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ZKZ 4937<br />
6 I 2023<br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
Chancen des<br />
Wachstums<br />
MHK-Vorstandschef<br />
Volker Klodwig über<br />
nachhaltige Impulse<br />
Starkes<br />
Standing<br />
Die belgische Marke Mobitec<br />
blickt ganzheitlich in die Zukunft<br />
Foto: Mobitec<br />
VERBÄNDE 2023<br />
EXTRA MIT<br />
20 PLAYERN<br />
Process Mining: Auf KI-Basis<br />
Matratzen: Exklusive Umfrage<br />
Outdoor: Special zu den Messen<br />
Mattsons Beds: Will nach Deutschland<br />
Harms Import: „Markt justiert sich neu“<br />
Blomus: Mut zur ersten Möbelkollektion
PERSÖNLICHVOLKER KLODWIG<br />
Herr Klodwig, der Verkaufsboom scheint<br />
1 für die Küchenbranche erst einmal vorbei<br />
zu sein. Welche Perspektiven sehen Sie<br />
für die MHK Group in diesem Jahr?<br />
Volker Klodwig: In der Tat ist der Markt<br />
anspruchsvoller geworden, die Zeit<br />
der sogenannten „Sonderkonjunktur“<br />
ist vorbei. Bei einer Langfristperspektive<br />
von im Schnitt 3 bis 4<br />
Prozent Umsatzwachstum und signifikantem<br />
Mengenrückgang 2023/24<br />
gewinnt eine starke Kooperation wie<br />
die MHK erst recht an Bedeutung.<br />
Salopp gesagt: 3.877 Mitgliedsunternehmen<br />
können sich nicht irren.<br />
Wobei weniger die Größe als die Systemkompetenz<br />
zählt. Deshalb haben<br />
wir auch „The Difference“ als Motto<br />
unserer Hauptversammlung gewählt.<br />
Einstand in neuer Funktion<br />
zur JHV in Berlin: Im<br />
Januar ist Volker Klodwig<br />
bereits zur MHK Group gewechselt<br />
– im April hat der<br />
bisherige BSH-Executive<br />
Vice President für Europa<br />
Werner Heilos an der<br />
Vorstandsspitze abgelöst.<br />
22 möbel kultur 6/2023
„Wenn der Kuchen kleiner wird,<br />
2 braucht man ein größeres Stück“,<br />
hatten Sie kürzlich festgestellt. Auf welche<br />
Stärken können sich die Mitglieder der<br />
MHK dabei berufen?<br />
Volker Klodwig: Die Rahmenbedingungen<br />
können wir nicht ändern, aber<br />
wir können die positive Energie nutzen,<br />
die uns die starke Performance<br />
der Gemeinschaft bietet. Von der<br />
betriebswirtschaftlichen Beratung<br />
durch unsere IHT über die hauseigene<br />
Cronbank bis zur verbundeigenen<br />
Werbeagentur MIYU. Von<br />
Bedeutung ist auch die Marke Musterhaus<br />
Küchen Fachgeschäft. Denn<br />
neben Herstellermarken bieten Handelsmarken<br />
eine immer wichtigere<br />
Orientierung für Endkund:innen.<br />
Wozu ebenso die Private Label in<br />
Kooperation mit Industriepartnern<br />
gehören, wie „Xeno“, „Elementa“,<br />
„Designo“ oder „Neola“.<br />
Die Unterstützung durch die<br />
MHK Logistik GmbH bei der Montage<br />
und die neue MHK Europa Akademie<br />
tragen natürlich auch dazu<br />
bei, dass sich unsere Mitglieder<br />
durch ihren Service abheben können.<br />
Allein gute Einkaufskonditionen, die<br />
wir natürlich haben, differenzieren<br />
nicht mehr. Die Vermarktungskooperation<br />
macht heute den Unterschied<br />
im Wettbewerb aus.<br />
3<br />
Befürchten Sie wie manche andere<br />
in der Branche eine Insolvenzwelle?<br />
Volker Klodwig: Die ersten Einschläge<br />
haben wir zwar gesehen, aber Unternehmen,<br />
die langfristig denken und<br />
ohne übertriebene Wachstumsphantasien<br />
in der Sonderkonjunktur und<br />
auf Kostendisziplin achten, haben<br />
die Ruhe, auch ein Minus durchzustehen.<br />
Das macht nicht zuletzt die<br />
Stärke des Mittelstands aus. Hier sind<br />
wir mit der IHT Partner in guten<br />
wie in schlechten Zeiten. Wobei<br />
auch hier die Devise gilt: Nicht erst<br />
zum Arzt gehen, wenn‘s schon weh<br />
tut. Ruhe bewahren heißt jetzt vor<br />
allem, den Mengenrückgang nicht<br />
mit Preisaktivitäten kompensieren<br />
zu wollen. Vielmehr gilt es, die Nähe<br />
zum Kunden zu suchen, die Konsumentenreise<br />
schon bei der Onlineanbahnung<br />
aktiv zu begleiten.<br />
Was lässt sich für die Customer Journey<br />
4 noch verbessern?<br />
Volker Klodwig: Ein wichtiger Pluspunkt<br />
ist hierbei unsere Domain<br />
Volker Klodwig, Vorstandsvorsitzender der MHK Group:<br />
Wenn der Kuchen<br />
kleiner wird...<br />
oder kaufmännische Vorgänge: Alles<br />
wird so einfacher und transparenter.<br />
Dies entspricht dem Ziel, für alles<br />
Administrative Systempartner zu<br />
sein, damit sich unsere Mitglieder<br />
um die Kund:innen kümmern können.<br />
Mit Thorsten Hallermeier als<br />
neuer Digital Chief Officer im Vorstand<br />
können wir diese Themen jetzt<br />
noch professioneller vorantreiben.<br />
Real in der Umsetzung ist bereits<br />
unser Intranet, das neben der Zentralregulierung<br />
sehr viel Content<br />
für unsere Mitglieder bietet. Gerade<br />
die Reduzierung der Reklamationsquote,<br />
beispielsweise durch die Carat<br />
Montage App, ist natürlich ein großer<br />
Stellhebel, um Kosten einzudämmen<br />
– und zeigt eine viel schnellere<br />
...braucht man ein größeres Stück, folgert Volker Klodwig aus den veränderten<br />
Marktbedingungen. Kurz vor der Jahrestagung führte die „möbel kultur“ das erste<br />
Interview mit dem seit April amtierenden MHK-Vorstandschef – über Chancen des<br />
Wachstums auch bei abgeschwächter Nachfrage und zukunftsfähige Impulse für<br />
die Vermarktung im Küchenfachhandel.<br />
www.kueche.de, aus der wir noch<br />
viel mehr machen können.<br />
Auch in unserer Planungssoftware<br />
Carat steckt noch Potenzial. Das neueste<br />
Beispiel ist die photorealistische<br />
Performance von „Carat Emotion“,<br />
mit der wir ein einzigartiges Planungserlebnis<br />
schaffen.<br />
Ebenfalls noch aktiver bespielen<br />
werden wir die Marke Musterhaus<br />
Küchen, die immerhin bei der<br />
Bekanntheit gleich hinter Ikea rangiert,<br />
wie eine von YouGov durchgeführte<br />
Befragung zeigt.<br />
5<br />
Zentrales Stichwort in der Branche ist<br />
die Digitalisierung, u. a. mit Blick auf<br />
Prozessverbesserungen. Warum ist diese<br />
gerade jetzt wichtig und was wird die MHK<br />
dazu beitragen?<br />
Volker Klodwig: Wir werden jetzt mit<br />
einer neuen Warenwirtschaft die<br />
unternehmerischen Prozesse noch<br />
weiter optimieren. Ob Lagerführung<br />
Wirkung als bessere Einkaufskonditionen.<br />
Vielleicht sollte man das<br />
Modell Tradeplace, das sich als Bestellportal<br />
für Elektrogeräte etabliert<br />
hat, auch für die Küche diskutieren.<br />
Eigentlich bräuchte man ja keine<br />
Verkaufshandbücher mehr, aber so<br />
wie ich das sehe, behält das physische<br />
Handling nach wie vor seine<br />
Bedeutung.<br />
Überhaupt bietet das Systemgeschäft<br />
Küche als analoges Erlebnis<br />
Vorteile: Denn es bildet zugleich<br />
eine Eintrittsbarriere gegenüber<br />
ungewollten Entwicklungen, wie<br />
wir sie aus anderen Branchen kennen.<br />
Und das wird sicher auch in<br />
zehn Jahren noch so sein: Selbst<br />
wenn das Küchengeschäft künftig<br />
digital angebahnt und abgewickelt<br />
wird, hat die Beratung vis-à-vis zum<br />
Kunden Bestand. Ebenso glaube ich<br />
weiterhin an die Effizienz analoger<br />
Marketingaktivitäten.<br />
6<br />
Was haben Sie im Marketing dieses<br />
Jahr vor, wie geht es beispielsweise<br />
mit dem frisch eingeführten Grünen Dreieck<br />
als Auszeichnung für nachhaltiges<br />
Handeln weiter?<br />
Volker Klodwig: Nachhaltigkeit ist<br />
mehr als ein Marketingthema. Wir<br />
werden als Handelsorganisation also<br />
verstärkt auf Industriepartner setzen,<br />
die den Ansprüchen gerecht werden.<br />
Auch bei unseren Mitgliedern gibt es<br />
viele Initiativen, die bei Beleuchtung<br />
oder Mobilität nachhaltig handeln.<br />
Mit dem Grünen Dreieck können<br />
sie dies nun nach außen kommunizieren.<br />
Wie sie an das dafür erforderliche<br />
Audit gelangen, ist ebenso<br />
Thema der Jahreshauptversammlung.<br />
Die ersten 20 Häuser sind jetzt am<br />
Start, aber der Prozess ist kein Sprint,<br />
sondern eher ein Marathon.<br />
7<br />
Als BSH-Geschäftsführer haben Sie<br />
sich sehr für das Thema Connectivity<br />
stark gemacht – was in der Küchenbranche<br />
immer noch unterrepräsentiert ist. Sehen<br />
Sie jetzt in der MHK mehr Chancen für<br />
Smart Home?<br />
Volker Klodwig: Wenn das Thema<br />
Smart Kitchen am Markt stärker<br />
angenommen wird, sind wir die<br />
erste Adresse, dies am POS zu vermitteln,<br />
weil wir über die Beratungskompetenz<br />
aus den verschiedenen<br />
Handwerksdisziplinen verfügen. Als<br />
Systemanbieter für das ganze Haus<br />
aufzutreten, ist allerdings ein komplexes<br />
Unterfangen, zumal die Vereinheitlichung<br />
der Standards noch<br />
fehlt. Bis dahin ist noch ein Stück<br />
des Weges zu gehen.<br />
8<br />
Einige Verbände nehmen aus Kostengründen<br />
Abstand von großen Kongressen.<br />
Wie stehen Sie dazu?<br />
Volker Klodwig: Die große Zahl von<br />
3.500 Gäste, die wir dieses Jahr in<br />
Berlin erwarten, geben darauf eine<br />
klare Antwort. Für unsere Kooperation<br />
ist ein jährlicher Turnus wichtig,<br />
um die Corporate Identity zu<br />
leben und gemeinsame Strategien zu<br />
kommunizieren. Die Frage, wie man<br />
dies künftig gestaltet, muss – wie<br />
alles – mit entsprechender Relevanz<br />
argumentiert werden. In diesem Jahr<br />
freuen wir uns auf das große europäische<br />
Treffen in Berlin.<br />
HEIKE LORENZ<br />
(Das Gespräch wurde Ende Mai im Vorfeld der MHK-<br />
Jahrestagung geführt. Mehr zur JHV lesen Sie in der<br />
kommenden Ausgabe.)<br />
www.mhk.de<br />
6/2023 möbel kultur 23
TOP-THEMA/BRANCHENWERKSTATT<br />
Nach wertvollen<br />
Daten<br />
graben<br />
KI wird die Welt definitiv verändern. Schon heute<br />
sprechen viele Experten von der vierten industriellen<br />
Revolution. Bereits jetzt hilft KI-gestütztes Process<br />
Mining Unternehmensprozesse transparenter zu<br />
machen und so Optimierungsmöglichkeiten aufzudecken.<br />
Welche Chancen darin stecken erläutern<br />
Dr. Timo Renz, Managing Partner und Sebastian<br />
Batton, Leiter Digitale Transformation bei<br />
Dr. Wieselhuber & Partner.<br />
Transparenz<br />
Kostensenkung<br />
Effizienzsteigerung<br />
Automatisierung<br />
Prozesseffizienz<br />
24 möbel kultur 6/2023
Zeitersparnis<br />
Process Mining auf KI-Basis<br />
Compliance<br />
und Vorgaben<br />
Mit Process Mining und KI-Technologie<br />
lassen sich Prozesse End-to-End optimieren.<br />
Datengetriebene<br />
Entscheidungen<br />
Illustration: Shutterstock/Golden Sikorka/graficriver_icons_logo<br />
Steigende Komplexität und<br />
Kosten in den Lieferketten<br />
sowie wachsende Anforderungen<br />
der Kunden an Individualisierung,<br />
Digitalisierung<br />
und Nachhaltigkeit sind einige<br />
der Herausforderungen, denen<br />
sich die Möbelbranche aktuell<br />
stellen muss. Daraus resultieren<br />
neue Anforderungen für die<br />
Unternehmensprozesse. Um<br />
diese erfolgreich zu meistern,<br />
ist es für Unternehmen in der<br />
Möbelindustrie entscheidend,<br />
ihre Geschäftsprozesse End-to-<br />
End steuern zu können. Dies ist<br />
jedoch aus den verschiedensten<br />
Gründen nicht einfach: Denken<br />
in funktionalen Silos, Sortimentskomplexität<br />
oder nicht<br />
nachvollziehbare Abhängigkeiten<br />
in den Prozessen machen den<br />
Betrieben zu schaffen. So entstehen<br />
Fehler und Ineffizienzen,<br />
deren Auflösen nur auf Basis<br />
kompletter Datentransparenz<br />
entlang der Prozesskette möglich<br />
ist.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
hat sich Process Mining als<br />
neue und wertvolle Technologie<br />
auf KI-Basis etabliert. „Es<br />
ist möglich, die Unternehmensprozesse<br />
transparenter<br />
zu analysieren, unentdeckte<br />
Optimierungs potenziale aufzudecken<br />
und Prozesse direkt zu<br />
automatisieren, ohne aufwändig<br />
mit Workshops und Interviews<br />
die Organisation zu beschäftigen“,<br />
erklärt Sebastian Batton,<br />
Leiter Digitale Transformation<br />
bei Dr. Wieselhuber & Partner.<br />
Der Experte stellt fest: „Erfahrungsgemäß<br />
decken wir mittels<br />
Process Mining in kürzester<br />
Zeit neue Perspektiven auf die<br />
Prozesse, z.B. im Einkauf oder<br />
der Auftragsabwicklung, sowie<br />
Potenziale und Möglichkeiten zu<br />
deren effizienten Neugestaltung<br />
auf. Der Begriff Mining impliziert<br />
schon die Vorgehensweise.<br />
Es wird in den IT-Systemen nach<br />
wertvollen Daten gegraben.“<br />
Oder anders ausgedrückt:<br />
Wenn die Loren neu befüllt<br />
sind und auf den Weg gebracht<br />
werden, lassen sich bei den Prozessen<br />
noch besser die Kohlen<br />
aus dem Feuer holen!<br />
www.wieselhuber.de<br />
6/2023 möbel kultur 25
TOP-THEMA/MOBITEC<br />
Nachhaltig wachsen lautet<br />
die Strategie: Geschäftsführerin<br />
Anne Rom,<br />
Marie Clayes, Sustainability<br />
Manager, und Ralf Lötfering,<br />
Vertriebsleiter DACHI (v. l.)<br />
Nur einen Katzensprung von Aachen entfernt liegt in<br />
Eupen die Zentrale von Mobitec. Die belgische Marke<br />
gilt längst nicht mehr als Geheimtipp in Sachen Tisch<br />
und Stuhl, sondern hat sich mit exklusivem Design<br />
und hoher Qualität ein beachtliches Standing sowohl<br />
in den Möbelhäusern als auch im Objektbereich aufgebaut.<br />
Die „möbel kultur“ war vor Ort.<br />
Fotos: Mobitec und möbel kultur<br />
Belgische<br />
Nachhaltigkeit<br />
26 möbel kultur 6/2023
Wer Mobitec im belgischen<br />
Eupen besuchen möchte,<br />
den führt das Navigationssystem<br />
Mitten hinein in ein Wohngebiet.<br />
Etwas versteckt in einem<br />
Hinterhof der Zentrale befindet sich<br />
der großzügige Showroom, in dem<br />
das komplette Repertoire des Unternehmens<br />
aufgezeigt wird. Drei weitere<br />
Markenausstellungen betreibt<br />
das Unternehmen in Belgien, den<br />
Niederlanden und in Deutschland<br />
im Haus Aussel. Darüber hinaus<br />
sorgt ein Messe-Truck dafür, dass<br />
die neuesten Modelle vom Handel<br />
in Augenschein genommen werden<br />
können.<br />
Längst ist der belgische Spezialist<br />
für Tische und Stühle deshalb kein<br />
Geheimtipp mehr. 220.000 Stühle<br />
und 15.000 Tische werden jährlich<br />
an drei Produktionsstandorten in<br />
Polen gefertigt. Dazu werden 300<br />
km Stoff verarbeitet. „Es unterscheidet<br />
uns sicherlich von anderen<br />
Marken, dass wir 20 verschiedene<br />
Stoffarten, sowie Leder und Kunstleder<br />
im Programm haben, dazu 12<br />
Metallfarben und drei Holzarten,<br />
die zudem in den Beiztönen nach<br />
Kundenwunsch angepasst werden<br />
können“, umreißt Marie Claeys das<br />
beachtliche Angebotsportfolio.<br />
Die studierte Betriebswirtin stieß<br />
2020 zu Mobitec. Obwohl für ihren<br />
Opa und Firmengründer Herbert<br />
Rom immer klar war, dass nicht<br />
nur seine Tochter Anne Rom, die<br />
im Jahr 2000 die Geschäftsleitung<br />
übernommen hat, sondern auch<br />
seine Enkelin in seine Fußstapfen<br />
treten wird, zog es Marie Claeys<br />
nach ihrem Studium zunächst in<br />
die IT-Branche. Doch sie merkte<br />
schnell, dass man in einem IT-<br />
Konzern mit zahlreichen Mitarbeitenden<br />
wenig bewegen kann und<br />
letztendlich „nur eine Nummer in<br />
der Statistik ist“.<br />
Nachdem sie zunächst im<br />
Sales-Bereich, wie auch in anderen<br />
Abteilungen, für Mobitec tätig<br />
war, widmet sie sich seit Herbst<br />
2022 intensiv dem Thema Nachhaltigkeit.<br />
Als erste größere Aufgabe<br />
im Projekt Familienunternehmen<br />
kümmerte sie sich als Sustainability<br />
Manager um den Nachhaltigkeitsbericht<br />
des Unternehmens. „Aufbauend<br />
auf der CO2-Bilanz, die wir<br />
bereits 2019 erstellt hatten, ging es<br />
in dem Prozess nicht nur darum,<br />
Normen für die Zukunft zu definieren,<br />
sondern auch unsere Werte<br />
klar zu definieren, an denen wir<br />
uns selbst künftig messen wollen“.<br />
So beschäftigte sich Mobitec nicht<br />
nur mit dem Thema Nachhaltigkeit,<br />
sondern auch übergeordnet<br />
mit dem sogenannten „Goldenen<br />
Circle“ nach Simon Sinek, indem<br />
es darum geht, dass Unternehmen<br />
ihr „Why“, „How“ und „What“<br />
neu definieren. „Die Gesetzgeber<br />
werden in Zukunft vor dem Hintergrund<br />
der Klimaveränderungen<br />
noch viel mehr von uns verlangen.<br />
Darauf wollen wir vorbereitet sein“,<br />
erklärt Marie Claeys, wohl wissend ,<br />
dass der Nachhaltigkeitsbericht erst<br />
der Anfang einer langen Prozesskette<br />
ist, die alle Bereiche des Unternehmens<br />
betrifft. „Gerade arbeitet<br />
beispielsweise eine Studentin an<br />
einer Möglichkeit, einen Repairservice<br />
anzubieten. Ein weiterer<br />
Student erforscht die Opportunitäten,<br />
um nachhaltigere Ressourcen<br />
zu beschaffen. Außerdem haben wir<br />
eine Umfrage unter allen beteiligten<br />
Partnern durchgeführt, also<br />
unter Zulieferern, Mitarbeitenden<br />
und Kunden, mit dem Ziel, diese<br />
in unsere Nachhaltigkeitsstrategie<br />
einzubinden und die verschiedenen<br />
Themen nach Wichtigkeit zu<br />
sortieren. Der Zuspruch darauf war<br />
sehr groß.“<br />
Dabei gehört Nachhaltigkeit<br />
schon von Anfang an zur DNA von<br />
Mobitec. Und das kam so: Herbert<br />
Rom kehrte dem Polstermöbelunternehmen<br />
Rom, das er gemeinsam<br />
mit seiner Lebensgefährtin Käthe<br />
Rom geführt hatte in den 1990er<br />
Jahren den Rücken. Heute wird der<br />
Polstermöbler übrigens von Annes<br />
Bruder Paul Rom gelenkt. Herbert<br />
Rom hingegen suchte noch einmal<br />
nach einer neuen Herausforderung<br />
und schrieb zunächst ein Buch<br />
mit dem Titel „Der Unternehmer<br />
und das Nadelöhr“. „Darin ging es<br />
darum, wie man ein Unternehmen<br />
gewissenhaft führen sollte, mit<br />
Resepkt den Mitmenschen gegenüber<br />
und mit Respekt für die Natur.<br />
In diesem Geist hat er damals auch<br />
Mobitec geschaffen, das als ziemlich<br />
kleine Firma mit ehemaligen<br />
Mitarbeitern von Rom an den Start<br />
ging“, erzählt Marie Claeys von<br />
den Ursprüngen. Und Anne Rom<br />
ergänzt: „Von Anfang an steht der<br />
Mensch im Mittelpunkt von Mobitec.<br />
Wir sorgen für das Wohlbefinden<br />
aller Glieder der Kette: natürlich<br />
für unsere Kunden, aber auch für<br />
unsere Teams, unsere Partner und<br />
unsere Lieferanten.“<br />
FACTS<br />
Unternehmen: Mobitec Systems SA,<br />
Stockberger Weg 11 , B-4700 Eupen<br />
❯ Geschäftsführung: Anne Rom<br />
❯ Gründung: 1990 von Herbert Rom<br />
❯ Umsatz: 50 Mio. Euro<br />
❯ Umsatzanteil Einzelhandel: 70 Prozent<br />
❯ Mitarbeiter: über 600<br />
❯ Sortiment: Tische, Bartische, Beistelltische,<br />
Stühle, Sessel, Barhocker<br />
❯ Export: in über 10 europäische Länder;<br />
an erster Stelle steht Deutschland gefolgt<br />
von Belgien, Frankreich<br />
❯ Showrooms: 4 Markenausstellungen,<br />
in Belgien, Deutschland, den Niederlanden<br />
und 1 Messe-Truck<br />
www.mobitec.be<br />
Im Senioren-<br />
Bereich sieht Mobitec<br />
noch jede Menge<br />
Wachstumschancen,<br />
z. B. mit komfortablen<br />
Sitzmöbeln in klassischmodernem<br />
Design.<br />
Von Anfang an steht<br />
der Mensch im Mittelpunkt<br />
von Mobitec.<br />
Anne Rom<br />
6/2023 möbel kultur 27
TOP-THEMA/VERBÄNDE 2023<br />
Auf Kundenfang<br />
– mit lokalen und regionalen Maßnahmen<br />
Wie bekommt man Kund:innen wieder auf die Verkaufsflächen? Denn die<br />
Frequenz ist weiter mau und das Sommerloch steht bevor. Die „möbel kultur“<br />
hat bei den Verbundgruppen nachgefragt, welche Maßnahmen sie für das<br />
zweite Halbjahr für ihre Mitglieder geplant haben.<br />
Illustration: Shutterstock/eamesBot<br />
Ein Jahr mit überwiegend wirtschaftlich<br />
positiven Ergebnissen<br />
liegt hinter den Einkaufsgruppierungen<br />
und ihren Mitgliedern<br />
– trotz multipler Krisen und den<br />
daraus resultierenden Herausforderungen.<br />
Und auch das erste Halbjahr<br />
2023 ist gut gestartet – gesichert<br />
durch Auftragsbestände aus dem alten<br />
Jahr. Doch wie entwickelt sich die<br />
zweite Jahreshälfte? Welche Maßnahmen<br />
können greifen, um den<br />
positiven Trend fortzusetzen?<br />
Regionales Marketing ist vor<br />
allem für den Mittelstand eine treibende<br />
Kraft, um die Frequenz auf<br />
der Fläche zu verbessern. In Kombination<br />
mit Onlinemaßnahmen kann<br />
die Reichweite weiter erhöht und<br />
gezielt bestimmte Kundengruppen<br />
angesprochen werden.<br />
„Unser Ziel muss es sein, für<br />
unsere Kunden die beste Alternative<br />
zur Großfläche zu sein“, erklärt Dr.<br />
Thorsten Brotz, stellv. Aufsichtsratsvorsitzender<br />
bei Alliance. Der Fokus<br />
soll künftig auf jenen Lieferanten<br />
und Produkten liegen, die dem Zeitgeist<br />
entsprechen und Kunden den<br />
größten Mehrwert bieten.“ Ein konsequenter<br />
und ständiger Ausbau der<br />
Marketingaktivitäten im Kontext der<br />
sich am Markt ergebenen Trends ist<br />
für EK Retail unerlässlich – immer<br />
aus Sicht der Endkunden gedacht.<br />
Der POS soll noch emotionaler werden.<br />
Dazu gehört auch der Ausbau<br />
von arrondierenden Sortimenten<br />
wie Kunst in der Küche oder eine<br />
besondere Lichtgestaltung.<br />
On- und Offline-Angebote für<br />
hauseigene, regionale Aktionen im<br />
Bereich Küche und Möbel plant der<br />
EMV. Im Fokus stehen dabei die<br />
Stammkunden. Eine Neukundengenerierung<br />
soll über zentrale Plattformaktivitäten<br />
auf „Homepoet“<br />
stattfinden.<br />
Die Garant Gruppe setzt auf<br />
unterschiedliche Maßnahmen, um<br />
Reichweite und Frequenz für ihre<br />
Partner zu generieren. Dazu gehören<br />
unter anderem ein Lead Generator<br />
für die Website und das crossmediale<br />
Kampagnen-Konzept „12 für 12“.<br />
Das beinhaltet pro Monat eine vollumfänglich<br />
ausgearbeitete Kampagne<br />
zur Endkundengewinnung und Steigerung<br />
der lokalen Bekanntheit. Alles<br />
zentral aufbereitet für eine inspirierende<br />
und differenzierte Ansprache<br />
der Endkund:innen.<br />
KMG setzt künftig auf lokales<br />
Onlinemarketing über eine vollautomatische<br />
Online-Plattform, die alle<br />
Werbekanäle bedient.<br />
„Wir sehen es als eine unserer<br />
wichtigsten Aufgaben, den Erfolg<br />
unserer Gesellschafter auch in einem<br />
schwierigen konjunkturellen Umfeld<br />
möglich zu machen. Dafür gilt es,<br />
mit Weitsicht zu agieren, Synergien<br />
zu erkennen und daraus tragfähige<br />
Konzepte sowie neue Mehrwerte<br />
und Wettbewerbsvorteile abzuleiten“,<br />
heißt es aus der Zentrale der<br />
MHK Group. Ein wichtiger Baustein<br />
dafür sind Handels marken. Ein<br />
kompletter Relaunch von „Musterhaus<br />
Küchen Fachgeschäft“ ist ein<br />
Beispiel. Genau so wichtig sind<br />
optimale Services entlang der Customer<br />
Journey – angefangen bei<br />
der Online-Kunden ansprache über<br />
emotionale Beratung im Fachgeschäft<br />
bis hin zu After-Sales-Service.<br />
Eine Übersicht über alle 20<br />
Einkaufsgruppierungen, was diese<br />
ihren Gesellschaftern zu bieten<br />
haben und wer die meisten Mitglieder<br />
listet, zeigt auf 16 Seiten das<br />
exklusive Verbände-Extra 2023 der<br />
„möbel kultur“.<br />
KRISTINA TAPKEN<br />
30 möbel kultur 6/2023
KÜCHE<br />
Der Kreis: Nachschlag von der Jahrestagung<br />
Stimmungsbilder<br />
aus Kassel<br />
Nicht nur die Bilanzen 2022 oder der „KüchenDesk“ als neues Tool für die komplette<br />
Prozessorganisation der Händler waren Themen beim Jahrestreffen von Der Kreis<br />
(s. „möbel kultur“ 5/2023). Stoff für weitere Höhepunkte boten auch die Speed-Datings<br />
mit Lieferanten und Dienstleistern, „herzerfrischendes“ Marketing, die Ausbildung des<br />
Händlernachwuchses und natürlich die Verleihung zum „Küchenspezialist des Jahres“.<br />
Sie als kreative Küchenspezialisten<br />
mit Ihren großartigen<br />
Ideen und innovativen Planungen<br />
sorgen dafür, dass die individuelle<br />
Einbauküche zum Mittelpunkt des<br />
Lebens wird,“ ermunterte Der Kreis-<br />
Gründer Ernst-Martin Schaible die<br />
Mitglieder in seiner Begrüßung zum<br />
Kongress 2023. Nur so avanciere die<br />
Küche immer mehr zum Statussymbol.<br />
Leidenschaft fürs Geschäft trage<br />
der Verband seit jeher in seinen Genen<br />
und druckt sie seit einigen Jahren<br />
auch auf den allseits bekannten roten<br />
Handschuh mit dem Versprechen<br />
„Herz drauf!“ Entsprechend wurde<br />
auch den rund 500 Teilnehmern in<br />
Kassel einiges geboten, um in Stimmung<br />
zu kommen.<br />
Angefangen bei der Dienstleistungs-<br />
und Ordermesse, zu dem<br />
sich schon ab Freitagnachmittag 25<br />
Partnerunternehmen im Kolonnadensaal<br />
des ehrwürdigen Kongress<br />
Palais zusammenfanden. Erstmals<br />
konnten die Mitglieder hier in Form<br />
eines Speed-Datings mit Lieferanten<br />
und Dienstleistern sprechen, wobei<br />
jedem Partnerunternehmen anstelle<br />
eines aufwändigen Messestands ein<br />
Stehtisch mit Screen zur Verfügung<br />
stand, dessen Besetzung nach einem<br />
definierten Slot wechselte.<br />
Auch der Verband selbst hatte Neues<br />
parat. Allen voran das neue Betriebsorganisationstool<br />
KüchenDesk, die<br />
Ulf Triebener (Geschäftsführer Vertrieb<br />
und Marketing) zusammen mit<br />
Marco Hanczuch, Geschäftsführer des<br />
Exklusiv-Dienstleisters Meisterdesk,<br />
vorstellte. Wie sich damit vom Angebot<br />
über die Auftragsabwicklung bis<br />
zu Montage und Reklamationsbearbeitung<br />
alles aus einer Hand schneller<br />
und effizienter gestaltet, demonstrierte<br />
Hanczuch mit einem Schweizer<br />
Oben: Bereits zum zweiten Mal war Christian Wulff, Bundespräsident a.D., zu Gast auf dem<br />
Kongress. Sein Thema: Weniger „Empörungskultur“, stattdessen mehr Demokratievertrauen.<br />
Unten: Das Motto „Herz drauf!“ begleitet nicht nur Werbung und PR, sondern auch Aktionen<br />
für den guten Zweck wie das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring zugunsten von „Fly & Help“.<br />
Taschenmesser, aus dem er die einzelnen<br />
Funktionen ausklappte.<br />
Um die Küchenspezialisten<br />
medial in Szene zu setzen, spielt das<br />
kuechen spezialisten.de-Portal eine<br />
zentrale Rolle, ebenso wie Werbung in<br />
hochwertigen Special Interest-Magazinen<br />
(wie dem Porsche Magazin).<br />
Darüber hinaus setzt sich der Verband<br />
auch in den Medien für die Berufsausbildung<br />
stark ein. Nachdem sich<br />
Ernst-Martin Schaible maßgeblich<br />
für die Einführung des Berufsbilds<br />
des Küchenspezialisten engagiert und<br />
auch die Möbelfachschule Köln seit<br />
langem unterstützt, gibt es künftig im<br />
entsprechend eingerichteten Kreativraum<br />
sogar eine eigene Möfa-Klasse.<br />
Ebenfalls zur Nachwuchsförderung<br />
hat sich der Designwettbewerb von<br />
Der Kreis Anja Schaible Stiftung<br />
etabliert. Die Aufgabe war diesmal,<br />
kreative Marketingkonzepte zur im<br />
48 möbel kultur 6/2023
Traditioneller Höhepunkt am<br />
Festabend war die Prämierung zum<br />
„Küchenspezialist des Jahres“, jetzt<br />
mit neuen Siegertrophäen in Gold,<br />
Silber und Bronze (ganz rechts).<br />
Vorjahr eingereichten Küchenstudie<br />
„Geschichtenerzähler“ zu entwickeln.<br />
Den bereits achten Stiftungspreis<br />
gewann das Projekt „Urban Nomad“,<br />
das von fünf Studierenden der Stuttgarter<br />
Hochschule für Kommunikation<br />
und Gestaltung multimedial<br />
und sehr professionell gestaltet<br />
wurde. Bereits im April gestartet ist<br />
der nächste Aufruf: die Entwickelung<br />
einer Vision zu Planung, Beratung und<br />
Vertrieb von Wohn- und Küchenmöbeln<br />
im Jahr 2030. Wiederum als<br />
Kooperation mit Industriepartnern,<br />
Möfa sowie Studierenden der Hochschulen<br />
Wismar und Stuttgart angelegt,<br />
werden die Ergebnisse 2024 zur<br />
Area30 präsentiert.<br />
Traditioneller Höhepunkt am<br />
Samstagabend waren überdies die<br />
Auszeichnungen für kreative Küchenplanungen,<br />
für die eigens neue elegante<br />
Stelen designt wurden. Die<br />
Siegertrophäen zum „Der Kreis<br />
Küchenspezialist des Jahres 2023“<br />
erhielten Wohnwerk Memmel in<br />
Stadtlauringen (Gold), Ihre Küche<br />
Grambow & Widmer aus Schwerin<br />
(Silber) und rk Küchenkultur aus<br />
Böblingen (Bronze).<br />
Aber nicht mehr jedes Jahr soll es<br />
den großen Kongress geben. So wird<br />
nächstes Jahr im kleineren Rahmen<br />
wie schon 2021 ein Treffen im Hotel<br />
Klosterpforte in Harsewinkel stattfinden,<br />
unmittelbar vor der Küchenmeile<br />
und einer Küchenparty zum<br />
45. Geburtstag. HEIKE LORENZ<br />
www.derkreis.de<br />
1<br />
2<br />
1. Schon ab Freitagnachmittag lud die<br />
Dienstleistungs- und Ordermesse zum<br />
„Speed-Dating“ ein – mit 25 Partnerunternehmen<br />
„im fliegenden Wechsel“,<br />
wie u.a. das Team von Blanco.<br />
2. Neben den deutschen Mitgliedern haben<br />
die internationalen Ländergesellschaften<br />
viel zum Erfolg beigetragen. Als neunte<br />
Ländergesellschaft kam 2022 Der Kreis<br />
Iberia dazu (l. Nacho De Lucas neben<br />
Pascal Larger aus Frankreich und Mitarbeiter<br />
Yann Cren Bauer sowie Natale<br />
Ancona aus Italien).<br />
3. Geschäftsführer Ralph Leimbach präsentierte<br />
neben den Bilanzen 2022 – wie 10,4<br />
Umsatzplus bei 3.621 Mitgliedsbetrieben<br />
– das neue Organisationstool „Küchendesk“<br />
(s. dazu „möbel kultur“ 5/2023).<br />
4. Ausgezeichnete Leistungen vollbrachten<br />
auch die Sieger beim Nachwuchswettbewerb<br />
von Der Kreis Anja Schaible<br />
Stiftung, die in Kassel von Stiftungsgründer<br />
Ernst-Martin Schaible (M.), den Industriesponsoren<br />
und den Hochschulprofessoren<br />
ihre Urkunde erhielten.<br />
3<br />
4
SCHLAFEN<br />
Mattsons Beds: Expansionspläne<br />
Drei auf einen Streich<br />
Den deutschen Markt hat Mattsons Beds im Blick. Die traditionsreiche schwedische<br />
Hochwertmarke setzt seit einigen Jahren auf eine europaweite Expansion<br />
und möchte sich nun auch hierzulande etablieren. Drei Handelspartner gibt es<br />
seit kurzem, bis Ende 2024 sollen sieben weitere folgen. Die „möbel kultur“ sprach<br />
mit CEO Oscar Mattson über die Besonderheiten der Brand, die Zukunftsstrategie<br />
und darüber, warum er den Wettbewerb liebt.<br />
Die Betten der schwedischen<br />
Hochwertmarke bestehen überwiegend<br />
aus natürlichen Materialien.<br />
56 möbel kultur 6/2023
Familiär, authentisch und handwerklich<br />
– dafür steht Mattsons<br />
Beds. 1851 gegründet, befindet<br />
sich das schwedische Unternehmen<br />
nach wie vor in Familienhand.<br />
Tomas und Anders Mattson leiten<br />
es in fünfter Generation, Oscar Mattson<br />
vertritt bereits die sechste Generation.<br />
Viele Jahrzehnte hat sich der<br />
Traditionshersteller, der seit 1984<br />
an der schwedischen Westküste<br />
in Falkenberg produziert, auf das<br />
Hotelgeschäft sowie Privatkund:innen<br />
in Skandinavien fokussiert. Als<br />
Oscar Mattson vor einigen Jahren<br />
ins Unternehmen einstieg, begann<br />
er, die Expansion voranzutreiben –<br />
zunächst europaweit, dann global.<br />
„Wir haben ein überragendes Produkt.<br />
Ich bin überzeugt, dass es sich<br />
überall auf der Welt erfolgreich verkaufen<br />
lässt“, unterstreicht Oscar<br />
Mattson. Aktuell erwirtschaftet das<br />
Unternehmen einen Umsatz von<br />
rund 5 Mio. Euro (30 davon im<br />
Hotelsegment).<br />
Das Sortiment umfasst Premium-<br />
Bettsysteme und Zubehör wie<br />
Decken, Kissen und Matratzenschoner,<br />
die mit skandinavischem<br />
Schlafkomfort aufwarten. Die<br />
Betten-Kollektion (verstellbare,<br />
Rahmen- und Boxspring-Modelle)<br />
Am POS werden die Produktqualität und die<br />
Tradition des Herstellers deutlich, hier z.B.<br />
im Hamburger und Frankfurter Store.<br />
umfasst acht Kombinationen von<br />
Unterteilen, Matratzen, Toppern<br />
und Füßen, ergänzt durch vier verschiedene<br />
Kopfteile, die in einer<br />
umfangreichen Farb- und Stoff-<br />
Range erhältlich sind. Zahlreiche<br />
Sonderwünsche können erfüllt werden.<br />
Zum Einsatz kommen vor allem<br />
natürliche Materialien wie Rosshaar,<br />
Wolle, Baumwolle und Leinen. Jedes<br />
Oscar Mattson repräsentiert bereits die sechste<br />
Generation des Familienunternehmens.<br />
Bett wird erst nach Auftragseingang<br />
produziert, Lagerware gibt es nicht.<br />
Die 32 Mitarbeiter:innen fertigen<br />
die Modelle überwiegend in Handarbeit.<br />
Insgesamt verlassen rund<br />
1.000 Betten jährlich die Produktion.<br />
„Ich bin schon als Kind durch<br />
die Fertigung geturnt, und zu sehen,<br />
wie unsere Betten die Menschen<br />
überzeugen, erfüllt mich mit Stolz.“<br />
Inzwischen ist die Marke neben<br />
Skandinavien in England, Griechenland,<br />
den Niederlanden, Polen,<br />
Spanien und der Schweiz sowie<br />
vereinzelt in Ländern wie Katar,<br />
Dubai und Oman vertreten. Nun<br />
hat Oscar Mattson den hiesigen<br />
Markt im Blick: „Deutschland ist<br />
noch ein weißer Fleck auf unserer<br />
Europakarte. Das möchte ich jetzt<br />
ändern.“ Wichtig ist ihm dabei,<br />
nicht mit einem „Big Bang“ in den<br />
Markt einzusteigen. „Der große Auftritt<br />
passt nicht zu uns. Wir sind ein<br />
Familienunternehmen mit langer<br />
Historie. Kurzfristiger Erfolg interessiert<br />
uns nicht.“ Dass der Markt<br />
hart umkämpft ist, stört ihn nicht.<br />
Im Gegenteil: „Ich bin Sportler und<br />
liebe die Herausforderung. Ohne<br />
Wettbewerb würde es doch auch<br />
weniger Spaß machen“, betont er<br />
mit einem Augenzwinkern.<br />
Warum er ausgerechnet in dieser<br />
schwierigen Zeit einen so komplexen<br />
Markt angehen will? Der Moment sei<br />
richtig, weil das Unternehmen jetzt<br />
die Strategie, personelle Aufstellung<br />
und Kapazität dafür hat. Inflation<br />
und Kaufzurückhaltung sind für<br />
ihn keine Gegenargumente. Denn:<br />
„In unserem Preissegment spüren<br />
wir davon nicht so viel. Die Verbraucher:innen<br />
setzen gerade jetzt auf<br />
Qualität, Nachhaltigkeit und Herkunft.<br />
Und dies sind unsere USPs.<br />
Wir wissen genau, wo unsere Materialien<br />
herkommen, und wir fertigen<br />
auf höchstem Niveau.“<br />
Seine Strategie kommt an. Drei<br />
Standorte gibt es seit kurzem: In<br />
Hamburg eröffnete Enrico Sommer,<br />
erfahrener Premium-Bettenhändler,<br />
der auch ein Hästens-Geschäft<br />
betreibt, einen Mono Brand Store<br />
an der Alster. In Frankfurt feierte<br />
das SleepLoft in der Kirchnerstraße<br />
Anfang Mai Eröffnung. Inhaber<br />
dieses Mono Brand Stores ist<br />
Bernd Kristofic, der ebenfalls ein<br />
Hästens-Geschäft besitzt. In Berlin<br />
ist Mattsons Beds bei Spirit of<br />
Excellence Beds & Furniture zu finden.<br />
„Bis Ende 2024 möchte ich<br />
zehn Standorte haben. Dafür führen<br />
wir Gespräche sowohl mit Premium-Bettenfachhändlern<br />
als auch<br />
mit hochwertigen Einrichtungshäusern“,<br />
so Oscar Mattson.<br />
Bundesweite Werbekampagnen<br />
plant die Marke bisher nicht. Stattdessen<br />
soll es lokale Marketing-<br />
Unterstützung für die jeweiligen<br />
Händler geben. Um bekannter zu<br />
werden und neue Kontakte zu knüpfen,<br />
zeigte Mattsons Beds erstmals<br />
Flagge in Köln. In der Gallery präsentierte<br />
sich die Marke mit acht<br />
Doppelbetten auf einem sehr wertigen<br />
Stand. „Die ,imm Spring Edition‘<br />
hat uns gezeigt, dass wir noch<br />
viel Potenzial zur Expansion haben“,<br />
unterstreicht Oscar Mattson.<br />
SILJA BERNARD<br />
FACTS<br />
❯ Gründung: 1851<br />
❯ Firmensitz: Falkenberg an der<br />
schwedischen Westküste<br />
❯ Geschäftsführung: Tomas,<br />
Anders und Oscar Mattson<br />
❯ Mitarbeiter:innen: 32<br />
❯ Umsatz: 5 Mio. Euro, 30 % davon<br />
im Hotelgeschäft<br />
❯ Wichtige Exportländer: Dänemark,<br />
England, die Niederlande und Polen<br />
❯ Deutscher Markt: seit 2023, aktuell<br />
3 Händler (Berlin, Hamburg,<br />
Frankfurt)<br />
www.mattsonsbeds.com<br />
6/2023 möbel kultur 57
SCHLAFEN<br />
Carsten Bürgel (r.), seine Ehefrau<br />
Anette (2.v.r.) und sein Team sind<br />
froh, trotz aller Widrigkeiten den<br />
Umzug erfolgreich realisiert zu<br />
haben. Der neue Standort (unten)<br />
bietet mehr Platz, Parkplätze vor der<br />
Tür und ein angeschlossenes Lager.<br />
Betten Meier: Standortverlagerung während Corona<br />
Der Pandemie getrotzt<br />
Mit seinem Geschäft umzuziehen, ist schon unter normalen Umständen eine Herausforderung.<br />
Aber dies unter Corona-Bedingungen zu bewältigen, war eine Zerreißprobe,<br />
weiß Carsten Bürgel von Betten Meier in Stadthagen. Der Fachhändler realisierte<br />
2020/2021 die Verlagerung seines Standorts – und hatte mit Lockdowns, Reisebeschränkungen<br />
und Veranstaltungsverboten zu kämpfen.<br />
FACTS<br />
❯ Geschäftsführung: Carsten Bürgel<br />
❯ VK-Fläche: 500 qm<br />
❯ Ausrichtung: Hochwertsegment<br />
❯ Sortiment: Matratzen, Unterfederungen,<br />
Bett- und Frottierwaren, Betten,<br />
Maßmöbel wie Einbauschränke<br />
❯ Hauptlieferanten: Swissflex, Invido<br />
❯ USPs: bundesweite Hausbesuche,<br />
Deckenreinigung und -Manufaktur<br />
www.bettenmeier.de<br />
Zum Glück wussten wir damals<br />
noch nicht, was da wirklich auf<br />
uns zukam“, resümiert Carsten<br />
Bürgel, Geschäftsführer von Betten<br />
Meier, den Umzug seines Geschäfts<br />
von der Stadthäger Innenstadt in<br />
ein nahegelegenes Gewerbegebiet.<br />
Inzwischen kann er darüber<br />
schmunzeln, wie sehr seine Standortverlagerung<br />
mit der Pandemie<br />
korrelierte.<br />
Das Unternehmen gibt es seit<br />
1920. Erfolgsgaranten waren von<br />
jeher die eigene Daunendecken-<br />
Fertigung sowie eine Bettdeckenreinigung.<br />
Als Carsten Bürgel das<br />
Geschäft 1992 als Quereinsteiger<br />
übernahm, befand es sich in einem<br />
verwinkelten Altbau. Die VK-Fläche<br />
von 150 qm verteilte sich auf drei<br />
Etagen. Das Sortiment umfasste<br />
Matratzen, Unterfederungen, Betten<br />
sowie Bett- und Frottierwaren.<br />
Um sich besser präsentieren zu<br />
können, zog das Unternehmen 2005<br />
innerhalb der Innenstadt in ein<br />
Geschäft mit 350 qm um. Doch auch<br />
dort war es nicht ideal. Lager an drei<br />
verschiedenen Standorten sorgten<br />
regelmäßig für Chaos. Zudem hatte<br />
sich die Kundenstruktur verändert.<br />
58 möbel kultur 6/2023
jekt durchzuziehen. Dabei stießen<br />
sie immer wieder auf unvorhersehbare<br />
Probleme. So durfte Innenarchitektin<br />
Christa Greisinger nicht<br />
aus Österreich einreisen, plante also<br />
komplett digital. „Wir kennen sie<br />
bis heute nicht persönlich“, lacht<br />
Bürgel. Dass es trotzdem so gut<br />
funktioniert hat, lag an der guten<br />
Zusammenarbeit von Christa Greisinger<br />
mit Bürgels Ehefrau Anette,<br />
die für die Material- und Farbplanung<br />
zuständig war, und dem<br />
Maßmöbelhersteller Invido, der den<br />
Ladenbau realisierte. Die VK-Fläche<br />
ist nun großzügig, luftig und einladend<br />
mit einem klaren Konzept.<br />
Erweitert wurde das Sortiment nur<br />
im Bereich der Maßmöbel, die jetzt<br />
deutlich größer und professioneller<br />
präsentiert werden.<br />
Voller Hoffnung wollte das<br />
Unternehmen dann im Sommer<br />
2020 seinen 100. Geburtstag feiern.<br />
Doch große Jubiläumspartys waren<br />
wegen Corona nicht möglich. Daher<br />
lag das ganze Augenmerk auf dem<br />
Räumungsverkauf, der Ende Dezember<br />
2020 starten sollte – Umsatz,<br />
der fest eingeplant war. Doch am<br />
16. Dezember begann der zweite<br />
Lockdown. Da er insgesamt bis Mai<br />
2021 andauerte, fiel der Räumungsverkauf<br />
komplett aus. Und auch die<br />
Eröffnung am 1. April konnte nicht<br />
stattfinden. „Wir hatten den alten<br />
Standort noch mit Lager- und Abverkaufsware<br />
voll und den neuen schon<br />
mit frischer Ware bestückt. Es war<br />
zum Verzweifeln“, so Carsten Bürgel.<br />
„Damit unsere Kund:innen überhaupt<br />
wussten, wo wir jetzt sind,<br />
Ganz oben: Hell, luftig und<br />
mit klarem Farbkonzept<br />
präsentiert sich Betten<br />
Meier jetzt. Oben: Die<br />
eigene Decken-Manu faktur<br />
ist ein zentraler USP.<br />
Links: Betten Meier ist der<br />
umsatzstärkste Swissflex-<br />
Partner in Deutschland.<br />
Zusätzlich zum angestammten Einzugsgebiet<br />
von rund 50 km um den<br />
Standort herum gab es zunehmend<br />
Kund:innen aus ganz Deutschland.<br />
„Da wir jedes Jahr an der Landpartie<br />
Schloss Bückeburg teilnehmen,<br />
konnten wir unseren Kundenkreis<br />
stark vergrößern. Wenn Interessenten<br />
von weiter weg kamen und<br />
weder in die Innenstadt fahren noch<br />
in der Nähe parken konnten, sorgte<br />
das für Unmut“, so Carsten Bürgel.<br />
Als ihm Anfang 2020 eine Ladenfläche<br />
in einem Gewerbe gebiet mit<br />
500 qm und angrenzendem Lager<br />
angeboten wurde, schlug er zu.<br />
Am 22. März sollte der Mietvertrag<br />
unterschrieben werden – und<br />
am gleichen Tag begann der erste<br />
Lockdown. Trotzdem entschieden er<br />
und sein fünfköpfiges Team, das Prohaben<br />
wir einen ehemaligen Mitarbeiter<br />
in den alten Laden gesetzt,<br />
der allen den Weg zum neuen Standort<br />
erklärt hat.“<br />
Nach dem harten Start lief das<br />
Geschäft außerordentlich gut an.<br />
Die Frequenz ist laut Bürgel seit<br />
Corona zwar „brutal eingebrochen“,<br />
aber seine bereits 1992<br />
gestartete konsequente Konzentration<br />
auf das Hochwertsegment hat<br />
sich als goldrichtig erwiesen. Wichtigster<br />
Matratzenlieferant ist Swissflex,<br />
gefolgt von Vitario, Rummel<br />
und Lattoflex. Der durchschnittliche<br />
VK-Preis einer Matratze beträgt<br />
1.600 Euro. Möglich macht dies<br />
die kompetente Beratung mit Spezialisten<br />
für jedes Produktsegment<br />
und der umfassende Service. „Wir<br />
fahren zu jedem Kunden, der dies<br />
wünscht, nach Hause und planen<br />
das Schlafzimmer vor Ort – und das<br />
bundesweit.“<br />
Weitere Erfolgsfaktoren sind die<br />
Deckenreinigung, da sie Kund:innen<br />
ins Geschäft lockt, und die eigene<br />
Daunendecken-Manufaktur. Sanders<br />
liefert Daunen und Inlets, Centa-Star<br />
die Synthetikware – genäht wird<br />
Inhouse von einer darauf spezialisierten<br />
Mitarbeiterin. „Wir bestimmen<br />
die Füllmenge und -qualität<br />
selbst. Das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal.“<br />
Reinigung und<br />
Manufaktur machen zusammen<br />
einen Umsatzanteil von 25 Prozent<br />
aus.<br />
Große Unterstützung erhält<br />
Betten Meier vom MZE. Das Unternehmen,<br />
das zu den ersten Mitgliedern<br />
des Bettenrings zählte, war<br />
parallel dem Neufahrner Verband<br />
beigetreten, als dieser seine Schlafenschiene<br />
startete. Aufgrund einer<br />
Meinungsverschiedenheit ist Carsten<br />
Bürgel 2005 aus dem Bettenring<br />
ausgeschieden. „Mit dem MZE sind<br />
wir sehr glücklich. Das Team unterstützt<br />
uns bestens und war auch<br />
während des Umzugs eine große<br />
Hilfe“, unterstreicht er.<br />
So aufgestellt, sieht Betten Meier<br />
positiv in die Zukunft. 2023 verläuft<br />
bisher „außerordentlich gut“, der<br />
Umsatz liegt aktuell 50 Prozent über<br />
dem Vergleichszeitraum 2019. Zwei<br />
neue Projekte hat das Team jetzt im<br />
Blick: erstens die Digitalisierung der<br />
umfangreichen Kundendatei von ca.<br />
10.000 Haushalten und zweitens die<br />
Sichtbarkeit in den digitalen Medien.<br />
„Wir existieren online quasi nicht.<br />
Das muss sich dringend ändern.“<br />
<br />
SILJA BERNARD<br />
6/2023 möbel kultur 59
6 I 2023<br />
SPECIAL<br />
OUTDOOR<br />
Trends: Nachhaltige Materialien<br />
Mix & Match<br />
Foto: Dedon<br />
/// Harms Import: „Der Markt justiert sich neu“ /// Gardiente: Show mit Charakter<br />
/// „spoga+gafa“: Grüne Oasen /// Kettler: Zukunftsfit mit neuem Markenprofil ///<br />
Schaffner: Farbakzente mit Wow-Effekt /// Gartencenter & Co.: Blick nach Spanien
OUTDOOR<br />
Foto: Serena Confalonieri Design/Serena Eller Vainicher<br />
Viel „Grün“ und<br />
coole Farbtupfer<br />
Die Lust auf Farbe gerade<br />
auch im Freien ist zurück:<br />
Das zeigt diese Inszenierung<br />
von Serena Confalonieri in<br />
Mailand eindrucksvoll.<br />
Im Frühjahr spielte das Wetter nicht mit und jetzt ist die Reisesehnsucht<br />
da. Die Herausforderungen für die Outdoorbranche sind nicht<br />
wegzudiskutieren, zumal in Coronazeiten bereits viel Geld in die<br />
Balkon- und Gartenausstattung geflossen ist. Während auf Herstellerseite<br />
Aufbruchstimmung herrscht – 14 ausgebuchte Hallen bei der<br />
„spoga + gafa“ – sieht es auf Handelsseite momentan nicht so gut aus.<br />
Dass das Kauferlebnis gerade in Zeiten des Konsumrückgangs entscheidend<br />
ist, betont Verena Westphal, Projektleiterin der Gardiente.<br />
Die Produkte dafür – weich gerundete Möbel mit mutigen Farbakzenten,<br />
BBQ-Equipment vom Feinsten oder innovative Accessoires –, vor<br />
allem aber auch inspirierende POS-Inszenierungen sind jetzt in Köln<br />
und Anfang Juli in Hofheim-Wallau zu entdecken.<br />
Anlass zu Optimismus gibt noch etwas anderes: Die Wertschätzung<br />
für das „grüne Wohnzimmer“ als sicheres, privates Paradies, die nie<br />
ausgeprägter war. Chillen, Grillen und Gärtnern sind zudem ein Lifestyle,<br />
den auch junge Menschen für sich entdecken, die für stylische<br />
und smarte Angebote empfänglich sind. Mit „Social Gardens“ hat die<br />
„spoga + gafa“ ein Leitthema gewählt, das einen Nerv trifft. Umfangreiche<br />
Informationen dazu, die Outdoortrends aus Mailand und vieles<br />
mehr für reichlich Gesprächsstoff für die Messen gibt es hier im<br />
Outdoor-Special der „möbel kultur“ zu lesen. <br />
SUSANNE KRAFT<br />
Top-Themen<br />
in diesem Outdoor-Special:<br />
Trends aus Mailand: Wertig<br />
Harms-Import im Interview:<br />
„Der Markt justiert sich neu“<br />
„spoga+gafa“: Mit dem<br />
Leitthema „Social Gardens“<br />
Outdoor-Business in Madrid:<br />
Konzeptstarke Center und Co.<br />
Kettler: Zukunftsfit<br />
Schaffner: Farb-Wow-Effekte<br />
Gardiente: Neuheiten-Show<br />
ZUM TITEL<br />
Mit der neuen „Kida“-Kollektion bringt Dedon<br />
durch die verspielte Stuhl-Silhouette Leichtigkeit<br />
und perfekte Ergonomie an den Tisch.<br />
6/2023 möbel kultur 69
OUTDOOR<br />
Mit „Breeze“ hatte<br />
W.Schillig eine bequeme<br />
Freischwinger-Liege für die<br />
Freiluft-Saison im Gepäck.<br />
Inspiriert von Wellen haben<br />
Zaha Hadid Architects für<br />
Serralaguna das Sofa und<br />
den Tisch „Ripple“ mit<br />
integrierter Beleuchtung<br />
entworfen.<br />
Salone del Mobile.Milano: Ab nach draußen!<br />
Die Trends<br />
aus Mailand<br />
„Zoe“ von Verzelloni umfasst Sessel in den Größen XL, Large, Small und<br />
Extra-Small, sowie eine Chaiselongue und einen Pouf in verschiedenen<br />
Größen, die alle auch in der Outdoor-Version erhältlich sind.<br />
Wertig und detailreich präsentierten sich die<br />
Outdoor-Neuheiten auf dem Salone del Mobile<br />
in Mailand. Nachhaltige Materialien, aufwendige<br />
Herstellungsverfahren und ein abwechslungsreiches<br />
Farbspektrum machen Lust auf die Zeit im Freien.<br />
Bei „Hive“ von Cane Line entsteht<br />
durch das handgeflochtene<br />
Muster aus „Cane-line<br />
Weave“ ein intimer Raum mit<br />
gleichzeitiger Transparenz.<br />
Als „Tool for Togetherness“<br />
präsentierte Extremis<br />
„Panigiri“. Die Linie verbindet<br />
warmes Holz mit unterschiedlichen<br />
Sitzmöglichkeiten.<br />
70 möbel kultur 6/2023
Bei der Tischleuchte<br />
„Ulli“ von<br />
Fermob kann die<br />
Lichtstärke per<br />
Touch- Schalter<br />
individuell eingestellt<br />
werden.<br />
Aus der Feder von Werner<br />
Aisslinger stammt „Cirql<br />
Nu“ von Dedon. Durch ein<br />
besonderes Verfahren werden<br />
Faserfarben und -typen so<br />
kombiniert, das besondere<br />
Effekte entstehen.<br />
Foto: Saramagni<br />
Oben: Mittels Schweißdrahttechnik wird<br />
die Serie „Hiray“ von Kartell hergestellt.<br />
Die nachhaltigen Materialien lassen sich<br />
recyceln. Links: Mit der „Lido“-Kollektion<br />
gibt Cappellini sein Outdoor-Debüt. Weiß,<br />
Purpurblau und Oxidrot bestimmen dabei<br />
die Farbpalette. Für die Linie wurden<br />
sowohl neue Produkte entwickelt als<br />
auch bestehende für den Außenbereich<br />
überarbeitet.<br />
Ethimo, Matteo Thun und<br />
Antonio Rodriguez haben<br />
mit „Allaperto Bistrò“ den<br />
Dining-Lehnstuhl, der an<br />
die Atmosphäre eines französischen<br />
Cafés erinnert,<br />
neu interpretiert.<br />
Foto: Courtesy Salone del Mobile.Milano/Andrea Mariani (@baguray)<br />
Die „Woodline“-Sonnenschirme<br />
von Fischer Möbel<br />
werden aus lasiertem<br />
Eukalyptusholz gefertigt.<br />
Die Bezüge bieten<br />
einen hohen UV-Schutz,<br />
Lichtechtheit und sind<br />
zudem mit Fleckschutz<br />
ausgestattet.<br />
Die von einem Schiffsdeck inspirierte<br />
Esstisch-Kollektion „Deck“ hat Gloster um<br />
modulare Loungemöbel erweitert.<br />
6/2023 möbel kultur 71
OUTDOOR<br />
Viele chinesische Unternehmer haben während der Pandemie<br />
in neueste Technologie investiert, um auf die große Nachfrage<br />
reagieren zu können. Nun hat sich der Wind komplett gedreht und<br />
es gibt bereits Opfer zu beklagen, die sich überhoben haben.<br />
Fotos: Harms Import<br />
Harms Import vor Ort in Asien: Preise, Produkte & Prognosen<br />
„Der Markt justiert sich neu“<br />
Wenn es um Import-Expertise aus erster Hand geht, gibt es kaum einen geeigneteren Gesprächspartner als Thomas<br />
Harms, Geschäftsführer des Familienbetriebs Harms Import, einem Spezialisten für Gartenmöbel im mittleren Preissegment.<br />
Vor der Pandemie war er drei Mal im Jahr in Asien auf Reisen. Nun hat er gerade erst eine ausgedehnte Tour<br />
durch die typischen Sourcing-Nationen für den deutschen Handel beendet, um sich vor Ort ein Bild der aktuellen Lage<br />
in Fernost zu machen. Ein Interview über Preise, Produkte, Prognosen und erste Opfer der Post-Pandemie-Phase.<br />
möbel kultur: Herr Harms, Sie kommen<br />
gerade aus Asien zurück und können somit<br />
frische Eindrücke schildern. In welcher<br />
Verfassung haben Sie die Volksrepublik<br />
China nach der Pandemie erlebt?<br />
Auf lange Sicht<br />
haben Vietnam, Indien<br />
und Indonesien ein<br />
großes Potenzial. Thomas Harms<br />
Thomas Harms: China ist aus meiner<br />
Sicht weiterhin das Land der<br />
Zukunft. Mit seiner extrem guten<br />
Infrastruktur, seiner hohen Technikaffinität,<br />
der starken Unterstützung<br />
der Wirtschaft sowie der Umsetzungsstärke<br />
der Zentralregierung<br />
sind die Chinesen uns in vielen<br />
Punkten um Längen voraus. Aber<br />
natürlich gibt es auch eine Kehrseite:<br />
Risiken sehe ich vor allem in<br />
der Überalterung der Gesellschaft<br />
aufgrund der Ein-Kind-Politik und<br />
in der Gefahr einer Immobilienblase,<br />
die die Regierung bisher<br />
kaschiert.<br />
möbel kultur: Welche anderen Länder<br />
haben Sie bereist und welche Eindrücke<br />
haben Sie dort gesammelt?<br />
Thomas Harms: Ich war neben China<br />
in Vietnam, Indien und Indonesien.<br />
Auf lange Sicht haben alle drei Länder<br />
ein großes Potenzial. Für Indien<br />
und Indonesien sprechen allein die<br />
hohen Bevölkerungszahlen.<br />
möbel kultur: Wie ist die Lage in den Produktionsstätten,<br />
mit denen Sie in Asien<br />
zusammenarbeiten?<br />
Thomas Harms: Die Lage ist schwierig,<br />
denn die Fabriken haben gegenüber<br />
2020 und 2021 nicht selten<br />
Umsatzrückgänge um 50 Prozent<br />
oder sogar mehr zu verkraften. Und<br />
auch für 2024 sieht es nicht besser<br />
aus und die Aufträge fehlen. Dies ist<br />
vor dem Hintergrund der starken<br />
Nachfrage 2020 und 2021 besonders<br />
hart, weil viele Unternehmer<br />
investiert haben, um die Kapazitäten<br />
weiter auszubauen. Nun wird<br />
mir regelmäßig von Fabrikschließungen<br />
berichtet, wobei das auf<br />
meine Lieferanten glücklicherweise<br />
78 möbel kultur 6/2023
isher nicht zutrifft. Es gibt natürlich<br />
auch die menschliche Ebene<br />
der Zusammenarbeit und es hängen<br />
auch immer persönliche Schicksale<br />
an einem geschäftlichen Misserfolg.<br />
möbel kultur: Wie entwickeln sich die<br />
Preise für Waren?<br />
Thomas Harms: Die Asiaten versuchen,<br />
die Preise vorwiegend auf Vorjahresniveau<br />
zu halten bzw. nur kleine<br />
Preisnachlässe zu gewähren. Der<br />
Markt fordert aber deutlich höhere<br />
Abschläge. Hier bleibt abzuwarten,<br />
was sich am Ende von wem durchsetzen<br />
lässt. Das letzte Wort ist noch<br />
nicht gesprochen. Und am Ende<br />
regeln noch immer Angebot und<br />
Nachfrage den Preis. Der Markt justiert<br />
sich neu.<br />
möbel kultur: Wie entwickeln sich die<br />
Transportpreise?<br />
Thomas Harms: Hier gab es nach den<br />
Rekordpreisen für Containertransporte<br />
von Sommer 2021 bis Sommer<br />
2022 nur eine Richtung. Die<br />
Preise sind massiv abgestürzt und<br />
haben jetzt ihren Boden gefunden.<br />
Die Reedereien versuchen wieder<br />
leichte Erhöhungen durchzusetzen,<br />
wobei das Transportvolumen dafür<br />
im Markt allerdings fehlt.<br />
möbel kultur: Wie reagieren Sie mit<br />
Harms Import in der Preisgestaltung auf<br />
die Situation?<br />
Thomas Harms: Für neue Importe<br />
geben wir die verbesserten Bedingungen<br />
unmittelbar an unsere<br />
Kunden weiter. Das muss man als<br />
leistungsfähiger Importeur bieten.<br />
Auch bei Waren, die wir zu<br />
schlechten Frachtraten und/oder<br />
zu hohen Dollarkursen eingekauft<br />
haben, sind schon Preisreduzierungen<br />
erfolgt.<br />
möbel kultur: Wie können Sie sich als<br />
Importeur aktuell differenzieren?<br />
Thomas Harms: Wir differenzieren uns<br />
unter anderem über unsere eigenen<br />
Sortimente, eine hohe Flexibilität<br />
bei spezifischen Kundenanfragen<br />
und ein umfangreiches Dienstleistungsangebot.<br />
Bei dem großen Angebot<br />
der Lagerware von Westerstede<br />
werden unsere Handelspartner um<br />
die Produktionsrisiken, das Qualitätsmanagement,<br />
das Shipping sowie<br />
um die Administration bei der Einfuhr<br />
entlastet. Ergänzend werden<br />
sämtliche gesetzlichen Anforderungen<br />
wie z. B. die Verpackungsverordnung,<br />
die Holzverordnung und<br />
die Elektro- und Batterieverordnung<br />
übernommen.<br />
möbel kultur: Welche Möbel laufen gerade<br />
besser, welche schlechter, wenn es um<br />
Materialien und Preislagen geht?<br />
Thomas Harms: Kunstrattan verliert<br />
weiter an Bedeutung, dafür liegen<br />
Alu-Möbel mit Kunststoffgewebe<br />
weiter im Trend. Ebenfalls gefragt<br />
sind Möbel im Material-Mix wie<br />
Holz, HPL, Edelstahl, Keramik uvm.<br />
Was die Betrachtung nach Preislagen<br />
betrifft, herrscht in den mittleren<br />
Preislagen gerade besonders wenig<br />
Bewegung.<br />
möbel kultur: Wie schätzen Sie den<br />
Konsum in Deutschland ein? Wie wird<br />
er sich mittelfristig entwickeln?<br />
Thomas Harms: Da schaue ich zunächst<br />
auf die positiven Faktoren: Die fallenden<br />
Energiepreise und hohen<br />
Lohnabschlüsse werden sicherlich<br />
zur Stabilisierung des Konsums beitragen.<br />
Allerdings wurden im Bereich<br />
Haus und Garten viele Investitionen<br />
in den letzten Jahren vorgezogen und<br />
stehen aktuell nicht mehr so im Vordergrund,<br />
wie z.B. der Urlaub. Die<br />
Politik flankiert die Konsumfreude<br />
auch nicht gerade mit der Ankündigung<br />
immer neuer Belastungen.<br />
möbel kultur: Wie geht es Harms Import<br />
gerade und wie sind die Aussichten?<br />
Thomas Harms: Nach sehr guten<br />
Umsatzzuwächsen in den vergangenen<br />
Jahren können auch wir uns<br />
der Konsumzurückhaltung nicht<br />
ganz entziehen. Die Kunden berichten<br />
über hohe Warenbestände und<br />
schwache Abverkäufe quer durch<br />
nahezu alle Sortimente. Wir gehen<br />
daher davon aus, dass wir 2023 und<br />
2024 eher mit einem Vor-Corona-<br />
Niveau rechnen müssen.<br />
SASCHA TAPKEN<br />
FACTS<br />
❯ Harms Import, Westerstede<br />
❯ Gründungsjahr: 1998<br />
❯ Geschäftsführer: Thomas Harms<br />
❯ Mitarbeitende: ca. 40<br />
❯ Profil: Importeur, Großhändler und<br />
Dienstleister für Gartenmöbel,<br />
Gartenbedarfsartikel und Dekorationsartikel<br />
für den Außenbereich<br />
sowie für Beleuchtungsartikel und<br />
Haushaltswaren<br />
❯ Geschichte: 40-jährige Importerfahrung<br />
von Artikeln aus dem<br />
asiatischen Wirtschaftsraum<br />
❯ Logistik: 11.000 Lager stellplätze<br />
am Firmensitz<br />
❯ Showroom: 1.700 qm<br />
Mitten im schönen<br />
Ammerland, in<br />
Westerstede, sitzt<br />
die Harms Import<br />
GmbH & Co KG. Seit<br />
der Gründung im Jahr<br />
1998 und dem Kauf<br />
der Geschäftsräume<br />
2005, befindet sich<br />
das Unternehmen<br />
auf stetigem<br />
Wachstumskurs.<br />
Beschäftigt werden<br />
derzeit fast 40<br />
Mitarbeiter:innen.<br />
www.harms-import.de<br />
Auf 1.700 qm Ausstellungsfläche<br />
finden Handelspartner<br />
ein umfassendes<br />
Sortiment in allen<br />
Materialausführungen im<br />
mittleren Preissegment.<br />
Kund:innen schätzen die<br />
Vielfalt der Warenpräsentation<br />
im Showroom in<br />
Westerstede.<br />
Thomas Harms hat 2007 den Familienbetrieb<br />
als geschäftsführender Gesellschafter übernommen.<br />
Unter seiner Leitung wurde das<br />
Sortiment bis heute auf 2.000 vorrätige Artikel<br />
ausgeweitet. Schon in seiner Jugendzeit<br />
hat er sich im Unternehmen sein Taschengeld<br />
dazu verdient und im Laufe der Jahre<br />
von Lagerarbeiten bis zum Ein- und Verkauf<br />
wahrscheinlich jede Tätigkeit ausgeübt.<br />
6/2023 möbel kultur 79
lifestyle<br />
Blomus: Überraschender Ausbau des Portfolios<br />
Mut zur ersten<br />
Möbelkollektion<br />
Auf der Maison & Objet in Paris feierte Blomus Premiere mit der ersten Polster- und Beimöbel-Kollektion.<br />
Die Überraschung ist geglückt und beruht auf einer konsequenten Neuorientierung des Unternehmens seit<br />
2017 hin zu kompletten Lifestyles. Die „möbel kultur“ sprach mit Blomus-Inhaber Willo Blome und Kreativdirektorin<br />
Charlotte Thorhauge Bech über die Neuausrichtung und die besonderen Herausforderungen, die<br />
Polstermöbel mit sich bringen.<br />
Modular und damit offen für<br />
viele Gestaltungsmöglichkeiten:<br />
„Tasi“ von Kaschkasch. Handwerkliches<br />
Detail: Der umlaufende<br />
Keder. Die Stoffauswahl<br />
umfasst Bezüge von Febrik,<br />
Sahco und Kvadrat.<br />
Fotos: Blomus und möbel kultur (r.).<br />
84 möbel kultur 6/2023
Bei einem Besuch im Blomus-Showroom<br />
in Sundern wird schnell deutlich, dass<br />
hier eine völlig neue Einrichtungswelt<br />
entstanden ist. Und das nicht erst seit<br />
diesem Jahr, in dem Blomus erstmals Polstermöbel<br />
an den Start gebracht hat. Auf die Frage, wie<br />
viel Prozent des ehemaligen Markenkerns noch<br />
erhalten ist, antwortet Willo Blome: „Keine 20<br />
Prozent.“ Und macht damit deutlich, wie radikal<br />
der Wandel in den letzten sechs Jahren vollzogen<br />
worden ist. Es brauchte viel Mut, alte Zöpfe abzuschneiden<br />
und sortimentsmäßig einen völlig<br />
neuen Weg einzuschlagen. Mit klassischen Edelstahlprodukten<br />
weiter in die Zukunft zu gehen,<br />
war für Blome keine vielversprechende Strategie<br />
mehr. Um eine wirkliche Neuorientierung in Angriff<br />
zu nehmen, suchte er kompetente Impulse<br />
von außen, indem er 2017 Charlotte Thorhauge<br />
Bech an Bord holte: ein echter Glücksgriff für<br />
das sauerländische Unternehmen!<br />
Denn die Dänin gab der Marke Blomus eine<br />
völlig neue Ausstrahlung mit deutlich femininerem<br />
und modernerem Touch. Da die Marke auch<br />
früher ihre Stärke in minimalistischem Design<br />
hatte, wurde dieser Schritt als logische Evolution<br />
vom Markt begriffen, sodass neue Produktfelder<br />
um die angestammten Sortimente kreiert wurden.<br />
Heute gehören Keramik, Glas oder Heimtextilien<br />
wie selbstverständlich zur Blomus-Kollektion,<br />
genauso wie gemütliche Lounge-Polster oder<br />
smarte Leuchten für den Outdoorbereich. Diese<br />
ersten Steps in Richtung Möbel waren so erfolgreich,<br />
dass Willo Blome nun seine erste Kollektion<br />
für Indoormöbel herausbrachte. Deutlich früher,<br />
als ursprünglich geplant. „Im Hinterkopf hatten<br />
wir die Ideen zur Home Interior-Kollektion schon<br />
die ganze Zeit, allerdings war das nicht so schnell<br />
geplant“, erzählt Willo Blome. Die Nachfrage<br />
kam letztendlich von den Kund:innen. „Da wir<br />
unsere Kissen und Plaids während der Messen<br />
authentisch präsentieren wollten, haben wir diese<br />
auf Sofas dekoriert. Wir fanden das stimmiger, als<br />
diese auf Tische oder Regale zu legen. Prompt<br />
fragten uns viele Kund:innen, was denn die Sofas<br />
kosten. Unsere Kund:innen waren offensichtlich<br />
zu dem Zeitpunkt weiter als wir“, sagt Willo<br />
Blome mit einem Schmunzeln. „Das Ganze hat<br />
sich dann zu einem Running Gag entwickelt.<br />
Als wir beim nächste Mal Filz-Produkte für den<br />
Office-Bereich vorgestellt und die Neuheiten auf<br />
einem kleinen Schreibtisch ausgestellt haben,<br />
wiederholte sich das Spiel.“<br />
Gleichwohl weiß Willo Blome, dass die Erwartungshaltung<br />
der Kund:innen allein nicht<br />
ausreicht, um auch die Interior-Kollektion zum<br />
Erfolg zu bringen. Der Beginn vieler kreativer<br />
Prozesse startete mit der Auswahl der Designer. Da<br />
Blomus bereits Erfahrungen mit dem Designerduo<br />
Kaschkasch gemacht hatte, und diese für<br />
internationale Marken im Möbel und Leuchtenbereich<br />
tätig sind, lag eine Kooperation auf der<br />
Hand. Als eine von drei Serien entstand „Lua“,<br />
ein gemütliches Polstermöbel in klarer, konsequenter<br />
Ästhetik. Für die beiden kreativen Köpfe<br />
von Kaschkasch, Florian Kallus und Sebastian<br />
FACTS + FIGURES<br />
Unternehmen Blomus GmbH,<br />
Zur Hubertushalle 4, 59846 Sundern<br />
Geschäftsführer Willo Blome<br />
Kreativdirektorin Charlotte Thorhauge<br />
Bech<br />
Sortiment Produkte für Bathroom, Living,<br />
Outdoor& Lighting, Furniture, Table Top,<br />
Kitchen<br />
Möbel-Kollektion 3 Serien Polstermöbel,<br />
Couchtische, Hocker, Bänke<br />
Showrooms Deutschland (Sundern,<br />
Neu-Ulm, Dreieich), Schweden, Finnland,<br />
Norwegen, Belgien, UK, Österreich<br />
Web www.blomus.com<br />
Schneider, der Inbegriff eines Familiensofas zum<br />
Wohlfühlen. Darüber hinaus steuerte Kaschkasch<br />
auch das modulare Polstermöbel „Tasi“ bei. Die<br />
dritte Serie „Kuon“, die aus einem zierlichen<br />
Zweisitzer, Sessel und dreibeinigem Hocker<br />
besteht, stammt aus der Feder des japanischen<br />
Designers Kazushige Miyake und bringt eine runde<br />
Formensprache ins Spiel. Passend dazu der Beistelltisch<br />
„Avio“. Darüber hinaus komplettieren<br />
weitere Tische wie „Goba“ „Varu“oder „Oru“,<br />
Bank, Hocker und Barhocker „Eli“sowie die Serie<br />
„Fera“ mit diversen Tischen und Konsolen das<br />
Sortiment. Doch trotz der schicken Entwürfe<br />
war Willo Blome klar, dass die größte Hürde<br />
Links: Florian Kallus und<br />
Sebastian Schneider von<br />
Kaschkasch feilten intensiv<br />
an dem ausgewogenen<br />
Kontrast zwischen einer<br />
definierten und präzisen<br />
Außenschale und dem<br />
sanft geschwungenen<br />
Rückenkissen von „Lua“.<br />
Unten: Daybed „Stay“ für<br />
den Outdoorbereich.<br />
Charlotte Thorhauge Bech und Willo<br />
Blome in der „Kuon“-Gruppe mit dem<br />
Tisch und Hocker „Avio“ in Eiche.<br />
6/2023 möbel kultur 85
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