Blick auf die GOZ
Ausgabe 5-6/2023
Ausgabe 5-6/2023
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ZBW<br />
ZAHNÄRZTEBLATT BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
5-6/2023<br />
Titelthema<br />
<strong>GOZ</strong>-Jahr 2023:<br />
Kampagne gestartet<br />
Fortbildung<br />
Obliterierte Wurzelkanäle:<br />
Guided Endodontics<br />
BLICK AUF DIE <strong>GOZ</strong><br />
Diese Ausgabe enthält das neue
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ZBW_05-06/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
3_EDITORIAL<br />
Foto: alamy/ J. Allan Cash<br />
Foto: A. Mader<br />
TITELTHEMA<br />
Seit ihrer Einführung 1988 hat <strong>die</strong> Gebührenordnung für<br />
Zahnärzte (<strong>GOZ</strong>) in Deutschland zahlreiche Veränderungen<br />
erfahren. Was seit <strong>die</strong>ser Zeit leider nicht geschehen ist, ist eine<br />
Anpassung des Punktwertes an <strong>die</strong> aktuellen wirtschaftlichen<br />
Gegebenheiten.<br />
Die letzte Änderung der <strong>GOZ</strong> fand im Jahr 2012 statt. Dabei<br />
wurden lediglich zahlreiche Gebührenpositionen hinzugefügt<br />
und einige weggelassen. Eine Punktwert-Anpassung hingegen<br />
ist nicht erfolgt und damit auch kein Inflationsausgleich. Seitdem<br />
haben sich jedoch viele Dinge verändert. So sind <strong>die</strong> Kosten<br />
für Personal, Materialien und Technologien in der Zahnmedizin<br />
gestiegen, während sich parallel dazu <strong>die</strong> Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> Zahnärzteschaft im Hinblick <strong>auf</strong> Fortbildung und Qualifikation<br />
erhöht haben. Zudem macht <strong>die</strong> Digitalisierung neue<br />
Leistungen möglich. Doch auch <strong>die</strong>se kosten Geld und Personaleinsatz.<br />
Eine finanzielle Anpassung der <strong>GOZ</strong> an <strong>die</strong> heutigen<br />
Gegebenheiten wäre demzufolge nicht nur dringend notwendig,<br />
sondern ist vor allem angemessen. Doch trotz des Bedarfs<br />
haben <strong>die</strong> zuständigen Gremien den <strong>GOZ</strong>-Punktwert nicht angepasst.<br />
Stattdessen drohen dem Berufsstand zusätzliche Budgetierungen<br />
durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-<br />
FinStG).<br />
Diese Nichtanpassung der <strong>GOZ</strong> ist jedoch nicht nur ein Affront<br />
für <strong>die</strong> Zahnärzteschaft im Land, sondern hat zudem enorme<br />
Auswirkungen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Patientenversorgung: Viele Zahnärzte<br />
können es sich eigentlich nicht mehr leisten, bestimmte Leistungen<br />
anzubieten, da sie nicht angemessen dafür vergütet werden.<br />
Dennoch tun es viele von ihnen trotzdem, um Einschränkungen<br />
bei der Versorgung ihrer Patient*innen zu vermeiden.<br />
Können Sie es jedoch nicht (mehr), wird sich <strong>die</strong>se Entwicklung<br />
langfristig negativ <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Zahngesundheit und damit <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />
Allgemeingesundheit der Bevölkerung auswirken.<br />
Es ist also dringend geboten, eine Anhebung des Punktwertes<br />
festzulegen, um eine gute Versorgung der Patientenschaft zu<br />
gewährleisten. Denn nur <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se Weise lässt sich <strong>die</strong> Qualität<br />
der zahnmedizinischen Versorgung in Deutschland <strong>auf</strong> dem<br />
gewohnt hohen Niveau halten.<br />
SPECIAL OLYMPICS<br />
Zum vierten Mal in Folge fanden in Todtnauberg <strong>die</strong> Landes-<br />
Winterspiele von Special Olympics Baden-Württemberg (SO<br />
BW) statt. Neben den herausragenden sportlichen Leistungen<br />
ist dabei auch das Zahngesundheitsprogramm hervorzuheben,<br />
das laut Florian Rauch, Referent des Gesundheitsprogramms<br />
von SO BW, das am besten organisierte Angebot des<br />
Konzepts sei. Auch Dr. Guido Elsäßer, SO-BW-Landeskoordinator<br />
und Referent für Inklusive Zahnmedizin bei der Landeszahnärztekammer<br />
(LZK) zeigte sich rundum zufrieden<br />
mit den durchgeführten Beratungsgesprächen. „Wir haben<br />
zwei Drittel aller Athletinnen und Athleten erreicht, das gab<br />
es noch nie!“ (S. 24 f.)<br />
FORTBILDUNG<br />
Zähne mit Pulpanekrose und ausgeprägter Pulpaobliteration<br />
können im klinischen Alltag eine große Herausforderung darstellen.<br />
Die Trepanation und Kanalsuche gestaltet sich häufig<br />
zeit<strong>auf</strong>wendig, frustrierend und ist mit einem erhöhten Risiko<br />
für Perforationen verbunden. Konventionelle Techniken mit<br />
einer möglichst axial <strong>auf</strong> den Wurzelkanal gerichteten Trepanationsachse<br />
unter Zuhilfenahme eines Dentalmikroskops<br />
können zum gewünschten Erfolg führen, sind aber häufig mit<br />
einem erheblichen Verlust an Zahnhartsubstanz verbunden.<br />
Die schablonengestützte Trepanation (Guided Endodontics)<br />
stellt hier eine substanzschonende Alternative dar, mit der<br />
selbst stark obliterierte Kanäle vorhersagbar und sicher erschlossen<br />
werden können. Das Autorenteam, bestehend aus<br />
Dr. Alexander Winkler, PD Dr. Ralf Krug und Prof. Dr. Gabriel<br />
Krastl aus der Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie<br />
am Universitätsklinikum Würzburg, berichtet ab Seite 28 ausführlich<br />
darüber, wie Obliterationen entstehen und wie <strong>die</strong> Kanäle<br />
sicher verschlossen werden können. Das dabei abgebildete<br />
Fallbeispiel zeigt deutlich, wie das Guided-Endodontics-Verfahren<br />
sinnvoll einsetzbar ist, um den Hartsubstanzverlust sowie<br />
<strong>die</strong> Perforationsgefahr verglichen mit der konventionellen Trepanation<br />
signifikant zu reduzieren.<br />
Cornelia Schwarz<br />
»
4_INHALT<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
INHALT<br />
BERUFSPOLITIK<br />
LEITARTIKEL<br />
09_Was tun, wenn <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> nicht novelliert wird?<br />
Dr. Florian Reuther<br />
TITELTHEMA<br />
20_Neuer KZBV-Vorstand gewählt<br />
Konstituierende Vertreterversammlung der KZBV in Berlin<br />
10_Wenn Altes nicht mehr passt<br />
Geschichte der <strong>GOZ</strong><br />
12_Kampagne gestartet<br />
<strong>GOZ</strong>-Jahr 2023<br />
24_„Wir gehören in <strong>die</strong> Mitte der Gesellschaft“<br />
Landes-Winterspiele von<br />
Special Olympics Baden-Württemberg<br />
13_„Die moderne Zahnheilkunde kann viel mehr“<br />
Fragen an den <strong>GOZ</strong>-Referenten<br />
14_ „Machen Sie 2023 zu Ihrem <strong>GOZ</strong>-Jahr 4.0“<br />
Tour de Ländle<br />
FORTBILDUNG<br />
26_Gesundheitsdaten<br />
für alle<br />
BMG stellt Digitalisierungsstrategie<br />
vor<br />
17_Moderne<br />
Parodontitistherapie<br />
Neue Abrechnungsbasis<br />
18_Abweichende Vereinbarung – <strong>GOZ</strong> 4.0!<br />
Der <strong>GOZ</strong>-Ausschuss informiert<br />
28_Schablonengestützte<br />
Trepanation zur<br />
Erschließung obliterierter<br />
Wurzelkanäle<br />
Guided Endodontics
ZBW_5-6/2023<br />
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5_INHALT<br />
KOMMUNIKATION<br />
KULTUR<br />
38_Auszeichnung für NS-Aufarbeitung im ZBW<br />
Journalistenpreis „Abdruck“ 2023 <strong>auf</strong> der IDS verliehen<br />
40_Elementarer Bestandteil der Beratung<br />
Telefonaktionen des Informationszentrums Zahnund<br />
Mundgesundheit BW<br />
46_Entdecken Sie den Charme Freiburgs<br />
Spontaner Städtetrip<br />
PERSONALIA<br />
SOZIALES ENGAGEMENT<br />
51_Ein halbes Jahrhundert<br />
Feier der BZK Stuttgart – 50-jähriges<br />
Approbationsjubiläum<br />
INFORMATION UND SERVICES<br />
42_Wenn wenigstens ein Lächeln wieder möglich ist<br />
Mobile Zahnarztpraxis bietet Hilfe für geflüchtete<br />
Ukrainer*innen in Polen<br />
03_Editorial<br />
41_Praxis<br />
48_Namen und Nachrichten<br />
50_Leserforum<br />
51_Personalia<br />
58_ Amtliche Mitteilungen<br />
63_ Zu guter Letzt/<br />
Impressum<br />
PROPHYLAXE<br />
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InformationszentrumZahnundMundgesundheit<br />
izz_bw<br />
izzbadenwuerttemberg<br />
44_Ein strahlendes Lächeln als Dank<br />
Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzte in der<br />
Gruppenprophylaxe<br />
Für den Druck des Zahnärzteblatts Baden-Württemberg<br />
(ZBW) wurden ausschließlich Materialien aus<br />
FSC-zertifizierten Wäldern und/oder Recyclingmaterial<br />
aus kontrollierten Quellen verwendet.
6 _PERSPEKTIVEN<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ANGEKLEBT FÜR DIE SACHE<br />
Das Phänomen von Demonstranten, <strong>die</strong> sich <strong>auf</strong> der Straße festkleben, um ihre Proteste zu verstärken und Aufmerksamkeit<br />
zu erregen, ist ein kontroverses Thema. Während einige <strong>die</strong>s als eine legitime Form des zivilen Ungehorsams<br />
betrachten, gibt es auch viele, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Praxis kritisieren. Die Freiheit zu demonstrieren, und das Recht <strong>auf</strong> freie<br />
Meinungsäußerung sind hohe Güter. Doch wie sehr darf das Ausleben <strong>die</strong>ser Rechte <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Kosten anderer<br />
Menschen gehen?<br />
Foto: picture alliance / photothek | Florian Gaertner
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
PERSPEKTIVEN_7
Landeszahnärztekammer BW | Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />
Akademie<br />
Fortbildungsangebot<br />
Juni 2023 - September 2023<br />
Zahnärzte/-innen<br />
Kurs Nr. 9398 | 5 Punkte<br />
Online | Einzelkurs | Endodontie im Milchgebiss<br />
Referentin: ZÄ Monika Quick-Arntz<br />
Datum: 16.06.2023 | 14:00 - 18:00 Uhr<br />
Kursgebühr: 240 €<br />
Kurs Nr. 9431 | 8 Punkte<br />
Hybrid | Einzelkurs | Der Speichel – das Gute daran, ist das<br />
Gute darin<br />
Referent: Prof. Dr. Andreas Filippi<br />
Datum: 16.06.2023<br />
Kursgebühr: 500 €<br />
ZFA<br />
Kurs Nr. 9481<br />
Einzelkurs | Die Rezeption - das Herz der Praxis!<br />
Referentin: Brigitte Kühn, ZMV<br />
Datum: 23.06.2023<br />
Kursgebühr: 180 €<br />
Kurs Nr. 9482<br />
Einzelkurs | Willkommen am Telefon – der erste Eindruck zählt<br />
Referentin: Brigitte Kühn, ZMV<br />
Datum: 24.06.2023<br />
Kursgebühr: 180 €<br />
Kurs Nr. 9449 | 6 Punkte<br />
Einzelkurs | Befundevaluation und UPT Parodontitis in Schach<br />
halten! Wie lange kann das gut gehen …<br />
Referent: Prof. Dr. Peter Eickholz<br />
Datum: 16.06.2023<br />
Kursgebühr: 450 €<br />
Kurs Nr. 5784<br />
Aufstiegsfortbildung | Kombinationskurs Standard<br />
Referentinnen: Nadja Pfister, ZMF, u. a.<br />
Datum: 26.06.-21.07.2023<br />
Kursgebühr: 2100 € (inkl. 300 € Prüfungsgebühr)<br />
Kurs Nr. 9415 | 8 Punkte<br />
Einzelkurs | Traumatologie der bleibenden Dentition bei<br />
Kindern und Jugendlichen: Therapie in der Praxis<br />
Referent: Prof. Dr. Gabriel Krastl<br />
Datum: 23.06.2023<br />
Kursgebühr: 550 €<br />
Kurs Nr. 9469<br />
Einzelkurs | Röntgenkurs für Zahnmedizinische Fachangestellte<br />
Referent: Dr. Burkhard Maager<br />
Datum: 06.-08.07.2023<br />
Kursgebühr: 620 €<br />
Kurs Nr. 9471 | 16 Punkte<br />
Einzelkurs | Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD):<br />
Grundlagen der Diagnostik und Therapie<br />
Referenten: Prof. Dr. Alfons Hugger, PD Dr. Daniel Hellmann<br />
Datum: 30.06.-01.07.2023<br />
Kursgebühr: 700 €<br />
Kurs Nr. 5813<br />
Aufstiegsforbildung | Zahnmedizinische/-r Prophylaxeassistent/-in<br />
(ZMP) 2023/2024<br />
Referentinnen: Prof. Dr. Bernadette Pretzl, u. a.<br />
Datum: 06.09.2023-20.01.2024<br />
Kursgebühr: 4850 € (inkl. 550 € Prüfungsgebühr)<br />
Kurs Nr. 9451 | 10 Punkte<br />
Einzelkurs | Update Parodontologie – Neues und Bewährtes!<br />
Referent: Prof. Dr. Christof Dörfer<br />
Datum: 30.06.2023<br />
Kursgebühr: 450 €<br />
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ZBW_5-6/2023<br />
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9_LEITARTIKEL<br />
WAS TUN, WENN DIE <strong>GOZ</strong> NICHT<br />
NOVELLIERT WIRD?<br />
Die Gebührenordnung für Zahnärzte (<strong>GOZ</strong>) wurde zuletzt vor mehr als<br />
zehn Jahren novelliert. Sie bildet das moderne zahnmedizinische Leistungsgeschehen<br />
in manchen Bereichen nicht mehr zutreffend ab. Daher<br />
gilt es, im wohlverstandenen Interesse der Patienten ein modernes zahnmedizinisches<br />
Leistungsspektrum auch ohne <strong>GOZ</strong>-Novellierung <strong>auf</strong>rechtzuerhalten.<br />
Dazu steht mit dem Beratungsforum für Gebührenordnungsfragen<br />
eine besonders geeignete Plattform zur Verfügung.<br />
Dr. Florian Reuther<br />
Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV)<br />
DEFIZITE DER <strong>GOZ</strong> 2012<br />
Die „aktuelle“ <strong>GOZ</strong> steht in der Kritik.<br />
Seitens der Zahnärzteschaft wird <strong>die</strong> Lethargie<br />
des Verordnungsgebers, der in<br />
den letzten 35 Jahren lediglich 1988<br />
und 2012 <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> (teil-)novelliert hat,<br />
bemängelt. Das hat auch Auswirkungen<br />
<strong>auf</strong> das Leistungsverzeichnis, das mit<br />
den Erkenntnissen der zahnärztlichen<br />
Wissenschaft nicht mehr Schritt halten<br />
kann. Dieser Stillstand wirkt sich auch<br />
negativ <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Vergütungsrelationen in<br />
der <strong>GOZ</strong> aus. Förderungswürdige Leistungen<br />
wie <strong>die</strong> sprechende und beratende<br />
Zahnmedizin verharren <strong>auf</strong> niedrigem<br />
Niveau, während andere, technisch<br />
geprägte Leistungen wie <strong>die</strong> DVT unverhältnismäßig<br />
hoch vergütet werden.<br />
Hier müsste eine <strong>GOZ</strong>-Novelle deutliche<br />
Neubewertungen nach sich ziehen.<br />
In der Analyse besteht in manchen<br />
Punkten Einigkeit zwischen der Zahnärzteschaft<br />
und der Privaten Krankenversicherung,<br />
in manchen nicht.<br />
(KEIN) VERGLEICH MIT BEMA-Z<br />
So ergibt sich aus dem oft vorgebrachten<br />
Vergleich einzelner Abrechnungspositionen<br />
der <strong>GOZ</strong> mit dem Bema-Z<br />
eben kein Novellierungsbedarf, da <strong>die</strong><br />
Leistungen wegen deutlich unterschiedlicher<br />
Abrechnungs- und Rahmenbedingungen<br />
mit erheblichen Einschränkungen<br />
im Bema-Z gerade nicht 1:1<br />
miteinander vergleichbar sind. Zudem<br />
darf nicht verkannt werden, dass vermeintlich<br />
unterbewertete Leistungen in<br />
der <strong>GOZ</strong>, beispielsweise <strong>die</strong> Extraktion<br />
eines Zahnes, durch anschließend vorgenommene<br />
hoch bewertete Folgemaßnahmen<br />
– z. B. aus der Implantologie –<br />
nicht aussagekräftig sind. Eine isolierte<br />
Betrachtung greift daher viel zu kurz<br />
und hält einer eingehenden Prüfung<br />
des Gesamtleistungsgeschehens in Behandlungsketten<br />
oder Clustern nicht<br />
stand. Nahezu jedes zusammenhängende<br />
Behandlungsgeschehen wird nach<br />
<strong>GOZ</strong> höher abgerechnet als eine vergleichbare<br />
Bema-Z-Rechnung. Wahr ist<br />
auch, dass im Bema-Z grundlegende Bereiche<br />
der Zahnmedizin vollkommen<br />
fehlen (z. B. Funktionsanalyse und Implantologie).<br />
INNOVATIONSMOTOR<br />
Auch wenn <strong>die</strong> Einnahmen aus der Behandlung<br />
privat Versicherter und <strong>die</strong><br />
Reinerträge je Praxis von 2011 bis 2019<br />
laut Statistischem Bundesamt um 27<br />
bzw. 41 Prozent gestiegen sind, muss <strong>die</strong><br />
Privatzahnmedizin <strong>auf</strong> der Grundlage<br />
der <strong>GOZ</strong> weiterentwickelt werden. Sie<br />
muss ein modernes Leistungsspektrum<br />
der Zahnmedizin im Einklang mit § 15<br />
Satz 3 Zahnheilkundegesetz (ZHG) fair<br />
abbilden und so in <strong>die</strong> Versorgung bringen.<br />
Solange der Verordnungsgeber seinem<br />
gesetzlichen Auftrag nicht nachkommt,<br />
ist das im Jahr 2013 von der<br />
Bundeszahnärztekammer (BZÄK), dem<br />
Verband der Privaten Krankenversicherung<br />
(PKV) und den Beihilfestellen von<br />
Bund und Ländern gegründete Beratungsforum<br />
für Gebührenordnungsfragen<br />
gehalten, Rechtsunsicherheiten und<br />
Regelungslücken zu beseitigen. Bei Untätigkeit<br />
wandelt sich der Handlungsimpuls<br />
des § 15 Satz 3 ZHG mit der Zeit in<br />
eine Kontrollkompetenz des Verordnungsgebers:<br />
Er kann <strong>die</strong> veröffentlichten<br />
Beschlüsse des Forums durch Normierung<br />
des jeweiligen Regelungsbereichs<br />
korrigieren. Wenn <strong>die</strong>s nicht geschieht,<br />
liegt <strong>die</strong> Annahme einer zumindest<br />
übergangsweisen Billigung nahe.<br />
Das Beratungsforum hat in den zehn<br />
Jahren seines Bestehens zahlreiche<br />
grundsätzliche Auslegungsfragen geklärt<br />
und dafür gesorgt, den aktuellen<br />
wissenschaftlichen Stand der Zahnmedizin<br />
in <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> zu überführen. Hiervon<br />
zeugen 59 Beschlüsse, <strong>die</strong> Regelungslücken<br />
geschlossen und neue, durch wissenschaftliche<br />
Stu<strong>die</strong>n gesicherte zahnärztliche<br />
Maßnahmen für analog berechnungsfähig<br />
erklärt haben. Es wird<br />
auch in Zukunft <strong>die</strong> Aufgabe des Beratungsforums<br />
sein, Innovationen in der<br />
Zahnmedizin mit entsprechenden Abrechnungsempfehlungen<br />
abzusichern.<br />
Kurz vor Jahresfrist 2022 gelang dem Beratungsforum<br />
mit der Regelung der Parodontitis-Therapiestrecke<br />
in der Privatzahnmedizin<br />
ein als historisch zu bezeichnender<br />
Durchbruch. Basierend <strong>auf</strong><br />
der S3-Leitlinie „Die Behandlung von<br />
Parodontitis Stadium I bis III“ konnten<br />
sechs Beschlüsse mit jeweils gemeinsamen<br />
Analogempfehlungen vereinbart<br />
werden. Sie gewährleisten eine lückenlose<br />
Abbildung aller modernen Parodontitis-Maßnahmen<br />
in der <strong>GOZ</strong> zu leistungsgerechten<br />
Honoraren für alle Privatversicherten.<br />
Erfreulich ist, dass <strong>die</strong><br />
BZÄK sich bei den Beschlüssen zur PAR-<br />
Behandlungsstrecke erstmalig mit der<br />
PKV/Beihilfe <strong>auf</strong> gemeinsame, konkrete<br />
Analogleistungen verständigt hat, welche<br />
<strong>die</strong> Rechtssicherheit und <strong>die</strong> Akzeptanz<br />
noch weiter steigern und den Weg<br />
für weitere vergleichbare Einigungen<br />
bahnen. Und nicht ganz unbedeutend:<br />
Die Steigerungen der Parodontitis-Therapiestrecke<br />
in der GKV sind durch weitgehende<br />
Rücknahme der Entbudgetierung<br />
faktisch wieder beseitigt worden. In<br />
der PKV/Beihilfe kann sich der Zahnarzt<br />
hingegen dar<strong>auf</strong> verlassen, dass <strong>die</strong> im<br />
Beratungsforum beschlossenen höheren<br />
Vergütungen für <strong>die</strong> PAR-Behandlung<br />
dauerhaft erstattungsfähig sind.
10_TITELTHEMA<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Geschichte der <strong>GOZ</strong><br />
WENN ALTES NICHT<br />
MEHR PASST<br />
Die Geschichte der <strong>GOZ</strong> geht zurück bis ins Jahr 1965, als <strong>die</strong> Bundesgebührenordnung<br />
für Zahnärzte (BUGO-Z) <strong>die</strong> Preußische Gebührenordnung<br />
für approbierte Ärzte und Zahnärzte vom 1. September 1924<br />
(Preugo) ablöste. 1988 wurde <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> als neue Gebührenordnung eingeführt<br />
und ersetzte <strong>die</strong> BUGO-Z. Seitdem gilt sie im Wesentlichen unverändert.<br />
Mittlerweile umfasst der Katalog der analog zu berechnenden Leistungen der<br />
Bundeszahnärztekammer (BZÄK) 173 nicht in der <strong>GOZ</strong> beschriebene Leistungen.<br />
Foto: alamy/J. Allan Cash<br />
1965<br />
BUNDESGEBÜHRENORDNUNG FÜR<br />
ZAHNÄRZTE (BUGO-Z)<br />
• Die Basis: Der Bundesminister des Inneren erlässt eine Gebührenordnung<br />
für Zahnärzte<br />
• Für Einfachgebühren gilt eine 1,0- bis 6,0-fache Gebührenspanne<br />
• <strong>die</strong> Honorierung erlaubt gemäß dem Bundesgesetzblatt vom<br />
25. März 1965 „Entschädigungen unter Berücksichtigung der<br />
besonderen Umstände des einzelnen Falles, insbesondere […]<br />
der Vermögens- und Einkommensverhältnisse des Zahlungspflichtigen<br />
sowie der örtlichen Verhältnisse nach billigem Ermessen<br />
zu bestimmen.“<br />
Foto: Andrey Popov<br />
Foto: Adobe Stock/Ruth Black; IZZ
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
11_TITELTHEMA<br />
1988<br />
GEBÜHRENORDNUNG FÜR ZAHNÄRZTE (<strong>GOZ</strong> 1988)<br />
• Neues System im Leistungsverzeichnis. Die Gebührenziffern von 001<br />
bis 909 werden eingeführt<br />
• der Gebührenrahme wird nur noch durch Schwierigkeit, Zeit<strong>auf</strong>wand<br />
und Umstände bei der Ausführung bestimmt<br />
• <strong>die</strong> Gebührenberechnung für eine einzelne Leistungsposition ergibt<br />
sich durch <strong>die</strong> Multiplikation der Leistungsposition mit Punktwert<br />
und Steigerungsfaktor<br />
• der einheitliche Punktwert beträgt 11 Pfennige, später 5,62421 Cent<br />
• im Mittel wird der 2,3-fache, maximal der 3,5-fache Faktor berechnet<br />
• eine abweichende Vereinbarung bleibt weiterhin möglich, wenn sie<br />
vorher schriftlich vereinbart wurde<br />
• KOSTENNEUTRALE UMSETZUNG<br />
VON BUGO-Z NACH <strong>GOZ</strong> 1988<br />
• DIE DIREKTE BEPREISUNG DER<br />
EINZELNEN LEISTUNGEN ENT-<br />
FÄLLT<br />
• DER 3,5-FACHE FAKTOR NACH<br />
BUGO-Z WIRD ZUM 2,3-FACHEN<br />
FAKTOR NACH <strong>GOZ</strong><br />
2012<br />
NOVELLIERUNG DER GEBÜHREN-<br />
ORDNUNG FÜR ZAHNÄRZTE<br />
(<strong>GOZ</strong> 2012)<br />
• zahlreiche Gebührenpositionen kommen dazu,<br />
einige werden gestrichen<br />
• der Punktwert bleibt unverändert<br />
• Gebührenneubewertung: Das Honorarvolumen soll<br />
durch <strong>die</strong> “Modernisierung” um ca. 6 Prozent<br />
steigen<br />
• je nach Praxisausrichtung kann das Honorarvolumen<br />
dadurch sogar fallen<br />
• Fehlende Indexanbindung: Der Inflationsverlust seit<br />
1988 beträgt ca. 60 Prozent<br />
Abbildung: BZÄK<br />
• DER PUNKTWERT SOLL DIE<br />
FIXIERTEN PUNKTZAHLEN AN<br />
DIE WIRTSCHAFTLICHE<br />
ENTWICKLUNG ANPASSEN<br />
• DIES IST 1988 NICHT ERFOLGT<br />
• DIE HÖHE DES HONORARS IST<br />
TROTZ DER ÄNDERUNGEN DER<br />
GEBÜHRENORDNUNG IN DEN<br />
JAHREN 1988 UND 2012 BIS HEUTE<br />
UNVERÄNDERT GEBLIEBEN<br />
2023<br />
PUNKTWERT SEIT<br />
35 JAHREN UNVERÄNDERT<br />
• Wirtschaftliche Abkopplung: Der Verbraucherpreisindex<br />
ist in den letzten<br />
35 Jahren um 66 Prozent gestiegen<br />
• DIE ZAHNÄRZTESCHAFT LEGT<br />
VERFASSUNGSBESCHWERDE<br />
GEGEN <strong>GOZ</strong> 2012 EIN<br />
• DIE BESCHWERDE WIRD JEDOCH<br />
NICHT ZUR ENTSCHEIDUNG<br />
ANGENOMMEN
12_TITELTHEMA<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
<strong>GOZ</strong>-Jahr 2023<br />
KAMPAGNE GESTARTET<br />
Die geltende Gebührenordnung für Zahnärzte, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Vergütung der zahnärztlichen<br />
Leistungen für Privatversicherte bestimmt, trat am 1. Januar<br />
1988 in Kraft und wurde im Jahr 2012 nur teilnovelliert. Seit 1988 erfolgt<br />
<strong>die</strong> Gebührenberechnung für eine einzelne Leistungsposition aus der<br />
Multiplikation der Leistungsposition mit dem Punktwert und dem Steigerungsfaktor.<br />
Der Punktwert hat dabei <strong>die</strong> Funktion, <strong>die</strong> fixierten Punktzahlen<br />
an <strong>die</strong> wirtschaftliche Entwicklung anzupassen. Bis heute hat es der<br />
Gesetzgeber jedoch unterlassen, den Punktwert anzupassen. Damit<br />
KOMMENTAR<br />
Der berufspolitische Einsatz der<br />
Bundeszahnärztekammer für <strong>die</strong><br />
fachliche wie wirtschaftliche Anpassung<br />
der <strong>GOZ</strong> <strong>auf</strong> Basis einer<br />
Punktwerterhöhung bildet <strong>die</strong> wichtige<br />
Grundlage, um <strong>die</strong> hohe Dringlichkeit<br />
einer seit 35 Jahren nicht angepassten<br />
<strong>GOZ</strong>-Novellierung in Gesprächen und<br />
Verhandlungen mit den gesundheitspolitischen<br />
Playern <strong>auf</strong> Bundesebene<br />
vehement einzufordern und mittels<br />
PR-Kampagnen öffentlichkeitswirksam<br />
zu adressieren.<br />
Ergänzend dazu dränge ich seit Jahren<br />
als Mitglied des Bundesvorstandes<br />
dar<strong>auf</strong>, <strong>die</strong> Thematik auch <strong>auf</strong><br />
Landesebene bis hinein in <strong>die</strong><br />
Kreisebene zu tragen. Ich freue mich,<br />
dass es dem LZK-Vorstand in guter<br />
Kooperation mit dem <strong>GOZ</strong>-Ausschuss<br />
gelungen ist, 2023 zum <strong>GOZ</strong>-Jahr zu<br />
machen, um dem genannten Anspruch<br />
gerecht zu werden und <strong>die</strong> Kollegenschaft<br />
in den Kreisvereinigungen vor<br />
Ort im Rahmen unserer „Tour de<br />
Ländle“ mit praktikablen Handlungsempfehlungen<br />
gezielt zu unterstützen.<br />
Der fachlich gut konzipierte und<br />
praxisorientierte <strong>GOZ</strong>-Vortrag<br />
sensibilisiert und motiviert dazu, <strong>die</strong><br />
<strong>GOZ</strong> gemäß dem Grundsatz „Trennung<br />
von Erstattung und Liquidation“<br />
adäquat anzuwenden. Denn eines ist<br />
klar: Die fachlichen Anpassungen der<br />
Dr. Torsten Tomppert<br />
Präsident der<br />
Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
<strong>GOZ</strong> durch <strong>die</strong> im Beratungsforum für<br />
Gebührenfragen analysierten und<br />
konsentierten Analogpositionen, wie<br />
am Beispiel der sechs neuen Analogpositionen<br />
im PAR-Bereich deutlich<br />
wird, sind ein erfreulicher Anfang.<br />
Meines Erachtens sind sie aber im<br />
Kontext stetig wachsender betriebswirtschaftlicher<br />
Herausforderungen<br />
<strong>auf</strong> Grund inflationsbedingter<br />
Preissteigerungen und höherer<br />
Lohnforderungen einfach unzureichend,<br />
um eine Praxis erfolgreich zu<br />
führen.<br />
Unsere Bundestagsabgeordneten<br />
haben in <strong>die</strong>ser Sache weniger<br />
Probleme, denn ihre Diäten werden<br />
jährlich an <strong>die</strong> Entwicklung des<br />
Nominallohnindex angepasst, der vom<br />
Statistischen Bundesamt ermittelt<br />
wird. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund<br />
appelliere ich erneut an <strong>die</strong> zuständigen<br />
Stellen im BMG, den <strong>GOZ</strong>-Punktwert<br />
einmalig deutlich zu erhöhen und<br />
dessen regelmäßige Dynamisierung an<br />
einen geeigneten Preisindex zu<br />
koppeln.<br />
In Bezug <strong>auf</strong> unsere <strong>GOZ</strong>-Tour 2023<br />
empfehle ich allen Kolleginnen und<br />
Kollegen:<br />
Nutzen Sie Ihre Chance, besuchen Sie<br />
<strong>die</strong> <strong>GOZ</strong>-Vorträge in Ihren Kreisvereinigungen,<br />
um betriebswirtschaftlich<br />
fit für <strong>die</strong> Zukunft zu sein!<br />
Schon zum 30. Geburtstag hat <strong>die</strong><br />
Bundeszahnärztekammer eine fokussierte<br />
Aufklärung gestartet, um <strong>die</strong><br />
Entscheidungsträger daran zu erinnern,<br />
dass Preise von 1988 nicht der<br />
Maßstab für <strong>die</strong> Preise von heute sein<br />
können. Im Mittelpunkt stand eine 11<br />
Pfennig-Münze, symbolisch für einen<br />
Punktwert, der aus der Zeit gefallen<br />
ist. Bewirkt hat <strong>die</strong> Aufklärungskampagne<br />
nichts. Auch fünf Jahre später,<br />
im Jahr 2023, weigert sich der Gesetzgeber,<br />
den Punktwert in der Gebührenordnung<br />
für Zahnärzte anzuheben.<br />
ERNEUTER ANLAUF<br />
Zum 35. Wiegenfest nimmt der Berufsstand<br />
jetzt einen erneuten Anl<strong>auf</strong>,<br />
<strong>auf</strong> <strong>die</strong> unsägliche Situation<br />
hinzuweisen, dass der Gesetzgeber<br />
seiner in § 15 Zahnheilkundegesetz<br />
geregelten Verpflichtung, den berechtigten<br />
Interessen der Patienten und<br />
der Zahnärzte bei der Festlegung<br />
der Entgelte für <strong>die</strong> zahnärztliche<br />
Tätigkeit in einer Gebührenordnung<br />
Rechnung zu tragen, nicht nachkommt.<br />
Der Vorstand der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
hat für das Jahr 2023 <strong>die</strong> Kampagne<br />
„35 Jahre Punktwert <strong>GOZ</strong>“ ins Leben<br />
gerufen, <strong>die</strong> den Kolleginnen und<br />
Kollegen <strong>die</strong> wirtschaftliche Erbringung<br />
von Privatleistungen unter Anhebung<br />
des Steigerungsfaktors und<br />
unter Zuhilfenahme einer Honorarvereinbarung<br />
nach § 2 <strong>GOZ</strong> vor Augen<br />
führen soll. Im Auftrag des LZK-<br />
Vorstandes hat der <strong>GOZ</strong>-Ausschuss<br />
einen einheitlichen Vortrag erarbei-
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
13_TITELTHEMA<br />
Foto: Adobe Stock/Glebstock<br />
Fragen an den <strong>GOZ</strong>-Referenten<br />
„DIE MODERNE<br />
ZAHNHEILKUNDE<br />
KANN VIEL MEHR“<br />
„Wir l<strong>auf</strong>en mit unserer Botschaft offene Türen ein“, ist<br />
sich der <strong>GOZ</strong>-Referent der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg, Dr. Jan Wilz sicher. Lesen Sie im<br />
nachfolgenden Gespräch, um welche Botschaft es<br />
geht. Und warum der <strong>GOZ</strong>-Experte der Kammer sich<br />
so sicher ist, dass <strong>die</strong>se Botschaft ankommt.<br />
tet. Mit <strong>die</strong>sem Vortrag touren <strong>die</strong><br />
<strong>GOZ</strong>-Referenten der vier Bezirkszahnärztekammern<br />
gerade durch alle<br />
Kreisvereinigungen im Land. Sie motivieren<br />
<strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen,<br />
das Gespräch mit ihren Patienten<br />
über Steigerungsfaktoren und<br />
freie Honorarvereinbarungen zu suchen,<br />
und geben ihnen Hintergrundinformationen,<br />
gebührenrechtliche<br />
Tipps und Argumente an <strong>die</strong> Hand.<br />
Andrea Mader<br />
ZBW: Welche Aktivitäten sind im <strong>GOZ</strong>-<br />
Jahr geplant und was wollen Sie erreichen?<br />
Dr. Wilz: Wir wollen <strong>die</strong> Kollegenschaft<br />
mit nachdrücklicher Deutlichkeit daran<br />
erinnern, dass der <strong>GOZ</strong>-Punktwert seit 35<br />
Jahren mit dem Inkrafttreten der <strong>GOZ</strong><br />
1988 eingefroren ist und der Verordnungsgeber<br />
weiterhin keine Anstalten<br />
macht, eine Punktwertanhebung zum<br />
Ausgleich der Teuerung und der Preisentwicklung<br />
vorzunehmen. Die Zahnärzte<br />
sind jahrelang von einer Teilhabe an der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung und Wertschöpfung<br />
abgekoppelt worden.<br />
Zum einen müssen <strong>die</strong> Praxen dafür sensibilisiert<br />
werden, dass sie zur Erzielung<br />
eines angemessenen und auskömmlichen<br />
<strong>GOZ</strong>-Honorars ihr Liquidationsverhalten,<br />
was <strong>die</strong> Faktorenwahl angeht, ändern<br />
müssen. Wir haben keine andere Wahl, als<br />
uns selbst zu helfen, als selbst <strong>die</strong> Initiative<br />
zu ergreifen, um eine weitere Entwertung<br />
zahnärztlicher Privatleistungen abzuwenden.<br />
Zum anderen soll auch gegenüber der Politik<br />
deutlich gemacht werden, dass nur<br />
Praxen mit einem Gewinnanteil, der ausreichend<br />
Raum für Investitionen und<br />
gute Gehälter für <strong>die</strong> Mitarbeiter lässt,<br />
eine zukunftssichere und moderne Zahnmedizin<br />
möglich macht.<br />
Und nicht zuletzt muss beim Privatpatienten<br />
<strong>die</strong> Message ankommen, dass der<br />
3,5-fache <strong>GOZ</strong>-Satz eben gerade nicht das<br />
3,5-fache des Kassensatzes ist, ganz im<br />
Gegenteil.<br />
Um <strong>die</strong>se dringliche Thematik in <strong>die</strong> Welt<br />
zu tragen, sind landesweit sowohl Referate<br />
für <strong>die</strong> Kollegen und Veröffentlichungen in<br />
den Fachme<strong>die</strong>n als auch Aktionen und Seminare<br />
in den einzelnen Bezirken geplant.<br />
Was ist <strong>die</strong> zentrale Botschaft <strong>auf</strong> Ihrer<br />
Tour de Ländle und haben Sie den Eindruck,<br />
dass sie bei der Kollegenschaft<br />
angekommen ist?<br />
Wir möchten den Kollegen bewusst machen,<br />
dass der Privatpatient mittlerweile<br />
zum Sorgenkind und <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> zum Problemfall<br />
geworden ist! Bei einer Inflation<br />
von derzeit über acht Prozent, extrem gestiegenen<br />
Material- und Energiekosten,<br />
bei einem Preisanstieg von fast 60 Prozent<br />
seit 1988 bei gleichzeitiger Steigerung<br />
des Bema-Punktwertes von mittlerweile<br />
über 50 Prozent müssen bei fast der<br />
Hälfte aller <strong>GOZ</strong>-Leistungen Steigerungen<br />
von über 2,3-fach vorgenommen<br />
werden und groteskerweise bei mehr als<br />
20 Prozent eine Honorarvereinbarung<br />
getroffen werden, um nur ein Kassenhonorar<br />
zu erzielen. Die moderne Zahnheilkunde<br />
kann aber viel mehr, als lediglich<br />
eine Kassenleistung zu erbringen!<br />
Die Kollegen merken <strong>die</strong> Diskrepanz<br />
zwischen einem Kassen- und einem Privathonorar<br />
bei den betreffenden Leistungen<br />
täglich. Daher l<strong>auf</strong>en wir mit unserer<br />
Botschaft offene Türen ein, vor allem,<br />
weil wir Lösungswege aus <strong>die</strong>ser Misere<br />
<strong>auf</strong>zeigen. Die Botschaft, mit höheren<br />
Leistungsfaktoren zu kalkulieren<br />
und sich zwangsläufig mit der Honorarvereinbarung<br />
zu beschäftigen, ist angekommen,<br />
wie <strong>die</strong> Nachfragen aus der<br />
Kollegenschaft in den Referaten zeigen.<br />
Erfreulich sind darüber hinaus <strong>die</strong> Anfragen<br />
von Stammtischen oder Qualitätszirkeln,<br />
<strong>die</strong> in den Bezirken eintreffen.<br />
Die Kollegen sind wach gerüttelt<br />
und wünschen sich vertiefende Informationen<br />
im kleineren Kreis.<br />
Das Gespräch führte Andrea Mader
14_TITELTHEMA<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Tour de Ländle<br />
„MACHEN SIE 2023 ZU<br />
IHREM <strong>GOZ</strong>-JAHR 4.0“<br />
Der VV-Saal des Zahnärztehauses Stuttgart war bis <strong>auf</strong> den letzten Platz<br />
belegt. Wer keinen Sitzplatz mehr fand, lehnte an den Tischen <strong>auf</strong> der Seite,<br />
<strong>auf</strong> denen sonst <strong>die</strong> Verpflegung bereitsteht. Die Bezirkszahnärztekammer<br />
Stuttgart hatte zu ihrer <strong>die</strong>sjährigen Tour de Ländle geladen.<br />
Nach dem Auftakt am Montag, trafen sich am Dienstag, 28. Februar<br />
2023, <strong>die</strong> Zahnärztinnen und Zahnärzte der Kreisvereinigung Stuttgart.<br />
Einziges Thema: 35 Jahre <strong>GOZ</strong>-Punktwert. <strong>GOZ</strong>-Referent Dr. Dr.<br />
Alexander Raff möchte mit den Kolleginnen und Kollegen <strong>die</strong> Frage diskutieren,<br />
ob sich mit einem 35 Jahre alten <strong>GOZ</strong>-Punktwert noch ein angemessenes<br />
Honorar erwirtschaften lässt.<br />
Fachkompetenz. Mit Nachdruck sensibilisierte der <strong>GOZ</strong>-Referent der<br />
Landeszahnärztekammer, Dr. Jan Wilz, <strong>die</strong> Kollegenschaft für den seit<br />
35 Jahren eingefrorenen Punktwert und zeigte Lösungswege <strong>auf</strong>.<br />
Zwei Wochen später im Zahnärztehaus<br />
Mannheim hat <strong>GOZ</strong>-Referent Dr. Jan<br />
Wilz <strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen der<br />
Kreisvereinigung Mannheim zur Geburtstagsfeier<br />
geladen – obwohl es angesichts<br />
des „Sorgenkindes <strong>GOZ</strong>“ eigentlich<br />
keinen Grund zum Feiern gibt. Auch<br />
Dr. Jan Wilz tourt gerade durch <strong>die</strong><br />
Kreisvereinigungen seines Bezirks. Nach<br />
den Kreisvereinigungen Freudenstadt<br />
und Heidelberg ist <strong>die</strong> dritte Station am<br />
Montag, 13. März 2023,<br />
Mannheim.<br />
In den Bezirken Freiburg<br />
und Tübingen finden über<br />
<strong>die</strong> kommenden Monate<br />
bis zu den Sommerferien<br />
ebenfalls Vortragsveranstaltungen<br />
und <strong>GOZ</strong>-Informationen<br />
in allen<br />
Kreisvereinigungen<br />
statt.<br />
Foto: G. Billischek/IZZ<br />
60 PROZENT<br />
Etwa zehn Prozent der<br />
Patientinnen und Patienten<br />
in den Praxen<br />
sind privatversichert.<br />
Das sind vor allem Beamtinnen<br />
und Beamte.<br />
25 Prozent der gesetzlich<br />
Versicherten<br />
sind zusatzversichert.<br />
Insgesamt generieren<br />
sich ca. 60 Prozent der<br />
Honorarumsätze in<br />
der Zahnarztpraxis<br />
aus Privathonoraren.<br />
Dazu gehören alle außervertraglichen<br />
Leistungen<br />
in der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung, beispielsweise<br />
bei Füllungen, bei endodontischen<br />
Leistungen oder bei Prophylaxemaßnahmen.<br />
„Deshalb ist <strong>die</strong><br />
<strong>GOZ</strong> für <strong>die</strong> Praxen so wichtig“,<br />
unterstrich Dr. Dr. Raff <strong>die</strong> Bedeutung<br />
der <strong>GOZ</strong>. Aber lässt sich<br />
mit der <strong>GOZ</strong> heute noch ein auskömmliches<br />
Einkommen in der Praxis<br />
erzielen? Ein klares Nein lautete <strong>die</strong><br />
einhellige Antwort beider <strong>GOZ</strong>-Referenten.<br />
Ein zentraler Grund dafür ist ein<br />
aus der Zeit gefallener Punktwert, der<br />
seit nunmehr 35 Jahren keine Anpassung<br />
erfahren hat, obwohl er <strong>die</strong> Funktion<br />
hat, <strong>die</strong> fixierten Punktzahlen an<br />
<strong>die</strong> wirtschaftliche Entwicklung anzupassen.<br />
Ein beispielloser Vorgang, der<br />
bisher keinem Berufsstand widerfahren<br />
sei, betonten Dr. Wilz und Dr. Dr. Raff.<br />
Wie es dazu gekommen ist, zeigten <strong>die</strong><br />
Referenten bei einem kleinen Ausflug in<br />
<strong>die</strong> Historie der <strong>GOZ</strong>.<br />
HISTORIE<br />
Auf der Basis des Zahnheilkundegesetzes<br />
von 1952 liqui<strong>die</strong>rte <strong>die</strong> Zahnärzteschaft<br />
ab 1965 nach der Bundesgebührenordnung<br />
für Zahnärzte (BUGO-Z).<br />
„Viele junge Kolleginnen und Kollegen<br />
haben heute eine Sperre im Kopf bis<br />
zum 3,5-fachen Satz zu steigern, früher<br />
konnte der Steigerungsfaktor bis zum<br />
6,0-fachen Satz angehoben werden“, resümierte<br />
Dr. Dr. Raff <strong>die</strong> Bestimmungen<br />
der BUGO-Z. Ausdrücklich sollten<br />
<strong>die</strong> Entschädigungen in der BUGO-Z<br />
auch unter Berücksichtigung der besonderen<br />
Umstände des einzelnen Fal-<br />
AUS DER<br />
STIMMEN ZAHNÄRZTESCHAFT<br />
» Ich steigere, aber über<br />
den 3,5-fachen Satz, da<br />
habe ich eine Bremse.«
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
15_TITELTHEMA<br />
STIMMEN AUS DER ZAHNÄRZTESCHAFT<br />
» Ich bin angestellte Zahnärztin,<br />
ich schließe vereinzelt abweichende<br />
Vereinbarungen ab,<br />
mein Chef macht das nie.«<br />
Foto: G. Billischek/IZZ<br />
les, insbesondere „der Vermögensund<br />
Einkommensverhältnisse des<br />
Zahlungspflichtigen sowie der örtlichen<br />
Verhältnisse“ erfolgen. „Es war damit<br />
absolut legitim, in Stuttgart höhere<br />
Honorare als in Biberach zu verlangen“,<br />
erläuterte Dr. Dr. Raff. Auch eine Entschädigung,<br />
angepasst an <strong>die</strong> Vermögensverhältnisse<br />
der Patienten ist nach<br />
Auffassung von Dr. Dr. Raff berechtigt,<br />
schließlich erhebe der Staat von Reicheren<br />
auch höhere Steuern.<br />
Am 1. Januar 1988 trat <strong>die</strong> Gebührenordnung<br />
für Zahnärzte in Kraft. Die<br />
BUGO-Z von 1965 wurde dabei kostenneutral<br />
<strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> 1988 umgestellt.<br />
Die Gebührenberechnung für eine einzelne<br />
Leistungsposition erfolgt seither<br />
aus der Multiplikation der der Leistungsposition<br />
zugeordneten Punktzahl<br />
mit dem Punktwert und dem Steigerungsfaktor.<br />
Als Mittelwert gilt der<br />
2,3-fache Satz. Die Anhebung des Steigerungssatzes<br />
wurde <strong>auf</strong> den 3,5-fachen<br />
Satz begrenzt. Eine abweichende Honorarvereinbarung<br />
ist aber weiterhin möglich.<br />
Der Gebührenrahmen bemisst<br />
sich jetzt nur noch durch <strong>die</strong> Schwierigkeit,<br />
den Zeit<strong>auf</strong>wand und <strong>die</strong> Umstän-<br />
de bei der Ausführung.<br />
Die eigentliche<br />
Funktion des<br />
Punktwertes – <strong>die</strong> Anpassung<br />
an <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />
Entwicklung<br />
– ist nie erfolgt.<br />
„Das ist der Grund ärger,<br />
der mich antreibt“, gestand<br />
Dr. Dr. Raff.<br />
Die <strong>GOZ</strong> 1988 war vom 1. Januar<br />
1988 bis 31. Dezember 2011<br />
gültig. Der Punktwert betrug<br />
seit 1988 elf Pfennige. Bei der<br />
Einführung des Euro wurde<br />
er zu 5,62421 Cent umgerechnet.<br />
Am 1. Januar 2012 trat<br />
<strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> 2012 in<br />
Kraft. Im Rahmen der<br />
Aktualisierung der<br />
<strong>GOZ</strong> wurden zahlreiche<br />
Gebührenpositionen<br />
hinzugefügt und<br />
einige Gebührenpositionen<br />
weggelassen.<br />
Der Punktwert aber<br />
blieb unverändert!<br />
Das gesamte Honorar-<br />
Fehlende Anpassung. „Wenn Sie nicht über 2,3<br />
steigern, signalisieren wir der Politik, dass es keine<br />
Anpassungsnotwendigkeit gibt“, betonte Dr. Dr.<br />
Alexander Raff.<br />
STIMMEN AUS DER ZAHNÄRZTESCHAFT<br />
» Viele meiner Patienten können<br />
sich das nicht leisten und ich<br />
möchte sie nicht verlieren, weil<br />
sie mit der gesamten Familie<br />
schon seit Jahren bei mir in<br />
Behandlung sind.«<br />
Interesse. Die Veranstaltungen zum <strong>GOZ</strong>-Jahr stoßen <strong>auf</strong> großes Interesse bei der Kollegenschaft<br />
im Land.<br />
Foto: A. Mader<br />
volumen ist um etwa<br />
sechs Prozent gestiegen,<br />
aber „durch neue Leistungen,<br />
nicht <strong>auf</strong>grund von Honorarerhöhungen“,<br />
unterstrich Dr. Wilz.<br />
KOSTENKALKULATION<br />
Auf <strong>die</strong> Frage von Dr. Wilz nach<br />
dem individuellen Kosten-Stundensatz<br />
konnten <strong>die</strong> wenigsten in Mannheim<br />
Anwesenden eine Antwort geben.<br />
„Das ist aber wichtig“, betonte<br />
Dr. Wilz mit Nachdruck, „Sie müssen<br />
wissen, was es kostet, <strong>die</strong> Praxis betriebswirtschaftlich<br />
zu betreiben.“ Beide<br />
Referenten gaben den anwesenden<br />
Kolleginnen und Kollegen <strong>die</strong> Kennzahlen<br />
an <strong>die</strong> Hand, um ihre individuelle<br />
Kostenkalkulation für <strong>die</strong> Praxis,
16_TITELTHEMA<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
gegebenenfalls mit der Hilfe einer<br />
Steuerberaterin oder eines Steuerberaters,<br />
zu berechnen.<br />
Ohne <strong>die</strong> Hinzuziehung eines Steuerberaters<br />
können als grober Rahmen auch<br />
<strong>die</strong> Berechnungen der KZBV in ihrem<br />
Jahrbuch oder <strong>die</strong> Kalkulationen der<br />
Prognos AG herangezogen werden. Danach<br />
müssen Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
durchschnittlich einen Honorarumsatz<br />
von 360 Euro pro Stunde umsetzen,<br />
um ihre Kosten zu decken. Das<br />
entspricht einem Honorar von etwa<br />
sechs Euro pro Minute, das sie ver<strong>die</strong>nen<br />
müssen.<br />
Sowohl in Stuttgart als auch in Mannheim<br />
dokumentierten <strong>die</strong> beiden <strong>GOZ</strong>-<br />
Referenten danach in einer eindrucksvollen<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
für einzelne Leistungen, welche Behandlungszeit<br />
bei welchem Steigerungsfaktor<br />
bei verschiedenen Kosten-<br />
Minutensätzen zur Verfügung stehen.<br />
Spätestens an <strong>die</strong>ser Stelle des Vortrags<br />
mussten einige Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer merklich schlucken, wurde<br />
STIMMEN AUS DER ZAHNÄRZTESCHAFT<br />
» Beeindruckend fand ich <strong>die</strong><br />
Historie der <strong>GOZ</strong>, ich habe Vieles<br />
zum ersten Mal gehört.«<br />
ihnen offenbar zum<br />
ersten Mal bewusst,<br />
dass sie bei ausschließlicher Anwendung<br />
des 2,3-fachen Steigerungssatzes<br />
verschiedene Leistungen in einem unmöglichen<br />
Tempo erbringen müssten<br />
bzw. sie in der Vergangenheit offensichtlich<br />
einige Leistungen nicht kostendeckend<br />
erbracht und liqui<strong>die</strong>rt haben.<br />
Große Resonanz. Bei der Tour de Ländle in der BZK Karlsruhe folgte <strong>die</strong> Kollegenschaft gespannt<br />
den Ausführungen von Dr. Wilz über den 35 Jahre alten <strong>GOZ</strong>-Punktwert.<br />
AUSWEG<br />
Damit waren Dr. Dr. Raff und Dr. Wilz<br />
bei ihrer Kernbotschaft angekommen:<br />
Wie kann es sein, dass gemäß dem Statistischen<br />
Jahrbuch der BZÄK der<br />
mittlere Steigerungsfaktor bei 2,36<br />
liegt? „Sie honorieren Privatpatienten<br />
schlechter als GKV-Patienten“, resümierte<br />
Dr. Wilz und appellierte an <strong>die</strong><br />
Kollegenschaft: „wir sind gefordert,<br />
uns angesichts kontinuierlich zurückgehender<br />
Einkommen und unserer<br />
Renten mit der Thematik zu beschäftigen!“<br />
Die Politik habe über viele Jahre<br />
unter Beweis gestellt, dass sie nicht gewillt<br />
ist, an der Situation etwas zu ändern<br />
und den Punktwert anzuheben.<br />
Die einzige Lösung sei deshalb neben<br />
der konsequenten Faktorennutzung<br />
bis zum 3,5-fachen Satz <strong>die</strong> abweichende<br />
Vereinbarung nach § 2, wenn über<br />
den 3,5-fachen Satz gesteigert werden<br />
soll. Ausdrücklich sei <strong>die</strong>se Möglichkeit<br />
vom Gesetzgeber<br />
vorgesehen, sogar vom<br />
Bundesverfassungsgericht<br />
gedeckt und<br />
dazu <strong>auf</strong>gefordert<br />
worden, betonte Dr.<br />
Wilz. Dr. Dr. Raff<br />
führte ein weiteres<br />
Argument ins Feld:<br />
„Wenn Sie nicht über<br />
2,3 steigern, signalisieren<br />
wir der Politik, dass es keine<br />
Anpassungsnotwendigkeit gibt!“<br />
PRAKTISCHE TIPPS<br />
Dr. Wilz und Dr. Dr. Raff ließen es<br />
nicht mit ihrem Appell bewenden,<br />
sondern gaben den Kolleginnen und<br />
Kollegen praktische Hilfestellungen<br />
und Tipps an <strong>die</strong> Hand: „Eine abweichende<br />
Vereinbarung ist in der Höhe<br />
nicht begrenzt! Sie müssen gegenüber<br />
der PKV nicht begründen, warum<br />
Sie mit Ihrem Patienten<br />
eine Honorarvereinbarung<br />
geschlossen<br />
haben! Begründen<br />
müssen Sie sie nur<br />
gegenüber Ihren Patientinnen<br />
und Patienten!“<br />
Für das Gespräch<br />
mit den Patienten<br />
und <strong>die</strong> Argumentation<br />
empfahl Dr. Dr.<br />
Raff den Hinweis <strong>auf</strong><br />
<strong>die</strong> Qualität, <strong>die</strong> eine Zuzahlung<br />
erforderlich macht:<br />
„Qualität braucht Zeit, Zeit braucht<br />
Honorar und das Honorar braucht <strong>die</strong><br />
Honorarvereinbarung nach § 2.“<br />
Dem Abschluss einer abweichenden<br />
Vereinbarung muss immer ein persönliches<br />
Gespräch der Zahnärztin bzw.<br />
des Zahnarztes – nicht der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter – mit den Patientinnen<br />
und Patienten vorangehen.<br />
Und <strong>die</strong> Vereinbarung muss immer<br />
schriftlich erfolgen. Die Landeszahnärztekammer<br />
stellt <strong>auf</strong> ihrer Webseite<br />
ein Muster-Formular für eine abweichende<br />
Vereinbarung zur Verfügung.<br />
Viele Kolleginnen und Kollegen scheuen<br />
das Gespräch mit ihren Patienten.<br />
Dessen sind sich Dr. Dr. Raff und Dr.<br />
Wilz bewusst. „Trauen Sie sich, offen<br />
das Gespräch mit Ihren Privatpatienten<br />
zu suchen. Wir führen <strong>die</strong>se Gespräche<br />
doch auch mit unseren GKV-<br />
Patienten. Machen Sie es – es funktioniert!“<br />
Andrea Mader<br />
STIMMEN AUS DER ZAHNÄRZTESCHAFT<br />
» Ich fand es gut, dass nochmals<br />
rekapituliert wurde, wie viel wir<br />
in einer Stunde einnehmen<br />
müssen, um kostendeckend zu<br />
arbeiten.«<br />
Foto: A. Mader
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
17_TITELTHEMA<br />
Neue Abrechnungsbasis<br />
MODERNE<br />
PARODONTITIS-<br />
THERAPIE<br />
Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), <strong>die</strong><br />
Vertreter der Beihilfe und der Verband der<br />
Privaten Krankenversicherung (PKV) haben eine<br />
neue Abrechnungsbasis für Leistungen der Parodontologie<br />
<strong>auf</strong> dem aktuellen Stand der Zahnmedizin<br />
konsentiert. Damit wird <strong>die</strong> moderne Parodontologie<br />
in der Gebührenordnung für Zahnärzte (<strong>GOZ</strong>)<br />
abgebildet und zu leistungsgerechten Honoraren<br />
vergütet. Ferner dürfen Patientinnen und Patienten<br />
zu Recht eine Erstattung erwarten.<br />
Foto: Adobe Stock/3desc<br />
Weil <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> einige <strong>die</strong>ser modernisierten<br />
Leistungen nicht ausreichend abdecken<br />
konnte, bringt <strong>die</strong> neue Vereinbarung<br />
mit insgesamt sechs Analogabrechnungen<br />
nun eine im Beratungsforum<br />
<strong>GOZ</strong> abgestimmte Lösung. Damit<br />
wird <strong>die</strong> Abrechnung der Parodontitis-<br />
Behandlung <strong>auf</strong> Grundlage der maßgeblichen<br />
S3-Leitlinie „Die Behandlung<br />
von Parodontitis Stadium I bis III“ der<br />
Deutschen Gesellschaft für Parodontologie<br />
(DG PARO) neu geregelt. Diese<br />
Vereinbarung schafft ein hohes Maß an<br />
Rechtssicherheit für alle Beteiligten. In<br />
einer gemeinsamen Pressemitteilung<br />
betonen Bundeszahnärztekammer und<br />
PKV sowie Beihilfe, dass sie mit der neuen<br />
Vereinbarung ihre Handlungsfähigkeit<br />
im Einsatz für eine Versorgung <strong>auf</strong><br />
dem modernsten Stand der Zahnmedizin<br />
erneut bewiesen hätten.<br />
<strong>GOZ</strong> INFORM<br />
Die Landeszahnärztekammer hat <strong>die</strong> bereits<br />
Ende des vergangenen Jahres gefassten<br />
Beschlüsse des Beratungsforums<br />
<strong>GOZ</strong> für Gebührenordnungsfragen von<br />
Bundeszahnärztekammer, Privater Krankenversicherung<br />
und Vertretern der Beihilfe<br />
über <strong>die</strong> analogen Leistungen in der<br />
Parodontitistherapie <strong>auf</strong> ihrer Webseite<br />
zusammengefasst. Im Bereich <strong>GOZ</strong> Inform<br />
finden sich <strong>die</strong> analogen Leistungen<br />
mit den Berechnungsempfehlungen<br />
des Beratungsforums und dem verpflichtenden<br />
Text in der Rechnung übersichtlich<br />
in einer Tabelle dargestellt.<br />
Andrea Mader<br />
Dr. Bert Bauder<br />
Stellvertretender Präsident der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
KOMMENTAR<br />
Die neue Abrechnungsbasis ist ein erster<br />
Lichtblick für <strong>die</strong> Zahnärzteschaft in<br />
Sachen <strong>GOZ</strong> seit 35 Jahren. Erreicht wurde<br />
er durch hartnäckige Verhandlungen, an<br />
denen auch der <strong>GOZ</strong>-Referent der LZK<br />
BW, Dr. Jan Wilz, beteiligt war und mit<br />
Mandat der BZÄK <strong>die</strong> Interessen der<br />
Zahnärzteschaft wirkungsvoll vertreten hat.<br />
Auf <strong>die</strong>ser Grundlage können <strong>die</strong> Praxen<br />
nun zugunsten von Patientinnen und<br />
Patienten moderne PAR-Behandlungen<br />
durchführen und sich angemessen<br />
vergüten lassen. Die Abrechnung sollte<br />
daher regelmäßig über <strong>die</strong> neuen<br />
konsentierten Analogien erfolgen, da<br />
vermutlich von Seiten der PKV zu<br />
gegebener Zeit eine Überprüfung<br />
stattfinden wird, ob <strong>die</strong> von uns geforderten<br />
Analogpositionen auch flächendeckend<br />
genutzt werden. Leistungen, <strong>die</strong> nicht<br />
analogisierbar sind, sollten in eine freie<br />
Honorarvereinbarung nach <strong>GOZ</strong> § 2 Abs. 1<br />
überführt werden, um ein betriebswirtschaftlich<br />
auskömmliches Honorar zu<br />
erzielen. Ich fordere daher alle Kolleginnen<br />
und Kollegen <strong>auf</strong>: Nutzen Sie <strong>die</strong> konsentierten<br />
Analogien in unser aller Interesse!
18_TITELTHEMA<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Der <strong>GOZ</strong>-Ausschuss informiert<br />
ABWEICHENDE<br />
VEREINBARUNG – <strong>GOZ</strong> 4.0!<br />
Zunehmende Inflation, steigende Kosten, eine beginnende Preis-Lohn-Spirale,<br />
Abwanderung von Fachkräften – und immer noch keine Anpassung des Punktwertes<br />
der <strong>GOZ</strong> aus dem Jahre 1988. Die abweichende Vereinbarung nach § 2 <strong>GOZ</strong> mit<br />
dem Faktor 4.0 bietet hier Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Fakt ist: Die Hälfte aller <strong>GOZ</strong>-Leistungen<br />
sind mit 2,3-fach unter der Bema-<br />
Honorierung fast ein Viertel der <strong>GOZ</strong>-<br />
Leistungen müssen über 3,5-fach abweichend<br />
vereinbart werden. Eine Verfassungsbeschwerde<br />
gegen das Nichtanpassen<br />
des Punktwertes (§ 5 Abs. 1<br />
Satz 3 der Gebührenordnung für<br />
Zahnärzte (<strong>GOZ</strong>) vom 22. Oktober<br />
1987) wurde schon 2001 nicht angenommen:<br />
„Eine Verletzung von Grundrechten<br />
und grundrechtsgleichen<br />
Rechten ist nicht ersichtlich, solange<br />
der Beschwerdeführer von den Gestaltungsmöglichkeiten,<br />
<strong>die</strong> ihm <strong>die</strong><br />
Gebührenordnung für Zahnärzte<br />
eröffnet, keinen Gebrauch macht“<br />
(Beschluss vom 13.02.2001 – 1 BvR<br />
2311/00).<br />
PKV-ÄQUIVALENT<br />
Die Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts,<br />
den Gebührenrahmen voll auszuschöpfen,<br />
also entsprechende Steigerungssätze<br />
über 2,3-fach anzusetzen,<br />
findet oft Grenzen in Ermangelung einer<br />
sinnvollen entsprechenden Begründung<br />
nach Zeit, Umfang und<br />
Schwierigkeit. Betriebswirtschaftlich<br />
muss eine Honorierung erfolgen, <strong>die</strong><br />
kostendeckend ist. Bei einem durchschnittlichen<br />
Mindesthonorar von 360<br />
Euro je Behandlungsstunde müssen<br />
<strong>die</strong> Leistungen auch entsprechend liqui<strong>die</strong>rt<br />
werden. Diese betriebswirtschaftlich<br />
notwendige Kostendeckung<br />
ist das PKV-Äquivalent: Für eine zweiflächige<br />
Kompositfüllung (<strong>GOZ</strong>-Nr.<br />
2080) als Beispiel stehen Ihnen bei einem<br />
Minutensatz von 6 Euro, also bei<br />
notwendigen 360 Euro Honorarumsatz<br />
je Behandlungsstunde, gerade mal<br />
18 Minuten bei Anwendung des 3,5-fachen<br />
Steigerungssatzes zur Verfügung.<br />
Reicht Ihnen <strong>die</strong>se Zeit für eine qualitativ<br />
hochwertige Füllung? Wohl selten.<br />
Benötigen Sie etwa 30 Minuten für<br />
eine dentinadhäsive Kompositfüllung,<br />
dann ist bei einem notwendigen<br />
Honorarumsatz von 360<br />
Euro/Behandlungsstunde <strong>die</strong><br />
Vereinbarung des 5,8-fachen<br />
Satzes unausweichlich.<br />
GKV-ÄQUIVALENT<br />
Der betriebswirtschaftliche<br />
Mindesthonorarumsatz<br />
ist vom Bema vorgegeben:<br />
Keine Privatleistung<br />
kann unter <strong>die</strong>sem<br />
Mindesthonorar<br />
erbracht werden<br />
(GKV-Äquivalent).<br />
Besonders viele Chi r-<br />
urgie-Leistungen<br />
liegen in der <strong>GOZ</strong><br />
darunter.<br />
Beispiel Operation<br />
Lippenbändchen<br />
nach <strong>GOZ</strong> 3210: Wer<br />
<strong>die</strong>s noch kostendeckend<br />
vornehmen<br />
möchte, muss den<br />
Faktor 7,3 anwenden.<br />
Eine chirurgische<br />
Wundrevision nach<br />
<strong>GOZ</strong> 3310 erfordert Faktor<br />
4,5.<br />
Beispiel Adhäsivbrücke: Hier<br />
muss mindestens der 6,8-fache Satz<br />
vereinbart werden, um den Privatpatienten<br />
äquivalent zum Bema zu versorgen.<br />
Eine intraorale Leitungsanästhesie<br />
<strong>GOZ</strong>-Nr.0100 muss mit 3,3-fachem<br />
Satz abgerechnet werden, um das Niveau<br />
der gesetzlichen KV zu erreichen.<br />
Ein einfacher plastischer Aufbau<br />
(<strong>GOZ</strong>-Nr. 2180) mindestens mit 5,0-fachem<br />
Satz äquivalent einer F2 (ZE). Ein<br />
kieferorthopädischer Heil- und Kostenplan<br />
nach <strong>GOZ</strong>-Nr. 0040 erfordert<br />
den 5,8-fachen Satz.<br />
Es ist also notwendig, einen Vergleich<br />
der Leistungen im Bema und der <strong>GOZ</strong><br />
vorzunehmen und <strong>die</strong> Steigerungsfaktoren<br />
anzupassen und eventuell mit<br />
dem Patienten entsprechend<br />
zu vereinbaren.<br />
ANALOGIE NACH § 6<br />
Selbstständige Leistungen, <strong>die</strong> in das<br />
Gebührenverzeichnis der <strong>GOZ</strong> nicht<br />
<strong>auf</strong>genommen sind, werden analog berechnet.<br />
Der Gesetzgeber ermuntert<br />
ausdrücklich dazu – siehe Stellungnahme<br />
BT-Drucksache 20/1678 vom<br />
11.5.2022 (Frage 55) zur Anwendung<br />
von Analogziffern in der PA-Therapie<br />
nach S3-Leitlinie.
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
19_TITELTHEMA<br />
Kostenerstatter haben <strong>die</strong>s wohl nicht<br />
vernommen, denn Analogziffern führen<br />
oft zu einem erhöhten Bürokratie<strong>auf</strong>wand,<br />
weil <strong>die</strong> Erstattung verweigert<br />
wird. Analogabrechnungen führen <strong>die</strong><br />
Beanstandungsliste von Kostenerstattern<br />
an.<br />
ABWEICHENDE VEREINBARUNG<br />
„Die im Regelfall nur schmale Marge<br />
schadet jedoch nicht, weil der Zahnarzt<br />
gemäß § 2 <strong>GOZ</strong> eine abweichende Vereinbarung<br />
treffen kann. Sie ist dem Gesetzeswortlaut<br />
nach materiell an keine<br />
weiteren Voraussetzungen geknüpft.<br />
„(BVerfG, Beschluss vom 25. 10.2004-1<br />
BvR 1437/02)“.<br />
Bereiten Sie sich, Ihr<br />
Team und Ihre Patienten dar<strong>auf</strong><br />
vor. Beginnen Sie jetzt mit<br />
dem formularmäßigen Einüben im<br />
Team. Die Vereinbarung muss gemäß<br />
§ 2 Abs. 2 Satz 2 <strong>GOZ</strong> in jedem Fall<br />
eine Angabe der jeweiligen Gebührennummer,<br />
der Bezeichnung der Leis-<br />
Abbildung: Adobe Stock/Tri<br />
tung, des vereinbarten Steigerungssatzes<br />
und des sich daraus ergebenden<br />
Betrages enthalten. Vorbereitete<br />
Ausdrucke sind möglich, es muss sich<br />
nur um eine Individualvereinbarung<br />
handeln. Diese kann auch alle denkbaren<br />
Leistungen enthalten, <strong>die</strong> möglicherweise<br />
während des Behandlungsverl<strong>auf</strong>es<br />
aber gar nicht in Anspruch<br />
genommen werden. (AG Düsseldorf,<br />
Urteil vom 25.06.2015, Az.: 27<br />
C 9542/13).<br />
Beginnen Sie beispielsweise mit den<br />
dentinadhäsiven Füllungen, <strong>die</strong> ohnehin<br />
im Vergleich zur geübten Abrechnungspraxis<br />
vor 2012 abgewertet<br />
worden sind. Diese Füllungen<br />
müssen – sofern keine<br />
Richtlinie dagegen spricht<br />
– mit gesetzlich Versicherten<br />
nach § 28 Abs. 2 SGB V<br />
zunächst als Mehrleistung<br />
vereinbart und abweichend<br />
nach § 2 <strong>GOZ</strong> <strong>die</strong> Gebührenhöhe<br />
festgelegt werden.<br />
Abweichende Vereinbarungen<br />
sind auch innerhalb des<br />
Gebührenrahmens möglich,<br />
also <strong>die</strong> Vereinbarung<br />
von Faktoren unter 3,5-<br />
fach. Eine Begründung des<br />
Faktors in der Rechnung<br />
ermöglicht der Patientin<br />
bzw. dem Patient <strong>die</strong> Kostenerstattung.<br />
Starten<br />
Sie mit der abweichenden<br />
Vereinbarung<br />
nach §<br />
2 <strong>GOZ</strong> innerhalb<br />
des Gebührenrahmens,<br />
zum<br />
Beispiel 3,5, und Sie<br />
werden keine Rechtfertigungsgespräche<br />
mehr zu Ihren<br />
Begründungen haben. Auch 3,6-fach<br />
ist zum Einstieg möglich.<br />
Auch Analogziffern können vereinbart<br />
werden. Grundlage jeder abweichenden<br />
Vereinbarung ist das strikte<br />
Einhalten der Formvorschrift des Paragrafen<br />
2 Abs. 1 und 2 <strong>GOZ</strong>. Das<br />
Formular finden Sie unter www.<br />
LZKBW.de, <strong>GOZ</strong> Inform (http://www.<br />
lzk-bw.de/zahnaerzte/gebuehrenrecht/gozinform).<br />
Hier finden Sie auch den erwähnten<br />
Vergleich von Bema und <strong>GOZ</strong>, ebenso<br />
ein Kalkulationsraster zur Kostendeckung<br />
entsprechend Ihrem notwendigen<br />
Zeiteinsatz.<br />
Eine Vereinbarung ist nur über <strong>die</strong><br />
Gebührenhöhe möglich, nicht über<br />
den Punktwert oder ein Stundenhonorar<br />
oder einen Pauschalbetrag. Ein<br />
Eurobetrag aller vereinbarten Leistungen<br />
ist anzugeben. Die Höhe der<br />
Vereinbarung ist nicht limitiert, es<br />
gilt als Grenze nur der Wucher, wenn<br />
<strong>die</strong> Honorierung der Leistung also<br />
nicht angemessen ist. Die Vereinbarung<br />
muss von der Zahnärztin bzw.<br />
dem Zahnarzt mit den Patientinnen<br />
und Patienten vor der Behandlung besprochen<br />
werden und beide Unterschriften<br />
müssen sich <strong>auf</strong> der Vereinbarung<br />
befinden. Eine Delegation an<br />
eine angestellte Zahnärztin oder einen<br />
angestellten Zahnarzt mit Vollmacht<br />
(i. V.) ist möglich. Es handelt<br />
sich um einen Individualvertrag, es<br />
darf sich nicht um allgemeine Geschäftsbedingungen<br />
handeln. Notfallbehandlungen<br />
dürfen logischerweise<br />
nicht von einer abweichenden<br />
Vergütungsvereinbarung abhängig<br />
gemacht werden.<br />
Praktisch ist es, einen Heil- und Kostenplan<br />
(HKP) <strong>auf</strong> dem Formular § 2<br />
<strong>GOZ</strong> zu erstellen und unterschreiben<br />
zu lassen. Sie legen sich <strong>auf</strong> den Steigerungsfaktor<br />
fest, schaffen aber Kostentransparenz<br />
und entledigen sich<br />
der leidigen Begründungsakrobatik.<br />
Anfallende Materialkosten werden gesondert<br />
als Kosteninformation mitgeteilt,<br />
eine Vereinbarung über Materialbzw.<br />
Laborkosten ist nicht möglich.<br />
Merke: Die Versicherung kann immer<br />
erstatten, wenn <strong>die</strong> Rechnung <strong>GOZ</strong>konform<br />
erstellt ist. Viele ältere<br />
Verträge haben keine Limitierung im<br />
Steigerungssatz. Mit Anwendung des<br />
§ 2 wird <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> zu einer Erstattungsordnung<br />
der Versicherer. Nutzen<br />
Sie den § 2 möglichst oft. Kein<br />
HKP, keine Rechnung mehr ohne<br />
mindestens einmal Faktor 4.0. Die abweichende<br />
Vereinbarung ist <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
eine angemessene Honorierung<br />
Ihrer Leistungen in der <strong>GOZ</strong> zu<br />
erzielen. Die abweichende Vereinbarung<br />
schafft Kostentransparenz, erfüllt<br />
<strong>die</strong> wirtschaftliche Informationspflicht<br />
nach § 630 c Absatz 3 BGB.<br />
Der Patient ist dar<strong>auf</strong> vorbereitet,<br />
dass möglicherweise <strong>die</strong> Versicherung<br />
nicht alles erstattet – ganz im Sinne<br />
des Verbraucherschutzes. Ihr Privatpatient<br />
ist zunehmend unterversichert<br />
- möchten Sie ihm eine schriftliche<br />
Erläuterung in <strong>die</strong> Hand geben?<br />
Ebenfalls zu finden unter <strong>GOZ</strong> Inform<br />
<strong>auf</strong> der Homepage Ihrer LZK Baden-Württemberg.<br />
Dr. Herbert Martin
20_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Konstituierende Vertreterversammlung der KZBV in Berlin<br />
NEUER KZBV-VORSTAND<br />
GEWÄHLT<br />
Die Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV)<br />
hat sich am 29. und 30. März zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengefunden,<br />
unter anderem, um einen neuen Vorstand zu wählen. Dr. Wolfgang Eßer,<br />
langjähriger Bundesvorsitzender, trat nicht erneut zur Wahl an. Für <strong>die</strong> Legislaturperiode<br />
2023 bis 2028 wurde neben dem Vorstand auch ein neues Präsidium der<br />
Vertreterversammlung gewählt.<br />
Neuer Vorstand. Den neu gewählten Vorstand der 16. Legislaturperiode bilden Dr. Karl-Georg Pochhammer,<br />
Martin Hendges und Dr. Ute Maier (v. l.)<br />
WAHLEN<br />
Die Sitzung der konstituierenden Vertreterversammlung<br />
(VV) leitete Dr.<br />
Ralf Wagner (ehemaliger Vorstandsvorsitzender<br />
der KZV Nordrhein) als<br />
ältestes Mitglied der VV. Die VV setzt<br />
sich aus ehrenamtlich und hauptamtlich<br />
tätigen Zahnärzt*innen sowie<br />
hauptamtlichen Vorstandsmitgliedern<br />
der einzelnen KZVen zusammen.<br />
Diese Zusammensetzung spiegelt sich<br />
künftig im neu gewählten Präsidium<br />
der VV wieder, dessen Wahl als erster<br />
Tagesordnungspunkt <strong>auf</strong> dem Programm<br />
stand. Zum Vorsitzenden der<br />
VV wurde Dr. Holger Seib (Zahnarzt<br />
und Vorstandsvorsitzender der KZV<br />
Westfalen-Lippe) gewählt, seine Stellvertreter*innen<br />
sind Meike Gorski-<br />
Goebel (Juristin und stellvertretende<br />
Vorstandsvorsitzende der KZV Sachsen)<br />
und Dr. Jürgen Welsch (Zahnarzt<br />
und VV-Vorsitzender der KZV Bayerns).<br />
Dr. Seib schwor <strong>die</strong> Delegierten<br />
<strong>auf</strong> schwierige Zeiten ein: Er kritisierte<br />
<strong>die</strong> Kostendämpfungsgesetze und<br />
<strong>die</strong> mangelnde Wertschätzung gegenüber<br />
den Zahnärztinnen und Zahnärzten<br />
seitens der Politik.<br />
NEUER VORSTAND<br />
Auf den bisherigen Vorstandsvorsitzenden<br />
Dr. Wolfgang Eßer folgt<br />
ZA Martin Hendges, der zuletzt als<br />
stellvertretender Vorsitzender dem<br />
Vorstand angehörte. Dr. Ute Maier,<br />
langjährige Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Baden-<br />
Württemberg (KZV BW), wurde als<br />
stellvertretende Vorsitzende neu in<br />
den Vorstand gewählt. Sie ist damit<br />
<strong>die</strong> erste Frau im Vorstand der KZBV.<br />
Im Amt des stellvertretenden Vorstandes<br />
bestätigt wurde Dr. Karl-Georg<br />
Pochhammer. ZA Martin Hendges<br />
bedankte sich auch im Namen<br />
seiner Vorstandskolleg*innen für das<br />
Vertrauen der Delegierten. Das Votum<br />
gebe dem neu gewählten Vorstand<br />
„<strong>die</strong> unbedingt erforderliche<br />
Legitimation und <strong>die</strong> Kraft, <strong>die</strong> vor<br />
uns liegenden Aufgaben tatkräftig<br />
anzugehen und uns den vielzähligen<br />
Herausforderungen [...] zu stellen“, so<br />
Hendges in seiner Antrittsrede. Hendges<br />
richtete sich in seiner Ansprache<br />
an seinen Vorgänger Dr. Wolfgang<br />
Eßer und hob dessen Erfolge für <strong>die</strong><br />
Zahnärzteschaft hervor: So fielen<br />
etwa <strong>die</strong> kontinuierliche Verbesserung<br />
der Mundgesundheit, <strong>die</strong> Pandemiepauschale<br />
sowie das Aussetzen<br />
der Obergrenzen für 2021 und 2022<br />
in Eßers Amtszeit. Hendges würdigte<br />
Eßers Verhandlungsgeschick und<br />
sein entschiedenes Auftreten gegenüber<br />
den gesetzlichen Krankenkassen<br />
und der Politik. Zugleich richtete<br />
er den <strong>Blick</strong> nach vorne: Das GKV-<br />
Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-<br />
FinStG) sei nur der Anfang „einer <strong>auf</strong><br />
Dauer geplanten Kostendämpfungspolitik”,<br />
welche letztendlich <strong>die</strong> Versorgung<br />
massiv destabilisieren werde.<br />
HINTERGRUND<br />
Die Wahl des Vorstands steht nach den<br />
Vorgaben der Satzung der KZBV alle<br />
sechs Jahre an. Der seit 2005 hauptamtliche<br />
Vorstand wird bei seiner Arbeit<br />
durch den Beirat unterstützt,<br />
einem Gremium von Vorständen der
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
21_BERUFSPOLITIK<br />
17 KZVen in den Ländern. Die Vertreterversammlung<br />
ist das „Parlament<br />
der Vertragszahnärzte“. Sie hat 60 Mitglieder<br />
und wählt und kontrolliert den<br />
Vorstand. Gesetzlich vorgeschriebene<br />
Mitglieder sind <strong>die</strong> oder der Vorsitzende<br />
jeder KZV und ein Stellvertreter<br />
oder eine Stellvertreterin. Die Vorstände<br />
und ihre Stellvertreterinnen und<br />
Stellvertreter nehmen 34 Sitze ein. Weitere<br />
26 Delegierte werden von den Vertreterversammlungen<br />
der KZVen aus<br />
ihren Reihen unter Berücksichtigung<br />
des Verhältniswahlrechts gewählt. Die<br />
KZV BW ist mit sechs Mitgliedern in<br />
der VV der KZBV vertreten, <strong>die</strong>se sind<br />
Dr. Torsten Tomppert, Ass. jur. Christian<br />
Finster, Dr. Georg Bach, Dr. Uwe<br />
Lückgen, Dr. Uwe Rieger und Dr. Dr.<br />
Heinrich Schneider (siehe dazu auch<br />
untenstehenden Kommentar von Dr.<br />
Hans Hugo Wilms).<br />
Alexander Messmer<br />
Fotos: KZBV/Knoff<br />
Neues Präsidium. Dr. Holger Seib, KZV Westfalen-Lippe, wurde zum Vorsitzenden der<br />
Vertreterversammlung gewählt. Meike Gorski-Goebel, KZV Sachsen, und Dr. Jürgen Welsch,<br />
KZV Bayerns, sind <strong>die</strong> stellvertretenden Vorsitzenden für <strong>die</strong> 16. Legislaturperiode (v. r.).<br />
Dr. Hans Hugo Wilms<br />
Vorstandsreferent der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />
Baden-Württemberg für Öffentlichkeitsarbeit<br />
KOMMENTAR<br />
Baden-Württembergs Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte sind <strong>auf</strong> Bundesebene<br />
gut <strong>auf</strong>gestellt.<br />
An herausragender Stelle als stellvertretende<br />
Vorstandsvorsitzende der KZBV<br />
wird Dr. Ute Maier <strong>die</strong> Geschicke der<br />
Vertragszahnärzteschaft für ganz<br />
Deutschland in den nächsten sechs<br />
Jahren mitbestimmen. Ihr reichhaltiger<br />
Erfahrungsschatz aus jahrzehntelanger<br />
Arbeit in ehren- und hauptamtlichen<br />
Spitzenpositionen der zahnärztlichen<br />
Selbstverwaltung <strong>auf</strong> Bezirks-, Landesund<br />
Bundesebene prädestinierte sie,<br />
mit fast 90 Prozent der Stimmen der<br />
Delegierten in der Vertreterversammlung<br />
der KZBV in den Vorstand gewählt<br />
zu werden. Ihr Wissen in den Bereichen<br />
Vertragsverhandlungen, Abrechnung,<br />
PAR, Gutachter- und Prüfwesen ist<br />
allgemein anerkannt und kommt ihren<br />
zukünftigen Aufgaben im hauptamtlichen<br />
Vorstand der KZBV zugute.<br />
Weiterhin werden aus dem Vorstand<br />
der KZV BW Ass. jur. Christian Finster<br />
im einflussreichen Haushaltsausschuss<br />
und im Satzungsausschuss sowie Dr.<br />
Torsten Tomppert im Datenkoordinationsausschuss<br />
<strong>die</strong> Interessen der<br />
Vertragszahnärztinnen und -zahnärzte<br />
nicht nur für Baden-Württemberg<br />
vertreten.<br />
Es ist nicht das erste Mal, dass Baden-<br />
Württembergs Vertragszahnärztinnen<br />
und -zahnärzte so hochrangig im<br />
Vorstand der KZBV vertreten sind. Dr.<br />
Peter Kuttruff (ehemals KZV Stuttgart)<br />
war von 1994 bis 2002 stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender der KZBV.<br />
Dr. Ute Maier sammelte schon von<br />
2002 bis 2004 Erfahrungen als Mitglied<br />
des ehrenamtlichen Vorstandes der<br />
KZBV.<br />
Wie der neue Vorstandsvorsitzende ZA<br />
Martin Hendges in seiner kurzen, aber<br />
prägnanten Antrittsrede ausführte, wird<br />
es sicherlich nicht leichter, sich dem<br />
ideologisch bestimmten Mainstream der<br />
Destabilisierung der Selbstverwaltung<br />
im Gesundheitswesen durch <strong>die</strong> Politik<br />
entgegenzustemmen. Die Wertigkeit<br />
der ambulanten Versorgung herauszustellen,<br />
den zunehmenden Bürokratiewahn<br />
– in Wahrheit Kontrollwahn<br />
seitens der Politik und der<br />
GKV-Kassen – abzuwehren und <strong>die</strong><br />
wieder eingeführte Budgetierung<br />
rückgängig zu machen, sind Mammut<strong>auf</strong>gaben,<br />
<strong>die</strong> der neue Vorstand der<br />
KZBV zu bewältigen hat.<br />
Statements von führenden Gesundheitspolitikern<br />
wie „Wir haben <strong>die</strong><br />
Koalition nicht wegen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes<br />
(GKV-FinStG)<br />
<strong>auf</strong>s Spiel gesetzt“ (MdB Andrew<br />
Ullman, FDP) und „Die Ärzte sind Teil<br />
des Problems in unserem Gesundheitswesen“<br />
(MdB Heike Baehrens, SPD)<br />
weisen dar<strong>auf</strong> hin, welche dicken<br />
Bretter noch zu bohren sind. Da bleibt<br />
nur, Glück, Ausdauer und viel Erfolg zu<br />
wünschen!
22_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Starke Delegation. Die KZV Baden-<br />
Württemberg entsendet sechs Delegierte<br />
in <strong>die</strong> VV der KZBV. Zu sehen sind Dr. Dr.<br />
Heinrich Schneider, Dr. Uwe Rieger, Dr.<br />
Uwe Lückgen, Dr. Georg Bach und Ass. jur.<br />
Christian Finster, stellvertretender<br />
Vorsitzender der KZV BW (v. l.)<br />
Neue Herausforderung. Dr. Ute Maier, ehemalige Vorstandsvorsitzende<br />
der KZV BW, wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden der KZBV gewählt.<br />
„Im Rahmen der Vorstandstätigkeit werde ich mich deshalb insbesondere<br />
für bessere Rahmenbedingungen und den längst überfälligen Bürokratieabbau<br />
stark machen.“<br />
Alterspräsident.<br />
Dr. Ralf Wagner<br />
(ehemaliger<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der KZV<br />
Nordrhein) eröffnet<br />
als ältestes Mitglied<br />
<strong>die</strong> Vertreterversammlung.<br />
Kontinuität. Martin Hendges ist der neue Vorstandsvorsitzende der<br />
KZBV. Er war zuletzt als stellvertretender Vorsitzender Mitglied des<br />
Vorstandes.<br />
Geheime Wahl. Die 60 Mitglieder der Vertreterversammlung wählen <strong>die</strong> Mitglieder des Vorstands in geheimer Wahl und in getrennten Wahlgängen.<br />
Fotos: KZBV/Knoff
Kursprogramm<br />
Juni – Juli 2023<br />
Jetzt online<br />
anmelden unter<br />
fortbildung.kzvbw.de<br />
Moderne zahnerhaltende Chirurgie - es müssen<br />
nicht immer Implantate sein<br />
Prof. Dr. Andreas Filippi, Basel<br />
• 8 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 23FKZ30513<br />
• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 335.-<br />
17.6.2023<br />
Notfallseminar: Management und Versorgung<br />
medizinischer Notfälle in der Zahnarztpraxis<br />
Reimund Andlauer und Team, Ettenheim<br />
• 5 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 23FKT20804<br />
• für das Praxisteam<br />
• € 135.-<br />
21.6.2023<br />
Die qualifizierte Assistenz in der Chirurgie und<br />
der Implantologie (Teil 1)<br />
Marina Nörr-Müller, München<br />
• Kurs-Nr.: 23FKM30509<br />
• für Zahnmedizinische<br />
Fachangestelle<br />
• € 235.-<br />
22.6.2023<br />
Implantatgestützter Zahnersatz - für fitte<br />
Senioren geplant und von gebrechlichen<br />
Senioren getragen<br />
Prof. Dr. Thorsten Mundt, Greifswald<br />
• 2 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 23FKZ30314<br />
• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 75.-<br />
23.6.2023<br />
Clever und Smart mit der neuen PAR - ein Update<br />
Andrea Räuber, Mannheim<br />
• 7 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 23FKT20110<br />
• für das Praxisteam<br />
• € 345.-<br />
28.6.2023<br />
Das ABC der Abrechnung - 5 Tage Intensiv-<br />
Seminar zur richtigen Honorarabrechnung für<br />
Einsteiger<br />
Manuela Hackenberg, Mannheim<br />
• 40 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 23FKT19912<br />
• für das Praxisteam<br />
• € 1.375.-<br />
03.-07.07.2023<br />
Adhäsive Zahnmedizini von A-Z - rundherum an<br />
einem Tag<br />
Prof. Dr. Roland Frankenberger, Marburg<br />
• 9 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 23FKZ31016<br />
• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 325.-<br />
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24_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Landes-Winterspiele von Special Olympics Baden-Württemberg<br />
„WIR GEHÖREN IN DIE MITTE<br />
DER GESELLSCHAFT“<br />
Grüne Wiesen statt schneebedeckter Hänge. Unwetterwarnung und orkanartige Böen<br />
statt blauem Himmel und Sonnenschein. Das hatten sich <strong>die</strong> Veranstalter von Special<br />
Olympics Baden-Württemberg (SO BW) für <strong>die</strong> Landes-Winterspiele, <strong>die</strong> vom 9. bis<br />
11. März 2023 zum vierten Mal in Folge in Todtnauberg stattfanden, anders vorgestellt.<br />
Der guten Stimmung tat es keinen Abbruch. Auch weil <strong>die</strong> Veranstalter blitzschnell<br />
improvisierten und ein Ersatzprogramm <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Beine stellten. Und ein Gutes hatte <strong>die</strong><br />
widrige Wetterlage in jedem Fall: Das begleitende Zahngesundheitsprogramm erlebte<br />
einen wahren Ansturm.<br />
Special Smiles. Florian Rauch (4. v. r.) mit dem Helferteam des Zahngesundheitsprogramms Eleni Tori,<br />
Bettina Frank, Pascal Deiss, Dr. Guido Elsäßer, Anastasia Galaktidou und Alexandra Koppanyi (v. l.)<br />
SO-BW-Landeskoordinator und LZK-<br />
Referent für Inklusive Zahnmedizin,<br />
Dr. Guido Elsäßer, zeigte sich rundum<br />
zufrieden mit den durchgeführten<br />
Beratungsgesprächen. „Wir haben<br />
zwei Drittel aller Athletinnen und<br />
Athleten erreicht, das gab es noch<br />
nie!“<br />
Wie bei den Sommer-Spielen in Mannheim<br />
wurden auch bei den Winter-Spielen<br />
coronabedingt nur <strong>die</strong> Programme<br />
„Fitte Füße“ und „Gesund im Mund“<br />
angeboten. Und erneut musste das Gesundheitsprogramm<br />
„Gesund im<br />
Mund“ kontaktlos durchgeführt werden.,<br />
das heißt, es gab keine Untersuchungen<br />
der Athletinnen und Athleten:<br />
Nur Instruktion, Aufklärung und Motivation.<br />
Nachdem <strong>die</strong> Wettbewerbe am ersten<br />
Veranstaltungstag wegen Unwetterwarnung<br />
abgesagt werden mussten, platzierte<br />
Florian Rauch, der Referent des Gesundheitsprogramms<br />
von SO BW, <strong>die</strong><br />
Beratungstische des Zahngesundheitsprogramms<br />
kurzerhand <strong>auf</strong> dem Podium<br />
des Kurhauses von Todtnauberg. So<br />
prominent <strong>auf</strong>gebaut, bildeten sich bald<br />
lange Warteschlangen <strong>auf</strong> dem Podium.<br />
Es hatte sich bei den Athletinnen und<br />
Athleten schnell herumgesprochen, dass<br />
es bei den Zahnärztinnen und Zahnärzten<br />
im Anschluss an das Beratungsgespräch<br />
immer ein Geschenk gibt.<br />
VIELFÄLTIGER BERUF<br />
Anastasia Galaktidou ist Auszubildende<br />
im ersten Lehrjahr. Dass der Beruf<br />
Fotos: A. Mader<br />
der Zahnmedizinischen Fachangestellten<br />
so abwechslungsreich und vielfältig<br />
ist, hätte <strong>die</strong> 17-Jährige nicht gedacht.<br />
In Todtnauberg ist sie das erste Mal dabei<br />
und hilft beim Zahngesundheitsprogramm.<br />
Dr. Elsäßer hat seine neue<br />
Auszubildende aus der Praxis mitgebracht,<br />
damit sie sich im Umgang mit<br />
Menschen mit Behinderung üben kann.<br />
Schließlich wird das künftig auch in seiner<br />
Schwerpunktpraxis häufig der Fall<br />
sein. Anastasia hat keine Berührungsängste,<br />
sie ist mit großem Eifer dabei<br />
und hat stets ein Lächeln <strong>auf</strong> den Lippen,<br />
während sie <strong>die</strong> Athletinnen und<br />
Athleten über gesunde Ernährung <strong>auf</strong>klärt,<br />
ihnen mit einer überdimensionalen<br />
Zahnbürste zeigt, wie sie ihre Zähne<br />
putzen müssen, und mit einfachen<br />
Worten erklärt, mit welchen Hilfsmitteln<br />
sie ihre Mundpflege verbessern<br />
können.<br />
Neben Anastasia am Beratungstisch<br />
sitzt Zahnarzt Pascal Deiss. Begeistert<br />
erzählt er von seinem letzten Beratungsgespräch:<br />
„Der Junge wusste sogar, was<br />
Karies ist, und konnte mir genau erklären,<br />
wie sie entsteht“. Und mit einem<br />
breiten Grinsen erzählt er <strong>die</strong> nächste<br />
Anekdote aus seinen Beratungsgesprächen:<br />
„Als ich den Jungen fragte, ob er<br />
viele Süßigkeiten isst, war seine Antwort,<br />
„wenn ich so an mir runtersehe“.<br />
Der Vollständigkeit halber sei ergänzt,<br />
dass der schlagfertige junge Mann gertenschlank<br />
war. Solche und viele weitere<br />
direkte, ehrliche und unverfälschte Gesprächsaussagen<br />
lassen sich den ganzen<br />
Tag verfolgen beim Kontakt mit den<br />
Athletinnen und Athleten. Oftmals ist<br />
eine Nachfrage bei Dr. Elsäßer notwendig:<br />
„Ist <strong>die</strong> junge Frau im Beratungsgespräch<br />
tatsächlich eine teilnehmende
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
25_BERUFSPOLITIK<br />
Athletin mit einer Behinderung oder<br />
doch jemand aus dem Betreuungsteam?“<br />
ERGREIFENDE ERÖFFNUNGSFEIER<br />
Bei der letzten Eröffnungsfeier in Todtnauberg<br />
2019 führte Katrin Degenhardt<br />
noch alleine durch das Programm. Dieses<br />
Jahr hatte sie prominente Unterstützung:<br />
Tamara Röske stand zusammen<br />
mit ihr <strong>auf</strong> der Bühne des Kurhauses in<br />
Todtnauberg – Model und Schauspielerin<br />
mit Down Syndrom. Tamara hat<br />
nicht nur <strong>auf</strong> Instagram über 18.000<br />
Follower, sondern auch im Kurhaus<br />
Todtnauberg löste ihr Auftritt wahre Begeisterungsstürme<br />
aus. Sogar ein regionales<br />
Filmteam aus Freiburg war zu<br />
Film<strong>auf</strong>nahmen angereist. Tamara und<br />
Katrin moderierten eine bunte, stimmungsvolle<br />
und sehr bewegende Eröffnungsfeier.<br />
Die 170 angereisten Athletinnen<br />
und Athleten im Kurhaus feierten<br />
<strong>die</strong> Auftritte der allseits beliebten<br />
Trachtengruppe aus Todtnauberg, zweier<br />
Frisbee Freestyler und einer Artistin<br />
aus Freiburg. Aber auch viel Prominenz<br />
aus Politik und Sport war der Einladung<br />
von SO BW zu den Winterspielen gefolgt:<br />
Die Parlamentarische Staatssekretärin<br />
im Bundesministerium des Inneren,<br />
Rita Schwarzelühr-Sutter, MdB,<br />
freut sich schon <strong>auf</strong> <strong>die</strong> World Games in<br />
Berlin und <strong>die</strong> über 100 Athletinnen und<br />
Athleten aus Baden-Württemberg, <strong>die</strong><br />
sich qualifiziert haben. Ministerialdirektor<br />
Daniel Hager-Mann ist Amtschef im<br />
Ministerium für Kultus, Jugend und<br />
Sport Baden-Württemberg und vertrat<br />
<strong>die</strong> Ministerin. Er sicherte SO BW weiterhin<br />
<strong>die</strong> Unterstützung des Landes zu.<br />
SO BW-Präsident Mathias Tröndle sieht<br />
noch Luft nach oben, wenn es um <strong>die</strong> Integration<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
in <strong>die</strong> Sportvereine geht. Bislang<br />
seien lediglich acht Prozent in Sportvereinen<br />
vertreten. „Wir wollen <strong>auf</strong> Dauer<br />
miteinander Sport treiben, das ist unser<br />
Ziel und unsere Aufgabe.“ Und der amtierende<br />
Weltmeister im Rennrad und<br />
Athletensprecher von SO BW, Michael<br />
Lohfink, ergänzte: „Wir gehören in <strong>die</strong><br />
Mitte der Gesellschaft.“<br />
Höhepunkt der Eröffnungsfeier war das<br />
Entzünden des olympischen Feuers<br />
durch den offiziellen Sportpaten: Skisprunglegende<br />
Martin Schmitt und <strong>die</strong><br />
beiden Athletinnen und Athleten Sabrina<br />
Schneider und Torsten Haas.<br />
Andrea Mader<br />
INFO<br />
ZWEI GENERATIONEN –<br />
EINE MOTIVATION!<br />
Das Zahngesundheitsprogramm ist das<br />
am besten organisierte Programm des<br />
kompletten Gesundheitsprogramms,<br />
das Special Olympics Baden-Württemberg<br />
(SO BW) anbietet. Das sagt Florian<br />
Rauch. Und er muss es wissen, er ist<br />
zuständiger Referent von SO BW für<br />
das Gesundheitsprogramm. Dass das<br />
so ist, ist nicht zuletzt der Ver<strong>die</strong>nst<br />
von Dr. Guido Elsäßer. Er hat das Programm<br />
„Special Smiles – Gesund beginn<br />
im Mund“, gemeinsam mit Dr. Abdul<br />
Bissar und einem großen Helferteam,<br />
<strong>auf</strong>gebaut und leitet es als Landeskoordinator<br />
seit 2016.<br />
Kein Wunder, dass seine Nachfolgerin<br />
von „großen Fußstapfen“ spricht, in <strong>die</strong><br />
sie tritt. Bei den <strong>die</strong>sjährigen Landes-<br />
Winterspielen in Todtnauberg hat Dr.<br />
Guido Elsäßer sein Amt als Landeskoordinator<br />
an Dr. Anna-Lena Hillebrecht<br />
übergeben. Dr. Hillebrecht ist Funktionsoberärztin<br />
in der Klinik für Zahnärztliche<br />
Prothetik am Universitätsklinikum<br />
Freiburg. Die beiden Zahnmediziner<br />
kennen sich gut. Gemeinsam haben<br />
sie an der Qualifizierung für <strong>die</strong><br />
Landeskoordination eines Zahngesundheitsprogramms<br />
von Special<br />
Olympics teilgenommen. Beide sind<br />
außerdem im Vorstand der DGZMB<br />
(Deutsche Gesellschaft für Zahnmedizin<br />
für Menschen mit Behinderung) aktiv.<br />
„Ich möchte angehende Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte an <strong>die</strong> Patientengruppe<br />
mit Behinderungen heranführen“,<br />
sagt Dr. Hillebrecht zu ihrer Motivation,<br />
das Amt zu übernehmen. Bisher<br />
werde <strong>die</strong>se Personengruppe in den<br />
Lehrinhalten wenig abgebildet, „<strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong>renden haben während ihres<br />
Studiums eher keinen Kontakt zu Patienten<br />
mit zahnmedizinisch relevanten<br />
Behinderungen“.<br />
Zwei Generationen, eine Motivation.<br />
„Meine Vision ist es, eine engere Beziehung<br />
zu den Universitäten <strong>auf</strong>zubauen,<br />
in der Hoffnung, Stu<strong>die</strong>rende und junge<br />
Assistentinnen und Assistenten für<br />
<strong>die</strong> Mitarbeit beim Zahngesundheitsprogramm<br />
zu gewinnen“, sagt Dr. Guido<br />
Elsäßer über seine Beweggründe<br />
das Amt zur Verfügung zu stellen und<br />
einen Generationenwechsel einzuleiten.<br />
Er ergänzt, dass er sich auch eine<br />
Sensibilisierung der angehenden Zahnmediziner<br />
für <strong>die</strong> speziellen Bedürfnisse<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
wünscht. „Zahnärztinnen und Zahnärzte,<br />
aber auch zahnmedizinische Mitarbeiterinnen,<br />
haben bei den Untersuchungen<br />
<strong>die</strong> einmalige Gelegenheit,<br />
mit erwachsenen Menschen mit kognitiven<br />
Beeinträchtigungen zwanglos<br />
und angstfrei in Kontakt zu treten, Erfahrungen<br />
zu sammeln und in ihre Gedankenwelt<br />
einzutreten.“<br />
Dr. Hillebrecht hat schon viele Ideen,<br />
wie sie <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden an das Patientenklientel<br />
heranführen kann: „Wer in<br />
den klinischen Kursen besonders gut<br />
abschneidet, darf mit zu den Special<br />
Olympics fahren und das Zahngesundheitsprogramm<br />
aktiv unterstützen“.<br />
Ganz wird sich Dr. Elsäßer nicht zurückziehen.<br />
Es ist ihm ein persönliches Anliegen<br />
mit dem Team aus seiner Praxis<br />
bei den Landes-Spielen für <strong>die</strong> Untersuchungen<br />
präsent zu sein. Nur wird er in<br />
Zukunft ein Helfer-Schild tragen statt<br />
das des Koordinators.
26_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
BMG stellt Digitalisierungsstrategie vor<br />
GESUNDHEITSDATEN FÜR ALLE<br />
Jetzt soll es schnell gehen mit der Digitalisierung<br />
des Gesundheitswesens:<br />
Bis Ende 2024 sollen 80 Prozent<br />
der gesetzlich Versicherten eine<br />
elektronische Patientenakte haben<br />
(ePA) und das E-Rezept zum ersten<br />
Januar 2024 „verbindlicher Standard“<br />
werden. So sieht es <strong>die</strong> Digitalisierungsstrategie<br />
für das Gesundheitswesen<br />
und <strong>die</strong> Pflege des Bundesgesundheitsministeriums<br />
(BMG) vor,<br />
<strong>die</strong> Minister Lauterbach Anfang<br />
März präsentierte. Welche Maßnahmen<br />
sind vorgesehen?<br />
Die Digitalisierungsstrategie des BMG<br />
verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll der<br />
Behandlungsalltag mit digitalen Lösungen<br />
verbessert werden, zum anderen<br />
sollen Gesundheitsdaten für Forschungszwecke<br />
interoperabel gesammelt<br />
und zugänglich gemacht werden.<br />
DIGITALGESETZ<br />
Im Digitalgesetz sind bislang unter anderem<br />
folgende Eckpunkte festgehalten:<br />
• Die Einführung einer ePA für alle gesetzlich<br />
Versicherten bis Ende 2024<br />
als Opt-Out-Variante. Das heißt, Versicherte<br />
müssen der Einrichtung einer<br />
ePA ausdrücklich widersprechen,<br />
wenn sie <strong>die</strong>se nicht nutzen wollen<br />
(sog. Widerspruchslösung).<br />
• Ab 1. Januar 2024 soll das E-Rezept<br />
„Standard in der Arzneimittelversorgung“<br />
werden. Das E-Rezept soll mit<br />
der Gesundheitskarte und der ePA-<br />
App eingelöst werden können.<br />
• Eine digitale Medikationsübersicht in<br />
der ePA soll ungewollte Wechselwirkungen<br />
von Arzneimitteln verhindern.<br />
• Der Bund wird alleiniger Träger der<br />
Gesellschaft für Telematik (gematik<br />
GmbH), <strong>die</strong> zu einer Digitalagentur<br />
umgebaut werden soll.<br />
Die gematik trifft<br />
wichtige Entscheidungen<br />
zur Telematikinfrastruktur<br />
(TI). Aktuell<br />
hält der Bund 51 Prozent<br />
der Anteile der gematik.<br />
Die restlichen<br />
Anteile verteilen sich<br />
<strong>auf</strong> mehrere Gesellschafter,<br />
darunter der<br />
GKV-Spitzenverband<br />
und ärztliche Verbände<br />
sowie <strong>die</strong> Kassenzahnärztliche<br />
Bundesvereinigung<br />
(KZBV) und <strong>die</strong><br />
Bundeszahnärztekammer<br />
(BZÄK).<br />
Abbildungen: gematik GmbH<br />
„Die Zahnärzteschaft hat mehrfach<br />
klargestellt, dass sie eine Digitalisierung<br />
des Gesundheitswesens positiv<br />
sieht. Die TI-Anwendungen müssen<br />
aber einen konkreten Mehrwert für<br />
Praxen und Patienten haben und<br />
dürfen nicht zu einem Mehr<strong>auf</strong>wand<br />
führen, der letztlich zu Lasten der<br />
Versorgung geht“, erklärt Dr. Torsten<br />
Tomppert, Vorstandsvorsitzender der<br />
KZV BW. Ass. jur. Christian Finster,<br />
stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
der KZV BW kommentierte das<br />
Vorhaben so: „Bei der ePA soll ein<br />
Versicherter der Erstellung widersprechen<br />
können. Das ist gut und
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
27_BERUFSPOLITIK<br />
ganz im Sinne des Schutzes von Gesundheitsdaten.<br />
Es wird allerdings<br />
sehr <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Ausformung des Widerspruchsrechtes<br />
ankommen, damit es<br />
auch Wirkung haben kann.“<br />
ZENTRALE DATENQUELLE<br />
Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz<br />
zielt vor allem <strong>auf</strong> der Nutzbarmachung<br />
von Gesundheitsdaten für<br />
<strong>die</strong> Forschung. Die ePA wird zur zen-<br />
tralen Datenquelle. „Pseudonymisierte<br />
ePA-Daten sollen<br />
künftig zu Forschungszwecken<br />
automatisch über das<br />
Forschungsdatenzentrum<br />
Gesundheit (FDZ) abrufbar<br />
sein“, so das BMG. Die Datenfreigabe<br />
solle „nutzerfreundlich“<br />
in der ePA organisiert<br />
werden. Sämtliche Daten<br />
sollen dezentral gespeichert<br />
werden. Beim FDZ könne<br />
auch <strong>die</strong> „forschende Industrie“<br />
Anträge <strong>auf</strong> Datenzugang<br />
stellen. Bei Anfragen entscheide der<br />
Nutzungszweck, nicht der Absender.<br />
Die Datenschutz<strong>auf</strong>sicht wird vereinfacht<br />
und soll künftig bei einem<br />
Landesdatenschutzbe<strong>auf</strong>tragten liegen.<br />
„Die Regierung täte gut daran, <strong>die</strong><br />
Erfahrungen aus dem Praxisalltag<br />
nicht außen vor zu lassen. Die Patientinnen<br />
und Patienten haben großes<br />
Vertrauen in unser Gesundheitssystem.<br />
Unzureichender Datenschutz<br />
darf <strong>die</strong>ses hohe Gut nicht beschädi-<br />
gen“, kritisiert Dr. Peter Riedel, stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der KZV BW.<br />
INFO<br />
Alexander Messmer<br />
Die Digitalisierungsstrategie für das<br />
Gesundheitswesen und <strong>die</strong> Pflege<br />
finden Sie hier: https://bit.ly/40ooUvU.<br />
Alternativ können Sie auch den<br />
QR-Code scannen.<br />
Lesen Sie dazu auch den untenstehenden<br />
Kommentar von<br />
Dr. Susanne Ozegowski, Abteilungsleiterin<br />
für Digitalisierung<br />
und Innovation<br />
im Bundesgesundheitsministerium<br />
für<br />
Gesundheit.<br />
KOMMENTAR<br />
Dr. Susanne Ozegowski<br />
Abteilungsleiterin Digitalisierung und Innovation im Bundesministerium für Gesundheit<br />
Wie können wir das enorme Potenzial<br />
von Gesundheits- und Pflegedaten für<br />
eine bessere Versorgung und Forschung<br />
in der Zukunft besser als bisher<br />
ausschöpfen? Denn dass wir das<br />
müssen, steht außer Frage.<br />
Der Austausch und <strong>die</strong> Nutzung von<br />
Daten sind ein entscheidender<br />
Schlüssel für eine qualitativ hochwertige<br />
Versorgung. Nur mit verfügbaren<br />
Gesundheitsdaten kann Versorgung für<br />
den individuellen Patienten maßgeschneidert<br />
werden. Derzeit werden in<br />
Deutschland zwar an vielen Stellen im<br />
Gesundheitssystem Daten erzeugt –<br />
für eine mehrwertstiftende Nutzung<br />
sind allerdings <strong>die</strong> wenigsten davon<br />
zugänglich oder in geeigneter Weise<br />
<strong>auf</strong>bereitet.<br />
In der Bundesregierung wollen wir<br />
gemeinsam mit der Ärzteschaft und<br />
der Forschung <strong>die</strong> digitale Transformation<br />
vorantreiben: Wir schaffen<br />
rechtliche und institutionelle Grundlagen<br />
für eine bessere Verfügbarkeit von<br />
Gesundheitsdaten, um international<br />
sowohl in der Forschung als auch als<br />
Innovationsstandort wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben und medizinische Versorgung<br />
<strong>auf</strong> Spitzenniveau anbieten zu<br />
können. Ziel ist der Aufbau einer<br />
dezentralen Gesundheitsdateninfrastruktur,<br />
<strong>die</strong> auch <strong>die</strong> Anschlussfähigkeit<br />
an den zukünftigen Europäischen<br />
Gesundheitsdatenraum ermöglicht.<br />
Dazu gehört zum Beispiel der Aufbau<br />
einer zentralen Datenzugangs- und<br />
Koordinierungsstelle, um bürokratische<br />
Hürden für Forschende abzubauen und<br />
organisatorische Aufwände zu<br />
reduzieren. Es sollen Daten aus<br />
verschieden Quellen und Sektoren<br />
verknüpfbar gemacht werden, um<br />
Informationen aus allen Bereichen der<br />
Gesundheitsversorgung zusammenführen<br />
zu können und Forschung und<br />
Versorgung ein vollständigeres Bild der<br />
Patientinnen und Patienten zu<br />
ermöglichen. Dabei sollen Daten aus<br />
der Versorgung für <strong>die</strong> Forschung<br />
nutzbar sein und Daten aus der<br />
Forschung in <strong>die</strong> Versorgung fließen.<br />
Die kommenden Jahre sind essenziell,<br />
um <strong>die</strong> Gesundheitsversorgung<br />
innovativ und digital zu gestalten. Vor<br />
<strong>die</strong>sem Hintergrund hat das Bundesministerium<br />
für Gesundheit (BMG)<br />
gemeinsam mit relevanten Akteuren<br />
aus dem Gesundheits- und Pflegewesen<br />
eine Digitalisierungsstrategie für<br />
das Gesundheitswesen und <strong>die</strong> Pflege<br />
erarbeitet, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> zukünftige<br />
Gestaltung der digitalen Transformation<br />
eine klare Zielrichtung vorgibt und<br />
<strong>die</strong> anhand des technischen Fortschritts<br />
sowie der Bedarfe beständig<br />
fortgeschrieben wird. Jetzt gilt es,<br />
<strong>die</strong>se Strategie umzusetzen, damit<br />
Deutschland in der medizinischen<br />
Versorgung und Forschung <strong>auf</strong><br />
Spitzenniveau mitspielen kann.<br />
Packen wir’s an!
28_FORTBILDUNG<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Guided Endodontics<br />
SCHABLONENGESTÜTZTE<br />
TREPANATION ZUR<br />
ERSCHLIEßUNG<br />
OBLITERIERTER<br />
WURZELKANÄLE<br />
Zähne mit Pulpanekrose und ausgeprägter<br />
Pulpaobliteration können im klinischen Alltag<br />
eine große Herausforderung darstellen. Die<br />
Trepanation und Kanalsuche gestaltet sich<br />
häufig zeit<strong>auf</strong>wendig, frustrierend und ist mit<br />
einem erhöhten Risiko für Perforationen<br />
verbunden. Konventionelle Techniken mit einer<br />
möglichst axial <strong>auf</strong> den Wurzelkanal gerichteten<br />
Trepanationsachse unter Zuhilfenahme eines<br />
Dentalmikroskops können zum gewünschten Erfolg<br />
führen, sind aber häufig mit einem erheblichen Verlust<br />
an Zahnhartsubstanz verbunden. Die schablonengestützte<br />
Trepanation (Guided Endodontics) stellt hier eine substanzschonende<br />
Alternative dar, mit der selbst stark obliterierte Kanäle<br />
vorhersagbar und sicher erschlossen werden können.<br />
WIE ENTSTEHT EINE OBLITERATION?<br />
Obliterationen können als typische Spätfolgen nach Zahntraumata<br />
beobachtet werden. Sie treten in 15 bis 40 Prozent<br />
der Fälle nach Dislokationsverletzungen <strong>auf</strong> (Andreasen et<br />
al. 1987; Nikoui et al. 2003). Eine vermehrte Anlagerung von<br />
Hartsubstanz im Wurzelkanalsystem wird aber auch infolge<br />
verschiedener anderer Stimuli beobachtet, zum Beispiel<br />
durch Karies, nach Pulpotomie oder restaurativer Therapie<br />
(Fleig et al. 2017; Mass & Zilberman 2011), nach kieferorthopädischer<br />
Behandlung (Delivanis & Sauer 1982) oder bei<br />
älteren Patienten <strong>auf</strong>grund lebenslanger intrapulpaler Anlagerung<br />
von Zahnhartsubstanz (Carvalho & Lussi 2017). Dabei<br />
stellt eine Obliteration an sich keine Indikation für eine<br />
zahnärztliche Intervention dar. Vielmehr ist sie ein indirektes<br />
Vitalitätszeichen und sollte trotz gegebenenfalls negativer<br />
Reaktion <strong>auf</strong> Sensibilitätstests auch als solches gewertet<br />
werden. Erst bei Vorliegen klinischer Symptome oder radiologischer<br />
Osteolysen wird eine Therapie notwendig. Untersuchungen<br />
konnten bei 7 bis 27 Prozent der Zähne mit partieller<br />
oder totaler Pulpaobliteration im L<strong>auf</strong>e der Zeit eine<br />
apikale Parodontitis dokumentieren (Holcomb & Gregory<br />
1967; Oginni et al. 2009). In <strong>die</strong>sen Fällen ist eine endodontische<br />
Intervention indiziert, welche sich jedoch <strong>auf</strong>grund<br />
des obliterierten Kanalsystems häufig als zeit<strong>auf</strong>wendig und<br />
komplikationsträchtig erweist (Cvek et al. 1982). An 3-D-gedruckten<br />
obliterierten Zähnen konnte gezeigt werden, dass<br />
<strong>die</strong> konventionelle Kanalsuche an obliterierten Zähnen mit<br />
einem hohen Maß an Zahnhartsubstanzverlust einhergeht<br />
und Perforationen auch bei erfahrenen Behandlern <strong>auf</strong>treten<br />
können (Connert et al. 2019).<br />
Im klinischen Alltag ist es daher hilfreich, Techniken und<br />
aktuelle Möglichkeiten für das Management obliterierter<br />
Wurzelkanäle zu kennen, um auch komplikationsträchtige<br />
Zähne langfristig erhalten zu können.<br />
OBLITERIERTE KANÄLE SICHER ERSCHLIEßEN<br />
Was also tun, wenn ein Patient mit einem behandlungsbedürftigen<br />
(z. B. apikale Parodontitis), aber obliterierten Zahn<br />
in der Praxis vorstellig wird? Für <strong>die</strong> Diagnostik und Therapie<br />
sind qualitativ hochwertige Röntgen-Zahnfilme (ggf.<br />
auch exzentrisch) unerlässlich. Auf <strong>die</strong>sen ist nicht nur das<br />
Ausmaß der Obliteration, sondern auch <strong>die</strong> Lage möglicher<br />
Kanalstrukturen und gegebenenfalls weitere Besonderheiten<br />
ersichtlich. In einigen Fällen kann <strong>die</strong> digitale Volumentomographie<br />
(DVT, hoch<strong>auf</strong>lösend und kleinvolumig) zur weiteren<br />
Diagnostik und Therapie sinnvoll eingesetzt werden
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
29_FORTBILDUNG<br />
(Patel et al. 2019). Vergrößerungshilfen wie Lupenbrillen und<br />
Dentalmikroskope mit entsprechenden Beleuchtungssystemen<br />
sind unverzichtbare Hilfsmittel, um sich bestmögliche<br />
Sichtverhältnisse zu verschaffen.<br />
Strebt man <strong>die</strong> konventionelle Trepanation an, sollte <strong>die</strong>se<br />
in der Längsachse des zu erwartenden Wurzelkanals erfolgen<br />
und kann in manchen Fällen auch <strong>die</strong> Schneidekante<br />
miteinbeziehen (McCabe & Dummer 2012). Bei der Kanalsuche<br />
muss beachtet werden, dass sich <strong>die</strong> obliterierten Kanalstrukturen<br />
im Zentrum des Zahnes bzw. im Zentrum der<br />
Wurzel <strong>auf</strong> Höhe der Schmelz-Zement-Grenze befinden und<br />
sich klinisch dunkler als das umgebende Dentin darstellen.<br />
Teilweise können im Dentin radial verl<strong>auf</strong>ende Konturlinien<br />
erkannt werden, in deren Zentrum sich der kalzifizierte Kanal<br />
befindet. Häufig lassen sich während der Spülung mit<br />
Natriumhypochlorit kleine <strong>auf</strong>steigenden Blasen aus dem<br />
Bereich des kalzifizierten Kanals beobachten. Dennoch ist<br />
<strong>die</strong> konventionelle Trepanation zeit<strong>auf</strong>wändig, komplikationsträchtig<br />
und endet für den ungeübten Behandler häufig<br />
frustran.<br />
Um bei ausgeprägten Obliterationen Komplikationen zu<br />
vermeiden und <strong>die</strong> Behandlungszeit zu verkürzen, kann der<br />
Trepanationszugang heutzutage auch schablonengestützt<br />
erfolgen. Dafür benötigt man präoperativ eine – idealerweise<br />
hoch<strong>auf</strong>lösende – dreidimensionale Röntgen<strong>auf</strong>nahme<br />
(kleinvolumiges DVT) und einen Oberflächenscan der klinischen<br />
Situation. Auf Basis <strong>die</strong>ser Daten kann virtuell eine<br />
Schablone für <strong>die</strong> optimale Trepanation und Kanalerschließung<br />
geplant und hergestellt werden. Die schablonengestützte<br />
Trepanation hat sich inzwischen als sogenanntes<br />
Guided-Endodontics-Verfahren klinisch etabliert und stellt<br />
bei ausgeprägten Obliterationen eine vorhersagbare und sichere<br />
Therapieoption dar. (Buchgreitz et al. 2019; Connert<br />
et al. 2018; Krastl et al. 2016; Krug et al. 2020)<br />
GUIDED ENDODONTICS<br />
Die schablonengestützte Trepanation (Guided Endodontics)<br />
funktioniert, analog zur statischen Navigation in der<br />
Implantologie, durch vorherige virtuelle Planung der Trepanationsachse<br />
<strong>auf</strong> Basis von 3-D-Datensätzen. Die Voraussetzungen<br />
hierfür sind eine hoch<strong>auf</strong>lösende DVT-Aufnahme<br />
und ein digitaler Scan der betreffenden Kieferregion (mittels<br />
Intraoralscanner oder mittels Laborscan eines konventionell<br />
angefertigten Gips-Modells). Der DICOM-Datensatz aus<br />
der DVT-Aufnahme wird anschließend mit dem STL-Datensatz<br />
der optisch-elektronischen Abformung der betreffenden<br />
Kieferregion in einer Planungssoftware überlagert. Die<br />
Software hierfür liefert zum Beispiel coDiagnostiX (Dental<br />
Wings Inc., Montreal, Kanada) oder Sicat Endo (Sicat<br />
GmbH, Bonn, Deutschland). Nach der Überlagerung der<br />
Datensätze kann in der Software <strong>die</strong> Trepanationsachse virtuell<br />
geplant werden. Dazu wird ein virtuelles Abbild des<br />
Trepanations-Bohrers (Steco GmbH) <strong>auf</strong> das gegebenenfalls<br />
erst apikal vorhandene Lumen des obliterierten Wurzelkanalsystems<br />
ausgerichtet. Positioniert man <strong>die</strong> Spitze des<br />
Bohrers dabei <strong>auf</strong> das am weitesten koronal erkennbare Lumen<br />
des Kanals, stellt der Anschlag des Bohrers <strong>auf</strong> der<br />
Schablone später den Endpunkt der Trepanation dar. So<br />
kann <strong>die</strong> Perforationsgefahr nach apikal minimiert werden.<br />
Die Einbeziehung der Schneidekante in <strong>die</strong> Trepanation<br />
kann oftmals notwendig sein, um einen geradlinigen Zugang<br />
bis weit apikal zu ermöglichen. In allen drei Raumrichtungen<br />
kann jederzeit <strong>die</strong> optimale Bohrerposition und <strong>die</strong><br />
maximale Bohrtiefe überprüft werden. Abschließend lässt<br />
sich in der Software eine Bohrschablone designen und <strong>die</strong>se<br />
als STL-Datensatz exportieren. Die Schablone kann entweder<br />
3-D-gedruckt oder gefräst werden. Zur präzisen Führung<br />
des Bohrers wird in <strong>die</strong> Kunststoff-Schablone eine<br />
Bohrhülse aus Metall eingesetzt.<br />
KLINISCHE ANWENDUNG<br />
Nach eingehender Untersuchung des zu behandelnden Zahnes<br />
wird <strong>die</strong> Bohrschablone am Patienten <strong>auf</strong> korrekte Passung<br />
und einen schaukelfreien Sitz überprüft. Eine vorherige<br />
Isolation mittels Kofferdam ist ebenfalls möglich. Anschließend<br />
kann der Erstkontakt der Bohrerspitze mit der Schmelz-<br />
1a<br />
1b<br />
Trepanationsachse. Virtuelle Planung der Trepanationsachse an Zahn 21 und Design der Bohrschablone mit Hilfe der Planungssoftware<br />
coDiagnostiXTM (Abb. 1a und 1b).
30_FORTBILDUNG<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
2<br />
Kleinvolumige DVT-Aufnahme. Die Trepanationsachse des Vorbehandlers ist zu weit nach bukkal anguliert; der Wurzelkanal ist <strong>auf</strong>grund der fortgeschrittenen<br />
Obliteration erst in der apikalen Wurzelhälfte erkennbar.<br />
FALLBEISPIEL<br />
Eine 39-jährige Patientin wurde nach initial erfolgloser Trepanation<br />
des Zahnes 21 zur Kanalsuche und Wurzelkanalbehandlung<br />
in <strong>die</strong> Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie<br />
des Universitätsklinikums Würzburg überwiesen. Zahn<br />
21 war perkussionsempfindlich und reagierte nicht mehr <strong>auf</strong><br />
den thermischen Sensibilitätstest. Die Taschenson<strong>die</strong>rungstiefen<br />
waren nicht erhöht. Die Patientin berichtete von einem<br />
länger zurückliegenden Frontzahntrauma in <strong>die</strong>sem Bereich.<br />
Alio loco angefertigte Röntgenbilder zeigten zwei Kontrast<strong>auf</strong>nahmen,<br />
<strong>die</strong> während des Trepanationsversuchs angeferoberfläche<br />
farblich markiert werden. An <strong>die</strong>ser Stelle muss der<br />
Zahnschmelz konventionell mittels rotierender Diamantbohrer<br />
entfernt werden. Nach der Trepanation durch den Schmelz<br />
wird im Dentin ein Plateau senkrecht zur Bohrachse präpariert,<br />
um ein Abweichen des grazilen Bohrers durch Schrägflächen<br />
zu vermeiden. Nun kann mit Hilfe der Bohrschablone<br />
und des entsprechenden Bohrers bei 10.000 Umdrehungen<br />
pro Minute unter Wasserkühlung intermittierend nach apikal<br />
trepaniert werden. Dabei wird abwechselnd trepaniert, gespült<br />
(z. B. Natriumhypochlorit-Lösung) und mit dünnen<br />
Wurzelkanalinstrumenten (z. B. K-Feile ISO 10) versucht, den<br />
Kanal zu son<strong>die</strong>ren. Häufig lässt sich der Wurzelkanal schon<br />
vor dem zuvor definierten Endpunkt der Bohrung erschließen.<br />
Der Zeit<strong>auf</strong>wand zur schablonengestützten Erschlie-<br />
ßung eines obliterierten Wurzelkanals bemisst sich <strong>auf</strong> circa<br />
zehn bis 15 Minuten (Connert et al. 2019).<br />
3a 3b 3c<br />
Alio loco angefertigte Röntgenzahnfilme. Zahn 21 zeigt deutliche Anzeichen einer fortgeschrittenen Kanalobliteration, das Lumen ist erst in der<br />
apikalen Wurzelhälfte erkennbar. Die Kontrast<strong>auf</strong>nahmen wurden zur Kontrolle der Trepanationsachse angefertigt; <strong>die</strong> Kanaldarstellung blieb<br />
erfolglos (Abb. 3a und 3b). Zustand nach PV-Entfernung; <strong>die</strong> Trepanation des Vorbehandlers war weit nach bukkal exten<strong>die</strong>rt und mit Zement abgedeckt;<br />
der kalzifizierte Kanal liegt weiter palatinal (Abb. 3c).
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
31_FORTBILDUNG<br />
4a 4b 4c<br />
Schablone. Kontrolle der Schablone mit integrierter Metallhülse <strong>auf</strong> korrekte Passung (Abb. 4a). Zur farblichen Markierung des Erstkontaktes mit<br />
dem Zahn kann der Trepanations-Bohrer mit Farbstoff benetzt werden (Abb. 4b). Zustand nach PV-Entfernung und Markierung des Erstkontaktes<br />
des Bohrers. Im Dentin kann nun schablonengeführt trepaniert werden (Abb. 4c).<br />
tigt worden waren ( Abb. 3a und 3b). Der Kanal an Zahn 21<br />
erschien stark obliteriert und das sichtbare Kanallumen zeigte<br />
sich in etwa <strong>auf</strong> Hälfte der Wurzellänge. Als Diagnose wurde<br />
eine infizierte Pulpanekrose mit beginnender symptomatischer<br />
apikaler Parodontitis an Zahn 21 angenommen.<br />
In der ersten Sitzung erfolgte ein Medikamentenwechsel und<br />
eine intrapulpale Diagnostik mittels OP-Mikroskop (Abb.<br />
3c). Die alio loco durchgeführte Trepanation zeigte eine zu<br />
weit nach bukkal angulierte Präparation, welche mit Zement<br />
abgedeckt worden war. Um einen weiteren, womöglich hohen<br />
Substanzabtrag durch eine konventionelle Trepanation zu<br />
vermeiden und weitere Komplikationsrisiken zu minimieren,<br />
wurde <strong>die</strong> Patientin über <strong>die</strong> Möglichkeit der Wurzelkanalbehandlung<br />
mittels Guided Endodontics <strong>auf</strong>geklärt.<br />
Nach Einwilligung der Patientin wurden eine kleinvolumige<br />
DVT-Aufnahme (Abb. 2) und ein intraoraler Oberflächenscan<br />
(Primescan, Dentsply Sirona Deutschland GmbH, Bensheim,<br />
Deutschland) angefertigt. In der Software coDiagnostiX<br />
(Dental Wings Inc., Montreal, Kanada) wurden <strong>die</strong> Datensätze<br />
überlagert. Nach virtueller Planung der Trepanationsachse<br />
und Design der Bohrschablone (Abb. 1), wurde <strong>die</strong>se mittels<br />
3-D-Drucker (Voco Solflex350, Cuxhaven, Deutschland) im<br />
Hauslabor hergestellt.<br />
Im Folgetermin wurden <strong>die</strong> Zementreste im Pulpakavum<br />
vollständig entfernt, um eine Perforation nach bukkal ausschließen<br />
zu können. Das Wurzeldentin der bukkalen Kavitätenwand<br />
wurde adhäsiv abgedeckt. Anschließend wurde<br />
der Kanal mittels Guided-Eendodontics-Verfahren (= schab-<br />
5a<br />
5b<br />
Trepanation. Schablonengeführte Trepanation in intermittierender Arbeitsweise bei 10.000 U/min; zwischen jedem Bohrintervall wurde mit<br />
Natriumhypochlorit (3 Prozent) gespült sowie versucht den Kanal mittels K-Feile ISO 10 zu son<strong>die</strong>ren (Abb. 5a). Röntgenkontrast<strong>auf</strong>nahme zur<br />
Verifizierung der elektrometrisch bestimmten Arbeitslänge (Abb. 5b).
32_FORTBILDUNG<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
EVIDENZ<br />
In-vitro-Stu<strong>die</strong>n konnten zeigen, dass Guided Endodontics zur<br />
sicheren und präzisen Präparation einer Zugangskavität genutzt<br />
werden kann (Connert et al. 2019; Connert et al. 2017; Zehnder<br />
et al. 2016; Zhang et al. 2022). Guided Endodontics ermöglicht<br />
<strong>die</strong> Trepanation obliterierter Zähne dabei unabhängig von der<br />
Kompetenz des Behandlers und kann den Hartsubstanzverlust<br />
sowie <strong>die</strong> Perforationsgefahr, verglichen mit der konventionellen<br />
Trepanation, signifikant reduzieren (Connert et al. 2019).<br />
In einer klinischen Stu<strong>die</strong> an 50 einwurzeligen, obliterierten<br />
Zähnen konnten Buchgreitz et al. (2019) mit Hilfe der schablonengestützten<br />
Trepanation alle Kanäle erfolgreich erschließen<br />
und endodontisch behandeln. Guided Endodontics kann<br />
darüber hinaus auch bei anatomischen Besonderheiten (z. B.<br />
Dens invaginatus), Strukturanomalien (z. B. Dentindysplasie)<br />
oder beispielsweise bei der Revision von Glasfaserstiften erfolgreich<br />
eingesetzt werden (Ali & Arslan 2019; Krug et al.<br />
2020; Perez et al. 2021).<br />
6a<br />
FAZIT<br />
Das Guided-Endodontics-Verfahren erscheint gerade bei<br />
stark obliterierten Wurzelkanälen sinnvoll einsetzbar. Auf Basis<br />
eines dreidimensionalen Röntgenbildes und Oberflächenscans<br />
kann in einer Software <strong>die</strong> optimale Trepanation virtuell<br />
geplant und eine Schablone hergestellt werden. In der klinischen<br />
Anwendung können mit Hilfe der schablonengestützten<br />
Trepanation selbst stark obliterierte Wurzelkanäle<br />
präzise und vorhersagbar erschlossen werden. Dies reduziert<br />
Komplikationen wie Perforationen und unnötigen Zahnhartsubstanzverlust<br />
und kann <strong>die</strong> Behandlungszeit am Patienten<br />
wesentlich verringern.<br />
Dr. Alexander Winkler, PD Dr. Ralf Krug, Prof. Dr. Gabriel Krastl,<br />
Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie,<br />
Universitätsklinikum Würzburg,<br />
Zentrum für Zahn-, Mund- und Kiefergesundheit<br />
Abbildungen: Dr. Winkler<br />
6b<br />
Trepanationszugang. Minimalinvasiver<br />
Trepanationszugang<br />
und Zustand nach maschineller<br />
Aufbereitung mit RECIPROC<br />
blue 25.08 und 40.06 (VDW<br />
GmbH, München, Deutschland)<br />
und Abschlussspülung<br />
(Abb. 6a). Röntgenologische<br />
Kontrolle der Wurzelkanalfüllung.<br />
Der Endpunkt des Bohrpfades<br />
zeichnet sich hier<br />
analog zur vorherigen virtuellen<br />
Planung röntgenologisch<br />
ab (Abb. 6b).<br />
Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt werden unter<br />
Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail: info@zahnarzteblatt.de.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
0711 222966-14<br />
info@zahnaerzteblatt.de<br />
lonengestützt) erschlossen und maschinell <strong>auf</strong>bereitet<br />
( Abb. 4 und 5).<br />
In der dritten Sitzung (drei Wochen später) erschien <strong>die</strong> Patientin<br />
beschwerdefrei zur Wurzelkanalfüllung (Abb. 6). Es erfolgte<br />
eine sorgfältige chemo-mechanische Reinigung und Schlussdesinfektion<br />
durch schallaktivierte Spülung mit Natriumhypochlorit<br />
(3-prozentig, 10 ml) und Wechselspülung mit EDTA (17-prozentig,<br />
2 ml). Die Wurzelkanalfüllung erfolgte warm vertikal in<br />
Continuous-Wave-Technik mit Guttapercha und TotalFill BC<br />
Sealer HiFlow (FKG Dentaire Sàrl, La Chaux-de-Fonds, Schweiz).<br />
Die Zugangskavität wurde in Säure-Ätz-Technik mit Komposit<br />
verschlossen. Klinische und radiologische Kontrolluntersuchungen<br />
schließen sich in sechs bzw. zwölf Monaten an.<br />
Dr. Alexander Winkler,<br />
Zahnarzt<br />
Poliklinik für Zahnerhaltung<br />
und Parodontologie<br />
Universitätsklinik Würzburg<br />
Zentrum für Zahn-, Mund- und<br />
Kiefergesundheit<br />
PD Dr. Ralf Krug,<br />
Oberarzt<br />
Poliklinik für Zahnerhaltung<br />
und Parodontologie<br />
Universitätsklinik Würzburg<br />
Zentrum für Zahn-, Mund- und<br />
Kiefergesundheit<br />
Prof. Dr. Gabriel Krastl,<br />
Klinikdirektor<br />
Poliklinik für Zahnerhaltung<br />
und Parodontologie<br />
Universitätsklinik Würzburg<br />
Zentrum für Zahn-, Mund- und<br />
Kiefergesundheit
Existenz gründungs -<br />
Workshop 2023<br />
Für junge<br />
Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte<br />
115,- €<br />
grill & chill<br />
im freiRaum Stuttgart<br />
am 24. Juni 2023<br />
Bild: Adobe Stock / Impact Photography<br />
Fit für <strong>die</strong> Praxis!<br />
Bild: freiRaum Stuttgart<br />
Jetzt anmelden!<br />
Begrenztes<br />
Teilnahmekontingent!<br />
Bild: Adobe Stock / oneinchpunch<br />
Speziell für jüngere Mitglieder, <strong>die</strong> in einem Angestelltenverhältnis tätig sind, gerade ihre eigene Niederlassung planen oder<br />
sich erst kürzlich als Zahnärztin oder Zahnarzt mit einer Praxisgründung selbstständig gemacht haben, wurde <strong>die</strong>ses Angebot<br />
entwickelt, um sie <strong>auf</strong> <strong>die</strong> verschiedenen Herausforderungen in der Zahnarztpraxis vorzubereiten.<br />
Der Workshop findet am Samstag, 24. Juni 2023, von 9.00 bis 19.00 Uhr im freiRaum Stuttgart statt.<br />
Seminare<br />
Come together<br />
Wir freuen uns <strong>auf</strong> Sie!<br />
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Praxisübernahme oder Neugründung?<br />
Praxisformen, Berufsrecht und Vertragsgestaltung<br />
Zahnärztin bzw. Zahnarzt als Arbeitgeberin<br />
bzw. Arbeitgeber<br />
Gewinnung und Führung von Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern<br />
Betriebswirtschaft in der Zahnarztpraxis<br />
Praxisführung und -gestaltung<br />
Familie und Beruf<br />
Wie bekommen Sie Unterstützung<br />
von Kammer und KZV?<br />
Wie sind <strong>die</strong> Körperschaften<br />
strukturiert?<br />
Und, und, und …<br />
„grill & chill“-Event<br />
am Abend <strong>auf</strong> der großen<br />
freiRaum-Terrasse.<br />
Veranstaltungsort<br />
freiRaum, Güterstr. 4, 70372 Stuttgart:<br />
Event-Location mit urbanem Charakter<br />
im ehemaligen Güterbahnhof-Areal.<br />
Teilnahmegebühr<br />
Die Teilnahmegebühr beträgt 115,- € /<br />
pro Person und beinhaltet alle Fachvorträge,<br />
<strong>die</strong> ganztägige Verpflegung sowie<br />
<strong>die</strong> „grill & chill“-Abendveranstaltung.<br />
Das detaillierte Programm und<br />
das Online-Anmeldeformular<br />
finden Sie unter:<br />
lzk-bw.de<br />
kzvbw.de<br />
Haben Sie noch Fragen?<br />
Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
Albstadtweg 9<br />
70567 Stuttgart<br />
Heiko Eisele<br />
Tel. 0711 / 2 28 45-12<br />
Fax 0711 / 2 28 45- 40<br />
eisele@lzk-bw.de<br />
Illustrationen: Adobe Stock/yuromanovich
Foto: Giacomo1970<br />
58. BODENSEETAGUNG DER<br />
BEZIRKSZAHNÄRZTEKAMMER TÜBINGEN<br />
Freitag, 15. und Samstag, 16. September 2023 in Lindau<br />
Thema: Parodontologie 2.0 – Update und Perspektiven<br />
Programm für Zahnärzt*innen<br />
FREITAG, 15. SEPTEMBER 2023, INSELHALLE LINDAU<br />
Zeit Thema Referent*in<br />
DIESES JAHR NUR<br />
PRÄSENZTAGUNG<br />
09:00 – 09:30 Uhr Begrüßung, Eröffnung der Tagung Dr. Dr. Heinrich Schneider, Metzingen<br />
Vorsitzender der BZK Tübingen<br />
Grußwort der Stadt Lindau Dr. Claudia Alfons –<br />
Oberbürgermeisterin der Stadt Lindau<br />
Einführung in <strong>die</strong> Tagungsthemen Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm –<br />
Fortbildungsreferent der BZK Tübingen<br />
09:30 – 10:15 Uhr Die neue Klassifikation der Parodontitis und <strong>die</strong><br />
Leitlinien in der täglichen Praxis<br />
10:15 – 10:45 Uhr Pause, Besuch der Dentalausstellung<br />
Prof. Dr. Yvonne Jockel-Schneider M.Sc.,<br />
Würzburg<br />
10:45 – 11:30 Uhr Zeitgemäßes Biofilmmanagement – reicht <strong>die</strong> Kürette<br />
noch aus?<br />
11:35 – 12:20 Uhr Mundgesundheit und Allgemeinerkrankungen – Was ist<br />
wirklich belegt und praxisrelevant?<br />
12:20 – 14:00 Uhr Mittagspause/Mittagstisch in der Inselhalle/Besuch der<br />
Dentalausstellung<br />
Priv.-Doz. Dr. Gerhard Schmalz,<br />
Leipzig<br />
Prof. Dr. Dirk Ziebolz M.Sc., Leipzig<br />
14:00 – 14:45 Uhr Rote Ästhetik bei Einzelzahnimplantaten Prof. Dr. Stefan Fickl, Würzburg/Fürth<br />
14:50 – 15:35 Uhr Parodontalchirurgie: Stellenwert & Indikation Prof. Dr. Bernadette Pretzl, Karlsruhe<br />
15:35 – 16:10 Uhr Pause, Besuch der Dentalausstellung<br />
16:10 – 16:55 Uhr Parodontale Regeneration – Wunsch und Wirklichkeit Prof. Dr. Christian Graetz, Kiel<br />
17:00 – 17:45 Uhr Der besondere Vortrag:<br />
<strong>Blick</strong> von Jenseits des Bodensees: Der Schweizer<br />
Preisüberwacher über Preise im Dreiländereck und was<br />
wo warum viel oder wenig kostet.<br />
19:30 Uhr Bodensee.ABEND<br />
Sektempfang und Abendprogramm, EIL.GUT.HALLE, Lindau<br />
Dr. Stefan Meierhans, Bern<br />
SAMSTAG, 16. SEPTEMBER 2023, INSELHALLE LINDAU<br />
Zeit Thema Referent*in<br />
09:00 – 09:45 Uhr Adjuvante Therapiemaßnahmen in der<br />
Parodontitistherapie<br />
09:50 – 10:35 Uhr Fachpersonal finden und binden – Do’s und Don’ts in<br />
der Mitarbeiterführung<br />
10:35 – 11:00 Uhr Pause, Besuch der Dentalausstellung<br />
Prof. Dr. Axel Spahr, Sydney<br />
Monika Kruse, Lauchringen<br />
11:00 – 11:45 Uhr Zahnersatz im parodontal beeinträchtigten Gebiss<br />
richtig planen und umsetzen<br />
11:50 – 12:35 Uhr Periimplantäre Erkrankungen – Erkennen, Therapieren<br />
und Vorbeugen<br />
Prof. Dr. Nicola U. Zitzmann (PhD),<br />
Basel<br />
Priv.-Doz. Dr. Philipp Sahrmann,<br />
Zürich<br />
12:35 – 12:45 Uhr Verabschiedung Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm<br />
Dr. Dr. Heinrich Schneider, Metzingen
Foto: AdobeStock/fottoo<br />
52. TAGUNG FÜR ZAHNMEDIZINISCHE<br />
MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER<br />
Freitag, 15. und Samstag, 16. September 2023 in Lindau<br />
Thema: Nachhaltige Fortbildungen begeistern<br />
Programm für Zahnmedizinische Mitarbeiter*innen<br />
DIESES JAHR NUR<br />
PRÄSENZTAGUNG<br />
Ikons: AdobeStock/K3star, HN Works
ALLGEMEINE INFORMATIONEN<br />
ANMELDUNG<br />
Bitte melden Sie sich online unter www.bodenseetagung.eu an.<br />
TAGUNGSGEBÜHREN<br />
Alle Tagungsgebühren berechtigen zur Teilnahme an beiden Veranstaltungstagen.<br />
Tageskarten werden nicht angeboten.<br />
Bodenseetagung für Zahnärzt*innen<br />
Tagung für Zahnmedizinische<br />
Mitarbeiter*innen<br />
EUR 210,00 pro Zahnarzt/Zahnärztin<br />
EUR 150,00 pro Assistent/Assistentin<br />
EUR 95,00 pro Zahnmedizinische<br />
Mitarbeiter*in<br />
Live vor Ort<br />
Live vor Ort<br />
In der Tagungsgebühr enthalten ist bei den Zahnärzt*innen, Assistent*innen sowie Zahnmedizinische Mitarbeiter*innen ein<br />
Mittagstisch in der Mittagspause am Freitag, 15.09.2023 in der Inselhalle Lindau.<br />
Notfallseminar am 15.09.2023 EUR 100,00<br />
Aktualisierungskurs am 16.09.2023 Kenntnisse im Strahlenschutz nach StrlSchV EUR 79,00<br />
Bodensee.ABEND<br />
EUR 100,00 inkl. 19 % MwSt.<br />
Darin enthalten ist der Sektempfang,<br />
ein Abendessen und Getränke.<br />
Eine Rückvergütung bei Nichtteilnahme ist bei sämtlichen Veranstaltungen ausgeschlossen.<br />
Ihre Anmeldungen sind verbindlich. Stornierungen sind nur schriftlich und bis zum 25.08.2023 möglich. Bitte beachten Sie<br />
unsere AGB unter www.bodenseetagung.eu/impressum/agb/<br />
TEILNEHMERKARTEN UND TEILNAHMEBESCHEINIGUNGEN<br />
Nach Zahlungseingang der Teilnehmergebühr erfolgt <strong>die</strong> Zusendung der Anmeldebestätigung per E-Mail.<br />
Bitte beachten Sie: Die Teilnehmerkarte erhalten Sie vor Ort im jeweiligen Tagungsbüro.<br />
Die Teilnahmebescheinigung erhalten Sie nach der Tagung per E-Mail.
TEILNAHMEMÖGLICHKEIT<br />
AN DER 58. BODENSEETAGUNG UND 52. TAGUNG FÜR ZAHNMEDIZINISCHE MITARBEITER*INNEN<br />
In <strong>die</strong>sem Jahr werden beide Tagungen nur Live vor Ort angeboten.<br />
Es ist keine Buchung für Livestream oder Video-on-Demand möglich.<br />
FORTBILDUNGSPUNKTE<br />
Für <strong>die</strong>se Bodenseetagung erhalten Sie 12 Fortbildungspunkte.<br />
Die 59. Bodenseetagung findet am 13. und 14. September 2024 statt.<br />
FOTO- UND FILMAUFNAHMEN<br />
Wir möchten Sie dar<strong>auf</strong> hinweisen, dass während der Vorträge Film- und Foto<strong>auf</strong>nahmen gefertigt werden. Diese Aufnahmen<br />
sind unter Umständen mit der bildlichen Darstellung von anwesenden Personen verbunden.<br />
TAGUNGSBÜRO<br />
Unser Tagungsbüro für <strong>die</strong><br />
Zahnärztetagung befindet sich in der<br />
Inselhalle Lindau<br />
Zwanzigerstraße 10<br />
88131 Lindau<br />
Öffnungszeiten<br />
Freitag, 15. September 2023,<br />
08:30 Uhr bis 17:45 Uhr<br />
Samstag, 16. September 2023,<br />
08:30 Uhr bis 12:45 Uhr<br />
Unser Tagungsbüro für <strong>die</strong><br />
Mitarbeiterinnentagung befindet sich<br />
im Stadttheater Lindau<br />
Fischergasse 37<br />
88131 Lindau<br />
Öffnungszeiten<br />
Freitag, 15. September 2023,<br />
08:30 Uhr bis 16:45 Uhr<br />
Samstag, 16. September 2023,<br />
08:30 Uhr bis 12:30 Uhr<br />
BODENSEE.ABEND<br />
Der Bodensee.ABEND am Freitag, 15. September 2023 findet statt in der EIL.GUT.HALLE,<br />
Schützingerweg 2, 88131 Lindau.<br />
Der Einlass ist nur für eine begrenzte Teilnehmerzahl möglich. Wir bitten um Ihr Verständnis.<br />
INFORMATIONEN<br />
Bezirkszahnärztekammer Tübingen<br />
Bismarckstraße 96<br />
72072 Tübingen<br />
Telefon: +49 7071 911-0 E-Mail: info@bzk-tuebingen.de<br />
HOTELUNTERKUNFT<br />
Bei Übernachtungen hilft Ihnen <strong>die</strong> Lindau Tourismus und Kongress GmbH gerne weiter,<br />
<strong>die</strong> Sie wie folgt kontaktieren können:<br />
Lindau Tourismus und Kongress GmbH, Lennart-Bernadotte-Haus,<br />
Alfred-Nobel-Platz 1, 88131 Lindau im Bodensee<br />
Tel.: +49 8382 8899900, Fax: +49 8382 8899888, E-Mail: reservierung@lindau-tourismus.de<br />
Online-Zimmerbuchungen sind ebenfalls möglich unter: booking.lindau-tourismus.de
38_KOMMUNIKATION<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Journalistenpreis „Abdruck“ 2023 <strong>auf</strong> der IDS verliehen<br />
AUSZEICHNUNG FÜR<br />
NS-AUFARBEITUNG IM ZBW<br />
Mitte März verlieh <strong>die</strong> Initiative proDente zum<br />
18. Mal den Journalistenpreis „Abdruck“ im<br />
Rahmen der Internationalen Dentalschau (IDS) in<br />
Köln. Der Sonderpreis wurde für <strong>die</strong> herausragende<br />
Aufarbeitung der Rolle der Zahnmedizin<br />
im Nationalsozialismus vergeben. Diese besondere<br />
Auszeichnung ging an <strong>die</strong> Chefredakteurin<br />
des Zahnärzteblattes Baden-Württemberg,<br />
Cornelia Schwarz, <strong>die</strong> sich in einer umfassenden<br />
Recherche <strong>die</strong>sem Thema gewidmet hat.<br />
» Es war mir ein Anliegen,<br />
Ereignisse, <strong>die</strong> damals im<br />
Rahmen einer akzeptierten<br />
Norm begangen wurden,<br />
als eindeutiges Unrecht<br />
zu benennen.«<br />
Cornelia Schwarz<br />
Die Jury lobte in ihrer Begründung <strong>die</strong><br />
intensive und fleißige Recherche, <strong>die</strong><br />
journalistische Sorgfalt sowie <strong>die</strong> hohe<br />
Qualität der Beiträge: In der Titelstrecke<br />
„Zahnmedizin im Nationalsozialismus“<br />
(ZBW 2-3/2022) arbeiten <strong>die</strong><br />
Autorinnen Cornelia Schwarz und Dorothea<br />
Kallenberg nicht nur historische<br />
Fakten akribisch <strong>auf</strong>, sondern beleuchten<br />
auch <strong>auf</strong> beeindruckende<br />
Weise Geschichten, Verbrechen und<br />
Schicksale aus der Zeit des Nationalsozialismus.<br />
„Ein ebenso umfassendes<br />
wie fun<strong>die</strong>rtes Werk über eine besondere<br />
Epoche. Wenn man <strong>die</strong> Artikel gelesen<br />
hat, weiß man, wieviel Zeit und Rechercheleistung<br />
dahinterstecken“, so<br />
<strong>die</strong> Jury. „Wir möchten <strong>die</strong>se starke Arbeit<br />
daher auszeichnen und damit<br />
auch Aufmerksamkeit <strong>auf</strong> <strong>die</strong>ses wichtige<br />
Thema hinlenken.“ Durch <strong>die</strong> Beiträge<br />
von Cornelia Schwarz und Dorothea<br />
Kallenberg wurde ein wichtiger<br />
Beitrag zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen<br />
Vergangenheit geleistet,<br />
der zu einem tieferen Verständnis für<br />
<strong>die</strong> Geschehnisse <strong>die</strong>ser Zeit führt und<br />
dazu beiträgt, aus ihnen zu lernen.<br />
ROLLE DER OPFER UND TÄTER<br />
ProDente-Geschäftsführer Dirk Kropp<br />
und Moderatorin Anja Backhaus sprachen<br />
im Rahmen der Preisverleihung<br />
<strong>auf</strong> der IDS in Köln der Preisträgerin ihr<br />
besonderes Lob für den „beachtenswerten<br />
und bedeutungsvollen Beitrag“ aus<br />
und insbesondere auch für den Mut,<br />
<strong>die</strong>ses Thema anzusprechen. Cornelia<br />
Schwarz betonte, dass es ihr ein besonderes<br />
Anliegen gewesen sei, neben den<br />
Opfern – vorrangig Juden, aber auch<br />
Widerstandskämpfer – <strong>die</strong> Rolle der Täter<br />
<strong>auf</strong>zuzeigen. Besonders hob sie hier<br />
<strong>die</strong> Übernahme von Praxen jüdischer<br />
Kollegen sowie <strong>die</strong> Selektionen in<br />
Auschwitz hervor. „Es war mir ein Anliegen,<br />
Ereignisse, <strong>die</strong> damals im Rahmen<br />
einer akzeptierten Norm begangen<br />
wurden, als eindeutiges Unrecht zu benennen“,<br />
thematisierte Cornelia<br />
Schwarz <strong>die</strong> Verantwortung der Zahnärzteschaft.<br />
Die Aufarbeitung <strong>die</strong>ser<br />
dunklen Epoche erfolgte in Baden-<br />
Württemberg erst sehr spät. Viele Zahnärzte<br />
waren auch nach dem Krieg in hohen<br />
Ämtern geblieben und hatten ihre<br />
Praxen weiterhin geführt. Deshalb „hat<br />
wohl auch in Baden-Württemberg der<br />
Mut gefehlt, <strong>die</strong>ses Thema früher anzusprechen<br />
und den Finger in <strong>die</strong> Wunde<br />
zu legen“.<br />
HERAUSFORDERUNG<br />
„Die Auseinandersetzung mit <strong>die</strong>sem<br />
Thema war eine Herausforderung“, berichtete<br />
Cornelia Schwarz über ihre Arbeit<br />
an dem Projekt. „Es macht etwas<br />
mit einem, wenn man sich wochen-, ja<br />
mitunter monatelang mit fremden<br />
Biografien auseinandersetzt, nach Bestätigungen<br />
und Quellen sucht, Belege<br />
recherchiert und dann aus Yad Vashem,<br />
der internationalen Holocaust-<br />
Gedenkstätte in Jerusalem, <strong>die</strong> Bestätigung<br />
erhält, dass der Name, den man<br />
angefragt hat, tatsächlich <strong>auf</strong> einer Liste<br />
steht – einer Liste der Täter.“ Mehr<br />
als jede zehnte Zahnärztin oder jeder<br />
zehnte Zahnarzt war ab 1933 aus ras-
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
39_KOMMUNIKATION<br />
Fotos: G. Billischek<br />
Preisverleihung. Cornelia Schwarz, Chefredakteurin des Zahnärzteblattes<br />
Baden-Württemberg (Foto l. Mitte), nahm von proDente-<br />
Geschäftsführer Dirk Kropp (r.) und Moderatorin Anja Backhaus (l.)<br />
den Sonderpreis für <strong>die</strong> Aufarbeitung des Themas „Zahnmedizin im<br />
Nationalsozialismus“ in der ZBW-Ausgabe 2-3/2022 entgegen.<br />
sistischen Gründen verfolgt und aus<br />
dem Beruf gedrängt worden. Gleichzeitig<br />
war ein hoher Prozentsatz der<br />
Zahnärzteschaft Mitglied der NSDAP<br />
geworden, unter den Hochschullehrern<br />
etwa 60 Prozent. 1<br />
Bei der feierlichen Übergabe des Preises<br />
bedankte sich <strong>die</strong> Chefredakteurin bei<br />
der Jury und bei Prodente für <strong>die</strong> Würdigung<br />
ihrer Arbeit und betonte, dass<br />
sie es wichtig findet, ein Bewusstsein<br />
für <strong>die</strong> eigene Geschichte zu haben.<br />
„Das größte Unrecht wird bedauerlicherweise<br />
meistens nicht von den Menschen<br />
begangen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Regeln brechen,<br />
sondern von jenen, <strong>die</strong> sie befolgen“,<br />
so Cornelia Schwarz. Die Auszeichnung<br />
sei eine große Motivation,<br />
auch in Zukunft kritisch und engagiert<br />
zu schreiben.<br />
URSPRUNG DES PROJEKTS<br />
Den Anstoß zu <strong>die</strong>sem Projekt gab Dr.<br />
Hans Hugo Wilms, Vorstandsreferent<br />
der KZV BW für Öffentlichkeitsarbeit.<br />
1<br />
Dominik Groß, Jens Westemeier, Lisa Bitterich:<br />
Dossier 1: Der Anteil der NSDAP-Mitglieder unter<br />
den zahnärztlichen Hochschullehrern<br />
Er war seinerzeit an <strong>die</strong> ZBW-Chefredaktion<br />
herangetreten und bat um <strong>die</strong><br />
Aufarbeitung der nationalsozialistischen<br />
Vergangenheit der Zahnärzteschaft<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Anfangs recherchierte Cornelia<br />
Schwarz alleine <strong>die</strong> Hintergründe, indem<br />
sie Bücher und Material bestellte,<br />
mit Archiven telefonierte, mit Familienangehörigen<br />
der Opfer sprach und<br />
sich mit Dr. Matthis Krischel vom Institut<br />
für Geschichte, Theorie und<br />
Ethik der Medizin über ihre Recherche-Ergebnisse<br />
austauschte. „Die normale<br />
Arbeitszeit reichte dafür bei Weitem<br />
nicht aus, weshalb <strong>die</strong> Unterlagen<br />
auch mit nach Hause genommen und<br />
im Urlausbgepäck Platz finden mussten.<br />
Irgendwann war klar, dass <strong>die</strong> Arbeit<br />
neben den alltäglichen Aufgaben<br />
und Anforderungen mit der Leitung<br />
des Informationszentrums Zahn- und<br />
Mundgesundheit Baden-Württemberg<br />
(IZZ BW) zu umfassend waren“, beschreibt<br />
Cornelia Schwarz <strong>die</strong> anfängliche<br />
Recherche. Daher involvierte sie<br />
<strong>die</strong> freie Journalistin Dorothea Kallenberg<br />
in das Projekt. Gemeinsam teilten<br />
<strong>die</strong> Journalistinnen <strong>die</strong> Arbeitsbereiche<br />
<strong>auf</strong>: Dorothea Kallenberg übernahm<br />
<strong>die</strong> weitere Arbeit über <strong>die</strong> Täter in der<br />
Zahnärzteschaft und <strong>die</strong> Aufarbeitung<br />
der Nachkriegsgeschichte. „Besonders<br />
betroffen gemacht haben mich <strong>die</strong><br />
Nachkriegskarrieren einiger von mir<br />
beschriebener Täter, <strong>die</strong> trotz rechtskräftiger<br />
Verurteilung wieder in ihrem<br />
Zahnarztberuf arbeiten konnten“, so<br />
Dorothea Kallenberg.<br />
Cornelia Schwarz schrieb über <strong>die</strong> historischen<br />
Ereignisse der Weimarer Republik<br />
bis zum Nationalsozialismus,<br />
bearbeitete <strong>die</strong> Opferbiografien, <strong>die</strong><br />
Geschichte des Widerstandskämpfers<br />
Dr. Helmut Himpel und führte ein Interview<br />
mit der 101-jährigen Rachel<br />
Dror, <strong>die</strong> vor allem für Aussöhnung<br />
steht. Zudem gewann Cornelia Schwarz<br />
Prof. Dr. Dr. Aleida Assmann für einen<br />
Artikel zum Thema Anerkennung der<br />
eigenen Schuld und Verantwortung sowie<br />
Dr. Matthis Krischel als Autor für<br />
den Leitartikel.<br />
Die ZBW-Ausgabe 2-3/2022 finden Sie<br />
online unter: https://bit.ly/3UwN59I.<br />
Gabriele Billischek
40_KOMMUNIKATION<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Telefonaktionen des Informationszentrums Zahn- und Mundgesundheit BW<br />
ELEMENTARER BESTANDTEIL<br />
DER BERATUNG<br />
Nie war <strong>die</strong> Vielfalt an Kanälen und Formaten zur Informationsgewinnung<br />
größer als in <strong>die</strong>ser Zeit. Klassische Me<strong>die</strong>n und Onlineformate<br />
bieten <strong>auf</strong> allen Kanälen Wissenswertes. Journalist*innen arbeiten<br />
neben Influencer*innen. Es gibt für nahezu alle Themengebiete<br />
spezielle Communitys und sogenannten user-generated<br />
Content. Muten da klassische Telefonaktionen nicht fast<br />
schon komplett altbacken und überholt an? Für eine bestimmte<br />
Bevölkerungsgruppe mit Sicherheit, denn <strong>die</strong> jüngere Generation<br />
greift tatsächlich kaum noch nach dem Telefon, um damit<br />
auch zu telefonieren. Dennoch hält das Informationszentrum<br />
Zahn- und Mundgesundheit Baden-Württemberg (IZZ BW) an<br />
<strong>die</strong>sem Format fest. Und das ganz bewusst.<br />
Für eine gelungene Beratung braucht es<br />
einen persönlichen Kontakt, ein Gespür<br />
für <strong>die</strong> Situation und ein wenig Zeit.<br />
Unsicherheiten – sofern welche vorhanden<br />
sind – müssen dabei ernst genommen<br />
werden und stehen geballtem Expertenwissen<br />
gegenüber. Dann werden<br />
auch Patient*innen zu einem mündigen<br />
Gegenüber, halten Fakten in der<br />
Hand, mit denen sich agieren lässt. Diesen<br />
Anspruch haben auch <strong>die</strong> Telefonaktionen<br />
des Informationszentrums<br />
Zahn- und Mundgesundheit Baden-<br />
Württemberg. Bereits seit 1991 bietet<br />
das IZZ <strong>die</strong>se Art der zahnmedizinischen<br />
Patientenberatung über das sogenannte<br />
Bürgertelefon an. 2014 wurde<br />
das Angebot ausgelagert und mündete<br />
in der eigenständigen Institution der<br />
Zahnmedizinischen Patientenberatungsstelle<br />
Baden-Württemberg.<br />
FUNDAMENT<br />
In erster Linie geht es um Vertrauen.<br />
Waren Ärzt*innen früher noch <strong>die</strong><br />
Halbgötter in Weiß, werden sie heute<br />
vielfach mit der Konkurrenz aus dem<br />
World Wide Web konfrontiert. Doktor<br />
Google weiß zu allem <strong>die</strong> vermeintlich<br />
richtige Antwort, schürt damit<br />
aber bedauerlicherweise oft auch<br />
<strong>die</strong> Unsicherheit, statt sie zu beseitigen.<br />
Der Fokus der IZZ-Telefonaktionen<br />
geht daher in zwei verschiedene<br />
Richtungen. Zum einen wird <strong>die</strong> Zu-<br />
sammenarbeit mit den Me<strong>die</strong>n im<br />
Land gestärkt und weiter ausgebaut.<br />
Die Zahnärzteschaft positioniert sich<br />
als professionelles fachkundiges Gegenüber<br />
und richtet <strong>die</strong> Beratung gezielt<br />
<strong>auf</strong> den Einzelfall. Und damit ist<br />
<strong>die</strong> andere Richtung bereits beschrieben,<br />
denn wirklich kompetente Antworten<br />
bekommen Ratsuchende nur<br />
von Expert*innen. Die Anrufenden<br />
sollen umfassend informiert sein, sollen<br />
durch Wissen entscheiden können,<br />
welche Therapie oder Behandlung<br />
für ihren speziellen Fall am besten<br />
geeignet ist.<br />
ZUSAMMENARBEIT<br />
Keinesfalls verstehen sich <strong>die</strong> Telefonaktionen<br />
des IZZ und <strong>die</strong> Zahnmedizinische<br />
Patientenberatung als Konkurrenz<br />
oder Parallelveranstaltung. Das<br />
Spektrum an Fachkompetenz ist in<br />
unserem Land sehr hoch, das Angebot<br />
der Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten<br />
vielfältig. Die Beratung der<br />
Patientenschaft erfolgt deshalb Hand<br />
in Hand und richtet sich methodisch<br />
nach den Anforderungen. Spüren <strong>die</strong><br />
Expert*innen am IZZ-Telefon, dass<br />
eine individuellere Beratung notwendig<br />
wäre, <strong>die</strong> nicht im Rahmen der Telefonaktion<br />
zu leisten ist, verweisen sie<br />
<strong>auf</strong> das Angebot der Zahnmedizinischen<br />
Patientenberatung. Die Kärtchen<br />
mit den dafür notwendigen Tele-<br />
fonnummern liegen stets bereit und<br />
gehören zum Standardequipment.<br />
AUFGABE<br />
Vorrangig sind es Menschen der Altersgruppe<br />
60 plus, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> Telefonaktionen<br />
Rat suchen. Dennoch wird das<br />
IZZ so lange am Angebot für <strong>die</strong>se Bevölkerungsgruppe<br />
festhalten, wie <strong>die</strong><br />
Telefone während der Aktionen durchgängig<br />
klingeln. Neue Zeiten erfordern<br />
neue Strategien – <strong>die</strong>sen Weg gehen wir<br />
mit. Doch auch Bestehendes muss bewahrt<br />
werden, wenn es weiterhilft.<br />
Abbildungen: Adobe Stock/kebox<br />
Cornelia Schwarz
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
41_PRAXIS<br />
Schutz der Patienten und des Behandlungsteams<br />
WASSERQUALITÄT<br />
DER BEHANDLUNGSEINHEITEN<br />
Foto: A. Krämer<br />
Die Vorgaben in „Ziffer 5: Wasser führende<br />
Systeme“ aus der Empfehlung der<br />
Kommission für Krankenhaushygiene<br />
und Infektionsprävention (KRINKO)<br />
„Infektionsprävention in der Zahnheilkunde<br />
– Anforderungen an <strong>die</strong> Hygiene“<br />
gehören zu den etablierten Prüfungsaspekten<br />
im Rahmen einer Medizinprodukte-Überwachung<br />
durch <strong>die</strong> zuständigen<br />
Regierungspräsi<strong>die</strong>n in Baden-Württemberg.<br />
Die mikrobiologische Qualität<br />
des Betriebs-/Prozesswassers der Behandlungseinheiten<br />
ist jährlich zu untersuchen.<br />
Diese Anforderung bezieht sich <strong>auf</strong><br />
Behandlungseinheiten, <strong>die</strong> über das<br />
Trinkwasserleitungsnetz der Praxis sowie<br />
über ein Flaschen-/Bottle-System gespeist<br />
werden. Die Wasseruntersuchung<br />
an den Behandlungseinheiten <strong>die</strong>nt<br />
gleichzeitig dem Patientenschutz und<br />
dem Schutz des Behandlungsteams. Die<br />
LZK BW bietet Ihnen für <strong>die</strong> Durchführung<br />
der Wasseruntersuchungen drei<br />
Rahmenvertragspartner an. Alle wichtigen<br />
Informationen über <strong>die</strong> Wasseruntersuchungen<br />
inklusive Rahmenvertragspartner<br />
finden Sie im folgenden Beitrag.<br />
WO?<br />
Die Untersuchung der mikrobiologischen<br />
Wasserqualität erfolgt an einer<br />
Entnahmestelle pro Behandlungseinheit.<br />
Als Entnahmestellen kommen beispielsweise<br />
der Mundglasfüller, <strong>die</strong><br />
Mehrfunktionsspritze bzw. der Mikromotor<br />
für <strong>die</strong> Übertragungsinstrumente<br />
in Betracht.<br />
PROBENAHME?<br />
Die Entnahme der zu untersuchenden<br />
Wasserprobe erfolgt nach Abl<strong>auf</strong>en des<br />
Wassers über einen Zeitraum von mindestens<br />
20 Sekunden („Wasser-Durchspülen“<br />
der Entnahmestelle). Die Probenahmeanleitung<br />
des be<strong>auf</strong>tragten Wasserlabors<br />
ist stets zu beachten! Somit ist<br />
eine Eigenkontrolle durch geschultes<br />
Praxispersonal anhand der Probenahmeanleitung<br />
des Wasserlabors möglich.<br />
INTERVALL?<br />
Die Untersuchungsabstände liegen<br />
grundsätzlich bei 12 Monaten.<br />
WASSER-PARAMETER?<br />
Die Untersuchung umfasst <strong>die</strong> Bestimmung<br />
der Gesamtkeimzahl (koloniebildende<br />
Einheiten/KBE) bei 36°C und der<br />
Legionellen (Legionella spez.).<br />
RICHTWERTE<br />
Das Robert Koch-Institut gibt für Behandlungseinheiten<br />
<strong>die</strong> folgenden Richtwerte<br />
vor: Gesamtkeimzahl (koloniebildende<br />
Einheiten/KBE) bei 36°C: 100/ml<br />
und Legionellen: 0 KBE Legionellen/1ml.<br />
DIE KAMMER – IHR PARTNER<br />
Mit dem Labor für Umwelthygiene<br />
(LUH), der Firma ValiTech GmbH & Co.<br />
KG und der biocheck Hygienetechnisches<br />
Labor GmbH stellt <strong>die</strong> Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
ihren Mitgliedern bundesweit agierende,<br />
fachkompetente, leistungsstarke und<br />
kostenattraktive Partner für <strong>die</strong> Wasseruntersuchung<br />
„in Eigenkontrolle“ an <strong>die</strong><br />
Seite.<br />
PRAXIS-HANDBUCH<br />
Die Rahmenverträge, <strong>die</strong> Untersuchungspreise<br />
und <strong>die</strong> Bestellmodalitäten finden<br />
Sie <strong>auf</strong> der Homepage der LZK BW in der<br />
Online-Version des PRAXIS-Handbuchs<br />
unter https://lzk-bw.de wie folgt:<br />
„ZAHNÄRZTE“ >>> unter der Rubrik<br />
„Praxisführung“ <strong>auf</strong> das „PRAXIS-Handbuch“<br />
>>> in der rechten Sidebar <strong>auf</strong><br />
„PRAXIS-Handbuch (Online-Version)“<br />
>>> Schaltfläche „4. Muster-Verträge und<br />
Rahmenverträge“ >>> „4.3 Rahmenverträge“<br />
>>> über <strong>die</strong> Rubrik „4.3.5 Wasseruntersuchung<br />
von Behandlungseinheiten“.<br />
LEITFADEN<br />
Das PRAXIS-Handbuch stellt mit dem<br />
Leitfaden „Wasser führende Systeme“ einen<br />
<strong>die</strong> Zahnarztpraxis unterstützenden<br />
Fach-Ratgeber bereit. Den Wasser-Leitfaden<br />
finden Sie im PRAXIS-Handbuch<br />
über <strong>die</strong> Schaltfläche „2. Qualitätssicherung<br />
in der Zahnarztpraxis“ (unter Ziffer<br />
2.16).<br />
Ihre LZK-Geschäftsstelle
42_SOZIALES ENGAGEMENT<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Mobile Zahnarztpraxis bietet Hilfe für geflüchtete Ukrainer*innen in Polen<br />
WENN WENIGSTENS EIN<br />
LÄCHELN WIEDER MÖGLICH IST<br />
In einer kurzen Notiz berichteten wir in der vergangenen Ausgabe des Zahnärzteblattes<br />
Baden-Württemberg (ZBW) vom neuesten Projekt des Dental-<br />
Emergency-Teams e. V. (Dental-EMT). In zehnmonatiger Umbauzeit wurde durch<br />
den ehrenamtlich geführten Verein ein ehemaliger Rettungswagen zur mobilen<br />
Zahnarztpraxis umgebaut. Der erste Einsatz liegt mittlerweile hinter der Crew,<br />
zu deren Besetzung auch ein Zahnärztepaar aus Baden-Württemberg zählte.<br />
Zahnarztpraxis. Dr. Frank Herdach (l.), seine Lebensgefährtin Alexandra Deutsch (M.)<br />
mit einem kleinen Patienten und Schwester Aleksandra, der Generaloberin des polnischen<br />
Dominikanerinnenordens vor der Eingangstür zur Zahnarztpraxis.<br />
Auf Chios/Griechenland haben <strong>die</strong> Verantwortlichen<br />
des Dental-EMT bereits<br />
langjährige Erfahrungen in der Behandlung<br />
Geflüchteter gesammelt. In einem<br />
Container im Flüchtlingscamp Vial untergebracht,<br />
behandelt das Team um<br />
Zahnarzt Dr. Alexander Schafigh dort<br />
bereits seit Jahren Menschen aus der<br />
ganzen Welt, <strong>die</strong> über das Mittelmeer<br />
nach Europa geflüchtet sind (das ZBW<br />
berichtete). Nun begann der Verein mit<br />
Sitz in Bornheim (Nordrhein-Westfalen)<br />
eine neue Mission.<br />
PROJEKT<br />
Gemeinsam mit der Stuttgarter Hilfsorganisation<br />
STELP e. V. – supporter on<br />
site, mit der <strong>die</strong> baden-württembergischen<br />
Körperschaften 2022 auch einen<br />
Hilfstransport mit Zahnpflegemitteln<br />
ins Kriegsgebiet der Ukraine gebracht<br />
hatten, wurde ein Rettungswagen in<br />
eine mobile Zahnarztpraxis umgebaut.<br />
Der Stuttgarter Verein übernahm einen<br />
Teil der Finanzierung und unterstützt<br />
den Verein parallel dazu mit Aufrufen<br />
zur Mithilfe vor Ort. Darüber hinaus<br />
Foto: Dental-EMT<br />
hatte sich auch das Hilfswerks Deutscher<br />
Zahnärzte (HDZ) an der Projektumsetzung<br />
beteiligt.<br />
Den Umbau des Fahrzeugs in eine mobile<br />
Zahnarztpraxis hatte der Rettungssanitäter<br />
und Dental-EMT-Techniker<br />
Christian Novoselac übernommen und<br />
in zehn Monaten eine vollständige Praxis<br />
im Innern des Vans erschaffen. „Coronabedingt<br />
hatten sich <strong>die</strong> Lieferzeiten<br />
mancher Gerätschaften und auch von<br />
notwendiger Bauteile bedauerlicherweise<br />
immer wieder verschoben“, erklärt<br />
Dr. Alexander Schafigh <strong>die</strong> lange Entstehungsphase.<br />
Zunächst wurde Moldawien als Ziel<br />
und Standplatz für <strong>die</strong> dentale Praxis<br />
eruiert. Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage<br />
nahmen <strong>die</strong> Verantwortlichen<br />
davon jedoch wieder Abstand und wählten<br />
ein Kloster der Dominikanerinnen<br />
in Krakau/Polen als Location aus. Hier<br />
schien <strong>die</strong> Sicherheitslage stabil und im<br />
angrenzenden Klostergarten gab es zudem<br />
genug Raum für <strong>die</strong> mobile Zahnarztpraxis<br />
und den Ansturm der Hilfesuchenden.<br />
EINSATZ<br />
Mit in der ersten Mannschaft an hilfsbereitem<br />
Fachpersonal waren <strong>die</strong> Ärztin<br />
und Zahnärztin Alexandra Deutsch<br />
und ihr Lebensgefährte Dr. Frank Herdach<br />
aus Stuttgart. Beide waren von der<br />
Nachfrage der ersten Tage überwältigt.<br />
„Nachdem das online geführte Anmeldeverfahren<br />
<strong>die</strong> ersten 24 Stunden geöffnet<br />
war, liefen über 1500 Anfragen<br />
ein“, blickt Dr. Herdach <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Erlebnisse<br />
zurück. Kurzzeitig brach daher<br />
auch <strong>die</strong> Homepage zusammen.<br />
Täglich wurde durchgehend von 8:30<br />
bis 18.30 Uhr behandelt und das Paar<br />
aus Baden-Württemberg zählte rund
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
43_SOZIALES ENGAGEMENT<br />
»<br />
Wenn man von einem solchen<br />
Einsatz zurückkommt, hat<br />
man immer mehr empfangen als<br />
gegeben. Das Glück in<br />
den Augen der Menschen, <strong>die</strong><br />
man behandelt hat, ist<br />
meine Hauptmotivation.«<br />
Dr. Alexander Schafigh<br />
Foto: Privat<br />
Dankbarkeit. Nach Wochen voller Leid konnte das Personal des Dentomobils<br />
zumindest <strong>die</strong> Zahnschmerzen beheben.<br />
400 Patient*innen, <strong>die</strong> während ihrer<br />
zweiwöchigen Anwesenheit <strong>auf</strong> dem Behandlungsstuhl<br />
der mobilen Praxis<br />
Platz genommen hatten.<br />
Dabei wurden Abszesse ebenso eröffnet<br />
wie Zähne gezogen und Füllungen<br />
gelegt. Eine Vielzahl an Behandlungen<br />
kann problemlos durchgeführt werden,<br />
da das Fahrzeug über alle notwendigen<br />
Geräte und Instrumente, einschließlich<br />
einer Sterilisationsanlage<br />
verfügt. Zudem kann das Dentomobil<br />
dank eines Wassertanks mit Filter und<br />
einem Generator tagelang autark betrieben<br />
werden.<br />
SITUATION<br />
Vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine<br />
war Polen innerhalb der europäischen<br />
Berichterstattungen vor allem<br />
für seine harte und menschenrechtswidrige<br />
Behandlung von Geflüchteten<br />
bekannt. Während Polen an der Grenze<br />
zu Belarus weiterhin brutal gegen<br />
Schutzsuchende vorgeht, zeigt sich das<br />
Land gegenüber ukrainischen Kriegsflüchtlingen<br />
von einer freundlichen<br />
Seite. Der polnische Grenzschutz<br />
schätzt, dass allein zwischen Kriegsausbruch<br />
und Herbst 2022 über<br />
6.300.000 Menschen aus der Ukraine<br />
nach Polen gekommen sind. Aufgrund<br />
<strong>die</strong>ser Vielzahl an zusätzlichen Menschen<br />
droht das polnische Gesundheitssystem<br />
zu kollabieren. Viele Geflüchtete<br />
haben daher auch extreme<br />
Schwierigkeiten, Zugang zu medizinischer<br />
Versorgung, einschließlich zahnmedizinischer<br />
Behandlungen zu erhalten.<br />
Ein Angebot, wie es das Dentomobil<br />
macht, ist daher ein großer Segen<br />
für <strong>die</strong> Menschen vor Ort.<br />
Dennoch musste das deutsche Team<br />
zunächst einige bürokratische Hürden<br />
überwinden, bevor <strong>die</strong> ersten Patient*innen<br />
behandelt werden durften. Zertifikate<br />
sowohl von deutscher als auch<br />
von polnischer Seite mussten beantragt<br />
und bezahlt werden. Für das<br />
Team vor Ort kein Grund für schlechte<br />
Stimmung. „Das gehört dazu“, waren<br />
sich Alexandra Deutsch und Dr. Frank<br />
Herdach einig. Für <strong>die</strong> beiden steht bereits<br />
fest, dass <strong>die</strong>s nicht ihr letzter<br />
Hilfseinsatz gewesen ist, denn „wir<br />
wollen der Gesellschaft nach der Abgabe<br />
unserer Praxis durch unser Tun etwas<br />
von dem Glück zurückgeben, das<br />
wir<br />
haben“.<br />
Für den Hauptinitiator des Projekts,<br />
Dr. Alexander Schafigh, eine wunderbare<br />
Nachricht, denn während das<br />
nächste Team bereits vor Ort behandelt,<br />
sucht er l<strong>auf</strong>end nach Kolleg*innen<br />
und ZFAs, <strong>die</strong> bereit sind, <strong>die</strong> mobile<br />
Praxis tatkräftig zu unterstützen.<br />
„Es ist wichtig, dass wir durch Kontinuität<br />
Vertrauen schaffen“, erklärt er<br />
seine Intention.<br />
Befragt nach seiner eigenen Motivation,<br />
sich zusätzlich zur eigenen Praxistätigkeit<br />
mit zwei so umfangreichen<br />
Projekten wie der Praxis im Flüchtlingslager<br />
<strong>auf</strong> Chios und dem Dentomobil<br />
zu beschäftigen, muss der Zahnarzt<br />
nicht lange überlegen: „Wenn man<br />
von einem solchen Einsatz zurückkommt,<br />
hat man immer mehr empfangen<br />
als gegeben. Das Glück in den Augen<br />
der Menschen, <strong>die</strong> man behandelt<br />
hat, ist meine Hauptmotivation“.<br />
Foto: Privat<br />
Mobile Versorgung. Eine Vielzahl<br />
an Behandlungen kann problemlos<br />
durchgeführt werden. Das Fahrzeug<br />
verfügt über alle notwendigen<br />
Geräte und Instrumente.<br />
UNTERSTÜTZUNG<br />
Neben materieller und finanzieller Unterstützung<br />
für das Projekt werden<br />
nach wie vor Zahnärzte*innen sowie<br />
Assistenzpersonal für einen Mindesteinsatz<br />
von einer Woche, gerne auch<br />
für länger gesucht. Interessenten melden<br />
sich bitte unter info@dental-emt.<br />
org oder unter www.dental-emt.org.<br />
Cornelia Schwarz
44_PROPHYLAXE<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzte in der Gruppenprophylaxe<br />
EIN STRAHLENDES LÄCHELN<br />
ALS DANK<br />
In Baden-Württemberg gibt es besondere Helden, <strong>die</strong> sich tagtäglich ehrenamtlich in<br />
Kindertageseinrichtungen für <strong>die</strong> Zahngesundheit der Kleinsten einsetzen: <strong>die</strong> Patenzahnärztinnen<br />
und Patenzahnärzte. Sie tragen mit ihrem Engagement dazu bei, dass<br />
Kinder frühzeitig einen verantwortungsbewussten Umgang mit ihrer Zahngesundheit<br />
erlernen und sich positive Mundhygienegewohnheiten aneignen. Alle Patenzahnärztinnen<br />
und -zahnärzte üben ihr Ehrenamt höchst motiviert und mit Freude aus, denn<br />
sie bekommen den höchsten Dank zurück: in Form eines strahlenden Kinderlächelns.<br />
Foto: Adobe Stock/Sergey Novikov<br />
Bereits im Kindesalter wird der Grundstein<br />
für ein lebenslanges strahlendes<br />
Lächeln gelegt. Damit <strong>die</strong> Kinderzähne<br />
von Beginn an gesund bleiben, sind<br />
gruppenprophylaktische Impulse in<br />
Kindertageseinrichtungen wichtig. In<br />
Baden-Württemberg wird <strong>die</strong> Gruppenprophylaxe<br />
durch <strong>die</strong> Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Zahngesundheit Baden-<br />
Württemberg e. V. (LAGZ) mit ihren 37<br />
regionalen Arbeitsgemeinschaften flächendeckend<br />
sichergestellt. Dabei sind<br />
rund 170 Prophylaxefachkräfte sowie<br />
<strong>die</strong> Zahnärztinnen und Zahnärzte des<br />
Öffentlichen Gesundheits<strong>die</strong>nstes täglich<br />
im Einsatz. Tatkräftige Unterstützung<br />
erhalten sie von den derzeit rund<br />
750 Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzten<br />
im Ehrenamt.<br />
RÜCKGANG<br />
Vor zehn Jahren gab es noch fast doppelt<br />
so viele Patenzahnärztinnen und<br />
Patenzahnärzte wie heute. Die Gründe<br />
für den Rückgang sind vielfältig: Zum<br />
einen hat <strong>die</strong> Coronapandemie in den<br />
letzten drei Jahren viele Einsätze ausgebremst,<br />
zum anderen spielen auch<br />
strukturelle Veränderungen innerhalb<br />
der Zahnärzteschaft mit mehr angestellten<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzten<br />
eine Rolle, sodass langfristige Patenschaften<br />
immer seltener werden. Dabei<br />
versichern alle Beteiligten, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses<br />
Ehrenamt ausüben, dass ihnen <strong>die</strong> Tätigkeit<br />
mit den stets erwartungsvollen<br />
Kindern sehr große Freude bereite. Die<br />
Geschäftsführerin der LAGZ Baden-<br />
Württemberg, Carolin Möller-Scheib,<br />
sowie <strong>die</strong> Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg,<br />
insbesondere der<br />
Präsident Dr. Torsten Tomppert und<br />
der LZK-Prophylaxereferent Dr. Bernd<br />
Krämer, wissen um <strong>die</strong> Bedeutung <strong>die</strong>ses<br />
Ehrenamts und setzen sich in ihren<br />
Gremien sehr dafür ein, neue Patenzahnärztinnen<br />
und Patenzahnärzte zu<br />
gewinnen.<br />
MOTIVATION<br />
Manche Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzte<br />
sind schon fast ihr ganzes<br />
Berufsleben lang ehrenamtlich für <strong>die</strong><br />
Kleinsten im Einsatz, wie z. B. Dr. Iris<br />
Wellendorff aus Pforzheim. Sie wurde<br />
vor 25 Jahren vom Kindergarten ihrer<br />
Kinder angesprochen und hatte direkt<br />
zugesagt, „da ich in der Betreuung von
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
45_PROPHYLAXE<br />
Kindergärten bzw. den Kindern einen<br />
wertvollen Beitrag zur langfristigen<br />
Zahngesundheit sehe“. Unterstützt<br />
wurde sie dabei von der regionalen Arbeitsgemeinschaft<br />
Pforzheim. Mittlerweile<br />
betreut sie drei Kindergärten in<br />
der Nachbarschaft ihrer Praxis. Ebenfalls<br />
seit über 20 Jahren im Einsatz ist<br />
Dr. Silke Stuff aus Pforzheim. Sie betreut<br />
drei Kindergärten gemeinsam mit<br />
ihren angestellten Zahnärztinnen. Zu<br />
ihrer Motivation sagt sie: „Nicht nur<br />
Freude und Erfolg, sondern vor allem<br />
ein Pflichtgefühl den Kindern unserer<br />
Gesellschaft gegenüber treibt mich an,<br />
weiterzumachen.“ Seit 23 Jahren ist<br />
auch Dr. Martin Braun aus Pfullingen<br />
als Patenzahnarzt im Einsatz. Er hat<br />
den Kindergarten von seinem Vorgängers<br />
nach der Praxisübergabe übernommen,<br />
später kam noch eine weitere Einrichtung<br />
hinzu. Auf <strong>die</strong> Frage, was ihm<br />
am Ehrenamt am meisten Freude<br />
macht, antwortet er: „Motivierte und<br />
strahlende Kinderaugen zu sehen!“<br />
Neu hinzugekommen ist Dr. Mareike<br />
Lang aus Markgröningen. Sie war bereits<br />
vor zehn Jahren drei Jahre lang als<br />
Patenzahnärztin aktiv, ist dann aber<br />
umgezogen. Am neuen Wohnort kam<br />
sie über den Kindergarten ihrer Tochter<br />
und den Kontakt zur regionalen Arbeitsgemeinschaft<br />
erneut zum Ehrenamt.<br />
Zu ihrer Motivation sagt sie: „Gesunde<br />
Zähne sind für <strong>die</strong> gesunde Entwicklung<br />
von Kindern so wichtig, dass<br />
es mir tatsächlich ein Anliegen ist, dass<br />
alle Kinder auch eine Chance <strong>auf</strong> Zahngesundheit<br />
erhalten. Je früher man den<br />
<strong>Blick</strong> der Eltern für <strong>die</strong> Bedeutung regelmäßiger<br />
Zahnarztbesuche und Prophylaxe<br />
schärft desto besser.“<br />
RUHESTAND<br />
Der Zahnarzt Erich Duss aus Calw ist<br />
seit 2018 als Patenzahnarzt aktiv. Er ist<br />
mittlerweile im Ruhestand und betreut<br />
zusammen mit seiner Ehefrau 35 Einrichtungen.<br />
Durch eine Anzeige im Wochenblatt<br />
ist Erich Duss <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Suche<br />
der regionalen AG Zahngesundheit<br />
nach Patenzahnärzten <strong>auf</strong>merksam geworden.<br />
Da er und seine Frau selbst vier<br />
Enkel haben, sind sie den Umgang mit<br />
kleinen Kindern gewohnt und sie haben<br />
viel Freude an der Arbeit im Kindergarten.<br />
Die Zahnärztin Dr. Sabine Henrich<br />
aus Ulm ist ebenfalls über den Ruhestand<br />
hinaus als Patenzahnärztin aktiv.<br />
Sie betreut seit vielen Jahren in Zusammenarbeit<br />
mit der regionalen AG Ulm<br />
über 30 Einrichtungen für Kinder.<br />
VORAUSSETZUNGEN<br />
Alle approbierten Zahnärztinnen und<br />
Geschenk. Patenzahnärztinnen<br />
und Patenzahnärzte erhalten nach<br />
ihrem Einsatz in Kitas oft<br />
liebevoll gestaltete selbstgemachte<br />
Geschenke als Dank,<br />
hier eine Karte für Dr. Martin<br />
Braun aus Pfullingen.<br />
Zahnärzte, ob mit und ohne Praxis oder<br />
mit und ohne Berufserfahrung, <strong>die</strong> gerne<br />
mit Kindern arbeiten, können sich<br />
ehrenamtlich als Patenzahnärztinnen<br />
und Patenzahnärzte engagieren. Das<br />
Ehrenamt ist auch im Ruhestand möglich.<br />
AUFGABENGEBIETE<br />
Zu den Tätigkeiten der Patenzahnärztinnen<br />
und Patenzahnärzte gehört <strong>die</strong><br />
Betreuung einer Kindertageseinrichtung<br />
und Anleitung von Kindern, Erzieherinnen<br />
und Erziehern sowie der Erziehungsberechtigten.<br />
Zudem führen<br />
sie Vorsorgeuntersuchungen, Mundhygienemaßnahmen<br />
und Zahnschmelzhärtungen<br />
durch. Ernährungs<strong>auf</strong>klärung<br />
und -beratung an Elternabenden<br />
und Tagen der offenen Tür gehören außerdem<br />
zu ihren Aufgaben in den Kitas.<br />
Die Arbeitseinsätze werden in Absprache<br />
mit der Kita terminiert und finden<br />
einmal pro Einrichtung und Schuljahr<br />
von Montag bis Freitag, jeweils vormittags,<br />
statt. Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzte<br />
können eine oder mehrere<br />
Einrichtungen betreuen. Die Einteilung<br />
der Mitarbeit erfolgt in Abstimmung<br />
mit der Geschäftsführung der regionalen<br />
Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit.<br />
WERTSCHÄTZUNG<br />
Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzte<br />
in Baden-Württemberg erhalten<br />
für ihre ehrenamtliche Tätigkeit eine<br />
Aufwandsentschädigung. Um ihnen<br />
mehr Wertschätzung entgegenzubringen,<br />
haben sich sowohl der LAGZ-, als<br />
auch <strong>die</strong> LAGZ-Mitglieder im November<br />
2022 dar<strong>auf</strong> geeinigt, <strong>die</strong> Vergütung<br />
Foto: Privat<br />
um zehn Prozent zu erhöhen. Die Erhöhung<br />
tritt ab 2024 in Kraft.<br />
Viel wertvoller als jede Vergütung ist jedoch<br />
der Dank der Kinder, den <strong>die</strong> Patenzahnärztinnen<br />
und Patenzahnärzte<br />
bei jedem Einsatz erfahren. Patenzahnärztin<br />
Dr. Iris Wellendorff bringt es <strong>auf</strong><br />
den Punkt: „Es ist einfach so erfüllend,<br />
<strong>die</strong> erwartungsvollen Kinder im Stuhlkreis<br />
sitzen zu sehen und zu beobachten,<br />
wie <strong>die</strong> Zähne jedes Mal besser und<br />
<strong>die</strong> Vorfreude der Kinder <strong>auf</strong> meinen<br />
nächsten Besuch noch größer werden.<br />
Deshalb kann ich jedem eine Zahnarztpatenschaft<br />
nur ans Herz legen: Helfen<br />
auch Sie uns, <strong>die</strong>se nachhaltigen Untersuchungen<br />
flächendeckend durchzuführen,<br />
werden Sie Pate und begeistern<br />
Sie Kinder für <strong>die</strong> Liebe zu den eigenen<br />
Zähnen.“<br />
VORGEHENSWEISE<br />
Wenn Sie Patenzahnärztin oder Patenzahnarzt<br />
werden möchten und weitere<br />
Informationen benötigen, wenden Sie<br />
sich bitte an Ihre Kreisvereinigungsvorsitzenden,<br />
<strong>die</strong> Sie über Ihre Bezirkszahnärztekammern<br />
erreichen. Die Adressen<br />
finden Sie hier: https://lzk-bw.<br />
de/zahnaerzte/prophylaxe/patenzahnaerzte.<br />
Gleichzeitig können Sie Kontakt zur regionalen<br />
Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit<br />
<strong>auf</strong>nehmen, <strong>die</strong> für Ihren Einsatzort<br />
zuständig ist. Sie finden hier<br />
eine Übersicht aller regionalen AGs in<br />
Baden-Württemberg: https://www.lagzbw.de/.<br />
Claudia Richter
46_KULTUR<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Spontaner Städtetrip<br />
ENTDECKEN SIE<br />
DEN CHARME<br />
FREIBURGS<br />
Foto: Adobe Stock/Manuel Schönfeld<br />
Foto: Adobe Stock/allan<br />
Mit unserer neuen Serie möchten wir Ihnen einzelne<br />
Regionen Baden-Württembergs näherbringen. In den<br />
kommenden Ausgaben stellen wir sehenswerte Städte vor<br />
und nehmen Sie mit <strong>auf</strong> eine Entdeckungsreise. In <strong>die</strong>ser<br />
Ausgabe widmen wir uns Freiburg, der Stadt mit den<br />
meisten Sonnenstunden in Deutschland. Begleiten Sie uns<br />
<strong>auf</strong> einem Spaziergang durch <strong>die</strong> Altstadt, entdecken<br />
Sie Sehenswürdigkeiten, genießen Sie <strong>die</strong> regionale Küche<br />
und erleben Sie das besondere Flair <strong>die</strong>ser Stadt.<br />
Foto: Adobe Stock/Manuel Schönfeld<br />
Historische Denkmäler. Die Universitätsstadt Freiburg mit einer der ältesten Hochschulen<br />
im deutschsprachigen Raum liegt eingebettet zwischen Schwarzwald und Rheinebene. Sie ist<br />
bekannt für ihr studentisches und leicht alternatives Flair, eine hohe Lebensqualität und<br />
ihren Ruf als umweltfreundliche „Green City“. Das Münster mit seiner hoch <strong>auf</strong>ragenden<br />
gotischen Architektur ist das markanteste Wahrzeichen der Stadt. Die Kathedrale wurde<br />
zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert errichtet und überlebte als eines von wenigen<br />
Gebäuden <strong>die</strong> Bombenangriffe während des zweiten Weltkriegs. Ihr beeindruckendstes<br />
Merkmal ist der gotische Glockenturm, der 116 Meter hoch in den Himmel ragt. Wer <strong>die</strong> 400<br />
Stufen zur Aussichtsplattform erklommen hat, wird mit einem wunderschönen Panoramablick<br />
belohnt. Darüber hinaus beeindruckt <strong>die</strong> Stadt mit ihrem Historischen K<strong>auf</strong>haus<br />
(Museum für Stadtgeschichte), dem Rathausplatz, an dem sowohl das alte als auch das neue<br />
Rathaus zu finden sind, und zwei Stadttoren, deren mittelalterlicher Zustand bis heute<br />
erhalten geblieben ist. Am Martinstor aus dem Jahr 1202 erinnert eine Gedenktafel an drei<br />
Frauen, <strong>die</strong> 1599 als Hexen verbrannt wurden. Das Augustinermuseum ist eines der<br />
bedeutendsten Museen in Baden-Württemberg und beherbergt eine beeindruckende Sammlung<br />
von Kunstwerken aus dem Mittelalter bis zur Moderne. Hier kann man beispielsweise<br />
Werke von Matthias Grünewald, Hans Baldung Grien und Lucas Cranach d. Ä. bewundern.<br />
Auch <strong>die</strong> im Stil der Spätromanik gehaltene Herz-Jesu-Kirche im Stadtteil Stühlinger (Foto<br />
l.) ist sehenswert. Ein weiteres Highlight ist <strong>die</strong> Wiwilíbrücke, auch als Blaue Brücke<br />
bekannt. Sie ist nicht nur ein beliebter Treffpunkt, sondern auch ein wunderbarer Ort, um<br />
den Sonnenuntergang zu beobachten.
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
47_KULTUR<br />
Durch <strong>die</strong> Altstadt schlendern. Ein Bummel durch <strong>die</strong> Altstadt von Freiburg ist<br />
ein Muss für jeden Besucher. Eine der schönsten Gassen ist <strong>die</strong> Konviktstraße<br />
(Foto r.) mit ihren traditionellen Fachwerkhäusern und malerischem Kopfsteinpflaster.<br />
Neben kleinen individuellen Läden und Boutiquen verstecken sich<br />
hier auch urige Weinstuben und Restaurants, <strong>die</strong> zum Verweilen einladen. Da<br />
<strong>die</strong> Altstadt nur einen Quadratkilometer misst, lässt sich alles gut zu Fuß<br />
erkunden. Eine Besonderheit von Freiburg sind <strong>die</strong> „Bächle“, kleine<br />
Wasserläufe, <strong>die</strong> seit dem Mittelalter durch <strong>die</strong> Gassen und Straßen der<br />
Altstadt plätschern. Sie wurden angelegt, um das Vieh zu tränken und <strong>die</strong><br />
Stadt mit Wasser zu versorgen. Doch Vorsicht: „Wer in eines der Bächle<br />
‚dappt‘ (= tritt), muss eine Freiburgerin heiraten“, so <strong>die</strong> Legende! Weiter geht<br />
es durch Freiburgs „Klein-Venedig“, den Teil der Altstadt zwischen den<br />
Gassen Fischerau und Gerberau. Hier findet man kleine Läden mit<br />
Vintage-Möbeln, Design-Karten, Dekoartikeln für <strong>die</strong> Wohnung oder<br />
Secondhandkleidung. Wer Lust <strong>auf</strong> eine entspannte Shoppingtour hat, sollte<br />
hier entlangschlendern. An den Kanälen liegen zudem zahlreiche Cafés wie<br />
das Café Krokodil oder das angesagte Café Au Contraire (ehemals Altstadt-<br />
Café), wo man gemütlich sitzen und entspannen kann.<br />
Foto: pixabay/ Paul_Henri<br />
Freiburgs grüne Oasen. Das Schwabentor bildet den idealen Ausgangspunkt für<br />
einen Spaziergang <strong>auf</strong> den grün bewaldeten Schlossberg, der sozusagen der<br />
Hausberg Freiburgs ist. In zehn Minuten erreicht man den Kanonenplatz, von dem<br />
aus man einen sensationellen <strong>Blick</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Stadt, <strong>die</strong> Ausläufer des Schwarzwalds,<br />
das Rheintal und <strong>die</strong> Vogesen hat (Foto l.). Gleich neben dem Kanonenplatz liegt<br />
der Kastaniengarten, höchster Biergarten der Stadt und vermutlich auch der mit<br />
der schönsten Aussicht. Auf den rustikalen Bierbänken können Besucher*innen<br />
bei einem kühlen Radler oder einem leckeren Flammkuchen <strong>die</strong> Aussicht <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />
Stadt und den Sonnenuntergang genießen. Alternativ kann man auch mit der<br />
Schlossbergbahn innerhalb von drei Minuten zum Schlossberg fahren und über<br />
einen der vielen Wanderwege wieder zurück in <strong>die</strong> Stadt schlendern.<br />
Das Waldrestaurant St. Valentin ist immer noch ein Insidertipp. Wenn Sie Zeit für<br />
einen Ausflug haben, sollten Sie mit der Straßenbahn nach Günterstal fahren. Von<br />
dort erreichen Sie nach knapp 30 Minuten Fußweg das romantisch im Wald<br />
gelegene, urige Lokal. Im Sommer können Sie entspannt an den Holztischen unter<br />
großen schattenspendenden Bäumen sitzen und <strong>die</strong> leckeren Pfannkuchen,<br />
Flammkuchen oder das Traditionsgericht „Scharfe Paula“ genießen - ein<br />
Schweinesteak mit Käse und Schinken gefüllt, serviert in scharfer Tomatensoße<br />
mit „Brägele“ (=Bratkartoffeln).<br />
Foto: alamy/David Gysel<br />
Foto: alamy/Peter Schickert<br />
Entspannt genießen. Ein erster Vorgeschmack <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />
badische Küche bietet sich Besuchern bereits beim<br />
Bummel über den Wochenmarkt <strong>auf</strong> dem Münsterplatz<br />
(Montag bis Samstag 7.30 bis 13:30 Uhr). Der Besuch<br />
lohnt sich in jedem Fall, um Freiburger Spezialitäten wie <strong>die</strong><br />
Bratwurst „Lange Rote“ oder auch Stefans Käsekuchen zu<br />
probieren. Für einen Snack während der Mittagspause ist<br />
das Mamahé im Bermudadreieck oder auch das Salädchen<br />
am Holzmarkt zu empfehlen, ebenso ein Besuch in der<br />
Markthalle. Neben traditionsreichen Restaurants wie dem<br />
Schwabentörle, der Sichelschmiede (Foto l.), dem Gasthaus<br />
zum Roten Bären, dem Oberkirch, dem Gasthaus Goldener<br />
Anker oder Dattlers Schlossbergrestaurant gibt es auch<br />
eine wachsende Szene von Restaurants und Cafés, <strong>die</strong><br />
moderne, vegetarische oder vegane Küche anbieten. Zu<br />
nennen sind hier das Lichtblick, das Kartoffelhaus, Omas<br />
Küche sowie <strong>die</strong> veganen Restaurants Beb&Bene und<br />
Blattwerk. Für einen etwas gepflegteren Abend eignen<br />
sich Martin Fausters Wolfshöhle in der Konviktstraße, <strong>die</strong><br />
Zirbelstube im Colombi Hotel und das Restaurant Jacobi in<br />
der Herrenstraße.<br />
Das beste Eis gibt es übrigens bei Förster Max in der<br />
Wiehre. Es ist eine Eis<strong>die</strong>le, wie man sie von früher kennt:<br />
Hier werden 12 Eissorten von Hand hergestellt, gänzlich<br />
ohne Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker.<br />
Gabriele Billischek
48_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
AOK Baden-Württemberg<br />
NEUES VORSTANDSMITGLIED<br />
Zahnmedizinische Patientenberatung<br />
NEUER VERWALTUNGSRAT<br />
Ende März fand <strong>die</strong> konstituierende<br />
Sitzung des Verwaltungsrats der<br />
Zahnmedizinischen Patientenberatung<br />
Baden-Württemberg statt. Zum neuen<br />
Vorsitzenden des Verwaltungsrats<br />
wurde Dr. Georg Bach, Freiburg (2. v. r.),<br />
bestimmt, der in der vorherigen<br />
Legislatur das Amt des stellvertretenden<br />
Vorsitzenden innehatte. Dieses wird nun<br />
von Dr. Eberhard Montigel, Heilbronn<br />
(l.), bekleidet. Komplettiert wird der<br />
Verwaltungsrat durch Dr. Peter Riedel,<br />
Waldkirch (2. v. l.), und durch Dr. Bert<br />
Bauder (r.). Mit <strong>die</strong>ser Neubesetzung<br />
wurde eine „kleine Zeitenwende“ in der<br />
zahnmedizinischen Patientenberatung<br />
Baden-Württemberg vollzogen, da <strong>die</strong>se<br />
seit ihrem eigenständigen Bestehen<br />
durch Dr. Konrad Bühler geleitet und<br />
ausgerichtet wurde.<br />
„Kein Bundesland verfügt über mehr<br />
Erfahrung <strong>auf</strong> dem Gebiet der zahnmedizinischen<br />
Patientenberatung als<br />
unseres“, betont Dr. Georg Bach. „Seit<br />
über drei Jahrzehnten erhalten ratsuchende<br />
Patientinnen und Patienten hier<br />
kompetente und neutrale Antworten <strong>auf</strong><br />
ihre mannigfaltigen Fragen durch <strong>die</strong> Beraterinnen<br />
und Berater unserer zahnmedizinischen<br />
Patientenberatung Baden-<br />
Württemberg“.<br />
Mit der Neubesetzung des Verwaltungsrats<br />
wurde erfolgreich der Weg für<br />
schnelle Entscheidungswege und eine<br />
erfolgreiche Weiterentwicklung der<br />
zahnmedizinischen Patientenberatung<br />
Baden-Württemberg gebahnt. PB BW<br />
Foto: PB BW<br />
Gordana Marsic wird ab dem<br />
1. Januar 2024 neues<br />
und zugleich drittes<br />
Vorstandsmitglied<br />
der AOK Baden-<br />
Württemberg.<br />
Der Verwaltungsrat<br />
der<br />
Südwestkasse<br />
hat nach intensivem<br />
Auswahlverfahren<br />
einstimmig <strong>die</strong><br />
40-jährige Managerin in das<br />
Spitzenamt gewählt. Marsic ist<br />
bereits seit 2002 für <strong>die</strong> AOK<br />
Baden-Württemberg tätig – davon<br />
13 Jahre als Führungskraft. „Wir<br />
freuen uns sehr, dass wir mit<br />
Gordana Marsic eine hervorragend<br />
geeignete Persönlichkeit für <strong>die</strong>se<br />
verantwortungsvolle Aufgabe<br />
gewinnen konnten, <strong>die</strong> neben ihren<br />
fachlichen Qualitäten <strong>die</strong> AOK<br />
Baden-Württemberg von der Pike<br />
<strong>auf</strong> kennt“, betont Monika Lersmacher,<br />
alternierende Verwaltungsratsvorsitzende<br />
und Versichertenvertreterin.<br />
Die gebürtige Stuttgarterin<br />
Marsic war zuletzt stellvertretende<br />
Geschäftsführerin der AOK-Bezirksdirektion<br />
Stuttgart-Böblingen. AOK<br />
Foto: PB BW<br />
Abbildung: IfD-Allensbach
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
49_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />
Dienstjubiläum bei der LZK BW<br />
PROFI IN SACHEN<br />
PRAXISFÜHRUNG<br />
Die Landeszahnärztekammer<br />
Baden-<br />
Württemberg freut sich<br />
über das zehnjährige<br />
Dienstjubiläum von<br />
Simone Kramer.<br />
LZK-Direktor Axel Maag<br />
ehrte sie im März 2023<br />
in der LZK-Geschäftsstelle<br />
für ihre Tätigkeit in der Anerkennung. LZK-Direktor Axel Maag gratulierte<br />
Abteilung Praxisführung,<br />
Simone Kramer zu ihrem zehnjährigen Dienstjubiläum.<br />
dankte ihr für den beruflichen<br />
Einsatz und wünschte ihr für <strong>die</strong> weitere Tätigkeit bei der LZK alles<br />
Gute. Simone Kramer kam als gelernte ZFA mit viel Berufserfahrung am 21.<br />
März 2013 zur LZK BW, um <strong>die</strong> Abteilung Praxisführung zu verstärken. Dort<br />
berät sie <strong>die</strong> Zahnarztpraxen in den Bereichen Hygiene und Medizinprodukte,<br />
BuS-Dienst, Strahlenschutz, PRAXIS-Handbuch & Navigator und zu vielen<br />
weiteren Themen. Sie betreut das BuS-Dienst „Kammermodell“ sowie den<br />
Bereich Strahlenschutz mit allen Belangen, <strong>die</strong> dazugehören, z. B. von der<br />
Ausstellung der Fachkundebescheinigung über <strong>die</strong> Organisation der jährlichen<br />
Röntgenfachgespräche mit dem Umweltministerium bis hin zur<br />
Beratung bei DVT-Begehungen. Zusätzlich organisiert sie <strong>die</strong> Sitzungen des<br />
LZK-Praxisführungsausschusses. Simone Kramer ist darüber hinaus als<br />
betriebliche Ersthelferin und Brandschutzhelferin für ihre Kolleginnen und<br />
Kollegen im Einsatz.<br />
CR<br />
Foto: C. Richter<br />
Daten sind Geheimsache<br />
ARZNEIMITTELRESTE IN DER UMWELT<br />
Arzneimittel sollen im Körper wirken. Doch je nach Präparat werden bis zu 90 Prozent des enthaltenen<br />
Wirkstoffs unverändert wieder ausgeschieden und gelangen ins Abwasser. Kläranlagen fangen<br />
laut Umweltbundesamt nur einen Teil der Substanzen ab. In Gewässern seien Arzneimittel daher<br />
ebenso nachzuweisen wie im Trinkwasser. Zwar müssen <strong>die</strong> Hersteller Stu<strong>die</strong>n zu Umweltverhalten<br />
und -toxizität durchführen. Publik werden <strong>die</strong> Ergebnisse jedoch kaum. „Umweltbehörden<br />
und Öffentlichkeit kommen an <strong>die</strong> Daten oft nicht heran”, erklärt <strong>die</strong> Juristin<br />
und Umweltwissenschaftlerin Kim Teppe. Effektiver Gewässerschutz sei daher erheblich<br />
erschwert. Anders als bei Industriechemikalien müssen Hersteller bisher nur bei den<br />
Zulassungsbehörden Daten einreichen und können sich <strong>auf</strong> umfangreiche Ausnahmen<br />
berufen, sodass oft gar keine Daten vorgelegt werden, wie Teppe erklärt. dpa<br />
Abbildung: Adobe Stock/James Thew<br />
SÜßIGKEITEN VERÄNDERN DAS GEHIRN<br />
Abbildung: Adobe Stock/oleksandr.info<br />
Forschende des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung haben nachgewiesen,<br />
dass Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt unser Gehirn<br />
verändern: Wenn wir regelmäßig auch nur kleine Mengen davon essen, lernt<br />
das Gehirn, auch weiterhin genau <strong>die</strong>se Lebensmittel konsumieren zu<br />
wollen. Durch den Konsum wird besonders das dopaminerge System<br />
aktiviert, also <strong>die</strong> Region im Gehirn, <strong>die</strong> für Motivation und Belohnung<br />
zuständig ist. „Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt,<br />
dass sich das Gehirn durch den Konsum von Pommes und Co. neu<br />
verdrahtet. Es lernt unterbewusst, belohnendes Essen zu bevorzugen.<br />
Durch <strong>die</strong>se Veränderungen im Gehirn werden wir unbewusst immer <strong>die</strong><br />
Lebensmittel bevorzugen, <strong>die</strong> viel Fett und Zucker enthalten“, erklärt Marc<br />
Tittgemeyer, der <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> leitete.<br />
MPI
S-1.indd 1 30.01.2023 11:28:09<br />
50_LESERFORUM<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW<br />
ZAHNÄRZTEBLATT BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
ANGEBOTE FÜR<br />
DEN PRAXISALLTAG<br />
2-3/2023<br />
Titelthema<br />
EU-Medizinprodukteverordnung<br />
(EU-MDR)<br />
Fortbildung<br />
Zahnfleischerkrankungen<br />
bei Schwangeren<br />
ZBW-AUSGABE 4/2023, S. 53<br />
ARZNEIMITTELWERBUNG:<br />
GENDERN IM PFLICHTTEXT<br />
Eine kleine, aber völlig unnötige Mitteilung<br />
des Bundesministeriums für Gesundheit<br />
bezüglich des Genderns im<br />
„Waschzettel“.<br />
Ich höre und sehe, wenn ich von <strong>die</strong>sem<br />
absoluten Genderschwachsinn lese, rot<br />
bzw. grün. Fragen Sie bei einem Wasserrohrbruch<br />
auch Ihren Bäcker oder Kaminfeger?<br />
Diese blödsinnige Anregung<br />
betrifft also nicht nur das Gendern,<br />
sondern den gesunden Menschenverstand.<br />
Man fragt den Zuständigen, der<br />
am meisten vom Anliegen versteht. Ob<br />
weiblich oder männlich, muss nicht<br />
durch Gesetz geregelt werden.<br />
Haben <strong>die</strong>se „Sesselfurzer“ im BMG keine<br />
andere Möglichkeit, sich bürokratisch<br />
auszutoben?<br />
Wichtiger wäre ein Gesetz, das verbietet,<br />
Grundstoffe zur wichtigen Arzneimittelherstellung<br />
aus raubtierkapitalistischen<br />
Gründen ins Ausland zu verlagern.<br />
Hier fehlen deswegen u. a. lebenswichtige<br />
Heilmittel wie Antibiotika etc. oder<br />
den Krankenkassen klar zu machen,<br />
dass der Basistarif der <strong>GOZ</strong> – seit 35 Jahren<br />
nicht geändert – schon lange weit<br />
unter GVK-Sozialtarif liegt und dafür<br />
eine medizinische Leistung nicht zu erbringen<br />
ist!<br />
Das wären Dinge, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser Behörde<br />
wohl anstehen würden, würden sie bearbeitet!<br />
Siehe auch Leserbrief des Kollegen<br />
May/Freiburg in ZBW 4/2023, Seite 50.<br />
Dr. Stefan Troendle, Lörrach<br />
TERMINE<br />
FREIER VERBAND DEUTSCHER ZAHNÄRZTE E. V., LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
Führungswechsel in der Zahnarztpraxis –<br />
Das sollten Sie bei der Praxisabgabe bzw. -übernahme wissen!<br />
Samstag, den 24.06.2023,08:30 bis ca. 16:30 Uhr<br />
Referenten: mehrere Referenten/-innen aus den Bereichen Finanzen,<br />
Recht, Steuer, Versicherung und Datenschutz<br />
Ort: Kassenzahnärztliche Vereinigung BW, VV-Saal, Stuttgart, Albstadtweg 9,<br />
70567 Stuttgart-Möhringen<br />
Teilnahmegebühr (inklusive Pausensnack):<br />
Mitglieder: 90 Euro<br />
Nichtmitglieder: 180 Euro<br />
Fortbildungspunkte: 8 Punkte<br />
Information und Anmeldung:<br />
Freier Verband<br />
Deutscher Zahnärzte e.V.<br />
Albstadtweg 9<br />
70567 Stuttgart<br />
Tel. 0711-780 30 90<br />
Fax. 0711-780 30 92<br />
Mail: info@fvdz-bw.de<br />
Internet: www.fvdz-bw.de<br />
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liebevolles Zuhause.<br />
Weil jeder eine<br />
Familie braucht.
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
51_PERSONALIA<br />
Feier der BZK Stuttgart – 50-jähriges Approbationsjubiläum<br />
EIN HALBES JAHRHUNDERT<br />
Es ist eine wunderbare Tradition, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bezirkszahnärztekammer Stuttgart (BZK)<br />
seit vielen Jahren pflegt: Einmal im Jahr lädt sie <strong>die</strong> Altersjubilar*innen zu einem<br />
feierlichen Empfang ins Steigenberger Graf Zeppelin nach Stuttgart ein, ehrt in <strong>die</strong>sem<br />
Rahmen all jene, <strong>die</strong> ihre Approbation seit 50 Jahren haben und besonders wertvoll:<br />
gibt Raum für Austausch und Erinnerung.<br />
Ehrung. Genau 50 zu Ehrende wurden durch den BZK-Vorsitzenden, Dr. Eberhard Montigel (2. v. l.) und seinen Stellvertreter Dr. Hendrik Putze (4. v. r.) eingeladen.<br />
16 davon nahmen ihre Ehrung vor Ort entgegen: Dr. Siegfried Auernhammer, Dr. Eberhard Diezel, Jan Erik Öhlund, Dr. Jan Eggert, Dr. Karl-Wilhelm<br />
Beisel, Dr. Ulrich Baum, Dr. Peter Bihl, Dr. Sybill Taulien, Dr. Stefan Höhnle, Dr. Eckart Bordewieck, Dr. Martin K<strong>auf</strong>fmann, Dr. Klaus-Dieter Leibinger, Dr. Dr.<br />
Rudolf Helmut Mercy, Dr. Dr. Wolf Reiner Ude, Dr. Rainer Liehr und Dr.-medic stom./IMF Jassy Silvestru Nicolae Pintilie Wolf (v. l.).<br />
Foto: C. Schwarz<br />
Es war ein schönes Bild, das sich dem<br />
Betrachterauge bot: Im festlich geschmückten<br />
Empfangsraum des Steigenberger<br />
Graf Zeppelin Hotels Stuttgart<br />
saßen, an mehreren Tischen verteilt,<br />
rund 100 Zahnärzt*innen im Ruhestand,<br />
<strong>die</strong> meisten mit Begleitung,<br />
und unterhielten sich angeregt miteinander.<br />
Zahlreiche Anekdoten aus der<br />
aktiven Zeit wurden dabei ausgetauscht,<br />
gemeinsame Momente in <strong>die</strong> Gegenwart<br />
geholt, viel gelacht und vor allem<br />
der Augenblick genossen. Möglich gemacht<br />
hatte <strong>die</strong>ses besondere Stelldichein<br />
<strong>die</strong> BZK Stuttgart, <strong>die</strong> einmal im<br />
Jahr zum 50-jährigen Approbationsjubiläum<br />
lädt und den Feierkreis zudem<br />
um all jene erweitert, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Ehrung<br />
bereits erhalten haben.<br />
WÜRDEVOLL<br />
Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der<br />
BZK Stuttgart, Dr. Eberhard Montigel,<br />
und seinem Stellvertreter, Dr. Hendrik<br />
Putze, begrüßte Geschäftsführerin<br />
Christine Martin den Approbationsjahrgang<br />
und natürlich auch alle anderen geladenen<br />
Gäste. Die feierliche Zeremonie<br />
wurde durch das gemeinsame Mittagessen<br />
eröffnet, nach dessen Hauptgang <strong>die</strong><br />
Auszeichnungen vergeben wurden.<br />
ANERKENNUNG<br />
Als <strong>die</strong> Berufsgruppe 1973 ihre Approbation<br />
erhalten hat, war <strong>die</strong> Zahnmedizin<br />
noch weit entfernt von den heutigen<br />
Technologien und Behandlungsmethoden,<br />
und „auch von der Bürokratisierung“,<br />
wie einer der Jubilare süffisant<br />
bemerkte. In <strong>die</strong>sen Jahren galt es, noch<br />
mit einfachen Werkzeugen und Techniken<br />
zurechtzukommen. Dennoch hat<br />
<strong>die</strong> Zahnärzteschaft rückblickend viele<br />
Meilensteine hinter sich gebracht und<br />
gemeinsam enorm viel bewegt.<br />
Diese Leistung würdigten Dr. Eberhard<br />
Montigel und Dr. Hendrik Putze anerkennend.<br />
Alle Jubilare konnten sich<br />
über persönliche Worte, einen wunderschönen<br />
Blumenstrauß und vor allem<br />
eine Anerkennungsurkunde freuen. Darin<br />
dankte <strong>die</strong> Bezirkszahnärztekammer<br />
im Namen der gesamten Zahnärzteschaft<br />
für <strong>die</strong> mehr als 50-jährige Berufszugehörigkeit<br />
und <strong>die</strong> Ver<strong>die</strong>nste<br />
um <strong>die</strong> Gesundheit der Bevölkerung.<br />
RÜCKBLICK<br />
Die Feierlichkeiten waren ein wunderbarer<br />
Tribut an <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> im<br />
L<strong>auf</strong>e ihrer Tätigkeit vielen Menschen<br />
Schmerzen genommen und für ein befreites<br />
Lächeln gesorgt hatten.<br />
Zu Kaffee und Kuchen servierte <strong>die</strong><br />
BZK-Spitze einen gelungenen historischen<br />
Rückblick:. Im Wechsel erinnerten<br />
Dr. Eberhard Montigel und Dr.<br />
Hendrik Putze an wesentliche Errungenschaften<br />
und Ereignisse des Jahres<br />
1973, als <strong>die</strong> Geehrten ihre Approbation<br />
erhalten haben. Christine Martin<br />
unterlegte <strong>die</strong> Zeitreise mit musikalischen<br />
Hits der damaligen Zeit und sorgte<br />
dabei mehr als einmal für beschwingtes<br />
Mitsingen und sicher auch das ein<br />
oder andere Bein, das den Takt unter<br />
dem Tisch begeistert mitwipppte.<br />
Cornelia Schwarz
58_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
EINLADUNG ZUR<br />
VERTRETERVERSAMMLUNG<br />
Die Vertreterversammlung der<br />
Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg findet statt am<br />
Samstag, 22. Juli 2023, 10:00 Uhr<br />
bis 16:00 Uhr im Maritim Hotel<br />
Stuttgart.Die Tagesordnung wird<br />
<strong>auf</strong> Anforderung übermittelt. Die<br />
Kammermitglieder werden hiermit<br />
zur Vertreterversammlung eingeladen.<br />
Im Falle einer Teilnahme wird<br />
eine vorherige Anmeldung bei der<br />
LZK-Geschäftsstelle aus organisatorischen<br />
Gründen (E-Mail falk@<br />
lzk-bw.de) erbeten.<br />
Für den Fall, dass <strong>die</strong> o. g. Vertreterversammlung<br />
beschlussunfähig ist,<br />
wird bereits heute zu einer 2. Vertreterversammlung<br />
über <strong>die</strong>selben<br />
Gegenstände eingeladen.<br />
Diese findet statt am Samstag, 22.<br />
Juli 2023, 10:30 Uhr bis 16:30 Uhr im<br />
Maritim Hotel Stuttgart.<br />
Dr. Torsten Tomppert,<br />
Präsident<br />
EINLADUNG ZUR VERTRETERVER-<br />
SAMMLUNG DER KZV BW<br />
Die Vertreterversammlung der KZV<br />
BW findet statt am Freitag, den<br />
16.06.2023, ab 15:00 Uhr mit Fortsetzung<br />
am Samstag, 17.06.2023, ab<br />
9:00 Uhr im Hotel „Der Öschberghof“,<br />
Golfplatz 1, 78166 Donaueschingen.<br />
Die VV ist für <strong>die</strong> Mitglieder der KZV<br />
BW öffentlich. Sofern eine Teilnahme<br />
gewünscht ist, wird um formlose Anmeldung<br />
bei der KZV BW (Hauptverwaltung)<br />
an info@kzvbw.de gebeten.<br />
Dr. Dr. Alexander Raff<br />
Vorsitzender der Vertreterversammlung<br />
VERSORGUNGSANTEILSABHÄNGIGE<br />
GRÜNDUNGSBEFUGNIS VON<br />
KRANKENHÄUSERN BEZÜGLICH<br />
Z-MVZ GEMÄSS § 95 ABS. 1B SGB V<br />
Der § 95 Abs. 1b SGB V beinhaltet<br />
eine spezielle Regelung zur Gründung<br />
zahnärztlicher MVZ – sogenannte<br />
Zahnarzt-MVZ (Z-MVZ) – durch<br />
Krankenhäuser. Deren Gründungsbefugnis<br />
für Z-MVZ ist von der Wahrung<br />
bestimmter Versorgungsanteile<br />
abhängig, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> von einem<br />
Krankenhaus gegründeten, beziehungsweise<br />
betriebenen Z-MVZ nur<br />
noch maximal erreicht werden dürfen.<br />
Diese Anteile richten sich prozentual<br />
gestaffelt nach dem Versorgungsgrad<br />
des jeweiligen Planungsbereiches: In<br />
grundsätzlich bedarfsgerecht versorgten<br />
Planungsbereichen (entspricht<br />
einem Versorgungsgrad von<br />
50 Prozent bis 110 Prozent) beträgt<br />
der zulässige Versorgungsanteil eines<br />
Krankenhauses beziehungsweise<br />
„seiner“ Z-MVZ in dem betreffenden<br />
Planungsbereich maximal 10 Prozent,<br />
mindestens jedoch fünf Z-MVZ-Sitze/Zahnarztstellen<br />
in Planungsbereichen<br />
mit einem Versorgungsgrad<br />
zwischen 50 Prozent und 99,9<br />
Prozent.<br />
In unterversorgten Planungsbereichen<br />
(entspricht einem Versorgungsgrad<br />
von unter 50 Prozent) erhöht<br />
sich der zulässige Versorgungsanteil<br />
<strong>auf</strong> maximal 20 Prozent.<br />
In überversorgten Planungsbereichen<br />
(entspricht einem Versorgungsgrad<br />
ab 110 Prozent) reduziert sich<br />
der zulässige Versorgungsanteil <strong>auf</strong><br />
maximal 5 Prozent.<br />
Die Begrenzung <strong>auf</strong> bestimmte Versorgungsanteile<br />
gilt entsprechend<br />
auch für <strong>die</strong> Erweiterung bereits bestehender<br />
Z-MVZ, so dass auch hier<br />
der maximal zulässige Versorgungsanteil<br />
des betreffenden Krankenhauses<br />
nicht überschritten werden darf.<br />
Auf <strong>die</strong> MVZ-Gründungsbefugnis<br />
von Vertragszahnärztinnen und<br />
Vertragszahnärzten bezieht sich <strong>die</strong><br />
Neuregelung hingegen nicht.<br />
Gemäß § 95 Abs. 1b Sätze 5,6<br />
SGB V haben <strong>die</strong> Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigungen jährlich umfassende<br />
und vergleichbare Übersichten<br />
zum allgemeinen bedarfsgerechten<br />
Versorgungsgrad und zum<br />
Stand der vertragszahnärztlichen<br />
Versorgung zu erstellen und zu veröffentlichen.<br />
KZV BW
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
59_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
Übersicht nach § 95 Abs. 1b Satz 5 SGB V zum allgemeinen bedarfsgerechten Versorgungsgrad und zum Stand der<br />
vertragszahnärztlichen Versorgung<br />
Veröffentlichung der KZV Baden-Württemberg zum Stichtag 31.12.2022 Bezirksdirektion Freiburg<br />
Stand Zahnärzte: 31.12.2022, Stand Einwohner: 30.06.2022 (Zahnärztliche Versorgung) / 31.12.2021 (Kieferorthopädische Versorgung)<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3<br />
Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />
Stadtkreis Freiburg 183,2 106,2<br />
Gundelfingen/Breisach 70,2 94,0<br />
Titisee-Neustadt 25,5 76,1<br />
Müllheim 64,5 103,3<br />
Emmendingen 76,4 107,1<br />
Waldkirch 24,9 97,2<br />
Lahr 71,0 99,6<br />
Wolfach 31,8 88,4<br />
Offenburg 60,3 84,1<br />
Achern 57,4 95,3<br />
Kehl 41,2 101,5<br />
Oberndorf/Schramberg 50,6 81,4<br />
Rottweil 33,8 108,9<br />
Donaueschingen 27,8 65,5<br />
Furtwangen 22,7 75,8<br />
Villingen-Schwenningen 78,1 103,5<br />
Spaichingen-Trossingen 38,9 70,2<br />
Tuttlingen 47,0 88,1<br />
Konstanz 58,5 136,6<br />
Radolfzell/Stockach 47,1 120,6<br />
Singen 67,7 124,5<br />
Lörrach 80,8 97,3<br />
Rheinfelden 30,4 136,5<br />
Schopfheim 27,0 75,6<br />
Bad Säckingen 44,7 103,8<br />
Waldshut-Tiengen 58,3 116,6<br />
Kieferorthopädische Versorgung<br />
1 2 3<br />
Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />
Stadtkreis Freiburg 9,2 291,3<br />
Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald 11,6 116,4<br />
Landkreis Emmendingen 7,4 237,8<br />
Landkreis Ortenaukreis 19,0 120,5<br />
Landkreis Rottweil 6,3 88,9<br />
Landkreis Schwarzwald-Baar-Kreis 9,2 114,1<br />
Landkreis Tuttlingen 6,7 91,0<br />
Landkreis Konstanz 11,9 205,9<br />
Landkreis Lörrach 10,2 171,6<br />
Landkreis Waldshut 7,6 126,3
60_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Veröffentlichung der KZV Baden-Württemberg zum Stichtag 31.12.2022 Bezirksdirektion Karlsruhe<br />
Stand Zahnärzte: 31.12.2022, Stand Einwohner: 30.06.2022 (Zahnärztliche Versorgung) / 31.12.2021 (Kieferorthopädische Versorgung)<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3<br />
Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />
Baden-Baden 33,9 135,1<br />
Heidelberg 126,2 108,1<br />
Karlsruhe 240,0 89,4<br />
Mannheim 245,6 100,0<br />
Pforzheim 99,3 87,3<br />
Stadt-Calw 14,3 118,9<br />
Stadt-Nagold 13,6 160,3<br />
Calw-Land 68,8 52,3<br />
Stadt Mühlacker 15,6 91,0<br />
Enzkreis-Land 104,5 64,9<br />
Stadt-Freudenstadt 14,3 100,7<br />
Stadt-Horb 15,2 55,3<br />
Freudenstadt-Land 42,1 56,5<br />
Stadt-Bretten 17,9 117,9<br />
Stadt-Bruchsal 27,5 113,8<br />
Stadt-Ettlingen 23,6 160,2<br />
Karlsruhe Land 200,8 78,5<br />
Stadt-Buchen 10,7 143,9<br />
Stadt-Mosbach 15,6 155,8<br />
NOK-Land 60,0 83,2<br />
Stadt-Bühl 17,3 131,2<br />
Stadt-Gaggenau 18,0 79,4<br />
Stadt-Rastatt 30,7 78,2<br />
Rastatt-Land 73,9 83,4<br />
Stadt-Leimen 16,2 100,0<br />
Stadt-Schwetzingen 13,0 157,7<br />
Stadt-Sinsheim 21,6 106,5<br />
Stadt-Weinheim 27,1 136,9<br />
Stadt-Wiesloch 16,0 142,5<br />
RNK-Land 236,2 100,9<br />
Kieferorthopädische Versorgung<br />
1 2 3<br />
Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />
Baden-Baden 2,1 252,4<br />
Heidelberg 5,9 225,4<br />
Karlsruhe 11,0 200,9<br />
Mannheim 12,2 193,4<br />
Pforzheim 5,8 225,9<br />
Calw 7,0 77,1<br />
Enzkreis 8,7 49,4<br />
Freudenstadt 5,1 62,7<br />
Karlsruhe 19,0 81,1<br />
Neckar-Odenwald-Kreis 6,0 78,3<br />
Rastatt 9,6 75,0<br />
Rhein-Neckar-Kreis 23,4 159,8
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
61_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
Veröffentlichung der KZV Baden-Württemberg zum Stichtag 31.12.2022 Bezirksdirektion Stuttgart<br />
Stand Zahnärzte: 31.12.2022, Stand Einwohner: 30.06.2022 (Zahnärztliche Versorgung) / 31.12.2021 (Kieferorthopädische Versorgung)<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3<br />
Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />
Stuttgart-Mitte 147,9 148,4<br />
S-Feuerbach/S-Zuffenhausen 109,6 78,2<br />
S-Bad Cannstatt 104,3 71,8<br />
S-Vaihingen/S-Degerloch 114,4 87,4<br />
Böblingen/Sindelfingen 136,1 105,4<br />
Herrenberg 37,6 91,8<br />
Leonberg 62,9 91,1<br />
Esslingen 93,7 114,1<br />
Plochingen 56,7 85,9<br />
Kirchheim/Teck 50,7 112,0<br />
Nürtingen 67,8 96,8<br />
Filderstadt/Leinfelden-Echterdingen 51,5 107,6<br />
Göppingen 83,7 92,6<br />
Geislingen 35,5 77,7<br />
Eislingen/Donzdorf/Süssen 36,1 128,0<br />
Ludwigsburg 177,4 110,0<br />
Bietigheim-Bissingen 77,2 91,5<br />
Marbach 71,7 64,3<br />
Waiblingen 126,1 106,4<br />
Backnang 63,0 82,4<br />
Schorndorf 67,2 108,3<br />
Heilbronn 99,1 105,5<br />
Brackenheim/Eppingen 68,2 79,5<br />
Neckarsulm 88,4 87,0<br />
Weinsberg 52,9 83,2<br />
Künzelsau 33,2 67,8<br />
Öhringen 35,1 94,0<br />
Schwäbisch Hall 66,9 91,3<br />
Crailsheim 53,2 98,1<br />
Tauberbischofsheim 26,0 95,8<br />
Bad Mergentheim 34,8 77,3<br />
Wertheim 19,1 122,5<br />
Heidenheim 52,4 101,1<br />
Giengen 27,4 78,1<br />
Aalen 78,5 95,3<br />
Ellwangen 30,1 78,7<br />
Schwäbisch Gmünd 81,1 106,8<br />
Kieferorthopädische Versorgung<br />
1 2 3<br />
Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />
Stadtkreis Stuttgart 24,1 162,2<br />
Landkreis Böblingen 17,9 150,8<br />
Landkreis Esslingen 22,8 112,7<br />
Landkreis Göppingen 11,2 125,0<br />
Landkreis Ludwigsburg 24,2 131,8<br />
Landkreis Rems-Murr 18,6 135,5<br />
Stadtkreis Heilbronn 5,6 169,6<br />
Landkreis Heilbronn 15,5 174,2<br />
Landkreis Hohenlohe 5,0 70,0<br />
Landkreis Schwäbisch Hall 9,0 68,9<br />
Landkreis Main-Tauber 5,5 190,9<br />
Landkreis Heidenheim 5,8 106,9<br />
Landkreis Ostalb 13,6 165,4
62_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
ZBW_5-6/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Veröffentlichung der KZV Baden-Württemberg zum Stichtag 31.12.2022 Bezirksdirektion Tübingen<br />
Stand Zahnärzte: 31.12.2022, Stand Einwohner: 30.06.2022 (Zahnärztliche Versorgung) / 31.12.2021 (Kieferorthopädische Versorgung)<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3<br />
Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />
Reutlingen 109,8 109,3<br />
Metzingen/Münsingen 63,1 89,1<br />
Tübingen 104,8 109,4<br />
Rottenburg 33,1 89,4<br />
Albstadt 44,0 91,8<br />
Balingen 34,4 100,3<br />
Hechingen 36,4 84,1<br />
Stadtkreis Ulm 100,2 119,7<br />
Alb-Donau-Nord 61,8 87,2<br />
Alb-Donau-Süd 58,0 87,8<br />
Biberach/Laupheim 98,4 87,7<br />
Riedlingen 23,8 74,4<br />
Friedrichshafen 92,3 130,2<br />
Überlingen 39,9 103,3<br />
Ravensburg/Weingarten/Bad Waldsee 101,3 118,9<br />
Wangen/Leutkirch 64,2 88,9<br />
Sigmaringen/Pfullendorf 61,7 74,1<br />
Bad Saulgau 24,6 100,0<br />
Kieferorthopädische Versorgung<br />
1 2 3<br />
Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />
Kreis Reutlingen 12,7 136,2<br />
Kreis Tübingen 9,7 187,6<br />
Zollernalbkreis 8,0 75,0<br />
Stadtkreis Ulm 5,1 158,8<br />
Alb-Donau-Kreis 9,2 80,4<br />
Kreis Biberach 9,5 105,3<br />
Bodenseekreis 9,2 177,2<br />
Kreis Ravensburg 12,7 144,9<br />
Kreis Sigmaringen 5,7 98,2<br />
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ZBW_5-6/2023<br />
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63_ZU GUTER LETZT<br />
Karikatur: picture alliance/<strong>die</strong>KLEINERT | Kostas Koufogiorgos<br />
IMPRESSUM<br />
IMPRESSUM<br />
_Herausgeber:<br />
Dr. Torsten Tomppert, Präsident der<br />
Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg (LZK BW),<br />
Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />
und Vorsitzender des Vorstands der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />
Baden-Württemberg (KZV BW),<br />
Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />
für das Informationszentrum<br />
Zahn- und Mundgesundheit Baden-<br />
Württemberg<br />
Eine Einrichtung der KZV BW und<br />
LZK BW<br />
_Redaktion:<br />
Cornelia Schwarz (cos) (ChR, verantw.)<br />
E-Mail: cornelia.schwarz@izzbw.de<br />
Telefon: 0711/222 966-10<br />
Gabriele Billischek (bi),<br />
E-Mail: gabriele.billischek@izzbw.de<br />
Telefon: 0711/222 966-14<br />
Andrea Mader (am),<br />
Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg<br />
Telefon: 0711/228 45-29<br />
E-Mail: mader@lzk-bw.de<br />
Dr. Holger Simon-Denoix (hsd),<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung<br />
Baden-Württemberg<br />
Telefon: 0711/78 77-229<br />
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_Anschrift der Redaktion:<br />
Informationszentrum Zahn- und<br />
Mundgesundheit Baden-Württemberg<br />
Heßbrühlstr. 7, 70565 Stuttgart<br />
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_Redaktionsassistenz:<br />
Gabriele Billischek<br />
_Layout:<br />
Armin Fischer, Gabriele Billischek<br />
_Autoren*innen <strong>die</strong>ser Ausgabe:<br />
Dr. Bert Bauder, Gabriele Billischek,<br />
Prof. Dr. Gabriel Krastl, Dr. Ralf Krug,<br />
Andrea Mader, Dr. Herbert Martin,<br />
Alexander Messmer, Dr. Susanne<br />
Ozegowski, Dr. Florian Reuther, Claudia<br />
Richter, Cornelia Schwarz, Dr. Torsten<br />
Tomppert, Dr. Hans Hugo Wilms,<br />
Dr. Alexander Winkler.<br />
_Titelseite:<br />
Foto: alamy/Rosseforp<br />
_Rubrik Titelthema:<br />
Abbildungen: Adobe Stock: Vector Stock<br />
Pro, Grayscale_Studio; Armin Fischer<br />
_Verantwortlich für Amtliche<br />
Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Baden-<br />
Württemberg (KZV BW):<br />
Dr. Torsten Tomppert, Vorsitzender des<br />
Vorstands der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Baden-Württemberg<br />
(KZV BW), KdöR<br />
_Verantwortlich für Amtliche<br />
Mitteilungen der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
(LZK BW):<br />
Dr. Torsten Tomppert, Präsident<br />
der Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg (LZK BW), KdöR<br />
_Hinweise:<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />
Ein Anspruch <strong>auf</strong> Veröffentlichung<br />
besteht nicht. Bei Einsendungen an<br />
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