MACHER Menschen + Märkte - April 2023
MACHER - Ausgabe vom 14.03.2023
MACHER - Ausgabe vom 14.03.2023
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<strong>MACHER</strong><br />
MENSCHEN + MÄRKTE<br />
Das regionale Wirtschaftsmagazin<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
Personal<br />
verzweifelt<br />
gesucht<br />
Fachkräftemangel:<br />
Werden wir weniger<br />
oder mehr arbeiten?<br />
Seite 04<br />
Geld alleine reicht<br />
schon lange nicht mehr<br />
Was Unternehmen in der Region<br />
für ihre Mitarbeiter tun Seite 07<br />
Kollege Roboter,<br />
wann übernehmen Sie?<br />
Was Technologien und Künstliche Intelligenz<br />
verändern: Interview mit Professor Rolf Weiber Seite 13
... und alle denken immer noch,<br />
wir wären nur eine Zeitung.<br />
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APRIL <strong>2023</strong><br />
<strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | INHALT 03<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser!<br />
Es bedarf wenig prophetischer<br />
Fähigkeiten, um zu erkennen,<br />
dass sich die angespannte<br />
Situation auf<br />
dem Arbeitsmarkt<br />
weiter verschärfen<br />
wird. Aus dem früheren<br />
„War of Talents“<br />
ist längst ein<br />
„War for Talents“<br />
geworden. Die Betriebe<br />
lassen sich<br />
viel einfallen, um für<br />
Schul- und Studienabgänger<br />
attraktiv zu<br />
sein.<br />
Nicht mehr die Anbieter bestimmen,<br />
sondern die Nachfrager,<br />
junge Leute mit Qualität können<br />
sich den Job aussuchen. Dabei wirft so manche<br />
Firma mit Incentives nur so um sich.<br />
Vom Obstkorb über den Klassiker Tischkicker<br />
bis hin zu unbegrenztem mobilen Arbeiten<br />
reicht die Palette. Was dabei oft übersehen<br />
wird: All das ersetzt nie eine innere<br />
Kultur des Respekts und der Wertschätzung.<br />
Niemand kommt oder bleibt aufgrund kostenlosen<br />
Kaffees, auch die Generationen<br />
Y und Z suchen sinnhafte Tätigkeiten,<br />
fühlen sich in einer<br />
funktionierenden,<br />
den Einzelnen wahrnehmenden<br />
Gemeinschaft<br />
gut aufgehoben.<br />
Wenn es Chefs gelingt,<br />
eine solche<br />
Atmosphäre zu<br />
schaffen, sind <strong>Menschen</strong><br />
mit Freude<br />
bei der Arbeit, erkennen<br />
die Firma als sozialen<br />
Raum, in dem sie<br />
ihre Talente und Fähigkeiten<br />
einbringen können.<br />
Das ist eine zentrale Aufgabe aller<br />
Unternehmer und Führungskräfte,<br />
denn es gilt unverändert: <strong>Menschen</strong> kommen<br />
zu einer Firma, aber sie verlassen Vorgesetzte.<br />
Wenn es da nicht passt, hilft auch<br />
kein Obstkorb.<br />
Ihr<br />
Rüdiger Kruppa<br />
Verlagsleiter<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser!<br />
Inhalt<br />
Weniger arbeiten – nur ein schöner Traum? Seite 4<br />
Im Wettbewerb um Fachkräfte bieten Unternehmen den<br />
Arbeitnehmern attraktive Angebote. Aber was hilft gegen<br />
den Fachkräftemangel? Werden wir langfristig sogar mehr<br />
und länger Leistung bringen müssen?<br />
Nur gutes Geld reicht nicht mehr aus Seite 7<br />
Was diese vier Unternehmen aus der Region für ihre Mitarbeiter<br />
tun<br />
Kollege Roboter, wann übernehmen Sie? Seite 13<br />
Neue Technologien und Künstliche Intelligenz sind auf<br />
dem Vormarsch: Was Professor Ralf Weiber, Digitalisierungs-Experte<br />
der Universität Trier, dazu sagt.<br />
Kolumne Arbeitsrecht im Dialog Seite 18<br />
Die Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
Veranstaltungen und mehr Seite 20<br />
Sehen und Gesehen werden Seite 21 und 22<br />
Sonderthemen<br />
Grafik, Druck und Werbung Seite 10<br />
Garten- und Landschaftsbau Seite 19<br />
Impressum<br />
Macher – <strong>Menschen</strong> + <strong>Märkte</strong><br />
Das regionale Wirtschaftsmagazin<br />
Verlag: Trierischer Volksfreund Medienhaus GmbH,<br />
Hanns-Martin-Schleyer-Straße 8, 54294 Trier<br />
Geschäftsführer: Thomas Deicke, Thomas Marx<br />
Redaktion: Thomas Roth (verantwortlich)<br />
Verantwortlich für Anzeigen: Rüdiger Kruppa, Verlagsleiter<br />
Titelfoto: iStock/RichVintage<br />
Layout und Produktion: GM Layout & Redaktion GmbH;<br />
Saarbrücken, www.gmlr.saarland<br />
Zustellung: Deutsche Post AG<br />
Druck: Saarbrücker Zeitung Druckhaus GmbH, Untertürkheimer Straße 15,<br />
66117 Saarbrücken<br />
Redaktion Service: 0651/7199-978, E-Mail: macher@volksfreund.de<br />
Anzeigen Service: 0651/7199-978, E-Mail: anzeigen.macher@volksfreund.de<br />
Haben Sie sich schon einmal<br />
gefragt, wie das funktionieren<br />
soll? Es werden<br />
absehbar bei uns weniger<br />
Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer<br />
zur<br />
Verfügung stehen<br />
und gleichzeitig<br />
sollen Arbeitszeiten<br />
kürzer und flexibler<br />
werden? In<br />
unserem <strong>MACHER</strong><br />
beschäftigen wir uns<br />
mit diesem und anderen<br />
Themen.<br />
Eine Rolle spielt bei diesen<br />
Überlegungen das Vordringen<br />
der Künstlichen Intelligenz in den Arbeitsmarkt.<br />
Wobei wir uns klar machen<br />
sollten: Das Wort Intelligenz wird an dieser<br />
Stelle häufig eingesetzt, obwohl eigentlich<br />
„nur“ das Erkennen von Logiken, Systematiken<br />
und deren Folgen im Mittelpunkt<br />
steht. Und etwa für das derzeit groß diskutierte<br />
Chatbot-System ChatGPT erst einmal<br />
viele Daten notwendig sind – und <strong>Menschen</strong>,<br />
die mit dem Angebot gezielt umgehen<br />
können.<br />
Eines ist klar: Der Arbeitsmarkt wird sich<br />
radikal wandeln, Automatisierung wird<br />
selbst bei Dienstleistungen<br />
immer stärker eingesetzt<br />
werden. Und bei allen<br />
Bedenken zu Datenschutz,<br />
Urheber- und<br />
Patentrechten – die<br />
Entwicklung wird<br />
nicht aufzuhalten<br />
sein – und dies ist<br />
auch gut so. Sie<br />
muss aber rechtlich<br />
begleitet werden:<br />
Denn wer wird sich<br />
noch die Mühe machen,<br />
Inhalte zu erstellen<br />
und zu veröffentlichen,<br />
wenn er nicht mehr<br />
profitiert und Chatbots sie abgreifen<br />
ohne Vergütung? Sie ist aber<br />
auch eine Chance für Gesellschaften wie<br />
unsere, die technisch weit entwickelt sind<br />
und mithilfe moderner Techniken manche<br />
Arbeit attraktiver machen können.<br />
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen in eigenen<br />
und nicht von einem Bot vorgefertigten<br />
Worten viel Spaß bei der Lektüre!<br />
Ihr<br />
Thomas Roth<br />
Chefredakteur<br />
Pflichtmitteilung gem. § 9 Abs. 4 Satz 1 Landesmediengesetz<br />
Rheinland-Pfalz: Die Trierischer Volksfreund Medienhaus GmbH mit Sitz in Trier<br />
ist eine 100-prozentige Tochter der Saarbrücker Zeitung Medienhaus GmbH<br />
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04 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
Wenn die sogenannten Babyboomer in Rente gehen,<br />
wird sich die Personalknappheit extrem verschärfen.<br />
Deshalb wird immer wieder eine Verlängerung der<br />
Lebensarbeitszeit diskutiert.<br />
Foto: iStock/Pekic<br />
Weniger arbeiten –<br />
nur ein schöner Traum?<br />
4-Tage-Woche, Homeoffice, Work-Life-Balance: Im Wettbewerb um gesuchte<br />
Fachkräfte bieten Unternehmen den Arbeitnehmern attraktive Angebote.<br />
Aber was hilft gegen den Fachkräftemangel? Werden wir langfristig sogar<br />
mehr und länger Leistung bringen müssen?<br />
Von Thorben Behring<br />
Die Region Trier bleibt, wie andere Regionen auch,<br />
vom Fachkräftemangel nicht verschont. Während<br />
rund 56 Prozent der regionalen Firmen laut einer<br />
Unternehmensumfrage der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) Trier ihre offenen Stellen kurzfristig<br />
nicht angemessen besetzen können, schätzt die Handwerkskammer<br />
den Fachkräftebedarf auf rund 2.000 Arbeiter. „Die<br />
Personalnachfrage befindet sich in der Region insgesamt auf<br />
einem sehr hohen Niveau“, erklärt eine Sprecherin der Bundesagentur<br />
für Arbeit in Trier. „In fast allen Branchen werden händeringend<br />
qualifizierte Mitarbeitende gesucht.“<br />
Fachkräftereserven gebe es kaum noch in der Region, erklärt<br />
Dr. Matthias Schmitt, Chefvolkswirt der IHK Trier. „Die Grenzlage<br />
zu Luxemburg, wo rund 40.000 regionale Berufspendler arbeiten,<br />
verschärft den Wettbewerb um Fachkräfte nochmals deutlich.“<br />
Dabei stehe die Region erst am Beginn des demografischen Wan-<br />
dels, der den Fachkräftemangel vorantreibt. „Nach Einschätzung<br />
der regionalen Unternehmen und der IHK wird sich die Situation<br />
perspektivisch demografiebedingt weiter verschärfen“, sagt der<br />
Chefvolkswirt und warnt vor einem „Wachstumskiller“. Die Folgen<br />
seien bereits spürbar: Eine Reihe von Unternehmen schränkt<br />
ihre Angebote ein, reduziert Öffnungszeiten oder bearbeitet<br />
Aufträge nur mit Verzögerungen. „Dieser Trend droht sich zu<br />
verfestigen“, bilanziert Schmitt.<br />
Was die Unternehmen vor große Probleme stellt, klingt für rar<br />
gewordene Bewerber nach einer guten Nachricht. Die Macht der<br />
Arbeitnehmer steigt. Wo die Zahl an Konkurrenten sinkt, wächst<br />
der Einfluss der Übrigen, attraktive Bedingungen für ihre Arbeitskraft<br />
zu fordern. Wie verändert sich vor dem Hintergrund des<br />
Fachkräftemangels die Arbeitswelt in den Unternehmen?<br />
„In der Tat sind in erster Linie die Unternehmen gefragt“, meint<br />
der Geschäftsführer der Trierer Handwerkskammer Dr. Matthias
APRIL <strong>2023</strong><br />
<strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT 05<br />
Schwalbach. „Sie müssen sich konsequent als attraktiver<br />
Arbeitgeber und Ausbilder präsentieren.“ Zudem müsse<br />
der Ausbildungs- und Arbeitsplatz so ausgestaltet werden,<br />
dass die Fachkräfte auch bleiben: „Eine gute, fürsorgliche<br />
Führung, betriebliches Gesundheitsmanagement, eine<br />
faire Bezahlung sowie Maßnahmen für eine Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf sind Bausteine einer guten<br />
Personalpolitik.“<br />
Dabei ist das Handwerk bereits dabei, sich an den<br />
Ansprüchen der Bewerber zu orientieren – beispielsweise<br />
bei Arbeitszeitmodellen. „Tatsächlich ist die Vier-Tage-<br />
Woche für viele Bewerber und Bewerberinnen interessant“,<br />
erklärt Schwalbach. „Das Handwerk reagiert darauf.<br />
So steigt die Zahl der Unternehmen deutlich an, die für<br />
eine Vier-Tage-Woche offen sind – sofern das mit den<br />
betrieblichen Anforderungen vereinbar ist.“ Dabei sei es<br />
nicht zwingend nötig, dass der Betrieb an bestimmten<br />
Tagen komplett geschlossen ist. Vielmehr könnten die<br />
Mitarbeitenden an verschiedenen Tagen frei nehmen –<br />
also zeitversetzt arbeiten. „Flexibilität ist hier gefragt.“<br />
„Die Unternehmen haben die Herausforderung seit<br />
langem erkannt und sind sehr engagiert in Sachen<br />
Fachkräftegewinnung und -bindung unterwegs“, betont<br />
auch Matthias Schmitt mit Blick auf die Veränderungen in<br />
der Arbeitswelt. „Angefangen bei ihrem Aus- und Weiterbildungsengagement<br />
über Möglichkeiten zur Nutzung von<br />
Homeoffice, flexible Arbeitszeitmodelle, dem Aufbau von<br />
Arbeitgebermarken, betrieblichem Gesundheitsmanagement<br />
bis hin zu Extraleistungen verschiedenster Art für<br />
die Belegschaften.“ Natürlich müssten die Unternehmen<br />
dabei die Notwendigkeiten der betrieblichen Abläufe<br />
berücksichtigen.<br />
Die Aussichten für Bewerber, im umkämpften Markt<br />
eigene Forderungen durchzusetzen, scheinen daher nicht<br />
schlecht. „Solange es keine Rezession und Arbeitslosigkeit<br />
gibt, bei der dann zehn Bewerber um eine Stelle kämpfen,<br />
sind die Chancen gut, dass Arbeitnehmer weiterhin hohe<br />
Forderungen stellen können“, sagt Thomas Ellwart,<br />
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„Die Grenzlage zu<br />
Luxemburg, wo rund 40.000<br />
regionale Berufspendler<br />
arbeiten, verschärft den<br />
Wettbewerb um Fachkräfte<br />
nochmals deutlich“, sagt<br />
Matthias Schmitt von<br />
der Industrie- und<br />
Handelskammer Trier.<br />
Foto: IHK<br />
Professor für Wirtschaftspsychologie an der Universität<br />
Trier, und warnt gleichzeitig vor den negativen Folgen<br />
eines ausufernden Wettbewerbs um die Fachkräfte. „Dies<br />
ist zugleich ein Dilemma für Arbeitgeber, die in einen<br />
Überbietungskampf geraten: Wenn der eine das Angebot<br />
hat, muss der andere nachziehen. Aber auch ein Dilemma<br />
nach innen kann die Folge sein. Ein Betrieb hat ja bereits<br />
einen Mitarbeiterstand. Wenn die neuen Mitarbeiter<br />
außerordentliche Konditionen erhalten, zum Beispiel<br />
keinen Schichtdienst leisten müssen, dann fühlen sich die<br />
anderen Mitarbeiter benachteiligt. In der Folge hat dies<br />
Auswirkung auf die Gerechtigkeitswahrnehmung und<br />
damit auf die Motivation.“<br />
Wenn die 60er-Generation in Rente geht,<br />
werden bis zu 6 Millionen Fachkräfte fehlen<br />
Dass die Arbeitnehmer der Zukunft weniger arbeiten<br />
werden, hält Thomas Ellwart für unwahrscheinlich.<br />
„Bei einem schrumpfenden Arbeitsmarkt und steigender<br />
Lebenserwartung werden wir in Zukunft nicht weniger<br />
arbeiten können. Wichtig ist, dass die Rahmenbedingungen<br />
erlauben, mehr und länger arbeiten zu können und<br />
zu wollen. Dafür muss die Arbeit effizienter, flexibler,<br />
gesundheitsförderlich und sinnstiftend sein.“<br />
Die Attraktivität von Arbeitsplatz und Unternehmen sei<br />
dabei nur ein Punkt von vielen – und führt nach Ansicht<br />
des Wirtschaftspsychologen an dem Kernproblem vorbei.<br />
Er vergleicht den Fachkräftemangel mit einer zu kurz<br />
geratenen Bettdecke: „Durch Arbeitgeberattraktivität<br />
ziehen die Betriebe die Enden der Decke zu sich, aber das<br />
Problem bleibt bestehen“, sagt Ellwart. „Dabei ist die Bettdecke<br />
nicht nur schon jetzt zu kurz, sie wird in den<br />
nächsten Jahren immer kürzer. Die 60er-Generation geht<br />
in zehn Jahren in Rente. Uns werden fünf bis sechs Millionen<br />
Fachkräfte fehlen. Wenn nur darüber nachgedacht<br />
wird, wie die Unternehmen im Ringen um die wenigen<br />
Fachkräfte ihre Attraktivität steigern, befassen wir uns
06 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
sehr einseitig mit der Frage, wie man die zu kurze Bettdecke<br />
zu sich zieht. Das Problem bleibt aber bestehen.“<br />
Obwohl beispielsweise die Verringerung der Arbeitszeit<br />
bei Lohnausgleich für den einzelnen Arbeitnehmer hoch<br />
attraktiv sei, werde sie „mit Blick auf die Kosten und<br />
Organisation den aktuellen Herausforderungen und der<br />
Komplexität des Problems nicht gerecht.“ Ellwart sieht negative<br />
Folgen für die Funktionstüchtigkeit der Wirtschaft<br />
– denn die <strong>Menschen</strong> wollten auch weiterhin nachts in der<br />
Notfallaufnahme einen Arzt erreichen oder am Sonntag<br />
im Restaurant bei gleichbleibenden Preisen essen können.<br />
„Die Botschaft kann doch nicht sein, in Zukunft noch<br />
weniger zu arbeiten“, mahnt Ellwart. „Wir brauchen mehr<br />
<strong>Menschen</strong>, die vollzeitnah und mit Blick auf die Lebenserwartung<br />
länger arbeiten – zugleich sollte Arbeitszeitflexibilität<br />
der individuellen Situation gerecht werden.“<br />
Entlastung durch den Gesetzgeber:<br />
Abbau von Bürokratie<br />
Zum einen könnten sich Unternehmen stärker überlegen,<br />
wie sie Beruf, Familie und Privatleben für ihre<br />
Arbeitnehmer besser miteinander vereinbar machen.<br />
„Das Signal ist dabei nicht, dass die Arbeit weniger wird,<br />
sondern dass sich mit technischen und organisatorischen<br />
Innovationen Familie und Beruf verbinden lassen. Hier<br />
spielen auch die Rahmenbedingungen wie Kinderbetreuung<br />
eine wichtige Rolle. Zugleich gilt es für jene Aufgaben<br />
zu belohnen, bei denen Arbeitszeitflexibilität nicht<br />
möglich ist.“<br />
Zudem könnten Unternehmen auch selbst einwirken,<br />
indem sie betriebliche Prozesse hinterfragen und optimieren.<br />
Ellwart: „Vor allem mit Blick auf den nachhaltigen<br />
und ressourcenschonenden Umgang mit den wertvollen<br />
Personalressourcen sollten die Abläufe vorhandene<br />
Arbeitskräfte nicht zusätzlich belasten und die eigentlichen<br />
Kernaufgaben behindern.“<br />
Außerdem liegt für den Wirtschaftspsychologen ein<br />
großes Potenzial im Abbau oder im Vermeiden von bürokratischen<br />
Regulierungen durch den Gesetzgeber. „Ein<br />
Banker sagte mir einmal: Vor 20 Jahren hatte er noch drei<br />
Personen im Kundenkontakt für die eigentliche Dienstleistung<br />
und eine im Backoffice zur Verwaltung. Das<br />
Verhältnis habe sich gefühlt umgedreht. Hier sollte vor<br />
allem auf der politisch-regulativen Ebene vorausblickend<br />
geprüft werden, ob Gesetze zusätzlich Fachkräfte in<br />
Verwaltungs- und Überwachungsaufgaben binden.“<br />
Dabei spricht der Universitätsprofessor aus eigener<br />
Erfahrung: Für jede Dienstreise in der EU sei es seit zwei<br />
Jahren nötig, eine Bescheinigung über die Fortgeltung der<br />
deutschen sozialversicherungsrechtlichen Rechtsvorschriften<br />
neu zu beantragen und mitzuführen, um diese<br />
bei möglichen Kontrollen vorzulegen – selbst bei einem<br />
nur 30-minütigen Termin an der Universität Luxemburg.<br />
„Das kostet nicht nur Arbeitszeit, sondern frustriert auch<br />
diejenigen, die das alles bearbeiten müssen.“<br />
Frustration aufgrund hoher Arbeitsbelastung, zu wenig<br />
Personal und ein großer Dokumentationswahn – so beschreiben<br />
laut dem Marburger Bund auch viele Ärztinnen<br />
und Ärzte in den Krankenhäusern ihre Arbeitsbedingungen.<br />
Rund drei Stunden am Tag müssten sie im Schnitt für<br />
Bürokratie und Dokumentation aufwenden, heißt es.<br />
Vier-Tage-Woche im Medizinsektor:<br />
Kein einfaches Thema<br />
Dr. Günther Matheis, Präsident der rheinlandpfälzischen<br />
Landesärztekammer, hält es für dringend<br />
nötig, die Bürokratie in der Medizin abzubauen, um Ärzte<br />
zu entlasten: „Es gibt viele erschöpfungsbedingte Ausstiege<br />
aus der Versorgung, weil Ärztinnen und Ärzte unter<br />
anderem auch wegen überbordender Dokumentationsund<br />
Verwaltungsaufgaben sowie wegen Überlastung durch<br />
arztfremde Tätigkeiten ihren einstigen Traumberuf<br />
vorzeitig an den Nagel hängen.“<br />
Dabei droht auch im Medizinsektor ein zunehmender<br />
Mangel an Fachkräften – mit der Folge, dass die Versorgung<br />
mancherorts bröckelt und die Wege zum Arzt länger<br />
werden. Wichtig sei deshalb, „dass Ärztinnen und Ärzte<br />
sich wieder ihren eigentlichen Kernaufgaben in der<br />
Patientenversorgung widmen können und dass sie in<br />
„Tatsächlich ist die<br />
Vier-Tage-Woche für viele<br />
Bewerber und Bewerberinnen<br />
interessant“, erklärt<br />
Matthias Schwalbach von der<br />
Trierer Handwerkskammer.<br />
Foto: ©Braitsch<br />
„Der Wunsch nach Teilzeit<br />
steigt. Das ist persönlich sehr<br />
verständlich, denn es gibt<br />
schließlich ein Leben neben<br />
dem Beruf“, sagt Günther<br />
Matheis, Präsident der<br />
Landesärztekammer<br />
Rheinland-Pfalz.<br />
Versorgungspolitisch sei die<br />
Teilzeit jedoch fatal.<br />
Foto: Engelmohr<br />
„Bei einem schrumpfenden<br />
Arbeitsmarkt und steigender<br />
Lebenserwartung werden<br />
wir in Zukunft nicht weniger<br />
arbeiten können“, sagt der<br />
Wirtschaftspsychologe<br />
Thomas Ellwart.<br />
Foto: Privat<br />
ihrer ärztlichen Entscheidungsfindung keinen wirtschaftlichen<br />
Zwängen unterliegen“, mahnt Matheis.<br />
Als Problem sieht der Kammerchef auch den hohen<br />
Anteil von Teilzeitstellen und den Trend zur Arbeitszeitverkürzung.<br />
Schätzungen zufolge würden inzwischen<br />
1,8 Ärztinnen und Ärzte benötigt, um einen ausscheidenden<br />
Vorgänger zu ersetzen. Dem Fachkräftemangel mit<br />
attraktiven Angeboten wie einer Verkürzung der Arbeitszeit<br />
entgegenzuwirken – wie etwa mit einer Vier-Tage-<br />
Woche – sieht Matheis hingegen skeptisch: „Ich denke,<br />
dass dies derzeit im Bereich der ärztlichen Versorgung<br />
nicht darstellbar sein wird.“ Aber: „Der Wunsch nach<br />
Teilzeit steigt. Das ist persönlich sehr verständlich, denn<br />
es gibt schließlich ein Leben neben dem Beruf.“ Versorgungspolitisch<br />
sei die Teilzeit jedoch fatal. Der zunehmende<br />
Wunsch, der Vollzeit zu entkommen, zeige jedoch, dass<br />
die Arbeitsbedingungen in Kliniken und Praxen dringend<br />
verbessert werden müssten: „Die Arbeitsbedingungen<br />
müssen stimmen, damit die Freude am einstigen Traumberuf<br />
erhalten bleibt. Das gilt übrigens nicht nur für<br />
Ärztinnen und Ärzte, sondern auch für die Medizinischen<br />
Fachangestellten. Die Erfahrungen zeigen leider, dass<br />
diese beispielsweise nach Familienzeiten nicht mehr in<br />
die Praxen zurückkehren. Aktuell bieten wir für sie daher<br />
einen gezielten Wiedereinstiegskurs an.“<br />
Thema Ausbildung als wichtiger Faktor<br />
im Kampf gegen Fachkräftemangel<br />
Der Kammerchef fordert, es müsse vor allem im Bereich<br />
Nachwuchs angesetzt werden. „Das geht nur, wenn wir<br />
mehr Köpfe ins System bekommen, um den wachsenden<br />
Versorgungsbedarf auf weiter qualitativ hohem Niveau<br />
auch künftig noch decken zu können.“ Dafür würden „mindestens<br />
zehn bis 15 Prozent mehr Studienplätze“ benötigt.<br />
Das Thema Ausbildung sieht auch Thomas Ellwart als<br />
wichtigen Faktor im Kampf gegen den Fachkräftemangel:<br />
„Vielleicht sollte die Gesellschaft darüber nachdenken,<br />
bestimmte Zugänge ins Studium zu begrenzen, bedarfsorientierter<br />
zu lenken und die Ausbildung auch zu Lasten<br />
mancher Studiengänge aufzuwerten.“ Dabei müsse sich<br />
die Gesellschaft fragen, welche Bereiche systemrelevant<br />
und essenziell notwendig für Wohlstand und soziale<br />
Sicherheit sind. „Da denke ich vor allem an die<br />
Sektoren Gesundheit, Bildung, Handwerk, Industrien<br />
und Technologien.“<br />
Der Arbeitsmarkt in der<br />
Region Trier<br />
In der Region Trier sind laut Arbeitsagentur 5.718 freie<br />
Stellen gemeldet (Stand: Februar <strong>2023</strong>). „Rund 80 Prozent<br />
der freien Stellen richten sich an ausgebildete<br />
Fachkräfte oder Experten. Im Widerspruch dazu steht,<br />
dass rund 50 Prozent der arbeitslosen <strong>Menschen</strong> über<br />
keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügt“, sagt<br />
eine Sprecherin der Arbeitsagentur. Die Branchen mit<br />
den meisten offenen Stellen – anhand der Ausschreibungen<br />
– sind:<br />
1. Zeitarbeit: 1.036<br />
2. Verarbeitendes Gewerbe: 855<br />
3. Handel: 682<br />
4. Gesundheits- und Sozialwesen: 562<br />
• Die beschäftigungsstärksten Branchen in der<br />
Region Trier sind das verarbeitende Gewerbe<br />
(40.530 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte),<br />
der Handel (25.354), das Gesundheitswesen<br />
(16.294) und das Baugewerbe (14.151).<br />
• Auch auf dem Ausbildungsmarkt werden dringend<br />
Nachwuchskräfte gesucht. Das Angebot an Ausbildungsstellen<br />
in der Region Trier ist im letzten<br />
Jahr um 9,6 Prozent auf 4.309 gemeldete Ausbildungsplätze<br />
gestiegen.<br />
• Von Juni 2012 bis Juni 2022 ist die Zahl der<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der<br />
Region Trier von 160.447 auf 179.882 gestiegen.
APRIL <strong>2023</strong><br />
<strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT 07<br />
Nur gutes Geld reicht nicht mehr aus<br />
Was diese vier Unternehmen aus der Region für ihre Mitarbeiter tun<br />
Mit der richtigen Balance zwischen Beruf und Privatleben<br />
Das IT-Haus im Industriepark Föhren-Hetzerath<br />
Von Christoph Strouvelle<br />
Wie stellt man einen Mitarbeiter zufrieden, und wie<br />
bindet man ihn langfristig an ein Unternehmen?<br />
„Die Antworten auf diese Fragen sind ein Schwerpunkt<br />
unserer Abteilung Human Resources“, sagt<br />
Julia Inglen, Human Resources Managerin beim<br />
IT-Haus im Industriepark Föhren-Hetzerath (Landkreis Trier-<br />
Saarburg). Das Unternehmen beschäftigt rund 360 Mitarbeiter<br />
an 26 Standorten. Dass man sich hier viel überlegt, um die<br />
Mitarbeiter zufriedenzustellen, merkt man bereits im Eingangsbereich<br />
des Firmengebäudes: Eine Obstschale, aus der sich jeder<br />
bedienen kann, eine Wand, auf der zahlreiche besondere Leistungen<br />
des Unternehmens für die Mitarbeiter in Bilderrahmen<br />
herausgestellt werden. Es sind viele Kleinigkeiten, die aber<br />
genauso wie die großen Leistungen für die Wertschätzung stehen,<br />
die man hier den Mitarbeitern zukommen lässt.<br />
„In der neuen Arbeitswelt hat jeder andere Bedürfnisse, dem<br />
müssen wir gerecht werden“, sagt Inglen. Denn monetäre Gründe<br />
seien nicht mehr ausschlaggebend für die Wahl des Arbeitsplatzes,<br />
sagt sie. „Die Leute wollen Privat- und Berufsleben gut miteinander<br />
koordinieren können. Die Balance zwischen beiden ist<br />
ihnen wichtig“, sagt sie.<br />
Sofern möglich erhalten deshalb alle Mitarbeiter die Möglichkeit,<br />
zwei Tage im Homeoffice zu arbeiten – auch Auszubildende,<br />
diese für einen Tag. Die Belegschaft ist jung. Insofern kommt bei<br />
den Männern die Möglichkeit gut an, im Jahr nach der Geburt eines<br />
Kindes eine Woche bezahlten Vaterschaftsurlaub zu nehmen.<br />
Großen Wert legt man im IT-Haus auf das soziale Miteinander.<br />
So organisiert das Unternehmen nicht nur eine Weihnachtsfeier<br />
und ein Sommerfest, zu denen alle Mitarbeiter eingeladen sind.<br />
Auch die einzelnen Abteilungen dürfen sich einmal im Jahr zu<br />
einem Event verabreden, das das Unternehmen finanziell mit bis<br />
zu 75 Euro pro Teilnehmer unterstützt – egal, ob die Abteilungen<br />
ins Phantasialand fahren, eine Wanderung unternehmen oder die<br />
Leute einfach nur zusammensitzen und essen und trinken wollen.<br />
Neu eingeführt hat das IT-Haus das After-Work-Beer. Einmal im<br />
Monat treffen sich die Abteilungen in gemütlicher Atmosphäre<br />
und reden mit ihren Kollegen aus anderen Arbeitsbereichen.<br />
„Das stärkt das Wir-Gefühl“, sagt Inglen.<br />
Gesundheitsvorsorge spielt im Unternehmen ebenfalls eine<br />
große Rolle. Online-Fitnesskurse und Fachleute, die nicht nur den<br />
Arbeitsplatz im Firmengebäude, sondern auch den im Homeoffice<br />
daraufhin untersuchen, ob dieser für den individuellen Mitarbeiter<br />
richtig eingerichtet ist, gehören dazu. „Wie gehe ich mit Stress<br />
um, wie bewege und ernähre ich mich richtig? Das sind aktuell<br />
Workshops, die wir derzeit für unsere Auszubildenden veranstalten“,<br />
sagt Inglen.<br />
Auch monetär können die Mitarbeiter von den Angeboten des<br />
Unternehmens profitieren: Leasingverträge für Handys, IT-Geräte<br />
oder Fahrräder, die die Mitarbeiter mit dem Unternehmen<br />
abschließen und deren Raten direkt vom Gehalt abgebucht<br />
werden, bringen steuerliche Vorteile und verringern die abzuführenden<br />
Sozialbeiträge. „Das bringt den Mitarbeitern Geldvorteile<br />
und wird rege genutzt“, sagt Inglen. Weitere Leistungen des<br />
IT-Hauses: Rabatt bei anderen Unternehmen im Industriepark,<br />
ein Jobticket für den Öffentlichen Nahverkehr, individuelle<br />
Schulungen für jeden Mitarbeiter, Rabattcodes bei Internetanbietern<br />
mit Preisvorteilen, Bildungsurlaub auch dann, wenn das<br />
Seminar nicht den Anforderungen der Arbeitsstelle zugute kommt.<br />
Die Liste der Leistungen ist lang. Und dann gibt es den Bonus von<br />
1.000 Euro, wenn ein Mitarbeiter einen anderen Mitarbeiter wirbt.<br />
„Der Mix macht’s. Es ist für jeden etwas dabei“, sagt Julia Inglen.<br />
„Die Leute wollen Privat- und Berufsleben gut miteinander koordinieren können. Die<br />
Balance zwischen beiden ist ihnen wichtig“, sagt Julia Inglen, Human Resources Managerin<br />
beim IT-Haus im Industriepark Föhren-Hetzerath.<br />
Foto: Christoph Strouvelle<br />
Das breite Angebot des Unternehmens zeige, dass man sich um die<br />
Mitarbeiter kümmert. „Wir als Arbeitgeber können damit einen<br />
Teil unserer Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Diese Mitarbeiter-Benefits<br />
runden unsere Strategie zur Mitarbeitergewinnung<br />
und -haltung ab“, sagt Inglen.<br />
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08 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
Schwieriger Standort, viele Zusatzleistungen<br />
Der Fensterbauer Meeth in Laufeld<br />
Von Christoph Strouvelle<br />
Wie schafft man es, Mitarbeiter aufs platte Land<br />
zu bekommen? In einen Ort mit rund 500 Einwohnern,<br />
zu dem es keinen nennenswerten<br />
öffentlichen Nahverkehr gibt? Das ist die Herausforderung,<br />
vor der die Fensterfabrik Meeth in<br />
Laufeld (Landkreis Bernkastel-Wittlich) steht. Ein Standort, der<br />
mit den großen Betrieben der Kreisstadt Wittlich um die wenigen<br />
Arbeitskräfte konkurriert, die zur Verfügung stehen. „Der<br />
Standort ist schwierig“, sagt Wolfgang Wagner, Prokurist des<br />
Herstellers von Türen und Fenstern, der rund 200 Mitarbeiter<br />
beschäftigt und dessen Produkte in der Hauptsache an Baumärkte<br />
geliefert werden.<br />
„Wir müssen deshalb Leistungen draufpacken“, sagt er und<br />
meint eine Reihe von besonderen Angeboten, die Arbeiter und<br />
Angestellte nur selten in dieser Kompaktheit finden. Dazu gehört<br />
beispielsweise eine Beteiligung an den Fahrtkosten: „Wir stellen<br />
den Mitarbeitern eine Tankkarte zur Verfügung, die sie an den<br />
Tankstellen gegen Benzin einlösen können“, sagt Wagner. Die<br />
Häufigkeit, in der die Tankkarte aufgeladen wird, ist abhängig von<br />
der Entfernung zur Fabrik. Wer in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
wohnt, beispielsweise in Laufeld direkt, der kann seltener mit dem<br />
Arbeitgeberzuschuss rechnen als ein Mitarbeiter, der eine weitere<br />
Anfahrt hat. Zudem unterstützt das Unternehmen bei neuen<br />
Mitarbeitern die Bildung von Fahrgemeinschaften – beispielsweise,<br />
indem man ihnen den Kontakt zu anderen Arbeitnehmern<br />
in ihrem Wohnort herstellt. „Wir wissen, wo wer wohnt und wer<br />
bereit ist, eine Fahrgemeinschaft zu bilden“, sagt der Prokurist.<br />
Auch das soziale Miteinander ist dem Unternehmen wichtig.<br />
„Wir haben <strong>Menschen</strong> aus 16 unterschiedlichen Nationen<br />
beschäftigt. Da sind wir bestrebt, mögliche Spannungen gar nicht<br />
erst aufkommen zu lassen“, sagt Wagner. „Die Leute sollen harmonisch<br />
miteinander umgehen. Wir sind bedacht, den Mitarbeitern<br />
privat und beruflich zur Seite zu stehen. Dann fühlen sie sich bei<br />
uns wohl.“<br />
Dazu gehört auch die Hilfe für das sogenannte Onboarding, die<br />
Integration neuer Mitarbeiter ins Unternehmen. Für ausländische<br />
Kräfte werden so auch Deutschkurse angeboten. Für Angestellte,<br />
die von weiter her kommen und bei der Firma Meeth arbeiten<br />
wollen, hält das Unternehmen im 13 Kilometer entfernten<br />
Schalkenmehren sogar ein Wohnhaus mit acht kleinen Wohnungen<br />
bereit, in denen diese alleine oder mit ihrer Familie unterkommen<br />
können – so lange, bis sie eine eigene Wohnung<br />
gefunden haben. Damit will das Unternehmen dem Wohnungsmangel<br />
in der Region begegnen. „Sonst sagen die Leute: Ich<br />
finde dort keine Wohnung, da komme ich nicht.“<br />
Auch flexible Arbeitszeiten sind möglich – beispielsweise,<br />
indem zwei Mitarbeiter sich in der Fertigung einen Arbeitsplatz<br />
teilen und die Arbeitszeit selbst miteinander absprechen.<br />
Hauptsache, in der Produktion ist der Arbeitsplatz besetzt.<br />
Weitere Leistungen sind ein betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
und eine betriebliche Zusatzkrankenversicherung, bei der<br />
die Firma die Basis zahlt und die Mitarbeiter für sich und ihre<br />
Angehörigen weitere Leistungen draufpacken können.<br />
Insgesamt unterstreichen diese besonderen Angebote des<br />
Unternehmens die hohe Wertschätzung für die Mitarbeiter im<br />
Familienunternehmen, sagt Wagner. Was besonders gut ankommt?<br />
Darauf kann er sich nicht festlegen. Man müsse das<br />
Gesamtpaket sehen, bei dem für jeden Mitarbeiter jeweils andere<br />
Leistungen wichtig sind. Wagner: „Das Paket ist gewachsen mit<br />
der Zeit. Und die Leistungen, die nicht in Anspruch genommen<br />
werden, kosten uns auch nichts, die müssen wir nicht streichen.“<br />
Mit der Zeit seien ganz verschiedene Zusatzangebote<br />
für die Mitarbeiter entstanden, sagt<br />
Wolfgang Wagner, Prokurist der Firma Meeth.<br />
Nicht alle Angebote werden von allen in Anspruch<br />
genommen.<br />
Foto: Christoph Strouvelle
APRIL <strong>2023</strong><br />
<strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT 09<br />
„Der ‚War for Talents‘ hat sich in der Corona-Zeit<br />
verstärkt“, sagt Patrick Becker, Geschäftsführer<br />
und Gesellschafter bei moccamedia.<br />
Foto: moccamedia<br />
Mit eigener Akademie für junge Talente<br />
Das Trierer Unternehmen moccamedia<br />
Von Christoph Strouvelle<br />
Gesundheit, Weiterbildung, flexible Arbeitsbedingungen<br />
– das sind die wichtigsten Faktoren, mit<br />
denen das Trierer Media- und Werbemarketingunternehmen<br />
moccamedia um Mitarbeiter wirbt. Das<br />
rund 30 Jahre alte Unternehmen zählt laut eigener<br />
Aussage zu den bedeutendsten 15 Dienstleistern seiner Art<br />
in Deutschland.<br />
„Der ‚War for Talents‘ hat sich in der Corona-Zeit verstärkt“,<br />
sagt Geschäftsführer und Gesellschafter Patrick Becker. „Auf<br />
einmal waren alle Kandidaten weg, es entstand ein regelrechtes<br />
schwarzes Loch“, sagt er. Dazu kam die Nähe zum Standort<br />
Luxemburg. Die Firmenleitung hat deshalb schon früh damit<br />
begonnen, moccamedia als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren<br />
und das Unternehmen, das mehr als 200 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, für potenzielle Kandidaten interessant zu machen.<br />
Wichtig sei dabei die firmeninterne mocca-Academy. Denn der<br />
Altersschnitt der Mitarbeiter ist niedrig, er liegt laut Becker bei<br />
rund 30 Jahren. Dementsprechend sei der Bedarf an Schulungen<br />
und Weiterbildungsmöglichkeiten sehr hoch. „Wir haben viele<br />
motivierte junge Leute und Einsteiger ohne langjährige Berufserfahrung.<br />
Die machen wir in unserer Academy zu Spezialisten<br />
für Mediaplanung“, sagt er. Deswegen habe man die firmeninterne<br />
Weiterbildungsakademie etabliert. Dazu gehören auch<br />
allgemeine Fortbildungsangebote wie Sprechen, Rhetorikseminare,<br />
Präsentationstraining sowie Sportkurse.<br />
Ein zweiter großer Aspekt ist die Gesundheit der Mitarbeiter.<br />
„Einmal im Jahr bieten wir eine Gesundheitswoche an, in Kooperation<br />
mit einer Krankenkasse“, sagt der Geschäftsführer.<br />
Gesunde Ernährung, Ergonomie am Schreibtisch, Fitness und<br />
Stressbewältigung sind dabei nur einige der Themen. Dazu<br />
bietet das Unternehmen Gesundheits-Checks an. Was speziell<br />
bei den jungen Mitarbeitern gut ankommt, sei die moderne Ausstattung<br />
der Arbeitsplätze. Becker: „Wir haben stets die neuesten<br />
Computermodelle und die neueste Software.“ Und das nicht nur<br />
im Firmengebäude, sondern auch im Homeoffice. „Wir ermöglichen<br />
zu hundert Prozent mobiles Arbeiten.“ Alle Mitarbeiter<br />
können selbst entscheiden, ob sie im Homeoffice oder vom Arbeitsplatz<br />
in der Firma arbeiten wollen. Insgesamt habe sich dabei<br />
ein Verhältnis von 50 zu 50 eingependelt.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die Flexibilisierung der<br />
Arbeitszeit. „Das ist wichtig für unsere moccas“, wie Becker seine<br />
Mitarbeiter nennt. Innerhalb der Teams muss dabei allerdings sichergestellt<br />
sein, dass die Kernzeiten besetzt sind, damit<br />
Kunden ihre Ansprechpartner erreichen können.<br />
Damit nicht genug der Sonderleistungen: Jeder Mitarbeiter,<br />
auch Einsteiger, erhält 30 Tage Urlaub. Und wer mindestens zehn<br />
Tage Urlaub am Stück nimmt, erhält eine steuerfreie Erholungsbeihilfe<br />
in Höhe von 156 Euro. Zehn Jahre Betriebszugehörigkeit<br />
werden ebenfalls separat honoriert. Die Mitarbeiter haben die<br />
Möglichkeit, ein Sabbatical zu nehmen, bis zu 20 Tage am<br />
Stück. 13 Monatsgehälter, eine private Krankenzusatzversicherung,<br />
eine Prämie für Verbesserungsvorschläge in den Prozessabläufen:<br />
Die Reihe der Leistungen ist lang.<br />
Der wichtige Teamgeist bei moccamedia wird ebenfalls<br />
gefördert. Neben großen Events für alle Mitarbeiter haben die<br />
Teams die Möglichkeit, gemeinsam kleine Events zu organisieren.<br />
„Das subventionieren wir“, sagt Becker. Und dann ist da<br />
noch das Chillout am Freitagabend, zu dem die moccas gerne<br />
kommen, um sich zu treffen und auszutauschen. Becker: „Das ist<br />
gut für den Teamspirit.“
10 Anzeigen-Sonderseite | GRAFIK, DRUCK & WERBUNG<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
Wirbst du schon oder überlegst du noch?<br />
Quadratisch, praktisch, gut, damit es morgens um halb zehn in Deutschland auch mit dem Nachbarn klappt. Die meisten Leser werden die drei versteckten Marken (Ritter Sport,<br />
Knoppers, Calgonit) ohne Probleme erkannt haben, denn deren berühmte Slogans sind ein hervorragendes Beispiel für perfekt funktionierende Werbung.<br />
Warum überhaupt Werbung?<br />
Werbung ist ein wichtiges Mittel der<br />
Kommunikation zwischen Firmen und<br />
ihren Absatzmärkten, Kunden oder Endverbrauchern.<br />
Werbung hilft, Waren und<br />
Produkte zu präsentieren und erfolgreich<br />
zu vermarkten und sie bestimmt<br />
die Außendarstellung und das Image einer<br />
Firma weitgehend mit. Sie erhöht<br />
den Bekanntheitsgrad des Unternehmens<br />
und seiner Produkte oder Dienstleistungen<br />
und bietet dadurch einen<br />
klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />
Mitbewerbern. Auch für die Einführung<br />
neuer Waren ist deren Bekanntmachung<br />
wichtig, um den Markt schneller und effektiver<br />
zu erreichen und zu durchdringen.<br />
Regelmäßige Werbung führt dazu,<br />
dass dem potenziellen Kunden das Produkt<br />
bekannt ist, was die Kaufhemmschwelle<br />
senkt und die Kaufentscheidung<br />
beschleunigt. Überdies gerät die<br />
Ware dadurch weniger schnell in Vergessenheit,<br />
bleibt dem Käufer vertraut<br />
und er greift eher zu dem bewährten als<br />
zu einem unbeworbenen, ihm fremden<br />
Produkt. Markenbildung ist ein weiterer<br />
Aspekt in diesem Kontext, denn wenn<br />
ein bestimmtes Produkt der Firma für gut<br />
befunden wurde, überträgt der Konsu-<br />
ment unbewusst diese positive Erfahrung<br />
auf weitere Erzeugnisse derselben<br />
Marke, was den Kaufanreiz deutlich erhöht.<br />
Im Jahr 2022 betrugen die Bruttowerbeausgaben<br />
in Deutschland rund 36,7 Milliarden<br />
Euro (Quelle: statista.com), wobei<br />
der mit Abstand größte Anteil von ca.<br />
17 Milliarden € in die Fernsehwerbung<br />
floss. Mit knapp 8 Milliarden € folgt die<br />
Printwerbung, also gedruckte Anzeigen<br />
in Zeitschriften und Zeitungen. Welche<br />
Werbung für ein Produkt sinnvoll ist,<br />
lässt sich pauschal nicht sagen. Es hängt<br />
von der Art der Ware oder Dienstleistung<br />
ab, die eine Firma anbietet und bewerben<br />
möchte. Für ein Unternehmen ist es<br />
am wichtigsten, seine vorhandenen<br />
oder potenziellen Kunden und ihre<br />
Wünsche und Bedürfnisse zu kennen<br />
und diese dann über die Werbung anzusprechen<br />
und ihre Erfüllung in Aussicht<br />
zu stellen. Der Konsument muss erkennen,<br />
warum er gerade dieses Produkt<br />
konsumieren soll und welche Vorteile<br />
ihm der Kauf bringt. Dazu gehört eine<br />
klare Werbekonzeption, die ein eindeutiges<br />
und durchgängiges Bild der Marke<br />
vermittelt und sich positiv von den Mitbewerbern<br />
abhebt. Ein unverwechselbares<br />
Erscheinungsbild des Unterneh-<br />
mens, das sogenannte Corporate<br />
Design, ist unabdingbar, denn es umfasst<br />
die visuelle und sprachliche Inszenierung<br />
der Marke und macht deren<br />
Identität und Werte eindeutig erkennbar.<br />
Dieses Design sollte sich in jeder Form<br />
der gewählten Werbung wiederfinden<br />
lassen, sei es TV-, Print- oder Onlinewerbung.<br />
Der Kunde muss sofort erkennen,<br />
wer ihn anspricht, damit er zu genau<br />
diesem Produkt greift und nicht zu<br />
einem beliebigen anderen.<br />
Welche Art von Werbung ist<br />
sinnvoll?<br />
Foto: vegefox.com - stock.adobe.com<br />
Um sich für einen Typ Werbung zu entscheiden,<br />
spielen das Budget, die Art des<br />
Produkts und die Zielgruppe die entscheidenden<br />
Rollen. Mit einem eher kleinen<br />
Werbeetat oder einem regional begrenzten<br />
Angebot fällt deutschlandweite<br />
teure TV-Werbung wohl aus. Hier bieten<br />
sich Anzeigen in Wochenblättern und<br />
Zeitungen oder auch Flyer, Wurfsendungen,<br />
Prospekte oder Plakatwerbung an.<br />
Auch im Kinosaal kann gezielt und regional<br />
Werbung geschaltet werden. Online-,<br />
auch Internetwerbung genannt,<br />
spielt eine immer größere Rolle im Marketing.<br />
Hier unterscheidet man zwischen<br />
Bannerwerbung, In-Stream-Video-Ads,<br />
Social-Media- und E-Mail-Marketing und<br />
vielen weiteren Möglichkeiten, im Netz<br />
seine Kunden zu erreichen. Die gewählte<br />
Form der Online-Werbung muss zum<br />
Unternehmen passen und kontinuierlich<br />
mit authentischem, kreativem und aktuellem<br />
Content gefüllt werden.<br />
Entsprechend der Zielgruppe differiert<br />
auch die Optik der gewählten Werbemaßnahmen,<br />
je nach Alter, Bildungsgrad<br />
und Vermögen der Kunden fällt die Werbung<br />
unterschiedlich aus. Grell, dynamisch<br />
und laut für eine neue In-Disco,<br />
um ein eher junges Publikum zu erreichen.<br />
Gediegene und optisch wertvolle<br />
Werbung für teuren Schmuck, die sich<br />
an eine ältere, wohlhabende Klientel<br />
richtet und edgy und avantgardistisch bei<br />
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städtische Kundschaft. In jedem Fall<br />
muss Werbung mit Unternehmen, Produkt<br />
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APRIL <strong>2023</strong><br />
Anzeigen-Sonderseite | GRAFIK, DRUCK & WERBUNG 11<br />
Do it yourself? Lieber nicht!<br />
Werbung für das eigene Unternehmen zu machen, erscheint im digitalen Zeitalter einfach wie nie zuvor. Mit ein paar Klicks lassen sich Flyer erstellen und Bannerwerbung<br />
schalten, der Praktikant bespielt mal eben die Social Media-Kanäle. Doch ist diese Herangehensweise wirklich effektiv und sinnvoll<br />
Viele Unternehmen fragen sich, warum<br />
sie eine Werbeagentur heute noch brauchen,<br />
scheint es doch einfach und kostengünstiger,<br />
alles selbst zu machen.<br />
Das ist allerdings ein Trugschluss. Eine<br />
professionelle Agentur zu beauftragen,<br />
entlastet ein Unternehmen beispielsweise<br />
durch Zeitersparnis, die Mitarbeiter<br />
können sich um ihre wirklichen Aufgaben<br />
kümmern wie strategische und<br />
marktrelevante Firmensteuerung, Verbesserung<br />
der Produkte oder firmeneigene<br />
Kommunikation. Auch wirtschaftlich<br />
bringen die professionellen<br />
Werbestrategen bessere Erfolge, da sich<br />
die kreativen Köpfe leichter in die Kunden<br />
hineinversetzen können und so genau<br />
wissen, mit welchen Mitteln sie deren<br />
Kauflust erhöhen.<br />
Für erfolgreiche Werbung empfiehlt es<br />
sich also unbedingt, die Profis ranzulassen.<br />
Werbeagenturen, Grafiker:innen<br />
und Druckereien verstehen ihren Job<br />
und bieten das bestmögliche Ergebnis.<br />
Professionelle Gestaltung der Anzeige<br />
oder des TV-Spots, perfekte Druckqualität<br />
der Flyer, Plakate oder Aufkleber, hier<br />
sollte nichts dem Zufall überlassen werden,<br />
sonst kann für den Kunden schnell<br />
der Eindruck von Nachlässigkeit und<br />
mangelnder Vertrauenswürdigkeit ent-<br />
stehen, was ihn vom Kauf eher abschreckt.<br />
Auch für effektive Online-Werbung<br />
sollten Fachleute zu Rate gezogen<br />
werden, denn nicht nur die verschiedenen<br />
Formate der Plattformen, sondern<br />
auch Aspekte der Sichtbarkeit oder<br />
Suchmaschinenoptimierung können<br />
durchaus eine Herausforderung darstel-<br />
Foto: YURII MASLAK - stock.adobe.com<br />
len. Targeting und Frequency-Capping<br />
sind für Profis keine böhmischen Dörfer,<br />
sondern wichtige Merkmale des Marketing-Erfolgs.<br />
Agenturen wissen genau,<br />
welche Art der Werbung für das Produkt<br />
wirksam ist und wie die Zielgruppe am<br />
effektivsten erreicht werden kann. Überdies<br />
kann es sinnvoll sein, eine Werbeagentur<br />
nah am Unternehmensstandort<br />
zu wählen, da diese gegenüber geografisch<br />
oft weit entfernten Online-Anbietern<br />
den Vorteil hat, dass beispielsweise<br />
Vorschläge und Probedrucke direkt besprochen<br />
und begutachtet werden können.<br />
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12 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
Individuelle Leistungen für individuelle Mitarbeiter<br />
Das Industrie-Unternehmen Natus in Trier<br />
Von Christoph Strouvelle<br />
„Unsere Erfahrung zeigt, dass es jüngere Mitarbeiter seltener in Führungspositionen zieht.<br />
Sie arbeiten gerne im Team“, sagt Julia Peuckmann, Personalleiterin bei Natus. Foto: Christoph Strouvelle<br />
Mitarbeiter sind individuell, und das gilt besonders<br />
für Kräfte aus verschiedenen Generationen,<br />
weiß Julia Peuckmann, Personalleiterin bei<br />
Natus GmbH & Co KG in Trier. „Die Ansprüche<br />
haben sich mit den Generationen geändert“,<br />
stellt sie fest. Jüngere Mitarbeiter legten Wert auf eine flexible<br />
Arbeitswelt. „Dazu gehören beispielsweise hybride Arbeitszeitmodelle,<br />
bei denen Mitarbeiter von verschiedenen Orten<br />
aus arbeiten können“, sagt sie. Die Work-Life-Balance spiele<br />
für diese eine große Rolle. Deswegen gibt es bereits seit vielen<br />
Jahren bei Natus ein Arbeitszeitkonto und nach individueller<br />
Absprache die Möglichkeit, ein Sabbatical einzulegen.<br />
„Unsere Erfahrung zeigt, dass es jüngere Mitarbeiter<br />
seltener in Führungspositionen zieht. Sie arbeiten gerne im<br />
Team“, sagt Peuckmann. Zudem sei für jüngere Mitarbeiter<br />
Weiterbildung wichtig. Sie wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber<br />
mit entsprechenden Vorschlägen auf sie zukommt. Für<br />
ältere Mitarbeiter sind hingegen Vorruhestandsmodelle wichtig.<br />
Dazu gehört Teilzeit, aber auch eine Flexibilität im Ruhestand.<br />
„Einige wollen auch im Rentenalter noch arbeiten“, sagt<br />
Peuckmann. Was bei Natus möglich ist.<br />
Darüber hinaus bietet das inhabergeführte Familienunternehmen<br />
eine Vielzahl an Leistungen, die es für die<br />
Mitarbeiter zu einem attraktiven Arbeitgeber macht. Gleitzeit<br />
nicht nur für kaufmännische, sondern auch für gewerblichtechnische<br />
Mitarbeiter, eine Viereinhalb-Tage-Woche: „Das ist<br />
in der Produktion sehr selten“, sagt sie. Flexible Arbeitszeitmodelle<br />
für jede Lebensphase mit Homeoffice, oder ein<br />
sogenannter Hybrid-Arbeitsplatz, der an keinen Ort und keine<br />
Zeit gebunden ist: Bei Natus ist offenbar viel möglich. Hinzu<br />
kommen finanzielle Vergünstigungen wie eine Mitarbeiter-<br />
karte, mit der die Beschäftigten in diversen Geschäften<br />
einkaufen können, betriebliche Sonderzahlungen wie Weihnachts-<br />
und Urlaubsgeld; die Liste ist lang. „Wir honorieren<br />
auch Verbesserungsvorschläge und prämieren die Werbung<br />
von neuen Mitarbeitern“, sagt Peuckmann.<br />
Wichtig ist dem Trierer Unternehmen auch das Gesundheitsmanagement.<br />
Ein Physiotherapeut ist einmal wöchentlich<br />
im Unternehmen und bietet Massagen an. Gefüllte Obstkörbe,<br />
Wasserspender, Kooperationen mit Fitness-Studios,<br />
die Bezuschussung eines Job-Rades, bei dem das Unternehmen<br />
bei einem entsprechendem Leasingvertrag die Inspektion und<br />
die Versicherung übernimmt, ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze<br />
und weitere Gesundheitsevents gehören zur Gesundheitsvorsorge<br />
bei Natus.<br />
Neue Mitarbeiter werden in einem Onboarding-Prozess in<br />
das Unternehmen eingeführt. „Wir wollen die Mitarbeiter ins<br />
Unternehmen begleiten“, sagt Peuckmann. Ein erfahrener<br />
Mentor, der neuen Kollegen als Ansprechpartner zur<br />
Verfügung steht, ein Fragebogen bereits nach knapp sechs<br />
Wochen, damit man direkt erfährt, wo es bei der Einarbeitung<br />
möglicherweise hakt – solche Maßnahmen führen dazu, dass<br />
neue Leute sich direkt wohlfühlen. Bei Bedarf kommen sowohl<br />
Englisch- als auch Deutschkurse hinzu, genauso wie individuelle<br />
Entwicklungspläne und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
und eine ausgeprägte Firmenkommunikation mittels einer<br />
Mitarbeiterzeitung und dem Intranet.<br />
Peuckmann: „Wir haben flache Hierarchien und kurze<br />
Entscheidungswege. Wir funktionieren als Ganzes, als Team.<br />
Und deshalb ist uns jederzeit eine wertschätzende Kommunikation<br />
und der direkte Austausch untereinander wichtig,<br />
damit sich unsere Mitarbeiter bei uns wohl fühlen.“
APRIL <strong>2023</strong><br />
<strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT 13<br />
Neue Technologien und<br />
Künstliche Intelligenz sind<br />
auf dem Vormarsch:<br />
Die Veränderungen auf dem<br />
Arbeitsmarkt werden<br />
dramatisch sein, sagt<br />
Professor Rolf Weiber von<br />
der Universität Trier.<br />
Die Fragen stellte Birgit Markwitan.<br />
Kollege Roboter,<br />
wann übernehmen Sie?<br />
Wann werden Roboter in der Pflege Abhilfe schaffen und Medizin<br />
ausgeben?<br />
Rolf Weiber: In Deutschland werden heute schon in Seniorenund<br />
Pflegeheimen sogenannte Social-Robots wie Pepper (siehe<br />
Extra) eingesetzt. Sie können vieles, was mit Interaktion zu tun<br />
hat – spielen, singen oder Gymnastik machen. Vor 20 Jahren<br />
startete bereits in Japan ein Projekt, in dem es um die Programmierung<br />
von Robotern mit empathischen Eigenschaften ging. Sie<br />
sollen die Mimik von Personen erkennen und darauf angemessen<br />
reagieren können. Heute sind wir hiervon nicht mehr weit<br />
entfernt. Dennoch ist nicht zu erwarten, dass sie den <strong>Menschen</strong> in<br />
der Pflege vollständig ersetzen werden.<br />
Werden Roboter irgendwann pflegerische Entscheidungen treffen<br />
können?<br />
Weiber: Ich möchte einen Schritt zurück in das Jahr 1970<br />
machen. Damals hat die Automatisierung der Produktion begonnen.<br />
Heute sprechen wir von der Industrie 4.0 und der<br />
vollautomatisierten Fabrik, von der Dark Factory, in der<br />
keine <strong>Menschen</strong> mehr arbeiten. Aus meiner Sicht unterschätzen<br />
wir momentan, was im Pflegebereich<br />
technologisch alles möglich sein wird. Es werden<br />
auch dort zunehmend Maschinen eingesetzt<br />
werden. Es ist nur offen, wann und in welchem<br />
Umfang das sein wird. Was mich aufhorchen<br />
lässt, weil es eine rasante Entwicklung annimmt,<br />
sind die Berichte über ChatGPT.<br />
Erst im November 2022 wurde der Chatbot<br />
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht,<br />
im Februar hatte er schon mehr als 13<br />
Millionen Nutzer pro Tag. Das Telefon<br />
hat 50 Jahre gebraucht, bis es drei Millionen<br />
Nutzer erreichte. Schüler fordern<br />
bereits, Hausaufgaben abzuschaffen,<br />
da sie problemlos von ChatGPT<br />
erledigt werden können. Aktuell werden<br />
bereits Programme entwickelt,<br />
die prüfen, ob ein Text von einer Maschine<br />
oder einem <strong>Menschen</strong> kommt.<br />
Beides halte ich aber für den falschen<br />
Weg: Die gesamte Industrialisierung<br />
und Digitalisierung dient der<br />
Entlastung und dem Nutzen des<br />
<strong>Menschen</strong>, nicht zu seiner Verängstigung.<br />
Roboter oder besser Künstliche<br />
Intelligenz (KI) können Großes<br />
leisten, wenn sie auf große<br />
Datenmengen zurückgreifen können.<br />
Der Mensch sollte lernen, mit<br />
ihnen gemeinsam eine höhere Produktivität<br />
zu erreichen.<br />
Fortsetzung auf Seite 14<br />
Foto: iStock/PhonlamaiPhoto
14 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
Professor Rolf Weiber und Social-Robot<br />
Pepper, der in der Mensa der Universität<br />
eingesetzt worden ist. Foto: Birgit Markwitan<br />
ChatGPT hat deutlich gemacht, wie radikal der nächste Entwicklungsschub<br />
sein wird. Es wird greifbarer, wie sehr Technik unsere<br />
Arbeitswelt verändern wird.<br />
Weiber: Einen deutlichen Digitalisierungs-Schub hat die Corona-<br />
Pandemie gebracht. Die <strong>Menschen</strong> wurden ins Homeoffice<br />
gezwungen und jetzt sind ihnen digitale Technologien wesentlich<br />
vertrauter als vorher. ChatGPT bringt nun einen weiteren Schub<br />
und besitzt Evidenz-Nutzen. Das heißt, dass die <strong>Menschen</strong> sehen,<br />
das betrifft mich und sie erkennen die Vorteile und den Nutzen<br />
der Technologie.<br />
Wie wird KI den Arbeitsmarkt verändern?<br />
Weiber: Die Wissenschaftler Carl Benedikt Frey und Michael<br />
Osborne haben in einer 2013 veröffentlichten Studie über 700<br />
Berufe nach Substitutionspotenzialen durch Roboter untersucht.<br />
Das Ergebnis: Berufe mit hohen Wiederholungs- und Routinetätigkeiten<br />
werden von Computern übernommen. Andere Studien<br />
zeigen, dass vor allem geringer qualifizierte und schlechter<br />
bezahlte Tätigkeiten, die auf Routinen basieren, Gefahr laufen,<br />
viel stärker ersetzt zu werden als hoch qualifizierte, besser bezahlte<br />
Tätigkeiten.<br />
Dieser Prozess ist ja schon lange im Gange. Welchen Platz werden<br />
darin niedrig qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
haben?<br />
Weiber: Vor 300 Jahren waren 90 Prozent der Beschäftigten in der<br />
Landwirtschaft tätig und haben sich vor allem selbst versorgt.<br />
Heute ist der Beschäftigungsanteil im Agrarsektor nur noch bei<br />
zwei Prozent. Wer heute Lust auf diesen Beruf hat, kann jederzeit<br />
Agrarwissenschaft studieren, aber die Masse wird dort keine<br />
Beschäftigung mehr finden. Der Löwenanteil (fast 75 Prozent) arbeitet<br />
im Dienstleistungssektor. Das bedeutet, es werden natürlich<br />
Berufe wegfallen, aber dafür werden neue Berufe entstehen. Diese<br />
Entwicklung geht mit neuen Anforderungen und Qualifikationen<br />
einher – ohne IT-Know-how wird es nicht mehr gehen. Techno-<br />
Zur Person<br />
Professor Dr. Rolf Weiber<br />
ist seit 1992 Inhaber der<br />
Professur für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbesondere<br />
Marketing, Innovation und<br />
E-Business an der Universität<br />
Trier und seit 2000<br />
geschäftsführender Direktor<br />
des Competence Center<br />
E-Business an der Universität<br />
Trier. In diesem Jahr<br />
geht Rolf Weiber in den<br />
Ruhestand.<br />
ChatGPT<br />
ChatGPT ist ein Prototyp<br />
eines Chatbots (ein textbasiertes<br />
Dialogsystem zur<br />
Kommunikation zwischen<br />
Mensch und Maschine),<br />
der auf maschinellem<br />
Lernen beruht.<br />
Den Chatbot entwickelte<br />
das US-amerikanische<br />
Unternehmen OpenAI.<br />
(Quelle: Wikipedia)<br />
logien nehmen dem <strong>Menschen</strong> aber auch vieles ab. Aber all das<br />
bedeutet nicht, dass ein bestimmtes Grundwissen überflüssig<br />
wird. Die Supermarktkasse übernimmt zwar das Rechnen für uns,<br />
aber der Kunde sollte immer noch überschlagen können, ob der<br />
Kassenbetrag realistisch ist. Die Prozesse werden effizienter,<br />
schneller und ermöglichen ein Umdenken bei den Arbeitszeiten.<br />
Das Ergebnis eines Pilotprojekts zur Vier-Tage-Woche in Großbritannien,<br />
an dem mehr als 60 Firmen beteiligt waren, hat gezeigt,<br />
die Mitarbeiter sind ausgeruhter, motivierter und fehlen seltener.<br />
Die Technisierung wird den Unternehmen in puncto flexible<br />
Arbeitszeiten entgegen kommen – was als ein Anreiz auf der<br />
Suche nach Fachkräften gilt.<br />
Weiber: Es findet gerade ein gesellschaftlicher Wandel statt, der<br />
auch durch Corona vorangetrieben wurde. Viele Mitarbeiter<br />
müssen nur noch an einigen Tagen in ihrem Unternehmen sein<br />
und arbeiten ansonsten von Zuhause. Es werden selbstverständlich<br />
viele neue Systeme und Arbeitszeit-Modelle entstehen. Die<br />
Frage wird sein, welches Wohlstandsniveau wir halten können.<br />
Wer in der Arbeitszeit herunter geht und in der Qualifikation<br />
hoch, wird auch ein gewisses Gehaltsniveau halten können. Auf<br />
jeden Fall wird es zu einer deutlichen Verlagerung hin zu Wissensarbeitern<br />
kommen.<br />
Besonders im Handwerk werden Fachkräfte gebraucht. Wird<br />
irgendwann ein Roboter eine Wärmepumpe installieren können?<br />
Weiber: Das werden in dieser extremen Form weder wir und<br />
auch die nächste Generation nicht erleben. Aber auch hier müssen<br />
wir differenzieren. Häuser werden zum Beispiel mit Fernwärme<br />
beheizt, und es muss kein Mensch mehr vor Ort sein, damit<br />
Heizungen funktionieren.<br />
Die Technisierung ersetzt auch in diesem Bereich zunehmend<br />
manuelle Schritte?<br />
Weiber: Wir können nur schwer die weitere Zukunft verlässlich
APRIL <strong>2023</strong><br />
<strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT 15<br />
voraussagen. Heute haben wir Fachkräftemangel, der sich meines<br />
Erachtens in den kommenden Jahren sogar noch zuspitzen wird.<br />
Deshalb müssen wir uns jetzt bewegen und eine andere Denk- und<br />
Herangehensweise einnehmen und Schritt für Schritt die bestehenden<br />
Probleme angehen.<br />
Was bedeutet das für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?<br />
Weiber: So schnell wird zwar kein Roboter im Keller die Heizung<br />
einbauen, aber es gibt schon heute virtuelle Realitäten und die<br />
sogenannte Augmented Reality. Dabei können Fehler in der<br />
Heizungsanlage vor Ort via Bildschirm von einem Computer<br />
analysiert werden, der dann auch ungelernten Kräften genaue und<br />
verlässliche Reparaturanweisungen geben kann. Wie weit Tätigkeitsbereiche<br />
automatisiert werden können, muss aber letztendlich<br />
jedes Unternehmen und jeder Handwerksbetrieb für sich<br />
selbst und seine spezifische Situation ausloten. In einigen Berufen<br />
wird zunächst nichts passieren. Andere hingegen werden sehr<br />
schnell von der Technisierung betroffen sein und müssen kurzfristig<br />
und in immer schnelleren Zyklen reagieren. Es dauert heute<br />
keine 30 Jahre mehr, bis sich eine neue Technologie verbreitet hat.<br />
Das zeigt alleine die rasante Verbreitung von ChatGPT. Fest<br />
steht aber: Es wird Veränderungen geben und sie werden dramatisch<br />
sein.<br />
Was meinen Sie mit „dramatisch“?<br />
Weiber: Wir haben vor einigen Jahren noch gesagt, ein Roboter<br />
kann nicht in der Pflege eingesetzt werden. Das gilt nicht mehr.<br />
Vielleicht ist sogar ein emotional trainierter Roboter besser für die<br />
Pflegebedürftigen als eine überforderte Pflegekraft, die sich<br />
schlecht bezahlt fühlt. Womit wir schon beim nächsten Punkt<br />
sind: Wo Arbeitnehmer gebraucht werden, muss entsprechend<br />
bezahlt und das Lohnsystem angepasst werden.<br />
Das klingt nach Umstrukturierung in einer Dimension, die wir<br />
uns noch nicht vorstellen können. Wo kommt sie zuerst?<br />
Weiber: Vorrangig werden Routinearbeiten von der Entwicklung<br />
betroffen sein. ChatGPT wird zum Beispiel in der Textgenerierung<br />
eingesetzt – in Call-Centern oder in der Werbebranche.<br />
Produktbeschreibungen und Reaktionen auf Social-Media-<br />
Kommentare werden schon heute vielfach von Chatbots übernommen.<br />
Aber auch im kreativen Bereich besteht das Risiko, dass<br />
ChatGPT den besseren Text verfasst als der Mensch. Der Mensch<br />
hingegen wird dort benötigt, wo Nicht-Reproduzierbarkeit,<br />
Kreativität und Innovation gefordert sind. Das wird überall dort<br />
sein, wo man nicht auf Millionen Daten zurückgreifen kann, um<br />
den nächsten Schritt zu generieren und vorhandene Entwicklungspfade<br />
verlassen muss. Deshalb ist mein Credo: Wir brauchen<br />
eine neue Denkweise.<br />
Wie sollen wir denn denken?<br />
Weiber: Eigentlich müssten wir unser gesamtes Schul- und<br />
Bildungssystem radikal neu denken. Wir müssen den <strong>Menschen</strong><br />
beibringen, wie man kreativ ist, sich Informationen besorgt und<br />
Handlungsvorschläge von Robotern beurteilen kann. Es sind<br />
völlig neue Kompetenzprofile gefragt.<br />
Sie meinen, Wissen ist die neue Währung. Müssen wir jungen<br />
Top Skills (Fähigkeiten) der<br />
<strong>Menschen</strong> im Jahr 2025<br />
1. Analytisches Denken und Innovation<br />
2. Aktives Lernen und Lernstrategien<br />
3. Komplexes Lösen von Problemen<br />
4. Kritisches Denken und Analyse<br />
5. Kreativität, Originalität und Initiative<br />
6. Führungsqualitäten und sozialer Einfluss<br />
7. Technologieeinsatz, Überwachung, Kontrolle<br />
8. Gestaltung/Programmierung der Technologie<br />
9. Belastbarkeit, Stresstoleranz und Flexibilität<br />
10. Problemlösung, Ideenfindung, Beurteilungen<br />
11. Emotionale Intelligenz<br />
Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2015):<br />
Übertragung der Studie von Frey/Osborne (2013) auf Deutschland.<br />
Wie ersetzbar<br />
ist Ihr Job?<br />
Im Job-Futuromat des<br />
Instituts für Arbeitsmarkt<br />
und Berufsforschung (IAB)<br />
lässt sich abfragen, welche<br />
Kerntätigkeiten eines<br />
Berufes künftig durch<br />
Technologie ersetzbar sein<br />
werden (Substituierbarkeits-<br />
Potenzial). Hier der Link:<br />
Das Pepper-<br />
Projekt<br />
Pepper ist ein humanoider<br />
(menschenähnlicher)<br />
Roboter. Er wurde im<br />
Rahmen eines gemeinsamen<br />
Forschungsprojekts<br />
der Lehrstühle Marketing,<br />
Innovation und E-Business<br />
und Management, Organisation<br />
und Personal in der<br />
Mensa der Universität<br />
Trier eingesetzt.<br />
Symbolfoto: Peter - stock.adobe.com<br />
<strong>Menschen</strong> dann noch zeigen, wie ein Tisch gebaut wird? Wir<br />
hören seit Jahrzehnten, dass Wohlstand mit Akademisierung<br />
einhergeht.<br />
Weiber: Natürlich müssen wir jungen <strong>Menschen</strong> zeigen, wie ein<br />
Tisch gemacht wird. Aber nicht in der Masse. Zur Akademisierung<br />
nur ein Beispiel: Vor Jahren war die Universität eine wissenschaftsorientierte<br />
und die Fachhochschule eine praxisnahe<br />
Institution. Der größte Fehler, den wir aus meiner Sicht gemacht<br />
haben, war zu meinen, sie müssten zusammengehen. Vor allem<br />
die Fachhochschule hat versucht, gleiche Kompetenzen wie die<br />
Universität zu vermitteln. Das war meines Erachtens aber falsch:<br />
Gleichwertigkeit, Vielfalt und Diversität sind entscheidend.<br />
Hier haben wir viel Potenzial verschenkt.<br />
Wir folgen einem falschen gesellschaftlichen Wertesystem?<br />
Weiber: Es ist an der Zeit zu honorieren, dass jede Tätigkeit ihre<br />
besondere Bedeutung hat. Bestehende Lohngefälle müssen auf<br />
den Prüfstand. Wie wird die Verkäuferin gemessen an einem<br />
Lehrer bezahlt? Ist das gerecht? Was sollen Pflegerinnen und<br />
Pfleger bekommen, ohne die es nicht geht? Der Arbeitsplatz der<br />
Zukunft braucht Flexibilität, die richtige Qualifikation und<br />
ordentliche Löhne, wobei ich die Lohnentwicklung an der<br />
Leistung festmachen würde.<br />
Die Einstellung zu Leistung verändert sich doch gerade sehr.<br />
Weiber: Schon in der Schule lernt man: Leistung ist Arbeit pro<br />
Zeit. Aber wir werden den Leistungsbegriff, die Arbeit und auch<br />
Fähigkeiten wie Kreativität neu definieren und bewerten müssen.<br />
Unsere Studierenden lernen das Semester über und am Ende wird<br />
ihr Wissen in einer 60-minütigen Klausur abgefragt. Das aber ist<br />
„Bulimie-Lernen“. Kreativität kann nicht in 60 Minuten auf Kommando<br />
geprüft werden. Wir müssen deshalb unsere Lehrinhalte<br />
und auch Prüfungsformen grundlegend überdenken und den<br />
technologischen Entwicklungen schneller anpassen. Schon Einstein<br />
hat erkannt: „Probleme kann man niemals mit derselben<br />
Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“. Wir brauchen<br />
eine komplett neue Denklogik. In der Wirtschaft ist das durchaus<br />
auch schon bekannt. Es verändert sich alles und wir müssen<br />
darauf reagieren. Wer die Entwicklung nicht beobachtet und nicht<br />
richtig darauf reagiert, ist im Wettbewerb verloren. Jetzt sind nicht<br />
nur Hochschulen, sondern auch die Handwerks- und Industrieund<br />
Handelskammern gefragt, die Unternehmen zu beraten und<br />
ihnen beim Aufbau neuer Kompetenzen zu helfen. Wir brauchen<br />
technologische Kompetenz und müssen schauen, wie etwa KI<br />
den <strong>Menschen</strong> unterstützen kann und wie wir sie „füttern“.<br />
Wird KI den Arbeitsmarkt entspannen oder nur verändern?<br />
Weiber: Das Problem der Arbeits- und Erwerbstätigkeit wird sich<br />
meines Erachtens nicht verschlimmern, es werden nicht mehr<br />
<strong>Menschen</strong> arbeitslos sein. Aber die Rahmenbedingungen werden<br />
sich verändern. Müssen es noch 40 Stunden in der Woche sein?<br />
Wie definiere ich mich mit einer Maschine als „Partner“ am<br />
Arbeitsplatz? Aber es wird weiter immer auch Ausnahmen und<br />
Nischen geben, genauso wie immer noch teure Schallplattenspieler<br />
verkauft werden. Aber Maschinen und Technologien<br />
lernen schneller als der Mensch, der meist keine Verhaltensänderung<br />
möchte und Angst vor der Zukunft hat. Es hilft aber nichts –<br />
jeder Betrieb und jeder Arbeitnehmer muss seine Situation<br />
analysieren, anpassen und aktiv werden. Wach bleiben und Bereitschaft<br />
zur Anpassung heißt die Devise!
16 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ADVERTORIAL<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
Der Oscar des Breitensports<br />
Sportkreise sowie Volks- und Raiffeisenbanken verleihen auch in diesem Jahr wieder die „Sterne des Sports“ –<br />
Bewerbungsfrist für Wettbewerb um gesellschaftliches Engagement von Sportvereinen endet am 30. Juni<br />
Noch bis 30. Juni <strong>2023</strong> läuft die Bewerbungsphase<br />
für die „Sterne des Sports“,<br />
Deutschlands wichtigstem Wettbewerb<br />
für das gesellschaftliche Engagement<br />
von Sportvereinen. Gemeinsam mit<br />
den regionalen Sportkreisen zeichnen<br />
die Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
wieder jene Vereine aus, die sich durch<br />
ein besonderes soziales Engagement<br />
hervorgetan haben.<br />
Seit über 15 Jahren werden unter dem<br />
Dach des Deutschen Olympischen<br />
Sportbundes und der Volks- und Raiffeisenbanken<br />
die „Sterne“ in den drei<br />
Kategorien Bronze (Kreisebene), Silber<br />
(Landesebene) und Gold (Bundesebene)<br />
verliehen – das heißt, die besten<br />
Projekte können bis zu dreimal Geldpreise<br />
und Trophäen gewinnen. Mehrfach<br />
schon hatten sich Vereine aus der<br />
Region für die Landessiegerehrung in<br />
der Mainzer Staatskanzlei qualifiziert,<br />
wo die besten rheinland-pfälzischen<br />
Projekte gekürt werden. Der SV Habscheid<br />
(Eifelkreis Bitburg-Prüm) war<br />
2009 der bislang einzige regionale<br />
Verein, der es bis zum Bundesfinale in<br />
der Hauptstadt geschafft hatte.<br />
„Natürlich freuen wir uns darüber,<br />
wenn einer unserer Vereine so weit<br />
kommt, aber unser Ansinnen ist generell,<br />
mit dem Wettbewerb den Fokus<br />
auf die vielen kleinen Vereine und Projekte<br />
zu richten, die für das Gemeinwohl<br />
bei uns so wichtig sind“, sagt Peter<br />
Michaeli, der Vorsitzende des Sportkreises<br />
Bitburg-Prüm. „Jeder Verein<br />
hat in den Bereichen Soziales, Jugend,<br />
Integration, Senioren oder Ehrenamt<br />
ein Projekt, mit dem er an den Start<br />
gehen kann“, ist sich Günther Wagner<br />
(Sportkreis-Vorsitzender Bernkastel-<br />
Wittlich) sicher.<br />
Einige erfolgreiche Beispiele aus dem<br />
vergangenen Jahr zeigen, mit welch<br />
unterschiedlichen Projekten man<br />
Trophäen und Geldpreise auf lokaler<br />
Ebene gewinnen kann: Wie zum Beispiel<br />
der SV Haag aus der Nähe von<br />
Morbach den Folgen der Corona-<br />
Pandemie getrotzt hat, war eindrucksvoll<br />
– und war 2022 der mit 1.500 Euro<br />
ausgezeichnete Sieger im Kreis Bern-<br />
Seit 15 Jahren werden die „Sterne“ in den<br />
drei Kategorien Bronze (Kreisebene), Silber<br />
(Landesebene) und Gold (Bundesebene)<br />
verliehen.<br />
Fotos: Björn Pazen<br />
kastel-Wittlich. Mit kreativem Onlinetraining<br />
konnten die Kinder im heimischen<br />
Wohnzimmer Sport treiben,<br />
es gab eine sportliche Schatzsuche<br />
für kleine sportliche Piraten und viele<br />
weitere Online-Turnstunden, zu<br />
denen sich bis zu 20 Kinder und ihre<br />
Eltern zuschalteten. Mitgliedsbeiträge<br />
wurden während der Pandemie nicht<br />
erhoben, die Übungsleiterinnen arbeiteten<br />
in dieser Zeit ehrenamtlich – und<br />
das Ergebnis war beeindruckend: Der<br />
SV Haag verzeichnete einen riesigen<br />
Mitgliederzuwachs, aktuell turnen<br />
alleine 100 Kinder zwischen einem und<br />
zehn Jahren im Verein, auch aus vielen<br />
Nachbargemeinden. „Die Sportvereine<br />
leisten eine tolle Arbeit für die<br />
Gemeinden, und der SV Haag ist ein<br />
tolles Beispiel dafür, wie man den<br />
Corona-Blues mit neuen, kreativen<br />
Angeboten beenden kann“, sagt<br />
Michael Hoeck, Vorstandssprecher der<br />
Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank.<br />
Auch viele Vereine im Eifelkreis Bitburg-<br />
Prüm und im Vulkaneifelkreis haben<br />
kreative Ideen entwickelt, um den Herausforderungen<br />
aus Pandemie, Ukraine-<br />
Krieg und Flutfolgen zu begegnen – wie<br />
der letztjährige Sieger SV Kyllburg. Der<br />
Verein gründete neue Abteilungen wie<br />
Dart, E-Bike-Fahren, Volleyball und<br />
Zumba, sprach damit ganz neue Zielgruppen<br />
an, und erhöhte seine Mitgliederzahl<br />
in einem Jahr um 110, vor<br />
allem Kinder und Jugendliche, was ein<br />
Plus von 20 Prozent ausmacht. Wie<br />
Sportler bei der Flut sogar zu Lebensrettern<br />
wurden, beweist das Projekt<br />
„Strömungsretter“ der DLRG Oberweis<br />
(Kreis Bitburg-Prüm). Seit 2007 bildet<br />
die Gruppe Wasserrettungsdienst und<br />
Strömungsretter aus – bis 2018 allerdings<br />
nur für den sportlichen Wettkampf.<br />
Aber bei der ersten Flut 2018<br />
und noch mehr 2021 waren diese Spezialisten<br />
Teil des Hochwassereinsatzes<br />
in der Eifel. Eine tolle Spendenaktion<br />
für die Ukraine initiierte der Tischtennisklub<br />
TTC Waxweiler/Philippsweiler.<br />
Der Verein hat viele <strong>Menschen</strong> mobilisiert,<br />
um Spenden für Flüchtlingslager<br />
für Ukrainer in Polen zu sammeln. 109<br />
Schlafsäcke und fast 200 Verbandskästen<br />
kamen zusammen. Außerdem wurden<br />
rund fünf Tonnen an Hilfsgütern<br />
gesammelt und über eine Hilfsorganisation<br />
ins Zielgebiet gebracht.<br />
Nun können alle anderen Sportvereine,<br />
die im Sportbund Rheinland organisiert<br />
sind, diesen Erfolgsgeschichten nacheifern.<br />
Schon auf lokaler Ebene erhält<br />
der Sieger neben dem „Großen Stern<br />
in Bronze“ 1.500 Euro Preisgeld, der<br />
Zweite 1.000 Euro und der Drittplatzierte<br />
500 Euro. Daneben schütten die<br />
Volks- und Raiffeisenbanken Anerkennungsprämien<br />
unter den Teilnehmern<br />
aus. „Wir hoffen auf noch mehr Bewerbungen<br />
mit innovativen Projekten. Die<br />
Vereine sollten sich nicht scheuen, ihre<br />
tollen Projekte zu zeigen“, sagt Detlef<br />
Maiers von der Raiffeisenbank Westeifel,<br />
der die „Sterne des Sports“ für die<br />
Eifelkreise koordiniert.<br />
Im Sommer werden dann hochkarätig<br />
besetzte Jurys die Einsendungen bewerten.<br />
Dazu zählen zum Beispiel im<br />
Kreis Bernkastel-Wittlich der langjährige<br />
Fußballtorwart und Trainer Jürgen<br />
Roth-Lebenstedt, Gregor Eibes (Landrat<br />
und Vizepräsident des Fußballverbands<br />
Rheinland) oder der mehrfache deutsche<br />
Cross-Triathlon-Meister Jens Roth.<br />
In der Eifel sind der mehrfache deutsche<br />
Senioren-Hochsprung-Meister<br />
Hans-Theo Nieder oder die Paralympics-Siegerin<br />
und Rollstuhlbasketballerin<br />
Marina Mohnen Teil der Jury.<br />
„Sterne des Sports“: Impressionen<br />
von den Siegerehrungen Eifel und<br />
Mosel/Hunsrück 2022.
18 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSRECHT IM DIALOG<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
Das Arbeitsrecht kennt viele Fallstricke: Hilfe in schwierigen Situationen bietet die Vereinigung Trierer Unternehmer (VTU).<br />
Die Geschäftsführerin Sabine Plate-Betz klärt in ihrer Kolumne „Arbeitsrecht im Dialog“ auf.<br />
Seit dem 1.1.<strong>2023</strong> ist<br />
das Verfahren der<br />
elektronischen<br />
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
auch für die<br />
Betriebe<br />
verpflichtend.<br />
Was ändert<br />
sich hierdurch<br />
für Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber?<br />
Bislang war ein Arbeitnehmer<br />
im Krankheitsfall verpflichtet,<br />
seinen Arbeitgeber unverzüglich<br />
zu unterrichten und<br />
anschließend eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
vorzulegen. Nunmehr muss er<br />
den Arbeitgeber nur noch unverzüglich<br />
unterrichten und<br />
sich für seine persönlichen<br />
Unterlagen eine ärztliche Bescheinigung<br />
aushändigen lassen.<br />
Anschließend hat er den<br />
Arbeitgeber über die attestierte<br />
Dauer seiner Erkrankung<br />
zu unterrichten, aber er muss<br />
ihm keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
mehr vorlegen.<br />
Stattdessen<br />
übermittelt<br />
sein Arzt die<br />
Arbeitsunfähigkeitsdaten<br />
elektronisch<br />
an<br />
die Krankenkasse<br />
des Arbeitnehmers.<br />
Diese<br />
erstellt dann eine<br />
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung,<br />
die der Arbeitgeber bei<br />
der Krankenkasse selbst aktiv<br />
abrufen muss. Damit ist aus<br />
der früheren Bringschuld des<br />
Arbeitnehmers eine Holschuld<br />
des Arbeitgebers geworden.<br />
Gelten die neuen Regelungen<br />
für alle Arbeitnehmer?<br />
Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
wurde<br />
nur für gesetzlich krankenversicherte<br />
Arbeitnehmer eingeführt.<br />
Hierzu zählen auch<br />
geringfügig beschäftigte Mitarbeiter.<br />
Für privat krankenversicherte<br />
Arbeitnehmer und<br />
für Ärzte, die nicht an der vertragsärztlichen<br />
Versorgung<br />
teilnehmen (Privatärzte), sowie<br />
für die Feststellung der<br />
Arbeitsunfähigkeit im Ausland<br />
verbleibt es daher bei der bisherigen<br />
Verpflichtung des Arbeitnehmers<br />
zur Vorlage einer<br />
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.<br />
Kann der Arbeitgeber mit dem<br />
Mitarbeiter vereinbaren, dass<br />
er weiterhin eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
vorzulegen<br />
hat?<br />
Nach dem Gesetzeswortlaut ist<br />
es nicht zulässig, mit Mitarbeitern<br />
zu vereinbaren, dass sie<br />
die ärztliche Bescheinigung,<br />
welche ihnen für ihre persönlichen<br />
Unterlagen ausgehändigt<br />
wurde, dem Arbeitgeber vorzulegen<br />
haben.<br />
Was geschieht, wenn es zu<br />
Problemen bei der Übermittlung<br />
der Daten an die Krankenkasse<br />
oder beim Abruf der<br />
Daten durch den Arbeitgeber<br />
kommt?<br />
Sind die elektronischen Arbeitsunfähigkeitsdaten<br />
noch<br />
nicht bei der Krankenkasse<br />
eingetroffen, weil sie zum<br />
Beispiel noch nicht vom Arzt<br />
übermittelt wurden oder es<br />
technische Probleme gibt, erhält<br />
der Arbeitgeber beim Abruf<br />
der Daten eine entsprechende<br />
Fehlermeldung. Der<br />
Arzt muss die Daten dann auf<br />
dem Postweg an die Krankenkasse<br />
übermitteln, die sie einscannt<br />
und auf dem Kommunikationsserver<br />
zum Abruf durch<br />
den Arbeitgeber bereitstellt.<br />
* Sabine Plate-Betz ist Juristin<br />
und Geschäftsführerin der<br />
Vereinigung Trierer Unternehmer.<br />
Archivfoto: Heribert Waschbüsch<br />
Foto: iStock/schulzie<br />
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APRIL <strong>2023</strong><br />
Anzeigen-Sonderseite | GARTEN & LANDSCHAFTSBAU 19<br />
Es grünt so grün, wenn alle Blüten blühen<br />
Ein Blick aus dem Fenster des städtischen Apartments zeigt oft nicht nur grauen Beton, sondern auch am Straßenrand gepflanzte Bäume und Sträucher, Wegrandbegrünungen<br />
– und im besten Fall sogar eine willkommene Aussicht auf einen kleinen Park.<br />
Hier sind die Garten- und Landschaftsbauer<br />
am Werk, die sich gemeinsam mit<br />
den Städteplanern um unsere urbane<br />
grüne Infrastruktur bemühen. Die Landschaftsgärtner<br />
übernehmen hierbei oft<br />
beratende Tätigkeiten und setzen später<br />
die Ideen der Architekten in die Wirklichkeit<br />
um. Blühende Parks, schattige<br />
Alleen und unter Bäumen gelegene<br />
Kinderspielplätze verschönern das<br />
Stadtbild enorm. Städtisches Grün verbessert<br />
aber nicht nur die optische<br />
Attraktivität einer Stadt, sondern auch<br />
die Luftqualität, indem es Luftschadstoffe<br />
und Staub, einschließlich Feinstaub,<br />
absorbiert und filtert. Außerdem<br />
binden die Pflanzen CO2, speichern ihn<br />
in Form von Kohlenstoff und so leisten<br />
die Grünflächen einen starken Beitrag<br />
zum Klimaschutz. Immer öfter werden<br />
auch Häuserfassaden und Dächer begrünt,<br />
was zusätzlich die innerstädtische<br />
Lebensqualität verbessert.<br />
Zu einer der Hauptaufgaben von Gartenund<br />
Landschaftsbauern gehören der<br />
Bau und die fachmännische Pflege von<br />
Parkanlagen, wobei bei einer Neuanlage<br />
besonderes Augenmerk auf die Auswahl<br />
und den Standort der Bepflanzung gelegt<br />
wird. Klimatische Bedingungen,<br />
Licht und Schatten, die Beschaffenheit<br />
des Erdreichs – alles will für einen funktionierenden<br />
und ansprechenden Park<br />
bedacht werden. Die Entwicklung der<br />
Pflanzen in Breite und Höhe muss viele<br />
Jahrzehnte im Voraus berechnet werden,<br />
damit sich das Grün nicht gegenseitig<br />
erdrückt oder der Park letztendlich<br />
kein ästhetisches und stimmiges Gesamtbild<br />
ergibt. Ältere Anlagen erfordern<br />
eine gewissenhafte und professionelle<br />
Pflege des historischen Baumbestands,<br />
Rasenpflege, Laubbeseitigung im Herbst<br />
und das Freihalten und Enteisen der Spa-<br />
Ohne die Arbeit und das Know-how erfahrener Garten- und Landschaftsbauer wäre die Welt nur halb so grün.<br />
zierwege im Winter. Auch die Beschaffenheit<br />
und Gesundheit der Bäume wird<br />
regelmäßig geprüft, damit die Sicherheit<br />
der Parkbesucher stets gewährleistet ist.<br />
Im Jahr 2020 entfielen auf die Neuanlage<br />
von Grünflächen, auch privaten, über<br />
70 Prozent des Auftragsvolumens im<br />
Gartenbau. Der Gesamtumsatz der<br />
Branche mit dem hübsch „GaLaBau“<br />
abgekürzten Namen betrug knapp<br />
10 Milliarden Euro. Der größte Teil des<br />
Umsatzes wird mit privaten Aufträgen<br />
erzielt, hier werden Gärten angelegt und<br />
gepflegt, Teiche und Bewässerungsan-<br />
Foto: toa555 - stock.adobe.com<br />
lagen gebaut, Treppen und Wege gepflastert<br />
und vieles mehr. Viele Privatleute<br />
schaffen sich inzwischen einen<br />
eigenen Pool an, um die heißen Sommer<br />
im heimischen Garten zu genießen<br />
– auch hier werden GaLaBauer mit dem<br />
Aushub und den Betonarbeiten wie<br />
Boden- und Abdeckplatten beauftragt.<br />
Im Winter sind die Gartenbauer damit<br />
beschäftigt, Obstbäume und auch Ziersträucher<br />
in Privatgärten, öffentlichen<br />
Anlagen, in Alleen und Parks zu stutzen,<br />
zurückzuschneiden oder zu fällen. Aus<br />
Naturschutzgründen müssen diese Arbeiten<br />
erledigt sein, bevor die Nist- und<br />
Brutzeit der Vögel im Frühjahr beginnt.<br />
Beim Bau von Sport- und Golfplätzen<br />
sind die Landschaftsbauer ebenfalls gefragte<br />
Fachleute. Für Golfplätze werden<br />
riesige Maschinen benötigt, um große<br />
Massen an Erdreich zu bewegen und<br />
Wasserhindernisse, Spielbahnen und<br />
Bunker anzulegen. Drainage und Bewässerung<br />
spielen vor allem beim Bau<br />
der Fairways und Grüns eine wichtige<br />
Rolle. Vorzugsweise werden die natürlichen<br />
Gegebenheiten bestmöglich<br />
genutzt, damit sich am Ende der fertige<br />
Platz harmonisch in die Landschaft<br />
einfügt. Auch Sportplätze werden nach<br />
Vorlagen eines Landschaftsarchitekten<br />
von den GaLaBauern realisiert. Wichtige<br />
Entscheidungen sind zu fällen über<br />
Rasen, Kunstrasen oder Hybridrasen,<br />
Tartanbahn und Kunststoffflächen, denn<br />
viele Sportplätze sollen möglichst ganzjährig<br />
dem Breitensport offen stehen<br />
und daher robust und möglichst pflegeleicht<br />
sein. Für die umfangreichen<br />
Erdarbeiten arbeiten die Garten- und<br />
Landschaftsbauer oft mit schweren<br />
Maschinen wie Radladern, Kettendozern<br />
und großen Baggern, dann gibt es natürlich<br />
Geräte zum Fräsen, Zerkleinern, Verdichten,<br />
Maschinen zum Schneiden und<br />
Fällen sowie große Aufsitzmäher, um<br />
den Rasen der Fußballfelder kurz zu<br />
halten. Durch das wachsende Umweltbewusstsein<br />
werden auch Themen wie<br />
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ökologisches Bauen, Nachhaltigkeit,<br />
Energieeffizienz und Artenschutz immer<br />
relevanter für Garten- und Landschaftsbauer.<br />
Die modernen Betriebe passen<br />
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APRIL <strong>2023</strong><br />
VERANSTALTUNGEN UND MEHR<br />
Praktikanten aufgepasst<br />
(red) Die Handwerkskammer Trier ruft Betriebe dazu auf, ihren<br />
Fachkräftenachwuchs durch Ausbildung im eigenen Betrieb zu<br />
gewinnen und allen Interessierten eine Chance zu geben. Über die<br />
Website www.handwerk.de, das Lehrstellenradar und die HWK-<br />
Lehrstellenbörse unter https://t1p.de/tbqx haben sie die Möglichkeit,<br />
ihre freien Lehrstellen bekanntzumachen. Die HWK steht<br />
dabei zur Seite und unterstützt ihre Mitglieder unter anderem<br />
auch mit dem Leitfaden „Praktikumscoach – Wie binde ich<br />
Praktikanten an mein Unternehmen? Ein erfolgreiches Umsetzungskonzept“.<br />
Der Leitfaden ist online unter https://t1p.de/mb6d abrufbar.<br />
Ausbildungsmesse FUTURE<br />
(red) Mit der Messe „FUTURE – Blick in deine Zukunft“ dreht sich<br />
am 12. und 13. Mai in der Agentur für Arbeit Trier, Dasbachstraße<br />
9, alles um das Thema Ausbildung: Am Freitag von 14 bis 17 Uhr<br />
und am Samstag von 10 bis 14 Uhr präsentieren mehr als 100<br />
Firmen aus der Region ihre Ausbildungs- und dualen Studienangebote.<br />
Für junge <strong>Menschen</strong> am Übergang von Schule zu Beruf<br />
bietet sich die einmalige Chance, umfassende Einblicke in interessante<br />
Berufe und Studienfächer mit guten Karriereperspektiven<br />
zu gewinnen. Im direkten Gespräch mit Ausbildungsleitern<br />
können sie zudem alle Fragen nach Inhalten, Aufnahme- und<br />
Einstellungsvoraussetzungen oder Zukunftschancen klären. Für<br />
Betriebe bietet sich die Chance, sich vorzustellen und direkt<br />
potenzielle Nachwuchskräfte anzusprechen. Abgerundet wird das<br />
Angebot durch ein attraktives Rahmenprogramm.<br />
Informationen zur Veranstaltung auf www.future-ausbildung.de.<br />
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Andrang bei der FUTURE,<br />
der Ausbildungsmesse der<br />
Agentur für Arbeit Trier.<br />
Archivfoto: Arbeitsagentur<br />
Türen auf für Schülerinnen!<br />
(red) Der Girls’ Day ist in diesem Jahr am Donnerstag, 27. <strong>April</strong>.<br />
Dann öffnen sich Unternehmen, Handwerksbetriebe und Hochschulen<br />
in ganz Deutschland den Schülerinnen der 5. Klassen. An<br />
diesem Tag sollen sie Berufe kennenlernen, in denen es weniger<br />
als 40 Prozent weibliche Auszubildende oder Studentinnen gibt –<br />
zum Beispiel in den Bereichen Handwerk, IT, Naturwissenschaften<br />
oder Technik. Die Handwerkskammer Trier beteiligt sich seit mehr<br />
als 20 Jahren am bundesweiten Girls’ Day. Die Schülerinnen<br />
können dieses Jahr in die Bereiche Holz, Elektro sowie Malen und<br />
Lackieren schnuppern. Interessierte können sich bei Petra<br />
Kollmann, Telefon (06 51) 2 07-2 32, pkollmann@hwk-trier.de,<br />
anmelden. Auch Betriebe sind zum Mitmachen aufgerufen. Wenn<br />
die Firmen ihr Angebot in das Girls’-Day-Radar auf der Website<br />
www.girls-day.de/@/OrganizerWizard eintragen, können sich<br />
die Mädchen dort anmelden. Der Eintrag ist kostenlos und wird<br />
nach kurzer Prüfung freigeschaltet. Die Anmeldefrist zum Girls’<br />
Day <strong>2023</strong> endet am 20. <strong>April</strong>.<br />
Zum Arbeiten nach Luxemburg<br />
(red) Worauf Bewerberinnen und Bewerber bei Stellensuche, Bewerbungsverfahren<br />
und einer Beschäftigung in Luxemburg achten<br />
müssen, verrät die EURES-Beratung (European Employment<br />
Services) beim Online-Vortrag am Montag, 8. Mai, um 13 Uhr.<br />
Konkrete Tipps und Ausführungen zum speziellen Thema<br />
„Bewerben in Luxemburg“ gibt es bei der Folgeveranstaltung am<br />
10. Mai. Beide Veranstaltungen sind kostenfrei, finden via Skype<br />
for Business statt und können gemeinsam oder unabhängig<br />
voneinander besucht werden. Eine Anmeldung ist erforderlich.<br />
Informationen und Anmeldung auf:<br />
www.arbeitsagentur.de/vor-ort/trier/veranstaltungen<br />
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APRIL <strong>2023</strong><br />
<strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | SEHEN UND GESEHEN WERDEN 21<br />
Kreis Junger Unternehmer Trier (KJU)<br />
Jahresmitgliederversammlung <strong>2023</strong> in der „Hall of Taste“ in Föhren<br />
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1 Nora Jägen-Billen, Caroline Weis (Hotel Weis), Sebastian Billen (Signal Iduna Generalagentur)<br />
2 Judith und Johannes Kiefer (Werner Kiefer GmbH) 3 Bea Tuvic (Pasucha Klepzig Architekten),<br />
Heike Franzen (Franzen GmbH) 4 Stefanie Schömer (telenetwork AG), Anja Orth (Auto Orth)<br />
5 Katharina Berens, Zoe Palm (beide IHK Trier) 6 Lucia Silvanus (Silvanus Baumpflege), Catherina<br />
Grans (Weingut Grans-Fassian), Larissa Kuntz (elka-Holzwerke) 7 Aline Rüdiger-Wallesch und der<br />
KJU-Vorsitzende Christian Wallesch (umgesetzt Arbeitswelten GmbH) 8 Harald und Daniela Raskop<br />
(Forst Service Raskop) 9 Anja Raab (Raab Druck), Nadja Keller (Allianz-Agentur Keller), Karin<br />
Heuschreiber (ITworks Systemhaus GmbH) 10 Marga Kropf (50 Jahre Mitgliedschaft KJU), Jo Becker<br />
(Genius GmbH) 11 Valentina Llalloshi, Josef Ludwig (beide Ludwig & Kollegen Steuerberatungsgesellschaft<br />
mbH), Ulrich Zock (Brand AG) 12 Petra Pott-Zemanova (MPS Sägen), Corinna Engelmann<br />
(Kinderschutzbund Trier).<br />
Fotos: Willy Speicher<br />
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Edgar Kausen<br />
0651 97863-60<br />
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22 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | SEHEN UND GESEHEN WERDEN<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
Treffen des Marketing Club Trier-Luxemburg (MCTL)<br />
Szenen vom Neujahrsempfang des MCTL mit einem Vortrag von Achim Schneider (SAP) in der Orangerie des<br />
Nells Park Hotels Trier und einem Vortragsabend mit Professor Rolf Weiber (Uni Trier) im Zwo65 Coworking in Trier.<br />
Fotos: Robert Knaus
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