4_2023 Leseprobe
Ausgabe 4_2023 des BIOGAS Journals, herausgegeben vom Fachverband Biogas e.V.
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AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 4_<strong>2023</strong><br />
7. BAYERISCHE BIOGASFACHTAGUNG<br />
Stroh, Kleegras und Landschaftspflegematerial<br />
vergären plus Humusaufbau –<br />
Biogasanlagen können was!<br />
Ende März fand in Präsenz in Straubing bei C.A.R.M.E.N. und online die Biogasfachtagung<br />
statt. Einen ganzen Tag lang referierten Fachleute über die Nutzung alternativer Inputstoffe<br />
für die Biogasproduktion, deren Vorträge rege diskutiert wurden. Es wurde deutlich, dass<br />
viele verschiedene Gärsubstrate jenseits von Silomais erfolgreich vergoren werden können.<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Thomas Balling<br />
Anlagenbetreiber Thomas Balling von der<br />
Granott Gas GmbH aus Thüringen berichtete<br />
über seine Erfahrungen mit der<br />
sogenannten Turbomaische zur Vorbehandlung<br />
von Stroh und Mist. „In der Europäischen<br />
Union soll die Biogasproduktion bis 2030<br />
verdoppelt werden. Aber nicht auf die Art und Weise<br />
wie es bisher in Deutschland geschieht. Die EU-Politiker<br />
wollen keine Anbaubiomasse in Form von Mais<br />
oder Getreide-Ganzpflanzensilage. Sie präferieren<br />
die Reststoffnutzung. Ja, Stroh und Mist sind energiereich,<br />
aber es ist schwer, die Energie, die darin<br />
enthalten ist, zu nutzen. Stroh und Mist brauchen vor<br />
der Fermentation auf jeden Fall eine Vorbehandlung.<br />
Sonst kommt es zu massiven Störungen im Gärprozess“,<br />
eröffnete Balling seinen Vortrag.<br />
Bevor er zur Turbomaische gekommen ist, hat er<br />
schon technisch einiges ausprobiert, wie zum Beispiel<br />
Querstromzerspaner, Hammermühlen, Schredder,<br />
Natronlauge, Pelletierung und Enzymeinsatz.<br />
Viele Erfahrungen hat er durch eigenes Ausprobieren<br />
gesammelt, zudem hat er sich Wissen aus wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen angelesen. Dabei<br />
hat er festgestellt: „Je mehr Arbeit wir reingesteckt<br />
haben, desto mehr Energie ist rausgekommen<br />
und umso schlechter wurde die<br />
Wirtschaftlichkeit.“<br />
Er begründete dies mit folgendem Vergleich: Eine<br />
Tonne Stroh auf dem Feld im eigenen Betrieb koste<br />
zwar nichts, aber die Ernte- und Bergekosten würden<br />
sich auf 30 bis 35 Euro pro Tonne belaufen. Die<br />
Strohaufbereitung an der Biogasanlage schlage mit<br />
weiteren 5 Euro pro Tonne zu Buche. Eine Tonne<br />
Stroh ersetze 1,5 Tonnen Maissilage. „Je mehr wir<br />
daran machen, umso höher ist der Gasertrag. Aber<br />
wir kommen auf maximal 2 bis 2,5 Tonnen Mais, den<br />
wir ersetzen können, unter optimalen Bedingungen.<br />
Wenn wir aber pelletieren, dann steigen die Kosten<br />
auf 100 bis 120 Euro pro Tonne an. Nehmen wir den<br />
aktuellen Maispreis von 40 Euro pro Tonne mal 2,5,<br />
dann ist der Mais preiswerter“, rechnete Balling.<br />
In der Turbomaische könne Weizenstroh und Mist sehr<br />
gut vorbehandelt werden. Hähnchenmist sei möglich,<br />
aber nicht unbedingt vernünftig. Landschaftspflegematerial<br />
lasse sich auch gut einsetzen. Er hat auch<br />
schon Maischen angesetzt bestehend aus Silomais<br />
und Getreide-Ganzpflanzensilage. Er ist aber eher<br />
dafür, schwer vergärbare Substrate einzusetzen, weil<br />
die Effekte da höher sind.<br />
Hochbehälter mit Zentralrührwerk<br />
Seine Turbomaische sei im Grunde die erste professionell<br />
entwickelte ihrer Art. Der runde Behälter hat<br />
einen Durchmesser von 6 Metern und eine Höhe von<br />
7 Metern. Der Behälter verfügt über ein oben mittig<br />
aufgehängtes Zentralrührwerk. Neben dem Behälter<br />
befindet sich ein Technik-Container mit der Steuerung.<br />
Das in die Turbomaische eingebrachte Material<br />
neigt zum Aufschwimmen. Das Zentralrührwerk sorgt<br />
dafür, dass das Substrat nach unten gedrückt wird.<br />
Unten im Behälter sind sogenannte Belüfterkerzen<br />
angeordnet, über die Luft intervallmäßig immer<br />
wieder feinporig verteilt wird. Die Luft durchströmt<br />
den gesamten Behälter von unten nach oben und<br />
durchmischt dabei das Substrat. Es werden immer<br />
5 Kubikmeter (m³) Substrat eingebracht und wie-<br />
SCREENSHOTS: MARTIN BENSMANN<br />
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