mebulive 1.2023 (Vorschau)

Distribution / 5G
© SailGP
© Haivision
Beim SailGP-Event in Cadiz sendeten Video-Drohnen über das 5G-Netz von Telefónica
als Edge Computing, eine Funktion von 5G, bei der Rechenressourcen
am „Netzrand“ untergebracht werden können. Das
soll extrem niedrige Latenzzeiten und hohe Zuverlässigkeit, in
einigen Fällen bis zu fünf Millisekunden, ermöglichen. Komplette
Videoproduktionen lassen sich nach Experten-Meinung in diese
Randzonen verlagern. Möglich seien hierbei Multikamera-
Einsätze, bei denen sich drahtlose Übertragungen mit kurzen
Reichweiten mit sogenannten REMI-Produktionsmodellen (Remote
Integration) kombinieren lassen.
Für viele TV-Sender interessant ist darüber hinaus das sogenannte
5G Broadcast. Dahinter verbirgt sich der 3GPP
FeMBMS Service-Rundfunkstandard, der eine Verbreitung von
linearen Medieninhalten über Funkzellen mit Radien bis zu 60
Kilometern erlaubt. Über einen High-Tower-High-Power-Sender
wird dabei ein einziger Datenstrom ausgestrahlt. 5G-Broadcast
ermöglicht so den freien, unbegrenzten Empfang von Rundfunkinhalten
auf Smartphones ohne Datenvolumenbegrenzung und
ohne SIM-Karte eines Mobilfunknetzbetreibers. Hierzu gab es
zuletzt wieder auf der Mobile World Conference (MWC) 2023
in Barcelona eine Präsentation, an
der neben dem ORF/ORS auch
Rohde & Schwarz und Qualcomm
beteiligt waren.
5G-Dienste sind nicht nur für
die Medienwirtschaft von Relevanz,
sondern auch für Produktions-
und Fertigungsprozesse in
anderen Industrien, in denen es
um Effizienzsteigerung und Workflow-Automation
geht. Der Markt
für 5G-B2B-Anwendungen in den
verschiedenen vertikalen Märkten
soll laut einer aktuellen Studie von
ABI Research bis 2030 weltweit
auf 63 Milliarden Euro steigen.
Rund die Hälfte davon soll jeweils
auf die Einsatzgebiete in privaten
und in öffentlichen 5G-Netzwerken
entfallen. 2025 soll der Markt erst bei rund acht Milliarden
Euro liegen und danach steil nach oben schnellen.
5G-Tests und Machbarkeitsstudien
In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Tests und Machbarkeitsstudien
zum Thema 5G-Übertragung und -Produktion.
Zahlreiche Vorteile wurden dabei deutlich. Dazu zählen unter
anderem: geringe Latenzzeiten, der Wegfall von Frequenzbeantragung
wie bei UHF-Drahtlos-Übertragungsstrecken, und stark
reduzierter Aufwand beim Aufbau der nötigen Sendetechnik. Mit
5G lassen sich drahtlose Produktionen oft einfacher, schneller
und mit weniger Personal- und Technikeinsatz starten. 5G passt
auch gut zu Remote-Strategien, bei denen man vom Home
Office oder von anderer Stelle aus Produktionen steuern kann,
und zu den bei Produktionen immer wichtiger werdenden Nachhaltigkeitsstrategien
zur Reduzierung des CO2-Footprints. Der
Weg, den Live-Bilder von der Kamera bis zum Nutzer-Display
nehmen, kann mit 5G verkürzt werden. Bilder von kabellosen
Kameras oder Smartphones gelangen via 5G direkt in virtuelle
Studios in der Cloud und von dort ohne Umwege auf den TV-
Bildschirm oder das mobile Endgerät. Der Umweg über Ü-Wagen
und klassische Sendezentralen entfällt. Das spart Zeit und
Geld und bietet flexiblere Workflows.
5G-Video-Drohne mit Haivision-Mobile-Transmitter Air320 beim SailGP in Cadiz
Auch der Sail Grand Prix in Cadiz (24./25.September 2022), wo
5G vom spanischen Telekom-Unternehmen Telefónica zur Übertragung
von Video-Drohnen-Signalen eingesetzt wurde, belegte
das. Die Regatta in Cadiz zählt zur global ausgetragenen SailGP-
Serie, die als Formel 1 auf dem Wasser gilt. Die Video-Drohnen
ersetzten hier Helicopter mit großen Kameras. Drei professionelle
Drohnen wurden jeweils mit einer Kamera und 5G-Konnektivität
unter Verwendung des ultra kompakten Funksenders
Air320 von Haivision ausgestattet. Die Grundlage der Lösung
bildeten ein 5G-Standalone-Netzkern (SA) und 5G-NR-Sender
(neuer globaler Funkstandard für die 5. Mobilfunkgeneration,
NR = New Radio), die garantierte Leistungsniveaus bieten können.
50 1.2023