4_2023 Leseprobe
Ausgabe 4_2023 des BIOGAS Journals, herausgegeben vom Fachverband Biogas e.V.
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INTERNATIONAL<br />
BIOGAS JOURNAL | 4_<strong>2023</strong><br />
Brutzelnde Erträge: Biogas<br />
versorgt die Firmenküche<br />
von Capotlan.<br />
Die Schweinefarm in Oaxaca produziert mit Gülle erstmals Biogas.<br />
Die Agaven müssen vor der<br />
Mezcalproduktion erhitzt, gehackt<br />
und zermahlen werden.<br />
im Frühjahr trocken. Die Regenzeit beginnt erst im<br />
Frühsommer. Die Siedlungen in Richtung der Hauptstadt<br />
Oaxaca mit ihren 700.000 Einwohnern sind<br />
von Autowerkstätten gesäumt und von vielen kleinen<br />
Straßenrestaurants, die Tacos, Fleisch und scharfe<br />
Soßen anbieten, erhitzt oftmals mit Feuerholz. Der<br />
Qualm des Holzes steht wie eine Säule in der Luft.<br />
Biogas kann für Feuerholz zu einer Alternative werden,<br />
zumindest an den Orten, wo ausreichend Reststoffe<br />
anfallen. So wie in der Destillerie „Capotlan“,<br />
die Zelaya nun erreicht hat. Sie will ihr Image als<br />
nachhaltiger Produzent aufpolieren, etwa gegenüber<br />
den Touristen aus den USA und Europa, die täglich<br />
zu einer Mezcal-Verkostung vorbeikommen. Das Unternehmen<br />
setzt auch auf Solarstrom. Auf dem Dach<br />
arbeitet eine 220 Kilowatt starke PV-Anlage, deren<br />
Strom in den Produktionsprozess einfließt.<br />
Gasmotor für Agavenmühle<br />
Der Biogas-Sack im Hinterhof ist prall gefüllt. Er fasst<br />
rund 5 m³ Gas und 10 m³ Flüssigkeit. Noch muss<br />
wertvolle Energie in die Umgebungsluft abgegeben<br />
werden, denn Capotlan nutzt das Gas nicht. Das soll<br />
sich in Kürze ändern wie Zelaya ad hoc mit der Unterstützung<br />
zweier Mitarbeiterinnen von Capotlan<br />
demonstriert: Thania Zarate, verantwortlich für Marketing<br />
und erneuerbare Energien, sowie Yolanda Santiago,<br />
die ein Aufforstungsprogramm leitet.<br />
Er öffnet das Ventil am großen Biogasbeutel und lässt<br />
über ein flexibles Rohr Biogas bis zu einem Anschluss<br />
in der nebenan liegenden Firmenküche leiten. Dort<br />
wird oft noch mit Feuerholz gekocht. Heute nicht:<br />
Zelaya zündet das Gas und schnappt sich eine Pfanne.<br />
Die Köchin reicht das Öl. Kurz darauf brutzeln<br />
zwei Spiegeleier im Pflanzenfett. Die Küche ist nicht<br />
der einzige potenzielle Einsatzort. Denn bei der Verarbeitung<br />
der Agaven ist eine Mühle beteiligt, die<br />
aktuell von einem Elektromotor angetrieben wird.<br />
Künftig sei der Einsatz eines Gasmotors denkbar, der<br />
das eigene Biogas nutzt, sagt Produktionsleiter Pablo<br />
Ramos.<br />
„Vorreiter wie Capotlan sind wichtig, damit sich Biogas<br />
in der Branche durchsetzen kann“, sagt Zelaya.<br />
Denn eine staatliche Förderung gibt es nicht. Die Unternehmen<br />
müssen die Investition in Höhe von 2.000<br />
bis 3.000 Euro aus dem eigenen Geschäft refinanzieren.<br />
Das scheuen aber viele der überwiegend kleinen<br />
Mezcal-Produzenten.<br />
Deshalb hat sich Zelaya nach einer anderen Branche<br />
umgesehen, die ebenfalls sehr viele Reststoffe zu<br />
bieten hat: Oaxacas Rinder- und Schweinebetriebe.<br />
Unweit der Agaven-Destillerie liegt einer der beiden<br />
Betriebe, die er bisher für Biogas hat gewinnen können.<br />
Direkt neben dem Schweinestall, aus dem lautes<br />
Grunzen schallt, liegt einer von Zelayas gut gefüllten<br />
weißen Biogas-Säcken. Vorgelagert ist ein abgedecktes<br />
Becken, in dem der Schweinemist lagert.<br />
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