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2022<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Zerstörungsfreie<br />
Zustandsüberwachung von<br />
elastischen und strukturellen<br />
Klebungen unter Zug- und<br />
Scherbeanspruchung durch<br />
Integration einer optischen<br />
Polymerfaser (POF)n an<br />
hochfesten Stählen
Zerstörungsfreie<br />
Zustandsüberwachung von<br />
elastischen und strukturellen<br />
Klebungen unter Zug- und<br />
Scherbeanspruchung durch<br />
Integration einer optischen<br />
Polymerfaser (POF)n an<br />
hochfesten Stählen<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 21.314 N<br />
DVS-Nr.: 08.3311<br />
RWTH Aachen Institut für Schweißtechnik<br />
und Fügetechnik (ISF)<br />
Technische Hochschule Nürnberg Georg<br />
Simon Ohm Polymer Optical Fiber<br />
Application Center (POF-AC)<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 21.314 N / DVS-Nr.: 08.3311 der Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die<br />
AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des<br />
Deutschen Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2022 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 571<br />
Bestell-Nr.: 170681<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-571-2<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Seite vii des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21314N<br />
Inhalt<br />
1 Einleitung ...................................................................................................................... 1<br />
1.1 Problemstellung und Motivation............................................................................... 2<br />
1.2 Zielsetzung .............................................................................................................. 3<br />
1.3 Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit den Zielen<br />
3<br />
2 Stand der Technik ........................................................................................................ 8<br />
2.1 Zustandsüberwachung von Klebverbindungen ........................................................ 8<br />
2.2 Optische Polymerfasern (POF) ..............................................................................10<br />
2.3 Abgrenzung der POF zur Glasfasersensorik als Stand der Technik .......................14<br />
3 Projektstruktur und Inhalte .........................................................................................18<br />
3.1 AP0: Projektmanagement .......................................................................................18<br />
3.2 AP1: Festlegung auf Materialien und Randbedingungen ........................................18<br />
3.3 AP2: Mechanische Charakterisierung und Optimierung des Fügeverbundes Klebstoff<br />
und POF ...........................................................................................................................22<br />
3.4 AP3: Mechanisches Ersatzmodell für Zug- und Scherbeanspruchung des<br />
Fügeverbundes Klebstoff und POF ...................................................................................34<br />
3.5 AP4: Mechanisch-optische Charakterisierung der POF ..........................................37<br />
3.6 AP5: Strahlenoptisches Ersatzmodell für Zug- und Scherdeformation der POF .....41<br />
3.7 AP6: Entwicklung und Redesign des KlebPOF-Sensorkonzepts ............................46<br />
3.8 AP7: Experimentelle (optische und mechanische) Untersuchung des Verbundes<br />
unter verschiedenen Beanspruchungsarten ......................................................................61<br />
3.9 AP8: Experimentelle Gegenüberstellung des KlebPOF-Sensorkonzeptes mit<br />
glasfaserbasierten Systemen ............................................................................................63<br />
3.10 AP9: Sensorkonzeption vom Labor ins Feld – Demonstrator ..................................66<br />
4 Zusammenfassung ......................................................................................................69<br />
5 Wissenschaftlich-technischer und wirtschaftlicher Nutzen der<br />
Forschungsergebnisse insbesondere für KMU und industrielle<br />
Anwendungsmöglichkeiten ...............................................................................................71<br />
6 Ergebnistransfer in die Wirtschaft .............................................................................73<br />
7 Verwendung der Zuwendung .....................................................................................77<br />
8 Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit ....................................78<br />
9 Literaturverzeichnis ....................................................................................................79
Seite viii des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21314N<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Prinzipdarstellung KlebPOF-Sensorkonzept ..................................................... 1<br />
Abbildung 2: Motivation Zustandsüberwachung Klebverbindungen [DIN16, GL15, HAB09] .. 2<br />
Abbildung 3: Arbeitsplan KlebPOF ........................................................................................ 7<br />
Abbildung 4: Aufbau einer polymeren optischen Faser sowie relevante geometrische<br />
Strahlenoptik. .......................................................................................................................10<br />
Abbildung 5: Meridionale und schiefe Strahlen (Moden) in einer Mehrmodenfaser in<br />
senkrechter Aufsicht auf die Transversalebene [ZKZ+07].....................................................12<br />
Abbildung 6: Typische Dämpfung einer Stufenindex-POF aus PMMA bei verschiedenen<br />
Kerndurchmessern [ZKZ+07] ...............................................................................................14<br />
Abbildung 7: Aufbau und Funktion eines Faser-Bragg-Gitters (FBG). ...................................15<br />
Abbildung 8: Geometrie der faseroptischen Sensorik in Klebverbindungen. .........................16<br />
Abbildung 9: Phasen des Projektes KlebPOF .......................................................................18<br />
Abbildung 10: Ergebnisse Zugversuche nach DIN EN 527 ...................................................19<br />
Abbildung 11: Querschliffbild der PMMA-basierten POF mit 500 µm Durchmesser vom Typ<br />
DB 500, Fa. Asahi Kasei Corporation. ..................................................................................21<br />
Abbildung 12: Verwendete Niederdruckplasmaanlagen ........................................................23<br />
Abbildung 13: Aufbau Kontaktwinkelmesssung ....................................................................23<br />
Abbildung 14: Ergebnisse - Oberflächenenergie über Behandlungszeit ...............................25<br />
Abbildung 15: Prüfkörper Dünnschichtauszugversuch ..........................................................26<br />
Abbildung 16: Prüfaufbau Dünnschichtauszugversuch .........................................................27<br />
Abbildung 17: Ergebnisse Dünnschichtauszugversuch.........................................................28<br />
Abbildung 18: Bruchbilder Dünnschichtauszugversuch ........................................................29<br />
Abbildung 19: Messung der spektralen Dämpfung von Fasern nach VDE/VDI 5570 ............29<br />
Abbildung 20: Ergebnisse der spektralen Dämpfungsmessung mit Plasma-<br />
Oberflächenbehandlung. ......................................................................................................30<br />
Abbildung 21: Fügevorrichtung Zug- und Scherprüfkörper ...................................................31<br />
Abbildung 22: Mechanische Ergebnisse ...............................................................................33<br />
Abbildung 23: Aufbau Simulationsmodel ..............................................................................34<br />
Abbildung 24: Ergebnisse mechanische Simulation Klebstoff-POF Verbund ........................36<br />
Abbildung 25: POF-spezifischer Zugmessplatz ....................................................................37<br />
Abbildung 26: Gemessene mechanische Eigenschaften verschiedener POF unter axialer<br />
Belastung sowie gemessene Zusatzdämpfung unter Last. ...................................................38<br />
Abbildung 27 links: Spannungsoptischer Messplatz zur Verifikation der FEM-Simulationen.<br />
Rechts: POF in Norm-Reinstoffprobe aus Klebstoff SW DP410. ..........................................39<br />
Abbildung 28: Polarisationsoptischer Aufbau zur Beobachtung spannungsinduzierter<br />
Doppelbrechung. ..................................................................................................................40<br />
Abbildung 29: Beobachtete spannungsoptische Bilder im Querschnitt der POF bei<br />
zunehmender Belastung. ......................................................................................................40<br />
Abbildung 30: Prinzipdarstellung der strahlenoptischen Simulation eines POF-Sensors ......42<br />
Abbildung 31: Fasermodel bestehen aus einer 25mm langen Vorlauffaser und 25mm langen<br />
Faser als Sensorzone (rechte Seite). ...................................................................................44<br />
Abbildung 32: Verschiedene Anregungsgeometrien für die in die Sensor-POF<br />
eingekoppelten Lichtstahlen. ................................................................................................44<br />
Abbildung 33: Schematischer Laboraufbau zur Charakterisierung der optischen<br />
Übertragungseigenschaften einer POF als Sensor in einer Probe einer Klebverbindung in<br />
Abhängigkeit einer mechanischen Belastung. ......................................................................47
Seite 1 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21314N<br />
1 Einleitung<br />
In den letzten Jahrzehnten hat das Kleben als strukturelle Füge- und Reparaturtechnik<br />
in den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen, wie z. B. in der Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie, im Bauwesen und in der Automobilindustrie, immer mehr an<br />
Bedeutung gewonnen. Vielfältige technische Vorteile wie die gleichmäßige<br />
Spannungsverteilung, das geringe Gewicht und der Fügeprozess ohne thermische<br />
oder mechanische Belastung der Fügeteile können als Gründe für die steigende<br />
Popularität der Klebtechnik angeführt werden. Als Nachteil der Fügetechnik wird<br />
jedoch die Tatsache angesehen, dass nach dem heutigen Stand der Technik eine<br />
vollständige zerstörungsfreie Prüfung von Klebverbindungen nicht möglich ist. Aus<br />
diesem Grund besteht ein steigender Bedarf an Systemen, die den strukturellen<br />
Zustand der Klebverbindung über die gesamte Lebensdauer erfassen und damit die<br />
Qualität der Klebverbindung sicherstellen.<br />
Das Projekt KlebPOF hatte das übergeordnete Forschungsziel, mechanische<br />
Beanspruchungen der Klebschicht zerstörungsfrei durch Integration eines Kunststoff-<br />
Lichtwellenleiters (polymere optische Faser – POF) zu messen und daraus das<br />
KlebPOF-Sensorkonzept zu entwickeln. Ursächlich für das Konzept sind die ähnlichen<br />
mechanischen Eigenschaften (insbesondere der E-Modul) der POF und des<br />
Klebstoffs. Daraus folgt eine durch die Verformung der Klebschicht induzierte<br />
simultane Beanspruchung der POF. Dies hat eine Änderung der optischen<br />
Materialeigenschaften und eine Veränderung der Lichtausbreitung in der POF zur<br />
Folge. Dies kann mittels kostengünstiger optoelektronischer Komponenten detektiert<br />
werden. Der Schwerpunkt der Entwicklung liegt dabei auf einer integralen<br />
Zustandsüberwachung der gesamten Klebung ohne Ortsauflösung zugunsten eines<br />
preiswerten Sensors für den Feldeinsatz.<br />
Abbildung 1: Prinzipdarstellung KlebPOF-Sensorkonzept
Seite 2 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21314N<br />
1.1 Problemstellung und Motivation<br />
Nach DIN EN ISO 9001 und DIN 2304 ist das Kleben ein spezieller Prozess, der eine<br />
gesonderte Normung verlangt. Diese Einstufung basiert unter anderem darauf, dass<br />
sich Klebverbindungen nicht vollständig zerstörungsfrei prüfen lassen. [DIN16, GL15]<br />
Auf dieser Tatsache beruht der Ansatz, Klebungen zu überwachen. Der strukturelle<br />
Zustand kann erfasst und damit einhergehend eine sichere Kraftübertragung<br />
gewährleistet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Lebensdauervorhersage<br />
der Klebung unmöglich ist. Primär beruht dies auf mangelndem Wissen über das<br />
Ermüdungsverhalten von Klebstoffen, insbesondere unter variierenden<br />
Umgebungsbedingungen (Temperatur, Luftfeuchte, UV-Strahlung, etc. vergl.<br />
Abbildung 2). Außerdem haben allgemeine Alterungsprozesse im Klebstoff oder<br />
weitere thermodynamische Effekte, die die Klebstoffeigenschaften beeinflussen, eine<br />
große Auswirkung auf die Lebensdauervorhersage. Diese Unsicherheiten werden bei<br />
der Auslegung von Klebverbindungen mit hohen Abminderungsfaktoren oder stark<br />
konservativen Sicherheitsfaktoren berücksichtigt. [HAB09]<br />
Abbildung 2: Motivation Zustandsüberwachung Klebverbindungen [DIN16, GL15, HAB09]<br />
Diese gesamte Problematik hemmt das Vertrauen in die Betriebssicherheit der<br />
Klebung und damit einhergehend das Vertrauen in die Klebtechnik allgemein<br />
(Roadmap GAK 2015). Durch den Einsatz des KlebPOF-Sensorkonzeptes soll<br />
dauerhaft der Beanspruchungszustand der Klebung detektiert werden. Diese in-Situ-<br />
Informationen können Langzeitbeanspruchungsdaten von Klebungen im Feld<br />
erheben, welche der Wissenslücke – Ermüdungsverhalten von Klebstoffen -<br />
entgegengenwirken. Diese Daten ermöglichen insbesondere eine frühzeitige<br />
Detektion von strukturellen Änderungen/Schädigungen der Klebung (vergl. Abbildung
Seite 3 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21314N<br />
2). Ein solches System der Zustandsstrukturüberwachung (Structural Health<br />
Monitoring – SHM) unterliegt jedoch großen Anforderungen. Je nach angewendeter<br />
Messtechnik beeinflussen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und schwankende<br />
Fertigungsqualität (z.B. Klebschichtdicken, Lufteinschlüsse) das Messergebnis. SHM<br />
ist zwar im Allgemeinen ein wachsendes nationales und internationales<br />
Forschungsfeld [ISF18, HK15, SSG14, WP16 etc.], trotzdem ist noch kein geeignetes<br />
System für industrielle Klebungen entwickelt, welches einen Einsatz im Feld unter<br />
kostenökonomischen Randbedingungen zulässt. Gängige Systeme scheitern meist an<br />
fehlender Robustheit im Applikationsprozess und in der Anwendung oder zu großer<br />
Komplexität und daraus folgender hoher Kostenintensität.<br />
1.2 Zielsetzung<br />
Das Projekt KlebPOF hatte die übergeordnete Zielsetzung, mechanische<br />
Beanspruchungen der Klebschicht zerstörungsfrei durch Integration eines Kunststoff-<br />
Lichtwellenleiters (polymere optische Faser – POF) zu messen und daraus das<br />
KlebPOF-Sensorkonzept zu entwickeln. Hierfür wird ein kostengünstiges<br />
Sensorkonzept aus POF und optoelektronischen Messgeräten entwickelt. Die<br />
mechanische Beanspruchung der Klebung soll damit über die gesamte Nutzungsdauer<br />
erfasst werden. Schädliche Dehnungs- oder Lastspitzen, die die strukturelle Integrität<br />
der Klebung beeinflussen, sollen echtzeitfähig gemessen werden.<br />
1.3 Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit<br />
den Zielen<br />
An der Bearbeitung des Projekts war das Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik<br />
(ISF) der RWTH Aachen University und das Polymer Optical Fiber Application Center<br />
(POF-AC) der Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm beteiligt. Das<br />
Projekt war in mehreren aufeinander aufbauenden Arbeitspakten gegliedert, welche in<br />
Abbildung 3 ersichtlich sind.<br />
Ziel des AP0 war die Koordination des Projektes, der kontinuierliche Wissenstransfer<br />
während der gesamten Projektlaufzeit sowie die Erstellung des Zwischen- und<br />
Abschlussberichtes. Dies wurde durch den regelmäßigen und intensiven Austausch<br />
der beiden Forschungsstellen mit dem projektbegleitenden Ausschuss (PA) sowie<br />
durch die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse erreicht.