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Der Waldkauz

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Ein Tag im Leben eines <strong>Waldkauz</strong>es<br />

(nach M. Melde, 1984)<br />

Bei Sonnenaufgang hockt der <strong>Waldkauz</strong> an seinem Tagesplatz, einer<br />

Höhle, dicht am Stamm eines Nadelbaumes, in der Krone eines dichtbelaubten<br />

Baumes, im Gebälk einer Scheune oder gar in einem Schornstein,<br />

nicht selten einträchtig neben dem Partner. Nur an sehr kalten Wintertagen<br />

verläßt er diese schützende Deckung manchmal und setzt sein Gefieder<br />

den wärmenden Sonnenstrahlen aus, die Augen meist zu schmalen Schlitzen<br />

verengt.<br />

Bei zunehmender Abenddämmerung, etwa zu der Zeit, wenn wir Menschen<br />

draußen keine Farben mehr sehen, wird er munter. Das geht sehr<br />

langsam vor sich. Zuerst öffnet er die Augen weit. Etwa zehn Minuten<br />

später bewegt er sich endlich, schüttelt das Gefieder und gibt einen Kotstrahl<br />

von sich. Plötzlich läßt er sich unvermutet fallen und streicht lautlos<br />

durchs Geäst davon. Seine Schwingen tragen ihn in sein gleich in der Nähe<br />

liegendes jagdgebiet.<br />

In geringer Höhe, Kurven und Schleifen ziehend, sucht er den Boden von<br />

Waldschneisen wie auch die waldnahen Felder und Wiesen nach Beute ab.<br />

jetzt ist es ein Leichtes, ihn durch mäuseähnliche Schnalzlaute oder Pfiffe<br />

zur jähen Umkehr und zum Anfliegen der Schallquelle zu bewegen. Auf<br />

solche Pfife fällt er auch mehrmals hintereinander herein. Hat er eine Zeit<br />

lang eifolglos gesucht, setzt er sich auf einen seiner Lieblingsplätze, die ihm<br />

guten Überblick über beutereiche Gebiete gewährt (Warte). Manchmal<br />

hockt er hier völlig regungslos länger als eine Stunde. Hier sind öfter seine<br />

Gewölle zu finden, die er zu dieser Zeit unter drehenden Halsbewegungen<br />

und sichtlicher Anstrengung herauswürgt. Anschließend geht die Suchjagd<br />

weiter. Plötzlich wendet er und steuert einen Punkt an, die Fänge greifen<br />

nach vorn, fassen zu, und eine Maus verendet zwischen den nadelschaifen<br />

Krallen. Indes hat der Kauz bereits wieder Höhe gewonnen und strebt<br />

einem waagrechten Ast zu, wo er das Beutetier meistens als Ganzes verschlingt.<br />

jagdflug, Ruhen und Ansitzjagd von einer Warte aus wechseln in der<br />

Nacht noch mehrmals. Bevor jedoch der erste Dämmerschein die Umrisse<br />

der Bäume deutlicher werden läßt, hat er seinen Tagesruheplatz wieder an-<br />

gesteuert und erstarrt erneut zur reglosen Statue.<br />

SCHUBI Kopierrecht tür eine Schulklasse!<br />

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