10.05.2023 Aufrufe

Blick auf die GOZ

Ausgabe 5-6/2023

Ausgabe 5-6/2023

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ZBW<br />

ZAHNÄRZTEBLATT BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

5-6/2023<br />

Titelthema<br />

<strong>GOZ</strong>-Jahr 2023:<br />

Kampagne gestartet<br />

Fortbildung<br />

Obliterierte Wurzelkanäle:<br />

Guided Endodontics<br />

BLICK AUF DIE <strong>GOZ</strong><br />

Diese Ausgabe enthält das neue


LESEN SIE DAS ZBW BEQUEM VON ÜBERALL<br />

Mit der digitalen Ausgabe des ZBW stehen Ihnen<br />

alle Artikel uneingeschränkt und ganz bequem<br />

<strong>auf</strong> Ihrem Smartphone, Tablet oder jedem anderen<br />

Endgerät zur Verfügung.<br />

So einfach geht’s<br />

Schreiben Sie uns eine E-Mail an<br />

info@zahnaerzteblatt.de und bestellen Sie das<br />

ZBW online oder tragen Sie sich <strong>auf</strong> unserer<br />

Website www.zahnaerzteblatt.de in das Formular<br />

für <strong>die</strong> Online-Ausgabe ein.<br />

Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit<br />

Heßbrühlstr. 7 • 70565 Stuttgart • Postfach 10 24 33 • 70020 Stuttgart<br />

Fon: 0711 222966-14 • Fax: 0711 222966-21 • info@zahnaerzteblatt.de •<br />

Wollen Sie <strong>auf</strong> <strong>die</strong> gedruckte<br />

Version des ZBW verzichten,<br />

bestellen Sie <strong>die</strong> Printausgabe<br />

bitte bei Ihrer zuständigen<br />

Bezirkszahnärztekammer ab:<br />

BZK Freiburg<br />

Tel. 0761 4506-343<br />

BZK Karlsruhe<br />

Tel. 0621 38000-227<br />

BZK Stuttgart<br />

Tel. 0711 7877-236<br />

BZK Tübingen<br />

Tel. 07071 911-230


ZBW_05-06/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

3_EDITORIAL<br />

Foto: alamy/ J. Allan Cash<br />

Foto: A. Mader<br />

TITELTHEMA<br />

Seit ihrer Einführung 1988 hat <strong>die</strong> Gebührenordnung für<br />

Zahnärzte (<strong>GOZ</strong>) in Deutschland zahlreiche Veränderungen<br />

erfahren. Was seit <strong>die</strong>ser Zeit leider nicht geschehen ist, ist eine<br />

Anpassung des Punktwertes an <strong>die</strong> aktuellen wirtschaftlichen<br />

Gegebenheiten.<br />

Die letzte Änderung der <strong>GOZ</strong> fand im Jahr 2012 statt. Dabei<br />

wurden lediglich zahlreiche Gebührenpositionen hinzugefügt<br />

und einige weggelassen. Eine Punktwert-Anpassung hingegen<br />

ist nicht erfolgt und damit auch kein Inflationsausgleich. Seitdem<br />

haben sich jedoch viele Dinge verändert. So sind <strong>die</strong> Kosten<br />

für Personal, Materialien und Technologien in der Zahnmedizin<br />

gestiegen, während sich parallel dazu <strong>die</strong> Anforderungen<br />

an <strong>die</strong> Zahnärzteschaft im Hinblick <strong>auf</strong> Fortbildung und Qualifikation<br />

erhöht haben. Zudem macht <strong>die</strong> Digitalisierung neue<br />

Leistungen möglich. Doch auch <strong>die</strong>se kosten Geld und Personaleinsatz.<br />

Eine finanzielle Anpassung der <strong>GOZ</strong> an <strong>die</strong> heutigen<br />

Gegebenheiten wäre demzufolge nicht nur dringend notwendig,<br />

sondern ist vor allem angemessen. Doch trotz des Bedarfs<br />

haben <strong>die</strong> zuständigen Gremien den <strong>GOZ</strong>-Punktwert nicht angepasst.<br />

Stattdessen drohen dem Berufsstand zusätzliche Budgetierungen<br />

durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-<br />

FinStG).<br />

Diese Nichtanpassung der <strong>GOZ</strong> ist jedoch nicht nur ein Affront<br />

für <strong>die</strong> Zahnärzteschaft im Land, sondern hat zudem enorme<br />

Auswirkungen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Patientenversorgung: Viele Zahnärzte<br />

können es sich eigentlich nicht mehr leisten, bestimmte Leistungen<br />

anzubieten, da sie nicht angemessen dafür vergütet werden.<br />

Dennoch tun es viele von ihnen trotzdem, um Einschränkungen<br />

bei der Versorgung ihrer Patient*innen zu vermeiden.<br />

Können Sie es jedoch nicht (mehr), wird sich <strong>die</strong>se Entwicklung<br />

langfristig negativ <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Zahngesundheit und damit <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

Allgemeingesundheit der Bevölkerung auswirken.<br />

Es ist also dringend geboten, eine Anhebung des Punktwertes<br />

festzulegen, um eine gute Versorgung der Patientenschaft zu<br />

gewährleisten. Denn nur <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se Weise lässt sich <strong>die</strong> Qualität<br />

der zahnmedizinischen Versorgung in Deutschland <strong>auf</strong> dem<br />

gewohnt hohen Niveau halten.<br />

SPECIAL OLYMPICS<br />

Zum vierten Mal in Folge fanden in Todtnauberg <strong>die</strong> Landes-<br />

Winterspiele von Special Olympics Baden-Württemberg (SO<br />

BW) statt. Neben den herausragenden sportlichen Leistungen<br />

ist dabei auch das Zahngesundheitsprogramm hervorzuheben,<br />

das laut Florian Rauch, Referent des Gesundheitsprogramms<br />

von SO BW, das am besten organisierte Angebot des<br />

Konzepts sei. Auch Dr. Guido Elsäßer, SO-BW-Landeskoordinator<br />

und Referent für Inklusive Zahnmedizin bei der Landeszahnärztekammer<br />

(LZK) zeigte sich rundum zufrieden<br />

mit den durchgeführten Beratungsgesprächen. „Wir haben<br />

zwei Drittel aller Athletinnen und Athleten erreicht, das gab<br />

es noch nie!“ (S. 24 f.)<br />

FORTBILDUNG<br />

Zähne mit Pulpanekrose und ausgeprägter Pulpaobliteration<br />

können im klinischen Alltag eine große Herausforderung darstellen.<br />

Die Trepanation und Kanalsuche gestaltet sich häufig<br />

zeit<strong>auf</strong>wendig, frustrierend und ist mit einem erhöhten Risiko<br />

für Perforationen verbunden. Konventionelle Techniken mit<br />

einer möglichst axial <strong>auf</strong> den Wurzelkanal gerichteten Trepanationsachse<br />

unter Zuhilfenahme eines Dentalmikroskops<br />

können zum gewünschten Erfolg führen, sind aber häufig mit<br />

einem erheblichen Verlust an Zahnhartsubstanz verbunden.<br />

Die schablonengestützte Trepanation (Guided Endodontics)<br />

stellt hier eine substanzschonende Alternative dar, mit der<br />

selbst stark obliterierte Kanäle vorhersagbar und sicher erschlossen<br />

werden können. Das Autorenteam, bestehend aus<br />

Dr. Alexander Winkler, PD Dr. Ralf Krug und Prof. Dr. Gabriel<br />

Krastl aus der Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie<br />

am Universitätsklinikum Würzburg, berichtet ab Seite 28 ausführlich<br />

darüber, wie Obliterationen entstehen und wie <strong>die</strong> Kanäle<br />

sicher verschlossen werden können. Das dabei abgebildete<br />

Fallbeispiel zeigt deutlich, wie das Guided-Endodontics-Verfahren<br />

sinnvoll einsetzbar ist, um den Hartsubstanzverlust sowie<br />

<strong>die</strong> Perforationsgefahr verglichen mit der konventionellen Trepanation<br />

signifikant zu reduzieren.<br />

Cornelia Schwarz<br />

»


4_INHALT<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

INHALT<br />

BERUFSPOLITIK<br />

LEITARTIKEL<br />

09_Was tun, wenn <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> nicht novelliert wird?<br />

Dr. Florian Reuther<br />

TITELTHEMA<br />

20_Neuer KZBV-Vorstand gewählt<br />

Konstituierende Vertreterversammlung der KZBV in Berlin<br />

10_Wenn Altes nicht mehr passt<br />

Geschichte der <strong>GOZ</strong><br />

12_Kampagne gestartet<br />

<strong>GOZ</strong>-Jahr 2023<br />

24_„Wir gehören in <strong>die</strong> Mitte der Gesellschaft“<br />

Landes-Winterspiele von<br />

Special Olympics Baden-Württemberg<br />

13_„Die moderne Zahnheilkunde kann viel mehr“<br />

Fragen an den <strong>GOZ</strong>-Referenten<br />

14_ „Machen Sie 2023 zu Ihrem <strong>GOZ</strong>-Jahr 4.0“<br />

Tour de Ländle<br />

FORTBILDUNG<br />

26_Gesundheitsdaten<br />

für alle<br />

BMG stellt Digitalisierungsstrategie<br />

vor<br />

17_Moderne<br />

Parodontitistherapie<br />

Neue Abrechnungsbasis<br />

18_Abweichende Vereinbarung – <strong>GOZ</strong> 4.0!<br />

Der <strong>GOZ</strong>-Ausschuss informiert<br />

28_Schablonengestützte<br />

Trepanation zur<br />

Erschließung obliterierter<br />

Wurzelkanäle<br />

Guided Endodontics


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

5_INHALT<br />

KOMMUNIKATION<br />

KULTUR<br />

38_Auszeichnung für NS-Aufarbeitung im ZBW<br />

Journalistenpreis „Abdruck“ 2023 <strong>auf</strong> der IDS verliehen<br />

40_Elementarer Bestandteil der Beratung<br />

Telefonaktionen des Informationszentrums Zahnund<br />

Mundgesundheit BW<br />

46_Entdecken Sie den Charme Freiburgs<br />

Spontaner Städtetrip<br />

PERSONALIA<br />

SOZIALES ENGAGEMENT<br />

51_Ein halbes Jahrhundert<br />

Feier der BZK Stuttgart – 50-jähriges<br />

Approbationsjubiläum<br />

INFORMATION UND SERVICES<br />

42_Wenn wenigstens ein Lächeln wieder möglich ist<br />

Mobile Zahnarztpraxis bietet Hilfe für geflüchtete<br />

Ukrainer*innen in Polen<br />

03_Editorial<br />

41_Praxis<br />

48_Namen und Nachrichten<br />

50_Leserforum<br />

51_Personalia<br />

58_ Amtliche Mitteilungen<br />

63_ Zu guter Letzt/<br />

Impressum<br />

PROPHYLAXE<br />

Besuchen Sie auch <strong>die</strong> ZBW-Website. Neben der<br />

Online-Ausgabe des ZBW gibt es zusätzliche Informationen<br />

sowie ein ZBW-Archiv.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

InformationszentrumZahnundMundgesundheit<br />

izz_bw<br />

izzbadenwuerttemberg<br />

44_Ein strahlendes Lächeln als Dank<br />

Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzte in der<br />

Gruppenprophylaxe<br />

Für den Druck des Zahnärzteblatts Baden-Württemberg<br />

(ZBW) wurden ausschließlich Materialien aus<br />

FSC-zertifizierten Wäldern und/oder Recyclingmaterial<br />

aus kontrollierten Quellen verwendet.


6 _PERSPEKTIVEN<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ANGEKLEBT FÜR DIE SACHE<br />

Das Phänomen von Demonstranten, <strong>die</strong> sich <strong>auf</strong> der Straße festkleben, um ihre Proteste zu verstärken und Aufmerksamkeit<br />

zu erregen, ist ein kontroverses Thema. Während einige <strong>die</strong>s als eine legitime Form des zivilen Ungehorsams<br />

betrachten, gibt es auch viele, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Praxis kritisieren. Die Freiheit zu demonstrieren, und das Recht <strong>auf</strong> freie<br />

Meinungsäußerung sind hohe Güter. Doch wie sehr darf das Ausleben <strong>die</strong>ser Rechte <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Kosten anderer<br />

Menschen gehen?<br />

Foto: picture alliance / photothek | Florian Gaertner


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

PERSPEKTIVEN_7


Landeszahnärztekammer BW | Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Akademie<br />

Fortbildungsangebot<br />

Juni 2023 - September 2023<br />

Zahnärzte/-innen<br />

Kurs Nr. 9398 | 5 Punkte<br />

Online | Einzelkurs | Endodontie im Milchgebiss<br />

Referentin: ZÄ Monika Quick-Arntz<br />

Datum: 16.06.2023 | 14:00 - 18:00 Uhr<br />

Kursgebühr: 240 €<br />

Kurs Nr. 9431 | 8 Punkte<br />

Hybrid | Einzelkurs | Der Speichel – das Gute daran, ist das<br />

Gute darin<br />

Referent: Prof. Dr. Andreas Filippi<br />

Datum: 16.06.2023<br />

Kursgebühr: 500 €<br />

ZFA<br />

Kurs Nr. 9481<br />

Einzelkurs | Die Rezeption - das Herz der Praxis!<br />

Referentin: Brigitte Kühn, ZMV<br />

Datum: 23.06.2023<br />

Kursgebühr: 180 €<br />

Kurs Nr. 9482<br />

Einzelkurs | Willkommen am Telefon – der erste Eindruck zählt<br />

Referentin: Brigitte Kühn, ZMV<br />

Datum: 24.06.2023<br />

Kursgebühr: 180 €<br />

Kurs Nr. 9449 | 6 Punkte<br />

Einzelkurs | Befundevaluation und UPT Parodontitis in Schach<br />

halten! Wie lange kann das gut gehen …<br />

Referent: Prof. Dr. Peter Eickholz<br />

Datum: 16.06.2023<br />

Kursgebühr: 450 €<br />

Kurs Nr. 5784<br />

Aufstiegsfortbildung | Kombinationskurs Standard<br />

Referentinnen: Nadja Pfister, ZMF, u. a.<br />

Datum: 26.06.-21.07.2023<br />

Kursgebühr: 2100 € (inkl. 300 € Prüfungsgebühr)<br />

Kurs Nr. 9415 | 8 Punkte<br />

Einzelkurs | Traumatologie der bleibenden Dentition bei<br />

Kindern und Jugendlichen: Therapie in der Praxis<br />

Referent: Prof. Dr. Gabriel Krastl<br />

Datum: 23.06.2023<br />

Kursgebühr: 550 €<br />

Kurs Nr. 9469<br />

Einzelkurs | Röntgenkurs für Zahnmedizinische Fachangestellte<br />

Referent: Dr. Burkhard Maager<br />

Datum: 06.-08.07.2023<br />

Kursgebühr: 620 €<br />

Kurs Nr. 9471 | 16 Punkte<br />

Einzelkurs | Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD):<br />

Grundlagen der Diagnostik und Therapie<br />

Referenten: Prof. Dr. Alfons Hugger, PD Dr. Daniel Hellmann<br />

Datum: 30.06.-01.07.2023<br />

Kursgebühr: 700 €<br />

Kurs Nr. 5813<br />

Aufstiegsforbildung | Zahnmedizinische/-r Prophylaxeassistent/-in<br />

(ZMP) 2023/2024<br />

Referentinnen: Prof. Dr. Bernadette Pretzl, u. a.<br />

Datum: 06.09.2023-20.01.2024<br />

Kursgebühr: 4850 € (inkl. 550 € Prüfungsgebühr)<br />

Kurs Nr. 9451 | 10 Punkte<br />

Einzelkurs | Update Parodontologie – Neues und Bewährtes!<br />

Referent: Prof. Dr. Christof Dörfer<br />

Datum: 30.06.2023<br />

Kursgebühr: 450 €<br />

Unser komplettes Programm mit vielen<br />

weiteren Kursangeboten finden Sie auch <strong>auf</strong>:<br />

www.za-karlsruhe.de<br />

Wir freuen uns <strong>auf</strong> Sie!<br />

Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe | Lorenzstraße 7 | 76135 Karlsruhe | Fon +49 721 9181-200 | Fax + 49 721 9181-222 | fortbildung@za-karlsruhe.de


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

9_LEITARTIKEL<br />

WAS TUN, WENN DIE <strong>GOZ</strong> NICHT<br />

NOVELLIERT WIRD?<br />

Die Gebührenordnung für Zahnärzte (<strong>GOZ</strong>) wurde zuletzt vor mehr als<br />

zehn Jahren novelliert. Sie bildet das moderne zahnmedizinische Leistungsgeschehen<br />

in manchen Bereichen nicht mehr zutreffend ab. Daher<br />

gilt es, im wohlverstandenen Interesse der Patienten ein modernes zahnmedizinisches<br />

Leistungsspektrum auch ohne <strong>GOZ</strong>-Novellierung <strong>auf</strong>rechtzuerhalten.<br />

Dazu steht mit dem Beratungsforum für Gebührenordnungsfragen<br />

eine besonders geeignete Plattform zur Verfügung.<br />

Dr. Florian Reuther<br />

Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV)<br />

DEFIZITE DER <strong>GOZ</strong> 2012<br />

Die „aktuelle“ <strong>GOZ</strong> steht in der Kritik.<br />

Seitens der Zahnärzteschaft wird <strong>die</strong> Lethargie<br />

des Verordnungsgebers, der in<br />

den letzten 35 Jahren lediglich 1988<br />

und 2012 <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> (teil-)novelliert hat,<br />

bemängelt. Das hat auch Auswirkungen<br />

<strong>auf</strong> das Leistungsverzeichnis, das mit<br />

den Erkenntnissen der zahnärztlichen<br />

Wissenschaft nicht mehr Schritt halten<br />

kann. Dieser Stillstand wirkt sich auch<br />

negativ <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Vergütungsrelationen in<br />

der <strong>GOZ</strong> aus. Förderungswürdige Leistungen<br />

wie <strong>die</strong> sprechende und beratende<br />

Zahnmedizin verharren <strong>auf</strong> niedrigem<br />

Niveau, während andere, technisch<br />

geprägte Leistungen wie <strong>die</strong> DVT unverhältnismäßig<br />

hoch vergütet werden.<br />

Hier müsste eine <strong>GOZ</strong>-Novelle deutliche<br />

Neubewertungen nach sich ziehen.<br />

In der Analyse besteht in manchen<br />

Punkten Einigkeit zwischen der Zahnärzteschaft<br />

und der Privaten Krankenversicherung,<br />

in manchen nicht.<br />

(KEIN) VERGLEICH MIT BEMA-Z<br />

So ergibt sich aus dem oft vorgebrachten<br />

Vergleich einzelner Abrechnungspositionen<br />

der <strong>GOZ</strong> mit dem Bema-Z<br />

eben kein Novellierungsbedarf, da <strong>die</strong><br />

Leistungen wegen deutlich unterschiedlicher<br />

Abrechnungs- und Rahmenbedingungen<br />

mit erheblichen Einschränkungen<br />

im Bema-Z gerade nicht 1:1<br />

miteinander vergleichbar sind. Zudem<br />

darf nicht verkannt werden, dass vermeintlich<br />

unterbewertete Leistungen in<br />

der <strong>GOZ</strong>, beispielsweise <strong>die</strong> Extraktion<br />

eines Zahnes, durch anschließend vorgenommene<br />

hoch bewertete Folgemaßnahmen<br />

– z. B. aus der Implantologie –<br />

nicht aussagekräftig sind. Eine isolierte<br />

Betrachtung greift daher viel zu kurz<br />

und hält einer eingehenden Prüfung<br />

des Gesamtleistungsgeschehens in Behandlungsketten<br />

oder Clustern nicht<br />

stand. Nahezu jedes zusammenhängende<br />

Behandlungsgeschehen wird nach<br />

<strong>GOZ</strong> höher abgerechnet als eine vergleichbare<br />

Bema-Z-Rechnung. Wahr ist<br />

auch, dass im Bema-Z grundlegende Bereiche<br />

der Zahnmedizin vollkommen<br />

fehlen (z. B. Funktionsanalyse und Implantologie).<br />

INNOVATIONSMOTOR<br />

Auch wenn <strong>die</strong> Einnahmen aus der Behandlung<br />

privat Versicherter und <strong>die</strong><br />

Reinerträge je Praxis von 2011 bis 2019<br />

laut Statistischem Bundesamt um 27<br />

bzw. 41 Prozent gestiegen sind, muss <strong>die</strong><br />

Privatzahnmedizin <strong>auf</strong> der Grundlage<br />

der <strong>GOZ</strong> weiterentwickelt werden. Sie<br />

muss ein modernes Leistungsspektrum<br />

der Zahnmedizin im Einklang mit § 15<br />

Satz 3 Zahnheilkundegesetz (ZHG) fair<br />

abbilden und so in <strong>die</strong> Versorgung bringen.<br />

Solange der Verordnungsgeber seinem<br />

gesetzlichen Auftrag nicht nachkommt,<br />

ist das im Jahr 2013 von der<br />

Bundeszahnärztekammer (BZÄK), dem<br />

Verband der Privaten Krankenversicherung<br />

(PKV) und den Beihilfestellen von<br />

Bund und Ländern gegründete Beratungsforum<br />

für Gebührenordnungsfragen<br />

gehalten, Rechtsunsicherheiten und<br />

Regelungslücken zu beseitigen. Bei Untätigkeit<br />

wandelt sich der Handlungsimpuls<br />

des § 15 Satz 3 ZHG mit der Zeit in<br />

eine Kontrollkompetenz des Verordnungsgebers:<br />

Er kann <strong>die</strong> veröffentlichten<br />

Beschlüsse des Forums durch Normierung<br />

des jeweiligen Regelungsbereichs<br />

korrigieren. Wenn <strong>die</strong>s nicht geschieht,<br />

liegt <strong>die</strong> Annahme einer zumindest<br />

übergangsweisen Billigung nahe.<br />

Das Beratungsforum hat in den zehn<br />

Jahren seines Bestehens zahlreiche<br />

grundsätzliche Auslegungsfragen geklärt<br />

und dafür gesorgt, den aktuellen<br />

wissenschaftlichen Stand der Zahnmedizin<br />

in <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> zu überführen. Hiervon<br />

zeugen 59 Beschlüsse, <strong>die</strong> Regelungslücken<br />

geschlossen und neue, durch wissenschaftliche<br />

Stu<strong>die</strong>n gesicherte zahnärztliche<br />

Maßnahmen für analog berechnungsfähig<br />

erklärt haben. Es wird<br />

auch in Zukunft <strong>die</strong> Aufgabe des Beratungsforums<br />

sein, Innovationen in der<br />

Zahnmedizin mit entsprechenden Abrechnungsempfehlungen<br />

abzusichern.<br />

Kurz vor Jahresfrist 2022 gelang dem Beratungsforum<br />

mit der Regelung der Parodontitis-Therapiestrecke<br />

in der Privatzahnmedizin<br />

ein als historisch zu bezeichnender<br />

Durchbruch. Basierend <strong>auf</strong><br />

der S3-Leitlinie „Die Behandlung von<br />

Parodontitis Stadium I bis III“ konnten<br />

sechs Beschlüsse mit jeweils gemeinsamen<br />

Analogempfehlungen vereinbart<br />

werden. Sie gewährleisten eine lückenlose<br />

Abbildung aller modernen Parodontitis-Maßnahmen<br />

in der <strong>GOZ</strong> zu leistungsgerechten<br />

Honoraren für alle Privatversicherten.<br />

Erfreulich ist, dass <strong>die</strong><br />

BZÄK sich bei den Beschlüssen zur PAR-<br />

Behandlungsstrecke erstmalig mit der<br />

PKV/Beihilfe <strong>auf</strong> gemeinsame, konkrete<br />

Analogleistungen verständigt hat, welche<br />

<strong>die</strong> Rechtssicherheit und <strong>die</strong> Akzeptanz<br />

noch weiter steigern und den Weg<br />

für weitere vergleichbare Einigungen<br />

bahnen. Und nicht ganz unbedeutend:<br />

Die Steigerungen der Parodontitis-Therapiestrecke<br />

in der GKV sind durch weitgehende<br />

Rücknahme der Entbudgetierung<br />

faktisch wieder beseitigt worden. In<br />

der PKV/Beihilfe kann sich der Zahnarzt<br />

hingegen dar<strong>auf</strong> verlassen, dass <strong>die</strong> im<br />

Beratungsforum beschlossenen höheren<br />

Vergütungen für <strong>die</strong> PAR-Behandlung<br />

dauerhaft erstattungsfähig sind.


10_TITELTHEMA<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Geschichte der <strong>GOZ</strong><br />

WENN ALTES NICHT<br />

MEHR PASST<br />

Die Geschichte der <strong>GOZ</strong> geht zurück bis ins Jahr 1965, als <strong>die</strong> Bundesgebührenordnung<br />

für Zahnärzte (BUGO-Z) <strong>die</strong> Preußische Gebührenordnung<br />

für approbierte Ärzte und Zahnärzte vom 1. September 1924<br />

(Preugo) ablöste. 1988 wurde <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> als neue Gebührenordnung eingeführt<br />

und ersetzte <strong>die</strong> BUGO-Z. Seitdem gilt sie im Wesentlichen unverändert.<br />

Mittlerweile umfasst der Katalog der analog zu berechnenden Leistungen der<br />

Bundeszahnärztekammer (BZÄK) 173 nicht in der <strong>GOZ</strong> beschriebene Leistungen.<br />

Foto: alamy/J. Allan Cash<br />

1965<br />

BUNDESGEBÜHRENORDNUNG FÜR<br />

ZAHNÄRZTE (BUGO-Z)<br />

• Die Basis: Der Bundesminister des Inneren erlässt eine Gebührenordnung<br />

für Zahnärzte<br />

• Für Einfachgebühren gilt eine 1,0- bis 6,0-fache Gebührenspanne<br />

• <strong>die</strong> Honorierung erlaubt gemäß dem Bundesgesetzblatt vom<br />

25. März 1965 „Entschädigungen unter Berücksichtigung der<br />

besonderen Umstände des einzelnen Falles, insbesondere […]<br />

der Vermögens- und Einkommensverhältnisse des Zahlungspflichtigen<br />

sowie der örtlichen Verhältnisse nach billigem Ermessen<br />

zu bestimmen.“<br />

Foto: Andrey Popov<br />

Foto: Adobe Stock/Ruth Black; IZZ


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

11_TITELTHEMA<br />

1988<br />

GEBÜHRENORDNUNG FÜR ZAHNÄRZTE (<strong>GOZ</strong> 1988)<br />

• Neues System im Leistungsverzeichnis. Die Gebührenziffern von 001<br />

bis 909 werden eingeführt<br />

• der Gebührenrahme wird nur noch durch Schwierigkeit, Zeit<strong>auf</strong>wand<br />

und Umstände bei der Ausführung bestimmt<br />

• <strong>die</strong> Gebührenberechnung für eine einzelne Leistungsposition ergibt<br />

sich durch <strong>die</strong> Multiplikation der Leistungsposition mit Punktwert<br />

und Steigerungsfaktor<br />

• der einheitliche Punktwert beträgt 11 Pfennige, später 5,62421 Cent<br />

• im Mittel wird der 2,3-fache, maximal der 3,5-fache Faktor berechnet<br />

• eine abweichende Vereinbarung bleibt weiterhin möglich, wenn sie<br />

vorher schriftlich vereinbart wurde<br />

• KOSTENNEUTRALE UMSETZUNG<br />

VON BUGO-Z NACH <strong>GOZ</strong> 1988<br />

• DIE DIREKTE BEPREISUNG DER<br />

EINZELNEN LEISTUNGEN ENT-<br />

FÄLLT<br />

• DER 3,5-FACHE FAKTOR NACH<br />

BUGO-Z WIRD ZUM 2,3-FACHEN<br />

FAKTOR NACH <strong>GOZ</strong><br />

2012<br />

NOVELLIERUNG DER GEBÜHREN-<br />

ORDNUNG FÜR ZAHNÄRZTE<br />

(<strong>GOZ</strong> 2012)<br />

• zahlreiche Gebührenpositionen kommen dazu,<br />

einige werden gestrichen<br />

• der Punktwert bleibt unverändert<br />

• Gebührenneubewertung: Das Honorarvolumen soll<br />

durch <strong>die</strong> “Modernisierung” um ca. 6 Prozent<br />

steigen<br />

• je nach Praxisausrichtung kann das Honorarvolumen<br />

dadurch sogar fallen<br />

• Fehlende Indexanbindung: Der Inflationsverlust seit<br />

1988 beträgt ca. 60 Prozent<br />

Abbildung: BZÄK<br />

• DER PUNKTWERT SOLL DIE<br />

FIXIERTEN PUNKTZAHLEN AN<br />

DIE WIRTSCHAFTLICHE<br />

ENTWICKLUNG ANPASSEN<br />

• DIES IST 1988 NICHT ERFOLGT<br />

• DIE HÖHE DES HONORARS IST<br />

TROTZ DER ÄNDERUNGEN DER<br />

GEBÜHRENORDNUNG IN DEN<br />

JAHREN 1988 UND 2012 BIS HEUTE<br />

UNVERÄNDERT GEBLIEBEN<br />

2023<br />

PUNKTWERT SEIT<br />

35 JAHREN UNVERÄNDERT<br />

• Wirtschaftliche Abkopplung: Der Verbraucherpreisindex<br />

ist in den letzten<br />

35 Jahren um 66 Prozent gestiegen<br />

• DIE ZAHNÄRZTESCHAFT LEGT<br />

VERFASSUNGSBESCHWERDE<br />

GEGEN <strong>GOZ</strong> 2012 EIN<br />

• DIE BESCHWERDE WIRD JEDOCH<br />

NICHT ZUR ENTSCHEIDUNG<br />

ANGENOMMEN


12_TITELTHEMA<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

<strong>GOZ</strong>-Jahr 2023<br />

KAMPAGNE GESTARTET<br />

Die geltende Gebührenordnung für Zahnärzte, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Vergütung der zahnärztlichen<br />

Leistungen für Privatversicherte bestimmt, trat am 1. Januar<br />

1988 in Kraft und wurde im Jahr 2012 nur teilnovelliert. Seit 1988 erfolgt<br />

<strong>die</strong> Gebührenberechnung für eine einzelne Leistungsposition aus der<br />

Multiplikation der Leistungsposition mit dem Punktwert und dem Steigerungsfaktor.<br />

Der Punktwert hat dabei <strong>die</strong> Funktion, <strong>die</strong> fixierten Punktzahlen<br />

an <strong>die</strong> wirtschaftliche Entwicklung anzupassen. Bis heute hat es der<br />

Gesetzgeber jedoch unterlassen, den Punktwert anzupassen. Damit<br />

KOMMENTAR<br />

Der berufspolitische Einsatz der<br />

Bundeszahnärztekammer für <strong>die</strong><br />

fachliche wie wirtschaftliche Anpassung<br />

der <strong>GOZ</strong> <strong>auf</strong> Basis einer<br />

Punktwerterhöhung bildet <strong>die</strong> wichtige<br />

Grundlage, um <strong>die</strong> hohe Dringlichkeit<br />

einer seit 35 Jahren nicht angepassten<br />

<strong>GOZ</strong>-Novellierung in Gesprächen und<br />

Verhandlungen mit den gesundheitspolitischen<br />

Playern <strong>auf</strong> Bundesebene<br />

vehement einzufordern und mittels<br />

PR-Kampagnen öffentlichkeitswirksam<br />

zu adressieren.<br />

Ergänzend dazu dränge ich seit Jahren<br />

als Mitglied des Bundesvorstandes<br />

dar<strong>auf</strong>, <strong>die</strong> Thematik auch <strong>auf</strong><br />

Landesebene bis hinein in <strong>die</strong><br />

Kreisebene zu tragen. Ich freue mich,<br />

dass es dem LZK-Vorstand in guter<br />

Kooperation mit dem <strong>GOZ</strong>-Ausschuss<br />

gelungen ist, 2023 zum <strong>GOZ</strong>-Jahr zu<br />

machen, um dem genannten Anspruch<br />

gerecht zu werden und <strong>die</strong> Kollegenschaft<br />

in den Kreisvereinigungen vor<br />

Ort im Rahmen unserer „Tour de<br />

Ländle“ mit praktikablen Handlungsempfehlungen<br />

gezielt zu unterstützen.<br />

Der fachlich gut konzipierte und<br />

praxisorientierte <strong>GOZ</strong>-Vortrag<br />

sensibilisiert und motiviert dazu, <strong>die</strong><br />

<strong>GOZ</strong> gemäß dem Grundsatz „Trennung<br />

von Erstattung und Liquidation“<br />

adäquat anzuwenden. Denn eines ist<br />

klar: Die fachlichen Anpassungen der<br />

Dr. Torsten Tomppert<br />

Präsident der<br />

Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

<strong>GOZ</strong> durch <strong>die</strong> im Beratungsforum für<br />

Gebührenfragen analysierten und<br />

konsentierten Analogpositionen, wie<br />

am Beispiel der sechs neuen Analogpositionen<br />

im PAR-Bereich deutlich<br />

wird, sind ein erfreulicher Anfang.<br />

Meines Erachtens sind sie aber im<br />

Kontext stetig wachsender betriebswirtschaftlicher<br />

Herausforderungen<br />

<strong>auf</strong> Grund inflationsbedingter<br />

Preissteigerungen und höherer<br />

Lohnforderungen einfach unzureichend,<br />

um eine Praxis erfolgreich zu<br />

führen.<br />

Unsere Bundestagsabgeordneten<br />

haben in <strong>die</strong>ser Sache weniger<br />

Probleme, denn ihre Diäten werden<br />

jährlich an <strong>die</strong> Entwicklung des<br />

Nominallohnindex angepasst, der vom<br />

Statistischen Bundesamt ermittelt<br />

wird. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund<br />

appelliere ich erneut an <strong>die</strong> zuständigen<br />

Stellen im BMG, den <strong>GOZ</strong>-Punktwert<br />

einmalig deutlich zu erhöhen und<br />

dessen regelmäßige Dynamisierung an<br />

einen geeigneten Preisindex zu<br />

koppeln.<br />

In Bezug <strong>auf</strong> unsere <strong>GOZ</strong>-Tour 2023<br />

empfehle ich allen Kolleginnen und<br />

Kollegen:<br />

Nutzen Sie Ihre Chance, besuchen Sie<br />

<strong>die</strong> <strong>GOZ</strong>-Vorträge in Ihren Kreisvereinigungen,<br />

um betriebswirtschaftlich<br />

fit für <strong>die</strong> Zukunft zu sein!<br />

Schon zum 30. Geburtstag hat <strong>die</strong><br />

Bundeszahnärztekammer eine fokussierte<br />

Aufklärung gestartet, um <strong>die</strong><br />

Entscheidungsträger daran zu erinnern,<br />

dass Preise von 1988 nicht der<br />

Maßstab für <strong>die</strong> Preise von heute sein<br />

können. Im Mittelpunkt stand eine 11<br />

Pfennig-Münze, symbolisch für einen<br />

Punktwert, der aus der Zeit gefallen<br />

ist. Bewirkt hat <strong>die</strong> Aufklärungskampagne<br />

nichts. Auch fünf Jahre später,<br />

im Jahr 2023, weigert sich der Gesetzgeber,<br />

den Punktwert in der Gebührenordnung<br />

für Zahnärzte anzuheben.<br />

ERNEUTER ANLAUF<br />

Zum 35. Wiegenfest nimmt der Berufsstand<br />

jetzt einen erneuten Anl<strong>auf</strong>,<br />

<strong>auf</strong> <strong>die</strong> unsägliche Situation<br />

hinzuweisen, dass der Gesetzgeber<br />

seiner in § 15 Zahnheilkundegesetz<br />

geregelten Verpflichtung, den berechtigten<br />

Interessen der Patienten und<br />

der Zahnärzte bei der Festlegung<br />

der Entgelte für <strong>die</strong> zahnärztliche<br />

Tätigkeit in einer Gebührenordnung<br />

Rechnung zu tragen, nicht nachkommt.<br />

Der Vorstand der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

hat für das Jahr 2023 <strong>die</strong> Kampagne<br />

„35 Jahre Punktwert <strong>GOZ</strong>“ ins Leben<br />

gerufen, <strong>die</strong> den Kolleginnen und<br />

Kollegen <strong>die</strong> wirtschaftliche Erbringung<br />

von Privatleistungen unter Anhebung<br />

des Steigerungsfaktors und<br />

unter Zuhilfenahme einer Honorarvereinbarung<br />

nach § 2 <strong>GOZ</strong> vor Augen<br />

führen soll. Im Auftrag des LZK-<br />

Vorstandes hat der <strong>GOZ</strong>-Ausschuss<br />

einen einheitlichen Vortrag erarbei-


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

13_TITELTHEMA<br />

Foto: Adobe Stock/Glebstock<br />

Fragen an den <strong>GOZ</strong>-Referenten<br />

„DIE MODERNE<br />

ZAHNHEILKUNDE<br />

KANN VIEL MEHR“<br />

„Wir l<strong>auf</strong>en mit unserer Botschaft offene Türen ein“, ist<br />

sich der <strong>GOZ</strong>-Referent der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg, Dr. Jan Wilz sicher. Lesen Sie im<br />

nachfolgenden Gespräch, um welche Botschaft es<br />

geht. Und warum der <strong>GOZ</strong>-Experte der Kammer sich<br />

so sicher ist, dass <strong>die</strong>se Botschaft ankommt.<br />

tet. Mit <strong>die</strong>sem Vortrag touren <strong>die</strong><br />

<strong>GOZ</strong>-Referenten der vier Bezirkszahnärztekammern<br />

gerade durch alle<br />

Kreisvereinigungen im Land. Sie motivieren<br />

<strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen,<br />

das Gespräch mit ihren Patienten<br />

über Steigerungsfaktoren und<br />

freie Honorarvereinbarungen zu suchen,<br />

und geben ihnen Hintergrundinformationen,<br />

gebührenrechtliche<br />

Tipps und Argumente an <strong>die</strong> Hand.<br />

Andrea Mader<br />

ZBW: Welche Aktivitäten sind im <strong>GOZ</strong>-<br />

Jahr geplant und was wollen Sie erreichen?<br />

Dr. Wilz: Wir wollen <strong>die</strong> Kollegenschaft<br />

mit nachdrücklicher Deutlichkeit daran<br />

erinnern, dass der <strong>GOZ</strong>-Punktwert seit 35<br />

Jahren mit dem Inkrafttreten der <strong>GOZ</strong><br />

1988 eingefroren ist und der Verordnungsgeber<br />

weiterhin keine Anstalten<br />

macht, eine Punktwertanhebung zum<br />

Ausgleich der Teuerung und der Preisentwicklung<br />

vorzunehmen. Die Zahnärzte<br />

sind jahrelang von einer Teilhabe an der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung und Wertschöpfung<br />

abgekoppelt worden.<br />

Zum einen müssen <strong>die</strong> Praxen dafür sensibilisiert<br />

werden, dass sie zur Erzielung<br />

eines angemessenen und auskömmlichen<br />

<strong>GOZ</strong>-Honorars ihr Liquidationsverhalten,<br />

was <strong>die</strong> Faktorenwahl angeht, ändern<br />

müssen. Wir haben keine andere Wahl, als<br />

uns selbst zu helfen, als selbst <strong>die</strong> Initiative<br />

zu ergreifen, um eine weitere Entwertung<br />

zahnärztlicher Privatleistungen abzuwenden.<br />

Zum anderen soll auch gegenüber der Politik<br />

deutlich gemacht werden, dass nur<br />

Praxen mit einem Gewinnanteil, der ausreichend<br />

Raum für Investitionen und<br />

gute Gehälter für <strong>die</strong> Mitarbeiter lässt,<br />

eine zukunftssichere und moderne Zahnmedizin<br />

möglich macht.<br />

Und nicht zuletzt muss beim Privatpatienten<br />

<strong>die</strong> Message ankommen, dass der<br />

3,5-fache <strong>GOZ</strong>-Satz eben gerade nicht das<br />

3,5-fache des Kassensatzes ist, ganz im<br />

Gegenteil.<br />

Um <strong>die</strong>se dringliche Thematik in <strong>die</strong> Welt<br />

zu tragen, sind landesweit sowohl Referate<br />

für <strong>die</strong> Kollegen und Veröffentlichungen in<br />

den Fachme<strong>die</strong>n als auch Aktionen und Seminare<br />

in den einzelnen Bezirken geplant.<br />

Was ist <strong>die</strong> zentrale Botschaft <strong>auf</strong> Ihrer<br />

Tour de Ländle und haben Sie den Eindruck,<br />

dass sie bei der Kollegenschaft<br />

angekommen ist?<br />

Wir möchten den Kollegen bewusst machen,<br />

dass der Privatpatient mittlerweile<br />

zum Sorgenkind und <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> zum Problemfall<br />

geworden ist! Bei einer Inflation<br />

von derzeit über acht Prozent, extrem gestiegenen<br />

Material- und Energiekosten,<br />

bei einem Preisanstieg von fast 60 Prozent<br />

seit 1988 bei gleichzeitiger Steigerung<br />

des Bema-Punktwertes von mittlerweile<br />

über 50 Prozent müssen bei fast der<br />

Hälfte aller <strong>GOZ</strong>-Leistungen Steigerungen<br />

von über 2,3-fach vorgenommen<br />

werden und groteskerweise bei mehr als<br />

20 Prozent eine Honorarvereinbarung<br />

getroffen werden, um nur ein Kassenhonorar<br />

zu erzielen. Die moderne Zahnheilkunde<br />

kann aber viel mehr, als lediglich<br />

eine Kassenleistung zu erbringen!<br />

Die Kollegen merken <strong>die</strong> Diskrepanz<br />

zwischen einem Kassen- und einem Privathonorar<br />

bei den betreffenden Leistungen<br />

täglich. Daher l<strong>auf</strong>en wir mit unserer<br />

Botschaft offene Türen ein, vor allem,<br />

weil wir Lösungswege aus <strong>die</strong>ser Misere<br />

<strong>auf</strong>zeigen. Die Botschaft, mit höheren<br />

Leistungsfaktoren zu kalkulieren<br />

und sich zwangsläufig mit der Honorarvereinbarung<br />

zu beschäftigen, ist angekommen,<br />

wie <strong>die</strong> Nachfragen aus der<br />

Kollegenschaft in den Referaten zeigen.<br />

Erfreulich sind darüber hinaus <strong>die</strong> Anfragen<br />

von Stammtischen oder Qualitätszirkeln,<br />

<strong>die</strong> in den Bezirken eintreffen.<br />

Die Kollegen sind wach gerüttelt<br />

und wünschen sich vertiefende Informationen<br />

im kleineren Kreis.<br />

Das Gespräch führte Andrea Mader


14_TITELTHEMA<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Tour de Ländle<br />

„MACHEN SIE 2023 ZU<br />

IHREM <strong>GOZ</strong>-JAHR 4.0“<br />

Der VV-Saal des Zahnärztehauses Stuttgart war bis <strong>auf</strong> den letzten Platz<br />

belegt. Wer keinen Sitzplatz mehr fand, lehnte an den Tischen <strong>auf</strong> der Seite,<br />

<strong>auf</strong> denen sonst <strong>die</strong> Verpflegung bereitsteht. Die Bezirkszahnärztekammer<br />

Stuttgart hatte zu ihrer <strong>die</strong>sjährigen Tour de Ländle geladen.<br />

Nach dem Auftakt am Montag, trafen sich am Dienstag, 28. Februar<br />

2023, <strong>die</strong> Zahnärztinnen und Zahnärzte der Kreisvereinigung Stuttgart.<br />

Einziges Thema: 35 Jahre <strong>GOZ</strong>-Punktwert. <strong>GOZ</strong>-Referent Dr. Dr.<br />

Alexander Raff möchte mit den Kolleginnen und Kollegen <strong>die</strong> Frage diskutieren,<br />

ob sich mit einem 35 Jahre alten <strong>GOZ</strong>-Punktwert noch ein angemessenes<br />

Honorar erwirtschaften lässt.<br />

Fachkompetenz. Mit Nachdruck sensibilisierte der <strong>GOZ</strong>-Referent der<br />

Landeszahnärztekammer, Dr. Jan Wilz, <strong>die</strong> Kollegenschaft für den seit<br />

35 Jahren eingefrorenen Punktwert und zeigte Lösungswege <strong>auf</strong>.<br />

Zwei Wochen später im Zahnärztehaus<br />

Mannheim hat <strong>GOZ</strong>-Referent Dr. Jan<br />

Wilz <strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen der<br />

Kreisvereinigung Mannheim zur Geburtstagsfeier<br />

geladen – obwohl es angesichts<br />

des „Sorgenkindes <strong>GOZ</strong>“ eigentlich<br />

keinen Grund zum Feiern gibt. Auch<br />

Dr. Jan Wilz tourt gerade durch <strong>die</strong><br />

Kreisvereinigungen seines Bezirks. Nach<br />

den Kreisvereinigungen Freudenstadt<br />

und Heidelberg ist <strong>die</strong> dritte Station am<br />

Montag, 13. März 2023,<br />

Mannheim.<br />

In den Bezirken Freiburg<br />

und Tübingen finden über<br />

<strong>die</strong> kommenden Monate<br />

bis zu den Sommerferien<br />

ebenfalls Vortragsveranstaltungen<br />

und <strong>GOZ</strong>-Informationen<br />

in allen<br />

Kreisvereinigungen<br />

statt.<br />

Foto: G. Billischek/IZZ<br />

60 PROZENT<br />

Etwa zehn Prozent der<br />

Patientinnen und Patienten<br />

in den Praxen<br />

sind privatversichert.<br />

Das sind vor allem Beamtinnen<br />

und Beamte.<br />

25 Prozent der gesetzlich<br />

Versicherten<br />

sind zusatzversichert.<br />

Insgesamt generieren<br />

sich ca. 60 Prozent der<br />

Honorarumsätze in<br />

der Zahnarztpraxis<br />

aus Privathonoraren.<br />

Dazu gehören alle außervertraglichen<br />

Leistungen<br />

in der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung, beispielsweise<br />

bei Füllungen, bei endodontischen<br />

Leistungen oder bei Prophylaxemaßnahmen.<br />

„Deshalb ist <strong>die</strong><br />

<strong>GOZ</strong> für <strong>die</strong> Praxen so wichtig“,<br />

unterstrich Dr. Dr. Raff <strong>die</strong> Bedeutung<br />

der <strong>GOZ</strong>. Aber lässt sich<br />

mit der <strong>GOZ</strong> heute noch ein auskömmliches<br />

Einkommen in der Praxis<br />

erzielen? Ein klares Nein lautete <strong>die</strong><br />

einhellige Antwort beider <strong>GOZ</strong>-Referenten.<br />

Ein zentraler Grund dafür ist ein<br />

aus der Zeit gefallener Punktwert, der<br />

seit nunmehr 35 Jahren keine Anpassung<br />

erfahren hat, obwohl er <strong>die</strong> Funktion<br />

hat, <strong>die</strong> fixierten Punktzahlen an<br />

<strong>die</strong> wirtschaftliche Entwicklung anzupassen.<br />

Ein beispielloser Vorgang, der<br />

bisher keinem Berufsstand widerfahren<br />

sei, betonten Dr. Wilz und Dr. Dr. Raff.<br />

Wie es dazu gekommen ist, zeigten <strong>die</strong><br />

Referenten bei einem kleinen Ausflug in<br />

<strong>die</strong> Historie der <strong>GOZ</strong>.<br />

HISTORIE<br />

Auf der Basis des Zahnheilkundegesetzes<br />

von 1952 liqui<strong>die</strong>rte <strong>die</strong> Zahnärzteschaft<br />

ab 1965 nach der Bundesgebührenordnung<br />

für Zahnärzte (BUGO-Z).<br />

„Viele junge Kolleginnen und Kollegen<br />

haben heute eine Sperre im Kopf bis<br />

zum 3,5-fachen Satz zu steigern, früher<br />

konnte der Steigerungsfaktor bis zum<br />

6,0-fachen Satz angehoben werden“, resümierte<br />

Dr. Dr. Raff <strong>die</strong> Bestimmungen<br />

der BUGO-Z. Ausdrücklich sollten<br />

<strong>die</strong> Entschädigungen in der BUGO-Z<br />

auch unter Berücksichtigung der besonderen<br />

Umstände des einzelnen Fal-<br />

AUS DER<br />

STIMMEN ZAHNÄRZTESCHAFT<br />

» Ich steigere, aber über<br />

den 3,5-fachen Satz, da<br />

habe ich eine Bremse.«


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

15_TITELTHEMA<br />

STIMMEN AUS DER ZAHNÄRZTESCHAFT<br />

» Ich bin angestellte Zahnärztin,<br />

ich schließe vereinzelt abweichende<br />

Vereinbarungen ab,<br />

mein Chef macht das nie.«<br />

Foto: G. Billischek/IZZ<br />

les, insbesondere „der Vermögensund<br />

Einkommensverhältnisse des<br />

Zahlungspflichtigen sowie der örtlichen<br />

Verhältnisse“ erfolgen. „Es war damit<br />

absolut legitim, in Stuttgart höhere<br />

Honorare als in Biberach zu verlangen“,<br />

erläuterte Dr. Dr. Raff. Auch eine Entschädigung,<br />

angepasst an <strong>die</strong> Vermögensverhältnisse<br />

der Patienten ist nach<br />

Auffassung von Dr. Dr. Raff berechtigt,<br />

schließlich erhebe der Staat von Reicheren<br />

auch höhere Steuern.<br />

Am 1. Januar 1988 trat <strong>die</strong> Gebührenordnung<br />

für Zahnärzte in Kraft. Die<br />

BUGO-Z von 1965 wurde dabei kostenneutral<br />

<strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> 1988 umgestellt.<br />

Die Gebührenberechnung für eine einzelne<br />

Leistungsposition erfolgt seither<br />

aus der Multiplikation der der Leistungsposition<br />

zugeordneten Punktzahl<br />

mit dem Punktwert und dem Steigerungsfaktor.<br />

Als Mittelwert gilt der<br />

2,3-fache Satz. Die Anhebung des Steigerungssatzes<br />

wurde <strong>auf</strong> den 3,5-fachen<br />

Satz begrenzt. Eine abweichende Honorarvereinbarung<br />

ist aber weiterhin möglich.<br />

Der Gebührenrahmen bemisst<br />

sich jetzt nur noch durch <strong>die</strong> Schwierigkeit,<br />

den Zeit<strong>auf</strong>wand und <strong>die</strong> Umstän-<br />

de bei der Ausführung.<br />

Die eigentliche<br />

Funktion des<br />

Punktwertes – <strong>die</strong> Anpassung<br />

an <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

Entwicklung<br />

– ist nie erfolgt.<br />

„Das ist der Grund ärger,<br />

der mich antreibt“, gestand<br />

Dr. Dr. Raff.<br />

Die <strong>GOZ</strong> 1988 war vom 1. Januar<br />

1988 bis 31. Dezember 2011<br />

gültig. Der Punktwert betrug<br />

seit 1988 elf Pfennige. Bei der<br />

Einführung des Euro wurde<br />

er zu 5,62421 Cent umgerechnet.<br />

Am 1. Januar 2012 trat<br />

<strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> 2012 in<br />

Kraft. Im Rahmen der<br />

Aktualisierung der<br />

<strong>GOZ</strong> wurden zahlreiche<br />

Gebührenpositionen<br />

hinzugefügt und<br />

einige Gebührenpositionen<br />

weggelassen.<br />

Der Punktwert aber<br />

blieb unverändert!<br />

Das gesamte Honorar-<br />

Fehlende Anpassung. „Wenn Sie nicht über 2,3<br />

steigern, signalisieren wir der Politik, dass es keine<br />

Anpassungsnotwendigkeit gibt“, betonte Dr. Dr.<br />

Alexander Raff.<br />

STIMMEN AUS DER ZAHNÄRZTESCHAFT<br />

» Viele meiner Patienten können<br />

sich das nicht leisten und ich<br />

möchte sie nicht verlieren, weil<br />

sie mit der gesamten Familie<br />

schon seit Jahren bei mir in<br />

Behandlung sind.«<br />

Interesse. Die Veranstaltungen zum <strong>GOZ</strong>-Jahr stoßen <strong>auf</strong> großes Interesse bei der Kollegenschaft<br />

im Land.<br />

Foto: A. Mader<br />

volumen ist um etwa<br />

sechs Prozent gestiegen,<br />

aber „durch neue Leistungen,<br />

nicht <strong>auf</strong>grund von Honorarerhöhungen“,<br />

unterstrich Dr. Wilz.<br />

KOSTENKALKULATION<br />

Auf <strong>die</strong> Frage von Dr. Wilz nach<br />

dem individuellen Kosten-Stundensatz<br />

konnten <strong>die</strong> wenigsten in Mannheim<br />

Anwesenden eine Antwort geben.<br />

„Das ist aber wichtig“, betonte<br />

Dr. Wilz mit Nachdruck, „Sie müssen<br />

wissen, was es kostet, <strong>die</strong> Praxis betriebswirtschaftlich<br />

zu betreiben.“ Beide<br />

Referenten gaben den anwesenden<br />

Kolleginnen und Kollegen <strong>die</strong> Kennzahlen<br />

an <strong>die</strong> Hand, um ihre individuelle<br />

Kostenkalkulation für <strong>die</strong> Praxis,


16_TITELTHEMA<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

gegebenenfalls mit der Hilfe einer<br />

Steuerberaterin oder eines Steuerberaters,<br />

zu berechnen.<br />

Ohne <strong>die</strong> Hinzuziehung eines Steuerberaters<br />

können als grober Rahmen auch<br />

<strong>die</strong> Berechnungen der KZBV in ihrem<br />

Jahrbuch oder <strong>die</strong> Kalkulationen der<br />

Prognos AG herangezogen werden. Danach<br />

müssen Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

durchschnittlich einen Honorarumsatz<br />

von 360 Euro pro Stunde umsetzen,<br />

um ihre Kosten zu decken. Das<br />

entspricht einem Honorar von etwa<br />

sechs Euro pro Minute, das sie ver<strong>die</strong>nen<br />

müssen.<br />

Sowohl in Stuttgart als auch in Mannheim<br />

dokumentierten <strong>die</strong> beiden <strong>GOZ</strong>-<br />

Referenten danach in einer eindrucksvollen<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

für einzelne Leistungen, welche Behandlungszeit<br />

bei welchem Steigerungsfaktor<br />

bei verschiedenen Kosten-<br />

Minutensätzen zur Verfügung stehen.<br />

Spätestens an <strong>die</strong>ser Stelle des Vortrags<br />

mussten einige Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer merklich schlucken, wurde<br />

STIMMEN AUS DER ZAHNÄRZTESCHAFT<br />

» Beeindruckend fand ich <strong>die</strong><br />

Historie der <strong>GOZ</strong>, ich habe Vieles<br />

zum ersten Mal gehört.«<br />

ihnen offenbar zum<br />

ersten Mal bewusst,<br />

dass sie bei ausschließlicher Anwendung<br />

des 2,3-fachen Steigerungssatzes<br />

verschiedene Leistungen in einem unmöglichen<br />

Tempo erbringen müssten<br />

bzw. sie in der Vergangenheit offensichtlich<br />

einige Leistungen nicht kostendeckend<br />

erbracht und liqui<strong>die</strong>rt haben.<br />

Große Resonanz. Bei der Tour de Ländle in der BZK Karlsruhe folgte <strong>die</strong> Kollegenschaft gespannt<br />

den Ausführungen von Dr. Wilz über den 35 Jahre alten <strong>GOZ</strong>-Punktwert.<br />

AUSWEG<br />

Damit waren Dr. Dr. Raff und Dr. Wilz<br />

bei ihrer Kernbotschaft angekommen:<br />

Wie kann es sein, dass gemäß dem Statistischen<br />

Jahrbuch der BZÄK der<br />

mittlere Steigerungsfaktor bei 2,36<br />

liegt? „Sie honorieren Privatpatienten<br />

schlechter als GKV-Patienten“, resümierte<br />

Dr. Wilz und appellierte an <strong>die</strong><br />

Kollegenschaft: „wir sind gefordert,<br />

uns angesichts kontinuierlich zurückgehender<br />

Einkommen und unserer<br />

Renten mit der Thematik zu beschäftigen!“<br />

Die Politik habe über viele Jahre<br />

unter Beweis gestellt, dass sie nicht gewillt<br />

ist, an der Situation etwas zu ändern<br />

und den Punktwert anzuheben.<br />

Die einzige Lösung sei deshalb neben<br />

der konsequenten Faktorennutzung<br />

bis zum 3,5-fachen Satz <strong>die</strong> abweichende<br />

Vereinbarung nach § 2, wenn über<br />

den 3,5-fachen Satz gesteigert werden<br />

soll. Ausdrücklich sei <strong>die</strong>se Möglichkeit<br />

vom Gesetzgeber<br />

vorgesehen, sogar vom<br />

Bundesverfassungsgericht<br />

gedeckt und<br />

dazu <strong>auf</strong>gefordert<br />

worden, betonte Dr.<br />

Wilz. Dr. Dr. Raff<br />

führte ein weiteres<br />

Argument ins Feld:<br />

„Wenn Sie nicht über<br />

2,3 steigern, signalisieren<br />

wir der Politik, dass es keine<br />

Anpassungsnotwendigkeit gibt!“<br />

PRAKTISCHE TIPPS<br />

Dr. Wilz und Dr. Dr. Raff ließen es<br />

nicht mit ihrem Appell bewenden,<br />

sondern gaben den Kolleginnen und<br />

Kollegen praktische Hilfestellungen<br />

und Tipps an <strong>die</strong> Hand: „Eine abweichende<br />

Vereinbarung ist in der Höhe<br />

nicht begrenzt! Sie müssen gegenüber<br />

der PKV nicht begründen, warum<br />

Sie mit Ihrem Patienten<br />

eine Honorarvereinbarung<br />

geschlossen<br />

haben! Begründen<br />

müssen Sie sie nur<br />

gegenüber Ihren Patientinnen<br />

und Patienten!“<br />

Für das Gespräch<br />

mit den Patienten<br />

und <strong>die</strong> Argumentation<br />

empfahl Dr. Dr.<br />

Raff den Hinweis <strong>auf</strong><br />

<strong>die</strong> Qualität, <strong>die</strong> eine Zuzahlung<br />

erforderlich macht:<br />

„Qualität braucht Zeit, Zeit braucht<br />

Honorar und das Honorar braucht <strong>die</strong><br />

Honorarvereinbarung nach § 2.“<br />

Dem Abschluss einer abweichenden<br />

Vereinbarung muss immer ein persönliches<br />

Gespräch der Zahnärztin bzw.<br />

des Zahnarztes – nicht der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter – mit den Patientinnen<br />

und Patienten vorangehen.<br />

Und <strong>die</strong> Vereinbarung muss immer<br />

schriftlich erfolgen. Die Landeszahnärztekammer<br />

stellt <strong>auf</strong> ihrer Webseite<br />

ein Muster-Formular für eine abweichende<br />

Vereinbarung zur Verfügung.<br />

Viele Kolleginnen und Kollegen scheuen<br />

das Gespräch mit ihren Patienten.<br />

Dessen sind sich Dr. Dr. Raff und Dr.<br />

Wilz bewusst. „Trauen Sie sich, offen<br />

das Gespräch mit Ihren Privatpatienten<br />

zu suchen. Wir führen <strong>die</strong>se Gespräche<br />

doch auch mit unseren GKV-<br />

Patienten. Machen Sie es – es funktioniert!“<br />

Andrea Mader<br />

STIMMEN AUS DER ZAHNÄRZTESCHAFT<br />

» Ich fand es gut, dass nochmals<br />

rekapituliert wurde, wie viel wir<br />

in einer Stunde einnehmen<br />

müssen, um kostendeckend zu<br />

arbeiten.«<br />

Foto: A. Mader


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

17_TITELTHEMA<br />

Neue Abrechnungsbasis<br />

MODERNE<br />

PARODONTITIS-<br />

THERAPIE<br />

Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), <strong>die</strong><br />

Vertreter der Beihilfe und der Verband der<br />

Privaten Krankenversicherung (PKV) haben eine<br />

neue Abrechnungsbasis für Leistungen der Parodontologie<br />

<strong>auf</strong> dem aktuellen Stand der Zahnmedizin<br />

konsentiert. Damit wird <strong>die</strong> moderne Parodontologie<br />

in der Gebührenordnung für Zahnärzte (<strong>GOZ</strong>)<br />

abgebildet und zu leistungsgerechten Honoraren<br />

vergütet. Ferner dürfen Patientinnen und Patienten<br />

zu Recht eine Erstattung erwarten.<br />

Foto: Adobe Stock/3desc<br />

Weil <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> einige <strong>die</strong>ser modernisierten<br />

Leistungen nicht ausreichend abdecken<br />

konnte, bringt <strong>die</strong> neue Vereinbarung<br />

mit insgesamt sechs Analogabrechnungen<br />

nun eine im Beratungsforum<br />

<strong>GOZ</strong> abgestimmte Lösung. Damit<br />

wird <strong>die</strong> Abrechnung der Parodontitis-<br />

Behandlung <strong>auf</strong> Grundlage der maßgeblichen<br />

S3-Leitlinie „Die Behandlung<br />

von Parodontitis Stadium I bis III“ der<br />

Deutschen Gesellschaft für Parodontologie<br />

(DG PARO) neu geregelt. Diese<br />

Vereinbarung schafft ein hohes Maß an<br />

Rechtssicherheit für alle Beteiligten. In<br />

einer gemeinsamen Pressemitteilung<br />

betonen Bundeszahnärztekammer und<br />

PKV sowie Beihilfe, dass sie mit der neuen<br />

Vereinbarung ihre Handlungsfähigkeit<br />

im Einsatz für eine Versorgung <strong>auf</strong><br />

dem modernsten Stand der Zahnmedizin<br />

erneut bewiesen hätten.<br />

<strong>GOZ</strong> INFORM<br />

Die Landeszahnärztekammer hat <strong>die</strong> bereits<br />

Ende des vergangenen Jahres gefassten<br />

Beschlüsse des Beratungsforums<br />

<strong>GOZ</strong> für Gebührenordnungsfragen von<br />

Bundeszahnärztekammer, Privater Krankenversicherung<br />

und Vertretern der Beihilfe<br />

über <strong>die</strong> analogen Leistungen in der<br />

Parodontitistherapie <strong>auf</strong> ihrer Webseite<br />

zusammengefasst. Im Bereich <strong>GOZ</strong> Inform<br />

finden sich <strong>die</strong> analogen Leistungen<br />

mit den Berechnungsempfehlungen<br />

des Beratungsforums und dem verpflichtenden<br />

Text in der Rechnung übersichtlich<br />

in einer Tabelle dargestellt.<br />

Andrea Mader<br />

Dr. Bert Bauder<br />

Stellvertretender Präsident der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

KOMMENTAR<br />

Die neue Abrechnungsbasis ist ein erster<br />

Lichtblick für <strong>die</strong> Zahnärzteschaft in<br />

Sachen <strong>GOZ</strong> seit 35 Jahren. Erreicht wurde<br />

er durch hartnäckige Verhandlungen, an<br />

denen auch der <strong>GOZ</strong>-Referent der LZK<br />

BW, Dr. Jan Wilz, beteiligt war und mit<br />

Mandat der BZÄK <strong>die</strong> Interessen der<br />

Zahnärzteschaft wirkungsvoll vertreten hat.<br />

Auf <strong>die</strong>ser Grundlage können <strong>die</strong> Praxen<br />

nun zugunsten von Patientinnen und<br />

Patienten moderne PAR-Behandlungen<br />

durchführen und sich angemessen<br />

vergüten lassen. Die Abrechnung sollte<br />

daher regelmäßig über <strong>die</strong> neuen<br />

konsentierten Analogien erfolgen, da<br />

vermutlich von Seiten der PKV zu<br />

gegebener Zeit eine Überprüfung<br />

stattfinden wird, ob <strong>die</strong> von uns geforderten<br />

Analogpositionen auch flächendeckend<br />

genutzt werden. Leistungen, <strong>die</strong> nicht<br />

analogisierbar sind, sollten in eine freie<br />

Honorarvereinbarung nach <strong>GOZ</strong> § 2 Abs. 1<br />

überführt werden, um ein betriebswirtschaftlich<br />

auskömmliches Honorar zu<br />

erzielen. Ich fordere daher alle Kolleginnen<br />

und Kollegen <strong>auf</strong>: Nutzen Sie <strong>die</strong> konsentierten<br />

Analogien in unser aller Interesse!


18_TITELTHEMA<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Der <strong>GOZ</strong>-Ausschuss informiert<br />

ABWEICHENDE<br />

VEREINBARUNG – <strong>GOZ</strong> 4.0!<br />

Zunehmende Inflation, steigende Kosten, eine beginnende Preis-Lohn-Spirale,<br />

Abwanderung von Fachkräften – und immer noch keine Anpassung des Punktwertes<br />

der <strong>GOZ</strong> aus dem Jahre 1988. Die abweichende Vereinbarung nach § 2 <strong>GOZ</strong> mit<br />

dem Faktor 4.0 bietet hier Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Fakt ist: Die Hälfte aller <strong>GOZ</strong>-Leistungen<br />

sind mit 2,3-fach unter der Bema-<br />

Honorierung fast ein Viertel der <strong>GOZ</strong>-<br />

Leistungen müssen über 3,5-fach abweichend<br />

vereinbart werden. Eine Verfassungsbeschwerde<br />

gegen das Nichtanpassen<br />

des Punktwertes (§ 5 Abs. 1<br />

Satz 3 der Gebührenordnung für<br />

Zahnärzte (<strong>GOZ</strong>) vom 22. Oktober<br />

1987) wurde schon 2001 nicht angenommen:<br />

„Eine Verletzung von Grundrechten<br />

und grundrechtsgleichen<br />

Rechten ist nicht ersichtlich, solange<br />

der Beschwerdeführer von den Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

<strong>die</strong> ihm <strong>die</strong><br />

Gebührenordnung für Zahnärzte<br />

eröffnet, keinen Gebrauch macht“<br />

(Beschluss vom 13.02.2001 – 1 BvR<br />

2311/00).<br />

PKV-ÄQUIVALENT<br />

Die Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts,<br />

den Gebührenrahmen voll auszuschöpfen,<br />

also entsprechende Steigerungssätze<br />

über 2,3-fach anzusetzen,<br />

findet oft Grenzen in Ermangelung einer<br />

sinnvollen entsprechenden Begründung<br />

nach Zeit, Umfang und<br />

Schwierigkeit. Betriebswirtschaftlich<br />

muss eine Honorierung erfolgen, <strong>die</strong><br />

kostendeckend ist. Bei einem durchschnittlichen<br />

Mindesthonorar von 360<br />

Euro je Behandlungsstunde müssen<br />

<strong>die</strong> Leistungen auch entsprechend liqui<strong>die</strong>rt<br />

werden. Diese betriebswirtschaftlich<br />

notwendige Kostendeckung<br />

ist das PKV-Äquivalent: Für eine zweiflächige<br />

Kompositfüllung (<strong>GOZ</strong>-Nr.<br />

2080) als Beispiel stehen Ihnen bei einem<br />

Minutensatz von 6 Euro, also bei<br />

notwendigen 360 Euro Honorarumsatz<br />

je Behandlungsstunde, gerade mal<br />

18 Minuten bei Anwendung des 3,5-fachen<br />

Steigerungssatzes zur Verfügung.<br />

Reicht Ihnen <strong>die</strong>se Zeit für eine qualitativ<br />

hochwertige Füllung? Wohl selten.<br />

Benötigen Sie etwa 30 Minuten für<br />

eine dentinadhäsive Kompositfüllung,<br />

dann ist bei einem notwendigen<br />

Honorarumsatz von 360<br />

Euro/Behandlungsstunde <strong>die</strong><br />

Vereinbarung des 5,8-fachen<br />

Satzes unausweichlich.<br />

GKV-ÄQUIVALENT<br />

Der betriebswirtschaftliche<br />

Mindesthonorarumsatz<br />

ist vom Bema vorgegeben:<br />

Keine Privatleistung<br />

kann unter <strong>die</strong>sem<br />

Mindesthonorar<br />

erbracht werden<br />

(GKV-Äquivalent).<br />

Besonders viele Chi r-<br />

urgie-Leistungen<br />

liegen in der <strong>GOZ</strong><br />

darunter.<br />

Beispiel Operation<br />

Lippenbändchen<br />

nach <strong>GOZ</strong> 3210: Wer<br />

<strong>die</strong>s noch kostendeckend<br />

vornehmen<br />

möchte, muss den<br />

Faktor 7,3 anwenden.<br />

Eine chirurgische<br />

Wundrevision nach<br />

<strong>GOZ</strong> 3310 erfordert Faktor<br />

4,5.<br />

Beispiel Adhäsivbrücke: Hier<br />

muss mindestens der 6,8-fache Satz<br />

vereinbart werden, um den Privatpatienten<br />

äquivalent zum Bema zu versorgen.<br />

Eine intraorale Leitungsanästhesie<br />

<strong>GOZ</strong>-Nr.0100 muss mit 3,3-fachem<br />

Satz abgerechnet werden, um das Niveau<br />

der gesetzlichen KV zu erreichen.<br />

Ein einfacher plastischer Aufbau<br />

(<strong>GOZ</strong>-Nr. 2180) mindestens mit 5,0-fachem<br />

Satz äquivalent einer F2 (ZE). Ein<br />

kieferorthopädischer Heil- und Kostenplan<br />

nach <strong>GOZ</strong>-Nr. 0040 erfordert<br />

den 5,8-fachen Satz.<br />

Es ist also notwendig, einen Vergleich<br />

der Leistungen im Bema und der <strong>GOZ</strong><br />

vorzunehmen und <strong>die</strong> Steigerungsfaktoren<br />

anzupassen und eventuell mit<br />

dem Patienten entsprechend<br />

zu vereinbaren.<br />

ANALOGIE NACH § 6<br />

Selbstständige Leistungen, <strong>die</strong> in das<br />

Gebührenverzeichnis der <strong>GOZ</strong> nicht<br />

<strong>auf</strong>genommen sind, werden analog berechnet.<br />

Der Gesetzgeber ermuntert<br />

ausdrücklich dazu – siehe Stellungnahme<br />

BT-Drucksache 20/1678 vom<br />

11.5.2022 (Frage 55) zur Anwendung<br />

von Analogziffern in der PA-Therapie<br />

nach S3-Leitlinie.


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

19_TITELTHEMA<br />

Kostenerstatter haben <strong>die</strong>s wohl nicht<br />

vernommen, denn Analogziffern führen<br />

oft zu einem erhöhten Bürokratie<strong>auf</strong>wand,<br />

weil <strong>die</strong> Erstattung verweigert<br />

wird. Analogabrechnungen führen <strong>die</strong><br />

Beanstandungsliste von Kostenerstattern<br />

an.<br />

ABWEICHENDE VEREINBARUNG<br />

„Die im Regelfall nur schmale Marge<br />

schadet jedoch nicht, weil der Zahnarzt<br />

gemäß § 2 <strong>GOZ</strong> eine abweichende Vereinbarung<br />

treffen kann. Sie ist dem Gesetzeswortlaut<br />

nach materiell an keine<br />

weiteren Voraussetzungen geknüpft.<br />

„(BVerfG, Beschluss vom 25. 10.2004-1<br />

BvR 1437/02)“.<br />

Bereiten Sie sich, Ihr<br />

Team und Ihre Patienten dar<strong>auf</strong><br />

vor. Beginnen Sie jetzt mit<br />

dem formularmäßigen Einüben im<br />

Team. Die Vereinbarung muss gemäß<br />

§ 2 Abs. 2 Satz 2 <strong>GOZ</strong> in jedem Fall<br />

eine Angabe der jeweiligen Gebührennummer,<br />

der Bezeichnung der Leis-<br />

Abbildung: Adobe Stock/Tri<br />

tung, des vereinbarten Steigerungssatzes<br />

und des sich daraus ergebenden<br />

Betrages enthalten. Vorbereitete<br />

Ausdrucke sind möglich, es muss sich<br />

nur um eine Individualvereinbarung<br />

handeln. Diese kann auch alle denkbaren<br />

Leistungen enthalten, <strong>die</strong> möglicherweise<br />

während des Behandlungsverl<strong>auf</strong>es<br />

aber gar nicht in Anspruch<br />

genommen werden. (AG Düsseldorf,<br />

Urteil vom 25.06.2015, Az.: 27<br />

C 9542/13).<br />

Beginnen Sie beispielsweise mit den<br />

dentinadhäsiven Füllungen, <strong>die</strong> ohnehin<br />

im Vergleich zur geübten Abrechnungspraxis<br />

vor 2012 abgewertet<br />

worden sind. Diese Füllungen<br />

müssen – sofern keine<br />

Richtlinie dagegen spricht<br />

– mit gesetzlich Versicherten<br />

nach § 28 Abs. 2 SGB V<br />

zunächst als Mehrleistung<br />

vereinbart und abweichend<br />

nach § 2 <strong>GOZ</strong> <strong>die</strong> Gebührenhöhe<br />

festgelegt werden.<br />

Abweichende Vereinbarungen<br />

sind auch innerhalb des<br />

Gebührenrahmens möglich,<br />

also <strong>die</strong> Vereinbarung<br />

von Faktoren unter 3,5-<br />

fach. Eine Begründung des<br />

Faktors in der Rechnung<br />

ermöglicht der Patientin<br />

bzw. dem Patient <strong>die</strong> Kostenerstattung.<br />

Starten<br />

Sie mit der abweichenden<br />

Vereinbarung<br />

nach §<br />

2 <strong>GOZ</strong> innerhalb<br />

des Gebührenrahmens,<br />

zum<br />

Beispiel 3,5, und Sie<br />

werden keine Rechtfertigungsgespräche<br />

mehr zu Ihren<br />

Begründungen haben. Auch 3,6-fach<br />

ist zum Einstieg möglich.<br />

Auch Analogziffern können vereinbart<br />

werden. Grundlage jeder abweichenden<br />

Vereinbarung ist das strikte<br />

Einhalten der Formvorschrift des Paragrafen<br />

2 Abs. 1 und 2 <strong>GOZ</strong>. Das<br />

Formular finden Sie unter www.<br />

LZKBW.de, <strong>GOZ</strong> Inform (http://www.<br />

lzk-bw.de/zahnaerzte/gebuehrenrecht/gozinform).<br />

Hier finden Sie auch den erwähnten<br />

Vergleich von Bema und <strong>GOZ</strong>, ebenso<br />

ein Kalkulationsraster zur Kostendeckung<br />

entsprechend Ihrem notwendigen<br />

Zeiteinsatz.<br />

Eine Vereinbarung ist nur über <strong>die</strong><br />

Gebührenhöhe möglich, nicht über<br />

den Punktwert oder ein Stundenhonorar<br />

oder einen Pauschalbetrag. Ein<br />

Eurobetrag aller vereinbarten Leistungen<br />

ist anzugeben. Die Höhe der<br />

Vereinbarung ist nicht limitiert, es<br />

gilt als Grenze nur der Wucher, wenn<br />

<strong>die</strong> Honorierung der Leistung also<br />

nicht angemessen ist. Die Vereinbarung<br />

muss von der Zahnärztin bzw.<br />

dem Zahnarzt mit den Patientinnen<br />

und Patienten vor der Behandlung besprochen<br />

werden und beide Unterschriften<br />

müssen sich <strong>auf</strong> der Vereinbarung<br />

befinden. Eine Delegation an<br />

eine angestellte Zahnärztin oder einen<br />

angestellten Zahnarzt mit Vollmacht<br />

(i. V.) ist möglich. Es handelt<br />

sich um einen Individualvertrag, es<br />

darf sich nicht um allgemeine Geschäftsbedingungen<br />

handeln. Notfallbehandlungen<br />

dürfen logischerweise<br />

nicht von einer abweichenden<br />

Vergütungsvereinbarung abhängig<br />

gemacht werden.<br />

Praktisch ist es, einen Heil- und Kostenplan<br />

(HKP) <strong>auf</strong> dem Formular § 2<br />

<strong>GOZ</strong> zu erstellen und unterschreiben<br />

zu lassen. Sie legen sich <strong>auf</strong> den Steigerungsfaktor<br />

fest, schaffen aber Kostentransparenz<br />

und entledigen sich<br />

der leidigen Begründungsakrobatik.<br />

Anfallende Materialkosten werden gesondert<br />

als Kosteninformation mitgeteilt,<br />

eine Vereinbarung über Materialbzw.<br />

Laborkosten ist nicht möglich.<br />

Merke: Die Versicherung kann immer<br />

erstatten, wenn <strong>die</strong> Rechnung <strong>GOZ</strong>konform<br />

erstellt ist. Viele ältere<br />

Verträge haben keine Limitierung im<br />

Steigerungssatz. Mit Anwendung des<br />

§ 2 wird <strong>die</strong> <strong>GOZ</strong> zu einer Erstattungsordnung<br />

der Versicherer. Nutzen<br />

Sie den § 2 möglichst oft. Kein<br />

HKP, keine Rechnung mehr ohne<br />

mindestens einmal Faktor 4.0. Die abweichende<br />

Vereinbarung ist <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

eine angemessene Honorierung<br />

Ihrer Leistungen in der <strong>GOZ</strong> zu<br />

erzielen. Die abweichende Vereinbarung<br />

schafft Kostentransparenz, erfüllt<br />

<strong>die</strong> wirtschaftliche Informationspflicht<br />

nach § 630 c Absatz 3 BGB.<br />

Der Patient ist dar<strong>auf</strong> vorbereitet,<br />

dass möglicherweise <strong>die</strong> Versicherung<br />

nicht alles erstattet – ganz im Sinne<br />

des Verbraucherschutzes. Ihr Privatpatient<br />

ist zunehmend unterversichert<br />

- möchten Sie ihm eine schriftliche<br />

Erläuterung in <strong>die</strong> Hand geben?<br />

Ebenfalls zu finden unter <strong>GOZ</strong> Inform<br />

<strong>auf</strong> der Homepage Ihrer LZK Baden-Württemberg.<br />

Dr. Herbert Martin


20_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Konstituierende Vertreterversammlung der KZBV in Berlin<br />

NEUER KZBV-VORSTAND<br />

GEWÄHLT<br />

Die Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV)<br />

hat sich am 29. und 30. März zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengefunden,<br />

unter anderem, um einen neuen Vorstand zu wählen. Dr. Wolfgang Eßer,<br />

langjähriger Bundesvorsitzender, trat nicht erneut zur Wahl an. Für <strong>die</strong> Legislaturperiode<br />

2023 bis 2028 wurde neben dem Vorstand auch ein neues Präsidium der<br />

Vertreterversammlung gewählt.<br />

Neuer Vorstand. Den neu gewählten Vorstand der 16. Legislaturperiode bilden Dr. Karl-Georg Pochhammer,<br />

Martin Hendges und Dr. Ute Maier (v. l.)<br />

WAHLEN<br />

Die Sitzung der konstituierenden Vertreterversammlung<br />

(VV) leitete Dr.<br />

Ralf Wagner (ehemaliger Vorstandsvorsitzender<br />

der KZV Nordrhein) als<br />

ältestes Mitglied der VV. Die VV setzt<br />

sich aus ehrenamtlich und hauptamtlich<br />

tätigen Zahnärzt*innen sowie<br />

hauptamtlichen Vorstandsmitgliedern<br />

der einzelnen KZVen zusammen.<br />

Diese Zusammensetzung spiegelt sich<br />

künftig im neu gewählten Präsidium<br />

der VV wieder, dessen Wahl als erster<br />

Tagesordnungspunkt <strong>auf</strong> dem Programm<br />

stand. Zum Vorsitzenden der<br />

VV wurde Dr. Holger Seib (Zahnarzt<br />

und Vorstandsvorsitzender der KZV<br />

Westfalen-Lippe) gewählt, seine Stellvertreter*innen<br />

sind Meike Gorski-<br />

Goebel (Juristin und stellvertretende<br />

Vorstandsvorsitzende der KZV Sachsen)<br />

und Dr. Jürgen Welsch (Zahnarzt<br />

und VV-Vorsitzender der KZV Bayerns).<br />

Dr. Seib schwor <strong>die</strong> Delegierten<br />

<strong>auf</strong> schwierige Zeiten ein: Er kritisierte<br />

<strong>die</strong> Kostendämpfungsgesetze und<br />

<strong>die</strong> mangelnde Wertschätzung gegenüber<br />

den Zahnärztinnen und Zahnärzten<br />

seitens der Politik.<br />

NEUER VORSTAND<br />

Auf den bisherigen Vorstandsvorsitzenden<br />

Dr. Wolfgang Eßer folgt<br />

ZA Martin Hendges, der zuletzt als<br />

stellvertretender Vorsitzender dem<br />

Vorstand angehörte. Dr. Ute Maier,<br />

langjährige Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Baden-<br />

Württemberg (KZV BW), wurde als<br />

stellvertretende Vorsitzende neu in<br />

den Vorstand gewählt. Sie ist damit<br />

<strong>die</strong> erste Frau im Vorstand der KZBV.<br />

Im Amt des stellvertretenden Vorstandes<br />

bestätigt wurde Dr. Karl-Georg<br />

Pochhammer. ZA Martin Hendges<br />

bedankte sich auch im Namen<br />

seiner Vorstandskolleg*innen für das<br />

Vertrauen der Delegierten. Das Votum<br />

gebe dem neu gewählten Vorstand<br />

„<strong>die</strong> unbedingt erforderliche<br />

Legitimation und <strong>die</strong> Kraft, <strong>die</strong> vor<br />

uns liegenden Aufgaben tatkräftig<br />

anzugehen und uns den vielzähligen<br />

Herausforderungen [...] zu stellen“, so<br />

Hendges in seiner Antrittsrede. Hendges<br />

richtete sich in seiner Ansprache<br />

an seinen Vorgänger Dr. Wolfgang<br />

Eßer und hob dessen Erfolge für <strong>die</strong><br />

Zahnärzteschaft hervor: So fielen<br />

etwa <strong>die</strong> kontinuierliche Verbesserung<br />

der Mundgesundheit, <strong>die</strong> Pandemiepauschale<br />

sowie das Aussetzen<br />

der Obergrenzen für 2021 und 2022<br />

in Eßers Amtszeit. Hendges würdigte<br />

Eßers Verhandlungsgeschick und<br />

sein entschiedenes Auftreten gegenüber<br />

den gesetzlichen Krankenkassen<br />

und der Politik. Zugleich richtete<br />

er den <strong>Blick</strong> nach vorne: Das GKV-<br />

Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-<br />

FinStG) sei nur der Anfang „einer <strong>auf</strong><br />

Dauer geplanten Kostendämpfungspolitik”,<br />

welche letztendlich <strong>die</strong> Versorgung<br />

massiv destabilisieren werde.<br />

HINTERGRUND<br />

Die Wahl des Vorstands steht nach den<br />

Vorgaben der Satzung der KZBV alle<br />

sechs Jahre an. Der seit 2005 hauptamtliche<br />

Vorstand wird bei seiner Arbeit<br />

durch den Beirat unterstützt,<br />

einem Gremium von Vorständen der


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

21_BERUFSPOLITIK<br />

17 KZVen in den Ländern. Die Vertreterversammlung<br />

ist das „Parlament<br />

der Vertragszahnärzte“. Sie hat 60 Mitglieder<br />

und wählt und kontrolliert den<br />

Vorstand. Gesetzlich vorgeschriebene<br />

Mitglieder sind <strong>die</strong> oder der Vorsitzende<br />

jeder KZV und ein Stellvertreter<br />

oder eine Stellvertreterin. Die Vorstände<br />

und ihre Stellvertreterinnen und<br />

Stellvertreter nehmen 34 Sitze ein. Weitere<br />

26 Delegierte werden von den Vertreterversammlungen<br />

der KZVen aus<br />

ihren Reihen unter Berücksichtigung<br />

des Verhältniswahlrechts gewählt. Die<br />

KZV BW ist mit sechs Mitgliedern in<br />

der VV der KZBV vertreten, <strong>die</strong>se sind<br />

Dr. Torsten Tomppert, Ass. jur. Christian<br />

Finster, Dr. Georg Bach, Dr. Uwe<br />

Lückgen, Dr. Uwe Rieger und Dr. Dr.<br />

Heinrich Schneider (siehe dazu auch<br />

untenstehenden Kommentar von Dr.<br />

Hans Hugo Wilms).<br />

Alexander Messmer<br />

Fotos: KZBV/Knoff<br />

Neues Präsidium. Dr. Holger Seib, KZV Westfalen-Lippe, wurde zum Vorsitzenden der<br />

Vertreterversammlung gewählt. Meike Gorski-Goebel, KZV Sachsen, und Dr. Jürgen Welsch,<br />

KZV Bayerns, sind <strong>die</strong> stellvertretenden Vorsitzenden für <strong>die</strong> 16. Legislaturperiode (v. r.).<br />

Dr. Hans Hugo Wilms<br />

Vorstandsreferent der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Baden-Württemberg für Öffentlichkeitsarbeit<br />

KOMMENTAR<br />

Baden-Württembergs Zahnärztinnen<br />

und Zahnärzte sind <strong>auf</strong> Bundesebene<br />

gut <strong>auf</strong>gestellt.<br />

An herausragender Stelle als stellvertretende<br />

Vorstandsvorsitzende der KZBV<br />

wird Dr. Ute Maier <strong>die</strong> Geschicke der<br />

Vertragszahnärzteschaft für ganz<br />

Deutschland in den nächsten sechs<br />

Jahren mitbestimmen. Ihr reichhaltiger<br />

Erfahrungsschatz aus jahrzehntelanger<br />

Arbeit in ehren- und hauptamtlichen<br />

Spitzenpositionen der zahnärztlichen<br />

Selbstverwaltung <strong>auf</strong> Bezirks-, Landesund<br />

Bundesebene prädestinierte sie,<br />

mit fast 90 Prozent der Stimmen der<br />

Delegierten in der Vertreterversammlung<br />

der KZBV in den Vorstand gewählt<br />

zu werden. Ihr Wissen in den Bereichen<br />

Vertragsverhandlungen, Abrechnung,<br />

PAR, Gutachter- und Prüfwesen ist<br />

allgemein anerkannt und kommt ihren<br />

zukünftigen Aufgaben im hauptamtlichen<br />

Vorstand der KZBV zugute.<br />

Weiterhin werden aus dem Vorstand<br />

der KZV BW Ass. jur. Christian Finster<br />

im einflussreichen Haushaltsausschuss<br />

und im Satzungsausschuss sowie Dr.<br />

Torsten Tomppert im Datenkoordinationsausschuss<br />

<strong>die</strong> Interessen der<br />

Vertragszahnärztinnen und -zahnärzte<br />

nicht nur für Baden-Württemberg<br />

vertreten.<br />

Es ist nicht das erste Mal, dass Baden-<br />

Württembergs Vertragszahnärztinnen<br />

und -zahnärzte so hochrangig im<br />

Vorstand der KZBV vertreten sind. Dr.<br />

Peter Kuttruff (ehemals KZV Stuttgart)<br />

war von 1994 bis 2002 stellvertretender<br />

Vorstandsvorsitzender der KZBV.<br />

Dr. Ute Maier sammelte schon von<br />

2002 bis 2004 Erfahrungen als Mitglied<br />

des ehrenamtlichen Vorstandes der<br />

KZBV.<br />

Wie der neue Vorstandsvorsitzende ZA<br />

Martin Hendges in seiner kurzen, aber<br />

prägnanten Antrittsrede ausführte, wird<br />

es sicherlich nicht leichter, sich dem<br />

ideologisch bestimmten Mainstream der<br />

Destabilisierung der Selbstverwaltung<br />

im Gesundheitswesen durch <strong>die</strong> Politik<br />

entgegenzustemmen. Die Wertigkeit<br />

der ambulanten Versorgung herauszustellen,<br />

den zunehmenden Bürokratiewahn<br />

– in Wahrheit Kontrollwahn<br />

seitens der Politik und der<br />

GKV-Kassen – abzuwehren und <strong>die</strong><br />

wieder eingeführte Budgetierung<br />

rückgängig zu machen, sind Mammut<strong>auf</strong>gaben,<br />

<strong>die</strong> der neue Vorstand der<br />

KZBV zu bewältigen hat.<br />

Statements von führenden Gesundheitspolitikern<br />

wie „Wir haben <strong>die</strong><br />

Koalition nicht wegen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes<br />

(GKV-FinStG)<br />

<strong>auf</strong>s Spiel gesetzt“ (MdB Andrew<br />

Ullman, FDP) und „Die Ärzte sind Teil<br />

des Problems in unserem Gesundheitswesen“<br />

(MdB Heike Baehrens, SPD)<br />

weisen dar<strong>auf</strong> hin, welche dicken<br />

Bretter noch zu bohren sind. Da bleibt<br />

nur, Glück, Ausdauer und viel Erfolg zu<br />

wünschen!


22_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Starke Delegation. Die KZV Baden-<br />

Württemberg entsendet sechs Delegierte<br />

in <strong>die</strong> VV der KZBV. Zu sehen sind Dr. Dr.<br />

Heinrich Schneider, Dr. Uwe Rieger, Dr.<br />

Uwe Lückgen, Dr. Georg Bach und Ass. jur.<br />

Christian Finster, stellvertretender<br />

Vorsitzender der KZV BW (v. l.)<br />

Neue Herausforderung. Dr. Ute Maier, ehemalige Vorstandsvorsitzende<br />

der KZV BW, wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden der KZBV gewählt.<br />

„Im Rahmen der Vorstandstätigkeit werde ich mich deshalb insbesondere<br />

für bessere Rahmenbedingungen und den längst überfälligen Bürokratieabbau<br />

stark machen.“<br />

Alterspräsident.<br />

Dr. Ralf Wagner<br />

(ehemaliger<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der KZV<br />

Nordrhein) eröffnet<br />

als ältestes Mitglied<br />

<strong>die</strong> Vertreterversammlung.<br />

Kontinuität. Martin Hendges ist der neue Vorstandsvorsitzende der<br />

KZBV. Er war zuletzt als stellvertretender Vorsitzender Mitglied des<br />

Vorstandes.<br />

Geheime Wahl. Die 60 Mitglieder der Vertreterversammlung wählen <strong>die</strong> Mitglieder des Vorstands in geheimer Wahl und in getrennten Wahlgängen.<br />

Fotos: KZBV/Knoff


Kursprogramm<br />

Juni – Juli 2023<br />

Jetzt online<br />

anmelden unter<br />

fortbildung.kzvbw.de<br />

Moderne zahnerhaltende Chirurgie - es müssen<br />

nicht immer Implantate sein<br />

Prof. Dr. Andreas Filippi, Basel<br />

• 8 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ30513<br />

• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 335.-<br />

17.6.2023<br />

Notfallseminar: Management und Versorgung<br />

medizinischer Notfälle in der Zahnarztpraxis<br />

Reimund Andlauer und Team, Ettenheim<br />

• 5 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKT20804<br />

• für das Praxisteam<br />

• € 135.-<br />

21.6.2023<br />

Die qualifizierte Assistenz in der Chirurgie und<br />

der Implantologie (Teil 1)<br />

Marina Nörr-Müller, München<br />

• Kurs-Nr.: 23FKM30509<br />

• für Zahnmedizinische<br />

Fachangestelle<br />

• € 235.-<br />

22.6.2023<br />

Implantatgestützter Zahnersatz - für fitte<br />

Senioren geplant und von gebrechlichen<br />

Senioren getragen<br />

Prof. Dr. Thorsten Mundt, Greifswald<br />

• 2 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ30314<br />

• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 75.-<br />

23.6.2023<br />

Clever und Smart mit der neuen PAR - ein Update<br />

Andrea Räuber, Mannheim<br />

• 7 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKT20110<br />

• für das Praxisteam<br />

• € 345.-<br />

28.6.2023<br />

Das ABC der Abrechnung - 5 Tage Intensiv-<br />

Seminar zur richtigen Honorarabrechnung für<br />

Einsteiger<br />

Manuela Hackenberg, Mannheim<br />

• 40 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKT19912<br />

• für das Praxisteam<br />

• € 1.375.-<br />

03.-07.07.2023<br />

Adhäsive Zahnmedizini von A-Z - rundherum an<br />

einem Tag<br />

Prof. Dr. Roland Frankenberger, Marburg<br />

• 9 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ31016<br />

• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 325.-<br />

15.7.2023<br />

Keramikveneers - praktischer Arbeitskurs<br />

Prof. Dr. Jürgen Manhart, München<br />

• 15 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ30917<br />

• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 595.-<br />

21./22.07.2023<br />

FFZ Fortbildungsforum<br />

Zahnärzte<br />

Merzhauser Straße 114-116<br />

79100 Freiburg<br />

Fon: 0761 4506-160/-161<br />

Fax: 0761 4506-460<br />

Mail: info@ffz-fortbildung.de<br />

Web: www.ffz-fortbildung.de


24_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Landes-Winterspiele von Special Olympics Baden-Württemberg<br />

„WIR GEHÖREN IN DIE MITTE<br />

DER GESELLSCHAFT“<br />

Grüne Wiesen statt schneebedeckter Hänge. Unwetterwarnung und orkanartige Böen<br />

statt blauem Himmel und Sonnenschein. Das hatten sich <strong>die</strong> Veranstalter von Special<br />

Olympics Baden-Württemberg (SO BW) für <strong>die</strong> Landes-Winterspiele, <strong>die</strong> vom 9. bis<br />

11. März 2023 zum vierten Mal in Folge in Todtnauberg stattfanden, anders vorgestellt.<br />

Der guten Stimmung tat es keinen Abbruch. Auch weil <strong>die</strong> Veranstalter blitzschnell<br />

improvisierten und ein Ersatzprogramm <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Beine stellten. Und ein Gutes hatte <strong>die</strong><br />

widrige Wetterlage in jedem Fall: Das begleitende Zahngesundheitsprogramm erlebte<br />

einen wahren Ansturm.<br />

Special Smiles. Florian Rauch (4. v. r.) mit dem Helferteam des Zahngesundheitsprogramms Eleni Tori,<br />

Bettina Frank, Pascal Deiss, Dr. Guido Elsäßer, Anastasia Galaktidou und Alexandra Koppanyi (v. l.)<br />

SO-BW-Landeskoordinator und LZK-<br />

Referent für Inklusive Zahnmedizin,<br />

Dr. Guido Elsäßer, zeigte sich rundum<br />

zufrieden mit den durchgeführten<br />

Beratungsgesprächen. „Wir haben<br />

zwei Drittel aller Athletinnen und<br />

Athleten erreicht, das gab es noch<br />

nie!“<br />

Wie bei den Sommer-Spielen in Mannheim<br />

wurden auch bei den Winter-Spielen<br />

coronabedingt nur <strong>die</strong> Programme<br />

„Fitte Füße“ und „Gesund im Mund“<br />

angeboten. Und erneut musste das Gesundheitsprogramm<br />

„Gesund im<br />

Mund“ kontaktlos durchgeführt werden.,<br />

das heißt, es gab keine Untersuchungen<br />

der Athletinnen und Athleten:<br />

Nur Instruktion, Aufklärung und Motivation.<br />

Nachdem <strong>die</strong> Wettbewerbe am ersten<br />

Veranstaltungstag wegen Unwetterwarnung<br />

abgesagt werden mussten, platzierte<br />

Florian Rauch, der Referent des Gesundheitsprogramms<br />

von SO BW, <strong>die</strong><br />

Beratungstische des Zahngesundheitsprogramms<br />

kurzerhand <strong>auf</strong> dem Podium<br />

des Kurhauses von Todtnauberg. So<br />

prominent <strong>auf</strong>gebaut, bildeten sich bald<br />

lange Warteschlangen <strong>auf</strong> dem Podium.<br />

Es hatte sich bei den Athletinnen und<br />

Athleten schnell herumgesprochen, dass<br />

es bei den Zahnärztinnen und Zahnärzten<br />

im Anschluss an das Beratungsgespräch<br />

immer ein Geschenk gibt.<br />

VIELFÄLTIGER BERUF<br />

Anastasia Galaktidou ist Auszubildende<br />

im ersten Lehrjahr. Dass der Beruf<br />

Fotos: A. Mader<br />

der Zahnmedizinischen Fachangestellten<br />

so abwechslungsreich und vielfältig<br />

ist, hätte <strong>die</strong> 17-Jährige nicht gedacht.<br />

In Todtnauberg ist sie das erste Mal dabei<br />

und hilft beim Zahngesundheitsprogramm.<br />

Dr. Elsäßer hat seine neue<br />

Auszubildende aus der Praxis mitgebracht,<br />

damit sie sich im Umgang mit<br />

Menschen mit Behinderung üben kann.<br />

Schließlich wird das künftig auch in seiner<br />

Schwerpunktpraxis häufig der Fall<br />

sein. Anastasia hat keine Berührungsängste,<br />

sie ist mit großem Eifer dabei<br />

und hat stets ein Lächeln <strong>auf</strong> den Lippen,<br />

während sie <strong>die</strong> Athletinnen und<br />

Athleten über gesunde Ernährung <strong>auf</strong>klärt,<br />

ihnen mit einer überdimensionalen<br />

Zahnbürste zeigt, wie sie ihre Zähne<br />

putzen müssen, und mit einfachen<br />

Worten erklärt, mit welchen Hilfsmitteln<br />

sie ihre Mundpflege verbessern<br />

können.<br />

Neben Anastasia am Beratungstisch<br />

sitzt Zahnarzt Pascal Deiss. Begeistert<br />

erzählt er von seinem letzten Beratungsgespräch:<br />

„Der Junge wusste sogar, was<br />

Karies ist, und konnte mir genau erklären,<br />

wie sie entsteht“. Und mit einem<br />

breiten Grinsen erzählt er <strong>die</strong> nächste<br />

Anekdote aus seinen Beratungsgesprächen:<br />

„Als ich den Jungen fragte, ob er<br />

viele Süßigkeiten isst, war seine Antwort,<br />

„wenn ich so an mir runtersehe“.<br />

Der Vollständigkeit halber sei ergänzt,<br />

dass der schlagfertige junge Mann gertenschlank<br />

war. Solche und viele weitere<br />

direkte, ehrliche und unverfälschte Gesprächsaussagen<br />

lassen sich den ganzen<br />

Tag verfolgen beim Kontakt mit den<br />

Athletinnen und Athleten. Oftmals ist<br />

eine Nachfrage bei Dr. Elsäßer notwendig:<br />

„Ist <strong>die</strong> junge Frau im Beratungsgespräch<br />

tatsächlich eine teilnehmende


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

25_BERUFSPOLITIK<br />

Athletin mit einer Behinderung oder<br />

doch jemand aus dem Betreuungsteam?“<br />

ERGREIFENDE ERÖFFNUNGSFEIER<br />

Bei der letzten Eröffnungsfeier in Todtnauberg<br />

2019 führte Katrin Degenhardt<br />

noch alleine durch das Programm. Dieses<br />

Jahr hatte sie prominente Unterstützung:<br />

Tamara Röske stand zusammen<br />

mit ihr <strong>auf</strong> der Bühne des Kurhauses in<br />

Todtnauberg – Model und Schauspielerin<br />

mit Down Syndrom. Tamara hat<br />

nicht nur <strong>auf</strong> Instagram über 18.000<br />

Follower, sondern auch im Kurhaus<br />

Todtnauberg löste ihr Auftritt wahre Begeisterungsstürme<br />

aus. Sogar ein regionales<br />

Filmteam aus Freiburg war zu<br />

Film<strong>auf</strong>nahmen angereist. Tamara und<br />

Katrin moderierten eine bunte, stimmungsvolle<br />

und sehr bewegende Eröffnungsfeier.<br />

Die 170 angereisten Athletinnen<br />

und Athleten im Kurhaus feierten<br />

<strong>die</strong> Auftritte der allseits beliebten<br />

Trachtengruppe aus Todtnauberg, zweier<br />

Frisbee Freestyler und einer Artistin<br />

aus Freiburg. Aber auch viel Prominenz<br />

aus Politik und Sport war der Einladung<br />

von SO BW zu den Winterspielen gefolgt:<br />

Die Parlamentarische Staatssekretärin<br />

im Bundesministerium des Inneren,<br />

Rita Schwarzelühr-Sutter, MdB,<br />

freut sich schon <strong>auf</strong> <strong>die</strong> World Games in<br />

Berlin und <strong>die</strong> über 100 Athletinnen und<br />

Athleten aus Baden-Württemberg, <strong>die</strong><br />

sich qualifiziert haben. Ministerialdirektor<br />

Daniel Hager-Mann ist Amtschef im<br />

Ministerium für Kultus, Jugend und<br />

Sport Baden-Württemberg und vertrat<br />

<strong>die</strong> Ministerin. Er sicherte SO BW weiterhin<br />

<strong>die</strong> Unterstützung des Landes zu.<br />

SO BW-Präsident Mathias Tröndle sieht<br />

noch Luft nach oben, wenn es um <strong>die</strong> Integration<br />

von Menschen mit Behinderung<br />

in <strong>die</strong> Sportvereine geht. Bislang<br />

seien lediglich acht Prozent in Sportvereinen<br />

vertreten. „Wir wollen <strong>auf</strong> Dauer<br />

miteinander Sport treiben, das ist unser<br />

Ziel und unsere Aufgabe.“ Und der amtierende<br />

Weltmeister im Rennrad und<br />

Athletensprecher von SO BW, Michael<br />

Lohfink, ergänzte: „Wir gehören in <strong>die</strong><br />

Mitte der Gesellschaft.“<br />

Höhepunkt der Eröffnungsfeier war das<br />

Entzünden des olympischen Feuers<br />

durch den offiziellen Sportpaten: Skisprunglegende<br />

Martin Schmitt und <strong>die</strong><br />

beiden Athletinnen und Athleten Sabrina<br />

Schneider und Torsten Haas.<br />

Andrea Mader<br />

INFO<br />

ZWEI GENERATIONEN –<br />

EINE MOTIVATION!<br />

Das Zahngesundheitsprogramm ist das<br />

am besten organisierte Programm des<br />

kompletten Gesundheitsprogramms,<br />

das Special Olympics Baden-Württemberg<br />

(SO BW) anbietet. Das sagt Florian<br />

Rauch. Und er muss es wissen, er ist<br />

zuständiger Referent von SO BW für<br />

das Gesundheitsprogramm. Dass das<br />

so ist, ist nicht zuletzt der Ver<strong>die</strong>nst<br />

von Dr. Guido Elsäßer. Er hat das Programm<br />

„Special Smiles – Gesund beginn<br />

im Mund“, gemeinsam mit Dr. Abdul<br />

Bissar und einem großen Helferteam,<br />

<strong>auf</strong>gebaut und leitet es als Landeskoordinator<br />

seit 2016.<br />

Kein Wunder, dass seine Nachfolgerin<br />

von „großen Fußstapfen“ spricht, in <strong>die</strong><br />

sie tritt. Bei den <strong>die</strong>sjährigen Landes-<br />

Winterspielen in Todtnauberg hat Dr.<br />

Guido Elsäßer sein Amt als Landeskoordinator<br />

an Dr. Anna-Lena Hillebrecht<br />

übergeben. Dr. Hillebrecht ist Funktionsoberärztin<br />

in der Klinik für Zahnärztliche<br />

Prothetik am Universitätsklinikum<br />

Freiburg. Die beiden Zahnmediziner<br />

kennen sich gut. Gemeinsam haben<br />

sie an der Qualifizierung für <strong>die</strong><br />

Landeskoordination eines Zahngesundheitsprogramms<br />

von Special<br />

Olympics teilgenommen. Beide sind<br />

außerdem im Vorstand der DGZMB<br />

(Deutsche Gesellschaft für Zahnmedizin<br />

für Menschen mit Behinderung) aktiv.<br />

„Ich möchte angehende Zahnärztinnen<br />

und Zahnärzte an <strong>die</strong> Patientengruppe<br />

mit Behinderungen heranführen“,<br />

sagt Dr. Hillebrecht zu ihrer Motivation,<br />

das Amt zu übernehmen. Bisher<br />

werde <strong>die</strong>se Personengruppe in den<br />

Lehrinhalten wenig abgebildet, „<strong>die</strong><br />

Stu<strong>die</strong>renden haben während ihres<br />

Studiums eher keinen Kontakt zu Patienten<br />

mit zahnmedizinisch relevanten<br />

Behinderungen“.<br />

Zwei Generationen, eine Motivation.<br />

„Meine Vision ist es, eine engere Beziehung<br />

zu den Universitäten <strong>auf</strong>zubauen,<br />

in der Hoffnung, Stu<strong>die</strong>rende und junge<br />

Assistentinnen und Assistenten für<br />

<strong>die</strong> Mitarbeit beim Zahngesundheitsprogramm<br />

zu gewinnen“, sagt Dr. Guido<br />

Elsäßer über seine Beweggründe<br />

das Amt zur Verfügung zu stellen und<br />

einen Generationenwechsel einzuleiten.<br />

Er ergänzt, dass er sich auch eine<br />

Sensibilisierung der angehenden Zahnmediziner<br />

für <strong>die</strong> speziellen Bedürfnisse<br />

von Menschen mit Behinderung<br />

wünscht. „Zahnärztinnen und Zahnärzte,<br />

aber auch zahnmedizinische Mitarbeiterinnen,<br />

haben bei den Untersuchungen<br />

<strong>die</strong> einmalige Gelegenheit,<br />

mit erwachsenen Menschen mit kognitiven<br />

Beeinträchtigungen zwanglos<br />

und angstfrei in Kontakt zu treten, Erfahrungen<br />

zu sammeln und in ihre Gedankenwelt<br />

einzutreten.“<br />

Dr. Hillebrecht hat schon viele Ideen,<br />

wie sie <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden an das Patientenklientel<br />

heranführen kann: „Wer in<br />

den klinischen Kursen besonders gut<br />

abschneidet, darf mit zu den Special<br />

Olympics fahren und das Zahngesundheitsprogramm<br />

aktiv unterstützen“.<br />

Ganz wird sich Dr. Elsäßer nicht zurückziehen.<br />

Es ist ihm ein persönliches Anliegen<br />

mit dem Team aus seiner Praxis<br />

bei den Landes-Spielen für <strong>die</strong> Untersuchungen<br />

präsent zu sein. Nur wird er in<br />

Zukunft ein Helfer-Schild tragen statt<br />

das des Koordinators.


26_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

BMG stellt Digitalisierungsstrategie vor<br />

GESUNDHEITSDATEN FÜR ALLE<br />

Jetzt soll es schnell gehen mit der Digitalisierung<br />

des Gesundheitswesens:<br />

Bis Ende 2024 sollen 80 Prozent<br />

der gesetzlich Versicherten eine<br />

elektronische Patientenakte haben<br />

(ePA) und das E-Rezept zum ersten<br />

Januar 2024 „verbindlicher Standard“<br />

werden. So sieht es <strong>die</strong> Digitalisierungsstrategie<br />

für das Gesundheitswesen<br />

und <strong>die</strong> Pflege des Bundesgesundheitsministeriums<br />

(BMG) vor,<br />

<strong>die</strong> Minister Lauterbach Anfang<br />

März präsentierte. Welche Maßnahmen<br />

sind vorgesehen?<br />

Die Digitalisierungsstrategie des BMG<br />

verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll der<br />

Behandlungsalltag mit digitalen Lösungen<br />

verbessert werden, zum anderen<br />

sollen Gesundheitsdaten für Forschungszwecke<br />

interoperabel gesammelt<br />

und zugänglich gemacht werden.<br />

DIGITALGESETZ<br />

Im Digitalgesetz sind bislang unter anderem<br />

folgende Eckpunkte festgehalten:<br />

• Die Einführung einer ePA für alle gesetzlich<br />

Versicherten bis Ende 2024<br />

als Opt-Out-Variante. Das heißt, Versicherte<br />

müssen der Einrichtung einer<br />

ePA ausdrücklich widersprechen,<br />

wenn sie <strong>die</strong>se nicht nutzen wollen<br />

(sog. Widerspruchslösung).<br />

• Ab 1. Januar 2024 soll das E-Rezept<br />

„Standard in der Arzneimittelversorgung“<br />

werden. Das E-Rezept soll mit<br />

der Gesundheitskarte und der ePA-<br />

App eingelöst werden können.<br />

• Eine digitale Medikationsübersicht in<br />

der ePA soll ungewollte Wechselwirkungen<br />

von Arzneimitteln verhindern.<br />

• Der Bund wird alleiniger Träger der<br />

Gesellschaft für Telematik (gematik<br />

GmbH), <strong>die</strong> zu einer Digitalagentur<br />

umgebaut werden soll.<br />

Die gematik trifft<br />

wichtige Entscheidungen<br />

zur Telematikinfrastruktur<br />

(TI). Aktuell<br />

hält der Bund 51 Prozent<br />

der Anteile der gematik.<br />

Die restlichen<br />

Anteile verteilen sich<br />

<strong>auf</strong> mehrere Gesellschafter,<br />

darunter der<br />

GKV-Spitzenverband<br />

und ärztliche Verbände<br />

sowie <strong>die</strong> Kassenzahnärztliche<br />

Bundesvereinigung<br />

(KZBV) und <strong>die</strong><br />

Bundeszahnärztekammer<br />

(BZÄK).<br />

Abbildungen: gematik GmbH<br />

„Die Zahnärzteschaft hat mehrfach<br />

klargestellt, dass sie eine Digitalisierung<br />

des Gesundheitswesens positiv<br />

sieht. Die TI-Anwendungen müssen<br />

aber einen konkreten Mehrwert für<br />

Praxen und Patienten haben und<br />

dürfen nicht zu einem Mehr<strong>auf</strong>wand<br />

führen, der letztlich zu Lasten der<br />

Versorgung geht“, erklärt Dr. Torsten<br />

Tomppert, Vorstandsvorsitzender der<br />

KZV BW. Ass. jur. Christian Finster,<br />

stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

der KZV BW kommentierte das<br />

Vorhaben so: „Bei der ePA soll ein<br />

Versicherter der Erstellung widersprechen<br />

können. Das ist gut und


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

27_BERUFSPOLITIK<br />

ganz im Sinne des Schutzes von Gesundheitsdaten.<br />

Es wird allerdings<br />

sehr <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Ausformung des Widerspruchsrechtes<br />

ankommen, damit es<br />

auch Wirkung haben kann.“<br />

ZENTRALE DATENQUELLE<br />

Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz<br />

zielt vor allem <strong>auf</strong> der Nutzbarmachung<br />

von Gesundheitsdaten für<br />

<strong>die</strong> Forschung. Die ePA wird zur zen-<br />

tralen Datenquelle. „Pseudonymisierte<br />

ePA-Daten sollen<br />

künftig zu Forschungszwecken<br />

automatisch über das<br />

Forschungsdatenzentrum<br />

Gesundheit (FDZ) abrufbar<br />

sein“, so das BMG. Die Datenfreigabe<br />

solle „nutzerfreundlich“<br />

in der ePA organisiert<br />

werden. Sämtliche Daten<br />

sollen dezentral gespeichert<br />

werden. Beim FDZ könne<br />

auch <strong>die</strong> „forschende Industrie“<br />

Anträge <strong>auf</strong> Datenzugang<br />

stellen. Bei Anfragen entscheide der<br />

Nutzungszweck, nicht der Absender.<br />

Die Datenschutz<strong>auf</strong>sicht wird vereinfacht<br />

und soll künftig bei einem<br />

Landesdatenschutzbe<strong>auf</strong>tragten liegen.<br />

„Die Regierung täte gut daran, <strong>die</strong><br />

Erfahrungen aus dem Praxisalltag<br />

nicht außen vor zu lassen. Die Patientinnen<br />

und Patienten haben großes<br />

Vertrauen in unser Gesundheitssystem.<br />

Unzureichender Datenschutz<br />

darf <strong>die</strong>ses hohe Gut nicht beschädi-<br />

gen“, kritisiert Dr. Peter Riedel, stellvertretender<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der KZV BW.<br />

INFO<br />

Alexander Messmer<br />

Die Digitalisierungsstrategie für das<br />

Gesundheitswesen und <strong>die</strong> Pflege<br />

finden Sie hier: https://bit.ly/40ooUvU.<br />

Alternativ können Sie auch den<br />

QR-Code scannen.<br />

Lesen Sie dazu auch den untenstehenden<br />

Kommentar von<br />

Dr. Susanne Ozegowski, Abteilungsleiterin<br />

für Digitalisierung<br />

und Innovation<br />

im Bundesgesundheitsministerium<br />

für<br />

Gesundheit.<br />

KOMMENTAR<br />

Dr. Susanne Ozegowski<br />

Abteilungsleiterin Digitalisierung und Innovation im Bundesministerium für Gesundheit<br />

Wie können wir das enorme Potenzial<br />

von Gesundheits- und Pflegedaten für<br />

eine bessere Versorgung und Forschung<br />

in der Zukunft besser als bisher<br />

ausschöpfen? Denn dass wir das<br />

müssen, steht außer Frage.<br />

Der Austausch und <strong>die</strong> Nutzung von<br />

Daten sind ein entscheidender<br />

Schlüssel für eine qualitativ hochwertige<br />

Versorgung. Nur mit verfügbaren<br />

Gesundheitsdaten kann Versorgung für<br />

den individuellen Patienten maßgeschneidert<br />

werden. Derzeit werden in<br />

Deutschland zwar an vielen Stellen im<br />

Gesundheitssystem Daten erzeugt –<br />

für eine mehrwertstiftende Nutzung<br />

sind allerdings <strong>die</strong> wenigsten davon<br />

zugänglich oder in geeigneter Weise<br />

<strong>auf</strong>bereitet.<br />

In der Bundesregierung wollen wir<br />

gemeinsam mit der Ärzteschaft und<br />

der Forschung <strong>die</strong> digitale Transformation<br />

vorantreiben: Wir schaffen<br />

rechtliche und institutionelle Grundlagen<br />

für eine bessere Verfügbarkeit von<br />

Gesundheitsdaten, um international<br />

sowohl in der Forschung als auch als<br />

Innovationsstandort wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben und medizinische Versorgung<br />

<strong>auf</strong> Spitzenniveau anbieten zu<br />

können. Ziel ist der Aufbau einer<br />

dezentralen Gesundheitsdateninfrastruktur,<br />

<strong>die</strong> auch <strong>die</strong> Anschlussfähigkeit<br />

an den zukünftigen Europäischen<br />

Gesundheitsdatenraum ermöglicht.<br />

Dazu gehört zum Beispiel der Aufbau<br />

einer zentralen Datenzugangs- und<br />

Koordinierungsstelle, um bürokratische<br />

Hürden für Forschende abzubauen und<br />

organisatorische Aufwände zu<br />

reduzieren. Es sollen Daten aus<br />

verschieden Quellen und Sektoren<br />

verknüpfbar gemacht werden, um<br />

Informationen aus allen Bereichen der<br />

Gesundheitsversorgung zusammenführen<br />

zu können und Forschung und<br />

Versorgung ein vollständigeres Bild der<br />

Patientinnen und Patienten zu<br />

ermöglichen. Dabei sollen Daten aus<br />

der Versorgung für <strong>die</strong> Forschung<br />

nutzbar sein und Daten aus der<br />

Forschung in <strong>die</strong> Versorgung fließen.<br />

Die kommenden Jahre sind essenziell,<br />

um <strong>die</strong> Gesundheitsversorgung<br />

innovativ und digital zu gestalten. Vor<br />

<strong>die</strong>sem Hintergrund hat das Bundesministerium<br />

für Gesundheit (BMG)<br />

gemeinsam mit relevanten Akteuren<br />

aus dem Gesundheits- und Pflegewesen<br />

eine Digitalisierungsstrategie für<br />

das Gesundheitswesen und <strong>die</strong> Pflege<br />

erarbeitet, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> zukünftige<br />

Gestaltung der digitalen Transformation<br />

eine klare Zielrichtung vorgibt und<br />

<strong>die</strong> anhand des technischen Fortschritts<br />

sowie der Bedarfe beständig<br />

fortgeschrieben wird. Jetzt gilt es,<br />

<strong>die</strong>se Strategie umzusetzen, damit<br />

Deutschland in der medizinischen<br />

Versorgung und Forschung <strong>auf</strong><br />

Spitzenniveau mitspielen kann.<br />

Packen wir’s an!


28_FORTBILDUNG<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Guided Endodontics<br />

SCHABLONENGESTÜTZTE<br />

TREPANATION ZUR<br />

ERSCHLIEßUNG<br />

OBLITERIERTER<br />

WURZELKANÄLE<br />

Zähne mit Pulpanekrose und ausgeprägter<br />

Pulpaobliteration können im klinischen Alltag<br />

eine große Herausforderung darstellen. Die<br />

Trepanation und Kanalsuche gestaltet sich<br />

häufig zeit<strong>auf</strong>wendig, frustrierend und ist mit<br />

einem erhöhten Risiko für Perforationen<br />

verbunden. Konventionelle Techniken mit einer<br />

möglichst axial <strong>auf</strong> den Wurzelkanal gerichteten<br />

Trepanationsachse unter Zuhilfenahme eines<br />

Dentalmikroskops können zum gewünschten Erfolg<br />

führen, sind aber häufig mit einem erheblichen Verlust<br />

an Zahnhartsubstanz verbunden. Die schablonengestützte<br />

Trepanation (Guided Endodontics) stellt hier eine substanzschonende<br />

Alternative dar, mit der selbst stark obliterierte Kanäle<br />

vorhersagbar und sicher erschlossen werden können.<br />

WIE ENTSTEHT EINE OBLITERATION?<br />

Obliterationen können als typische Spätfolgen nach Zahntraumata<br />

beobachtet werden. Sie treten in 15 bis 40 Prozent<br />

der Fälle nach Dislokationsverletzungen <strong>auf</strong> (Andreasen et<br />

al. 1987; Nikoui et al. 2003). Eine vermehrte Anlagerung von<br />

Hartsubstanz im Wurzelkanalsystem wird aber auch infolge<br />

verschiedener anderer Stimuli beobachtet, zum Beispiel<br />

durch Karies, nach Pulpotomie oder restaurativer Therapie<br />

(Fleig et al. 2017; Mass & Zilberman 2011), nach kieferorthopädischer<br />

Behandlung (Delivanis & Sauer 1982) oder bei<br />

älteren Patienten <strong>auf</strong>grund lebenslanger intrapulpaler Anlagerung<br />

von Zahnhartsubstanz (Carvalho & Lussi 2017). Dabei<br />

stellt eine Obliteration an sich keine Indikation für eine<br />

zahnärztliche Intervention dar. Vielmehr ist sie ein indirektes<br />

Vitalitätszeichen und sollte trotz gegebenenfalls negativer<br />

Reaktion <strong>auf</strong> Sensibilitätstests auch als solches gewertet<br />

werden. Erst bei Vorliegen klinischer Symptome oder radiologischer<br />

Osteolysen wird eine Therapie notwendig. Untersuchungen<br />

konnten bei 7 bis 27 Prozent der Zähne mit partieller<br />

oder totaler Pulpaobliteration im L<strong>auf</strong>e der Zeit eine<br />

apikale Parodontitis dokumentieren (Holcomb & Gregory<br />

1967; Oginni et al. 2009). In <strong>die</strong>sen Fällen ist eine endodontische<br />

Intervention indiziert, welche sich jedoch <strong>auf</strong>grund<br />

des obliterierten Kanalsystems häufig als zeit<strong>auf</strong>wendig und<br />

komplikationsträchtig erweist (Cvek et al. 1982). An 3-D-gedruckten<br />

obliterierten Zähnen konnte gezeigt werden, dass<br />

<strong>die</strong> konventionelle Kanalsuche an obliterierten Zähnen mit<br />

einem hohen Maß an Zahnhartsubstanzverlust einhergeht<br />

und Perforationen auch bei erfahrenen Behandlern <strong>auf</strong>treten<br />

können (Connert et al. 2019).<br />

Im klinischen Alltag ist es daher hilfreich, Techniken und<br />

aktuelle Möglichkeiten für das Management obliterierter<br />

Wurzelkanäle zu kennen, um auch komplikationsträchtige<br />

Zähne langfristig erhalten zu können.<br />

OBLITERIERTE KANÄLE SICHER ERSCHLIEßEN<br />

Was also tun, wenn ein Patient mit einem behandlungsbedürftigen<br />

(z. B. apikale Parodontitis), aber obliterierten Zahn<br />

in der Praxis vorstellig wird? Für <strong>die</strong> Diagnostik und Therapie<br />

sind qualitativ hochwertige Röntgen-Zahnfilme (ggf.<br />

auch exzentrisch) unerlässlich. Auf <strong>die</strong>sen ist nicht nur das<br />

Ausmaß der Obliteration, sondern auch <strong>die</strong> Lage möglicher<br />

Kanalstrukturen und gegebenenfalls weitere Besonderheiten<br />

ersichtlich. In einigen Fällen kann <strong>die</strong> digitale Volumentomographie<br />

(DVT, hoch<strong>auf</strong>lösend und kleinvolumig) zur weiteren<br />

Diagnostik und Therapie sinnvoll eingesetzt werden


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

29_FORTBILDUNG<br />

(Patel et al. 2019). Vergrößerungshilfen wie Lupenbrillen und<br />

Dentalmikroskope mit entsprechenden Beleuchtungssystemen<br />

sind unverzichtbare Hilfsmittel, um sich bestmögliche<br />

Sichtverhältnisse zu verschaffen.<br />

Strebt man <strong>die</strong> konventionelle Trepanation an, sollte <strong>die</strong>se<br />

in der Längsachse des zu erwartenden Wurzelkanals erfolgen<br />

und kann in manchen Fällen auch <strong>die</strong> Schneidekante<br />

miteinbeziehen (McCabe & Dummer 2012). Bei der Kanalsuche<br />

muss beachtet werden, dass sich <strong>die</strong> obliterierten Kanalstrukturen<br />

im Zentrum des Zahnes bzw. im Zentrum der<br />

Wurzel <strong>auf</strong> Höhe der Schmelz-Zement-Grenze befinden und<br />

sich klinisch dunkler als das umgebende Dentin darstellen.<br />

Teilweise können im Dentin radial verl<strong>auf</strong>ende Konturlinien<br />

erkannt werden, in deren Zentrum sich der kalzifizierte Kanal<br />

befindet. Häufig lassen sich während der Spülung mit<br />

Natriumhypochlorit kleine <strong>auf</strong>steigenden Blasen aus dem<br />

Bereich des kalzifizierten Kanals beobachten. Dennoch ist<br />

<strong>die</strong> konventionelle Trepanation zeit<strong>auf</strong>wändig, komplikationsträchtig<br />

und endet für den ungeübten Behandler häufig<br />

frustran.<br />

Um bei ausgeprägten Obliterationen Komplikationen zu<br />

vermeiden und <strong>die</strong> Behandlungszeit zu verkürzen, kann der<br />

Trepanationszugang heutzutage auch schablonengestützt<br />

erfolgen. Dafür benötigt man präoperativ eine – idealerweise<br />

hoch<strong>auf</strong>lösende – dreidimensionale Röntgen<strong>auf</strong>nahme<br />

(kleinvolumiges DVT) und einen Oberflächenscan der klinischen<br />

Situation. Auf Basis <strong>die</strong>ser Daten kann virtuell eine<br />

Schablone für <strong>die</strong> optimale Trepanation und Kanalerschließung<br />

geplant und hergestellt werden. Die schablonengestützte<br />

Trepanation hat sich inzwischen als sogenanntes<br />

Guided-Endodontics-Verfahren klinisch etabliert und stellt<br />

bei ausgeprägten Obliterationen eine vorhersagbare und sichere<br />

Therapieoption dar. (Buchgreitz et al. 2019; Connert<br />

et al. 2018; Krastl et al. 2016; Krug et al. 2020)<br />

GUIDED ENDODONTICS<br />

Die schablonengestützte Trepanation (Guided Endodontics)<br />

funktioniert, analog zur statischen Navigation in der<br />

Implantologie, durch vorherige virtuelle Planung der Trepanationsachse<br />

<strong>auf</strong> Basis von 3-D-Datensätzen. Die Voraussetzungen<br />

hierfür sind eine hoch<strong>auf</strong>lösende DVT-Aufnahme<br />

und ein digitaler Scan der betreffenden Kieferregion (mittels<br />

Intraoralscanner oder mittels Laborscan eines konventionell<br />

angefertigten Gips-Modells). Der DICOM-Datensatz aus<br />

der DVT-Aufnahme wird anschließend mit dem STL-Datensatz<br />

der optisch-elektronischen Abformung der betreffenden<br />

Kieferregion in einer Planungssoftware überlagert. Die<br />

Software hierfür liefert zum Beispiel coDiagnostiX (Dental<br />

Wings Inc., Montreal, Kanada) oder Sicat Endo (Sicat<br />

GmbH, Bonn, Deutschland). Nach der Überlagerung der<br />

Datensätze kann in der Software <strong>die</strong> Trepanationsachse virtuell<br />

geplant werden. Dazu wird ein virtuelles Abbild des<br />

Trepanations-Bohrers (Steco GmbH) <strong>auf</strong> das gegebenenfalls<br />

erst apikal vorhandene Lumen des obliterierten Wurzelkanalsystems<br />

ausgerichtet. Positioniert man <strong>die</strong> Spitze des<br />

Bohrers dabei <strong>auf</strong> das am weitesten koronal erkennbare Lumen<br />

des Kanals, stellt der Anschlag des Bohrers <strong>auf</strong> der<br />

Schablone später den Endpunkt der Trepanation dar. So<br />

kann <strong>die</strong> Perforationsgefahr nach apikal minimiert werden.<br />

Die Einbeziehung der Schneidekante in <strong>die</strong> Trepanation<br />

kann oftmals notwendig sein, um einen geradlinigen Zugang<br />

bis weit apikal zu ermöglichen. In allen drei Raumrichtungen<br />

kann jederzeit <strong>die</strong> optimale Bohrerposition und <strong>die</strong><br />

maximale Bohrtiefe überprüft werden. Abschließend lässt<br />

sich in der Software eine Bohrschablone designen und <strong>die</strong>se<br />

als STL-Datensatz exportieren. Die Schablone kann entweder<br />

3-D-gedruckt oder gefräst werden. Zur präzisen Führung<br />

des Bohrers wird in <strong>die</strong> Kunststoff-Schablone eine<br />

Bohrhülse aus Metall eingesetzt.<br />

KLINISCHE ANWENDUNG<br />

Nach eingehender Untersuchung des zu behandelnden Zahnes<br />

wird <strong>die</strong> Bohrschablone am Patienten <strong>auf</strong> korrekte Passung<br />

und einen schaukelfreien Sitz überprüft. Eine vorherige<br />

Isolation mittels Kofferdam ist ebenfalls möglich. Anschließend<br />

kann der Erstkontakt der Bohrerspitze mit der Schmelz-<br />

1a<br />

1b<br />

Trepanationsachse. Virtuelle Planung der Trepanationsachse an Zahn 21 und Design der Bohrschablone mit Hilfe der Planungssoftware<br />

coDiagnostiXTM (Abb. 1a und 1b).


30_FORTBILDUNG<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

2<br />

Kleinvolumige DVT-Aufnahme. Die Trepanationsachse des Vorbehandlers ist zu weit nach bukkal anguliert; der Wurzelkanal ist <strong>auf</strong>grund der fortgeschrittenen<br />

Obliteration erst in der apikalen Wurzelhälfte erkennbar.<br />

FALLBEISPIEL<br />

Eine 39-jährige Patientin wurde nach initial erfolgloser Trepanation<br />

des Zahnes 21 zur Kanalsuche und Wurzelkanalbehandlung<br />

in <strong>die</strong> Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie<br />

des Universitätsklinikums Würzburg überwiesen. Zahn<br />

21 war perkussionsempfindlich und reagierte nicht mehr <strong>auf</strong><br />

den thermischen Sensibilitätstest. Die Taschenson<strong>die</strong>rungstiefen<br />

waren nicht erhöht. Die Patientin berichtete von einem<br />

länger zurückliegenden Frontzahntrauma in <strong>die</strong>sem Bereich.<br />

Alio loco angefertigte Röntgenbilder zeigten zwei Kontrast<strong>auf</strong>nahmen,<br />

<strong>die</strong> während des Trepanationsversuchs angeferoberfläche<br />

farblich markiert werden. An <strong>die</strong>ser Stelle muss der<br />

Zahnschmelz konventionell mittels rotierender Diamantbohrer<br />

entfernt werden. Nach der Trepanation durch den Schmelz<br />

wird im Dentin ein Plateau senkrecht zur Bohrachse präpariert,<br />

um ein Abweichen des grazilen Bohrers durch Schrägflächen<br />

zu vermeiden. Nun kann mit Hilfe der Bohrschablone<br />

und des entsprechenden Bohrers bei 10.000 Umdrehungen<br />

pro Minute unter Wasserkühlung intermittierend nach apikal<br />

trepaniert werden. Dabei wird abwechselnd trepaniert, gespült<br />

(z. B. Natriumhypochlorit-Lösung) und mit dünnen<br />

Wurzelkanalinstrumenten (z. B. K-Feile ISO 10) versucht, den<br />

Kanal zu son<strong>die</strong>ren. Häufig lässt sich der Wurzelkanal schon<br />

vor dem zuvor definierten Endpunkt der Bohrung erschließen.<br />

Der Zeit<strong>auf</strong>wand zur schablonengestützten Erschlie-<br />

ßung eines obliterierten Wurzelkanals bemisst sich <strong>auf</strong> circa<br />

zehn bis 15 Minuten (Connert et al. 2019).<br />

3a 3b 3c<br />

Alio loco angefertigte Röntgenzahnfilme. Zahn 21 zeigt deutliche Anzeichen einer fortgeschrittenen Kanalobliteration, das Lumen ist erst in der<br />

apikalen Wurzelhälfte erkennbar. Die Kontrast<strong>auf</strong>nahmen wurden zur Kontrolle der Trepanationsachse angefertigt; <strong>die</strong> Kanaldarstellung blieb<br />

erfolglos (Abb. 3a und 3b). Zustand nach PV-Entfernung; <strong>die</strong> Trepanation des Vorbehandlers war weit nach bukkal exten<strong>die</strong>rt und mit Zement abgedeckt;<br />

der kalzifizierte Kanal liegt weiter palatinal (Abb. 3c).


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

31_FORTBILDUNG<br />

4a 4b 4c<br />

Schablone. Kontrolle der Schablone mit integrierter Metallhülse <strong>auf</strong> korrekte Passung (Abb. 4a). Zur farblichen Markierung des Erstkontaktes mit<br />

dem Zahn kann der Trepanations-Bohrer mit Farbstoff benetzt werden (Abb. 4b). Zustand nach PV-Entfernung und Markierung des Erstkontaktes<br />

des Bohrers. Im Dentin kann nun schablonengeführt trepaniert werden (Abb. 4c).<br />

tigt worden waren ( Abb. 3a und 3b). Der Kanal an Zahn 21<br />

erschien stark obliteriert und das sichtbare Kanallumen zeigte<br />

sich in etwa <strong>auf</strong> Hälfte der Wurzellänge. Als Diagnose wurde<br />

eine infizierte Pulpanekrose mit beginnender symptomatischer<br />

apikaler Parodontitis an Zahn 21 angenommen.<br />

In der ersten Sitzung erfolgte ein Medikamentenwechsel und<br />

eine intrapulpale Diagnostik mittels OP-Mikroskop (Abb.<br />

3c). Die alio loco durchgeführte Trepanation zeigte eine zu<br />

weit nach bukkal angulierte Präparation, welche mit Zement<br />

abgedeckt worden war. Um einen weiteren, womöglich hohen<br />

Substanzabtrag durch eine konventionelle Trepanation zu<br />

vermeiden und weitere Komplikationsrisiken zu minimieren,<br />

wurde <strong>die</strong> Patientin über <strong>die</strong> Möglichkeit der Wurzelkanalbehandlung<br />

mittels Guided Endodontics <strong>auf</strong>geklärt.<br />

Nach Einwilligung der Patientin wurden eine kleinvolumige<br />

DVT-Aufnahme (Abb. 2) und ein intraoraler Oberflächenscan<br />

(Primescan, Dentsply Sirona Deutschland GmbH, Bensheim,<br />

Deutschland) angefertigt. In der Software coDiagnostiX<br />

(Dental Wings Inc., Montreal, Kanada) wurden <strong>die</strong> Datensätze<br />

überlagert. Nach virtueller Planung der Trepanationsachse<br />

und Design der Bohrschablone (Abb. 1), wurde <strong>die</strong>se mittels<br />

3-D-Drucker (Voco Solflex350, Cuxhaven, Deutschland) im<br />

Hauslabor hergestellt.<br />

Im Folgetermin wurden <strong>die</strong> Zementreste im Pulpakavum<br />

vollständig entfernt, um eine Perforation nach bukkal ausschließen<br />

zu können. Das Wurzeldentin der bukkalen Kavitätenwand<br />

wurde adhäsiv abgedeckt. Anschließend wurde<br />

der Kanal mittels Guided-Eendodontics-Verfahren (= schab-<br />

5a<br />

5b<br />

Trepanation. Schablonengeführte Trepanation in intermittierender Arbeitsweise bei 10.000 U/min; zwischen jedem Bohrintervall wurde mit<br />

Natriumhypochlorit (3 Prozent) gespült sowie versucht den Kanal mittels K-Feile ISO 10 zu son<strong>die</strong>ren (Abb. 5a). Röntgenkontrast<strong>auf</strong>nahme zur<br />

Verifizierung der elektrometrisch bestimmten Arbeitslänge (Abb. 5b).


32_FORTBILDUNG<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

EVIDENZ<br />

In-vitro-Stu<strong>die</strong>n konnten zeigen, dass Guided Endodontics zur<br />

sicheren und präzisen Präparation einer Zugangskavität genutzt<br />

werden kann (Connert et al. 2019; Connert et al. 2017; Zehnder<br />

et al. 2016; Zhang et al. 2022). Guided Endodontics ermöglicht<br />

<strong>die</strong> Trepanation obliterierter Zähne dabei unabhängig von der<br />

Kompetenz des Behandlers und kann den Hartsubstanzverlust<br />

sowie <strong>die</strong> Perforationsgefahr, verglichen mit der konventionellen<br />

Trepanation, signifikant reduzieren (Connert et al. 2019).<br />

In einer klinischen Stu<strong>die</strong> an 50 einwurzeligen, obliterierten<br />

Zähnen konnten Buchgreitz et al. (2019) mit Hilfe der schablonengestützten<br />

Trepanation alle Kanäle erfolgreich erschließen<br />

und endodontisch behandeln. Guided Endodontics kann<br />

darüber hinaus auch bei anatomischen Besonderheiten (z. B.<br />

Dens invaginatus), Strukturanomalien (z. B. Dentindysplasie)<br />

oder beispielsweise bei der Revision von Glasfaserstiften erfolgreich<br />

eingesetzt werden (Ali & Arslan 2019; Krug et al.<br />

2020; Perez et al. 2021).<br />

6a<br />

FAZIT<br />

Das Guided-Endodontics-Verfahren erscheint gerade bei<br />

stark obliterierten Wurzelkanälen sinnvoll einsetzbar. Auf Basis<br />

eines dreidimensionalen Röntgenbildes und Oberflächenscans<br />

kann in einer Software <strong>die</strong> optimale Trepanation virtuell<br />

geplant und eine Schablone hergestellt werden. In der klinischen<br />

Anwendung können mit Hilfe der schablonengestützten<br />

Trepanation selbst stark obliterierte Wurzelkanäle<br />

präzise und vorhersagbar erschlossen werden. Dies reduziert<br />

Komplikationen wie Perforationen und unnötigen Zahnhartsubstanzverlust<br />

und kann <strong>die</strong> Behandlungszeit am Patienten<br />

wesentlich verringern.<br />

Dr. Alexander Winkler, PD Dr. Ralf Krug, Prof. Dr. Gabriel Krastl,<br />

Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie,<br />

Universitätsklinikum Würzburg,<br />

Zentrum für Zahn-, Mund- und Kiefergesundheit<br />

Abbildungen: Dr. Winkler<br />

6b<br />

Trepanationszugang. Minimalinvasiver<br />

Trepanationszugang<br />

und Zustand nach maschineller<br />

Aufbereitung mit RECIPROC<br />

blue 25.08 und 40.06 (VDW<br />

GmbH, München, Deutschland)<br />

und Abschlussspülung<br />

(Abb. 6a). Röntgenologische<br />

Kontrolle der Wurzelkanalfüllung.<br />

Der Endpunkt des Bohrpfades<br />

zeichnet sich hier<br />

analog zur vorherigen virtuellen<br />

Planung röntgenologisch<br />

ab (Abb. 6b).<br />

Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt werden unter<br />

Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail: info@zahnarzteblatt.de.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

0711 222966-14<br />

info@zahnaerzteblatt.de<br />

lonengestützt) erschlossen und maschinell <strong>auf</strong>bereitet<br />

( Abb. 4 und 5).<br />

In der dritten Sitzung (drei Wochen später) erschien <strong>die</strong> Patientin<br />

beschwerdefrei zur Wurzelkanalfüllung (Abb. 6). Es erfolgte<br />

eine sorgfältige chemo-mechanische Reinigung und Schlussdesinfektion<br />

durch schallaktivierte Spülung mit Natriumhypochlorit<br />

(3-prozentig, 10 ml) und Wechselspülung mit EDTA (17-prozentig,<br />

2 ml). Die Wurzelkanalfüllung erfolgte warm vertikal in<br />

Continuous-Wave-Technik mit Guttapercha und TotalFill BC<br />

Sealer HiFlow (FKG Dentaire Sàrl, La Chaux-de-Fonds, Schweiz).<br />

Die Zugangskavität wurde in Säure-Ätz-Technik mit Komposit<br />

verschlossen. Klinische und radiologische Kontrolluntersuchungen<br />

schließen sich in sechs bzw. zwölf Monaten an.<br />

Dr. Alexander Winkler,<br />

Zahnarzt<br />

Poliklinik für Zahnerhaltung<br />

und Parodontologie<br />

Universitätsklinik Würzburg<br />

Zentrum für Zahn-, Mund- und<br />

Kiefergesundheit<br />

PD Dr. Ralf Krug,<br />

Oberarzt<br />

Poliklinik für Zahnerhaltung<br />

und Parodontologie<br />

Universitätsklinik Würzburg<br />

Zentrum für Zahn-, Mund- und<br />

Kiefergesundheit<br />

Prof. Dr. Gabriel Krastl,<br />

Klinikdirektor<br />

Poliklinik für Zahnerhaltung<br />

und Parodontologie<br />

Universitätsklinik Würzburg<br />

Zentrum für Zahn-, Mund- und<br />

Kiefergesundheit


Existenz gründungs -<br />

Workshop 2023<br />

Für junge<br />

Zahnärztinnen<br />

und Zahnärzte<br />

115,- €<br />

grill & chill<br />

im freiRaum Stuttgart<br />

am 24. Juni 2023<br />

Bild: Adobe Stock / Impact Photography<br />

Fit für <strong>die</strong> Praxis!<br />

Bild: freiRaum Stuttgart<br />

Jetzt anmelden!<br />

Begrenztes<br />

Teilnahmekontingent!<br />

Bild: Adobe Stock / oneinchpunch<br />

Speziell für jüngere Mitglieder, <strong>die</strong> in einem Angestelltenverhältnis tätig sind, gerade ihre eigene Niederlassung planen oder<br />

sich erst kürzlich als Zahnärztin oder Zahnarzt mit einer Praxisgründung selbstständig gemacht haben, wurde <strong>die</strong>ses Angebot<br />

entwickelt, um sie <strong>auf</strong> <strong>die</strong> verschiedenen Herausforderungen in der Zahnarztpraxis vorzubereiten.<br />

Der Workshop findet am Samstag, 24. Juni 2023, von 9.00 bis 19.00 Uhr im freiRaum Stuttgart statt.<br />

Seminare<br />

Come together<br />

Wir freuen uns <strong>auf</strong> Sie!<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Praxisübernahme oder Neugründung?<br />

Praxisformen, Berufsrecht und Vertragsgestaltung<br />

Zahnärztin bzw. Zahnarzt als Arbeitgeberin<br />

bzw. Arbeitgeber<br />

Gewinnung und Führung von Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern<br />

Betriebswirtschaft in der Zahnarztpraxis<br />

Praxisführung und -gestaltung<br />

Familie und Beruf<br />

Wie bekommen Sie Unterstützung<br />

von Kammer und KZV?<br />

Wie sind <strong>die</strong> Körperschaften<br />

strukturiert?<br />

Und, und, und …<br />

„grill & chill“-Event<br />

am Abend <strong>auf</strong> der großen<br />

freiRaum-Terrasse.<br />

Veranstaltungsort<br />

freiRaum, Güterstr. 4, 70372 Stuttgart:<br />

Event-Location mit urbanem Charakter<br />

im ehemaligen Güterbahnhof-Areal.<br />

Teilnahmegebühr<br />

Die Teilnahmegebühr beträgt 115,- € /<br />

pro Person und beinhaltet alle Fachvorträge,<br />

<strong>die</strong> ganztägige Verpflegung sowie<br />

<strong>die</strong> „grill & chill“-Abendveranstaltung.<br />

Das detaillierte Programm und<br />

das Online-Anmeldeformular<br />

finden Sie unter:<br />

lzk-bw.de<br />

kzvbw.de<br />

Haben Sie noch Fragen?<br />

Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

Albstadtweg 9<br />

70567 Stuttgart<br />

Heiko Eisele<br />

Tel. 0711 / 2 28 45-12<br />

Fax 0711 / 2 28 45- 40<br />

eisele@lzk-bw.de<br />

Illustrationen: Adobe Stock/yuromanovich


Foto: Giacomo1970<br />

58. BODENSEETAGUNG DER<br />

BEZIRKSZAHNÄRZTEKAMMER TÜBINGEN<br />

Freitag, 15. und Samstag, 16. September 2023 in Lindau<br />

Thema: Parodontologie 2.0 – Update und Perspektiven<br />

Programm für Zahnärzt*innen<br />

FREITAG, 15. SEPTEMBER 2023, INSELHALLE LINDAU<br />

Zeit Thema Referent*in<br />

DIESES JAHR NUR<br />

PRÄSENZTAGUNG<br />

09:00 – 09:30 Uhr Begrüßung, Eröffnung der Tagung Dr. Dr. Heinrich Schneider, Metzingen<br />

Vorsitzender der BZK Tübingen<br />

Grußwort der Stadt Lindau Dr. Claudia Alfons –<br />

Oberbürgermeisterin der Stadt Lindau<br />

Einführung in <strong>die</strong> Tagungsthemen Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm –<br />

Fortbildungsreferent der BZK Tübingen<br />

09:30 – 10:15 Uhr Die neue Klassifikation der Parodontitis und <strong>die</strong><br />

Leitlinien in der täglichen Praxis<br />

10:15 – 10:45 Uhr Pause, Besuch der Dentalausstellung<br />

Prof. Dr. Yvonne Jockel-Schneider M.Sc.,<br />

Würzburg<br />

10:45 – 11:30 Uhr Zeitgemäßes Biofilmmanagement – reicht <strong>die</strong> Kürette<br />

noch aus?<br />

11:35 – 12:20 Uhr Mundgesundheit und Allgemeinerkrankungen – Was ist<br />

wirklich belegt und praxisrelevant?<br />

12:20 – 14:00 Uhr Mittagspause/Mittagstisch in der Inselhalle/Besuch der<br />

Dentalausstellung<br />

Priv.-Doz. Dr. Gerhard Schmalz,<br />

Leipzig<br />

Prof. Dr. Dirk Ziebolz M.Sc., Leipzig<br />

14:00 – 14:45 Uhr Rote Ästhetik bei Einzelzahnimplantaten Prof. Dr. Stefan Fickl, Würzburg/Fürth<br />

14:50 – 15:35 Uhr Parodontalchirurgie: Stellenwert & Indikation Prof. Dr. Bernadette Pretzl, Karlsruhe<br />

15:35 – 16:10 Uhr Pause, Besuch der Dentalausstellung<br />

16:10 – 16:55 Uhr Parodontale Regeneration – Wunsch und Wirklichkeit Prof. Dr. Christian Graetz, Kiel<br />

17:00 – 17:45 Uhr Der besondere Vortrag:<br />

<strong>Blick</strong> von Jenseits des Bodensees: Der Schweizer<br />

Preisüberwacher über Preise im Dreiländereck und was<br />

wo warum viel oder wenig kostet.<br />

19:30 Uhr Bodensee.ABEND<br />

Sektempfang und Abendprogramm, EIL.GUT.HALLE, Lindau<br />

Dr. Stefan Meierhans, Bern<br />

SAMSTAG, 16. SEPTEMBER 2023, INSELHALLE LINDAU<br />

Zeit Thema Referent*in<br />

09:00 – 09:45 Uhr Adjuvante Therapiemaßnahmen in der<br />

Parodontitistherapie<br />

09:50 – 10:35 Uhr Fachpersonal finden und binden – Do’s und Don’ts in<br />

der Mitarbeiterführung<br />

10:35 – 11:00 Uhr Pause, Besuch der Dentalausstellung<br />

Prof. Dr. Axel Spahr, Sydney<br />

Monika Kruse, Lauchringen<br />

11:00 – 11:45 Uhr Zahnersatz im parodontal beeinträchtigten Gebiss<br />

richtig planen und umsetzen<br />

11:50 – 12:35 Uhr Periimplantäre Erkrankungen – Erkennen, Therapieren<br />

und Vorbeugen<br />

Prof. Dr. Nicola U. Zitzmann (PhD),<br />

Basel<br />

Priv.-Doz. Dr. Philipp Sahrmann,<br />

Zürich<br />

12:35 – 12:45 Uhr Verabschiedung Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm<br />

Dr. Dr. Heinrich Schneider, Metzingen


Foto: AdobeStock/fottoo<br />

52. TAGUNG FÜR ZAHNMEDIZINISCHE<br />

MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER<br />

Freitag, 15. und Samstag, 16. September 2023 in Lindau<br />

Thema: Nachhaltige Fortbildungen begeistern<br />

Programm für Zahnmedizinische Mitarbeiter*innen<br />

DIESES JAHR NUR<br />

PRÄSENZTAGUNG<br />

Ikons: AdobeStock/K3star, HN Works


ALLGEMEINE INFORMATIONEN<br />

ANMELDUNG<br />

Bitte melden Sie sich online unter www.bodenseetagung.eu an.<br />

TAGUNGSGEBÜHREN<br />

Alle Tagungsgebühren berechtigen zur Teilnahme an beiden Veranstaltungstagen.<br />

Tageskarten werden nicht angeboten.<br />

Bodenseetagung für Zahnärzt*innen<br />

Tagung für Zahnmedizinische<br />

Mitarbeiter*innen<br />

EUR 210,00 pro Zahnarzt/Zahnärztin<br />

EUR 150,00 pro Assistent/Assistentin<br />

EUR 95,00 pro Zahnmedizinische<br />

Mitarbeiter*in<br />

Live vor Ort<br />

Live vor Ort<br />

In der Tagungsgebühr enthalten ist bei den Zahnärzt*innen, Assistent*innen sowie Zahnmedizinische Mitarbeiter*innen ein<br />

Mittagstisch in der Mittagspause am Freitag, 15.09.2023 in der Inselhalle Lindau.<br />

Notfallseminar am 15.09.2023 EUR 100,00<br />

Aktualisierungskurs am 16.09.2023 Kenntnisse im Strahlenschutz nach StrlSchV EUR 79,00<br />

Bodensee.ABEND<br />

EUR 100,00 inkl. 19 % MwSt.<br />

Darin enthalten ist der Sektempfang,<br />

ein Abendessen und Getränke.<br />

Eine Rückvergütung bei Nichtteilnahme ist bei sämtlichen Veranstaltungen ausgeschlossen.<br />

Ihre Anmeldungen sind verbindlich. Stornierungen sind nur schriftlich und bis zum 25.08.2023 möglich. Bitte beachten Sie<br />

unsere AGB unter www.bodenseetagung.eu/impressum/agb/<br />

TEILNEHMERKARTEN UND TEILNAHMEBESCHEINIGUNGEN<br />

Nach Zahlungseingang der Teilnehmergebühr erfolgt <strong>die</strong> Zusendung der Anmeldebestätigung per E-Mail.<br />

Bitte beachten Sie: Die Teilnehmerkarte erhalten Sie vor Ort im jeweiligen Tagungsbüro.<br />

Die Teilnahmebescheinigung erhalten Sie nach der Tagung per E-Mail.


TEILNAHMEMÖGLICHKEIT<br />

AN DER 58. BODENSEETAGUNG UND 52. TAGUNG FÜR ZAHNMEDIZINISCHE MITARBEITER*INNEN<br />

In <strong>die</strong>sem Jahr werden beide Tagungen nur Live vor Ort angeboten.<br />

Es ist keine Buchung für Livestream oder Video-on-Demand möglich.<br />

FORTBILDUNGSPUNKTE<br />

Für <strong>die</strong>se Bodenseetagung erhalten Sie 12 Fortbildungspunkte.<br />

Die 59. Bodenseetagung findet am 13. und 14. September 2024 statt.<br />

FOTO- UND FILMAUFNAHMEN<br />

Wir möchten Sie dar<strong>auf</strong> hinweisen, dass während der Vorträge Film- und Foto<strong>auf</strong>nahmen gefertigt werden. Diese Aufnahmen<br />

sind unter Umständen mit der bildlichen Darstellung von anwesenden Personen verbunden.<br />

TAGUNGSBÜRO<br />

Unser Tagungsbüro für <strong>die</strong><br />

Zahnärztetagung befindet sich in der<br />

Inselhalle Lindau<br />

Zwanzigerstraße 10<br />

88131 Lindau<br />

Öffnungszeiten<br />

Freitag, 15. September 2023,<br />

08:30 Uhr bis 17:45 Uhr<br />

Samstag, 16. September 2023,<br />

08:30 Uhr bis 12:45 Uhr<br />

Unser Tagungsbüro für <strong>die</strong><br />

Mitarbeiterinnentagung befindet sich<br />

im Stadttheater Lindau<br />

Fischergasse 37<br />

88131 Lindau<br />

Öffnungszeiten<br />

Freitag, 15. September 2023,<br />

08:30 Uhr bis 16:45 Uhr<br />

Samstag, 16. September 2023,<br />

08:30 Uhr bis 12:30 Uhr<br />

BODENSEE.ABEND<br />

Der Bodensee.ABEND am Freitag, 15. September 2023 findet statt in der EIL.GUT.HALLE,<br />

Schützingerweg 2, 88131 Lindau.<br />

Der Einlass ist nur für eine begrenzte Teilnehmerzahl möglich. Wir bitten um Ihr Verständnis.<br />

INFORMATIONEN<br />

Bezirkszahnärztekammer Tübingen<br />

Bismarckstraße 96<br />

72072 Tübingen<br />

Telefon: +49 7071 911-0 E-Mail: info@bzk-tuebingen.de<br />

HOTELUNTERKUNFT<br />

Bei Übernachtungen hilft Ihnen <strong>die</strong> Lindau Tourismus und Kongress GmbH gerne weiter,<br />

<strong>die</strong> Sie wie folgt kontaktieren können:<br />

Lindau Tourismus und Kongress GmbH, Lennart-Bernadotte-Haus,<br />

Alfred-Nobel-Platz 1, 88131 Lindau im Bodensee<br />

Tel.: +49 8382 8899900, Fax: +49 8382 8899888, E-Mail: reservierung@lindau-tourismus.de<br />

Online-Zimmerbuchungen sind ebenfalls möglich unter: booking.lindau-tourismus.de


38_KOMMUNIKATION<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Journalistenpreis „Abdruck“ 2023 <strong>auf</strong> der IDS verliehen<br />

AUSZEICHNUNG FÜR<br />

NS-AUFARBEITUNG IM ZBW<br />

Mitte März verlieh <strong>die</strong> Initiative proDente zum<br />

18. Mal den Journalistenpreis „Abdruck“ im<br />

Rahmen der Internationalen Dentalschau (IDS) in<br />

Köln. Der Sonderpreis wurde für <strong>die</strong> herausragende<br />

Aufarbeitung der Rolle der Zahnmedizin<br />

im Nationalsozialismus vergeben. Diese besondere<br />

Auszeichnung ging an <strong>die</strong> Chefredakteurin<br />

des Zahnärzteblattes Baden-Württemberg,<br />

Cornelia Schwarz, <strong>die</strong> sich in einer umfassenden<br />

Recherche <strong>die</strong>sem Thema gewidmet hat.<br />

» Es war mir ein Anliegen,<br />

Ereignisse, <strong>die</strong> damals im<br />

Rahmen einer akzeptierten<br />

Norm begangen wurden,<br />

als eindeutiges Unrecht<br />

zu benennen.«<br />

Cornelia Schwarz<br />

Die Jury lobte in ihrer Begründung <strong>die</strong><br />

intensive und fleißige Recherche, <strong>die</strong><br />

journalistische Sorgfalt sowie <strong>die</strong> hohe<br />

Qualität der Beiträge: In der Titelstrecke<br />

„Zahnmedizin im Nationalsozialismus“<br />

(ZBW 2-3/2022) arbeiten <strong>die</strong><br />

Autorinnen Cornelia Schwarz und Dorothea<br />

Kallenberg nicht nur historische<br />

Fakten akribisch <strong>auf</strong>, sondern beleuchten<br />

auch <strong>auf</strong> beeindruckende<br />

Weise Geschichten, Verbrechen und<br />

Schicksale aus der Zeit des Nationalsozialismus.<br />

„Ein ebenso umfassendes<br />

wie fun<strong>die</strong>rtes Werk über eine besondere<br />

Epoche. Wenn man <strong>die</strong> Artikel gelesen<br />

hat, weiß man, wieviel Zeit und Rechercheleistung<br />

dahinterstecken“, so<br />

<strong>die</strong> Jury. „Wir möchten <strong>die</strong>se starke Arbeit<br />

daher auszeichnen und damit<br />

auch Aufmerksamkeit <strong>auf</strong> <strong>die</strong>ses wichtige<br />

Thema hinlenken.“ Durch <strong>die</strong> Beiträge<br />

von Cornelia Schwarz und Dorothea<br />

Kallenberg wurde ein wichtiger<br />

Beitrag zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen<br />

Vergangenheit geleistet,<br />

der zu einem tieferen Verständnis für<br />

<strong>die</strong> Geschehnisse <strong>die</strong>ser Zeit führt und<br />

dazu beiträgt, aus ihnen zu lernen.<br />

ROLLE DER OPFER UND TÄTER<br />

ProDente-Geschäftsführer Dirk Kropp<br />

und Moderatorin Anja Backhaus sprachen<br />

im Rahmen der Preisverleihung<br />

<strong>auf</strong> der IDS in Köln der Preisträgerin ihr<br />

besonderes Lob für den „beachtenswerten<br />

und bedeutungsvollen Beitrag“ aus<br />

und insbesondere auch für den Mut,<br />

<strong>die</strong>ses Thema anzusprechen. Cornelia<br />

Schwarz betonte, dass es ihr ein besonderes<br />

Anliegen gewesen sei, neben den<br />

Opfern – vorrangig Juden, aber auch<br />

Widerstandskämpfer – <strong>die</strong> Rolle der Täter<br />

<strong>auf</strong>zuzeigen. Besonders hob sie hier<br />

<strong>die</strong> Übernahme von Praxen jüdischer<br />

Kollegen sowie <strong>die</strong> Selektionen in<br />

Auschwitz hervor. „Es war mir ein Anliegen,<br />

Ereignisse, <strong>die</strong> damals im Rahmen<br />

einer akzeptierten Norm begangen<br />

wurden, als eindeutiges Unrecht zu benennen“,<br />

thematisierte Cornelia<br />

Schwarz <strong>die</strong> Verantwortung der Zahnärzteschaft.<br />

Die Aufarbeitung <strong>die</strong>ser<br />

dunklen Epoche erfolgte in Baden-<br />

Württemberg erst sehr spät. Viele Zahnärzte<br />

waren auch nach dem Krieg in hohen<br />

Ämtern geblieben und hatten ihre<br />

Praxen weiterhin geführt. Deshalb „hat<br />

wohl auch in Baden-Württemberg der<br />

Mut gefehlt, <strong>die</strong>ses Thema früher anzusprechen<br />

und den Finger in <strong>die</strong> Wunde<br />

zu legen“.<br />

HERAUSFORDERUNG<br />

„Die Auseinandersetzung mit <strong>die</strong>sem<br />

Thema war eine Herausforderung“, berichtete<br />

Cornelia Schwarz über ihre Arbeit<br />

an dem Projekt. „Es macht etwas<br />

mit einem, wenn man sich wochen-, ja<br />

mitunter monatelang mit fremden<br />

Biografien auseinandersetzt, nach Bestätigungen<br />

und Quellen sucht, Belege<br />

recherchiert und dann aus Yad Vashem,<br />

der internationalen Holocaust-<br />

Gedenkstätte in Jerusalem, <strong>die</strong> Bestätigung<br />

erhält, dass der Name, den man<br />

angefragt hat, tatsächlich <strong>auf</strong> einer Liste<br />

steht – einer Liste der Täter.“ Mehr<br />

als jede zehnte Zahnärztin oder jeder<br />

zehnte Zahnarzt war ab 1933 aus ras-


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

39_KOMMUNIKATION<br />

Fotos: G. Billischek<br />

Preisverleihung. Cornelia Schwarz, Chefredakteurin des Zahnärzteblattes<br />

Baden-Württemberg (Foto l. Mitte), nahm von proDente-<br />

Geschäftsführer Dirk Kropp (r.) und Moderatorin Anja Backhaus (l.)<br />

den Sonderpreis für <strong>die</strong> Aufarbeitung des Themas „Zahnmedizin im<br />

Nationalsozialismus“ in der ZBW-Ausgabe 2-3/2022 entgegen.<br />

sistischen Gründen verfolgt und aus<br />

dem Beruf gedrängt worden. Gleichzeitig<br />

war ein hoher Prozentsatz der<br />

Zahnärzteschaft Mitglied der NSDAP<br />

geworden, unter den Hochschullehrern<br />

etwa 60 Prozent. 1<br />

Bei der feierlichen Übergabe des Preises<br />

bedankte sich <strong>die</strong> Chefredakteurin bei<br />

der Jury und bei Prodente für <strong>die</strong> Würdigung<br />

ihrer Arbeit und betonte, dass<br />

sie es wichtig findet, ein Bewusstsein<br />

für <strong>die</strong> eigene Geschichte zu haben.<br />

„Das größte Unrecht wird bedauerlicherweise<br />

meistens nicht von den Menschen<br />

begangen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Regeln brechen,<br />

sondern von jenen, <strong>die</strong> sie befolgen“,<br />

so Cornelia Schwarz. Die Auszeichnung<br />

sei eine große Motivation,<br />

auch in Zukunft kritisch und engagiert<br />

zu schreiben.<br />

URSPRUNG DES PROJEKTS<br />

Den Anstoß zu <strong>die</strong>sem Projekt gab Dr.<br />

Hans Hugo Wilms, Vorstandsreferent<br />

der KZV BW für Öffentlichkeitsarbeit.<br />

1<br />

Dominik Groß, Jens Westemeier, Lisa Bitterich:<br />

Dossier 1: Der Anteil der NSDAP-Mitglieder unter<br />

den zahnärztlichen Hochschullehrern<br />

Er war seinerzeit an <strong>die</strong> ZBW-Chefredaktion<br />

herangetreten und bat um <strong>die</strong><br />

Aufarbeitung der nationalsozialistischen<br />

Vergangenheit der Zahnärzteschaft<br />

in Baden-Württemberg.<br />

Anfangs recherchierte Cornelia<br />

Schwarz alleine <strong>die</strong> Hintergründe, indem<br />

sie Bücher und Material bestellte,<br />

mit Archiven telefonierte, mit Familienangehörigen<br />

der Opfer sprach und<br />

sich mit Dr. Matthis Krischel vom Institut<br />

für Geschichte, Theorie und<br />

Ethik der Medizin über ihre Recherche-Ergebnisse<br />

austauschte. „Die normale<br />

Arbeitszeit reichte dafür bei Weitem<br />

nicht aus, weshalb <strong>die</strong> Unterlagen<br />

auch mit nach Hause genommen und<br />

im Urlausbgepäck Platz finden mussten.<br />

Irgendwann war klar, dass <strong>die</strong> Arbeit<br />

neben den alltäglichen Aufgaben<br />

und Anforderungen mit der Leitung<br />

des Informationszentrums Zahn- und<br />

Mundgesundheit Baden-Württemberg<br />

(IZZ BW) zu umfassend waren“, beschreibt<br />

Cornelia Schwarz <strong>die</strong> anfängliche<br />

Recherche. Daher involvierte sie<br />

<strong>die</strong> freie Journalistin Dorothea Kallenberg<br />

in das Projekt. Gemeinsam teilten<br />

<strong>die</strong> Journalistinnen <strong>die</strong> Arbeitsbereiche<br />

<strong>auf</strong>: Dorothea Kallenberg übernahm<br />

<strong>die</strong> weitere Arbeit über <strong>die</strong> Täter in der<br />

Zahnärzteschaft und <strong>die</strong> Aufarbeitung<br />

der Nachkriegsgeschichte. „Besonders<br />

betroffen gemacht haben mich <strong>die</strong><br />

Nachkriegskarrieren einiger von mir<br />

beschriebener Täter, <strong>die</strong> trotz rechtskräftiger<br />

Verurteilung wieder in ihrem<br />

Zahnarztberuf arbeiten konnten“, so<br />

Dorothea Kallenberg.<br />

Cornelia Schwarz schrieb über <strong>die</strong> historischen<br />

Ereignisse der Weimarer Republik<br />

bis zum Nationalsozialismus,<br />

bearbeitete <strong>die</strong> Opferbiografien, <strong>die</strong><br />

Geschichte des Widerstandskämpfers<br />

Dr. Helmut Himpel und führte ein Interview<br />

mit der 101-jährigen Rachel<br />

Dror, <strong>die</strong> vor allem für Aussöhnung<br />

steht. Zudem gewann Cornelia Schwarz<br />

Prof. Dr. Dr. Aleida Assmann für einen<br />

Artikel zum Thema Anerkennung der<br />

eigenen Schuld und Verantwortung sowie<br />

Dr. Matthis Krischel als Autor für<br />

den Leitartikel.<br />

Die ZBW-Ausgabe 2-3/2022 finden Sie<br />

online unter: https://bit.ly/3UwN59I.<br />

Gabriele Billischek


40_KOMMUNIKATION<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Telefonaktionen des Informationszentrums Zahn- und Mundgesundheit BW<br />

ELEMENTARER BESTANDTEIL<br />

DER BERATUNG<br />

Nie war <strong>die</strong> Vielfalt an Kanälen und Formaten zur Informationsgewinnung<br />

größer als in <strong>die</strong>ser Zeit. Klassische Me<strong>die</strong>n und Onlineformate<br />

bieten <strong>auf</strong> allen Kanälen Wissenswertes. Journalist*innen arbeiten<br />

neben Influencer*innen. Es gibt für nahezu alle Themengebiete<br />

spezielle Communitys und sogenannten user-generated<br />

Content. Muten da klassische Telefonaktionen nicht fast<br />

schon komplett altbacken und überholt an? Für eine bestimmte<br />

Bevölkerungsgruppe mit Sicherheit, denn <strong>die</strong> jüngere Generation<br />

greift tatsächlich kaum noch nach dem Telefon, um damit<br />

auch zu telefonieren. Dennoch hält das Informationszentrum<br />

Zahn- und Mundgesundheit Baden-Württemberg (IZZ BW) an<br />

<strong>die</strong>sem Format fest. Und das ganz bewusst.<br />

Für eine gelungene Beratung braucht es<br />

einen persönlichen Kontakt, ein Gespür<br />

für <strong>die</strong> Situation und ein wenig Zeit.<br />

Unsicherheiten – sofern welche vorhanden<br />

sind – müssen dabei ernst genommen<br />

werden und stehen geballtem Expertenwissen<br />

gegenüber. Dann werden<br />

auch Patient*innen zu einem mündigen<br />

Gegenüber, halten Fakten in der<br />

Hand, mit denen sich agieren lässt. Diesen<br />

Anspruch haben auch <strong>die</strong> Telefonaktionen<br />

des Informationszentrums<br />

Zahn- und Mundgesundheit Baden-<br />

Württemberg. Bereits seit 1991 bietet<br />

das IZZ <strong>die</strong>se Art der zahnmedizinischen<br />

Patientenberatung über das sogenannte<br />

Bürgertelefon an. 2014 wurde<br />

das Angebot ausgelagert und mündete<br />

in der eigenständigen Institution der<br />

Zahnmedizinischen Patientenberatungsstelle<br />

Baden-Württemberg.<br />

FUNDAMENT<br />

In erster Linie geht es um Vertrauen.<br />

Waren Ärzt*innen früher noch <strong>die</strong><br />

Halbgötter in Weiß, werden sie heute<br />

vielfach mit der Konkurrenz aus dem<br />

World Wide Web konfrontiert. Doktor<br />

Google weiß zu allem <strong>die</strong> vermeintlich<br />

richtige Antwort, schürt damit<br />

aber bedauerlicherweise oft auch<br />

<strong>die</strong> Unsicherheit, statt sie zu beseitigen.<br />

Der Fokus der IZZ-Telefonaktionen<br />

geht daher in zwei verschiedene<br />

Richtungen. Zum einen wird <strong>die</strong> Zu-<br />

sammenarbeit mit den Me<strong>die</strong>n im<br />

Land gestärkt und weiter ausgebaut.<br />

Die Zahnärzteschaft positioniert sich<br />

als professionelles fachkundiges Gegenüber<br />

und richtet <strong>die</strong> Beratung gezielt<br />

<strong>auf</strong> den Einzelfall. Und damit ist<br />

<strong>die</strong> andere Richtung bereits beschrieben,<br />

denn wirklich kompetente Antworten<br />

bekommen Ratsuchende nur<br />

von Expert*innen. Die Anrufenden<br />

sollen umfassend informiert sein, sollen<br />

durch Wissen entscheiden können,<br />

welche Therapie oder Behandlung<br />

für ihren speziellen Fall am besten<br />

geeignet ist.<br />

ZUSAMMENARBEIT<br />

Keinesfalls verstehen sich <strong>die</strong> Telefonaktionen<br />

des IZZ und <strong>die</strong> Zahnmedizinische<br />

Patientenberatung als Konkurrenz<br />

oder Parallelveranstaltung. Das<br />

Spektrum an Fachkompetenz ist in<br />

unserem Land sehr hoch, das Angebot<br />

der Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten<br />

vielfältig. Die Beratung der<br />

Patientenschaft erfolgt deshalb Hand<br />

in Hand und richtet sich methodisch<br />

nach den Anforderungen. Spüren <strong>die</strong><br />

Expert*innen am IZZ-Telefon, dass<br />

eine individuellere Beratung notwendig<br />

wäre, <strong>die</strong> nicht im Rahmen der Telefonaktion<br />

zu leisten ist, verweisen sie<br />

<strong>auf</strong> das Angebot der Zahnmedizinischen<br />

Patientenberatung. Die Kärtchen<br />

mit den dafür notwendigen Tele-<br />

fonnummern liegen stets bereit und<br />

gehören zum Standardequipment.<br />

AUFGABE<br />

Vorrangig sind es Menschen der Altersgruppe<br />

60 plus, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> Telefonaktionen<br />

Rat suchen. Dennoch wird das<br />

IZZ so lange am Angebot für <strong>die</strong>se Bevölkerungsgruppe<br />

festhalten, wie <strong>die</strong><br />

Telefone während der Aktionen durchgängig<br />

klingeln. Neue Zeiten erfordern<br />

neue Strategien – <strong>die</strong>sen Weg gehen wir<br />

mit. Doch auch Bestehendes muss bewahrt<br />

werden, wenn es weiterhilft.<br />

Abbildungen: Adobe Stock/kebox<br />

Cornelia Schwarz


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

41_PRAXIS<br />

Schutz der Patienten und des Behandlungsteams<br />

WASSERQUALITÄT<br />

DER BEHANDLUNGSEINHEITEN<br />

Foto: A. Krämer<br />

Die Vorgaben in „Ziffer 5: Wasser führende<br />

Systeme“ aus der Empfehlung der<br />

Kommission für Krankenhaushygiene<br />

und Infektionsprävention (KRINKO)<br />

„Infektionsprävention in der Zahnheilkunde<br />

– Anforderungen an <strong>die</strong> Hygiene“<br />

gehören zu den etablierten Prüfungsaspekten<br />

im Rahmen einer Medizinprodukte-Überwachung<br />

durch <strong>die</strong> zuständigen<br />

Regierungspräsi<strong>die</strong>n in Baden-Württemberg.<br />

Die mikrobiologische Qualität<br />

des Betriebs-/Prozesswassers der Behandlungseinheiten<br />

ist jährlich zu untersuchen.<br />

Diese Anforderung bezieht sich <strong>auf</strong><br />

Behandlungseinheiten, <strong>die</strong> über das<br />

Trinkwasserleitungsnetz der Praxis sowie<br />

über ein Flaschen-/Bottle-System gespeist<br />

werden. Die Wasseruntersuchung<br />

an den Behandlungseinheiten <strong>die</strong>nt<br />

gleichzeitig dem Patientenschutz und<br />

dem Schutz des Behandlungsteams. Die<br />

LZK BW bietet Ihnen für <strong>die</strong> Durchführung<br />

der Wasseruntersuchungen drei<br />

Rahmenvertragspartner an. Alle wichtigen<br />

Informationen über <strong>die</strong> Wasseruntersuchungen<br />

inklusive Rahmenvertragspartner<br />

finden Sie im folgenden Beitrag.<br />

WO?<br />

Die Untersuchung der mikrobiologischen<br />

Wasserqualität erfolgt an einer<br />

Entnahmestelle pro Behandlungseinheit.<br />

Als Entnahmestellen kommen beispielsweise<br />

der Mundglasfüller, <strong>die</strong><br />

Mehrfunktionsspritze bzw. der Mikromotor<br />

für <strong>die</strong> Übertragungsinstrumente<br />

in Betracht.<br />

PROBENAHME?<br />

Die Entnahme der zu untersuchenden<br />

Wasserprobe erfolgt nach Abl<strong>auf</strong>en des<br />

Wassers über einen Zeitraum von mindestens<br />

20 Sekunden („Wasser-Durchspülen“<br />

der Entnahmestelle). Die Probenahmeanleitung<br />

des be<strong>auf</strong>tragten Wasserlabors<br />

ist stets zu beachten! Somit ist<br />

eine Eigenkontrolle durch geschultes<br />

Praxispersonal anhand der Probenahmeanleitung<br />

des Wasserlabors möglich.<br />

INTERVALL?<br />

Die Untersuchungsabstände liegen<br />

grundsätzlich bei 12 Monaten.<br />

WASSER-PARAMETER?<br />

Die Untersuchung umfasst <strong>die</strong> Bestimmung<br />

der Gesamtkeimzahl (koloniebildende<br />

Einheiten/KBE) bei 36°C und der<br />

Legionellen (Legionella spez.).<br />

RICHTWERTE<br />

Das Robert Koch-Institut gibt für Behandlungseinheiten<br />

<strong>die</strong> folgenden Richtwerte<br />

vor: Gesamtkeimzahl (koloniebildende<br />

Einheiten/KBE) bei 36°C: 100/ml<br />

und Legionellen: 0 KBE Legionellen/1ml.<br />

DIE KAMMER – IHR PARTNER<br />

Mit dem Labor für Umwelthygiene<br />

(LUH), der Firma ValiTech GmbH & Co.<br />

KG und der biocheck Hygienetechnisches<br />

Labor GmbH stellt <strong>die</strong> Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

ihren Mitgliedern bundesweit agierende,<br />

fachkompetente, leistungsstarke und<br />

kostenattraktive Partner für <strong>die</strong> Wasseruntersuchung<br />

„in Eigenkontrolle“ an <strong>die</strong><br />

Seite.<br />

PRAXIS-HANDBUCH<br />

Die Rahmenverträge, <strong>die</strong> Untersuchungspreise<br />

und <strong>die</strong> Bestellmodalitäten finden<br />

Sie <strong>auf</strong> der Homepage der LZK BW in der<br />

Online-Version des PRAXIS-Handbuchs<br />

unter https://lzk-bw.de wie folgt:<br />

„ZAHNÄRZTE“ >>> unter der Rubrik<br />

„Praxisführung“ <strong>auf</strong> das „PRAXIS-Handbuch“<br />

>>> in der rechten Sidebar <strong>auf</strong><br />

„PRAXIS-Handbuch (Online-Version)“<br />

>>> Schaltfläche „4. Muster-Verträge und<br />

Rahmenverträge“ >>> „4.3 Rahmenverträge“<br />

>>> über <strong>die</strong> Rubrik „4.3.5 Wasseruntersuchung<br />

von Behandlungseinheiten“.<br />

LEITFADEN<br />

Das PRAXIS-Handbuch stellt mit dem<br />

Leitfaden „Wasser führende Systeme“ einen<br />

<strong>die</strong> Zahnarztpraxis unterstützenden<br />

Fach-Ratgeber bereit. Den Wasser-Leitfaden<br />

finden Sie im PRAXIS-Handbuch<br />

über <strong>die</strong> Schaltfläche „2. Qualitätssicherung<br />

in der Zahnarztpraxis“ (unter Ziffer<br />

2.16).<br />

Ihre LZK-Geschäftsstelle


42_SOZIALES ENGAGEMENT<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Mobile Zahnarztpraxis bietet Hilfe für geflüchtete Ukrainer*innen in Polen<br />

WENN WENIGSTENS EIN<br />

LÄCHELN WIEDER MÖGLICH IST<br />

In einer kurzen Notiz berichteten wir in der vergangenen Ausgabe des Zahnärzteblattes<br />

Baden-Württemberg (ZBW) vom neuesten Projekt des Dental-<br />

Emergency-Teams e. V. (Dental-EMT). In zehnmonatiger Umbauzeit wurde durch<br />

den ehrenamtlich geführten Verein ein ehemaliger Rettungswagen zur mobilen<br />

Zahnarztpraxis umgebaut. Der erste Einsatz liegt mittlerweile hinter der Crew,<br />

zu deren Besetzung auch ein Zahnärztepaar aus Baden-Württemberg zählte.<br />

Zahnarztpraxis. Dr. Frank Herdach (l.), seine Lebensgefährtin Alexandra Deutsch (M.)<br />

mit einem kleinen Patienten und Schwester Aleksandra, der Generaloberin des polnischen<br />

Dominikanerinnenordens vor der Eingangstür zur Zahnarztpraxis.<br />

Auf Chios/Griechenland haben <strong>die</strong> Verantwortlichen<br />

des Dental-EMT bereits<br />

langjährige Erfahrungen in der Behandlung<br />

Geflüchteter gesammelt. In einem<br />

Container im Flüchtlingscamp Vial untergebracht,<br />

behandelt das Team um<br />

Zahnarzt Dr. Alexander Schafigh dort<br />

bereits seit Jahren Menschen aus der<br />

ganzen Welt, <strong>die</strong> über das Mittelmeer<br />

nach Europa geflüchtet sind (das ZBW<br />

berichtete). Nun begann der Verein mit<br />

Sitz in Bornheim (Nordrhein-Westfalen)<br />

eine neue Mission.<br />

PROJEKT<br />

Gemeinsam mit der Stuttgarter Hilfsorganisation<br />

STELP e. V. – supporter on<br />

site, mit der <strong>die</strong> baden-württembergischen<br />

Körperschaften 2022 auch einen<br />

Hilfstransport mit Zahnpflegemitteln<br />

ins Kriegsgebiet der Ukraine gebracht<br />

hatten, wurde ein Rettungswagen in<br />

eine mobile Zahnarztpraxis umgebaut.<br />

Der Stuttgarter Verein übernahm einen<br />

Teil der Finanzierung und unterstützt<br />

den Verein parallel dazu mit Aufrufen<br />

zur Mithilfe vor Ort. Darüber hinaus<br />

Foto: Dental-EMT<br />

hatte sich auch das Hilfswerks Deutscher<br />

Zahnärzte (HDZ) an der Projektumsetzung<br />

beteiligt.<br />

Den Umbau des Fahrzeugs in eine mobile<br />

Zahnarztpraxis hatte der Rettungssanitäter<br />

und Dental-EMT-Techniker<br />

Christian Novoselac übernommen und<br />

in zehn Monaten eine vollständige Praxis<br />

im Innern des Vans erschaffen. „Coronabedingt<br />

hatten sich <strong>die</strong> Lieferzeiten<br />

mancher Gerätschaften und auch von<br />

notwendiger Bauteile bedauerlicherweise<br />

immer wieder verschoben“, erklärt<br />

Dr. Alexander Schafigh <strong>die</strong> lange Entstehungsphase.<br />

Zunächst wurde Moldawien als Ziel<br />

und Standplatz für <strong>die</strong> dentale Praxis<br />

eruiert. Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage<br />

nahmen <strong>die</strong> Verantwortlichen<br />

davon jedoch wieder Abstand und wählten<br />

ein Kloster der Dominikanerinnen<br />

in Krakau/Polen als Location aus. Hier<br />

schien <strong>die</strong> Sicherheitslage stabil und im<br />

angrenzenden Klostergarten gab es zudem<br />

genug Raum für <strong>die</strong> mobile Zahnarztpraxis<br />

und den Ansturm der Hilfesuchenden.<br />

EINSATZ<br />

Mit in der ersten Mannschaft an hilfsbereitem<br />

Fachpersonal waren <strong>die</strong> Ärztin<br />

und Zahnärztin Alexandra Deutsch<br />

und ihr Lebensgefährte Dr. Frank Herdach<br />

aus Stuttgart. Beide waren von der<br />

Nachfrage der ersten Tage überwältigt.<br />

„Nachdem das online geführte Anmeldeverfahren<br />

<strong>die</strong> ersten 24 Stunden geöffnet<br />

war, liefen über 1500 Anfragen<br />

ein“, blickt Dr. Herdach <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Erlebnisse<br />

zurück. Kurzzeitig brach daher<br />

auch <strong>die</strong> Homepage zusammen.<br />

Täglich wurde durchgehend von 8:30<br />

bis 18.30 Uhr behandelt und das Paar<br />

aus Baden-Württemberg zählte rund


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

43_SOZIALES ENGAGEMENT<br />

»<br />

Wenn man von einem solchen<br />

Einsatz zurückkommt, hat<br />

man immer mehr empfangen als<br />

gegeben. Das Glück in<br />

den Augen der Menschen, <strong>die</strong><br />

man behandelt hat, ist<br />

meine Hauptmotivation.«<br />

Dr. Alexander Schafigh<br />

Foto: Privat<br />

Dankbarkeit. Nach Wochen voller Leid konnte das Personal des Dentomobils<br />

zumindest <strong>die</strong> Zahnschmerzen beheben.<br />

400 Patient*innen, <strong>die</strong> während ihrer<br />

zweiwöchigen Anwesenheit <strong>auf</strong> dem Behandlungsstuhl<br />

der mobilen Praxis<br />

Platz genommen hatten.<br />

Dabei wurden Abszesse ebenso eröffnet<br />

wie Zähne gezogen und Füllungen<br />

gelegt. Eine Vielzahl an Behandlungen<br />

kann problemlos durchgeführt werden,<br />

da das Fahrzeug über alle notwendigen<br />

Geräte und Instrumente, einschließlich<br />

einer Sterilisationsanlage<br />

verfügt. Zudem kann das Dentomobil<br />

dank eines Wassertanks mit Filter und<br />

einem Generator tagelang autark betrieben<br />

werden.<br />

SITUATION<br />

Vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine<br />

war Polen innerhalb der europäischen<br />

Berichterstattungen vor allem<br />

für seine harte und menschenrechtswidrige<br />

Behandlung von Geflüchteten<br />

bekannt. Während Polen an der Grenze<br />

zu Belarus weiterhin brutal gegen<br />

Schutzsuchende vorgeht, zeigt sich das<br />

Land gegenüber ukrainischen Kriegsflüchtlingen<br />

von einer freundlichen<br />

Seite. Der polnische Grenzschutz<br />

schätzt, dass allein zwischen Kriegsausbruch<br />

und Herbst 2022 über<br />

6.300.000 Menschen aus der Ukraine<br />

nach Polen gekommen sind. Aufgrund<br />

<strong>die</strong>ser Vielzahl an zusätzlichen Menschen<br />

droht das polnische Gesundheitssystem<br />

zu kollabieren. Viele Geflüchtete<br />

haben daher auch extreme<br />

Schwierigkeiten, Zugang zu medizinischer<br />

Versorgung, einschließlich zahnmedizinischer<br />

Behandlungen zu erhalten.<br />

Ein Angebot, wie es das Dentomobil<br />

macht, ist daher ein großer Segen<br />

für <strong>die</strong> Menschen vor Ort.<br />

Dennoch musste das deutsche Team<br />

zunächst einige bürokratische Hürden<br />

überwinden, bevor <strong>die</strong> ersten Patient*innen<br />

behandelt werden durften. Zertifikate<br />

sowohl von deutscher als auch<br />

von polnischer Seite mussten beantragt<br />

und bezahlt werden. Für das<br />

Team vor Ort kein Grund für schlechte<br />

Stimmung. „Das gehört dazu“, waren<br />

sich Alexandra Deutsch und Dr. Frank<br />

Herdach einig. Für <strong>die</strong> beiden steht bereits<br />

fest, dass <strong>die</strong>s nicht ihr letzter<br />

Hilfseinsatz gewesen ist, denn „wir<br />

wollen der Gesellschaft nach der Abgabe<br />

unserer Praxis durch unser Tun etwas<br />

von dem Glück zurückgeben, das<br />

wir<br />

haben“.<br />

Für den Hauptinitiator des Projekts,<br />

Dr. Alexander Schafigh, eine wunderbare<br />

Nachricht, denn während das<br />

nächste Team bereits vor Ort behandelt,<br />

sucht er l<strong>auf</strong>end nach Kolleg*innen<br />

und ZFAs, <strong>die</strong> bereit sind, <strong>die</strong> mobile<br />

Praxis tatkräftig zu unterstützen.<br />

„Es ist wichtig, dass wir durch Kontinuität<br />

Vertrauen schaffen“, erklärt er<br />

seine Intention.<br />

Befragt nach seiner eigenen Motivation,<br />

sich zusätzlich zur eigenen Praxistätigkeit<br />

mit zwei so umfangreichen<br />

Projekten wie der Praxis im Flüchtlingslager<br />

<strong>auf</strong> Chios und dem Dentomobil<br />

zu beschäftigen, muss der Zahnarzt<br />

nicht lange überlegen: „Wenn man<br />

von einem solchen Einsatz zurückkommt,<br />

hat man immer mehr empfangen<br />

als gegeben. Das Glück in den Augen<br />

der Menschen, <strong>die</strong> man behandelt<br />

hat, ist meine Hauptmotivation“.<br />

Foto: Privat<br />

Mobile Versorgung. Eine Vielzahl<br />

an Behandlungen kann problemlos<br />

durchgeführt werden. Das Fahrzeug<br />

verfügt über alle notwendigen<br />

Geräte und Instrumente.<br />

UNTERSTÜTZUNG<br />

Neben materieller und finanzieller Unterstützung<br />

für das Projekt werden<br />

nach wie vor Zahnärzte*innen sowie<br />

Assistenzpersonal für einen Mindesteinsatz<br />

von einer Woche, gerne auch<br />

für länger gesucht. Interessenten melden<br />

sich bitte unter info@dental-emt.<br />

org oder unter www.dental-emt.org.<br />

Cornelia Schwarz


44_PROPHYLAXE<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzte in der Gruppenprophylaxe<br />

EIN STRAHLENDES LÄCHELN<br />

ALS DANK<br />

In Baden-Württemberg gibt es besondere Helden, <strong>die</strong> sich tagtäglich ehrenamtlich in<br />

Kindertageseinrichtungen für <strong>die</strong> Zahngesundheit der Kleinsten einsetzen: <strong>die</strong> Patenzahnärztinnen<br />

und Patenzahnärzte. Sie tragen mit ihrem Engagement dazu bei, dass<br />

Kinder frühzeitig einen verantwortungsbewussten Umgang mit ihrer Zahngesundheit<br />

erlernen und sich positive Mundhygienegewohnheiten aneignen. Alle Patenzahnärztinnen<br />

und -zahnärzte üben ihr Ehrenamt höchst motiviert und mit Freude aus, denn<br />

sie bekommen den höchsten Dank zurück: in Form eines strahlenden Kinderlächelns.<br />

Foto: Adobe Stock/Sergey Novikov<br />

Bereits im Kindesalter wird der Grundstein<br />

für ein lebenslanges strahlendes<br />

Lächeln gelegt. Damit <strong>die</strong> Kinderzähne<br />

von Beginn an gesund bleiben, sind<br />

gruppenprophylaktische Impulse in<br />

Kindertageseinrichtungen wichtig. In<br />

Baden-Württemberg wird <strong>die</strong> Gruppenprophylaxe<br />

durch <strong>die</strong> Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Zahngesundheit Baden-<br />

Württemberg e. V. (LAGZ) mit ihren 37<br />

regionalen Arbeitsgemeinschaften flächendeckend<br />

sichergestellt. Dabei sind<br />

rund 170 Prophylaxefachkräfte sowie<br />

<strong>die</strong> Zahnärztinnen und Zahnärzte des<br />

Öffentlichen Gesundheits<strong>die</strong>nstes täglich<br />

im Einsatz. Tatkräftige Unterstützung<br />

erhalten sie von den derzeit rund<br />

750 Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzten<br />

im Ehrenamt.<br />

RÜCKGANG<br />

Vor zehn Jahren gab es noch fast doppelt<br />

so viele Patenzahnärztinnen und<br />

Patenzahnärzte wie heute. Die Gründe<br />

für den Rückgang sind vielfältig: Zum<br />

einen hat <strong>die</strong> Coronapandemie in den<br />

letzten drei Jahren viele Einsätze ausgebremst,<br />

zum anderen spielen auch<br />

strukturelle Veränderungen innerhalb<br />

der Zahnärzteschaft mit mehr angestellten<br />

Zahnärztinnen und Zahnärzten<br />

eine Rolle, sodass langfristige Patenschaften<br />

immer seltener werden. Dabei<br />

versichern alle Beteiligten, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses<br />

Ehrenamt ausüben, dass ihnen <strong>die</strong> Tätigkeit<br />

mit den stets erwartungsvollen<br />

Kindern sehr große Freude bereite. Die<br />

Geschäftsführerin der LAGZ Baden-<br />

Württemberg, Carolin Möller-Scheib,<br />

sowie <strong>die</strong> Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg,<br />

insbesondere der<br />

Präsident Dr. Torsten Tomppert und<br />

der LZK-Prophylaxereferent Dr. Bernd<br />

Krämer, wissen um <strong>die</strong> Bedeutung <strong>die</strong>ses<br />

Ehrenamts und setzen sich in ihren<br />

Gremien sehr dafür ein, neue Patenzahnärztinnen<br />

und Patenzahnärzte zu<br />

gewinnen.<br />

MOTIVATION<br />

Manche Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzte<br />

sind schon fast ihr ganzes<br />

Berufsleben lang ehrenamtlich für <strong>die</strong><br />

Kleinsten im Einsatz, wie z. B. Dr. Iris<br />

Wellendorff aus Pforzheim. Sie wurde<br />

vor 25 Jahren vom Kindergarten ihrer<br />

Kinder angesprochen und hatte direkt<br />

zugesagt, „da ich in der Betreuung von


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

45_PROPHYLAXE<br />

Kindergärten bzw. den Kindern einen<br />

wertvollen Beitrag zur langfristigen<br />

Zahngesundheit sehe“. Unterstützt<br />

wurde sie dabei von der regionalen Arbeitsgemeinschaft<br />

Pforzheim. Mittlerweile<br />

betreut sie drei Kindergärten in<br />

der Nachbarschaft ihrer Praxis. Ebenfalls<br />

seit über 20 Jahren im Einsatz ist<br />

Dr. Silke Stuff aus Pforzheim. Sie betreut<br />

drei Kindergärten gemeinsam mit<br />

ihren angestellten Zahnärztinnen. Zu<br />

ihrer Motivation sagt sie: „Nicht nur<br />

Freude und Erfolg, sondern vor allem<br />

ein Pflichtgefühl den Kindern unserer<br />

Gesellschaft gegenüber treibt mich an,<br />

weiterzumachen.“ Seit 23 Jahren ist<br />

auch Dr. Martin Braun aus Pfullingen<br />

als Patenzahnarzt im Einsatz. Er hat<br />

den Kindergarten von seinem Vorgängers<br />

nach der Praxisübergabe übernommen,<br />

später kam noch eine weitere Einrichtung<br />

hinzu. Auf <strong>die</strong> Frage, was ihm<br />

am Ehrenamt am meisten Freude<br />

macht, antwortet er: „Motivierte und<br />

strahlende Kinderaugen zu sehen!“<br />

Neu hinzugekommen ist Dr. Mareike<br />

Lang aus Markgröningen. Sie war bereits<br />

vor zehn Jahren drei Jahre lang als<br />

Patenzahnärztin aktiv, ist dann aber<br />

umgezogen. Am neuen Wohnort kam<br />

sie über den Kindergarten ihrer Tochter<br />

und den Kontakt zur regionalen Arbeitsgemeinschaft<br />

erneut zum Ehrenamt.<br />

Zu ihrer Motivation sagt sie: „Gesunde<br />

Zähne sind für <strong>die</strong> gesunde Entwicklung<br />

von Kindern so wichtig, dass<br />

es mir tatsächlich ein Anliegen ist, dass<br />

alle Kinder auch eine Chance <strong>auf</strong> Zahngesundheit<br />

erhalten. Je früher man den<br />

<strong>Blick</strong> der Eltern für <strong>die</strong> Bedeutung regelmäßiger<br />

Zahnarztbesuche und Prophylaxe<br />

schärft desto besser.“<br />

RUHESTAND<br />

Der Zahnarzt Erich Duss aus Calw ist<br />

seit 2018 als Patenzahnarzt aktiv. Er ist<br />

mittlerweile im Ruhestand und betreut<br />

zusammen mit seiner Ehefrau 35 Einrichtungen.<br />

Durch eine Anzeige im Wochenblatt<br />

ist Erich Duss <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Suche<br />

der regionalen AG Zahngesundheit<br />

nach Patenzahnärzten <strong>auf</strong>merksam geworden.<br />

Da er und seine Frau selbst vier<br />

Enkel haben, sind sie den Umgang mit<br />

kleinen Kindern gewohnt und sie haben<br />

viel Freude an der Arbeit im Kindergarten.<br />

Die Zahnärztin Dr. Sabine Henrich<br />

aus Ulm ist ebenfalls über den Ruhestand<br />

hinaus als Patenzahnärztin aktiv.<br />

Sie betreut seit vielen Jahren in Zusammenarbeit<br />

mit der regionalen AG Ulm<br />

über 30 Einrichtungen für Kinder.<br />

VORAUSSETZUNGEN<br />

Alle approbierten Zahnärztinnen und<br />

Geschenk. Patenzahnärztinnen<br />

und Patenzahnärzte erhalten nach<br />

ihrem Einsatz in Kitas oft<br />

liebevoll gestaltete selbstgemachte<br />

Geschenke als Dank,<br />

hier eine Karte für Dr. Martin<br />

Braun aus Pfullingen.<br />

Zahnärzte, ob mit und ohne Praxis oder<br />

mit und ohne Berufserfahrung, <strong>die</strong> gerne<br />

mit Kindern arbeiten, können sich<br />

ehrenamtlich als Patenzahnärztinnen<br />

und Patenzahnärzte engagieren. Das<br />

Ehrenamt ist auch im Ruhestand möglich.<br />

AUFGABENGEBIETE<br />

Zu den Tätigkeiten der Patenzahnärztinnen<br />

und Patenzahnärzte gehört <strong>die</strong><br />

Betreuung einer Kindertageseinrichtung<br />

und Anleitung von Kindern, Erzieherinnen<br />

und Erziehern sowie der Erziehungsberechtigten.<br />

Zudem führen<br />

sie Vorsorgeuntersuchungen, Mundhygienemaßnahmen<br />

und Zahnschmelzhärtungen<br />

durch. Ernährungs<strong>auf</strong>klärung<br />

und -beratung an Elternabenden<br />

und Tagen der offenen Tür gehören außerdem<br />

zu ihren Aufgaben in den Kitas.<br />

Die Arbeitseinsätze werden in Absprache<br />

mit der Kita terminiert und finden<br />

einmal pro Einrichtung und Schuljahr<br />

von Montag bis Freitag, jeweils vormittags,<br />

statt. Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzte<br />

können eine oder mehrere<br />

Einrichtungen betreuen. Die Einteilung<br />

der Mitarbeit erfolgt in Abstimmung<br />

mit der Geschäftsführung der regionalen<br />

Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit.<br />

WERTSCHÄTZUNG<br />

Patenzahnärztinnen und Patenzahnärzte<br />

in Baden-Württemberg erhalten<br />

für ihre ehrenamtliche Tätigkeit eine<br />

Aufwandsentschädigung. Um ihnen<br />

mehr Wertschätzung entgegenzubringen,<br />

haben sich sowohl der LAGZ-, als<br />

auch <strong>die</strong> LAGZ-Mitglieder im November<br />

2022 dar<strong>auf</strong> geeinigt, <strong>die</strong> Vergütung<br />

Foto: Privat<br />

um zehn Prozent zu erhöhen. Die Erhöhung<br />

tritt ab 2024 in Kraft.<br />

Viel wertvoller als jede Vergütung ist jedoch<br />

der Dank der Kinder, den <strong>die</strong> Patenzahnärztinnen<br />

und Patenzahnärzte<br />

bei jedem Einsatz erfahren. Patenzahnärztin<br />

Dr. Iris Wellendorff bringt es <strong>auf</strong><br />

den Punkt: „Es ist einfach so erfüllend,<br />

<strong>die</strong> erwartungsvollen Kinder im Stuhlkreis<br />

sitzen zu sehen und zu beobachten,<br />

wie <strong>die</strong> Zähne jedes Mal besser und<br />

<strong>die</strong> Vorfreude der Kinder <strong>auf</strong> meinen<br />

nächsten Besuch noch größer werden.<br />

Deshalb kann ich jedem eine Zahnarztpatenschaft<br />

nur ans Herz legen: Helfen<br />

auch Sie uns, <strong>die</strong>se nachhaltigen Untersuchungen<br />

flächendeckend durchzuführen,<br />

werden Sie Pate und begeistern<br />

Sie Kinder für <strong>die</strong> Liebe zu den eigenen<br />

Zähnen.“<br />

VORGEHENSWEISE<br />

Wenn Sie Patenzahnärztin oder Patenzahnarzt<br />

werden möchten und weitere<br />

Informationen benötigen, wenden Sie<br />

sich bitte an Ihre Kreisvereinigungsvorsitzenden,<br />

<strong>die</strong> Sie über Ihre Bezirkszahnärztekammern<br />

erreichen. Die Adressen<br />

finden Sie hier: https://lzk-bw.<br />

de/zahnaerzte/prophylaxe/patenzahnaerzte.<br />

Gleichzeitig können Sie Kontakt zur regionalen<br />

Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit<br />

<strong>auf</strong>nehmen, <strong>die</strong> für Ihren Einsatzort<br />

zuständig ist. Sie finden hier<br />

eine Übersicht aller regionalen AGs in<br />

Baden-Württemberg: https://www.lagzbw.de/.<br />

Claudia Richter


46_KULTUR<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Spontaner Städtetrip<br />

ENTDECKEN SIE<br />

DEN CHARME<br />

FREIBURGS<br />

Foto: Adobe Stock/Manuel Schönfeld<br />

Foto: Adobe Stock/allan<br />

Mit unserer neuen Serie möchten wir Ihnen einzelne<br />

Regionen Baden-Württembergs näherbringen. In den<br />

kommenden Ausgaben stellen wir sehenswerte Städte vor<br />

und nehmen Sie mit <strong>auf</strong> eine Entdeckungsreise. In <strong>die</strong>ser<br />

Ausgabe widmen wir uns Freiburg, der Stadt mit den<br />

meisten Sonnenstunden in Deutschland. Begleiten Sie uns<br />

<strong>auf</strong> einem Spaziergang durch <strong>die</strong> Altstadt, entdecken<br />

Sie Sehenswürdigkeiten, genießen Sie <strong>die</strong> regionale Küche<br />

und erleben Sie das besondere Flair <strong>die</strong>ser Stadt.<br />

Foto: Adobe Stock/Manuel Schönfeld<br />

Historische Denkmäler. Die Universitätsstadt Freiburg mit einer der ältesten Hochschulen<br />

im deutschsprachigen Raum liegt eingebettet zwischen Schwarzwald und Rheinebene. Sie ist<br />

bekannt für ihr studentisches und leicht alternatives Flair, eine hohe Lebensqualität und<br />

ihren Ruf als umweltfreundliche „Green City“. Das Münster mit seiner hoch <strong>auf</strong>ragenden<br />

gotischen Architektur ist das markanteste Wahrzeichen der Stadt. Die Kathedrale wurde<br />

zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert errichtet und überlebte als eines von wenigen<br />

Gebäuden <strong>die</strong> Bombenangriffe während des zweiten Weltkriegs. Ihr beeindruckendstes<br />

Merkmal ist der gotische Glockenturm, der 116 Meter hoch in den Himmel ragt. Wer <strong>die</strong> 400<br />

Stufen zur Aussichtsplattform erklommen hat, wird mit einem wunderschönen Panoramablick<br />

belohnt. Darüber hinaus beeindruckt <strong>die</strong> Stadt mit ihrem Historischen K<strong>auf</strong>haus<br />

(Museum für Stadtgeschichte), dem Rathausplatz, an dem sowohl das alte als auch das neue<br />

Rathaus zu finden sind, und zwei Stadttoren, deren mittelalterlicher Zustand bis heute<br />

erhalten geblieben ist. Am Martinstor aus dem Jahr 1202 erinnert eine Gedenktafel an drei<br />

Frauen, <strong>die</strong> 1599 als Hexen verbrannt wurden. Das Augustinermuseum ist eines der<br />

bedeutendsten Museen in Baden-Württemberg und beherbergt eine beeindruckende Sammlung<br />

von Kunstwerken aus dem Mittelalter bis zur Moderne. Hier kann man beispielsweise<br />

Werke von Matthias Grünewald, Hans Baldung Grien und Lucas Cranach d. Ä. bewundern.<br />

Auch <strong>die</strong> im Stil der Spätromanik gehaltene Herz-Jesu-Kirche im Stadtteil Stühlinger (Foto<br />

l.) ist sehenswert. Ein weiteres Highlight ist <strong>die</strong> Wiwilíbrücke, auch als Blaue Brücke<br />

bekannt. Sie ist nicht nur ein beliebter Treffpunkt, sondern auch ein wunderbarer Ort, um<br />

den Sonnenuntergang zu beobachten.


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

47_KULTUR<br />

Durch <strong>die</strong> Altstadt schlendern. Ein Bummel durch <strong>die</strong> Altstadt von Freiburg ist<br />

ein Muss für jeden Besucher. Eine der schönsten Gassen ist <strong>die</strong> Konviktstraße<br />

(Foto r.) mit ihren traditionellen Fachwerkhäusern und malerischem Kopfsteinpflaster.<br />

Neben kleinen individuellen Läden und Boutiquen verstecken sich<br />

hier auch urige Weinstuben und Restaurants, <strong>die</strong> zum Verweilen einladen. Da<br />

<strong>die</strong> Altstadt nur einen Quadratkilometer misst, lässt sich alles gut zu Fuß<br />

erkunden. Eine Besonderheit von Freiburg sind <strong>die</strong> „Bächle“, kleine<br />

Wasserläufe, <strong>die</strong> seit dem Mittelalter durch <strong>die</strong> Gassen und Straßen der<br />

Altstadt plätschern. Sie wurden angelegt, um das Vieh zu tränken und <strong>die</strong><br />

Stadt mit Wasser zu versorgen. Doch Vorsicht: „Wer in eines der Bächle<br />

‚dappt‘ (= tritt), muss eine Freiburgerin heiraten“, so <strong>die</strong> Legende! Weiter geht<br />

es durch Freiburgs „Klein-Venedig“, den Teil der Altstadt zwischen den<br />

Gassen Fischerau und Gerberau. Hier findet man kleine Läden mit<br />

Vintage-Möbeln, Design-Karten, Dekoartikeln für <strong>die</strong> Wohnung oder<br />

Secondhandkleidung. Wer Lust <strong>auf</strong> eine entspannte Shoppingtour hat, sollte<br />

hier entlangschlendern. An den Kanälen liegen zudem zahlreiche Cafés wie<br />

das Café Krokodil oder das angesagte Café Au Contraire (ehemals Altstadt-<br />

Café), wo man gemütlich sitzen und entspannen kann.<br />

Foto: pixabay/ Paul_Henri<br />

Freiburgs grüne Oasen. Das Schwabentor bildet den idealen Ausgangspunkt für<br />

einen Spaziergang <strong>auf</strong> den grün bewaldeten Schlossberg, der sozusagen der<br />

Hausberg Freiburgs ist. In zehn Minuten erreicht man den Kanonenplatz, von dem<br />

aus man einen sensationellen <strong>Blick</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Stadt, <strong>die</strong> Ausläufer des Schwarzwalds,<br />

das Rheintal und <strong>die</strong> Vogesen hat (Foto l.). Gleich neben dem Kanonenplatz liegt<br />

der Kastaniengarten, höchster Biergarten der Stadt und vermutlich auch der mit<br />

der schönsten Aussicht. Auf den rustikalen Bierbänken können Besucher*innen<br />

bei einem kühlen Radler oder einem leckeren Flammkuchen <strong>die</strong> Aussicht <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

Stadt und den Sonnenuntergang genießen. Alternativ kann man auch mit der<br />

Schlossbergbahn innerhalb von drei Minuten zum Schlossberg fahren und über<br />

einen der vielen Wanderwege wieder zurück in <strong>die</strong> Stadt schlendern.<br />

Das Waldrestaurant St. Valentin ist immer noch ein Insidertipp. Wenn Sie Zeit für<br />

einen Ausflug haben, sollten Sie mit der Straßenbahn nach Günterstal fahren. Von<br />

dort erreichen Sie nach knapp 30 Minuten Fußweg das romantisch im Wald<br />

gelegene, urige Lokal. Im Sommer können Sie entspannt an den Holztischen unter<br />

großen schattenspendenden Bäumen sitzen und <strong>die</strong> leckeren Pfannkuchen,<br />

Flammkuchen oder das Traditionsgericht „Scharfe Paula“ genießen - ein<br />

Schweinesteak mit Käse und Schinken gefüllt, serviert in scharfer Tomatensoße<br />

mit „Brägele“ (=Bratkartoffeln).<br />

Foto: alamy/David Gysel<br />

Foto: alamy/Peter Schickert<br />

Entspannt genießen. Ein erster Vorgeschmack <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

badische Küche bietet sich Besuchern bereits beim<br />

Bummel über den Wochenmarkt <strong>auf</strong> dem Münsterplatz<br />

(Montag bis Samstag 7.30 bis 13:30 Uhr). Der Besuch<br />

lohnt sich in jedem Fall, um Freiburger Spezialitäten wie <strong>die</strong><br />

Bratwurst „Lange Rote“ oder auch Stefans Käsekuchen zu<br />

probieren. Für einen Snack während der Mittagspause ist<br />

das Mamahé im Bermudadreieck oder auch das Salädchen<br />

am Holzmarkt zu empfehlen, ebenso ein Besuch in der<br />

Markthalle. Neben traditionsreichen Restaurants wie dem<br />

Schwabentörle, der Sichelschmiede (Foto l.), dem Gasthaus<br />

zum Roten Bären, dem Oberkirch, dem Gasthaus Goldener<br />

Anker oder Dattlers Schlossbergrestaurant gibt es auch<br />

eine wachsende Szene von Restaurants und Cafés, <strong>die</strong><br />

moderne, vegetarische oder vegane Küche anbieten. Zu<br />

nennen sind hier das Lichtblick, das Kartoffelhaus, Omas<br />

Küche sowie <strong>die</strong> veganen Restaurants Beb&Bene und<br />

Blattwerk. Für einen etwas gepflegteren Abend eignen<br />

sich Martin Fausters Wolfshöhle in der Konviktstraße, <strong>die</strong><br />

Zirbelstube im Colombi Hotel und das Restaurant Jacobi in<br />

der Herrenstraße.<br />

Das beste Eis gibt es übrigens bei Förster Max in der<br />

Wiehre. Es ist eine Eis<strong>die</strong>le, wie man sie von früher kennt:<br />

Hier werden 12 Eissorten von Hand hergestellt, gänzlich<br />

ohne Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker.<br />

Gabriele Billischek


48_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

AOK Baden-Württemberg<br />

NEUES VORSTANDSMITGLIED<br />

Zahnmedizinische Patientenberatung<br />

NEUER VERWALTUNGSRAT<br />

Ende März fand <strong>die</strong> konstituierende<br />

Sitzung des Verwaltungsrats der<br />

Zahnmedizinischen Patientenberatung<br />

Baden-Württemberg statt. Zum neuen<br />

Vorsitzenden des Verwaltungsrats<br />

wurde Dr. Georg Bach, Freiburg (2. v. r.),<br />

bestimmt, der in der vorherigen<br />

Legislatur das Amt des stellvertretenden<br />

Vorsitzenden innehatte. Dieses wird nun<br />

von Dr. Eberhard Montigel, Heilbronn<br />

(l.), bekleidet. Komplettiert wird der<br />

Verwaltungsrat durch Dr. Peter Riedel,<br />

Waldkirch (2. v. l.), und durch Dr. Bert<br />

Bauder (r.). Mit <strong>die</strong>ser Neubesetzung<br />

wurde eine „kleine Zeitenwende“ in der<br />

zahnmedizinischen Patientenberatung<br />

Baden-Württemberg vollzogen, da <strong>die</strong>se<br />

seit ihrem eigenständigen Bestehen<br />

durch Dr. Konrad Bühler geleitet und<br />

ausgerichtet wurde.<br />

„Kein Bundesland verfügt über mehr<br />

Erfahrung <strong>auf</strong> dem Gebiet der zahnmedizinischen<br />

Patientenberatung als<br />

unseres“, betont Dr. Georg Bach. „Seit<br />

über drei Jahrzehnten erhalten ratsuchende<br />

Patientinnen und Patienten hier<br />

kompetente und neutrale Antworten <strong>auf</strong><br />

ihre mannigfaltigen Fragen durch <strong>die</strong> Beraterinnen<br />

und Berater unserer zahnmedizinischen<br />

Patientenberatung Baden-<br />

Württemberg“.<br />

Mit der Neubesetzung des Verwaltungsrats<br />

wurde erfolgreich der Weg für<br />

schnelle Entscheidungswege und eine<br />

erfolgreiche Weiterentwicklung der<br />

zahnmedizinischen Patientenberatung<br />

Baden-Württemberg gebahnt. PB BW<br />

Foto: PB BW<br />

Gordana Marsic wird ab dem<br />

1. Januar 2024 neues<br />

und zugleich drittes<br />

Vorstandsmitglied<br />

der AOK Baden-<br />

Württemberg.<br />

Der Verwaltungsrat<br />

der<br />

Südwestkasse<br />

hat nach intensivem<br />

Auswahlverfahren<br />

einstimmig <strong>die</strong><br />

40-jährige Managerin in das<br />

Spitzenamt gewählt. Marsic ist<br />

bereits seit 2002 für <strong>die</strong> AOK<br />

Baden-Württemberg tätig – davon<br />

13 Jahre als Führungskraft. „Wir<br />

freuen uns sehr, dass wir mit<br />

Gordana Marsic eine hervorragend<br />

geeignete Persönlichkeit für <strong>die</strong>se<br />

verantwortungsvolle Aufgabe<br />

gewinnen konnten, <strong>die</strong> neben ihren<br />

fachlichen Qualitäten <strong>die</strong> AOK<br />

Baden-Württemberg von der Pike<br />

<strong>auf</strong> kennt“, betont Monika Lersmacher,<br />

alternierende Verwaltungsratsvorsitzende<br />

und Versichertenvertreterin.<br />

Die gebürtige Stuttgarterin<br />

Marsic war zuletzt stellvertretende<br />

Geschäftsführerin der AOK-Bezirksdirektion<br />

Stuttgart-Böblingen. AOK<br />

Foto: PB BW<br />

Abbildung: IfD-Allensbach


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

49_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />

Dienstjubiläum bei der LZK BW<br />

PROFI IN SACHEN<br />

PRAXISFÜHRUNG<br />

Die Landeszahnärztekammer<br />

Baden-<br />

Württemberg freut sich<br />

über das zehnjährige<br />

Dienstjubiläum von<br />

Simone Kramer.<br />

LZK-Direktor Axel Maag<br />

ehrte sie im März 2023<br />

in der LZK-Geschäftsstelle<br />

für ihre Tätigkeit in der Anerkennung. LZK-Direktor Axel Maag gratulierte<br />

Abteilung Praxisführung,<br />

Simone Kramer zu ihrem zehnjährigen Dienstjubiläum.<br />

dankte ihr für den beruflichen<br />

Einsatz und wünschte ihr für <strong>die</strong> weitere Tätigkeit bei der LZK alles<br />

Gute. Simone Kramer kam als gelernte ZFA mit viel Berufserfahrung am 21.<br />

März 2013 zur LZK BW, um <strong>die</strong> Abteilung Praxisführung zu verstärken. Dort<br />

berät sie <strong>die</strong> Zahnarztpraxen in den Bereichen Hygiene und Medizinprodukte,<br />

BuS-Dienst, Strahlenschutz, PRAXIS-Handbuch & Navigator und zu vielen<br />

weiteren Themen. Sie betreut das BuS-Dienst „Kammermodell“ sowie den<br />

Bereich Strahlenschutz mit allen Belangen, <strong>die</strong> dazugehören, z. B. von der<br />

Ausstellung der Fachkundebescheinigung über <strong>die</strong> Organisation der jährlichen<br />

Röntgenfachgespräche mit dem Umweltministerium bis hin zur<br />

Beratung bei DVT-Begehungen. Zusätzlich organisiert sie <strong>die</strong> Sitzungen des<br />

LZK-Praxisführungsausschusses. Simone Kramer ist darüber hinaus als<br />

betriebliche Ersthelferin und Brandschutzhelferin für ihre Kolleginnen und<br />

Kollegen im Einsatz.<br />

CR<br />

Foto: C. Richter<br />

Daten sind Geheimsache<br />

ARZNEIMITTELRESTE IN DER UMWELT<br />

Arzneimittel sollen im Körper wirken. Doch je nach Präparat werden bis zu 90 Prozent des enthaltenen<br />

Wirkstoffs unverändert wieder ausgeschieden und gelangen ins Abwasser. Kläranlagen fangen<br />

laut Umweltbundesamt nur einen Teil der Substanzen ab. In Gewässern seien Arzneimittel daher<br />

ebenso nachzuweisen wie im Trinkwasser. Zwar müssen <strong>die</strong> Hersteller Stu<strong>die</strong>n zu Umweltverhalten<br />

und -toxizität durchführen. Publik werden <strong>die</strong> Ergebnisse jedoch kaum. „Umweltbehörden<br />

und Öffentlichkeit kommen an <strong>die</strong> Daten oft nicht heran”, erklärt <strong>die</strong> Juristin<br />

und Umweltwissenschaftlerin Kim Teppe. Effektiver Gewässerschutz sei daher erheblich<br />

erschwert. Anders als bei Industriechemikalien müssen Hersteller bisher nur bei den<br />

Zulassungsbehörden Daten einreichen und können sich <strong>auf</strong> umfangreiche Ausnahmen<br />

berufen, sodass oft gar keine Daten vorgelegt werden, wie Teppe erklärt. dpa<br />

Abbildung: Adobe Stock/James Thew<br />

SÜßIGKEITEN VERÄNDERN DAS GEHIRN<br />

Abbildung: Adobe Stock/oleksandr.info<br />

Forschende des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung haben nachgewiesen,<br />

dass Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt unser Gehirn<br />

verändern: Wenn wir regelmäßig auch nur kleine Mengen davon essen, lernt<br />

das Gehirn, auch weiterhin genau <strong>die</strong>se Lebensmittel konsumieren zu<br />

wollen. Durch den Konsum wird besonders das dopaminerge System<br />

aktiviert, also <strong>die</strong> Region im Gehirn, <strong>die</strong> für Motivation und Belohnung<br />

zuständig ist. „Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt,<br />

dass sich das Gehirn durch den Konsum von Pommes und Co. neu<br />

verdrahtet. Es lernt unterbewusst, belohnendes Essen zu bevorzugen.<br />

Durch <strong>die</strong>se Veränderungen im Gehirn werden wir unbewusst immer <strong>die</strong><br />

Lebensmittel bevorzugen, <strong>die</strong> viel Fett und Zucker enthalten“, erklärt Marc<br />

Tittgemeyer, der <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> leitete.<br />

MPI


S-1.indd 1 30.01.2023 11:28:09<br />

50_LESERFORUM<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW<br />

ZAHNÄRZTEBLATT BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

ANGEBOTE FÜR<br />

DEN PRAXISALLTAG<br />

2-3/2023<br />

Titelthema<br />

EU-Medizinprodukteverordnung<br />

(EU-MDR)<br />

Fortbildung<br />

Zahnfleischerkrankungen<br />

bei Schwangeren<br />

ZBW-AUSGABE 4/2023, S. 53<br />

ARZNEIMITTELWERBUNG:<br />

GENDERN IM PFLICHTTEXT<br />

Eine kleine, aber völlig unnötige Mitteilung<br />

des Bundesministeriums für Gesundheit<br />

bezüglich des Genderns im<br />

„Waschzettel“.<br />

Ich höre und sehe, wenn ich von <strong>die</strong>sem<br />

absoluten Genderschwachsinn lese, rot<br />

bzw. grün. Fragen Sie bei einem Wasserrohrbruch<br />

auch Ihren Bäcker oder Kaminfeger?<br />

Diese blödsinnige Anregung<br />

betrifft also nicht nur das Gendern,<br />

sondern den gesunden Menschenverstand.<br />

Man fragt den Zuständigen, der<br />

am meisten vom Anliegen versteht. Ob<br />

weiblich oder männlich, muss nicht<br />

durch Gesetz geregelt werden.<br />

Haben <strong>die</strong>se „Sesselfurzer“ im BMG keine<br />

andere Möglichkeit, sich bürokratisch<br />

auszutoben?<br />

Wichtiger wäre ein Gesetz, das verbietet,<br />

Grundstoffe zur wichtigen Arzneimittelherstellung<br />

aus raubtierkapitalistischen<br />

Gründen ins Ausland zu verlagern.<br />

Hier fehlen deswegen u. a. lebenswichtige<br />

Heilmittel wie Antibiotika etc. oder<br />

den Krankenkassen klar zu machen,<br />

dass der Basistarif der <strong>GOZ</strong> – seit 35 Jahren<br />

nicht geändert – schon lange weit<br />

unter GVK-Sozialtarif liegt und dafür<br />

eine medizinische Leistung nicht zu erbringen<br />

ist!<br />

Das wären Dinge, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser Behörde<br />

wohl anstehen würden, würden sie bearbeitet!<br />

Siehe auch Leserbrief des Kollegen<br />

May/Freiburg in ZBW 4/2023, Seite 50.<br />

Dr. Stefan Troendle, Lörrach<br />

TERMINE<br />

FREIER VERBAND DEUTSCHER ZAHNÄRZTE E. V., LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

Führungswechsel in der Zahnarztpraxis –<br />

Das sollten Sie bei der Praxisabgabe bzw. -übernahme wissen!<br />

Samstag, den 24.06.2023,08:30 bis ca. 16:30 Uhr<br />

Referenten: mehrere Referenten/-innen aus den Bereichen Finanzen,<br />

Recht, Steuer, Versicherung und Datenschutz<br />

Ort: Kassenzahnärztliche Vereinigung BW, VV-Saal, Stuttgart, Albstadtweg 9,<br />

70567 Stuttgart-Möhringen<br />

Teilnahmegebühr (inklusive Pausensnack):<br />

Mitglieder: 90 Euro<br />

Nichtmitglieder: 180 Euro<br />

Fortbildungspunkte: 8 Punkte<br />

Information und Anmeldung:<br />

Freier Verband<br />

Deutscher Zahnärzte e.V.<br />

Albstadtweg 9<br />

70567 Stuttgart<br />

Tel. 0711-780 30 90<br />

Fax. 0711-780 30 92<br />

Mail: info@fvdz-bw.de<br />

Internet: www.fvdz-bw.de<br />

Anzeige<br />

SOS-Kinderdorf<br />

schenkt Kindern<br />

ein neues,<br />

liebevolles Zuhause.<br />

Weil jeder eine<br />

Familie braucht.


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

51_PERSONALIA<br />

Feier der BZK Stuttgart – 50-jähriges Approbationsjubiläum<br />

EIN HALBES JAHRHUNDERT<br />

Es ist eine wunderbare Tradition, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bezirkszahnärztekammer Stuttgart (BZK)<br />

seit vielen Jahren pflegt: Einmal im Jahr lädt sie <strong>die</strong> Altersjubilar*innen zu einem<br />

feierlichen Empfang ins Steigenberger Graf Zeppelin nach Stuttgart ein, ehrt in <strong>die</strong>sem<br />

Rahmen all jene, <strong>die</strong> ihre Approbation seit 50 Jahren haben und besonders wertvoll:<br />

gibt Raum für Austausch und Erinnerung.<br />

Ehrung. Genau 50 zu Ehrende wurden durch den BZK-Vorsitzenden, Dr. Eberhard Montigel (2. v. l.) und seinen Stellvertreter Dr. Hendrik Putze (4. v. r.) eingeladen.<br />

16 davon nahmen ihre Ehrung vor Ort entgegen: Dr. Siegfried Auernhammer, Dr. Eberhard Diezel, Jan Erik Öhlund, Dr. Jan Eggert, Dr. Karl-Wilhelm<br />

Beisel, Dr. Ulrich Baum, Dr. Peter Bihl, Dr. Sybill Taulien, Dr. Stefan Höhnle, Dr. Eckart Bordewieck, Dr. Martin K<strong>auf</strong>fmann, Dr. Klaus-Dieter Leibinger, Dr. Dr.<br />

Rudolf Helmut Mercy, Dr. Dr. Wolf Reiner Ude, Dr. Rainer Liehr und Dr.-medic stom./IMF Jassy Silvestru Nicolae Pintilie Wolf (v. l.).<br />

Foto: C. Schwarz<br />

Es war ein schönes Bild, das sich dem<br />

Betrachterauge bot: Im festlich geschmückten<br />

Empfangsraum des Steigenberger<br />

Graf Zeppelin Hotels Stuttgart<br />

saßen, an mehreren Tischen verteilt,<br />

rund 100 Zahnärzt*innen im Ruhestand,<br />

<strong>die</strong> meisten mit Begleitung,<br />

und unterhielten sich angeregt miteinander.<br />

Zahlreiche Anekdoten aus der<br />

aktiven Zeit wurden dabei ausgetauscht,<br />

gemeinsame Momente in <strong>die</strong> Gegenwart<br />

geholt, viel gelacht und vor allem<br />

der Augenblick genossen. Möglich gemacht<br />

hatte <strong>die</strong>ses besondere Stelldichein<br />

<strong>die</strong> BZK Stuttgart, <strong>die</strong> einmal im<br />

Jahr zum 50-jährigen Approbationsjubiläum<br />

lädt und den Feierkreis zudem<br />

um all jene erweitert, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Ehrung<br />

bereits erhalten haben.<br />

WÜRDEVOLL<br />

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der<br />

BZK Stuttgart, Dr. Eberhard Montigel,<br />

und seinem Stellvertreter, Dr. Hendrik<br />

Putze, begrüßte Geschäftsführerin<br />

Christine Martin den Approbationsjahrgang<br />

und natürlich auch alle anderen geladenen<br />

Gäste. Die feierliche Zeremonie<br />

wurde durch das gemeinsame Mittagessen<br />

eröffnet, nach dessen Hauptgang <strong>die</strong><br />

Auszeichnungen vergeben wurden.<br />

ANERKENNUNG<br />

Als <strong>die</strong> Berufsgruppe 1973 ihre Approbation<br />

erhalten hat, war <strong>die</strong> Zahnmedizin<br />

noch weit entfernt von den heutigen<br />

Technologien und Behandlungsmethoden,<br />

und „auch von der Bürokratisierung“,<br />

wie einer der Jubilare süffisant<br />

bemerkte. In <strong>die</strong>sen Jahren galt es, noch<br />

mit einfachen Werkzeugen und Techniken<br />

zurechtzukommen. Dennoch hat<br />

<strong>die</strong> Zahnärzteschaft rückblickend viele<br />

Meilensteine hinter sich gebracht und<br />

gemeinsam enorm viel bewegt.<br />

Diese Leistung würdigten Dr. Eberhard<br />

Montigel und Dr. Hendrik Putze anerkennend.<br />

Alle Jubilare konnten sich<br />

über persönliche Worte, einen wunderschönen<br />

Blumenstrauß und vor allem<br />

eine Anerkennungsurkunde freuen. Darin<br />

dankte <strong>die</strong> Bezirkszahnärztekammer<br />

im Namen der gesamten Zahnärzteschaft<br />

für <strong>die</strong> mehr als 50-jährige Berufszugehörigkeit<br />

und <strong>die</strong> Ver<strong>die</strong>nste<br />

um <strong>die</strong> Gesundheit der Bevölkerung.<br />

RÜCKBLICK<br />

Die Feierlichkeiten waren ein wunderbarer<br />

Tribut an <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> im<br />

L<strong>auf</strong>e ihrer Tätigkeit vielen Menschen<br />

Schmerzen genommen und für ein befreites<br />

Lächeln gesorgt hatten.<br />

Zu Kaffee und Kuchen servierte <strong>die</strong><br />

BZK-Spitze einen gelungenen historischen<br />

Rückblick:. Im Wechsel erinnerten<br />

Dr. Eberhard Montigel und Dr.<br />

Hendrik Putze an wesentliche Errungenschaften<br />

und Ereignisse des Jahres<br />

1973, als <strong>die</strong> Geehrten ihre Approbation<br />

erhalten haben. Christine Martin<br />

unterlegte <strong>die</strong> Zeitreise mit musikalischen<br />

Hits der damaligen Zeit und sorgte<br />

dabei mehr als einmal für beschwingtes<br />

Mitsingen und sicher auch das ein<br />

oder andere Bein, das den Takt unter<br />

dem Tisch begeistert mitwipppte.<br />

Cornelia Schwarz


58_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

EINLADUNG ZUR<br />

VERTRETERVERSAMMLUNG<br />

Die Vertreterversammlung der<br />

Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg findet statt am<br />

Samstag, 22. Juli 2023, 10:00 Uhr<br />

bis 16:00 Uhr im Maritim Hotel<br />

Stuttgart.Die Tagesordnung wird<br />

<strong>auf</strong> Anforderung übermittelt. Die<br />

Kammermitglieder werden hiermit<br />

zur Vertreterversammlung eingeladen.<br />

Im Falle einer Teilnahme wird<br />

eine vorherige Anmeldung bei der<br />

LZK-Geschäftsstelle aus organisatorischen<br />

Gründen (E-Mail falk@<br />

lzk-bw.de) erbeten.<br />

Für den Fall, dass <strong>die</strong> o. g. Vertreterversammlung<br />

beschlussunfähig ist,<br />

wird bereits heute zu einer 2. Vertreterversammlung<br />

über <strong>die</strong>selben<br />

Gegenstände eingeladen.<br />

Diese findet statt am Samstag, 22.<br />

Juli 2023, 10:30 Uhr bis 16:30 Uhr im<br />

Maritim Hotel Stuttgart.<br />

Dr. Torsten Tomppert,<br />

Präsident<br />

EINLADUNG ZUR VERTRETERVER-<br />

SAMMLUNG DER KZV BW<br />

Die Vertreterversammlung der KZV<br />

BW findet statt am Freitag, den<br />

16.06.2023, ab 15:00 Uhr mit Fortsetzung<br />

am Samstag, 17.06.2023, ab<br />

9:00 Uhr im Hotel „Der Öschberghof“,<br />

Golfplatz 1, 78166 Donaueschingen.<br />

Die VV ist für <strong>die</strong> Mitglieder der KZV<br />

BW öffentlich. Sofern eine Teilnahme<br />

gewünscht ist, wird um formlose Anmeldung<br />

bei der KZV BW (Hauptverwaltung)<br />

an info@kzvbw.de gebeten.<br />

Dr. Dr. Alexander Raff<br />

Vorsitzender der Vertreterversammlung<br />

VERSORGUNGSANTEILSABHÄNGIGE<br />

GRÜNDUNGSBEFUGNIS VON<br />

KRANKENHÄUSERN BEZÜGLICH<br />

Z-MVZ GEMÄSS § 95 ABS. 1B SGB V<br />

Der § 95 Abs. 1b SGB V beinhaltet<br />

eine spezielle Regelung zur Gründung<br />

zahnärztlicher MVZ – sogenannte<br />

Zahnarzt-MVZ (Z-MVZ) – durch<br />

Krankenhäuser. Deren Gründungsbefugnis<br />

für Z-MVZ ist von der Wahrung<br />

bestimmter Versorgungsanteile<br />

abhängig, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> von einem<br />

Krankenhaus gegründeten, beziehungsweise<br />

betriebenen Z-MVZ nur<br />

noch maximal erreicht werden dürfen.<br />

Diese Anteile richten sich prozentual<br />

gestaffelt nach dem Versorgungsgrad<br />

des jeweiligen Planungsbereiches: In<br />

grundsätzlich bedarfsgerecht versorgten<br />

Planungsbereichen (entspricht<br />

einem Versorgungsgrad von<br />

50 Prozent bis 110 Prozent) beträgt<br />

der zulässige Versorgungsanteil eines<br />

Krankenhauses beziehungsweise<br />

„seiner“ Z-MVZ in dem betreffenden<br />

Planungsbereich maximal 10 Prozent,<br />

mindestens jedoch fünf Z-MVZ-Sitze/Zahnarztstellen<br />

in Planungsbereichen<br />

mit einem Versorgungsgrad<br />

zwischen 50 Prozent und 99,9<br />

Prozent.<br />

In unterversorgten Planungsbereichen<br />

(entspricht einem Versorgungsgrad<br />

von unter 50 Prozent) erhöht<br />

sich der zulässige Versorgungsanteil<br />

<strong>auf</strong> maximal 20 Prozent.<br />

In überversorgten Planungsbereichen<br />

(entspricht einem Versorgungsgrad<br />

ab 110 Prozent) reduziert sich<br />

der zulässige Versorgungsanteil <strong>auf</strong><br />

maximal 5 Prozent.<br />

Die Begrenzung <strong>auf</strong> bestimmte Versorgungsanteile<br />

gilt entsprechend<br />

auch für <strong>die</strong> Erweiterung bereits bestehender<br />

Z-MVZ, so dass auch hier<br />

der maximal zulässige Versorgungsanteil<br />

des betreffenden Krankenhauses<br />

nicht überschritten werden darf.<br />

Auf <strong>die</strong> MVZ-Gründungsbefugnis<br />

von Vertragszahnärztinnen und<br />

Vertragszahnärzten bezieht sich <strong>die</strong><br />

Neuregelung hingegen nicht.<br />

Gemäß § 95 Abs. 1b Sätze 5,6<br />

SGB V haben <strong>die</strong> Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigungen jährlich umfassende<br />

und vergleichbare Übersichten<br />

zum allgemeinen bedarfsgerechten<br />

Versorgungsgrad und zum<br />

Stand der vertragszahnärztlichen<br />

Versorgung zu erstellen und zu veröffentlichen.<br />

KZV BW


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

59_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />

Übersicht nach § 95 Abs. 1b Satz 5 SGB V zum allgemeinen bedarfsgerechten Versorgungsgrad und zum Stand der<br />

vertragszahnärztlichen Versorgung<br />

Veröffentlichung der KZV Baden-Württemberg zum Stichtag 31.12.2022 Bezirksdirektion Freiburg<br />

Stand Zahnärzte: 31.12.2022, Stand Einwohner: 30.06.2022 (Zahnärztliche Versorgung) / 31.12.2021 (Kieferorthopädische Versorgung)<br />

Zahnärztliche Versorgung<br />

1 2 3<br />

Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />

Stadtkreis Freiburg 183,2 106,2<br />

Gundelfingen/Breisach 70,2 94,0<br />

Titisee-Neustadt 25,5 76,1<br />

Müllheim 64,5 103,3<br />

Emmendingen 76,4 107,1<br />

Waldkirch 24,9 97,2<br />

Lahr 71,0 99,6<br />

Wolfach 31,8 88,4<br />

Offenburg 60,3 84,1<br />

Achern 57,4 95,3<br />

Kehl 41,2 101,5<br />

Oberndorf/Schramberg 50,6 81,4<br />

Rottweil 33,8 108,9<br />

Donaueschingen 27,8 65,5<br />

Furtwangen 22,7 75,8<br />

Villingen-Schwenningen 78,1 103,5<br />

Spaichingen-Trossingen 38,9 70,2<br />

Tuttlingen 47,0 88,1<br />

Konstanz 58,5 136,6<br />

Radolfzell/Stockach 47,1 120,6<br />

Singen 67,7 124,5<br />

Lörrach 80,8 97,3<br />

Rheinfelden 30,4 136,5<br />

Schopfheim 27,0 75,6<br />

Bad Säckingen 44,7 103,8<br />

Waldshut-Tiengen 58,3 116,6<br />

Kieferorthopädische Versorgung<br />

1 2 3<br />

Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />

Stadtkreis Freiburg 9,2 291,3<br />

Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald 11,6 116,4<br />

Landkreis Emmendingen 7,4 237,8<br />

Landkreis Ortenaukreis 19,0 120,5<br />

Landkreis Rottweil 6,3 88,9<br />

Landkreis Schwarzwald-Baar-Kreis 9,2 114,1<br />

Landkreis Tuttlingen 6,7 91,0<br />

Landkreis Konstanz 11,9 205,9<br />

Landkreis Lörrach 10,2 171,6<br />

Landkreis Waldshut 7,6 126,3


60_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Veröffentlichung der KZV Baden-Württemberg zum Stichtag 31.12.2022 Bezirksdirektion Karlsruhe<br />

Stand Zahnärzte: 31.12.2022, Stand Einwohner: 30.06.2022 (Zahnärztliche Versorgung) / 31.12.2021 (Kieferorthopädische Versorgung)<br />

Zahnärztliche Versorgung<br />

1 2 3<br />

Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />

Baden-Baden 33,9 135,1<br />

Heidelberg 126,2 108,1<br />

Karlsruhe 240,0 89,4<br />

Mannheim 245,6 100,0<br />

Pforzheim 99,3 87,3<br />

Stadt-Calw 14,3 118,9<br />

Stadt-Nagold 13,6 160,3<br />

Calw-Land 68,8 52,3<br />

Stadt Mühlacker 15,6 91,0<br />

Enzkreis-Land 104,5 64,9<br />

Stadt-Freudenstadt 14,3 100,7<br />

Stadt-Horb 15,2 55,3<br />

Freudenstadt-Land 42,1 56,5<br />

Stadt-Bretten 17,9 117,9<br />

Stadt-Bruchsal 27,5 113,8<br />

Stadt-Ettlingen 23,6 160,2<br />

Karlsruhe Land 200,8 78,5<br />

Stadt-Buchen 10,7 143,9<br />

Stadt-Mosbach 15,6 155,8<br />

NOK-Land 60,0 83,2<br />

Stadt-Bühl 17,3 131,2<br />

Stadt-Gaggenau 18,0 79,4<br />

Stadt-Rastatt 30,7 78,2<br />

Rastatt-Land 73,9 83,4<br />

Stadt-Leimen 16,2 100,0<br />

Stadt-Schwetzingen 13,0 157,7<br />

Stadt-Sinsheim 21,6 106,5<br />

Stadt-Weinheim 27,1 136,9<br />

Stadt-Wiesloch 16,0 142,5<br />

RNK-Land 236,2 100,9<br />

Kieferorthopädische Versorgung<br />

1 2 3<br />

Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />

Baden-Baden 2,1 252,4<br />

Heidelberg 5,9 225,4<br />

Karlsruhe 11,0 200,9<br />

Mannheim 12,2 193,4<br />

Pforzheim 5,8 225,9<br />

Calw 7,0 77,1<br />

Enzkreis 8,7 49,4<br />

Freudenstadt 5,1 62,7<br />

Karlsruhe 19,0 81,1<br />

Neckar-Odenwald-Kreis 6,0 78,3<br />

Rastatt 9,6 75,0<br />

Rhein-Neckar-Kreis 23,4 159,8


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

61_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />

Veröffentlichung der KZV Baden-Württemberg zum Stichtag 31.12.2022 Bezirksdirektion Stuttgart<br />

Stand Zahnärzte: 31.12.2022, Stand Einwohner: 30.06.2022 (Zahnärztliche Versorgung) / 31.12.2021 (Kieferorthopädische Versorgung)<br />

Zahnärztliche Versorgung<br />

1 2 3<br />

Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />

Stuttgart-Mitte 147,9 148,4<br />

S-Feuerbach/S-Zuffenhausen 109,6 78,2<br />

S-Bad Cannstatt 104,3 71,8<br />

S-Vaihingen/S-Degerloch 114,4 87,4<br />

Böblingen/Sindelfingen 136,1 105,4<br />

Herrenberg 37,6 91,8<br />

Leonberg 62,9 91,1<br />

Esslingen 93,7 114,1<br />

Plochingen 56,7 85,9<br />

Kirchheim/Teck 50,7 112,0<br />

Nürtingen 67,8 96,8<br />

Filderstadt/Leinfelden-Echterdingen 51,5 107,6<br />

Göppingen 83,7 92,6<br />

Geislingen 35,5 77,7<br />

Eislingen/Donzdorf/Süssen 36,1 128,0<br />

Ludwigsburg 177,4 110,0<br />

Bietigheim-Bissingen 77,2 91,5<br />

Marbach 71,7 64,3<br />

Waiblingen 126,1 106,4<br />

Backnang 63,0 82,4<br />

Schorndorf 67,2 108,3<br />

Heilbronn 99,1 105,5<br />

Brackenheim/Eppingen 68,2 79,5<br />

Neckarsulm 88,4 87,0<br />

Weinsberg 52,9 83,2<br />

Künzelsau 33,2 67,8<br />

Öhringen 35,1 94,0<br />

Schwäbisch Hall 66,9 91,3<br />

Crailsheim 53,2 98,1<br />

Tauberbischofsheim 26,0 95,8<br />

Bad Mergentheim 34,8 77,3<br />

Wertheim 19,1 122,5<br />

Heidenheim 52,4 101,1<br />

Giengen 27,4 78,1<br />

Aalen 78,5 95,3<br />

Ellwangen 30,1 78,7<br />

Schwäbisch Gmünd 81,1 106,8<br />

Kieferorthopädische Versorgung<br />

1 2 3<br />

Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />

Stadtkreis Stuttgart 24,1 162,2<br />

Landkreis Böblingen 17,9 150,8<br />

Landkreis Esslingen 22,8 112,7<br />

Landkreis Göppingen 11,2 125,0<br />

Landkreis Ludwigsburg 24,2 131,8<br />

Landkreis Rems-Murr 18,6 135,5<br />

Stadtkreis Heilbronn 5,6 169,6<br />

Landkreis Heilbronn 15,5 174,2<br />

Landkreis Hohenlohe 5,0 70,0<br />

Landkreis Schwäbisch Hall 9,0 68,9<br />

Landkreis Main-Tauber 5,5 190,9<br />

Landkreis Heidenheim 5,8 106,9<br />

Landkreis Ostalb 13,6 165,4


62_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />

ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Veröffentlichung der KZV Baden-Württemberg zum Stichtag 31.12.2022 Bezirksdirektion Tübingen<br />

Stand Zahnärzte: 31.12.2022, Stand Einwohner: 30.06.2022 (Zahnärztliche Versorgung) / 31.12.2021 (Kieferorthopädische Versorgung)<br />

Zahnärztliche Versorgung<br />

1 2 3<br />

Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />

Reutlingen 109,8 109,3<br />

Metzingen/Münsingen 63,1 89,1<br />

Tübingen 104,8 109,4<br />

Rottenburg 33,1 89,4<br />

Albstadt 44,0 91,8<br />

Balingen 34,4 100,3<br />

Hechingen 36,4 84,1<br />

Stadtkreis Ulm 100,2 119,7<br />

Alb-Donau-Nord 61,8 87,2<br />

Alb-Donau-Süd 58,0 87,8<br />

Biberach/Laupheim 98,4 87,7<br />

Riedlingen 23,8 74,4<br />

Friedrichshafen 92,3 130,2<br />

Überlingen 39,9 103,3<br />

Ravensburg/Weingarten/Bad Waldsee 101,3 118,9<br />

Wangen/Leutkirch 64,2 88,9<br />

Sigmaringen/Pfullendorf 61,7 74,1<br />

Bad Saulgau 24,6 100,0<br />

Kieferorthopädische Versorgung<br />

1 2 3<br />

Planungsbereich allg. bedarfsgerechter Versorgungsgrad Stand der vertragszahnärztl. Versorgung<br />

Kreis Reutlingen 12,7 136,2<br />

Kreis Tübingen 9,7 187,6<br />

Zollernalbkreis 8,0 75,0<br />

Stadtkreis Ulm 5,1 158,8<br />

Alb-Donau-Kreis 9,2 80,4<br />

Kreis Biberach 9,5 105,3<br />

Bodenseekreis 9,2 177,2<br />

Kreis Ravensburg 12,7 144,9<br />

Kreis Sigmaringen 5,7 98,2<br />

Anzeige<br />

LZK-Jahresbericht 2022<br />

Mit Augenmaß und<br />

Leidenschaft<br />

Jetzt online verfügbar unter<br />

lzk-bw.de/<strong>die</strong>-kammer/<br />

jahresberichte<br />

Adobe Stock / koszivu


ZBW_5-6/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

63_ZU GUTER LETZT<br />

Karikatur: picture alliance/<strong>die</strong>KLEINERT | Kostas Koufogiorgos<br />

IMPRESSUM<br />

IMPRESSUM<br />

_Herausgeber:<br />

Dr. Torsten Tomppert, Präsident der<br />

Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg (LZK BW),<br />

Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />

und Vorsitzender des Vorstands der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Baden-Württemberg (KZV BW),<br />

Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />

für das Informationszentrum<br />

Zahn- und Mundgesundheit Baden-<br />

Württemberg<br />

Eine Einrichtung der KZV BW und<br />

LZK BW<br />

_Redaktion:<br />

Cornelia Schwarz (cos) (ChR, verantw.)<br />

E-Mail: cornelia.schwarz@izzbw.de<br />

Telefon: 0711/222 966-10<br />

Gabriele Billischek (bi),<br />

E-Mail: gabriele.billischek@izzbw.de<br />

Telefon: 0711/222 966-14<br />

Andrea Mader (am),<br />

Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg<br />

Telefon: 0711/228 45-29<br />

E-Mail: mader@lzk-bw.de<br />

Dr. Holger Simon-Denoix (hsd),<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung<br />

Baden-Württemberg<br />

Telefon: 0711/78 77-229<br />

E-Mail: holger.simon-denoix@kzvbw.de<br />

_Anschrift der Redaktion:<br />

Informationszentrum Zahn- und<br />

Mundgesundheit Baden-Württemberg<br />

Heßbrühlstr. 7, 70565 Stuttgart<br />

Telefon: 0711/222 966-14<br />

Telefax: 0711/222 966-21<br />

E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de<br />

_Redaktionsassistenz:<br />

Gabriele Billischek<br />

_Layout:<br />

Armin Fischer, Gabriele Billischek<br />

_Autoren*innen <strong>die</strong>ser Ausgabe:<br />

Dr. Bert Bauder, Gabriele Billischek,<br />

Prof. Dr. Gabriel Krastl, Dr. Ralf Krug,<br />

Andrea Mader, Dr. Herbert Martin,<br />

Alexander Messmer, Dr. Susanne<br />

Ozegowski, Dr. Florian Reuther, Claudia<br />

Richter, Cornelia Schwarz, Dr. Torsten<br />

Tomppert, Dr. Hans Hugo Wilms,<br />

Dr. Alexander Winkler.<br />

_Titelseite:<br />

Foto: alamy/Rosseforp<br />

_Rubrik Titelthema:<br />

Abbildungen: Adobe Stock: Vector Stock<br />

Pro, Grayscale_Studio; Armin Fischer<br />

_Verantwortlich für Amtliche<br />

Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Baden-<br />

Württemberg (KZV BW):<br />

Dr. Torsten Tomppert, Vorsitzender des<br />

Vorstands der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Baden-Württemberg<br />

(KZV BW), KdöR<br />

_Verantwortlich für Amtliche<br />

Mitteilungen der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

(LZK BW):<br />

Dr. Torsten Tomppert, Präsident<br />

der Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg (LZK BW), KdöR<br />

_Hinweise:<br />

Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />

Ein Anspruch <strong>auf</strong> Veröffentlichung<br />

besteht nicht. Bei Einsendungen an<br />

<strong>die</strong> Redaktion wird der vollen oder<br />

auszugsweisen Veröffentlichung<br />

zugestimmt.Un<strong>auf</strong>gefordert<br />

eingegangene Fortbildungsmanuskripte<br />

können nicht veröffentlicht<br />

werden, da <strong>die</strong> Redaktion nur mit<br />

wissenschaftlichen Autoren vereinbarte<br />

Fort bildungsbeiträge veröffentlicht.<br />

Alle Rechte an dem Druckerzeugnis,<br />

insbesondere Titel-, Namens- und<br />

Nutzungsrechte etc., stehen<br />

ausschließlich den Herausgebern zu.<br />

Mit Annahme des Manuskripts zur<br />

Publikation erwerben <strong>die</strong> Herausgeber<br />

das aus schließliche Nutzungsrecht,<br />

das <strong>die</strong> Erstellung von Fort- und<br />

Sonderdrucken, auch für Auftraggeber<br />

aus der Industrie, das Einstellen des<br />

ZBW ins Internet, <strong>die</strong> Übersetzung in<br />

andere Sprachen, <strong>die</strong> Erteilung von<br />

Abdruckgenehmigungen für Teile,<br />

Abbildungen oder <strong>die</strong> gesamte Arbeit<br />

an andere Verlage sowie Nachdrucke<br />

in Me<strong>die</strong>n der Herausgeber, <strong>die</strong><br />

fotomechanische sowie elektronische<br />

Vervielfältigung und <strong>die</strong> Wiederverwendung<br />

von Abbildungen umfasst.<br />

Dabei ist <strong>die</strong> Quelle anzugeben.<br />

Änderungen und Hinzufügungen<br />

zu Originalpublikationen bedürfen<br />

der Zustimmung des Autors und der<br />

Herausgeber.<br />

Bei Änderungen der Lieferanschrift<br />

(Umzug, Privatadresse) wenden Sie sich<br />

bitte an <strong>die</strong> Mitgliederverwaltung Ihrer<br />

zuständigen Bezirkszahnärztekammer<br />

_Bezugspreis:<br />

Jahresabonnement inkl. MwSt. € 60,-<br />

Einzelverk<strong>auf</strong>spreis inkl. MwSt. € 7,50<br />

Bestellungen werden von der W.<br />

Kohlhammer Druckerei GmbH +<br />

Co. KG entgegengenommen. Die<br />

Kündigungsfrist für Abonnements<br />

beträgt 6 Wochen zum Ende des<br />

Bezugszeitraumes. Für <strong>die</strong> Mitglieder<br />

der Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg ist der Bezugspreis mit<br />

dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

_Druck:<br />

W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG<br />

Augsburger Straße 722, 70329 Stuttgart<br />

Stefan Leicht, Tel. 0711 3272-232<br />

E-Mail: stefan.leicht@kohlhammerdruck.de<br />

www.kohlhammerdruck.de<br />

ISSN: 0340-3017


A Year<br />

in Norman<strong>die</strong><br />

und Sammlung<br />

03.04. – 16.07.2023<br />

Würth<br />

Eintritt frei

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!