Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KiK - Kaufmännische Schulen in Kontakt<br />
8. Jahrgang – <strong>Ausgabe</strong> 10 – Oktober 2005<br />
Projekt zu Gefahren im Straßenverkehr<br />
Wenn Pillen und Promille mit am Steuer sitzen<br />
Sie sind die Zielgruppe - diejenigen, die für die<br />
meisten Unfälle im bundesdeutschen Straßenverkehr<br />
verantwortlich sind. Und trotzdem<br />
scheint das Thema weit weg zu sein. Auch für<br />
die 24 Schüler der Kaufmännischen Schulen in<br />
Marburg ist der fast sechsstündige Workshop<br />
reine Theorie. Dennoch versucht Polizeioberkommissar<br />
Marco Bärtl aufzuklären und die<br />
Jugendlichen ihr Verhalten analysieren zu lassen.<br />
Aktion „Junge Fahrer“ heißt des Projekt,<br />
mit dem die Marburger Polizei und die Berufsschule<br />
jeden Monat eine Klasse ganztägig zum<br />
Unterricht auf die Wache schicken.<br />
Sie sind zwischen 16 und 20 Jahre alt, die<br />
Schüler der Klasse 11 BW. Noch fährt der<br />
Großteil mit dem Bus, einige haben schon den<br />
Führerschein und alle sollen nun lernen, wie<br />
gefährlich der Straßenverkehr ist. Doch hat Polizist<br />
Bärtl einen schweren Stand. Für die meisten<br />
seiner Zuhörer bedeutet der mobile Untersatz<br />
ein großes Stück Freiheit, den es zu genießen<br />
gilt.<br />
Die Problematik ändert sich auch nicht, als es<br />
um Alkoholgenuss und Drogenkonsum geht.<br />
Immerhin geben 50 Prozent der Klasse in einem<br />
geheimen Test zu, schon einmal mit Drogen<br />
in Kontakt gekommen zu sein. Für Bärtl<br />
noch ein gutes Ergebnis in <strong>dieser</strong> Altersstufe.<br />
Sein Unterricht beschränkt sich natürlich auf<br />
die Theorie. Er versucht mit Zahlen und Fakten<br />
zu beeindrucken.<br />
Mehr aber gehen den Schülern die gezeigten<br />
Filme unter die Haut. Immer wenn ein Streifen<br />
auf der Leinwand flimmert, ist die Konzentration<br />
besonders hoch. Und man erkennt sie wieder:<br />
als Discobesucher und Konsumenten.<br />
Vor allem Bärtls letzter Film ist trotz seiner nur<br />
drei Minuten Länge ein Knaller, der betroffen<br />
macht. Plötzlich kann man mit 39 Verkehrstoten<br />
des Jahres 2003 im Landkreis Marburg-<br />
Biedenkopf etwas anfangen.<br />
In dem Schwarz-Weiß-Film wird ein tödlicher<br />
Unfall geschildert. Nach einem Discobesuch<br />
läuft eine junge Frau zu ihrem Auto, das Handy<br />
mit der SMS für die Mutter in der Hand. Sie hat<br />
nicht getrunken, keine Pillen eingeworfen.<br />
Doch der junge Mann, der die Fußgängerin regelrecht<br />
über den Haufen fährt, der hat zu seinem<br />
Bier noch eine Tablette genommen.<br />
Jetzt wird deutlich, was Bärtl mit Wahrnehmungsstörungen<br />
bei Drogen- und Alkoholkonsum<br />
meinte. Für die Jugendlichen geht es um<br />
das Stück Freiheit, das gerade erst gewonnen<br />
und so schnell schon wieder zerronnen ist.<br />
Das bleibt hängen, bei jungen Leuten, die sich<br />
schon wieder auf den nächsten Besuch in der<br />
Disco freuen.<br />
Wir haben nach der Aktion mit drei Jugendlichen<br />
gesprochen und sie zu ihren Erfahrungen<br />
befragt. Die Anworten:<br />
Tamin Amiri, 19 Jahre, aus Marburg: „Es hat<br />
mich überrascht, wie viele Tote und Verletzte<br />
es gibt. Der letzte Film ist jedem hier nahe gegangen.<br />
Drogen sind natürlich ein Thema, darum<br />
war die Aufklärung wichtig.“<br />
Konstantin Eller, 19 Jahre, aus Marburg:<br />
„Wichtig ist, dass man keinen Alkohol trinkt,<br />
wenn man sich ans Steuer setzt. Das ist vor allem<br />
ein Problem, wenn man mit Freunden in<br />
der Disco ist und eigentlich nichts trinken will.“<br />
Farishta Hasime, 16 Jahre, aus Marburg:<br />
„Ich habe nicht gedacht, dass es so viele Tote<br />
und Verletzte im Landkreis gibt. Ich habe kein<br />
Problem mit Drogen und habe mir vorgenommen,<br />
auch nie welche zu nehmen.“<br />
Quelle: Edgar Meistrell, Marburger Neue Zeitung vom 28.02.2005<br />
4