28.12.2012 Aufrufe

Rektorat - Bergische Universität Wuppertal

Rektorat - Bergische Universität Wuppertal

Rektorat - Bergische Universität Wuppertal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

52<br />

Wasser ist Leben... und enerGie<br />

Bereits seit Jahrtausen-<br />

den nutzen Menschen<br />

die Energie des Wassers.<br />

Schöpfräder zum Heben von<br />

Wasser wurden von den Griechen<br />

schon im 3. Jahrhundert<br />

v. Chr. entwickelt. Später<br />

bauten die Römer dann erste<br />

von großen Wasserrädern<br />

angetriebene Mühlen – eine<br />

Technik, die weiterentwickelt<br />

wurde und bis in die vorindustrielle<br />

Zeit beim Antrieb von<br />

Mühlen, Säge- und Hammerwerken<br />

zum Einsatz kam. Da<br />

die Wasserkraft auch heute<br />

noch eine nachhaltige und<br />

zuverlässige Energiequelle<br />

ist, beschäftigt sich das<br />

Lehr- und Forschungsgebiet<br />

für Wasserbau an der <strong>Bergische</strong>n<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Wuppertal</strong><br />

unter anderem auch mit der<br />

Energieerzeugung und -speicherung<br />

durch Wasserkraftanlagen.<br />

regenreiche gebiete Mit<br />

entsprechender topografie<br />

sind für die WasserKrafterzeugungbesonders<br />

geeignet.<br />

Selbst wenn Deutschland im<br />

Vergleich zu anderen Ländern<br />

– abgesehen von den<br />

Alpen und den Mittelgebirgen<br />

– über relativ flache<br />

Landschaften verfügt, ist das<br />

Wasserkraftpotenzial nicht<br />

zu unterschätzen. Sogar ein<br />

vergleichsweise kleiner Fluss<br />

wie die Ruhr birgt ein möglichesStromerzeugungspotenzial<br />

von über 300 Millionen<br />

Kilowattstunden (kWh) pro<br />

Jahr. Für dieselbe Menge an<br />

Strom, mit der etwa 100.000<br />

Haushalte versorgt werden<br />

können, müssten etwa 150<br />

mittelgroße Windkraftanlagen<br />

gebaut werden.<br />

Es geht jedoch nicht um „entweder<br />

... oder“. Das Potenzial<br />

dieser regenerativen, CO2-armen<br />

Technologie in Deutschland<br />

kann zwar verbessert<br />

werden, wird sich aber aufgrund<br />

der topografischen und<br />

der hydrologischen Gegebenheiten<br />

sowie der dichten Besiedlung<br />

nicht ins Unermessliche<br />

steigern lassen. Es geht<br />

vielmehr um eine wenig invasive<br />

und sinnvolle Kombination<br />

mit anderen erneuerbaren<br />

Energien. Die Wasserkraft<br />

leistet einen wichtigen Beitrag<br />

zur Sicherung der Grundlast,<br />

also der Last, die immer<br />

benötigt wird. Gerade in diesem<br />

Bereich weisen Photovoltaik<br />

und Windkraft mit ihrem<br />

fluktuierenden Potenzial<br />

eine Lücke auf, die durch eine<br />

beständige Grundlastsicherung<br />

und Speicherung ausgeglichen<br />

werden muss.<br />

das prinzip ist bestechend<br />

einfach, entscheidend<br />

ist die Lageenergie.<br />

Wenn das Wasser durch<br />

Turbinen geleitet wird und<br />

damit Generatoren angetrieben<br />

werden, verwandelt sich<br />

diese Lageenergie in Strom.<br />

Die erzeugbare Energie hängt<br />

vom Abfluss und der Fallhöhe<br />

ab. Dadurch sind regenreiche<br />

Regionen mit entsprechenden<br />

Höhenunterschieden für<br />

die Wasserkrafterzeugung<br />

besonders geeignet. Das sind<br />

vor allem die Alpenländer,<br />

aber auch die Mittelgebirge<br />

weisen ein hohes Potenzial<br />

auf. Ein Kraftwerk am Hochrhein,<br />

wie beispielsweise in<br />

Rheinfelden, kann bei einer<br />

Fallhöhe von 10 Metern und<br />

einer Ausbauleistung von<br />

rund 100 MW eine Energie<br />

von 600 Millionen kWh im<br />

Jahr erzeugen. So viel ver-<br />

brauchen etwa 150.000 bis<br />

200.000 Haushalte im gleichen<br />

Zeitraum.<br />

spannungsfeLd KLiMa-,<br />

natur- und geWässerschutz<br />

Auch wenn die Wasserkraft<br />

als regenerative Energiequelle,<br />

als nachhaltige und<br />

CO2-arme Technologie sehr<br />

geschätzt wird, sind mit dem<br />

Bau von Wasserkraftanlagen<br />

nicht unerhebliche Eingriffe<br />

in die Natur verbunden.<br />

Diese Erkenntnis ist zwar<br />

nicht neu, hat aber dazu geführt,<br />

dass in Deutschland<br />

und in weiten Teilen Europas<br />

die Wasserkraft beim Energiemix<br />

nicht weiter verfolgt<br />

wurde. Die Auswirkungen<br />

anderer Energieerzeugungsquellen<br />

auf Mensch, Klima<br />

und Natur hingegen wurden<br />

lange unterschätzt. Dies galt<br />

besonders auch für alternati-<br />

ve Energiequellen wie Geothermie,<br />

Windkraft, Bio-Sprit<br />

oder Photovoltaik. Vor allem,<br />

wenn die Eingriffe und die<br />

Nutzung räumlich oder zeitlich<br />

weit auseinander liegen,<br />

wird die Eingriffsintensität<br />

unterschätzt, wie beispielsweise<br />

bei der Gewinnung von<br />

Bioethanol in Brasilien.<br />

Heute überwiegt in Deutsch-<br />

land die Einschätzung, dass<br />

keine Technologie ohne Eingriffe<br />

in die Landschaft und<br />

Natur realisiert werden kann.<br />

Allerdings gilt es, dabei das<br />

richtige Maß zu finden und<br />

das ist oft gar nicht so einfach,<br />

denn der Umwelt- und<br />

Klimaschutz ist global zu betrachten.<br />

Mittlerweile werden<br />

nicht nur die lokalen Auswirkungen<br />

und Eingriffe bewertet,<br />

sondern die gesamte Kette<br />

einerTechnologie – von der<br />

Gewinnung und dem Trans-<br />

port der Rohstoffe über den<br />

eigentlichen Betrieb bis zur<br />

Nachsorge oder Wiederverwertung<br />

– sprich der gesamte<br />

„ökologische Rucksack“.<br />

co2-neutraL, sicher<br />

und regeneratiV<br />

Vor diesem Hintergrund hat<br />

die Wasserkraft eine durchaus<br />

positive Bilanz vorzuweisen.<br />

Die <strong>Wuppertal</strong>er Forscher<br />

sind sich zwar sicher,<br />

dass die Wasserkraft der Zukunft<br />

vermeidbare Eingriffe,<br />

wie sie in der Vergangenheit<br />

hingenommen wurden, nicht<br />

mehr benötigen wird, dennoch<br />

gilt es beim Ausbau der<br />

Wasserkraft mit Bedacht vorzugehen.<br />

In erster Linie sollten<br />

vor allem die bestehenden<br />

Anlagen saniert, ausgebaut<br />

und optimiert werden. Durch<br />

die technische Verbesserung<br />

von Anlagenteilen kann eine<br />

Leistungssteigerung, bei<br />

gleichzeitiger Verbesserung<br />

der gewässerökologischen<br />

Situation erreicht werden.<br />

ein Weiterer VorteiL<br />

der WasserKraft:<br />

der stroM Kann gespeichert<br />

Werden.<br />

Zwar nicht vollständig, weil<br />

das Hochpumpen des Wassers<br />

mehr Strom verbraucht<br />

als beim Herunterfließen erzeugt<br />

wird, aber moderne<br />

Werke erzielen hohe Wirkungsgrade<br />

von rund 80 Prozent.<br />

Die eingesetzte Technologie<br />

ist umweltfreundlich,<br />

effektiv und im Vergleich zu<br />

anderen Technologien preiswert.<br />

Allerdings benötigt die<br />

Energiespeicherung in Pumpspeicheranlagen<br />

relativ viel<br />

Platz, und das stellt derzeit<br />

eine zentrale Frage der Abwägung<br />

dar: Wie viel Landschaft<br />

kann oder will die Gesellschaft<br />

hierfür bereitstellen?<br />

Die Optionen zur Energiespeicherung<br />

der Zukunft<br />

sind noch nicht vollständig<br />

bewertet. Neben der Erzeugung<br />

von Biogas aus Mais,<br />

Getreide und Raps sowie<br />

einer aus Windkraft erzeugten<br />

Wasserstoff-Methangas-<br />

Technologie wird auch die<br />

Pumpspeicherung diskutiert.<br />

Allerdings werden derzeit<br />

Pumpspeicher in Norwegen<br />

und in den Alpen favorisiert.<br />

Nach Einschätzung der Experten<br />

von der <strong>Bergische</strong>n<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Wuppertal</strong> muss<br />

der Strom nicht über weite<br />

Entfernungen hinweg transportiert<br />

werden. Sie versuchen,<br />

das Potenzial von Wasserkraft<br />

und Pumpspeichern<br />

in Deutschland zu ermitteln<br />

und schlagen eine Neubewertung<br />

der Stromspeichertechnologie<br />

vor.<br />

FB D – Bauingenieurwesen<br />

Wasserwirtschaft und<br />

Wasserbau<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing.<br />

Andreas Schlenkhoff<br />

T: +49 (0)202439-4234<br />

E: schlenkh@uniwuppertal.de<br />

k www.hydro.uniwuppertal.de<br />

03_UNIFORSCHUNG<br />

53

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!