Wegweisend für Hamburg: Dienstleistungen - Wirtschaftsrat der ...
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Nachhaltige Haushaltsentwicklung –<br />
wo sollte <strong>Hamburg</strong> ansetzen?<br />
POLITISCHES FRÜHSTÜCK mit Dr. Jann Meyer-Abich,<br />
Präsident des Rechnungshofes <strong>der</strong> Freien und Hansestadt <strong>Hamburg</strong><br />
Dr. Jann Meyer-Abich<br />
Es gibt Krankheiten, <strong>der</strong>en Symptome<br />
lange Zeit nicht beachtet werden. Erst<br />
wenn <strong>der</strong> Körper starke Signale sendet,<br />
erkennt man – oft zu spät – den töd -<br />
lichen Charakter. Das war vergleichsweise<br />
<strong>der</strong> Eindruck, den Meyer-Abichs<br />
warnendes Referat bei den Zuhörern<br />
des POLITISCHEN FRÜHSTÜCKS hinterließ.<br />
Krank waren in diesem Fall die<br />
Finanzen <strong>der</strong> Freien und Hansestadt<br />
<strong>Hamburg</strong>. Einige Fakten beleuchteten<br />
die Situation dramatisch:<br />
■ Seit 1980 hat <strong>Hamburg</strong> 32 Milliarden<br />
Euro mehr ausgegeben als eingenommen.<br />
■ Die Schulden haben bis heute mit<br />
etwa 28 Milliarden Euro (18.000 Euro<br />
pro Kopf) schon einen historischen<br />
Höchststand erreicht, und sie steigen<br />
auch mittelfristig weiter an. 1980<br />
belief sich <strong>der</strong> Schuldenstand noch<br />
auf knapp 6 Milliarden Euro (siehe<br />
Graphik).<br />
■ Die Einnahmen aus <strong>der</strong> Neuverschul -<br />
dung seit 1970 betragen 21,1 Milliar-<br />
den Euro, die Zinsausgaben im gleichen<br />
Zeitraum belaufen sich dagegen<br />
auf 25,5 Milliarden Euro! Die<br />
Neuverschuldung schafft also keine<br />
Spielräume, vielmehr „nährt sie sich<br />
selbst“.<br />
■ Der Substanzverlust an stadteigenem<br />
Vermögen seit 1995 beträgt mit<br />
den bis 2013 vorgesehenen weiteren<br />
Veräußerungen 11,5 Milliarden Euro.<br />
Ein Teil <strong>der</strong> Einnahmen aus den Verkäufen<br />
wurde nicht in neues Vermögen<br />
investiert, son<strong>der</strong>n zur<br />
Deckung laufen<strong>der</strong> Ausgaben verbraucht.<br />
■ Eine Hochrechnung <strong>der</strong> Mittel <strong>für</strong><br />
Zinsausgaben (die damit <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Aufgaben fehlen) nach augenblicklichem<br />
Schuldenstand und ver-<br />
Nicole Brecht-<br />
Brandt MdB,<br />
Dr. Benno Hein,<br />
Sibylle Umlauf,<br />
Präsidentin des<br />
Landgerichts<br />
<strong>Hamburg</strong><br />
einfacht angenommenem Zinsniveau<br />
ergibt bis 2050 Ausgaben von<br />
81,5 Milliarden Euro. Jede Än<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Zinssätze gegenüber <strong>der</strong> gegenwärtig<br />
historisch niedrigen Marge<br />
führt darüber hinaus zu erheblichen<br />
strukturellen Mehrausgaben. Außerdem<br />
sind spätestens ab 2015 Tilgungsraten<br />
<strong>für</strong> den Konjunkturstabilisierungsfonds<br />
<strong>Hamburg</strong> in mindestens<br />
dreistelliger Millionenhöhe<br />
zu leisten.<br />
■ In vielen Baubereichen (Straßen,<br />
Schulen, Universität) ist über Jahrzehnte<br />
ein schleichend steigen<strong>der</strong><br />
Substanzverlust hingenommen worden,<br />
<strong>der</strong> inzwischen bedenkliche<br />
Spuren zeigt. Allein bei den Straßen<br />
ergibt sich bei jährlichen Abschreibungen<br />
von ca. 80 Millionen Euro<br />
und seit Jahren zurückgehenden<br />
Straßeninvestitionen von ca. 25 Millionen<br />
Euro jährlich ein Wertverlust<br />
von 55 Millionen Euro in jedem neuen<br />
Jahr.<br />
Rückblickend galt die Kritik von Meyer-<br />
Abich v.a. <strong>der</strong> Finanzpolitik <strong>der</strong> Jahre<br />
1990 bis 1993 sowie 2006 bis 2008, in<br />
denen die Einnahmen durch starken<br />
Konjunkturanstieg gekennzeichnet wa -<br />
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