Tue Gutes und rede darüber
Ausgabe 12/2016
Ausgabe 12/2016
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www.swr/herzenssache<br />
www.don-bosco-mondo.de<br />
www.hilfe-zur-selbsthilfe.de<br />
12/2016<br />
ahn<br />
ärzte<br />
blatt<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
Informationen<br />
» aus mit der Informationen Zahn-, M<strong>und</strong>- aus <strong>und</strong> der<br />
Kieferheilk<strong>und</strong>e<br />
Zahn-, M<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Kieferheilk<strong>und</strong>e<br />
www.stiftung-hdz.de<br />
www.german-doctors.de<br />
LEITARTIKEL<br />
Soziales Engagement<br />
ist wichtiger denn je<br />
TITELTHEMA<br />
<strong>Tue</strong> <strong>Gutes</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>rede</strong> <strong>darüber</strong><br />
PRAXIS<br />
Neue Regelungen<br />
im Röntgenbereich<br />
PARODONTITISTHERAPIE<br />
Adjuvante systemische<br />
Antibiotika
Betr.: Soziales Engagement<br />
Editorial 3<br />
» Soziales Engagement. Das soziale<br />
<strong>und</strong> gesellschaftliche Engagement der Zahnärztinnen<br />
<strong>und</strong> Zahnärzte in Baden-Württemberg ist vielfältig<br />
<strong>und</strong> spiegelt sich in zahlreichen Initiativen wider. Das<br />
Spektrum reicht von internationalen Einsätzen über<br />
nationale Projekte bis zur Unterstützung von Einrichtungen<br />
direkt vor der eigenen Haustür. Alle Hilfsorganisationen<br />
<strong>und</strong> Initiativen verfolgen dabei das gleiche<br />
Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Dabei spielt es<br />
keine Rolle, ob es sich um finanzielle (zahn)medizinische<br />
oder menschliche Unterstützung handelt, was<br />
zählt ist das aktive Engagement.<br />
Besonders deutlich wird das persönliche Engagement<br />
bei den vielen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
die schon seit Jahren regelmäßig in arme Länder<br />
gehen, um Menschen zu helfen. Und das alles mit<br />
finanzieller Eigenbeteiligung <strong>und</strong> unter Einsatz des<br />
Jahresurlaubs. Viele setzen ihr Engagement auch im<br />
Ruhestand fort. Einzelne finden erst nach der Berufstätigkeit<br />
Zeit für humanitäre Projekte.<br />
Eine erfolgreiche Spendenaktion<br />
war bis Ende dieses Jahres die<br />
Aktion Z – Altgold für die Dritte Welt, für die in<br />
Baden-Württemberg <strong>und</strong> in Nordrhein über 400 Zahnärztinnen<br />
<strong>und</strong> Zahnärzte ihre Patienten motivierten,<br />
nicht benötigtes Altgold zu spenden.<br />
Seit Beginn der Aktion im Jahr 1987 kam die beachtliche<br />
Spendensumme von über sechs Millionen<br />
Euro zusammen, die über die Organisationen Don<br />
Bosco Mondo e. V., Bonn, Hilfe zur Selbsthilfe Dritte<br />
Welt e. V., Dossenheim, <strong>und</strong> Ärzte für die Dritte Welt,<br />
German Doctors e. V., Bonn, Hilfsprojekten in Afrika,<br />
Asien <strong>und</strong> Lateinamerika zugute kamen.<br />
» Perspektiven. Damit dieses Engagement<br />
auch in Zukunft Früchte trägt <strong>und</strong> die Hilfsorganisationen<br />
weiter ihre Projekte fortführen können, konnte<br />
das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />
für Lepra- <strong>und</strong> Notgebiete<br />
e. V. (HDZ) unter seinem Vorsteher<br />
Dr. Klaus Winter gewonnen werden. Das HDZ steht<br />
unter der Schirmherrschaft der B<strong>und</strong>eszahnärztekammer<br />
<strong>und</strong> hat bereits in der Vergangenheit mit<br />
den drei bislang von der Aktion Z unterstützten<br />
Organisationen zusammengearbeitet. Neu hinzugekommen<br />
ist Herzenssache e. V.,<br />
die Kinderhilfsaktion von SWR,<br />
SR <strong>und</strong> Sparda-Bank. Der SWR hat sein<br />
Sendegebiet im Saarland, in Rheinland Pfalz <strong>und</strong> in<br />
Baden-Württemberg. Nunmehr unterstützen auch die<br />
Zahnärzteschaft Rheinland Pfalz <strong>und</strong> die des Saarlandes<br />
zusammen mit der baden-württembergischen<br />
Zahnärzteschaft die Spendeninitiative zugunsten<br />
von HDZ <strong>und</strong> Herzenssache e. V. Dabei werden die<br />
bisherigen Projekte über das HDZ mit 75 Prozent<br />
aus dem Spendenerlös in Zukunft gefördert <strong>und</strong><br />
Herzenssache e. V. erhält 25 Prozent, um Projekte<br />
im Sendegebiet des SWR zu fördern.<br />
Die ZBW-Redaktion stellt daher das soziale Engagement<br />
in den Mittelpunkt dieses Themenheftes,<br />
um über die Neuausrichtung zu informieren<br />
sowie die Organisationen HDZ, Herzenssache e. V.,<br />
Don Bosco Mondo e. V., Hilfe zur Selbsthilfe e. V.<br />
<strong>und</strong> German Doctors e. V. vorzustellen.<br />
Ob große oder kleine Hilfsinitiativen, das soziale<br />
Engagement der Zahnärzteschaft ist ein wichtiger<br />
Beitrag zu mehr Menschlichkeit in unserer Gesellschaft.<br />
Dies wird auch in der Öffentlichkeit immer<br />
mehr anerkannt. Deswegen trägt das Vorbild der<br />
Zahnärzteschaft dazu bei, dass sich auch andere –<br />
Einzelpersonen oder gesellschaftliche Gruppen – in<br />
Hilfsprojekten engagieren oder Eigeninitiativen ins<br />
Leben rufen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> stellt das ZBW auch<br />
Initiativen von Einzelpersonen beispielhaft vor.<br />
Die Pressedokumentation des Informationszentrums<br />
Zahnges<strong>und</strong>heit – eine Einrichtung der Zahnärzteschaft<br />
Baden-Württemberg (IZZ) hat das Soziale Engagement<br />
des Berufsstandes im Spiegel der Medien seit 1993<br />
in insgesamt sechs Bänden zusammengefasst: In<br />
diesen Bänden finden sich Berichte über Initiativen von<br />
Zahnärzten aus Baden-Württemberg. Sie können beim<br />
IZZ bestellt werden unter Tel: 0711/222966-13, Fax:<br />
0711/222966-20 oder E-Mail: presse@t-online.de.<br />
» Dank. Wir möchten als ZBW-Redaktion Ihnen,<br />
liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser, danken. Danken für das<br />
Miteinander, Ihre konstruktive Begleitung des Zahnärzteblattes<br />
Baden-Württemberg <strong>und</strong> für die stets gute<br />
dialogorientierte Kommunikation. Bereits jetzt richten<br />
wir unseren Blick auf Themen <strong>und</strong> Hefte im neuen Jahr<br />
<strong>und</strong> freuen uns auf Weihnachten <strong>und</strong> den Jahreswechsel.<br />
Ihnen liebe Leserin, lieber Leser, wünschen wir<br />
frohe Weihnachtstage. Herausgeber <strong>und</strong> Redaktion<br />
möchten mit Ihnen im neuen Jahr an den guten Dialog<br />
anknüpfen. Über viele Impulse, Anregungen <strong>und</strong> konstruktive<br />
Kritik freut sich Ihre Redaktion.<br />
» johannes.clausen@izz-online.de<br />
Collage: Fotolia/IZZ<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
4 Inhalt<br />
Leitartikel<br />
Titelthema<br />
Dr. Simone Schelberg<br />
7<br />
Soziales Engagement ist wichtiger denn je<br />
16<br />
German Doctors e. V.<br />
Unermüdlich im Einsatz für Bedürftige<br />
3<br />
Titelthema<br />
Neue Wege des sozialen Engagements<br />
18<br />
Corporate Social Responsibility (CSR)<br />
in der Unternehmensführung<br />
Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg<br />
8<br />
Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- <strong>und</strong><br />
Notgebiete e. V. (HDZ)<br />
Von dem guten Gefühl,<br />
etwas zum Besseren zu verändern<br />
22<br />
Dental International Aid Networking Organisation<br />
Hilfsorganisation mit Schwerpunkt Karibik<br />
10<br />
Herzenssache e. V. – die Kinderhilfsaktion von<br />
SWR, SR <strong>und</strong> Sparda-Bank<br />
Seit 2000 die Kinderhilfsaktion in Ihrer Region<br />
11<br />
Die Zahnärzteschaft lebt nicht allein…<br />
Kommentar von Dr. Bernhard Jäger<br />
24<br />
Nachhaltiges zahnmedizinisches Hilfsprojekt in Afrika<br />
„Zahnmedizinische Heimat ist Eritrea“<br />
26<br />
Apollonia-Preis der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe<br />
Auszeichnung für Myanmar-Projekt<br />
12<br />
Don Bosco Mondo e. V.<br />
Einsatz für benachteiligte<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
14<br />
Hilfe zur Selbsthilfe – Dritte Welt e. V.<br />
Den Armen die Hand reichen<br />
27<br />
Behandlung von Menschen mit Behinderung<br />
Das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu tun<br />
ZBW 11/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Inhalt<br />
5<br />
Titelthema<br />
Fortbildung<br />
38<br />
Parodontitistherapie<br />
Adjuvante systemische Antibiotika<br />
28<br />
29<br />
Patienten unterstützen Hilfsprojekte<br />
<strong>Gutes</strong> tun mit Zahngold<br />
Zeitungsbericht über Zahnärzte-Einsatz in Ladakh<br />
Das Lächeln des Himalaya<br />
42<br />
DentEvent „Beruf & Familie“ 2016<br />
der KZV BW <strong>und</strong> LZK BW<br />
Berufsziel Niederlassung<br />
Kommunikation<br />
30<br />
31<br />
Engagement für Flüchtlinge<br />
Krocki bei den Flüchtlingskindern<br />
Berufspolitik<br />
Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit Baden-Württemberg<br />
Aktive Versorgungssteuerung<br />
44<br />
45<br />
46<br />
Medien berichten im September<br />
besonders häufig über Zahnmedizin-Themen<br />
Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit bringt Monatshoch<br />
Forum Zahnges<strong>und</strong>heit<br />
auf den 34. Allmendinger Ges<strong>und</strong>heitstagen<br />
Attraktives Ges<strong>und</strong>heitsangebot für die Region<br />
Fachdental Südwest<br />
Ideale Plattform<br />
Versorgungsanstalt<br />
Aktuell 1/2016<br />
Satzungsänderungen<br />
32<br />
34<br />
36<br />
37<br />
Standespolitische Nachwuchstagung<br />
von BZK Tübingen <strong>und</strong> KZV BW, BD Tübingen<br />
Bedeutung der Selbstverwaltung<br />
Analyse zahnärztlicher Existenzgründungen 2015<br />
Große Bandbreite bei Übernahmepreisen<br />
Informationsveranstaltung für Berufsberater/innen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsvermittler/innen<br />
Finden. Ausbilden. Binden<br />
Politik<br />
Dialog-Begegnungen im Königsbau<br />
Gespräch mit Stefan Teufel MdL<br />
Rubrik<br />
47 Praxis<br />
51 Termine<br />
52 Kultur<br />
54 Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />
Internet<br />
57 Amtliche Mitteilungen<br />
57 Impressum<br />
58 Personalia<br />
64 Zu guter Letzt<br />
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Mehr Infos über das soziale<br />
Engagement der Zahnärzteschaft<br />
finden sich unter:<br />
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ZBW 11/2016
Leitartikel 7<br />
Soziales Engagement ist wichtiger denn je<br />
Die soziale Kluft zwischen Arm <strong>und</strong> Reich wird in Deutschland immer größer <strong>und</strong><br />
betrifft vor allem Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Die Studie des ersten Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsberichts<br />
der Landesregierung Baden-Württemberg zeigt: Vor allem kinderreiche<br />
Familien <strong>und</strong> Alleinerziehende sind armutsgefährdet.<br />
Soziales Engagement wird immer wichtiger. Als modernes<br />
Medienunternehmen steht auch der Südwest r<strong>und</strong>funk<br />
(SWR) zu seiner Verantwortung <strong>und</strong> leistet mit seiner<br />
Kinderhilfsaktion Herzenssache seinen Beitrag, die öffentliche<br />
Aufmerksamkeit auf diese wichtigen Themen<br />
zu lenken. Auch die über 40 Initiativen von Zahnärztinnen<br />
<strong>und</strong> Zahnärzten in Baden-Württemberg engagieren<br />
sich seit vielen Jahren vorbildlich für soziale Zwecke.<br />
Es freut mich besonders, dass sich ab 2017 diese starken<br />
Partner zusammentun, um gemeinsam mit ihrem sozialen<br />
Engagement <strong>Gutes</strong> zu tun.<br />
Die bisherige Aktion Z –<br />
Altgold für die Dritte Welt<br />
der baden-württembergischen<br />
Zahnärztinnen <strong>und</strong><br />
Zahnärzte expandiert <strong>und</strong><br />
nimmt Herzenssache als<br />
neuen Spendenempfänger<br />
mit an Bord. Bisher flossen<br />
alle Spenden der Aktion ins<br />
Ausland. Es ist w<strong>und</strong>erbar,<br />
dass nun auch Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche im Südwesten<br />
Deutschlands von dieser<br />
vorbildlichen Aktion der<br />
Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte<br />
<strong>und</strong> ihrer Patientinnen<br />
<strong>und</strong> Patienten profitieren<br />
werden. Je ein Viertel der<br />
Spenden gehen unter dem Dach des Hilfswerks Deutscher<br />
Zahnärzte für Lepra- <strong>und</strong> Notgebiete e. V. (HDZ)<br />
ab 2017 an Herzenssache e. V., Don Bosco Mondo e. V.,<br />
Verein Hilfe zur Selbsthilfe Dritte Welt e. V. <strong>und</strong> die German<br />
Doctors.<br />
Sie, liebe Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte in Baden-Württemberg,<br />
helfen somit ab nächstem Jahr sowohl Kindern<br />
vor der eigenen Haustür als auch weltweit. Danke, dass<br />
Sie Ihre Patientinnen <strong>und</strong> Patienten auf die Möglichkeit<br />
hinweisen, dass sie mit ihrer Zahngoldspende viel <strong>Gutes</strong><br />
tun können. Gerne stelle ich Ihnen Herzenssache kurz vor,<br />
um Ihnen zu zeigen, wieviel wir mit Ihrem Engagement<br />
bewegen können: Herzenssache e. V. ist die Kinderhilfsaktion<br />
von Südwestr<strong>und</strong>funk (SWR), Saarländischem<br />
R<strong>und</strong>funk (SR), der Sparda-Bank Baden-Württemberg<br />
<strong>und</strong> der Sparda-Bank Südwest <strong>und</strong> steht für das soziale<br />
Engagement dieser Unternehmen. Gr<strong>und</strong>lage ist die Vision<br />
eines menschenwürdigen Lebensumfelds, das allen<br />
Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen im Südwesten Deutschlands<br />
gleiche Chancen eröffnet. Das erste Ziel ist dabei die<br />
Mehrung des Gemeinwohls. Auch die Schwächsten sollen<br />
mit der Hilfe von Herzenssache zu starken, sicheren<br />
<strong>und</strong> mündigen Persönlichkeiten heranwachsen, die dann<br />
unsere weitere Zukunft kraftvoll gestalten können. Der<br />
SWR informiert sein Publikum generationenübergreifend<br />
über Brennpunktthemen r<strong>und</strong> um Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
<strong>und</strong> ruft dabei auch zum Spenden <strong>und</strong> Mitmachen auf.<br />
Gegründet von Journalisten, die nicht nur über Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche berichten, sondern auch helfen wollten,<br />
hat Herzenssache seit Vereinsgründung im Jahr 2000 über<br />
29 Millionen Euro Spenden<br />
eingenommen <strong>und</strong> damit<br />
r<strong>und</strong> 800 regionale Hilfsprojekte<br />
für Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche in Rheinland-<br />
Pfalz, Baden-Württemberg<br />
<strong>und</strong> im Saarland gefördert.<br />
Der Verein setzt dabei auf<br />
innovative Ideen <strong>und</strong> Projekte<br />
in der Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />
<strong>und</strong> leistet Hilfe<br />
zur Selbsthilfe. Wichtige<br />
Kriterien bei der Auswahl<br />
eines Herzenssache-Projekts<br />
sind Zukunftsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Nachhaltigkeit.<br />
Das in unseren Funkhäusern<br />
gewachsene soziale<br />
Engagement ist ein Leitbild,<br />
das wir in unserer täglichen Arbeit mit Leben füllen<br />
<strong>und</strong> vervielfältigen. Mehr als 3500 Ehrenamtliche aus<br />
dem Südwesten Deutschlands sind bis heute für Herzenssache<br />
aktiv geworden. Viele Menschen haben sich mit<br />
eigenen Aktionen engagiert <strong>und</strong> damit gesellschaftliche<br />
Verantwortung im besten Sinne übernommen. Wir freuen<br />
uns sehr, dass sich ab 2017 auch viele Zahnarztpraxen<br />
<strong>und</strong> Ihre Patientinnen <strong>und</strong> Patienten in Baden-Württemberg,<br />
in Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> im Saarland für Herzenssache<br />
engagieren werden. Soziales Engagement ist eine<br />
wichtige <strong>und</strong> unverzichtbare Stütze unserer Gesellschaft.<br />
Danke, dass Sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Gemeinsam<br />
können wir wirklich viel bewegen.<br />
Foto: Herzensache e. V.<br />
Dr. Simone Schelberg,<br />
Vorsitzende der SWR Herzenssache<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
8<br />
Titelthema<br />
Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- <strong>und</strong> Notgebiete e. V. (HDZ)<br />
Von dem guten Gefühl, etwas<br />
zum Besseren zu verändern<br />
Das HDZ ebnet armen <strong>und</strong> kranken Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen Wege aus<br />
der Perspektivlosigkeit. Sie werden durch eine ganzheitliche Erziehung<br />
<strong>und</strong> Bildung gefördert, um sich eines Tages wieder selbst helfen zu<br />
können. Dr. Klaus Winter, Vorsteher der Stiftung HDZ, berichtet von der<br />
Arbeit der Hilfsorganisation.<br />
Nairobi. Hannah ist die „Mutter Teresa“ des Mogra-Zentrums in Nairobi/Kenia. Sie<br />
war einst von der Dominikanerin Sr. Luise aus diesem Zentrum gerettet worden <strong>und</strong><br />
kümmert sich nun selbst um die Kinder in dem Slum.<br />
Es ist früh am Morgen im Hafengebiet<br />
von Tema bei Accra, der Hauptstadt<br />
von Ghana an der Westküste<br />
Afrikas. H<strong>und</strong>erte von zerlumpten<br />
Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, die<br />
die Nacht im Freien verbracht haben,<br />
sind auf der Suche nach einer<br />
Waschgelegenheit oder nach einem<br />
heißen Getränk. Ein Salesianerpater<br />
taucht auf. Es dauert keine Minute<br />
<strong>und</strong> er ist umringt von einer Gruppe<br />
von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, die<br />
ihn fröhlich begrüßen, ihm die Hand<br />
drücken, aber auch ihre Nöte vorbringen.<br />
Der eine hat Zahnschmerzen,<br />
der andere braucht dringend<br />
eine neue Hose <strong>und</strong> fast alle fragen,<br />
ob er ihnen eine Arbeit beschaffen<br />
kann.<br />
Mittendrin. An einem dieser<br />
Tage bin ich, sonst ganztägig in<br />
Bad Lauterberg im Harz zusammen<br />
mit meiner Frau als Zahnarzt<br />
tätig, mittendrin in Schwarzafrika.<br />
Ich interessiere mich für die Situation<br />
vor Ort, denn ich bin zugleich<br />
Vorsitzender des Hilfswerks Deutscher<br />
Zahnärzte für Lepra- <strong>und</strong><br />
Notgebiete. In diesem Moment trägt<br />
mir Pater Ivan, ein Salesianer, sein<br />
Anliegen vor. Hier in Tema leben<br />
100.000 Menschen in unwürdigen<br />
Verhältnissen. Sie stammen meist<br />
aus dem Norden des Landes, wo die<br />
Trockenheit in den Savannen <strong>und</strong> in<br />
der Folge auch die Armut der von<br />
der Landwirtschaft lebenden Menschen<br />
zunimmt.<br />
Jugendzentren. Die Salesianer<br />
Don Boscos, bei denen ich zu Gast<br />
bin <strong>und</strong> denen Pater Ivan angehört,<br />
sind in der Nähe des Hafengebietes<br />
zu Hause. Sie nehmen sich besonders<br />
der Straßenkinder an. Aber sie<br />
spüren: Es reicht nicht, sie ab <strong>und</strong> zu<br />
karitativ zu betreuen oder mit ihnen<br />
zu spielen <strong>und</strong> Sport zu treiben. Es<br />
entstand der Plan, ein Jugendzentrum<br />
zu bauen, in dem täglich Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche zusammenkommen<br />
können, um Hausaufgaben zu machen<br />
<strong>und</strong> ihre Freizeit sinnvoll zu<br />
gestalten. Auch berufliche Ausbildungskurse<br />
sollten dort angeboten<br />
werden, damit die Jugendlichen bessere<br />
Chancen bei der Arbeitssuche<br />
bekommen. Solche Einrichtungen<br />
der Salesianer Don Boscos haben<br />
sich in aller Welt bewährt. Deshalb<br />
stimme ich dem Plan zu, das Zentrum<br />
zu bauen, für das die Stadt Tema<br />
schon ein Gr<strong>und</strong>stück angeboten hat.<br />
Dies alles geschah vor 20 Jahren, inzwischen<br />
steht das Jugendzentrum<br />
Ashaiman <strong>und</strong> wird von H<strong>und</strong>erten<br />
Jugendlichen aus der Umgebung mit<br />
Erfolg genutzt. Die Kosten lagen bei<br />
insgesamt 500.000 Euro.<br />
Wie alles begann. Ende der<br />
70er-Jahre habe ich den Gründer<br />
des Hilfswerkes, den Kollegen Carl<br />
Heinz Bartels aus Göttingen, kennengelernt.<br />
C. H. Bartels, der 2001<br />
im Alter von 80 Jahren verstorben<br />
ist, war der damalige „berufspolitische<br />
Statthalter“ Göttingens. Ich<br />
war fasziniert von seinem berufspolitischen<br />
Selbstverständnis, aber vor<br />
allem von seinem karitativen Engagement.<br />
Ich suchte den Kontakt<br />
zu ihm <strong>und</strong> es dauerte nicht lange,<br />
da entwickelte sich ein herzliches<br />
Verhältnis. Als Mitglied des Lions<br />
Club Südharz hatte ich mich seit<br />
1979 bereits an vielen humanitären<br />
<strong>und</strong> karitativen Aufgaben im In- <strong>und</strong><br />
Ausland beteiligt, sodass ich mich<br />
von C. H. Bartels Idee, Leprakranken<br />
<strong>und</strong> in Not geratenen Menschen<br />
zu helfen, schnell anstecken ließ.<br />
Seitdem arbeiteten wir gemeinsam<br />
in fre<strong>und</strong>schaftlicher Verb<strong>und</strong>enheit<br />
an diesem großen Ziel.<br />
Hilfe zur Selbsthilfe. Das Hilfswerk<br />
Deutscher Zahnärzte für Lepra-<br />
<strong>und</strong> Notgebiete (kurz HDZ<br />
genannt) ging 1987 aus der Initiative<br />
„Patenschaft niedersächsischer<br />
Zahnärzte für Lepragebiete“ (1981<br />
gegründet) hervor <strong>und</strong> ist eine Stiftung<br />
bürgerlichen Rechts. Während<br />
seines inzwischen fast 30-jährigen<br />
Bestehens förderte das Hilfswerk<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Titelthema 9<br />
über die bisher bekannten Schwerpunkte<br />
der Stiftungsarbeit hinaus<br />
Maßnahmen der Ausbildung von<br />
Kindern <strong>und</strong> der medizinischen Versorgung<br />
der Bevölkerung überall in<br />
der Welt – besonders in Osteuropa,<br />
Südamerika, Indien, Pakistan,<br />
Südostasien <strong>und</strong> Afrika. Der Gesamtwert<br />
der Hilfen erreichte ein<br />
Volumen von über 33 Mio. Euro, inbegriffen<br />
sind die „von Hand“ verpackten<br />
210 Zahnstationen mit allem<br />
Drum <strong>und</strong> Dran, die ihren Weg<br />
von Göttingen aus in die Entwicklungsländer<br />
machten. Dabei wurde<br />
stets darauf geachtet, dass diese Hilfe<br />
immer eine Hilfe zur Selbsthilfe<br />
sein sollte, für Menschen, die sich<br />
selbst (noch) nicht helfen können.<br />
Ghana. Das Jugendzentrum Ashaiman in Ghana wird von H<strong>und</strong>erten Jugendlichen<br />
aus der Umgebung mit Erfolg genutzt.<br />
Fotos: HDZ<br />
Altgoldsammlung. Die Größenordnung<br />
weltweiter Hilfsmaßnahmen<br />
konnte jedoch erst durch die<br />
nun seit 27 Jahren durchgeführte<br />
Altgoldsammelaktion erreicht werden.<br />
Das praxisgerechte Sammeln<br />
von Zahnaltgold in verteilten, an<br />
das Hilfswerk adressierten Umschlägen<br />
(nicht anonym in Sammeldosen)<br />
wurde schnell b<strong>und</strong>esweit<br />
mit tatkräftiger Unterstützung<br />
durch die B<strong>und</strong>eszahnärztekammer<br />
umgesetzt. Tausende mit ausgedientem<br />
Edelmetall (<strong>und</strong> manchem<br />
extrahierten Zahn daran) bestückter<br />
Tüten erreichten fortan jährlich<br />
das Hilfswerk. Diese Sendungen<br />
müssen nicht nur mit Handschuhen<br />
<strong>und</strong> M<strong>und</strong>schutz ausgepackt, gewogen<br />
<strong>und</strong> auch mit Informationen<br />
<strong>und</strong> Spendenquittungen beantwortet,<br />
sondern auch unter möglichst<br />
hygienischen Kautelen bis zur Einschmelzung<br />
verwahrt werden. Mit<br />
sicherem, verständnisvollem Blick<br />
erkannte meine Frau meine Notlage,<br />
die durch diesen zusätzlichen<br />
Zeitaufwand auf mich zukam, <strong>und</strong><br />
sorgte deshalb sofort für eine gute<br />
Lösung: Als Ehefrau <strong>und</strong> Kollegin<br />
stand sie seit 1989 zwanzig Jahre<br />
lang für diesen Aufgabenbereich als<br />
sogenannte „Sonderbeauftragte für<br />
Altgoldsendungen“ dem HDZ zur<br />
Seite <strong>und</strong> wurde danach – ebenfalls<br />
ehrenamtlich – von einem zahnärztlichen<br />
Ruheständler abgelöst.<br />
Schirmherrschaft. Heute können<br />
wir jährlich aus den Altgold-<br />
Erlösen (die uns ohne die üblichen<br />
Scheidekosten von der Firma Heraeus-Kulzer<br />
vergütet werden) ungefähr<br />
sechs bis acht Kindersiedlungen<br />
oder Waisenhäuser für je 100<br />
Kinder in Lepragebieten oder am<br />
Rande der Slums – weg von den<br />
Müllbergen – vor den Großstädten<br />
der Entwicklungsländer bauen. Die<br />
Schirmherrschaft übernahm unsere<br />
ehemalige B<strong>und</strong>estagspräsidentin<br />
Prof. Dr. Rita Süssmuth <strong>und</strong> ab<br />
2010 die B<strong>und</strong>eszahnärztekammer.<br />
Zum Helfen berufen. Als Vorsitzender<br />
unserer Stiftung <strong>und</strong> Berufstätiger<br />
musste ich mich oft fragen<br />
lassen, ob diese Arbeit in der Freizeit<br />
zu schaffen sei. Für die Arbeit<br />
im Hilfswerk blieben zwar nur das<br />
Wochenende <strong>und</strong> die Ferien sowie<br />
jede freie Minute, die Beruf <strong>und</strong><br />
Familie ließ. Aber so geht es allen,<br />
die an dieser Aufgabe mitarbeiten,<br />
denn wirkliches Helfen ist nicht<br />
nur Beruf, sondern auch Berufung,<br />
die mich seit unserer Praxisabgabe<br />
vor sechs Jahren nun ganz erfüllt.<br />
Wenn man diese humanitäre, karitative<br />
Tätigkeit als Bereicherung<br />
der eigenen Lebensanschauung <strong>und</strong><br />
Lebenswerte <strong>und</strong> als notwendiges<br />
soziales Engagement besonders als<br />
Mitglied unseres Berufsstandes ansieht,<br />
dann kann diese Arbeit nicht<br />
zur Last werden.<br />
Aufbruchstimmung. Wer einmal<br />
das unendliche Leid in den<br />
Vororten einer südamerikanischen<br />
Großstadt, die überfüllten Etagen<br />
eines Armenkrankenhauses, das<br />
Dahinvegetieren in den Hütten der<br />
Leprakranken, die nach wie vor als<br />
Aussätzige geächtet werden, miterlebt<br />
hat, der weiß, dass jede Hilfe<br />
ein Stück Hoffnung bringt auf ein<br />
Leben, das lebenswerter ist. Es ist<br />
interessant, dass in vielen Entwicklungsländern<br />
auch eine Aufbruchstimmung<br />
zu spüren ist, wenn Hilfe<br />
kommt – auch wenn sie noch so gering<br />
ist. Wenn jemand beginnt, die<br />
Verhältnisse zu verbessern, dann<br />
strahlt das aus <strong>und</strong> viele werden<br />
durch die Tatkraft <strong>und</strong> das Beispiel<br />
der Initiatoren angesteckt.<br />
Dr. Klaus Winter,<br />
Vorsteher der Stiftung Hilfswerk<br />
Deutscher Zahnärzte für<br />
Lepra- <strong>und</strong> Notgebiete e. V.<br />
Info<br />
Das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte,<br />
1987 aus einer Vorgängerinstitution<br />
heraus als „Stiftung<br />
Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />
für Lepra- <strong>und</strong> Notgebiete, Göttingen“<br />
gegründet, unterstützte<br />
zuerst vor allem leprakranke<br />
Menschen. Während die Krankheit<br />
bei uns kaum vorkommt,<br />
werden in Entwicklungsländern<br />
jedes Jahr zwischen 300.000 <strong>und</strong><br />
800.000 Menschen infiziert. Mit<br />
Hausbauprogrammen, Berufsbildungszentren<br />
<strong>und</strong> medizinischen<br />
Stationen unterstützt das HDZ<br />
auch heute viele leprakranke<br />
Menschen dabei, ihre Krankheit<br />
zu überwinden <strong>und</strong> ihre soziale<br />
Situation zu verbessern.<br />
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ZBW 12/2016
10<br />
Titelthema<br />
Herzenssache e. V. – die Kinderhilfsaktion von SWR, SR <strong>und</strong> Sparda-Bank<br />
Seit 2000 die Kinderhilfsaktion in Ihrer Region<br />
Herzenssache hilft Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in Baden-Württemberg,<br />
Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> im Saarland. Sie zu schützen, zu unterstützen <strong>und</strong><br />
stark zu machen – das ist die Aufgabe von Herzenssache. Südwestr<strong>und</strong>funk,<br />
Saarländischer R<strong>und</strong>funk, Sparda-Bank Baden-Württemberg<br />
<strong>und</strong> Sparda-Bank Südwest haben im Jahr 2000 den gemeinnützigen<br />
Verein gegründet <strong>und</strong> finanzieren Personal <strong>und</strong> Verwaltung. So kommen<br />
Ihre Spenden Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in Ihrer Region zugute.<br />
Kinderhospiz. Die Baustelle Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospizes an der Diemershaldenstraße<br />
in Stuttgart.<br />
Seit Vereinsgründung hat Herzenssache<br />
800 Hilfsprojekte für<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche im Südwesten<br />
gefördert – mit insgesamt<br />
r<strong>und</strong> 29 Millionen Euro. Mehr als<br />
3.500 Ehrenamtliche aus Baden-<br />
Württemberg, Rheinland-Pfalz<br />
<strong>und</strong> dem Saarland haben uns<br />
durch ihre kleinen <strong>und</strong> großen Initiativen<br />
<strong>und</strong> Aktionen beim Spendensammeln<br />
unterstützt. So tun<br />
wir im Südwesten gemeinsam viel<br />
<strong>Gutes</strong> für Kinder in unserer Nachbarschaft.<br />
Neonatalbegleitung. Auf eine<br />
Geburt zwölf Wochen vor dem<br />
Termin ist niemand vorbereitet.<br />
Der Verein Das Frühchen hilft den<br />
Eltern im Rhein-Neckar-Kreis,<br />
diese schwierigen Zeiten in der<br />
Foto: Herzenssache e. V.<br />
Klinik aber auch in den Wochen<br />
danach zu Hause durchzustehen,<br />
doch die Kosten sind nicht gedeckt.<br />
Frida <strong>und</strong> Clara mussten in<br />
der 28. Schwangerschaftswoche<br />
geholt werden. Die ersten fünf<br />
Monate verbrachten sie im Krankenhaus,<br />
dann durften sie mit<br />
Magensonde <strong>und</strong> Überwachungsmonitor<br />
nach Hause. Die ausgebildete<br />
Neonatalbegleiterin <strong>und</strong><br />
selbst Mutter von zwei Frühchen<br />
Simone Engelhardt begleitete die<br />
Familie in dieser schwierigen<br />
Zeit. „Das war für uns ein Segen“<br />
erinnert sich Zwillingsmama Karena.<br />
Da die Zahl der extrem früh<br />
geborenen Kinder steigt, braucht<br />
der Verein dringend eine zweite<br />
Neonatalbegleiterin <strong>und</strong> ein Fahrzeug,<br />
um die Familien zu Hause<br />
besuchen zu können. Herzenssache<br />
möchte mit Ihren Spenden<br />
die Kosten für das Fahrzeug <strong>und</strong><br />
für die Ausbildungskosten der<br />
Neonalalbegleiterin decken.<br />
Kinderhospiz. Anna <strong>und</strong> Marie<br />
wirkten wie ges<strong>und</strong>e Zwillinge<br />
doch seit dem siebten Lebensjahr<br />
fangen sie an zu erblinden. Die<br />
11-jährigen Mädchen leider an<br />
einer unheilbaren Erbkrankheit,<br />
vereinfacht „Kinderdemenz“ genannt.<br />
„Der Bef<strong>und</strong> hat uns den<br />
Boden unter den Füßen weggerissen“<br />
erinnert sich Mutter Andrea,<br />
selbst Kinderärztin. „Wir sind<br />
sehr froh, dass es hier bald ein<br />
Kinderhospiz gibt, wo wir auftanken<br />
können <strong>und</strong> die ganze Familie<br />
Unterstützung findet“.<br />
In Stuttgart entsteht derzeit das<br />
erste stationäre Kinderhospiz in<br />
Baden-Württemberg, eine Oase,<br />
in der Familien mit schwerstkranken<br />
Kindern bis zu 28 Tage pro<br />
Jahr immer wieder Kraft schöpfen<br />
können. Herzenssache beteiligt<br />
sich an den Kosten für den Um<strong>und</strong><br />
Neubau des Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospizes.<br />
Gitta Haucke, Geschäftsführerin<br />
von Herzenssache e. V.<br />
Info<br />
„Wer wie ich das Glück hat, zwei<br />
Kinder zu haben, kann nachempfinden,<br />
was es für eine Familie<br />
bedeutet, wenn ein Kind schwerkrank<br />
ist. Mit Ihrer Spende<br />
schenken Sie Kindern <strong>und</strong> ihren<br />
Familien in unserer unmittelbaren<br />
Nachbarschaft Geborgenheit<br />
<strong>und</strong> das gute Gefühl, auch in<br />
schwierigen Zeiten nicht alleine<br />
zu sein.“<br />
Herzlich Ihr<br />
Hartmut Engler,<br />
Schirmherr von Herzenssache e. V.<br />
<strong>und</strong> Frontmann der Band PUR<br />
ZBW 12/2016<br />
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Titelthema 11<br />
Die Zahnärzteschaft lebt nicht allein ... für sich,<br />
sondern auch für viele andere Menschen. So<br />
wie der Patient im Mittelpunkt der Praxis steht,<br />
so steht der Mensch im Mittelpunkt des sozialen<br />
Engagements vieler Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte,<br />
nicht nur in Baden-Württemberg, sondern<br />
in ganz Deutschland. Unverzichtbar ist ihr Wirken<br />
für die Gesellschaft, ob hier in Deutschland,<br />
in der näheren Umgebung oder aber für Menschen<br />
in der Dritten Welt. Einzelne oder Gruppen<br />
herauszustellen, wäre wie das Blättern in<br />
einem vollen Tagebuch, wobei immer wieder<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen dazukommen, um die<br />
noch unbeschriebenen Seiten des Tagebuchs zu<br />
füllen. Anstelle der<br />
Gleichgültigkeit –<br />
die sich leider in unserer<br />
satten Wohlstandsgesellschaft<br />
breitgemacht hat –<br />
zeigen sie der Welt<br />
Kommentar<br />
ein fre<strong>und</strong>licheres<br />
Gesicht. Entscheidend<br />
ist, was jeder<br />
mit seinen Möglichkeiten<br />
tun kann, um<br />
Geschichten von Leid, Armut, Krankheit <strong>und</strong> Not<br />
in Zuversicht <strong>und</strong> Hoffnung zu verwandeln. Die<br />
sozial aktiven Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen tun etwas<br />
großartiges <strong>und</strong> dulden nicht einfach. Sie<br />
lesen nicht nur <strong>darüber</strong>, sondern sie sind aktiv<br />
geworden: gegen menschliches Versagen, gegen<br />
Nöte <strong>und</strong> Elend. Dafür können wir den Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen nur dankbar sein, weil<br />
wir uns auf ihre Tatkraft <strong>und</strong> ihren Idealismus<br />
stützen können. Überall gibt es Probleme in unserer<br />
globalen Gesellschaft. Die Kollegen sind<br />
dort tätig, wo es vielfache Defizite gibt. Neben<br />
der Dankbarkeit für unseren Beruf <strong>und</strong> unser<br />
Leben in Deutschland haben sie die Größe <strong>und</strong><br />
die äußere <strong>und</strong> innere Freiheit gef<strong>und</strong>en, sozial<br />
zu handeln. Diejenigen, die sich in vielfältigen<br />
Projekten engagieren, haben begriffen, dass<br />
Freiheit nicht heißt, alles tun zu dürfen, sondern<br />
vor allem heißt: Ich bin zuständig, zuständig für<br />
unsere Mitmenschen. Die vielfältigen Hilfsorganisationen,<br />
Vereine <strong>und</strong> Initiativen verfolgen<br />
dabei ein wichtiges <strong>und</strong> richtiges Ziel: Hilfe zur<br />
Selbsthilfe zu geben. Ob es sich um finanzielle,<br />
(zahn)medizinische oder menschliche Unterstützung<br />
handelt, spielt dabei eine völlig untergeordnete<br />
Rolle. Was zählt ist das aktive Engagement.<br />
Noch deutlicher wird das im persönlichen<br />
Engagement vieler Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
die schon seit Jahren regelmäßig in der Dritten<br />
Welt tätig sind, zum Teil ihren Urlaub dort verbringen,<br />
um Menschen<br />
medizinisch<br />
Die Zahnärzteschaft<br />
lebt nicht allein…<br />
oder zahnmedizinisch<br />
zu versorgen.<br />
Und das oft mit<br />
finanzieller Eigenbeteiligung.<br />
Sehr<br />
viele setzen ihr<br />
Engagement auch<br />
im wohlverdienten<br />
Ruhestand fort.<br />
Andere finden erst<br />
nach der Aufgabe ihrer Praxis Zeit für humanitäre<br />
Projekte.<br />
Unsere Profession braucht diese Vorbilder, die<br />
nicht nur um Punktwerte jammern, wie viele es<br />
in unserem Berufsstand tun, sondern durch ihren<br />
Einsatz zeigen, dass sie sich für etwas Sinnvolles<br />
zuständig erklären. Deshalb können wir<br />
alle dankbar sein für ihre Tatkraft <strong>und</strong> ihren Idealismus.<br />
Hier sehen wir – wie auch immer das<br />
soziale Engagement im Einzelnen aussieht –,<br />
dass Strukturen <strong>und</strong> Missstände mit Geduld<br />
<strong>und</strong> Tatkraft veränderbar sind, wenn es auch<br />
manchmal nur ein Tropfen auf den heißen Stein<br />
ist! Danke dafür, liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen!<br />
Dr. Bernhard Jäger<br />
Spielen macht stark!<br />
terre des hommes hilft<br />
Kindern, bei Spiel <strong>und</strong> Sport<br />
eigene Stärken <strong>und</strong> damit<br />
Perspektiven zu entwickeln.<br />
Bitte unterstützen Sie unsere<br />
Arbeit mit Ihrer Spende!<br />
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ZBW 12/2016 12/2016 ZBW
12<br />
Titelthema<br />
Don Bosco Mondo e. V.<br />
Einsatz für benachteiligte<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
Eine schöne Erfolgsgeschichte: 1980 wurde Don Bosco Mondo e. V.<br />
unter dem Namen „Jugend Dritte Welt. Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Förderer der<br />
Missionsprokur der Salesianer Don Boscos in Bonn“ im ehemaligen<br />
Regierungsviertel in Bonn gegründet. Aus diesem kleinen Fre<strong>und</strong>eskreis<br />
ist zwischenzeitlich eine weltweit tätige Nichtregierungsorganisation<br />
geworden: Im vergangenen Jahr hat der 2012 in „Don Bosco<br />
Mondo e. V. – Jugend. Hilfe. Weltweit“ umbenannte Verein 217 Projekte<br />
mit 9,75 Millionen Euro gefördert.<br />
Heute konzentriert sich keine andere<br />
deutsche Organisation der<br />
Entwicklungszusammenarbeit in<br />
dieser Entschlossenheit auf Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche, die am Rand der<br />
Gesellschaft stehen: Straßenkinder,<br />
missbrauchte <strong>und</strong> prostituierende<br />
Jugendliche, bettelnde <strong>und</strong><br />
stehlende junge Menschen, Kindersoldaten,<br />
Behinderte. In enger<br />
Partnerschaft mit den Salesianern<br />
Don Boscos <strong>und</strong> den Don Bosco<br />
Schwestern werden sie liebevoll<br />
aufgefangen, betreut <strong>und</strong> gefördert.<br />
Förderung. Schwerpunkt der Arbeit<br />
von Don Bosco Mondo ist die<br />
berufliche Ausbildung. Die Spannbreite<br />
reicht dabei von einfachen<br />
non-formalen Kurzkursen über<br />
staatlich anerkannte Berufsausbildungen<br />
bis hin zur Fachhochschule<br />
<strong>und</strong> Universität. Gr<strong>und</strong>satz ist<br />
die Ausrichtung am regionalen<br />
Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die Verbindung<br />
zur lokalen Wirtschaft. Mit einer<br />
abgeschlossenen beruflichen Bildung<br />
eröffnet Don Bosco jungen<br />
Menschen die Perspektive auf ein<br />
selbstbestimmtes Leben mit einem<br />
gesicherten materiellen Auskommen.<br />
Don Bosco Mondo zeichnet<br />
der enge Schulterschluss mit deutschen<br />
wie lokalen Unternehmen<br />
aus: In gemeinsam organisierten<br />
Ausbildungsprojekten können benachteiligte<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
stark für ihre Zukunft werden.<br />
So bildet Don Bosco Mondo in den<br />
Berufsbildungszentren der Salesianer<br />
Don Boscos die Fachleute von<br />
morgen aus, unterstützt die CSR-<br />
Aktivitäten von deutschen Unternehmen<br />
<strong>und</strong> leistet einen aktiven<br />
Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie.<br />
Von den Unternehmenskooperationen<br />
profitieren die Jugendlichen,<br />
die Unternehmen <strong>und</strong> auch<br />
die Salesianer Don Boscos gleichermaßen.<br />
Vielfältige Hilfe. Neben der beruflichen<br />
Ausbildung fördert Don<br />
Bosco Mondo auch die schulische<br />
Bildung, organisiert Projekte zur<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderung, unterstützt<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in der<br />
Wahrnehmung ihrer Rechte, engagiert<br />
sich in der Flüchtlingshilfe,<br />
hilft mit Projekten der ländlichen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> leistet in akuten<br />
Notsituationen humanitäre Hilfe.<br />
DZI-Siegel<br />
Indien. Auch die „Mobile Klinik“ für entlegene Dörfer in der indischen Region<br />
Deodurga profitierte von der Aktion Zahngold.<br />
Transparenz, Engagement, Nachhaltigkeit<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
sind wichtige Elemente auch in<br />
der Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> führt<br />
Don Bosco Mondo regelmäßig<br />
Projektevaluationen durch <strong>und</strong><br />
dokumentiert seine Tätigkeit<br />
<strong>und</strong> Mittelverwendung in einem<br />
jährlich erscheinenden Jahresbericht.<br />
Das Deutsche Zentralinstitut<br />
für soziale Fragen (DZI) bescheinigt<br />
Don Bosco Mondo einen<br />
sorgfältigen <strong>und</strong> verantwortungsvollen<br />
Umgang mit Spenden<br />
<strong>und</strong> hat aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
2016 das anerkannte DZISiegel<br />
an die Organisation erneuert.<br />
ZBW 12/2016<br />
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Titelthema 13<br />
Sudan. Die Aktion Z unterstützte die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
von Flüchtlingen in Khartum.<br />
Schutz. In Indien suchen viele Mädchen Schutz bei Don Bosco.<br />
Der Platz ist eng, ein neues Schutzhaus muss gebaut werden.<br />
Fotos: Don Bosco Mondo e. V.<br />
Dafür bedarf es Unterstützer,<br />
Spender, Partner <strong>und</strong> Kooperationspartner.<br />
Gemeinsam mit Privatpersonen,<br />
Unternehmen, Stiftungen,<br />
Verbänden <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esministerium<br />
für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung<br />
hat Don Bosco Mondo<br />
bislang weltweit Programme <strong>und</strong><br />
Projekte mit 177 Millionen Euro<br />
gefördert. Ein langjähriger <strong>und</strong><br />
für den Ges<strong>und</strong>heitssektor der bedeutendste<br />
Partner dabei war über<br />
viele Jahre die Aktion Z. Dazu<br />
zählte beispielsweise die Förderung<br />
der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge<br />
<strong>und</strong> -bildung im ländlichen Indien.<br />
In 30 Dörfern in Westindien<br />
wurden Ges<strong>und</strong>heitshelferinnen<br />
ausgebildet, die die Basisversorgung<br />
verbesserten <strong>und</strong> vor allem<br />
als Multiplikatorinnen das Wissen<br />
weitergeben. Mit 26.500 Euro finanzierte<br />
die Aktion Z die Gesamtkosten<br />
des Projektes. Oder<br />
die Nahrungsmittelhilfe für 50<br />
Jugendliche in Bogotá 2012/2013:<br />
Die 50 Auszubildenden, die oft<br />
aus schwierigsten familiären Verhältnissen<br />
stammten, absolvierten<br />
bei den Don Bosco Schwestern<br />
parallel zur Schulbildung eine<br />
Schneiderausbildung. Da viele<br />
von ihnen unter Hunger litten <strong>und</strong><br />
sich so nicht auf den Unterricht<br />
konzentrieren konnten, halfen<br />
eine warme Mahlzeit mittags <strong>und</strong><br />
ein Imbiss am Abend dabei, dass<br />
die Jugendlichen ihre Ausbildung<br />
beendeten. Knapp 30.000 Euro<br />
betrug die Unterstützung durch<br />
die Aktion Z. Auch in Afrika half<br />
die Aktion Z: Flüchtlingen im Sudan<br />
durch Medikamente im Wert<br />
von über 15.000 Euro, in Uganda<br />
Enge Partnerschaft mit den Salesianern Don Boscos<br />
Nicht Teil des Ordens, aber ordensnah<br />
– so versteht sich Don Bosco<br />
Mondo. Deshalb arbeitet die Nichtregierungsorganisation<br />
vor Ort mit<br />
der Ordensgemeinschaft der Salesianer<br />
Don Boscos <strong>und</strong> den Don<br />
Bosco Schwestern.<br />
Sie sind in mehr als 130 Ländern<br />
für benachteiligte <strong>und</strong> marginalisierte<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche tätig<br />
<strong>und</strong> bilden in ihren über 800 Berufsbildungszentren<br />
jährlich 225.000<br />
junge Menschen aus. Insgesamt<br />
vermitteln die Salesianer Don<br />
Boscos in fast 7000 Einrichtungen<br />
ca. 16 Millionen jungen Menschen<br />
Wissen, Können <strong>und</strong> Orientierung.<br />
Gegründet wurde der Orden<br />
vom heiligen Johannes Bosco.<br />
durch Stipendien für Mädchen in<br />
der Ausbildung mit über 11.000<br />
Euro oder durch Unterstützung<br />
von langfristigen Programmen zur<br />
HIV-/AIDS-Prävention <strong>und</strong> Ausbildung<br />
von Jugendlichen im südafrikanischen<br />
Kapstadt von über<br />
83.000 Euro.<br />
Annette Debusmann,<br />
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit<br />
Don Bosco Mondo e. V.<br />
Der katholische Priester gründete<br />
den Orden 1862 in Turin <strong>und</strong> wird<br />
heute als Patron der Jugend verehrt.<br />
Früher wie heute basiert die<br />
Arbeit in den Don Bosco Einrichtungen<br />
auf der „Don Bosco Pädagogik“.<br />
Diese steht für liebevolle<br />
Zuwendung <strong>und</strong> professionelle<br />
Begleitung.<br />
Don Bosco vermittelt den Jugendlichen<br />
neben dem Vertrauen<br />
in ihre eigenen Fähigkeiten auch<br />
Werte wie Kreativität, Teamgeist,<br />
Toleranz <strong>und</strong> Respekt. Denn alle<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen brauchen<br />
ein Zuhause, wollen zur Schule gehen,<br />
benötigen Raum zum Spielen<br />
<strong>und</strong> bedürfen einer ethisch-moralischen<br />
Perspektive.<br />
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ZBW 12/2016
14<br />
Titelthema<br />
Hilfe zur Selbsthilfe – Dritte Welt e. V.<br />
Den Armen die Hand reichen<br />
Im Jahr 1979 gründeten 18 Frauen <strong>und</strong> Männer im Rathaus von Dossenheim<br />
(Baden-Württemberg) den Verein Hilfe zur Selbsthilfe – Dritte<br />
Welt e. V. (HzS). Er hat heute etwa 900 Mitglieder, Spender <strong>und</strong><br />
Fre<strong>und</strong>e, die vor allem in der Metropolregion Rhein-Neckar wohnen. Der<br />
Verein fördert insbesondere die berufliche Ausbildung von bedürftigen<br />
Jungendlichen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsprojekte in Ländern der Dritten Welt.<br />
Er ist gemeinnützig, politisch <strong>und</strong> konfessionell unabhängig <strong>und</strong> arbeitet<br />
nur mit ehrenamtlichen Helfern. Jährlich unterstützt HzS mehrere<br />
Projekte mit Geld- <strong>und</strong> Sachspenden <strong>und</strong> arbeitet hierbei eng mit dem<br />
Orden der Salesianer Don Boscos zusammen.<br />
Medikamente. Ein Patient bringt ein Röntgenbild zur Ärztin Dr. Marga Lambo. Er<br />
leidet an TB <strong>und</strong> bittet um Medikamente. Die Röntgenaufnahme hat er in einem<br />
Krankenhaus machen lassen. Er kann die Medikamente aber nicht bezahlen <strong>und</strong><br />
kommt daher zur Behandlung in die HzS-Charity-Clinic.<br />
Schwerpunkt im ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Bereich ist die HzS-Charity-Clinic<br />
auf der Insel Cebu/Philippinen.<br />
Wir haben sie im Jahr 1987 im<br />
Don-Bosco-Zentrum im Slumgebiet<br />
des Stadtteils Pasil gegründet.<br />
Um mehr kranke, arme Menschen<br />
zu erreichen, haben wir die<br />
Station Ende des Jahres 2004 in<br />
einen anderen Teil der Millionenstadt<br />
Cebu City verlegt. In der<br />
Escario Street stellte uns der Erzbischof<br />
von Cebu, Ricardo Kardinal<br />
Vidal, ein ganzes Haus kostenlos<br />
zur Verfügung.<br />
In der Krankenstation arbeiten<br />
an zwei Tagen in der Woche<br />
zwei Ärztinnen <strong>und</strong> vier Krankenschwestern.<br />
Inzwischen ist die<br />
Einrichtung, die wir in alleiniger<br />
Regie <strong>und</strong> Verantwortung betreiben,<br />
zu einem wichtigen sozialen<br />
Zentrum geworden. Viele Kranke<br />
kommen auch von anderen Inseln,<br />
nehmen st<strong>und</strong>enlange Fahrten in<br />
Kauf <strong>und</strong> geben dafür oft ihr letztes<br />
Geld aus.<br />
In der Station werden sie kostenlos<br />
ärztlich betreut <strong>und</strong> mit Medikamenten<br />
versorgt. Viele kommen<br />
verzweifelt <strong>und</strong> finden bei uns die<br />
dringend notwendige Hilfe. Durch<br />
dieses Ges<strong>und</strong>heitsprogramm hat<br />
der Verein bereits vielen Kranken<br />
das Leben gerettet, Mütter <strong>und</strong><br />
Kinder ärztlich betreut <strong>und</strong> mit<br />
Medizin versorgt sowie zahlreichen<br />
schwer kranken Jugendlichen<br />
nach der Genesung den Schulbesuch<br />
ermöglicht.<br />
Der Verein finanziert im Wesentlichen<br />
alle Ges<strong>und</strong>heitsprojekte<br />
durch die Aktion Z – Altgold für<br />
die Dritte Welt. Unser Dank gilt<br />
daher der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>und</strong> den vielen Patienten, die sich<br />
an der Aktion beteiligen.<br />
Krankenstationen. Wir versorgen<br />
aber auch zahlreiche Krankenstationen,<br />
die bei den Bürgermeisterämtern<br />
auf den Philippinen<br />
eingerichtet sind mit Medikamenten.<br />
Aber auch viele Don-Bosco-<br />
Schulen stehen auf unserem Verteiler.<br />
Die Medikamente beziehen<br />
wir hauptsächlich über das Hilfswerk<br />
action medeor, das uns immer<br />
wieder auch durch Spenden<br />
unterstützt.<br />
Bei unseren ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Aktivitäten vergessen wir nicht<br />
die ums Überleben kämpfenden<br />
Yanomami-Indianer im Regenwald<br />
von Venezuela. Seit über drei<br />
Jahrzehnten versorgen wir die drei<br />
Stationen der Salesianer am oberen<br />
Orinoco mit wertvollen Medikamenten.<br />
Hierzu haben wir vom<br />
Ges<strong>und</strong>heitsamt in Caracas eine<br />
Einfuhrerlaubnis erhalten <strong>und</strong> helfende<br />
Flugbegleiter der Lufthansa<br />
sorgen für einen schnellen Transport.<br />
Bildungssystem. Neben den<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Projekten haben<br />
wir in den letzten drei Jahren einen<br />
Schwerpunkt auf den Ausbau des<br />
Bildungssystems im nördlichsten<br />
B<strong>und</strong>esstaat Indiens, in Arunachal<br />
Pradesh, gelegt. Dort leben im<br />
Grenzgebiet zu Indien <strong>und</strong> Burma<br />
die Ureinwohner Indiens in großer<br />
Not.<br />
Der größte Stamm, die Wanchos,<br />
leben mit anderen Minderheiten in<br />
einer total abgelegenen Waldregion<br />
mit hohen Bergen <strong>und</strong> tiefen<br />
Flusstälern. Die Menschen betreiben<br />
vor allem unter schwersten<br />
Bedingungen eine primitive Landwirtschaft.<br />
Ihre Häuser liegen weit<br />
ZBW 12/2016<br />
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Titelthema 15<br />
auseinander. Lesen <strong>und</strong> schreiben<br />
können die meisten nicht. Die Zentralregierung<br />
ist an ihrem Wohlergehen<br />
nicht interessiert, weil sie<br />
wirtschaftlich ohne Bedeutung<br />
sind.<br />
Die Siedlung Mintong wurde<br />
zu einem Mittelpunkt, weil es<br />
dort eine Salesianer-Schule gibt.<br />
Hier haben wir unter anderem ein<br />
Wohnheim für Mädchen gebaut<br />
<strong>und</strong> ein Schulhaus-Neubau wird in<br />
wenigen Wochen fertig.<br />
Neues Projekt. Im Hinblick<br />
auf die laufende Umorganisation<br />
der Aktion Z haben wir nun schon<br />
ein neues gemeinsames Projekt im<br />
Auge: Ganz im Norden des Staates<br />
Arunachal Pradesh, in der Diözese<br />
Miao, des sehr geschätzten Bischofs<br />
Dr. George Pallipparambil, hat eine<br />
koreanische Organisation ein Krankenhaus<br />
gebaut <strong>und</strong> der Diözese<br />
übergeben. Das nächste Krankenaus<br />
ist über 100 km entfernt. Das<br />
Haus soll künftig 25 Betten haben<br />
<strong>und</strong> muss teils noch ausgerüstet<br />
werden. Der Bischof hat inzwischen<br />
einige Ordensschwestern <strong>und</strong><br />
Philippinen. Eine Führung durch die Krankenstation (v. l.): Die Leiterin der Station<br />
Susan Chua, Helmut Merkel, Kaiserliche Hoheit Valerie Markgräfin von Baden <strong>und</strong><br />
Königliche Hoheit Max Markgraf von Baden während des Besuchs von Projekten des<br />
Vereins auf den Philippinen im letzten Jahr.<br />
zwei pensionierte Ärzte für die Mitarbeit<br />
gewinnen können.<br />
Aber dem Haus fehlt es noch am<br />
ärztlichen Management <strong>und</strong> dem<br />
unbedingt notwendigen Standard.<br />
Hier drängt sich geradezu eine<br />
neue Aufgabe für unser künftiges<br />
gemeinsames Wirken auf.<br />
Helmut Merkel,<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
Hilfe zur Selbsthilfe – Dritte Welt e. V.<br />
Fotos: Hilfe zur Selbsthilfe – Dritte Welt e. V.<br />
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ZBW 12/2016
16<br />
Titelthema<br />
German Doctors e. V.<br />
Unermüdlich im Einsatz für Bedürftige<br />
Jeder Mensch hat das Recht auf medizinische Versorgung – unabhängig<br />
von seiner Herkunft, seiner Religion, politischen Meinung oder<br />
sonstigen Unterscheidungsmerkmalen. Das ist die Überzeugung der<br />
Nichtregierungsorganisation German Doctors, <strong>und</strong> dafür setzt sie<br />
sich ein. Seit r<strong>und</strong> 33 Jahren entsendet der Verein ehrenamtlich tätige<br />
Einsatzärzte in Slums sowie in ländliche Regionen vieler Entwicklungs<strong>und</strong><br />
Schwellenländer. Mehr als zwölf Millionen Behandlungen an den<br />
Ärmsten der Armen haben sie vorgenommen, darunter auch viele<br />
zahnärztliche. Die Geschichte der Philippinerin Criselda Zialcita (37) ist<br />
beispielhaft für die erfolgreiche Hilfsarbeit der German Doctors.<br />
Philippinen. Der Zahnzustand vieler Philippiner ist schon im Kindesalter sehr schlecht.<br />
Criselda erinnert sich noch sehr genau,<br />
obwohl sie damals erst sechs<br />
Jahre alt war. Mit den Nachbarskindern<br />
hatte sie im Schatten der<br />
Bananenstauden gespielt, als sich<br />
ihnen plötzlich ein fremdes Bild bot:<br />
Ein leuchtend roter Jeep hielt mitten<br />
auf dem zentralen Platz ihres kleinen<br />
Dorfes. Mit einer Mischung aus<br />
kindlicher Neugier <strong>und</strong> Angst beobachtete<br />
Criselda gemeinsam mit den<br />
anderen Kindern das Treiben der<br />
hellhäutigen Menschen, die aus dem<br />
Jeep gestiegen waren. Auf einem<br />
Klapptisch breiteten sie merkwürdige<br />
Gerätschaften aus. Dinge, die sie<br />
<strong>und</strong> die anderen Dorfbewohner noch<br />
nie gesehen hatten: Kleine Fläschchen,<br />
Spritzen <strong>und</strong> Verbandszeug.<br />
Zahnärzte von Anfang an dabei.<br />
Was folgte, war nicht schön für<br />
Criselda. Und doch war das kleine<br />
Mädchen im Nachhinein dankbar<br />
für das Wirken der Ärzte, die bald<br />
unter dem Namen „German Doctors“<br />
in der Region bekannt waren.<br />
Einer der Männer sorgte für einen<br />
stechenden Schmerz in Criseldas<br />
M<strong>und</strong>. Nach einem Moment des<br />
Wartens zog er die braun verfärbten<br />
Zahnruinen heraus, die ihr seit vielen<br />
Monaten schlimme Schmerzen<br />
verursacht hatten.<br />
Die junge Philippinerin war<br />
Patientin auf der ersten „Rolling<br />
Clinic“-Tour, die die German Doctors<br />
im Jahr 1985 ins wilde Hinterland<br />
Mindanaos – das ist die<br />
zweitgrößte Insel der Philippinen –<br />
unternahmen. Die durchschnittliche<br />
Lebenserwartung der Bergbauern<br />
lag zu jener Zeit bei gerade mal 35<br />
Jahren; geschätzte 75 Prozent von<br />
Foto: Miro May/German Doctors e. V.<br />
ihnen starben, ohne jemals einem<br />
Arzt begegnet zu sein.<br />
In den Folgejahren konsultierte<br />
Criselda immer wieder die Ärzte<br />
aus dem fernen Deutschland, wenn<br />
sie mit schöner Regelmäßigkeit die<br />
Klapptische in ihrem abgelegenen<br />
Dorf aufgebaut hatten. Heute ist<br />
sie besonders dankbar für die basismedizinische<br />
Versorgung ihrer vier<br />
Kinder. Impfungen, Entwurmungen,<br />
antibiotische Behandlung von<br />
Lungenentzündungen <strong>und</strong> die Heilung<br />
von hartnäckigen Hautpilzen –<br />
sind nur möglich weil die German<br />
Doctors regelmäßig in ihr abgelegenes<br />
Dorf kommen. Auch den einen<br />
oder anderen Zahn haben die Zahnärzte<br />
ziehen müssen, aber dank der<br />
anschaulichen Vorträge des „Rolling<br />
Clinic“-Teams während der<br />
Wartezeiten, wissen Criselda <strong>und</strong><br />
ihre Kinder heute, wie sie ihre Zähne<br />
pflegen können. Zahnbürsten haben<br />
sie von den Doctors geschenkt<br />
bekommen.<br />
Recht auf Ges<strong>und</strong>heit. Wie<br />
Criselda leben weltweit mehr als<br />
eine Milliarde Menschen in extremer<br />
Armut. Ihnen fehlt es an<br />
Dingen, die uns selbstverständlich<br />
erscheinen – angefangen bei einer<br />
warmen Dusche <strong>und</strong> einem Dach<br />
über dem Kopf über sättigende<br />
Mahlzeiten, Schulbildung <strong>und</strong> einen<br />
angemessen bezahlten Job bis<br />
hin zum selbstverständlichen Arztbesuch.<br />
Wer aber von r<strong>und</strong> einem<br />
Euro am Tag oder noch weniger leben<br />
muss, kann sich kaum die tägliche<br />
Nahrung leisten, geschweige<br />
denn im Krankheitsfall einen Arztbesuch<br />
oder Medikamente – wenn<br />
überhaupt ein Arzt in der Nähe<br />
praktiziert.<br />
Die Vereinten Nationen (UN)<br />
schreiben in ihrer Menschenrechtscharta<br />
unter anderem: „Jeder hat<br />
das Recht auf einen Lebensstandard,<br />
der sich <strong>und</strong> seiner Familie<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Wohl gewährleistet,<br />
einschließlich Nahrung, Kleidung,<br />
Wohnung, ärztliche Versorgung<br />
(…)“. Diesem Gedanken<br />
ZBW 12/2016<br />
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Titelthema 17<br />
fühlen sich die German Doctors<br />
verpflichtet. Seit nunmehr 33 Jahren<br />
behandeln, beraten <strong>und</strong> schulen<br />
sie Menschen in Not im Schatten<br />
weltbewegender Ereignisse <strong>und</strong><br />
medialer Berichterstattung.<br />
Vereinsgeschichte. Ihren Anfang<br />
nahm die Vereinsgeschichte<br />
im Jahr 1983 in den Slums Kalkuttas.<br />
Dort stellten in einer winzigen,<br />
improvisierten Ambulanz die ersten<br />
Einsatzärzte im Namen der „Ärzte<br />
für die Dritte Welt“, so der damalige<br />
Name des Vereins, die Weichen<br />
für ein medizinisches Hilfsangebot,<br />
das sich in zwei wesentlichen Punkten<br />
von anderen unterscheidet:<br />
• Zum einen ermöglicht die Organisation<br />
Ärzten sechswöchige<br />
Kurzzeiteinsätze. Somit brauchen<br />
sich die Mediziner nicht von ihrem<br />
regulären Job freistellen zu<br />
lassen oder für einen längeren<br />
Zeitraum einen Vertreter in die<br />
eigene Praxis holen. Sie können<br />
ihren Jahresurlaub in die humanitären<br />
Hilfseinsätze investieren<br />
oder auch Zeiten des Ruhestandes.<br />
Langzeitärzte in den Projekten<br />
– diese bleiben für Zeiträume<br />
zwischen einem halben <strong>und</strong><br />
mehreren Jahren – gewährleisten<br />
Kontinuität in der täglichen Arbeit<br />
vor Ort.<br />
• Zum anderen werden die German<br />
Doctors nicht erst in einer Region<br />
aktiv, wenn sich dort eine Katastrophe<br />
ereignet hat, wie zum Beispiel<br />
ein Erdbeben, eine kriegerische<br />
Auseinandersetzung oder<br />
die Ausbreitung einer Epidemie.<br />
Sie sind dort tätig, wo permanent<br />
katastrophale Verhältnisse<br />
herrschen. In elf Ländern haben<br />
sie im Laufe der vergangenen 33<br />
Jahre Projekte unterhalten; acht<br />
Arztprojekte sind es aktuell, in<br />
Indien, Bangladesch, Kenia, Sierra<br />
Leone <strong>und</strong> auf den Philippinen.<br />
Hilfe, die bleibt. In ihren Projektregionen<br />
arbeiten die German<br />
Doctors eng mit lokalen Organisationen<br />
zusammen <strong>und</strong> haben dort<br />
ein ausgezeichnet funktionierendes<br />
Netzwerk sich gegenseitig unterstützender<br />
Einrichtungen geflochten.<br />
Um die Ges<strong>und</strong>heit der Bedürftigen<br />
langfristig zu verbessern,<br />
geht ihre Hilfe längst über das rein<br />
Foto: German Doctors e. V.<br />
Medizinische hinaus. Ärzte <strong>und</strong><br />
Kooperationspartner schulen die<br />
Einheimischen zu Themen wie<br />
Hygiene, Ernährung <strong>und</strong> Familienplanung.<br />
Zudem unterstützen sie<br />
Programme renommierter Partnerorganisationen,<br />
zum Beispiel zur<br />
Gemeindeentwicklung, Bildung<br />
<strong>und</strong> Kleinkreditvergabe. Eine weitere<br />
wichtige Säule ihrer Arbeit ist<br />
die medizinische Ausbildung einheimischer<br />
Fachkräfte. Indem die<br />
German Doctors am Aufbau sich<br />
selbsttragender Strukturen mitwirken,<br />
befähigen sie die Menschen<br />
vor Ort, nach <strong>und</strong> nach die Verantwortung<br />
für das Wohlergehen ihrer<br />
Mitmenschen selbst zu übernehmen.<br />
Ein wichtiges strategisches<br />
Ziel, das auch im Namenszusatz<br />
des Logos deutlich zum Ausdruck<br />
kommt: „Hilfe, die bleibt“.<br />
Prophylaxe. Ein einheimischer<br />
Mitarbeiter<br />
der German Doctors<br />
erklärt wartenden<br />
Patienten das Zähneputzen.<br />
Zahnbürsten<br />
<strong>und</strong> Zahnpasta gibt es<br />
geschenkt.<br />
Ges<strong>und</strong>heitsarbeiter. Wie das<br />
praktisch funktioniert ist derzeit<br />
auf Mindanao eindrucksvoll zu<br />
beobachten: Ende September nahmen<br />
die ersten 56 durch German<br />
Doctors geschulten philippinischen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsarbeiter ihre Zertifikate<br />
entgegen, sowie ein sogenanntes<br />
„Health Kit“ mit Stethoskop, Blutdruckmessgerät,<br />
Fieberthermometer,<br />
Verbandszeug <strong>und</strong> Medikamenten.<br />
Sie wurden dazu ausgebildet<br />
Versorgungslücken zwischen den<br />
Besuchen der German Doctors<br />
zu schließen <strong>und</strong> im Notfall Erste<br />
Hilfe leisten zu können. Allein auf<br />
Mindanao will der Verein insgesamt<br />
410 Ges<strong>und</strong>heitsarbeiter ausbilden.<br />
Nach erfolgreicher Schulung<br />
sollen sie r<strong>und</strong> 6100 Familien<br />
in 28 Dörfern medizinisch (erst)<br />
versorgen – ein wichtiger Schritt in<br />
Richtung Autonomie. Das Projekt<br />
setzen German Doctors gemeinsam<br />
mit einer lokalen Partnerorganisation<br />
um. Das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Entwicklung (BMZ) kofinanziert<br />
es. Besonders schön: Criselda<br />
zählt zum Kreise der zukünftigen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsarbeiter. Sie hat nicht<br />
lange überlegt, als sie von dem<br />
„Primary Health Care“Programm<br />
(PHC) hörte. Etwas von der Zuwendung<br />
<strong>und</strong> Hilfe, die sie selbst über<br />
die Jahre von den deutschen Ärzten<br />
erfahren hat, an ihre Mitmenschen<br />
weiterzugeben – das ist ihre Motivation.<br />
Dr. Harald Kischlat,<br />
Vorstand German Doctors e. V.<br />
Info<br />
Seit beinahe 30 Jahren trägt die<br />
Zahnärzteschaft Baden-Württemberg<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
Zahnärzteschaft Nordrhein mit<br />
h<strong>und</strong>erten von teilnehmenden<br />
Zahnarztpraxen beständig, zuverlässig<br />
<strong>und</strong> erfolgreich mit ihren<br />
Patienten Zahngold zusammen.<br />
Allein für den German Doctors<br />
e. V. kam im Rahmen der sogenannten<br />
Aktion Z über diesen Weg<br />
schon die beachtliche Spendensumme<br />
von mehr als einer Million<br />
Euro zusammen!<br />
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ZBW 12/2016
18<br />
Titelthema<br />
Corporate Social Responsibility (CSR) in der Unternehmensführung<br />
Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg<br />
Viele Unternehmen oder Institutionen, die sich sozial engagieren, sind<br />
auch <strong>darüber</strong> hinaus aktiv <strong>und</strong> legen bei ihrer Unternehmensführung<br />
großen Wert auf Nachhaltigkeit <strong>und</strong> soziale Verantwortung. In den<br />
vergangenen Jahren ist in Deutschland die Bedeutung von Corporate<br />
Social Responsibility (CSR), also das verantwortliche unternehmerische<br />
Handeln, kontinuierlich angestiegen. Viele Firmen verfolgen<br />
inzwischen nachhaltige Ziele, deren Erreichen sie jährlich in Nachhaltigkeitsberichten<br />
transparent darstellen. Aber was genau versteht<br />
man unter CSR? Was haben die Unternehmen davon? Würde sich CSR<br />
auch für Zahnarztpraxen lohnen?<br />
Gemeinschaftsaufgabe. Bei der Einführung <strong>und</strong> Umsetzung von CSR in einem Unternehmen<br />
sollten alle Führungskräfte <strong>und</strong> Mitarbeiter an einem Strang ziehen.<br />
Mitte November 2016 veröffentlichte<br />
der Fußballverein VfL Wolfsburg<br />
seinen aktuellen Nachhaltigkeitsbericht.<br />
Es ist bereits der dritte<br />
Bericht dieser Art, den der B<strong>und</strong>esligist<br />
der Öffentlichkeit vorstellte.<br />
Was veranlasst einen Fußballverein,<br />
sich in Sachen CSR zu engagieren<br />
<strong>und</strong> dabei sehr ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele,<br />
wie z. B. Verwendung<br />
von Recyclingtrikots, Senkung des<br />
Energieverbrauchs oder Verbesserung<br />
der Stadionsicherheit zu<br />
formulieren? Der VfL Wolfsburg<br />
schießt damit kein Eigentor, im Gegenteil:<br />
Die nachhaltig ausgelegte<br />
Unternehmensführung verschafft<br />
dem Verein in der Öffentlichkeit<br />
viel Renommee, in Europa nimmt<br />
der VfL sogar eine Führungsposition<br />
unter den nachhaltigen Profifußballvereinen<br />
ein. Dies ist ein<br />
eindeutiger Wettbewerbsvorteil,<br />
der sich laut Sport-Geschäftsführer<br />
Klaus Allofs zukünftig auszahlen<br />
wird: „Vorausschauendes Planen<br />
ist für dauerhaften sportlichen <strong>und</strong><br />
wirtschaftlichen Erfolg von hoher<br />
Bedeutung“.<br />
Definition. Um die Bedeutung<br />
von Corporate Social Responsibility<br />
nachvollziehen zu können, muss<br />
man den Begriff genauer erläutern.<br />
CSR steht für die gesellschaftliche<br />
Verantwortung von Unternehmen<br />
im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens<br />
<strong>und</strong> fußt auf den drei<br />
Säulen Ökonomie, Ökologie <strong>und</strong><br />
Soziales. Konkret geht es z. B. um<br />
sparsamen Einsatz von natürlichen<br />
Ressourcen, Schutz von Klima <strong>und</strong><br />
Umwelt, faire Geschäftspraktiken,<br />
mitarbeiterorientierte Personalpolitik,<br />
Engagement vor Ort <strong>und</strong><br />
Verantwortung in der Lieferkette.<br />
Durch die Wahrnehmung sozialer,<br />
gesellschaftlicher <strong>und</strong> ökologischer<br />
Verantwortung soll sich langfristig<br />
die Unternehmenskultur verbessern<br />
<strong>und</strong> zu einem gesteigerten<br />
wirtschaftlichen Erfolg beitragen.<br />
Dabei gilt das Prinzip der Freiwilligkeit.<br />
Gerade weil es eine freie<br />
Entscheidung der Unternehmen ist,<br />
in welchen Bereichen sie sich engagieren<br />
möchten, werden innovative<br />
Kräfte freigesetzt mit dem Ziel, die<br />
ökologischen <strong>und</strong> sozialen Aktivitäten<br />
optimal nach den Firmenbedürfnissen<br />
auszurichten.<br />
Handlungsfelder. Die Umsetzung<br />
der CSR ist sehr komplex <strong>und</strong><br />
erfolgt in den vier Handlungsfeldern<br />
Markt, Arbeitsplatz, Umwelt <strong>und</strong><br />
Gemeinwesen. Die konkrete Ausführung<br />
sieht beim Handlungsfeld<br />
Markt z. B. die sozialverträgliche<br />
Produktion bzw. Einkauf, Einrichtung<br />
von Sozialstandards, Verbraucherschutz<br />
oder eine faire Preisgestaltung<br />
vor. Im Umweltbereich<br />
kann z. B. die betriebliche Energie-<br />
<strong>und</strong> Ressourceneffizienz, der<br />
Klimaschutz oder die Einführung<br />
<strong>und</strong> Bewertung von Umweltstandards<br />
konkret umgesetzt werden.<br />
Beim Arbeitsplatz gibt es Handlungsmöglichkeiten<br />
im Bereich<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz,<br />
Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von Mitarbeitern,<br />
Vereinbarkeit von Familie<br />
<strong>und</strong> Beruf, Vielfaltsmanagement<br />
im Personalwesen oder Einführung<br />
von Motivationssystemen. Und im<br />
Bereich Gemeinwesen gibt es die<br />
Möglichkeiten, Sozialkooperationen<br />
mit Non-Profit-Organisationen<br />
einzugehen, Sponsoring zu betreiben,<br />
Stiftungen zu gründen oder<br />
das ehrenamtliche Engagement von<br />
Mitarbeitern zu fördern.<br />
ZBW 12/2016<br />
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Titelthema 19<br />
Fahrplan. Für Unternehmen, die<br />
sich an CSR versuchen wollen, gibt<br />
es nicht den goldenen Weg. Wichtig<br />
ist, einfach mal zu beginnen, auch<br />
wenn die ersten Schritte vielleicht<br />
nur klein sind. In der Anfangsphase<br />
sollte man sich zuerst auf die eigenen<br />
Stärken konzentrieren <strong>und</strong> daraus<br />
erste Projekte erarbeiten. Langfristig<br />
ist unternehmerische CSR<br />
aber nur dann sinnvoll <strong>und</strong> glaubwürdig,<br />
wenn sie als Teil der Gesamtstrategie<br />
eines Unternehmens<br />
verankert wird <strong>und</strong> alle Unternehmensbereiche<br />
erfasst. Am Anfang<br />
einer langfristig angelegten CSR<br />
sollte somit die Analyse der Unternehmenssituation<br />
<strong>und</strong> der vorhandenen<br />
Ressourcen <strong>und</strong> Faktoren<br />
stehen. Auf dieser Basis werden<br />
dann Ziele <strong>und</strong> Prioritäten für alle<br />
Handlungsfelder festgelegt. Um<br />
diese Ziele erreichen zu können,<br />
benötigt man eine entsprechende<br />
CSR-Strategie, die nicht losgelöst<br />
von der Unternehmensstrategie definiert<br />
werden sollte. Die unternehmerische<br />
Verantwortung ist kein<br />
isolierter Geschäftsbereich, sondern<br />
sollte in allen Unternehmensbereichen<br />
Niederschlag finden.<br />
Kursänderung. Die Wahrnehmung sozialer, gesellschaftlicher <strong>und</strong> ökologischer Verantwortung<br />
verbessert die Unternehmenskultur <strong>und</strong> zahlt sich wirtschaftlich aus.<br />
Prozesse. CSR funktioniert nicht<br />
als einmaliges Projekt eines einzelnen<br />
Teams, sondern braucht gewisse<br />
Regeln <strong>und</strong> Prozessabläufe, damit<br />
sich nachhaltiges Handeln zur<br />
selbstverständlichen Gewohnheit<br />
entwickeln kann. CSR ist nur dann<br />
erfolgreich, wenn sie nicht von einem<br />
einzigen Verantwortlichen auf<br />
die Gemeinschaft übertragen wird,<br />
sondern alle Führungskräfte <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter sich als Teil des Ganzen<br />
verstehen. Bei der Umsetzung aller<br />
Maßnahmen sollten die gesteckten<br />
strategischen Ziele aber nie aus<br />
den Augen verloren werden. Eine<br />
regelmäßige Kontrolle der erreichten<br />
Ziele ist ein Teil des Prozesses.<br />
Sogenannte Key Performance Indicators<br />
(KPIs) sind ein wertvolles<br />
Werkzeug zur Spezifizierung<br />
der allgemeinen Zielvorgaben <strong>und</strong><br />
Messung der Zielerreichung. Eine<br />
wichtige Orientierung, welche sozialen<br />
<strong>und</strong> ökologischen Faktoren<br />
Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit<br />
berücksichtigen sollen, bieten<br />
Rahmenwerke wie die UN-Leitprinzipien<br />
für Wirtschaft <strong>und</strong> Menschenrechte,<br />
die OECD-Leitsätze<br />
für multinationale Unternehmen,<br />
die Sozialstandards der ILO (Internationale<br />
Arbeitsorganisation) oder<br />
die globalen Nachhaltigkeitsziele<br />
(Agenda 2030).<br />
Kommunikation. Politik <strong>und</strong><br />
Gesellschaft setzen Unternehmen<br />
immer mehr unter Druck, die Auswirkungen<br />
ihres unternehmerischen<br />
Handelns auf Mensch <strong>und</strong><br />
Umwelt offenzulegen. Ein wichtiger<br />
Bestandteil der CSR ist somit<br />
die Unternehmenskommunikation<br />
über die individuellen Fortschritte<br />
im Bereich CSR. Aber auch die<br />
Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens<br />
sowie die Einhaltung<br />
der festgelegten Ziele können von<br />
öffentlichem Interesse sein. Eine<br />
transparente <strong>und</strong> ehrliche Kommunikation<br />
über die erfolgten<br />
Maßnahmen schafft mehr Glaubwürdigkeit.<br />
CSR kann dann, wenn<br />
im Unternehmen gelebt, in der<br />
Geschäftsstrategie verankert <strong>und</strong><br />
nach außen transparent kommuniziert,<br />
ein echter Wettbewerbsvorteil<br />
sein <strong>und</strong> die Reputation eines<br />
Unternehmens <strong>und</strong> somit auch<br />
die Profitabilität steigern. Viele<br />
Unternehmen oder Institutionen<br />
sehen es inzwischen als selbstverständlich<br />
an, einen jährlichen<br />
Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen<br />
<strong>und</strong> sich dabei transparent<br />
darzustellen.<br />
Unterstützung. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />
fördert bereits seit vielen<br />
Jahren durch eine entsprechende<br />
CSR-Politik die gesellschaftliche<br />
Verantwortung von Unternehmen.<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit<br />
<strong>und</strong> Soziales hat dabei die Federführung<br />
übernommen. Es gründete<br />
das „Nationale CSR-Forum“ als<br />
Gremium, in dem sich verschiedenste<br />
gesellschaftliche Akteure<br />
gemeinsam dem Thema Unternehmensverantwortung<br />
widmen. Das<br />
Forum hat die B<strong>und</strong>esregierung bei<br />
der Entwicklung einer Nationalen<br />
CSR-Strategie maßgeblich unterstützt.<br />
Im Jahr 2010 hat die B<strong>und</strong>esregierung<br />
den Aktionsplan CSR<br />
verabschiedet, der in den Folgejahren<br />
umgesetzt wurde <strong>und</strong> CSR in<br />
Deutschland weiter verbreitet hat.<br />
Regulierung. Noch gilt in<br />
Deutschland das Prinzip der Freiwilligkeit,<br />
aber gesetzliche Vorgaben<br />
zur Regelung der CSR werden<br />
immer wahrscheinlicher. So hat<br />
die B<strong>und</strong>esregierung am 21. September<br />
2016 einen Gesetzentwurf<br />
zur Stärkung der nichtfinanziellen<br />
Berichterstattung der Unternehmen<br />
in ihren Lage- <strong>und</strong> Konzernlageberichten<br />
vorgelegt. Dieser Entwurf<br />
sieht vor, dass Unternehmen neben<br />
finanziellen Kennzahlen auch ökologische<br />
<strong>und</strong> soziale Informationen<br />
offenlegen. Die Gesetzgebung trägt<br />
damit den wachsenden öffentlichen<br />
Fotos: Fotolia<br />
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ZBW 12/2016
20<br />
Titelthema<br />
Transparenzanforderungen an Unternehmen<br />
Rechnung. Von der Regelung<br />
sind große, insbesondere am<br />
Kapitalmarkt tätige Unternehmen,<br />
Kreditinstitute <strong>und</strong> Versicherungen<br />
mit mehr als 500 Arbeitnehmern<br />
betroffen. Der Gesetzentwurf ist<br />
zwar noch im parlamentarischen<br />
Verfahren zu beschließen, aber die<br />
Neuregelungen sollen bereits im<br />
Jahr 2017 wirksam werden.<br />
Praxis. Würde sich CSR nun<br />
auch für eine Zahnarztpraxis lohnen?<br />
Wenn man sich am Beispiel<br />
des VfL Wolfsburg orientiert, der<br />
im Sportbereich in Sachen Nachhaltigkeit<br />
eine eindeutige Vorreiterrolle<br />
einnimmt, kann man<br />
diese Frage eindeutig mit „Ja“<br />
beantworten. Viele Praxen befinden<br />
sich bereits mitten im Prozess<br />
der CSR, denn sie engagieren sich<br />
schon seit langem in sozialen Projekten<br />
oder beteiligen sich an der<br />
Altgoldsammelaktion, bieten ihren<br />
Mitarbeitern ein familienfre<strong>und</strong>liches<br />
<strong>und</strong> soziales Arbeitsklima an<br />
<strong>und</strong> profitieren von einem Patientenschutz,<br />
den ihnen die Zahnärzteschaft<br />
Baden-Württemberg in<br />
Form der Zahnmedizinischen Patientenberatung<br />
<strong>und</strong> Zweitmeinung<br />
anbietet. Darauf lässt sich aufbauen.<br />
Der Vorteil der Zahnarztpraxen<br />
ist, dass sie ihre CSR-Maßnahmen<br />
gemäß ihrer Möglichkeiten individuell<br />
gestalten können, bei den<br />
übergeordneten CSR-Themen<br />
wie z. B. Patientenzufriedenheit<br />
oder Fortbildung der Mitarbeiter<br />
gleichzeitig von den Stärken ihrer<br />
Körperschaften profitieren. Hier<br />
liegt auch die große Chance der<br />
Zahnärzteschaft, gemeinsam mit<br />
den Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen eine<br />
CSR-Strategie auszuarbeiten, der<br />
sich die Zahnarztpraxen dann freiwillig<br />
anschließen könnten. Somit<br />
könnte die Zahnärzteschaft Baden-<br />
Württemberg in Sachen CSR eine<br />
echte Vorreiterrolle einnehmen.<br />
Fazit. Einen idealen Weg in Sachen<br />
CSR gibt es nicht, denn in<br />
jedem Unternehmen sind die Einsatzmöglichkeiten<br />
individuell. Eines<br />
ist aber sicher: CSR wird in<br />
Zukunft ein wichtiger Erfolgsfaktor<br />
für Unternehmen <strong>und</strong> Institutionen<br />
werden, denn sie werden in<br />
der Öffentlichkeit immer stärker<br />
daran gemessen werden, wie stark<br />
<strong>und</strong> glaubwürdig sie sich dem<br />
Prinzip der Nachhaltigkeit <strong>und</strong><br />
sozialen Verantwortung verschrieben<br />
haben. Gesellschaftliches Engagement<br />
lohnt sich auch für eine<br />
Zahnarztpraxis. Neben der Lösung<br />
konkreter gesellschaftlicher Problemstellungen<br />
ist für die Praxis ein<br />
erkennbarer Nutzen gegeben. Wird<br />
das Handeln nach außen kommuniziert<br />
(z. B. über das Praxisleitbild<br />
auf der eigenen Website), nehmen<br />
sowohl die Patienten als auch die<br />
eigenen Mitarbeiter die Praxis positiver<br />
wahr. Hierdurch werden<br />
ökonomische Effekte begünstigt<br />
<strong>und</strong> eine Win-win-Situation geschaffen,<br />
die langfristige Vorteile<br />
für alle Beteiligten bringt. Nicht<br />
zuletzt werden auch andere Praxen<br />
zu gesellschaftlichem Handeln motiviert<br />
<strong>und</strong> ein „Zeichen der Solidarität“<br />
gesetzt.<br />
» claudia.richter@izz-online.de<br />
Anzeige<br />
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22<br />
Titelthema<br />
Dental International Aid Networking Organisation (DIANO)<br />
Hilfsorganisation mit Schwerpunkt Karibik<br />
Bei den karibischen Inseln denkt man an Urlaubsfeeling <strong>und</strong> unbeschwertes<br />
Leben. Dass es genau dort, wo man die schönsten Momente<br />
im Jahr verbringen kann, auch Schattenseiten gibt, wird gern<br />
verdrängt. Dabei ist erst Anfang Oktober einer der schwersten Wirbelstürme<br />
der letzten Zeit über Haiti <strong>und</strong> Kuba hinweggefegt <strong>und</strong> hat<br />
zehntausende von Menschen obdachlos gemacht. Das zahnärztliche<br />
Hilfswerk DIANO mit Schwerpunkt Karibik versucht das Leid bei den<br />
Ärmsten der Armen zu lindern.<br />
Improvisation. Mit Campingstuhl <strong>und</strong> Klappliege: improvisierter Behandlungsplatz in<br />
der Dominikanischen Republik auf 1800 Meter Höhe: Alles Nötige muss mitgebracht<br />
werden.<br />
schen in den schwer zugänglichen<br />
Dörfern zu versorgen.<br />
Strukturen geben Halt. Die<br />
Zusammenarbeit mit den Partnern<br />
in der Dominikanischen Republik<br />
begann genau zur Zeit des schweren<br />
Erdbebens auf Haiti im Jahr<br />
2010, bei dem über 200.000 Menschen<br />
ums Leben gekommen sind.<br />
Viele Flüchtlinge aus dem benachbarten<br />
Inselstaat kamen über die<br />
Grenze <strong>und</strong> mussten betreut werden.<br />
Während sich die Teilnehmer<br />
bei den ersten Einsätzen vom Arbeitsaufkommen<br />
noch regelrecht<br />
erschlagen fühlten <strong>und</strong> die Arbeit<br />
eher unstrukturiert aufgenommen<br />
hatten, konnten nach <strong>und</strong> nach<br />
Strukturen aufgebaut werden <strong>und</strong><br />
so entwickelte sich eine erprob-<br />
Fotos: DIANO/Tobias Bauer<br />
Diano, ein Zusammenschluss von<br />
Zahnärzten, die sich der Freiwilligenarbeit<br />
verb<strong>und</strong>en fühlen, wurde<br />
2009 gegründet <strong>und</strong> befasste<br />
sich von Anfang an mit Haiti <strong>und</strong><br />
der Dominikanischen Republik. In<br />
Santiago de los Caballeros, in der<br />
Mitte der Insel Hispaniola gelegen,<br />
verfügt man mit dem Institute<br />
of Latin American Concern, kurz<br />
ILAC, über einen verlässlichen<br />
US-amerikanischen Partner. Die<br />
von Jesuiten getragene Einrichtung,<br />
die zur Creighton University<br />
in Omaha, Nebraska, gehört, kümmert<br />
sich um r<strong>und</strong> 200 Dörfer im<br />
Hochland <strong>und</strong> betreut diese auch<br />
medizinisch. Über diesen Teil der<br />
Insel sind mehrere Ambulatorien<br />
verstreut, die von Zeit zu Zeit<br />
angefahren werden, um die Mente<br />
Zusammenarbeit, die bis heute<br />
weiterbesteht.<br />
Gruppenarbeit. Mittlerweile gehen<br />
regelmäßig einzelne Zahnärzte,<br />
aber auch kleine Gruppen, nach<br />
Santiago, um in den abgelegenen<br />
Gebieten die Menschen zu behandeln.<br />
Bei der Zusammenstellung<br />
der Gruppen hat es sich bewährt,<br />
dass Berufsanfänger <strong>und</strong> erfahrene<br />
Gruppen zusammenkommen, genauso<br />
wie die Unterstützung von<br />
ZMFs <strong>und</strong> Zahntechniker außerordentlich<br />
wertvoll ist.<br />
Eine der Erfahrungen aus der Arbeit<br />
von Diano ist es, sich den „Einsteigern“<br />
anzunehmen. Schätzungen<br />
besagen, dass sich gut 80 Prozent<br />
der Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen zumindest<br />
einmal in ihrem beruflichen<br />
Leben mit der Frage beschäftigen,<br />
ob sie nicht an einem ehrenamtlichen<br />
Hilfseinsatz teilnehmen sollten.<br />
Doch bei den meisten bleibt es beim<br />
Vorsatz, wobei es sich herausgestellt<br />
hatte, dass es gar nicht so wenige<br />
sind, denen es schlicht an Informationen<br />
<strong>darüber</strong> fehlt, wie man eine<br />
solche Mission anpackt.<br />
Camps. Um dieses Informationsdefizit<br />
abzubauen <strong>und</strong> Freiwilligen<br />
zu ersten Erfahrungen zu verhelfen,<br />
eignen sich Camps von freiwilligen<br />
Helfern beziehungsweise Gruppeneinsätze<br />
am besten. Weitere Vorteile<br />
ergeben sich durch die Zusammenstellung<br />
der Gruppen: Hier können<br />
verschiedene Berufszweige in ein<br />
Team integriert werden. Zahnmedizinische<br />
Assistenzberufe sind genauso<br />
willkommen wie Zahntechniker<br />
oder einfach „nur“ Freiwillige,<br />
denn Arbeit gibt es bei einem mobilen<br />
Einsatz wahrlich genug.<br />
Wissen weitergeben. Besonders<br />
positiv wird das Zusammenspiel<br />
von Alt <strong>und</strong> Jung empf<strong>und</strong>en.<br />
Für ältere, zum Teil schon pensionierte<br />
Kollegen ist es eine besondere<br />
Anerkennung, wenn ihr Wissen<br />
von der jungen Generation eine<br />
hohe Wertschätzung erfährt. Für die<br />
ZBW 12/2016<br />
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Titelthema 23<br />
Haiti. Behandlungssaal der Zahnklinik in Port au Prince/Haiti.<br />
Behandlungsbedarf. Alle Überredungskünste sind gefragt,<br />
um die junge haitianische Patientin von der Behandlungsnotwendigkeit<br />
zu überzeugen.<br />
Jüngeren ist es besonders hilfreich,<br />
wenn sich jemand die Zeit nimmt,<br />
in kniffligen Situationen durch Rat<br />
<strong>und</strong> Tat Lösungswege aufzuzeigen.<br />
Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />
der gute Kontakt zu den Leuten<br />
vor Ort, den Verantwortlichen<br />
der Partnerorganisation, die mit<br />
der Mentalität vertraut sind <strong>und</strong> die<br />
dazu beitragen, dass sich die Freiwilligen<br />
besser auf die Umgebung<br />
<strong>und</strong> ihre Aufgaben einstellen können.<br />
Im Rahmen zahlreicher Gespräche<br />
lernen die Helfer Probleme<br />
kennen <strong>und</strong> sehen, wo Hilfe dringend<br />
gebraucht wird. Als Vorteil<br />
erwies sich auch, dass es in der Dominikanischen<br />
Republik eine ganze<br />
Reihe bereits bestehender Einrichtungen<br />
gibt, die mit deutscher Entwicklungshilfe<br />
– staatlicher genauso<br />
wie kirchlicher – aufgebaut wurden<br />
<strong>und</strong> für unsere Mission genutzt<br />
werden können.<br />
Hilfe für Waisen. Da weiterhin<br />
ein großer Hilfsbedarf besteht, kamen<br />
zahlreiche weitere Einsatzgebiete<br />
hinzu. So wurde zum Beispiel<br />
im Süden von Haiti eine komplette<br />
Zahnstation in einem Ges<strong>und</strong>heitsposten<br />
eingerichtet <strong>und</strong> gerade in<br />
letzter Zeit kamen vermehrt Kooperationen<br />
mit Waisenhäusern <strong>und</strong><br />
Schulen in Haiti dazu. Hier besteht<br />
noch erheblicher Bedarf, anderseits<br />
hat die Arbeit mit Kindern allen<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die sich<br />
an dieser Aktion beteiligt haben,<br />
sehr viel Freude gemacht. Dabei ist<br />
der Behandlungsbedarf enorm <strong>und</strong><br />
leider muss man als Helfer auch<br />
einiges erleben, das man so leicht<br />
nicht wieder vergisst. Denn die medizinische<br />
Versorgung haitianischer<br />
Waisenkinder hat keinerlei Priorität<br />
<strong>und</strong> die zumeist privaten Hilfseinrichtungen<br />
sind völlig auf sich allein<br />
gestellt. Gerade in den aktuell<br />
von Hurrikan Matthew schwer getroffenen<br />
Gebieten stehen wir mit<br />
mehreren Waisenhäusern in Kontakt,<br />
die fast wieder bei null anfangen<br />
müssen.<br />
Jamaika <strong>und</strong> Kuba. Ganz anders<br />
sind die Erfahrungen auf den<br />
Nachbarinseln Jamaika <strong>und</strong> Kuba.<br />
Auf Jamaika gibt es gerade mal<br />
150 Zahnärzte, da es dort lange Zeit<br />
überhaupt keine zahnmedizinische<br />
Ausbildungsstätte gab. Dafür klappt<br />
die Zusammenarbeit umso besser.<br />
Auf Jamaika ist vor allem technische<br />
Hilfe <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />
Input gefragt. So bekam die Dental<br />
School ein Cerec-Gerät <strong>und</strong> den dazugehörigen<br />
Einführungskurs gestellt.<br />
Insgesamt gingen bisher fünf<br />
Cerec-Einheiten an Universitäten in<br />
jenen Ländern – allesamt Spenden<br />
aus Praxen aus dem Südwesten. An<br />
sich ist dies nichts Spektakuläres,<br />
aber für die Studenten vor Ort ist es<br />
ungemein wichtig, dass sie auch mit<br />
diesen Techniken vertraut gemacht<br />
werden.<br />
Internationale Aufmerksamkeit.<br />
Fast noch wichtiger ist es, dass solche<br />
Aktionen den Zahnärzten vor<br />
Ort zeigen, dass sie von der westlichen<br />
Welt nicht vergessen werden.<br />
Es ist meist die große Politik, die<br />
zwar gern das Wort von den „global<br />
inequalities“, den Ungleichheiten,<br />
die auch die zahnmedizinische<br />
Welt betreffen, in den M<strong>und</strong><br />
nimmt, die Ergebnisse aber sind,<br />
im Gegensatz zu den Spesen für<br />
große internationale Kongresse,<br />
recht überschaubar. Vielmehr sind<br />
es die kleinen Dinge, der persönliche<br />
Kontakt, der direkte Austausch<br />
von Zahnarzt zu Zahnarzt, die von<br />
den Menschen in den bereisten<br />
Ländern als besonders wohltuend<br />
empf<strong>und</strong>en werden, denn es zeigt<br />
ihnen, dass sie ernst genommen<br />
werden <strong>und</strong> ihre Anliegen gehört<br />
werden.<br />
Nochmal eine ganz andere Situation<br />
erlebt man als Helfer in Kuba:<br />
Der Kontakt zu kubanischen Zahnärzten<br />
entwickelte sich von Anfang<br />
an hervorragend, die Aufnahme<br />
<strong>und</strong> der gegenseitige Austausch ist<br />
sehr herzlich <strong>und</strong> der Wissensdurst<br />
der Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen vor<br />
Ort enorm. Eine Besonderheit in<br />
Kuba ist, dass von Anfang an ein<br />
Kontakt ins Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />
bestand <strong>und</strong> seitdem ein<br />
regelmäßiger Dialog stattfindet.<br />
Mittlerweile sind mehrere Tonnen<br />
an zahnärztlichen Geräten <strong>und</strong> Gütern<br />
nach Kuba transportiert worden<br />
<strong>und</strong> die Liste der gemeinsamen<br />
Aktivitäten ist lang.<br />
Die Langfassung des Beitrags<br />
finden Sie im Online-Angebot des<br />
ZBW.<br />
Tobias Bauer<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
24<br />
Titelthema<br />
Ein nachhaltiges zahnmedizinisches Hilfsprojekt für Afrika<br />
„Meine zweite zahnmedizinische Heimat ist Eritrea“<br />
Das große Banner hinter dem Empfangstresen ist nicht zu übersehen.<br />
Auf zwei mal drei Metern lachen Kinder mit strahlend weißen<br />
Zähnen den Patienten <strong>und</strong> Besuchern der Praxis entgegen. „EHD –<br />
Eritrea Hilfswerk Deutschland” steht in großen Lettern über dem<br />
Banner. Schön, dass das Thema des ZBW-Redaktionsbesuchs gleich<br />
ins Auge sticht. Wir sind zu Gast bei Dr. Jens-Peter Würfel. Der Fellbacher<br />
Zahnarzt ist Initiator, treibende Kraft <strong>und</strong> Seele eines langjährigen<br />
Hilfsprojektes für Eritrea. Wenn das Land am Horn von Afrika<br />
heute als einziges afrikanisches Land die UN-Millennium-Ziele im Bereich<br />
Ges<strong>und</strong>heit erreicht, ist das auch sein Verdienst.<br />
Kariesprävention. Jährlich wurden 80.000 Zahnbürsten <strong>und</strong> Zahnpasta nach Eritrea<br />
geschickt.<br />
„Mir fielen die eritreischen Patienten<br />
als besonders fre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong><br />
bescheidene Menschen auf“, erinnert<br />
sich Dr. Würfel. Er hat daraufhin<br />
gegoogelt, wo Eritrea eigentlich<br />
liegt. Neben der Lage im nordöstlichen<br />
Afrika am Roten Meer stieß er<br />
außerdem auf das Eritrea Hilfswerk<br />
Deutschland. 1976 als Verein mit<br />
Sitz in Plochingen von Eritreern<br />
gegründet, um Hilfe für das kriegsgeschüttelte<br />
Land zu leisten. An<br />
das EHD hat Dr. Würfel dann sein<br />
Hilfsangebot gerichtet <strong>und</strong> prompt<br />
Antwort erhalten: Eine eritreische<br />
Zahnärztin bittet um Hilfe beim<br />
Aufbau einer Zahnklinik. „Sie kam<br />
dann nach Deutschland, wir haben<br />
uns getroffen, die Gr<strong>und</strong>risse angesehen<br />
<strong>und</strong> geplant“. 1999 reiste Dr.<br />
Würfel zum ersten Mal nach Eritrea,<br />
in die Hauptstadt Asmara, <strong>und</strong><br />
nahm den Rohbau der Zahnklinik<br />
unter die Lupe. Wieder in Deutschland<br />
plante er weiter – die Zahnklinik<br />
sollte mit drei Behandlungsstühlen,<br />
Absaugung, Kompressor,<br />
Röntgengerät … ausgestattet sein.<br />
Im August 1999 ist die erste Zahnklinik<br />
des Landes dann feierlich<br />
eingeweiht worden – zum überwiegenden<br />
Anteil finanziert durch das<br />
Ges<strong>und</strong>heitsministerium von Eritrea.<br />
„Aber schon damals gab es zahlreiche<br />
Sachspenden von deutschen<br />
Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzten <strong>und</strong><br />
von Dentalfirmen“.<br />
Mit seinem Einwand gegen die<br />
sofortigen Planungen der Eritreer für<br />
den Bau weiterer Zahnkliniken, hob<br />
Dr. Würfel das Hilfsprojekt dann auf<br />
eine neue Ebene. „Ich war mir sicher,<br />
dass wir langfristig mit Prävention<br />
mehr erreichen würden“.<br />
Foto: Dr. Würfel<br />
Prävention. Der Zuckerkonsum<br />
in Eritrea ist extrem hoch. Schokolade,<br />
Cola … die süßen Errungenschaften<br />
aus dem Westen sind nicht<br />
nur bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
in Deutschland beliebt. Die Reinigungshölzer,<br />
die in Afrika zur Zahnreinigung<br />
verwendet werden, haben<br />
aber nur einen unzureichenden<br />
Putzeffekt. Zahnbürste <strong>und</strong> Zahnpasta<br />
sind nur Wenigen bekannt.<br />
Erste Untersuchungen von 600<br />
12-jährigen Schulkindern in der<br />
Hauptstadt Asmara im Jahre 2001<br />
bestätigten das bereits befürchtete<br />
Ergebnis: Die Kariesrate ist extrem<br />
hoch, bei jedem vierten 12-Jährigen<br />
ist mindestens einer der ersten<br />
Molaren komplett zerstört. 2003<br />
initiierte Dr. Würfel deshalb das<br />
für die Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge <strong>und</strong><br />
Prävention, nicht nur der Zahnges<strong>und</strong>heit,<br />
nachhaltigste Projekt des<br />
Landes: Die Kariesprävention in<br />
Gr<strong>und</strong>schulen. 80.000 Schüler <strong>und</strong><br />
Lehrer in Asmara von der 1. bis<br />
zur 5. Klasse erhielten Zahnbürsten<br />
<strong>und</strong> Zahnpasta aus Deutschland.<br />
Biologielehrer übernahmen den<br />
Zahnputzunterricht in den Schulklassen.<br />
In den Folgejahren wird<br />
die M<strong>und</strong>hygiene in die Lehrbücher<br />
aufgenommen, in den Schulen werden<br />
Zahnputzposter zur Anleitung<br />
der Zahnpflegemaßnahmen aufgehängt.<br />
Und ein Zahnmobil, das in<br />
Fellbach gebaut wurde, fährt von<br />
Gr<strong>und</strong>schule zu Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong><br />
einheimische Dental Therapists untersuchen<br />
die Kinder. „Heute wird<br />
an den Autobussen Werbung für<br />
Zahnpflege gemacht“, freut sich<br />
Dr. Würfel. „Und seit 2011 hat unser<br />
Zahnmobil sogar einen kleinen<br />
Bruder: das Hörmobil“. In diesen<br />
beiden Fahrzeugen sind mittlerweile<br />
Zahn-, HNO- <strong>und</strong> Augenärzte<br />
täglich unterwegs <strong>und</strong> untersuchen<br />
jährlich ca. 20.000 Schulkinder.<br />
2018 feiert das Zahnmobil seinen<br />
15. Geburtstag. Beeindruckend:<br />
Ein Zahnmobil aus Fellbach legt<br />
den Gr<strong>und</strong>stein für Prävention <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge eines ganzen<br />
Landes!<br />
ZBW 12/2016<br />
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Titelthema 25<br />
Zahnuntersuchungen. Dr. Jens-Peter Würfel initiierte das Projekt<br />
„Kariesprävention in Gr<strong>und</strong>schulen”.<br />
Teamwork. Die Zahnärzte Dr. Harald Jäckle <strong>und</strong> Volker Michel mit<br />
dem Team der vom EHD ausgestatteten Zahnklinik in Mendefera.<br />
Fotos: Dr. M. Petzholdt/Privat<br />
Pilotprojekt. Das 2003 initiierte<br />
Pilotprojekt „Kariesprävention in<br />
Gr<strong>und</strong>schulen“ wurde ab 2006 zum<br />
Dauerprojekt. „Danach beobachteten<br />
wir bei unseren Besuchen, dass<br />
das Ges<strong>und</strong>heitsministerium den<br />
präventiven Gedanken ausgeweitet<br />
hat“, erzählt Dr. Würfel. Reihen<strong>und</strong><br />
Vorsorgeuntersuchungen fanden<br />
jetzt auch für Infektions-, Augen<strong>und</strong><br />
Hautkrankheiten statt. Und aus<br />
eigenem Antrieb steuerte das eritreische<br />
Ges<strong>und</strong>heitsministerium mit<br />
dem Zahnmobil auch die Kindergärten<br />
an. „Wir haben ein Umdenken<br />
bewirkt <strong>und</strong> das macht mich sehr<br />
stolz“, sagt Dr. Würfel, der Eritrea<br />
inzwischen als seine „zweite zahnmedizinische<br />
Heimat“ bezeichnet.<br />
Bei der ersten M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitskonferenz<br />
für Afrika, die 2004 in Nairobi<br />
stattfand, stritt man noch über den<br />
Zusammenhang zwischen M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Allgemeinges<strong>und</strong>heit.<br />
Eritrea nimmt eine Vorreiterrolle<br />
auf dem afrikanischen Kontinent<br />
ein <strong>und</strong> erreicht heute als einziges<br />
afrikanisches Land die Millennium-<br />
Ziele der Vereinten Nationen im Bereich<br />
Ges<strong>und</strong>heit. Der Besuch der<br />
eritreischen Ges<strong>und</strong>heitsministerin<br />
im April 2015 in Fellbach würdigt<br />
den Beitrag, den Fellbacher Zahnärzte<br />
dafür geleistet haben.<br />
Kollegen, keine Besserwisser.<br />
Dr. Würfel ist kein „Einzelkämpfer“.<br />
Seit Beginn seines Engagements<br />
weiß er um die Unterstützung<br />
seiner Fellbacher Kollegen – die<br />
Freien Zahnärzte Fellbach. 1999<br />
haben sich 28 Zahnärztinnen <strong>und</strong><br />
Zahnärzte als eingetragener Verein<br />
zusammengeschlossen – eine rechtliche<br />
Form als Rahmen für fachliche<br />
Fortbildungen <strong>und</strong> das soziale Engagement<br />
wie z. B. die Unterstützung<br />
des EHD. Alle zwei Monate lädt der<br />
Vorsitzende Dr. Harald Jäckle zur<br />
Arbeitssitzung.<br />
Die Zahnärzte des Vereins bemühen<br />
sich um Sachspenden für das<br />
Projekt, aus der jährlichen Altgoldaktion<br />
erhält das Eritrea Hilfswerk<br />
Deutschland immer einen Teil des<br />
Erlöses, der andere Teil kommt sozialen<br />
Projekten in Fellbach zugute.<br />
Mit dem Altgolderlös wird nicht<br />
nur der Container mitfinanziert, der<br />
mindestens ein- bis zweimal im Jahr<br />
nach Eritrea geschickt wird, sondern<br />
auch die Zahnbürsten, Zahnpasta<br />
<strong>und</strong> all die anderen Materialien, mit<br />
denen die Zahnkliniken ausgestattet<br />
werden.<br />
Den größten Beitrag, den die<br />
Zahnärzte des Fellbacher Vereins<br />
für das Eritrea-Projekt leisten, ist<br />
jedoch die Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der<br />
zahnärztlichen Kollegen vor Ort.<br />
„Wir helfen nicht nur beim Aufbau<br />
der Zahnkliniken, sondern behandeln<br />
mit den Kollegen vor Ort – wir<br />
wollen nicht anstelle der eritreischen<br />
Kollegen tätig sein, sondern mit ihnen“,<br />
unterstreicht Dr. Jäckle, den<br />
ein besonderes Verhältnis mit der<br />
zweiten 2010 in Massawa fertiggestellten<br />
Zahnklinik <strong>und</strong> den eritreischen<br />
Kollegen dort verbindet. „Wir<br />
sind nicht die Besserwisser, sondern<br />
Kollegen“, betont er. KFO-Fachmann<br />
in Eritrea ist Dr. Karl-Erich<br />
Stieven: Er war schon mehrmals vor<br />
Ort <strong>und</strong> hielt Workshops in Theorie<br />
<strong>und</strong> Praxis.<br />
Heute gibt es in Eritrea mit seinen<br />
6,3 Millionen Einwohnern 16<br />
approbierte Zahnärzte – sie haben<br />
ein 5-jähriges Studium im eigenen<br />
Land abgeschlossen. Sie werden unterstützt<br />
von 30 Dental Therapists,<br />
die eine 2-jährige Ausbildung absolviert<br />
haben. Mindestens einmal im<br />
Jahr halten die Fellbacher Zahnärzte<br />
Vorlesungen <strong>und</strong> Workshops an der<br />
Dental School in Eritrea, der Ausbildungsstätte<br />
für den zahnärztlichen<br />
Nachwuchs: Füllungstherapie,<br />
einfache KFO … „Unser Wunsch ist<br />
es, dass die Kollegen ihren Beruf so<br />
ausüben können, wie sie es gelernt<br />
haben, nicht nur Extraktionen vornehmen<br />
<strong>und</strong> Notfälle behandeln“,<br />
sagt Dr. Würfel. Das Interesse, der<br />
Wissensdurst <strong>und</strong> die Dankbarkeit<br />
der eritreischen Kollegen entschädigen<br />
die Deutschen mehr als alles<br />
andere für ihren Einsatz.<br />
» mader@lzk-bw.de<br />
Info<br />
Die nächste Reise wird die Fellbacher<br />
Zahnärzte im März 2017<br />
nach Eritrea führen.<br />
Den ausführlichen Bericht über<br />
das Projekt lesen Sie unter www.<br />
zahnaerzteblatt.de.<br />
Mehr Informationen zum Projekt<br />
finden Sie auch unter www.<br />
eritrea-hilfswerk.de.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
26<br />
Titelthema<br />
Apollonia-Preis der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe<br />
Auszeichnung für Myanmar-Projekt<br />
Die Apollonia-Stiftung der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe hat Mitte<br />
September in Münster das Myanmar-Hilfsprojekt von Studierenden der<br />
Universität Witten/Herdecke (UW/H) mit dem Apollonia-Preis ausgezeichnet.<br />
Seit 2008 engagieren sich Studierende für bessere zahnärztliche<br />
Versorgung in dem von Armut geprägten Land zwischen Thailand<br />
<strong>und</strong> Bangladesch. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.<br />
Auszeichnung. Der Apollonia-Preis 2016 geht an die Studenten der Universität Witten/Herdecke<br />
für ihr zahnmedizinisches Myanmar-Projekt. Es freuen sich (v. l.) Stiftungsvorsitzender<br />
<strong>und</strong> Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe Dr. Klaus<br />
Bartling mit Dr. Dr. Georg Kirchner, Dr. Mathias Benedix <strong>und</strong> Maximilian Voß.<br />
Seit 2008 haben immer wieder Studierende<br />
das Land bereist <strong>und</strong> in<br />
entlegenen Gebieten in Schulen <strong>und</strong><br />
Waisenhäusern über Zahnpflege aufgeklärt.<br />
„Wir treffen auch heute noch<br />
immer wieder auf Kinder, die zum<br />
ersten Mal eine Zahnbürste in der<br />
Hand halten“, berichtet Dr. Mathias<br />
Benedix, der mit anderen Projektbeteiligten<br />
den Preis entgegennahm.<br />
Beginn. Angefangen hatten 2008<br />
Constanze Sauer <strong>und</strong> Georg Kirchner:<br />
„Mittlerweile sind 25 Studierende<br />
ihrem Vorbild gefolgt. Es ist schon<br />
etwas Besonderes, dass wir immer<br />
wieder Studierende finden, die neben<br />
ihrem sicher anstrengenden, forderndem<br />
<strong>und</strong> aufwendigen Studium<br />
dieses Engagement übernehmen“,<br />
freut sich Departmentsleiter Prof. Dr.<br />
Stefan Zimmer. Denn die gesamte<br />
Organisation, Durchführung <strong>und</strong> die<br />
Einwerbung von Spenden liegen in<br />
den Händen der Studierenden.<br />
Myanmar. Das südostasiatische<br />
Land Myanmar ist vielen vor allem<br />
aufgr<strong>und</strong> der Menschenrechtsverletzungen<br />
durch die mehr als 50 Jahre<br />
andauernde Militärherrschaft <strong>und</strong><br />
die schwere Flutkatastrophe von<br />
2008 mit extrem hohen Opferzahlen<br />
bekannt. Die Studierenden treffen<br />
auf unvorstellbare Armut. Der Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />
der Menschen ist<br />
allgemein nicht gut, bei den Zähnen<br />
aber oft katastrophal. In vielen Fällen<br />
sind nur noch Extraktionen möglich.<br />
Bei den Kindern jedoch können die<br />
Studierenden erste Prophylaxemaßnahmen<br />
erfolgreich anwenden. Die<br />
Krokodilpuppe Joe hat unzählige<br />
Male geholfen vorzumachen, wie<br />
man Zähne richtig putzt. Neben der<br />
richtigen Zahnputztechnik erklären<br />
die Studenten auch die besondere<br />
Bedeutung zahnges<strong>und</strong>er Ernährung.<br />
Zudem versorgen sie h<strong>und</strong>erte Kinder<br />
<strong>und</strong> deren Betreuer regelmäßig<br />
mit Zahnbürsten <strong>und</strong> fluoridhaltiger<br />
Zahnpasta. Ausgestattet mit mobilen<br />
dentalen Behandlungseinheiten <strong>und</strong><br />
nötigen Materialien behandeln die<br />
Studenten auch <strong>und</strong> unterstützen die<br />
heimischen Zahnärzte.<br />
Foto: UW/H<br />
Prophylaxemaßnahmen. Die<br />
regelmäßigen Einsätze <strong>und</strong> Prophylaxemaßnahmen<br />
zeigen große Wirkung:<br />
So haben die Studierenden des<br />
Myanmar-Projektes nachweisbare<br />
Erfolge bei der M<strong>und</strong>hygiene <strong>und</strong> in<br />
der zahnmedizinischen Versorgung<br />
von Kindern erzielt. Sie haben das<br />
Bewusstsein für Zahnges<strong>und</strong>heit geschaffen<br />
<strong>und</strong> dazu beigetragen, eine<br />
solide Basis für eine zahnmedizinische<br />
Versorgung aufzubauen. Das<br />
Projekt wird von der Fördergemeinschaft<br />
Zahnmedizin der Universität<br />
Witten/Herdecke e. V., der Straumann<br />
GmbH, der Apobank-Stiftung,<br />
der Wittener Universitätsgesellschaft<br />
e. V., der Aktion Z – Altgold für die<br />
Dritte Welt der Kammern <strong>und</strong> KZVs<br />
in Baden-Württemberg sowie in<br />
Nordrhein sowie weiteren Spendern<br />
unterstützt.<br />
Ralf Wagner, KZV Nordrhein,<br />
berichtete von der Preisverleihung<br />
dass Ges<strong>und</strong>heitsministerin Barbara<br />
Steffens sehr gut vorbereitet war<br />
<strong>und</strong> insbesondere auf die Initiative<br />
Aktion Z – Altgold für die Dritte<br />
Welt eingegangen sei, die in Baden-<br />
Württemberg <strong>und</strong> Nordrhein in den<br />
letzten Jahren viel Segensreiches für<br />
Menschen in den ärmsten Regionen<br />
der Welt leisten konnte. UWH/IZZ<br />
Apollonia-Stiftung<br />
Die „Apollonia zu Münster - Stiftung<br />
der Zahnärzte in Westfalen-Lippe“ ist<br />
eine gemeinnützige selbständige Stiftung<br />
privaten Rechts mit Sitz in Münster.<br />
Sie wurde von der Zahnärztekammer<br />
Westfalen-Lippe gegründet <strong>und</strong><br />
wird von der Zahnärzteschaft getragen.<br />
Der Zweck ist die Förderung der<br />
Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung sowie<br />
des öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />
durch Förderung <strong>und</strong> Unterstützung<br />
präventionsorientierter Zahn-, M<strong>und</strong><strong>und</strong><br />
Kieferheilk<strong>und</strong>e. Diese Ziele<br />
verfolgt die Apollonia-Stiftung durch<br />
Information, Aufklärung, Vergabe<br />
von Journalisten- <strong>und</strong>/oder Wissenschaftlerpreisen,<br />
Stipendien <strong>und</strong> der<br />
Förderung von wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen.<br />
ZBW 12/2016<br />
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Titelthema 27<br />
Behandlung von Menschen mit Behinderung<br />
Das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu tun<br />
„Der zahnärztliche Alltag besteht nicht darin, täglich zwölf Implantate<br />
zu setzen, sondern wird in erster Linie durch die menschliche Begegnung<br />
geprägt. Die menschliche Begegnung kann wichtiger <strong>und</strong> erfüllender<br />
sein als jedes fachliche Highlight“. Das sagt Dr. Klaus Georg<br />
Haag an einem Abend im Wartezimmer seiner Praxis in Heilbronn. Er<br />
sagt es ruhig <strong>und</strong> bestimmt <strong>und</strong> blickt der Redakteurin dabei direkt<br />
ins Gesicht. Als kürzlich ein Artikel in der Heilbronner Stimme über<br />
Dr. Haag <strong>und</strong> seine Behandlung von schwerbehinderten Menschen erschien,<br />
stand sein Telefon nicht mehr still, so viele Anrufe von Patienten<br />
mit Terminwünschen erhielt er. Ein Gr<strong>und</strong> für die ZBW-Redaktion, den<br />
Heilbronner Zahnarzt einmal in seiner Praxis zu besuchen.<br />
Vertrauensarbeit. Dr. Klaus Georg Haag mit seiner Patientin Hermine, die dank<br />
seiner Zuwendung ganz entspannt im Behandlungsstuhl Platz nimmt.<br />
Die Praxis von Dr. Haag liegt im<br />
Heilbronner Stadtteil Böckingen.<br />
Der Stadtteil ist, was die zahnmedizinische<br />
Versorgung anbelangt, ein<br />
eher kritischer Stadtteil. Im Bezirk<br />
Kreuzgr<strong>und</strong> ist Dr. Haag der einzige<br />
Zahnarzt. Er bezeichnet sich selbst<br />
als „Einzelkämpfer“ <strong>und</strong> ist sich bewusst,<br />
dass eine Einzelpraxis, wie er<br />
sie betreibt, zu den „aussterbenden“<br />
Praxisformen gehört. Aber Dr. Haag<br />
ist in Böckingen verwurzelt. Er war<br />
Schüler in Böckingen, wie seine<br />
Kinder. Er ist zur Kirche gegangen,<br />
war Ministrant in der katholischen<br />
Kirchengemeinde, wie seine Kinder.<br />
Er hat sich in Jugendheimen<br />
engagiert, ebenso bei der Stadtranderholung.<br />
Während des Studiums<br />
arbeitete er im Hospiz <strong>und</strong> Palliativdienst.<br />
Als er sich 1987 in Böckingen<br />
als Zahnarzt niedergelassen hat,<br />
war er im Stadtteil fest verankert <strong>und</strong><br />
für die Bewohner Ansprechpartner<br />
<strong>und</strong> Vertrauensperson zugleich. Er<br />
kennt die Familien mit behinderten<br />
Kindern, hat sie über viele Jahre begleitet<br />
<strong>und</strong> ein Vertrauensverhältnis<br />
zu ihnen aufgebaut. „Es ist eine Arzt<br />
PatientenBeziehung, wie ich sie als<br />
Kind kennengelernt habe“, erinnert<br />
sich Dr. Haag, „als der Arzt noch alles<br />
wusste von seinen Patienten. Mit<br />
manchen Patienten verbindet ihn<br />
eine „FastFamilienzugehörigkeit“.<br />
Vertrauen. „Behindertenarbeit ist<br />
Vertrauensarbeit“, sagt Dr. Haag. Ist<br />
das Vertrauen zwischen Behandler<br />
<strong>und</strong> Patient erst einmal hergestellt,<br />
verläuft die Behandlung wie jede<br />
andere Behandlung. Entscheidend<br />
ist die Ruhe, die der Behandler ausstrahlt<br />
– viel sprechen, ruhig sprechen,<br />
mit Blickkontakt, auch zu den<br />
Bezugspersonen. Das benötigt Zeit.<br />
Foto: Privat<br />
Zeit, die sich eigentlich nicht rechnet<br />
heutzutage. „Wir sind eine ganz<br />
normale Zahnarztpraxis, auch ich<br />
muss rechnen“, räumt Dr. Haag ein,<br />
„aber es gibt Patienten, da fällt dieses<br />
Denken unter den Tisch, es spielt<br />
keine Rolle mehr“. Und er berichtet<br />
von einer autistischen Patientin, die<br />
ihn zur Begrüßung herzlich umarmt,<br />
obwohl Autisten sonst keine Körperberührungen<br />
zulassen. Oder einem<br />
anderen Patienten, der nicht spricht,<br />
bei dem er aber kürzlich zwei Kronen<br />
präpariert hat, ohne Sedierung.<br />
Seine Patienten mit Behinderung<br />
bestellt Dr. Haag meistens über die<br />
Mittagszeit ein, „wir haben ein funktionierendes<br />
RecallSystem“. Der<br />
Praxisablauf ist so organisiert, dass<br />
die Patienten immer die gleiche erste<br />
Bezugsperson vorfinden – die empfängt,<br />
den Behandlungsraum vorbereitet,<br />
die Vorlaufzeit überbrückt bis<br />
Dr. Haag ins Behandlungszimmer<br />
kommt. „Oftmals findet dann auch<br />
nur ein Gespräch statt“. Früher hat<br />
Dr. Haag auch in stationären Behinderteneinrichtungen<br />
behandelt,<br />
inzwischen schätzt er den Vorteil<br />
für die Patienten, wenn sie in seiner<br />
Praxis die gleiche Umgebung <strong>und</strong><br />
die gleichen Personen vorfinden <strong>und</strong><br />
er lässt die Patienten per Transportschein<br />
in seine Praxis zur Behandlung<br />
transportieren.<br />
Christ sein <strong>und</strong> danach handeln.<br />
„Die Zuwendung zum Menschen ist<br />
mir wichtig <strong>und</strong> abends das Gefühl<br />
zu haben, etwas Sinnvolles getan zu<br />
haben“, mit diesen Worten beschreibt<br />
Dr. Haag die Motive seines Handelns.<br />
Sie gründen auf seinem tiefverwurzelten<br />
Glauben, seiner Zugehörigkeit<br />
zum Deutschen Orden <strong>und</strong> seinem<br />
Gelübde als geweihter Familiar.<br />
Ende des Jahres steigt seine Tochter<br />
Viktoria in die Praxis ein. Die Praxis<br />
hat Dr. Haag in den vergangenen<br />
Monaten rollstuhlgerecht umgebaut.<br />
Er möchte mehr Patienten mit Behinderung<br />
behandeln – <strong>und</strong> weiß mit<br />
seiner Tochter die geeignete Behandlerin<br />
für diese Patientenklientel an<br />
seiner Seite. » mader@lzk-bw.de<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
28<br />
Titelthema<br />
Patienten unterstützen Hilfsprojekte<br />
<strong>Gutes</strong> tun mit Zahngold<br />
Der Südkurier aus Konstanz veröffentlichte einen Beitrag über die<br />
Unterstützung der Patienten der Zahnarztpraxis Dr. Hans Hugo<br />
Wilms/Monika Knecht aus Bad Säckingen für Hilfsprojekte. Die Redaktion<br />
genehmigte uns fre<strong>und</strong>licherweise den Nachdruck des Textes<br />
<strong>und</strong> des zugehörigen Fotos von der Spendenübergabe. ZBW<br />
Spendenprojekt. Freuen sich über die große Spendenbereitschaft von Patienten<br />
der Zahnarztpraxis Wilms/Knecht (hinten, von links): Regina Matt, Heinz Lüthy, Herbert<br />
Schmidt, Angelika Frühbus, Stefan Riedel, Jürgen Wagner, (vorn, von links:) ZÄ<br />
Monika Knecht, Dr. Hans Hugo Wilms <strong>und</strong> Assistenzzahnärztin Sonja Redel.<br />
Patienten der Praxis Dr. Hans Hugo<br />
Wilms/Monika Knecht geben Altmetall<br />
für Spendenprojekte ab.<br />
4800 Euro gehen an die Schule der<br />
Fre<strong>und</strong>schaft in Haiti, den Perukreis<br />
Heilig Geist Laufenburg <strong>und</strong> das Le-<br />
Anzeige<br />
benshaus Uganda. „Durch die großzügigen<br />
Spenden unserer Patienten<br />
können wir heute an drei karitative<br />
Institutionen insgesamt 4800 Euro<br />
übergeben“, sagte Zahnarzt Dr. Hans<br />
Hugo Wilms anlässlich der Spen-<br />
Foto: Sigrid Schneider<br />
denübergabe <strong>und</strong> zeigte sich sehr<br />
erfreut. Ein Jahr lang hatte das Team<br />
der Zahnarztpraxis Dr. Hans Hugo<br />
Wilms/Monika Knecht in Laufenburg<br />
Altgold gesammelt, das von<br />
einem Teil der Patienten für wohltätige<br />
Zwecke gesammelt, dann eingeschmolzen<br />
<strong>und</strong> verkauft wurde.<br />
Die Summe von jeweils 1600 Euro<br />
wurde an Regina Matt von der Schule<br />
der Fre<strong>und</strong>schaft in Haiti, Herbert<br />
Schmidt, Jürgen Wagner <strong>und</strong> Angelika<br />
Frühbus vom Perukreis Heilig<br />
Geist Laufenburg <strong>und</strong> an Heinz<br />
Lüthy vom Lebenshaus Uganda<br />
übergeben. Stefan Riedel von der<br />
Sparkasse Hochrhein steht bei dem<br />
Transfer als Berater <strong>und</strong> Helfer zur<br />
Seite. „Das ist uns immer eine große<br />
Freude“, sagte er über die Aktion. So<br />
helfen alle Beteiligten mit, Kindern<br />
in Not aus den ärmsten Regionen der<br />
Welt zu helfen, seien es Lehrergehälter<br />
für die Schule der Fre<strong>und</strong>schaft,<br />
Heime, Armenküchen oder Waisenhäuser,<br />
die der Perukreis unterstützt,<br />
oder das Lebenshaus Uganda, das<br />
sich in den kommenden Jahren zum<br />
Selbstversorger entwickeln soll.<br />
Südkurier<br />
Info<br />
Auch Ihre Zahnarztpraxis hat sich<br />
an einer Hilfsinitiative beteiligt<br />
<strong>und</strong> Sie würden gern einen Nachdruck<br />
der Medienberichterstattung<br />
im ZBW lesen? Die Redaktion<br />
freut sich über Ihren Hinweis per<br />
Mail an info@zahnaerzteblatt.de<br />
Kunst kaufen – Kindern helfen!<br />
Bekannte Künstler haben exklusiv für<br />
die SOS-Kinderdörfer Werke geschaffen.<br />
Mit dem Kauf eines limitierten Kunstwerks<br />
aus unseren SOS-Editionen unterstützen Sie<br />
Projekte der SOS-Kinderdörfer weltweit.<br />
Nachdruck mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung des Südkuriers<br />
André Butzer, Katze dunkelrot, Auflage 10, signiert <strong>und</strong> nummeriert,<br />
Linoldruck auf Papier, 2009, 50 x 65 cm<br />
Besuchen Sie die Ausstellung in unserem<br />
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Internetseite www.sos-edition.de.<br />
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Gierkezeile 38, 10585 Berlin<br />
Tel: 030/3450 6997-0<br />
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ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Titelthema 29<br />
Zeitungsbericht über Zahnärzte-Einsatz in Ladakh<br />
Das Lächeln des Himalaya<br />
Im nördlichsten Winkel von Indien liegt Ladakh, eine Division des<br />
B<strong>und</strong>esstaates Jammu <strong>und</strong> Kashmir. „Ein Landeszipfel, den die<br />
indische Regierung vergessen hat, denn ein Interesse an den dort<br />
lebenden Menschen zeigt sie nicht“, sagte die Zahnärztin Leonie<br />
Knupfer in ihrem Vortrag im Gemeindesaal der katholischen Kirchengemeinde<br />
Laichingen zum dortigen „Dental Health Project“. R<strong>und</strong><br />
50 Besucher konnten sich von den mittlerweile aufgebauten Möglichkeiten<br />
für Hilfsaktionen überzeugen, ebenso von der Entwicklung<br />
ihrer Patenkinder, die von Laichingen aus unterstützt werden.<br />
Zahnkrankheiten. 2007 waren die Milchzähne der Kinder im Himalaya-Gebirge<br />
noch in Ordnung, in den vergangenen Jahren vermehrten sich aber Karies <strong>und</strong> andere<br />
Zahnkrankheiten.<br />
Es mag im Anbetracht der weltweiten<br />
Probleme wie ein Tropfen auf<br />
einen heißen Stein wirken, doch<br />
eines ist gewiss: Dr. Leonie <strong>und</strong><br />
Dr. Wolfgang Knupfers unermüdlicher<br />
Einsatz für das Zahnprojekt<br />
des Vereins „Kinder des Himalaya“<br />
trägt dazu bei, die Welt ein<br />
bisschen besser zu machen. Seit<br />
vielen Jahren sorgt das Zahnarztehepaar<br />
vor Ort dafür, die Lebensumstände<br />
von Menschen zu verbessern.<br />
Schon lange unterstützen<br />
auch Menschen aus der Region<br />
diese Einsätze, überzeugt durch<br />
viele Erzählungen der Zahnärztin:<br />
Durch finanzielle Leistungen,<br />
die Übernahme von Patenschaften<br />
oder Spenden von Altgold in der<br />
Zahnarztpraxis. So, wie das Ehepaar<br />
Knupfer nicht müde wird,<br />
über notwendige Hilfe zu sprechen,<br />
sieht auch die Schwäbische<br />
Zeitung immer wieder einen Sinn<br />
in der aktuellen Berichterstattung.<br />
Doch nicht nur die beiden Zahnärzte<br />
behandeln die Menschen<br />
vor Ort kostenlos, mittlerweile<br />
nehmen sie sogar Helferinnen aus<br />
der Laichinger Praxis mit zu ihren<br />
Einsätzen. Es scheint, als würde<br />
die Liste der Zahnärzte mit allen<br />
Zielen für Ladakh immer länger<br />
zu werden, doch ihren Plänen steht<br />
eine Reihe bereits verwirklichter<br />
Projekte in „klein Tibet“ – wie Ladakh<br />
auch genannt wird – gegenüber.<br />
Ein Geheimnis ist es nicht, dass<br />
Menschen, die wissen, in welche<br />
Hände ihre Spendengelder fließen,<br />
ganz anders Anteil an der<br />
Foto: Dr. Knupfer<br />
Entwicklung der Situation vor Ort<br />
nehmen <strong>und</strong> damit weiter bereit<br />
sind, zu helfen. Das eigenständige<br />
Projekt der Knupfers ist das sogenannte<br />
„Dental Health Project“,<br />
das über den Verein „Kinder des<br />
Himalaya“ rechtlich abgesichert<br />
ist. Auch Spendenquittungen können<br />
deswegen ausgestellt werden.<br />
Behandlung im Gartenstuhl.<br />
Dass es nicht einfach ist in 3500<br />
Metern Höhe bei dünner Luft <strong>und</strong><br />
primitiven Lebensverhältnissen<br />
zahnmedizinisch zu behandeln,<br />
bewies Dr. Leonie Knupfer anhand<br />
eindrücklicher Bilder. Sessel,<br />
Garten <strong>und</strong> Bürostühle wurden<br />
geschickt zu Behandlungsstühlen<br />
umgebaut, um über mobile Einheiten<br />
auch in abgelegenen Regionen<br />
tätig werden zu können.<br />
Und das bei äußerst komplizierter<br />
Stromversorgung. Neben großer<br />
Mühe zu hygienischer Arbeit erfolgt<br />
auch genaue Dokumentation<br />
über erfolgte Behandlungen. Wie<br />
ein Juwel erscheint im Gegensatz<br />
zu den mobilen Einsätzen in entlegenen<br />
Orten die im Jahr 2013 gegründete<br />
kleine Klinik „Lotsawa<br />
Dental Clinic“ in Timosgang.<br />
Flächendeckende Prophylaxe,<br />
der Einsatz von „dental nurses“ –<br />
Zahnarzthelferinnen – über ein TalentSuchprogramm,<br />
nachhaltiges<br />
Wirken <strong>und</strong> die Mühe, dieses<br />
Projekt einmal auf eigene Füße<br />
zu stellen, die Suche nach Patenschaften,<br />
um Kindern in Waisenhäusern<br />
<strong>und</strong> aus ärmsten Familienverhältnissen<br />
Bildung zu ermöglichen<br />
sowie dringend notwendige<br />
Ernährungsberatung stehen jährlich<br />
auf dem Plan: 2007 seien die<br />
Milchgebisse weitgehend ges<strong>und</strong><br />
gewesen, mittlerweile aber durch<br />
Süßigkeiten zerstört. Atemberaubend<br />
schön <strong>und</strong> eindrücklich<br />
zeugten Dr. Wolfgang Knupfers<br />
Fotos am Ende des Vortrages von<br />
bewegenden Impressionen „am<br />
Ende der Welt“, wie es Dr. Leonie<br />
Knupfer nannte.<br />
Brigitte Scheiffele<br />
Nachdruck mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung der Schwäbischen Zeitung<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
30<br />
Titelthema<br />
Engagement für Flüchtlinge in Dornstadt<br />
Krocki bei den Flüchtlingskindern<br />
Auf dem weitläufigen Gelände des Betreuungs- <strong>und</strong> Pflegezentrums<br />
in Dornstadt bei Ulm gibt es eine Gemeinschaftsunterkunft, in der<br />
auch viele Kinder unterschiedlichen Alters leben. Sie gehen zur<br />
Schule oder in die Dornstadter Kindergärten, wo die Prophylaxe-<br />
Fachfrauen der Arbeitsgemeinschaft für Zahnges<strong>und</strong>heit Stadtkreis<br />
Ulm <strong>und</strong> Alb-Donau-Kreis sie betreuen. Nun gibt es aber 20 bis 30<br />
Kleinkinder, die noch gar nichts über M<strong>und</strong>hygiene erfahren haben.<br />
Jeden Tag werden sie in einem Spielzimmer von Ehrenamtlichen<br />
betreut, aber das Thema M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit steht bei den Geflüchteten<br />
verständlicherweise nicht im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Sprachschwierigkeiten konnten so<br />
schnell überw<strong>und</strong>en werden. Alles,<br />
was den Kindern erzählt wurde,<br />
konnte gleichzeitig durch Gegenstände<br />
oder Bilder veranschaulicht<br />
werden. Krocki war der große<br />
Renner <strong>und</strong> wurde heiß <strong>und</strong> innig<br />
geliebt. Jedes Kind durfte ihm die<br />
Zähne putzen, <strong>und</strong> da war gut zu<br />
erkennen, wer sich arg abmühen<br />
musste <strong>und</strong> wer schon mal eine<br />
Zahnbürste in der Hand hatte.<br />
Auf Initiative des Kreisvorsitzenden<br />
der Zahnärzteschaft Alb-Donau-Kreis<br />
entstand gemeinsam mit<br />
der Koordinatorin der Dornstadter<br />
Flüchtlingsbetreuung die Idee, für<br />
diese Kleinkinder eine kindgemäße<br />
Anleitung zum Zähneputzen zu versuchen.<br />
Schnell konnte mit Silvia<br />
Laur von der Arbeitsgemeinschaft<br />
für Zahnges<strong>und</strong>heit Stadtkreis Ulm<br />
<strong>und</strong> Alb-Donau-Kreis eine k<strong>und</strong>ige<br />
<strong>und</strong> engagierte Fachfrau gef<strong>und</strong>en<br />
werden, die sich sofort für diese<br />
Idee begeisterte <strong>und</strong> zusagte, diese<br />
Aktion auch ohne Honorar durchzuführen.<br />
Es gab keine Mittel der<br />
Landesarbeitsgemeinschaft für<br />
Zahnges<strong>und</strong>heit e. V. (LAGZ) dafür,<br />
allerdings stellte uns das Forum<br />
Zahnges<strong>und</strong>heit dankenswerterweise<br />
viel Material zur Verfügung:<br />
kleine Stofftaschen mit Zahnbürsten,<br />
Zahnpasta <strong>und</strong> Becher. Schließlich<br />
konnte mit der Koordinatorin<br />
ein Termin vereinbart werden: Am<br />
11. August konnte es losgehen. Wir<br />
hatten keine Ahnung, wie viele Kinder<br />
kommen würden <strong>und</strong> ließen uns<br />
überraschen.<br />
Zahnfee. Als wir auftauchten,<br />
waren ein paar Kinder samt Müttern<br />
<strong>und</strong> auch Väter da, die uns kritisch<br />
musterten. Die bunte Tasche mit<br />
den Utensilien zur Demonstration<br />
samt „Zahni <strong>und</strong> Krocki“ war den<br />
größeren Kindern aus der Schule<br />
bekannt. „Die Zahnfee kommt heute“<br />
riefen sie begeistert <strong>und</strong> schnell<br />
kam eine bunt gemischte Gruppe<br />
von etwa 20 (gefühlt 50) Kindern<br />
zusammen. Die älteren Kinder<br />
übersetzten unaufgefordert, was<br />
ihnen am meisten gefallen hatte –<br />
Reimen. Den Reim zum Zähneputzen<br />
nach der KAI-Methode<br />
wollten sie alle immer wieder<br />
hersagen, <strong>und</strong> sie lernten erstaunlich<br />
schnell: „Kauflächen: hin <strong>und</strong><br />
her das ist nicht schwer – Außenflächen:<br />
r<strong>und</strong>herum das ist nicht<br />
dumm – Innenflächen: raus, raus,<br />
raus aus meinem Haus“. Zahni<br />
reimte, was das Zeug hielt.<br />
Die ganze Aktion hat allen großen<br />
Spaß gemacht <strong>und</strong> wir freuten<br />
uns über die motivierten Kinder.<br />
Witzig war, dass die erst sehr kritischen<br />
Väter sich wie Kinder die<br />
Nase an den Fensterscheiben platt<br />
gedrückt <strong>und</strong> genauso gefreut haben.<br />
Das war eine ganz neue Erfahrung<br />
<strong>und</strong> das positive Feedback in<br />
den „Dornstadter Nachrichten“ hat<br />
uns gutgetan.<br />
Dr. Horst Gebhardt, Silvia Laur<br />
Verständlich. Die älteren Kinder übersetzten sofort, was ihnen<br />
am meisten gefallen hatte – Sprachschwierigkeiten konnten so<br />
schnell überw<strong>und</strong>en werden.<br />
Zähneputzen. Die Kinder wollten den Reim zum Zähneputzen<br />
nach der KAI-Methode immer wieder aufsagen <strong>und</strong> sie lernten<br />
erstaunlich schnell.<br />
Fotos: Dr. Gebhardt<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Berufspolitik 31<br />
Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit Baden-Württemberg<br />
Aktive Versorgungssteuerung<br />
Save the date: Der Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit Baden-Württemberg<br />
findet am 27.1.2017 auf der Landesmesse statt. Nach dem erfolgreichen<br />
Debüt im Januar thematisiert der zweite Landeskongress<br />
die „Aktive Versorgungssteuerung“. Für den Keynote-Vortrag konnte<br />
B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsminister Hermann Gröhe (CDU) gewonnen werden.<br />
Unterstützt wird der Kongress von der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Baden-Württemberg, der Bezirkszahnärztekammer<br />
Stuttgart, der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg<br />
<strong>und</strong> zahlreichen Krankenkassen.<br />
Der Landeskongress<br />
Ges<strong>und</strong>heit findet als<br />
das zentrale Forum im<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen in<br />
Baden-Württemberg<br />
am Freitag, 27. Januar<br />
2017 auf der Landesmesse<br />
Stuttgart statt.<br />
Nach der gelungenen<br />
Auftaktveranstaltung<br />
ist der Kreis an Unterstützerorganisationen<br />
weiter gewachsen. Der<br />
Kongress bietet somit<br />
eine attraktive Umgebung<br />
für die Begegnung<br />
aller relevanten<br />
Akteure der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
<strong>und</strong> -wirtschaft.<br />
Auch im zweiten Jahr setzt<br />
der Kongress auf Partizipation<br />
<strong>und</strong> Interaktion. Der interdisziplinäre<br />
Austausch zwischen den<br />
verschiedenen Institutionen im<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen wird durch<br />
den Einsatz modernster Kongresstechnik<br />
gefördert. Ein eigens für<br />
den Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit<br />
entwickeltes Programm ermöglicht<br />
es den Teilnehmern, über<br />
ihre mobilen Endgeräte Fragen<br />
<strong>und</strong> Anmerkungen an die Moderatorin<br />
zu schicken. Diese reicht<br />
als Sprachrohr die Kommentare<br />
des Publikums direkt an die Referenten<br />
weiter. Darüber hinaus<br />
dient die Gestaltung des Nachmittags<br />
im World Café-Format zur<br />
Diskussion <strong>und</strong> Vertiefung. Im<br />
Rahmen des Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit<br />
können die Besucher je<br />
nach beruflichem Themenschwerpunkt<br />
<strong>und</strong> Interesse an einer von<br />
sechs Diskussionsr<strong>und</strong>en teilnehmen.<br />
Die Inhalte sind vielfältig:<br />
Diskutiert werden unter anderem<br />
Hausarzt- <strong>und</strong> Facharztverträge,<br />
Schnittstellen in der Versorgungssteuerung,<br />
Managed Care Modelle<br />
professioneller Anbieter sowie<br />
Telematik <strong>und</strong> Telemedizin, Ärztenetze<br />
<strong>und</strong> die Erwartungen <strong>und</strong><br />
Forderungen der Patienten. Die<br />
Ausrichtung auf einen interdisziplinären<br />
Teilnehmerkreis garantiert<br />
differenzierte <strong>und</strong> spannende<br />
Gespräche. Eingeladen sind niedergelassene<br />
Ärzte <strong>und</strong> Zahnärzte<br />
sowie alle anderen Berufe der<br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung, Verantwortungsträger<br />
aus Krankenhäusern,<br />
die jeweiligen Verbände <strong>und</strong><br />
Organisationen, Personal aus der<br />
Führungsebene in Sozialverwaltungen,<br />
Krankenkassen, Kommunen,<br />
Ministerien <strong>und</strong> Politik sowie<br />
Entscheider aus der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft.<br />
Anmeldungen zum Kongress<br />
<strong>und</strong> zu den einzelnen Foren sind<br />
ab sofort online unter www.lkges<strong>und</strong>heit.de<br />
möglich. Dort sind<br />
ebenfalls eine Rückschau auf die<br />
Auftaktveranstaltung sowie alle<br />
weiterführenden Informationen<br />
zum 2. Landeskongress Ges<strong>und</strong>heit<br />
Baden-Württemberg zu finden.<br />
Zeitgleich mit dem Landeskongress<br />
Ges<strong>und</strong>heit finden<br />
der Ärztekongress der<br />
Bezirksärztekammer<br />
Nordwürttemberg <strong>und</strong> die<br />
MEDIZIN Fachmesse der<br />
Messe Stuttgart statt. Alle<br />
Vorträge des 52. Ärztekongresses<br />
sind CME<br />
zertifiziert <strong>und</strong> bieten die<br />
Möglichkeit, insgesamt<br />
22 Fortbildungspunkte<br />
zu erwerben. Ergänzend<br />
dazu werden die Landesärztekammer<br />
<strong>und</strong> ihre Bezirksärztekammern<br />
mit<br />
einem Informationsstand<br />
vertreten sein (Standnr.<br />
4B60). KZV BW<br />
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ZBW 12/2016
32<br />
Berufspolitik<br />
Standespolitische Nachwuchstagung von BZK Tübingen <strong>und</strong> KZV BW, BD Tübingen<br />
Bedeutung der zahnärztlichen Selbstverwaltung<br />
Das Engagement für den zahnärztlichen Berufsstand in den Körperschaften<br />
stand im Fokus der Tagung der KZV Bezirksdirektion Tübingen<br />
<strong>und</strong> der BZK Tübingen in Metzingen. Acht Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte<br />
erfuhren von erfahrenen Standespolitikern die komplexen Aufgabenfelder,<br />
die der Berufsstand in der KZV Baden-Württemberg <strong>und</strong> der<br />
Kammer eigenverantwortlich wahrnimmt.<br />
Nachwuchs. Die jungen Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte erfuhren von erfahrenen Standespolitikern<br />
mehr über die komplexen Aufgabenfelder der Kammer <strong>und</strong> der KZV<br />
Baden-Württemberg. (sitzend v. l.) Dr. Steffen Rieger, Dr. Angelika Jung, Dr. David<br />
Richter, Dr. Patrick Sulz. (hintere Reihe v. l.) Dr. Christoph Gr<strong>und</strong>el, Dr. Johanna Kutz,<br />
Dr. Tobias Berger <strong>und</strong> Dr. Winfried Potrzeba.<br />
Der Staat hat der Selbstverwaltung<br />
von KZV <strong>und</strong> Kammer ein breites<br />
Spektrum von Aufgaben <strong>und</strong> Anforderungen<br />
übertragen. Dabei unterschied<br />
der Vorsitzende der BZK<br />
Tübingen, Dr. Wilfried Forschner,<br />
freiwillige Aufgaben von den per<br />
Gesetz übertragenen Pflichtaufgaben.<br />
Letztlich diene diese Tagung<br />
jedoch nicht nur dazu, Daten <strong>und</strong><br />
Fakten der Körperschaften kennenzulernen,<br />
sondern auch der kollegialen<br />
Begegnung <strong>und</strong> um fachliche<br />
Aspekte zu diskutieren. Dabei sollten<br />
auch „Motivation <strong>und</strong> Inspiration“,<br />
so Dr. Wilfried Forschner<br />
nicht zu kurz kommen. Er stellte<br />
nicht nur die Kammerstrukturen<br />
<strong>und</strong> die Bedeutung des standespolitischen<br />
Engagements in den verschiedenen<br />
Gremien vor, sondern<br />
gab auch zu bedenken, was wohl<br />
mehr Zahnärzte mit weniger Karies<br />
machen. Weitere Fragen waren:<br />
Wie sieht die Entwicklung in der<br />
restaurativen Zahnheilk<strong>und</strong>e aus?<br />
Wohin steuern die ZE-Wünsche der<br />
Patienten? Geht der ZE in Richtung<br />
Implantatversorgung? Die unterschiedlichen<br />
Antworten auf diesen<br />
Fragenkomplex beherrschten die<br />
sich anschließende Diskussion.<br />
Fotos: Clausen<br />
KZV BW. Welche aktuellen Themen<br />
bewegen zur Zeit die Verantwortlichen<br />
der KZV? Dr. Ute<br />
Maier, Vorsitzende des Vorstandes<br />
der KZV BW stellte die Bedeutung<br />
<strong>und</strong> Wichtigkeit der zahnärztlichen<br />
Selbstverwaltung für den<br />
Berufsstand am Beispiel der KZV<br />
Baden-Württemberg vor. Die Berufsfreiheit<br />
<strong>und</strong> das selbstbestimmte<br />
Handeln der zahnärztlichen<br />
Profession gelte es immer wieder<br />
ins Bewusstsein des Berufsstandes<br />
zu rücken <strong>und</strong> der Politik <strong>und</strong><br />
der Öffentlichkeit zu vermitteln.<br />
„Umso unverständlicher ist es“,<br />
betonte Dr. Maier, „dass das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Ges<strong>und</strong>heit<br />
unter der Leitung von Minister<br />
Gröhe, meine, mit einem GKV-<br />
Selbstverwaltungsstärkungsgesetz<br />
die Selbstverwaltung weiter zu regulieren<br />
<strong>und</strong> zu entmachten. Nicht<br />
die Selbstverwaltung, sondern<br />
insbesondere die Aufsicht werde<br />
gestärkt. Diese könne stärker als<br />
bisher in die Entscheidungen der<br />
Vertreterversammlung eingreifen.<br />
Die KZV BW habe deswegen auch<br />
mit dem Sozialministerium das<br />
Gespräch gesucht, damit die Verantwortung<br />
des Freiberuflers Zahnarzt<br />
<strong>und</strong> die Selbstverwaltung der<br />
Profession weiter zum Wohle von<br />
Allgemeinheit, Kollegenschaft <strong>und</strong><br />
Patientenschaft gestaltet werden<br />
können.<br />
Freiberuflichkeit – ein Wort, in<br />
dem sich viele Facetten der zahnärztlichen<br />
Profession widerspiegeln.<br />
Die verschiedenen Aspekte<br />
galt es in Workshops zu erarbeiten,<br />
denen eine prägnante Einführungen<br />
durch Prof. Dr. rer. pol.<br />
Michael Dick vorausging, der der<br />
zahnärztlichen Profession seit vielen<br />
Jahren durch seine Vortragstätigkeit<br />
verb<strong>und</strong>en ist. Thematisiert<br />
wurde dabei insbesondere<br />
das Spannungsverhältnis zwischen<br />
dem Staat mit seinen gesetzlichen<br />
Vorgaben <strong>und</strong> dem Anspruch der<br />
Profession auf eine eigenverantwortliche<br />
Gestaltung der Berufsausübung.<br />
Ebenfalls beleuchtet<br />
wurde die Stellung der Selbstverwaltung.<br />
Quintessenz. Gerade die Präsenz<br />
der Vorsitzenden des Vorstands<br />
der KZV BW, Dr. Maier,<br />
<strong>und</strong> des Vorsitzenden der Bezirkszahnärztekammer<br />
Tübingen, Dr.<br />
Wilfried Forschner, sowie weiterer<br />
Vorstandsmitglieder der Bezirkszahnärztekammer<br />
wie Dr.<br />
Dr. Heinrich Schneider, Dr. Elmar<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Berufspolitik 33<br />
Diskussion. Die Präsenz der Vorsitzenden des Vorstands der KZV BW, Dr. Ute Maier, <strong>und</strong> des Vorsitzenden der Bezirkszahnärztekammer<br />
Tübingen Dr. Wilfried Forschner, zeigen, dass der kollegiale Gedankenaustausch mit der jungen Zahnärztegeneration wichtig ist.<br />
Ludwig, Dr. Bernd Stoll, Dr. Herbert<br />
Martin sowie von Dr. Manfred<br />
Jooß, stellvertretender Vorsitzender<br />
der Bezirksgruppe der BD Tübingen<br />
der KZV BW, zeigten, dass<br />
der kollegiale Gedankenaustausch<br />
<strong>und</strong> die Diskussion mit der jungen<br />
Zahnärztegeneration den Verantwortlichen<br />
in KZV <strong>und</strong> Kammer<br />
wichtig ist. Treffend formulierte<br />
es Prof. Dick: „Vertrauen ist das<br />
konstituierende Element der Profession<br />
<strong>und</strong> der Körperschaften“.<br />
Zudem wurden die eingangs von<br />
Dr. Wilfried Forschner skizzierten<br />
Ziele dieser Tagung erreicht, nämlich<br />
durch die Mischung von Vorträgen<br />
<strong>und</strong> Workshops die Teilnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Teilnehmer weiter<br />
für den Erhalt <strong>und</strong> die Förderung<br />
der Freiberuflichkeit zu motivieren.<br />
Dabei kamen in den Diskussionen<br />
auch die fachlichen Aspekte<br />
nicht zu kurz <strong>und</strong> die kollegiale<br />
<strong>und</strong> konstruktive Atmosphäre war<br />
„inspirierend“, wie es der Vorsitzende<br />
der BZK Tübingen in seiner<br />
Begrüßung bereits antizipiert hatte.<br />
So kann Standespolitik für Neu-<br />
Einsteiger Freude machen.<br />
Weitere Fotoimpressionen unter<br />
www.zahnaerzteblatt.de.<br />
» johannes.clausen@izz-online.de<br />
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ZBW 12/2016
34<br />
Berufspolitik<br />
Analyse zahnärztlicher Existenzgründungen 2015<br />
Große Bandbreite bei Übernahmepreisen<br />
Es ist keine Überraschung, dass Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte kräftig<br />
in die Tasche greifen müssen, wenn sie sich niederlassen wollen. Die<br />
Neugründung einer Einzelpraxis kostete im vergangenen Jahr im b<strong>und</strong>esweiten<br />
Durchschnitt 484.000 Euro, wie der kürzlich veröffentlichte<br />
„InvestMonitor Zahnarztpraxis“ für das Jahr 2015 ausweist. Die meisten<br />
Niederlassungswilligen entschieden sich allerdings für eine Praxisübernahme,<br />
die mit durchschnittlich 326.000 Euro zu Buche schlug. 1<br />
Betrachtet man die reinen Übernahmepreise,<br />
die mit 172.000 Euro<br />
neben Modernisierung, Geräten,<br />
Betriebsmittelkredit etc. nur einen<br />
Teil des genannten Finanzierungsvolumens<br />
ausmachten, so ergibt<br />
sich eine erstaunliche Spreizung:<br />
Zwei Drittel investierten für die<br />
Übernahme einer Praxis als Einzelpraxis<br />
zwischen 51.000 <strong>und</strong><br />
250.000 Euro. 14 Prozent erzielten<br />
günstigere Übernahmepreise,<br />
20 Prozent zahlten dagegen mehr,<br />
etwa 8 Prozent sogar über 350.000<br />
Euro (s. Abb. 1).<br />
Wertermittlung. Der ermittelte<br />
Durchschnittspreis für eine Praxisübernahme<br />
ist somit nur bedingt<br />
aussagekräftig. „Knapp zwei Drittel<br />
der Existenzgründer zahlen weniger“,<br />
erläuterte Georg Heßbrügge<br />
von der Deutschen Apotheker<strong>und</strong><br />
Ärztebank, die gemeinsam mit<br />
dem Institut der Deutschen Zahnärzte<br />
(IDZ) seit 1984 das Investitionsverhalten<br />
bei zahnärztlichen<br />
Niederlassungen für den „Invest-<br />
Monitor Zahnarztpraxis“ analysiert.<br />
Laut Heßbrügge führen viele<br />
Faktoren zu den starken Preisunterschieden.<br />
Neben dem materiellen<br />
Wert (etwa Praxisausstattung<br />
<strong>und</strong> Einrichtung) spiele auch der<br />
ideelle Wert eine Rolle, der unter<br />
anderem die aktuelle wirtschaftliche<br />
Situation <strong>und</strong> das zukünftige<br />
Potenzial der Praxis berücksichtige<br />
(siehe Infokasten).<br />
Deutlich günstiger als die Neugründung<br />
einer Einzelpraxis ist<br />
nach den letztjährigen Zahlen die<br />
Neugründung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />
(BAG). Diese<br />
kostete im Durchschnitt insgesamt<br />
330.000 Euro pro Inhaber, also<br />
immerhin 154.000 Euro weniger<br />
als die Einzelpraxisneugründung.<br />
Für die Übernahme einer Praxis<br />
durch eine BAG wurden 292.000<br />
Euro pro Inhaber aufgewendet,<br />
also 34.000 Euro Differenz zur<br />
Einzelpraxisübernahme. Der Beitritt<br />
zu einer BAG (Zahl der Inhaber<br />
nimmt zu) bzw. der Einstieg in<br />
eine BAG (Käufer übernimmt Praxisanteile,<br />
Zahl der Inhaber bleibt<br />
gleich) erforderte ein Finanzierungsvolumen<br />
von 310.000 Euro.<br />
Vorteile. Im Jahr 2015 entschieden<br />
sich 1.299 Zahnärztinnen <strong>und</strong><br />
Zahnärzte für den Schritt in die<br />
Selbstständigkeit. Die wenigsten<br />
(7 Prozent) wählten dafür die<br />
Neugründung einer Einzelpraxis.<br />
Der Anteil der Einzelpraxisübernahmen<br />
lag bei 65 Prozent, während<br />
28 Prozent ihre freiberufliche<br />
Tätigkeit in einer BAG starteten.<br />
Die Autoren des InvestMonitors<br />
erklären die Bevorzugung der Pra-<br />
Große Bandbreite bei den Übernahmepreisen<br />
Übernahme als Einzelpraxis: Preise nach Größenklassen<br />
Quelle: Apobank/IDZ<br />
Spanne. Der durchschnittliche<br />
Übernahmepreis einer Einzelpraxis<br />
(ohne Modernisierung <strong>und</strong> Umbau,<br />
Geräte <strong>und</strong> Einrichtung, Sonstiges<br />
<strong>und</strong> Betriebsmittelkredit) lag im<br />
vergangenen Jahr bei 172.000 Euro.<br />
Die Diskrepanz zwischen den niedrigsten<br />
<strong>und</strong> höchsten Kaufpreisen<br />
war sehr hoch.<br />
1<br />
Werden nur die alten B<strong>und</strong>esländer <strong>und</strong> Berlin in die Analyse einbezogen, liegen die Kosten mit 504.000 Euro für eine Einzelpraxisneugründung<br />
bzw. 342.000 Euro für eine Einzelpraxisübernahme noch höher.<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Berufspolitik 35<br />
xisübernahme unter anderem mit<br />
wirtschaftlichen Vorteilen durch die<br />
Möglichkeit, Investitionsentscheidungen<br />
zeitlich zu strecken <strong>und</strong> den<br />
sich verändernden ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen anzupassen.<br />
Zudem lasse sich die Investition<br />
nach begonnenem Praxisbetrieb<br />
besser abschätzen als in der theoretischen<br />
Planungs- <strong>und</strong> Vorbereitungsphase.<br />
Dass die zahnärztlichen Existenzgründer<br />
nach wie vor bereit<br />
sind, auf hohem Niveau zu investieren,<br />
führen die Analysten auf die<br />
unverändert positive Berufsrolleneinschätzung<br />
zurück. Aspekte wie<br />
„Selbstständigkeit/Freiberuflichkeit“,<br />
der „Kontakt mit Menschen“<br />
<strong>und</strong> die „Möglichkeit, einen Heilberuf<br />
auszuüben“ scheinen dominante<br />
Eckpunkte eines positiven Berufserlebens<br />
zu sein, so ihr Resümee.<br />
» schildhauer@meduco.de<br />
Entwicklung der Finanzierungsvolumina verschiedener Praxisformen<br />
Entwicklung. Bei allen Praxisformen ist das Gesamtfinanzierungsvolumen von 2011<br />
bis 2015 gestiegen: bei der Übernahme einer Einzelpraxis lediglich um 9 Prozent,<br />
bei der BAG-Neugründung dagegen um 29 Prozent. Dieser indexierte Vergleich ist<br />
nicht zu verwechseln mit einem Vergleich der absoluten Beträge, die für eine Existenzgründung<br />
aufgebracht werden müssen. Hier steht die Einzelpraxisneugründung<br />
an der Spitze, <strong>und</strong> die Übernahme einer BAG ist am günstigsten.<br />
Grafik: IDZ/Apobank<br />
Der Goodwill<br />
Während bei einer Praxisneugründung<br />
„lediglich“ Kosten für (Um-)<br />
Bau- <strong>und</strong> Modernisierungsmaßnahmen,<br />
Einrichtung, medizinischtechnische<br />
Ausstattung <strong>und</strong> Sonstiges<br />
anfallen, muss bei der Übernahme<br />
einer Praxis oder BAG bzw.<br />
beim Beitritt oder Einstieg in eine<br />
BAG in der Regel auch der ideelle<br />
Wert oder „Goodwill“ abgegolten<br />
werden. Er definiert sich im Wesentlichen<br />
durch die persönlichen<br />
Beziehungen <strong>und</strong> das langjährige<br />
Betreuungsverhältnis zwischen<br />
Zahnarzt <strong>und</strong> Patient sowie die soziale<br />
Praxislage <strong>und</strong> -organisation.<br />
Der dafür zu zahlende Preis ist Verhandlungssache,<br />
wobei die erwartete<br />
Ertragskraft aus Käufersicht<br />
normalerweise die wichtigste Rolle<br />
spielt.<br />
Für ungefähre Prognosen können<br />
die Vorjahresumsätze (zahnärztlicher<br />
Honorarumsatz <strong>und</strong> Fremdlaborausgaben)<br />
herangezogen werden. Wie<br />
die Autoren des InvestMonitors ermittelten,<br />
belief sich der Goodwill bei<br />
Praxisübernahmen im Jahr 2015 im<br />
Durchschnitt auf etwa 26 Prozent des<br />
Vorjahresumsatzes, wobei auch hier<br />
die Bandbreite sehr groß war.<br />
Allerdings sind subjektive Faktoren<br />
wie der Goodwill im Zeitverlauf üblicherweise<br />
reagibler als objektive Daten.<br />
Neben der Einnahmenentwicklung<br />
der fraglichen Praxis oder BAG in<br />
den Vorjahren können auch politische<br />
Rahmenbedingungen einen Einfluss<br />
darauf haben, wie viel ein Käufer<br />
für den Goodwill zu zahlen bereit<br />
ist. Auch die Unsicherheit, ob der<br />
ideelle Praxiswert steuerrechtlich<br />
abschreibungsfähig ist, sorgte in<br />
der Vergangenheit für Turbulenzen,<br />
nachdem einige Finanzämter dies<br />
nicht zugelassen hatten.<br />
Im vergangenen Jahr belief sich<br />
der Goodwill bei der Einzelpraxisübernahme<br />
auf immerhin 72<br />
Prozent des Übernahmepreises;<br />
auf den Substanzwert (übernommene<br />
Geräte, Ausstattung) entfielen<br />
somit lediglich 28 Prozent. Bei<br />
der BAG-Übernahme machte der<br />
Goodwill 74 Prozent aus <strong>und</strong> beim<br />
Einstieg/Beitritt in eine BAG sogar<br />
77 Prozent.<br />
Quelle: IDZ/Apobank<br />
Beitritt bzw. Einstieg in eine BAG<br />
Teuer. Existenzgründer,<br />
die im Jahr 2015 einer<br />
Berufsausübungsgemeinschaft<br />
(BAG) beitraten<br />
oder in eine BAG einstiegen,<br />
mussten für den<br />
ideellen Wert am tiefsten<br />
in die Tasche greifen:<br />
195.000 Euro machen<br />
r<strong>und</strong> 77 Prozent des Übernahmepreises<br />
aus.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
36<br />
Berufspolitik<br />
Informationsveranstaltung für Berufsberater/innen <strong>und</strong> Arbeitsvermittler/innen<br />
Finden. Ausbilden. Binden<br />
Am 19. Oktober 2016 fand in Tübingen die Informationsveranstaltung<br />
für Berufsberater/innen <strong>und</strong> Arbeitsvermittler/innen<br />
der Agenturen für Arbeit in Baden-Württemberg zum Berufsbild<br />
„Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r“ (ZFA) statt. Mehr als 20 Teilnehmer<br />
aus den Agenturen für Arbeit in Lörrach, Nagold-Pforzheim,<br />
Reutlingen, Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim <strong>und</strong> Ulm folgten<br />
der Einladung zu dieser Veranstaltung, die bereits zum sechsten<br />
Mal in Zusammenarbeit mit der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, Regionaldirektion<br />
Baden-Württemberg, durchgeführt wurde.<br />
Kontinuität. Bereits zum sechsten Mal fand die Informationsveranstaltung für Berufsberater<br />
<strong>und</strong> Arbeitsvermittler der Agenturen für Arbeit in Baden-Württemberg<br />
zum Berufsbild ZFA statt.<br />
Die demografische Entwicklung<br />
erfordert neue Strategien von den<br />
Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzten in<br />
Baden-Württemberg, um geeignete<br />
Zahnmedizinische Mitarbeiter/innen<br />
zu „finden“, „auszubilden“ <strong>und</strong> zu<br />
„binden“. Im Rahmen seiner Sitzungen<br />
beschäftigt sich der Ausschuss<br />
für Zahnmedizinische Mitarbeiter/innen<br />
regelmäßig mit dieser Thematik<br />
<strong>und</strong> stellt dem Vorstand Aufgaben,<br />
Handlungsfelder <strong>und</strong> Aktivitäten vor,<br />
um das Berufsbild der Zahnmedizinischen<br />
Fachangestellten (ZFA) attraktiv<br />
darzustellen <strong>und</strong> somit gezielt<br />
für qualifizierte Mitarbeiter/innen zu<br />
werben. Hieraus ist auch die regelmäßige<br />
Informationsveranstaltung<br />
für die Berufsberater/innen <strong>und</strong> Arbeitsvermittler/innen<br />
der Agenturen<br />
für Arbeit hervorgegangen.<br />
Berufsbild. Bei den Beratern in<br />
den Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufsberatungen<br />
der Agenturen für Arbeit bestehen<br />
Defizite über die berufliche<br />
Tätigkeit in den jeweiligen Berufsbildern.<br />
Gr<strong>und</strong>informationen über<br />
einzelne Berufsbilder sind vorhanden,<br />
jedoch keine weiteren Informationen,<br />
die beispielsweise die<br />
Karrieremöglichkeiten beschreiben.<br />
Im Bereich der Zahnmedizinischen<br />
Fachangestellten wirkt sich dies beispielsweise<br />
dahingehend aus, dass<br />
eingehende Anfragen nicht immer<br />
entsprechend bedient werden können.<br />
Heutzutage müssen die Berater<br />
in den 24 Agenturen für Arbeit<br />
in Baden-Württemberg über Fachkenntnisse<br />
in allen Berufen verfügen<br />
(Bewerberprinzip). Früher mussten<br />
von einem Berater nur Fachkenntnisse<br />
in wenigen Berufsbildern abgedeckt<br />
werden (Spartenprinzip).<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat die Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
für die in ihrem Bereich<br />
zuständigen Führungspersonen der<br />
Agenturen für Arbeit die Informationsveranstaltung<br />
zum Berufsbild der<br />
Zahnmedizinischen Fachangestell-<br />
Foto: Beck<br />
ten <strong>und</strong> deren Fortbildungsmöglichkeiten<br />
am 19.10.2016 in Tübingen<br />
angeboten. Durch die dreistündige<br />
Informationsveranstaltung führten<br />
der Referent für Zahnmedizinische<br />
Mitarbeiter/innen der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg,<br />
Dr. Bernd Stoll, der stv. Vorsitzende<br />
des Ausschusses für Zahnmedizinische<br />
Mitarbeiter/innen, Dr. Helmut<br />
Schönberg, sowie Thorsten Beck<br />
von der LZK-Geschäftsstelle.<br />
Konstruktiver Dialog. Insbesondere<br />
die Themenschwerpunkte<br />
„ZFA-Ausbildungsverordnung“,<br />
„Attraktivität des Berufsbildes“,<br />
„ZFA-Aufstiegsfortbildungen“ <strong>und</strong><br />
„Rechtliche Rahmenbedingungen“<br />
wurden von den Referenten behandelt<br />
<strong>und</strong> somit Impulse für einen<br />
konstruktiven Dialog mit den Teilnehmern<br />
gesetzt.<br />
Spezielle Fragestellungen aus der<br />
Beraterpraxis der Berufsberater/innen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsvermittler/innen wurden<br />
unter anderem zu den Bereichen<br />
• Anzahl unbesetzter Ausbildungsplätze,<br />
• Teilzeitberufsausbildung,<br />
• Möglichkeiten für Wiedereinsteiger/innen,<br />
• Schwangerschaft während der<br />
Ausbildung,<br />
• Ausbildungszufriedenheit der<br />
Auszubildenden,<br />
• Röntgen (Kenntnisse im Strahlenschutz),<br />
• Verdienstmöglichkeiten,<br />
• Praktika <strong>und</strong> Fortbildungsangebote<br />
eingebracht. Die Anwesenden wurden<br />
dafür sensibilisiert, dass sich das<br />
Berufsbild in den letzten Jahren gewandelt<br />
hat <strong>und</strong> die Tätigkeiten von<br />
Zahnmedizinischen Fachangestellten<br />
nunmehr mit den fünf Hauptmerkmalen<br />
Betreuung, Behandlungsassistenz,<br />
Hygiene, Röntgen <strong>und</strong> Verwaltung<br />
beschrieben werden können.<br />
Um landesweit möglichst eine Vielzahl<br />
an Multiplikatoren zu erreichen,<br />
wird die Veranstaltung im kommenden<br />
Jahr im südbadischen Raum<br />
durchgeführt. » beck@lzk-bw.de<br />
ZBW 12/2016<br />
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Politik 37<br />
Dialog-Begegnungen im Königsbau<br />
Vertrauensvolles Gespräch mit Stefan Teufel<br />
Zum politischen Gedankenaustausch kam der Ges<strong>und</strong>heitspolitische<br />
Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Stefan Teufel MdL, auf<br />
Einladung von Dr. Ute Maier, Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Baden-Württemberg, <strong>und</strong> Dr. Udo Lenke, Präsident der<br />
Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, in die Geschäftsstelle<br />
des Informationszentrums Zahnges<strong>und</strong>heit in Stuttgart.<br />
Dialog. Stefan Teufel MdL, Ges<strong>und</strong>heitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion<br />
(r.), war zu Gast in der Geschäftsstelle des IZZ in Stuttgart. Dr. Ute Maier, Dr.<br />
Udo Lenke (2. v. l.) <strong>und</strong> Dr. Bernhard Jäger (l.).<br />
Auf der Agenda standen Themen<br />
wie die Möglichkeiten des Bürokratieabbaus<br />
in der Zahnarztpraxis<br />
<strong>und</strong> in diesem Zusammenhang die<br />
Vorschläge des Normenkontrollrats<br />
„Mehr Zeit für Behandlung –<br />
Vereinfachung von Verfahren <strong>und</strong><br />
Prozessen in der Arzt- <strong>und</strong> Zahnarztpraxis“.<br />
Angesprochen wurde<br />
auch die Kammer als Approbationsbehörde,<br />
das Thema Hygiene in<br />
der Zahnarztpraxis sowie die zahnärztliche<br />
Versorgung von Senioren<br />
<strong>und</strong> Menschen mit Handicaps in<br />
Pflege- <strong>und</strong> Senioreneinrichtungen.<br />
Auch die zahnärztliche Versorgung<br />
von Flüchtlingen wurde intensiv erörtert.<br />
Insbesondere beim Thema Hygiene-Dokumentation<br />
machte Dr.<br />
Lenke einen konstruktiven Vorschlag,<br />
um den bürokratischen Auf-<br />
Foto: Stoppel<br />
wand zu verringern: „Gr<strong>und</strong>satz ist,<br />
dass die Hygieneprozesse fehlerfrei<br />
laufen. Dies wird einmal dokumentiert<br />
<strong>und</strong> gilt immer dann, wenn<br />
keine Fehler im Ablauf festgestellt<br />
werden. Jeder aufgetretene Fehler<br />
wird dokumentiert <strong>und</strong> verbessert.“<br />
Zum Thema Alterszahnheilk<strong>und</strong>e<br />
merkte Dr. Ute Maier an: „Es ist<br />
gut, dass die Bedeutung der zahnärztlichen<br />
Versorgung für Senioren<br />
<strong>und</strong> Pflegebedürftige sich endlich<br />
im Gesetz niedergeschlagen hat.“<br />
Darüberhinaus informierte Dr. Ute<br />
Maier über die Gespräche im G-BA<br />
zum Thema Parodontologie. Weiter<br />
betonte sie, dass „gerade in der<br />
Zahnheilk<strong>und</strong>e durch Eigeninitiative<br />
der Patienten die Zahn- <strong>und</strong><br />
M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit erhalten <strong>und</strong> gefördert<br />
werden kann, was sich auch<br />
bei Parodontitis zeige. Allerdings<br />
müssten gerade für Menschen mit<br />
Handicap noch Sonderregelungen<br />
in der Prävention getroffen werden,<br />
fügte sie an.<br />
In dieser Legislaturperiode wurden<br />
bereits Gespräche mit Jochen<br />
Haußmann MdL, Ges<strong>und</strong>heitspolitischer<br />
Sprecher der FDP, Bärbl<br />
Mielich MdL, der früheren Ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />
Sprecherin von<br />
Bündnis 90/Grüne, heute Staatssekretärin<br />
im Sozialministerium, <strong>und</strong><br />
Rainer Hinderer MdL, Ges<strong>und</strong>heitspolitischer<br />
Sprecher der SPD,<br />
geführt.<br />
» johannes.clausen@izz-online.de<br />
Anzeige<br />
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ZBW 12/2016
38<br />
Fortbildung<br />
Parodontitistherapie<br />
Adjuvante systemische Antibiotika<br />
Infektionen zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Parallel dazu nimmt die Antibiotikaresistenz<br />
potenziell lebensbedrohlicher Erreger dramatisch zu (1). Antibiotika gehören neben Analgetika <strong>und</strong> Lokalanästhetika<br />
zu den am häufigsten in der Zahnmedizin verwendeten Arzneimitteln. Daher ist es umso wichtiger<br />
für den Einsatz systemischer Antibiotika eine möglichst optimale Risiko-Nutzen-Relation zu erreichen.<br />
Während in den letzten Jahren vor allem gram-positive<br />
Infektionserreger wie Methicillin-resistente Staphylococcus<br />
aureus (MRSA) <strong>und</strong> Glykopeptid-resistente<br />
Enterokokken (VRE) im Vordergr<strong>und</strong> des Interesses<br />
standen, wird derzeit europaweit ein zunehmendes<br />
Auftreten von mehrfachresistenten gram-negativen<br />
Infektionserregern, wie zum Beispiel Enterobacteriaceae,<br />
Pseudomonas <strong>und</strong> Acinetobacter spp. beobachtet<br />
(2). Hauptursachen für diese bedrohliche Entwicklung<br />
sind die falsche Indikationsstellung, der unkritische<br />
Einsatz <strong>und</strong> eine unzureichende Erregerspezifität<br />
der ausgewählten Antibiotika (1, 3, 4). Internationale<br />
Untersuchungen zeigen, dass bis zu 50 Prozent der<br />
Antibiotikatherapien inadäquat sind. Das gilt auch für<br />
Deutschland (4). Daher muss eine sichere Diagnostik,<br />
eine strenge Indikationsstellung <strong>und</strong> eine größtmögliche<br />
Erregerspezifität vor dem Einsatz von Antibiotika<br />
gefordert werden, um der Ausbreitung von Resistenzen<br />
zu begegnen (5).<br />
Allerdings sind beim Einsatz von Antibiotika nicht<br />
nur die Resistenzentwicklung, sondern auch die unerwünschten<br />
Nebenwirkungen dieser Wirkstoffgruppe<br />
mit in Betracht zu ziehen. In diesem Zusammenhang<br />
sei daran erinnert, dass Antibiotika schwere Nebenwirkungen<br />
wie gastrointestinale Auswirkungen, Allergien<br />
<strong>und</strong> insbesondere auch akute Leberschäden nach<br />
sich ziehen können (6). Seit Jahren führen in Deutschland<br />
Antibiotika unangefochten die Liste der gemeldeten<br />
Nebenwirkungen mit über 60 Prozent aller von<br />
Zahnärzten gemeldeten Nebenwirkungen an (7). Auch<br />
dadurch wird klar, dass es Aufgabe des Zahnarztes ist,<br />
bei jedem Patienten nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-<br />
Abwägung das geeignete Antibiotikum auszuwählen.<br />
Dies trifft insbesondere bei nicht lebensbedrohlichen<br />
Infektionen wie z. B. der Parodontitis zu.<br />
Der Einsatz von Antibiotika im Rahmen einer Parodontitistherapie<br />
begründet sich aus der Erkenntnis,<br />
dass Bakterien ursächlich an der Entstehung <strong>und</strong><br />
dem Voranschreiten entzündlicher Erkrankungen des<br />
Zahnhalteapparates beteiligt sind (8, 9). Mittlerweile<br />
sind in der M<strong>und</strong>höhle etwa 1.000 Bakterienarten<br />
nachgewiesen worden (10). Trotz intensiver Forschung<br />
scheinen derzeit allerdings immer noch vergleichsweise<br />
wenige Bakterien mit der Ätiologie marginaler<br />
Parodontitiden eng in Verbindung zu stehen<br />
(Tab. 1) (10-20), die sich in individuell unterschiedlichen<br />
Kombinationen innerhalb der M<strong>und</strong>höhle nachweisen<br />
lassen (9, 13, 21). Es mag sein, dass sich das<br />
Wissen um die intraorale Mikrobiologie in den nächsten<br />
Jahren erweitert. Zum jetzigen Zeitpunkt macht es<br />
aber aus klinischer Sicht Sinn, sich auf die bekannten,<br />
eng mit der Parodontitis assoziierten Erreger bei der<br />
Auswahl eines geeigneten Antibiotikums zu konzentrieren.<br />
Ziel der Antibiotikatherapie. Die unterstützende<br />
Verabreichung von Antibiotika soll bei entsprechender<br />
Indikationsstellung die Progredienz parodontaler<br />
Attachmentverluste aufhalten oder sie zumindest stark<br />
reduzieren. Um das zu erreichen, wird angestrebt,<br />
I. II. III. IV.<br />
Klinische<br />
Antibiotika-<br />
Desintegration Antibiotikagabe!<br />
Indikation!<br />
Selektion<br />
des Biofilms<br />
• Probenentnahme<br />
(Pool)<br />
• Analyse, z.B.<br />
mittels PCR<br />
supra-<strong>und</strong><br />
subgingivales<br />
Debridement<br />
unmittelbar<br />
nach<br />
Abschluß<br />
systemisch<br />
Sequenz der systematischen Antibiotikatherapie (Abb.1)<br />
ZBW 12/2016<br />
Abb. 7<br />
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Fortbildung 39<br />
A.a. T.f. E.c. P.i. P.i. P.n.<br />
Amoxicillin + + ++<br />
Metronidazol ++ + + ++<br />
Ciprofloxacin + +<br />
Doxycyclin + +<br />
Tetracyclin + + +<br />
Clindamycin ++ +<br />
Metronidazol & Amoxicillin* + ++ ++ + ++<br />
Metronidazol & Ciprofloxacin* + ++ + + + ++<br />
+: 10 1 -fach, ++: 10 2 -fach, +++: 10 3 -fach<br />
* von Einzelwerten abgeleitet<br />
A.a.: Actinobacillus actinomycetemcomitans; T.f.: Tanerella forsythensis; E.c.: Eikenella corrodens; P.g.:<br />
Porphyromonas gingivalis; P.i.: Prevotella intermedia; P.n.: Prevotella nigrescens<br />
Antibiotikakonzentrationen in der Gingivalflüssigkeit bei systemischer Verabreichung. Ausgedrückt in Vielfachen der in vitro ermittelten<br />
minimalen Hemmkonzentration (MHK 90) (Tabelle 1).<br />
die Keimzahl parodontopathogener Bakterien in der<br />
parodontalen Tasche über die Wirkung des mechanischen<br />
Debridements hinweg zu verringern oder wenn<br />
möglich, die parodontopathogenen Bakterien aus<br />
der M<strong>und</strong>höhle zu eliminieren. Um der Gefahr einer<br />
Resistenzbildung parodontopathogener Keime (22)<br />
vorzubeugen, sollen hierbei geeignete, das Spektrum<br />
parodontopathogener Keime abdeckende Antibiotika<br />
zum Einsatz kommen (13, 21, 23, 24). Darüber hinaus<br />
soll die intra- <strong>und</strong> extraorale physiologische Keimflora<br />
jedoch möglichst wenig verändert werden, damit<br />
es nicht zur Superinfektion mit anderen pathogenen<br />
Keimen kommt.<br />
Indikationen. Für die unterstützende systemische<br />
Antibiotikagabe zur Therapie von Parodontitiden soll<br />
eine niedrige Risiko- <strong>und</strong> Kosten-Nutzen-Relation<br />
gewahrt bleiben. Die Gr<strong>und</strong>lage für die Entscheidung<br />
zur adjuvanten systemischen Antibiose stellt allein<br />
das klinische Bild. Deshalb beschränkt sich die Indikation<br />
zur unterstützenden Antibiotikatherapie in der<br />
Regel nur auf folgende Erkrankungen:<br />
• aggressive Parodontitis (25)<br />
• schwere chronische Parodontitis<br />
• Parodontitiden, die trotz vorangegangener Therapie<br />
progrediente Attachmentverluste aufweisen (12)<br />
• Parodontalabszess mit Tendenz zur Ausbreitung in<br />
die benachbarten Logen, Fieber <strong>und</strong>/oder ausgeprägter<br />
Lymphadenopathie (12)<br />
• nekrotisierende ulzerierende Gingivitis oder Parodontitis<br />
mit ausgeprägter Allgemeinsymptomatik<br />
(Fieber <strong>und</strong>/oder ausgeprägter Lymphadenopathie)<br />
(12)<br />
• mittelschwere bis schwere Parodontitis bei systemischen<br />
Erkrankungen oder Zuständen, die die Funktion<br />
des Immunsystems beeinträchtigen. Hierbei ist<br />
besonders auf eine potentielle antibiotika-induzierte<br />
Superinfektion durch andere Erreger, wie z. B. Candida<br />
zu achten (11).<br />
Bei plaqueassoziierter Gingivitis sowie leichten<br />
<strong>und</strong> mittelschweren chronischen Parodontitiden bei<br />
systemisch ges<strong>und</strong>en Personen, die bei weitem die<br />
überwiegende Mehrzahl der Parodontalerkrankungen<br />
darstellen, hat eine unterstützende antibiotische<br />
Behandlung gegenüber der alleinigen mechanischen<br />
Parodontitistherapie (supra- <strong>und</strong> subgingivales Debridement<br />
<strong>und</strong> eventuell Parodontalchirurgie) keinen<br />
zusätzlichen Nutzen (26-28). Antibiotika sind also in<br />
der Parodontitistherapie immer nur als Unterstützung<br />
<strong>und</strong> nicht als Ersatz von supra- <strong>und</strong> subgingivalem<br />
Debridement anzusehen.<br />
Zeitpunkt der Antibiotikatherapie. Die alleinige<br />
Anwendung von Antibiotika zeigt meist nur eine<br />
geringe klinische Wirkung (17, 29), da Antibiotika<br />
aufgr<strong>und</strong> der Biofilm-Struktur der Plaque nur eingeschränkt<br />
in die Plaque penetrieren (30) können <strong>und</strong><br />
die im Biofilm enthaltenen Bakterien eine höhere<br />
Antibiotikaresistenz aufweisen (31 bis 33). Ein supra<strong>und</strong><br />
subgingivales Debridement führt zur temporären<br />
Desintegration des Biofilms <strong>und</strong> somit zur Erhöhung<br />
der Wirksamkeit der eingesetzten Antibiotika (34,<br />
35). Daher sollten Antibiotika mit supra- <strong>und</strong> subgingivalem<br />
Debridement kombiniert werden, um der Kolonisation<br />
mit parodontopathogenen Keimen klinisch<br />
erfolgreich entgegenzuwirken. Um eine möglichst effiziente<br />
Wirkung zu erreichen, ist es daher notwendig,<br />
die Antibiotika unmittelbar nach Abschluss des supra<strong>und</strong><br />
subgingivalen Debridements zu verabreichen (36<br />
bis 39).<br />
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ZBW 12/2016
40<br />
Fortbildung<br />
Wirkstoff<br />
Tetracyclin 250 mg<br />
Doxycyclin 100 mg<br />
Metronidazol 400 mg<br />
Metronidazol 400 mg<br />
<strong>und</strong> Amoxicillin<br />
500 mg<br />
Metronidazol 400 mg<br />
<strong>und</strong> Ciprofloxacin<br />
250 mg<br />
Amoxicillin 500 mg<br />
Ciprofloxacin 250 mg<br />
Clindamycin 300 mg<br />
Dosierung (Erwachsene)<br />
4 x 250 mg/die, 21 Tage<br />
1 x 200 mg/die, 1 Tag<br />
1 x 100 mg/die, 18 Tage<br />
3 x 400 mg/die, 7 Tage<br />
3 x 400 mg/die, 7 Tage<br />
3 x 500 mg/die, 7 Tage<br />
2 x 400 mg/die, 7 Tage<br />
2 x 250 mg/die, 7 Tage<br />
3 x 500 mg/die, 14 Tage<br />
2 x 250 mg/die, 10 Tage<br />
4 x 300 mg/die, 7 Tage<br />
Dosierung. Empfohlene Dosierungsschemata antibiotischer<br />
Wirkstoffe (per os) im Rahmen der adjuvanten Antibiotikatherapie<br />
(Tabelle 2).<br />
Auswahl der Antibiotika. Das Vorkommen parodontopathogener<br />
Bakterien ist bei Patienten mit Parodontitis<br />
individuell unterschiedlich (21, 40) <strong>und</strong> die Wirksamkeit<br />
von Antibiotika auf einige Bakteriengruppen eingeschränkt.<br />
Deshalb soll durch eine mikrobiologische Analyse<br />
das intraorale parodontopathogene Erregerprofil<br />
bestimmt <strong>und</strong> die Auswahl eines geeigneten Antibiotikums<br />
daraufhin ausgerichtet werden (21). Die mikrobiologische<br />
Diagnostik sollte vor Beginn der Therapie<br />
durchgeführt werden, damit das Ergebnis der<br />
mikrobiologischen Diagnostik zum Abschluss des<br />
supra- <strong>und</strong> subgingivalen Debridements (Initialtherapie)<br />
vorliegt <strong>und</strong> eine auf die intraorale Kolonisation<br />
mit parodontopathogenen Keimen ausgerichtete<br />
adjuvante Antibiotikagabe direkt nach Abschluss des<br />
Debridements ermöglicht wird (siehe Abb. 1). Der<br />
Nachweis der bisher bekannten, eng mit der Ätiologie<br />
der Parodontitiden assoziierten Bakterien (Aggregatibacter<br />
actinomycetemcomitans, Porphyromonas<br />
gingivalis, Tannerella forsythensis, Eikenella corrodens,<br />
Prevotella intermedia, Prevotella nigrescens<br />
<strong>und</strong> Treponema denticola) ist hierfür nach heutigem<br />
Wissensstand in der Regel ausreichend.<br />
Zur mikrobiologischen Diagnostik werden möglichst<br />
repräsentative Proben der supra- <strong>und</strong> subgingivalen<br />
Plaqueflora von erkrankten Parodontien benötigt.<br />
Je mehr Proben pro Patient für die mikrobiologische<br />
Analyse gesammelt werden, umso repräsentativer<br />
ist das Ergebnis für die pathogene intraorale<br />
Mikroflora (41). Für die klinische Routinediagnostik<br />
bietet hierfür die Entnahme supra- <strong>und</strong> subgingivaler<br />
Plaqueproben von der jeweils tiefsten parodontalen<br />
Tasche in jedem Sextanten (42) bei einfacher Durchführung<br />
eine hohe Sensitivität (42, 43).<br />
Die supra- <strong>und</strong> subgingivale Plaque wird mit einer<br />
Kürette oder sterilen Papierspitzen, die bis zum<br />
F<strong>und</strong>us der parodontalen Tasche vorgeschoben werden<br />
<strong>und</strong> dort für etwa 10 Sek<strong>und</strong>en verbleiben, entnommen.<br />
Eine vorhergehende Reinigung oder ein<br />
Trockenlegen des Abnahmeortes ist nicht nötig. Um<br />
die Kosten für die mikrobiologische Analyse niedrig<br />
zu halten, werden die Plaqueproben meist in einer<br />
auf die geplante Methode ausgerichteten Transportlösung<br />
zusammengelegt (Poolprobe). Im Gegensatz<br />
zum Nachweis mittels Kultivierung oder Enzymtests,<br />
bei denen vitale Keime benötigt werden, muss die<br />
Analyse mit molekularbiologischen <strong>und</strong> immunologischen<br />
Verfahren nicht zeitnah zur Probenentnahme<br />
erfolgen. Molekularbiologische Verfahren (z. B.<br />
PCR) zum Zwecke des Erregernachweises erscheinen<br />
aus ökonomischer <strong>und</strong> technischer Sicht der Kultivierung<br />
überlegen.<br />
Entscheidend für die Auswahl von systemischen<br />
Antibiotika ist nicht die exakte Lokalisation eines parodontopathogenen<br />
Erregers, sondern der qualitative<br />
intraorale Nachweis innerhalb der M<strong>und</strong>höhle. Eine<br />
quantitative Bestimmung ist in der Regel nicht notwendig.<br />
Der parodontalen Infektion entsprechend,<br />
werden das Antibiotikum oder die Antibiotikakombination<br />
ausgewählt, für die gute antimikrobielle <strong>und</strong><br />
klinische Wirkungen beschrieben wurden. Bei den<br />
Fällen, in denen das nicht eindeutig möglich ist, müssen<br />
weitere klinische Studien zur Klärung beitragen.<br />
Bei ungesicherter klinischer Datenlage soll aber zumindest<br />
denjenigen Antibiotika der Vorzug gegeben<br />
werden, für die bei systemischer Applikation Wirkstoffkonzentrationen<br />
im Gingivalsulkus beschrieben<br />
wurden, die höher sind als die in vitro ermittelten<br />
minimalen Hemmkonzentrationen (MHK90) (siehe<br />
Tabelle 1) (14, 15, 18, 21, 24, 44-52).<br />
Der Nachweis einer Antibiotikaresistenz resp. die<br />
Anfertigung eines Antibiogramms ist erst nach einer<br />
vorausgegangenen klinisch nicht erfolgreichen Antibiotikatherapie<br />
sinnvoll. Da dies in der Regel erst frühestens<br />
12 Monate nach Abschluss der parodontalen<br />
Basistherapie festzustellen ist, erscheint die klinische<br />
Relevanz einer zu diesem Zeitpunkt durchgeführten<br />
Resistenztestung unsicher. Die allgemeinen Kontraindikationen<br />
für Antibiotika <strong>und</strong> deren Interaktionen<br />
mit anderen Medikamenten sind zu beachten.<br />
Verabreichungsform. Bei systemischer Verabreichung<br />
von Antibiotika werden alle parodontalen<br />
Taschen <strong>und</strong> auch die anderen bakteriellen Nischen<br />
der M<strong>und</strong>höhle erreicht. Deshalb ist die systemische<br />
Gabe insbesondere bei den generalisierten Formen<br />
der oben genannten Parodontitiden in den allgemein<br />
empfohlenen Dosierungen angezeigt (siehe<br />
Tabelle 2). Subinhibitorische Dosierungen sind therapeutischen<br />
Dosierungen oberhalb der MHK im Hinblick<br />
auf das klinische Ergebnis eindeutig unterlegen<br />
<strong>und</strong> können Resistenzen induzieren (16, 43). Zur lo-<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Fortbildung 41<br />
kalen intraoralen Applikation sollten nur für diesen<br />
Zweck ausgewiesene Antibiotika eingesetzt werden<br />
<strong>und</strong> maximal fünf Stellen, die nicht anderweitig behandelbar<br />
sind, betreffen. Um eine therapeutische<br />
Antibiotikakonzentration am Wirkort über den geforderten<br />
Applikationszeitraum zu gewährleisten, muss<br />
das Antibiotikum mit einer entsprechenden Trägersubstanz,<br />
die eine kontrollierte <strong>und</strong> stabile Abgabe<br />
des Antibiotikums erlaubt, appliziert werden (53).<br />
Die lokale Applikation ohne Trägersubstanz, die eine<br />
kontrollierte Antibiotikaabgabe sicherstellt, erlaubt<br />
keine standardisierte Freisetzung des Antibiotikums<br />
<strong>und</strong> kann die Entwicklung von Resistenzen begünstigen<br />
(27).<br />
Fazit. Die Indikation zur adjuvanten systemischen<br />
Antibiotikatherapie wird durch das klinische Bild<br />
bestimmt <strong>und</strong> betrifft in der Regel nur wenige Patienten.<br />
Um eine möglichst optimale Risiko-Nutzen-<br />
Relation (Nebenwirkungen, Resistenzentwicklung)<br />
zu erreichen, sollte sich die Antibiotikaauswahl an<br />
einer mikrobiologischen Analyse orientieren.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass durch die Entwicklung<br />
alternativer Verfahren der Einsatz von Antibiotika<br />
in der Parodontitistherapie vermieden werden kann.<br />
Derzeit stehen diese Verfahren allerdings leider noch<br />
nicht zur Verfügung.<br />
Das Literaturverzeichnis finden Sie unter www.zahnaerzteblatt.de<br />
oder kann beim IZZ bestellt werden unter<br />
Tel: 0711/222966-14, Fax: 0711/222966-21 oder E-<br />
Mail: info@zahnaerzteblatt.de.<br />
Dr. Astrid Klocke,<br />
Prof. Dr. Dr. Thomas Beikler<br />
Dr. A. Klocke<br />
Prof. Dr. Dr. T. Beikler<br />
Oberärztin <strong>und</strong> stellvertretende Leiterin<br />
Sektion Parodontologie,<br />
Universitätsklinikum Düsseldorf<br />
Leiter der Sektion Parodontologie,<br />
Universitätsklinikum Düsseldorf<br />
Anzeige<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
42<br />
Fortbildung<br />
DentEvent „Beruf & Familie“ 2016 der KZV BW <strong>und</strong> LZK BW<br />
Berufsziel Niederlassung<br />
Der zahnärztliche Beruf befindet sich in einem dynamischen Wandel:<br />
Das Angestelltenverhältnis findet unter jungen Zahnmedizinern immer<br />
mehr Anhänger, der Anteil der Frauen steigt kontinuierlich <strong>und</strong> große<br />
Praxisstrukturen machen sich immer stärker bemerkbar. Die diesjährige<br />
DentEvent-Fortbildung zeigte aktuelle Trends in der Berufswelt<br />
der Zahnärzte. Die Referenten stellten Chancen <strong>und</strong> Perspektiven für<br />
Einsteiger in die Selbständigkeit dar <strong>und</strong> gaben wertvolle Tipps zur<br />
Personalführung. Darüber hinaus beschäftigte sich die Fortbildung mit<br />
dem Thema Arbeitsmarkt <strong>und</strong> Bewerbungsstrategien.<br />
Am 15. Oktober war erneut Fortbildungszeit<br />
im Zahnärztehaus Stuttgart.<br />
Niederlassungswillige <strong>und</strong><br />
wissensdurstige junge Zahnärztinnen<br />
<strong>und</strong> Zahnärzte sowie Student/<br />
innen der Zahnmedizin folgten der<br />
Einladung der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung BW (KZV BW) <strong>und</strong><br />
der Landeszahnärztekammer BW<br />
(LZK BW) zur diesjährigen Dent<br />
EventFortbildungsveranstaltung.<br />
Die Gastgeberinnen <strong>und</strong> Moderatorinnen,<br />
Dr. Ute Maier, Vorstandsvorsitzende<br />
der KZV BW, <strong>und</strong> Dr.<br />
Renate LüllwitzHoch, Beauftragte<br />
für Beruf <strong>und</strong> Familie der LZK<br />
BW, stimmten das Publikum auf das<br />
nachfolgende Programm ein. Um<br />
den Teilnehmer/innen das Aufgabenfeld<br />
<strong>und</strong> die Serviceleistungen<br />
Wirtschaftswissen. „Die Praxis beginnt<br />
nicht mit der ersten Einnahme,<br />
sondern mit der ersten Ausgabe“. Prof.<br />
Dr. jur. Vlado Bicanski erläuterte Wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Steuerprinzipien.<br />
der KZV BW <strong>und</strong> der LZK BW näherzubringen,<br />
stellten die Moderatorinnen<br />
konkrete Projekte der beiden<br />
Körperschaften während des Studiums,<br />
in der Assistenzzeit <strong>und</strong> bei der<br />
Niederlassung vor.<br />
Fit in die Selbständigkeit. Bereits<br />
bei den ersten Überlegungen<br />
zur Praxisgründung <strong>und</strong> übernahme<br />
wirft das Zusammenspiel von steuerlichen<br />
<strong>und</strong> finanziellen Aspekten<br />
viele Fragen auf. Prof. Dr. jur. Vlado<br />
Bicanski, Rechtsanwalt <strong>und</strong> Steuerberater,<br />
bot Antworten <strong>und</strong> gab<br />
in seinem Vortrag einen Einblick in<br />
die steuerlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Chancen der zahnärztlichen Niederlassung.<br />
Entscheidend für eine gelungene<br />
Existenzgründung sind primär die<br />
Planungs <strong>und</strong> die Vorbereitungsphasen.<br />
Hierzu gehört neben den<br />
medizinischen Aspekten auch ein<br />
f<strong>und</strong>iertes betriebswirtschaftliches,<br />
ökonomisches <strong>und</strong> steuerrechtliches<br />
Verständnis. Prof. Bicanski erklärte<br />
Wirtschaftskonzepte, sprach über<br />
den materiellen <strong>und</strong> immateriellen<br />
Praxiswert sowie über das Prinzip<br />
der „Absetzung für Abnutzung“ <strong>und</strong><br />
gab interessante Steuertipps. Dar<br />
Intensiver Publikumsaustausch. Dr. Daniel Jäger gelang es, das Publikum zu Diskussionen zu animieren.<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Fortbildung 43<br />
über hinaus ging er auf das Thema<br />
Finanzierung von Investitionen mit<br />
Fremdkapital ein. Mit einer Kombination<br />
aus Informationen, praktischen<br />
Tipps <strong>und</strong> relevanten Beispielen<br />
aus dem realen Wirtschaftsleben<br />
beleuchtete Prof. Bicanski<br />
das Vortragsthema anschaulich <strong>und</strong><br />
praxisnah. Das Publikum stellte im<br />
Anschluss viele Fragen.<br />
Der Weg zum Erfolg. Dr. Daniel<br />
Jäger hat es auf der Erfolgsleiter bis<br />
an die Spitze geschafft. Im Rahmen<br />
seines Vortrags „From Zero to Hero“<br />
berichtete er über seinen eigenen<br />
Werdegang <strong>und</strong> gab Einblicke in den<br />
Arbeitsalltag eines jungen Zahnarztes.<br />
Durch seinen interaktiven <strong>und</strong><br />
lebendigen Präsentationsstil bezog<br />
Dr. Jäger das Publikum von Anfang<br />
an mit ein. Die innerhalb kürzester<br />
Zeit erfolgte Entwicklung zu einer<br />
Praxis mit zehn spezialisierten Behandlern,<br />
fünf Behandlungsräumen,<br />
zwei OPs, drei Prophylaxeräumen,<br />
einem Labor <strong>und</strong> einer Filiale ist<br />
wahrlich nicht als alltäglich anzusehen.<br />
Die Praxis kann auf diese<br />
Weise den Patient/innen ein breites<br />
<strong>und</strong> modernes zahnmedizinisches<br />
Leistungsspektrum anbieten. Hinter<br />
dem Praxiserfolg steckt eine spannende<br />
<strong>und</strong> lehrreiche Geschichte. Dr.<br />
Jäger berichtete über die „Umgründung“<br />
nach seinem Einstieg in die<br />
väterliche Praxis, das rasche Wachstum<br />
<strong>und</strong> die dadurch entstandenen<br />
strategischen <strong>und</strong> organisatorischen<br />
Herausforderungen. Wichtig sei, die<br />
Mitarbeiter/innen in wichtige Prozesse<br />
einzubeziehen <strong>und</strong> Eigeninitiativen<br />
nicht nur zuzulassen, sondern<br />
zu fördern. Mit dem Einstein-Zitat<br />
„Erfolg kommt dann, wenn du tust,<br />
was du liebst“ beendete Dr. Jäger<br />
seinen Vortrag <strong>und</strong> unterstrich damit<br />
nochmals anschaulich seine Praxisphilosophie.<br />
Chancen auf dem Arbeitsmarkt.<br />
Als selbständige Journalistin für<br />
Zahnmedizin <strong>und</strong> Gründerin des<br />
Berufsverbands Dentista e. V. beschäftigt<br />
sich Birgit Wolff in ihrem<br />
Alltag mit vielfältigen zahnmedizinischen<br />
Themen, darunter auch die<br />
Analyse der Marktlage. In ihrem<br />
Vortrag „Wie verkaufe ich mich am<br />
besten? Bewerbung <strong>und</strong> Gehaltsverhandlungen<br />
für junge Zahnärzte/<br />
Positive Stimmung. Die DentEvent Moderatorinnen Dr. Ute Maier (l.) <strong>und</strong> Dr. Renate<br />
Lüllwitz-Hoch (2. v. l.) <strong>und</strong> die Referentinnen Birgit Wolff (3. v. l.) <strong>und</strong> Dr. Susanne<br />
Woitzik verbreiteten am 15. Oktober positive Stimmung.<br />
innen von Assistenz bis Anstellung“<br />
erklärte die Expertin die Trends auf<br />
dem Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die wichtigsten<br />
Beobachtungen aus den letzten<br />
Jahren: Die Zahl der Angestellten<br />
wächst deutlich, immer mehr Frauen<br />
entscheiden sich für diesen Beruf,<br />
die Anzahl der Einzelpraxen sinkt<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig nehmen BAGs <strong>und</strong><br />
größere Strukturen zu. Basierend auf<br />
empirischen Daten ging Birgit Wolff<br />
auch auf die Themen Praxisstrukturen,<br />
Lage sowie Gehalt ein <strong>und</strong> erklärte,<br />
wie Bewerber von der Dynamik<br />
des Marktes profitieren können.<br />
Neben einem f<strong>und</strong>ierten Markteinblick<br />
bekamen die Teilnehmer/innen<br />
auch wichtige Tipps für die Stellensuche.<br />
Effiziente Personalführung. „Die<br />
ersten Kontakte zur Praxis finden<br />
über die Mitarbeiter statt“, mit diesem<br />
Satz betonte Dr. Susanne Woitzik,<br />
Expertin für betriebswirtschaftliche<br />
Praxisführung, die Bedeutung<br />
des Themas. Motivierte Mitarbeiter,<br />
die sich mit der Praxis identifizieren,<br />
transportieren ein positives Bild<br />
nach außen <strong>und</strong> steigern dadurch die<br />
Attraktivität der Praxis. Dr. Woitzik<br />
stellte drei Führungsstile vor: „autoritär“,<br />
„kooperativ“ <strong>und</strong> „laissez faire“<br />
<strong>und</strong> nannte Vor- <strong>und</strong> Nachteile. Welches<br />
ist nun das optimale Modell? Dr.<br />
Woitzik erklärte, dass der Führungsstil<br />
von mehreren Faktoren abhängig<br />
ist: der Mitarbeiterpersönlichkeit,<br />
der Kompetenz <strong>und</strong> der konkreten<br />
Situation. So braucht ein neuer, unerfahrener<br />
Mitarbeiter genauere Erläuterungen<br />
<strong>und</strong> Anweisungen. Später<br />
können Schritt für Schritt Freiräume<br />
geschaffen werden. Anhand von<br />
praktischen Beispielen zeigte Dr.<br />
Woitzik Motivationstechniken. Zum<br />
Schluss bekamen die Teilnehmer/innen<br />
Hilfsinstrumente für ein besseres<br />
Personalmanagement in Form von<br />
Mitarbeiter-Fragebögen <strong>und</strong> Vorlagen<br />
für Teambesprechungen an die<br />
Hand.<br />
Verabschiedung. Am Ende der<br />
gelungenen Fortbildungsveranstaltung<br />
mit viel Publikumsinteraktivität<br />
verabschiedete sich Dr. Renate<br />
Lüllwitz-Hoch in den Ruhestand.<br />
Mit ihrer langjährigen ehrenamtlichen<br />
Aktivität als Beauftragte für<br />
Beruf <strong>und</strong> Familie der LZK BW hat<br />
Dr. Lüllwitz-Hoch gegen viele anfängliche<br />
Widerstände dafür gesorgt,<br />
dass die Vereinbarkeit von Familie<br />
<strong>und</strong> Beruf <strong>und</strong> die besondere Situation<br />
von Frauen in diesem Beruf als<br />
Themen innerhalb des Berufsstandes<br />
aufgegriffen wurden <strong>und</strong> inzwischen<br />
breiten Raum einnehmen. Mit dem<br />
Ziel, hochqualitative Fortbildungsinhalte<br />
anzubieten, war sie jedes Jahr<br />
intensiv bei Planung <strong>und</strong> Organisation<br />
der Fortbildung engagiert <strong>und</strong> hat<br />
dadurch zum Erfolg von DentEvent<br />
maßgeblich beigetragen, wofür sich<br />
Dr. Ute Maier <strong>und</strong> das DentEvent-<br />
Team bei Dr. Lüllwitz-Hoch bedanken.<br />
» radu@lzk-bw.de<br />
Fotos: Mader<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
44<br />
Kommunikation<br />
Medien berichten im September besonders häufig über Zahnmedizin-Themen<br />
Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit bringt Monatshoch<br />
Die Berichterstattung über zahnmedizinische Themen in Baden-Württemberg<br />
erreichte im Monat September einen Jahres-Höhepunkt. Mit entscheidend dafür<br />
war die landeszentrale Auftaktveranstaltung zum Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit in Freiburg.<br />
Deutlicher Ausschlag. Die Berichterstattung erreichte am 23. September ihren Höhepunkt in den baden-württembergischen<br />
Medien. Hier ging es zum einen um den anstehenden Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit sowie um die Prophylaxe <strong>und</strong> Behandlung von<br />
Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen. Die Grafik zeigt, wie wichtig der Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit auch für die mediale Aufmerksamkeit ist.<br />
Grafik: Landau Media/IZZ<br />
Vom 21. bis zum 24. September 2016<br />
war das Erlebnisforum Zahnges<strong>und</strong>heit<br />
auf dem historischen Freiburger<br />
Münsterplatz zu Gast. Und passend<br />
zum b<strong>und</strong>esweiten Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit<br />
am Sonntag, 25. September,<br />
erreichte die Berichterstattung<br />
zu zahnmedizinischen Themen in<br />
Baden-Württemberg am Freitag, 23.<br />
September, ihren Höhepunkt. Insgesamt<br />
297 Meldungen erzielten eine<br />
verbreitete Auflage von 3.097.594<br />
Exemplaren in den Tageszeitungen<br />
Baden-Württembergs.<br />
Das hat die Auswertung des sogenannten<br />
Clipping-Dienstes ergeben,<br />
der im Auftrag des Informationszentrums<br />
Zahnges<strong>und</strong>heit die Medien<br />
in Baden-Württemberg beobachtet<br />
<strong>und</strong> Veröffentlichungen zum Thema<br />
Zahnmedizin sammelt. Die Medien<br />
nutzten den Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit<br />
nicht nur dazu, auf die zahlreichen<br />
Veranstaltungen im Land aufmerksam<br />
zu machen, sondern auch auf die<br />
Prophylaxe <strong>und</strong> Behandlung von Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen.<br />
Das Offenburger Tageblatt titelt<br />
am 23. September: „Eltern <strong>und</strong> Kinder<br />
putzen gemeinsam“ <strong>und</strong> macht<br />
gleichzeitig auf eine Telefonaktion<br />
der Mittelbadischen Presse in Zusammenarbeit<br />
mit dem Informationszentrum<br />
Zahnges<strong>und</strong>heit mit Experten<br />
aus der Zahnmedizin aufmerksam.<br />
Auch die Badischen Neuesten Nachrichten<br />
berichteten am 23. September<br />
umfassend im Rahmen des Tags der<br />
Zahnges<strong>und</strong>heit über Themen wie<br />
Zahnpflege im Alter („Mit eigenen<br />
Zähnen altern“) <strong>und</strong> Prophylaxe („Irrtümer<br />
<strong>und</strong> Mythen r<strong>und</strong> um Zähne“).<br />
Höchster Ausschlag. Der 23.<br />
September war der stärkste Tag im<br />
September, gemessen an den Veröffentlichungen<br />
in der Presse. Aber<br />
auch der September insgesamt war<br />
mit 2100 Beiträgen der stärkste Monat<br />
2016, mit r<strong>und</strong> 70 veröffentlichten<br />
Beiträgen mehr als im August. Insgesamt<br />
erreichte die verbreitete Auflage<br />
21.901.346 Zeitungsexemplare.<br />
Betrachtet nach verbreiteter Auflage<br />
standen die Badischen Neuesten<br />
Nachrichten aus Karlsruhe<br />
mit 1.104.433 Exemplaren an der<br />
Spitze. Beiträge zum Thema Zahnmedizin<br />
erschienen in der Ludwigsburger<br />
Kreiszeitung in 723.360<br />
Zeitungsexemplaren, die Südwestpresse<br />
steht mit 603.174 Exemplaren<br />
auf Platz drei der Rangliste.<br />
» christian.ignatzi@izz-online.de<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Kommunikation 45<br />
Forum Zahnges<strong>und</strong>heit auf den 34. Allmendinger Ges<strong>und</strong>heitstagen<br />
Attraktives Ges<strong>und</strong>heitsangebot für die Region<br />
Unter dem Motto „Alles für die Ges<strong>und</strong>heit“ luden bei den 34. Allmendinger<br />
Ges<strong>und</strong>heitstagen Ende Oktober die Südwest Presse mit Ehinger<br />
Tagblatt <strong>und</strong> die Gemeinde Allmendingen zu kostenloser Beratung<br />
<strong>und</strong> Information r<strong>und</strong> um das Thema Ges<strong>und</strong>heit ein. Die Veranstaltung<br />
ist eine attraktive Ges<strong>und</strong>heitsveranstaltung in der Region, bei<br />
der auch das Forum Zahnges<strong>und</strong>heit – eine Einrichtung der Zahnärzteschaft<br />
Baden-Württemberg – seinen festen Platz hat. Der Schirmherr<br />
Sozialminister Manfred Lucha war an diesem Samstag eigens nach<br />
Allmendingen gekommen, um den Startschuss zu geben.<br />
In seinem Grußwort betonte Manfred<br />
Lucha, Minister für Soziales<br />
<strong>und</strong> Integration des Landes Baden-<br />
Württemberg, der in diesem Jahr<br />
die Schirmherrschaft für die Allmendinger<br />
Ges<strong>und</strong>heitstage übernommen<br />
hat, seine Verb<strong>und</strong>enheit<br />
mit der Region <strong>und</strong> die Bedeutung<br />
der Allmendinger Ges<strong>und</strong>heitstage<br />
als wichtigen Beitrag zur Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
im ländlichen<br />
Raum. „Die ges<strong>und</strong>heitliche Chancengleichheit<br />
zu verbessern, ist eine<br />
wichtige Aufgabe der Sozial- <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik“, unterstrich er.<br />
Ziel sei es, allen Bürgerinnen <strong>und</strong><br />
Bürgern den Zugang zu dem breiten<br />
Spektrum medizinischer Möglichkeiten<br />
zu ebnen. Die Diskussion<br />
um die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
dürfe nicht nur ökonomisch geführt<br />
werden, sondern müsse auch sozioökonomische<br />
Aspekte berücksichtigen.<br />
Er hob hervor, dass ein gemeinsamer<br />
Ansatz aller Akteure im<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen erforderlich sei,<br />
um neue Konzepte zu erarbeiten.<br />
„Die neue Zeit erfordert Mut, neue<br />
Wege zu gehen“ unterstrich er. „Wir<br />
benötigen Konzepte, bei denen Akteure<br />
aus verschiedenen Bereichen<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen zusammenarbeiten“.<br />
Die Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge<br />
müsse bei der Bevölkerung noch<br />
stärker in den Fokus gerückt werden<br />
<strong>und</strong> dabei sei eine einfache <strong>und</strong><br />
verständliche Beratungsstruktur für<br />
Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger wichtig.<br />
Hier könnten Veranstaltungen wie<br />
die Allmendinger Ges<strong>und</strong>heitstage<br />
besonders punkten, da sie genau<br />
dies leisteten <strong>und</strong> wertvolle Hilfe für<br />
die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger böten.<br />
Expertenrat. Diesem Anspruch<br />
wird das Forum Zahnges<strong>und</strong>heit –<br />
eine Einrichtung der Zahnärzteschaft<br />
Baden-Württemberg – gerecht <strong>und</strong><br />
es war auch in diesem Jahr wieder<br />
die Attraktion auf den Allmendinger<br />
Ges<strong>und</strong>heitstagen. Zahlreiche Besucher<br />
wurden vom Zahnputzbrunnen,<br />
der Plaque-Neon-Schau <strong>und</strong> der Behandlungseinheit<br />
der Fa. KaVO mit<br />
intraoraler Kamera <strong>und</strong> dem vielfältigen<br />
Beratungsangebot mit Flyern<br />
<strong>und</strong> anschaulichem Informationsmaterial<br />
angelockt. Besonders nachgefragt<br />
wurden Informationen über<br />
zahnärztliche Therapiemöglichkeiten.<br />
Zahlreiche Fragen zu modernen<br />
Füllungsmaterialien, prothetischen<br />
Versorgungsformen <strong>und</strong> Implantaten<br />
beantworteten die kompetenten <strong>und</strong><br />
sympathischen Zahnärzte Dr. Horst<br />
Gebhardt <strong>und</strong> Dr. Andreas Klaus<br />
vor Ort. Aber auch Themen wie<br />
Professionelle Zahnreinigung oder<br />
Bleaching beschäftigten die Besucherinnen<br />
<strong>und</strong> Besucher <strong>und</strong> auch<br />
hier konnten die Experten professionellen<br />
Rat anbieten. Bei den jungen<br />
Besuchern stand vor allem der<br />
Zahnputzbrunnen <strong>und</strong> die Plaque-<br />
Neon-Schau im Mittelpunkt des Interesses.<br />
Die Prophylaxe-Mitarbeiterinnen<br />
gaben fachk<strong>und</strong>ige Anleitung<br />
zur M<strong>und</strong>hygiene <strong>und</strong> zeigten<br />
Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen wie man<br />
richtig mit der Zahnbürste umgeht.<br />
So konnte das Forum Zahnges<strong>und</strong>heit<br />
mit seinem attraktiven Angebot<br />
einmal mehr die Besucher informieren,<br />
kompetent beraten <strong>und</strong> zum<br />
positiven Image des Berufsstandes<br />
beitragen.<br />
» gabi.billischek@izz-online.de<br />
R<strong>und</strong>gang. Das Forum Zahnges<strong>und</strong>heit war eine attraktive Station<br />
beim R<strong>und</strong>gang durch die Allmendinger Ges<strong>und</strong>heitstage.<br />
Untersuchung. Heiner Scheffold, neuer Landrat des Alb-Donau-<br />
Kreises, nahm gerne auf dem Behandlungsstuhl Platz.<br />
Fotos: Billischek<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
46<br />
Kommunikation<br />
Fachdental Südwest<br />
Ideale Plattform<br />
Mit der Fachdental Südwest bringt die Messe Stuttgart gemeinsam mit der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg (LZK BW) <strong>und</strong> der Zahntechniker-Innung Württemberg (ZIW) jährlich zahlreiche Aussteller<br />
mit Zahnärzten, Zahntechnikern, zahnmedizinischen Fachangestellten <strong>und</strong> Fachverlagen zum ambitionierten<br />
Diskurs zusammen. Mit neuen Bestmarken überzeugte die Fachmesse für Zahnmedizin aus<br />
Süddeutschland auch in der aktuell 28. Auflage. Mehr als 7.100 Fachbesucher aus Süddeutschland informierten<br />
sich auf der Messe Stuttgart von 21. bis 22. Oktober 2016 an den Ständen der 285 Aussteller.<br />
Die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg<br />
ist aber nicht<br />
nur einer der Veranstalter, sondern<br />
war mit ihrer großen Informations<strong>und</strong><br />
Kommunikationslounge auch<br />
wieder als Aussteller mit dabei.<br />
Gemeinsam mit der Akademie<br />
für Zahnärztliche Fortbildung<br />
Karlsruhe <strong>und</strong> dem Zahnmedizinischen<br />
Fortbildungszentrum<br />
Stuttgart informierte die Kammer<br />
über ihre Service- <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />
insbesondere im Bereich<br />
Praxisführung.<br />
» mader@lzk-bw.de<br />
Einladung. Das Model der Fachdental<br />
lockte Besucher an den Stand der LZK BW.<br />
Gut gelaunt. Das LZK-Präsidium <strong>und</strong> der<br />
Direktor freuten sich über zahlreiche Besucher<br />
am Messestand.<br />
Praxisführung. Nadine Schütze im Beratungsgespräch.<br />
Gewinnspiel. Thorsten Beck lädt die Damen zur Teilnahme am Gewinnspiel<br />
<strong>und</strong> zu einem kleinen Imbiss ein.<br />
Pressemitteilung. Dr. Lenke <strong>und</strong> Dr. Jäger im Gespräch mit dem<br />
Projektleiter Ges<strong>und</strong>heit der Fachdental Südwest, Joachim Sauter<br />
<strong>und</strong> seiner Pressereferentin.<br />
Ehrung. Dr. Jäger ehrte Emese Lászlò mit der Traumnote von<br />
1,0 als landesweit beste Azubine.<br />
Fotos: Mader<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Praxis 47<br />
Foto: Fotolia<br />
Aktuelles aus dem PRAXIS-Handbuch der LZK BW<br />
Neue Muster-Dokumente im<br />
PRAXIS-Handbuch – Teil 1<br />
Das PRAXIS-Handbuch der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg bietet eine große Auswahl an Muster-Dokumenten<br />
aus einem breiten Themenbereich für die Zahnarztpraxis an. Neben der regelmäßigen Aktualisierung dieser<br />
Muster-Dokumente versucht die LZK BW den Kammermitgliedern durch die Ausarbeitung neuer Muster-Dokumente weitere<br />
Unterstützung im Bereich der praxisinternen Qualitätssicherung anzubieten. Mit dem folgenden Teil 1 werden u. a.<br />
aktuell neu erstellte Muster-Dokumente aus dem PRAXIS-Handbuch vorgestellt.<br />
Wo finde/erhalte ich das PRAXIS-Handbuch?<br />
• Aktuelle Online-Version über www.lzkbw.de<br />
• Als CD-ROM per Post bzw. als Download-Link über<br />
die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg.<br />
Neuer Ratgeber über die Schaltfläche „2. Qualitätssicherung<br />
in der Zahnarztpraxis“<br />
Über die Schaltfläche „2. Qualitätssicherung in der<br />
Zahnarztpraxis“ (Ziffer 2.19) finden Sie die neue „Orientierungshilfe<br />
für Reinigungs- <strong>und</strong> Desinfektionsgeräte“<br />
in der Zahnarztpraxis, die neben einem allgemeinen Geräteüberblick<br />
weitere für die Praxis nützliche Informationen<br />
<strong>und</strong> Checklisten r<strong>und</strong> um das Thema „Reinigungs<strong>und</strong><br />
Desinfektionsgeräte“ bereitstellt.<br />
Neue Muster-Dokumente über die Schaltfläche<br />
„3. Qualitätssicherung: Anhang“<br />
Rubrik „3.2 Arbeitsanweisungen“ – „3.2.1 Hygiene“:<br />
Hier finden Sie eine neue Muster-Standardarbeitsanweisung<br />
für den Einsatz eines Kombinationsgerätes<br />
in der Aufbereitung von Medizinprodukten:<br />
• Ziffer 3.2.1.12: Arbeitsanweisung für die „Maschinelle<br />
Aufbereitung von Medizinprodukten der Einstufung „Semikritisch<br />
B“ (z. B. Hand- <strong>und</strong> Winkelstücke, Turbinen)<br />
in einem validierten Gerät, das Reinigung, Desinfektion<br />
<strong>und</strong> Sterilisation miteinander kombiniert“ (AA 08-3).<br />
Rubrik „3.5 Formulare“ – „3.5.8 Hygiene“: Hier finden<br />
Sie erweiterte Muster-Formulare für die Risikobewertung<br />
<strong>und</strong> Einstufung von Medizinprodukten:<br />
• Ziffer 3.5.8.1 Muster-Risikobewertung <strong>und</strong> Einstufung<br />
von Medizinprodukten (Kurzversion)<br />
• Ziffer 3.5.8.2 Muster-Risikobewertung <strong>und</strong> Einstufung<br />
von Medizinprodukten (Langversion)<br />
Hier finden Sie ein Muster-Formular für die Erstellung von<br />
Sieb-/Packlisten beim Einsatz von Sterilgut-Containern<br />
in der Praxis:<br />
• Ziffer 3.5.8.17 Muster-Siebliste (Packliste)<br />
Hier finden Sie ein Muster-Formular für die Planung der<br />
personenbezogenen Hygiene-Fortbildung der mit der<br />
Aufbereitung <strong>und</strong> Freigabe betrauten Mitarbeiter/innen:<br />
• Ziffer 3.5.8.18 Personenbezogenes Fortbildungskonzept<br />
für die freigabeberechtigten Mitarbeiter<br />
Rubrik „3.5 Formulare“ – „3.5.15 Sonstige“: Hier finden<br />
Sie ein Muster-Formular für die Dokumentation der<br />
Praxisteambesprechungen:<br />
• Ziffer 3.5.15.2 Muster-Teambesprechungsprotokoll<br />
Hier finden Sie eine Muster-Unterschriftenmatrix für die<br />
zentrale Freigabe von Qualitätssicherungsdokumenten<br />
durch den Praxisinhaber:<br />
• 3.5.15.3 Muster-Unterschriftenmatrix<br />
Für den Praxisführungsausschuss<br />
Dr. Christian Hoch, Reutlingen<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
48<br />
Praxis<br />
Aktuelle Entwicklungen im Röntgenbereich<br />
Neue Regelungen<br />
Um der hohen Schlagzahl an rechtlichen <strong>und</strong> normativen Änderungen<br />
im zahnärztlichen Röntgenbereich Herr zu werden, gibt der<br />
folgende Artikel einen Überblick über aktuelle Entwicklungen <strong>und</strong><br />
rechtliche Entscheidungen mit Bezug zur Zahnarztpraxis.<br />
• Der Antrag auf Bescheinigung der<br />
Fachk<strong>und</strong>e ist bei der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
(LZK BW) zu stellen.<br />
Gemäß Röntgen-Zuständigkeitsverordnung<br />
des Landes Baden-<br />
Württemberg ist die LZK BW<br />
ermächtigt, die Fachk<strong>und</strong>e im<br />
Strahlenschutz nach RöV zu bescheinigen.<br />
Die Erlangung einer Fachk<strong>und</strong>e<br />
ist an den Besuch eines Spezialstrahlenschutzkurses<br />
geb<strong>und</strong>en.<br />
Für die Teilgebiete<br />
„Schädelübersichtsaufnahmen <strong>und</strong><br />
Spezialprojektionen“ <strong>und</strong> „Handaufnahmen<br />
zur Skelettwachstumsbestimmung“<br />
werden derzeit jedoch<br />
weder in Baden-Württemberg noch<br />
im übrigen B<strong>und</strong>esgebiet Veranstaltungen<br />
in ausreichender Zahl<br />
angeboten. Gleichzeitig besteht gemäß<br />
Röntgenverordnung (RöV) allerdings<br />
der Zwang, zur Indikation<br />
dieser Projektionsaufnahmen über<br />
die dafür notwendige Fachk<strong>und</strong>e zu<br />
verfügen. Die daraus möglicherweise<br />
resultierenden juristischen Konsequenzen<br />
liegen also auf der Hand.<br />
In Abstimmung mit dem Regierungspräsidium<br />
Tübingen als Aufsichtsbehörde<br />
ist nun das folgende<br />
Prozedere festgelegt worden:<br />
• Der Besuch eines Spezialstrahlenschutzkurses<br />
(gemäß Anlage<br />
Separate Fachk<strong>und</strong>e.<br />
Zur Indikationsstellung<br />
einer<br />
Unterkieferprojektionsaufnahme<br />
nach Clementschitsch<br />
(pa 15°)<br />
wird leider derzeit<br />
noch eine separate<br />
Fachk<strong>und</strong>e benötigt.<br />
3.2) zur Erlangung der DVT-<br />
Fachk<strong>und</strong>e kann als ausreichendes<br />
Äquivalent anerkannt werden,<br />
sofern dieser nicht länger als 4<br />
Jahre <strong>und</strong> 11 Monate zurückliegt<br />
<strong>und</strong> der Antragsteller eine aktuell<br />
gültige Fachk<strong>und</strong>e im Strahlenschutz<br />
(Sachfeld 1, Tabelle 4.3.1)<br />
nachweisen kann. Stichtag für die<br />
Anerkennung ist der 01.01.2016,<br />
länger zurückliegende Kurse werden<br />
nicht anerkannt.<br />
• Zur Beantragung der Fachk<strong>und</strong>e<br />
muss ein adäquater Sachk<strong>und</strong>enachweis<br />
vorliegen, siehe hierzu:<br />
Anforderungen zum Sachk<strong>und</strong>eerwerb<br />
für Zahnärzte (Tabelle<br />
4.3.1) <strong>und</strong> Anlage 13 (Mustervorlage<br />
unter www.lzkbw.<br />
de/zahnaerzte/praxisfuehrung/<br />
roentgen) der Richtlinie Fachk<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> Kenntnisse im Strahlenschutz<br />
bei dem Betrieb von<br />
Röntgeneinrichtungen in der Medizin<br />
oder Zahnmedizin.<br />
Bei Doppelapprobation. Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen, die über eine<br />
Doppelapprobation verfügen (i. d.<br />
R. Fachärzte für M<strong>und</strong>-, Kiefer- <strong>und</strong><br />
Gesichtschirurgie) <strong>und</strong> im Besitz einer<br />
Fachk<strong>und</strong>e im Strahlenschutz für<br />
Zahnärzte (z. B. Sachfeld 1, 3 <strong>und</strong> 4<br />
aus Tabelle 4.3.1) <strong>und</strong> einer Fachk<strong>und</strong>e<br />
im Strahlenschutz für Ärzte<br />
(z. B. Rö4 aus Tabelle 4.2.1) sind,<br />
können die Fachk<strong>und</strong>e im Strahlenschutz<br />
für Zahnärzte auch durch den<br />
Besuch eines Kurses zur Aktualisierung<br />
der Fachk<strong>und</strong>e im Strahlenschutz<br />
für Ärzte aktualisieren. Der<br />
nochmalige Besuch eines Kurses zur<br />
Aktualisierung der Fachk<strong>und</strong>e für<br />
Zahnärzte entfällt. Diese Regelung<br />
steht in Übereinstimmung mit einem<br />
Beschluss des Länderausschusses<br />
RöV <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Umwelt, Naturschutz, Bau <strong>und</strong><br />
Reaktorsicherheit (BMUB), wonach<br />
eine wechselseitige Anerkennung<br />
der Aktualisierung der Fachk<strong>und</strong>e<br />
erfolgen kann. Die Landesärztekammer<br />
Baden-Württemberg wird über<br />
diese Entscheidung unterrichtet.<br />
Normative Regelungen. Nach<br />
Inkrafttreten der Norm DIN 6868-<br />
157 „Abnahme- <strong>und</strong> Konstanzprüfung<br />
nach RöV an Bildwiedergabesystemen<br />
in ihrer Umgebung“ am<br />
01.05.2015 traten bezüglich der jährlichen<br />
messtechnischen Überprüfung<br />
von Bef<strong>und</strong>monitoren in Raumklasse<br />
5 (Zahnärztlicher Bef<strong>und</strong>ungsarbeitsplatz,<br />
Beleuchtungsstärke ≤ 100<br />
lx; z. B. Röntgenraum oder Büro)<br />
kontroverse Diskussionen über die<br />
Notwendigkeit derartiger Messungen<br />
auf. Als Kompromiss wurde<br />
folgende Festlegung zur Umsetzung<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Praxis 49<br />
Foto: ?<br />
Jährlich überprüfen.<br />
Bef<strong>und</strong>monitore in<br />
Arbeitsumgebungen<br />
mit Beleuchtungsstärken<br />
von über 100 lx<br />
fallen in Raumklasse 6<br />
<strong>und</strong> sind daher jährlich<br />
messtechnisch zu<br />
überprüfen.<br />
der Qualitätssicherungs-Richtlinie<br />
getroffen:<br />
Die jährlich durchzuführende<br />
messtechnische Prüfung nach Tabelle<br />
7 der DIN 6868-157 für zahnmedizinisch<br />
verwendete Bildwiedergabesysteme<br />
kann auf 5 Jahre verlängert<br />
werden, wenn halbjährlich die visuelle<br />
Prüfung folgender Abschnitte<br />
durchgeführt wird:<br />
• Gesamtbildqualität (Testbild TG<br />
18-OIQ) nach Abschnitt 8.2.2<br />
Punkt a) bis c) <strong>und</strong> e) bis h). Bei<br />
der Prüfung nach Abschnitt 8.2.2<br />
c) muss im grauen Feld der Schriftzug<br />
„Quality Control“ vollständig<br />
erkennbar sein.<br />
• Homogenität der Leuchtdichte<br />
(Testbild TG 18-UN80) nach Abschnitt<br />
8.2.4<br />
• Farbeindruck <strong>und</strong> Gleichmäßigkeit<br />
(Testbild TG 18-UN80) nach<br />
Abschnitt 8.2.5<br />
Die vorgenannten Festlegungen<br />
gelten nur für Bildwiedergabesysteme<br />
nach Raumklasse 5 in Verbindung<br />
mit Dentalaufnahmegeräten mit intraoralen<br />
Bildempfängern (Dentaltubusgeräten),<br />
Panoramaschicht- <strong>und</strong><br />
Fernröntgengeräten. Die arbeitstäglichen<br />
visuellen Prüfungen werden<br />
weiterhin nach den Vorgaben der<br />
Tabelle 6 der DIN 6868-157 durchgeführt.<br />
Für Bildwiedergabesysteme in Verbindung<br />
mit Geräten zur Digitalen<br />
Volumentomographie oder Raumklasse<br />
6 bleibt es weiterhin bei den<br />
messtechnischen Prüfungen nach Tabelle<br />
7 <strong>und</strong> visuellen Prüfungen nach<br />
Tabelle 6 der DIN 6868-157.<br />
Es sei an dieser Stelle angemerkt,<br />
dass digitale Röntgenbilder im Vergleich<br />
zu Schnittbilddaten wie DVT<br />
wesentlich höhere technische Anforderungen<br />
an Displays stellen.<br />
Befristung. Nach Inkrafttreten<br />
der DIN 6868-161 „Abnahmeprüfung<br />
nach RöV an zahnmedizinischen<br />
Röntgeneinrichtungen zur<br />
digitalen Volumentomografie“ im<br />
Juni 2016 soll an dieser Stelle nochmals<br />
auf die Frist zur Durchführung<br />
einer Abnahmeprüfung an allen<br />
DVT-Geräten nach o. g. Norm hingewiesen<br />
werden. Diese ist bis zum<br />
31.01.2018 durchzuführen <strong>und</strong> gilt<br />
für DVT-Geräte, die vor Juni 2016<br />
in Betrieb genommen wurden oder<br />
an denen die Abnahmeprüfung nicht<br />
nach der DIN 6868-161 durchgeführt<br />
wurde. Dem Dentalfachhandel,<br />
vergleichbaren Dienstleistungsunternehmen<br />
<strong>und</strong> Systemhäusern sind<br />
diese Regelungen bekannt, Betreiber<br />
von DVT-Geräten sollten daher zur<br />
Terminierung der Abnahmeprüfung<br />
Kontakt zu den betreffenden Unternehmen<br />
aufnehmen.<br />
Besitzen Sie Alt-, Zahn-, Bruchgold, Schmuck,<br />
Münzen, Feilungen, Gussstücke <strong>und</strong><br />
Gekrätz in beliebiger Form <strong>und</strong> Größe?<br />
DIN 6862-2. Mit dem Inkrafttreten<br />
der DIN 6862-2 „Weitergabe<br />
von Röntgenaufnahmen <strong>und</strong><br />
zugehörigen Aufzeichnungen in<br />
der digitalen Radiografie, digitalen<br />
Durchleuchtung, DVT <strong>und</strong><br />
Computertomografie“ im nächsten<br />
Jahr wirft auch ein elementarer informationstechnischer<br />
Umbruch<br />
seine Schatten voraus. Gemäß einer<br />
Entscheidung des Länderausschusses<br />
RöV soll die Umsetzung<br />
in der Zahnheilk<strong>und</strong>e bis spätestens<br />
01.01.2020 vollzogen werden.<br />
Darunter fällt insbesondere die in<br />
der Norm beschriebene Datenstruktur,<br />
wonach alle Bilddaten<br />
als DICOM-Objekt gespeichert<br />
werden sollen. Dies betrifft neben<br />
DVT-Daten daher auch alle anderen<br />
Röntgenaufnahmen, die in der<br />
Zahnheilk<strong>und</strong>e digital akquiriert<br />
werden .<br />
Prof. (CUMC, NY)<br />
Dr. Dirk Schulze<br />
Röntgenreferent der<br />
Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
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erfolgt dann auf Wunsch in Bar oder als Überweisung nach den ermittelten Feingehalten<br />
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ZBW 12/2016
50<br />
Praxis<br />
Einkäufe <strong>und</strong> Auslagenersatz in Praxis <strong>und</strong> Eigenlabor<br />
Auslagenersatz im Praxislabor<br />
Der Einkauf von Fremdleistungen <strong>und</strong> Materialien für das Eigenlabor<br />
wirft immer wieder Fragen nach der richtigen Berechnung <strong>und</strong> Weiterberechnung<br />
auf. Die B<strong>und</strong>eszahnärztekammer <strong>und</strong> die Kassenzahnärztliche<br />
B<strong>und</strong>esvereinigung haben als Orientierung für die Praxen<br />
hierzu eine Online-Broschüre veröffentlicht. Der Artikel will die Problematik<br />
insbesondere im Hinblick auf den Bezug von Leistungen von<br />
sogenannten Fräszentren aufzeigen.<br />
Zunächst stellt sich die Frage,<br />
welche Kosten an den privatversicherten<br />
Patienten weitergegeben<br />
werden dürfen?<br />
Neben den Gebühren (§ 4 GOZ)<br />
<strong>und</strong> Entschädigungen (§ 8 GOZ,<br />
Wegegeld, Reiseentschädigung)<br />
sind dies auch der Ersatz von Auslagen.<br />
Wann Auslagen berechnet<br />
werden können, ist in § 4 Abs. 3<br />
<strong>und</strong> § 9 GOZ bzw. in § 10 GOÄ<br />
festgelegt.<br />
Die Kosten für die Beschaffung<br />
von zahntechnischen Leistungen<br />
sind im Anwendungsbereich der<br />
GOZ als Auslagenersatz nach § 9<br />
Abs. 1 GOZ zu berechnen.<br />
Soweit es sich um gesondert<br />
berechenbare Materialien nach<br />
§ 4 Abs. 3 handelt (zum Beispiel<br />
Abformmaterialien, Anästhetika,<br />
usw.), hat der Zahnarzt nach der<br />
Bestimmung des § 10 Abs. 2 Ziffer<br />
6 GOZ die verwendeten Materialien<br />
nach Art, Menge <strong>und</strong> Preis<br />
in der Rechnung aufzuführen.<br />
Darüber hinausgehende Informationen,<br />
etwa zum Hersteller,<br />
oder Nachweise wie Einkaufsbelege<br />
etc. sind nicht erforderlich.<br />
Verlangt dies der Zahlungspflichtige,<br />
sind die Auslagen näher zu<br />
erläutern. Die Erläuterung kann,<br />
muss aber nicht durch Belegvorlage<br />
gegeben werden.<br />
Stellung des Praxislabors.<br />
Der Zahnarzt erzielt Einkünfte<br />
aus freiberuflicher Tätigkeit (§ 18<br />
Abs. 1 Nr. 1 S. 2 EStG).<br />
Damit ist das Praxislabor ein<br />
Teil der Zahnarztpraxis <strong>und</strong> der<br />
Ausübung eines Freien Berufes<br />
zugeordnet. Es besteht daher keine<br />
direkte Vergleichbarkeit mit einem<br />
gewerblichen Labor. Die Materialien,<br />
die für das Praxislabor<br />
verwendet werden, unterliegen<br />
den Vorgaben des § 9 Abs. 1 GOZ.<br />
Für zahntechnische Leistungen<br />
die im Eigenlabor angefertigt<br />
werden, kann der Praxisinhaber<br />
einen angemessenen kalkulatorischen<br />
Gewinn einschließen. Die<br />
Aufwendungen müssen ortsüblich<br />
<strong>und</strong> in einem vernünftigen Verhältnis<br />
zur Bedeutung der jeweiligen<br />
Behandlung <strong>und</strong> zum angestrebten<br />
Erfolg stehen. Im Falle<br />
einer gerichtlichen Auseinandersetzung<br />
um die Höhe der Eigenlaborkosten<br />
muss eine entsprechende<br />
Kalkulation <strong>und</strong> Preisfindung<br />
nachgewiesen werden können.<br />
Einkauf von Fremdleistungen.<br />
Einkäufe, wie gegebenenfalls<br />
über das Praxislabor „zugekaufte“<br />
prothetische Teile für implantatgetragene<br />
Suprakonstruktionen,<br />
oder zahntechnische Leistungen,<br />
beispielsweise teilfertiger Zahnersatz,<br />
können nicht mit Preisaufschlag<br />
an den Patienten weitergegeben<br />
werden, denn der Zahnarzt<br />
erbringt hier keine eigenständige<br />
zahntechnische Leistung. Ein<br />
solches Vorgehen könnte neben<br />
steuerrechtlichen Problemen (Gewerbesteuer<br />
etc.) auch eine Strafverfolgung<br />
nach sich ziehen.<br />
Zahntechnik vom Fräszentrum.<br />
Wie verhält es sich mit Werkstücken,<br />
die von einem Fräszentrum<br />
stammen? Der Zahnarzt plant<br />
die CAD-Konstruktion entweder<br />
selbst oder lässt diese unter seiner<br />
Aufsicht ausführen. Der Datensatz<br />
der konstruierten Gerüstteile<br />
wird dann an das Fräszentrum<br />
übermittelt. Wird eine gefräste<br />
Arbeit wie geliefert eingegliedert,<br />
können entsprechend nur<br />
die zahntechnischen Auslagen in<br />
der Höhe wie sie angefallen sind,<br />
weiterberechnet werden. Notwendige<br />
zahntechnische Maßnahmen<br />
wie die CAD-Konstruktion, das<br />
Aufpassen, weiteres Bearbeiten<br />
etc. können als BEB-Leistung berechnet<br />
werden. Um einen teilfertigen<br />
Zahnersatz/zahntechnisches<br />
Werkstück würde es sich dagegen<br />
handeln, wenn der Zahnarzt die<br />
Bef<strong>und</strong>situation nur einscannen<br />
<strong>und</strong> die Daten mit Auftrag zur<br />
zahntechnischen Konstruktion an<br />
ein Fremdlabor senden würde.<br />
Dies entspräche dem üblichen<br />
analogen Workflow.<br />
Fazit. Preisnachlässe, Rabatte,<br />
Umsatzbeteiligungen <strong>und</strong><br />
Bonifikationen des Lieferanten<br />
der Materialien müssen an den<br />
Zahlungspflichtigen weitergegeben<br />
werden, denn sonst würde<br />
der Zahnarzt mehr als den nach<br />
GOZ vorgesehenen Auslagenersatz<br />
erhalten. Ausnahme stellen<br />
Skonti dar, höchstens bis zu drei<br />
Prozent bei Barzahlung innerhalb<br />
von 14 Tagen nach Rechnungseingang.<br />
Es empfiehlt sich, eine<br />
entsprechende Vereinbarung mit<br />
dem zahntechnischen Fremdlabor<br />
nachweisen zu können.<br />
Autorenteam des<br />
GOZ-Ausschusses der LZK BW<br />
Info<br />
Das Dokument „Einkauf von<br />
Materialien – Rechtsgr<strong>und</strong>lagen<br />
<strong>und</strong> Hinweise für die Zahnarztpraxis“<br />
ist abrufbar unter folgendem<br />
Link: www.bzaek.de/<br />
fileadmin/PDFs/b/einkauf_materialien.pdf<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Termine 51<br />
» Zahnärztlicher Arbeitskreis für Praxisführung <strong>und</strong> Fortbildung e. V. (Z.A.P.F. e. V.)<br />
Wo?<br />
Zahnärztehaus<br />
Stuttgart<br />
Albstadtweg 9<br />
70567 Stuttgart<br />
Montag, 5. Dezember 2016<br />
19.30 Uhr bis ca. 22.00 Uhr<br />
Referent:<br />
Thema: T-Scan<br />
Univ. Prof. Dr. Rainer Hahn, Tübingen<br />
Mitglieder: kostenlos<br />
Nicht-Mitglieder: 50 Euro<br />
Fortbildungspunkte: 3<br />
Information <strong>und</strong><br />
Anmeldung:<br />
Z.A.P.F. e.V.<br />
Margit Giese<br />
Großer Lückenweg 13<br />
75175 Pforzheim<br />
Tel. 0700-9273 5877<br />
Fax. 0700-9273 3291<br />
Mail: kurse@zapf.org<br />
Internet: www.zapf.org<br />
» Freier Verband Deutscher Zahnärzte e. V., Landesverband Baden-Württemberg<br />
Wo?<br />
Kassenzahnärztliche<br />
Vereinigung BW<br />
Bezirksdirektion<br />
Engstlatter Weg 14<br />
70567 Stuttgart<br />
Samstag, 28. Januar 2017<br />
9.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr<br />
Referenten:<br />
Gebühr:<br />
Intensivkurs - Gr<strong>und</strong>lagen der zahnärztlichen<br />
Abrechnung Teil 1 - Der BEMA<br />
ZA Holger Gerlach, Öhringen<br />
Dr. Jürgen Ulbrich, Bad Friedrichshall<br />
Mitglieder: 170 Euro, Team (1 ZA/1 ZFa) 270 Euro<br />
Nicht-Mitglieder: 270 Euro, Team 400 Euro<br />
Fortbildungspunkte: 8<br />
Wo?<br />
Kassenzahnärztliche<br />
Vereinigung BW<br />
Bezirksdirektion<br />
Engstlatter Weg 14<br />
70567 Stuttgart<br />
Samstag, den 4. Februar 2016<br />
9.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr<br />
Referenten:<br />
Gebühr:<br />
Intensivkurs Gr<strong>und</strong>lagen der zahnärztlichen<br />
Abrechnung – Teil 2 – Die GOZ<br />
ZA Holger Gerlach, Öhringen<br />
Dr. Jürgen Ulbrich, Bad Friedrichshall<br />
Mitglieder: 170 Euro, Team (1 ZA/1 ZFa): 270 Euro<br />
Nichtmitglieder: 270Euro, Team 400 Euro<br />
Fortbildungspunkte: 8<br />
Zahnärztliche Fachangestellte nur im Team mit ihrem Zahnarzt/ihrer Zahnärztin.<br />
Die Reservierung erfolgt in der Reihenfolge des Zahlungseingangs.<br />
Information <strong>und</strong><br />
Anmeldung:<br />
Freier Verband<br />
Deutscher Zahnärzte e.V.<br />
Albstadtweg 9<br />
70567 Stuttgart<br />
Tel. 0711-780 30 90<br />
Fax. 0711-780 30 92<br />
Mail: info@fvdz-bw.de<br />
Internet: www.fvdz-bw.de<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
52<br />
Kultur<br />
Ausstellung inspiriert durch Gerhard Richter<br />
Die Kerze<br />
Foto: © Gerhard Richter, 2016<br />
Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden widmet eine Ausstellung<br />
dem Motiv der Kerze in der Bildenden Kunst des 20. <strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Ausgehend von einem der Hauptwerke der Sammlung<br />
Frieder Burda, der „Kerze“ von Gerhard Richter aus dem Jahr 1982,<br />
führt die Spur entlang an Gemälden, Skulpturen <strong>und</strong> Installationen zu<br />
dem prominenten Motiv der Kunst- <strong>und</strong> Kulturgeschichte.<br />
Kerzenschein. „Weil<br />
sie uns umgeben.<br />
Wir brauchen sie<br />
alle. Meine Arbeit<br />
hat mit dem<br />
Versuch zu tun, etwas<br />
zu machen, was<br />
heutzutage verstanden<br />
werden kann“,<br />
erklärt der Künstler<br />
Gerhard Richter<br />
seine Vorliebe für<br />
Kerzen-Stillleben.<br />
schen Kunst unter Beweis. Von der<br />
Taufe bis zur Aufbahrung der Toten<br />
begleitet die Kerze unser Leben, sie<br />
leuchtet auf Adventskränzen <strong>und</strong><br />
Geburtstagstorten, in der Kirche,<br />
bei politischen Mahnwachen oder<br />
beim romantischen Candlelight Dinner.<br />
Nach den Terroranschlägen von<br />
Paris <strong>und</strong> Brüssel stellten tausende<br />
Menschen nicht nur an den Tatorten,<br />
sondern auch auf anderen Plätzen<br />
dieser Welt brennende Kerzen auf.<br />
Sie brachten damit ihre Trauer zum<br />
Ausdruck <strong>und</strong> bek<strong>und</strong>eten gleichzeitig<br />
ihre Solidarität mit den Opfern.<br />
So sind Kerzen seit jeher gr<strong>und</strong>legender<br />
Bestandteil religiöser Praktiken<br />
– vor allem an der Schnittstelle<br />
von Leben <strong>und</strong> Tod, von göttlicher<br />
Ewigkeit <strong>und</strong> menschlicher Vergänglichkeit:<br />
Sie versinnbildlichen<br />
das Immaterielle oder Transzendente<br />
<strong>und</strong> stehen für die Beziehung zwischen<br />
Geist <strong>und</strong> Materie.<br />
Mit dem inzwischen zur Ikone gewordenen<br />
Kerzen-Bild von Gerhard<br />
Richter besitzt die Sammlung Frieder<br />
Burda ein zentrales Werk zum<br />
Thema – <strong>und</strong> nimmt es gerne zum<br />
Anlass, die Komplexität des Themas<br />
auszuleuchten <strong>und</strong> es nach seiner<br />
Aktualität in der zeitgenössischen<br />
Kunst zu befragen.<br />
Museum Frieder Burda/IZZ<br />
Info<br />
Die Kerze<br />
bis 29. Januar 2017<br />
Die Abbildung von Kerzen ist zeitlos<br />
<strong>und</strong> zugleich emotional aufgeladen,<br />
sinnfällig <strong>und</strong> zugleich symbolträchtig.<br />
Das mystifizierte Bild vom Anbrennen,<br />
Verbrennen <strong>und</strong> Erlöschen<br />
gilt als spirituelle Metapher für den<br />
Lebenszyklus <strong>und</strong> hat im religiösen<br />
Kontext seit Jahrh<strong>und</strong>erten seinen<br />
festen Platz. In der Kerze manifestieren<br />
sich Trauer <strong>und</strong> Melancholie,<br />
sie gilt als Vanitas-Symbol, steht für<br />
Wissenschaft <strong>und</strong> Künste <strong>und</strong> versinnbildlicht<br />
nicht zuletzt Erotik <strong>und</strong><br />
Begehren.<br />
Die Ausstellung untersucht, wie<br />
Künstler im 20. <strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
– etwa Gerhard Richter, Georg<br />
Baselitz, Nam June Paik, Jeff Koons<br />
<strong>und</strong> Eric Fischl – das Motiv Kerze<br />
mit seinen vielfältigen Bildtraditionen<br />
aufgreifen, variieren <strong>und</strong> in neue<br />
Bedeutungszusammenhänge stellen.<br />
Ausgangspunkt der Ausstellung<br />
ist die „Kerze“ von Gerhard Richter.<br />
Über 50 Gemälde, Skulpturen,<br />
Installationen, Videoarbeiten <strong>und</strong><br />
Fotografien stellen zudem die Aktualität<br />
des Themas in der zeitgenössi-<br />
Öffnungszeiten<br />
Di bis So 10 bis 18 Uhr<br />
Eintritt<br />
Erwachsene 13 Euro<br />
Ermäßigt 11 Euro<br />
Museum Frieder Burda<br />
Stiftung Frieder Burda<br />
Lichtentaler Allee 74<br />
76530 Baden-Baden<br />
Tel.0 72 21 / 3 98 98-0<br />
www.museum-frieder-burda.de<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Kultur 53<br />
Jackson Pollock im Kunstmuseum Basel<br />
Der figurative Pollock<br />
Das umfangreiche figurative Werk, das Jackson Pollock schuf, <strong>und</strong><br />
seine figurativen Gemälde sind vielen unbekannt. Die große Sonderausstellung<br />
im Kunstmuseum Basel widmet sich erstmals dieser Perspektive<br />
auf den Künstler <strong>und</strong> möchte konzentriert diese figurativen<br />
Aspekte im Schaffen des Künstlers beleuchten <strong>und</strong> einen neuen Blick<br />
auf sein knapp drei Jahrzehnte umspannendes Werk werfen.<br />
über Pollocks künstlerische Entwicklung<br />
als figurativer Maler von<br />
der Mitte der 1930er-Jahre bis zu<br />
seinem frühen Unfalltod 1956. Die<br />
großformatigen Drip Paintings, die<br />
in der kurzen Zeitspanne zwischen<br />
1947 <strong>und</strong> 1950 entstanden, werden<br />
in diesem Ausstellungskontext nur<br />
andeutungsweise gezeigt.<br />
Foto: © Museum Frieder Burda, Baden-Baden<br />
„Der figurative Pollock“ widmet<br />
sich den unterschiedlichen Phasen<br />
des Frühwerks, in denen der Künstler<br />
Jackson Pollock den Regionalismus<br />
seines Lehrers Thomas Hart<br />
Benton verarbeitete, aber auch die<br />
große Kunstgeschichte – El Greco,<br />
Michelangelo, Rembrandt <strong>und</strong> die<br />
Meister des italienischen Barocks –<br />
rezipierte. In den darauffolgenden<br />
Jahren geriet die europäische Moderne<br />
in Pollocks Blickfeld, vor allem<br />
Pablo Picasso, an dem er sich<br />
geradezu abarbeitete. Genauso fand<br />
Teegedeck.<br />
Figurativ im wahrsten<br />
Sinne des<br />
Wortes ist „The Tea<br />
Cup“ von Jackson<br />
Pollock aus dem Jahr<br />
1946. Das abstrakte<br />
Ölgemälde zeigt<br />
Pollocks Vorstellung<br />
der Figuration.<br />
in Pollocks Werk aber auch das Studium<br />
der Kunst der nordamerikanischen<br />
Ureinwohner seinen Niederschlag.<br />
Entscheidend prägten ihn des<br />
Weiteren die großen Wandbilder, die<br />
in den 1930er- <strong>und</strong> 1940er-Jahren<br />
von den mexikanischen Muralisten<br />
geschaffen wurden: Das Werk von<br />
David Alfaro Siqueiros, José Clemente<br />
Orozco <strong>und</strong> Diego Rivera,<br />
denen er auch persönlich begegnete,<br />
veränderte Pollocks Vorstellung von<br />
Figuration. Die Ausstellung gewährt<br />
einen repräsentativen Überblick<br />
Bewusste Leerstelle. Das Fehlen<br />
dieser berühmten Gemälde bildet<br />
eine bewusst gesetzte Leerstelle,<br />
die es ermöglicht, die Kontinuität<br />
zwischen den oftmals marginalisierten<br />
Werken der 1930er- <strong>und</strong> 1940er-<br />
Jahre <strong>und</strong> den bekannten großformatigen<br />
Bildern der 1950er-Jahre<br />
unmittelbar nachzuvollziehen. Zu<br />
sehen gibt es im Kunstmuseum Basel<br />
eine eindrucksvolle Gruppe der<br />
aus der „Dripping“-Phase hervorgegangenen<br />
Black and White Paintings<br />
sowie die letzten Werke der 1950er-<br />
Jahre, die permanent um die Frage<br />
der Figur kreisen.<br />
Im Ganzen sind r<strong>und</strong> 100 Gemälde<br />
<strong>und</strong> Arbeiten auf Papier zu sehen,<br />
neben wichtigen Arbeiten aus Privatsammlungen<br />
auch hochkarätige<br />
Werke aus Museumssammlungen<br />
in Europa, den USA, Australien <strong>und</strong><br />
Japan.<br />
Kunstmuseum/IZZ<br />
Info<br />
Der figurative Pollock<br />
bis 22. Januar 2017<br />
Öffnungszeiten<br />
Di, Mi, Fr, Sa, So 10 bis18 Uhr<br />
Do 10 bis 20 Uhr<br />
Eintritt<br />
Erwachsene 15 Euro<br />
Ermäßigt 8 Euro<br />
Kunstmuseum Basel<br />
St. Alban-Rheinweg 60<br />
CH-4010 Basel<br />
Tel. 0041/61 206 62 62<br />
www. kunstmuseumbasel.ch<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
54<br />
Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />
M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit in der Pflege<br />
Präventionspreis<br />
Preisverleihung. Dr. Guido Elsäßer (2. v. l.) <strong>und</strong> Silvia Reichmann (2. v. r.) erhalten für<br />
ihr Schulungsmodul „Zahn-, M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Zahnersatzpflege“ den 1. Preis von Dr. Marianne<br />
Gräfin Schmettow von der CP GABA GmbH (links) <strong>und</strong> BZÄK-Vizepräsident Prof.<br />
Dietmar Oesterreich.<br />
Im Rahmen der „Initiative für eine<br />
m<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>e Zukunft in Deutschland“<br />
haben die B<strong>und</strong>eszahnärztekammer<br />
(BZÄK) <strong>und</strong> CP GABA<br />
den „Präventionspreis M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit<br />
in der Pflege“ verliehen.<br />
Die Initiatoren ehrten Mitte November<br />
auf dem wissenschaftlichen<br />
Kongress des Deutschen Zahnärztetags<br />
in Frankfurt insgesamt drei<br />
Preisträger, die mit praxisnahen<br />
Konzepten <strong>und</strong> Projekten nachweislich<br />
die M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit in der<br />
Pflege vorantreiben.<br />
Der unabhängigen Jury gehörten<br />
unter anderem Prof. Dr. Ina Nitschke,<br />
Prof. Dr. Andreas Schulte, Prof.<br />
Dr. Ulrich Schiffner, Dr. Dirk Bleiel<br />
<strong>und</strong> Susanne Priehn-Küpper an. Die<br />
Experten legten bei der Auswahl<br />
der Gewinner Wert darauf, dass<br />
die Konzepte <strong>und</strong> Projekte wissenschaftlich<br />
f<strong>und</strong>iert, b<strong>und</strong>esweit<br />
umsetzbar <strong>und</strong> dazu geeignet sind,<br />
Menschen mit Pflegebedarf, insbesondere<br />
im Alter <strong>und</strong> mit Behinderung,<br />
eine bessere zahnmedizinische<br />
Prävention <strong>und</strong> Versorgung<br />
zu ermöglichen. Die drei Auszeichnungen<br />
waren mit einem Preisgeld<br />
von insgesamt 5000 Euro dotiert.<br />
Der erste Platz ging an Dr. Guido<br />
Elsäßer <strong>und</strong> Silvia Reichmann aus<br />
dem baden-württembergischen<br />
Kernen für ihr Schulungsmodul<br />
„Zahn-, M<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zahnersatzpflege<br />
für angehende Heilerziehungs-<br />
pfleger/innen“. Mit dem von dem<br />
niedergelassenen Zahnarzt <strong>und</strong> der<br />
Dentalhygienikerin entwickelten<br />
Projekt sollen Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler der Heilerziehungspflege<br />
für das Thema Zahnges<strong>und</strong>heit sensibilisiert<br />
werden <strong>und</strong> das nötige<br />
Hintergr<strong>und</strong>wissen für ihre künftige<br />
berufliche Praxis erhalten. Anhand<br />
verschiedener Schulungsmodule<br />
mit Bildern, Videosequenzen <strong>und</strong><br />
praktischen Übungen erlernen sie<br />
die notwendigen Kompetenzen, um<br />
die tägliche M<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zahnpflege<br />
bei Menschen mit geistiger oder<br />
mehrfacher Behinderung auch unter<br />
erschwerten Bedingungen fachk<strong>und</strong>ig<br />
durchzuführen.<br />
Die Initiatoren B<strong>und</strong>eszahnärztekammer<br />
<strong>und</strong> CP GABA möchten<br />
durch die „Initiative für eine<br />
m<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>e Zukunft in Deutschland“<br />
gezielt auf Ursachen, Auswirkungen<br />
<strong>und</strong> Präventionsmöglichkeiten<br />
von oralen Erkrankungen<br />
aufmerksam machen. Weitere Ziele<br />
sind die Intensivierung des fachübergreifenden<br />
Dialogs <strong>und</strong> die<br />
Förderung von Projekten, die zu<br />
einer m<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>en Zukunft führen.<br />
Konzepte <strong>und</strong> Ansätze, die<br />
nachweisbar Erfolge erzielt haben,<br />
werden identifiziert, ausgezeichnet<br />
<strong>und</strong> durch Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.<br />
Die Initiative wird 2017<br />
fortgeführt.<br />
prd<br />
Foto: CP GABA GmbH<br />
Akkreditierungsverfahren<br />
Neuerungen<br />
Zur Reform des Akkreditierungsverfahrens<br />
für Studiengänge, dessen<br />
derzeitige Praxis vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />
als gr<strong>und</strong>gesetzwidrig<br />
eingestuft worden war, hat die Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK) eine<br />
Empfehlung gegeben. Die Karlsruher<br />
Richter hatten die von privaten Agenturen<br />
geleiteten Evaluationen als<br />
Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit<br />
kritisiert. Die Agenturen sollen nach<br />
den Vorstellungen der HRK künftig<br />
auf eine beratende <strong>und</strong> organisierende<br />
Funktion beschränkt werden<br />
<strong>und</strong> müssen nicht verpflichtend in<br />
das Verfahren einbezogen werden.<br />
Aufgewertet wird von der Empfehlung<br />
der Akkreditierungsrat, in dem<br />
die Wissenschaft in allen Gremien<br />
die Mehrheit haben müsse. Auch die<br />
Hochschulen sollen stärker an dem<br />
Verfahren beteiligt sein. „Nachdem<br />
wir nun konstruktive Vorschläge vorgelegt<br />
haben, erwarten wir, dass die<br />
Kultusministerkonferenz so rasch wie<br />
möglich einen verlässlichen rechtlichen<br />
Rahmen für die Umsetzung der<br />
Neuerungen schafft <strong>und</strong> den schon<br />
für Oktober angekündigten Staatsvertrag<br />
in Kürze verabschiedet“, sagt<br />
HRK-Präsident Horst Hippler. FAZ<br />
Neues B<strong>und</strong>esinstitut<br />
Migrationsforschung<br />
Berlin erhält ein B<strong>und</strong>esinstitut für<br />
Migrationsforschung. Nach einem<br />
Beschluss des Haushaltsausschusses<br />
im B<strong>und</strong>estag wird das „Deutsche<br />
Zentrum für Integrations- <strong>und</strong> Migrationsforschung“<br />
im Gründungsjahr<br />
mit drei Millionen Euro gefördert.<br />
In den Folgejahren soll es jeweils<br />
3,8 Millionen Euro bekommen.<br />
Die Förderung übernimmt überraschenderweise<br />
nicht das Bildungsministerium,<br />
sondern das Familienministerium.<br />
Die Federführung liegt<br />
in den Händen des Berliner Instituts<br />
für Integrations- <strong>und</strong> Migrationsforschung<br />
an der Humboldt-Universität,<br />
von dem die Initiative zur Gründung<br />
des Instituts ausgegangen war. Migrationsforschung<br />
wird in Deutschland<br />
an mehreren Universitäten in<br />
verschiedenen Fächern betrieben.<br />
Nur in Osnabrück <strong>und</strong> Berlin verfügt<br />
sie über eigene Institute. FAZ<br />
Nachdruck mit fre<strong>und</strong>lichen Genehmigung der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.11.2016 © Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Namen <strong>und</strong> Nachrichten 55<br />
FVDZ<br />
Weihnachtsaktion<br />
Zitat<br />
Scheckübergabe. Stiftungsvorsitzender Dieter Eberhardt, stv. Landesvorsitzender<br />
Dr. Thomas Schlachta, Kinderhausleiter Hans-Martin Haist, Landesvorsitzender Dr.<br />
Joachim Härer (v. l.).<br />
Mit seiner diesjährigen Weihnachtsaktion<br />
„Spenden statt Weihnachtskarten“<br />
<strong>und</strong> dem Verzicht auf das<br />
DFZ-Autorenhonorar konnte der<br />
FVDZ-Landesvorstand Baden-<br />
Württemberg den Vorsitzenden<br />
der Stiftung EiGEN-SiNN einen<br />
500-Euro-Scheck zugunsten der<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendwerkstatt für stark<br />
benachteiligte Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
in Freudenstadt überreichen.<br />
Der Landesvorstand dankt auf<br />
diesem Wege seinen Mitgliedern<br />
für ihre Verbandstreue sowie<br />
allen Ehrenamtsträgern für<br />
ihr Engagement für den Berufsstand.<br />
Wir wünschen auf diesem Weg<br />
allen Lesern des ZBW ein frohes<br />
<strong>und</strong> geruhsames Weihnachtsfest<br />
<strong>und</strong> ein gutes <strong>und</strong> erfolgreiches<br />
Jahr 2017.<br />
Dr. Joachim Härer<br />
Foto: FVDZ<br />
„Eine freie Presse spielt<br />
eine lebenswichtige Rolle<br />
in der Demokratie. Das<br />
macht uns besser. Es<br />
macht uns stärker, es<br />
verleiht den Stummen eine<br />
Stimme, entlarvt Ungerechtigkeit<br />
<strong>und</strong> zwingt Anführer<br />
wie mich dazu, Rechenschaft<br />
abzulegen.“<br />
Barack Obama<br />
Foto: Pete Souza<br />
Gesetzliche Krankenversicherung<br />
Über 55,5 Millionen<br />
GKV-versichert<br />
Deutschland sonnt sich immer<br />
noch im wirtschaftlichen Erfolg.<br />
Die andauernde positive Konjunkturentwicklung<br />
beschert sinkende<br />
Arbeitslosenzahlen. Für die Sozialversicherungen<br />
bedeutet das: Sie<br />
nehmen mehr <strong>und</strong> mehr Mitglieder<br />
<strong>und</strong> Versicherte auf. Das kann man<br />
auch aus den offiziellen Zahlen des<br />
B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministeriums<br />
(BMG) herauslesen, die Anfang<br />
November zum Stichtag 1. Oktober<br />
2016 publiziert wurden. Ebenso wie<br />
zwei wichtige Trends. Zum einen,<br />
die Gesetzliche Krankenversicherung<br />
(GKV) rennt von einem Rekord<br />
zum nächsten. Zum Stichtag<br />
wurde die Spitzen-Markierung von<br />
55,5 Millionen GKV-Mitgliedern in<br />
b<strong>und</strong>esdeutschen Landen geknackt.<br />
Innerhalb von drei Monaten, seit<br />
dem 1. Juli 2016, stießen noch einmal<br />
knapp 400.000 Mitglieder netto<br />
hinzu. Absoluter Gewinner sind die<br />
Ortskrankenkassen. Vor allem Körperschaften<br />
aus den anderen Kassenarten<br />
mit hohen Zusatzbeiträgen<br />
verloren Mitglieder. A+S Aktuell<br />
01.01.2014 01.01.2015 01.01.2016 01.07.2016 01.10.2016 Saldo 2016<br />
AOK 18.227.078 18.375.851 19.177.721 19.614.221 19.799.203 + 621.482<br />
BKK 8.449.830 8.543.060 8.758.008 8.818.768 8.890.893 + 132.885<br />
BKn 1.424.503 1.421.796 1.415.163 1.399.467 1.394.642 - 20.521<br />
EK 19.922.201 20.335.527 20.744.917 20.768.236 20.904.472 + 159.555<br />
IKK 4.000.931 4.042.941 4.106.944 4.042.834 4.054.372 - 52.572<br />
LKK 532.532 525.688 514.890 509.760 507.280 - 7.610<br />
GKV 52.557.075 53.244.863 54.717.643 55.153.286 55.550.862 + 833.219<br />
GKV-Mitgliederentwicklung seit 2014. Die Markierung von 55,5 Millionen GKV-Mitgliedern wurde geknackt.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
56<br />
Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />
BZK Stuttgart<br />
Willkommen in der Kammer<br />
Am Messestand der Kammer auf<br />
der Fachdental Südwest empfingen<br />
der Vorsitzende, Dr. Konrad<br />
Bühler, <strong>und</strong> zwei Vorstandsmitglieder<br />
der BZK Stuttgart, Dr.<br />
Helmut Schönberg <strong>und</strong> Dr. Bernd<br />
Krämer, am 21. Oktober 2016 junge<br />
Zahnärztinnen <strong>und</strong> Zahnärzte,<br />
die innerhalb des vergangenen<br />
Jahres Mitglied der BZK Stuttgart<br />
geworden sind.<br />
Die Bezirkszahnärztekammer<br />
Stuttgart möchte die neuen jungen<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
auf ihrem Weg in den Beruf <strong>und</strong><br />
in die Freiberuflichkeit persönlich<br />
begleiten. Beim zwanglosen Empfang<br />
<strong>und</strong> Beisammensein am Messestand<br />
der Kammer auf der Fachdental<br />
Südwest trafen die neuen<br />
Kammermitglieder auf ein „Ehrenamt<br />
zum Anfassen“. Die Vorstandsmitglieder<br />
der Bezirkszahnärztekammer<br />
Stuttgart stellten sich<br />
<strong>und</strong> ihre Aufgabengebiete <strong>und</strong><br />
Tätigkeitsbereiche vor. Auch das<br />
Angebot des aktiven Engagements<br />
im Berufsstand wurde anhand von<br />
vielen Beispielen dargestellt.<br />
Die Geschäftsführerin der BZK<br />
Stuttgart, Christine Martin, präsentierte<br />
das Dienstleistungsangebot<br />
der Kammer <strong>und</strong> bot die<br />
Unterstützung der Kammer in<br />
allen Fragen der Berufsausübung<br />
an. Das zwanglose Get-Together<br />
endete beim Ausstellerabend der<br />
Fachdental Südwest.<br />
» mader@lzk-bw.de<br />
Get-Together. Die BZK Stuttgart heißt ihre neuen Kammermitglieder willkommen.<br />
Fotos: Radu<br />
Nachdruck mit fre<strong>und</strong>lichen Genehmigung der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.11.2016 © Alle Rechte vorbehalten.<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.<br />
Medizinische Promotionen<br />
Wissenschaftlicher Anspruch<br />
Die medizinische Promotion steht<br />
nicht erst seit den Plagiatsvorwürfen<br />
gegen Verteidigungsministerin Ursula<br />
von der Leyen in der Kritik. Viele<br />
der Promotionen, die parallel zum<br />
Studium in wenigen Monaten verfasst<br />
werden, erfüllen nach Expertenmeinung<br />
keinen wissenschaftlichen<br />
Anspruch, führen aber zum gleichen<br />
Titel, für den Promovenden anderer<br />
Fächer mehrere Jahre brauchen. Der<br />
Europäische Forschungsrat hat darauf<br />
reagiert <strong>und</strong> erkennt medizinische<br />
Doktortitel aus Deutschland bei<br />
Förderanträgen nicht an. Die Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK) hat<br />
nun die Empfehlung ausgegeben,<br />
dass medizinische Promotionen in<br />
Deutschland künftig „wie in anderen<br />
Fächern selbstverständlich, nach<br />
dem Abschluss verfasst werden“<br />
sollen. In das Medizinstudium soll<br />
eine „promotionsvorbereitende Phase“<br />
integriert werden, in der wissenschaftliche<br />
Arbeitsmethoden gelehrt<br />
werden <strong>und</strong> eine wissenschaftliche<br />
Studienarbeit zu verfassen ist, die<br />
als Basis einer späteren Promotion<br />
genutzt werden kann. Die Vorberei-<br />
tungsphase soll nicht auf die Regelstudienzeit<br />
angerechnet werden <strong>und</strong><br />
Bedingung für die Aufnahme in ein<br />
postgraduales Promotionsprogramm<br />
sein. Nur die Endphase der Promotion<br />
läge damit verpflichtend nach<br />
Studienabschluss. Außerdem setzt<br />
sich die HRK für eine strukturierte<br />
Promotionsbetreuung ein. FAZ<br />
Ausschreibung<br />
Herbert-Lewin-Preis 2017<br />
Mit dem Herbert-Lewin-Preis werden<br />
wissenschaftliche Arbeiten zu<br />
dem Thema „Aufarbeitung der Geschichte<br />
der Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte in<br />
der Zeit des Nationalsozialismus“<br />
prämiert. Die nunmehr sechste Ausschreibung<br />
des Preises wird vom<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit,<br />
der B<strong>und</strong>esärztekammer, der Kassenärztlichen<br />
B<strong>und</strong>esvereinigung,<br />
der B<strong>und</strong>eszahnärztekammer <strong>und</strong><br />
der Kassenzahnärztlichen B<strong>und</strong>esvereinigung<br />
getragen.<br />
An der Ausschreibung können<br />
teilnehmen:<br />
• Zahn-/Ärztinnen <strong>und</strong> Zahn-/Ärzte<br />
sowie Psychotherapeutinnen <strong>und</strong><br />
Psychotherapeuten als Einzelpersonen<br />
• Kooperationen oder Gemeinschaften<br />
von Zahn-/Ärztinnen<br />
<strong>und</strong> Zahn-/Ärzten sowie Psychotherapeutinnen<br />
<strong>und</strong> Psychotherapeuten<br />
• Studierende der Zahn- oder Humanmedizin<br />
• an zahn- <strong>und</strong> humanmedizinischen<br />
Fakultäten oder medizinhistorischen<br />
Instituten tätige<br />
Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />
Die Bewertung der eingereichten<br />
Arbeiten <strong>und</strong> die Ermittlung<br />
der Preisträger werden von einer<br />
unabhängigen Jury vorgenommen,<br />
deren Mitglieder vom B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Ges<strong>und</strong>heit,<br />
der B<strong>und</strong>esärztekammer, der Kassenärztlichen<br />
B<strong>und</strong>esvereinigung,<br />
der B<strong>und</strong>eszahnärztekammer, der<br />
Kassenzahnärztlichen B<strong>und</strong>esvereinigung,<br />
dem Zentralrat der<br />
Juden in Deutschland sowie dem<br />
B<strong>und</strong>esverband Jüdischer Ärzte<br />
<strong>und</strong> Psychologen in Deutschland<br />
benannt wurden. Der Preis ist mit<br />
insgesamt 15.000 Euro dotiert.<br />
Weitere Informationen finden<br />
Sie im Internet unter www.bzaek.<br />
de/Forschungspreis.<br />
prd<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Amtliche Mitteilungen 57<br />
Weiterbildungsstätte<br />
Nach § 35 des Heilberufe-Kammergesetzes<br />
i. V. m. §§ 9 <strong>und</strong> 11<br />
der Weiterbildungsordnung wurden<br />
folgende Kammermitglieder<br />
zur Weiterbildung ermächtigt:<br />
Kieferorthopädie<br />
Dr. med. dent. Christian Wanura<br />
Käthe-Kollwitz-Straße 18<br />
79111 Freiburg<br />
Die anerkennungsfähige Weiterbildungszeit<br />
beträgt gem.<br />
§ 21 der Weiterbildungsordnung<br />
2 Jahre.<br />
Herausgeber:<br />
Dr. Udo Lenke, Präsident der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg (LZK BW), <strong>und</strong> Dr. Ute Maier,<br />
Vorsitzende des Vorstands der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW), für das<br />
Informationszentrum Zahnges<strong>und</strong>heit Baden-Württemberg<br />
– eine Einrichtung der LZK BW <strong>und</strong> KZV BW.<br />
Redaktion:<br />
Johannes Clausen, HC (ChR, verantw.)<br />
Informationszentrum Zahnges<strong>und</strong>heit<br />
Baden-Württemberg<br />
Telefon: 0711/222 966-10<br />
E-Mail: johannes.clausen@izz-online.de<br />
Andrea Mader (am),<br />
Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg<br />
Telefon: 0711/228 45-29<br />
E-Mail: mader@lzk-bw.de<br />
Guido Reiter (gr),<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg<br />
Telefon: 0711/78 77-220<br />
E-Mail: guido.reiter@kzvbw.de<br />
Redaktionsassistenz: Gabriele Billischek<br />
Layout: Gabriele Billischek, Sandra Limley-Kurz<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
Informationszentrum Zahnges<strong>und</strong>heit Baden-<br />
Württemberg, Königstraße 26, 70173 Stuttgart<br />
Telefon: 0711/222 966-14<br />
Telefax: 0711/222 966-21<br />
E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de<br />
Verlust von<br />
Zahnarztausweisen<br />
Die Ausweise von<br />
Dr. Susanne Kielkopf<br />
Fasanenweg 25<br />
73274 Notzingen<br />
Geb. 01.03.1961<br />
Ausweis: 28.11.2013<br />
Dr. Felix Heinrich Schneider<br />
Wohnhaft in Schweden<br />
Geb. 01.09.1976<br />
Ausweis: 24.1.2008<br />
wurden verloren, gestohlen beziehungsweise<br />
nicht zurückgegeben<br />
<strong>und</strong> werden für ungültig erklärt.<br />
Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg mit den Bezirkszahnärztekammern<br />
Autoren dieser Ausgabe: Tobias Bauer, Thorsten<br />
Beck, Prof. Dr. Dr. Thomas Beikler, Christoph<br />
Besters, Gabriele Billischek, Dr. Konrad Bühler,<br />
Johannes Clausen, Annette Debusmann, Dr. Horst<br />
Gebhardt, Gitta Haucke, Dr. Christian Hoch, Christian<br />
Ignatzi, Dr. Bernhard Jäger, Dr. Harald Kischlat, Dr.<br />
Astrid Klocke, Silvia Laur, Andrea Mader, Christine<br />
Martin, Helmut Merkel, Andreea Radu, Claudia<br />
Richter, Brigitte Scheiffele, Dr. Simone Schelberg,<br />
Ruth Schildhauer, Prof. Dr. Dirk Schulze, Dr. Klaus<br />
Winter<br />
Titelseite: Fotos: Fotolia, Collage IZZ<br />
Verantwortlich für Amtliche Mitteilungen der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />
Baden-Württemberg (KZV BW):<br />
Dr. Ute Maier, Vorsitzende des Vorstands der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-<br />
Württemberg (KZV BW), KdöR<br />
Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart<br />
Verantwortlich für Amtliche Mitteilungen der<br />
Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg<br />
(LZK BW):<br />
Dr. Udo Lenke, Präsident der<br />
Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg (LZK BW), KdöR<br />
Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart<br />
Hinweise: Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />
gekürzt zu veröffentlichen. Ein Anspruch auf<br />
Veröffentlichung besteht nicht. Bei Einsendungen an<br />
die Redaktion wird der vollen oder auszugsweisen<br />
Veröffentlichung zugestimmt.Unaufgefordert<br />
eingegangene Fortbildungsmanuskripte können<br />
nicht veröffentlicht werden, da die Redaktion<br />
nur mit wissenschaftlichen Autoren vereinbarte<br />
Fortbildungsbeiträge veröffentlicht. Alle Rechte an<br />
dem Druckerzeugnis, insbesondere Titel-, Namens<strong>und</strong><br />
Nutzungsrechte etc., stehen ausschließlich den<br />
Herausgebern zu. Mit Annahme des Manuskripts<br />
zur Publikation erwerben die Herausgeber das<br />
ausschließliche Nutzungsrecht, das die Erstellung<br />
BZK Freiburg<br />
Merzhauser Str. 114-116<br />
79100 Freiburg<br />
Tel.: (07 61) 45 06-0<br />
Fax: (07 61) 45 06-450<br />
BZK Karlsruhe<br />
Joseph-Meyer-Str. 8 – 10<br />
68167 Mannheim<br />
Tel.: (06 21) 3 80 00-0<br />
Fax: (06 21) 3 80 00-1 70<br />
BZK Stuttgart<br />
Albstadtweg 9<br />
70567 Stuttgart<br />
Tel.: (07 11) 78 77-0<br />
Fax: (07 11) 78 77-238<br />
BZK Tübingen<br />
Bismarckstr. 96<br />
72072 Tübingen<br />
Tel.: (0 70 71) 9 11-0<br />
Fax: (0 70 71) 9 11-209/233<br />
von Fort- <strong>und</strong> Sonderdrucken, auch für Auftraggeber<br />
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zum Ende des Bezugszeitraumes. Für die Mitglieder der<br />
Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg ist der<br />
Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />
Verlag <strong>und</strong> Herstellung:<br />
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH<br />
Geschäftsführer: Dr. Karl Hans Arnold, Patrick Ludwig,<br />
Hans Peter Berk, Johannes Werle, Stephan Marzen<br />
Zülpicher Str. 10<br />
40196 Düsseldorf<br />
Telefon: 02 11/505-24 99<br />
Fax: 02 11/505-10 02 499<br />
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Internet: www.rp-media.de<br />
Impressum<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
58<br />
Personalia<br />
Bezirkszahnärztekammer Stuttgart<br />
Ehrung Jahrgangsbeste <strong>und</strong> Berufsjubilare<br />
„Ihr beständiger Einsatz war unser Bestreben Sie heute zu ehren“, sagte BZK-Vorstandsmitglied<br />
Dr. Helmut Schönberg. Die Bezirkszahnärztekammer Stuttgart lud am 21. Oktober<br />
auf die Fachdental Südwest. Das Messeforum in Halle 6 diente als Podium für die Ehrungen<br />
der Jahrgangsbesten <strong>und</strong> der langjährigen Berufsjubilare. Die Vorstandsmitglieder<br />
Dr. Helmut Schönberg <strong>und</strong> Dr. Bernd Krämer ehrten 24 Damen für ihre langjährige Berufszugehörigkeit<br />
<strong>und</strong> ihre Bestnoten zum Ausbildungsabschluss. Die Jubilare nahmen die<br />
Ehrung im Kreise ihres Praxisteams entgegen.<br />
Anerkennung. Die BZK Stuttgart ehrt die Jahrgangsbesten <strong>und</strong> Berufsjubilare.<br />
Foto: Wosilat<br />
Die Winterabschlussprüfung 2015/<br />
2016 mit der Note 1,3 hat Franziska<br />
Böhme aus der Praxis Dres.<br />
Bilali/Kuhn aus Stuttgart abgelegt.<br />
Über die Note 1,1 bei der Sommerabschlussprüfung<br />
2016 freut sich<br />
Jessica Endreß aus der Praxis Dres.<br />
Hermann/Butz aus Öhringen.<br />
Für ihre zehnjährige Berufszugehörigkeit<br />
wurden geehrt:<br />
• Sarina Folk (Praxis Dr. Folkher<br />
Spengler in Donzdorf)<br />
• Stefanie Hummel (Praxis Dr.<br />
Gabriele Zeisberger-Schleihauf<br />
in Kirchheim)<br />
• Stefanie Mürder (Praxis Dr. Joachim<br />
Mezger in Eislingen)<br />
• Sabina Tomaj aus dem ZFZ<br />
Stuttgart.<br />
Bereits 25 Jahre im Beruf sind:<br />
• Claudia Bellon (Praxis Dr. Manfred<br />
Weber in Stuttgart)<br />
• Ines Breuning (Praxis Dr.<br />
Simone Dünkler in Esslingen)<br />
• Sandra Köhler (Praxis Gösta<br />
Franzen/Anna Franzen <strong>und</strong><br />
Jesper Thomsen in Backnang)<br />
• Sabine Pfaff (Praxis Dr. Peter<br />
Fuchs in Neckarsulm)<br />
• Angelika Schönlein (Praxis Dr.<br />
Stefan Burkhardt in Geislingen)<br />
• Nadine Strücker (Praxis Dres.<br />
Nicole <strong>und</strong> Frank Badelt in Ludwigsburg)<br />
• Nicole Theil (Praxis Dr. Erik Arnold<br />
in Plochingen)<br />
• Edith Theiss (Praxis Dr. Michael<br />
von Koßta-Rab in Freiberg.<br />
30 Jahre ihrem Beruf treu geblieben<br />
sind:<br />
• Christine Balle (Praxis Michael<br />
Tiedt in Schwäbisch-Hall)<br />
• Corinna Buchner (Praxis<br />
MUDr./Univ. Prag Eva Svacina<br />
in Stuttgart)<br />
• Cornelia Fröhlich-Reichmann<br />
(Praxis Dr. Günther Mertz in<br />
Stuttgart)<br />
• Michaela Ritz (Praxis Dipl.-<br />
Stom. Manuela Bleyel in Untermünkheim).<br />
Für 35-jährige Berufstätigkeit<br />
wurden geehrt:<br />
• Elke Aulehla (Praxis Dr. Erik<br />
Arnold in Plochingen)<br />
• Renate Gallina (Praxis Gösta<br />
Franzen/Anna Franzen <strong>und</strong><br />
Jesper Thomsen in Backnang)<br />
• Beate Klopfer (Praxis Dr. Manfred<br />
Rühle in Schwaikheim)<br />
40 Jahre im Beruf sind:<br />
• Silvia Bier (Praxis Dr. Christine<br />
Schoch in Schwäbisch-Gmünd)<br />
• Dagmar Binder (Praxis Dr./Med.<br />
Univ. Budapest Attila Sebö in<br />
Stuttgart).<br />
Ihr 45. Berufsjubiläum feiert<br />
Annemarie Schneider aus der Praxis<br />
Filizan Yildirim-Filiz in Heidenheim.<br />
BZK Stuttgart<br />
ZBW 12/2016<br />
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Personalia 59<br />
KZV BW Bezirksdirektion Karlsruhe<br />
Ehrungen zum Berufsjubiläum<br />
Langjährige Mitarbeiter. (vordere Reihe v. l.): Petra Wolpert, Andrea Backhaus, Wesna<br />
Rütz, Elvira Ehrmann (hintere Reihe v. l.): Ursula Täubert, Elke Schewe, Sabine Bugert, Reiner<br />
Ader, Jutta Noe, Bernhard Maier. Sonja Banse <strong>und</strong> Corinna Gebhardt (nicht auf dem Foto).<br />
Im Jahr 2016 hat die KZV Baden-<br />
Württemberg, Bezirksdirektion<br />
Karlsruhe zwölf Jubilaren Dank<br />
<strong>und</strong> Anerkennung für ihre langjährige<br />
Tätigkeit bei der zahnärztlichen<br />
Körperschaft ausgesprochen.<br />
● 35 Jahre: Reiner Ader, Mitarbeiter<br />
im EDV-Betrieb<br />
● 35 Jahre: Andrea Backhaus, Mitarbeiterin<br />
im Finanzwesen<br />
● 35 Jahre: Elvira Ehrmann, Mitarbeiterin<br />
im Finanzwesen<br />
● 30 Jahre: Petra Wolpert, Mitarbeiterin<br />
in der inneren Verwaltung<br />
● 30 Jahre: Bernhard Maier, Betreuer<br />
der Stabsstelle WP u. ND<br />
Foto: KZV BW, Bezirksdirektion Karlsruhe<br />
● 25 Jahre: Ursula Täubert, Mitarbeiterin<br />
in der Abrechnungsabteilung<br />
● 25 Jahre: Sonja Banse, Mitarbeiterin<br />
in der Abrechnungsabteilung<br />
● 20 Jahre: Wesna Rütz, Mitarbeiterin<br />
in der Abrechnungsabteilung<br />
● 20 Jahre: Jutta Noe, Mitarbeiterin<br />
im Finanzwesen<br />
● 10 Jahre: Sabine Bugert, Mitarbeiterin<br />
in der inneren Verwaltung<br />
● 10 Jahre: Elke Schewe, Mitarbeiterin<br />
in der Abrechnungsabteilung<br />
● 10 Jahre: Corinna Gebhardt, Mitarbeiterin<br />
im Notdienst<br />
Alle Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
schließen sich den Glückwünschen<br />
gerne an <strong>und</strong> wünschen den<br />
Jubilaren weiterhin alles Gute.<br />
Dipl. Volkswirt Ch. Besters,<br />
stv. Vorsitzender des<br />
Vorstandes der KZV BW<br />
Bezirkszahnärztekammer Karlsruhe<br />
Ehrung der Berufsjubilare<br />
50 Jahre Approbation. In Baden-Baden empfing der Vorstand der BZK Karlsruhe die Berufsjubilare.<br />
Geehrt wurden für 50 Jahre Berufszugehörigkeit (1. R. v. l.) Dr. Ursula Herbstreith-<br />
Müller, Rastatt, Dr. Helga Bormann, Hockenheim, Dr. Heidi Unger, Stutensee, Dr. Ernst-Moritz<br />
Veiel, Rastatt, Dr. Heinz Finger, Mannheim, Dr. Hans-Dieter Best, Neckargemünd. (2.<br />
R. v. l.), Dr. Norbert Engel, Dr. Bernhard Jäger, Dr. Wolfgang Grüner <strong>und</strong> Dr. Volker Bracher.<br />
Am 24. September 2016 trafen sich<br />
die ehemaligen <strong>und</strong> diesjährigen<br />
Berufsjubilare im Anschluss an die<br />
Herbstkonferenz 2016 bei strahlendem<br />
Sonnenschein wieder in Baden-<br />
Baden.<br />
Foto: BZK Karlsruhe<br />
Beim Empfang auf der Terrasse des<br />
Kurhauses tauschten sich die geschätzten<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
zum Teil weit angereist, um dieses<br />
Treffen der „Ehemaligen“ nicht zu<br />
verpassen, untereinander <strong>und</strong> mit<br />
dem Vorstand der Bezirkszahnärztekammer<br />
bei guten Gesprächen aus.<br />
Auch der Vizepräsident der LZK<br />
Baden-Württemberg ließ es sich nicht<br />
nehmen, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.<br />
Anschließend wurden die Berufsjubilare<br />
des Jahres 2016 für 50 Jahre<br />
Berufszugehörigkeit vom Vorsitzenden<br />
der Bezirkszahnärztekammer<br />
<strong>und</strong> seinen Vorstandsmitgliedern mit<br />
Urk<strong>und</strong>e, Wein bzw. großem Blumenstrauß<br />
geehrt. Mit einem ausgedehnten<br />
festlichen Mittagessen endete<br />
dieses bei allen so beliebte traditionelle<br />
Treffen. BZK Karlsruhe<br />
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ZBW 12/2016
Personalia 63<br />
Nachruf Dr. Dr. Helmut Eisele<br />
Ein Leben im Dienst der Patienten<br />
<strong>und</strong> des Berufsstands<br />
Kurz vor dem Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit,<br />
auf den er sich mindestens<br />
so gefreut hat wie „seine Kinder“<br />
aus den Förderschulen, hat Dr. Dr.<br />
Helmut Eisele am 10.09.2016 leider<br />
den Kampf gegen seine schwere<br />
Krankheit verloren.<br />
Helmut Eisele, Jahrgang 1947,<br />
war seit 1. Juli 1977 Mitglied der<br />
Bezirkszahnärztekammer Stuttgart.<br />
Er hatte nach seinem Studium<br />
der Humanmedizin 1973 die Approbation,<br />
1974 die ärztliche Promotion<br />
<strong>und</strong> anschließend 1977 die<br />
Approbation als Zahnarzt erhalten.<br />
Seine zahnärztliche Promotion<br />
hat er 1981 beendet. Die Tätigkeit<br />
als Notfallarzt im Einsatz zu Beginn<br />
seines Berufslebens hat ihn<br />
sein ganzes Leben lang geprägt<br />
<strong>und</strong> sorgte dafür, dass er sich sein<br />
Leben lang bei konfrontativen<br />
Begegnungen gleich welcher Art<br />
durch sein besonnenes Auftreten<br />
Respekt erworben hat.<br />
Seit April 1984 bis zum Ende<br />
2013 war Dr. Dr. Eisele in seiner<br />
Praxis in Ostfildern als Zahnarzt<br />
niedergelassen. Als politisch interessierter<br />
Mensch kam Helmut<br />
Eisele bald danach zur Standespolitik.<br />
Im Esslinger Zahnärzteverein<br />
war er von Beginn an mit dabei <strong>und</strong><br />
dieses Engagement führte Anfang<br />
2001 zu seiner Wahl zum Kreisvorsitzenden<br />
der Kreisvereinigung<br />
Esslingen. Tatkräftig <strong>und</strong> kompetent<br />
führte er die Geschicke der<br />
Kreisvereinigung sehr erfolgreich<br />
bis 2012. Dabei gelang es ihm vorbildlich,<br />
die Kollegenschaft mit ihren<br />
Sorgen zu hören <strong>und</strong> sich den<br />
Mitarbeiterinnen in den Praxen<br />
<strong>und</strong> deren Fragestellungen zu widmen.<br />
Dieser Führungsstil brachte<br />
ihn ab 2005 als Mitglied in die<br />
Vertreterversammlungen der BZK<br />
Stuttgart <strong>und</strong> der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg.<br />
Seit 2003 arbeitete er in der Arbeitsgemeinschaft<br />
Zahnges<strong>und</strong>heit<br />
im Landkreis Esslingen verantwortlich<br />
mit. Seine Tatkraft, Umsichtigkeit<br />
<strong>und</strong> sein vorausschauendes<br />
Handeln, verb<strong>und</strong>en mit<br />
seiner sympathischen Art, sorgten<br />
für eine sehr erfolgreiche Arbeit in<br />
der Kinder- <strong>und</strong> Jugendzahnpflege.<br />
Die Tätigkeit mit den Kindern<br />
machte ihm sehr große Freude <strong>und</strong><br />
so entstand die Idee des jährlichen<br />
Ausflugs mit den Kindern der<br />
Förderschulen am Tag der Zahnges<strong>und</strong>heit<br />
in die Wilhelma in<br />
Stuttgart, um die Zahnges<strong>und</strong>heit<br />
anhand von Beispielen näherzubringen.<br />
Nicht wegzudenken ist<br />
seine außergewöhnliche Einsatzbereitschaft<br />
für die Patientenberatungsstelle<br />
im Bezirk Stuttgart.<br />
Seit 2005 hat er unermüdlich mitgearbeitet<br />
<strong>und</strong> sich stets konstruktiv<br />
eingebracht.<br />
Bis zuletzt trat er ruhig, aber bestimmt<br />
mit seinem prof<strong>und</strong>en Wissen<br />
<strong>und</strong> abger<strong>und</strong>et durch seine<br />
stille Heiterkeit für die Zahnärzteschaft<br />
auf. Seit Januar 2015 führte<br />
er gemeinsam mit ärztlichen Kollegen<br />
die Fachsprachenprüfung für<br />
ausländische Zahnärzte durch, was<br />
er mit viel Freude begleitete.<br />
Die Zahnärzteschaft im Bezirk<br />
Stuttgart trauert mit seiner Familie<br />
um diesen wertvollen Kollegen.<br />
Wir werden Helmut Eisele in seiner<br />
geliebten Lederjacke in Erinnerung<br />
behalten.<br />
Im Namen der Bezirkszahnärztekammer<br />
Stuttgart<br />
Dr. Konrad Bühler, Vorsitzender,<br />
Christine Martin, Geschäftsführerin<br />
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Plan International<br />
Deutschland e. V.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 12/2016
64<br />
Zu guter Letzt<br />
Fotos: Dr. Marcus Koch, INM/cc-NanoBioNet<br />
Schrulliges Naturfoto<br />
Der Waldschrat auf dem Eichenblatt<br />
Was man nicht alles auf einer Pflanze entdeckt: Zwei Augen, ein M<strong>und</strong> <strong>und</strong> mikroskopisch kleine Wachskristalle,<br />
die dafür sorgen, dass das Eichenblatt stets sauber bleibt.<br />
Was an das Gesicht eines verschlafenen Fabelwesens<br />
erinnert, ist in Wirklichkeit die Unterseite eines Eichenblatts,<br />
wenn man es durch ein hochauflösendes Elektronenmikroskop<br />
betrachtet. Die müden „Augen“ <strong>und</strong><br />
der halboffene „M<strong>und</strong>“ sind die sogenannten Spaltöffnungen<br />
im Blatt <strong>und</strong> regeln den Gasaustausch zwischen<br />
dem Inneren der Pflanze <strong>und</strong> der Umgebung.<br />
Wachskristalle. Die Blattoberfläche ist überzogen<br />
mit mikroskopisch kleinen Wachskristallen. Diese verleihen<br />
der Oberfläche eine raue Struktur. Die Mikrokristalle<br />
sind dafür verantwortlich, dass das Blatt extrem<br />
wasserabweisende Eigenschaften – eine sogenannte Superhydrophobie<br />
– besitzt <strong>und</strong> sich wie ein Lotus-Blatt<br />
verhält. Da Regentropfen recht geringen Kontakt zur<br />
Blattoberfläche haben, perlen sie durch die besondere<br />
Kombination der Oberflächenstruktur <strong>und</strong> -chemie ab<br />
<strong>und</strong> nehmen dabei alle vorhandenen Schmutzpartikel<br />
Fabelwesen. Das wasserabweisende Gesicht auf dem Eichenblatt (Abbildung oben).<br />
mit. Es tritt eine Art Selbstreinigungsmechanismus auf.<br />
Dadurch können sich auch Schädlinge wie Läuse oder<br />
Pilzsporen nicht dauerhaft an das Blatt heften <strong>und</strong> werden<br />
bei einem Regenguss ebenfalls runtergespült.<br />
Rasterelektronenmikroskop. Für die hier gezeigte<br />
Aufnahme wurde eine besondere Variante von Rasterelektronenmikroskopen<br />
verwendet. Damit lassen sich<br />
fragile Objekte aus der Natur, aber auch Gegenstände<br />
aus Kunststoff, Glas oder Keramik mit einer extrem hohen<br />
Auflösung von bis zu einigen Nanometern abbilden.<br />
Das abgelichtete Eichenblatt wurde von Marcus Koch<br />
vom Leibniz-Institut für Neue Materialien rasterelektronenmikroskopisch<br />
unter die Lupe genommen. Unter<br />
dem Titel „Neulich im Eichenwald“ hat es im Rahmen<br />
des Fotowettbewerbs „Nano-Bio-Momente“ den dritten<br />
Platz belegt.<br />
Miray Caliskan<br />
Nachdruck mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28.09.2016 © Alle Rechte vorbehalten.<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.<br />
ZBW 12/2016<br />
www.zahnaerzteblatt.de
Produktanzeige 65<br />
Presseinformationen<br />
Das Problem mit der Wasserprobe<br />
Medizinische Einrichtungen sind infektiologische<br />
Hochrisikobereiche. Neben der Oberflächenhygiene<br />
spielt dabei die Wasserhygiene<br />
eine zentrale Rolle. In zahnmedizinischen<br />
Einrichtungen darf laut Gesetz bei allen<br />
Anwendungen nur Wasser in Trinkwasserqualität<br />
verwendet werden. Ein Großteil der<br />
Zahnarztpraxen <strong>und</strong> -kliniken haben aufgr<strong>und</strong><br />
von mikrobiologischen, baulichen <strong>und</strong> designtechnischen<br />
Gründen erhebliche Probleme mit<br />
mikrobiell verkeimtem Wasser.<br />
Die RKI-Empfehlung von 2006 „Infektionsprävention<br />
in der Zahnheilk<strong>und</strong>e – Anforderungen<br />
an die Hygiene“ klärt hierzu in Kapitel 5 „Wasserführende<br />
Systeme“, durch wen <strong>und</strong> wie bei<br />
der mikrobiologischen Probenahme vorzugehen<br />
ist. Dabei gibt es drei Problembereiche. Es wird<br />
für die Durchführung der Probenahme seitens<br />
der Empfehlung unter anderem der Einsatz<br />
von „geschultem Personal“ vorgesehen. Dieser<br />
Begriff vom „geschulten Personal“ ist nicht<br />
genauer definiert <strong>und</strong> wird aktuell von den<br />
verschiedenen Beteiligten im Markt unterschiedlich<br />
interpretiert. Aber auch hier ist nur<br />
ein Weg der Richtige.<br />
Eine weitere Problematik ist, ein akkreditiertes<br />
Labor zu beauftragen <strong>und</strong> sowohl die Probennahme<br />
als auch Untersuchung rechtskonform<br />
durchzuführen <strong>und</strong> damit Rechtssicherheit für<br />
den Zahnarzt herzustellen. Geregelt wird dies in<br />
der DIN EN ISO 19458. Die DIN EN ISO 19458<br />
„Wasserbeschaffenheit – Probenahme für<br />
mikrobiologische Untersuchungen“ verlangt die<br />
Inaktivierung einer Wasserprobe zum Zeitpunkt<br />
der Probenahme. Dies wird im Bereich des<br />
Trinkwassers durchaus gewährleistet, indem<br />
die Probebecher mit einem Neutralisationsmittel<br />
(Natriumthiosulfat, Katalase etc.) dotiert<br />
werden.<br />
Diese Neutralisation greift jedoch nur für<br />
Desinfektionsmittel, welche entsprechend der<br />
Trinkwasserverordnung zugelassen sind, <strong>und</strong><br />
auch nur im zugelassenen Konzentrationsbereich.<br />
Da die im Dentalbereich eingesetzten<br />
Mittel oft keine dementsprechende Zulassung<br />
haben, kommt es zu einer weiteren Wirkung<br />
des Desinfektionsmittels auf die Wasserprobe.<br />
Probenahme verlangt die Inaktivierung einer<br />
Wasserprobe mit einem Neutralisationsmittel<br />
Proben dürfen nur von geschultem Personal<br />
genommen <strong>und</strong> akkreditierten Labors untersucht<br />
werden<br />
In letzter Konsequenz führt dies zu falsch<br />
negativen Probeergebnissen, welche den mikrobiellen<br />
Status der Einheit zum Zeitpunkt der<br />
Probenahme nicht wahrheitsgemäß widerspiegeln<br />
<strong>und</strong> damit nicht rechtskonform sind.<br />
Wie komplex <strong>und</strong> teilweise sogar unmöglich<br />
es ist, die verschiedenen im Dentalmarkt<br />
vorhandenen Desinfektionsmittel zu neutralisieren,<br />
verdeutlichen diverse Artikel <strong>und</strong><br />
Nachforschungen, die sich mit der Inaktivierung<br />
verschiedener Desinfektionsmittel<br />
auseinandersetzen, unter anderem mit dem<br />
großflächig eingesetzten Wasserstoffperoxid.<br />
Eine Neutralisation der wasserstoffperoxidhaltigen<br />
Proben findet nicht statt bzw. kann<br />
aktuell aus analysetechnischen Gründen nicht<br />
stattfinden. Das entsprechende Wissen ist bei<br />
vielen Probennehmern nicht vorhanden. Eine<br />
Konkretisierung der RKI-Empfehlung von 2006<br />
zu diesem Thema <strong>und</strong> verbindliche Standards<br />
wären dabei absolut empfehlenswert.<br />
BLUE SAFETY hat sich als Navigator für alle<br />
Fragen r<strong>und</strong> um die Wasserhygiene bewährt<br />
<strong>und</strong> sorgt mit dem SAFEWATER-Hygiene-<br />
Konzept dafür, dass die Hygienekette endlich<br />
wirksam, rechtssicher <strong>und</strong> kosteneffizient<br />
geschlossen wird. Gerade bei der Probennahme<br />
bewährt sich die SAFEWATER-Technologie, da<br />
das Wassersystem durch die tägliche Spülung<br />
die Vorgaben der Trinkwasserverordnung erfüllt<br />
<strong>und</strong> keine verfälschende Beeinflussung der<br />
Probe stattfindet.<br />
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Biozidprodukte vorsichtig verwenden. Vor Gebrauch stets Etikett<br />
<strong>und</strong> Produktinformation lesen.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Die Beiträge dieser Rubrik beruhen auf Informationen der Hersteller <strong>und</strong> geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.