Soziales Engagement
Ausgabe 11/12 2023
Ausgabe 11/12 2023
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ZBW<br />
ZAHNÄRZTEBLATT BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
11-12/2023<br />
Titelthema<br />
Gesetzgebung in<br />
der Gesundheitspolitik<br />
Titelthema<br />
<strong>Soziales</strong> <strong>Engagement</strong> der<br />
Zahnärzteschaft<br />
SOZIALES ENGAGEMENT<br />
Diese Ausgabe enthält das neue
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BZK Freiburg<br />
Tel. 0761 4506-343<br />
BZK Karlsruhe<br />
Tel. 0621 38000-227<br />
BZK Stuttgart<br />
Tel. 0711 7877-236<br />
BZK Tübingen<br />
Tel. 07071 911-230
ZBW_11-12/2023<br />
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3_EDITORIAL<br />
Foto: Prof. Dr. Thomas Attin<br />
Foto: Michael Bamberger<br />
TITELTHEMA<br />
<strong>Soziales</strong> <strong>Engagement</strong> ist das Fundament einer gerechten<br />
und mitfühlenden Gesellschaft. In ihrem Einsatz für die<br />
Menschen, die sie betreuen, zeigen Freie Berufe wie die<br />
Zahnärzt*innen nicht nur ihre Expertise, sondern auch ihre<br />
Bürgerpflicht, sich aktiv für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen.<br />
In dieser Ausgabe des Zahnärzteblatts richten wir<br />
unser Augenmerk auf das soziale <strong>Engagement</strong> der Zahnärzteschaft<br />
in Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren.<br />
In Übereinstimmung mit dem Motto „Tue Gutes und sprich<br />
darüber“, möchten wir aufzeigen, dass viel Gutes getan<br />
wird – nicht aus Eigenlob, sondern um andere zu inspirieren,<br />
es ebenso zu tun.<br />
Dieses Mal haben wir unsere Titelthemenstrecke zudem<br />
zweigeteilt. Abgesehen von der Betrachtung des sozialen <strong>Engagement</strong>s<br />
konzentrierten wir uns auf die „Halbzeitbilanz<br />
der Ampelregierung“. Wir nahmen dabei unter anderem die<br />
Gesundheitspolitik unter der Lupe und gingen der Frage<br />
nach, wie die Regierung aktuell in Bezug auf die Gesundheitspolitik<br />
abschneidet (S. 14 f.). Eine Zusammenfassung<br />
der laufenden Projekte gibt Ihnen Einblick.<br />
ABSCHIEDSSYMPOSIUM<br />
Ende September verabschiedeten sich knapp 200 Teilnehmer*innen<br />
in Freiburg von Professor Dr. Elmar Hellwig, der<br />
nach 30 Jahren als Ordinarius an der Universität Freiburg in<br />
den wohlverdienten Ruhestand trat. Seit Oktober 1993<br />
leitete er die Geschicke der Klinik. Im Rahmen des Symposiums<br />
wurde deutlich, wie sehr er diese Disziplin geprägt und<br />
vorangetrieben hat. Sein unermüdlicher Einsatz und seine<br />
Leidenschaft für die Zahnmedizin haben Generationen von<br />
Studierenden und Fachleuten inspiriert. Seine Schaffenskraft<br />
und sein <strong>Engagement</strong> waren Vorbild für alle, die das Privileg<br />
hatten, unter seiner Ägide zu lernen. Das Abschiedssymposium<br />
mit dem Titel „Rückblicke und Ausblicke in der Zahnerhaltung“<br />
war nicht nur ein akademisches Ereignis, sondern<br />
auch ein Tag voller Emotionen (S 34 f.).<br />
BODENSEETAGUNG<br />
Unter dem Motto „Parodontologie 2.0 – Update und Perspektiven“<br />
bot die diesjährige 58. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer<br />
(BZK) Tübingen nicht nur ein umfangreiches<br />
Angebot an hochkarätigen Vorträgen, sondern auch eine einzigartige<br />
Gelegenheit für fachliche Diskussionen und den direkten,<br />
persönlichen Austausch unter Kolleg*innen. Die Tagung<br />
erwies sich als ein hervorragendes Forum, um aktuelle<br />
Entwicklungen in der Parodontologie zu beleuchten und<br />
neue Perspektiven für die zahnärztliche Praxis aufzuzeigen.<br />
Dr. Dr. Heinrich Schneider, der neue Vorsitzende der BZK<br />
Tübingen, eröffnete die Tagung und thematisierte aktuelle<br />
Entwicklungen in der Gesundheitspolitik. Er äußerte Kritik<br />
am GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, welches in den kommenden<br />
zwei Jahren Maßnahmen zur Kostendämpfung in<br />
Zahnarztpraxen vorsieht und somit die Vergütungen stark<br />
verkürzen könnte. Dies geschieht, obwohl sowohl Zahnärzt*innen<br />
als auch Ärzt*innen einen erheblichen Beitrag<br />
zur erfolgreichen Bewältigung der Coronapandemie geleistet<br />
haben. Dennoch betonte er die unverändert wichtige Aufgabe<br />
der Zahnärzteschaft, nämlich die Mundgesundheit der Patient*innen<br />
zu bewahren, wiederherzustellen und zu fördern.<br />
Deshalb rief er die Zuhörer*innen dazu auf, sich kontinuierlich<br />
fachlich weiterzubilden und dieses Wissen in der Bevölkerung<br />
zu vermitteln.<br />
PATIENT AKTUELL<br />
In dieser Ausgabe des Zahnärzteblatts finden Sie mit einer aktuellen<br />
Ausgabe von „Patient aktuell“ wieder einmal eine informative<br />
Beilage. Verschiedene Artikel bieten Ihnen darin<br />
qualitätsgesicherte Informationen zur zahnärztlichen Behandlung<br />
und Zahnmedizin, die sich hervorragend dazu eignen,<br />
im Wartezimmer ausgelegt oder an interessierte Patient*innen<br />
weitergegeben zu werden. Haben Sie Interesse an<br />
weiteren Exemplaren, so können Sie diese gerne per Mail bestellen:<br />
presse@lzk-bw.de.<br />
Cornelia Schwarz<br />
»
4_INHALT<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
INHALT<br />
LEITARTIKEL<br />
BERUFSPOLITIK<br />
09_Evidenzbasierte Gesundheitspolitik<br />
Ass. jur Christian Finster<br />
TITELTHEMA<br />
18_Neue Wege in der Primärversorgung<br />
Regionalkonferenz mit<br />
Gesundheitsminister Manne Lucha<br />
10_Weit mehr als medizinische Versorgung<br />
Das soziale <strong>Engagement</strong> der Zahnärzteschaft<br />
Baden-Württemberg<br />
12_Interaktive Weltkarte mit Hilfsprojekten<br />
Zahnärztliche Hilfsorganisationen<br />
20_Apell zum Hinstehen<br />
Vertreterversammlung der BZK Tübingen in Lindau<br />
21_Viele Herausforderungen<br />
Vertreterversammlung der BZK Karlsruhe in Baden-Baden<br />
22_Engagierter Nachwuchs<br />
Standespolitische Nachwuchstagung von KZV BW<br />
und BZK Tübingen<br />
13_Nominierung für den<br />
Deutschen <strong>Engagement</strong>preis<br />
Zahnputzfuchs e. V.<br />
24_Quo vadis Qualitätszirkel?<br />
Koordinierungskonferenz Qualitätszirkel 2023<br />
§<br />
14_Viel vor … aber auch viel dahinter?<br />
Aktuelle gesundheitspolitische Gesetzesvorhaben<br />
im Überblick<br />
25_Meinungsaustausch der VV-Vorsitzenden<br />
Treffen der VV-Vorsitzenden in Wangen im Allgäu<br />
26_Zentrale Aufgabe: der Honorarverteilungsmaßstab<br />
ZBW-Serie: Ausschüsse und Gremien in der KZV BW<br />
16_Kritik am Gesetzesentwurf der SPD-Fraktion<br />
Willkommensgesetz in den Pflege- und<br />
Gesundheitsberufen<br />
27_Zukunft der Gesundheitsversorgung<br />
9. Landeskongress Gesundheit Baden-Württemberg
ZBW_1-12/2023<br />
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5_INHALT<br />
FORTBILDUNG PROPHYLAXE<br />
44_Zahngesundheit<br />
ist Teamarbeit<br />
Tag der Zahngesundheit<br />
2023<br />
28_Neue Perspektiven in der Parodontologie<br />
58. Bodenseetagung der BZK Tübingen<br />
33_Nachhaltige Fortbildungen begeistern<br />
52. Tagung für ZFA der BZK Tübingen<br />
46_Motivierende Prophylaxe<br />
ZFZ-Fortbildungsveranstaltung in Sindelfingen<br />
KULTUR<br />
34_Emotionen, Danksagungen und Würdigungen<br />
Abschiedssymposium für Professor Dr. Elmar Hellwig<br />
50_Inklusionsbetriebe und ihre Botschaft von<br />
Wertschätzung<br />
<strong>Soziales</strong> <strong>Engagement</strong> in Aktion<br />
36_Herausforderungen bei der Versorgung<br />
Wurzelkaries bei älteren Patienten<br />
KOMMUNIKATION<br />
INFORMATION UND SERVICES<br />
03_Editorial<br />
54_ Amtliche Mitteilungen<br />
48_Praxis<br />
59_Personalia<br />
52_ Namen und Nachrichten 67_ Zu guter Letzt/Impressum<br />
39_Themenvielfalt<br />
Landesparteitag Bündnis 90/Die Grünen in Weingarten<br />
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Online-Ausgabe des ZBW gibt es zusätzliche Informationen<br />
sowie ein ZBW-Archiv.<br />
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InformationszentrumZahnundMundgesundheit<br />
izz_bw<br />
izzbadenwuerttemberg<br />
40_Auswirkungen auf Gesamtgesundheit<br />
Parlamentarisches Frühstück im Stadtpalais<br />
thematisierte Parodontitis<br />
Für den Druck des Zahnärzteblatts Baden-Württemberg<br />
(ZBW) wurden ausschließlich Materialien aus<br />
FSC-zertifizierten Wäldern und/oder Recyclingmaterial<br />
aus kontrollierten Quellen verwendet.
6 _PERSPEKTIVEN<br />
ZBW_11-12/2023<br />
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ZBW_11-12/2023<br />
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PERSPEKTIVEN_7<br />
WARUM SCHMECKT ZAHNPASTA MIT MINZE KÜHL?<br />
Minze erzeugt ein kühles Gefühl im Mund, weil das Menthol darin die Sinneszellen der Zunge austrickst.<br />
Diese Zellen reagieren auf bestimmte Reize, zum Beispiel auf schmerzhafte Berührungen oder unangenehme<br />
Temperaturen. Ionenkanäle, winzige Poren in der Zellmembran, bestimmen dabei, welche Signale weitergeleitet<br />
werden. Kanal TRPM8 aber, der bei Kälte aktiv wird, reagiert auch auf Menthol.<br />
Foto: Adobe Stock/ Kzenon
Akademie<br />
Fortbildungsangebot<br />
Dezember 2023 - Juni 2024<br />
Zahnärzte/-innen<br />
Kurs Nr. 9544 | 18 Punkte<br />
Einzelkurs | Ästhetische Frontzahnrestaurationen mit Komposit<br />
Referent: Prof. Dr. Bernd Klaiber, u. a.<br />
Datum: 26.-27.01.2024 | 10:00 - 17:30 Uhr & 09:00 - 15:00 Uhr<br />
Kursgebühr: 880 €<br />
Kurs Nr. 9574 | 20 Punkte<br />
Einzelkurs | Intensivkursreihe: Sedierung in der Zahnmedizin<br />
Referent: Dr. Wolfgang Jakobs<br />
Datum: 02.-03.02.2024 | 10:00 - 17:00 Uhr & 09:00 - 17:00 Uhr<br />
Kursgebühr: 1.300 €<br />
Kurs Nr. 9549 | 18 Punkte<br />
Einzelkurs | Die Fachkunde für die Dentale Volumentomografie<br />
(DVT)<br />
Referent: Dr. Edgar Hirsch<br />
Datum: 03.02.2024 und 04.05.2024 | 09:00 - 15:00 Uhr<br />
Kursgebühr: 990 €<br />
Kurs Nr. 6328 | 18 Punkte<br />
Einzelkurs | Der implantologische Eingriff<br />
Referent: Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang<br />
Datum: 16.-17.02.2024 | 10:00 - 17:00 Uhr & 09:00 - 14:45 Uhr<br />
Kursgebühr: 880 €<br />
ZFA<br />
Kurs Nr. 1196<br />
Aufstiegsfortbildung | Herstellung von Provisorien und<br />
Situationsabformungen<br />
Referentinnen: Badegül Top, ZMP, u. a.<br />
Datum: 06.-09.12.2023<br />
Kursgebühr: 620 € (inkl. 100 € Prüfungsgebühr)<br />
Abrechnungswissen<br />
Kurs Nr. 9610 | 2 Punkte<br />
Online | Perfekte Abrechnung im zahnärztlichen Notdienst<br />
Referentinnen: Anne-Katrin Fensterer-Lamott, ZMF, u. a.<br />
Datum: 07.02.2024 | 16:00 - 17:30 Uhr<br />
Kursgebühr: ZÄ/ZA 99 € | ZFA 49 €<br />
Kurs Nr. 9590 | 2 Punkte<br />
Online | Schluss mit 2,3 – Anpassung der GOZ im Praxisalltag<br />
Referent: Dr. Jan Wilz<br />
Datum: 06.03.2024 | 16:00 - 17:30 Uhr<br />
Kursgebühr: ZÄ/ZA 99 € | ZFA 49 €<br />
Kurs Nr. 9611 | 2 Punkte<br />
Online | Perfekte Abrechnung in der Kinderzahnmedizin<br />
Referentinnen: Alexandra Pedersen, u. a.<br />
Datum: 13.03.2024 | 16:00 - 17:30 Uhr<br />
Kursgebühr: ZÄ/ZA 99 € | ZFA 49 €<br />
Kurs Nr. 9578 | 2 Punkte<br />
Online | Perfekte Abrechnung Alterszahnmedizin<br />
Referent: Dr. Elmar Ludwig<br />
Datum: 10.04.2024 | 16:00 - 17:30 Uhr<br />
Kursgebühr: ZÄ/ZA 99 € | ZFA 49 €<br />
Kurs Nr. 9545 | 8 Punkte<br />
Einzelkurs | Update Abrechnung<br />
Referentin: Alexandra Pedersen<br />
Datum: 07.06.2024 | 10:00 - 17:30 Uhr<br />
Kursgebühr: ZÄ/ZA 350 € | ZFA 280 €<br />
Kurs Nr. 9612 | 2 Punkte<br />
Online | Perfekte Abrechnung in der Chirurgie<br />
Referentinnen: Anne-Katrin Fensterer-Lamott, ZMF, u. a.<br />
Datum: 19.06.2024 | 16:00 - 17:30 Uhr<br />
Kursgebühr: ZÄ/ZA 99 € | ZFA 49 €<br />
Kurs Nr. 5838<br />
Aufstiegsfortbildung | Gruppen- und Individualprophylaxe<br />
Referentinnen: Nadja Pfister, ZMF, u. a.<br />
Datum: 14.-28.02.2024<br />
Kursgebühr: 1.050 € (inkl. 100 € Prüfungsgebühr)<br />
Unser komplettes Programm mit vielen<br />
weiteren Kursangeboten finden Sie auch auf:<br />
www.za-karlsruhe.de<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe | Lorenzstraße 7 | 76135 Karlsruhe | Fon +49 721 9181-200 | Fax + 49 721 9181-222 | fortbildung@za-karlsruhe.de<br />
Eine Fortbildungseinrichtung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg | Körperschaft des öffentlichen Rechts
ZBW_11-12/2023<br />
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9_LEITARTIKEL<br />
EVIDENZBASIERTE<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Man sagt über Prof. Dr. Karl Lauterbach – unter anderem Gründungsmitglied<br />
des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin – er orientiere sich in seinem Verantwortungsbereich<br />
als Gesundheitspolitiker entschieden am Begriff „Evidenz“.<br />
Ass. jur. Christian Finster,<br />
stv. Vorstandsvorsitzender der KZV BW<br />
Unter evidenzbasierter Medizin (EbM)<br />
oder evidenzbasierter Praxis im engeren<br />
Sinne versteht man eine Vorgehensweise<br />
des medizinischen Handelns, Patienten<br />
individuell auf der Basis der besten zur<br />
Verfügung stehenden Daten zu versorgen.<br />
Ein verwandter Begriff ist die evidenzbasierte<br />
Gesundheitsversorgung<br />
(„Evidence-Based Health Care“), bei der<br />
die Prinzipien der EbM auf alle Gesundheitsberufe<br />
und alle Bereiche der Gesundheitsversorgung,<br />
einschließlich<br />
Entscheidungen zur Steuerung des Gesundheitssystems,<br />
angewandt werden.<br />
Die evidenzbasierte Gesundheitsversorgung<br />
zielt darauf ab, die Qualität der Patientenversorgung<br />
zu verbessern, den<br />
Outcome zu optimieren und die Effizienz<br />
des Gesundheitssystems durch den<br />
Einsatz von wissenschaftlich fundierten<br />
und erprobten Methoden und Praktiken<br />
zu steigern. Es ist ein patientenzentrierter<br />
Ansatz, der sowohl die Wissenschaft<br />
als auch die individuellen Bedürfnisse<br />
und den Kontext betrachtet, um gesundheitliche<br />
Ergebnisse zu optimieren.<br />
KOSTEN SPAREN<br />
Als Konsequenz daraus sucht Minister<br />
Lauterbach fieberhaft nach Einsparpotenzialen<br />
im Gesundheitssystem. Mit<br />
Blick auf die teils abstrusen bürokratischen<br />
Anforderungen für die Praxen<br />
gibt es – für jeden eigentlich völlig offensichtlich<br />
– zahlreiche Ansätze, um Prozesse<br />
zu reduzieren, Ressourcen zu schonen<br />
und somit Kosten im System zu<br />
sparen. Denn jede Minute, die Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte sowie deren Mitarbeitende<br />
für Bürokratie aufbringen<br />
müssen, kostet Geld, ohne dass in dieser<br />
Zeit ein einziger Patient behandelt wird.<br />
Sinnvolle digitale Anwendungen anstelle<br />
der zwangsweisen, sanktionsbewehrten<br />
Installation dysfunktionaler Lösungen<br />
könnten ebenfalls Kosten sparen.<br />
Die aktuell dominierende Logik im<br />
Bundesgesundheitsministerium (BMG)<br />
geht jedoch in die entgegengesetzte<br />
Richtung. Vorschläge für den Bürokratieabbau<br />
werden systematisch verschleppt,<br />
Einsparungen setzen dementgegen<br />
unmittelbar an der Versorgung<br />
der Patientinnen und Patienten an. Insbesondere<br />
die Budgetierung im GKV-<br />
Bereich zeitigt fatale Auswirkungen auf<br />
die zahnmedizinische Versorgung, was –<br />
Stichwort: Evidenz – mittlerweile durch<br />
datenbasierte Analysen belegt ist.<br />
EVALUATION<br />
Der Evaluationsbericht der KZBV und der<br />
DG Paro von Ende September 2023 zeigt,<br />
dass die Neubehandlungsfälle für die präventionsorientierte<br />
PAR-Behandlungsstrecke<br />
im ersten Halbjahr bundesweit<br />
stark zurückgegangen sind, obwohl die<br />
Krankheitslast weiterhin unverändert<br />
hoch ist. Der Erfolg der neuen Leistungen<br />
kann so in kürzester Zeit zunichtegemacht<br />
werden. Leidtragende sind die Versicherten.<br />
Darüber hinaus ist von enormen Folgekosten<br />
für die GKV auszugehen, gerade<br />
im Zusammenhang mit Diabeteserkrankungen.<br />
Auch die indirekten Krankheitskosten<br />
einer unbehandelten Parodontitis<br />
werden seitens des BMG völlig ausgeblendet,<br />
obwohl diese um ein Vielfaches höher<br />
liegen, als die Budgetierung an Einsparungen<br />
bringt. Kurzfristige Einspareffekte<br />
auf Kosten der Prävention sind weder<br />
nachhaltig noch wirtschaftlich und<br />
schon gar nicht evidenzbasiert.<br />
Eine evidenzbasierte Gesundheitspolitik<br />
wäre eine Lösung. Den Anspruch an<br />
andere einmal selber erfüllen. Das wäre<br />
prima. Dies bedeutet konkret, politische<br />
Maßnahmen auf der Grundlage der besten<br />
verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
bewerten. Herr Lauterbach,<br />
bringen Sie Evidenz in die Politik! Bei<br />
der Budgetierung anzufangen und diese<br />
im Sinne der Gesundheit der Versicherten<br />
abzuschaffen, wäre ein wichtiger<br />
und richtiger Schritt. Durch die Evaluation<br />
wird nämlich offensichtlich, welche<br />
Auswirkungen das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz<br />
bereits auf die zahnärztliche<br />
Versorgung hat und was mit Blick<br />
auf die Niederlassungsbereitschaft der<br />
Zahnärzteschaft in den nächsten Jahren<br />
droht. Rhetorische Nebelkerzen zum<br />
Gehaltsniveau der Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte, die regelmäßig aus dem<br />
BMG oder den Kassen abgefeuert werden,<br />
gehen weit an der Realität vorbei.<br />
SOZIALES ENGAGEMENT<br />
Dass bei der freiberuflichen zahnärztlichen<br />
Tätigkeit das Wohl der Patientinnen<br />
und Patienten im Mittelpunkt steht,<br />
kommt in der öffentlichen Debatte leider<br />
immer noch zu kurz. Umso wichtiger ist<br />
der Hinweis, wie umfangreich das soziale<br />
<strong>Engagement</strong> ist, das Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte tagtäglich neben ihrer eigentlichen<br />
Arbeit in den Praxen leisten, um<br />
anderen Menschen zu helfen. Ganz nach<br />
dem Motto „Tu Gutes und rede darüber!“<br />
dokumentieren wir in dieser ZBW-<br />
Ausgabe verschiedene Projekte aus der<br />
Mitte des Berufsstands. Dieses <strong>Engagement</strong><br />
ist wichtig, gerade für Menschen,<br />
die ein schweres Schicksal tragen.<br />
Ihnen, den Zahnärztinnen und Zahnärzten<br />
in Baden-Württemberg, möchte<br />
ich sehr herzlich für Ihren steten und<br />
unentbehrlichen Einsatz danken. Ihr<br />
konsequentes <strong>Engagement</strong>, Ihre Flexibilität<br />
und Ihre Professionalität in Zeiten,<br />
die oftmals von Unsicherheit und<br />
Herausforderungen geprägt waren, haben<br />
den Menschen in Baden-Württemberg<br />
unmissverständlich gezeigt, welch<br />
hohen Stellenwert Ihre Arbeit hat.<br />
Möge 2024 ein Jahr sein, in dem wir gemeinsam<br />
stärker auftreten, mutig nach<br />
vorne blicken und engagiert an der positiven<br />
Gestaltung der Zukunft arbeiten.<br />
Für die Festtage meine besten Wünsche!
10_TITELTHEMA<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Foto: Kinderspielstadt Ditziput e. V.<br />
Das soziale <strong>Engagement</strong> der Zahnärzteschaft Baden-Württemberg<br />
WEIT MEHR ALS<br />
MEDIZINISCHE VERSORGUNG<br />
Die Zahnärzteschaft Baden-Württemberg hat in den vergangenen Jahren ein<br />
bemerkenswertes <strong>Engagement</strong> gezeigt, das weit über die Zahnmedizin hinausgeht.<br />
Mit Herz und Tatendrang hat sie bewiesen, dass sie nicht nur für ein<br />
strahlendes Lächeln sorgt, sondern den Blick auch auf die verschiedenen Nöte<br />
und Bedürfnisse der Bevölkerung richtet.<br />
In einer Zeit, in der Weihnachtsgeschenke<br />
oft mit Konsum und Überfluss in Verbindung<br />
gebracht werden, hat die Zahnärzteschaft<br />
Baden-Württembergs in den<br />
letzten Jahren bewiesen, dass es ihr weniger<br />
um Präsente als vielmehr um wirkliche<br />
Unterstützung geht.<br />
WEIHNACHTSAKTIONEN<br />
Im Jahr 2020, als die Welt von den Richtlinien<br />
der Corona-Verordnung geprägt<br />
war, hat die Zahnärzteschaft die Not der<br />
rund 48.000 Obdachlosen in Deutschland<br />
besonders berührt. Erstmalig wurden<br />
deshalb die bisherigen Weihnachtspräsente<br />
in Mundhygieneartikel und<br />
Wasserflaschen umgewandelt, um damit<br />
die Bedürftigen in den Obdachlosenunterkünften<br />
und Kältebussen zu<br />
unterstützen. Das Angebot wurde von<br />
Einrichtungen in ganz Baden-Württemberg<br />
dankend angenommen und bis<br />
heute bestellen einzelne Einrichtungen<br />
noch immer nach, wenn sich ihr Vorrat<br />
an Bürsten und Pasten dem Ende zuneigt.<br />
Auch das Jahr 2021 war in vielfacher<br />
Weise von politischen Turbulenzen,<br />
Konflikten auf der ganzen Welt und den<br />
verschiedensten Herausforderungen geprägt.<br />
In den Frauen- und Kinderschutzhäusern<br />
in Baden-Württemberg, wo<br />
häufig Ohnmacht und Verzweiflung<br />
herrschen, hat die Zahnärzteschaft versucht,<br />
den dort lebenden Frauen und<br />
Kindern mit Zahn- und Mundpflegesets<br />
wenigstens etwas an Wohlbefinden zu<br />
schenken. Auch von dort aus wird bis<br />
heute nachbestellt und immer wieder<br />
verlässt ein Paket mit Mundpflegemitteln<br />
das Informationszentrum Zahnund<br />
Mundgesundheit (IZZ).<br />
VERANTWORTUNG<br />
2022 bewies der Berufsstand, dass er<br />
nicht nur im heimischen Land Gutes<br />
tut, sondern auch über die Landesgrenzen<br />
hinaus blickt: Ein Hilfstransport<br />
mit Zahnpflegemitteln wurde organisiert<br />
und vier Monate nach Kriegsbeginn<br />
in die Ukraine, direkt in die Frontgebiete
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
11_TITELTHEMA<br />
gebracht. „Natürlich ist uns Beteiligten<br />
bewusst, dass wir damit keine Konflikte<br />
lösen und keine existenziellen Nöte lindern“,<br />
so Dr. Torsten Tomppert, Vorstandsvorsitzender<br />
der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung (KZV) und Präsident<br />
der Landeszahnärztekammer (LZK) Baden-Württemberg.<br />
„Es war uns hier im<br />
Land aber ein Anliegen, zum Ausdruck<br />
zu bringen, dass wir uns kümmern.<br />
Durch dieses <strong>Engagement</strong> wollten wir<br />
den Menschen ein kleines Stück Wohlbefinden<br />
vermitteln“.<br />
Doch auch im eigenen Land wurde den<br />
Menschen Gutes getan: Geflüchtete am<br />
Stuttgarter Hauptbahnhof erhielten direkt<br />
nach ihrer Ankunft Zahnpflegesets,<br />
um ihnen damit den Start in ihre neue<br />
Umgebung ein klein wenig angenehmer<br />
zu gestalten.<br />
Zudem wurden mit der Weihnachtsaktion<br />
2022 die Landeserstaufnahmestellen<br />
für Flüchtlinge in Baden-Württemberg<br />
unterstützt. Insgesamt packte das<br />
Team des IZZ im Namen der Zahnärzteschaft<br />
zahlreiche Umzugskartons mit<br />
rund 10.000 Zahnpflegesets für Erwachsene<br />
und Kinder und stellte sie direkt<br />
den jeweiligen Unterkünften des Landes<br />
zu. Für die Verantwortlichen von KZV<br />
und LZK BW war es wichtig, die hier Ankommenden<br />
entsprechend auszustatten,<br />
denn „diese Einrichtungen spielen<br />
eine wichtige Rolle bei der Integration<br />
der Asylsuchenden und auch bei der Gewährleistung<br />
ihrer Gesundheit“, weiß<br />
Dr. Tomppert.<br />
FERIENPROGRAMME<br />
Doch nicht nur vor Weihnachten und in<br />
Krisenzeiten engagiert sich die Zahnärzteschaft<br />
des Landes. Bereits seit vielen<br />
Jahren ist sie mit der Zahnarztpraxis Dr.<br />
Paula Zahn Teil des „Stutengartens“,<br />
der Stuttgarter Sommerspielferienstadt.<br />
Mit viel Spaß und Kreativität klärt dort<br />
ein Team, bestehend aus Zahnarzt*ärztin,<br />
ZFAs und weiteren Helfer*innen, die<br />
Kinder und Jugendlichen drei Ferienwochen<br />
lang über die Mund- und Zahngesundheit<br />
auf. Dabei finden täglich verschiedene<br />
Kreativangebote zur Zahnund<br />
Mundgesundheit statt. Zudem<br />
können die Bürger*innen Stutengartens<br />
an einem Quiz teilnehmen, Details<br />
über die Zahnbehandlungen Ludwig<br />
XIV. erfahren, eigene Zahnpasta<br />
herstellen, im Plaque-Neon-Tunnel ihr<br />
Beläge inspizieren, am Zahnputzbrunnen<br />
gleich wegputzen und sich am Behandlungsstuhl<br />
fühlen wie Dr. Paula<br />
Zahn persönlich. Doch auch weitere<br />
baden-württembergische Sommerferienspielstädte<br />
werden seit zwei Jahren<br />
durch das IZZ mit Materialien versorgt.<br />
Gemeinsam mit den Regionalen<br />
Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit<br />
der LAGZ werden die Teilnehmer*innen<br />
und Betreuerteams der<br />
Spielstädte mit Bürste und Pasta ausgestattet<br />
und los geht dann das gemeinschaftliche<br />
Putzen. In den meisten<br />
Fällen wurde die Übergaben mit<br />
netten Vorführungen begleitet oder<br />
sind in das permanente Angebot der regionalen<br />
Arbeitsgruppen in den Sommerferienangeboten<br />
integriert.<br />
ZAHNGOLD<br />
Im Zahnärzteblatt wird kontinuierlich<br />
über Spendenübergaben an soziale<br />
Einrichtungen berichtet, die durch<br />
großzügige Altgoldspenden aus Kronen<br />
oder Brücken ermöglicht werden.<br />
Die erzielten Ergebnisse dieses <strong>Engagement</strong>s<br />
sind beeindruckend, denn jährlich<br />
generieren Zahnärzt*innen und<br />
ihre Patientenschaft in ganz Baden-<br />
Württemberg Erlöse in Höhe von mehreren<br />
hunderttausend Euro. Diese finanziellen<br />
Mittel erweisen sich als entscheidende<br />
Unterstützung für gemeinnützige<br />
Organisationen und soziale<br />
Projekte in den Regionen des Landes.<br />
Diese großzügigen Beiträge zeigen eindrucksvoll,<br />
wie die Zahnmedizin nicht<br />
nur zur Gesundheit der Bevölkerung<br />
beiträgt, sondern auch einen erheblichen<br />
positiven sozialen Impact in der<br />
Gemeinschaft schafft.<br />
HUMANITÄRE EINSÄTZE<br />
Ein weiterer nennenswerter Aspekt des<br />
sozialen <strong>Engagement</strong>s innerhalb der Berufsgruppe<br />
ist die Initiative von Einzelzahnärzt*innen,<br />
die sich privat und uneigennützig<br />
in die entlegensten Winkel<br />
der Erde begeben, um dort Menschen in<br />
Not zu behandeln. Diese individuellen<br />
Anstrengungen sind ein wesentliches<br />
Beispiel für Mitgefühl und Empathie.<br />
Regelmäßig berichtet die Redaktion des<br />
Zahnärzteblatts über diese beeindruckenden<br />
Einsätze im. Für mehrere Wochen<br />
verlassen diese Zahnärzt*innen<br />
ihre heimischen Praxen und reisen in Regionen,<br />
in denen der Zugang zur zahnärztlichen<br />
Versorgung oft begrenzt oder<br />
gar nicht vorhanden ist. Dort stellen sie<br />
nicht nur ihre fachliche Kompetenz zur<br />
Verfügung, sondern auch ihre Menschlichkeit.<br />
In abgelegenen Dörfern, die oft<br />
von Armut und mangelnder medizinischer<br />
Versorgung geprägt sind, bieten sie<br />
kostenlose zahnärztliche Behandlungen,<br />
Prophylaxeschulungen und falls<br />
möglich und durchführbar, auch weiterführende<br />
Therapien an. Ein Einsatz, der<br />
mitunter nicht ungefährlich ist und<br />
auch von so mancher gesundheitlicher<br />
Beeinträchtigung begleitet werden kann.<br />
JAHRESENDPROJEKT 2023<br />
In gesellschaftlicher Hinsicht war das<br />
vergangene Jahr geprägt von Herausforderungen<br />
und Ängsten, mit denen sich<br />
viele Menschen konfrontiert sahen. Ein<br />
Großteil der Gesellschaft scheint im Zustand<br />
großer Sorge und fühlt sich von<br />
der Politik wenig gehört. Ein Zustand,<br />
den auch die Zahnärzteschaft mit dem<br />
Jahr 2023 verbindet, in dem sie mit der<br />
Budgetierung ihrer Leistungen durch<br />
das GKV-FinStG kämpft und sich von<br />
der Politik gegängelt fühlt.<br />
Dennoch möchte sie dem allem ein Lächeln<br />
entgegensetzen – und das nicht<br />
nur durch ihre tägliche Arbeit, sondern<br />
auch mit ihrer diesjährigen Weihnachtsaktion.<br />
Durch den Einsatz von Klinikclowns<br />
wird ein wenig Freude und Lachen<br />
in die Herzen von Kindern getragen,<br />
die in den baden-württembergischen<br />
Krankenhäusern behandelt werden.<br />
„Wir freuen uns, dass wir diese Aktion<br />
in diesem Jahr finanziell unterstützen<br />
können“, so Dr. Bert Bauder, stellvertretender<br />
Kammerpräsident, der in diesem<br />
Zusammenhang auch auf die Bedeutung<br />
von Mitgefühl und Fürsorge<br />
verweist. Werte, die die Zahnärzteschaft<br />
im Berufsalltag lebt, aber auch durch ihr<br />
soziales <strong>Engagement</strong> in vielfacher Weise<br />
zum Ausdruck bringt.<br />
Cornelia Schwarz
12_TITELTHEMA<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Zahnärztliche Hilfsorganisationen<br />
INTERAKTIVE WELTKARTE<br />
MIT HILFSPROJEKTEN<br />
Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hat auf ihrer Webseite eine interaktive<br />
Weltkarte veröffentlicht, in der alle Mitglieder des BZÄK-Netzwerks zahnärztlicher<br />
Hilfsorganisationen eingetragen sind. Die Hilfsorganisationen<br />
werden auf der Weltkarte in den Regionen angezeigt, in denen sie tätig sind.<br />
miert, dass es in Deutschland 29 zahnärztliche<br />
Hilfsprojekte gibt. Sämtliche<br />
Projekte werden dann mit den oben genannten<br />
Daten aufgelistet und die Besucherinnen<br />
und Besucher erhalten einen<br />
Überblick über das zahnärztliche<br />
Hilfsprojekt. Es findet sich eine große<br />
Bandbreite an Projekten mit unterschiedlichsten<br />
Hilfsangeboten: Das<br />
Projekt „Armut und Gesundheit in<br />
Deutschland“ aus Mainz beispielsweise<br />
bietet eine „Medizinische Ambulanz<br />
ohne Grenzen zur Behandlung Nichtversicherter<br />
und Wohnungsloser“ an,<br />
der „Förderverein Patienten und Zahnärzte“<br />
hilft Kindern in Not und die<br />
„Malteser Medizin“ in Berlin richtet ihren<br />
Fokus auf Menschen ohne Krankenversicherung.<br />
Es sind auch studentische<br />
Initiativen dabei. So helfen Studierende<br />
der Universität Witten/Herdecke<br />
beim Projekt „Luthers Waschsalon“<br />
mit. Luthers Waschsalon wurde 1997<br />
als Kooperationsprojekt der Bahnhofsmission<br />
Hagen und der Lutherkirchengemeinde<br />
gegründet. Er stellt eine Verbindung<br />
her zwischen gemeindenaher<br />
Diakonie, Stadtkirchenarbeit und<br />
konkreter lebenspraktischer<br />
Hilfe für Wohnungslose<br />
und Menschen mit geringem<br />
Einkommen.<br />
Insgesamt 71 Hilfsprojekte sind aktuell<br />
im Netzwerk der Bundeszahnärztekammer<br />
gelistet. Sie sind alphabetisch nach<br />
dem Projektnamen geordnet, jedes Projekt<br />
mit Ansprechpartnerin oder Ansprechpartner,<br />
Adresse, Telefonnummer,<br />
E-Mail- und Webadresse. Zu jedem<br />
Projekt können weitere Informationen<br />
angefordert werden: Werden Helfer gesucht?<br />
Sind Materialspenden gewünscht?<br />
Oder kann die Famulatur für<br />
Studierende, die nach dem 1. Oktober<br />
2021 ihr Studium begonnen haben,<br />
dort abgeleistet werden?<br />
INTERAKTIVE WELTKARTE<br />
„Klicken Sie auf ein Land und erhalten<br />
Sie Informationen zu den dort tätigen<br />
Organisationen“ – mit dieser Aufforderung<br />
ist die interaktive Weltkarte überschrieben.<br />
Die Länder, in denen eine<br />
zahnärztliche Hilfsorganisation tätig<br />
ist, sind rot eingefärbt. Mit einem Klick<br />
auf das Land, z. B. Deutschland, färbt<br />
sich das Land gelb und es erscheint ein<br />
schwarzer Kasten, der darüber infor-<br />
Abbildung: bzaek.de<br />
THE LÄND PROJEKTE<br />
Karlsruhe, Singen, Freiburg und Laichingen<br />
– in diesen vier baden-württembergischen<br />
Städten gibt es zahnärztliche<br />
Hilfsprojekte, die im Netzwerk<br />
der Bundeszahnärztekammer<br />
gelistet sind. Tobias Bauer aus Singen<br />
leitet das Projekt „International<br />
Aid Networking Organisation“,<br />
das Hilfe in Kuba, Jamaika,<br />
der Dominikanischen Republik und<br />
Haiti leistet. Beim Projekt von Dr. Ulrich<br />
Wagner aus Karlsruhe wird Zahnarzthilfe<br />
in Brasilien geleistet. Dr. Leonie<br />
Moll-Knupfer aus Laichingen engagiert<br />
sich mit ihrem „Dental Health<br />
Project“ für Kinder im Himalaya. Und<br />
schließlich ist im baden-württembergischen<br />
Freiburg noch die Deutsche Cleft<br />
Kinderhilfe von Andrea Weiberg tätig,<br />
die ihre Hilfen für Kinder mit Lippen-<br />
Kiefer-Gaumenspalten auf Afghanistan,<br />
Bangladesch, Äthiopien und Somalia,<br />
Bolivien, Indien, Pakistan, Peru und<br />
Vietnam konzentriert.<br />
Andrea Mader<br />
INFO<br />
Sie haben auch ein Hilfsprojekt und<br />
möchten gerne mit Ihrem Hilfsprojekt<br />
in das Netzwerk zahnärztlicher Hilfsorganisationen<br />
der Bundeszahnärztekammer<br />
aufgenommen werden? Dann<br />
wenden Sie sich bitte an die Pressestelle<br />
der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg, per E-Mail an<br />
presse@lzk-bw.de.
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
13_TITELTHEMA<br />
Zahnputzfuchs e. V.<br />
NOMINIERUNG FÜR DEN<br />
DEUTSCHEN ENGAGEMENTPREIS<br />
Der Zahnputzfuchs e. V. ist ein ehrenamtlicher gemeinnütziger Verein aus Heidelberg,<br />
der das Ziel verfolgt, die Mundgesundheit von Kindern zu verbessern.<br />
Die Initiative ist eine von 390 Nominierungen für den mit 10.000 Euro dotierten<br />
Publikumspreis des Deutschen <strong>Engagement</strong>preises 2023. Vom 12. September bis<br />
24. Oktober konnte für die 390 herausragend engagierten Menschen und Organisationen<br />
abgestimmt werden, die von 151 Preisausrichtern aus ganz Deutschland<br />
vorgeschlagen wurden. Am 5. Dezember, dem Internationalen Tag des Ehrenamts,<br />
findet die Preisverleihung statt.<br />
Der Zahnputzfuchs hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
die Mundgesundheit von Kindern<br />
zu verbessern. Durch Aufklärung und<br />
Motivation zum Zähneputzen und zu<br />
gesunder Ernährung will der Verein seine<br />
Ziele erreichen. Das Hauptaugenmerk<br />
des Vereins liegt auf Kindern in besonderen<br />
Lebenssituationen, wie z. B.<br />
Kindern mit chronischen Erkrankungen,<br />
Beeinträchtigungen, schwierigem<br />
sozialen Hintergrund oder Kindern<br />
aus Flüchtlingsfamilien. Der<br />
Einsatz für die Mundgesundheit von<br />
Kindern erfährt durch die Nominierung<br />
des Zahnputzfuchses eine<br />
hochrangige Anerkennung.<br />
BEDEUTENDSTE AUSZEICHNUNG<br />
Der Deutsche <strong>Engagement</strong>preis ist die<br />
bedeutendste Auszeichnung für bürgerschaftliches<br />
<strong>Engagement</strong> in<br />
Deutschland. Er wird einmal im Jahr<br />
verliehen. 2009 hat das Bündnis für<br />
Gemeinnützigkeit den Deutschen <strong>Engagement</strong>preis<br />
ins Leben gerufen. Das<br />
Bündnis ist ein Zusammenschluss von<br />
großen Dachverbänden und unabhängigen<br />
Organisationen sowie Expertinnen<br />
und Experten und Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern des gemeinnützigen<br />
Sektors. Das Programmbüro mit<br />
dem Team des Deutschen <strong>Engagement</strong>preises<br />
ist in Berlin angesiedelt, im Bundesverband<br />
Deutscher Stiftungen e. V.,<br />
einem Mitglied des Bündnisses für Gemeinnützigkeit.<br />
Über den Publikumspreis<br />
entscheidet die Öffentlichkeit: Alle<br />
Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen,<br />
sich an der Abstimmung zu beteiligen.<br />
Zahnputzperlen. Kleine Skulpturen, die die Motivation<br />
der Kinder fördern.<br />
GESCHICHTE<br />
Das Projekt „Zahnputzfuchs“ entstand<br />
aus einem im Jahr 2014 von einer Kinderzahnärztin<br />
und einer Kieferorthopädin<br />
initiierten Projekt, „IFoGs & Kikli – Initiative<br />
zur Förderung der oralen Gesundheit<br />
in der Kinderklinik“. Es wurde initiiert,<br />
um die Mundgesundheit von Kindern<br />
mit chronischen Erkrankungen zu<br />
verbessern. Um dies zu erreichen, erfolgten<br />
ein- bis zweimal wöchentlich Besuche<br />
auf den Stationen der Kinderklinik. Dabei<br />
wurden regelmäßig Eltern und Kinder<br />
über die Wichtigkeit und Durchführung<br />
einer guten Mundhygiene aufgeklärt.<br />
Ergänzt wurde dies mit einem Online-Angebot<br />
sowie Vorträgen vor Pflegekräften<br />
und Ärzten. 2022 wurde der gemeinnützige<br />
Verein mit dem Namen<br />
„Zahnputzfuchs“ ins Leben gerufen.<br />
Gründerin und Vorsitzende des Vereins<br />
Zahnputzfuchs ist Dr. Kerstin Aurin.<br />
Den Initiatorinnen von 2014 schlossen<br />
sich im Laufe der Jahre weitere Freiwillige<br />
aus verschiedenen Berufen (z. B. aus Medizin,<br />
Pädagogik und weiteren Fachrichtungen)<br />
und unterschiedlichen Herkunftsländern<br />
an. Die große kulturelle<br />
und fachliche Vielfalt erlaubt<br />
es, Kinder auf vielen<br />
Wegen zu erreichen.<br />
Foto: Luisa Brass, Ole Diebold<br />
ZAHNPUTZPERLE<br />
Das erste bundesweite soziale Projekt<br />
des Vereins nennt sich Zahnputzperle.<br />
Bei früheren Zahnputzbesuchen auf der<br />
kinderonkologischen Station der Kinderklinik<br />
Heidelberg haben die Initiatorinnen<br />
die Mutperlenketten kennengelernt:<br />
Für jeden Therapieschritt<br />
bekommen die Kinder dort<br />
eine Perle. Darauf aufbauend, hat der<br />
Zahnputzfuchs sein Konzept der<br />
Zahnputzperlen entwickelt. Kinder<br />
sollen auch für gute Mundhygiene<br />
belohnt werden. Karies und deren<br />
Folgen wie Infektionen und Schmerzen<br />
sind für die Kinder nicht nur eine<br />
vermeidbare und zusätzliche Belastung,<br />
sondern können auch die Allgemeingesundheit<br />
und die weiteren<br />
Therapien beeinflussen. Das Projekt<br />
ist so angelegt, dass die Kinder zuerst<br />
eine Zahnputzkarte ausfüllen und<br />
sich dann eine Zahnputzperle aussuchen<br />
dürfen. Außerdem erhalten sie eine<br />
Perle zur Motivation in Situationen, in<br />
welchen das Zähneputzen schwerfällt<br />
(z. B. während und nach Mukositis). Die<br />
Perlen werden im Kunstunterricht in<br />
weiterführenden Schulen gefertigt, um<br />
auch hier an die Zahngesundheit zu erinnern<br />
und den Kindern ein Gefühl für<br />
ein soziales Miteinander zu vermitteln.<br />
Die Zahnputzperlen werden dann in den<br />
Kinderkliniken (momentan Heidelberg,<br />
Münster, Würzburg, Bonn, Magdeburg,<br />
Mannheim, Tübingen, Kiel, München,<br />
Leipzig und Erfurt) nach dem Ausfüllen<br />
der Zahnputzkarte an die krebskranken<br />
Kinder verteilt.<br />
Andrea Mader
14_TITELTHEMA<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Aktuelle gesundheitspolitische Gesetzesvorhaben im Überblick<br />
VIEL VOR … ABER AUCH VIEL<br />
DAHINTER?<br />
Im Spätsommer 2023 kursierte im politischen Berlin eine aktuelle<br />
Studie der Bertelsmann-Stiftung und der Universität Trier zur bisherigen<br />
Leistungsbilanz der Ampelregierung. Das Ergebnis: Fast zwei Drittel der<br />
im Koalitionsvertrag festgehaltenen Vorhaben seien bereits umgesetzt<br />
oder angepackt worden. Vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen<br />
wie dem Krieg in der Ukraine sei dies eine sehr respektable<br />
Halbzeitbilanz. Doch wie sieht es im Bereich der Gesundheitspolitik<br />
aus? Das ZBW fasst für Sie die aktuell laufenden, für die ambulante<br />
zahnärztliche Versorgung relevanten Projekte zusammen.<br />
§<br />
Gesetzgebung. Bis Ende des Jahres sollen verschiedene vom BMG eingebrachte Gesetzvorhaben etwa<br />
zur Digitalisierung des Gesundheitswesens vom Parlament verabschiedet werden.<br />
BÜROKRATIEABBAU<br />
Ende August hat das Bundeskabinett<br />
die von Justizminister Buschmann<br />
(FDP) vorgelegten Eckpunkte für ein<br />
Bürokratieentlastungsgesetz beschlossen.<br />
Für diesen Katalog haben die Ministerien<br />
Maßnahmen aus ihren jeweiligen<br />
Geschäftsbereichen beigesteuert.<br />
Grundlage war eine Verbändeabfrage:<br />
Eingegangene Vorschläge wurden<br />
durch das Statistische Bundesamt ausgewertet<br />
und priorisiert. In dieser Abfrage<br />
waren auch Vorschläge mit Bezug<br />
zur ambulanten (zahnmedizinischen)<br />
Versorgung enthalten, etwa hinsichtlich<br />
der Zuzahlungen in der Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung oder für<br />
das Zahnbonusheft. Für den nun vorliegenden<br />
Katalog blieb das Bundesgesundheitsministerium<br />
(BMG) indessen<br />
jeglichen Beitrag schuldig. Vielmehr<br />
hatte das BMG im Rahmen des<br />
GKV-FinStG eine eigene Gesetzesinitiative<br />
zum Bürokratieabbau im medizinischen<br />
Sektor festgelegt: So sollen<br />
laut § 220 Abs. 4 SGB V bis zum<br />
30. September 2023 „Empfehlungen<br />
zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen“<br />
vorlegen werden.<br />
Ausblick: Konkrete Vorschläge seitens der<br />
ärztlichen und zahnärztlichen Standesorganisationen<br />
liegen seit längerem vor. Dennoch<br />
wurden die BMG-Empfehlungen nicht fristgerecht<br />
ausgearbeitet – zum Zeitpunkt der<br />
Erstellung des ZBW lagen sie nicht vor. Damit<br />
ist auch der weitere Zeitplan bis zur tatsächlichen<br />
Umsetzung der Maßnahmen im<br />
Behandlungsalltag noch unklar.<br />
Foto: Deutscher Bundestag / Marc-Steffen Unger<br />
DIGITALGESETZ (DIGIG)<br />
Mit dem Gesetz zur Beschleunigung der<br />
Digitalisierung des Gesundheitswesens<br />
soll der Behandlungsalltag für Ärztinnen<br />
und Ärzte sowie für Patientinnen<br />
und Patienten durch digitale Lösungen<br />
vereinfacht werden.<br />
Mit der elektronischen Patientenakte<br />
(ePA) erhalten die Versicherten eine vollständige,<br />
weitestgehend automatisch erstellte,<br />
digitale Medikationsübersicht.<br />
In enger Verknüpfung mit dem E-Rezept<br />
werden so ungewollte Wechselwirkungen<br />
von Arzneimitteln besser vermieden<br />
und Ärztinnen und Ärzte im Behandlungsprozess<br />
unterstützt. Die ePA<br />
soll ab Anfang 2025 für alle GKV-Versicherten<br />
als Opt-Out-Variante (Widerspruchslösung)<br />
eingerichtet werden.<br />
Für privat Versicherte können die Unternehmen<br />
der PKV ebenfalls eine widerspruchsbasierte<br />
ePA anbieten.<br />
Das E-Rezept soll weiterentwickelt und<br />
bereits ab dem 1. Januar 2024 als verbindlicher<br />
Standard in der Arzneimittelversorgung<br />
etabliert werden. Die Nutzung<br />
wird für die Versicherten per elektronischer<br />
Gesundheitskarte und ePA-<br />
App stark vereinfacht. Vertragszahnärzt*innen<br />
müssen ihrer KZV nachweisen,<br />
dass sie in der Lage sind, für die<br />
Verordnung von verschreibungspflichtigen<br />
Arzneimitteln die elektronische Verordnung<br />
zu verwenden. Bei Nicht-Nachweis<br />
drohen Leistungskürzungen um<br />
1 Prozent. Die Kassenzahnärztliche<br />
Bundesvereinigung (KZBV) soll quartalsweise<br />
über den Anteil der elektronischen<br />
Verordnungen berichten.<br />
Das Gesetz beinhaltet zudem den Ausbau<br />
von Videosprechstunden und Tele-
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
15_TITELTHEMA<br />
Kein Gesetz ohne Parlament. Gesetzgebungsverfahren in der Bundesrepublik Deutschland.<br />
konsilen sowie die Verbesserung von<br />
Interoperabilität und Cybersicherheit.<br />
Ein neuer Digitalbeirat soll die gematik<br />
künftig bei allen Festlegungen mit abgewogenen<br />
Empfehlungen zu Fragen<br />
des Datenschutzes, der Datensicherheit,<br />
der Datennutzung und der Anwenderfreundlichkeit<br />
beraten.<br />
Ausblick: Der Kabinettsbeschluss für das<br />
DigiG erging am 30. August, die Befassung<br />
im Bundestag sollte bis Jahresende abgeschlossen<br />
sein, sodass das Gesetz voraussichtlich im<br />
April 2024 in Kraft treten kann.<br />
GESUNDHEITSDATEN-<br />
NUTZUNGSGESETZ (GDNG)<br />
Zweiter Baustein der vom BMG angekündigten<br />
Digitalisierungsstrategie ist<br />
das Gesetz zur verbesserten Nutzung<br />
von Gesundheitsdaten. Kern des Gesetzes<br />
ist die erleichterte Nutzbarkeit von<br />
Gesundheitsdaten für gemeinwohlorientierte<br />
Zwecke. Gesundheitsdaten sollen<br />
im Sinne eines „ermöglichenden<br />
Datenschutzes“ für die Forschung erschlossen<br />
und bürokratische wie organisatorische<br />
Hürden bei der Datennutzung<br />
verringert werden. Dazu wird unter<br />
anderem eine zentrale Datenzugangs-<br />
und Koordinierungsstelle für<br />
Gesundheitsdaten beim Bundesinstitut<br />
für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
(BfArM) aufgebaut.<br />
Für die Datenfreigabe aus der ePA wird<br />
ein Opt-Out-Verfahren eingeführt, um<br />
die Nutzung der Daten aus der ePA zu<br />
den zulässigen Zwecken des Forschungsdatenzentrums<br />
Gesundheit<br />
(FDZ) zu verbessern. Kranken- und Pflegekassen<br />
dürfen Daten verarbeiten,<br />
wenn dies nachweislich dem individuellen<br />
Schutz der Gesundheit der Versicherten<br />
dient, beispielsweise mit Blick<br />
auf die Arzneimitteltherapiesicherheit<br />
oder die Erkennung von Krebserkrankungen<br />
oder seltenen Erkrankungen.<br />
Ausblick: Der Kabinettsbeschluss für das<br />
GDNG erging ebenfalls am 30. August, die<br />
Befassung im Bundestag sollte bis Jahresende<br />
abgeschlossen sein, sodass das Gesetz voraussichtlich<br />
zum Jahresanfang 2024 in Kraft treten<br />
kann.<br />
GESUNDHEITSVERSORGUNGS-<br />
STÄRKUNGSGESETZ (GVSG)<br />
Die wesentlichen Aspekte des GVSG betreffen<br />
beispielsweise die Einführung<br />
von Gesundheitskiosken auf Initiative<br />
einer Kommune. Sie sollen zu 74,5 Prozent<br />
von den gesetzlichen Krankenkassen,<br />
zu 5,5 Prozent von den Privatkassen<br />
und von den Kommunen (20 Prozent)<br />
getragen werden.<br />
Zur Verbesserung der Versorgung im<br />
ländlichen Raum sollen Primärversorgungszentren<br />
als berufsgruppenübergreifende,<br />
kooperative Versorgungsstrukturen<br />
eingerichtet werden, in denen<br />
neben der regulären hausärztlichen<br />
Versorgung ein besonderer Fokus auf<br />
der Versorgung von Versicherten mit<br />
besonderen medizinischen und gegebenenfalls<br />
sozialen Anliegen liegt.<br />
Weiterhin sieht der Entwurf die Etablierung<br />
von Gesundheitsregionen zur sektorenübergreifenden<br />
Vernetzung der<br />
Grafik: Deutscher Bundestag<br />
Versorgungsakteure einschließlich des<br />
Ausbaus mobiler Angebote vor. Das Initiativrecht<br />
zur Bildung von Gesundheitsregionen<br />
liegt bei den Kreisen und<br />
kreisfreien Städten, die Finanzierung<br />
soll hälftig von der GKV und der jeweiligen<br />
Kommune getragen werden.<br />
Zudem soll der GKV-Spitzenverband<br />
verpflichtende Vorgaben zur Transparenz<br />
über die Servicequalität, etwa mit<br />
Blick auf die Bearbeitungsdauer von<br />
Anträgen der Kassen machen.<br />
Ausblick: Der Referentenentwurf des GVSG<br />
wurde im Juni 2023 vorgelegt. Termine für<br />
das weitere Gesetzgebungsverfahren sind<br />
noch nicht bekannt.<br />
EXKURS:<br />
EU-QUECKSILBERVERORDNUNG<br />
Mit der Revision der EU-Quecksilberverordnung<br />
durch die EU-Kommission sollen<br />
Amalgamfüllungen in der zahnärztlichen<br />
Behandlung ab dem 1. Januar<br />
2025 verboten werden. Den Plänen zufolge<br />
soll neben dem Verbot von Zahnamalgam<br />
ab dem 1. Januar 2025 auch Herstellung<br />
und Ausfuhr verboten sein. Verwiesen<br />
wird auf Studien, wonach der Amalgamausstieg<br />
in der Zahnmedizin machbar<br />
sei – es gebe praktikable quecksilberfreie<br />
Alternativen. Die zahnärztlichen<br />
Körperschaften lehnen ein vollständiges<br />
Verbot hingegen ab. Der grundsätzliche<br />
Erhalt von Amalgam als Füllungsmaterial<br />
sei aus medizinischer Sicht geboten,<br />
um die Versorgung mit Zahnfüllungen<br />
von vulnerablen Gruppen und die Versorgung<br />
in klinisch schwierigen Situationen<br />
(Sanierungen in Narkose) weiterhin<br />
zu ermöglichen. Es gebe kein Füllungsmaterial,<br />
das ähnlich unkompliziert verarbeitbar<br />
sei und mit ähnlich geringem<br />
Zeitaufwand in der Mundhöhle verarbeitet<br />
werden könne.<br />
Ausblick: Das Europäische Parlament und der<br />
Rat müssen die überarbeitete Quecksilberverordnung<br />
im Rahmen eines ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens<br />
genehmigen. Die Beratungen<br />
im Europäischen Parlament und zwischen<br />
den im Rat versammelten EU-Mitgliedstaaten<br />
waren nach der Sommerpause angesetzt.<br />
Bislang liegt noch kein Beschluss vor.<br />
Dr. Holger Simon-Denoix<br />
INFO<br />
Das BMG bietet auf seiner Webseite<br />
einen Überblick über alle aktuellen<br />
Gesetze und weitere Vorhaben:<br />
https://www.bundesgesundheitsministerium.<br />
de/service/gesetze-undverordnungen.html
16_TITELTHEMA<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Willkommensgesetz in den Pflege- und Gesundheitsberufen<br />
KRITIK AM GESETZESENTWURF<br />
DER SPD-FRAKTION<br />
Die SPD-Fraktion in Baden-Württemberg hat einen Entwurf eines Willkommensgesetzes<br />
für Personen mit im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen in den Pflege- und<br />
Gesundheitsberufen erarbeitet. In den Anwendungsbereich dieses Willkommensgesetzes<br />
sollen auch Zahnärztinnen und Zahnärzte mit ausländischem zahnmedizinischem Studium<br />
fallen. Die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg erhielt daher Gelegenheit,<br />
zu diesem Gesetzesentwurf Stellung zu nehmen.<br />
Um in Deutschland als Zahnärztin<br />
oder Zahnarzt dauerhaft tätig sein zu<br />
dürfen, bedarf es einer staatlichen Zulassung<br />
(Approbation). Im Falle eines<br />
zahnmedizinischen Studiums in einem<br />
Drittstaat sieht das Zahnheilkundegesetz<br />
vor, dass die Gleichwertigkeit<br />
des im Ausland absolvierten Zahnmedizinstudiums<br />
mit dem aktuellen<br />
deutschen Zahnmedizinstudium im<br />
Wege eines Anerkennungsverfahrens<br />
festgestellt werden muss.<br />
ZIEL DES GESETZESENTWURFS<br />
Der Entwurf eines Willkommensgesetzes<br />
der SPD-Fraktion zielt darauf ab,<br />
dass solche Anerkennungsverfahren in<br />
den Pflege- und Gesundheitsberufen in<br />
Baden-Württemberg beschleunigt werden,<br />
um die Zahl der Anerkennungen<br />
zu steigern. Es soll unter anderem geregelt<br />
werden, dass eine Anerkennung<br />
ohne Überprüfung der Gleichwertigkeit<br />
automatisch erteilt werden soll, sofern<br />
innerhalb der gesetzlichen Frist<br />
über einen entscheidungsreifen Antrag<br />
nicht entschieden wurde. Zudem soll<br />
mehr und mehr auf eine Einzelfallprüfung<br />
der Gleichwertigkeit verzichtet<br />
werden und Erfahrungen aus vorangegangenen<br />
Antragsverfahren sollen berücksichtigt<br />
werden.<br />
STELLUNGNAHME DER LZK<br />
Die Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg fordert, den zahnärztlichen<br />
Beruf aus dem Anwendungsbereich<br />
des Gesetzesentwurfs zu streichen.<br />
Eine automatische Anerkennung der<br />
Gleichwertigkeit der im Ausland erworbenen<br />
Berufsqualifikation ohne Einzelfallprüfung<br />
sowie aufgrund Fristablaufs<br />
wird im Bereich der Zahnmedizin<br />
Abbildung: mit KI erstellt/IZZ<br />
abgelehnt. Aus Gründen eines effektiven<br />
Patientenschutzes bedarf es einer<br />
präzisen Prüfung der Gleichwertigkeit<br />
der im Ausland erworbenen Berufsqualifikation<br />
im Hinblick auf die erforderlichen<br />
Fachkenntnisse und<br />
Fachsprachkenntnisse. Nur so kann<br />
eine ordnungsgemäße Aufklärung<br />
und Behandlung des Patienten erfolgen.<br />
Eine Beschleunigung des Anerkennungsverfahrens<br />
darf nicht zu Lasten<br />
der in Deutschland allgemein anerkannten<br />
Standards einer zahnmedizinischen<br />
Versorgung sowie der Gesundheit<br />
der Bevölkerung gehen.<br />
Ob das Willkommensgesetz im Landtag<br />
mit der Mehrheit der abgegebenen<br />
Stimmen beschlossen wird, bleibt abzuwarten.<br />
Sabrina Seng
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Fax: 0761 4506-460<br />
Mail: fobi-freiburg@kzvbw.de<br />
Web: www.ffz-fortbildung.de
18_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Regionalkonferenz mit Gesundheitsminister Manne Lucha<br />
NEUE WEGE IN DER<br />
PRIMÄRVERSORGUNG<br />
„Für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung“ – so lautete nicht nur das Motto,<br />
sondern auch der programmatische Anspruch mehrerer Regionalkonferenzen,<br />
die auf Einladung der Kommunalen Beratungsstelle Gesundheitsversorgung beim<br />
Landkreistag Baden-Württemberg im Oktober 2023 stattfanden. Entsprechend<br />
der Wichtigkeit dieses Themas für die Landespolitik und die Kommunen, war das<br />
Podium prominent besetzt: Sozialminister Manne Lucha war als Keynote-Speaker<br />
zum Thema „Neue Wege in der Primärversorgung“ am 4. Oktober in Ehingen<br />
(Alb-Donau-Kreis) geladen. Das ZBW war für Sie vor Ort.<br />
Sektorenübergreifend. Landrat Heiner Scheffold macht als Vorstandsvorsitzender der badenwürttembergischen<br />
Krankenhausgesellschaft deutlich, welches Potenzial ein Abbau der strikten Sektorengrenzen<br />
für die Versorgung hat.“<br />
Der demografische Wandel, neue gesellschaftliche<br />
und soziale Entwicklungen<br />
und nicht zuletzt die sich verändernden<br />
Berufsbilder in den Heilberufen – diese<br />
und weitere Faktoren bedingen und beeinflussen<br />
die derzeitige Transformation<br />
des Gesundheitswesens in Baden-Württemberg.<br />
Denn nicht nur die Gesellschaft<br />
wird immer älter und hat einen<br />
steigenden Anteil an Pflegebedürftigen.<br />
Auch der ärztliche Berufstand steht vor<br />
einem Generationswechsel, im Zuge dessen<br />
viele Praxisstandorte bedroht sein<br />
dürften: Für viele Praxen finden sich keine<br />
Nachfolger*innen und junge Mediziner*innen<br />
setzen vermehrt auf Teilzeitarbeit<br />
in Anstellung. Auf Ebene der<br />
Kommunen ist das Thema der zukünftigen<br />
wohnortnahen ambulanten Versorgung<br />
deswegen längst mit hoher Priorität<br />
auf der Agenda.<br />
Fotos: Anne Hattler, Landkreistag BW<br />
AUSTAUSCH UND DIALOG<br />
Auf Einladung der Kommunalen Beratungsstelle<br />
Gesundheitsversorgung beim<br />
Landkreistag diskutierten Anfang Oktober<br />
zahlreiche Vertreter*innen von Kommunen,<br />
Krankenkassen, ärztlichen und<br />
zahnärztlichen Berufsverbänden sowie<br />
weitere Akteur*innen des Gesundheitswesens<br />
mögliche Wege und Maßnahmen,<br />
um die dezentrale Primärversorgung<br />
langfristig zu erhalten. Neben Gesundheitsminister<br />
Manne Lucha traten<br />
als Keynote-Speaker*innen der gastgebende<br />
Landrat Heiner Scheffold – gleichzeitig<br />
Vorstandsvorsitzender der badenwürttembergischen<br />
Krankenhausgesellschaft<br />
– sowie Dr. Doris Reinhardt, stellvertretende<br />
Vorstandsvorsitzende der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung (KVBW),<br />
auf. So wurde bereits mit der Tagesordnung<br />
der Regionalkonferenz deutlich<br />
gemacht, welchen Stellenwert die sektorenübergreifende<br />
Versorgung in der<br />
Frage der künftigen Versorgungslandschaft<br />
einnimmt.<br />
Prof. Dr. Alexis von Komorowski, Hauptgeschäftsführer<br />
des Landkreistags Baden-Württemberg,<br />
begrüßte Minister<br />
Lucha als „Überzeugungstäter beim<br />
Thema sektorenübergreifende Primärversorgung“.<br />
Dieser habe das Thema als<br />
amtierender Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz<br />
(GMK) ganz<br />
weit oben auf der politischen Agenda<br />
platziert. Der Minister verwies seinerseits<br />
auf die Schwierigkeiten, beim Thema<br />
„sektorenübergreifende Versorgung“<br />
endlich substanziell voranzukommen<br />
und diagnostizierte dabei eine „German<br />
Illness“: „Wir wissen immer saumäßig<br />
gut, wie etwas nicht geht.“ Beantwortet<br />
werden müsse jedoch, was die Bedingungen<br />
des Gelingens seien.<br />
SEKTORENÜBERGREIFEND<br />
Sektorengrenzen führten grundsätzlich<br />
zu einem gewissen Maß an Über- und<br />
Unterversorgung, mithin zu Fehlversorgung.<br />
Wenn es gelänge, diese Grenzen<br />
durchlässiger zu machen, ließen sich Effizienzgewinne<br />
generieren, so der Tenor.<br />
Dies sei im besten Sinne eine Versorgungssteuerung,<br />
denn für Doppelstrukturen<br />
sei nicht genug Personal vorhanden.<br />
Im Übrigen sei es mit Blick auf<br />
nachfolgende Generationen von (Zahn-)<br />
Ärzt*innen niemandem zu verdenken,<br />
dass viele nicht mehr Tag und Nacht arbeiten<br />
wollten, sondern sich gleicherma-
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
19_BERUFSPOLITIK<br />
Neue Wege. Das Thema „Sektorenübergreifende Primärversorgung‟<br />
steht für Gesundheitsminister Manne Lucha weit oben auf<br />
der politischen Agenda.<br />
» Level 1i werden wir die<br />
Krankenhäuser in<br />
Baden-Württemberg<br />
nicht nennen, das ist so sexy<br />
wie ein Betonpfosten.«<br />
Manne Lucha, Minister für <strong>Soziales</strong>,<br />
Gesundheit und Integration<br />
ßen Zeit für Familie, Freizeit und kulturelle<br />
Teilhabe wünschen. „Work-Life-Balance<br />
hat nichts Lifestylemäßiges, das<br />
sind Bedürfnisse, die berechtigt sind“, so<br />
Minister Lucha.<br />
PRÄVENTION<br />
Einigkeit bestand darüber, dass man die<br />
derzeitigen Probleme allein durch Effizienzgewinne<br />
jedoch nicht lösen könne.<br />
Daher müsse auch der Bereich von Prävention<br />
und Gesundheitsförderung weiter<br />
gestärkt und insbesondere die Primärversorgung<br />
in diese Richtung weiterentwickelt<br />
werden.<br />
PRIMÄRVERSORGUNGSZENTREN<br />
Mehrfach wurde betont, dass zur langfristigen<br />
Sicherstellung der wohnortnahen<br />
Versorgung neue Versorgungsformen<br />
nötig wären, um die wegbrechende<br />
stationäre und die schwieriger werdende<br />
ambulante Versorgung zu ersetzen.<br />
Im Zentrum stehen dabei die sogenannten<br />
„Level 1i-Krankenhäuser“, die in der<br />
zwischen Bund und Ländern abgestimmten<br />
Krankenhausreform vorgesehen<br />
sind. Diese „Level 1i-Krankenhäuser“<br />
verbinden stationäre Leistungen<br />
der interdisziplinären Grundversorgung<br />
wohnortnah mit ambulanten<br />
fach- und hausärztlichen Leistungen.<br />
Deren Einrichtung könne der Beginn<br />
einer echten sektorenübergreifenden<br />
Versorgung sein, wo es bisher nur Modellprojekte<br />
gebe. Lucha betonte, dass<br />
nicht der Ort der Leistungserbringung<br />
entscheidend sei, sondern die Leistung<br />
selbst. Insofern gehe es nicht nur um<br />
Wohnortnähe, sondern auch um Qualität<br />
und Strukturfragen. Dazu gehörten<br />
sinnvolle digitale Anwendungen, die zu<br />
einer echten Erleichterung und Verbesserung<br />
im Behandlungsalltag führen<br />
würden. Die Zukunft der Versorgung<br />
sei „digital vor ambulant, vor stationär“.<br />
So würde es die Telemedizin auch<br />
Primärversorgungszentren ermöglichen,<br />
sich die Expertise von Maximalversorgern<br />
ins Haus zu holen.<br />
Bei der Umsetzung dieser Einrichtungen<br />
sei ein abgestimmtes Handeln entscheidend.<br />
Die Perspektive müsse lauten:<br />
„Was braucht der Patient?“ Und<br />
nicht: „Was brauchen wir?“ Es dürfe keine<br />
Konkurrenz aufgebaut werden, deswegen<br />
müsse die niedergelassene Ärzteschaft<br />
in den Umsetzungsprozess eingebunden<br />
werden und ihre Kompetenz in<br />
diese Zentren eingebracht werden.<br />
REGIONALE LÖSUNGEN<br />
Große Einigkeit bestand auch in der<br />
Frage der Regionalität. Im Sinne einer<br />
dezentralen Gesundheitsversorgung<br />
gebe es nicht die eine Lösung, sondern<br />
es bedürfe individueller regionaler Lösungen,<br />
die sich an den Gegebenheiten<br />
der regionalen Strukturen orientierten.<br />
Gleichzeitig sei die ärztliche Versorgung<br />
Teil der Daseinsvorsorge. Dementsprechend<br />
sollten die Einflussmöglichkeiten<br />
der Kommunen im Sinne einer integrierten<br />
Versorgungsplanung gestärkt<br />
werden, da diese die Bedarfe vor Ort am<br />
besten kennen.<br />
Dass dies jedoch nicht die Rolle der<br />
Selbstverwaltung infrage stelle, wurde<br />
von allen Teilnehmenden bestätigt. Die<br />
Akteur*innen bekannten sich weiterhin<br />
zur maßgeblichen Verantwortung der<br />
Ärzt*innen und Zahnärzt*innen bzw.<br />
deren Standesvertretung für die Versorgungssteuerung.<br />
Als Träger des Sicherstellungsauftrags<br />
obliege es unzweifelhaft<br />
den KVen und KZVen, die Versorgung<br />
vor Ort zu organisieren, weil dort<br />
das entsprechende Know-how sei.<br />
Gleichzeitig jedoch sei eine aktive Rolle<br />
der kommunalen Ebene dezidiert gewünscht.<br />
Die Kommunen könnten mit<br />
dem Wissen, was vor Ort gebraucht werde,<br />
Transparenz schaffen und Bedarfe<br />
formulieren. Die Rolle der Kommunen<br />
sei somit die des „Beobachters, Anschiebers,<br />
aber nicht des Versorgers“.<br />
PERSPEKTIVE ZAHNMEDIZIN<br />
Dass die ambulante zahnärztliche Versorgung<br />
derzeit noch keine herausgehobene<br />
Rolle in den Diskussionen um die<br />
zukünftige kommunale Primärversorgung<br />
spielt, ist zunächst einmal Ausweis<br />
der landesweit stabilen Versorgungslage.<br />
Wie die KZV BW in ihrem Versorgungsbericht<br />
2023 darlegt, gibt es landesweit<br />
keinen Stadt- oder Landkreis, der akut<br />
von Unterversorgung bedroht ist. Umso<br />
wichtiger ist es jedoch, vorausschauend<br />
zu agieren und rechtzeitig über die Perspektiven<br />
für bedarfsgerechte Versorgungsangebote<br />
mit kurzen Wegen und<br />
gegebenenfalls auch über neue Versorgungsformen<br />
zu diskutieren.<br />
Überdies ist gerade der zahnärztliche Bereich<br />
mit seinen enormen Präventionserfolgen<br />
ein gutes Beispiel für den Wert einer<br />
starken Prävention. Umso absurder<br />
erscheint vor diesem Hintergrund der<br />
Ansatz, Kosten zu sparen, indem Vorsorge<br />
budgetiert wird, wie dies mit dem<br />
GKV-Finanzstabilisierungsgesetz beschlossen<br />
wurde. Von einer engmaschigen<br />
Prävention profitieren nicht nur die<br />
Patient*innen im individuellen Fall.<br />
Dies ist darüber hinaus ein wichtiger Beitrag,<br />
um Ressourcen im System zu sparen<br />
und auf diese Weise den Druck zu lindern,<br />
dem die ambulante Versorgung ausgesetzt<br />
ist. Dr. Holger Simon-Denoix<br />
INFO<br />
Auf der Webseite www.gesundheitskompassbw.de<br />
werden Best-Practice-<br />
Beispiele für innovative<br />
Versorgungsprojekte<br />
aus ganz Baden-Württemberg<br />
dargestellt.
20_BERUFSPOLITK<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Vertreterversammlung der BZK Tübingen in Lindau<br />
APPELL ZUM HINSTEHEN<br />
Im Rahmen seiner eindrücklichen Eröffnungsrede zur diesjährigen Vertreterversammlung<br />
erinnerte Versammlungsleiter Dr. Werner Ströbele daran, dass es einst die Politik war,<br />
die darauf bestanden habe, die standespolitischen Vertretungen der Zahnärzteschaft<br />
zu begründen. Und auch wenn der Berufsstand nur begrenzten Einfluss auf Gesetze<br />
und Verordnungen habe, so gebe es im Bezug auf Regulierungen und Ausführungsbestimmungen<br />
gewisse Spielräume. Diesen Ball, der gleich zu Beginn der VV ins Spiel<br />
gebrachten wurde, nahmen die folgenden Redner*innen immer wieder auf und<br />
bestärkten ihre Kollegenschaft darin, bestehende Gesetzesregelungen zu ihren Gunsten<br />
auszulegen.<br />
» Ich möchte, dass dieser Berufsstand sich<br />
aufrecht hinstellt, jeder Einzelne<br />
in seiner Praxis, und mit den Patienten<br />
direkt verhandelt.«<br />
Dr. Dr. Heinrich Schneider<br />
Foto: Cornelia Schwarz/IZZBW<br />
Appell. Dr. Dr. Heinrich Schneider forderte die Kollegenschaft<br />
dazu auf, persönliche Verhandlungen mit der<br />
Patientenschaft bezüglich der Behandlungskosten zu<br />
führen.<br />
Dr. Dr. Heinrich Schneider, seit einem<br />
Jahr Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer<br />
(BZK) Tübingen, unternahm<br />
in seinem Referat zunächst eine<br />
kleine Zeitreise. Dabei erinnerte er an<br />
das Jahr 1992, als Horst Seehofer Bundesminister<br />
für Gesundheit wurde<br />
und dem zahnärztlichen Berufsstand<br />
die erste Budgetierung bescherte. Ähnliches<br />
widerfährt uns heute, schlug Dr.<br />
Dr. Schneider den Bogen zur Gegenwart<br />
und verwies auf Karl Lauterbachs<br />
aktuelle Budgetierungen, die „ähnlich,<br />
nur schärfer“ seien. „Ich möchte, dass<br />
dieser Berufsstand sich aufrecht hinstellt,<br />
jeder Einzelne in seiner Praxis<br />
und mit den Patienten direkt verhandelt“,<br />
appellierte er an seine Zuhörerschaft.<br />
KURZBERICHTE<br />
Die Serie GOZ 4.0 durch Dr. Herbert<br />
Martin (das ZBW berichtete) wurde nahezu<br />
zeitgleich zur neuen Lauterbachschen<br />
Budgetierung durchgeführt. In<br />
seinem Vortrag nahm auch der GOZ-<br />
Beauftragte der BZK Tübingen den<br />
Selbstverwaltungsball gekonnt auf<br />
und verwies erneut auf die Möglichkeiten,<br />
die der Zahnärzteschaft durch Anwendung<br />
des Paragrafen 2 der GOZ-<br />
Verordnung bleiben. Aus dem Bereich<br />
Kieferorthopädie berichtete Dr. Monica<br />
Cremer. Nach wie vor sei sie davon<br />
überzeugt, dass eine freie ärztliche und<br />
zahnärztliche Versorgung die beste<br />
Vorgehensweise sei, an der man festhalte<br />
müsse, „allerdings wird uns diese<br />
immer schwerer gemacht“, schloss die<br />
Kieferorthopädin ihre Ausführungen.<br />
Die Aussprachen im Anschluss an die<br />
Referate fielen entsprechend umfangreich<br />
und inten- siv aus. Dr. Torsten<br />
Tomppert, Vor- standsvorsitzender der<br />
KZV und Prä- sident der LZK BW sensibilisierte<br />
un- ter anderem dafür, dass<br />
„wir die Moti- vation der jungen Zahnärzteschaft,<br />
sich niederzulassen und<br />
zu engagie- ren, durch unsere Negativsicht<br />
konterkarieren“. Natürlich müsse<br />
man die Gegebenheiten benennen,<br />
aber auch Lösungsansätze erarbeiten,<br />
resümierte er. Dabei verwies er auf die<br />
gemeinsamen Anstrengungen der Niederlassungsberatungen<br />
von KZV und<br />
LZK BW bei Praxisgründungen.<br />
Bedauerlicherweise konnte auch Dr.<br />
Martin Braun wenig Positives aus dem<br />
Bereich Jugendzahnpflege berichten:<br />
So gehe sowohl die Zahl der Patenzahnärzt*innen<br />
immer weiter zurück,<br />
als auch die Anzahl der zähneputzenden<br />
Kinder in den Kitas des Landes.<br />
Laut Bericht des Referenten werde nur<br />
noch in rund zehn Prozent der Einrichtungen<br />
täglich zur Zahnbürste gegriffen.<br />
PERSONALIA<br />
Eine personelle Neuerung der VV ergab<br />
sich aus der Wahl von Dr. Ute Maier in<br />
den Vorstand der Kassenzahnärztlichen<br />
Bundesvereinigung (KZBV). Für<br />
sie rückte Dr. Kai Jan Hermes in die<br />
Reihe der VV-Delegierten nach.<br />
Aufgrund persönlicher Gründe übergaben<br />
Julia Fauser und Sonja Schneider<br />
als Referentinnen für Studierende<br />
und junge Zahnärzt*innen ihre Ämter<br />
an Dr. Anke Bleicher und Dr. Elke Hairass.<br />
Cornelia Schwarz
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
21_BERUFSPOLITIK<br />
Vertreterversammlung der BZK Karlsruhe in Baden-Baden<br />
VIELE HERAUSFORDERUNGEN<br />
Bei der alljährlich stattfindenden Vertreterversammlung der Bezirkszahnärztekammer<br />
(BZK) Karlsruhe, traditionell in Baden-Baden, wurde eine Vielzahl wichtiger Themen<br />
diskutiert, mit denen die Zahnärzteschaft derzeit konfrontiert ist. Das Grußwort sprach<br />
Dr. Torsten Tomppert in seiner Funktion als Präsident der Landeszahnärztekammer<br />
(LZK) Baden-Württemberg und brachte dabei bereits wesentliche Aspekte der aktuellen<br />
Herausforderungen zur Sprache.<br />
» Überall brennt es und mittendrin ist man<br />
als kleiner Unternehmer in der täglichen<br />
Arbeit des hektischen Praxisbetriebes und<br />
verlässt sich am besten auf sich selber.«<br />
Dr. Robert Heiden<br />
Zu Beginn der Versammlung ergriff<br />
Kammerpräsident Dr. Torsten Tomppert<br />
auf Bitte des Versammlungsleiters<br />
Dr. Ralph Beuchert das Wort und lobte<br />
die hervorragende Zusammenarbeit im<br />
Präsidium mit Dr. Bert Bauder und im<br />
LZK Vorstand und anderen Gremien mit<br />
den nordbadischen Ehrenamtsträgern<br />
und der Verwaltung, zuletzt bei dem<br />
Filmprojekt der jungen Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte oder der Klausurtagung<br />
des LZK Vorstandes in Mannheim im<br />
Juni. Die Sorgen der Zahnärzteschaft<br />
sieht Dr. Tomppert in seiner Doppelfunktion<br />
überall. Derzeit wird der ambulante<br />
Bereich völlig im Regen stehen gelassen.<br />
Von der Nichtanpassung der<br />
GOZ ganz zu schweigen, zeige sich die<br />
Tragweite der Budgetierung durch das<br />
GKV-FinStG, jetzt vor allem zum Ende<br />
des dritten Quartals. „Wir kommen mit<br />
den Geldern überhaupt nicht klar“, resümierte<br />
er. So sei neben der PAR-Strecke<br />
auch der Bereich der konservierenden<br />
Zahnheilkunde unterbudgetär.<br />
Herausforderung. Durch Inflation, Nichtanpassung<br />
der GOZ sowie der Wiedereinführung der Budgetierung<br />
für Vertragszahnärzte in der GKV ist es immer<br />
schwieriger, ein angemessenes Honorar ohne individuelle<br />
Vereinbarungen mit den Patienten zu erzielen,<br />
resümierte Dr. Robert Heiden.<br />
REFERATE<br />
„Überall brennt es und mittendrin ist<br />
man als kleiner Unternehmer in der täglichen<br />
Arbeit des hektischen Praxisbetriebes<br />
und verlässt sich am besten auf<br />
sich selber“, so Dr. Robert Heiden, Vorsitzender<br />
der BZK Karlsruhe, in seinem<br />
Bericht. Kurz und knapp umschrieb er<br />
die Situation: „Für uns in den Praxen<br />
heißt das konkret für das Berichtsjahr<br />
anhaltende Inflation, hohe Energiepreise,<br />
fehlende ZFAs, fast drei Jahre vollumfängliche<br />
zahnmedizinische Versorgung<br />
während der Coronapandemie und zum<br />
Dank Wiedereinführung des Budgets,<br />
keine Anpassung des GOZ-Punktwertes<br />
und Missachtung des ambulanten Sektors<br />
generell“. So brachte er sämtliche<br />
Sorgen in einem Satz auf den Punkt. Die<br />
zahnärztlichen Kolleg*innen sieht er als<br />
Problemlöser vor Ort, die weiterhin die<br />
Versorgung der Patient*innen gewährleisten<br />
und sich proaktiv den Schwierigkeiten<br />
stellen.<br />
„Eine GOZ-Novelle wird von der Politik<br />
kategorisch ausgeschlossen“, so das fast<br />
schon resignierte Fazit von Dr. Jan Wilz,<br />
GOZ-Referent der BZK Karlsruhe.<br />
Denn, so die Begründung aus dem Bundesgesundheitsministerium,<br />
„vor dem<br />
Hintergrund der prozentualen Umsatzsteigerungen<br />
der Zahnärzte von 2003<br />
bis 2019 von 53 Prozent [sei diese] gar<br />
nicht nötig“. Verschwiegen wird dabei,<br />
so die Ausführungen von Dr. Wilz, „dass<br />
diese Umsatzsteigerung zu fast 50 Prozent<br />
auf die Dynamisierungen des BE-<br />
MA-Punktwertes zurückzuführen ist,<br />
und das zahnärztliche Einkommen insgesamt<br />
seit 2011 kontinuierlich sinkt“.<br />
Auch alle weiteren Referent*innen erläuterten<br />
ihre schriftlichen Berichte<br />
aus den Bereichen Gutachterwesen, Alters-<br />
und Inklusive Zahnmedizin,<br />
Qualitätsmanagement, ZFAs, Jugendzahnpflege<br />
und Prophylaxe, Junge<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte, Praxisführung<br />
und KFO und LFB. Neben der<br />
Nichtanpassung der GOZ wurde vor<br />
allem auch der Fachkräftemangel sowie<br />
die Versorgung vulnerabler Gruppen<br />
intensiv diskutiert.<br />
AUSBLICK<br />
Ein Kurzvortrag zur Kammerwahl 2024<br />
als Onlinewahl stimmte die Delegierten<br />
auf das kommende Wahljahr ein und<br />
ein Projekt des Arbeitskreises „Future<br />
Now“ der LZK, unter Mitwirkung junger<br />
Delegierter aus dem Bezirk Karlsruhe,<br />
präsentierte die demnächst an den<br />
Start gehenden Kurzfilme von Kammer<br />
und KZV. Die Vorsitzende des Haushaltsausschusses,<br />
Dr. Karen Folttmann,<br />
präsentierte die Zahlen: Ein wieder sehr<br />
gutes Jahresergebnis 2022, die gute Finanzsituation<br />
im Haushaltsjahr 2023<br />
und der Ausblick auf die Haushaltsplanung<br />
2024 mit erneuter Beitragssenkung<br />
sorgte für zufriedene Delegierte.<br />
Cornelia Schwarz<br />
Foto: Cornelia Schwarz/IZZ BW
22_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Standespolitische Nachwuchstagung von KZV BW und BZK Tübingen<br />
ENGAGIERTER NACHWUCHS<br />
Zwei Tage lang haben sich Zahnärzt*innen im Rahmen der standespolitischen Nachwuchstagung,<br />
die von der Bezirksdirektion Tübingen der KZV BW und der<br />
Bezirkszahnärztekammer (BZK) Tübingen in Blaustein ausgerichtet wurde, intensiv über<br />
potenzielle Aufgabenfelder in der Standespolitik informiert. In verschiedenen Vorträgen<br />
referierten erfahrene Standespolitiker*innen über ihre Fachgebiete und gaben ausführliche<br />
und äußerst interessante Einblicke in ihre Verantwortungsbereiche. Besonders<br />
erfreulich war die hohe Teilnehmerzahl, da im letzten Jahr die Tagung aufgrund zu<br />
geringer Anmeldungen abgesagt werden musste.<br />
Kammer. Wie kommt der Kammerbeitrag<br />
zustande und wofür wird er verwendet? Dr.<br />
Dr. Heinrich Schneider gab die Antworten.<br />
Mitarbeit. Dr. Anke Bleicher referierte über die Dokumentation<br />
in der vertragszahnärztlichen Versorgung.<br />
Prüfwesen. Sensibilisierte für die Prüfstelle und<br />
den Beschwerdeausschuss: Dr. Stephan Große-<br />
Sender.<br />
Die Tagung begann mit einer Vorstellungsrunde,<br />
bei der ein gutes Dutzend<br />
junger Zahnärzt*innen ihre gänzlich<br />
unterschiedlichen beruflichen Hintergründe<br />
präsentierten: Vertreten waren<br />
dabei sowohl Angestellte wie auch Mitglieder<br />
einer Familienpraxis, Inhaber*innen<br />
von Praxen in ländlichen Gegenden<br />
saßen neben Besitzer*innen<br />
von Stadtpraxen. Die Vielfalt zeigte sich<br />
auch an den Studienorten und den verschiedenen<br />
Praxisführungsmodellen.<br />
Eine Mischung, die vor allem in den<br />
Pausen zu einem regen Erfahrungsaustausch<br />
einlud.<br />
DOKUMENTATION<br />
Dr. Anke Bleicher, Vorstandsmitglied<br />
der BZK Tübingen, sprach in ihrem<br />
Referat über die Bedeutung der Dokumentation<br />
in der vertragszahnärztlichen<br />
Versorgung. Dabei betonte sie<br />
die Relevanz einer ordentlich geführten<br />
Dokumentation. Sie beleuchtete<br />
eindrücklich wann zu dokumentieren<br />
ist, wie diese aussehen sollte und welche<br />
Vorteile eine sorgfältige Dokumentation<br />
hat.<br />
Im zweiten Teil ihres Vortrages ging<br />
Dr. Bleicher der Frage nach, warum es<br />
notwendig sei, sich standespolitisch<br />
zu engagieren. Dabei war ihr vor allem<br />
die soziale Verantwortung ein wesentlicher<br />
Aspekt. „Sie können etwas verändern,<br />
ein Herzensprojekt voranbringen,<br />
haben Netzwerkmöglichkeiten<br />
und einen regelmäßigen fachlichen<br />
Austausch“, zählte sie auf.<br />
AUFGABEN VON KZV UND LZK<br />
Dr. Dr. Heinrich Schneider, Vorsitzender<br />
der Bezirksgruppe Tübingen der<br />
KZV Baden-Württemberg und Vorsitzender<br />
der BZK Tübingen, erläuterte<br />
im Anschluss daran die Unterschiede<br />
zwischen den Körperschaften KZV<br />
und LZK. Als Hilfe für weitere Fragestellungen<br />
gab er den Zuhörenden<br />
den Link zum digitalen Nachschlagewerk<br />
„Reiseführer“, der Auskunft zu<br />
den jeweiligen Zuständigkeiten gibt.<br />
Dabei erläuterte er den Aufbau der<br />
zahnärztlichen Körperschaften, das<br />
Verhältnis zum Sozialministerium als<br />
zuständiger Aufsichtsbehörde und die<br />
Aufgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses.<br />
Er präzisierte einige Bemühungen<br />
der Selbstverwaltung um
ZBW_11-12/2023<br />
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23_BERUFSPOLITIK<br />
Einflussnahme und Intervention hinsichtlich<br />
Gesetzgebung und Gestaltung<br />
von Richtlinien und ließ wissen,<br />
wie umfangreich sich Vertragsverhandlungen<br />
gestalten können. Allerdings,<br />
so kritisierte Dr. Dr. Schneider<br />
verschwinde das Demokratieverständnis<br />
immer mehr, so beispielsweise,<br />
wenn nun die Kammerwahlen digital<br />
vollzogen würden, wie es für nächstes<br />
Jahr geplant ist. „Der Prozess der Demokratie<br />
fehlt“, so seine Mahnung.<br />
te ausführlich durch die Verfahren des<br />
Prüfwesens. Im Fokus stand dabei die<br />
Definition der Wirtschaftlichkeit, sowie<br />
rechtliche Grundlagen und das<br />
Minimalprinzip. Eindrücklich erläuterte<br />
er dabei den Aufbau der Prüfstelle<br />
sowie des Beschwerdeausschusses<br />
und sensibilisierte seine Zuhörer*innen<br />
dafür, dass beide Institutionen einen<br />
großen Teil der Freiberuflichkeit<br />
ausmachen.<br />
Darüber hinaus erhielten die Teilnehmer*innen<br />
der Tagung Einblicke in die<br />
Prüfabläufe, einschließlich der geprüften<br />
Aspekte und der Vorgehensweise<br />
bei verschiedenen Prüfungsarten. Zum<br />
Abschluss wurden die verschiedenen<br />
Methoden zur Prüfung im Detail erläutert,<br />
darunter die Einzelfallprüfung,<br />
die statistische Vergleichsprüfung<br />
und die repräsentative Einzelfallprüfung.<br />
TEAMARBEIT<br />
Über die Veränderungen im Berufsbild<br />
und die vielfachen Fortbildungsmöglichkeiten<br />
sprach Dr. Bernd Stoll, Referent<br />
für Zahnmedizinische Mitarbeiter*innen.<br />
„Früher war der Aufstiegsweg<br />
eindimensional“, resümierte er,<br />
„doch heute bieten Bachelor-Studiengänge<br />
die Möglichkeit, sich bis zur Stufe<br />
6 weiterzubilden“.<br />
Noch seien die Anzahl der Ausbildungsverträge<br />
in Baden-Württemberg stabil,<br />
ließ er wissen, auch wenn es natürlich<br />
Preugo im Jahr 1924 über die BUGO-Z<br />
im Jahr 1965 bis zur aktuellen GOZ<br />
von 1988 beleuchtet. Dabei betonte<br />
Dr. Martin eindrücklich, dass die GOZ<br />
seit 2012 keine Punktwerterhöhungen<br />
oder Indexanpassungen erfahren hat,<br />
was zu einem realen Inflationsverlust<br />
von etwa 60 Prozent seit 1988 geführt<br />
hat.<br />
GUTACHTERWESEN<br />
Dr. Wolfram Widmaier, Referent des<br />
Gutachterwesens der KZV BW, innerhalb<br />
der Bezirksdirektion Tübingen, referierte<br />
abschließend über die Organisation<br />
des Gutachterwesens. Dabei erläuterte<br />
er, was ein Gutachten ausmacht<br />
Team. Dr. Bernd Stoll sprach über die Entwicklung<br />
des Ausbildungsberufes zur ZFA und die<br />
verschiedenen Möglichkeiten der Fortbildung.<br />
Gebührenordnung. Warum eine Preiskalkulation<br />
der eigenen Praxis in Relation zu den Kosten<br />
stehen muss, erläuterte Dr. Herbert Martin.<br />
Gutachterwesen. Dr. Wolfram Widmaier gab<br />
Einblicke, wie ein Gutachten aussehen und worauf<br />
explizit geachtet werden muss.<br />
Fotos: Cornelia Schwarz/IZZ<br />
PRÜFWESEN<br />
Dr. Stephan Große-Sender, der Prüfund<br />
Abrechnungsreferent der Bezirksdirektion<br />
Tübingen der KZV BW, führ-<br />
mehr sein könnten. In seinem Vortrag<br />
ging er auch auf die neue Ausbildungsverordnung<br />
und den Wegfall der Zwischenprüfung<br />
ein, statt derer es eine gestreckte<br />
Abschlussprüfung mit schriftlichen<br />
Prüfungen in zwei Fächern geben<br />
wird.<br />
GEBÜHRENORDNUNG<br />
Mit dem Thema „Gebührenordnung<br />
und freie Berufe“ setzte sich der Vortrag<br />
von Dr. Herbert Martin, GOZ-Referent<br />
der LZK und Vorstandsmitglied<br />
der BZK Tübingen auseinander. Darin<br />
beleuchtete er ausführlich das Prinzip<br />
der GOZ 4.0, das auf außerordentlich<br />
großes Interesse seitens des Auditoriums<br />
stieß. Des Weiteren wurde die<br />
historische Entwicklung der GOZ von<br />
und wer ein solches überhaupt in Auftrag<br />
geben kann. Die Einblicke Dr. Widmaiers<br />
waren umfassend und erklärten<br />
auch die zeitlichen Fristen und Modalitäten,<br />
an die sich ein*e Gutachter*in zu<br />
halten hat.<br />
AUSTAUSCH<br />
Zusätzlich zu den Einblicken in die<br />
standespolitischen Angelegenheiten<br />
bot die Tagung den Teilnehmer*innen<br />
auf verschiedenen Ebenen eine hervorragende<br />
Plattform des Austausches.<br />
Und am Ende war für einen Großteil<br />
zudem klar, dass sie sich die Übernahme<br />
eines Ehrenamtes in der Standespolitik<br />
durchaus vorstellen könnten.<br />
Cornelia Schwarz
24_BERUFSPOLITK<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Koordinierungskonferenz Qualitätszirkel 2023<br />
QUO VADIS QUALITÄTSZIRKEL?<br />
Selbst organisiert und realitätsnah – zahnärztliche Qualitätszirkel sind ein wertvolles<br />
Instrument der interkollegialen Fortbildung. Dennoch sinkt ihre Zahl stetig.<br />
Auf der Koordinierungskonferenz Qualitätszirkel 2023 der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg (LZK BW) kamen erfahrene und angehende Moderatorinnen<br />
und Moderatoren zu einem Erfahrungsaustausch zusammen und diskutierten über<br />
Gegenwart und Zukunft der Qualitätszirkel im Land.<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
durch einen kurzweiligen Nachmittag,<br />
der neben Vorträgen und Diskussionen<br />
auch viel Zeit für persönlichen<br />
Austausch bot.<br />
Mit ihrem Thema „Angebote für Qualitätszirkel“<br />
startete Dr. Annika Giesser<br />
von der Akademie für Zahnärztliche<br />
Fortbildung Karlsruhe den Vortragsteil.<br />
Die meisten Gäste hatten<br />
den Moderatorenkurs, der von 1997<br />
bis 2020 jährlich stattfand, selbst absolviert<br />
und noch in guter Erinnerung.<br />
Die Idee einer Wiederauflage<br />
(evtl. auch als Refresh) befürworteten<br />
sie sehr. Insbesondere die rhetorischen<br />
Inhalte wurden als hilfreich für<br />
die Leitung eines Zirkels (oder auch<br />
einer Praxis) hervorgehoben. Kendra<br />
Bernhardt stellte in ihrem Vortrag ein<br />
weiteres Angebot der Akademie vor:<br />
Den Qualitätszirkel Nachhaltige Praxisführung,<br />
der beispielsweise umweltfreundliche<br />
Praktiken in der<br />
Zahnarztpraxis unterstützen möchte.<br />
NÜTZLICH: CIRS DENT<br />
Das Fehlerberichts- und Lernsystem<br />
CIRS dent wurde von Dr. Constanze<br />
Lessing (BZÄK) präsentiert. Für die<br />
Qualitätszirkelarbeit ist die Online-<br />
Plattform eine gute Quelle. In der Datenbank<br />
können Einzelfälle nicht nur<br />
anonymisiert eingestellt, sondern<br />
auch andere, fachlich geprüfte Fälle<br />
recherchiert werden. Ergänzt um Fallanalysen,<br />
Literaturhinweise oder eigene<br />
Fälle können diese besprochen und<br />
diskutiert werden.<br />
Foto: Kerstin Sigle<br />
Interessiert. Im kleinen Kreis diskutierten die Moderatorinnen und Moderatoren über CIRS dent und den<br />
Nutzen dieser Datenbank für ihre Qualitätszirkelarbeit.<br />
2022 führte die LZK BW eine landesweite<br />
Befragung zum Thema Qualitätszirkel<br />
durch. Rund 260 Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte beteiligten<br />
sich daran. Ihre Antworten lassen<br />
aufhorchen: So ging die Zahl der<br />
Qualitätszirkel von 105 im Jahr 2003<br />
auf nur noch 39 zurück. Um die wichtige<br />
Arbeit der Qualitätszirkel zu unterstützen,<br />
beschloss der LZK-Vorstand,<br />
eine Koordinierungskonferenz<br />
(KoKo) Qualitätszirkel einzuberufen.<br />
Damit kam er zugleich dem Wunsch<br />
nach stärkerer Vernetzung nach, den<br />
viele Moderatorinnen und Moderatoren<br />
in der Befragung geäußert hatten.<br />
VORTRÄGE UND MEHR<br />
Nach der Begrüßung durch Dr. Torsten<br />
Tomppert, Präsident der LZK BW,<br />
übernahm der stellvertretende Präsident<br />
Dr. Bert Bauder in bewährter<br />
Weise die Moderation. Er führte die<br />
FRUCHTBARER AUSTAUSCH<br />
In der abschließenden intensiven<br />
Gruppendiskussion, die sehr konstruktiv<br />
und engagiert geführt wurde,<br />
brachten die Moderatorinnen und<br />
Moderatoren ihre Erfahrungen ein,<br />
zum Beispiel zu Vor- und Nachteilen<br />
von Online-Qualitätszirkeln. Gerade<br />
für die jünger werdende Zahnärzteschaft<br />
seien Online- oder Hybridzirkel<br />
attraktiv. Zudem wurde der<br />
Wunsch geäußert, Qualitätszirkel<br />
stärker zu bewerben, egal ob medial<br />
oder durch persönliche Ansprache,<br />
beispielsweise in den Kreisvereinigungen.<br />
Vorgeschlagen wurde auch, die<br />
interkollegialen Fortbildungen durch<br />
neue Themen und Ansätze für eine<br />
junge Zielgruppe attraktiver zu machen.<br />
„Unterstützung auf dem Weg in<br />
die Selbstständigkeit“ oder interdisziplinäre<br />
Zirkel gemeinsam mit Allgemein-<br />
oder Kinderärzten für eine bessere<br />
sektorenübergreifende Versorgung<br />
wurden angedacht. Nach der<br />
erfolgreichen Veranstaltung hat der<br />
Vorstand der LZK BW das Thema<br />
nochmals aufgegriffen und beschlossen,<br />
je Kammerperiode eine KoKo<br />
Qualitätszirkel durchzuführen.<br />
Kerstin Sigle
ZBW_11-12/2023<br />
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25_BERUFSPOLITK<br />
Treffen der VV-Vorsitzenden in Wangen im Allgäu<br />
MEINUNGSAUSTAUSCH<br />
DER VV-VORSITZENDEN<br />
Der nun schon bald 20 Jahre währenden Tradition folgend, sich halbjährlich<br />
rotierend durch alle Bundesländer hindurch unter den Amtskollegen auszutauschen,<br />
folgten die VV-Vorsitzenden der Länder-KZVen am 15. und 16. September der<br />
Einladung des baden-württembergischen Vorsitzenden Dr. Dr. Alexander Raff<br />
nach Wangen ins schwäbische Allgäu.<br />
Foto: Dr. Dr. Alexander Raff<br />
Für die Zahnärzteschaft. Die Vorsitzenden der Vertreterversammlungen der Länder-KZVen trafen sich unter der Leitung von Dr. Dr. Alexander<br />
Raff, VV-Vorsitzender der KZV BW (5. v. l.) zum Erfahrungsaustausch.<br />
Gewichtigstes und sehr grundsätzliches<br />
Thema des diesmal zweitägigen Erfahrungsaustausches<br />
war die sich wandelnde<br />
Rolle und die Einflussnahme der Aufsichtsbehörden<br />
auf die Entscheidungen der<br />
Selbstverwaltung der KZVen. Diese gilt<br />
es auch in der laufenden Legislaturperiode<br />
unvermindert kritisch zu hinterfragen.<br />
Darüber hinaus wurden jedoch auch die<br />
ganz aktuellen Themen wie Lauterbachs<br />
Wiedereinführung der Budgetierung, in<br />
deren Folge viele Vertreterversammlungen<br />
vergütungsbeschränkende Regelungen<br />
für das Jahr 2023 beschließen mussten/müssen,<br />
und deren finanzielle Folgen<br />
für die Kollegenschaft diskutiert.<br />
Aufgrund der unglücklicherweise in einigen<br />
Bundesländern sehr hohen Bedeutung<br />
der Honorarverteilungsmaßstäbe<br />
wurde vereinbart, sich beim nächsten<br />
Treffen in Bayern intensiv mit der Frage<br />
der Diversität und der Besonderheiten<br />
verschiedener HVM-Modelle auseinanderzusetzen.<br />
Weitere Themen waren unter<br />
anderem aktuelle Schiedsamtsverfahren,<br />
die Ausgestaltung der Prüfung der<br />
Geschäfts-, Rechnungs- und Betriebsführung<br />
in den jeweiligen KZVen nach<br />
§ 274 SGB V, Baumaßnahmen der Körperschaften<br />
in den Ländern und im<br />
Bund und vieles mehr.<br />
Dr. Dr. Alexander Raff, Vorsitzender der<br />
Vertreterversammlung der KZV BW<br />
Anzeige<br />
Hausaufgaben machen. Ein Wunsch,<br />
den wir Millionen Kindern erfüllen.<br />
Aruna, ein Junge aus Sierra Leone, musste früher arbeiten. Heute geht er in die Schule.<br />
Wie er seinen Traum ver wirk lichen konnte, erfahren Sie unter: brot-fuer-die-welt.de/hausaufgaben
Fotos: Martn Stollberg<br />
26_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_11-12/2023<br />
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ZBW-Serie: Ausschüsse und Gremien in der KZV BW<br />
ZENTRALE AUFGABE: DER<br />
HONORARVERTEILUNGSMASSSTAB<br />
Zum Auftakt haben wir im ZBW in einer neuen Serie die Arbeit des Ehrenamts<br />
in der KZV BW im Zusammenhang mit den Ausschüssen der KZV BW erläutert.<br />
Im Mittelpunkt stand der Finanzausschuss (Ausgabe 10/2023, S. 24 und 25). In<br />
dieser ZBW-Ausgabe erscheint nun der zweite Teil der Serie, in der wir den<br />
HVM-Ausschuss der KZV BW mit seinen wesentlichen Aufgaben sowie mit der<br />
Nennung der ehrenamtlichen Mitglieder vorstellen.<br />
Der HVM-Ausschuss der KZV BW (tagt: zweimal jährlich und nach Bedarf)<br />
„Die Gestaltung und Verabschiedung<br />
eines Honorarverteilungsmaßstabs<br />
(HVM) gehört mit zu den ganz wesentlichen<br />
Aufgaben einer Vertreterversammlung.<br />
Dem hiermit verbundenen<br />
hohen Anspruch werden die Delegierten<br />
der KZV Baden-Württemberg<br />
u. a. dadurch gerecht, dass sie der Kollegenschaft<br />
ein möglichst hohes Maß<br />
an Planungssicherheit zu gewährleisten<br />
suchen. Keine Frage: Der beste Honorarverteilungsmaßstab<br />
ist die Einzelleistungsvergütung.<br />
In Zeiten einer<br />
staatlich verordneten Vergütungsobergrenze<br />
wird ein HVM klar zum<br />
Instrument der Mangelverwaltung<br />
und eines ist ebenso klar: Wir nehmen<br />
Kolleginnen und Kollegen etwas weg,<br />
wofür sie eine Leistung erbracht und<br />
somit einen Honoraranspruch erworben<br />
haben. Deshalb ist ein HVM in<br />
Zeiten von Vergütungsobergrenzen<br />
auch immer im Kontext einer leistungs-<br />
und innovationsfeindlichen<br />
staatlichen Gesundheitspolitik zu sehen<br />
und zu werten.“<br />
Satzungsmäßige Aufgaben:<br />
• Beratung des Vorstands bei der Aufstellung<br />
des Haushaltsplans<br />
• Entwicklung der Eckpunkte für die<br />
Honorarverteilung<br />
Aufgaben im Auftrag des Vorstandes:<br />
• Erarbeitung von Kriterien für eine<br />
einheitliche Härtefallspraxis in<br />
ganz Baden-Württemberg<br />
• Erarbeitung von Vorschlägen zur<br />
Anpassung von Härtefallregelungen<br />
im Sinn einer Aktualisierung/ Verbesserung<br />
Der HVM-Ausschuss besteht aus vier<br />
Mitgliedern, jeder Bezirk soll mit einem<br />
Mitglied vertreten sein. Auf Vorschlag<br />
der Bezirksgruppen wurden<br />
von der Vertreterversammlung gewählt:<br />
FREIBURG<br />
Dr. Georg Bach, Freiburg<br />
Mitglied der Vertreterversammlung der KZV BW<br />
Vorsitzender der Bezirksgruppe Freiburg<br />
Vorstandsreferent für Abrechnungswesen<br />
Vorstandsreferent für Gutachterwesen<br />
Mitglied und Sprecher des Landesbeirats<br />
Vertreter in der Vertreterversammlung der KZBV<br />
Mitglied des HVM-Ausschusses (Vorsitzender)<br />
Vorsitzender des Verwaltungsrates der Zahnmedizinischen<br />
Patientenberatungsstelle Baden-Württemberg<br />
STUTTGART<br />
Dr. Axel Altvater M.Sc., Sindelfingen<br />
Früheres Mitglied der Vertreterversammlung<br />
der KZV BW (2005 – 2010, 2017 – 2022)<br />
Mitglied des HVM-Ausschusses<br />
KARLSRUHE<br />
Dr. Bert Bauder, Mannheim<br />
Mitglied der Vertreterversammlung der KZV BW<br />
Mitglied des HVM-Ausschusses<br />
Mitglied des Landesausschusses<br />
TÜBINGEN<br />
Dr. Dr. Heinrich Schneider, Metzingen<br />
Mitglied der Vertreterversammlung der KZV BW<br />
Vorsitzender der Bezirksgruppe Tübingen<br />
Mitglied des Landesbeirats<br />
Vertreter in der Vertreterversammlung der KZBV<br />
Mitglied des Finanzausschusses<br />
Mitglied des HVM-Ausschusses (Stv. Vorsitzender)<br />
Guido Reiter
ZBW_11-12/2023<br />
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27_BERUFSPOLITIK<br />
9. Landeskongress Gesundheit Baden-Württemberg<br />
ZUKUNFT DER GESUND-<br />
HEITSVERSORGUNG<br />
Foto: Landeskongress Gesundheit<br />
Die klassischen Formen der Versorgung scheinen überholt. Neue Vorschläge zur<br />
Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems sind Integrierte Gesundheits- und<br />
Notfallzentren, Primärversorgungszentren, Level 1i-Krankenhäuser, Gesundheitsregionen,<br />
Community Health Nurses und Gesundheitskioske. Doch die entscheidende Frage<br />
bleibt: Was ist tatsächlich sinnvoll und machbar? Braucht es wirklich eine Revolution<br />
oder genügt vielleicht doch eine intelligete, schrittweise Weiterentwicklung?<br />
Diese Überlegungen und vieles mehr<br />
stehen im Fokus des bevorstehenden<br />
9. Landeskongresses Gesundheit Baden-Württemberg,<br />
der am 26. Januar<br />
2024 auf der Landesmesse Stuttgart<br />
stattfindet. Hochkarätige Referent*innen<br />
werden mit einem breiten interdisziplinären<br />
Teilnehmerkreis aus Politik,<br />
Wissenschaft und Praxis diskutieren,<br />
wie die Zukunft der Versorgungslandschaft<br />
in Baden-Württemberg im Jahr<br />
2035 aussehen kann und muss.<br />
Der Landeskongress Gesundheit Baden-Württemberg<br />
ist eine bedeutende<br />
Veranstaltung für all jene, die sich für<br />
die Zukunft unseres Gesundheitssystems<br />
interessieren. Mit Expert*innen,<br />
die über umfassende Erfahrung und<br />
Fachwissen verfügen, bietet der Kongress<br />
die Möglichkeit, von zahlreichen<br />
Vorträgen zu profitieren. Die Expert*innen<br />
werden nicht nur Einblicke<br />
in die aktuellen Herausforderungen<br />
des Gesundheitswesens vermitteln,<br />
sondern auch Wege zur zukünftigen<br />
Gestaltung unserer Versorgungslandschaft<br />
aufzeigen.<br />
Eine Besonderheit des Kongresses sind<br />
die Barcamp-Foren, in denen Expert*innen<br />
und Teilnehmer*innen in regen<br />
Austausch treten können. Hier haben<br />
Kongressbesucher*innen die Chance,<br />
ihre eigenen Ideen und Visionen für die<br />
Zukunft der Gesundheitsversorgung zu<br />
diskutieren und weiterzuentwickeln.<br />
Darüber hinaus bietet der Kongress<br />
eine gute Möglichkeit, sich mit Vertreter*innen<br />
aus Politik, Wissenschaft und<br />
Praxis zu vernetzen. Dieser interdisziplinäre<br />
Austausch ist von entscheidender<br />
Bedeutung, um nachhaltige Veränderungen<br />
in der Gesundheitsversorgung<br />
zu gestalten.<br />
REFERENT*INNEN<br />
Die Hauptreferent*innen für die Veranstaltung<br />
sind Hans-Dieter Nolting<br />
und Dr. Dr. med. Heidrun Sturm.<br />
Hans-Dieter Nolting, Geschäftsführer<br />
am IGES Institut Berlin, leitet die Bereiche<br />
Qualität, Evaluation, Reporting<br />
sowie Arbeitswelt & Prävention und<br />
Marktforschung. Seine Forschungsschwerpunkte<br />
umfassen Konsumentenpräferenzen<br />
im Gesundheitswesen,<br />
Strukturanalysen und die Konzeptionierung<br />
und Evaluation neuer Versorgungsformen.<br />
Mit umfangreicher Erfahrung<br />
und Fachwissen ist er eine bedeutende<br />
Stimme in der Gesundheitsforschung.<br />
Dr. Dr. med. Heidrun Sturm, MPH, leitet<br />
den Bereich innovative Versorgung<br />
und Gesundheitssysteme am Institut<br />
für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle<br />
Versorgung am Universitätsklinikum<br />
Tübingen. Ihre Interessen-<br />
und Forschungsschwerpunkte liegen<br />
in patientenzentrierten, vernetzten<br />
und effizienten Versorgungskonzepten.<br />
Als Expertin auf diesem Gebiet<br />
gibt sie wertvolle Einblicke in die Gestaltung<br />
der zukünftigen Versorgungslandschaft.<br />
Das ausführliche Kongressprogramm<br />
erscheint in Kürze. Weitere Informationen<br />
und Impressionen zurückliegender<br />
Kongresse finden Sie unter www.<br />
lk-gesundheit.de.<br />
LKG/Gabriele Billischek
28_FORTBILDUNG<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
58. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen<br />
NEUE PERSPEKTIVEN IN<br />
DER PARODONTOLOGIE<br />
Fotos: Michael Bamberger<br />
Im malerischen Lindau am Bodensee versammelten sich Mitte September zahlreiche Zahnärzt*innen<br />
zur 58. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen. Unter dem Motto<br />
„Parodontologie 2.0 – Update und Perspektiven“ bot diese Veranstaltung nicht nur ein umfangreiches<br />
Angebot an hochkarätigen Vorträgen, sondern auch eine einzigartige Gelegenheit<br />
für fachliche Diskussionen und den direkten, persönlichen Austausch unter Kolleg*innen.<br />
Die Tagung erwies sich als ein hervorragendes Forum, um aktuelle Entwicklungen in der<br />
Parodontologie zu beleuchten und zeigte neue Perspektiven für die zahnärztliche Praxis.<br />
Der neue Vorsitzende der BZK Tübingen,<br />
Dr. Dr. Heinrich Schneider eröffnete die<br />
Tagung und sprach aktuelle Entwicklungen<br />
in der Gesundheitspolitik an. Er kritisierte<br />
das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz,<br />
das für die kommenden zwei Jahre<br />
Regelungen für die Zahnarztpraxen vorsieht,<br />
die die Vergütung deutlich verkürzen.<br />
Und dies, obwohl die Zahnärzt*innen<br />
wie auch die Ärzt*innen maßgeblich<br />
dazu beigetragen hätten, die Coronapandemie<br />
„einigermaßen unbeschadet zu<br />
überstehen“. Nichtsdestotrotz erinnerte<br />
er an die ureigene Aufgabe der Zahnärzteschaft,<br />
die Mundgesundheit der Patient*innen<br />
zu erhalten, wiederherzustellen<br />
und zu fördern. Deshalb appellierte er<br />
an die Zuhörer*innen, sich „fachlich<br />
fortzubilden und dieses Wissen an die Bevölkerung<br />
zu bringen“.<br />
Auch Prof. Dr. Bernd Haller, Fortbildungsreferent<br />
der BZK Tübingen, unterstrich<br />
die Bedeutung dieses Gedankens:<br />
„Wir sind hier, um die Bevölkerung zu<br />
versorgen“. Es sei entscheidend, die Versorgungsnotwendigkeiten<br />
zu erkennen,<br />
besonders weil „wir seit vielen Jahren aus<br />
den Mundgesundheitsstudien über die<br />
wachsende Bedeutung der Behandlung<br />
von parodontalen Erkrankungen für die<br />
orale Gesundheit wissen“. Die neue Klassifikation<br />
parodontaler Erkrankungen<br />
und die S3-Leitlinien zur Parodontologie<br />
haben den Stellenwert der Parodontologie<br />
noch stärker hervorgehoben, hob<br />
Prof. Haller hervor. Vor diesem Hintergrund<br />
sei es ihm ein Anliegen, im Rahmen<br />
der diesjährigen Tagung ein Update<br />
zu präsentieren und Perspektiven für die<br />
Zukunft zu beleuchten.<br />
S3-LEITLINIE PARODONTOLOGIE<br />
Prof. Dr. Bernadette Pretzl, Karlsruhe,<br />
hielt den Vortrag zur neuen Parodontitis-Klassifikation<br />
und den S3-Leitlinien.<br />
Die Klassifikation ermögliche eine präzisere<br />
Diagnose von parodontalen Erkrankungen<br />
und die Erstellung individueller<br />
Behandlungspläne, die auf die Bedürfnisse<br />
der einzelnen Patient*innen zugeschnitten<br />
seien. Zu den bedeutenden<br />
Neuerungen gehöre die Definition der<br />
gingivalen Gesundheit, die Einführung<br />
von Bleeding on Probing als primärem<br />
Parameter zur Beurteilung von Gingivitis<br />
sowie die Definition der parodontalen<br />
Gesundheit nach PA-Therapie. Die<br />
bisherige Einteilung in chronische und<br />
aggressive Parodontitis sei abgelöst worden<br />
und werde jetzt in einer Stagingund<br />
Grading-Matrix beschrieben. Darüber<br />
hinaus sei der gingivale Phänotyp in<br />
die Klassifikation einbezogen worden,<br />
der Begriff „Suprakrestales Attachment“<br />
ersetze die „biologische Breite“, und es<br />
sei das klinische Vorgehen bei indirekten<br />
Restaurationen festgelegt worden. Erstmals<br />
gebe es auch eine Klassifikation für<br />
periimplantäre Gesundheit, Mukositis<br />
und Periimplantitis. Prof. Pretzl erläuterte<br />
das Stufenschema der Therapie anhand<br />
eines Patientenfalls, das Diagnose,<br />
professesionelle mechanische Plaquereduktion,<br />
subgingivale Instrumentierung,<br />
chirurgische Therapie sowie Unterstützende<br />
Parodontitistherapie einschloss<br />
und zeigte die Erfolge im Langzeitergebnis<br />
auf.
ZBW_11-12/2023<br />
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29_FORTBILDUNG<br />
Zahnheilkunde. Dr. Dr. Heinrich Schneider betonte, dass<br />
kontinuierliche Weiterbildung der Schlüssel zur Gewährleistung<br />
einer angemessenen Patientenversorgung ist.<br />
Stellenwert. Prof. Dr. Bernd Haller unterstrich die zunehmende<br />
Bedeutung der Parodontologie im Kontext der neuen<br />
Klassifikation und der S3-Leitlinie.<br />
BIOFILMMANAGEMENT<br />
In seinem Vortrag „Zeitgemäßes Biofilmmanagement<br />
– reicht die Kürette noch<br />
aus?“ stellte PD Dr. Gerhard Schmalz,<br />
Leipzig, ein Gesamtkonzept vor, das die<br />
Patient*innen in den Mittelpunkt der<br />
zahnärztlichen Betreuung stellt. Er plädierte<br />
dafür, eine individualpräventive<br />
Betreuung zu verfolgen, die einerseits intraorale<br />
Bedarfsaspekte berücksichtige,<br />
einschließlich oraler Vorerkrankungen,<br />
vorhandener Versorgungen sowie aktuelle<br />
Befunde. Darüber hinaus sollten auch<br />
patientenbezogene Risikofaktoren berücksichtigt<br />
werden wie Systemerkrankungen,<br />
die Einnahme von Medikamenten<br />
und Lebensgewohnheiten. Dr.<br />
Schmalz hob hervor, dass dieses Konzept<br />
die Sicherheit, Effektivität und Effizienz<br />
der zahnärztlichen Betreuung erhöhe.<br />
Ein Schlüsselwort in diesem Zusammenhang<br />
sei die Selbstwirksamkeit: die Fähigkeit,<br />
das, was man sich vornimmt,<br />
auch tatsächlich umzusetzen. In der Arbeit<br />
mit Patient*innen sei es ein wesentliches<br />
Ziel, ihre Selbstwirksamkeit zu fördern.<br />
Dr. Schmalz empfahl, schrittweise<br />
Fortschritte zu erzielen. Die Aufgabe,<br />
eine bestimmte Stelle drei Mal pro Woche<br />
zu reinigen, sei ein klar definiertes<br />
und erreichbares Ziel, mit dem man beginnen<br />
könne. Sobald dieses Ziel erreicht<br />
sei, könne darauf aufgebaut werden, um<br />
weitere Ziele zu setzen und die Selbstwirksamkeit<br />
weiter zu steigern. Es sei jedoch<br />
wichtig, die Patient*innen nicht<br />
mit zu vielen Aufgaben zu überladen<br />
oder zu überfordern. Eine schrittweise<br />
Vorgehensweise ermögliche es den Patient*innen,<br />
ihre Fortschritte zu erkennen<br />
und ihr Selbstvertrauen in die eigenen<br />
Fähigkeiten zu stärken.<br />
ALLGEMEINERKRANKUNGEN<br />
Prof. Dr. Dirk Ziebolz, Leipzig, sprach in<br />
seinem Vortrag über die evidenzbasierten<br />
Zusammenhänge zwischen Mundgesundheit<br />
und Allgemeinerkrankungen<br />
sowie deren Bedeutung für die Praxis. Er<br />
betonte, dass das Immunsystem bei der<br />
Entstehung von Parodontitis eine<br />
Schlüsselrolle spiele, wobei das Alter ein<br />
wesentlicher Risikofaktor sei. Er wies auf<br />
die Wechselwirkung von Parodontitis<br />
und Diabetes mit gemeinsamen Risikofaktoren<br />
wie Rauchen, Adipositas, Ernährung<br />
und Alter hin: „Diese Krankheiten<br />
beeinflussen sich gegenseitig und<br />
können deshalb als unterschiedliche<br />
Symptome eines größeren Problems,<br />
nämlich einer entzündlichen Dysbalance,<br />
betrachtet werden. Lebensgewohnheiten<br />
haben hier einen hohen Stellenwert,<br />
und es ist eine Verhaltensänderung<br />
erforderlich“. Allgemeinerkrankungen<br />
könnten das Risiko für orale Erkrankungen<br />
erhöhen und deren Verlauf negativ<br />
beeinflussen. Gleichzeitig könnten entzündliche<br />
Parodontitiden direkte oder<br />
indirekte Auswirkungen auf Allgemeinerkrankungen<br />
wie Diabetes oder Rheumaschübe<br />
haben. „Angesichts dieser<br />
komplexen Wechselbeziehungen“, klärte<br />
Prof. Ziebolz auf, „ist die Aufrechterhaltung<br />
einer gesunden Mundhygiene von<br />
entscheidender Bedeutung, da sie sich<br />
frühzeitig und langfristig positiv auf die<br />
allgemeine Gesundheitssituation auswirken<br />
kann“.<br />
EINZELZAHNIMPLANTATE<br />
Prof. Dr. Stefan Fickl, Würzburg, präsentierte<br />
in seinem Vortrag „Rote Ästhetik<br />
bei Einzelzahnimplantaten“ eindrucksvoll,<br />
wie Implantate erfolgreich integriert<br />
und langfristig erhalten werden können.<br />
„Wenn ich ein Implantat setze, muss ich<br />
aus dem Vollen schöpfen“, erklärte Prof.<br />
Fickl. Ein entscheidender Faktor für den<br />
Erfolg sei sowohl guter Knochen als auch<br />
gutes Weichgewebe. Er empfahl, wenn<br />
möglich, sofort zu implantieren. Bei verzögerten<br />
Verfahren empfahl er, Ridge-<br />
Preservation-Techniken anzuwenden.<br />
Wichtig sei, die Knochenersatzmaterialien<br />
entsprechend in den Heilungsprozess<br />
Parodontalchirurgie. Prof. Dr. Bernadette Pretzl zeigte die<br />
Grenzen der nicht-chirurgischen Parodontitistherapie auf.<br />
Biofilmmanagement. PD Dr. Gerhard Schmalz erläuterte ein<br />
modernes patientenorientiertes Präventionskonzept.
30_FORTBILDUNG<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Rote Ästhetik. Prof. Dr. Stefan Fickl demonstrierte<br />
die erfolgreiche Therapie mit Implantaten.<br />
Evidenz. Prof. Dr. Dirk Ziebolz sprach über Zusammenhänge<br />
zwischen Mundgesundheit und Allgemeinerkrankungen.<br />
Der besondere Vortrag. Der Preisüberwacher gewährleistet<br />
fairen Wettbewerb und Verbraucherschutz.<br />
Regeneration. Prof. Dr. Christian Graetz zeigte<br />
Möglichkeiten der regenerativen Therapie.<br />
Praxisteam. Monika Kruse, Lauchringen, gab Tipps für eine<br />
erfolgreiche Mitarbeiterführung.<br />
zu integrieren. Die Entwicklung von Ersatzmaterialien<br />
habe Fortschritte gemacht<br />
und diese erwiesen sich als äußerst<br />
nützlich, insbesondere wenn kein Bindegewebe<br />
aus dem Gaumen entnommen<br />
werde. „Sie bieten sichere Alternativen<br />
und tragen zu guten Ergebnissen bei“, betonte<br />
Prof. Fickl. Bei großen Defekten sei<br />
ein gutes Zusammenspiel von Hart- und<br />
Weichgewebe entscheidend, um gute Ergebnisse<br />
zu erzielen. Zur Verbesserung<br />
von xenogenem Knochenaugmentat<br />
empfahl er die Addition von autologen<br />
Knochenchips. Er wies darauf hin, dass<br />
Hyaluronsäure nicht nur ein wirksamer<br />
Wundheilungsbeschleuniger ist, sondern<br />
auch zur Erhöhung der Vaskularisation<br />
verwendet werden könne.<br />
PARODONTALCHIRURGIE<br />
In ihrem zweiten Vortrag mit dem Thema<br />
„Parodontalchirurgie: Stellenwert &<br />
Indikation“ illustrierte Prof. Dr. Bernadette<br />
Pretzl die Grenzen der nicht-chirurgischen<br />
Parodontitistherapie. Gemäß<br />
den aktuellen wissenschaftlichen Empfehlungen<br />
und den deutschen PAR-<br />
Richtlinien erfolge nach Abschluss der<br />
nicht-chirurgischen Behandlung und einer<br />
Heilungsphase von drei bis sechs Monaten<br />
eine erste Befundevaluation. Falls<br />
sich hierbei Taschen von sechs Millimeter<br />
oder mehr ergeben, sollte eine chirurgische<br />
Therapie in Betracht gezogen werden,<br />
hob Prof. Pretzl hervor. Anhand eines<br />
Fallbeispiels erläuterte sie die allgemeinmedizinischen<br />
und patientenbezogenen<br />
Aspekte, klärte über Leitlinienempfehlungen<br />
auf und demonstrierte die<br />
chirurgische Therapie in Einzelschritten<br />
mit überzeugenden Langzeitresultaten.<br />
REGENERATIVE THERAPIE<br />
Prof. Dr. Christian Graetz, Kiel, präsentierte<br />
in seinem Vortrag „Parodontale Regeneration<br />
– Wunsch und Wirklichkeit“<br />
verschiedene regenerative Verfahren. Unter<br />
Berücksichtigung der aktuellen Evidenz<br />
ständen nur wenige Therapieverfahren<br />
zur Verfügung, die unter klinischen<br />
Bedingungen eine vorhersagbare<br />
parodontale Regeneration ermöglichten.<br />
Eine Methode sei die Guided Tissue Regeneration<br />
(GTR) mit zellokklusiven<br />
Membranen. Im Vergleich zur Instrumentierung<br />
unter Sicht könne damit ein<br />
zusätzlicher Attachmentgewinn von 1,43<br />
Millimetern erreicht werden. Die Kombination<br />
von GTR und Knochenersatzmaterial<br />
führe zu einem zusätzlichen<br />
Attachmentgewinn von 1,5 Millimetern.<br />
Erfolgsentscheidend seien die Entzündungsfreiheit<br />
und die Defektkonfiguration.<br />
Prof. Graetz empfahl, Verfahren mit<br />
maximalem Erhalt der interdentalen Gewebe<br />
zu wählen und die Wundstabilität<br />
zu sichern, um die Morbidität zu verringern.<br />
Dieses Verfahren erfordere eine gewisse<br />
Erfahrung und Übung des Behandlers.<br />
Eine alternative Methode sei die Applikation<br />
von Schmelzmatrixproteinen.<br />
Es gebe starke Evidenz, dass diese klinisch<br />
ähnlich gute Ergebnisse erzielen<br />
wie die GTR-Methode. Sie unterstützten<br />
die Wundheilung und die Bildung von<br />
neuem parodontalem Gewebe. Dieses<br />
Verfahren sei jedoch weniger behandlersensitiv<br />
und es treten weniger Komplikationen<br />
auf. Weitere Verfahren umfassen<br />
die Anwendung von thrombozytenreichem<br />
Plasma (PRP) und thrombozytenreichem<br />
Fibrin (PRF) sowie die Möglichkeiten<br />
der Gentransfer- und Stammzelltherapie.<br />
Allerdings seien randomisierte<br />
kontrollierte Studien (RCTs) notwendig,<br />
um die In-vitro-Ergebnisse zu validieren.<br />
DER BESONDERE VORTRAG<br />
In seinem Vortrag „Blick von Jenseits des<br />
Bodensees: Der Schweizer Preisüberwacher<br />
über Preise im Dreiländereck und<br />
was wo warum viel oder wenig kostet“<br />
gab Dr. Stefan Meierhans Einblicke in<br />
seine Arbeit. Dieses Amt befasst sich damit,<br />
die Preise von Waren und Dienstleistungen<br />
zu überwachen und sicherzustel-
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
31_FORTBILDUNG<br />
len, dass sie fair und angemessen sind.<br />
Besonderes Augenmerk gilt derzeit den<br />
steigenden Gesundheitskosten. In Bezug<br />
auf Zahnarztleistungen wies Dr. Meierhans<br />
darauf hin, dass Schweizer Haushalte<br />
diese weitgehend aus eigener Tasche<br />
bezahlen müssen. Des Weiteren beleuchtete<br />
er die Auswirkungen der Preisüberwachung<br />
auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt<br />
in der Schweiz und zeigte die<br />
größten Preisdifferenzen im Vergleich<br />
zum angrenzenden Ausland.<br />
ADJUVANTE THERAPIE<br />
In seinem Vortrag „Adjuvante Therapiemaßnahmen<br />
in der Parodontitistherapie“<br />
gab Prof. Dr. Axel Spahr, Sydney, einen<br />
umfassenden Überblick über verschiedene<br />
Möglichkeiten zur Unterstützung<br />
der professionellen supra- und subgingivalen<br />
Therapie, die Grundlage für<br />
eine effektive häusliche Mundhygiene<br />
sind. Er empfahl Airflow für die Oberflächenreinigung,<br />
da hier gute Ergebnisse<br />
erzielt werden können. Chlorhexidin<br />
bleibe nach wie vor der Goldstandard für<br />
die kurzfristige Anwendung in der Parodontitis-Therapie,<br />
sei jedoch nicht für die<br />
dauerhafte Anwendung geeignet. Hier<br />
seien essentielle Öle eine geeignete Option,<br />
insbesondere für Patient*innen, bei<br />
denen die mechanische Reinigung ineffizient<br />
ist. Für die systemische Antibiotikagabe<br />
nannte er Amoxicillin als Standard<br />
und Azithromycin als alternative Option.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt seines Vortrags<br />
war die Ernährung, da es zunehmend<br />
Bestrebungen gebe, Nahrungsergänzungsmittel<br />
und natürliche Lebensmittel<br />
zur entzündungshemmenden<br />
Wirkung einzusetzen, erläuterte Prof.<br />
Spahr. Lebensmittel mit hohem Ballaststoffgehalt<br />
wie Obst und Gemüse sowie<br />
Omega-3-Fettsäuren, Glutamin, Glucosamin<br />
und Chondroitin empfahl er als<br />
sinnvolle Ergänzungen. Als Geheimtipp<br />
für eine extrem entzündungshemmende<br />
Wirkung empfahl Prof. Spahr Spirulina.<br />
MITARBEITERFÜHRUNG<br />
Monika Kruse, Lauchringen, gab in ihrem<br />
Vortrag „Fachpersonal finden und<br />
binden – Dos und Don‘ts in der Mitarbeiterführung“<br />
Tipps für eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit in der Praxis. Eine<br />
wichtige Herausforderung in den kommenden<br />
Jahren bestehe darin, Fachpersonal<br />
langfristig an die Praxis zu binden.<br />
Dies erfordere, die Teamkultur zu festigen<br />
und eine positive kooperative Arbeitsumgebung<br />
zu schaffen. Es sei von<br />
großer Bedeutung, die Bedürfnisse und<br />
Erwartungen aller Teammitglieder zu berücksichtigen,<br />
insbesondere die der jüngeren<br />
Generation, die oft andere Vorstellungen<br />
von Arbeit und Karriere habe.<br />
Zahnärzt*innen sollten sich selbst als<br />
Führungspersonen reflektieren und ihre<br />
Führungsqualitäten mit Stärken und<br />
Schwächen kritisch betrachten. „Ein authentisches<br />
und wertschätzendes Verhalten<br />
gegenüber den Mitarbeitenden ist der<br />
Schlüssel zum Erfolg“, resümierte sie.<br />
ZAHNERSATZ<br />
Prof. Dr. Nicola U. Zitzmann, Basel,<br />
sprach über die Herausforderungen bei<br />
der Planung und Umsetzung von Zahnersatz<br />
im parodontal beeinträchtigten<br />
Gebiss. Sie erläuterte, dass es absolut essenziell<br />
sei, dass der klinische Befund und<br />
die Diagnose alle relevanten Parameter<br />
umfassen. Dazu gehören Aspekte wie Okklusion,<br />
Funktion, Frenitus und die Frage<br />
nach der Notwendigkeit von Schienung<br />
sowie das okklusale Einschleifen. Es<br />
sei auch wichtig zu überlegen, ob provisorischer<br />
Zahnersatz benötigt werde und ob<br />
Seitensegmente temporär ersetzt werden<br />
müssten, um die Front zu entlasten. Ein<br />
interdisziplinäres Behandlungskonzept,<br />
das Parodontologie, Konservierende<br />
Zahnheilkunde, Kieferorthopädie und<br />
Prothetik einschließe, sei entscheidend.<br />
„Die Berücksichtigung der reziproken<br />
Wirkung und die vertikale Abstützung<br />
sind bei abnehmbaren Provisorien und<br />
endgültigen Rekonstruktionen wichtig,<br />
um langfristigen Erfolg sicherzustellen“,<br />
unterstrich Prof. Zitzmann. Provisorien,<br />
Schienungen und okklusales Einschleifen<br />
könnten zu jedem Zeitpunkt der Therapie<br />
durchgeführt werden, um die Behandlung<br />
optimal anzupassen. Prof. Zitzmann<br />
empfahl, Implantate nur dann in<br />
Betracht zu ziehen, wenn die Risikofaktoren<br />
reduziert oder eliminiert wurden.<br />
PERIIMPLANTÄRE ERKRANKUNGEN<br />
PD Dr. Philipp Sahrmann, Zürich, wies<br />
zu Beginn seines Referats „Periimplantäre<br />
Erkrankungen – Erkennen, Therapieren<br />
und Vorbeugen“ darauf hin, dass es<br />
bisher keinen anerkannten Standard für<br />
die Therapie von Periimplantitis gebe.<br />
Daher sei eine sichere und frühe Diagnose<br />
periimplantärer Entzündungen wichtig,<br />
idealerweise noch bevor der marginale<br />
Knochen betroffen sei. Dr. Sahrmann<br />
gab einen praktischen Tipp für das periimplantäre<br />
Sondieren: „Damit Sie sicher<br />
und zweifelsfrei sondieren können, geben<br />
Sie dem Patienten eine Anästhesie“.<br />
Er erklärte, dass eine geringe Blutung an<br />
ein bis zwei Stellen akzeptabel sei, aber<br />
wenn das Blut den Interdentalbereich<br />
fülle, deute dies auf eine Entzündung<br />
hin. Er empfahl das Ausstreichen von<br />
apikal nach peripher und erklärte, dass<br />
bereits bei einer kleinen Menge austretendem<br />
Eiter ein Röntgenbild gemacht<br />
werden sollte. Er erklärte, dass der Erfolg<br />
einer Therapie nur dann gewährleistet<br />
sei, wenn Risikofaktoren wie Rauchen<br />
und schlechte Mundhygiene korrigiert<br />
werden. Zur Oberflächenbearbeitung<br />
empfahl er die Reinigung mit dem Pulverstrahlgerät.<br />
Obwohl dies nicht auf<br />
evidenzbasierten Erkenntnissen beruhe,<br />
sei dies aufgrund seiner klinischen Erfahrung<br />
die gründlichste Reinigungsmethode<br />
und beschädige die Oberfläche am<br />
wenigsten. In Fällen von manifestierter<br />
Periimplantitis ist laut Dr. Sahrmann die<br />
Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs<br />
unerlässlich. Gabriele Billischek<br />
Adjuvante Therapiemaßnahmen. Prof. Dr. Axel<br />
Spahr gab nützliche Empfehlungen zur Ernährung.<br />
Prothetik. Prof. Dr. Nicola U. Zitzmann sprach über<br />
Zahnersatz im parodontal geschädigten Gebiss.<br />
Periimplantitis. PD Dr. Philipp Sahrmann diskutierte<br />
Herausforderungen bei periimplantären Erkrankungen.
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Für junge<br />
Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte<br />
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Ischgl ab 590 €<br />
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05.04.2019<br />
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Freitag, 5.4.2024<br />
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10.00 Abfahrt ab Stuttgart (Zahnärztehaus)<br />
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15.00 Ankunft in Ischgl, Zimmerbezug<br />
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17.30 Eröffnung und Seminar<br />
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bis „Die zahnärztlichen Körperschaften<br />
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18.45 Kammer und KZV – Ihre Partner“<br />
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Thorsten Beck, Stuttgart<br />
Thorsten<br />
Christian<br />
Beck,<br />
Zirkel,<br />
Stuttgart<br />
Mannheim<br />
Christian Zirkel, Mannheim<br />
19.30 Gemeinsames Abendessen/Come Together<br />
19.30 Gemeinsames Abendessen/Come Together<br />
Samstag, 6.4.2024<br />
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07.30 Frühstück<br />
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08.30 Seminar „Mein Weg in die Selbstständigkeit –<br />
08.30 bis Seminar Praxisübernahme „Mein Weg und in die Neugründung/<br />
Selbstständigkeit –<br />
bis 10.30 Praxisübernahme Teamführung“ und Neugründung/<br />
10.30 Teamführung“<br />
Dr. Andreas Geist, Tübingen<br />
Dr. Andreas Geist, Tübingen<br />
11.00 Gemeinsames Ski-, Snowboardfahren<br />
11.00 Gemeinsames und Winterwandern Ski-, Snowboardfahren<br />
und Winterwandern<br />
16.00 Come Together/Après-Ski<br />
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20.15 Gemeinsames Abendessen<br />
20.15 Gemeinsames Abendessen<br />
21.45 Bar/Kaminabend/Ischgl bei Nacht<br />
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Sonntag, 7.4.2024<br />
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07.30 Frühstück<br />
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08.30 Seminar „Betriebswirtschaft in der<br />
08.30 Seminar „Betriebswirtschaft in der<br />
bis Zahnarztpraxis“<br />
bis Zahnarztpraxis“<br />
09.00 Heiko Eisele, Stuttgart<br />
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09.00 Seminar „Lernen, anwenden, umsetzen –<br />
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bis Die richtige Honorarabrechnung mit<br />
10.30<br />
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BEMA<br />
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10.30 Dr. BEMA Norbert und Struß, GOZ“, Freiburg<br />
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10.30 Räumung der Zimmer<br />
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11.00 Gemeinsames Ski-, Snowboardfahren<br />
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33_FORTBILDUNG<br />
52. Tagung für ZFA der BZK Tübingen<br />
NACHHALTIGE FORTBILDUNGEN<br />
BEGEISTERN<br />
Die 52. Tagung für Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BZK<br />
Tübingen stand unter dem Motto „Nachhaltige Fortbildungen begeistern“. Und die erste<br />
Fortbildungstagung unter der Leitung des neuen Referenten für Zahnmedizinische<br />
Mitarbeiterinnen der BZK Tübingen, Dr. Jochen Eble, begeisterte tatsächlich – und wird<br />
unter Garantie jene über einen längeren Zeitraum anhaltende Wirkung entfalten, die<br />
sich Dr. Eble für seine erste Bodenseetagung gewünscht hat. „Ich wollte Referenten, die<br />
länger referieren und tiefer in die Materie einsteigen“, erläuterte Dr. Eble sein neues<br />
Fortbildungskonzept. Erstmals fand die Tagung auch wieder ausschließlich als Präsenzveranstaltung<br />
im gut gefüllten Stadttheater Lindau statt.<br />
Prof. Dr. Adrian Lussi eröffnete den ersten<br />
Fortbildungstag – und begeisterte<br />
nicht nur durch seinen schwyzerdütschen<br />
Wortwitz, sondern auch mit seinen<br />
kenntnisreichen Ausführungen über<br />
die Ursachen von Erosionen und die Inhaltsstoffe<br />
von Zahnpasta. Der Verlust<br />
von Zahnhartsubstanz ohne die Beteiligung<br />
von Bakterien ist multifaktoriell:<br />
Reflux und Medikamente haben ebenso<br />
einen Einfluss wie die Ernährung. Prof.<br />
Lussi warnte vor den besonders bei<br />
männlichen Jugendlichen beliebten<br />
Candy Sprays und Rollern. Als Abhilfe<br />
bei Säureangriffen empfahl der Experte:<br />
„Sofort nach dem Essen Zähne putzen,<br />
nicht warten!“ Die Zahnpasta hat eine<br />
lange Geschichte: Wer hätte gedacht,<br />
dass schon 4000 v. Chr. die Zähne mit<br />
Asche und Myrrhe gereinigt wurden?<br />
Aber erst 1956 gab es die erste Zahnpasta<br />
mit Fluorid. Fluoride sind bis heute<br />
Hauptpfeiler der Kariesprophylaxe – gemeinsam<br />
mit der richtigen Ernährung.<br />
„Sie haben einen sehr schönen Beruf gewählt“<br />
– mit diesen abschließenden Worten<br />
löste Prof. Lussi wahre Begeisterungsstürme<br />
im Stadttheater aus.<br />
BLEACHING<br />
Einen tiefen Einblick in die innovativen<br />
und nachhaltigen Aspekte moderner<br />
Bleichtherapien gab Prof. Dr. Karl-Thomas<br />
Wrbas im zweiten zweiteiligen Vortrag<br />
des ersten Fortbildungstages. Ebenso<br />
informativ und humorvoll wie sein<br />
Vorredner ging Prof. Wrbas zunächst auf<br />
externe und interne Zahnverfärbungen<br />
ein. Er erläuterte das Einteilungsschema<br />
externer Zahnverfärbungen und ging auf<br />
sämtliche interne Zahnverfärbungen ein,<br />
zu denen auch die aktuell häufig beschriebene<br />
Molaren-Inzisiven-<br />
Hypomineralisation (MIH) gehört.<br />
Im zweiten Teil stellte<br />
Prof. Wrbas das In-Office-Bleaching<br />
vor, das als Schienenbleichen<br />
fortgesetzt werden kann.<br />
„Alle Bleichtherapien sind nachhaltig<br />
und erprobt“, betonte<br />
Prof. Wrbas, „haben keine<br />
schwerwiegenden Nebenwirkungen<br />
und selbst die postoperative<br />
Sensibilität ist zwar lästig,<br />
aber unproblematisch“.<br />
Der zweite Fortbildungstag beleuchte<br />
das Thema Nachhaltigkeit<br />
eingehender: PD Dr. Daniel<br />
Hellmann bearbeitete das Thema<br />
Nachhaltigkeit über die<br />
Agenda 2030 der Vereinten Nationen.<br />
Die Agenda mit ihren 17<br />
Zielen für nachhaltige Entwicklung<br />
ist ein globaler Plan zur<br />
Förderung von nachhaltigem<br />
Frieden und Wohlstand und<br />
zum Schutz unseres Planeten.<br />
Der Akademie-Direktor offenbarte<br />
nicht nur seinen persönlichen<br />
Bezug zum Thema mit der<br />
Geburt seiner Tochter, sondern zeigte<br />
auch konkrete Hebel für mehr Nachhaltigkeit<br />
in der Zahnarztpraxis auf. So<br />
wird in der Akademie Karlsruhe das Single-Visit-Konzept<br />
realisiert, in dem in einer<br />
Sitzung möglichst alle Behandlungsschritte<br />
erfolgen, um die Anzahl der Patientenkontakte<br />
zu reduzieren.<br />
ERNÄHRUNG<br />
PD Dr. Yvonne Wagner zeigte den Weg<br />
für eine nachhaltige Ernährung auf:<br />
„Die regelmäßige Ernährungsberatung<br />
ist neben der Mundhygieneinstruktion<br />
Präsenztagung. Auch bei der 52. Tagung bildete das Stadttheater<br />
Lindau wieder die malerische Kulisse für die ZFA-Tagung<br />
der BZK Tübingen.<br />
im Rahmen der kontinuierlichen Individual-<br />
und Prophylaxetermine zur Prävention<br />
oraler und allgemeinmedizinischer<br />
Erkrankungen essenziell“, betonte<br />
die Direktorin des ZFZ Stuttgart und<br />
warb für den Kurs „Zielgruppenspezifische<br />
Ernährungsberatung anbieten“,<br />
der sich explizit an Mitarbeiterinnen<br />
richtet.<br />
Den begeisternden Schlussvortrag der<br />
Fortbildung hielt Jens-Christian Katzschner<br />
mit seinen Tipps zu nachhaltiger<br />
Ergonomie: Vorbeugen, ohne sich<br />
vorzubeugen!<br />
Andrea Mader<br />
Foto: Michael Bamberger
34_FORTBILDUNG<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Abschiedssymposium für Professor Dr. Elmar Hellwig<br />
EMOTIONEN, DANKSAGUNGEN<br />
UND WÜRDIGUNGEN<br />
Es ist kaum vorstellbar. Professor Dr. Elmar Hellwig tritt als Ordinarius für Zahnerhaltung<br />
und Parodontologie an der Universität Freiburg in den Ruhestand.<br />
Venia Legendi. Prof. Dr. Elmar Hellwig (rechts hinten) im Kreise seiner Habilitandinnen und Habilitanden.<br />
Es hat die Geschicke der Klinik seit Oktober<br />
1993 in nunmehr 30 Jahren äußerst<br />
erfolgreich gelenkt. Diesem Anlass<br />
zu Ehren wurde am 30. September<br />
2023 ein ganztägiges festliches Symposium<br />
mit dem Titel „Rückblicke und<br />
Ausblicke in der Zahnerhaltung“ abgehalten,<br />
an dem knapp 200 Teilnehmer<br />
zugegen waren. So kamen Freunde, ehemalige<br />
Doktoranden, Habilitanden,<br />
Klinikpersonal, Vertreter der Zahnärztekammer<br />
Baden-Würrtemberg und<br />
weitere Weggefährten in einer zum Teil<br />
sehr emotional getragenen Atmosphäre<br />
zusammen, die keiner der Anwesenden<br />
so schnell vergessen wird.<br />
WIRKEN<br />
Gestartet wurde das Programm mit einer<br />
Violinsonate von W. A. Mozart, gefolgt<br />
von einer Begrüßung durch den Moderator<br />
der Veranstaltung, Prof. Dr. Thomas<br />
Attin, Universität Zürich. Er stellte den<br />
Lebenslauf von Prof. Hellwig vor, der ihn<br />
über berufliche Stationen in Marburg<br />
und Köln schließlich nach Freiburg führte.<br />
Er hob die zahlreichen wissenschaftlichen<br />
Preise hervor, die Prof. Hellwig in<br />
seiner Karriere zugesprochen worden waren:<br />
Allen voran nannte er den „Distinguished<br />
Scientist Award der IADR“, der als<br />
die höchste Auszeichnung in der Zahnmedizin<br />
gilt.<br />
Der Dekan der Medizinischen Fakultät<br />
der Universität Freiburg, Prof. Dr. Lutz<br />
Hein, stellte in seiner Ansprache das große<br />
<strong>Engagement</strong> Prof. Hellwigs in verschiedenen<br />
Gremien und Funktionen in<br />
den Vordergrund und dankte ihm unter<br />
anderem für sein langjähriges Wirken<br />
als Studiendekan.<br />
Prof. Hellwigs Wirken als Präsident der<br />
Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung<br />
(DGZ; 1999 bis 2002) sowie sein<br />
Einsatz bei der Abfassung verschiedener<br />
S3-Leitlinien wurde von der Präsidentin<br />
der DGZ, Prof. Dr. Annette Wiegand,<br />
Universität Göttingen, hervorgehoben.<br />
Sie betonte auch, dass Prof. Hellwig als<br />
Erstautor des Buches „Einführung in<br />
die Zahnerhaltung“ seit der Erstausgabe<br />
im Jahr 1994 zahlreichen Studierenden<br />
und Praktikern einen Leitfaden an<br />
die Hand gegeben habe, der in Deutschland<br />
als „Der Hellwig“ größte Anerkennung<br />
genießt.<br />
In Kurzvorstellungen verwiesen die 16<br />
Habilitandinnen und Habilitanden von<br />
Prof. Hellwig auf ihre jeweiligen Arbeiten<br />
und dankten Prof. Hellwig für die Inspirationen,<br />
die zum Gelingen der Arbeiten<br />
beigetragen hatten. Besonders hervorgehoben<br />
wurde, dass Prof. Hellwig<br />
ein Chef auf Augenhöhe gewesen sei, der<br />
dem Gegenüber immer Wertschätzung<br />
und Empathie entgegengebracht habe.<br />
Mit einem Violin-Duo von Charles-Auguste<br />
de Bériot, gespielt von Simone<br />
Schermi und Benjamin Hoffmann, endete<br />
der erste Teil der Veranstaltung.<br />
WISSENSCHAFT<br />
Im zweiten Teil nahmen zunächst vier<br />
wissenschaftliche Vorträge renommierter<br />
Hochschullehrer und Wissenschaftler<br />
einen breiteren Rahmen ein. Alle Referenten<br />
verband zudem eine langjährige<br />
Freundschaft zu Prof. Hellwig, die<br />
auch in den Vorträgen zum Ausdruck<br />
kam. Prof. Dr. Rainer Seemann, Universität<br />
Bern und Dentsply Sirona, stellte in<br />
seinem Vortrag zur „Digitalen Zahnmedizin<br />
der Zukunft“ nachdenkliche und<br />
zum Teil erheiternde Aspekte vor, wie<br />
sich die Zahnmedizin der Zukunft<br />
Kollegen. Gemeinschaftsfoto der übrigen Referenten mit Prof. Dr. Elmar Hellwig.
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
35_FORTBILDUNG<br />
Fotos: Prof. Dr. Thomas Attin<br />
Freude. Der Geehrte war bester Laune angesichts der vielen positiven Eindrücke.<br />
Charisma. Prof. Hellwig wie<br />
man ihn kennt bei seiner abschließenden<br />
Rede: engagiert<br />
und ausnehmend gewinnend.<br />
durch digitale Prozesse und Kommunikationswege<br />
verändern könnte. Dass die<br />
Digitalisierung aber auch Schattenseiten<br />
haben könnte, zeigte er am Beispiel eines<br />
mit Hilfe von Chat-GTP erstellten Redemanuskripts,<br />
mit dem sich durch Eingabe<br />
von wenigen Schlagworten vollständige,<br />
(mehr oder weniger) sinnhafte Textpassagen<br />
zum Leben von Prof. Hellwig<br />
erstellen ließen.<br />
„Prävention von Karies und Erosionen –<br />
Was Neues hinterm Horizont?“ war das<br />
Thema von Prof. Dr. Adrian Lussi, ehem.<br />
Universität Bern, der in seinem Referat<br />
zukünftige präventive Strategien ansprach,<br />
bei denen auch interessante Modifikationen<br />
der Speichelpellikel zum<br />
verbesserten Schutz vor Erosionen einen<br />
Beitrag leisten könnten. Als stimmungsvollen<br />
Abschluss seines Vortrages, ließ<br />
Prof. Lussi eine farbenfrohe und kunstvolle<br />
Serie eingefärbter histologischer<br />
Zahnschnitte als Film ablaufen.<br />
Auch im folgenden Vortrag von Prof.<br />
Dr. Matthias Hannig, Universität Homburg,<br />
spielte der menschliche Speichel<br />
eine wichtige Rolle. In seinem Referat<br />
„Speicheldiagnostik – Was bringt die<br />
Zukunft?“ wurde das Potenzial des Speichels<br />
als Diagnostikum für verschiedene<br />
Erkrankungen hervorgehoben. Die<br />
schier unendliche Vielfalt von Speichelbestandteilen<br />
(wie z. B. 3000 bisher erkannter<br />
Proteine) lassen den Speichel in<br />
Konkurrenz beziehungsweise als Adjuvans<br />
zu der bisher üblichen Diagnose<br />
mittels Blutuntersuchungen treten.<br />
Der Vortrag von Prof. Dr. Bernd Haller,<br />
Universität Ulm, mit dem Titel „30 Jahre<br />
Direkte Seitenzahnrestaurationen mit<br />
Komposit – Tops, Flops, Perspektiven“<br />
machte deutlich, welche Entwicklungsschritte<br />
in dem 30-jährigen Zeitraum<br />
des Wirkens von Prof. Hellwig in Freiburg<br />
in der restaurativen, konservierenden<br />
Zahnmedizin vollbracht werden<br />
konnten. Es wurde deutlich, dass mit<br />
den modernen Kompositen ein Füllungsmaterial<br />
zur Verfügung steht, das<br />
zwar techniksensitiv ist und einige konzentrierte<br />
Arbeitsschritte verlangt, aber<br />
schlussendlich zur stabilen Langzeitversorgung<br />
auch schwieriger Situationen<br />
herangezogen werden kann.<br />
Der Zufall wollte es, dass auch Prof.<br />
Reinhard Hickel, Universität München,<br />
am selben Tag wie Prof. Hellwig in den<br />
Ruhestand trat. In einleitenden Worten<br />
würdigte Prof. Attin auch sein beeindruckendes<br />
Œuvre und Wirken für die<br />
Zahnmedizin. In Prof. Hickels Beitrag<br />
„Ein arbeitsreiches Leben, aber gelacht<br />
haben wir auch …“ kam auf sehr humorvolle<br />
Weise die gegenseitige Wertschätzung<br />
der beiden zukünftigen Ruheständler<br />
zum Ausdruck. Es ist aber zum<br />
Glück absehbar, dass beide auch zukünftig<br />
der Zahnmedizin in verschiedenen<br />
Aufgaben verbunden bleiben werden.<br />
WERTSCHÄTZUNG<br />
Damit war die Bühne frei für den zukünftigen<br />
Emeritus: In seinem Vortrag<br />
„Mein Weg zum Hochschullehrer“ skizzierte<br />
Prof. Hellwig seine wissenschaftlichen<br />
Stationen, angefangen von einer<br />
wissenschaftlichen Hilfstätigkeit in der<br />
Anatomie an der Universität Münster<br />
über ein DFG-gefördertes Projekt in<br />
Marburg und viele weitere Stationen bis<br />
zum Ruf an die Universität Freiburg im<br />
Jahr 1993. Mit emotionalen Worten<br />
dankte Prof. Hellwig allen, die ihn auf<br />
diesem Weg unterstützt und begleitet<br />
haben – insbesondere seiner Frau Ellen<br />
und seiner weiteren Familie. Als besondere<br />
Wertschätzung für Prof. Hellwig<br />
gab es nicht endend wollende Standing<br />
Ovations vom sichtlich gerührten Publikum.<br />
Nach Dankesworten von Mitarbeiter*innen<br />
der Klinik endete das Symposium<br />
mit einer Verabschiedung durch<br />
den Moderator, der dem zukünftigen<br />
Direktor der Klinik für Zahnerhaltung<br />
und Parodontologie der Universität<br />
Freiburg, Prof. Dr. Fabian Cieplik (noch<br />
Universität Regensburg), alles Beste und<br />
gutes Gelingen bei seinem zukünftigen<br />
Wirken wünschte.<br />
Bei einem abschließenden Apéro hatten<br />
alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
noch Gelegenheit, sich mit Prof. Hellwig<br />
auszutauschen und ihm persönlich die<br />
besten Zukunftswünsche zu übermitteln.<br />
Prof. Dr. Thomas Attin<br />
Ehrung. Standing Ovations für den scheidenden Ordinarius der Universität Freiburg.
36_FORTBILDUNG<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Wurzelkaries bei älteren Patienten<br />
HERAUS-<br />
FORDERUNGEN<br />
BEI DER<br />
In den letzten Jahren ist die Kariesprävalenz in<br />
Deutschland, insbesondere bei Kindern und<br />
jungen Erwachsenen, deutlich zurückgegangen.<br />
Da es in jungen Jahren seltener zu Zahnverlusten<br />
aufgrund von Karies kommt, können immer mehr<br />
Patienten zunehmend viele Zähne bis zu einem<br />
hohen Alter erhalten. Die im Alter häufig vorhandenen<br />
freiliegenden Wurzeloberflächen der<br />
Zähne unterliegen dabei einem besonders hohen<br />
Risiko für die Entstehung von Karies.<br />
Die Prävalenz von Wurzelkaries bei Senioren hat deutlich zugenommen.<br />
Insbesondere die Behandlung dieser Kariesform<br />
bei pflegebedürftigen Senioren erfordert entsprechend angepasste<br />
Versorgungsstrategien, die einerseits effektiv sind und<br />
andererseits außerhalb der Zahnarztpraxis angewandt werden<br />
können.<br />
PROBLEM IM ALTER<br />
Durch effektive Präventionsmaßnahmen ist in den letzten<br />
Jahrzehnten in Deutschland ein deutlicher Kariesrückgang<br />
bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu verzeichnen 2 .<br />
Die Erfolge bei der Kariesprävention führen bei vielen Patienten<br />
dazu, dass in jüngeren Jahren deutlich weniger Zähne aufgrund<br />
von Karies extrahiert werden müssen. Die Konsequenz<br />
dieses positiven Trends ist, dass bei älteren Patienten eine zunehmende<br />
Anzahl eigener natürlicher Zähne vorhanden ist.<br />
Altersbedingte Veränderungen und Parodontitis führen aber<br />
häufig dazu, dass die Wurzeloberflächen bei den Zähnen dieser<br />
Patienten freiliegen. Da die Wurzeloberfläche eine Kariesprädilektionsstelle<br />
darstellt, ist insbesondere bei älteren Patienten<br />
Wurzelkaries häufig vorzufinden. Die zunehmende Prävalenz<br />
von Wurzelkaries bei Senioren führt dabei in Verbindung<br />
mit der wachsenden Zahl älterer Bevölkerungsgruppen<br />
als Folge des demografischen Wandels zu einem raschen Anstieg<br />
der Gesamtzahl behandlungsbedürftiger Wurzelkariesläsionen<br />
in Deutschland 7 .<br />
VERSORGUNG VON WURZELKARIES<br />
Zusätzlich zu der Herausforderung, insgesamt eine immer<br />
größer werdende Zahl an Wurzelkariesläsionen behandeln zu<br />
müssen, stellt auch die Behandlungsfähigkeit vieler älterer Patienten<br />
eine Herausforderung dar. So geht zunehmendes Alter<br />
oft mit dem Bedarf an Langzeitpflege und Mobilitätseinschränkungen<br />
– und damit oft verbunden mit Einschränkungen<br />
bei der Behandlung – einher. Im Zuge des demografischen<br />
Wandels ist dabei ebenfalls ein ungünstiger Trend zu beobachten:<br />
ein deutlicher Anstieg der Anzahl pflegebedürftiger Menschen<br />
in Deutschland. Waren es zur Jahrtausendwende noch<br />
rund zwei Millionen Pflegebedürftige, so ist diese Zahl bis<br />
2021 auf rund fünf Millionen angestiegen (Quelle: Statistisches<br />
Bundesamt) (Abb. 1). Insgesamt ergibt sich daraus ein<br />
zunehmender Versorgungsbedarf von Wurzelkaries in älteren<br />
Bevölkerungsgruppen, von denen jedoch viele aufgrund von<br />
altersbedingten Einschränkungen nur begrenzt behandlungsfähig<br />
sind. Wurzelkaries wird demnach als ein bedeutendes<br />
Mundgesundheitsproblem der Zukunft angesehen 4 .<br />
Auf Zahnebene weist die Prävention und Behandlung von<br />
Wurzelkaries Unterschiede im Vergleich zur Therapie koronaler<br />
Karies auf. Diese werden besser verständlich, wenn man die<br />
Besonderheiten bei der Pathogenese von Wurzelkaries betrachtet.<br />
Allgemein wird Karies heute als ein dynamischer<br />
Prozess angesehen, bei dem die vermehrte Zufuhr von Kohlehydraten<br />
zu einer Verschiebung des Keimspektrums im Biofilm<br />
hin zu pathogenen säurebildenden und säuretoleranten<br />
Bakterien führt. Dieser nun kariogene Biofilm kann bei weiterer<br />
Kohlehydratzufuhr den pH-Wert auf der Zahnoberfläche<br />
so stark absenken, dass es zu einer zunächst reversiblen Demineralisation<br />
des Zahnhartgewebes kommt. Überwiegen<br />
Demineralisationsperioden über einen gewissen Zeitraum,<br />
entsteht eine irreversible Kariesläsion. Diese allgemeine Erklärung<br />
zur Kariesentstehung trifft insgesamt zwar auch für<br />
Wurzelkaries zu. Jedoch gibt es hier im Vergleich zur Kariesentstehung<br />
im Schmelz Unterschiede: Dentin hat eine deutlich<br />
höhere Säureanfälligkeit als der Zahnschmelz. So liegt<br />
der kritische pH-Wert für eine Demineralisation von Dentin<br />
bei ca. 6,2 bis 6,7 (Schmelz: ca. 5,2 bis 5,7). Hierdurch kommt
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
37_FORTBILDUNG<br />
ENTWICKLUNG DER ANZAHL DER PFLEGEBEDÜRFTIGEN IN DEUTSCHLAND SEIT 1999<br />
6000<br />
Bild: Adobe Stock / oneinchpunch<br />
Foto: Adobe Stock/DenisProduction.com<br />
Anzahl Pflegebedürftiger in Tausend<br />
1<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021<br />
Statistik. In den letzten Jahren ist die Gesamtzahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland deutlich gewachsen. Die Mehrzahl der rund fünf Millionen<br />
Pflegebedürftigen wird durch Angehörige oder durch mobile Pflegedienste zu Hause versorgt.<br />
es bei einem kariogenen Säureangriff am Dentin zu länger andauernden<br />
Demineralisationsperioden mit entsprechend<br />
ausgeprägterem Substanzverlust. Bei Wurzelkaries wird der<br />
Zahnsubstanzverlust aber nicht nur durch Demineralisationsprozesse<br />
sondern auch durch enzymatischen Abbau organischer<br />
Bestandteile des Dentins verursacht. Dentin besteht<br />
zu etwa 30 Prozent aus organischem Material, hauptsächlich<br />
Kollagenfasern, die eine Matrix bilden, in die Mineralien eingebettet<br />
sind. Nach initialem Mineralverlust wird die Kollagenmatrix<br />
einem Abbau durch kollagenolytische Enzyme zugänglich,<br />
die überwiegend aus dem Dentin selbst entstammen<br />
und durch den bakteriellen Säureangriff aktiviert werden<br />
9 . Im Gegensatz zu Demineralisierungsvorgängen im<br />
Schmelz ist der enzymatische Abbau irreversibel. Dadurch<br />
kommt es bei Wurzelkaries schon in frühen Stadien zu einem<br />
irreversiblen Zahnsubstanzverlust.<br />
Im Gegensatz zu koronalen Kariesläsionen, die eher in wenig<br />
zugänglichen Bereichen liegen, sind Wurzelkariesläsionen oft<br />
(aber nicht immer!) in Bereichen lokalisiert, die der Mundhygiene<br />
relativ gut zugänglich sind (Abb. 2). Wurzelkariesläsionen<br />
haben auch eher eine schüsselförmige Morphologie, was<br />
sie im Vergleich zu kariesbedingten Einbrüchen im Schmelz<br />
besser reinigungsfähig macht. Unter diesen Voraussetzungen<br />
besteht eine gute Chance, Wurzelkariesläsionen durch die Anwendung<br />
präventiver Maßnahmen zu inaktivieren (= arretieren)<br />
und damit in ihrer weiteren Ausbreitung zu stoppen.<br />
Diese Möglichkeit sollte insbesondere bei der Therapie von<br />
Wurzelkaries bei älteren Patienten, die nur eingeschränkt behandlungsfähig<br />
sind, genutzt werden. Entsprechende Empfehlungen<br />
zur Versorgung von Wurzelkaries werden im Folgenden<br />
aufgeführt.<br />
Versorgung zu Hause Vollstationäre Pflege Insgesamt<br />
VERSORGUNG VON WURZELKARIES<br />
Die Behandlung von Karies und deren Folgen stellt das Tagesgeschäft<br />
der meisten Zahnärzte dar. Der hierfür gewohnte Behandlungsansatz<br />
in der Zahnarztpraxis – das Legen einer Füllung<br />
– ist zwar auch zur Behandlung von Wurzelkaries möglich,<br />
aber nicht immer sinnvoll: Wurzeldentin ist im Vergleich<br />
zum Schmelz weniger gut für die adhäsive Befestigung von<br />
Restaurationsmaterialien geeignet. Auch die Trockenlegung<br />
ist in dieser Region oft problematisch. So haben Füllungen<br />
zur Versorgung von Wurzelkaries eine erhöhte Misserfolgsrate<br />
1 . Darüber hinaus ist eine restaurative Therapie insbesondere<br />
bei eingeschränkt behandlungsfähigen Senioren nicht immer<br />
anwendbar. Aktuelle Versorgungskonzepte für Wurzelkaries<br />
zielen daher eher auf risikoadaptierte Präventionsmaßnahmen<br />
und non-invasive Behandlungsstrategien ab.<br />
EMPFEHLUNGEN ZUR PRÄVENTION<br />
Die Ansätze zur Wurzelkariesprävention unterscheiden sich<br />
nur wenig von den Maßnahmen, die zur Prävention von koronaler<br />
Karies empfohlen werden. So bilden auch hier verhaltenslenkende<br />
Maßnahmen wie die Reduzierung der Zuckerzufuhr,<br />
die Verbesserung der häuslichen Mundhygiene zur<br />
Beeinflussung des Biofilms und die Anwendung von Fluorid<br />
die Eckpfeiler der Kariesprävention. Während sich für Patienten<br />
mit Wurzelkariesrisiko die Empfehlungen zur Ernährung<br />
nicht von denen jüngerer Patienten mit erhöhtem Kariesrisiko<br />
unterscheiden, gibt es bei der häuslichen Mundhygiene<br />
und Fluoridanwendung einige Aspekte, die bei Wurzelkaries<br />
beachtet werden sollten.<br />
Die generelle Empfehlung zweimal täglich mit einer fluoridhaltigen<br />
Zahnpasta (1000 bis 1500 ppm F) die Zähne zu putzen,<br />
gilt auch für Patienten mit Wurzelkaries. Bei gut zugänglichen<br />
Wurzeloberflächen und moderatem Kariesrisiko ist<br />
diese Maßnahme zur Vorbeugung von Wurzelkaries ausreichend.<br />
Für einen besseren Effekt können Patienten mit erhöhtem<br />
Kariesrisiko ersatzweise das zweimal tägliche Zähneputzen<br />
mit einer Zahnpasta mit erhöhtem Fluoridgehalt<br />
(5000 ppm F) durchführen 5 .<br />
Um der Entstehung schwer behandelbarer approximaler Wurzelkariesläsionen<br />
vorzubeugen, sollte eine gründliche Approximalraumhygiene<br />
unter Anwendung von Interdentalraumbürsten<br />
mit Fluoridzahnpasta durchgeführt werden 5 . Für Pa-<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2023)/Grafik IZZ
38_FORTBILDUNG<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
tienten mit motorischen Einschränkungen kann diese Maßnahme<br />
durchaus eine Herausforderung darstellen. Daher<br />
kann es sinnvoll sein, Angehörige in die individuelle Unterweisung<br />
zu den Mundhygienemaßnahmen mit einzubeziehen.<br />
Gerade pflegebedürftige Patienten sind oft nur noch eingeschränkt<br />
oder gar nicht mehr in der Lage, selbstständig effektive<br />
Mundhygienemaßnahmen durchzuführen. In diesem<br />
Fall sollten die Mundhygienemaßnahmen durch die Pflegenden<br />
selbst durchgeführt werden 5 .<br />
EMPFEHLUNGEN ZUR BEHANDLUNG<br />
Wie bereits aufgeführt, ist die Anwendung klassischer Behandlungsansätze<br />
wie das Legen einer Füllung bei älteren Patienten<br />
mit Wurzelkaries limitiert. Daher werden für die Behandlung<br />
von Wurzelkaries non-invasive Maßnahmen empfohlen, die bei<br />
Wurzelkaries effektiv sind und auch bei eingeschränkt behandlungsfähigen<br />
Senioren angewendet werden können. Das Ziel<br />
dieser Behandlungsansätze ist nicht die Rekonstruktion des<br />
Zahnes, sondern die Arretierung der vormals aktiven Kariesläsion.<br />
Dies kann schon allein durch die Reduzierung des Kariesrisikos<br />
unter Anwendung der zuvor besprochenen Maßnahmen<br />
zur Wurzelkariesprävention erreicht werden. So kann es<br />
bereits ausreichend sein, gut zugängliche aktive Wurzelkariesläsionen<br />
bei der täglichen Mundhygiene zu putzen. Die regelmäßige<br />
Entfernung des Biofilms auf der Läsionsoberfläche bewirkt<br />
dabei schon eine Arretierung, wenn diese Maßnahme<br />
konsequent umgesetzt wird 10 .<br />
Auch die im Rahmen der häuslichen Mundhygienemaßnahmen<br />
erfolgende lokale Fluoridierung durch die Zahnpasta<br />
wirkt hier unterstützend. Dabei hat auch zur Arretierung von<br />
aktiver Wurzelkaries die Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt<br />
von 5000 ppm einen stärkeren Effekt und wird entsprechend<br />
für Patienten mit erhöhtem Wurzelkariesrisiko empfohlen 3, 5 .<br />
Für die ebenfalls empfehlenswerte professionelle Fluoridapplikation<br />
in der Praxis stehen verschiedene Präparate zur Verfügung.<br />
So kann durch eine regelmäßige Applikation von Fluoridlack<br />
Wurzelkaries erfolgreich arretiert werden. Eine neuere<br />
2<br />
und bisher noch wenig verbreitete Substanz zur professionellen<br />
Fluoridierung ist Silberdiaminfluorid (SDF). Einige klinische<br />
Studien konnten zeigen, dass diese Substanz hoch effektiv<br />
bei der Arretierung von Wurzelkaries ist 3 . Ein unerwünschter<br />
Nebeneffekt einer Behandlung mit SDF ist jedoch eine irreversible<br />
Schwarzfärbung der behandelten Zahnoberflächen. Auch<br />
wenn viele Patienten dies unter bestimmten Umständen tolerieren,<br />
sollten sie vor der Behandlung entsprechend aufgeklärt<br />
und auf diese Nebenwirkung hingewiesen werden 8 . SDF ist zudem<br />
in Deutschland für die Behandlung von Wurzelkaries<br />
nicht zugelassen (das derzeit einzige in Deutschland erhältliche<br />
Produkt [Riva Star; SDI Limited] ist nur als Desensitizer<br />
zugelassen), sodass die Behandlung „off-Label“ erfolgen müsste.<br />
Auch die professionelle Applikation von Chlorhexidin-Lack<br />
war in klinischen Studien sowohl zur Prävention als auch zur<br />
Arretierung von Wurzelkaries wirksam 3 .<br />
Wenn die non-invasiven Verfahren nicht zum Erfolg führen,<br />
kann eine restaurative Therapie erwogen werden. Als Restaurationsmaterial<br />
kommen hierfür vor allem Komposite und<br />
Glasionomerzemente infrage. Gerade bei Wurzelkariesläsionen,<br />
die bei der Füllungslegung nicht gut trocken gehalten<br />
werden können, bietet sich Glasionomerzement als Restaurationsmaterial<br />
an. Zwar gelten Glasionomerzemente in größeren<br />
Kavitäten eher als provisorisches Füllungsmaterial. In Kavitäten<br />
im Zahnhalsbereich, die der Kaubelastung nicht<br />
standhalten müssen, scheint diese Materialklasse hinsichtlich<br />
Haltbarkeit keinen Nachteil gegenüber Komposit zu haben 6 .<br />
FAZIT<br />
Wurzelkaries ist ein zunehmendes Problem bei älteren Patienten.<br />
Die Prävention und Therapie dieser Erkrankung werden<br />
zukünftig einen immer größer werdenden Stellenwert bei der<br />
zahnmedizinischen Versorgung älterer Patienten einnehmen.<br />
Aktuelle Empfehlungen unterstreichen hierzu die Notwendigkeit<br />
von wirksamen Maßnahmen zur Kariesprävention gerade<br />
bei älteren Patienten und sehen zur Therapie von Wurzelkaries<br />
insbesondere bei pflegebedürftigen Senioren eher<br />
non-invasive Verfahren zur Kariesarretierung vor.<br />
PD Dr. Gerd Göstemeyer,<br />
Abteilung für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin,<br />
Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde,<br />
Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />
Foto: Lisa Bombeck, Charité<br />
Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt werden unter<br />
Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
0711 222966-14<br />
info@zahnaerzteblatt.de<br />
Freiliegende Wurzeloberflächen. Ausgeprägte Wurzelkariesläsionen<br />
bei einer Pflegeheimbewohnerin (81 Jahre, Demenz,<br />
Pflegegrad 3 mit Unterstützung bei Mundhygienemaßnahmen<br />
durch das Pflegepersonal) an den Zähnen 32, 33 und 34. Neben<br />
einer weichen Oberflächenkonsistenz ist die Plaque-Bedeckung<br />
ein Hinweis darauf, dass die Läsionen aktiv sind. Ist eine<br />
Verbesserung der Mundhygiene realisierbar, können die Läsionen<br />
arretieren und damit eine aufwändige restaurative Therapie<br />
umgangen werden.<br />
PD Dr. Gerd Göstemeyer,<br />
Oberarzt,<br />
Abteilung für Zahnerhaltung,<br />
Präventiv- und Kinderzahnmedizin,<br />
Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde,<br />
Charité – Universitätsmedizin Berlin
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
39_KOMMUNIKATION<br />
Landesparteitag Bündnis 90/Die Grünen in Weingarten<br />
THEMENVIELFALT<br />
Beim zweitägigen Landesparteitag der Grünen in Weingarten war die Themenpalette<br />
dieses Mal bunt und vielfältig: Neben der Migrationspolitik beschäftigte auch die<br />
Solidarität mit Israel die Debatten. Am Sonntag war vor allem der Umgang mit der AfD ein<br />
wesentliches Thema. Am Stand der Zahnärzteschaft diskutierten Dr. Hans Hugo Wilms<br />
(KZV BW), Dr. Jutta Vischer (LZK BW) und Cornelia Schwarz (IZZ BW) mit den Politiker*innen<br />
vor allem über die Nichtanpassung der GOZ, den ersehnten Bürokratieabbau, mehr<br />
Studienplätze für die Zahnmedizin von morgen und die Abschaffung der Budgetierung.<br />
Nahm sich Zeit: Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />
MdL (r.) mit Dr. Jutta Vischer, Dr. Hans<br />
Hugo Wilms und Cornelia Schwarz (v. l.).<br />
Ricarda Lang MdB (l.), Bundesvorsitzende der<br />
Grünen, versprach die Anliegen der Zahnärzteschaft<br />
mit nach Berlin zu nehmen.<br />
Cem Özdemir MdB (M.), Bundesminister für<br />
Ernährung und Landwirtschaft, freute sich über<br />
das Wiedersehen.<br />
Sozialminister Manne Lucha MdL und Cornelia<br />
Schwarz waren sich einig über die Stärkung der<br />
flächendeckenden Versorgung.<br />
Landtagspräsidentin Muhterem Aras MdL und<br />
Dr. Jutta Vischer (v. l.) sprachen über die Solidarität<br />
für Israel.<br />
Die Rahmenbedingungen für die Gesundheitsberufe<br />
waren Thema zwischen Kultusministerin Theresa<br />
Schopper und Dr. Hans Hugo Wilms.<br />
Im Forum platzierten die Sprecher*innen<br />
der Zahnärzteschaft die berufspolitischen<br />
Standpunkte bezüglich des GKV-FinStG<br />
genauso klar wie die Problematik der investorengeführten<br />
medizinischen Versorgungszentren.<br />
Auch der unveränderte<br />
GOZ-Punktwert war ein viel besprochenes<br />
Thema am Rande der Landesdelegiertenkonferenz.<br />
Darüber hinaus diskutierten<br />
die Gesprächspartner*innen verschiedene<br />
Maßnahmen, um die langfristige<br />
Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung<br />
durch mehr Studienplätze zu gewährleisten.<br />
Cornelia Schwarz<br />
GOZ und Beihilfe waren Thema zwischen<br />
Dr. Hans Hugo Wilms (l.) und Danyal Bayaz<br />
Finanzminister des Landes.<br />
Petra Krebs MdL, Sprecherin für <strong>Soziales</strong>, Gesundheit<br />
und Pflege, fühlte sich sichtlich wohl<br />
am Stand der Zahnärzteschaft.<br />
Fotos: Felix Kästle & Suzana Jordacevic
40_KOMMUNIKATION<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Parlamentarisches Frühstück thematisierte Parodontitis<br />
AUSWIRKUNGEN AUF<br />
GESAMTGESUNDHEIT<br />
Fotos: Jan Potente<br />
Das Parlamentarische Frühstück, zu dem das Informationszentrum Zahn- und<br />
Mundgesundheit (IZZ) alljährlich zu Herbstbeginn im Namen der Zahnärzteschaft Baden-<br />
Württembergs einlädt, nahm in diesem Jahr einen besonderen Gesundheitsaspekt in<br />
den Fokus. Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger, Leiterin der Sektion Parodontologie der Klinik für<br />
Zahnerhaltungskunde und Parodontologie an der Universität Freiburg, referierte vor<br />
Vertreter*innen der Politik, darunter die gesundheitspolitischen Sprecher*innen der Landtagsfraktionen,<br />
Delegierte der Krankenkassen und der zahnärztlichen Körperschaften. Das<br />
Thema des Vortrags war Parodontitis und deren Auswirkungen auf die gesamte Gesundheit.<br />
Michael Mruck, Leiter der vdek-Landesvertretung<br />
(l.), und Markus Koffner, Leiter regionales<br />
Vertragswesen der Technikerkrankenkasse.<br />
Florian Wahl MdL, Sprecher für Gesundheit und<br />
Pflege (SPD), und Jana Lux, Parlamentarische<br />
Beraterin der FDP-Landtagsfraktion.<br />
Jürgen Graf von der AOK im Gespräch mit<br />
Carmen Basso, Leiterin des Referats Vertrag der KZV.<br />
Nach einer kurzen Begrüßung durch<br />
den Gastgeber, Dr. Torsten Tomppert,<br />
Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung (KZV BW) und<br />
Präsident der Landeszahnärztekammer<br />
(LZK BW), eröffnete Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger<br />
das Parlamentarische Frühstück<br />
in der Landeshauptstadt. In ihrem<br />
Impulsvortrag stellte sie Ursachen und<br />
Verläufe von Parodontitis in den Mittelpunkt<br />
und verdeutlichte, wie sich diese<br />
chronische Entzündung des Zahnhalteapparats<br />
auf den Gesamtorganismus<br />
auswirkt und betonte dabei die Bedeutung<br />
von Prävention, Früherkennung<br />
und begleitender Therapie.<br />
CHANCEN<br />
Des Weiteren erläuterte Prof. Ratka-<br />
Krüger, die seit 2006 Studiengangsleiterin<br />
des Master of Science Parodontologie<br />
und Implantattherapie ist, die verschiedenen<br />
Therapieansätze, um Parodontitis<br />
wirksam zu behandeln und deren<br />
Folgen zu minimieren. Ihr Vortrag
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
41_KOMMUNIKATION<br />
Dr. Torsten Tomppert, Vorstandsvorsitzender<br />
der KZV BW und Präsident<br />
der LZK BW, war Gastgeber.<br />
Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger, Leiterin der Sektion<br />
Parodontologie, Abteilung für Zahnerhaltungskunde<br />
und Parodontologie der Uniklinik Freiburg und<br />
Referentin der Veranstaltung.<br />
Dr. Peter Riedel, stv. Vorsitzender der KZV (2. v. l.) und<br />
Dr. Jutta Vischer von der LZK (r.).<br />
Dr. Michael Preusch MdL, Sprecher für Gesundheitspolitik<br />
der CDU.<br />
Bernhard Eisenhut MdL,<br />
Gesundheitspolitischer<br />
Sprecher der AfD.<br />
Jana Lux, Parlamentarische Beraterin der FDP-<br />
Landtagsfraktion.<br />
Carolin Möller-Scheib,<br />
Geschäftsführerin der<br />
LAGZ e. V.<br />
Petra Krebs MdL, Sprecherin<br />
für <strong>Soziales</strong>, Gesundheit und<br />
Pflege von Bündnis 90/Die<br />
Grünen, und Jürgen Graf.<br />
Florian Wahl MdL (2. v. r.) mit Dr. Torsten Tomppert (r.), Dr. Peter Riedel (2. v. l.),<br />
Dr. Hans Hugo Wilms (l.) und Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger in der Gesprächsrunde.<br />
zeigte eindrucksvoll auf, wie eine adäquate<br />
zahnärztliche Versorgung den<br />
Verlauf der Erkrankung beeinflussen<br />
kann. Die untrennbare Verbindung zwischen<br />
der Zahngesundheit und der Allgemeingesundheit<br />
wurde im Rahmen<br />
des Referats als zentrales Thema behandelt.<br />
Eindrucksvoll machte sie deutlich, dass<br />
der Mundraum und der gesamte Körper<br />
in enger Wechselwirkung miteinander<br />
stehen. Sie veranschaulichte, welche<br />
Auswirkungen kranke Zähne und Entzündungsherde<br />
in der Mundhöhle auf<br />
andere Organe im Körper haben können.<br />
Besondere Aufmerksamkeit erfuhren<br />
ihre Ausführungen über die Bandbreite<br />
der gesundheitlichen Risiken. Vielfaches<br />
Erstaunen war im Auditorium zu<br />
erkennen, als die Professorin<br />
die Palette der Assoziationen<br />
zwischen Parodontitis<br />
und Allgemeinerkrankungen<br />
auflistete.<br />
Vor allem das Risiko<br />
für Frühgeburten<br />
bei schwangeren Frauen<br />
ließ das Publikum aufhorchen.<br />
Andreas Poser, Leiter der Hauptverwaltung der KZV (l.) mit<br />
Markus Koffner (M.) und Jürgen Graf (r.).<br />
BOTSCHAFT<br />
Als Gastgeber des Parlamentarischen<br />
Frühstücks nutzte Dr. Torsten Tomppert<br />
die Gelegenheit, die klare Botschaft<br />
der Zahnärzteschaft an die anwesenden<br />
Vertreter*innen aus Politik und den<br />
Krankenkassen zu übermitteln. Unmissverständlich<br />
machte er deutlich,<br />
wie riskant es sei, zahnärztliche Leistungen<br />
zu budgetieren und damit wesentliche<br />
und überaus wichtige Maßnahmen,<br />
wie beispielsweise die PAR-Strecke zur<br />
Behandlung von Parodontitis-Patient*innen,<br />
zu gefährden. Diese Aussage<br />
im Kontext des Vortrags war ein eindringlicher<br />
Appell. Im Anschluss an das<br />
Referat erfolgte ein reger Austausch, der<br />
nicht nur das Gewicht der Thematik,<br />
sondern auch das Interesse der Zuhörerschaft<br />
verdeutlichte.<br />
Cornelia Schwarz
Live-Stream und On-Demand: 31. Januar bis 31. März 2024<br />
WINTER-AKADEMIE<br />
Online I On-Demand<br />
7<br />
Vorträge<br />
im Livestream<br />
10<br />
bis 31. März<br />
Vorträge<br />
On-Demand<br />
15 Fortbildungspunkte<br />
Update<br />
Pharmakologie<br />
für die<br />
Zahnarztpraxis<br />
Zahnmedizinisches FortbildungsZentrum Stuttgart<br />
Eine Einrichtung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg Körperschaft des öffentlichen Rechts
Mit Ihrer Teilnahme an der Winter-Akademie erhalten Sie insgesamt 7 Live-Stream-Vorträge am 31. Januar,<br />
7. Februar, 21. Februar und 28. Februar. Am 28. Februar findet ab 19.30 Uhr zudem mit allen Referenten<br />
eine Online-Fragerunde statt. Alle 7 Livestream-Vorträge sowie die Online-Fragerunde werden nach den<br />
Live-Terminen noch On-Demand bis Ende März 2024 abrufbar sein.<br />
Zusätzlicher Bonus: On-Demand stehen Ihnen weitere 3 Vorträge zur Verfügung, die das Thema abrunden<br />
und vervollständigen.<br />
PROGRAMM<br />
Livestream und On-Demand bis 31. März 2024<br />
31. Januar 2024 ab 18.30 Uhr: Dr. Catherine Kempf<br />
Was ich sehe, ist UAW? – unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />
der Patienten-Medikamente<br />
31. Januar 2024 ab 19.30 Uhr: Prof. Dr. Thomas Herdegen<br />
Neurologische Erkrankungen – Schlaganfall/Depressionen/<br />
Parkinson u.a.: Was ist für den Zahnarzt relevant?<br />
Eine pharmakologische Übersicht<br />
7. Februar 2024 ab 18.30 Uhr: PD Dr. Dr. Frank Halling<br />
Multimorbide Patienten – was ist für die Zahnarztpraxis relevant?<br />
7. Februar 2024 ab 19.30 Uhr: Prof. Dr. Ralf Gilsbach<br />
Analgetika, Antibiotika – was ist für die Zahnarztpraxis relevant?<br />
21. Februar 2024 ab 18.30 Uhr: Prof. Dr. Baptist Gallwitz<br />
Patienten mit Diabetes – was ist für die Zahnarztpraxis relevant?<br />
21. Februar 2024 ab 19.30 Uhr: Prof. Dr. Bela Szabo<br />
Cannabis: Harmlose Droge oder gefährliche Droge oder nützliches<br />
Medikament?<br />
28. Februar 2024 ab 18.30 Uhr: Prof. Dr. Dr. Thorsten. E. Reichert<br />
Achtung Anamnese: Tumorerkrankung, Osteoporose, Rheuma,<br />
Bisphosphonate – was ist wirklich relevant für die tägliche Praxis?<br />
+ Online-Fragerunde ab 19.30 Uhr mit allen Referenten<br />
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31.01.-31.03.2024<br />
Livestreams 31.1., 7.2.<br />
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44_PROPHYLAXE<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Tag der Zahngesundheit 2023<br />
ZAHNGESUNDHEIT IST<br />
TEAMARBEIT<br />
Die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e. V.<br />
(LAGZ BW) mit ihren 37 regionalen Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit (AG)<br />
haben beim Tag der Zahngesundheit in diesem Jahr darauf aufmerksam gemacht,<br />
dass die Gruppenprophylaxe besonders effektiv ist, wenn alle Teamplayer ihren<br />
Part dazu beitragen. Somit wurden Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte und<br />
natürlich die Eltern mit ihren Kindern in die Aktionen gleichermaßen einbezogen.<br />
Zahngesundes Frühstück. Die AG Zahngesundheit Calw hatte am Aktionstag an einer Grundschule<br />
in Altensteig reichhaltig gefüllte Boxen mit gesunden Zutaten mitgebracht.<br />
Der Tag der Zahngesundheit stand im<br />
Jahr 2023 unter dem Motto „Gesund beginnt<br />
im Mund – für alle!“ Mit diesem<br />
Leitsatz hat die Zahnärzteschaft bundesund<br />
landesweit die Bedeutung der Zahnund<br />
Mundgesundheit für vulnerable<br />
Gruppen in den Fokus genommen. Unter<br />
diesem Motto wurde auch die landesweite<br />
Auftaktveranstaltung zum Tag der Zahngesundheit<br />
in Rottenburg am Neckar<br />
durch das Informationszentrum Zahnund<br />
Mundgesundheit Baden-Württemberg<br />
(IZZ) in Zusammenarbeit mit LAGZ<br />
BW und der AG Tübingen ausgetragen.<br />
DIGITALER ZAHNKALENDER<br />
Die LAGZ BW stellte in der Aktionswoche<br />
am Tag der Zahngesundheit 2023<br />
wieder ihren beliebten Zahnkalender auf<br />
ihre Webseite. LAGZ-Geschäftsführerin<br />
Carolin Möller-Scheib nahm diesmal die<br />
drei jüngst produzierten neuen Lehrfilme<br />
in den Kalender auf, über die bereits<br />
im ZBW 10/2023 berichtet wurde. Die<br />
Filme wurden produziert, um alle Teamplayer<br />
der Gruppenprophylaxe gleichermaßen<br />
zu motivieren: Kinder, Eltern, pädagogische<br />
Fachkräfte sowie die regionalen<br />
Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit.<br />
„Das diesjährige Motto ‚Gesund<br />
beginnt im Mund – für alle!‘ versteht<br />
sich somit auch als Botschaft, dass<br />
die Gesundhaltung der Kinderzähne als<br />
gemeinschaftliche Aufgabe zu verstehen<br />
ist und im Team besonders gut funktioniert“,<br />
so Carolin Möller-Scheib.<br />
REGIONALE AKTIONEN<br />
Während die AG Tübingen in Rottenburg<br />
aktiv war, führten die anderen 36<br />
regionalen Arbeitsgemeinschaften<br />
Zahngesundheit eigene Aktionen in ihren<br />
Einzugsgebieten durch, um Kindern,<br />
Eltern, Erzieherinnen und Erziehern in<br />
Kitas oder Lehrerinnen und Lehrern die<br />
wichtigsten Regeln zur Mund- und<br />
Zahngesundheit näherzubringen. Die<br />
regionalen AGs arbeiten unter dem Dach<br />
der LAGZ und sind für die flächendeckende<br />
Gruppenprophylaxe von Kindern<br />
und Jugendlichen von 0 bis 16 Jahren<br />
in Baden-Württemberg zuständig.<br />
Foto: AG Calw / Manuela Schuon<br />
Gruppenprophylaktische Impulse sind<br />
besonders wichtig, damit die Bedeutung<br />
des Zähneputzens, der zahngesunden<br />
Ernährung sowie des gesunden, zuckerfreien<br />
Trinkens nicht aus den Augen verloren<br />
wird. Der Tag der Zahngesundheit<br />
eignet sich gut, um die wichtigsten Prophylaxeregeln<br />
spielerisch zu vermitteln.<br />
Die regionalen AGs sind deshalb mit viel<br />
<strong>Engagement</strong> unterwegs.<br />
AG BÖBLINGEN<br />
Die regionale AG Böblingen ist zusammen<br />
mit dem zahnärztlichen Dienst des<br />
Gesundheitsamtes seit 35 Jahren im<br />
Landkreis Böblingen aktiv. Diesmal waren<br />
sie im Sindelfinger Stadtteil Eichholz<br />
unterwegs. Dort gibt es seit vielen Jahren<br />
eine Kooperation mit der Gemeinschaftsschule<br />
„Im Eichholz“, da sich hier immer<br />
wieder ein überdurchschnittlich hoher<br />
Anteil an Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko<br />
und Defiziten in der Mundgesundheit<br />
feststellen lässt. Zum diesjährigen<br />
Motto passte es gut, dass die Schülerschaft<br />
an dieser Schule stets einen hohen<br />
Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund<br />
und Sprachförderbedarf aufweist.<br />
230 Kinder der Klassen 1 bis 4 durchliefen<br />
einen Zahngesundheitsparcours und<br />
durften mit ihren Lehrkräften Interessantes<br />
zum Thema Zahngesundheit erfahren<br />
und ausprobieren.<br />
AG CALW<br />
Die AG besuchte die Markgrafen Schule<br />
in Altensteig. 270 Grundschulkinder der<br />
Klassen 2 bis 4 durften sich am Zahnzauber<br />
von Zauberer Piccolo erfreuen. 80<br />
Schülerinnen und Schüler der 1. Klasse<br />
erfreute sich an den „Fitten Boxen“ über<br />
ein zahngesundes Frühstück.<br />
AG FREIBURG/BREISGAU<br />
HOCHSCHWARZWALD<br />
Die AG beteiligte sich wieder am Welt-
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
45_PROPHYLAXE<br />
Foto: AG Freiburg / Tilo Dulkies<br />
Motiviertes Team. Die AG Freiburg/Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gab beim<br />
Weltkindertag in Freiburg spielerische Prophylaxeimpulse.<br />
Mund auf. Beim Besuch eines<br />
Kindergartens in Schöntal-<br />
Marlach prüft eine Jugendzahnärztin<br />
die Zähne eines<br />
Kindes.<br />
Foto: AG Hohenlohekreis / Sabine Hofmann<br />
kindertag am 24.9.2023 auf dem Seeparkgelände<br />
in Freiburg mit verschiedenen<br />
Aktionen. Am Informationstisch<br />
wurden die Fragen von Kindern, Eltern<br />
und Großeltern beantwortet. Die Kinder<br />
lernten mit den Demonstrationstieren<br />
„Kroki“, „Fips“ oder „Dino“ und einer<br />
Riesenzahnbürste das richtige Zähneputzen.<br />
Zur Belohnung konnte man sich<br />
Glitzerzähnchen auf die Backe malen<br />
lassen. Zusätzlich bekam jedes Kind eine<br />
Zahnbürste mit Zahnpasta, ein Zahnsäckchen<br />
oder Zahndöschen, Aufkleber<br />
und ein Schreibutensil. Viele Kinder<br />
kannten die Prophylaxe-Fachfrauen und<br />
die Zahnärztin bereits von deren Besuch<br />
im Kindergarten oder in der Schule.<br />
AG GÖPPINGEN<br />
Die AG hat sich am Tag der Zahngesundheit<br />
diesmal auf vulnerable Personen<br />
konzentriert und eine Aktion mit<br />
den Kindern der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
auf der Station KJPP1 im<br />
Christophsbad in Göppingen gestaltet.<br />
Gemeinsam mit den Kindern wurde ein<br />
leckeres Frühstück zubereitet sowie weitere<br />
Snacks kreiert. Für eine Fotoboxaktion<br />
haben die Kinder ihre eigenen Requisiten<br />
in Form von Zahnspangen,<br />
Lippen, Zahnpasta oder Zahnbürsten<br />
selbst gestaltet. Beim gemeinsamen Fotoshooting<br />
hatten alle viel Spaß mit den<br />
Requisiten und konnten tolle Erinnerungen<br />
an den Tag mitnehmen.<br />
AG HEIDENHEIM<br />
Das Prophylaxeteam der AG war vom<br />
25. bis 28. September 2023 an der Wiesbühlschule<br />
in Nattheim. Dort nahmen<br />
rund 200 Kinder aus acht Klassen an<br />
der Aktion teil. Besonders eindrucksvoll<br />
für die Kinder war die Intraoralkamera,<br />
die die AG mitgebracht hatte. Jedes<br />
Kind konnte damit die eigenen Zähne<br />
aus der Perspektive des Zahnarztes betrachten.<br />
Anschließend haben die Kinder<br />
unter der Anleitung der Prophylaxefachfrauen<br />
gemeinsam die Zähne geputzt.<br />
Zusätzlich wurde altersgerechtes<br />
Wissen rund um gesunde Zähne und<br />
zahngesunde Ernährung spielerisch<br />
vermittelt. Als zusätzliche Motivation<br />
wurden Zahnbürsten, Zahnpasta und<br />
Infomaterial für die Eltern verteilt.<br />
AG HEILBRONN<br />
Die AG besuchte diesmal die Grundschule<br />
und die Feinau Schule, ein sonderpädagogisches<br />
Bildungs- und Beratungszentrum,<br />
in der Schulpartnerstadt<br />
Widdern. Dort wurden jede Menge<br />
Infos zu gesunden Zähnen und zur<br />
gesunden Ernährung vermittelt. Gemeinsam<br />
mit den Schülerinnen und<br />
Schülern wurde außerdem ein gesundes<br />
Frühstück für alle zubereitet. Zusätzlich<br />
beteiligte sich die AG Heilbronn<br />
mit einem bunten Mitmachprogramm<br />
am Weltkindertag in Neckarsulm-<br />
Amorbach am 24. September 2023.<br />
AG HOHENLOHEKREIS<br />
Die AG feierte den Tag der Zahngesundheit<br />
im Kindergarten „Sonnenschein“ in<br />
Schöntal-Marlach. Dort demonstrierten<br />
die Fachfrauen für Zahngesundheit zusammen<br />
mit einer Jugendzahnärztin<br />
vom Gesundheitsamt und einer BeKi-<br />
Referentin viel Wissenswertes zur zahngesunden<br />
Ernährung und zur richtigen<br />
Zahnpflege. Über den Kindergartenbesuch<br />
wurde anschließend ausführlich in<br />
der Tageszeitung berichtet, wo die AG<br />
zusätzlich darauf aufmerksam machte,<br />
dass man sie gerne zu Infoveranstaltungen<br />
in Schulen und Kitas einladen darf.<br />
AG KARLSRUHE<br />
Die AG besuchte diesmal in Karlsruhe-<br />
Mühlburg die Vogesenschule, ein sonderpädagogisches<br />
Bildungs- und Beratungszentrum.<br />
Dort konnten die Schülerinnen<br />
und Schüler im Kariestunnel<br />
Zahnbeläge erkennen. Zusätzlich gab es<br />
einen Infotisch zum Thema Zucker.<br />
Beim gemeinsamen Frühstück wurden<br />
Kaumuskeltraining geübt und die Werte<br />
der Tischkultur vermittelt. Das Zähneputzen<br />
wurde zum Gruppenerlebnis<br />
gemacht. Darüber hinaus warb die AG<br />
Karlsruhe in der Anzeigen-Sonderveröffentlichung<br />
zum Tag der Zahngesundheit<br />
in den Badischen Neuesten Nachrichten<br />
mit ihrem Beratungsangebot.<br />
AG MAIN-TAUBER-KREIS.<br />
Am 27. September bot die AG auf dem<br />
Marktplatz in Wertheim einen Infostand<br />
rund um das Thema „Rettet den Zahn“.<br />
Dort konnten sich die Besucherinnen<br />
und Besucher über Erste-Hilfe-Maßnahmen<br />
bei Zahnunfällen, Sportschutz für<br />
Zähne und allgemeine Mundpflege informieren.<br />
Besonderes Highlight waren<br />
zwei lebensgroße Zahnputzkrokodile,<br />
die wertvolle Zahnputztipps gaben. Die<br />
AG teilte zudem den Zahnärztlichen<br />
Kinderpass an junge Familien aus. Am<br />
Stand zu Gast waren auch eine Kita und<br />
zwei Kindergärten aus Wertheim.<br />
AG NECKAR-ODENWALD-KREIS<br />
Die AG organisierte mit großem Aufwand<br />
für 750 Kinder im Vorschulalter in<br />
Limbach-Heidersbach zwölf Theatervorstellungen<br />
der „Bühne F“ aus Esslingen,<br />
Unter dem Titel „Lieber Karotten als Erdbeerbonbons“<br />
bekamen die Kinder die<br />
wichtigsten Botschaften zur Zahngesundheit<br />
unterhaltsam vermittelt. Die<br />
AG lieferte weitere Infos und stellte jede<br />
Menge Infomaterial bereit: Flyer, Zahnärztliche<br />
Kinderpässe, die neuen Postkarte<br />
und Poster der LAGZ BW mit Emma<br />
und Ben. Zusätzlich gab es Zahnbürsten,<br />
Zahnpasta und einen tollen Turnbeutel.<br />
Es gab anlässlich dieses großen Prophylaxeangebots<br />
sogar ein Pressegespräch mit<br />
Berichterstattung in der Rhein-Neckar-<br />
Zeitung.<br />
Claudia Richter
46_PROPHYLAXE<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZFZ-Fortbildungsveranstaltung in Sindelfingen<br />
MOTIVIERENDE PROPHYLAXE<br />
Anfang Oktober 2023 konnten sich Zahnärztinnen, Zahnärzte und ihre<br />
Praxisteams in der Sindelfinger Stadthalle oder im Live-Stream im Bereich<br />
Prophylaxe auf den neuesten Stand bringen lassen. Die Fortbildungsreihe<br />
„Update-Prophylaxe“ des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrum Stuttgart<br />
(ZFZ) lieferte diesmal aktuelle Informationen aus Wissenschaft und Praxis zu<br />
den Bereichen Karies- und Parodontalprophylaxe.<br />
Präsenzveranstaltung. Rund 100 Teilnehmende verfolgten interessiert das Prophylaxe-Update 2023<br />
in der Stadthalle Sindelfingen.<br />
Die Direktorin des ZFZ, PD Dr. Yvonne<br />
Wagner, machte gleich bei ihrer Begrüßung<br />
deutlich, wie wichtig die Prophylaxe<br />
in der Zahnarztpraxis ist. Einer repräsentativen<br />
infas-Befragung im Juli 2023<br />
zufolge, führen Defizite im Wissen und<br />
Handeln bei den Eltern zu einer nachlässigen<br />
Zahnpflege bei den Kindern: So erlauben<br />
18 Prozent nach dem Zähneputzen<br />
noch kleine Snacks, 14 Prozent halten<br />
Fruchtsäfte vor dem Einschlafen für<br />
unbedenklich, 19 Prozent lassen das<br />
Zähneputzen der Kinder manchmal ausfallen<br />
und sogar 23 Prozent halten Fluorid<br />
für schädlich. Die Prophylaxe ist somit<br />
ein wichtiges Arbeitsfeld in der<br />
Zahnarztpraxis, nicht nur zur Verhinderung<br />
von Karies, sondern auch zur Verhinderung<br />
von Gingivitis und Parodontitis.<br />
Die Fortbildungsveranstaltung soll<br />
daher die aktuellsten Erkenntnisse der<br />
Karies- und Parodontalprophylaxe vorstellen<br />
und den Teilnehmenden praxisgerechte<br />
Anwendungstipps liefern.<br />
KARIESPROPHYLAXE<br />
Prof. Dr. Stefan Rupf vom Universitätsklinikum<br />
des Saarlandes in Homburg<br />
berichtete im ersten Vortrag über die<br />
neue S3-Leitlinie zur Kariesprävention<br />
bei bleibenden Zähnen. Sie ist derzeit in<br />
Bearbeitung bzw. noch nicht abgestimmt,<br />
sodass sich Prof. Rupf in erster<br />
Linie auf einen Vergleich der wichtigsten<br />
Punkte mit der noch gültigen Leitlinie<br />
aus dem Jahr 2016 konzentrierte. Die<br />
mechanischen Verfahren zur Reduzierung<br />
des Biofilms wurden entsprechend<br />
den neuesten Erkenntnissen zur Zahnputzfrequenz,<br />
Zahnputzdauer, Zahnputztechnik,<br />
Art der Zahnbürste, Zahnputz-Zeitpunkt<br />
und Hilfsmittel zur Interdentalraumpflege<br />
angepasst. Bei der<br />
chemischen Beeinflussung des Biofilms<br />
wurde insbesondere die Verwendung<br />
von Chlorhexidin hervorgehoben. Sinnvoll<br />
ist der Einsatz bei KFO-Behandlungen<br />
oder bei älteren Patienten mit freiliegenden<br />
Wurzelbereichen. Die Fluoridierungsmaßnahmen<br />
wurden hinsichtlich<br />
fluoridhaltiger Zahnpasta, Fluoridlack,<br />
Fluoridgel, fluoridhaltigem Speisesalz,<br />
fluoridhaltiger Spüllösungen und<br />
Fluoridtabletten überarbeitet. Hier<br />
Fotos: Claudia Richter<br />
zeichnet sich ab, dass eine größere Zahnpastamenge<br />
oder eine höhere Fluoridkonzentration<br />
in der Zahnpasta effektiver<br />
wirken. Auch die Ernährungsempfehlungen<br />
wurden entsprechend den<br />
neuesten Studien zur Wirkungsweise<br />
von Zucker, vegetarischer Ernährung,<br />
Zuckerersatz- und Zuckeraustauschstoffen<br />
sowie Probiotika aktualisiert. Die<br />
Wirksamkeit der Fissurenversiegelung<br />
wird weiterhin bestätigt. Hier ist ebenfalls<br />
eine neue Leitlinie in Arbeit. Die<br />
neue S3-Leitlinie wird aufzeigen, dass es<br />
einen hohen Beratungsbedarf zum Putzen<br />
(Bürsten, Technik, Dauer) und zu<br />
Mundpflegeprodukten (Pasten, Spülungen)<br />
gibt. Es besteht außerdem ein hoher<br />
Beratungsbedarf bei vulnerablen Gruppen,<br />
zu denen Kinder und Erwachsene<br />
gehören können sowie bei Menschen mit<br />
Sprach- und sozialen Barrieren. In der<br />
Zukunft wird, laut Prof. Dr. Rupf, die individualisierte<br />
Zahnmedizin eine immer<br />
größere Rolle spielen, hin zur Präzisionsprophylaxe<br />
sowie zur personalisierten<br />
Prävention und weg vom Gießkannenprinzip.<br />
MOTIVATION<br />
Jeder Mitarbeitende in der Zahnarztpraxis<br />
kennt das Problem: Es gibt jede<br />
Menge Möglichkeiten, die Mundhygiene<br />
zu verbessern, doch wie kann ich die<br />
Patientinnen und Patienten davon<br />
überzeugen? Eine Expertin in Sachen<br />
Patientenkommunikation und Patientenmotivation<br />
ist die Dentalhygienikerin<br />
Ulrike Kremer vom ZFZ Stuttgart.<br />
Ihr Vortrag zum Thema Mundhygiene:<br />
„Wie motiviere ich meine Patienten,<br />
wie sage ich es meinen Patienten?“ enthielt<br />
viele wichtige Informationen zum<br />
zielgruppengerechten und altersspezifischen<br />
Umgang mit den Patientinnen<br />
und Patienten in der Praxis. Fakt ist:<br />
Die Patientinnen und Patienten haben<br />
ein Wissensdefizit bei der Mundhygiene,<br />
wie eine Befragung zeigte. So wis-
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
47_PROPHYLAXE<br />
sen z. B. 30 Prozent nicht, dass Plaque<br />
aus Bakterien besteht und an den Zähnen<br />
haftet. 50 Prozent wissen nicht,<br />
dass Zahnpasten auch eine antibakterielle<br />
Wirkung haben und über 90 Prozent<br />
der Befragten denken, dass sie<br />
eine gute Mundhygiene betreiben.<br />
Doch wie klärt man sie in der Praxis<br />
darüber auf? Jede Generation, ob Babyboomer,<br />
Generation X, Generation Y/<br />
Millenials, Generation Z oder Generation<br />
Alpha hat ihre eigene Sprache und<br />
ihre eigenen technischen Kenntnisse.<br />
Ältere Menschen reden lieber von Angesicht<br />
zu Angesicht, die ganz junge<br />
Generation ist hauptsächlich digital<br />
unterwegs. Dies muss bei der Kommunikation<br />
von Prophylaxeinformationen<br />
berücksichtigt werden. Wie man<br />
Patientinnen und Patienten motivieren<br />
kann, zeigte Ulrike Kremer anhand<br />
einiger Beispiele auf. Möglichkeiten,<br />
die Motivation anzukurbeln, sind<br />
Hilfsmittel, die bei Gesprächen eingesetzt<br />
werden können, z. B. ein Prophylaxe-Atlas,<br />
Schautafeln oder Schaukästen.<br />
Sehr motivierend ist die intraorale<br />
Kamera, mit der man der Patientin<br />
oder dem Patienten die eigenen Problemzonen<br />
direkt zeigen kann. Auch<br />
das Einfärben der Zahnbeläge wirkt<br />
Wunder: Wenn man das Problem sieht,<br />
geht man anders damit um. Für das Erlernen<br />
der effektiven Putztechnik oder<br />
des Umgangs mit Interdentalbürstchen<br />
bzw. Zahnseide empfiehlt Ulrike<br />
Kremer die Vier-Stufen-Methode:<br />
1. Vorstellen des Problems, 2. schrittweises<br />
Vorführen der Technik (was<br />
macht man wie und warum), 3. Patienten<br />
nachmachen lassen und 4. Patienten<br />
üben lassen. Inzwischen kann man<br />
auch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz<br />
gegen Karies vorgehen und sich<br />
z. B. Problemzonen anzeigen lassen.<br />
Wissenschaft und<br />
Praxis. ZFZ-Leiterin<br />
PD Dr. Yvonne<br />
Wagner mit<br />
Prof. Dr. Stefan Rupf,<br />
Prof. Dr. Christian<br />
Graetz und DH Ulrike<br />
Kremer (v. l.)<br />
BIOFILMMANAGEMENT<br />
Zum Thema Paradontalprophylaxe informierte<br />
Prof. Dr. Christian Graetz<br />
vom Universitätsklinikum Schleswig-<br />
Holstein in Kiel. Sein Vortrag war in<br />
die Unterbereiche mechanische Biofilmentfernung<br />
(manuell/maschinell)<br />
sowie in die chemische Biofilmentfernung<br />
unterteilt. Doch zuerst nahm<br />
Prof. Graetz die Biofilme genauer unter<br />
die Lupe und stellte die Frage, ob<br />
sie Freund oder Feind des Menschen<br />
seien. Es ist wissenschaftlich erwiesen,<br />
dass die Plaque ein physiologischer<br />
und symbiontischer Bestandteil unserer<br />
Mundhöhle ist. Sie ist ein funktionierendes<br />
Ökosystem und erst eine<br />
„ökologische Katastrophe“ macht<br />
Plaque pathogen. Gingivitis und Parodontitis<br />
sind demnach biofilmassoziierte,<br />
multifaktorielle Entzündungserkrankungen<br />
des Zahnhalteapparats,<br />
die unbehandelt zum Zahnverlust führen.<br />
Somit liegt der Therapieansatz zuerst<br />
in der Plaqueentfernung (Prophylaxe)<br />
und danach in der Wiederherstellung<br />
und Erhaltung von Rahmenbedingungen<br />
(physiologische Plaque).<br />
Prof. Graetz empfiehlt dabei, nach der<br />
S3-Leitlinie zur Behandlung von Parodontitis<br />
vorzugehen.<br />
MECHANISCHE ENTFERNUNG<br />
Unter dem Titel „Professionelles mechanisches<br />
Biofilmmanagement – simpel<br />
oder doch komplexer als gedacht?“<br />
ging Prof. Graetz auf die effektive Instrumentierung<br />
und umfassende Biofilmentfernung<br />
ein, um eine bioakzeptable<br />
Wurzeloberfläche zu erreichen.<br />
Dafür steht eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Instrumente zur Verfügung, die<br />
sich hinsichtlich ihrer Effektivität, ihres<br />
Destruktionspotenzials, des Zeitaufwandes<br />
und in ihrer Anwendung unterscheiden.<br />
Prof. Graetz empfahl, die Instrumente<br />
individuell je nach Patient<br />
auszuwählen und kombiniert einzusetzen,<br />
um zu einem optimalen Behandlungsergebnis<br />
bei akzeptabler Destruktion<br />
der Zahnhartsubstanz in den verschiedenen<br />
Phasen einer Parodontalbehandlung<br />
zu kommen. In Sachen Effektivität<br />
besteht kein Unterschied zwischen<br />
Handinstrumentierung und<br />
Maschine, jedoch entfernt die Maschine<br />
schneller. Handinstrumente haben eine<br />
hohe Taktilität, führen aber systemimmanent<br />
zu mehr Substanzverlust. Maschinelle<br />
Scaler sind in Furkation und<br />
enger Knochentasche effektiver. Am effektivsten<br />
ist derzeit das Pulver-Wasserstrahl-Modell.<br />
Letztendlich endscheidet<br />
die Abwägung der Kosten und des Nutzens.<br />
CHEMISCHE ENTFERNUNG<br />
Der zweite Vortrag von Prof. Graetz mit<br />
dem Titel „Professionelles chemisches<br />
Biofilmmanagement – bedingt die Vielfalt<br />
den Erfolg?“ stellte die medikamentöse<br />
Behandlung der Parodontitis in den<br />
Vordergrund. Idealerweise sollte mit einer<br />
parodontalen Therapie nicht nur<br />
eine akute Beseitigung der Entzündung<br />
einhergehen, sondern auch die Destruktion<br />
des Attachments gestoppt werden,<br />
um langfristig eine parodontale Stabilität<br />
aufrechtzuerhalten. Dies ist insbesondere<br />
für Diabetiker wichtig, denn<br />
eine Parodontitis kann den Blutzucker<br />
entgleisen lassen, was wiederum die Parodontitis<br />
befeuern kann. Idealerweise<br />
führt die Parodontitistherapie bei einem<br />
Diabetiker auch zu einer Absenkung des<br />
HbA1c-Langzeitwerts. Prof. Graetz ging<br />
der Frage nach, ob zwingend adjuvante<br />
Maßnahmen wie der Einsatz von Antiseptika,<br />
Laser, Probiotika, Plasma oder<br />
Antibiotika nötig sind oder ob sich ein<br />
Erfolg auch nach rein mechanischer Instrumentierung<br />
einstellen kann. Die Herausforderungen<br />
liegen seiner Ansicht<br />
nach nicht nur darin, herauszufinden,<br />
welche Mittel „State of the Art” sind,<br />
sondern wie die vermeintlich Richtigen<br />
für die Patientin oder den Patienten individualisiert<br />
auszuwählen sind.<br />
FAZIT<br />
Wie bereits im Vorjahr bot das ZFZ das<br />
Prophylaxe-Update als Hybridveranstaltung<br />
an. Die Fortbildung wurde also<br />
gleichzeitig gestreamt. Dennoch liegt der<br />
Schwerpunkt inzwischen wieder auf der<br />
Präsenz der Teilnehmenden. Bei Fortbildungsveranstaltungen<br />
spielt insbesondere<br />
der Erfahrungsaustausch untereinander<br />
eine große Rolle, wie die vielen Fragen<br />
und angeregten Diskussionsbeiträge<br />
nach den Vorträgen auch zeigten.<br />
Claudia Richter
48_PRAXIS<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Beratungsforum GOZ<br />
BESCHLÜSSE ZUR<br />
PAR-THERAPIE<br />
Der GOZ-Ausschuss der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg muss<br />
vermehrt feststellen, dass die Beschlüsse des Beratungsforums GOZ hinsichtlich<br />
einer leitlinienorientierten PAR-Behandlung in den Praxen oft nicht bekannt sind und<br />
daher Analogberechnungen nicht umgesetzt werden. In zwei Teilen fasst der<br />
GOZ-Ausschuss daher die im Dezember gefassten Beschlüsse über die analogen<br />
Leistungen in der Parodontitistherapie, basierend auf der S3-Leitlinie „Die Behandlung<br />
von Parodontitis Stadium I bis III“ der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie<br />
zusammen.<br />
Eine Parodontitisbehandlung nach der<br />
S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft<br />
für Parodontologie (DGPARO),<br />
die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
folgt und damit neue<br />
Qualitätsstandards setzt, muss selbstverständlich<br />
auch privatversicherten<br />
Patienten zur Verfügung stehen. Viele<br />
der neuen Gebührenpositionen im<br />
BEMA können nicht den bekannten<br />
und nun veralteten GOZ-Positionen<br />
zugeordnet werden. Nachfolgend die<br />
Zusammenfassung der Beschlüsse 54<br />
bis 56 des Beratungsforums.<br />
54. Die Erhebung eines Gingivalindex und/<br />
oder eines Parodontalindex (z.B. des Parodontalen<br />
Screening-Index PSI) im Rahmen<br />
einer Unterstützenden Parodontitistherapie<br />
(UPT)<br />
Die Erhebung mindestens eines Gingivalindex<br />
und/oder eines Parodontalindex<br />
(z. B. des Pardontalen Screening-<br />
Index PSI) im Rahmen einer Unterstützenden<br />
Parodontitistherapie (UPT) –<br />
im Einklang mit der Empfehlung aus<br />
der S3-Leitlinie „Die Behandlung von<br />
Parodontitis Stadium I bis III“ zur<br />
Häufigkeit der Durchführung der UPT –<br />
mehr als zweimal im Jahr ist in der<br />
GOZ nicht beschrieben. Die BZÄK, der<br />
PKV-Verband und die Beihilfeträger sehen<br />
die GOZ-Nr. 4005 zusätzlich zur<br />
originären Leistung bis zu in der Regel<br />
zweimal analog innerhalb eines Jahres<br />
als berechnungsfähig an.<br />
55. Die subgingivale Instrumentierung<br />
(AIT) in der 2. Therapiestufe<br />
Die subgingivale Instrumentierung in<br />
der 2. Therapiestufe gemäß der S3-<br />
Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis<br />
Stadium I bis III“ der DGPA-<br />
RO und DGZMK ist aufgrund der darin<br />
nicht enthaltenen Weichgewebskürettage<br />
nicht in der GOZ beschrieben.<br />
Die BZÄK, der PKV-Verband und die<br />
Beihilfeträger empfehlen als Analoggebühren<br />
für die subgingivale Instrumentierung<br />
am einwurzeligen Zahn<br />
die GOZ-Nr. 3010a und am mehrwurzeligen<br />
Zahn die GOZ-Nr. 4138a. Um<br />
Erstattungsschwierigkeiten vorzubeugen,<br />
ist verpflichtend auf der Rechnung<br />
anzugeben: „GOZ-Nr. 3010a“ bzw.<br />
„4138a“ mit der Beschreibung „Subgingivale<br />
Instrumentierung – PAR (AIT)“.<br />
Die GOZ-Nrn. 4070 bzw. 4075 sind daneben<br />
nicht berechnungsfähig. Die<br />
Entfernung der gingivalen/supragingivalen<br />
weichen und harten Beläge ist<br />
originär nach der GOZ zu berechnen.<br />
56. Lokalisierte subgingivale Instrumentierung<br />
bei Resttaschen in der Unterstützenden<br />
Parodontitistherapie (UPT)<br />
Die subgingivale Instrumentierung<br />
bei Resttaschen im Rahmen einer<br />
Unterstützenden Parodontitistherapie<br />
(UPT) gemäß der S3-Leitlinie „Die Behandlung<br />
von Parodontitis Stadium I<br />
bis III“ der DG Paro und DGZMK ist<br />
eine selbstständige, nicht in der GOZ<br />
beschriebene Leistung. Die Leistung ist<br />
gemäß § 6 Abs. 1 GOZ analog zu berechnen.<br />
Die BZÄK, der PKV-Verband<br />
und die Beihilfeträger empfehlen als<br />
Analoggebühr die GOZ-Nr. 0090a für<br />
den einwurzeligen Zahn und die GOZ-<br />
Nr. 2197a für den mehrwurzeligen<br />
Zahn. Um Erstattungsschwierigkeiten<br />
vorzubeugen, ist verpflichtend auf der<br />
Rechnung anzugeben: GOZ-Nr. „0090a“<br />
bzw. „2197a“ mit der Beschreibung „Subgingivale<br />
Instru mentierung – UPT“. Die<br />
GOZ-Nrn. 4070 bzw. 4075 sind dane-<br />
ben nicht berechnungsfähig. Die Entfernung<br />
der gingivalen/supragingivalen<br />
weichen und harten Beläge ist originär<br />
nach der GOZ zu berechnen.<br />
Die Kostenerstatter (PKV und Beihilfe)<br />
haben eine Erstattung dieser Analogpositionen<br />
zugesagt. Eine vollständige<br />
Übersicht über die PAR-Beschlüsse des<br />
Beratungsforums finden Sie auf der<br />
Homepage der Landeszahnärztekammer<br />
unter https://lzk-bw.de/fileadmin/<br />
user_upload/user_upload/06-PAR_<br />
Leistungen_ohneLZK.pdf<br />
In der nächsten Ausgabe des ZBW werden<br />
die Beschlüsse 57 bis 59 vorgestellt.<br />
Autorenteam des GOZ-Ausschusses der<br />
Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
49_PRAXIS<br />
Abbildung: LZK BW<br />
PRAXIS-Handbuch & Navigator<br />
NEUES ONLINE-WEBINAR<br />
Wer kennt das aus dem Praxisalltag<br />
nicht: Sie sollen einen neuen Hygieneplan<br />
ausarbeiten, Sie möchten Muster-<br />
Arbeitsanweisungen auf die praxisindividuellen<br />
Gegebenheiten anpassen,<br />
Sie suchen nach einem Berufsausbildungsvertrag<br />
für Zahnmedizinische<br />
Fachangestellte oder Sie wollen sich<br />
anhand einer Checkliste optimal auf<br />
eine Praxisbegehung vorbereiten. Nun<br />
stellt sich die Frage, werden diese Dokumente<br />
im PRAXIS-Handbuch der<br />
LZK BW angeboten und wenn Ja, an<br />
welcher Stelle. Damit dauerhaft ein<br />
schnelles und effizientes Arbeiten mit<br />
dem PRAXIS-Handbuch gelingt, bietet<br />
die LZK BW eine neue Online-Fortbildung<br />
über das PRAXIS-Handbuch<br />
und die Software „Navigator“ an, die<br />
im folgenden Beitrag vorgestellt wird.<br />
PRAXIS-HANDBUCH & NAVIGATOR<br />
Als perfekte Praxisunterstützung bietet<br />
die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg<br />
seit vielen Jahren im<br />
Bereich der Qualitätssicherung mit ihrem<br />
PRAXIS-Handbuch eine umfangreiche<br />
Fach-, Rechts- und Dokumenten-Datenbank<br />
an. Aufgrund der Vielzahl<br />
an Informationen und Dokumenten,<br />
die das PRAXIS-Handbuch den<br />
Nutzern zur Verfügung stellt, ergibt<br />
sich oftmals die Frage, wo sich die Regelwerke,<br />
Fachratgeber und Muster-<br />
Dokumente befinden? Als Entwickler<br />
bietet die LZK BW den Zahnarztpraxen<br />
ein neues Online-Webinar mit den<br />
Basis-Informationen für den Umgang<br />
und für die Arbeit mit dem PRAXIS-<br />
Handbuch und der Software „Navigator“<br />
an.<br />
ZIEL<br />
Vielleicht haben Sie schon vom „PRA-<br />
XIS-Handbuch & Navigator“ gehört<br />
oder Sie waren bereits auf dessen Startseite.<br />
Damit die Anwendung des PRA-<br />
XIS-Handbuchs im Arbeitsalltag nicht<br />
zu einem „Buch mit sieben Siegeln“<br />
wird, stellt der neue Online-Basic-Kurs<br />
den Aufbau, die Struktur und die Inhalte<br />
des PRAXIS-Handbuchs vor. Im<br />
Einzelnen stellt der Basic-Kurs die<br />
Funktionalitäten auf der Startseite sowie<br />
die verschiedenen Schaltflächen inklusive<br />
deren Inhalte vor. In diesem<br />
Zusammenhang werden einzelne praxisrelevante<br />
Muster-Dokumente aufgerufen<br />
und das Online-Webinar durch<br />
kurze Aufgaben für die Teilnehmer*innen<br />
aufgelockert. Zusätzlich wird die<br />
Funktion der Software „Navigator“<br />
und deren Schnittstelle zum PRAXIS-<br />
Handbuch erläutert. Ziel der Online-<br />
Fortbildung ist es, eine schnelle, sichere<br />
und effektive Anwendung des PRA-<br />
XIS-Handbuchs für die Teilnehmer*innen<br />
zu gewährleisten.<br />
ANMELDUNG<br />
Auf der LZK-Webseite (https://lzk-bw.<br />
de) kann man sich für den Basic-Kurs<br />
über den Hauptbereich „PRAXIS-<br />
TEAM“ (Rubrik „Fortbildung“ „Praxisführung“)<br />
anmelden. Über den Link<br />
„Kursübersicht/Online-Anmeldung“<br />
im rechten Seitenbereich gelangen Sie<br />
direkt zum Angebot an Online-Fortbildungen<br />
der LZK BW mit allen Kursterminen.<br />
FRAGEN<br />
Informationen und Beratung zum<br />
neuen Online-Fortbildungsangebot<br />
bieten Ihnen die Referentinnen aus der<br />
Abteilung Praxisführung: Nadine<br />
Schütze (Tel. 0711 22845-53, schuetze@lzk-bw.de),<br />
Anita Schaible (Tel.<br />
0711 22845-51, schaible@lzk-bw.de),<br />
Simone Kramer (Tel. 0711 22845-47,<br />
kramer@lzk-bw.de).<br />
Ihre LZK-Geschäftsstelle
50_KULTUR<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
<strong>Soziales</strong> <strong>Engagement</strong> in Aktion<br />
INKLUSIONSBETRIEBE UND<br />
IHRE BOTSCHAFT VON<br />
WERTSCHÄTZUNG<br />
Inklusionsbetriebe sind eine bemerkenswerte Form des sozialen <strong>Engagement</strong>s, die<br />
eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Diese Betriebe, Manufakturen und<br />
Projekte verfolgen das Ziel, Menschen mit Assistenzbedarf sinnvolle Arbeitsmöglichkeiten<br />
zu bieten, die nicht nur ihre individuellen Bedürfnisse berücksichtigen, sondern<br />
auch hohe Qualitätsstandards erfüllen. Eines verbindet alle Inklusionsbetriebe: die<br />
Freude und das Miteinander der Menschen bei ihrer Arbeit. Gegenseitiger Respekt,<br />
Toleranz und Wertschätzung sind zentrale Werte, die in diesen Betrieben großgeschrieben<br />
werden. Hier wird nicht nur die Arbeit an sich geschätzt, sondern auch jeder<br />
Mensch als Individuum. In diesem Beitrag stellen wir einige Inklusionsbetriebe in<br />
Baden-Württemberg vor und ihre Philosophie von Gemeinschaft und Wertschätzung.<br />
Foto: WASNI<br />
Foto: Adobe Stock/ Michaela Begsteiger<br />
Überlinger Nudelmanufaktur. Die Überlinger Nudelmanufaktur<br />
produziert seit nunmehr fast 15 Jahren hochwertige biozertifizierte<br />
Nudeln in eigener Herstellung. Die Nudeln sind sowohl<br />
frisch als auch getrocknet erhältlich und bieten verschiedene<br />
Geschmacksrichtungen wie Steinpilz, rote Bete, Spinat oder<br />
klassisch „natur“ – mit oder ohne Ei. Die Manufaktur ist Teil der<br />
SozialKulturellen IntegrationsDienste (Skid). Direkt an die<br />
Nudelmanufaktur angeschlossen ist das Bistro Nudel Emma in<br />
der Hochbildstraße. Dort gibt es leckere Bio-Nudelgerichte mit<br />
hausgemachten Saucen. (www.nudel-emma.de, geöffnet<br />
Montag bis Donnerstag 11:30 bis 14 Uhr und Freitag 11:30 bis<br />
13:30 Uhr). Im Überlinger Nudelladen in der Christophstraße in<br />
der Altstadt finden Besucher*innen eine breite Auswahl an<br />
Nudeln sowie Bio-Käse, Wein und regionale Spezialitäten. Das<br />
Sortiment umfasst auch eine Auswahl an „unverpackt“-Produkten,<br />
darunter zehn verschiedene Sorten der Nudeln, Trockenwaren,<br />
Nüsse und Trockenfrüchte. Alle Produkte sind auch<br />
bequem im Onlineshop (nudelladen.biodeliver.de) erhältlich,<br />
gerne auch hübsch verpackt als Geschenk.
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
51_KULTUR<br />
Markthalle Reichenau. Die Markthalle Reichenau (geöffnet Montag bis<br />
Freitag 8 bis 18 Uhr, Samstag bis 15 Uhr), direkt gegenüber dem Bahnhof<br />
Reichenau, wird von dem Inklusionsunternehmen Indigo betrieben. Das<br />
Sortiment umfasst eine breite Palette an frischem Gemüse und Salaten<br />
von der Reichenau selbst. Darüber hinaus finden Sie Obst, Räucherfisch,<br />
Essig, Öle, Käse, Eier, Teigwaren, Müsliprodukte, Gewürze, Bioeis,<br />
Brotaufstriche sowie Weine aus der Bodenseeregion. Nicht zu vergessen<br />
die hochwertigen Bio-Backwaren, perfekt für eine herzhafte Brotzeit<br />
sowie köstlicher Kuchen. Ein zentraler Baustein der Markthalle ist die<br />
Produktionsküche, in der Salate, Suppen und Säfte aus Gemüse zubereitet<br />
werden, das nicht verkauft wurde. Hier wird Nachhaltigkeit großgeschrieben.<br />
Das Bistro bietet neben Kaffee und Kuchen einen reichhaltigen<br />
Mittagstisch. Besucher*innen können zwischen Gerichten mit oder<br />
ohne Fleisch wählen, dazu gibt es Salat und Nachtisch. Seit Ostern gibt<br />
es zudem in den Sommermonaten einen E-Bike-Verleih – eine ideale<br />
Gelegenheit, die malerische Umgebung der Reichenau zu erkunden.<br />
Foto: Indigo<br />
Foto: WASNI<br />
WASNI – Die Hoodie-Manufaktur. Das Konzept von WASNI<br />
steht für Individualität und Inklusion. WASNI bedeutet „Wenn<br />
anders sein normal ist.“ Das Inklusionsunternehmen beschäftigt<br />
ein vielfältiges Team, bei dem gut die Hälfte der Mitarbeiter*innen<br />
eine (Schwer-)Behinderung unterschiedlicher Art hat. In der<br />
Esslinger Hoodie-Manufaktur wird faire Mode „Made in Germany“<br />
produziert und verkauft. Das Besondere ist, dass Kunden die<br />
Möglichkeit haben, ihr Wunschoberteil selbst zusammenzustellen.<br />
Sie bestimmen selbst, welche Farbe der Pullover hat, welche<br />
Farbe der Stoff hat, die Bündchen und die Kordelfarbe. All das ist<br />
frei wählbar. Diese Option bietet WASNI auch online an (www.<br />
wasni.de), wodurch die Manufaktur nicht nur regional, sondern<br />
auch überregional bekannt wurde. Besucher*innen finden den<br />
Manufaktur-Verkauf im Roßneckar-Areal in der Mettinger Straße<br />
103-105 (im Hinterhof), Esslingen; geöffnet Donnerstag und<br />
Freitag 14 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 15 Uhr.<br />
Café Mitnander am Kaiserstuhl. Einheimische und Touristen<br />
lieben die hausgemachten Kuchen und Torten im Café Mitnander<br />
im traditionsreichen Schwanenhof in der Ortsmitte von<br />
Eichstetten (www.mitnander.de, geöffnet Sonntag bis Freitag<br />
11 bis 18 Uhr). Je nach Saison stehen Erdbeer-, Rhabarber- und<br />
Zwetschgenkuchen in der Vitrine, es gibt Schwarzwälder<br />
Kirschtorte, Schmandtorten oder köstlichen Käsekuchen – und<br />
guten Kaffee, Tee oder Schokolade. Im Sommer kann man schön<br />
im Innenhof des Schwanenhofs sitzen.Täglich zwischen 12 und<br />
14 Uhr können Sie sich frisch zubereiteten Mittagstisch, sowohl<br />
mit Fleisch als auch vegetarisch, schmecken lassen. Probieren<br />
Sie unbedingt auch das berühmte Kaiserstühler Landeis aus der<br />
Eismanufaktur in Königschaffhausen.<br />
Gabriele Billischek<br />
Foto: Cafe Mitnander
52_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Gemeinsamer Bundesausschusses<br />
FÜHRUNGSSPITZE BESTÄTIGT<br />
Der Gesundheitsausschuss des Bundestages hat die<br />
künftige Führung des Gemeinsamen Bundesausschusses<br />
(G-BA) bestätigt. Der bisherige unparteiische Vorsitzende,<br />
Josef Hecken, sowie die unparteiischen Mitglieder<br />
Karin Maag und Bernhard van Treeck, werden ihre Aufgaben<br />
während der kommenden Amtszeit von Juli 2024 bis<br />
Juni 2030 wahrnehmen. Zuvor hatten sich die vier<br />
Trägerorganisationen des G-BA – darunter die Kassenärztliche<br />
Bundesvereinigung (KBV), die Kassenzahnärztliche<br />
Bundesvereinigung (KZBV), die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />
(DKG) und der Spitzenverband der<br />
gesetzlichen Krankenkassen – auf die neun Posten<br />
geeinigt. Neben den drei hauptamtlichen Unparteiischen<br />
wurden auch die sechs ehrenamtlichen Stellvertreter<br />
bestätigt. Hecken wird weiterhin von Friedhelm Hase<br />
und Rolf-Ulrich Schlenker vertreten. Für van Treeck<br />
wurden Jörg Niemann sowie Lili Grell, die dieses Amt<br />
bereits innehatte, neu ernannt. Die ehrenamtlichen<br />
Stellvertreter von Maag werden weiterhin Udo Degener-<br />
Hencke sowie künftig Jörg Hermann sein. Aerzteblatt/IZZ<br />
Dienstjubiläum bei der LZK BW<br />
BERATUNG UND<br />
FORTBILDUNG<br />
Die Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg gratuliert<br />
Nadine Schütze zum zehnjährigen<br />
Dienstjubiläum. LZK-Direktor<br />
Axel Maag ehrte sie Anfang<br />
Oktober 2023 in der LZK-Geschäftsstelle<br />
für ihre Tätigkeit in<br />
der Abteilung Praxisführung. Nadine<br />
Schütze kam als gelernte und erfahrene<br />
ZFA mit zusätzlicher Aufstiegsfortbildung<br />
Prophylaxe am 1. Oktober 2013 zur LZK BW.<br />
Sie arbeitete zunächst in der GOZ-Abteilung und wechselte 2015 in<br />
die Abteilung Praxisführung. Dort berät sie seither am Telefon in<br />
den Fachgebieten Hygiene, Arbeitsschutz, Strahlenschutz und<br />
Praxis-Handbuch. Nadine Schütze stellt außerdem Fachkundebescheinigungen<br />
aus und ist zudem die Ansprechpartnerin für die<br />
Fortbildungskurse der LZK BW für Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen.<br />
Beim LZK-Kurs „Praxis-Handbuch & Navigator – Basic-Kurs“ ist<br />
Nadine Schütze auch als Referentin im Einsatz. Claudia Richter<br />
Foto: Claudia Richter<br />
Weniger junge Erwachsene mit Berufsausbildung<br />
BILDUNGSKLUFT WÄCHST<br />
Foto: pixabay/alice reader<br />
Der Anteil junger Erwachsener mit einer klassischen Berufsausbildung ist in Deutschland stark<br />
zurückgegangen. Im vergangenen Jahr konnten 38 Prozent der 25- bis 34-Jährigen einen<br />
Berufsabschluss vorweisen, 2015 waren es noch 51 Prozent, wie aus dem jährlichen<br />
Ländervergleich „Bildung auf einen Blick“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Dies steht im Zusammenhang mit zwei<br />
Entwicklungen: Zum einen streben mehr junge Menschen höhere Abschlüsse wie ein<br />
Studium an. 2015 hatten noch 30 Prozent der 25- bis 34-Jährigen einen Hochschuloder<br />
ähnlichen Abschluss in der Tasche. 2022 waren es bereits 37,5 Prozent. Zum<br />
anderen erhöhte sich am anderen Ende der Anteil derjenigen, die maximal einen<br />
mittleren Schulabschluss ohne weitere Qualifikation wie eine Berufsausbildung hatten<br />
von 13 auf 16 Prozent. Im Bericht ist die Rede von einer zunehmenden „Bildungspolarisierung“.<br />
Deutschland verliert damit seine gebildete Mittelschicht. OECD/IZZ<br />
Magnetische Sphinkter-Augmentation<br />
BEHANDLUNGSALTERNATIVE BEI REFLUX<br />
Die Magnetische Sphinkter-Augmentation, der Einsatz<br />
einer Magnetkette um die Speiseröhre, könnte laut<br />
Ärzteblatt bei gastroösophagealer Refluxkrankheit eine<br />
Behandlungsalternative zu einer laparoskopischen<br />
Anti-Reflux-Operation oder zu anderen operativen<br />
Verfahren sein. Zu diesem Ergebnis kommt das IQWiG<br />
in einer Potenzialbewertung im Auftrag des Gemeinsamen<br />
Bundesausschusses (G-BA). Die Magnetische<br />
Sphinkter-Augmentation ist ein neues Verfahren für<br />
die chirurgische Behandlung der gastroösophagealen<br />
Refluxkrankheit. Dabei wird eine aus magnetischen<br />
Titanperlen bestehende Kette als Ring oberhalb des<br />
Magens um die untere Speiseröhre platziert. Ziel ist es, mit diesem Magnetring den unteren Schließmuskel<br />
der Speiseröhre zu verstärken und so den Rückfluss aus dem Magen in die Speiseröhre zu verhindern. Die<br />
vom Hersteller vorgelegten Studiendaten deuten laut dem IQWiG darauf hin, dass Patient*innen, die unter<br />
einer Refluxkrankheit leiden und bei denen die maximale konservativ-medikamentöse Refluxtherapie nicht<br />
ausreichend anschlägt, davon profitieren, wenn bei ihnen eine Magnetische Sphinkter-Augmentation<br />
anstelle einer laparoskopischen Anti-Reflux-Operation erfolgt.<br />
Aerzteblatt/IZZ<br />
Foto: pixabay/Robystarm
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
53_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />
Pflanzliche Ernährung<br />
TREND NIMMT ZU<br />
Die Menschen in Deutschland greifen zunehmend bewusst zu pflanzlichen<br />
Lebensmitteln. Das zeigt der aktuelle Ernährungsreport des Bundesministeriums<br />
für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Besonders wichtig ist den<br />
Verbraucher*innen, dass es auch „gut schmeckt“. Das gaben 94 Prozent in<br />
einer Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag des BMEL an. Die Zahl der Flexitarier<br />
ist demnach am stärksten angestiegen. Der Anteil derer, die täglich<br />
Fleisch oder Wurst essen, sank von 34 Prozent im Jahr 2015 auf aktuell 20<br />
Prozent. Gleichzeitig verdoppelte sich laut Umfrage der Anteil derer, die zu<br />
vegetarischen und veganen Alternativen greifen, seit 2020 auf jetzt zehn<br />
Prozent. Geschlecht und Alter spielen ebenfalls eine Rolle: Frauen bevorzugen<br />
häufiger Obst und Gemüse, Männer eher Fleisch. Jüngere sind demnach<br />
offener für Alternativen zu tierischen Lebensmitteln als Ältere. BMEL/IZZ<br />
Foto: pixabay/Steve Buissinne<br />
Wie häufig kaufen die Be-<br />
fragten vegetarische oder<br />
vegane Alternativen zu<br />
tierischen Produkten?<br />
37 %<br />
öfters<br />
47 %<br />
nie<br />
16 %<br />
einmal<br />
Quelle: Ernährungsreport 2023 – eine forsa-Studie im Auftrag<br />
des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft<br />
Grafik: BMEL<br />
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte<br />
HISTORISCHE KLIMAKLAGE<br />
Sechs junge Portugies*innen klagen<br />
vor dem Europäischen Gerichtshof<br />
für Menschenrechte wegen<br />
mangelnder Einhaltung des Pariser<br />
Klimaabkommens. Sie hatten im<br />
Sommer und Herbst 2017 erlebt,<br />
wie etwa 200 Kilometer nordöstlich<br />
von Lissabon große Waldgebiete<br />
in Flammen standen. Mehr<br />
als hundert Menschen starben, noch viel mehr wurden verletzt. Drei<br />
Jahre nach der Brandkatastrophe reichten die sechs Portugies*innen, die<br />
heute zwischen 11 und 24 Jahre alt sind, eine Klage gegen 32 Staaten<br />
vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg ein.<br />
Eine Gruppe von Anwälten unterstützt sie in diesem einzigartigen<br />
Verfahren, das darauf abzielt, die Einhaltung der Klimaschutzverpflichtungen<br />
aus dem Pariser Abkommen zu erzwingen und die Erderwärmung<br />
auf unter zwei Grad zu begrenzen. Das Gericht hat das Verfahren<br />
priorisiert, obwohl normalerweise eine Klage erst nach Erschöpfung des<br />
nationalen Rechtswegs angenommen wird. Die Tatsache, dass mindestens<br />
17 Richter*innen, die sogenannte Große Kammer, den Fall behandeln,<br />
macht die Klage vielversprechend.<br />
IZZ<br />
Abbildung: Pixabay/gerd altmann
54_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
BEDARFSPLANUNG FÜR DIE<br />
VERTRAGSZAHNÄRZTLICHE<br />
VERSORGUNG IN BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG<br />
Die vier Bezirksdirektionen der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />
Baden-Württemberg (KZV BW) haben<br />
im Einvernehmen mit den Landesverbänden<br />
der Krankenkassen und den<br />
Ersatzkassen sowie im Benehmen mit<br />
den zuständigen Landesbehörden nach<br />
Maßgabe der von dem Gemeinsamen<br />
Bundesausschuss (G-BA) erlassenen<br />
Bedarfsplanungs-Richtlinie für ihre Bereiche<br />
Bedarfspläne zur Sicherstellung<br />
der vertragszahnärztlichen Versorgung<br />
aufzustellen und jeweils der Entwicklung<br />
anzupassen. Die Bedarfspläne für<br />
die vertragszahnärztliche Versorgung<br />
in den Regierungsbezirken Freiburg,<br />
Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen wurden<br />
zum Stand 31.12.2022 erstellt. Sie<br />
wurden dem Ministerium für <strong>Soziales</strong><br />
und Integration Baden-Württemberg<br />
vorgelegt und nicht beanstandet.<br />
Die Bedarfspläne liegen für alle Interessenten<br />
in den Bezirksdirektionen<br />
Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart und<br />
Tübingen der KZV BW zur Einsichtnahme<br />
aus und können über die Website<br />
der KZV BW unter „Publikationen“<br />
heruntergeladen werden.<br />
Grundlage der Bedarfsplanung ist<br />
das Verhältnis der Zahl der Vertragszahnärzte<br />
bzw. der Kieferorthopäden,<br />
bezogen auf die Zahl der Einwohner in<br />
einem bestimmten Planungsbereich.<br />
Die Verhältniszahlen werden in der Bedarfsplanungsrichtlinie<br />
festgelegt und<br />
im Bedarfsfall angepasst.<br />
Unterversorgung<br />
Der Landesausschuss der Zahnärzte<br />
und Krankenkassen für Baden-Württemberg<br />
prüft gemäß § 6 Abs. 1 der<br />
Bedarfsplanungs-Richtlinie Zahnärzte<br />
anhand der tatsächlichen Versorgungssituation,<br />
ob für alle Planungsbereiche<br />
eine ausreichende zahnärztliche Versorgung<br />
gegeben ist oder eine Unterversorgung<br />
(< 50% des ermittelten<br />
Bedarfs) droht. Er trifft Entscheidungen<br />
hierzu und legt gegebenenfalls fest,<br />
welche Maßnahmen getroffen werden<br />
sollen. Der Landesausschuss hat in seiner<br />
Sitzung am 24. Mai 2023 einstimmig<br />
festgestellt, dass kein zusätzlicher<br />
Versorgungsbedarf im Sinne des § 6 a<br />
der geltenden Bedarfsplanungsrichtlinie<br />
Zahnärzte besteht.<br />
Überversorgung<br />
Gemäß § 7 der Bedarfsplanungs-Richtlinie<br />
Zahnärzte ist eine Überversorgung<br />
anzunehmen, wenn der allgemeine<br />
bedarfsgerechte Versorgungsgrad um<br />
10 v. H. überschritten ist (> 110% des<br />
ermittelten Bedarfs). Gesetzliche Zulassungsbeschränkungen<br />
in Folge einer<br />
festgestellten Überversorgung bestehen<br />
für den zahnärztlichen Bereich nicht.<br />
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ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
55_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
Bedarfsplan für die vertragszahnärztliche Versorgung<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung für den Regierungsbezirk Freiburg, Zahnärztliche Planungsbereiche – Stand 31.12.2022<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
PB-Nr.<br />
Planungsbereich<br />
Bereinigte<br />
Einwohnerzahl<br />
Einwohnerzahl<br />
Versorgungsgrad<br />
100 %<br />
Angest.<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Vertragszahnärzte<br />
Kfo-Anrechnung<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Versorgunsgrad<br />
in %<br />
1101 SKR Freiburg 234.442 234.442 183,2 150,0 46,9 196,9 2,3 194,6 106,2<br />
1501<br />
Gundelfingen/<br />
Breisach<br />
117.954 117.954 70,2 55,0 11,5 66,5 0,5 66,0 94,0<br />
1502 Titisee-Neustadt 42.851 42.851 25,5 16,0 3,6 19,6 0,2 19,4 76,1<br />
1503 Müllheim 108.388 108.388 64,5 54,5 12,6 67,1 0,5 66,6 103,3<br />
1601 Emmendingen 128.416 128.416 76,4 67,0 15,2 82,2 0,4 81,8 107,1<br />
1602 Waldkirch 41.799 41.799 24,9 22,0 2,3 24,3 0,1 24,2 97,2<br />
1701 Lahr 119.331 119.331 71,0 47,0 24,9 71,9 1,2 70,7 99,6<br />
1702 Wolfach 53.359 53.359 31,8 22,0 6,6 28,6 0,5 28,1 88,4<br />
1801 Offenburg 101.227 101.227 60,3 46,5 5,0 51,5 0,8 50,7 84,1<br />
1802 Achern 96.378 96.378 57,4 38,0 17,6 55,6 0,9 54,7 95,3<br />
1803 Kehl 69.221 69.221 41,2 30,0 12,5 42,5 0,7 41,8 101,5<br />
2501<br />
Oberndorf/<br />
Schramberg<br />
85.000 85.000 50,6 34,0 7,8 41,8 0,6 41,2 81,4<br />
2502 Rottweil 56.754 56.754 33,8 29,0 8,3 37,3 0,5 36,8 108,9<br />
2601 Donaueschingen 46.644 46.644 27,8 16,0 2,3 18,3 0,1 18,2 65,5<br />
2602 Furtwangen 38.191 38.191 22,7 15,0 2,3 17,3 0,1 17,2 75,8<br />
2603<br />
2701<br />
Villingen-<br />
Schwenningen<br />
Spaichingen-<br />
Trossingen<br />
131.223 131.223 78,1 65,0 16,2 81,2 0,4 80,8 103,5<br />
65.301 65.301 38,9 22,5 4,8 27,3 0,0 27,3 70,2<br />
2702 Tuttlingen 79.025 79.025 47,0 34,0 7,5 41,5 0,1 41,4 88,1<br />
3501 Konstanz 98.292 98.292 58,5 67,0 14,3 81,3 1,4 79,9 136,6<br />
3502 Radolfzell/Stockach 79.192 79.192 47,1 43,5 14,3 57,8 1,0 56,8 120,6<br />
3503 Singen 113.712 113.712 67,7 58,5 27,2 85,7 1,4 84,3 124,5<br />
3601 Lörrach 135.811 135.811 80,8 54,0 27,1 81,1 2,5 78,6 97,3<br />
3602 Rheinfelden 51.024 51.024 30,4 32,5 10,3 42,8 1,3 41,5 136,5<br />
3603 Schopfheim 45.350 45.350 27,0 15,5 5,5 21,0 0,6 20,4 75,6<br />
3701 Bad Säckingen 75.153 75.153 44,7 30,0 16,8 46,8 0,4 46,4 103,8<br />
3702 Waldshut-Tiengen 98.000 98.000 58,3 50,0 18,7 68,7 0,7 68,0 116,6<br />
Bedarfsplan für die vertragszahnärztliche Versorgung<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung für den Regierungsbezirk Freiburg, Kieferorthopädische Planungsbereiche – Stand 31.12.2022<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
PB-Nr.<br />
Planungsbereich<br />
Bereinigte<br />
Einwohnerzahl<br />
Einwohnerzahl<br />
Versorgungsgrad<br />
100 %<br />
Angest.<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Vertragszahnärzte<br />
Kfo-Anrechnung<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Versorgunsgrad<br />
in %<br />
1180 Stadtkreis Freiburg 36.987 36.987 9,2 17,0 7,5 24,5 2,3 26,8 291,3<br />
1181<br />
LKR Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
46.577 46.577 11,6 11,0 1,3 12,3 1,2 13,5 116,4<br />
1680 LKR Emmendingen 29.525 29.525 7,4 11,0 6,0 17,0 0,6 17,6 237,8<br />
1780 LKR Ortenaukreis 75.946 75.946 19,0 14,5 4,3 18,8 4,1 22,9 120,5<br />
2580 LKR Rottweil 25.109 25.109 6,3 4,0 0,5 4,5 1,1 5,6 88,9<br />
2680<br />
LKR Schwarzwald-<br />
Baar-Kreis<br />
36.744 36.744 9,2 10,0 0,0 10,0 0,5 10,5 114,1<br />
2780 LKR Tuttlingen 26.859 26.859 6,7 4,0 2,0 6,0 0,1 6,1 91,0<br />
3580 LKR Konstanz 47.752 47.752 11,9 17,0 3,8 20,8 3,7 24,5 205,9<br />
3680 LKR Lörrach 40.924 40.924 10,2 11,0 2,0 13,0 4,5 17,5 171,6<br />
3780 LKR Waldshut 30.349 30.349 7,6 5,5 3,0 8,5 1,1 9,6 126,3
56_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Bedarfsplan für die vertragszahnärztliche Versorgung<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung für den Regierungsbezirk Karlsruhe, Zahnärztliche Planungsbereiche – Stand 31.12.2022<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
PB-Nr.<br />
Planungsbereich<br />
Bereinigte<br />
Einwohnerzahl<br />
Einwohnerzahl<br />
Versorgungsgrad<br />
100 %<br />
Angest.<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Vertragszahnärzte<br />
Kfo-Anrechnung<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Versorgunsgrad<br />
in %<br />
501 Baden-Baden 56.888 56.888 33,9 36,0 9,8 45,8 0,0 45,8 135,10<br />
502 Heidelberg 161.477 161.477 126,2 111,0 26,9 137,9 1,5 136,4 108,10<br />
503 Karlsruhe 307.227 307.227 240,0 164,0 54,7 218,7 4,1 214,6 89,40<br />
504 Mannheim 314.428 314.428 245,6 184,5 63,2 247,7 2,1 245,6 100,00<br />
505 Pforzheim 127.052 127.052 99,3 61,0 30,3 91,3 4,6 86,7 87,30<br />
511 Stadt-Calw 24.095 24.095 14,3 11,0 6,5 17,5 0,5 17,0 118,90<br />
512 Stadt-Nagold 22.836 22.836 13,6 16,0 6,5 22,5 0,7 21,8 160,30<br />
513 Calw-Land 115.517 115.517 68,8 32,0 5,2 37,2 1,2 36,0 52,30<br />
521 Stadt Mühlacker 26.282 26.282 15,6 11,5 2,8 14,3 0,1 14,2 91,00<br />
522 Enzkreis-Land 175.612 175.612 104,5 51,5 16,6 68,1 0,3 67,8 64,90<br />
531 Stadt-Freudenstadt 24.083 24.083 14,3 11,0 3,5 14,5 0,1 14,4 100,70<br />
532 Stadt-Horb 25.513 25.513 15,2 8,0 0,5 8,5 0,1 8,4 55,30<br />
533 Freudenstadt-Land 70.786 70.786 42,1 23,0 1,0 24,0 0,2 23,8 56,50<br />
541 Stadt-Bretten 30.046 30.046 17,9 15,5 5,8 21,3 0,2 21,1 117,90<br />
542 Stadt-Bruchsal 46.206 46.206 27,5 28,0 3,5 31,5 0,2 31,3 113,80<br />
543 Stadt-Ettlingen 39.647 39.647 23,6 25,0 13,1 38,1 0,3 37,8 160,20<br />
544 Karlsruhe Land 337.310 337.310 200,8 128,5 30,3 158,8 1,2 157,6 78,50<br />
551 Stadt-Buchen 17.908 17.908 10,7 13,5 2,0 15,5 0,1 15,4 143,90<br />
552 Stadt-Mosbach 26.282 26.282 15,6 17,0 7,5 24,5 0,2 24,3 155,80<br />
553 NOK-Land 100.863 100.863 60,0 39,0 11,3 50,3 0,4 49,9 83,20<br />
561 Stadt-Bühl 29.119 29.119 17,3 16,5 6,5 23,0 0,3 22,7 131,20<br />
562 Stadt-Gaggenau 30.213 30.213 18,0 10,0 4,5 14,5 0,2 14,3 79,40<br />
563 Stadt-Rastatt 51.525 51.525 30,7 19,5 4,8 24,3 0,3 24,0 78,20<br />
564 Rastatt-Land 124.076 124.076 73,9 53,5 8,8 62,3 0,7 61,6 83,40<br />
571 Stadt-Leimen 27.195 27.195 16,2 14,0 2,6 16,6 0,4 16,2 100,00<br />
572 Stadt-Schwetzingen 21.816 21.816 13,0 16,0 5,0 21,0 0,5 20,5 157,70<br />
573 Stadt-Sinsheim 36.323 36.323 21,6 17,0 6,5 23,5 0,5 23,0 106,50<br />
574 Stadt-Weinheim 45.480 45.480 27,1 28,5 9,5 38,0 0,9 37,1 136,90<br />
575 Stadt-Wiesloch 26.800 26.800 16,0 21,0 2,3 23,3 0,5 22,8 142,50<br />
576 RNK-Land 396.738 396.738 236,2 186,0 57,9 243,9 5,6 238,3 100,90<br />
Bedarfsplan für die vertragszahnärztliche Versorgung<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung für den Regierungsbezirk Karlsruhe, Kieferorthopädische Planungsbereiche – Stand 31.12.2022<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
PB-Nr.<br />
Planungsbereich<br />
Bereinigte<br />
Einwohnerzahl<br />
Einwohnerzahl<br />
Versorgungsgrad<br />
100 %<br />
Angest.<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Vertragszahnärzte<br />
Kfo-Anrechnung<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Versorgunsgrad<br />
in %<br />
581 Baden-Baden 8.342 8.342 2,1 4,0 1,3 5,3 0,0 5,3 252,40<br />
582 Heidelberg 23.472 23.472 5,9 9,5 2,3 11,8 1,5 13,3 225,40<br />
583 Karlsruhe 44.107 44.107 11,0 17,0 1,0 18,0 4,1 22,1 200,90<br />
584 Mannheim 48.848 48.848 12,2 12,0 9,5 21,5 2,1 23,6 193,40<br />
585 Pforzheim 23.126 23.126 5,8 7,0 1,5 8,5 4,6 13,1 225,90<br />
586 Calw 27.993 27.993 7,0 3,0 0,0 3,0 2,4 5,4 77,10<br />
587 Enzkreis 34.988 34.988 8,7 2,0 2,0 4,0 0,3 4,3 49,40<br />
588 Freudenstadt 20.535 20.535 5,1 2,0 0,8 2,8 0,4 3,2 62,70<br />
589 Karlsruhe 75.802 75.802 19,0 12,0 1,5 13,5 1,9 15,4 81,10<br />
590 Neckar-Odenwald-Kreis 23.954 23.954 6,0 2,0 2,0 4,0 0,7 4,7 78,30<br />
591 Rastatt 38.449 38.449 9,6 5,0 0,8 5,8 1,4 7,2 75,00<br />
592 Rhein-Neckar-Kreis 93.682 93.682 23,4 23,5 5,5 29,0 8,4 37,4 159,80
ZBW_11-12/2023<br />
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57_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
Bedarfsplan für die vertragszahnärztliche Versorgung<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung für den Regierungsbezirk Stuttgart, Zahnärztliche Planungsbereiche – Stand 31.12.2022<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
PB-Nr.<br />
Planungsbereich<br />
Bereinigte<br />
Einwohnerzahl<br />
Einwohnerzahl<br />
Versorgungsgrad<br />
100 %<br />
Angest.<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Vertragszahnärzte<br />
Kfo-Anrechnung<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Versorgunsgrad<br />
in %<br />
01/1101 Stuttgart-Mitte 189.253 189.253 147,9 144,0 78,1 222,1 2,6 219,5 148,4<br />
01/1102<br />
S-Feuerbach/<br />
S-Zuffenhausen<br />
140.339 140.339 109,6 64,0 22,7 86,7 1,0 85,7 78,2<br />
01/1103 S-Bad Cannstatt 133.526 133.526 104,3 56,0 19,8 75,8 0,9 74,9 71,8<br />
01/1104<br />
S-Vaihingen/<br />
S-Degerloch<br />
146.442 146.442 114,4 79,0 22,2 101,2 1,2 100,0 87,4<br />
01/1501<br />
Böblingen/<br />
Sindelfingen<br />
228.644 228.644 136,1 113,0 33,1 146,1 2,6 143,5 105,4<br />
01/1502 Herrenberg 63.127 63.127 37,6 29,0 6,1 35,1 0,6 34,5 91,8<br />
01/1503 Leonberg 105.662 105.662 62,9 39,0 19,3 58,3 1,0 57,3 91,1<br />
01/1601 Esslingen 157.366 157.366 93,7 84,5 23,3 107,8 0,9 106,9 114,1<br />
01/1602 Plochingen 95.208 95.208 56,7 37,5 11,6 49,1 0,4 48,7 85,9<br />
01/1603 Kirchheim/Teck 85.143 85.143 50,7 44,5 12,8 57,3 0,5 56,8 112,0<br />
01/1604 Nürtingen 113.822 113.822 67,8 45,0 21,2 66,2 0,6 65,6 96,8<br />
01/1605<br />
Filderstadt/<br />
Leinfelden-Echterd.<br />
86.507 86.507 51,5 42,5 13,4 55,9 0,5 55,4 107,6<br />
01/1701 Göppingen 140.550 140.550 83,7 57,5 21,1 78,6 1,1 77,5 92,6<br />
01/1901 Waiblingen 211.890 211.890 126,1 106,5 29,4 135,9 1,7 134,2 106,4<br />
01/1902 Backnang 105.817 105.817 63,0 32,5 20,1 52,6 0,7 51,9 82,4<br />
01/1903 Schorndorf 112.915 112.915 67,2 54,0 19,7 73,7 0,9 72,8 108,3<br />
01/2101 Heilbronn 126.813 126.813 99,1 77,5 27,6 105,1 0,5 104,6 105,5<br />
01/2501<br />
Brackenheim/<br />
Eppingen<br />
114.632 114.632 68,2 41,0 14,8 55,8 1,6 54,2 79,5<br />
01/2502 Neckarsulm 148.507 148.507 88,4 48,0 31,1 79,1 2,2 76,9 87,0<br />
01/2503 Weinsberg 88.945 88.945 52,9 32,0 13,3 45,3 1,3 44,0 83,2<br />
01/2601 Künzelsau 55.843 55.843 33,2 16,0 6,5 22,5 0,0 22,5 67,8<br />
01/2602 Öhringen 58.926 58.926 35,1 27,0 6,0 33,0 0,0 33,0 94,0<br />
01/2701 Schwäbisch Hall 112.467 112.467 66,9 44,0 17,8 61,8 0,7 61,1 91,3<br />
01/2702 Crailsheim 89.430 89.430 53,2 36,0 16,8 52,8 0,6 52,2 98,1<br />
01/2801 Tauberbischofsheim 43.714 43.714 26,0 20,0 5,0 25,0 0,1 24,9 95,8<br />
01/2802 Bad Mergentheim 58.485 58.485 34,8 23,0 4,0 27,0 0,1 26,9 77,3<br />
01/2803 Wertheim 32.157 32.157 19,1 20,0 3,5 23,5 0,1 23,4 122,5<br />
01/3501 Heidenheim 87.970 87.970 52,4 43,0 11,6 54,6 1,6 53,0 101,1<br />
01/3502 Giengen 46.065 46.065 27,4 19,5 2,5 22,0 0,6 21,4 78,1<br />
01/3601 Aalen 131.800 131.800 78,5 55,0 20,8 75,8 1,0 74,8 95,3<br />
01/3602 Ellwangen 50.492 50.492 30,1 17,0 7,0 24,0 0,3 23,7 78,7<br />
01/3603 Schwäbisch Gmünd 136.252 136.252 81,1 71,5 16,3 87,8 1,2 86,6 106,8<br />
Bedarfsplan für die vertragszahnärztliche Versorgung<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung für den Regierungsbezirk Stuttgart, Kieferorthopädische Planungsbereiche – Stand 31.12.2022<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
PB-Nr.<br />
Planungsbereich<br />
Bereinigte<br />
Einwohnerzahl<br />
01/1702 Geislingen 59.561 59.561 35,5 24,0 4,0 28,0 0,4 27,6 77,7<br />
01/1703<br />
Eislingen/<br />
Donzdorf/Süssen<br />
60.599 60.599 36,1 34,0 12,9 46,9 0,7 46,2 128,0<br />
01/1801 Ludwigsburg 298.042 298.042 177,4 130,0 65,6 195,6 0,4 195,2 110,0<br />
01/1802<br />
Bietigheim-<br />
Bissingen<br />
129.659 129.659 77,2 43,5 27,2 70,7 0,1 70,6 91,5<br />
01/1803 Marbach 120.507 120.507 71,7 33,5 12,7 46,2 0,1 46,1 64,3<br />
Einwohnerzahl<br />
Versorgungsgrad<br />
100 %<br />
Angest.<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Vertragszahnärzte<br />
Kfo-Anrechnung<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Versorgunsgrad<br />
in %<br />
01/1181 Stadtkreis Stuttgart 96.272 96.272 24,1 24,5 9,0 33,5 5,6 39,1 162,2<br />
01/1581 Landkreis Böblingen 71.565 71.565 17,9 17,5 5,3 22,8 4,2 27,0 150,8<br />
01/1681 Landkreis Esslingen 91.182 91.182 22,8 19,5 3,3 22,8 2,9 25,7 112,7<br />
01/1781 Landkreis Göppingen 44.700 44.700 11,2 8,0 3,8 11,8 2,2 14,0 125,0<br />
01/1881 Landkreis Ludwigsburg 96.980 96.980 24,2 20,0 11,3 31,3 0,6 31,9 131,8<br />
01/1981 Landkreis Rems-Murr 74.225 74.225 18,6 18,0 3,8 21,8 3,4 25,2 135,5<br />
01/2181 Stadtkreis Heilbronn 22.402 22.402 5,6 3,0 6,0 9,0 0,5 9,5 169,6<br />
01/2581 Landkreis Heilbronn 62.058 62.058 15,5 14,0 8,0 22,0 5,0 27,0 174,2<br />
01/2681 Landkreis Hohenlohe 19.872 19.872 5,0 3,0 0,5 3,5 0,0 3,5 70,0<br />
01/2781 Landkreis Schwäbisch Hall 35.929 35.929 9,0 2,0 3,0 5,0 1,2 6,2 68,9<br />
01/2881 Landkreis Main-Tauber 21.849 21.849 5,5 6,5 3,8 10,3 0,2 10,5 190,9<br />
01/3581 Landkreis Heidenheim 23.020 23.020 5,8 4,0 0,0 4,0 2,2 6,2 106,9<br />
01/3681 Landkreis Ostalb 54.260 54.260 13,6 16,0 4,0 20,0 2,5 22,5 165,4
58_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Bedarfsplan für die vertragszahnärztliche Versorgung<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung für den Regierungsbezirk Tübingen, Zahnärztliche Planungsbereiche – Stand 31.12.2022<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
PB-Nr.<br />
Planungsbereich<br />
Bereinigte<br />
Einwohnerzahl<br />
Einwohnerzahl<br />
Versorgungsgrad<br />
100 %<br />
Angest.<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Vertragszahnärzte<br />
Kfo-Anrechnung<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Versorgunsgrad<br />
in %<br />
4151 Reutlingen 184.517 184.517 109,8 86,5 33,7 120,2 0,2 120,0 109,3<br />
4152<br />
Metzingen/<br />
Münsingen<br />
105.993 105.993 63,1 46,5 9,8 56,3 0,1 56,2 89,1<br />
4161 Tübingen 176.041 176.041 104,8 87,0 28,4 115,4 0,7 114,7 109,4<br />
4162 Rottenburg 55.688 55.688 33,1 23,5 6,3 29,8 0,2 29,6 89,4<br />
4171 Albstadt 73.915 73.915 44,0 30,5 10,5 41,0 0,6 40,4 91,8<br />
4172 Balingen 57.824 57.824 34,4 27,0 8,0 35,0 0,5 34,4 100,3<br />
4173 Hechingen 61.227 61.227 36,4 28,0 3,0 31,0 0,4 30,6 84,1<br />
4210 Stadtkreis Ulm 128.301 128.301 100,2 74,5 45,7 120,2 0,3 119,9 119,7<br />
4251 Alb-Donau-Nord 103.811 103.811 61,8 44,0 10,6 54,6 0,7 53,9 87,2<br />
4252 Alb-Donau-Süd 97.397 97.397 58,0 43,0 8,6 51,6 0,7 50,9 87,8<br />
4261 Biberach/Laupheim 165.308 165.308 98,4 65,5 21,2 86,7 0,4 86,3 87,7<br />
4262 Riedlingen 39.908 39.908 23,8 15,5 2,3 17,8 0,1 17,7 74,4<br />
4351 Friedrichshafen 155.093 155.093 92,3 94,0 26,6 120,6 0,4 120,2 130,2<br />
4352 Überlingen 66.974 66.974 39,9 37,5 3,8 41,3 0,1 41,2 103,3<br />
4361<br />
Ravensburg/<br />
Weingarten/<br />
Bad Waldsee<br />
170.266 170.266 101,3 93,5 30,4 123,9 3,5 120,4 118,9<br />
4362 Wangen/Leutkirch 107.820 107.820 64,2 48,0 10,8 58,8 1,7 57,1 88,9<br />
4371<br />
4372/<br />
4373<br />
Sigmaringen/<br />
Pfullendorf<br />
103.634 103.634 61,7 36,0 9,8 45,8 0,1 45,7 74,1<br />
Bad Saulgau 41.295 41.295 24,6 16,0 8,8 24,8 0,2 24,6 100,0<br />
Bedarfsplan für die vertragszahnärztliche Versorgung<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung für den Regierungsbezirk Tübingen, Kieferorthopädische Planungsbereiche – Stand 31.12.2022<br />
Zahnärztliche Versorgung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
PB-Nr.<br />
Planungsbereich<br />
Bereinigte<br />
Einwohnerzahl<br />
Einwohnerzahl<br />
Versorgungsgrad<br />
100 %<br />
Angest.<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Vertragszahnärzte<br />
Kfo-Anrechnung<br />
ZÄ<br />
Insg.<br />
Versorgunsgrad<br />
in %<br />
31580 Kreis Reutlingen 50.606 50.606 12,7 12,0 5,0 17,0 0,3 17,3 136,2<br />
31680 Kreis Tübingen 38.813 38.813 9,7 14,0 3,3 17,3 0,9 18,2 187,6<br />
31780 Zollernalbkreis 31.832 31.832 8,0 3,0 1,5 4,5 1,5 6,0 75,0<br />
32180 Stadtkreis Ulm 20.596 20.596 5,1 7,0 0,8 7,8 0,3 8,1 158,8<br />
32580 Alb-Donau-Kreis 36.806 36.806 9,2 3,5 2,5 6,0 1,4 7,4 80,4<br />
32680 Kreis Biberach 38.141 38.141 9,5 8,0 1,5 9,5 0,5 10,0 105,3<br />
33580 Bodenseekreis 36.643 36.643 9,2 13,0 2,8 15,8 0,5 16,3 177,2<br />
33680 Kreis Ravensburg 50.767 50.767 12,7 9,0 4,0 13,0 5,4 18,4 144,9<br />
33780 Kreis Sigmaringen 22.894 22.894 5,7 2,0 3,5 5,5 0,1 5,6 98,2
ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
59_PERSONALIA<br />
Zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. Helmut Schüle<br />
PRÄGEND FÜR KLINIK UND<br />
WISSENSCHAFT<br />
Foto: Archiv<br />
Am 25. Dezember 2023 wird Prof. Dr.<br />
Dr. Helmut Schüle, ehemaliger Ärztlicher<br />
Direktor der Klinik für Kiefer-<br />
und Gesichtschirurgie des Katharinenhospitals<br />
Stuttgart, sein 100. Lebensjahr<br />
vollenden. Zeitlebens war er<br />
ein herausragender Experte auf dem<br />
Gebiet der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
und leitete die renommierte<br />
Klinik im Katharinenhospital<br />
Stuttgart von 1968 bis zum Jahr 1989.<br />
In dieser beeindruckenden Amtszeit<br />
gelang es ihm, die Klinik für Mund-,<br />
Kiefer- und Gesichtschirurgie zu einem<br />
führenden kieferchirurgischen<br />
Zentrum für Nordwürttemberg zu<br />
entwickeln. Unter seiner Leitung erlangte<br />
die Klinik einen hervorragenden<br />
Ruf in der Region und auch darüber<br />
hinaus. Sein <strong>Engagement</strong> und<br />
sein unermüdlicher Einsatz trugen<br />
wesentlich dazu bei, die medizinische<br />
Versorgung und Forschung auf dem<br />
Gebiet der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
auf ein neues Niveau<br />
zu heben.<br />
Im Weiteren war Herr Prof. Dr. Dr.<br />
Schüle während seiner Amtszeit als<br />
Klinikdirektor auch als Vorsitzender<br />
der Vereinigung für Wissenschaftliche<br />
Zahnheilkunde Stuttgart tätig.<br />
Diese Vereinigung hat es sich zum<br />
Ziel gesetzt, hoch qualifizierte und<br />
unabhängige Fortbildungen für alle<br />
interessierten Zahnärzte, Oral- und<br />
Kieferchirurgen anzubieten und somit<br />
die Weiterentwicklung der Zahn-,<br />
Mund- und Kieferheilkunde sowie<br />
der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
zu fördern. Unter seiner Führung<br />
trug die Vereinigung maßgeblich<br />
zur Fortsetzung und Stärkung<br />
der positiven Tradition dieser Institution<br />
bei.<br />
Cornelia Schwarz<br />
Bodenseetagung 2023<br />
EHRUNG DER BERUFS-<br />
JUBILARE UND SCHULBESTEN<br />
Foto: privat<br />
Es ist schöne Tradition, dass der Tagung<br />
für ZFA der BZK Tübingen in Lindau<br />
die Ehrung der Berufsjubilare und<br />
der Schulbesten vorausgeht.<br />
Erstmals nahm der neue Referent für<br />
Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen<br />
der BZK Tübingen, Dr. Jochen Eble, die<br />
Ehrungen vor – mit seinem Vorgänger<br />
Dr. Bernd Stoll als Assistenten. Im Bezirk<br />
Tübingen gibt es drei Berufsschulen:<br />
in Aulendorf, Tübingen und in Ulm.<br />
Mit Claudia Elisabeth Amos und Helena<br />
Nerz stellte die Schule in Tübingen in<br />
diesem Jahr gleich zwei Schulbeste mit<br />
der Traumnote von 1,1. Einen Notendurchschnitt<br />
von 1,3 erreichte Ramona<br />
Riegger an der Schule Aulendorf. 1,40,<br />
1,43 und 1,47 – über diese Traumabschlussnoten<br />
an der Schule Ulm freuten<br />
sich Ainagul Barthelmann, Shumaim<br />
Khan und Jennifer Baumeister.<br />
Ein schöner Beruf – das sagten alle Berufsjubilare<br />
einhellig. Keine der von Dr.<br />
Eble befragten Damen hat es je bereut,<br />
den Beruf ergriffen zu haben.<br />
40 Jahre im Beruf – und noch immer jeden<br />
Tag mit Freude in der Praxis, das<br />
sind Andrea Röll aus der Praxis Dres.<br />
Ludwig und Dirheimer aus Ulm sowie<br />
Erika Keller und Andrea Woitelliet aus<br />
der Praxis Tarcson in Hedingen. Zu ihrem<br />
30-jährigen Berufsjubiläum durfte<br />
Dr. Eble Sabine Blum, Andrea Sick und<br />
Sybille Oberem beglückwünschen. Über<br />
ihr 25-jähriges Berufsjubiläum freute<br />
sich Cornelia Stefanski. Und zehn Jahre<br />
ihrem Beruf treu geblieben ist Sabrina<br />
Netzer.<br />
Andrea Mader
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Telefon: 0711 7877-178<br />
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ZBW_11-12/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
67_ZU GUTER LETZT<br />
Karikatur: picture alliance/dieKLEINERT/Scharwel<br />
IMPRESSUM<br />
IMPRESSUM<br />
_Herausgeber:<br />
Dr. Torsten Tomppert, Präsident der<br />
Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg (LZK BW),<br />
Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />
und Vorsitzender des Vorstands der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />
Baden-Württemberg (KZV BW),<br />
Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />
für das Informationszentrum<br />
Zahn- und Mundgesundheit Baden-<br />
Württemberg<br />
Eine Einrichtung der KZV BW und LZK BW<br />
_Redaktion:<br />
Cornelia Schwarz (cos) (ChR, verantw.)<br />
E-Mail: cornelia.schwarz@izzbw.de<br />
Telefon: 0711/222 966-10<br />
Gabriele Billischek (bi),<br />
E-Mail: gabriele.billischek@izzbw.de<br />
Telefon: 0711/222 966-14<br />
Andrea Mader (am),<br />
Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg<br />
Telefon: 0711/228 45-29<br />
E-Mail: mader@lzk-bw.de<br />
Dr. Holger Simon-Denoix (hsd),<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung<br />
Baden-Württemberg<br />
Telefon: 0711/78 77-229<br />
E-Mail: holger.simon-denoix@kzvbw.de<br />
_Anschrift der Redaktion:<br />
Informationszentrum Zahn- und<br />
Mundgesundheit Baden-Württemberg<br />
Heßbrühlstr. 7, 70565 Stuttgart<br />
Telefon: 0711/222 966-14<br />
Telefax: 0711/222 966-21<br />
E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de<br />
_Redaktionsassistenz:<br />
Gabriele Billischek<br />
_Layout:<br />
Armin Fischer, Gabriele Billischek<br />
_Autoren*innen dieser Ausgabe:<br />
Prof. Dr. Thomas Attin, Gabriele<br />
Billischek, Christian Finster, PD Dr.<br />
Gerd Göstemeyer, Andrea Mader,<br />
Dr. Dr. Alexander Raff, Guido Reiter,<br />
Claudia Richter, Cornelia Schwarz,<br />
Sabrina Seng, Kerstin Sigle, Dr. Holger<br />
Simon-Denoix.<br />
_Titelseite:<br />
Abbildung: IZZ-Archiv, picture alliance/<br />
Christoph Schmidt<br />
_Rubrik Titelthema:<br />
Abbildungen: IZZ-Archiv, Deutscher<br />
Bundestag/Thomas Trutschel,<br />
Zahnputzfuchs<br />
_Verantwortlich für Amtliche<br />
Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Baden-Württemberg<br />
(KZV BW):<br />
Dr. Torsten Tomppert, Vorsitzender des<br />
Vorstands der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Baden-Württemberg<br />
(KZV BW), KdöR<br />
_Verantwortlich für Amtliche<br />
Mitteilungen der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
(LZK BW):<br />
Dr. Torsten Tomppert, Präsident<br />
der Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg (LZK BW), KdöR<br />
_Hinweise:<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />
Ein Anspruch auf Veröffentlichung<br />
besteht nicht. Bei Einsendungen an<br />
die Redaktion wird der vollen oder<br />
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eingegangene Fortbildungsmanuskripte<br />
können nicht veröffentlicht<br />
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ZBW ins Internet, die Übersetzung in<br />
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Vervielfältigung und die Wiederverwendung<br />
von Abbildungen umfasst.<br />
Dabei ist die Quelle anzugeben.<br />
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beträgt 6 Wochen zum Ende des<br />
Bezugszeitraumes. Für die Mitglieder<br />
der Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg ist der Bezugspreis mit<br />
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E-Mail: fridger.koltermann@<br />
kohlhammerdruck.de<br />
www.kohlhammerdruck.de<br />
ISSN: 0340-3017
FONDATION BEYELER<br />
17. 9. 2023 – 28. 1. 2024<br />
RIEHEN / BASEL<br />
Niko Pirosmani, Fisherman in a Red Shirt (Detail), Oil on oilcloth, 111 × 89.5 cm,<br />
The Collection of Shalva Amiranashvili Museum of Fine Arts of Georgia, © Infi nitart Foundation