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Editorial

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STRAUMER – Platt zu Gast in Berlin<br />

aktive niederdeutsche Kulturszene sowie über Menschen, die Platt als<br />

Alltagssprache benutzen. Und das Publikum – wahrscheinlich zum<br />

größten Teil in Berlin lebende Landsleute oder extra für die Veranstaltung<br />

angereiste – freute sich mit ihnen. Dr. Reinhard Goltz vom Institut<br />

für Niederdeutsche Sprache freute sich denn auch noch zusammen<br />

mit Moderator Ernst Christ vom NDR, dass immerhin noch 27 %<br />

der Bevölkerung Platt sprechen können.<br />

Thema des Abends war „Plattdüütsch in uns Tied“ und Ziel war es<br />

eben, optimistisch zu zeigen, dass die Sprache auch durch junge Leute<br />

weitergetragen wird. Entsprechend waren die Landessieger im Vorlesewettbewerb<br />

eingeladen, Imke Retzlaff und Jan Tedsen, zwei selbstbewusste<br />

junge Leute. Jan spricht in seiner Familie ohnehin Platt und<br />

ist damit in der Schule ein ziemlicher Exot. Imke möchte durch das<br />

Erlernen der Sprache die Bindung an Familie und Heimat stärken. Die<br />

Schülerin Gyde Jensen schreibt sogar auf Platt. Auch sie wird ermuntert<br />

durch familiären Hintergrund.<br />

Bei der jungen Sängerin, der Schülerin Claudia Piehl ist es wohl eher<br />

die Lehrerin, Katrin Paasch, die sie motiviert, Pop auf Platt zu singen.<br />

Die Auftritte sind Augenweide und Ohrenschmaus, doch will die junge<br />

Dame nach der Schule Musical studieren (sie wurde in diesem Fach<br />

Bundessiegerin bei dem Wettbewerb „Jugend musiziert“ ) und weniger<br />

die plattdeutsche Sprache lernen.<br />

Ganz anders geht es Yared Dibaba, der Plattdeutsch als eine von acht<br />

Sprachen spricht und damit für den NDR um die Welt reist, um Platt-<br />

Sprecher zu interviewen. Unterhaltsam berichtete er von seiner Arbeit.<br />

Platt spricht und singt auch Jan Graf, nicht mehr ganz so jung (aber im<br />

Plattdeutschen zählt man ja bekanntlich noch mit über 40 zu den jungen<br />

Autoren), dennoch als Sänger und Verleger aus Schleswig-Holstein<br />

dabei.<br />

Ein unterhaltsamer, optimistischer plattdeutscher Abend, ohne Zweifel.<br />

Aber als ich der Enge des Raums entflohen und ihm aufs Dach<br />

gestiegen bin und mit einem Glas Wein in der einen und einer Frikadelle<br />

in der anderen Hand durch die Glaswände nach allen Seiten<br />

wieder Weitblick bekomme, auch das angestrahlte Brandenburger Tor<br />

von der Seite sehe, kommen mir doch Zweifel: Was soll junge Leute<br />

ohne familiären plattdeutschen Hintergrund dazu bewegen, Platt zu<br />

34<br />

Quickborn408-1.Korr. 34<br />

22.12.2008, 11:35 Uhr

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