Sachwert Magazin 03/23

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Märkte AKTIEN WERDEN UNENTBEHRLICHER VERMÖGENS- BESTANDTEIL Die Aktien sind die ersten fünf Monate dieses Jahres unglaublich gut gelaufen und haben viele damit überrascht. Da steigen die Zinsen absolut gesehen so stark und schnell wie seit 40 Jahren nicht mehr und prozentual gesehen mit Abstand so stark wie noch nie. Es gibt erste Auswirkungen in der Bankenlandschaft. Als Stichworte sollten die Pleite Silicon Valley Bank und anderer US-Regionalbanken sowie die Zwangsübernahme der altehrwürdigen Credit Suisse genügen. Mit den berühmten Marken Tupperware und Bad, Bath & Beyond gab es auch in der Unternehmenslandschaft erste Spuren der gestiegenen Kreditkosten bei stark verschuldeten Konzernen. Und was machen die Aktien? Sie fallen nicht etwa, sondern sie steigen und steigen. DIE VERBRAUCHERPREISINFLATION TREIBT AUCH DIE AKTIENKURSE Die guten Kurse sind zu einem großen Teil der Inflation geschuldet. Ein Blick in die USA macht es deutlich. Seit Ende 2020 sind die Einzelhandelsumsätze in den USA nominal um rund 26 Prozent gestiegen, real sind sie jedoch gleichgeblieben. Für Unternehmen in der gesamten Lieferkette des Einzelhandels bedeutet dies im 22 SACHWERT MAGAZIN 03/2023
Märkte Durchschnitt ein Umsatz- und Gewinnanstieg um 26 Prozent, ohne dass sie mehr Güter verkaufen mussten. Für die Verbraucher bedeutet dies, dass sie im Durchschnitt 26 Prozent mehr für alles bezahlen mussten, ohne ein Stück mehr zu verkaufen. Hier zeigt sich, wie wichtig die Aktienanlage in inflationären Zeiten ist. Wenn es schon keinen vollen Lohnausgleich gibt, dann sollte man auf der anderen Seite zu den Inflationsprofiteuren gehören. Dabei sollten sich vor allem Unternehmen im Portfolio befinden, die Preissetzungsmacht haben. Während in den vergangenen Jahren das passive Index-Investment immer populärerer wurde, könnte jetzt die Stunde aktiv gemanagter Fonds schlagen, weil Fondsmanager hier insbesondere die Unternehmen auswählen können, die diese Preissetzungsmacht haben. Denn das Thema Verbraucherpreisinflation bleibt in den nächsten Jahren weiter relevant. DIE INFLATION IST GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN! Zunächst ging die große Mehrheit der Volkswirte und Zentralbanker davon aus, dass die Inflation nur vorübergehend sei und sie irrten sich gewaltig. Schaut man auf die aktuellen Inflationsprognosen des Marktes, so geht dieser immer noch davon aus, dass die Inflation in den kommenden fünf Jahren wieder in den Bereich von zwei Prozent fallen wird. Ich sehe dies anders, wie schon vor Ausbruch der Inflation, als sie kaum einer kommen sah. Denn es gibt einige Inflationstreiber, die dafür sorgen werden, dass wir längere Zeit ein Inflationsniveau von eher vier statt zwei Prozent sehen werden. Nur wer sein Vermögen richtig anlegt, wird auch nach einer längeren Dekade mit höherer Inflation noch über eines verfügen. Arbeiterlosigkeit. Dabei mangelt es längst nicht mehr nur an Fachkräften, sondern mittlerweile auch an weniger Qualifizierten. Die Welt steht vor einem großen demographischen Wandel. Bisher wuchs die Anzahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter, was die Arbeitskraft entsprechend günstiger gemacht hat. Zukünftig sinkt diese Zahl auch in Ländern wie China; beispielsweise durch die Ein-Kind-Politik. Das bedeutet, wir haben zukünftig auf der einen Seite noch viele Rentner, die nicht mehr arbeiten, aber konsumieren und auf der anderen Seite immer weniger Menschen, die Waren produzieren oder Dienstleistungen erbringen. Insofern werden wir uns über längere Zeit mit Lohninflation oberhalb der Zweiprozentmarke befassen müssen. Auf Konsumenten und Sparer hat dies vor allem langfristig massive Auswirkungen. Nur wer sein Vermögen richtig anlegt, wird auch nach einer längeren Dekade mit höherer Inflation noch über eines verfügen. Aktien sind dabei unersetzlicher Vermögensbestandteil. Natürlich, Rückschläge wird es immer geben, und mag sein, dass die restriktive Geldpolitik gepaart womöglich mit einer Rezession noch seinen Tribut zollen wird, langfristig aber werden Aktien wie immer die beste Geldanlage sein, in inflationären Zeiten sollte das noch viel mehr gelten. Stefan Riße ist Kapitalmarktstratege bei ACATIS Investment und darüber hinaus ein gefragter Börsenkolumnist und Buchautor. Bilder: IMAGO / Hannelore Förster, acatis Da ist zum einen die Energiewende und die Dekarbonisierung der Gesellschaft, deren Kosten die Bürger tragen müssen. Ein weiterer Faktor ist die De-Globalisierung. Die Corona-Krise und der Ukraine- Krieg haben uns schmerzhaft vor Augen geführt, dass wir uns in den vergangenen Jahrzehnten massiv abhängig von autokratischen Regimen gemacht haben. Diese Abhängigkeit soll nun reduziert und die Produktion wichtiger Güter wie Medikamenten oder auch wichtiger Rohstoffe in die westlichen Industrieländer zurückgeholt werden. Verlagert wurde die Produktion in die Billiglohnländer, weil es dort zu deren Löhnen und geringeren Umwelt- und Sicherheitsstandards billiger war, zu produzieren. Wenn wir Teile der Produktion jetzt zurückholen, dann wird es logischerweise teurer. VON DER ARBEITS- IN DIE ARBEITERLOSIGKEIT Und vom Zeitalter der Arbeitslosigkeit kommen wir in das Zeitalter der SACHWERT MAGAZIN 03/2023 23
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