DER BIEBRICHER, Nr. 379, Juni 2023
Stadtteilmagazin für Wiesbaden-Biebrich
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Mitbewohner für gemeinsames Wohnen gesucht<br />
Fünf Parteien sind es schon, zehn<br />
sollen es werden: Die Wohnprojektgruppe<br />
„Unser HaBItat“<br />
plant ein gemeinschaftliches<br />
Wohnen in Biebrich. Eine passende<br />
Immobilie wird noch gesucht,<br />
gerne darf es ein leerstehendes<br />
Objekt sein, dezidiert in diesem<br />
Vorort. Nun lud die Gruppe in<br />
die Räume des Quartiersmanagements<br />
Mitte ein, und rund<br />
ein Dutzend Interessierte waren<br />
gekommen, um sich über<br />
die Pläne zu informieren. Die<br />
Gruppe hat 2022 einen Verein<br />
gegründet und ist Mitglied beim<br />
„Mietshäuser-Syndikat“. Das ist<br />
ein bundesweiter Verbund von<br />
rund 200 ähnlichen Initiativen.<br />
Ziel ist, es, Häuser der Immobilienspekulation<br />
zu entziehen<br />
und günstigen, selbstverwalteten<br />
Wohnraum zu schaffen. Mit<br />
dem Hausverein möchte man<br />
ein Haus kaufen und dieses über<br />
Privatkredite finanzieren. Teil<br />
des Miethäuser Syndikat-Konzepts<br />
ist das Aufbringen des Eigenanteils<br />
einer Projektfinanzierung<br />
über Direktkredite. Diese<br />
werden von Interessierten und<br />
Förderern des Projekts als nachrangige<br />
Kredite gewährt. Je höher<br />
der Anteil des Eigenkapitals<br />
an einer Gesamtfinanzierung,<br />
desto niedriger der durch Banken<br />
finanzierte Teil. Dann wird<br />
über die Mietzahlungen das geliehene<br />
Geld zurückgezahlt. Die<br />
Gruppe will also nicht neu bauen,<br />
sondern im Stadtteil eine Bestandsimmobilie<br />
oder zwei bis<br />
drei kleinere Häuser in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft bewohnen.<br />
Dabei haben alle Parteien<br />
ihre eigene Wohnung sowie Gemeinschaftseinrichtungen<br />
wie<br />
etwa Garten mit Spielbereichen,<br />
Werkstatt, Fahrradgaragen, Gemeinschaftsraum<br />
mit Küche.<br />
Organisieren möchte man sich<br />
nach dem Prinzip der „Soziokratie“,<br />
einer speziellen Art partizipativer<br />
Entscheidungsfindung.<br />
Die Gruppe sei keine langjährige<br />
Freundesclique, sagte Adiam<br />
Araia-Karcher: „Wir haben uns<br />
anlässlich des Hausprojektes<br />
erst kennengelernt.“ Aber vor<br />
dem Zusammenziehen sollte<br />
man sich natürlich gut kennen,<br />
und deswegen werden auch<br />
Neulinge einer „Probezeit“<br />
unterzogen – es muss zusammenpassen.<br />
Denn auf Gemeinschaft<br />
wird Wert gelegt. Zwar<br />
soll es abgeschlossene, eigene<br />
Wohnungen geben, doch die gemeinschaftlichen<br />
Räume haben<br />
Vorrang. Niemand werde „verpflichtet“,<br />
beispielsweise immer<br />
gemeinsam zu essen, „aber die<br />
Gemeinschaft soll im Vordergrund<br />
stehen“, sagte Thomas<br />
Becker. Zum Beispiel könne man<br />
sich Dinge wie Waschmaschinen<br />
gemeinsam teilen. Auch einen<br />
gemeinsamen Garten fände die<br />
Gruppe schön.<br />
Die Berufe in der bis jetzt siebenköpfigen<br />
Gruppe sind vielfältig,<br />
vom Archäologen über die<br />
Friseurin, vom Pädagogen bis zur<br />
Museumsangestellten. Ein Kind<br />
und ein Hund sind ebenfalls mit<br />
von der Partie. Dabei sind auch<br />
Barbara Hölschen und Thomas<br />
Becker vom Verein „Biebrich203<br />
gemeinsam.machen“. Das Segment<br />
der Älteren sei bereits<br />
gut vertreten, man sei eher auf<br />
der Suche nach jüngeren Familien,<br />
sagte Araia-Karcher: Aber<br />
das sei nicht in Stein gemeißelt,<br />
jeder und jede, die sich interessieren,<br />
könnten gerne Kontakt<br />
zur Gruppe aufnehmen. Vielfalt<br />
werde auf jeden Fall angestrebt.<br />
Aktive Mitarbeit wird vorausgesetzt:<br />
Alle 14 Tage treffe man<br />
sich online, jeden Monat gibt<br />
es einen Tag, an dem man sich<br />
real trifft. „Da wird schon auch<br />
mal etwas unternommen und<br />
nicht nur für das Projekt gearbeitet“,<br />
sagt Tom Karcher. Auch<br />
eine Wochenendreise habe man<br />
schon unternommen, um sich<br />
immer besser kennenzulernen.<br />
Die bei der Veranstaltung anwesenden<br />
Gäste waren eher der<br />
älteren Generation zuzurechnen<br />
und stellten viele interessierte<br />
Fragen – das Thema „Gemeinschaftliches<br />
Wohnen“ wird offensichtlich<br />
immer wichtiger.<br />
Interessierte sind willkommen<br />
und können sich gerne für ein<br />
erstes Gespräch beim Verein<br />
melden unter hallo@unser-habitat.de.<br />
Weitere Infos im Internet:<br />
www.unser-habitat.de<br />
www.syndikat.org<br />
soziokratiezentrum.de<br />
www.syndikat.org<br />
soziokratiezentrum.de<br />
(art)<br />
Nächste Schlossführung<br />
Der Verschönerungs- und Verkehrsverein<br />
Biebrich (VVB) bietet wieder eine Führung<br />
im Biebricher Schloss an. Die nächste Führung<br />
findet am 6. Juli statt. Treffpunkt ist<br />
um 15 Uhr an der Rotunde (Rundbau) auf<br />
der Schlossparkseite. Eine Voranmeldung<br />
ist nicht erforderlich. Erwachsene zahlen<br />
für die Führung vier Euro, Kinder bis 14 Jahre<br />
sind frei. Informationen zu Gruppenführungen<br />
zu gesondert vereinbarten Zeiten –<br />
auch in englischer Sprache – unter E-Mail:<br />
stern.manfred@hotmail.de.<br />
(red)<br />
6 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / JUNI <strong>2023</strong>