MACHER Menschen + Märkte - April 2023
MACHER - Ausgabe vom 14.03.2023
MACHER - Ausgabe vom 14.03.2023
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
08 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | ARBEITSMARKT<br />
APRIL <strong>2023</strong><br />
Schwieriger Standort, viele Zusatzleistungen<br />
Der Fensterbauer Meeth in Laufeld<br />
Von Christoph Strouvelle<br />
Wie schafft man es, Mitarbeiter aufs platte Land<br />
zu bekommen? In einen Ort mit rund 500 Einwohnern,<br />
zu dem es keinen nennenswerten<br />
öffentlichen Nahverkehr gibt? Das ist die Herausforderung,<br />
vor der die Fensterfabrik Meeth in<br />
Laufeld (Landkreis Bernkastel-Wittlich) steht. Ein Standort, der<br />
mit den großen Betrieben der Kreisstadt Wittlich um die wenigen<br />
Arbeitskräfte konkurriert, die zur Verfügung stehen. „Der<br />
Standort ist schwierig“, sagt Wolfgang Wagner, Prokurist des<br />
Herstellers von Türen und Fenstern, der rund 200 Mitarbeiter<br />
beschäftigt und dessen Produkte in der Hauptsache an Baumärkte<br />
geliefert werden.<br />
„Wir müssen deshalb Leistungen draufpacken“, sagt er und<br />
meint eine Reihe von besonderen Angeboten, die Arbeiter und<br />
Angestellte nur selten in dieser Kompaktheit finden. Dazu gehört<br />
beispielsweise eine Beteiligung an den Fahrtkosten: „Wir stellen<br />
den Mitarbeitern eine Tankkarte zur Verfügung, die sie an den<br />
Tankstellen gegen Benzin einlösen können“, sagt Wagner. Die<br />
Häufigkeit, in der die Tankkarte aufgeladen wird, ist abhängig von<br />
der Entfernung zur Fabrik. Wer in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
wohnt, beispielsweise in Laufeld direkt, der kann seltener mit dem<br />
Arbeitgeberzuschuss rechnen als ein Mitarbeiter, der eine weitere<br />
Anfahrt hat. Zudem unterstützt das Unternehmen bei neuen<br />
Mitarbeitern die Bildung von Fahrgemeinschaften – beispielsweise,<br />
indem man ihnen den Kontakt zu anderen Arbeitnehmern<br />
in ihrem Wohnort herstellt. „Wir wissen, wo wer wohnt und wer<br />
bereit ist, eine Fahrgemeinschaft zu bilden“, sagt der Prokurist.<br />
Auch das soziale Miteinander ist dem Unternehmen wichtig.<br />
„Wir haben <strong>Menschen</strong> aus 16 unterschiedlichen Nationen<br />
beschäftigt. Da sind wir bestrebt, mögliche Spannungen gar nicht<br />
erst aufkommen zu lassen“, sagt Wagner. „Die Leute sollen harmonisch<br />
miteinander umgehen. Wir sind bedacht, den Mitarbeitern<br />
privat und beruflich zur Seite zu stehen. Dann fühlen sie sich bei<br />
uns wohl.“<br />
Dazu gehört auch die Hilfe für das sogenannte Onboarding, die<br />
Integration neuer Mitarbeiter ins Unternehmen. Für ausländische<br />
Kräfte werden so auch Deutschkurse angeboten. Für Angestellte,<br />
die von weiter her kommen und bei der Firma Meeth arbeiten<br />
wollen, hält das Unternehmen im 13 Kilometer entfernten<br />
Schalkenmehren sogar ein Wohnhaus mit acht kleinen Wohnungen<br />
bereit, in denen diese alleine oder mit ihrer Familie unterkommen<br />
können – so lange, bis sie eine eigene Wohnung<br />
gefunden haben. Damit will das Unternehmen dem Wohnungsmangel<br />
in der Region begegnen. „Sonst sagen die Leute: Ich<br />
finde dort keine Wohnung, da komme ich nicht.“<br />
Auch flexible Arbeitszeiten sind möglich – beispielsweise,<br />
indem zwei Mitarbeiter sich in der Fertigung einen Arbeitsplatz<br />
teilen und die Arbeitszeit selbst miteinander absprechen.<br />
Hauptsache, in der Produktion ist der Arbeitsplatz besetzt.<br />
Weitere Leistungen sind ein betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
und eine betriebliche Zusatzkrankenversicherung, bei der<br />
die Firma die Basis zahlt und die Mitarbeiter für sich und ihre<br />
Angehörigen weitere Leistungen draufpacken können.<br />
Insgesamt unterstreichen diese besonderen Angebote des<br />
Unternehmens die hohe Wertschätzung für die Mitarbeiter im<br />
Familienunternehmen, sagt Wagner. Was besonders gut ankommt?<br />
Darauf kann er sich nicht festlegen. Man müsse das<br />
Gesamtpaket sehen, bei dem für jeden Mitarbeiter jeweils andere<br />
Leistungen wichtig sind. Wagner: „Das Paket ist gewachsen mit<br />
der Zeit. Und die Leistungen, die nicht in Anspruch genommen<br />
werden, kosten uns auch nichts, die müssen wir nicht streichen.“<br />
Mit der Zeit seien ganz verschiedene Zusatzangebote<br />
für die Mitarbeiter entstanden, sagt<br />
Wolfgang Wagner, Prokurist der Firma Meeth.<br />
Nicht alle Angebote werden von allen in Anspruch<br />
genommen.<br />
Foto: Christoph Strouvelle