debüt im Januar thematisiert der zweite Landeskongress<br />

die „Aktive Versorgungssteuerung“. Für den Keynote-Vortrag konnte<br />

B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsminister Hermann Gröhe (CDU) gewonnen werden.<br />

Unterstützt wird der Kongress von der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Baden-Württemberg, der Bezirkszahnärztekammer<br />

Stuttgart, der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg<br />

<strong>und</strong> zahlreichen Krankenkassen.<br />

Der Landeskongress<br />

Ges<strong>und</strong>heit findet als<br />

das zentrale Forum im<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen in<br />

Baden-Württemberg<br />

am Freitag, 27. Januar<br />

2017 auf der Landesmesse<br />

Stuttgart statt.<br />

Nach der gelungenen<br />

Auftaktveranstaltung<br />

ist der Kreis an Unterstützerorganisationen<br />

weiter gewachsen. Der<br />

Kongress bietet somit<br />

eine attraktive Umgebung<br />

für die Begegnung<br />

aller relevanten<br />

Akteure der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

<strong>und</strong> -wirtschaft.<br />

Auch im zweiten Jahr setzt<br />

der Kongress auf Partizipation<br />

<strong>und</strong> Interaktion. Der interdisziplinäre<br />

Austausch zwischen den<br />

verschiedenen Institutionen im<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen wird durch<br />

den Einsatz modernster Kongresstechnik<br />

gefördert. Ein eigens für<br />

den Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit<br />

entwickeltes Programm ermöglicht<br />

es den Teilnehmern, über<br />

ihre mobilen Endgeräte Fragen<br />

<strong>und</strong> Anmerkungen an die Moderatorin<br />

zu schicken. Diese reicht<br />

als Sprachrohr die Kommentare<br />

des Publikums direkt an die Referenten<br />

weiter. Darüber hinaus<br />

dient die Gestaltung des Nachmittags<br />

im World Café-Format zur<br />

Diskussion <strong>und</strong> Vertiefung. Im<br />

Rahmen des Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit<br />

können die Besucher je<br />

nach beruflichem Themenschwerpunkt<br />

<strong>und</strong> Interesse an einer von<br />

sechs Diskussionsr<strong>und</strong>en teilnehmen.<br />

Die Inhalte sind vielfältig:<br />

Diskutiert werden unter anderem<br />

Hausarzt- <strong>und</strong> Facharztverträge,<br />

Schnittstellen in der Versorgungssteuerung,<br />

Managed Care Modelle<br />

professioneller Anbieter sowie<br />

Telematik <strong>und</strong> Telemedizin, Ärztenetze<br />

<strong>und</strong> die Erwartungen <strong>und</strong><br />

Forderungen der Patienten. Die<br />

Ausrichtung auf einen interdisziplinären<br />

Teilnehmerkreis garantiert<br />

differenzierte <strong>und</strong> spannende<br />

Gespräche. Eingeladen sind niedergelassene<br />

Ärzte <strong>und</strong> Zahnärzte<br />

sowie alle anderen Berufe der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung, Verantwortungsträger<br />

aus Krankenhäusern,<br />

die jeweiligen Verbände <strong>und</strong><br />

Organisationen, Personal aus der<br />

Führungsebene in Sozialverwaltungen,<br />

Krankenkassen, Kommunen,<br />

Ministerien <strong>und</strong> Politik sowie<br />

Entscheider aus der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft.<br />

Anmeldungen zum Kongress<br />

<strong>und</strong> zu den einzelnen Foren sind<br />

ab sofort online unter www.lkges<strong>und</strong>heit.de<br />

möglich. Dort sind<br />

ebenfalls eine Rückschau auf die<br />

Auftaktveranstaltung sowie alle<br />

weiterführenden Informationen<br />

zum 2. Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit<br />

Baden-Württemberg zu finden.<br />

Zeitgleich mit dem Landeskongress<br />

Ges<strong>und</strong>heit finden<br />

der Ärztekongress der<br />

Bezirksärztekammer<br />

Nordwürttemberg <strong>und</strong> die<br />

MEDIZIN Fachmesse der<br />

Messe Stuttgart statt. Alle<br />

Vorträge des 52. Ärztekongresses<br />

sind CME<br />

zertifiziert <strong>und</strong> bieten die<br />

Möglichkeit, insgesamt<br />

22 Fortbildungspunkte<br />

zu erwerben. Ergänzend<br />

dazu werden die Landesärztekammer<br />

<strong>und</strong> ihre Bezirksärztekammern<br />

mit<br />

einem Informationsstand<br />

vertreten sein (Standnr.<br />

4B60). KZV BW<br />

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ZBW 12/2016


32<br />

Berufspolitik<br />

Standespolitische Nachwuchstagung von BZK Tübingen <strong>und</strong> KZV BW, BD Tübingen<br />

Bedeutung der zahnärztlichen Selbstverwaltung<br />

Das Engagement für den zahnärztlichen Berufsstand in den Körperschaften<br />

stand im Fokus der Tagung der KZV Bezirksdirektion Tübingen<br />

<strong>und</strong> der BZK Tübingen in Metzingen. Acht Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte<br />

erfuhren von erfahrenen Standespolitikern die komplexen Aufgabenfelder,<br />

die der Berufsstand in der KZV Baden-Württemberg <strong>und</strong> der<br />

Kammer eigenverantwortlich wahrnimmt.<br />

Nachwuchs. Die jungen Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte erfuhren von erfahrenen Standespolitikern<br />

mehr über die komplexen Aufgabenfelder der Kammer <strong>und</strong> der KZV<br />

Baden-Württemberg. (sitzend v. l.) Dr. Steffen Rieger, Dr. Angelika Jung, Dr. David<br />

Richter, Dr. Patrick Sulz. (hintere Reihe v. l.) Dr. Christoph Gr<strong>und</strong>el, Dr. Johanna Kutz,<br />

Dr. Tobias Berger <strong>und</strong> Dr. Winfried Potrzeba.<br />

Der Staat hat der Selbstverwaltung<br />

von KZV <strong>und</strong> Kammer ein breites<br />

Spektrum von Aufgaben <strong>und</strong> Anforderungen<br />

übertragen. Dabei unterschied<br />

der Vorsitzende der BZK<br />

Tübingen, Dr. Wilfried Forschner,<br />

freiwillige Aufgaben von den per<br />

Gesetz übertragenen Pflichtaufgaben.<br />

Letztlich diene diese Tagung<br />

jedoch nicht nur dazu, Daten <strong>und</strong><br />

Fakten der Körperschaften kennenzulernen,<br />

sondern auch der kollegialen<br />

Begegnung <strong>und</strong> um fachliche<br />

Aspekte zu diskutieren. Dabei sollten<br />

auch „Motivation <strong>und</strong> Inspiration“,<br />

so Dr. Wilfried Forschner<br />

nicht zu kurz kommen. Er stellte<br />

nicht nur die Kammerstrukturen<br />

<strong>und</strong> die Bedeutung des standespolitischen<br />

Engagements in den verschiedenen<br />

Gremien vor, sondern<br />

gab auch zu bedenken, was wohl<br />

mehr Zahnärzte mit weniger Karies<br />

machen. Weitere Fragen waren:<br />

Wie sieht die Entwicklung in der<br />

restaurativen Zahnheilk<strong>und</strong>e aus?<br />

Wohin steuern die ZE-Wünsche der<br />

Patienten? Geht der ZE in Richtung<br />

Implantatversorgung? Die unterschiedlichen<br />

Antworten auf diesen<br />

Fragenkomplex beherrschten die<br />

sich anschließende Diskussion.<br />

Fotos: Clausen<br />

KZV BW. Welche aktuellen Themen<br />

bewegen zur Zeit die Verantwortlichen<br />

der KZV? Dr. Ute<br />

Maier, Vorsitzende des Vorstandes<br />

der KZV BW stellte die Bedeutung<br />

<strong>und</strong> Wichtigkeit der zahnärztlichen<br />

Selbstverwaltung für den<br />

Berufsstand am Beispiel der KZV<br />

Baden-Württemberg vor. Die Berufsfreiheit<br />

<strong>und</strong> das selbstbestimmte<br />

Handeln der zahnärztlichen<br />

Profession gelte es immer wieder<br />

ins Bewusstsein des Berufsstandes<br />

zu rücken <strong>und</strong> der Politik <strong>und</strong><br />

der Öffentlichkeit zu vermitteln.<br />

„Umso unverständlicher ist es“,<br />

betonte Dr. Maier, „dass das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Ges<strong>und</strong>heit<br />

unter der Leitung von Minister<br />

Gröhe, meine, mit einem GKV-<br />

Selbstverwaltungsstärkungsgesetz<br />

die Selbstverwaltung weiter zu regulieren<br />

<strong>und</strong> zu entmachten. Nicht<br />

die Selbstverwaltung, sondern<br />

insbesondere die Aufsicht werde<br />

gestärkt. Diese könne stärker als<br />

bisher in die Entscheidungen der<br />

Vertreterversammlung eingreifen.<br />

Die KZV BW habe deswegen auch<br />

mit dem Sozialministerium das<br />

Gespräch gesucht, damit die Verantwortung<br />

des Freiberuflers Zahnarzt<br />

<strong>und</strong> die Selbstverwaltung der<br />

Profession weiter zum Wohle von<br />

Allgemeinheit, Kollegenschaft <strong>und</strong><br />

Patientenschaft gestaltet werden<br />

können.<br />

Freiberuflichkeit – ein Wort, in<br />

dem sich viele Facetten der zahnärztlichen<br />

Profession widerspiegeln.<br />

Die verschiedenen Aspekte<br />

galt es in Workshops zu erarbeiten,<br />

denen eine prägnante Einführungen<br />

durch Prof. Dr. rer. pol.<br />

Michael Dick vorausging, der der<br />

zahnärztlichen Profession seit vielen<br />

Jahren durch seine Vortragstätigkeit<br />

verb<strong>und</strong>en ist. Thematisiert<br />

wurde dabei insbesondere<br />

das Spannungsverhältnis zwischen<br />

dem Staat mit seinen gesetzlichen<br />

Vorgaben <strong>und</strong> dem Anspruch der<br />

Profession auf eine eigenverantwortliche<br />

Gestaltung der Berufsausübung.<br />

Ebenfalls beleuchtet<br />

wurde die Stellung der Selbstverwaltung.<br />

Quintessenz. Gerade die Präsenz<br />

der Vorsitzenden des Vorstands<br />

der KZV BW, Dr. Maier,<br />

<strong>und</strong> des Vorsitzenden der Bezirkszahnärztekammer<br />

Tübingen, Dr.<br />

Wilfried Forschner, sowie weiterer<br />

Vorstandsmitglieder der Bezirkszahnärztekammer<br />

wie Dr.<br />

Dr. Heinrich Schneider, Dr. Elmar<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Berufspolitik 33<br />

Diskussion. Die Präsenz der Vorsitzenden des Vorstands der KZV BW, Dr. Ute Maier, <strong>und</strong> des Vorsitzenden der Bezirkszahnärztekammer<br />

Tübingen Dr. Wilfried Forschner, zeigen, dass der kollegiale Gedankenaustausch mit der jungen Zahnärztegeneration wichtig ist.<br />

Ludwig, Dr. Bernd Stoll, Dr. Herbert<br />

Martin sowie von Dr. Manfred<br />

Jooß, stellvertretender Vorsitzender<br />

der Bezirksgruppe der BD Tübingen<br />

der KZV BW, zeigten, dass<br />

der kollegiale Gedankenaustausch<br />

<strong>und</strong> die Diskussion mit der jungen<br />

Zahnärztegeneration den Verantwortlichen<br />

in KZV <strong>und</strong> Kammer<br />

wichtig ist. Treffend formulierte<br />

es Prof. Dick: „Vertrauen ist das<br />

konstituierende Element der Profession<br />

<strong>und</strong> der Körperschaften“.<br />

Zudem wurden die eingangs von<br />

Dr. Wilfried Forschner skizzierten<br />

Ziele dieser Tagung erreicht, nämlich<br />

durch die Mischung von Vorträgen<br />

<strong>und</strong> Workshops die Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer weiter<br />

für den Erhalt <strong>und</strong> die Förderung<br />

der Freiberuflichkeit zu motivieren.<br />

Dabei kamen in den Diskussionen<br />

auch die fachlichen Aspekte<br />

nicht zu kurz <strong>und</strong> die kollegiale<br />

<strong>und</strong> konstruktive Atmosphäre war<br />

„inspirierend“, wie es der Vorsitzende<br />

der BZK Tübingen in seiner<br />

Begrüßung bereits antizipiert hatte.<br />

So kann Standespolitik für Neu-<br />

Einsteiger Freude machen.<br />

Weitere Fotoimpressionen unter<br />

www.zahnaerzteblatt.de.<br />

» johannes.clausen@izz-online.de<br />

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ZBW 12/2016


34<br />

Berufspolitik<br />

Analyse zahnärztlicher Existenzgründungen 2015<br />

Große Bandbreite bei Übernahmepreisen<br />

Es ist keine Überraschung, dass Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte kräftig<br />

in die Tasche greifen müssen, wenn sie sich niederlassen wollen. Die<br />

Neugründung einer Einzelpraxis kostete im vergangenen Jahr im b<strong>und</strong>esweiten<br />

Durchschnitt 484.000 Euro, wie der kürzlich veröffentlichte<br />

„InvestMonitor Zahnarztpraxis“ für das Jahr 2015 ausweist. Die meisten<br />

Niederlassungswilligen entschieden sich allerdings für eine Praxisübernahme,<br />

die mit durchschnittlich 326.000 Euro zu Buche schlug. 1<br />

Betrachtet man die reinen Übernahmepreise,<br />

die mit 172.000 Euro<br />

neben Modernisierung, Geräten,<br />

Betriebsmittelkredit etc. nur einen<br />

Teil des genannten Finanzierungsvolumens<br />

ausmachten, so ergibt<br />

sich eine erstaunliche Spreizung:<br />

Zwei Drittel investierten für die<br />

Übernahme einer Praxis als Einzelpraxis<br />

zwischen 51.000 <strong>und</strong><br />

250.000 Euro. 14 Prozent erzielten<br />

günstigere Übernahmepreise,<br />

20 Prozent zahlten dagegen mehr,<br />

etwa 8 Prozent sogar über 350.000<br />

Euro (s. Abb. 1).<br />

Wertermittlung. Der ermittelte<br />

Durchschnittspreis für eine Praxisübernahme<br />

ist somit nur bedingt<br />

aussagekräftig. „Knapp zwei Drittel<br />

der Existenzgründer zahlen weniger“,<br />

erläuterte Georg Heßbrügge<br />

von der Deutschen Apotheker<strong>und</strong><br />

Ärztebank, die gemeinsam mit<br />

dem Institut der Deutschen Zahnärzte<br />

(IDZ) seit 1984 das Investitionsverhalten<br />

bei zahnärztlichen<br />

Niederlassungen für den „Invest-<br />

Monitor Zahnarztpraxis“ analysiert.<br />

Laut Heßbrügge führen viele<br />

Faktoren zu den starken Preisunterschieden.<br />

Neben dem materiellen<br />

Wert (etwa Praxisausstattung<br />

<strong>und</strong> Einrichtung) spiele auch der<br />

ideelle Wert eine Rolle, der unter<br />

anderem die aktuelle wirtschaftliche<br />

Situation <strong>und</strong> das zukünftige<br />

Potenzial der Praxis berücksichtige<br />

(siehe Infokasten).<br />

Deutlich günstiger als die Neugründung<br />

einer Einzelpraxis ist<br />

nach den letztjährigen Zahlen die<br />

Neugründung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />

(BAG). Diese<br />

kostete im Durchschnitt insgesamt<br />

330.000 Euro pro Inhaber, also<br />

immerhin 154.000 Euro weniger<br />

als die Einzelpraxisneugründung.<br />

Für die Übernahme einer Praxis<br />

durch eine BAG wurden 292.000<br />

Euro pro Inhaber aufgewendet,<br />

also 34.000 Euro Differenz zur<br />

Einzelpraxisübernahme. Der Beitritt<br />

zu einer BAG (Zahl der Inhaber<br />

nimmt zu) bzw. der Einstieg in<br />

eine BAG (Käufer übernimmt Praxisanteile,<br />

Zahl der Inhaber bleibt<br />

gleich) erforderte ein Finanzierungsvolumen<br />

von 310.000 Euro.<br />

Vorteile. Im Jahr 2015 entschieden<br />

sich 1.299 Zahnärztinnen <strong>und</strong><br />

Zahnärzte für den Schritt in die<br />

Selbstständigkeit. Die wenigsten<br />

(7 Prozent) wählten dafür die<br />

Neugründung einer Einzelpraxis.<br />

Der Anteil der Einzelpraxisübernahmen<br />

lag bei 65 Prozent, während<br />

28 Prozent ihre freiberufliche<br />

Tätigkeit in einer BAG starteten.<br />

Die Autoren des InvestMonitors<br />

erklären die Bevorzugung der Pra-<br />

Große Bandbreite bei den Übernahmepreisen<br />

Übernahme als Einzelpraxis: Preise nach Größenklassen<br />

Quelle: Apobank/IDZ<br />

Spanne. Der durchschnittliche<br />

Übernahmepreis einer Einzelpraxis<br />

(ohne Modernisierung <strong>und</strong> Umbau,<br />

Geräte <strong>und</strong> Einrichtung, Sonstiges<br />

<strong>und</strong> Betriebsmittelkredit) lag im<br />

vergangenen Jahr bei 172.000 Euro.<br />

Die Diskrepanz zwischen den niedrigsten<br />

<strong>und</strong> höchsten Kaufpreisen<br />

war sehr hoch.<br />

1<br />

Werden nur die alten B<strong>und</strong>esländer <strong>und</strong> Berlin in die Analyse einbezogen, liegen die Kosten mit 504.000 Euro für eine Einzelpraxisneugründung<br />

bzw. 342.000 Euro für eine Einzelpraxisübernahme noch höher.<br />

ZBW 12/2016<br />

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Berufspolitik 35<br />

xisübernahme unter anderem mit<br />

wirtschaftlichen Vorteilen durch die<br />

Möglichkeit, Investitionsentscheidungen<br />

zeitlich zu strecken <strong>und</strong> den<br />

sich verändernden ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen anzupassen.<br />

Zudem lasse sich die Investition<br />

nach begonnenem Praxisbetrieb<br />

besser abschätzen als in der theoretischen<br />

Planungs- <strong>und</strong> Vorbereitungsphase.<br />

Dass die zahnärztlichen Existenzgründer<br />

nach wie vor bereit<br />

sind, auf hohem Niveau zu investieren,<br />

führen die Analysten auf die<br />

unverändert positive Berufsrolleneinschätzung<br />

zurück. Aspekte wie<br />

„Selbstständigkeit/Freiberuflichkeit“,<br />

der „Kontakt mit Menschen“<br />

<strong>und</strong> die „Möglichkeit, einen Heilberuf<br />

auszuüben“ scheinen dominante<br />

Eckpunkte eines positiven Berufserlebens<br />

zu sein, so ihr Resümee.<br />

» schildhauer@meduco.de<br />

Entwicklung der Finanzierungsvolumina verschiedener Praxisformen<br />

Entwicklung. Bei allen Praxisformen ist das Gesamtfinanzierungsvolumen von 2011<br />

bis 2015 gestiegen: bei der Übernahme einer Einzelpraxis lediglich um 9 Prozent,<br />

bei der BAG-Neugründung dagegen um 29 Prozent. Dieser indexierte Vergleich ist<br />

nicht zu verwechseln mit einem Vergleich der absoluten Beträge, die für eine Existenzgründung<br />

aufgebracht werden müssen. Hier steht die Einzelpraxisneugründung<br />

an der Spitze, <strong>und</strong> die Übernahme einer BAG ist am günstigsten.<br />

Grafik: IDZ/Apobank<br />

Der Goodwill<br />

Während bei einer Praxisneugründung<br />

„lediglich“ Kosten für (Um-)<br />

Bau- <strong>und</strong> Modernisierungsmaßnahmen,<br />

Einrichtung, medizinischtechnische<br />

Ausstattung <strong>und</strong> Sonstiges<br />

anfallen, muss bei der Übernahme<br />

einer Praxis oder BAG bzw.<br />

beim Beitritt oder Einstieg in eine<br />

BAG in der Regel auch der ideelle<br />

Wert oder „Goodwill“ abgegolten<br />

werden. Er definiert sich im Wesentlichen<br />

durch die persönlichen<br />

Beziehungen <strong>und</strong> das langjährige<br />

Betreuungsverhältnis zwischen<br />

Zahnarzt <strong>und</strong> Patient sowie die soziale<br />

Praxislage <strong>und</strong> -organisation.<br />

Der dafür zu zahlende Preis ist Verhandlungssache,<br />

wobei die erwartete<br />

Ertragskraft aus Käufersicht<br />

normalerweise die wichtigste Rolle<br />

spielt.<br />

Für ungefähre Prognosen können<br />

die Vorjahresumsätze (zahnärztlicher<br />

Honorarumsatz <strong>und</strong> Fremdlaborausgaben)<br />

herangezogen werden. Wie<br />

die Autoren des InvestMonitors ermittelten,<br />

belief sich der Goodwill bei<br />

Praxisübernahmen im Jahr 2015 im<br />

Durchschnitt auf etwa 26 Prozent des<br />

Vorjahresumsatzes, wobei auch hier<br />

die Bandbreite sehr groß war.<br />

Allerdings sind subjektive Faktoren<br />

wie der Goodwill im Zeitverlauf üblicherweise<br />

reagibler als objektive Daten.<br />

Neben der Einnahmenentwicklung<br />

der fraglichen Praxis oder BAG in<br />

den Vorjahren können auch politische<br />

Rahmenbedingungen einen Einfluss<br />

darauf haben, wie viel ein Käufer<br />

für den Goodwill zu zahlen bereit<br />

ist. Auch die Unsicherheit, ob der<br />

ideelle Praxiswert steuerrechtlich<br />

abschreibungsfähig ist, sorgte in<br />

der Vergangenheit für Turbulenzen,<br />

nachdem einige Finanzämter dies<br />

nicht zugelassen hatten.<br />

Im vergangenen Jahr belief sich<br />

der Goodwill bei der Einzelpraxisübernahme<br />

auf immerhin 72<br />

Prozent des Übernahmepreises;<br />

auf den Substanzwert (übernommene<br />

Geräte, Ausstattung) entfielen<br />

somit lediglich 28 Prozent. Bei<br />

der BAG-Übernahme machte der<br />

Goodwill 74 Prozent aus <strong>und</strong> beim<br />

Einstieg/Beitritt in eine BAG sogar<br />

77 Prozent.<br />

Quelle: IDZ/Apobank<br />

Beitritt bzw. Einstieg in eine BAG<br />

Teuer. Existenzgründer,<br />

die im Jahr 2015 einer<br />

Berufsausübungsgemeinschaft<br />

(BAG) beitraten<br />

oder in eine BAG einstiegen,<br />

mussten für den<br />

ideellen Wert am tiefsten<br />

in die Tasche greifen:<br />

195.000 Euro machen<br />

r<strong>und</strong> 77 Prozent des Übernahmepreises<br />

aus.<br />

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ZBW 12/2016


36<br />

Berufspolitik<br />

Informationsveranstaltung für Berufsberater/innen <strong>und</strong> Arbeitsvermittler/innen<br />

Finden. Ausbilden. Binden<br />

Am 19. Oktober 2016 fand in Tübingen die Informationsveranstaltung<br />

für Berufsberater/innen <strong>und</strong> Arbeitsvermittler/innen<br />

der Agenturen für Arbeit in Baden-Württemberg zum Berufsbild<br />

„Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r“ (ZFA) statt. Mehr als 20 Teilnehmer<br />

aus den Agenturen für Arbeit in Lörrach, Nagold-Pforzheim,<br />

Reutlingen, Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim <strong>und</strong> Ulm folgten<br />

der Einladung zu dieser Veranstaltung, die bereits zum sechsten<br />

Mal in Zusammenarbeit mit der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, Regionaldirektion<br />

Baden-Württemberg, durchgeführt wurde.<br />

Kontinuität. Bereits zum sechsten Mal fand die Informationsveranstaltung für Berufsberater<br />

<strong>und</strong> Arbeitsvermittler der Agenturen für Arbeit in Baden-Württemberg<br />

zum Berufsbild ZFA statt.<br />

Die demografische Entwicklung<br />

erfordert neue Strategien von den<br />

Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzten in<br />

Baden-Württemberg, um geeignete<br />

Zahnmedizinische Mitarbeiter/innen<br />

zu „finden“, „auszubilden“ <strong>und</strong> zu<br />

„binden“. Im Rahmen seiner Sitzungen<br />

beschäftigt sich der Ausschuss<br />

für Zahnmedizinische Mitarbeiter/innen<br />

regelmäßig mit dieser Thematik<br />

<strong>und</strong> stellt dem Vorstand Aufgaben,<br />

Handlungsfelder <strong>und</strong> Aktivitäten vor,<br />

um das Berufsbild der Zahnmedizinischen<br />

Fachangestellten (ZFA) attraktiv<br />

darzustellen <strong>und</strong> somit gezielt<br />

für qualifizierte Mitarbeiter/innen zu<br />

werben. Hieraus ist auch die regelmäßige<br />

Informationsveranstaltung<br />

für die Berufsberater/innen <strong>und</strong> Arbeitsvermittler/innen<br />

der Agenturen<br />

für Arbeit hervorgegangen.<br />

Berufsbild. Bei den Beratern in<br />

den Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufsberatungen<br />

der Agenturen für Arbeit bestehen<br />

Defizite über die berufliche<br />

Tätigkeit in den jeweiligen Berufsbildern.<br />

Gr<strong>und</strong>informationen über<br />

einzelne Berufsbilder sind vorhanden,<br />

jedoch keine weiteren Informationen,<br />

die beispielsweise die<br />

Karrieremöglichkeiten beschreiben.<br />

Im Bereich der Zahnmedizinischen<br />

Fachangestellten wirkt sich dies beispielsweise<br />

dahingehend aus, dass<br />

eingehende Anfragen nicht immer<br />

entsprechend bedient werden können.<br />

Heutzutage müssen die Berater<br />

in den 24 Agenturen für Arbeit<br />

in Baden-Württemberg über Fachkenntnisse<br />

in allen Berufen verfügen<br />

(Bewerberprinzip). Früher mussten<br />

von einem Berater nur Fachkenntnisse<br />

in wenigen Berufsbildern abgedeckt<br />

werden (Spartenprinzip).<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat die Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

für die in ihrem Bereich<br />

zuständigen Führungspersonen der<br />

Agenturen für Arbeit die Informationsveranstaltung<br />

zum Berufsbild der<br />

Zahnmedizinischen Fachangestell-<br />

Foto: Beck<br />

ten <strong>und</strong> deren Fortbildungsmöglichkeiten<br />

am 19.10.2016 in Tübingen<br />

angeboten. Durch die dreistündige<br />

Informationsveranstaltung führten<br />

der Referent für Zahnmedizinische<br />

Mitarbeiter/innen der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg,<br />

Dr. Bernd Stoll, der stv. Vorsitzende<br />

des Ausschusses für Zahnmedizinische<br />

Mitarbeiter/innen, Dr. Helmut<br />

Schönberg, sowie Thorsten Beck<br />

von der LZK-Geschäftsstelle.<br />

Konstruktiver Dialog. Insbesondere<br />

die Themenschwerpunkte<br />

„ZFA-Ausbildungsverordnung“,<br />

„Attraktivität des Berufsbildes“,<br />

„ZFA-Aufstiegsfortbildungen“ <strong>und</strong><br />

„Rechtliche Rahmenbedingungen“<br />

wurden von den Referenten behandelt<br />

<strong>und</strong> somit Impulse für einen<br />

konstruktiven Dialog mit den Teilnehmern<br />

gesetzt.<br />

Spezielle Fragestellungen aus der<br />

Beraterpraxis der Berufsberater/innen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsvermittler/innen wurden<br />

unter anderem zu den Bereichen<br />

• Anzahl unbesetzter Ausbildungsplätze,<br />

• Teilzeitberufsausbildung,<br />

• Möglichkeiten für Wiedereinsteiger/innen,<br />

• Schwangerschaft während der<br />

Ausbildung,<br />

• Ausbildungszufriedenheit der<br />

Auszubildenden,<br />

• Röntgen (Kenntnisse im Strahlenschutz),<br />

• Verdienstmöglichkeiten,<br />

• Praktika <strong>und</strong> Fortbildungsangebote<br />

eingebracht. Die Anwesenden wurden<br />

dafür sensibilisiert, dass sich das<br />

Berufsbild in den letzten Jahren gewandelt<br />

hat <strong>und</strong> die Tätigkeiten von<br />

Zahnmedizinischen Fachangestellten<br />

nunmehr mit den fünf Hauptmerkmalen<br />

Betreuung, Behandlungsassistenz,<br />

Hygiene, Röntgen <strong>und</strong> Verwaltung<br />

beschrieben werden können.<br />

Um landesweit möglichst eine Vielzahl<br />

an Multiplikatoren zu erreichen,<br />

wird die Veranstaltung im kommenden<br />

Jahr im südbadischen Raum<br />

durchgeführt. » beck@lzk-bw.de<br />

ZBW 12/2016<br />

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Politik 37<br />

Dialog-Begegnungen im Königsbau<br />

Vertrauensvolles Gespräch mit Stefan Teufel<br />

Zum politischen Gedankenaustausch kam der Ges<strong>und</strong>heitspolitische<br />

Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Stefan Teufel MdL, auf<br />

Einladung von Dr. Ute Maier, Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Baden-Württemberg, <strong>und</strong> Dr. Udo Lenke, Präsident der<br />

Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, in die Geschäftsstelle<br />

des Informationszentrums Zahnges<strong>und</strong>heit in Stuttgart.<br />

Dialog. Stefan Teufel MdL, Ges<strong>und</strong>heitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion<br />

(r.), war zu Gast in der Geschäftsstelle des IZZ in Stuttgart. Dr. Ute Maier, Dr.<br />

Udo Lenke (2. v. l.) <strong>und</strong> Dr. Bernhard Jäger (l.).<br />

Auf der Agenda standen Themen<br />

wie die Möglichkeiten des Bürokratieabbaus<br />

in der Zahnarztpraxis<br />

<strong>und</strong> in diesem Zusammenhang die<br />

Vorschläge des Normenkontrollrats<br />

„Mehr Zeit für Behandlung –<br />

Vereinfachung von Verfahren <strong>und</strong><br />

Prozessen in der Arzt- <strong>und</strong> Zahnarztpraxis“.<br />

Angesprochen wurde<br />

auch die Kammer als Approbationsbehörde,<br />

das Thema Hygiene in<br />

der Zahnarztpraxis sowie die zahnärztliche<br />

Versorgung von Senioren<br />

<strong>und</strong> Menschen mit Handicaps in<br />

Pflege- <strong>und</strong> Senioreneinrichtungen.<br />

Auch die zahnärztliche Versorgung<br />

von Flüchtlingen wurde intensiv erörtert.<br />

Insbesondere beim Thema Hygiene-Dokumentation<br />

machte Dr.<br />

Lenke einen konstruktiven Vorschlag,<br />

um den bürokratischen Auf-<br />

Foto: Stoppel<br />

wand zu verringern: „Gr<strong>und</strong>satz ist,<br />

dass die Hygieneprozesse fehlerfrei<br />

laufen. Dies wird einmal dokumentiert<br />

<strong>und</strong> gilt immer dann, wenn<br />

keine Fehler im Ablauf festgestellt<br />

werden. Jeder aufgetretene Fehler<br />

wird dokumentiert <strong>und</strong> verbessert.“<br />

Zum Thema Alterszahnheilk<strong>und</strong>e<br />

merkte Dr. Ute Maier an: „Es ist<br />

gut, dass die Bedeutung der zahnärztlichen<br />

Versorgung für Senioren<br />

<strong>und</strong> Pflegebedürftige sich endlich<br />

im Gesetz niedergeschlagen hat.“<br />

Darüberhinaus informierte Dr. Ute<br />

Maier über die Gespräche im G-BA<br />

zum Thema Parodontologie. Weiter<br />

betonte sie, dass „gerade in der<br />

Zahnheilk<strong>und</strong>e durch Eigeninitiative<br />

der Patienten die Zahn- <strong>und</strong><br />

M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit erhalten <strong>und</strong> gefördert<br />

werden kann, was sich auch<br />

bei Parodontitis zeige. Allerdings<br />

müssten gerade für Menschen mit<br />

Handicap noch Sonderregelungen<br />

in der Prävention getroffen werden,<br />

fügte sie an.<br />

In dieser Legislaturperiode wurden<br />

bereits Gespräche mit Jochen<br />

Haußmann MdL, Ges<strong>und</strong>heitspolitischer<br />

Sprecher der FDP, Bärbl<br />

Mielich MdL, der früheren Ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

Sprecherin von<br />

Bündnis 90/Grüne, heute Staatssekretärin<br />

im Sozialministerium, <strong>und</strong><br />

Rainer Hinderer MdL, Ges<strong>und</strong>heitspolitischer<br />

Sprecher der SPD,<br />

geführt.<br />

» johannes.clausen@izz-online.de<br />

Anzeige<br />

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ZBW 12/2016


38<br />

Fortbildung<br />

Parodontitistherapie<br />

Adjuvante systemische Antibiotika<br />

Infektionen zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Parallel dazu nimmt die Antibiotikaresistenz<br />

potenziell lebensbedrohlicher Erreger dramatisch zu (1). Antibiotika gehören neben Analgetika <strong>und</strong> Lokalanästhetika<br />

zu den am häufigsten in der Zahnmedizin verwendeten Arzneimitteln. Daher ist es umso wichtiger<br />

für den Einsatz systemischer Antibiotika eine möglichst optimale Risiko-Nutzen-Relation zu erreichen.<br />

Während in den letzten Jahren vor allem gram-positive<br />

Infektionserreger wie Methicillin-resistente Staphylococcus<br />

aureus (MRSA) <strong>und</strong> Glykopeptid-resistente<br />

Enterokokken (VRE) im Vordergr<strong>und</strong> des Interesses<br />

standen, wird derzeit europaweit ein zunehmendes<br />

Auftreten von mehrfachresistenten gram-negativen<br />

Infektionserregern, wie zum Beispiel Enterobacteriaceae,<br />

Pseudomonas <strong>und</strong> Acinetobacter spp. beobachtet<br />

(2). Hauptursachen für diese bedrohliche Entwicklung<br />

sind die falsche Indikationsstellung, der unkritische<br />

Einsatz <strong>und</strong> eine unzureichende Erregerspezifität<br />

der ausgewählten Antibiotika (1, 3, 4). Internationale<br />

Untersuchungen zeigen, dass bis zu 50 Prozent der<br />

Antibiotikatherapien inadäquat sind. Das gilt auch für<br />

Deutschland (4). Daher muss eine sichere Diagnostik,<br />

eine strenge Indikationsstellung <strong>und</strong> eine größtmögliche<br />

Erregerspezifität vor dem Einsatz von Antibiotika<br />

gefordert werden, um der Ausbreitung von Resistenzen<br />

zu begegnen (5).<br />

Allerdings sind beim Einsatz von Antibiotika nicht<br />

nur die Resistenzentwicklung, sondern auch die unerwünschten<br />

Nebenwirkungen dieser Wirkstoffgruppe<br />

mit in Betracht zu ziehen. In diesem Zusammenhang<br />

sei daran erinnert, dass Antibiotika schwere Nebenwirkungen<br />

wie gastrointestinale Auswirkungen, Allergien<br />

<strong>und</strong> insbesondere auch akute Leberschäden nach<br />

sich ziehen können (6). Seit Jahren führen in Deutschland<br />

Antibiotika unangefochten die Liste der gemeldeten<br />

Nebenwirkungen mit über 60 Prozent aller von<br />

Zahnärzten gemeldeten Nebenwirkungen an (7). Auch<br />

dadurch wird klar, dass es Aufgabe des Zahnarztes ist,<br />

bei jedem Patienten nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-<br />

Abwägung das geeignete Antibiotikum auszuwählen.<br />

Dies trifft insbesondere bei nicht lebensbedrohlichen<br />

Infektionen wie z. B. der Parodontitis zu.<br />

Der Einsatz von Antibiotika im Rahmen einer Parodontitistherapie<br />

begründet sich aus der Erkenntnis,<br />

dass Bakterien ursächlich an der Entstehung <strong>und</strong><br />

dem Voranschreiten entzündlicher Erkrankungen des<br />

Zahnhalteapparates beteiligt sind (8, 9). Mittlerweile<br />

sind in der M<strong>und</strong>höhle etwa 1.000 Bakterienarten<br />

nachgewiesen worden (10). Trotz intensiver Forschung<br />

scheinen derzeit allerdings immer noch vergleichsweise<br />

wenige Bakterien mit der Ätiologie marginaler<br />

Parodontitiden eng in Verbindung zu stehen<br />

(Tab. 1) (10-20), die sich in individuell unterschiedlichen<br />

Kombinationen innerhalb der M<strong>und</strong>höhle nachweisen<br />

lassen (9, 13, 21). Es mag sein, dass sich das<br />

Wissen um die intraorale Mikrobiologie in den nächsten<br />

Jahren erweitert. Zum jetzigen Zeitpunkt macht es<br />

aber aus klinischer Sicht Sinn, sich auf die bekannten,<br />

eng mit der Parodontitis assoziierten Erreger bei der<br />

Auswahl eines geeigneten Antibiotikums zu konzentrieren.<br />

Ziel der Antibiotikatherapie. Die unterstützende<br />

Verabreichung von Antibiotika soll bei entsprechender<br />

Indikationsstellung die Progredienz parodontaler<br />

Attachmentverluste aufhalten oder sie zumindest stark<br />

reduzieren. Um das zu erreichen, wird angestrebt,<br />

I. II. III. IV.<br />

Klinische<br />

Antibiotika-<br />

Desintegration Antibiotikagabe!<br />

Indikation!<br />

Selektion<br />

des Biofilms<br />

• Probenentnahme<br />

(Pool)<br />

• Analyse, z.B.<br />

mittels PCR<br />

supra-<strong>und</strong><br />

subgingivales<br />

Debridement<br />

unmittelbar<br />

nach<br />

Abschluß<br />

systemisch<br />

Sequenz der systematischen Antibiotikatherapie (Abb.1)<br />

ZBW 12/2016<br />

Abb. 7<br />

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Fortbildung 39<br />

A.a. T.f. E.c. P.i. P.i. P.n.<br />

Amoxicillin + + ++<br />

Metronidazol ++ + + ++<br />

Ciprofloxacin + +<br />

Doxycyclin + +<br />

Tetracyclin + + +<br />

Clindamycin ++ +<br />

Metronidazol & Amoxicillin* + ++ ++ + ++<br />

Metronidazol & Ciprofloxacin* + ++ + + + ++<br />

+: 10 1 -fach, ++: 10 2 -fach, +++: 10 3 -fach<br />

* von Einzelwerten abgeleitet<br />

A.a.: Actinobacillus actinomycetemcomitans; T.f.: Tanerella forsythensis; E.c.: Eikenella corrodens; P.g.:<br />

Porphyromonas gingivalis; P.i.: Prevotella intermedia; P.n.: Prevotella nigrescens<br />

Antibiotikakonzentrationen in der Gingivalflüssigkeit bei systemischer Verabreichung. Ausgedrückt in Vielfachen der in vitro ermittelten<br />

minimalen Hemmkonzentration (MHK 90) (Tabelle 1).<br />

die Keimzahl parodontopathogener Bakterien in der<br />

parodontalen Tasche über die Wirkung des mechanischen<br />

Debridements hinweg zu verringern oder wenn<br />

möglich, die parodontopathogenen Bakterien aus<br />

der M<strong>und</strong>höhle zu eliminieren. Um der Gefahr einer<br />

Resistenzbildung parodontopathogener Keime (22)<br />

vorzubeugen, sollen hierbei geeignete, das Spektrum<br />

parodontopathogener Keime abdeckende Antibiotika<br />

zum Einsatz kommen (13, 21, 23, 24). Darüber hinaus<br />

soll die intra- <strong>und</strong> extraorale physiologische Keimflora<br />

jedoch möglichst wenig verändert werden, damit<br />

es nicht zur Superinfektion mit anderen pathogenen<br />

Keimen kommt.<br />

Indikationen. Für die unterstützende systemische<br />

Antibiotikagabe zur Therapie von Parodontitiden soll<br />

eine niedrige Risiko- <strong>und</strong> Kosten-Nutzen-Relation<br />

gewahrt bleiben. Die Gr<strong>und</strong>lage für die Entscheidung<br />

zur adjuvanten systemischen Antibiose stellt allein<br />

das klinische Bild. Deshalb beschränkt sich die Indikation<br />

zur unterstützenden Antibiotikatherapie in der<br />

Regel nur auf folgende Erkrankungen:<br />

• aggressive Parodontitis (25)<br />

• schwere chronische Parodontitis<br />

• Parodontitiden, die trotz vorangegangener Therapie<br />

progrediente Attachmentverluste aufweisen (12)<br />

• Parodontalabszess mit Tendenz zur Ausbreitung in<br />

die benachbarten Logen, Fieber <strong>und</strong>/oder ausgeprägter<br />

Lymphadenopathie (12)<br />

• nekrotisierende ulzerierende Gingivitis oder Parodontitis<br />

mit ausgeprägter Allgemeinsymptomatik<br />

(Fieber <strong>und</strong>/oder ausgeprägter Lymphadenopathie)<br />

(12)<br />

• mittelschwere bis schwere Parodontitis bei systemischen<br />

Erkrankungen oder Zuständen, die die Funktion<br />

des Immunsystems beeinträchtigen. Hierbei ist<br />

besonders auf eine potentielle antibiotika-induzierte<br />

Superinfektion durch andere Erreger, wie z. B. Candida<br />

zu achten (11).<br />

Bei plaqueassoziierter Gingivitis sowie leichten<br />

<strong>und</strong> mittelschweren chronischen Parodontitiden bei<br />

systemisch ges<strong>und</strong>en Personen, die bei weitem die<br />

überwiegende Mehrzahl der Parodontalerkrankungen<br />

darstellen, hat eine unterstützende antibiotische<br />

Behandlung gegenüber der alleinigen mechanischen<br />

Parodontitistherapie (supra- <strong>und</strong> subgingivales Debridement<br />

<strong>und</strong> eventuell Parodontalchirurgie) keinen<br />

zusätzlichen Nutzen (26-28). Antibiotika sind also in<br />

der Parodontitistherapie immer nur als Unterstützung<br />

<strong>und</strong> nicht als Ersatz von supra- <strong>und</strong> subgingivalem<br />

Debridement anzusehen.<br />

Zeitpunkt der Antibiotikatherapie. Die alleinige<br />

Anwendung von Antibiotika zeigt meist nur eine<br />

geringe klinische Wirkung (17, 29), da Antibiotika<br />

aufgr<strong>und</strong> der Biofilm-Struktur der Plaque nur eingeschränkt<br />

in die Plaque penetrieren (30) können <strong>und</strong><br />

die im Biofilm enthaltenen Bakterien eine höhere<br />

Antibiotikaresistenz aufweisen (31 bis 33). Ein supra<strong>und</strong><br />

subgingivales Debridement führt zur temporären<br />

Desintegration des Biofilms <strong>und</strong> somit zur Erhöhung<br />

der Wirksamkeit der eingesetzten Antibiotika (34,<br />

35). Daher sollten Antibiotika mit supra- <strong>und</strong> subgingivalem<br />

Debridement kombiniert werden, um der Kolonisation<br />

mit parodontopathogenen Keimen klinisch<br />

erfolgreich entgegenzuwirken. Um eine möglichst effiziente<br />

Wirkung zu erreichen, ist es daher notwendig,<br />

die Antibiotika unmittelbar nach Abschluss des supra<strong>und</strong><br />

subgingivalen Debridements zu verabreichen (36<br />

bis 39).<br />

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ZBW 12/2016


40<br />

Fortbildung<br />

Wirkstoff<br />

Tetracyclin 250 mg<br />

Doxycyclin 100 mg<br />

Metronidazol 400 mg<br />

Metronidazol 400 mg<br />

<strong>und</strong> Amoxicillin<br />

500 mg<br />

Metronidazol 400 mg<br />

<strong>und</strong> Ciprofloxacin<br />

250 mg<br />

Amoxicillin 500 mg<br />

Ciprofloxacin 250 mg<br />

Clindamycin 300 mg<br />

Dosierung (Erwachsene)<br />

4 x 250 mg/die, 21 Tage<br />

1 x 200 mg/die, 1 Tag<br />

1 x 100 mg/die, 18 Tage<br />

3 x 400 mg/die, 7 Tage<br />

3 x 400 mg/die, 7 Tage<br />

3 x 500 mg/die, 7 Tage<br />

2 x 400 mg/die, 7 Tage<br />

2 x 250 mg/die, 7 Tage<br />

3 x 500 mg/die, 14 Tage<br />

2 x 250 mg/die, 10 Tage<br />

4 x 300 mg/die, 7 Tage<br />

Dosierung. Empfohlene Dosierungsschemata antibiotischer<br />

Wirkstoffe (per os) im Rahmen der adjuvanten Antibiotikatherapie<br />

(Tabelle 2).<br />

Auswahl der Antibiotika. Das Vorkommen parodontopathogener<br />

Bakterien ist bei Patienten mit Parodontitis<br />

individuell unterschiedlich (21, 40) <strong>und</strong> die Wirksamkeit<br />

von Antibiotika auf einige Bakteriengruppen eingeschränkt.<br />

Deshalb soll durch eine mikrobiologische Analyse<br />

das intraorale parodontopathogene Erregerprofil<br />

bestimmt <strong>und</strong> die Auswahl eines geeigneten Antibiotikums<br />

daraufhin ausgerichtet werden (21). Die mikrobiologische<br />

Diagnostik sollte vor Beginn der Therapie<br />

durchgeführt werden, damit das Ergebnis der<br />

mikrobiologischen Diagnostik zum Abschluss des<br />

supra- <strong>und</strong> subgingivalen Debridements (Initialtherapie)<br />

vorliegt <strong>und</strong> eine auf die intraorale Kolonisation<br />

mit parodontopathogenen Keimen ausgerichtete<br />

adjuvante Antibiotikagabe direkt nach Abschluss des<br />

Debridements ermöglicht wird (siehe Abb. 1). Der<br />

Nachweis der bisher bekannten, eng mit der Ätiologie<br />

der Parodontitiden assoziierten Bakterien (Aggregatibacter<br />

actinomycetemcomitans, Porphyromonas<br />

gingivalis, Tannerella forsythensis, Eikenella corrodens,<br />

Prevotella intermedia, Prevotella nigrescens<br />

<strong>und</strong> Treponema denticola) ist hierfür nach heutigem<br />

Wissensstand in der Regel ausreichend.<br />

Zur mikrobiologischen Diagnostik werden möglichst<br />

repräsentative Proben der supra- <strong>und</strong> subgingivalen<br />

Plaqueflora von erkrankten Parodontien benötigt.<br />

Je mehr Proben pro Patient für die mikrobiologische<br />

Analyse gesammelt werden, umso repräsentativer<br />

ist das Ergebnis für die pathogene intraorale<br />

Mikroflora (41). Für die klinische Routinediagnostik<br />

bietet hierfür die Entnahme supra- <strong>und</strong> subgingivaler<br />

Plaqueproben von der jeweils tiefsten parodontalen<br />

Tasche in jedem Sextanten (42) bei einfacher Durchführung<br />

eine hohe Sensitivität (42, 43).<br />

Die supra- <strong>und</strong> subgingivale Plaque wird mit einer<br />

Kürette oder sterilen Papierspitzen, die bis zum<br />

F<strong>und</strong>us der parodontalen Tasche vorgeschoben werden<br />

<strong>und</strong> dort für etwa 10 Sek<strong>und</strong>en verbleiben, entnommen.<br />

Eine vorhergehende Reinigung oder ein<br />

Trockenlegen des Abnahmeortes ist nicht nötig. Um<br />

die Kosten für die mikrobiologische Analyse niedrig<br />

zu halten, werden die Plaqueproben meist in einer<br />

auf die geplante Methode ausgerichteten Transportlösung<br />

zusammengelegt (Poolprobe). Im Gegensatz<br />

zum Nachweis mittels Kultivierung oder Enzymtests,<br />

bei denen vitale Keime benötigt werden, muss die<br />

Analyse mit molekularbiologischen <strong>und</strong> immunologischen<br />

Verfahren nicht zeitnah zur Probenentnahme<br />

erfolgen. Molekularbiologische Verfahren (z. B.<br />

PCR) zum Zwecke des Erregernachweises erscheinen<br />

aus ökonomischer <strong>und</strong> technischer Sicht der Kultivierung<br />

überlegen.<br />

Entscheidend für die Auswahl von systemischen<br />

Antibiotika ist nicht die exakte Lokalisation eines parodontopathogenen<br />

Erregers, sondern der qualitative<br />

intraorale Nachweis innerhalb der M<strong>und</strong>höhle. Eine<br />

quantitative Bestimmung ist in der Regel nicht notwendig.<br />

Der parodontalen Infektion entsprechend,<br />

werden das Antibiotikum oder die Antibiotikakombination<br />

ausgewählt, für die gute antimikrobielle <strong>und</strong><br />

klinische Wirkungen beschrieben wurden. Bei den<br />

Fällen, in denen das nicht eindeutig möglich ist, müssen<br />

weitere klinische Studien zur Klärung beitragen.<br />

Bei ungesicherter klinischer Datenlage soll aber zumindest<br />

denjenigen Antibiotika der Vorzug gegeben<br />

werden, für die bei systemischer Applikation Wirkstoffkonzentrationen<br />

im Gingivalsulkus beschrieben<br />

wurden, die höher sind als die in vitro ermittelten<br />

minimalen Hemmkonzentrationen (MHK90) (siehe<br />

Tabelle 1) (14, 15, 18, 21, 24, 44-52).<br />

Der Nachweis einer Antibiotikaresistenz resp. die<br />

Anfertigung eines Antibiogramms ist erst nach einer<br />

vorausgegangenen klinisch nicht erfolgreichen Antibiotikatherapie<br />

sinnvoll. Da dies in der Regel erst frühestens<br />

12 Monate nach Abschluss der parodontalen<br />

Basistherapie festzustellen ist, erscheint die klinische<br />

Relevanz einer zu diesem Zeitpunkt durchgeführten<br />

Resistenztestung unsicher. Die allgemeinen Kontraindikationen<br />

für Antibiotika <strong>und</strong> deren Interaktionen<br />

mit anderen Medikamenten sind zu beachten.<br />

Verabreichungsform. Bei systemischer Verabreichung<br />

von Antibiotika werden alle parodontalen<br />

Taschen <strong>und</strong> auch die anderen bakteriellen Nischen<br />

der M<strong>und</strong>höhle erreicht. Deshalb ist die systemische<br />

Gabe insbesondere bei den generalisierten Formen<br />

der oben genannten Parodontitiden in den allgemein<br />

empfohlenen Dosierungen angezeigt (siehe<br />

Tabelle 2). Subinhibitorische Dosierungen sind therapeutischen<br />

Dosierungen oberhalb der MHK im Hinblick<br />

auf das klinische Ergebnis eindeutig unterlegen<br />

<strong>und</strong> können Resistenzen induzieren (16, 43). Zur lo-<br />

ZBW 12/2016<br />

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Fortbildung 41<br />

kalen intraoralen Applikation sollten nur für diesen<br />

Zweck ausgewiesene Antibiotika eingesetzt werden<br />

<strong>und</strong> maximal fünf Stellen, die nicht anderweitig behandelbar<br />

sind, betreffen. Um eine therapeutische<br />

Antibiotikakonzentration am Wirkort über den geforderten<br />

Applikationszeitraum zu gewährleisten, muss<br />

das Antibiotikum mit einer entsprechenden Trägersubstanz,<br />

die eine kontrollierte <strong>und</strong> stabile Abgabe<br />

des Antibiotikums erlaubt, appliziert werden (53).<br />

Die lokale Applikation ohne Trägersubstanz, die eine<br />

kontrollierte Antibiotikaabgabe sicherstellt, erlaubt<br />

keine standardisierte Freisetzung des Antibiotikums<br />

<strong>und</strong> kann die Entwicklung von Resistenzen begünstigen<br />

(27).<br />

Fazit. Die Indikation zur adjuvanten systemischen<br />

Antibiotikatherapie wird durch das klinische Bild<br />

bestimmt <strong>und</strong> betrifft in der Regel nur wenige Patienten.<br />

Um eine möglichst optimale Risiko-Nutzen-<br />

Relation (Nebenwirkungen, Resistenzentwicklung)<br />

zu erreichen, sollte sich die Antibiotikaauswahl an<br />

einer mikrobiologischen Analyse orientieren.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass durch die Entwicklung<br />

alternativer Verfahren der Einsatz von Antibiotika<br />

in der Parodontitistherapie vermieden werden kann.<br />

Derzeit stehen diese Verfahren allerdings leider noch<br />

nicht zur Verfügung.<br />

Das Literaturverzeichnis finden Sie unter www.zahnaerzteblatt.de<br />

oder kann beim IZZ bestellt werden unter<br />

Tel: 0711/222966-14, Fax: 0711/222966-21 oder E-<br />

Mail: info@zahnaerzteblatt.de.<br />

Dr. Astrid Klocke,<br />

Prof. Dr. Dr. Thomas Beikler<br />

Dr. A. Klocke<br />

Prof. Dr. Dr. T. Beikler<br />

Oberärztin <strong>und</strong> stellvertretende Leiterin<br />

Sektion Parodontologie,<br />

Universitätsklinikum Düsseldorf<br />

Leiter der Sektion Parodontologie,<br />

Universitätsklinikum Düsseldorf<br />

Anzeige<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


42<br />

Fortbildung<br />

DentEvent „Beruf & Familie“ 2016 der KZV BW <strong>und</strong> LZK BW<br />

Berufsziel Niederlassung<br />

Der zahnärztliche Beruf befindet sich in einem dynamischen Wandel:<br />

Das Angestelltenverhältnis findet unter jungen Zahnmedizinern immer<br />

mehr Anhänger, der Anteil der Frauen steigt kontinuierlich <strong>und</strong> große<br />

Praxisstrukturen machen sich immer stärker bemerkbar. Die diesjährige<br />

DentEvent-Fortbildung zeigte aktuelle Trends in der Berufswelt<br />

der Zahnärzte. Die Referenten stellten Chancen <strong>und</strong> Perspektiven für<br />

Einsteiger in die Selbständigkeit dar <strong>und</strong> gaben wertvolle Tipps zur<br />

Personalführung. Darüber hinaus beschäftigte sich die Fortbildung mit<br />

dem Thema Arbeitsmarkt <strong>und</strong> Bewerbungsstrategien.<br />

Am 15. Oktober war erneut Fortbildungszeit<br />

im Zahnärztehaus Stuttgart.<br />

Niederlassungswillige <strong>und</strong><br />

wissensdurstige junge Zahnärztinnen<br />

<strong>und</strong> Zahnärzte sowie Student/<br />

innen der Zahnmedizin folgten der<br />

Einladung der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung BW (KZV BW) <strong>und</strong><br />

der Landeszahnärztekammer BW<br />

(LZK BW) zur diesjährigen Dent­<br />

Event­Fortbildungsveranstaltung.<br />

Die Gastgeberinnen <strong>und</strong> Moderatorinnen,<br />

Dr. Ute Maier, Vorstandsvorsitzende<br />

der KZV BW, <strong>und</strong> Dr.<br />

Renate Lüllwitz­Hoch, Beauftragte<br />

für Beruf <strong>und</strong> Familie der LZK<br />

BW, stimmten das Publikum auf das<br />

nachfolgende Programm ein. Um<br />

den Teilnehmer/innen das Aufgabenfeld<br />

<strong>und</strong> die Serviceleistungen<br />

Wirtschaftswissen. „Die Praxis beginnt<br />

nicht mit der ersten Einnahme,<br />

sondern mit der ersten Ausgabe“. Prof.<br />

Dr. jur. Vlado Bicanski erläuterte Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Steuerprinzipien.<br />

der KZV BW <strong>und</strong> der LZK BW näherzubringen,<br />

stellten die Moderatorinnen<br />

konkrete Projekte der beiden<br />

Körperschaften während des Studiums,<br />

in der Assistenzzeit <strong>und</strong> bei der<br />

Niederlassung vor.<br />

Fit in die Selbständigkeit. Bereits<br />

bei den ersten Überlegungen<br />

zur Praxisgründung <strong>und</strong> ­übernahme<br />

wirft das Zusammenspiel von steuerlichen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Aspekten<br />

viele Fragen auf. Prof. Dr. jur. Vlado<br />

Bicanski, Rechtsanwalt <strong>und</strong> Steuerberater,<br />

bot Antworten <strong>und</strong> gab<br />

in seinem Vortrag einen Einblick in<br />

die steuerlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Chancen der zahnärztlichen Niederlassung.<br />

Entscheidend für eine gelungene<br />

Existenzgründung sind primär die<br />

Planungs­ <strong>und</strong> die Vorbereitungsphasen.<br />

Hierzu gehört neben den<br />

medizinischen Aspekten auch ein<br />

f<strong>und</strong>iertes betriebswirtschaftliches,<br />

ökonomisches <strong>und</strong> steuerrechtliches<br />

Verständnis. Prof. Bicanski erklärte<br />

Wirtschaftskonzepte, sprach über<br />

den materiellen <strong>und</strong> immateriellen<br />

Praxiswert sowie über das Prinzip<br />

der „Absetzung für Abnutzung“ <strong>und</strong><br />

gab interessante Steuertipps. Dar­<br />

Intensiver Publikumsaustausch. Dr. Daniel Jäger gelang es, das Publikum zu Diskussionen zu animieren.<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Fortbildung 43<br />

über hinaus ging er auf das Thema<br />

Finanzierung von Investitionen mit<br />

Fremdkapital ein. Mit einer Kombination<br />

aus Informationen, praktischen<br />

Tipps <strong>und</strong> relevanten Beispielen<br />

aus dem realen Wirtschaftsleben<br />

beleuchtete Prof. Bicanski<br />

das Vortragsthema anschaulich <strong>und</strong><br />

praxisnah. Das Publikum stellte im<br />

Anschluss viele Fragen.<br />

Der Weg zum Erfolg. Dr. Daniel<br />

Jäger hat es auf der Erfolgsleiter bis<br />

an die Spitze geschafft. Im Rahmen<br />

seines Vortrags „From Zero to Hero“<br />

berichtete er über seinen eigenen<br />

Werdegang <strong>und</strong> gab Einblicke in den<br />

Arbeitsalltag eines jungen Zahnarztes.<br />

Durch seinen interaktiven <strong>und</strong><br />

lebendigen Präsentationsstil bezog<br />

Dr. Jäger das Publikum von Anfang<br />

an mit ein. Die innerhalb kürzester<br />

Zeit erfolgte Entwicklung zu einer<br />

Praxis mit zehn spezialisierten Behandlern,<br />

fünf Behandlungsräumen,<br />

zwei OPs, drei Prophylaxeräumen,<br />

einem Labor <strong>und</strong> einer Filiale ist<br />

wahrlich nicht als alltäglich anzusehen.<br />

Die Praxis kann auf diese<br />

Weise den Patient/innen ein breites<br />

<strong>und</strong> modernes zahnmedizinisches<br />

Leistungsspektrum anbieten. Hinter<br />

dem Praxiserfolg steckt eine spannende<br />

<strong>und</strong> lehrreiche Geschichte. Dr.<br />

Jäger berichtete über die „Umgründung“<br />

nach seinem Einstieg in die<br />

väterliche Praxis, das rasche Wachstum<br />

<strong>und</strong> die dadurch entstandenen<br />

strategischen <strong>und</strong> organisatorischen<br />

Herausforderungen. Wichtig sei, die<br />

Mitarbeiter/innen in wichtige Prozesse<br />

einzubeziehen <strong>und</strong> Eigeninitiativen<br />

nicht nur zuzulassen, sondern<br />

zu fördern. Mit dem Einstein-Zitat<br />

„Erfolg kommt dann, wenn du tust,<br />

was du liebst“ beendete Dr. Jäger<br />

seinen Vortrag <strong>und</strong> unterstrich damit<br />

nochmals anschaulich seine Praxisphilosophie.<br />

Chancen auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Als selbständige Journalistin für<br />

Zahnmedizin <strong>und</strong> Gründerin des<br />

Berufsverbands Dentista e. V. beschäftigt<br />

sich Birgit Wolff in ihrem<br />

Alltag mit vielfältigen zahnmedizinischen<br />

Themen, darunter auch die<br />

Analyse der Marktlage. In ihrem<br />

Vortrag „Wie verkaufe ich mich am<br />

besten? Bewerbung <strong>und</strong> Gehaltsverhandlungen<br />

für junge Zahnärzte/<br />

Positive Stimmung. Die DentEvent Moderatorinnen Dr. Ute Maier (l.) <strong>und</strong> Dr. Renate<br />

Lüllwitz-Hoch (2. v. l.) <strong>und</strong> die Referentinnen Birgit Wolff (3. v. l.) <strong>und</strong> Dr. Susanne<br />

Woitzik verbreiteten am 15. Oktober positive Stimmung.<br />

innen von Assistenz bis Anstellung“<br />

erklärte die Expertin die Trends auf<br />

dem Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die wichtigsten<br />

Beobachtungen aus den letzten<br />

Jahren: Die Zahl der Angestellten<br />

wächst deutlich, immer mehr Frauen<br />

entscheiden sich für diesen Beruf,<br />

die Anzahl der Einzelpraxen sinkt<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig nehmen BAGs <strong>und</strong><br />

größere Strukturen zu. Basierend auf<br />

empirischen Daten ging Birgit Wolff<br />

auch auf die Themen Praxisstrukturen,<br />

Lage sowie Gehalt ein <strong>und</strong> erklärte,<br />

wie Bewerber von der Dynamik<br />

des Marktes profitieren können.<br />

Neben einem f<strong>und</strong>ierten Markteinblick<br />

bekamen die Teilnehmer/innen<br />

auch wichtige Tipps für die Stellensuche.<br />

Effiziente Personalführung. „Die<br />

ersten Kontakte zur Praxis finden<br />

über die Mitarbeiter statt“, mit diesem<br />

Satz betonte Dr. Susanne Woitzik,<br />

Expertin für betriebswirtschaftliche<br />

Praxisführung, die Bedeutung<br />

des Themas. Motivierte Mitarbeiter,<br />

die sich mit der Praxis identifizieren,<br />

transportieren ein positives Bild<br />

nach außen <strong>und</strong> steigern dadurch die<br />

Attraktivität der Praxis. Dr. Woitzik<br />

stellte drei Führungsstile vor: „autoritär“,<br />

„kooperativ“ <strong>und</strong> „laissez faire“<br />

<strong>und</strong> nannte Vor- <strong>und</strong> Nachteile. Welches<br />

ist nun das optimale Modell? Dr.<br />

Woitzik erklärte, dass der Führungsstil<br />

von mehreren Faktoren abhängig<br />

ist: der Mitarbeiterpersönlichkeit,<br />

der Kompetenz <strong>und</strong> der konkreten<br />

Situation. So braucht ein neuer, unerfahrener<br />

Mitarbeiter genauere Erläuterungen<br />

<strong>und</strong> Anweisungen. Später<br />

können Schritt für Schritt Freiräume<br />

geschaffen werden. Anhand von<br />

praktischen Beispielen zeigte Dr.<br />

Woitzik Motivationstechniken. Zum<br />

Schluss bekamen die Teilnehmer/innen<br />

Hilfsinstrumente für ein besseres<br />

Personalmanagement in Form von<br />

Mitarbeiter-Fragebögen <strong>und</strong> Vorlagen<br />

für Teambesprechungen an die<br />

Hand.<br />

Verabschiedung. Am Ende der<br />

gelungenen Fortbildungsveranstaltung<br />

mit viel Publikumsinteraktivität<br />

verabschiedete sich Dr. Renate<br />

Lüllwitz-Hoch in den Ruhestand.<br />

Mit ihrer langjährigen ehrenamtlichen<br />

Aktivität als Beauftragte für<br />

Beruf <strong>und</strong> Familie der LZK BW hat<br />

Dr. Lüllwitz-Hoch gegen viele anfängliche<br />

Widerstände dafür gesorgt,<br />

dass die Vereinbarkeit von Familie<br />

<strong>und</strong> Beruf <strong>und</strong> die besondere Situation<br />

von Frauen in diesem Beruf als<br />

Themen innerhalb des Berufsstandes<br />

aufgegriffen wurden <strong>und</strong> inzwischen<br />

breiten Raum einnehmen. Mit dem<br />

Ziel, hochqualitative Fortbildungsinhalte<br />

anzubieten, war sie jedes Jahr<br />

intensiv bei Planung <strong>und</strong> Organisation<br />

der Fortbildung engagiert <strong>und</strong> hat<br />

dadurch zum Erfolg von DentEvent<br />

maßgeblich beigetragen, wofür sich<br />

Dr. Ute Maier <strong>und</strong> das DentEvent-<br />

Team bei Dr. Lüllwitz-Hoch bedanken.<br />

» radu@lzk-bw.de<br />

Fotos: Mader<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


44<br />

Kommunikation<br />

Medien berichten im September besonders häufig über Zahnmedizin-Themen<br />

Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit bringt Monatshoch<br />

Die Berichterstattung über zahnmedizinische Themen in Baden-Württemberg<br />

erreichte im Monat September einen Jahres-Höhepunkt. Mit entscheidend dafür<br />

war die landeszentrale Auftaktveranstaltung zum Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit in Freiburg.<br />

Deutlicher Ausschlag. Die Berichterstattung erreichte am 23. September ihren Höhepunkt in den baden-württembergischen<br />

Medien. Hier ging es zum einen um den anstehenden Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit sowie um die Prophylaxe <strong>und</strong> Behandlung von<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen. Die Grafik zeigt, wie wichtig der Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit auch für die mediale Aufmerksamkeit ist.<br />

Grafik: Landau Media/IZZ<br />

Vom 21. bis zum 24. September 2016<br />

war das Erlebnisforum Zahnges<strong>und</strong>heit<br />

auf dem historischen Freiburger<br />

Münsterplatz zu Gast. Und passend<br />

zum b<strong>und</strong>esweiten Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit<br />

am Sonntag, 25. September,<br />

erreichte die Berichterstattung<br />

zu zahnmedizinischen Themen in<br />

Baden-Württemberg am Freitag, 23.<br />

September, ihren Höhepunkt. Insgesamt<br />

297 Meldungen erzielten eine<br />

verbreitete Auflage von 3.097.594<br />

Exemplaren in den Tageszeitungen<br />

Baden-Württembergs.<br />

Das hat die Auswertung des sogenannten<br />

Clipping-Dienstes ergeben,<br />

der im Auftrag des Informationszentrums<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit die Medien<br />

in Baden-Württemberg beobachtet<br />

<strong>und</strong> Veröffentlichungen zum Thema<br />

Zahnmedizin sammelt. Die Medien<br />

nutzten den Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit<br />

nicht nur dazu, auf die zahlreichen<br />

Veranstaltungen im Land aufmerksam<br />

zu machen, sondern auch auf die<br />

Prophylaxe <strong>und</strong> Behandlung von Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen.<br />

Das Offenburger Tageblatt titelt<br />

am 23. September: „Eltern <strong>und</strong> Kinder<br />

putzen gemeinsam“ <strong>und</strong> macht<br />

gleichzeitig auf eine Telefonaktion<br />

der Mittelbadischen Presse in Zusammenarbeit<br />

mit dem Informationszentrum<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit mit Experten<br />

aus der Zahnmedizin aufmerksam.<br />

Auch die Badischen Neuesten Nachrichten<br />

berichteten am 23. September<br />

umfassend im Rahmen des Tags der<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit über Themen wie<br />

Zahnpflege im Alter („Mit eigenen<br />

Zähnen altern“) <strong>und</strong> Prophylaxe („Irrtümer<br />

<strong>und</strong> Mythen r<strong>und</strong> um Zähne“).<br />

Höchster Ausschlag. Der 23.<br />

September war der stärkste Tag im<br />

September, gemessen an den Veröffentlichungen<br />

in der Presse. Aber<br />

auch der September insgesamt war<br />

mit 2100 Beiträgen der stärkste Monat<br />

2016, mit r<strong>und</strong> 70 veröffentlichten<br />

Beiträgen mehr als im August. Insgesamt<br />

erreichte die verbreitete Auflage<br />

21.901.346 Zeitungsexemplare.<br />

Betrachtet nach verbreiteter Auflage<br />

standen die Badischen Neuesten<br />

Nachrichten aus Karlsruhe<br />

mit 1.104.433 Exemplaren an der<br />

Spitze. Beiträge zum Thema Zahnmedizin<br />

erschienen in der Ludwigsburger<br />

Kreiszeitung in 723.360<br />

Zeitungsexemplaren, die Südwestpresse<br />

steht mit 603.174 Exemplaren<br />

auf Platz drei der Rangliste.<br />

» christian.ignatzi@izz-online.de<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Kommunikation 45<br />

Forum Zahnges<strong>und</strong>heit auf den 34. Allmendinger Ges<strong>und</strong>heitstagen<br />

Attraktives Ges<strong>und</strong>heitsangebot für die Region<br />

Unter dem Motto „Alles für die Ges<strong>und</strong>heit“ luden bei den 34. Allmendinger<br />

Ges<strong>und</strong>heitstagen Ende Oktober die Südwest Presse mit Ehinger<br />

Tagblatt <strong>und</strong> die Gemeinde Allmendingen zu kostenloser Beratung<br />

<strong>und</strong> Information r<strong>und</strong> um das Thema Ges<strong>und</strong>heit ein. Die Veranstaltung<br />

ist eine attraktive Ges<strong>und</strong>heitsveranstaltung in der Region, bei<br />

der auch das Forum Zahnges<strong>und</strong>heit – eine Einrichtung der Zahnärzteschaft<br />

Baden-Württemberg – seinen festen Platz hat. Der Schirmherr<br />

Sozialminister Manfred Lucha war an diesem Samstag eigens nach<br />

Allmendingen gekommen, um den Startschuss zu geben.<br />

In seinem Grußwort betonte Manfred<br />

Lucha, Minister für Soziales<br />

<strong>und</strong> Integration des Landes Baden-<br />

Württemberg, der in diesem Jahr<br />

die Schirmherrschaft für die Allmendinger<br />

Ges<strong>und</strong>heitstage übernommen<br />

hat, seine Verb<strong>und</strong>enheit<br />

mit der Region <strong>und</strong> die Bedeutung<br />

der Allmendinger Ges<strong>und</strong>heitstage<br />

als wichtigen Beitrag zur Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

im ländlichen<br />

Raum. „Die ges<strong>und</strong>heitliche Chancengleichheit<br />

zu verbessern, ist eine<br />

wichtige Aufgabe der Sozial- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik“, unterstrich er.<br />

Ziel sei es, allen Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürgern den Zugang zu dem breiten<br />

Spektrum medizinischer Möglichkeiten<br />

zu ebnen. Die Diskussion<br />

um die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

dürfe nicht nur ökonomisch geführt<br />

werden, sondern müsse auch sozioökonomische<br />

Aspekte berücksichtigen.<br />

Er hob hervor, dass ein gemeinsamer<br />

Ansatz aller Akteure im<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen erforderlich sei,<br />

um neue Konzepte zu erarbeiten.<br />

„Die neue Zeit erfordert Mut, neue<br />

Wege zu gehen“ unterstrich er. „Wir<br />

benötigen Konzepte, bei denen Akteure<br />

aus verschiedenen Bereichen<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen zusammenarbeiten“.<br />

Die Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge<br />

müsse bei der Bevölkerung noch<br />

stärker in den Fokus gerückt werden<br />

<strong>und</strong> dabei sei eine einfache <strong>und</strong><br />

verständliche Beratungsstruktur für<br />

Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger wichtig.<br />

Hier könnten Veranstaltungen wie<br />

die Allmendinger Ges<strong>und</strong>heitstage<br />

besonders punkten, da sie genau<br />

dies leisteten <strong>und</strong> wertvolle Hilfe für<br />

die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger böten.<br />

Expertenrat. Diesem Anspruch<br />

wird das Forum Zahnges<strong>und</strong>heit –<br />

eine Einrichtung der Zahnärzteschaft<br />

Baden-Württemberg – gerecht <strong>und</strong><br />

es war auch in diesem Jahr wieder<br />

die Attraktion auf den Allmendinger<br />

Ges<strong>und</strong>heitstagen. Zahlreiche Besucher<br />

wurden vom Zahnputzbrunnen,<br />

der Plaque-Neon-Schau <strong>und</strong> der Behandlungseinheit<br />

der Fa. KaVO mit<br />

intraoraler Kamera <strong>und</strong> dem vielfältigen<br />

Beratungsangebot mit Flyern<br />

<strong>und</strong> anschaulichem Informationsmaterial<br />

angelockt. Besonders nachgefragt<br />

wurden Informationen über<br />

zahnärztliche Therapiemöglichkeiten.<br />

Zahlreiche Fragen zu modernen<br />

Füllungsmaterialien, prothetischen<br />

Versorgungsformen <strong>und</strong> Implantaten<br />

beantworteten die kompetenten <strong>und</strong><br />

sympathischen Zahnärzte Dr. Horst<br />

Gebhardt <strong>und</strong> Dr. Andreas Klaus<br />

vor Ort. Aber auch Themen wie<br />

Professionelle Zahnreinigung oder<br />

Bleaching beschäftigten die Besucherinnen<br />

<strong>und</strong> Besucher <strong>und</strong> auch<br />

hier konnten die Experten professionellen<br />

Rat anbieten. Bei den jungen<br />

Besuchern stand vor allem der<br />

Zahnputzbrunnen <strong>und</strong> die Plaque-<br />

Neon-Schau im Mittelpunkt des Interesses.<br />

Die Prophylaxe-Mitarbeiterinnen<br />

gaben fachk<strong>und</strong>ige Anleitung<br />

zur M<strong>und</strong>hygiene <strong>und</strong> zeigten<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen wie man<br />

richtig mit der Zahnbürste umgeht.<br />

So konnte das Forum Zahnges<strong>und</strong>heit<br />

mit seinem attraktiven Angebot<br />

einmal mehr die Besucher informieren,<br />

kompetent beraten <strong>und</strong> zum<br />

positiven Image des Berufsstandes<br />

beitragen.<br />

» gabi.billischek@izz-online.de<br />

R<strong>und</strong>gang. Das Forum Zahnges<strong>und</strong>heit war eine attraktive Station<br />

beim R<strong>und</strong>gang durch die Allmendinger Ges<strong>und</strong>heitstage.<br />

Untersuchung. Heiner Scheffold, neuer Landrat des Alb-Donau-<br />

Kreises, nahm gerne auf dem Behandlungsstuhl Platz.<br />

Fotos: Billischek<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


46<br />

Kommunikation<br />

Fachdental Südwest<br />

Ideale Plattform<br />

Mit der Fachdental Südwest bringt die Messe Stuttgart gemeinsam mit der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg (LZK BW) <strong>und</strong> der Zahntechniker-Innung Württemberg (ZIW) jährlich zahlreiche Aussteller<br />

mit Zahnärzten, Zahntechnikern, zahnmedizinischen Fachangestellten <strong>und</strong> Fachverlagen zum ambitionierten<br />

Diskurs zusammen. Mit neuen Bestmarken überzeugte die Fachmesse für Zahnmedizin aus<br />

Süddeutschland auch in der aktuell 28. Auflage. Mehr als 7.100 Fachbesucher aus Süddeutschland informierten<br />

sich auf der Messe Stuttgart von 21. bis 22. Oktober 2016 an den Ständen der 285 Aussteller.<br />

Die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg<br />

ist aber nicht<br />

nur einer der Veranstalter, sondern<br />

war mit ihrer großen Informations<strong>und</strong><br />

Kommunikationslounge auch<br />

wieder als Aussteller mit dabei.<br />

Gemeinsam mit der Akademie<br />

für Zahnärztliche Fortbildung<br />

Karlsruhe <strong>und</strong> dem Zahnmedizinischen<br />

Fortbildungszentrum<br />

Stuttgart informierte die Kammer<br />

über ihre Service- <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />

insbesondere im Bereich<br />

Praxisführung.<br />

» mader@lzk-bw.de<br />

Einladung. Das Model der Fachdental<br />

lockte Besucher an den Stand der LZK BW.<br />

Gut gelaunt. Das LZK-Präsidium <strong>und</strong> der<br />

Direktor freuten sich über zahlreiche Besucher<br />

am Messestand.<br />

Praxisführung. Nadine Schütze im Beratungsgespräch.<br />

Gewinnspiel. Thorsten Beck lädt die Damen zur Teilnahme am Gewinnspiel<br />

<strong>und</strong> zu einem kleinen Imbiss ein.<br />

Pressemitteilung. Dr. Lenke <strong>und</strong> Dr. Jäger im Gespräch mit dem<br />

Projektleiter Ges<strong>und</strong>heit der Fachdental Südwest, Joachim Sauter<br />

<strong>und</strong> seiner Pressereferentin.<br />

Ehrung. Dr. Jäger ehrte Emese Lászlò mit der Traumnote von<br />

1,0 als landesweit beste Azubine.<br />

Fotos: Mader<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Praxis 47<br />

Foto: Fotolia<br />

Aktuelles aus dem PRAXIS-Handbuch der LZK BW<br />

Neue Muster-Dokumente im<br />

PRAXIS-Handbuch – Teil 1<br />

Das PRAXIS-Handbuch der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg bietet eine große Auswahl an Muster-Dokumenten<br />

aus einem breiten Themenbereich für die Zahnarztpraxis an. Neben der regelmäßigen Aktualisierung dieser<br />

Muster-Dokumente versucht die LZK BW den Kammermitgliedern durch die Ausarbeitung neuer Muster-Dokumente weitere<br />

Unterstützung im Bereich der praxisinternen Qualitätssicherung anzubieten. Mit dem folgenden Teil 1 werden u. a.<br />

aktuell neu erstellte Muster-Dokumente aus dem PRAXIS-Handbuch vorgestellt.<br />

Wo finde/erhalte ich das PRAXIS-Handbuch?<br />

• Aktuelle Online-Version über www.lzkbw.de<br />

• Als CD-ROM per Post bzw. als Download-Link über<br />

die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg.<br />

Neuer Ratgeber über die Schaltfläche „2. Qualitätssicherung<br />

in der Zahnarztpraxis“<br />

Über die Schaltfläche „2. Qualitätssicherung in der<br />

Zahnarztpraxis“ (Ziffer 2.19) finden Sie die neue „Orientierungshilfe<br />

für Reinigungs- <strong>und</strong> Desinfektionsgeräte“<br />

in der Zahnarztpraxis, die neben einem allgemeinen Geräteüberblick<br />

weitere für die Praxis nützliche Informationen<br />

<strong>und</strong> Checklisten r<strong>und</strong> um das Thema „Reinigungs<strong>und</strong><br />

Desinfektionsgeräte“ bereitstellt.<br />

Neue Muster-Dokumente über die Schaltfläche<br />

„3. Qualitätssicherung: Anhang“<br />

Rubrik „3.2 Arbeitsanweisungen“ – „3.2.1 Hygiene“:<br />

Hier finden Sie eine neue Muster-Standardarbeitsanweisung<br />

für den Einsatz eines Kombinationsgerätes<br />

in der Aufbereitung von Medizinprodukten:<br />

• Ziffer 3.2.1.12: Arbeitsanweisung für die „Maschinelle<br />

Aufbereitung von Medizinprodukten der Einstufung „Semikritisch<br />

B“ (z. B. Hand- <strong>und</strong> Winkelstücke, Turbinen)<br />

in einem validierten Gerät, das Reinigung, Desinfektion<br />

<strong>und</strong> Sterilisation miteinander kombiniert“ (AA 08-3).<br />

Rubrik „3.5 Formulare“ – „3.5.8 Hygiene“: Hier finden<br />

Sie erweiterte Muster-Formulare für die Risikobewertung<br />

<strong>und</strong> Einstufung von Medizinprodukten:<br />

• Ziffer 3.5.8.1 Muster-Risikobewertung <strong>und</strong> Einstufung<br />

von Medizinprodukten (Kurzversion)<br />

• Ziffer 3.5.8.2 Muster-Risikobewertung <strong>und</strong> Einstufung<br />

von Medizinprodukten (Langversion)<br />

Hier finden Sie ein Muster-Formular für die Erstellung von<br />

Sieb-/Packlisten beim Einsatz von Sterilgut-Containern<br />

in der Praxis:<br />

• Ziffer 3.5.8.17 Muster-Siebliste (Packliste)<br />

Hier finden Sie ein Muster-Formular für die Planung der<br />

personenbezogenen Hygiene-Fortbildung der mit der<br />

Aufbereitung <strong>und</strong> Freigabe betrauten Mitarbeiter/innen:<br />

• Ziffer 3.5.8.18 Personenbezogenes Fortbildungskonzept<br />

für die freigabeberechtigten Mitarbeiter<br />

Rubrik „3.5 Formulare“ – „3.5.15 Sonstige“: Hier finden<br />

Sie ein Muster-Formular für die Dokumentation der<br />

Praxisteambesprechungen:<br />

• Ziffer 3.5.15.2 Muster-Teambesprechungsprotokoll<br />

Hier finden Sie eine Muster-Unterschriftenmatrix für die<br />

zentrale Freigabe von Qualitätssicherungsdokumenten<br />

durch den Praxisinhaber:<br />

• 3.5.15.3 Muster-Unterschriftenmatrix<br />

Für den Praxisführungsausschuss<br />

Dr. Christian Hoch, Reutlingen<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


48<br />

Praxis<br />

Aktuelle Entwicklungen im Röntgenbereich<br />

Neue Regelungen<br />

Um der hohen Schlagzahl an rechtlichen <strong>und</strong> normativen Änderungen<br />

im zahnärztlichen Röntgenbereich Herr zu werden, gibt der<br />

folgende Artikel einen Überblick über aktuelle Entwicklungen <strong>und</strong><br />

rechtliche Entscheidungen mit Bezug zur Zahnarztpraxis.<br />

• Der Antrag auf Bescheinigung der<br />

Fachk<strong>und</strong>e ist bei der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

(LZK BW) zu stellen.<br />

Gemäß Röntgen-Zuständigkeitsverordnung<br />

des Landes Baden-<br />

Württemberg ist die LZK BW<br />

ermächtigt, die Fachk<strong>und</strong>e im<br />

Strahlenschutz nach RöV zu bescheinigen.<br />

Die Erlangung einer Fachk<strong>und</strong>e<br />

ist an den Besuch eines Spezialstrahlenschutzkurses<br />

geb<strong>und</strong>en.<br />

Für die Teilgebiete<br />

„Schädelübersichtsaufnahmen <strong>und</strong><br />

Spezialprojektionen“ <strong>und</strong> „Handaufnahmen<br />

zur Skelettwachstumsbestimmung“<br />

werden derzeit jedoch<br />

weder in Baden-Württemberg noch<br />

im übrigen B<strong>und</strong>esgebiet Veranstaltungen<br />

in ausreichender Zahl<br />

angeboten. Gleichzeitig besteht gemäß<br />

Röntgenverordnung (RöV) allerdings<br />

der Zwang, zur Indikation<br />

dieser Projektionsaufnahmen über<br />

die dafür notwendige Fachk<strong>und</strong>e zu<br />

verfügen. Die daraus möglicherweise<br />

resultierenden juristischen Konsequenzen<br />

liegen also auf der Hand.<br />

In Abstimmung mit dem Regierungspräsidium<br />

Tübingen als Aufsichtsbehörde<br />

ist nun das folgende<br />

Prozedere festgelegt worden:<br />

• Der Besuch eines Spezialstrahlenschutzkurses<br />

(gemäß Anlage<br />

Separate Fachk<strong>und</strong>e.<br />

Zur Indikationsstellung<br />

einer<br />

Unterkieferprojektionsaufnahme<br />

nach Clementschitsch<br />

(pa 15°)<br />

wird leider derzeit<br />

noch eine separate<br />

Fachk<strong>und</strong>e benötigt.<br />

3.2) zur Erlangung der DVT-<br />

Fachk<strong>und</strong>e kann als ausreichendes<br />

Äquivalent anerkannt werden,<br />

sofern dieser nicht länger als 4<br />

Jahre <strong>und</strong> 11 Monate zurückliegt<br />

<strong>und</strong> der Antragsteller eine aktuell<br />

gültige Fachk<strong>und</strong>e im Strahlenschutz<br />

(Sachfeld 1, Tabelle 4.3.1)<br />

nachweisen kann. Stichtag für die<br />

Anerkennung ist der 01.01.2016,<br />

länger zurückliegende Kurse werden<br />

nicht anerkannt.<br />

• Zur Beantragung der Fachk<strong>und</strong>e<br />

muss ein adäquater Sachk<strong>und</strong>enachweis<br />

vorliegen, siehe hierzu:<br />

Anforderungen zum Sachk<strong>und</strong>eerwerb<br />

für Zahnärzte (Tabelle<br />

4.3.1) <strong>und</strong> Anlage 13 (Mustervorlage<br />

unter www.lzkbw.<br />

de/zahnaerzte/praxisfuehrung/<br />

roentgen) der Richtlinie Fachk<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Kenntnisse im Strahlenschutz<br />

bei dem Betrieb von<br />

Röntgeneinrichtungen in der Medizin<br />

oder Zahnmedizin.<br />

Bei Doppelapprobation. Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, die über eine<br />

Doppelapprobation verfügen (i. d.<br />

R. Fachärzte für M<strong>und</strong>-, Kiefer- <strong>und</strong><br />

Gesichtschirurgie) <strong>und</strong> im Besitz einer<br />

Fachk<strong>und</strong>e im Strahlenschutz für<br />

Zahnärzte (z. B. Sachfeld 1, 3 <strong>und</strong> 4<br />

aus Tabelle 4.3.1) <strong>und</strong> einer Fachk<strong>und</strong>e<br />

im Strahlenschutz für Ärzte<br />

(z. B. Rö4 aus Tabelle 4.2.1) sind,<br />

können die Fachk<strong>und</strong>e im Strahlenschutz<br />

für Zahnärzte auch durch den<br />

Besuch eines Kurses zur Aktualisierung<br />

der Fachk<strong>und</strong>e im Strahlenschutz<br />

für Ärzte aktualisieren. Der<br />

nochmalige Besuch eines Kurses zur<br />

Aktualisierung der Fachk<strong>und</strong>e für<br />

Zahnärzte entfällt. Diese Regelung<br />

steht in Übereinstimmung mit einem<br />

Beschluss des Länderausschusses<br />

RöV <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz, Bau <strong>und</strong><br />

Reaktorsicherheit (BMUB), wonach<br />

eine wechselseitige Anerkennung<br />

der Aktualisierung der Fachk<strong>und</strong>e<br />

erfolgen kann. Die Landesärztekammer<br />

Baden-Württemberg wird über<br />

diese Entscheidung unterrichtet.<br />

Normative Regelungen. Nach<br />

Inkrafttreten der Norm DIN 6868-<br />

157 „Abnahme- <strong>und</strong> Konstanzprüfung<br />

nach RöV an Bildwiedergabesystemen<br />

in ihrer Umgebung“ am<br />

01.05.2015 traten bezüglich der jährlichen<br />

messtechnischen Überprüfung<br />

von Bef<strong>und</strong>monitoren in Raumklasse<br />

5 (Zahnärztlicher Bef<strong>und</strong>ungsarbeitsplatz,<br />

Beleuchtungsstärke ≤ 100<br />

lx; z. B. Röntgenraum oder Büro)<br />

kontroverse Diskussionen über die<br />

Notwendigkeit derartiger Messungen<br />

auf. Als Kompromiss wurde<br />

folgende Festlegung zur Umsetzung<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Praxis 49<br />

Foto: ?<br />

Jährlich überprüfen.<br />

Bef<strong>und</strong>monitore in<br />

Arbeitsumgebungen<br />

mit Beleuchtungsstärken<br />

von über 100 lx<br />

fallen in Raumklasse 6<br />

<strong>und</strong> sind daher jährlich<br />

messtechnisch zu<br />

überprüfen.<br />

der Qualitätssicherungs-Richtlinie<br />

getroffen:<br />

Die jährlich durchzuführende<br />

messtechnische Prüfung nach Tabelle<br />

7 der DIN 6868-157 für zahnmedizinisch<br />

verwendete Bildwiedergabesysteme<br />

kann auf 5 Jahre verlängert<br />

werden, wenn halbjährlich die visuelle<br />

Prüfung folgender Abschnitte<br />

durchgeführt wird:<br />

• Gesamtbildqualität (Testbild TG<br />

18-OIQ) nach Abschnitt 8.2.2<br />

Punkt a) bis c) <strong>und</strong> e) bis h). Bei<br />

der Prüfung nach Abschnitt 8.2.2<br />

c) muss im grauen Feld der Schriftzug<br />

„Quality Control“ vollständig<br />

erkennbar sein.<br />

• Homogenität der Leuchtdichte<br />

(Testbild TG 18-UN80) nach Abschnitt<br />

8.2.4<br />

• Farbeindruck <strong>und</strong> Gleichmäßigkeit<br />

(Testbild TG 18-UN80) nach<br />

Abschnitt 8.2.5<br />

Die vorgenannten Festlegungen<br />

gelten nur für Bildwiedergabesysteme<br />

nach Raumklasse 5 in Verbindung<br />

mit Dentalaufnahmegeräten mit intraoralen<br />

Bildempfängern (Dentaltubusgeräten),<br />

Panoramaschicht- <strong>und</strong><br />

Fernröntgengeräten. Die arbeitstäglichen<br />

visuellen Prüfungen werden<br />

weiterhin nach den Vorgaben der<br />

Tabelle 6 der DIN 6868-157 durchgeführt.<br />

Für Bildwiedergabesysteme in Verbindung<br />

mit Geräten zur Digitalen<br />

Volumentomographie oder Raumklasse<br />

6 bleibt es weiterhin bei den<br />

messtechnischen Prüfungen nach Tabelle<br />

7 <strong>und</strong> visuellen Prüfungen nach<br />

Tabelle 6 der DIN 6868-157.<br />

Es sei an dieser Stelle angemerkt,<br />

dass digitale Röntgenbilder im Vergleich<br />

zu Schnittbilddaten wie DVT<br />

wesentlich höhere technische Anforderungen<br />

an Displays stellen.<br />

Befristung. Nach Inkrafttreten<br />

der DIN 6868-161 „Abnahmeprüfung<br />

nach RöV an zahnmedizinischen<br />

Röntgeneinrichtungen zur<br />

digitalen Volumentomografie“ im<br />

Juni 2016 soll an dieser Stelle nochmals<br />

auf die Frist zur Durchführung<br />

einer Abnahmeprüfung an allen<br />

DVT-Geräten nach o. g. Norm hingewiesen<br />

werden. Diese ist bis zum<br />

31.01.2018 durchzuführen <strong>und</strong> gilt<br />

für DVT-Geräte, die vor Juni 2016<br />

in Betrieb genommen wurden oder<br />

an denen die Abnahmeprüfung nicht<br />

nach der DIN 6868-161 durchgeführt<br />

wurde. Dem Dentalfachhandel,<br />

vergleichbaren Dienstleistungsunternehmen<br />

<strong>und</strong> Systemhäusern sind<br />

diese Regelungen bekannt, Betreiber<br />

von DVT-Geräten sollten daher zur<br />

Terminierung der Abnahmeprüfung<br />

Kontakt zu den betreffenden Unternehmen<br />

aufnehmen.<br />

Besitzen Sie Alt-, Zahn-, Bruchgold, Schmuck,<br />

Münzen, Feilungen, Gussstücke <strong>und</strong><br />

Gekrätz in beliebiger Form <strong>und</strong> Größe?<br />

DIN 6862-2. Mit dem Inkrafttreten<br />

der DIN 6862-2 „Weitergabe<br />

von Röntgenaufnahmen <strong>und</strong><br />

zugehörigen Aufzeichnungen in<br />

der digitalen Radiografie, digitalen<br />

Durchleuchtung, DVT <strong>und</strong><br />

Computertomografie“ im nächsten<br />

Jahr wirft auch ein elementarer informationstechnischer<br />

Umbruch<br />

seine Schatten voraus. Gemäß einer<br />

Entscheidung des Länderausschusses<br />

RöV soll die Umsetzung<br />

in der Zahnheilk<strong>und</strong>e bis spätestens<br />

01.01.2020 vollzogen werden.<br />

Darunter fällt insbesondere die in<br />

der Norm beschriebene Datenstruktur,<br />

wonach alle Bilddaten<br />

als DICOM-Objekt gespeichert<br />

werden sollen. Dies betrifft neben<br />

DVT-Daten daher auch alle anderen<br />

Röntgenaufnahmen, die in der<br />

Zahnheilk<strong>und</strong>e digital akquiriert<br />

werden .<br />

Prof. (CUMC, NY)<br />

Dr. Dirk Schulze<br />

Röntgenreferent der<br />

Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

Anzeige<br />

Wir kaufen sämtliche Arten von Scheidegut <strong>und</strong> Dental-Legierungen. 100% diskret, seriös <strong>und</strong><br />

sicher seit über 20 Jahren in Luxembourg. Eine exakte Bestimmung des Feingehalts wird dabei<br />

ausschließlich von einer unabhängigen Scheideanstalt in D-Pforzheim durchgeführt. Die Abrechnung<br />

erfolgt dann auf Wunsch in Bar oder als Überweisung nach den ermittelten Feingehalten<br />

der wertrelevanten Edelmetalle Gold, Silber, Platin <strong>und</strong> Palladium zum besten Tageskurs.<br />

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ZBW 12/2016


50<br />

Praxis<br />

Einkäufe <strong>und</strong> Auslagenersatz in Praxis <strong>und</strong> Eigenlabor<br />

Auslagenersatz im Praxislabor<br />

Der Einkauf von Fremdleistungen <strong>und</strong> Materialien für das Eigenlabor<br />

wirft immer wieder Fragen nach der richtigen Berechnung <strong>und</strong> Weiterberechnung<br />

auf. Die B<strong>und</strong>eszahnärztekammer <strong>und</strong> die Kassenzahnärztliche<br />

B<strong>und</strong>esvereinigung haben als Orientierung für die Praxen<br />

hierzu eine Online-Broschüre veröffentlicht. Der Artikel will die Problematik<br />

insbesondere im Hinblick auf den Bezug von Leistungen von<br />

sogenannten Fräszentren aufzeigen.<br />

Zunächst stellt sich die Frage,<br />

welche Kosten an den privatversicherten<br />

Patienten weitergegeben<br />

werden dürfen?<br />

Neben den Gebühren (§ 4 GOZ)<br />

<strong>und</strong> Entschädigungen (§ 8 GOZ,<br />

Wegegeld, Reiseentschädigung)<br />

sind dies auch der Ersatz von Auslagen.<br />

Wann Auslagen berechnet<br />

werden können, ist in § 4 Abs. 3<br />

<strong>und</strong> § 9 GOZ bzw. in § 10 GOÄ<br />

festgelegt.<br />

Die Kosten für die Beschaffung<br />

von zahntechnischen Leistungen<br />

sind im Anwendungsbereich der<br />

GOZ als Auslagenersatz nach § 9<br />

Abs. 1 GOZ zu berechnen.<br />

Soweit es sich um gesondert<br />

berechenbare Materialien nach<br />

§ 4 Abs. 3 handelt (zum Beispiel<br />

Abformmaterialien, Anästhetika,<br />

usw.), hat der Zahnarzt nach der<br />

Bestimmung des § 10 Abs. 2 Ziffer<br />

6 GOZ die verwendeten Materialien<br />

nach Art, Menge <strong>und</strong> Preis<br />

in der Rechnung aufzuführen.<br />

Darüber hinausgehende Informationen,<br />

etwa zum Hersteller,<br />

oder Nachweise wie Einkaufsbelege<br />

etc. sind nicht erforderlich.<br />

Verlangt dies der Zahlungspflichtige,<br />

sind die Auslagen näher zu<br />

erläutern. Die Erläuterung kann,<br />

muss aber nicht durch Belegvorlage<br />

gegeben werden.<br />

Stellung des Praxislabors.<br />

Der Zahnarzt erzielt Einkünfte<br />

aus freiberuflicher Tätigkeit (§ 18<br />

Abs. 1 Nr. 1 S. 2 EStG).<br />

Damit ist das Praxislabor ein<br />

Teil der Zahnarztpraxis <strong>und</strong> der<br />

Ausübung eines Freien Berufes<br />

zugeordnet. Es besteht daher keine<br />

direkte Vergleichbarkeit mit einem<br />

gewerblichen Labor. Die Materialien,<br />

die für das Praxislabor<br />

verwendet werden, unterliegen<br />

den Vorgaben des § 9 Abs. 1 GOZ.<br />

Für zahntechnische Leistungen<br />

die im Eigenlabor angefertigt<br />

werden, kann der Praxisinhaber<br />

einen angemessenen kalkulatorischen<br />

Gewinn einschließen. Die<br />

Aufwendungen müssen ortsüblich<br />

<strong>und</strong> in einem vernünftigen Verhältnis<br />

zur Bedeutung der jeweiligen<br />

Behandlung <strong>und</strong> zum angestrebten<br />

Erfolg stehen. Im Falle<br />

einer gerichtlichen Auseinandersetzung<br />

um die Höhe der Eigenlaborkosten<br />

muss eine entsprechende<br />

Kalkulation <strong>und</strong> Preisfindung<br />

nachgewiesen werden können.<br />

Einkauf von Fremdleistungen.<br />

Einkäufe, wie gegebenenfalls<br />

über das Praxislabor „zugekaufte“<br />

prothetische Teile für implantatgetragene<br />

Suprakonstruktionen,<br />

oder zahntechnische Leistungen,<br />

beispielsweise teilfertiger Zahnersatz,<br />

können nicht mit Preisaufschlag<br />

an den Patienten weitergegeben<br />

werden, denn der Zahnarzt<br />

erbringt hier keine eigenständige<br />

zahntechnische Leistung. Ein<br />

solches Vorgehen könnte neben<br />

steuerrechtlichen Problemen (Gewerbesteuer<br />

etc.) auch eine Strafverfolgung<br />

nach sich ziehen.<br />

Zahntechnik vom Fräszentrum.<br />

Wie verhält es sich mit Werkstücken,<br />

die von einem Fräszentrum<br />

stammen? Der Zahnarzt plant<br />

die CAD-Konstruktion entweder<br />

selbst oder lässt diese unter seiner<br />

Aufsicht ausführen. Der Datensatz<br />

der konstruierten Gerüstteile<br />

wird dann an das Fräszentrum<br />

übermittelt. Wird eine gefräste<br />

Arbeit wie geliefert eingegliedert,<br />

können entsprechend nur<br />

die zahntechnischen Auslagen in<br />

der Höhe wie sie angefallen sind,<br />

weiterberechnet werden. Notwendige<br />

zahntechnische Maßnahmen<br />

wie die CAD-Konstruktion, das<br />

Aufpassen, weiteres Bearbeiten<br />

etc. können als BEB-Leistung berechnet<br />

werden. Um einen teilfertigen<br />

Zahnersatz/zahntechnisches<br />

Werkstück würde es sich dagegen<br />

handeln, wenn der Zahnarzt die<br />

Bef<strong>und</strong>situation nur einscannen<br />

<strong>und</strong> die Daten mit Auftrag zur<br />

zahntechnischen Konstruktion an<br />

ein Fremdlabor senden würde.<br />

Dies entspräche dem üblichen<br />

analogen Workflow.<br />

Fazit. Preisnachlässe, Rabatte,<br />

Umsatzbeteiligungen <strong>und</strong><br />

Bonifikationen des Lieferanten<br />

der Materialien müssen an den<br />

Zahlungspflichtigen weitergegeben<br />

werden, denn sonst würde<br />

der Zahnarzt mehr als den nach<br />

GOZ vorgesehenen Auslagenersatz<br />

erhalten. Ausnahme stellen<br />

Skonti dar, höchstens bis zu drei<br />

Prozent bei Barzahlung innerhalb<br />

von 14 Tagen nach Rechnungseingang.<br />

Es empfiehlt sich, eine<br />

entsprechende Vereinbarung mit<br />

dem zahntechnischen Fremdlabor<br />

nachweisen zu können.<br />

Autorenteam des<br />

GOZ-Ausschusses der LZK BW<br />

Info<br />

Das Dokument „Einkauf von<br />

Materialien – Rechtsgr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> Hinweise für die Zahnarztpraxis“<br />

ist abrufbar unter folgendem<br />

Link: www.bzaek.de/<br />

fileadmin/PDFs/b/einkauf_materialien.pdf<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Termine 51<br />

» Zahnärztlicher Arbeitskreis für Praxisführung <strong>und</strong> Fortbildung e. V. (Z.A.P.F. e. V.)<br />

Wo?<br />

Zahnärztehaus<br />

Stuttgart<br />

Albstadtweg 9<br />

70567 Stuttgart<br />

Montag, 5. Dezember 2016<br />

19.30 Uhr bis ca. 22.00 Uhr<br />

Referent:<br />

Thema: T-Scan<br />

Univ. Prof. Dr. Rainer Hahn, Tübingen<br />

Mitglieder: kostenlos<br />

Nicht-Mitglieder: 50 Euro<br />

Fortbildungspunkte: 3<br />

Information <strong>und</strong><br />

Anmeldung:<br />

Z.A.P.F. e.V.<br />

Margit Giese<br />

Großer Lückenweg 13<br />

75175 Pforzheim<br />

Tel. 0700-9273 5877<br />

Fax. 0700-9273 3291<br />

Mail: kurse@zapf.org<br />

Internet: www.zapf.org<br />

» Freier Verband Deutscher Zahnärzte e. V., Landesverband Baden-Württemberg<br />

Wo?<br />

Kassenzahnärztliche<br />

Vereinigung BW<br />

Bezirksdirektion<br />

Engstlatter Weg 14<br />

70567 Stuttgart<br />

Samstag, 28. Januar 2017<br />

9.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr<br />

Referenten:<br />

Gebühr:<br />

Intensivkurs - Gr<strong>und</strong>lagen der zahnärztlichen<br />

Abrechnung Teil 1 - Der BEMA<br />

ZA Holger Gerlach, Öhringen<br />

Dr. Jürgen Ulbrich, Bad Friedrichshall<br />

Mitglieder: 170 Euro, Team (1 ZA/1 ZFa) 270 Euro<br />

Nicht-Mitglieder: 270 Euro, Team 400 Euro<br />

Fortbildungspunkte: 8<br />

Wo?<br />

Kassenzahnärztliche<br />

Vereinigung BW<br />

Bezirksdirektion<br />

Engstlatter Weg 14<br />

70567 Stuttgart<br />

Samstag, den 4. Februar 2016<br />

9.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr<br />

Referenten:<br />

Gebühr:<br />

Intensivkurs Gr<strong>und</strong>lagen der zahnärztlichen<br />

Abrechnung – Teil 2 – Die GOZ<br />

ZA Holger Gerlach, Öhringen<br />

Dr. Jürgen Ulbrich, Bad Friedrichshall<br />

Mitglieder: 170 Euro, Team (1 ZA/1 ZFa): 270 Euro<br />

Nichtmitglieder: 270Euro, Team 400 Euro<br />

Fortbildungspunkte: 8<br />

Zahnärztliche Fachangestellte nur im Team mit ihrem Zahnarzt/ihrer Zahnärztin.<br />

Die Reservierung erfolgt in der Reihenfolge des Zahlungseingangs.<br />

Information <strong>und</strong><br />

Anmeldung:<br />

Freier Verband<br />

Deutscher Zahnärzte e.V.<br />

Albstadtweg 9<br />

70567 Stuttgart<br />

Tel. 0711-780 30 90<br />

Fax. 0711-780 30 92<br />

Mail: info@fvdz-bw.de<br />

Internet: www.fvdz-bw.de<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


52<br />

Kultur<br />

Ausstellung inspiriert durch Gerhard Richter<br />

Die Kerze<br />

Foto: © Gerhard Richter, 2016<br />

Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden widmet eine Ausstellung<br />

dem Motiv der Kerze in der Bildenden Kunst des 20. <strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Ausgehend von einem der Hauptwerke der Sammlung<br />

Frieder Burda, der „Kerze“ von Gerhard Richter aus dem Jahr 1982,<br />

führt die Spur entlang an Gemälden, Skulpturen <strong>und</strong> Installationen zu<br />

dem prominenten Motiv der Kunst- <strong>und</strong> Kulturgeschichte.<br />

Kerzenschein. „Weil<br />

sie uns umgeben.<br />

Wir brauchen sie<br />

alle. Meine Arbeit<br />

hat mit dem<br />

Versuch zu tun, etwas<br />

zu machen, was<br />

heutzutage verstanden<br />

werden kann“,<br />

erklärt der Künstler<br />

Gerhard Richter<br />

seine Vorliebe für<br />

Kerzen-Stillleben.<br />

schen Kunst unter Beweis. Von der<br />

Taufe bis zur Aufbahrung der Toten<br />

begleitet die Kerze unser Leben, sie<br />

leuchtet auf Adventskränzen <strong>und</strong><br />

Geburtstagstorten, in der Kirche,<br />

bei politischen Mahnwachen oder<br />

beim romantischen Candlelight Dinner.<br />

Nach den Terroranschlägen von<br />

Paris <strong>und</strong> Brüssel stellten tausende<br />

Menschen nicht nur an den Tatorten,<br />

sondern auch auf anderen Plätzen<br />

dieser Welt brennende Kerzen auf.<br />

Sie brachten damit ihre Trauer zum<br />

Ausdruck <strong>und</strong> bek<strong>und</strong>eten gleichzeitig<br />

ihre Solidarität mit den Opfern.<br />

So sind Kerzen seit jeher gr<strong>und</strong>legender<br />

Bestandteil religiöser Praktiken<br />

– vor allem an der Schnittstelle<br />

von Leben <strong>und</strong> Tod, von göttlicher<br />

Ewigkeit <strong>und</strong> menschlicher Vergänglichkeit:<br />

Sie versinnbildlichen<br />

das Immaterielle oder Transzendente<br />

<strong>und</strong> stehen für die Beziehung zwischen<br />

Geist <strong>und</strong> Materie.<br />

Mit dem inzwischen zur Ikone gewordenen<br />

Kerzen-Bild von Gerhard<br />

Richter besitzt die Sammlung Frieder<br />

Burda ein zentrales Werk zum<br />

Thema – <strong>und</strong> nimmt es gerne zum<br />

Anlass, die Komplexität des Themas<br />

auszuleuchten <strong>und</strong> es nach seiner<br />

Aktualität in der zeitgenössischen<br />

Kunst zu befragen.<br />

Museum Frieder Burda/IZZ<br />

Info<br />

Die Kerze<br />

bis 29. Januar 2017<br />

Die Abbildung von Kerzen ist zeitlos<br />

<strong>und</strong> zugleich emotional aufgeladen,<br />

sinnfällig <strong>und</strong> zugleich symbolträchtig.<br />

Das mystifizierte Bild vom Anbrennen,<br />

Verbrennen <strong>und</strong> Erlöschen<br />

gilt als spirituelle Metapher für den<br />

Lebenszyklus <strong>und</strong> hat im religiösen<br />

Kontext seit Jahrh<strong>und</strong>erten seinen<br />

festen Platz. In der Kerze manifestieren<br />

sich Trauer <strong>und</strong> Melancholie,<br />

sie gilt als Vanitas-Symbol, steht für<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Künste <strong>und</strong> versinnbildlicht<br />

nicht zuletzt Erotik <strong>und</strong><br />

Begehren.<br />

Die Ausstellung untersucht, wie<br />

Künstler im 20. <strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

– etwa Gerhard Richter, Georg<br />

Baselitz, Nam June Paik, Jeff Koons<br />

<strong>und</strong> Eric Fischl – das Motiv Kerze<br />

mit seinen vielfältigen Bildtraditionen<br />

aufgreifen, variieren <strong>und</strong> in neue<br />

Bedeutungszusammenhänge stellen.<br />

Ausgangspunkt der Ausstellung<br />

ist die „Kerze“ von Gerhard Richter.<br />

Über 50 Gemälde, Skulpturen,<br />

Installationen, Videoarbeiten <strong>und</strong><br />

Fotografien stellen zudem die Aktualität<br />

des Themas in der zeitgenössi-<br />

Öffnungszeiten<br />

Di bis So 10 bis 18 Uhr<br />

Eintritt<br />

Erwachsene 13 Euro<br />

Ermäßigt 11 Euro<br />

Museum Frieder Burda<br />

Stiftung Frieder Burda<br />

Lichtentaler Allee 74<br />

76530 Baden-Baden<br />

Tel.0 72 21 / 3 98 98-0<br />

www.museum-frieder-burda.de<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Kultur 53<br />

Jackson Pollock im Kunstmuseum Basel<br />

Der figurative Pollock<br />

Das umfangreiche figurative Werk, das Jackson Pollock schuf, <strong>und</strong><br />

seine figurativen Gemälde sind vielen unbekannt. Die große Sonderausstellung<br />

im Kunstmuseum Basel widmet sich erstmals dieser Perspektive<br />

auf den Künstler <strong>und</strong> möchte konzentriert diese figurativen<br />

Aspekte im Schaffen des Künstlers beleuchten <strong>und</strong> einen neuen Blick<br />

auf sein knapp drei Jahrzehnte umspannendes Werk werfen.<br />

über Pollocks künstlerische Entwicklung<br />

als figurativer Maler von<br />

der Mitte der 1930er-Jahre bis zu<br />

seinem frühen Unfalltod 1956. Die<br />

großformatigen Drip Paintings, die<br />

in der kurzen Zeitspanne zwischen<br />

1947 <strong>und</strong> 1950 entstanden, werden<br />

in diesem Ausstellungskontext nur<br />

andeutungsweise gezeigt.<br />

Foto: © Museum Frieder Burda, Baden-Baden<br />

„Der figurative Pollock“ widmet<br />

sich den unterschiedlichen Phasen<br />

des Frühwerks, in denen der Künstler<br />

Jackson Pollock den Regionalismus<br />

seines Lehrers Thomas Hart<br />

Benton verarbeitete, aber auch die<br />

große Kunstgeschichte – El Greco,<br />

Michelangelo, Rembrandt <strong>und</strong> die<br />

Meister des italienischen Barocks –<br />

rezipierte. In den darauffolgenden<br />

Jahren geriet die europäische Moderne<br />

in Pollocks Blickfeld, vor allem<br />

Pablo Picasso, an dem er sich<br />

geradezu abarbeitete. Genauso fand<br />

Teegedeck.<br />

Figurativ im wahrsten<br />

Sinne des<br />

Wortes ist „The Tea<br />

Cup“ von Jackson<br />

Pollock aus dem Jahr<br />

1946. Das abstrakte<br />

Ölgemälde zeigt<br />

Pollocks Vorstellung<br />

der Figuration.<br />

in Pollocks Werk aber auch das Studium<br />

der Kunst der nordamerikanischen<br />

Ureinwohner seinen Niederschlag.<br />

Entscheidend prägten ihn des<br />

Weiteren die großen Wandbilder, die<br />

in den 1930er- <strong>und</strong> 1940er-Jahren<br />

von den mexikanischen Muralisten<br />

geschaffen wurden: Das Werk von<br />

David Alfaro Siqueiros, José Clemente<br />

Orozco <strong>und</strong> Diego Rivera,<br />

denen er auch persönlich begegnete,<br />

veränderte Pollocks Vorstellung von<br />

Figuration. Die Ausstellung gewährt<br />

einen repräsentativen Überblick<br />

Bewusste Leerstelle. Das Fehlen<br />

dieser berühmten Gemälde bildet<br />

eine bewusst gesetzte Leerstelle,<br />

die es ermöglicht, die Kontinuität<br />

zwischen den oftmals marginalisierten<br />

Werken der 1930er- <strong>und</strong> 1940er-<br />

Jahre <strong>und</strong> den bekannten großformatigen<br />

Bildern der 1950er-Jahre<br />

unmittelbar nachzuvollziehen. Zu<br />

sehen gibt es im Kunstmuseum Basel<br />

eine eindrucksvolle Gruppe der<br />

aus der „Dripping“-Phase hervorgegangenen<br />

Black and White Paintings<br />

sowie die letzten Werke der 1950er-<br />

Jahre, die permanent um die Frage<br />

der Figur kreisen.<br />

Im Ganzen sind r<strong>und</strong> 100 Gemälde<br />

<strong>und</strong> Arbeiten auf Papier zu sehen,<br />

neben wichtigen Arbeiten aus Privatsammlungen<br />

auch hochkarätige<br />

Werke aus Museumssammlungen<br />

in Europa, den USA, Australien <strong>und</strong><br />

Japan.<br />

Kunstmuseum/IZZ<br />

Info<br />

Der figurative Pollock<br />

bis 22. Januar 2017<br />

Öffnungszeiten<br />

Di, Mi, Fr, Sa, So 10 bis18 Uhr<br />

Do 10 bis 20 Uhr<br />

Eintritt<br />

Erwachsene 15 Euro<br />

Ermäßigt 8 Euro<br />

Kunstmuseum Basel<br />

St. Alban-Rheinweg 60<br />

CH-4010 Basel<br />

Tel. 0041/61 206 62 62<br />

www. kunstmuseumbasel.ch<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


54<br />

Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit in der Pflege<br />

Präventionspreis<br />

Preisverleihung. Dr. Guido Elsäßer (2. v. l.) <strong>und</strong> Silvia Reichmann (2. v. r.) erhalten für<br />

ihr Schulungsmodul „Zahn-, M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Zahnersatzpflege“ den 1. Preis von Dr. Marianne<br />

Gräfin Schmettow von der CP GABA GmbH (links) <strong>und</strong> BZÄK-Vizepräsident Prof.<br />

Dietmar Oesterreich.<br />

Im Rahmen der „Initiative für eine<br />

m<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>e Zukunft in Deutschland“<br />

haben die B<strong>und</strong>eszahnärztekammer<br />

(BZÄK) <strong>und</strong> CP GABA<br />

den „Präventionspreis M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit<br />

in der Pflege“ verliehen.<br />

Die Initiatoren ehrten Mitte November<br />

auf dem wissenschaftlichen<br />

Kongress des Deutschen Zahnärztetags<br />

in Frankfurt insgesamt drei<br />

Preisträger, die mit praxisnahen<br />

Konzepten <strong>und</strong> Projekten nachweislich<br />

die M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit in der<br />

Pflege vorantreiben.<br />

Der unabhängigen Jury gehörten<br />

unter anderem Prof. Dr. Ina Nitschke,<br />

Prof. Dr. Andreas Schulte, Prof.<br />

Dr. Ulrich Schiffner, Dr. Dirk Bleiel<br />

<strong>und</strong> Susanne Priehn-Küpper an. Die<br />

Experten legten bei der Auswahl<br />

der Gewinner Wert darauf, dass<br />

die Konzepte <strong>und</strong> Projekte wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>iert, b<strong>und</strong>esweit<br />

umsetzbar <strong>und</strong> dazu geeignet sind,<br />

Menschen mit Pflegebedarf, insbesondere<br />

im Alter <strong>und</strong> mit Behinderung,<br />

eine bessere zahnmedizinische<br />

Prävention <strong>und</strong> Versorgung<br />

zu ermöglichen. Die drei Auszeichnungen<br />

waren mit einem Preisgeld<br />

von insgesamt 5000 Euro dotiert.<br />

Der erste Platz ging an Dr. Guido<br />

Elsäßer <strong>und</strong> Silvia Reichmann aus<br />

dem baden-württembergischen<br />

Kernen für ihr Schulungsmodul<br />

„Zahn-, M<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zahnersatzpflege<br />

für angehende Heilerziehungs-<br />

pfleger/innen“. Mit dem von dem<br />

niedergelassenen Zahnarzt <strong>und</strong> der<br />

Dentalhygienikerin entwickelten<br />

Projekt sollen Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler der Heilerziehungspflege<br />

für das Thema Zahnges<strong>und</strong>heit sensibilisiert<br />

werden <strong>und</strong> das nötige<br />

Hintergr<strong>und</strong>wissen für ihre künftige<br />

berufliche Praxis erhalten. Anhand<br />

verschiedener Schulungsmodule<br />

mit Bildern, Videosequenzen <strong>und</strong><br />

praktischen Übungen erlernen sie<br />

die notwendigen Kompetenzen, um<br />

die tägliche M<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zahnpflege<br />

bei Menschen mit geistiger oder<br />

mehrfacher Behinderung auch unter<br />

erschwerten Bedingungen fachk<strong>und</strong>ig<br />

durchzuführen.<br />

Die Initiatoren B<strong>und</strong>eszahnärztekammer<br />

<strong>und</strong> CP GABA möchten<br />

durch die „Initiative für eine<br />

m<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>e Zukunft in Deutschland“<br />

gezielt auf Ursachen, Auswirkungen<br />

<strong>und</strong> Präventionsmöglichkeiten<br />

von oralen Erkrankungen<br />

aufmerksam machen. Weitere Ziele<br />

sind die Intensivierung des fachübergreifenden<br />

Dialogs <strong>und</strong> die<br />

Förderung von Projekten, die zu<br />

einer m<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>en Zukunft führen.<br />

Konzepte <strong>und</strong> Ansätze, die<br />

nachweisbar Erfolge erzielt haben,<br />

werden identifiziert, ausgezeichnet<br />

<strong>und</strong> durch Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.<br />

Die Initiative wird 2017<br />

fortgeführt.<br />

prd<br />

Foto: CP GABA GmbH<br />

Akkreditierungsverfahren<br />

Neuerungen<br />

Zur Reform des Akkreditierungsverfahrens<br />

für Studiengänge, dessen<br />

derzeitige Praxis vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

als gr<strong>und</strong>gesetzwidrig<br />

eingestuft worden war, hat die Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK) eine<br />

Empfehlung gegeben. Die Karlsruher<br />

Richter hatten die von privaten Agenturen<br />

geleiteten Evaluationen als<br />

Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit<br />

kritisiert. Die Agenturen sollen nach<br />

den Vorstellungen der HRK künftig<br />

auf eine beratende <strong>und</strong> organisierende<br />

Funktion beschränkt werden<br />

<strong>und</strong> müssen nicht verpflichtend in<br />

das Verfahren einbezogen werden.<br />

Aufgewertet wird von der Empfehlung<br />

der Akkreditierungsrat, in dem<br />

die Wissenschaft in allen Gremien<br />

die Mehrheit haben müsse. Auch die<br />

Hochschulen sollen stärker an dem<br />

Verfahren beteiligt sein. „Nachdem<br />

wir nun konstruktive Vorschläge vorgelegt<br />

haben, erwarten wir, dass die<br />

Kultusministerkonferenz so rasch wie<br />

möglich einen verlässlichen rechtlichen<br />

Rahmen für die Umsetzung der<br />

Neuerungen schafft <strong>und</strong> den schon<br />

für Oktober angekündigten Staatsvertrag<br />

in Kürze verabschiedet“, sagt<br />

HRK-Präsident Horst Hippler. FAZ<br />

Neues B<strong>und</strong>esinstitut<br />

Migrationsforschung<br />

Berlin erhält ein B<strong>und</strong>esinstitut für<br />

Migrationsforschung. Nach einem<br />

Beschluss des Haushaltsausschusses<br />

im B<strong>und</strong>estag wird das „Deutsche<br />

Zentrum für Integrations- <strong>und</strong> Migrationsforschung“<br />

im Gründungsjahr<br />

mit drei Millionen Euro gefördert.<br />

In den Folgejahren soll es jeweils<br />

3,8 Millionen Euro bekommen.<br />

Die Förderung übernimmt überraschenderweise<br />

nicht das Bildungsministerium,<br />

sondern das Familienministerium.<br />

Die Federführung liegt<br />

in den Händen des Berliner Instituts<br />

für Integrations- <strong>und</strong> Migrationsforschung<br />

an der Humboldt-Universität,<br />

von dem die Initiative zur Gründung<br />

des Instituts ausgegangen war. Migrationsforschung<br />

wird in Deutschland<br />

an mehreren Universitäten in<br />

verschiedenen Fächern betrieben.<br />

Nur in Osnabrück <strong>und</strong> Berlin verfügt<br />

sie über eigene Institute. FAZ<br />

Nachdruck mit fre<strong>und</strong>lichen Genehmigung der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.11.2016 © Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.<br />

ZBW 12/2016<br />

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Namen <strong>und</strong> Nachrichten 55<br />

FVDZ<br />

Weihnachtsaktion<br />

Zitat<br />

Scheckübergabe. Stiftungsvorsitzender Dieter Eberhardt, stv. Landesvorsitzender<br />

Dr. Thomas Schlachta, Kinderhausleiter Hans-Martin Haist, Landesvorsitzender Dr.<br />

Joachim Härer (v. l.).<br />

Mit seiner diesjährigen Weihnachtsaktion<br />

„Spenden statt Weihnachtskarten“<br />

<strong>und</strong> dem Verzicht auf das<br />

DFZ-Autorenhonorar konnte der<br />

FVDZ-Landesvorstand Baden-<br />

Württemberg den Vorsitzenden<br />

der Stiftung EiGEN-SiNN einen<br />

500-Euro-Scheck zugunsten der<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendwerkstatt für stark<br />

benachteiligte Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

in Freudenstadt überreichen.<br />

Der Landesvorstand dankt auf<br />

diesem Wege seinen Mitgliedern<br />

für ihre Verbandstreue sowie<br />

allen Ehrenamtsträgern für<br />

ihr Engagement für den Berufsstand.<br />

Wir wünschen auf diesem Weg<br />

allen Lesern des ZBW ein frohes<br />

<strong>und</strong> geruhsames Weihnachtsfest<br />

<strong>und</strong> ein gutes <strong>und</strong> erfolgreiches<br />

Jahr 2017.<br />

Dr. Joachim Härer<br />

Foto: FVDZ<br />

„Eine freie Presse spielt<br />

eine lebenswichtige Rolle<br />

in der Demokratie. Das<br />

macht uns besser. Es<br />

macht uns stärker, es<br />

verleiht den Stummen eine<br />

Stimme, entlarvt Ungerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> zwingt Anführer<br />

wie mich dazu, Rechenschaft<br />

abzulegen.“<br />

Barack Obama<br />

Foto: Pete Souza<br />

Gesetzliche Krankenversicherung<br />

Über 55,5 Millionen<br />

GKV-versichert<br />

Deutschland sonnt sich immer<br />

noch im wirtschaftlichen Erfolg.<br />

Die andauernde positive Konjunkturentwicklung<br />

beschert sinkende<br />

Arbeitslosenzahlen. Für die Sozialversicherungen<br />

bedeutet das: Sie<br />

nehmen mehr <strong>und</strong> mehr Mitglieder<br />

<strong>und</strong> Versicherte auf. Das kann man<br />

auch aus den offiziellen Zahlen des<br />

B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministeriums<br />

(BMG) herauslesen, die Anfang<br />

November zum Stichtag 1. Oktober<br />

2016 publiziert wurden. Ebenso wie<br />

zwei wichtige Trends. Zum einen,<br />

die Gesetzliche Krankenversicherung<br />

(GKV) rennt von einem Rekord<br />

zum nächsten. Zum Stichtag<br />

wurde die Spitzen-Markierung von<br />

55,5 Millionen GKV-Mitgliedern in<br />

b<strong>und</strong>esdeutschen Landen geknackt.<br />

Innerhalb von drei Monaten, seit<br />

dem 1. Juli 2016, stießen noch einmal<br />

knapp 400.000 Mitglieder netto<br />

hinzu. Absoluter Gewinner sind die<br />

Ortskrankenkassen. Vor allem Körperschaften<br />

aus den anderen Kassenarten<br />

mit hohen Zusatzbeiträgen<br />

verloren Mitglieder. A+S Aktuell<br />

01.01.2014 01.01.2015 01.01.2016 01.07.2016 01.10.2016 Saldo 2016<br />

AOK 18.227.078 18.375.851 19.177.721 19.614.221 19.799.203 + 621.482<br />

BKK 8.449.830 8.543.060 8.758.008 8.818.768 8.890.893 + 132.885<br />

BKn 1.424.503 1.421.796 1.415.163 1.399.467 1.394.642 - 20.521<br />

EK 19.922.201 20.335.527 20.744.917 20.768.236 20.904.472 + 159.555<br />

IKK 4.000.931 4.042.941 4.106.944 4.042.834 4.054.372 - 52.572<br />

LKK 532.532 525.688 514.890 509.760 507.280 - 7.610<br />

GKV 52.557.075 53.244.863 54.717.643 55.153.286 55.550.862 + 833.219<br />

GKV-Mitgliederentwicklung seit 2014. Die Markierung von 55,5 Millionen GKV-Mitgliedern wurde geknackt.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 12/2016


56<br />

Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

BZK Stuttgart<br />

Willkommen in der Kammer<br />

Am Messestand der Kammer auf<br />

der Fachdental Südwest empfingen<br />

der Vorsitzende, Dr. Konrad<br />

Bühler, <strong>und</strong> zwei Vorstandsmitglieder<br />

der BZK Stuttgart, Dr.<br />

Helmut Schönberg <strong>und</strong> Dr. Bernd<br />

Krämer, am 21. Oktober 2016 junge<br />

Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte,<br />

die innerhalb des vergangenen<br />

Jahres Mitglied der BZK Stuttgart<br />

geworden sind.<br />

Die Bezirkszahnärztekammer<br />

Stuttgart möchte die neuen jungen<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

auf ihrem Weg in den Beruf <strong>und</strong><br />

in die Freiberuflichkeit persönlich<br />

begleiten. Beim zwanglosen Empfang<br />

<strong>und</strong> Beisammensein am Messestand<br />

der Kammer auf der Fachdental<br />

Südwest trafen die neuen<br />

Kammermitglieder auf ein „Ehrenamt<br />

zum Anfassen“. Die Vorstandsmitglieder<br />

der Bezirkszahnärztekammer<br />

Stuttgart stellten sich<br />

<strong>und</strong> ihre Aufgabengebiete <strong>und</strong><br />

Tätigkeitsbereiche vor. Auch das<br />

Angebot des aktiven Engagements<br />

im Berufsstand wurde anhand von<br />

vielen Beispielen dargestellt.<br />

Die Geschäftsführerin der BZK<br />

Stuttgart, Christine Martin, präsentierte<br />

das Dienstleistungsangebot<br />

der Kammer <strong>und</strong> bot die<br />

Unterstützung der Kammer in<br />

allen Fragen der Berufsausübung<br />

an. Das zwanglose Get-Together<br />

endete beim Ausstellerabend der<br />

Fachdental Südwest.<br />

» mader@lzk-bw.de<br />

Get-Together. Die BZK Stuttgart heißt ihre neuen Kammermitglieder willkommen.<br />

Fotos: Radu<br />

Nachdruck mit fre<strong>und</strong>lichen Genehmigung der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.11.2016 © Alle Rechte vorbehalten.<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.<br />

Medizinische Promotionen<br />

Wissenschaftlicher Anspruch<br />

Die medizinische Promotion steht<br />

nicht erst seit den Plagiatsvorwürfen<br />

gegen Verteidigungsministerin Ursula<br />

von der Leyen in der Kritik. Viele<br />

der Promotionen, die parallel zum<br />

Studium in wenigen Monaten verfasst<br />

werden, erfüllen nach Expertenmeinung<br />

keinen wissenschaftlichen<br />

Anspruch, führen aber zum gleichen<br />

Titel, für den Promovenden anderer<br />

Fächer mehrere Jahre brauchen. Der<br />

Europäische Forschungsrat hat darauf<br />

reagiert <strong>und</strong> erkennt medizinische<br />

Doktortitel aus Deutschland bei<br />

Förderanträgen nicht an. Die Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK) hat<br />

nun die Empfehlung ausgegeben,<br />

dass medizinische Promotionen in<br />

Deutschland künftig „wie in anderen<br />

Fächern selbstverständlich, nach<br />

dem Abschluss verfasst werden“<br />

sollen. In das Medizinstudium soll<br />

eine „promotionsvorbereitende Phase“<br />

integriert werden, in der wissenschaftliche<br />

Arbeitsmethoden gelehrt<br />

werden <strong>und</strong> eine wissenschaftliche<br />

Studienarbeit zu verfassen ist, die<br />

als Basis einer späteren Promotion<br />

genutzt werden kann. Die Vorberei-<br />

tungsphase soll nicht auf die Regelstudienzeit<br />

angerechnet werden <strong>und</strong><br />

Bedingung für die Aufnahme in ein<br />

postgraduales Promotionsprogramm<br />

sein. Nur die Endphase der Promotion<br />

läge damit verpflichtend nach<br />

Studienabschluss. Außerdem setzt<br />

sich die HRK für eine strukturierte<br />

Promotionsbetreuung ein. FAZ<br />

Ausschreibung<br />

Herbert-Lewin-Preis 2017<br />

Mit dem Herbert-Lewin-Preis werden<br />

wissenschaftliche Arbeiten zu<br />

dem Thema „Aufarbeitung der Geschichte<br />

der Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte in<br />

der Zeit des Nationalsozialismus“<br />

prämiert. Die nunmehr sechste Ausschreibung<br />

des Preises wird vom<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit,<br />

der B<strong>und</strong>esärztekammer, der Kassenärztlichen<br />

B<strong>und</strong>esvereinigung,<br />

der B<strong>und</strong>eszahnärztekammer <strong>und</strong><br />

der Kassenzahnärztlichen B<strong>und</strong>esvereinigung<br />

getragen.<br />

An der Ausschreibung können<br />

teilnehmen:<br />

• Zahn-/Ärztinnen <strong>und</strong> Zahn-/Ärzte<br />

sowie Psychotherapeutinnen <strong>und</strong><br />

Psychotherapeuten als Einzelpersonen<br />

• Kooperationen oder Gemeinschaften<br />

von Zahn-/Ärztinnen<br />

<strong>und</strong> Zahn-/Ärzten sowie Psychotherapeutinnen<br />

<strong>und</strong> Psychotherapeuten<br />

• Studierende der Zahn- oder Humanmedizin<br />

• an zahn- <strong>und</strong> humanmedizinischen<br />

Fakultäten oder medizinhistorischen<br />

Instituten tätige<br />

Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />

Die Bewertung der eingereichten<br />

Arbeiten <strong>und</strong> die Ermittlung<br />

der Preisträger werden von einer<br />

unabhängigen Jury vorgenommen,<br />

deren Mitglieder vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Ges<strong>und</strong>heit,<br />

der B<strong>und</strong>esärztekammer, der Kassenärztlichen<br />

B<strong>und</strong>esvereinigung,<br />

der B<strong>und</strong>eszahnärztekammer, der<br />

Kassenzahnärztlichen B<strong>und</strong>esvereinigung,<br />

dem Zentralrat der<br />

Juden in Deutschland sowie dem<br />

B<strong>und</strong>esverband Jüdischer Ärzte<br />

<strong>und</strong> Psychologen in Deutschland<br />

benannt wurden. Der Preis ist mit<br />

insgesamt 15.000 Euro dotiert.<br />

Weitere Informationen finden<br />

Sie im Internet unter www.bzaek.<br />

de/Forschungspreis.<br />

prd<br />

ZBW 12/2016<br />

www.zahnaerzteblatt.de


Amtliche Mitteilungen 57<br />

Weiterbildungsstätte<br />

Nach § 35 des Heilberufe-Kammergesetzes<br />

i. V. m. §§ 9 <strong>und</strong> 11<br />

der Weiterbildungsordnung wurden<br />

folgende Kammermitglieder<br />

zur Weiterbildung ermächtigt:<br />

Kieferorthopädie<br />

Dr. med. dent. Christian Wanura<br />

Käthe-Kollwitz-Straße 18<br />

79111 Freiburg<br />

Die anerkennungsfähige Weiterbildungszeit<br />

beträgt gem.<br />

§ 21 der Weiterbildungsordnung<br />

2 Jahre.<br />

Herausgeber:<br />

Dr. Udo Lenke, Präsident der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg (LZK BW), <strong>und</strong> Dr. Ute Maier,<br />

Vorsitzende des Vorstands der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW), für das<br />

Informationszentrum Zahnges<strong>und</strong>heit Baden-Württemberg<br />

– eine Einrichtung der LZK BW <strong>und</strong> KZV BW.<br />

Redaktion:<br />

Johannes Clausen, HC (ChR, verantw.)<br />

Informationszentrum Zahnges<strong>und</strong>heit<br />

Baden-Württemberg<br />

Telefon: 0711/222 966-10<br />

E-Mail: johannes.clausen@izz-online.de<br />

Andrea Mader (am),<br />

Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg<br />

Telefon: 0711/228 45-29<br />

E-Mail: mader@lzk-bw.de<br />

Guido Reiter (gr),<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg<br />

Telefon: 0711/78 77-220<br />

E-Mail: guido.reiter@kzvbw.de<br />

Redaktionsassistenz: Gabriele Billischek<br />

Layout: Gabriele Billischek, Sandra Limley-Kurz<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

Informationszentrum Zahnges<strong>und</strong>heit Baden-<br />

Württemberg, Königstraße 26, 70173 Stuttgart<br />

Telefon: 0711/222 966-14<br />

Telefax: 0711/222 966-21<br />

E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de<br />

Verlust von<br />

Zahnarztausweisen<br />

Die Ausweise von<br />

Dr. Susanne Kielkopf<br />

Fasanenweg 25<br />

73274 Notzingen<br />

Geb. 01.03.1961<br />

Ausweis: 28.11.2013<br />

Dr. Felix Heinrich Schneider<br />

Wohnhaft in Schweden<br />

Geb. 01.09.1976<br />

Ausweis: 24.1.2008<br />

wurden verloren, gestohlen beziehungsweise<br />

nicht zurückgegeben<br />

<strong>und</strong> werden für ungültig erklärt.<br />

Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg mit den Bezirkszahnärztekammern<br />

Autoren dieser Ausgabe: Tobias Bauer, Thorsten<br />

Beck, Prof. Dr. Dr. Thomas Beikler, Christoph<br />

Besters, Gabriele Billischek, Dr. Konrad Bühler,<br />

Johannes Clausen, Annette Debusmann, Dr. Horst<br />

Gebhardt, Gitta Haucke, Dr. Christian Hoch, Christian<br />

Ignatzi, Dr. Bernhard Jäger, Dr. Harald Kischlat, Dr.<br />

Astrid Klocke, Silvia Laur, Andrea Mader, Christine<br />

Martin, Helmut Merkel, Andreea Radu, Claudia<br />

Richter, Brigitte Scheiffele, Dr. Simone Schelberg,<br />

Ruth Schildhauer, Prof. Dr. Dirk Schulze, Dr. Klaus<br />

Winter<br />

Titelseite: Fotos: Fotolia, Collage IZZ<br />

Verantwortlich für Amtliche Mitteilungen der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Baden-Württemberg (KZV BW):<br />

Dr. Ute Maier, Vorsitzende des Vorstands der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-<br />

Württemberg (KZV BW), KdöR<br />

Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart<br />

Verantwortlich für Amtliche Mitteilungen der<br />

Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg<br />

(LZK BW):<br />

Dr. Udo Lenke, Präsident der<br />

Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg (LZK BW), KdöR<br />

Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart<br />

Hinweise: Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />

gekürzt zu veröffentlichen. Ein Anspruch auf<br />

Veröffentlichung besteht nicht. Bei Einsendungen an<br />

die Redaktion wird der vollen oder auszugsweisen<br />

Veröffentlichung zugestimmt.Unaufgefordert<br />

eingegangene Fortbildungsmanuskripte können<br />

nicht veröffentlicht werden, da die Redaktion<br />

nur mit wissenschaftlichen Autoren vereinbarte<br />

Fortbildungsbeiträge veröffentlicht. Alle Rechte an<br />

dem Druckerzeugnis, insbesondere Titel-, Namens<strong>und</strong><br />

Nutzungsrechte etc., stehen ausschließlich den<br />

Herausgebern zu. Mit Annahme des Manuskripts<br />

zur Publikation erwerben die Herausgeber das<br />

ausschließliche Nutzungsrecht, das die Erstellung<br />

BZK Freiburg<br />

Merzhauser Str. 114-116<br />

79100 Freiburg<br />

Tel.: (07 61) 45 06-0<br />

Fax: (07 61) 45 06-450<br />

BZK Karlsruhe<br />

Joseph-Meyer-Str. 8 – 10<br />

68167 Mannheim<br />

Tel.: (06 21) 3 80 00-0<br />

Fax: (06 21) 3 80 00-1 70<br />

BZK Stuttgart<br />

Albstadtweg 9<br />

70567 Stuttgart<br />

Tel.: (07 11) 78 77-0<br />

Fax: (07 11) 78 77-238<br />

BZK Tübingen<br />

Bismarckstr. 96<br />

72072 Tübingen<br />

Tel.: (0 70 71) 9 11-0<br />

Fax: (0 70 71) 9 11-209/233<br />

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aus der Industrie, das Einstellen des ZBW ins Internet,<br />

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zum Ende des Bezugszeitraumes. Für die Mitglieder der<br />

Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg ist der<br />

Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

Verlag <strong>und</strong> Herstellung:<br />

Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH<br />

Geschäftsführer: Dr. Karl Hans Arnold, Patrick Ludwig,<br />

Hans Peter Berk, Johannes Werle, Stephan Marzen<br />

Zülpicher Str. 10<br />

40196 Düsseldorf<br />

Telefon: 02 11/505-24 99<br />

Fax: 02 11/505-10 02 499<br />

E-Mail: k<strong>und</strong>enmagazine@rheinische-post.de<br />

Internet: www.rp-media.de<br />

Impressum<br />

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ZBW 12/2016


58<br />

Personalia<br />

Bezirkszahnärztekammer Stuttgart<br />

Ehrung Jahrgangsbeste <strong>und</strong> Berufsjubilare<br />

„Ihr beständiger Einsatz war unser Bestreben Sie heute zu ehren“, sagte BZK-Vorstandsmitglied<br />

Dr. Helmut Schönberg. Die Bezirkszahnärztekammer Stuttgart lud am 21. Oktober<br />

auf die Fachdental Südwest. Das Messeforum in Halle 6 diente als Podium für die Ehrungen<br />

der Jahrgangsbesten <strong>und</strong> der langjährigen Berufsjubilare. Die Vorstandsmitglieder<br />

Dr. Helmut Schönberg <strong>und</strong> Dr. Bernd Krämer ehrten 24 Damen für ihre langjährige Berufszugehörigkeit<br />

<strong>und</strong> ihre Bestnoten zum Ausbildungsabschluss. Die Jubilare nahmen die<br />

Ehrung im Kreise ihres Praxisteams entgegen.<br />

Anerkennung. Die BZK Stuttgart ehrt die Jahrgangsbesten <strong>und</strong> Berufsjubilare.<br />

Foto: Wosilat<br />

Die Winterabschlussprüfung 2015/<br />

2016 mit der Note 1,3 hat Franziska<br />

Böhme aus der Praxis Dres.<br />

Bilali/Kuhn aus Stuttgart abgelegt.<br />

Über die Note 1,1 bei der Sommerabschlussprüfung<br />

2016 freut sich<br />

Jessica Endreß aus der Praxis Dres.<br />

Hermann/Butz aus Öhringen.<br />

Für ihre zehnjährige Berufszugehörigkeit<br />

wurden geehrt:<br />

• Sarina Folk (Praxis Dr. Folkher<br />

Spengler in Donzdorf)<br />

• Stefanie Hummel (Praxis Dr.<br />

Gabriele Zeisberger-Schleihauf<br />

in Kirchheim)<br />

• Stefanie Mürder (Praxis Dr. Joachim<br />

Mezger in Eislingen)<br />

• Sabina Tomaj aus dem ZFZ<br />

Stuttgart.<br />

Bereits 25 Jahre im Beruf sind:<br />

• Claudia Bellon (Praxis Dr. Manfred<br />

Weber in Stuttgart)<br />

• Ines Breuning (Praxis Dr.<br />

Simone Dünkler in Esslingen)<br />

• Sandra Köhler (Praxis Gösta<br />

Franzen/Anna Franzen <strong>und</strong><br />

Jesper Thomsen in Backnang)<br />

• Sabine Pfaff (Praxis Dr. Peter<br />

Fuchs in Neckarsulm)<br />

• Angelika Schönlein (Praxis Dr.<br />

Stefan Burkhardt in Geislingen)<br />

• Nadine Strücker (Praxis Dres.<br />

Nicole <strong>und</strong> Frank Badelt in Ludwigsburg)<br />

• Nicole Theil (Praxis Dr. Erik Arnold<br />

in Plochingen)<br />

• Edith Theiss (Praxis Dr. Michael<br />

von Koßta-Rab in Freiberg.<br />

30 Jahre ihrem Beruf treu geblieben<br />

sind:<br />

• Christine Balle (Praxis Michael<br />

Tiedt in Schwäbisch-Hall)<br />

• Corinna Buchner (Praxis<br />

MUDr./Univ. Prag Eva Svacina<br />

in Stuttgart)<br />

• Cornelia Fröhlich-Reichmann<br />

(Praxis Dr. Günther Mertz in<br />

Stuttgart)<br />

• Michaela Ritz (Praxis Dipl.-<br />

Stom. Manuela Bleyel in Untermünkheim).<br />

Für 35-jährige Berufstätigkeit<br />

wurden geehrt:<br />

• Elke Aulehla (Praxis Dr. Erik<br />

Arnold in Plochingen)<br />

• Renate Gallina (Praxis Gösta<br />

Franzen/Anna Franzen <strong>und</strong><br />

Jesper Thomsen in Backnang)<br />

• Beate Klopfer (Praxis Dr. Manfred<br />

Rühle in Schwaikheim)<br />

40 Jahre im Beruf sind:<br />

• Silvia Bier (Praxis Dr. Christine<br />

Schoch in Schwäbisch-Gmünd)<br />

• Dagmar Binder (Praxis Dr./Med.<br />

Univ. Budapest Attila Sebö in<br />

Stuttgart).<br />

Ihr 45. Berufsjubiläum feiert<br />

Annemarie Schneider aus der Praxis<br />

Filizan Yildirim-Filiz in Heidenheim.<br />

BZK Stuttgart<br />

ZBW 12/2016<br />

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Personalia 59<br />

KZV BW Bezirksdirektion Karlsruhe<br />

Ehrungen zum Berufsjubiläum<br />

Langjährige Mitarbeiter. (vordere Reihe v. l.): Petra Wolpert, Andrea Backhaus, Wesna<br />

Rütz, Elvira Ehrmann (hintere Reihe v. l.): Ursula Täubert, Elke Schewe, Sabine Bugert, Reiner<br />

Ader, Jutta Noe, Bernhard Maier. Sonja Banse <strong>und</strong> Corinna Gebhardt (nicht auf dem Foto).<br />

Im Jahr 2016 hat die KZV Baden-<br />

Württemberg, Bezirksdirektion<br />

Karlsruhe zwölf Jubilaren Dank<br />

<strong>und</strong> Anerkennung für ihre langjährige<br />

Tätigkeit bei der zahnärztlichen<br />

Körperschaft ausgesprochen.<br />

● 35 Jahre: Reiner Ader, Mitarbeiter<br />

im EDV-Betrieb<br />

● 35 Jahre: Andrea Backhaus, Mitarbeiterin<br />

im Finanzwesen<br />

● 35 Jahre: Elvira Ehrmann, Mitarbeiterin<br />

im Finanzwesen<br />

● 30 Jahre: Petra Wolpert, Mitarbeiterin<br />

in der inneren Verwaltung<br />

● 30 Jahre: Bernhard Maier, Betreuer<br />

der Stabsstelle WP u. ND<br />

Foto: KZV BW, Bezirksdirektion Karlsruhe<br />

● 25 Jahre: Ursula Täubert, Mitarbeiterin<br />

in der Abrechnungsabteilung<br />

● 25 Jahre: Sonja Banse, Mitarbeiterin<br />

in der Abrechnungsabteilung<br />

● 20 Jahre: Wesna Rütz, Mitarbeiterin<br />

in der Abrechnungsabteilung<br />

● 20 Jahre: Jutta Noe, Mitarbeiterin<br />

im Finanzwesen<br />

● 10 Jahre: Sabine Bugert, Mitarbeiterin<br />

in der inneren Verwaltung<br />

● 10 Jahre: Elke Schewe, Mitarbeiterin<br />

in der Abrechnungsabteilung<br />

● 10 Jahre: Corinna Gebhardt, Mitarbeiterin<br />

im Notdienst<br />

Alle Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

schließen sich den Glückwünschen<br />

gerne an <strong>und</strong> wünschen den<br />

Jubilaren weiterhin alles Gute.<br />

Dipl. Volkswirt Ch. Besters,<br />

stv. Vorsitzender des<br />

Vorstandes der KZV BW<br />

Bezirkszahnärztekammer Karlsruhe<br />

Ehrung der Berufsjubilare<br />

50 Jahre Approbation. In Baden-Baden empfing der Vorstand der BZK Karlsruhe die Berufsjubilare.<br />

Geehrt wurden für 50 Jahre Berufszugehörigkeit (1. R. v. l.) Dr. Ursula Herbstreith-<br />

Müller, Rastatt, Dr. Helga Bormann, Hockenheim, Dr. Heidi Unger, Stutensee, Dr. Ernst-Moritz<br />

Veiel, Rastatt, Dr. Heinz Finger, Mannheim, Dr. Hans-Dieter Best, Neckargemünd. (2.<br />

R. v. l.), Dr. Norbert Engel, Dr. Bernhard Jäger, Dr. Wolfgang Grüner <strong>und</strong> Dr. Volker Bracher.<br />

Am 24. September 2016 trafen sich<br />

die ehemaligen <strong>und</strong> diesjährigen<br />

Berufsjubilare im Anschluss an die<br />

Herbstkonferenz 2016 bei strahlendem<br />

Sonnenschein wieder in Baden-<br />

Baden.<br />

Foto: BZK Karlsruhe<br />

Beim Empfang auf der Terrasse des<br />

Kurhauses tauschten sich die geschätzten<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

zum Teil weit angereist, um dieses<br />

Treffen der „Ehemaligen“ nicht zu<br />

verpassen, untereinander <strong>und</strong> mit<br />

dem Vorstand der Bezirkszahnärztekammer<br />

bei guten Gesprächen aus.<br />

Auch der Vizepräsident der LZK<br />

Baden-Württemberg ließ es sich nicht<br />

nehmen, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.<br />

Anschließend wurden die Berufsjubilare<br />

des Jahres 2016 für 50 Jahre<br />

Berufszugehörigkeit vom Vorsitzenden<br />

der Bezirkszahnärztekammer<br />

<strong>und</strong> seinen Vorstandsmitgliedern mit<br />

Urk<strong>und</strong>e, Wein bzw. großem Blumenstrauß<br />

geehrt. Mit einem ausgedehnten<br />

festlichen Mittagessen endete<br />

dieses bei allen so beliebte traditionelle<br />

Treffen. BZK Karlsruhe<br />

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ZBW 12/2016


Personalia 63<br />

Nachruf Dr. Dr. Helmut Eisele<br />

Ein Leben im Dienst der Patienten<br />

<strong>und</strong> des Berufsstands<br />

Kurz vor dem Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit,<br />

auf den er sich mindestens<br />

so gefreut hat wie „seine Kinder“<br />

aus den Förderschulen, hat Dr. Dr.<br />

Helmut Eisele am 10.09.2016 leider<br />

den Kampf gegen seine schwere<br />

Krankheit verloren.<br />

Helmut Eisele, Jahrgang 1947,<br />

war seit 1. Juli 1977 Mitglied der<br />

Bezirkszahnärztekammer Stuttgart.<br />

Er hatte nach seinem Studium<br />

der Humanmedizin 1973 die Approbation,<br />

1974 die ärztliche Promotion<br />

<strong>und</strong> anschließend 1977 die<br />

Approbation als Zahnarzt erhalten.<br />

Seine zahnärztliche Promotion<br />

hat er 1981 beendet. Die Tätigkeit<br />

als Notfallarzt im Einsatz zu Beginn<br />

seines Berufslebens hat ihn<br />

sein ganzes Leben lang geprägt<br />

<strong>und</strong> sorgte dafür, dass er sich sein<br />

Leben lang bei konfrontativen<br />

Begegnungen gleich welcher Art<br />

durch sein besonnenes Auftreten<br />

Respekt erworben hat.<br />

Seit April 1984 bis zum Ende<br />

2013 war Dr. Dr. Eisele in seiner<br />

Praxis in Ostfildern als Zahnarzt<br />

niedergelassen. Als politisch interessierter<br />

Mensch kam Helmut<br />

Eisele bald danach zur Standespolitik.<br />

Im Esslinger Zahnärzteverein<br />

war er von Beginn an mit dabei <strong>und</strong><br />

dieses Engagement führte Anfang<br />

2001 zu seiner Wahl zum Kreisvorsitzenden<br />

der Kreisvereinigung<br />

Esslingen. Tatkräftig <strong>und</strong> kompetent<br />

führte er die Geschicke der<br />

Kreisvereinigung sehr erfolgreich<br />

bis 2012. Dabei gelang es ihm vorbildlich,<br />

die Kollegenschaft mit ihren<br />

Sorgen zu hören <strong>und</strong> sich den<br />

Mitarbeiterinnen in den Praxen<br />

<strong>und</strong> deren Fragestellungen zu widmen.<br />

Dieser Führungsstil brachte<br />

ihn ab 2005 als Mitglied in die<br />

Vertreterversammlungen der BZK<br />

Stuttgart <strong>und</strong> der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg.<br />

Seit 2003 arbeitete er in der Arbeitsgemeinschaft<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit<br />

im Landkreis Esslingen verantwortlich<br />

mit. Seine Tatkraft, Umsichtigkeit<br />

<strong>und</strong> sein vorausschauendes<br />

Handeln, verb<strong>und</strong>en mit<br />

seiner sympathischen Art, sorgten<br />

für eine sehr erfolgreiche Arbeit in<br />

der Kinder- <strong>und</strong> Jugendzahnpflege.<br />

Die Tätigkeit mit den Kindern<br />

machte ihm sehr große Freude <strong>und</strong><br />

so entstand die Idee des jährlichen<br />

Ausflugs mit den Kindern der<br />

Förderschulen am Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit<br />

in die Wilhelma in<br />

Stuttgart, um die Zahnges<strong>und</strong>heit<br />

anhand von Beispielen näherzubringen.<br />

Nicht wegzudenken ist<br />

seine außergewöhnliche Einsatzbereitschaft<br />

für die Patientenberatungsstelle<br />

im Bezirk Stuttgart.<br />

Seit 2005 hat er unermüdlich mitgearbeitet<br />

<strong>und</strong> sich stets konstruktiv<br />

eingebracht.<br />

Bis zuletzt trat er ruhig, aber bestimmt<br />

mit seinem prof<strong>und</strong>en Wissen<br />

<strong>und</strong> abger<strong>und</strong>et durch seine<br />

stille Heiterkeit für die Zahnärzteschaft<br />

auf. Seit Januar 2015 führte<br />

er gemeinsam mit ärztlichen Kollegen<br />

die Fachsprachenprüfung für<br />

ausländische Zahnärzte durch, was<br />

er mit viel Freude begleitete.<br />

Die Zahnärzteschaft im Bezirk<br />

Stuttgart trauert mit seiner Familie<br />

um diesen wertvollen Kollegen.<br />

Wir werden Helmut Eisele in seiner<br />

geliebten Lederjacke in Erinnerung<br />

behalten.<br />

Im Namen der Bezirkszahnärztekammer<br />

Stuttgart<br />

Dr. Konrad Bühler, Vorsitzender,<br />

Christine Martin, Geschäftsführerin<br />

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Plan International<br />

Deutschland e. V.<br />

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ZBW 12/2016


64<br />

Zu guter Letzt<br />

Fotos: Dr. Marcus Koch, INM/cc-NanoBioNet<br />

Schrulliges Naturfoto<br />

Der Waldschrat auf dem Eichenblatt<br />

Was man nicht alles auf einer Pflanze entdeckt: Zwei Augen, ein M<strong>und</strong> <strong>und</strong> mikroskopisch kleine Wachskristalle,<br />

die dafür sorgen, dass das Eichenblatt stets sauber bleibt.<br />

Was an das Gesicht eines verschlafenen Fabelwesens<br />

erinnert, ist in Wirklichkeit die Unterseite eines Eichenblatts,<br />

wenn man es durch ein hochauflösendes Elektronenmikroskop<br />

betrachtet. Die müden „Augen“ <strong>und</strong><br />

der halboffene „M<strong>und</strong>“ sind die sogenannten Spaltöffnungen<br />

im Blatt <strong>und</strong> regeln den Gasaustausch zwischen<br />

dem Inneren der Pflanze <strong>und</strong> der Umgebung.<br />

Wachskristalle. Die Blattoberfläche ist überzogen<br />

mit mikroskopisch kleinen Wachskristallen. Diese verleihen<br />

der Oberfläche eine raue Struktur. Die Mikrokristalle<br />

sind dafür verantwortlich, dass das Blatt extrem<br />

wasserabweisende Eigenschaften – eine sogenannte Superhydrophobie<br />

– besitzt <strong>und</strong> sich wie ein Lotus-Blatt<br />

verhält. Da Regentropfen recht geringen Kontakt zur<br />

Blattoberfläche haben, perlen sie durch die besondere<br />

Kombination der Oberflächenstruktur <strong>und</strong> -chemie ab<br />

<strong>und</strong> nehmen dabei alle vorhandenen Schmutzpartikel<br />

Fabelwesen. Das wasserabweisende Gesicht auf dem Eichenblatt (Abbildung oben).<br />

mit. Es tritt eine Art Selbstreinigungsmechanismus auf.<br />

Dadurch können sich auch Schädlinge wie Läuse oder<br />

Pilzsporen nicht dauerhaft an das Blatt heften <strong>und</strong> werden<br />

bei einem Regenguss ebenfalls runtergespült.<br />

Rasterelektronenmikroskop. Für die hier gezeigte<br />

Aufnahme wurde eine besondere Variante von Rasterelektronenmikroskopen<br />

verwendet. Damit lassen sich<br />

fragile Objekte aus der Natur, aber auch Gegenstände<br />

aus Kunststoff, Glas oder Keramik mit einer extrem hohen<br />

Auflösung von bis zu einigen Nanometern abbilden.<br />

Das abgelichtete Eichenblatt wurde von Marcus Koch<br />

vom Leibniz-Institut für Neue Materialien rasterelektronenmikroskopisch<br />

unter die Lupe genommen. Unter<br />

dem Titel „Neulich im Eichenwald“ hat es im Rahmen<br />

des Fotowettbewerbs „Nano-Bio-Momente“ den dritten<br />

Platz belegt.<br />

Miray Caliskan<br />

Nachdruck mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28.09.2016 © Alle Rechte vorbehalten.<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.<br />

ZBW 12/2016<br />

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Produktanzeige 65<br />

Presseinformationen<br />

Das Problem mit der Wasserprobe<br />

Medizinische Einrichtungen sind infektiologische<br />

Hochrisikobereiche. Neben der Oberflächenhygiene<br />

spielt dabei die Wasserhygiene<br />

eine zentrale Rolle. In zahnmedizinischen<br />

Einrichtungen darf laut Gesetz bei allen<br />

Anwendungen nur Wasser in Trinkwasserqualität<br />

verwendet werden. Ein Großteil der<br />

Zahnarztpraxen <strong>und</strong> -kliniken haben aufgr<strong>und</strong><br />

von mikrobiologischen, baulichen <strong>und</strong> designtechnischen<br />

Gründen erhebliche Probleme mit<br />

mikrobiell verkeimtem Wasser.<br />

Die RKI-Empfehlung von 2006 „Infektionsprävention<br />

in der Zahnheilk<strong>und</strong>e – Anforderungen<br />

an die Hygiene“ klärt hierzu in Kapitel 5 „Wasserführende<br />

Systeme“, durch wen <strong>und</strong> wie bei<br />

der mikrobiologischen Probenahme vorzugehen<br />

ist. Dabei gibt es drei Problembereiche. Es wird<br />

für die Durchführung der Probenahme seitens<br />

der Empfehlung unter anderem der Einsatz<br />

von „geschultem Personal“ vorgesehen. Dieser<br />

Begriff vom „geschulten Personal“ ist nicht<br />

genauer definiert <strong>und</strong> wird aktuell von den<br />

verschiedenen Beteiligten im Markt unterschiedlich<br />

interpretiert. Aber auch hier ist nur<br />

ein Weg der Richtige.<br />

Eine weitere Problematik ist, ein akkreditiertes<br />

Labor zu beauftragen <strong>und</strong> sowohl die Probennahme<br />

als auch Untersuchung rechtskonform<br />

durchzuführen <strong>und</strong> damit Rechtssicherheit für<br />

den Zahnarzt herzustellen. Geregelt wird dies in<br />

der DIN EN ISO 19458. Die DIN EN ISO 19458<br />

„Wasserbeschaffenheit – Probenahme für<br />

mikrobiologische Untersuchungen“ verlangt die<br />

Inaktivierung einer Wasserprobe zum Zeitpunkt<br />

der Probenahme. Dies wird im Bereich des<br />

Trinkwassers durchaus gewährleistet, indem<br />

die Probebecher mit einem Neutralisationsmittel<br />

(Natriumthiosulfat, Katalase etc.) dotiert<br />

werden.<br />

Diese Neutralisation greift jedoch nur für<br />

Desinfektionsmittel, welche entsprechend der<br />

Trinkwasserverordnung zugelassen sind, <strong>und</strong><br />

auch nur im zugelassenen Konzentrationsbereich.<br />

Da die im Dentalbereich eingesetzten<br />

Mittel oft keine dementsprechende Zulassung<br />

haben, kommt es zu einer weiteren Wirkung<br />

des Desinfektionsmittels auf die Wasserprobe.<br />

Probenahme verlangt die Inaktivierung einer<br />

Wasserprobe mit einem Neutralisationsmittel<br />

Proben dürfen nur von geschultem Personal<br />

genommen <strong>und</strong> akkreditierten Labors untersucht<br />

werden<br />

In letzter Konsequenz führt dies zu falsch<br />

negativen Probeergebnissen, welche den mikrobiellen<br />

Status der Einheit zum Zeitpunkt der<br />

Probenahme nicht wahrheitsgemäß widerspiegeln<br />

<strong>und</strong> damit nicht rechtskonform sind.<br />

Wie komplex <strong>und</strong> teilweise sogar unmöglich<br />

es ist, die verschiedenen im Dentalmarkt<br />

vorhandenen Desinfektionsmittel zu neutralisieren,<br />

verdeutlichen diverse Artikel <strong>und</strong><br />

Nachforschungen, die sich mit der Inaktivierung<br />

verschiedener Desinfektionsmittel<br />

auseinandersetzen, unter anderem mit dem<br />

großflächig eingesetzten Wasserstoffperoxid.<br />

Eine Neutralisation der wasserstoffperoxidhaltigen<br />

Proben findet nicht statt bzw. kann<br />

aktuell aus analysetechnischen Gründen nicht<br />

stattfinden. Das entsprechende Wissen ist bei<br />

vielen Probennehmern nicht vorhanden. Eine<br />

Konkretisierung der RKI-Empfehlung von 2006<br />

zu diesem Thema <strong>und</strong> verbindliche Standards<br />

wären dabei absolut empfehlenswert.<br />

BLUE SAFETY hat sich als Navigator für alle<br />

Fragen r<strong>und</strong> um die Wasserhygiene bewährt<br />

<strong>und</strong> sorgt mit dem SAFEWATER-Hygiene-<br />

Konzept dafür, dass die Hygienekette endlich<br />

wirksam, rechtssicher <strong>und</strong> kosteneffizient<br />

geschlossen wird. Gerade bei der Probennahme<br />

bewährt sich die SAFEWATER-Technologie, da<br />

das Wassersystem durch die tägliche Spülung<br />

die Vorgaben der Trinkwasserverordnung erfüllt<br />

<strong>und</strong> keine verfälschende Beeinflussung der<br />

Probe stattfindet.<br />

Kontakt zu Ihrem Wasserhgyieneexperten<br />

unter experte@bluesafety.com oder kostenfrei<br />

telefonisch unter 08 00/25 83 72 33<br />

BLUE SAFETY GmbH • www.bluesafety.com<br />

Biozidprodukte vorsichtig verwenden. Vor Gebrauch stets Etikett<br />

<strong>und</strong> Produktinformation lesen.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Die Beiträge dieser Rubrik beruhen auf Informationen der Hersteller <strong>und</strong> geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

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