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SUMO #24

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Tattoo als<br />

Marketing<br />

Werbung die unter die Haut geht<br />

<strong>SUMO</strong><br />

1


2 <strong>SUMO</strong>


Inhalt Ausgabe<br />

WS2014/15<br />

05 Crowdfunding<br />

Problemlösungskonzepte der anderen Art<br />

08 Neue Social Media Plattform<br />

ello.co - eine Facebook Alternative<br />

10 Mediendruck auf Entscheidung<br />

Marketinginstrument oder Eingriff in<br />

die Privatsphäre?<br />

12 Non lineares TV<br />

Verlockende Falle<br />

14 In Game Advertising<br />

„As your Game loads please watch this ad“<br />

16 Tattoo als Marketing<br />

Werbung die unter die Haut geht<br />

19 Die Zukunft des Fernsehens ist deine!<br />

20 Fremdschämen<br />

Niveaulosigkeit in der Abendunterhaltung<br />

22 Ukraine-Konfikt<br />

Medien als „inoffizielle“ Waffe im Krieg<br />

24 „Die Tagespresse“<br />

Eine Satire auf den Journalismus<br />

26 Kinderradios<br />

Stieftöchter der Medienlandschaft<br />

28 Interviews<br />

3 Musiker im Gespräch<br />

30 Infotainment<br />

Wenn Information zur Unterhaltung wird<br />

32 Sportliche Helden<br />

Das Zeitalter der Actioncams<br />

Editorial<br />

Fun, Fun, Fun! Das – aber<br />

auf seriöse Weise – erwartet dich<br />

in diesem <strong>SUMO</strong>-Spezial. Ob im<br />

klassischen Fernsehen, über Video-on-<br />

Demand oder auch in Kinderradios:<br />

Unterhaltung treibt Medienkonsumenten<br />

wie -produzenten an – und<br />

das Geldbörserl ins Minus? Diesem<br />

grassierendem Phänomen hat sich<br />

für dich die auch sonst unterhaltsame<br />

<strong>SUMO</strong>-Redaktion im Rahmen eines<br />

breiten Spektrums gewidmet: von<br />

schon traditionellen Medienformaten<br />

bis zu weniger bekannten. Oder<br />

hast du schon mal von Tattoos als<br />

bezahlte Werbemaßnahme gehört,<br />

oder von McDonald´s in Sportgames?<br />

Wie bei <strong>SUMO</strong> gewohnt, geht es um<br />

eine kritische Durchleuchtung dieser<br />

vermeintlichen Harmlosigkeiten.<br />

Wenn sich niederösterreichische<br />

Testosteronbuben zum Deppen<br />

machen und alle darüber lachen, wenn<br />

Japanerinnen sich eine Sportartikelmarke<br />

auf den Schenkel tätowieren<br />

lassen oder die kritische Meinung in<br />

Kriegskonflikten unterdrückt wird,<br />

wird das Grinsen schal…<br />

Dennoch: Unterhaltung wünscht<br />

euch auch diese Medium – und willst<br />

du dich mit <strong>SUMO</strong> unterhalten, dann<br />

gib uns einen Daumen hoch :).<br />

www.facebook.com/sumomag<br />

Alina Staudner<br />

<strong>SUMO</strong><br />

3


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4 <strong>SUMO</strong><br />

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Crowdfunding


Crowdfunding<br />

Man sieht an dem Unterschied, dass<br />

Crowdfunding in Deutschland noch in<br />

den Kinderschuhen steckt – die Wachstumsraten<br />

sind aber auch hier gegeben.<br />

K: Womit hängt die fehlende<br />

Akzeptanz für Crowdfunding in<br />

Europa zusammen?<br />

J: Man braucht immer eine kritische<br />

Masse, damit ein Projekt erfolgreich<br />

wird. Gerade bei technologiebasierten<br />

Projekten, bei denen es um 100.000 €<br />

oder mehr geht, muss man eine gewisse<br />

Masse an Leuten erreichen, die bereit<br />

sind, so etwas zu finanzieren. Das ist<br />

bei uns bis jetzt so noch nicht gegeben.<br />

Inzwischen wurden teilweise auch hier<br />

schon solche Summen finanziert. In<br />

den USA ist es Standard.<br />

K: Siehst du Unterschiede zwischen<br />

Projekten aus den Staaten und<br />

hierzulande?<br />

J: Es gibt schon Unterschiede.<br />

Auf Kickstarter sind sie innovativer.<br />

Nehmen wir „Oculus Rift“ als Beispiel.<br />

(Eine Virtual Reality-Brille mit<br />

integrierten Bewegungssensoren und<br />

stereoskopischem 3D-Bild ermöglicht<br />

ein 360°-Erlebnis. Die Alternative zum<br />

herkömmlichen Bildschirm kann für<br />

Spiele genauso wie für Filme genutzt<br />

werden. Am 25. März 2014 übernahm<br />

Facebook das Unternehmen für<br />

insgesamt zwei Milliarden Euro. Anm.<br />

d. R.) Die haben innerhalb von 30 Tagen<br />

über 2 Millionen eingenommen. Das<br />

fördert die Kreativität von Leuten, wenn<br />

Sie merken: O.k., wir können auch ein<br />

größeres Projekt über Crowdfunding<br />

stemmen. Diese Summen gibt es bei uns<br />

noch nicht.<br />

K: Zurück zu deinem Onlineshop,<br />

dem Starterstore. Hast du unter euren<br />

Produkten auch einen Favoriten?<br />

J: „Topseller“, und mein persönlicher<br />

Favorit ist das „Ridge 2.0“ – eine<br />

neue Art von Geldbörse, die reduziert<br />

alles aufs Geringste, so dass sie in die<br />

vordere Hosentasche passt. Das Ding<br />

ist auch noch aus Karbon, also richtig<br />

schick.<br />

K: Front Pocket Wallets scheinen<br />

auf Crowdfundingplattformen sehr<br />

beliebt zu sein. Woher kommt der<br />

Trend?<br />

J: Der wurde irgendwann auf<br />

Kickstarter ausgelöst. Einer hat<br />

vorgelegt und gemeint, er macht die<br />

beste Geldbörse – das hat sich dann<br />

gesteigert. Schon sind andere auf den<br />

Zug aufgesprungen, haben versucht<br />

eine bessere Geldbörse zu machen<br />

und so ist ein regelrechter Wettbewerb<br />

daraus entstanden.<br />

K: Was sind eure Kriterien bei der<br />

Auswahl der Produkte?<br />

J: Es muss irgendeine Art von<br />

alltagsrelevanten Problemen lösen.<br />

Im Falle des Front Pocket Wallet zum<br />

Man braucht immer eine kritische<br />

Masse, damit ein Projekt erfolgreich<br />

wird.<br />

STARTERSTORE<br />

6 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


Beispiel, dass ich nicht die ganze Zeit<br />

auf einer Geldbörse sitze und Rückenschmerzen<br />

bekomme. Wir wollen den<br />

Leuten etwas qualitativ Außergewöhnliches<br />

anbieten.<br />

K: Welche Produkte haben es<br />

bei euch noch nicht ins Sortiment<br />

geschafft?<br />

J: 3D-Drucker zum Beispiel.<br />

Damit kann man sich bequem vom<br />

Schreibtisch aus alles ausdrucken.<br />

Kommt voraussichtlich ab nächstem<br />

Jahr. Der ist schon teurer, da liegen wir<br />

bei ca. 2000 €. Was wir ab nächstem<br />

Jahr auch haben werden, ist das erste<br />

„Hendo Hoverboard“. Wer den Film<br />

„Zurück in die Zukunft“ kennt, erinnert<br />

sich. Es ist das erste Hoverboard,<br />

das richtig funktioniert! Momentan<br />

kann man bei uns das Developerkit<br />

für ca. 250 € vorbestellen. Damit<br />

kann man selber experimentieren<br />

und mit der gleichen Technologie<br />

die Dinge zum Schweben bringen.<br />

K: Wie habt ihr bis jetzt auf euch<br />

aufmerksam gemacht?<br />

J: Wir machen sehr viel Social<br />

Media-Marketing. Das passt ideal<br />

zum Store. Via „Facebook“ können<br />

wir wunderbar kommunizieren: Wir<br />

haben einen Problemlöser für euch.<br />

Das sehen die Leute gerne und so<br />

sind wir im Gegenzug recht zufrieden<br />

damit. Besser als Google AdWords<br />

und günstiger auch! Man erreicht die<br />

richtige Zielgruppe besser. Der einzige<br />

Nachteil auf „Facebook“: Die ändern<br />

die Regeln, Marketingmechanismen<br />

oder Algorithmen ziemlich schnell.<br />

Man muss immer dabei bleiben, aber<br />

wenn man kontinuierlich über die<br />

Updates Bescheid weiß, kann man über<br />

Social Media-Marketing viel erreichen.<br />

Natürlich darf die Anzeige für die<br />

Benutzer nicht ganz so plump sein,<br />

sondern einen Mehrwert schaffen,<br />

also relevanten Content liefern.<br />

80% unseres Budgets sind ins<br />

Marketing geflossen.<br />

K: 2013 hast du Starterstore<br />

zusammen mit Thorsten Fleckenstein<br />

gegründet. Wie sieht Starterstore<br />

heute aus?<br />

J: Wir sind immer noch ein<br />

Start-Up. Wir haben ein Büro<br />

angemietet, das gleichzeitig auch unser<br />

Lager ist. Wir haben ein paar Teilzeitbeschäftige,<br />

die Logistik und Versand<br />

übernehmen. Das steckt alles noch in<br />

der Anfangsphase, aber wir wachsen.<br />

K: Habt ihr auch vor, auf dem<br />

österreichischen Markt aufzutreten?<br />

J: Ja, wir sind gerade dabei. Der<br />

Versand steht schon soweit, jetzt muss nur<br />

noch die Website freigeschaltet werden.<br />

K: Ihr betreibt einen Blog, in dem ihr<br />

Produkte und Produzenten vorstellt.<br />

Wie kam die Idee zum Bloggen?<br />

J: Die stammt noch aus unserem<br />

ersten Unternehmen. Da ging es ums<br />

Marketing zwischen Unternehmen,<br />

also um Investitionsgüter. Wir haben<br />

2006 angefangen, QR-Codes für<br />

Marketing anzubieten. Wir haben<br />

viel mit dem Blog gearbeitet, um über<br />

aktuelle Kampagnen zu berichten.<br />

Das haben wir übertragen. Wir testen<br />

Produkte, berichten und geben eine<br />

Empfehlung.<br />

K: Hast du abschließend noch<br />

einen Tipp für junge Menschen mit<br />

Gründungphantasien?<br />

J: Das Wichtigste zu Beginn ist der<br />

Businessplan! Nicht unbedingt um mit<br />

diesem zur Bank zu gehen, sondern um<br />

selbst einen Plan zu haben: Wie ist die<br />

strategische Ausrichtung des Unternehmens?<br />

Wo soll ich hin und wie<br />

komme ich dahin? Es kann auch etwas<br />

Kleines sein. Hauptsache ist, man sieht<br />

etwas und kann abschätzen, ob das<br />

Ding funktioniert.<br />

Niklas Kuhagen<br />

<strong>SUMO</strong><br />

7


Neue Social Media Plattform<br />

„ello.co“ –<br />

eine Facebook-Alternative<br />

Immer mehr Menschen kehren dem etablierten Sozialen Netzwerk Facebook den<br />

Rücken – zumindest, was ihre Aktivität im Netzwerk betrifft.<br />

Laut aktuellem „Social Media<br />

Atlas“ füllen nur noch 38% der<br />

User in Deutschland die Site aktiv<br />

mit Inhalten, 2012 waren es 58%. In<br />

den USA meldeten sich anno 2013<br />

etwa sechs Millionen Nutzer ab.<br />

Die Datenschutzrichtlinien und der<br />

Privatsphärenverlust sind nur zwei von<br />

vielen Gründen für einen Ausstieg.<br />

Der Hype um die 2004 gestartete<br />

Seite ist längst Geschichte, seit langem<br />

sind schon andere Netzwerke, die in<br />

den Augen vieler Nutzer besser sind,<br />

aufgetaucht. Gerade in der Kernzielgruppe<br />

der Jugendlichen macht sich<br />

ein Negativtrend in der „Facebook“-<br />

Nutzung bemerkbar, viele weichen etwa<br />

auf – die von ihren Eltern noch nicht so<br />

häufig verwendete – „WhatsApp „aus.<br />

Die Vorbehalte gegenüber den Werbeund<br />

Datensammelaktivitäten anderer<br />

Netzwerke möchte sich ein neuer<br />

Player zunutze machen.<br />

„You are not a product“<br />

Eine Alternative bietet das Social<br />

Network „ello.co“, welches im März<br />

2014 in den USA von sieben Künstlern<br />

und Programmierern gegründet<br />

wurde. „You are not a product“, heißt es<br />

in deren Manifest: „Ello“ verzichtet auf<br />

Werbung – auch in der Zukunft; Ello ist<br />

kostenlos – und werde dies auch bleiben;<br />

„Ello“ legt großen Wert auf Datenschutz<br />

und Transparenz – alles nur<br />

Versprechen? Gerade diese aber verleiten<br />

immer mehr Menschen zum Umstieg.<br />

Ganz so einfach gelangt man aber<br />

nicht zur Anmeldung. Ursprünglich<br />

war das Netzwerk für etwa 100 Freunde<br />

und Bekannte der Macher gedacht, die<br />

Nachfrage stieg allerdings und so wurde<br />

es auch für andere geöffnet. Man<br />

kann sich bei ello nicht sofort registrieren,<br />

es bedarf einer sogenannten<br />

„Invitation“ eines Freundes, der bereits<br />

registriert ist, oder man lässt sich auf<br />

eine Warteliste setzen. Die Registrierung<br />

selbst lässt sich dann relativ<br />

rasch und einfach abwickeln, man<br />

gibt seine Mail-Adresse an, wählt<br />

einen Benutzernamen – während bei<br />

„Facebook“ offensichtliche Fake-Accounts<br />

nicht akzeptiert werden – und<br />

ein Passwort.<br />

„Say Ello…“<br />

Das Netzwerk befindet sich derzeit<br />

noch in der Beta-Version, jedoch<br />

kommen laufend neue Features und<br />

Aktionsmöglichkeiten hinzu. Das<br />

Design ist sehr schlicht in Schwarz<br />

und Weiß gehalten, wirkt aber<br />

trotzdem modern. Eine für Facebookaffine<br />

User neue Funktion bei ello ist<br />

die Unterteilung des Newsstreams<br />

in „Friends“ und „Noise“. In den<br />

Friends-Stream kommen die als<br />

relevant Erachteten, deren Updates<br />

man immer am Schirm haben möchte,<br />

der Noise-Stream ist für alle anderen<br />

gedacht. Gefüttert werden die Streams<br />

aber nicht durch Algorithmen,<br />

sondern vom User persönlich.<br />

SCREENSHOT LENA HOLZINGER, WIKIMEDIA COMMONS<br />

8 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


Der Minimalismus, der ello<br />

zu Grunde liegt, macht sich nach<br />

wenigen Minuten auf der Site<br />

bemerkbar: Man kann keine Privatnachrichten<br />

versenden oder Videos<br />

und Instagram-Bilder einbinden. Die<br />

Entwickler sind sich dessen bewusst<br />

und versprechen, die Seite laufend<br />

mit neuen Funktionen zu bereichern.<br />

Mit solch zusätzlichen Funktionen<br />

will sich das Netzwerk in naher<br />

Zukunft finanzieren. Es werde Updates<br />

geben, die die User mit einem kleinen<br />

Betrag erwerben können. Somit<br />

erhält man dann sogenannte „Premium-Funktionen“,<br />

zu denen die Macher<br />

aber noch keine genaueren Angaben<br />

machen. Die Grundfunktionen<br />

bleiben aber weiterhin kostenlos.<br />

Fotos können per drag & drop<br />

unkompliziert hochgeladen werden,<br />

Posts bearbeitet oder auch wieder<br />

gelöscht werden. Hier kommt die<br />

sogenannte „Omnibar“ zum Zug, die<br />

es ermöglicht, Wörter auch fett und<br />

kursiv zu schreiben oder mit Links zu<br />

hinterlegen. Außerdem sieht man, wie<br />

viele Leute ein Posting gesehen haben<br />

und welche Kommentare es dazu<br />

gibt. Eine Zeichenbegrenzung wie bei<br />

Twitter oder Klarnamenpflicht gibt es<br />

hier keine.<br />

In den kommenden Monaten wird<br />

sich zeigen, ob es „ello“ mit den ganz<br />

Großen aufnehmen kann, oder wieder<br />

in der Versenkung verschwindet wie<br />

andere euphorische gestartete Projekte.<br />

User, die ein schlichtes, aufgeräumtes<br />

Design bevorzugen und genug vom<br />

kleinen blauen f und dessen Werbedominanz<br />

haben, sind bei „ello“ jedenfalls<br />

genau richtig.<br />

„We believe a social network can be a<br />

tool for empowerment. Not a tool to<br />

deceive, coerce and manipulate — but<br />

a place to connect, create and celebrate<br />

life.“ (ello.co)<br />

Vom Lohn bLeibt immer weniger.<br />

Lena Holzinger<br />

rechnen Sie sich aus,<br />

was ihnen unser<br />

Steuermodell bringt:<br />

mehrnetto.arbeiterkammer.at<br />

Die belastungen werden immer höher –<br />

warum sollen immer wir Arbeitnehmer<br />

alles finanzieren? wir fordern:<br />

<strong>SUMO</strong><br />

9


Mediendruck auf Entscheidung<br />

Mediendruck auf<br />

Entscheider:<br />

Marketinginstrument oder<br />

Eingriff in die Privatsphäre?<br />

Im Oktober 2014 machte Apple-CEO Tim Cook seine Homosexualität offiziell –<br />

souverän und originell. Das Coming-Out eines der mächtigsten Männer in der<br />

US-Businesswelt gibt den Anlass, den Druck der Medien auf Geschäftsführer<br />

und Vorstände zu hinterfragen.<br />

Über das renommierte<br />

US-Magazin „Bloomberg<br />

Businessweek“ wurde im Rahmen eines<br />

von Cook selbst verfassten Artikels<br />

dessen sexuelle Orientierung publik.<br />

In (vermeintlich) immer liberaler und<br />

toleranter werdenden Gesellschaften<br />

sollte eine solche Nachricht nicht mehr<br />

allzu viel Reaktionen nach sich ziehen,<br />

doch das ist bis heute nicht der Fall.<br />

Die Meinungen in den USA waren<br />

zu großen Teilen positiv, sogar streng<br />

Konservative reagierten – anders als<br />

sonst – harmlos. Wirft man jedoch<br />

einen Blick auf die zweitgrößte Stadt<br />

Russlands, St. Petersburg, will man<br />

seinen eigenen Augen nicht trauen:<br />

Kurz nach dem Coming-Out wurde<br />

ein Denkmal für Apple-Gründer und<br />

Tim Cook´s Vorgänger Steve Jobs<br />

abgerissen, aufgrund von „Propaganda<br />

für Homosexualität“, wie es die<br />

russische Firmengruppe ZEFS nannte.<br />

Die erste persönliche Stellungnahme,<br />

die Cook abgab, hatte es in sich –<br />

mehr oder weniger: Ein knappes<br />

„Yep, I´m gay!“ ließ er über „Twitter“<br />

verlauten. Nun kann und sollte man<br />

sich die Fragen stellen, inwiefern dieses<br />

Coming-Out PR-Zwecken oder der<br />

Selbstentfaltung diente.<br />

Persönliche Eigenschaften:<br />

positive Vermarktung<br />

versus negative PR<br />

Andauernde Berichterstattungen<br />

üben Druck auf die Cooks und<br />

Zuckerbergs dieser Welt aus. Es gibt<br />

aber verschiedene Ansätze, wie man<br />

als „Betroffener“ damit umgehen<br />

kann. Entweder zieht man sich zurück<br />

und versucht, soviel Privatsphäre<br />

wie möglich zu erhalten, oder man<br />

stellt sich selbst ins Rampenlicht und<br />

präsentiert sich als „Testimonial“ für<br />

sein eigenes Unternehmen.<br />

Elon Musk, CEO von Tesla,<br />

Vorreiter auf dem Automobilmarkt<br />

THENYPOST.FILES.WORDPRESS.COM; I.YTIMG.COM<br />

10 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


und nicht zuletzt Gründer von SpaceX,<br />

einem privaten und von der NASA<br />

unterstützten Raumfahrtprogramm,<br />

nutzt diese Testimonial-Funktion<br />

extrem zu seinem Vorteil aus. Ihm<br />

spielt dabei eine allgegenwärtige<br />

Medienpräsenz perfekt in die Karten<br />

– egal ob privat oder bei Business-Präsentationen.<br />

So wurden alle drei seiner<br />

Scheidungen – zwei mal trennte er sich<br />

von der gleichen Frau – in öffentliche<br />

Schlammschlachten verwandelt, wie<br />

die „Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

„berichtete. In seinem Fall stimmt<br />

wohl das altbekannte Sprichwort: Es<br />

gibt keine negative PR. Die mediale<br />

Allgegenwärtigkeit lässt ihm für seine<br />

Innovationen extrem viel Aufmerksamkeit<br />

zu kommen.<br />

Musk´s neuestes Projekt befasst<br />

sich mit Güter- bzw. Personenverkehr.<br />

Techniker und Ingenieure von SpaceX<br />

und Tesla arbeiten daran, eine elektronisch<br />

betriebene Hochgeschwindigkeitsbahn<br />

zu entwickeln, die pro „Transportkapsel“<br />

28 Personen transportieren<br />

soll. Die wirtschaftlich potentiell<br />

profitable Innovation daran ist, dass<br />

diese Bahn eine Strecke von 600km<br />

in etwa 35 Minuten zurücklegen soll.<br />

Reisegeschwindigkeiten von ca. 1.200<br />

km/h werden Musk zufolge möglich<br />

sein. „Hyperloop“, wie das Projekt<br />

genannt wird, könnte jedoch nicht<br />

nur den Transportmitteln auf dem<br />

Gleis zur Konkurrenz werden, sondern<br />

auch dem Flugverkehr, zumindest auf<br />

Strecken von bis zu 1.500 Kilometern.<br />

All dies verkündete der exzentrische<br />

Innovator bei der Vorstellung dieses<br />

Projekts – auf seine ganz eigene Art<br />

und Weise: polarisierend. Dass bereits<br />

eine „herkömmliche“ Schnellbahn<br />

in der Region um Silicon Valley, dem<br />

wahrscheinlich Innovationsmittelpunkt<br />

der Welt, geplant ist, nahm<br />

er zum Anlass, das Rampenlicht im<br />

August 2014 ein weiteres Mal zu<br />

nützen. Er könne nicht verstehen,<br />

warum gerade in Silicon Valley ein<br />

Schnellzugsystem angeschafft werde,<br />

dass „sowohl eines der teuersten und<br />

eines der langsamsten in der Welt“<br />

sei, laut der Tageszeitung „Die Welt“.<br />

Hyperloop soll seinen Angaben zufolge<br />

um 1,5 Milliarden Dollar weniger<br />

kosten, also „nur“ knapp unter 6<br />

Milliarden Dollar.<br />

Obwohl der gebürtige Südafrikaner<br />

in Europa und speziell in Österreich<br />

nicht die Popularität genießt, die ihm<br />

in den USA entgegenkommt, ist er<br />

das Paradebeispiel dafür, wie man mit<br />

Mediendruck umgeht. Sein Imperium<br />

profiliert sich über ihn mehr als das<br />

umgekehrt der Fall ist – eine Seltenheit.<br />

Mark Zuckerberg, Social Media-<br />

Pionier und „Facebook“-Gründer,<br />

ist das genaue Gegenteil. Er führt das<br />

Unternehmen nicht an der Front,<br />

sondern im Hintergrund – und das gilt<br />

auch für sein Privatleben. Meldungen<br />

über seine Person außerhalb des<br />

Imperiums sind eine Rarität.<br />

Schwarz/Weiß oder doch<br />

der Mittelweg?<br />

Was ist besser: Druck oder<br />

Privatsphäre? Rampenlicht oder<br />

Hintergrund? Die Antwort darauf<br />

ist genau so einfach wie kompliziert:<br />

Es kommt darauf an. Und zwar auf<br />

das Unternehmen, das Umfeld – und<br />

auf den Menschen. Entscheidet man<br />

sich für das Rampenlicht, ist der Grat<br />

zwischen Unglaubwürdigkeit und<br />

„Mediengeilheit“ ein schmaler. Elon<br />

Musk ist das Paradebeispiel, da er<br />

es geschafft hat, den Mediendruck<br />

effektiv für sich und seine Interessen<br />

einzusetzen. Immer wieder spielt er<br />

seine Persönlichkeit bewusst herunter,<br />

so in der Süddeutschen Zeitung: „Ich<br />

bin kein Pop-Star und ich will auch<br />

keiner sein. Ich bin Ingenieur, und ob<br />

Sie es glauben oder nicht, es ist für<br />

mich gar nicht so einfach, so vor den<br />

Leuten zu stehen und zu sprechen.“<br />

Diese Aussage tätigte er nur einige<br />

Momente, nachdem er seine Konkurrenten<br />

in der Automobilindustrie<br />

wegen ihrer irreführenden Werbungen<br />

durch den Kakao gezogen hatte. Musk<br />

versucht also durchaus, Bescheidenheit<br />

und gleichzeitig Selbstbewusstsein bis<br />

hin zu Arroganz zu versinnbildlichen<br />

– mit großem Erfolg.<br />

Übertragbar auf öffentliche<br />

Auftritte ist dieser Weg nicht. Trotzdem<br />

gibt es Ansätze, an denen man sich<br />

orientieren kann - und nimmt man<br />

Elon Musk einmal unter die Lupe, wird<br />

einem klar, dass er den wohl besten<br />

Ansatz liefert. In einer so umkämpften<br />

Branche wie der Autoindustrie, wo es<br />

vor Neuerungen und „concept cars“<br />

nur so wimmelt, kann ein polarisierender<br />

CEO, wie Musk es zweifelsfrei<br />

ist, den Unterschied machen.<br />

Lorenz Knauseder<br />

<strong>SUMO</strong><br />

11


kategorie<br />

Verlockende<br />

Fallen<br />

Fernsehen was, wann und wo man will – mit diesen und<br />

ähnlichen Slogans buhlen Video-On-Demand-Anbieter um die<br />

Konsumenten. Für einen monatlichen Pauschalpreis und mit<br />

einer guten Breitband-Internetverbindung sei alles möglich...<br />

Mit über 50 Millionen Abonnenten<br />

weltweit ist Netflix der erfolgreichste<br />

Video-on-Demand-Anbieter.<br />

Das Programm von Netflix und Co.<br />

wird zwar beinahe täglich mit Hollywood-Filme<br />

und Serien erweitert,<br />

aber Nachrichtensendungen oder ähnliches<br />

werden dort niemals zu finden<br />

sein.<br />

Netflix, „Maxdome“ und Co.<br />

werden bei jungen Leuten<br />

immer beliebter. Sogar so sehr,<br />

dass diese Angebote das klassische<br />

Fernsehen ersetzen können?<br />

„Netflix“ – der wohl bekannteste<br />

Provider<br />

Mit über 50 Millionen Abonnenten<br />

weltweit ist „Netflix“ der erfolgreichste<br />

Video - on - Demand - Anbieter. Seit<br />

September 2014 ist der US-Gigant<br />

auch in Deutschland und Österreich<br />

verfügbar. Für 7,99 € gibt es die kostengünstigste<br />

Variante, bei der man nur<br />

auf einem Gerät gleichzeitig und<br />

mit Standardauflösung (kein HD)<br />

schauen kann. Weitere Ausführungen<br />

gibt es um 8,99 € (zwei Geräte gleichzeitig;<br />

HD-Auflösung) und 11,99 €<br />

(vier Geräte gleichzeitig; Ultra-H-<br />

D-Auflösung). Der erste Monat ist<br />

kostenlos. „Netflix“ konzentriert<br />

sich mehr auf Serien als auf Filme<br />

und man ließ mit „House Of Cards“<br />

oder „Orange Is The New Black“<br />

sogar eigene produzieren, welche<br />

natürlich auch auf der Site rezipiert<br />

werden können. Das Angebot in den<br />

USA ist jedoch bedeutend umfangreicher<br />

als das österreichische. Alle<br />

Serien und Filme können auf Wunsch<br />

im englischen Originalton oder auf<br />

Deutsch konsumiert werden. „Ich habe<br />

„Netflix“ seit dem Österreich-Start<br />

abonniert und muss sagen, dass ich<br />

eigentlich zufrieden bin. Das Angebot<br />

an Serien hat mich überzeugt, lediglich<br />

bei den Filmen könnte man noch<br />

zulegen.“, erzählt ein Nutzer, „auch<br />

dass es problemlos auf allen Plattformen<br />

funktioniert finde ich gut.“<br />

WIKIMEDIA COMMONS<br />

12 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


Non Lineares TV


In Game Advertising<br />

„As your game loads,<br />

please watch this ad.“<br />

Rasanter technologischer Fortschritt - der Katalysator für die Weiterentwicklung digitalen<br />

Marketings. Zielgruppengenaue Ansprache - der Wunsch jeden Werbers. „Klassische“<br />

Werbebanner auf Websites sind nur eine Nuance der Möglichkeiten im Rahmen von Onlinewerbung<br />

- eine sich auf dem Vormarsch befindende, aber oftmals vergessene Disziplin stellt<br />

In-Game-Advertising dar.<br />

Der Videospiel- und Konsolenmarkt<br />

wächst seit Jahren<br />

kontinuierlich - das Marktvolumen<br />

von Gaming-Hardware weltweit<br />

beträgt gemäß einer Studie von John<br />

Peddie Research bereits 20 Milliarden<br />

Dollar. In Deutschland werden beinahe<br />

zwei Milliarden Euro pro Jahr durch<br />

den Absatz von Videospielen erwirtschaftet.<br />

Die serviceorientierte Herangehensweise<br />

der Anbieter ist eine der<br />

Ursachen für steigende Popularität<br />

sowie Umsatzzahlen der Videospielindustrie<br />

- diese kombinieren ein<br />

Hightechangebot mit ansprechenden<br />

Inhalten.<br />

Wo liegt der Nutzen für die Werbebranche?<br />

Dieser wird die Möglichkeit<br />

geboten, eine stetig wachsende<br />

Nutzerschaft mit ihren Werbebotschaften<br />

zu erreichen. Mittlerweile<br />

beträgt der Anteil männlicher Gamer<br />

in Deutschland zwischen 14 und 29<br />

Jahren 84% - dies zeigte eine Studie,<br />

die von der GfK durchgeführt wurde.<br />

Ebenso konnte erhoben werden, dass<br />

in absoluten Zahlen bereits knapp 28<br />

Millionen der Deutschen zumindest<br />

gelegentlich Videospiele nutzen.<br />

“I look back at the old days in my previous<br />

life at Sega, when we were actually<br />

paying for licenses of consumer-product<br />

companies to put in the game. […] Boy,<br />

the shoe is on the other foot now, no pun<br />

intended.” - Peter Moore, Corporate<br />

Vice President von Microsoft Corp.<br />

Seit der Jahrtausendwende<br />

konnten Werbetreibende den Bereich<br />

In-Game-Advertising immer mehr<br />

für sich entdecken. McDonald’s und<br />

Intel zahlten in Summe 2 Milliarden<br />

Dollar, um an „Sims Online“ mitzuwirken.<br />

Das Ergebnis: Sims-Charaktere<br />

konnten virtuelle BigMac’s verzehren<br />

und den neuesten Computer von Intel<br />

verwenden, mit dem man schneller im<br />

Spiel vorankommt - klassisches, situationsbezogenes<br />

Product Placement,<br />

aber eben virtuell. Markenprodukte<br />

werden zunehmend im Rahmen der<br />

Handlung als Requisit inszeniert<br />

und emotional in die Spielwelt<br />

integriert, so auch im Agentenspiel<br />

„Splinter Cell“: Der Hauptcharakter<br />

kaut in kniffligen Situation immer<br />

„Airwaves“ Kaugummi, der ihn<br />

wieder durchatmen lässt. Allerdings<br />

ist Product Placement nur eine der<br />

„Spielarten“ von In-Game-Advertising.<br />

Bandenwerbung - ganz wie<br />

im Stadion!<br />

Statisches In-Game-Advertising<br />

bezeichnet Formen, bei denen Werbetreibende<br />

bereits im Entwicklungs-<br />

SPLASHBASE/CC0-PAWEL KADYSZ<br />

14 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


prozess eines Spiels Verträge mit den<br />

Anbietern aushandeln, um ihre Marke<br />

in die Spielwelt zu integrieren. Paradebeispiele<br />

hierfür sind FIFA und andere<br />

Sportspiele: Bandenwerbung wird<br />

gebucht und bleibt über die gesamte<br />

Lebensdauer des Produkts ein Teil<br />

dieser Spielwelt. Unternehmensseitig<br />

sind vorrangig Procter&Gamble sowie<br />

McDonald’s zu nennen, die Deomarke<br />

„AXE“ und die unverkennbaren<br />

Golden Arches der Fast-Food-Kette<br />

waren in diverse Videospiele integriert.<br />

Im Gegensatz dazu zeichnet sich<br />

bei dynamischem In-Game-Advertising<br />

der technische Fortschritt<br />

ab. Zunehmend sind Spieler untereinander<br />

vernetzt: Sie spielen<br />

zusammen in Online-Modi gegeneinander.<br />

Hierbei wird auf Basis<br />

ihres Standortes und Nutzerprofils<br />

zielgenaue Werbung in ihr jeweiliges<br />

Spiel geschalten. In-Game-Advertising<br />

bringt hochspezialisierte Agenturen<br />

hervor - diese bieten Targetingmöglichkeiten<br />

und fortschrittliche<br />

Ansprachemöglichkeiten, die auch im<br />

Rahmen von Displaykampagnen zum<br />

Einsatz kommen. Man kann ebenso<br />

Parallelen ziehen zwischen Entwicklungen<br />

virtueller Werbeformen und<br />

klassischer Werbeformen: So werden<br />

auch „In-Game“ Plakatflächen<br />

mit Werbung bespielt, die Gamer<br />

einer bestimmten Region erreichen<br />

soll. Diese werbliche Entwicklung<br />

gleicht einer Reflexion tagtäglicher<br />

Erlebnisse - mit dem Unterschied:<br />

Man erlebt das Geschehen mit<br />

seinem „Avatar“, welche die Person in<br />

virtuellen Sphären erkennbar macht.<br />

In-Game-Advertising: das<br />

Zusammenspiel mit der<br />

Spieleindustrie<br />

Im Spotlight steht immer das<br />

Videospiel - die Atmosphäre, das<br />

Storytelling, die designtechnischen<br />

Elemente, die liebevoll und teilweise<br />

über Jahre hinweg entwickelt werden.<br />

Für ein derartiges Projekt braucht<br />

es Spezialisten diverser künstlerischer<br />

Bereiche: Design, Musik,<br />

Drehbücher, Programmierexperten.<br />

Viel zu oft bleiben diese aber nur Teil<br />

des Abspanns und erscheinen erst<br />

bei erfolgreichem „Durchspielen“.<br />

Langfristig angelegte Projekte sind in<br />

der Spieleindustrie generell mit Risiko<br />

behaftet. Somit besteht die Möglichkeit<br />

für Publisher, ihre Projekte auch über<br />

eine neue Einnahmequelle, nämlich<br />

Kosten für Werbeplätze, zu finanzieren.<br />

Die aktuelle Situation der Spieleindustrie<br />

ist geprägt von einer steigenden<br />

Zahl angebotener Werbeplätze und<br />

Werbeeinnahmen.<br />

Zunehmend verschmelzen Realität<br />

und Virtualität, reale Marken werben<br />

in Fantasiewelten und erreichen<br />

spezielle Käufersegmente. Noch sind<br />

aber zu viele Fragen ungeklärt, um die<br />

zukünftige Relevanz von In-Game-Advertising<br />

in der Werbebranche einzuschätzen.<br />

„Werden Marken spielerisch<br />

inszeniert?“ oder „Drehen sich künftig<br />

ganze Spielereihen um Marken?“ sind<br />

nur einige davon. Nichtsdestotrotz:<br />

früher oder später werden Marken<br />

Einzug in die Spieleindustrie finden -<br />

als Werber.<br />

Lukas Klinser<br />

<strong>SUMO</strong><br />

15


Tattoo Als Marketing<br />

Tattoo als<br />

Marketing:<br />

Werbung die unter die Haut geht<br />

Visuelle Überreizung aller Ortens: egal ob in Magazinen, auf Plakaten<br />

oder auf Werbetafeln. Auch die Menschen auf der Straße<br />

tragen Werbung auf T-Shirts, Aufklebern, Schildern oder Schuhen<br />

- und sogar auf der Stirn?<br />

Die Tradition die eigene Haut<br />

mit Bildern zu schmücken,<br />

hat ihren Ursprung bereits vor 7000<br />

Jahren. Damals waren es religiöse<br />

Zeichen, welche ein Beweis für die<br />

Mitgliedschaft eines Stammes waren.<br />

Heutzutage gehören Tattoos zur<br />

gesellschaftlichen Norm. Dies haben<br />

auch Werbefirmen erkannt und kamen<br />

nun auf die Idee, Haut als Werbefläche<br />

zu kaufen.<br />

Die Platzierung dieser Werbung<br />

– bei der es sich um das Logo<br />

der Firma, deren Name oder<br />

Internet-Adresse handelt – ist vertraglich<br />

vorgeschrieben. Aber egal ob auf dem<br />

Arm, den Beinen oder auf der Stirn:<br />

Hauptsache, es ist sichtbar und wird<br />

von möglichst vielen Leuten gesehen.<br />

Aufkleber tragen für Geld<br />

Wie etwa auf den Schenkeln<br />

junger Frauen. Eine Firma in Japan<br />

hatte den Einfall, diese Stelle als<br />

Werbefläche zu vermarkten, wie<br />

die Sendung „taff “ („ProSieben“)<br />

im Oktober 2014 berichtete. Dabei<br />

werden temporäre Tattoos, die<br />

entweder ein Firmenlogo oder<br />

Produkt zeigen, auf die entblößten<br />

Oberschenkel der Frauen geklebt.<br />

Diese Tattoos funktionieren wie<br />

Sticker und sind leicht abwaschbar. Da<br />

vor allem in Japan viele Frauen sehr<br />

kurze Miniröcke mit Kniestrümpfen<br />

kombinieren und das freie Stück<br />

Haut dazwischen als erotischster<br />

Bereich des Körpers gilt, bietet sich<br />

dieser Platz bestens als Blickfang an.<br />

2010 sollen sich allein 1300 Frauen<br />

als Werbeträgerinnen registriert<br />

haben, wie die Online-Seite „businessinsider“<br />

berichtet. Der Lohn<br />

von bis zu 80 Euro am Tag für das<br />

Tragen eines Firmenlogos ist kein<br />

schlechter Verdienst, denn dafür wird<br />

lediglich das tägliche Posten von zwei<br />

Beweisfotos im Internet verlangt.<br />

Es werden jedoch nur Frauen über<br />

18 engagiert, die auch eine gewisse<br />

Anzahl an Freunden und Followern in<br />

Sozialen Netzwerken besitzen. Männer<br />

sind übrigens nicht als Werbeträger<br />

vorgesehen – wahrscheinlich aufgrund<br />

der Tatsache, dass diese zumindest in<br />

Japan (noch) nicht so stark sexualisiert<br />

werden.<br />

MAXIMILIAN DÖRINGER; WIKIMEDIA COMMONS<br />

16 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


Haut im Internet<br />

Ganz anders in Europa oder den<br />

USA. Auch in den westlichen Ländern<br />

hat sich der Verkauf von Körperfläche<br />

bereits etabliert, doch hier sind nicht<br />

nur junge Frauen begehrt: Auf Websites<br />

wie etwa „leaseyourbody“ können sich<br />

User beiderlei Geschlechts registrieren,<br />

um von Firmen als temporäre Werbefläche<br />

angeworben zu werden. Wurde<br />

der registrierte Nutzer von einer Firma<br />

auserwählt, verpflichtet sich dieser per<br />

Vertrag das Logo der Firma auf seinem<br />

Körper als temporäres Tattoo zu tragen.<br />

Die Vertragsdauer und Bedingungen<br />

sind je nach Firma unterschiedlich.<br />

Ebenso wie die Preise, die zwischen<br />

100 $ und 5.000 $ variieren.<br />

Werbung auf der Haut – für<br />

immer<br />

Aber es geht auch härter: Auf<br />

Portalen wie eBay oder diversen<br />

Foren bieten Einzelpersonen mittels<br />

Auktion ihren Körper als Werbefläche.<br />

So verkaufte Karolyne S., eine Amerikanerin<br />

aus Utah, laut „Daily Mail“<br />

ihre Stirn um 10.000 $ an ein Online-<br />

Casino namens „GoldenPalace“ – nicht<br />

einfach so, denn sie „gewann“ dies<br />

im Rahmen einer Auktion. Nun trägt<br />

Karolyne S. das Logo dieser Firma<br />

auf ihrer Stirn – für immer. Denn es<br />

handelte sich bei dieser Auktion nicht<br />

um temporäre, sondern permanente<br />

Tattoos: eine weitere Form des Tattoo<br />

Marketing.<br />

Nun fragt man sich, was Tattoo-Enthusiasten<br />

von diesem Trend halten.<br />

Auf der „Wildstyle-Tattoo Convention<br />

2014“ im VAZ St. Pölten kommen<br />

jährlich Tätowierer, Piercer und<br />

Bewunderer dieser Kunst zusammen.<br />

Doch nur wenigen Besuchern war<br />

der Trend, Haut als Werbefläche zu<br />

verkaufen vertraut, einige hörten zum<br />

ersten Mal von solchen Kampagnen.<br />

Gut oder Schlecht<br />

Bei vielen Menschen stößt diese<br />

Aktion auf Unverständnis. So auch bei<br />

Sabrina, einer Besucherin der Messe.<br />

„Meiner Meinung nach ist ein Tattoo<br />

etwas sehr persönliches. Wenn du dir<br />

ein Tattoo im Gesicht oder sonst wo<br />

auf deinen Körper stechen lässt, ist<br />

es deine Entscheidung und vielleicht<br />

auch ein Teil deiner Persönlichkeit.“<br />

Noch deutlicher wird Adam, ein mit<br />

seinem Studio „Renegade Tattoo“<br />

gastierender Ungar:<br />

„Es ist richtig schlecht, wenn das<br />

Tattoo eine Marketing-Sache wird, denn<br />

dafür steht es nicht, es ist eher eine Art<br />

Kunst.“ Beinahe alle Befragten schüttelten<br />

beim Anblick des großflächigen<br />

Tattoos mitten auf der Stirn den Kopf.<br />

Jedoch fanden sich auch Leute auf<br />

Wer sich das größte Logo auf der „Tough<br />

Viking Competition“ in Stockholm auf<br />

die Haut stechen ließ, erhielt ein Ein-<br />

Jahres-Sponsoring im Wert von 5.800 $.<br />

<strong>SUMO</strong><br />

17


Tattoo als Marketing<br />

der Messe, die das Ganze etwas<br />

lockerer sahen. „Jeder hat einen Preis.<br />

Ich weiß keinen für mich. Das ist<br />

wirklich ein Thema, über das ich noch<br />

nie nachgedacht habe. Aber sich etwas<br />

für eine Million Euro auf die Stirn<br />

tätowieren zu lassen – wieso nicht? Damit<br />

könnte ich leben. Wie lange muss ich es<br />

tragen? Fünf Jahre könnte ich mir gut<br />

vorstellen und danach einfach etwas<br />

anderes darüber tätowieren“, sagt Tim,<br />

seit zwei Jahren Tätowierer.<br />

Die allgemeine Meinung bei<br />

permanenten Tattoos als Werbemittel<br />

fällt jedoch negativ aus, so<br />

empfinden dies einige Besucher und<br />

Tätowierer sogar als Missbrauch des<br />

Tattoo-Mediums.<br />

550 €. Siegerin der Kampagne war<br />

Camilla N., welche sich das Delta-Logo<br />

auf die Rückseite ihres Oberschenkels<br />

stechen ließ, wie unter anderem<br />

„adweek“ berichtete.<br />

Bei dieser Kampagne ging es<br />

darum zu zeigen, wie loyal man<br />

zu dieser Marke und der damit<br />

verbundenen Lebenseinstellung ist.<br />

Denn auch andere sportinteressierte<br />

Menschen identifizieren sich mit<br />

ihren jeweiligen Sportfirmen und<br />

tragen deren Symbole auch freiwillig<br />

auf der Haut, ganz ohne Bezahlung.<br />

Die Piercerin Janine, findet dies eine<br />

gute Idee: „Wenn man Sportler ist und<br />

dafür lebt und dann von jemandem<br />

gesponsert wird, warum nicht.“<br />

Freiwillige vor<br />

Vor allem im Sport ist das Tragen<br />

von Werbe-Tattoos schon länger<br />

bekannt. Doch nicht nur Profisportler<br />

werden dafür bezahlt:<br />

So startete Reebok im August 2014<br />

die Kampagne „Reebok Forever“. Wer<br />

sich das größte Logo auf der „Tough<br />

Viking Competition“ in Stockholm<br />

auf die Haut stechen ließ, erhielt<br />

ein Ein-Jahres-Sponsoring im Wert<br />

von 5.800 $. Die Kampagne wurde<br />

ein voller Erfolg. Jeder konnte sich<br />

in dem mobilen Tattoo-Studio ein<br />

Reebok-Logo stechen lassen, jedoch<br />

wurden nur neun Leute tätowiert,<br />

da nur ein Tätowierer vor Ort war.<br />

Allerdings schrieben sich knapp<br />

100 Leute auf eine Warteliste. Als<br />

Dankeschön erhielten diejenigen<br />

Reebok-Artikel im Wert von ca.<br />

Damals und Heute<br />

Waren Tattoos noch vor einigen<br />

Jahren Brandmarkung von Häftlingen<br />

oder ein Zeichen der Rebellion von<br />

aufsässigen Teenagern, so sind es heute<br />

ganz normale Leute, die man auf diesen<br />

Messen findet.<br />

Wie der Besuch auf der<br />

Wildstyle-Messe zeigte, sind<br />

Tattoos längst im gesellschaftlichen<br />

Leben angekommen und<br />

akzeptiert. Aber die Bereitschaft den<br />

eigenen Körper als Werbetafel zu<br />

nutzen, ist bis jetzt noch nicht gegeben.<br />

Ricarda Ristic<br />

Denise Misek<br />

SABRINA GONSTALLE / PIXELIO.DE<br />

18 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


Die Zukunft des Fernsehens ist deine!


Fremdschämen<br />

Shame on you?<br />

Niveaulosigkeit in<br />

der Abendunterhaltung<br />

Eigi und Pichler sind jenseits einer noch zurechnungsfähigen Promillegrenze angekommen;<br />

Tara und Moni suchen einen Ehemann, der reich sein, aber die eigenen intellektuellen Fähigkeiten<br />

nicht beanspruchen sollte – a normal Saturday Night, right?<br />

Deutschland sucht seinen<br />

unendlichsten Superstar<br />

und Dieter Bohlen wird nicht müde,<br />

Gesangskünste zu verurteilen. Larissa<br />

isst im Dschungel Maden, entblößt<br />

Charakterzüge, die besser versteckt<br />

geblieben wären und lässt vor allem<br />

eines vermissen: Selbstachtung.<br />

Die Geburt des Fremdschämens<br />

Das Wort „Fremdschämen“ findet<br />

erst seit dem Jahr 2009 Erwähnung<br />

im Duden. Die Beschreibung dafür<br />

lautet: „sich stellvertretend für andere,<br />

für deren als peinlich empfundenes<br />

Auftreten, schämen“. Auch wenn das<br />

Phänomen schon länger besteht, hat<br />

es erst in den letzten Jahren durch<br />

Fernsehshows wie im deutschsprachigen<br />

Raum „Saturday Night Fever“,<br />

„Das Dschungelcamp“ und Partnerfindungsshows,<br />

bei denen anstatt emphatischer<br />

Tiefgründigkeit oder satirischer<br />

Überhöhung exhibitionistische<br />

Niveaulosigkeit und dramaturgische<br />

Voyeurismus-Appelle im Vordergrund<br />

stehen, einen Namen bekommen.<br />

Eine süße Qual?<br />

Durch die Verfügbarkeit von<br />

deutschen Fernseh-Shows und dem<br />

inländischen TV-Sender ATV, dessen<br />

Ideenpool für primitive Formate, um<br />

mit „Bauer sucht Frau“, „Saturday<br />

Night Fever“ oder „Das Geschäft mit<br />

der Liebe“ nur ein paar zu nennen,<br />

wohl unerschöpflich ist, scheint auch<br />

(und gerade?) in Österreich ein Genuss<br />

am Fremdschämen zu existieren.<br />

Irgendwie nachvollziehbar ist er ja,<br />

der Spaß an der Beobachtung eines von<br />

sich selbst als begabt empfundenen<br />

Künstlers, der leider aber völlig frei<br />

von Talent ist. Schon weniger nachvollziehbar<br />

ist hingegen das Feedback<br />

eines Jurors, der sich sowohl an seiner<br />

Bekanntheit, als auch an so mancher<br />

Botox-Behandlung – insbesondere<br />

aber an seiner vom Sender vorgegebenen<br />

„Scharfzüngigkeit“ vulgo<br />

Untergriffigkeit erfreut. Konstruktive<br />

Kritik ist weniger unterhaltsam als<br />

menschenverachtende Vergleiche und<br />

öffentliche Bloßstellung.<br />

Die ehemalige „Austria´s Next<br />

Topmodel“-Kandidatin Larissa ist<br />

ein selbsternanntes Multitalent (laut,<br />

aufdringlich, nervend), unter anderem<br />

Schauspielerin, was einen Hoffnungsschimmer<br />

aufkommen lässt, dass ihr<br />

penetrantes Aufzeigen eines Mangels<br />

WIKIMEDIA COMMONS<br />

20 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


an Selbstachtung doch auf einem<br />

Drehbuch beruht. Immerhin, sie<br />

hat ihre Performance im „Dschungelcamp„<br />

als „Karrieresprungbrett“<br />

genutzt und durfte Jurorin bei der<br />

„Großen Chance„ im ORF sein.<br />

Dann gibt es Molti, Eigi, Pichler<br />

und Spotzl, die berühmtesten Vertreter<br />

von Saturday Night Fever, deren<br />

ATV-Fernsehkarriere in der Disco<br />

„La Boom“ in St. Pölten ihren Anfang<br />

nahm. Ihr Auftreten wird vor allem<br />

durch übermäßigen Alkoholkonsum<br />

geprägt, unter dessen Einfluss sie ihre<br />

wenig aufgeschlossenen Thesen, aber<br />

umso aufgeschlosseneren Meinungen<br />

kundtun. Den Großteil der Zeit<br />

versuchen sie, Erfolg beim anderen<br />

Geschlecht zu haben und schaffen<br />

dabei vor allem eins: dass sich jede<br />

beobachtende Frau in ihrer Haut<br />

unwohl fühlt, außer dann, wenn sie<br />

selbst betrunken ist und sich von<br />

tiefblickenden Kontaktanbahnungsversuchen<br />

überzeugen lässt. Dann<br />

muss man sich als TV-Zuseherin der<br />

bestürzten Frage der eigenen, vor dem<br />

Fernseher sitzenden Mutter stellen,<br />

ob das bitte heute eh nicht wirklich so<br />

zugeht. Nein tut es nicht. Gespräche mit<br />

einem Niveau oberhalb der Gürtellinie<br />

werden auch von der heutigen Jugend<br />

noch geschätzt.<br />

Die Folter der Emanzipation<br />

Aber es ist nicht genug, die Frau<br />

der Fleischbeschau auszusetzen und<br />

als Objekt zu deklarieren. Da gibt es<br />

nämlich noch Tara und Moni, die,<br />

nach ihrer Performance bei „Saturday<br />

Night Fever“, ihre eigene gleichnamige<br />

Sendung erhielten, in der sie frei von<br />

Denkkraft und Peinlichkeitsempfinden<br />

den Millionär fürs Leben suchten. Die<br />

beiden haben es schließlich geschafft,<br />

dass man sich für die Zugehörigkeit<br />

zum eigenen Geschlecht schämen<br />

muss: Sie bedienen das Klischee der<br />

Frau, deren Oberweite durch Silikon<br />

ausgeweitet wurde (um sich auch ja<br />

nichts an Selbstachtung zu bewahren,<br />

wurde auch das vor laufender Kamera<br />

erledigt) und die den Genuss der<br />

Gegenwart eines Mannes lediglich<br />

an seinem Kontostand misst. Es<br />

bleibt die Hoffnung, dass die beiden<br />

ihre Aussagen beim besten (auf den<br />

Leib geschriebenen Dramaturgie-)<br />

Willen doch selbst nicht glauben.<br />

Was aber keinen Unterschied macht,<br />

denn die Botschaft ist verkündet und<br />

vermittelt so manch pubertierendem<br />

Halbwüchsigen ein höchst fragwürdiges<br />

Bild.<br />

Motive für Schauspieler,<br />

Produzenten und<br />

Zuschauer<br />

Im Zusammenhang damit stellt<br />

sich die Frage, warum sich Hobbyschauspieler<br />

zur Verfügung stellen,<br />

um sich vor versammeltem Fernsehpublikum<br />

derart demütigen zu lassen.<br />

Wie Darsteller solcher Sendungen<br />

offenbaren, sei alles nur gestellt. Laut<br />

dem deutschen Regisseur Dieter Wedel<br />

ist es ein menschliches Bedürfnis,<br />

von aller Welt wahrgenommen zu<br />

werden. Dafür ziehen sich junge Leute<br />

körperlich und seelisch aus, lassen<br />

sich niedermachen und auslachen.<br />

Im Gegenzug weiß die Welt für einen<br />

Moment, dass es sie gibt. Meist ist ihnen<br />

aber nicht klar, wie schnell sie wieder<br />

ausgespuckt werden, sie sind nur für<br />

einen Moment lang auf der Bildfläche,<br />

bevor sie wieder verschwinden. Sie<br />

werden benutzt, aber sich benutzen zu<br />

lassen ist ihre freie Entscheidung.<br />

Für produzierende TV-Sender ist es<br />

jedenfalls lukrativ auf die Erfolgswelle<br />

von niveaulosen Formaten aufzuspringen.<br />

Die selbsternannten Schauspieler<br />

werden im Falle von „Saturday<br />

Night Fever“ nur mit Getränken<br />

bezahlt: billig wie zielführend.<br />

Für Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler,<br />

und den Journalisten<br />

Wolfgang Krischke ist eine mögliche<br />

Erklärung für den großen Anklang<br />

derartiger Scripted Reality-Shows<br />

(denn die „Realität“ in diesen ist<br />

eine dramaturgisch geschriebene)<br />

das Zusammenspiel zwischen dem<br />

Voyeurismus des Publikums und dem<br />

Exhibitionismus der Darsteller. Dem<br />

Zuschauer bleibt nichts verborgen,<br />

Seelen-Striptease und der Bruch<br />

der letzten Tabus inklusive, stellen<br />

sie in ihrem Buch „Die Casting-<br />

Gesellschaft“ fest: „Mit Maden<br />

und Würmern in Nahaufnahme,<br />

besonders prolligen – manchmal auch<br />

rassistischen – Sprüchen, Kopulationen<br />

vor der Kamera und einem demonstrativem<br />

Kult der Unbildung bildet<br />

diese Art von Shows die Avantgarde<br />

bei der Schleifung letzter bürgerlicher<br />

Tabu-Reste.“ Natasha Birkan,<br />

die selbst schon in einigen Reality-<br />

Sendungen als Protagonistin zu<br />

sehen war, erklärt das Phänomen auf<br />

Zuschauerseite damit, dass die meisten<br />

Leute sich dafür interessieren, was<br />

sich bei anderen Menschen abspielt.<br />

Wenn sie feststellen, dass es bei jenen<br />

schlimmer zugeht als in ihrem eigenen<br />

Wohnzimmer, sind sie beruhigt.<br />

Besonders wichtig, um die Zuschauer<br />

zu aktivieren sind Reibungspunkte,<br />

normale Umstände haben die meisten<br />

ohnehin auch bei sich zu Hause. Somit<br />

bieten diese Shows neben sozialer<br />

Orientierung auch Trost. RTL-Unterhaltungschef<br />

Tom Sänger bestimmt<br />

die drei Faktoren „Neugier“, „Voyeurismus“<br />

und „Vergleich“, die die Attraktivität<br />

dieser Sendungen begünstigen.<br />

Also sind wir alle neugierig auf den<br />

Striptease „der Anderen“?<br />

Alina Staudner<br />

<strong>SUMO</strong><br />

21


Ukraine Konflikt<br />

Medien als „inoffizielle“<br />

Waffe im Krieg<br />

Es wird schon stimmen, dass Russland in die Ukraine einmarschiert<br />

ist, dass die EU in der Helferposition ist und Putin sowieso der größte<br />

aller Bösewichte: Weshalb trotzdem Millionen von Russen Putin anhimmeln<br />

und zu ihm aufsehen?<br />

Unter Vladimir Putins Regierung<br />

wurde die Kontrolle über die öffentlichen<br />

Rundfunksender weiter verstärkt<br />

und die Zensur der Online-Medien<br />

weiter ausgebaut.<br />

„Wir glauben dass die USA der Drahtzieher<br />

in Europa ist und wir mögen<br />

Obama nicht!“<br />

Bericht erstatten über ein<br />

Ereignis gebiert mitnichten<br />

denselben Bericht: Vor allem zwischen<br />

„westlicher“ und „östlicher“ Berichterstattung<br />

treten große Unterschiede<br />

auf, die in der öffentlichen Meinung<br />

der jeweiligen Bevölkerungen widergespiegelt<br />

werden. Am Beispiel des<br />

Ukraine-Russland-Konflikts wird dies<br />

deutlich sichtbar.<br />

Am 17. Juli 2014 stürzte das<br />

Flugzeug MH17 der Malaysian Airline<br />

auf dem Weg von Amsterdam nach<br />

Kuala Lumpur ab: 197 Tote, keine<br />

Überlebende. Und kein auf den ersten<br />

Blick ersichtlicher Grund, geschweige<br />

denn Verantwortlicher. Bald jedoch<br />

tauchten Beweise auf, dass pro-russische<br />

Rebellen die Passagiermaschine<br />

verwechselt und abgeschossen haben,<br />

zumindest behaupteten das europäische<br />

Medien wie „Spiegel Online“ oder<br />

„BBC News“. In russischen Medien<br />

wie „Rossija“ ist die Darstellung aber<br />

eine andere: Ukrainisches Militär habe<br />

die Maschine mit Putins Präsidentenmaschine<br />

verwechselt und bewusst<br />

abgeschossen. Die anderen „Beweise“<br />

seien vom US-Geheimdienst aus einem<br />

Computerspiel gefälscht worden...<br />

Ira, eine in Moskau lebende<br />

russische Studentin, erzählt:<br />

„Unsere Massenmedien haben uns<br />

US-Programme gezeigt, die sagen, dass<br />

Russland das Flugzeug abgeschossen<br />

hat, es war sogar ein Beweisvideo<br />

dabei. Jedoch hat uns dann unser TV<br />

erklärt, dass dieses besagte Video von<br />

einem Computerspiel stammt und<br />

dass auch alle anderen Beweise gegen<br />

Russland von Twitter stammen. Dies<br />

ist nicht wirklich offiziell und kann<br />

nicht ernst genommen werden, jedoch<br />

scheinen alle Europäer dies zu glauben.<br />

Wenn dann Russland weitere Beweise<br />

von den USA fordert, dann heißt es<br />

nur, die seien geheim .“<br />

Pressefreiheit oder doch<br />

eher „a one man show“?<br />

Die NGO „Freedom House“<br />

deklariert Russlands Presse als „not<br />

free“: Mit Werten die noch weit entfernt<br />

sind von freiem Journalismus, liegt<br />

Russland in der weltweiten Liste im<br />

untersten Drittel, zwischen kommunistischen<br />

afrikanischen Ländern. Unter<br />

Vladimir Putins Regierung wurde<br />

die Kontrolle über die öffentlichen<br />

Rundfunksender weiter verstärkt und<br />

die Zensur der Online-Medien weiter<br />

ausgebaut. „Those who own information<br />

own the world. It is obvious<br />

that when foreigners enter the mass<br />

media market of any country they<br />

practically gain access to people‘s<br />

minds, to forming public opinion“, so<br />

Putin selbst auf „Russia Today“ über<br />

das neue Mediengesetz, das besagt,<br />

dass nichtrussische Staatsbürger nicht<br />

mehr als 20% Anteil an russischen<br />

Medien haben dürfen.<br />

Die Medien in der Ukraine<br />

Doch nicht nur Russlands Medien<br />

wissen Fakten und Nachrichten zu<br />

manipulieren, dass sie ins gewünschte,<br />

für die Öffentlichkeit entsprechende<br />

IWONA GOLCZYK / PIXELIO.DE; DIETER SCHÜTZ /PIXELIO.DE<br />

22 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


Bild passen. Auch in der Ukraine<br />

hat sich die Situation rund um die<br />

Pressefreiheit seit den Protesten im<br />

November 2013 dramatisch verändert.<br />

Von der Polizei ausgeführte Belästigungen<br />

und Gewalt, unter anderem<br />

gegen Journalisten, die kritisch über<br />

die aktuelle Situation berichten,<br />

gehören zum Alltagsbild.<br />

Nun stellt man sich die Frage,<br />

ob die Krim, die seit Frühling 2014<br />

offiziell zu Russland gehörende<br />

Halbinsel im Osten der Ukraine, so<br />

wie russische Medien es verbreiten,<br />

„freiwillig“ nach einer Abstimmung<br />

zu Russland übergetreten oder doch<br />

von den „bösen“ Russen eingenommen<br />

worden ist. Laut einem Artikel der<br />

deutschen Tageszeitung „Die Welt“<br />

habe es keine eindeutige Wahloption<br />

auf dem Stimmzettel gegeben, um<br />

ein „Nein“ gegen einen Anschluss an<br />

Russland auszudrücken. Krim ist die<br />

einzige Region in der Ukraine in der<br />

russische Staatsbürger die Mehrheit in<br />

der Bevölkerung stellen, jedoch ist sie<br />

seit der Abstimmung 1991 ein Teil der<br />

Ukraine.<br />

einem besseren Licht erscheinen zu<br />

lassen – Medienstars von heute. Auch<br />

wenn man ihnen alles glauben will,<br />

sollte man doch immer noch eine Frage<br />

stellen, nämlich: „Was sagen andere ?“<br />

Verena Stahl<br />

Blickwinkel der Welt<br />

Ira: „Wir glauben, dass die USA<br />

der Drahtzieher in Europa ist und wir<br />

mögen Obama nicht!“<br />

Wer hat den Konflikt angefangen:<br />

Putin? Oder geht doch alles von den<br />

Vereinigten Staaten aus und Obama ist<br />

der große Feind? Welche Rolle spielt<br />

die EU? Haben die von der EU auferlegten<br />

wirtschaftlichen Sanktionen<br />

Russland geschadet oder das Bündnis<br />

zwischen Russland und China nur<br />

noch mehr verstärkt? Fragen über<br />

Fragen und viele verschiedene<br />

Antworten, nur welchen Leuten oder<br />

welchen Medien soll man Beachtung<br />

und sein Vertrauen schenken? Medien<br />

dienen seit ihrem Bestehen als subtile<br />

Waffe um die Bevölkerung zu manipulieren,<br />

Hitlers Propaganda als Beispiel,<br />

und diese Methoden entfalten noch<br />

immer ihre Wirkung. Putin erfindet<br />

gerne Geschichten, der ukrainische<br />

Präsident Poroschenko zeichnet gerne<br />

Bilder und Obama fehlt es sicher auch<br />

nicht an Kreativität um Fakten so zu<br />

drehen, um sich selbst in der Welt in<br />

INFO<br />

WORLD FREEDOME HOUSE ist eine internationale NGO mit<br />

Sitz in Washington DC, deren Hauptziel es ist Freiheit auf<br />

der ganzen Welt zu fördern.<br />

Bekannt geworden ist die Organisation vorallem durch die<br />

jährlich veröffentlichten Berichte Freedome of the World<br />

und Freedome of the Press.<br />

<strong>SUMO</strong><br />

23


„Die Tagespresse“<br />

Eine Satire auf<br />

den Journalismus<br />

Das ist oft das, was „Die Tagespresse“ (dietagespresse.com) laut Jürgen Marschal, seit<br />

2014 Autor ebendieser, macht – und das erfolgreich: Sie verzeichnet 140.000 Fans auf<br />

„Facebook“, die Artikel werden hundertfach geteilt und tausendfach gelesen.<br />

Mit Schlagzeilen wie<br />

„Snowden in Wien<br />

gelandet: Vertraut auf die Trägheit der<br />

Justiz“, „Nach Beinbruch wegen Plateauschuhen:<br />

Kim Jong-un droht mit<br />

Vergeltungsschlag gegen Zalando“ oder<br />

„Nach Kontakt mit Heute-Zeitung:<br />

Wienerin steckt sich mit Ebola-Panik<br />

an“ wird mit pointiertem Witz unterhalten,<br />

persifliert und kritisiert.<br />

Das Phänomen der „seriösen“<br />

Online-Zeitung<br />

Der Erfolg lässt sich, so Marschal,<br />

unter anderem darauf zurückzuführen,<br />

dass es das – zumindest im<br />

21. Jahrhundert (denn Vorläufer gab’s<br />

bereits in den 1920ern) – erste Fake-<br />

News-Magazin Österreichs ist und<br />

somit eine Pionierrolle im hiesigen Web<br />

übernimmt. Viele, die die „Tagespresse<br />

nur über „Facebook“ verfolgten, waren<br />

lange nicht sicher, ob es sich nun um<br />

echte Nachrichten handelt oder nicht,<br />

was anfänglich für Rätselraten und<br />

Missverständnisse sorgte. Eigene<br />

Recherche bzw. zumindest ein Blick<br />

auf die Homepage reicht aber schon<br />

aus, dort immerhin wird ausdrücklich<br />

darauf hingewiesen, dass der Inhalt<br />

aller Artikel frei erfunden ist.<br />

Außerdem steht hinter dem<br />

Verarsch-Magazin weder ein Verlag,<br />

eine Zeitung, noch der ORF, sondern<br />

Fritz Jergitsch, der das Magazin im<br />

Alleingang ins Leben gerufen hat.<br />

Dieses Faktum verleiht zusätzlich<br />

Sympathiewerte, sagt Marschal, der seit<br />

2007 Gags schreibt für die Stermann-/<br />

Grissemann-Sendung „Willkommen<br />

Österreich“ (ORF). Die Artikel sind<br />

außerdem einfach und schnell zu konsumieren,<br />

ein paar Minuten reichen – um<br />

es zu glauben und den Kopf zu schütteln<br />

oder immerhin zu schmunzeln.<br />

Wichtig sei, dass ein Satireblatt<br />

immer unpolitisch bleibt. „Das<br />

Schlimmste für ein Satiremagazin wäre,<br />

sich auf eine Seite zu schlagen. Man<br />

kann weder ein konservatives noch ein<br />

linkes Satiremagazin sein, oder auch<br />

kein ökologisches oder religiöses“, so<br />

Marschal.<br />

Von der Schlagzeile zum<br />

Witz<br />

An Ideen um einen Artikel<br />

zu verfassen mangelt es nicht,<br />

im Gegenteil. Durch das bloße<br />

Zeitunglesen gibt es schon mehr Inspirationen<br />

für Satire als vorhandene<br />

Zeit diese zu kreieren, es handelt<br />

sich also eher um einen Selektions-,<br />

als um einen Ideenfindungsprozess.<br />

Wenn sich eine passende Schlagzeile<br />

gefunden hat, wird versucht in<br />

dem Artikel die gleichen typischen<br />

Phrasen zu verwenden, die man in<br />

jeder Tageszeitung findet. Außerdem<br />

sei die reißerische Gestaltung von<br />

banalen Ereignissen eine Persiflage<br />

auf übertrieben plakative Berichte,<br />

wie Marschal die Arbeitsweise der<br />

„Tagespresse“ erläutert.<br />

Die Freiheit der Satire<br />

Satire sei weder als besondere Form<br />

der Kritik noch als Gegenbewegung<br />

zur gängigen Negativberichterstattung<br />

zu sehen. Für ihn ist Satirejournalismus<br />

ein „Abfallprodukt des Journalismus“.<br />

„Bei satirischen Artikeln hat<br />

man die Freiheit, in einem Witz auch<br />

mal etwas zu schreiben, das man in<br />

einem ernsthaften Artikel niemals<br />

schreiben dürfte, weil es entweder<br />

der Ehrenkodex verbietet oder der<br />

Chefredakteur, weil es entweder nicht<br />

der Blattlinie entspricht oder einen<br />

Anzeigenkunden vergraulen könnte“,<br />

so Marschal. Viele seiner Kollegen<br />

fanden den Weg zur Satire über die<br />

Frustration. „Man ist umgeben von<br />

sehr vielen Medienmenschen mit<br />

viel zu großem Ego, die sich alle viel<br />

zu wichtig nehmen“, kritisiert Jürgen<br />

Marschal die Situation des Journalismus<br />

in Österreich, der obendrein<br />

schlecht bezahlt sei.<br />

Die Grenzen der Unterhaltung<br />

Um Rufschädigungen zu vermeiden,<br />

hat die „Tagespresse“ einen eigenen<br />

Anwalt, der in heiklen Fällen<br />

Passagen abschwächt. Grundsätzlich<br />

gilt aber: Je berühmter die Person,<br />

desto unwahrscheinlicher, dass sie<br />

sich beschwert. Marschal hat eine<br />

Faustregel für sich selbst, nämlich,<br />

„dass die Personen, die angegriffen<br />

werden, es auch verdient haben müssen.<br />

Ich schreibe gerne auch über Themen<br />

wie Kriege, Umweltkatastrophen oder<br />

auch den Holocaust, dann muss die<br />

Pointe aber unbedingt die treffen, die<br />

es auch verdient haben, und nicht<br />

Opfer oder Unschuldige.“ Mit Kritik<br />

an seiner eigenen Person geht er locker<br />

um. Wenn man selber hart kritisiert,<br />

KLAUSPICHLER/SCREENSHOT ALINA STAUNDER<br />

24 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


muss man auch in Kauf nehmen<br />

selbst hart kritisiert zu werden.<br />

Gerade aufgrund der Anonymität<br />

von Facebook und der gesunkenen<br />

Hemmschwelle wird man schnell mit<br />

Gewalt bedroht oder als „Nazi“ oder<br />

„Arschloch“ beschimpft. Das darf man<br />

aber nicht persönlich nehmen…<br />

Alina Staudner<br />

GUTSCHEIN<br />

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<strong>SUMO</strong><br />

25


Kinderradios<br />

Kinderradios –<br />

Stieftöchter der Medienlandschaft?<br />

Oft haben Radiomacher schon versucht eine Lizenz für ihr Kinderradio<br />

zu bekommen, die meisten sind jedoch gescheitert. Warum<br />

haben es diese zielgruppenspezifischen Radios so schwer?<br />

Kommerzielle Kinderradios<br />

haben ein grundsätzliches<br />

Ethik-Problem, so Petra Herczek, stellvertretende<br />

Studienprogrammleiterin<br />

der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft<br />

an der Universität Wien.<br />

Die Kommunikationswissenschaftlerin<br />

hat sich in Forschung und Lehre<br />

intensiv mit dem Thema beschäftigt<br />

und stellte fest: Das Problem liegt<br />

in der Vermischung von redaktionellen<br />

Inhalten und Werbung, dies<br />

wäre nämlich für potenzielle Werbekunden<br />

besonders interessant, ist<br />

jedoch bei verantwortungsbewusstem<br />

Umgang mit dem Zielpublikum nicht<br />

denkbar. Laut Herczeg ist ein reines<br />

Kinderprogramm daher Aufgabe des<br />

öffentlich-rechtlichen Rundfunks,<br />

denn Kinderradios sollen einen<br />

Bildungsauftrag erfüllen und pädagogisch<br />

wertvolle Inhalte vermitteln.<br />

Das Problem der Finanzierung<br />

Zum einen liegt das Problem an<br />

der zahlenmäßig geringen Zielgruppe,<br />

liegt doch der Anteil der Vier- bis<br />

Zehnjährigen – für diese Altersklasse<br />

soll Kinderradio gemacht werden<br />

– in der österreichischen Bevölkerung<br />

bei unter 10%. Zum anderen<br />

an den bereits erwähnten ethischen<br />

Problemen mit Werbeeinschaltungen;<br />

denkbar wären jedoch Kooperationen<br />

mit verschiedenen Unternehmen, wie<br />

Kinderhotels.<br />

Herczeg sieht ein weiteres Problem<br />

in der aktuell gravierenden Medienkonkurrenz,<br />

den Smartphones, Spielkonsolen,<br />

Computern und Sozialen<br />

Netzwerken. Denn auch über diese<br />

Medien werden oftmals pädagogisch<br />

wertvolle Inhalte, meist in Form<br />

von interaktiven Spielen, vertrieben.<br />

Kindern fällt der Zugang zu diesen<br />

Produkten sehr leicht, da hierzulande<br />

die allermeisten Eltern solche<br />

technischen Geräte besitzen.<br />

Kinderradios haben eine wesentlich<br />

kleinere potenzielle Zielgruppe als alle<br />

anderen Projekte, liegt die Zielgruppe<br />

bei bloß 10 % der Gesamtbevölkerung<br />

in Österreich.<br />

Außerdem sind mobile Telefone, Playstations,<br />

Computer und Spiele in sozialen<br />

Netzwerken eine mächtige Konkurrenz.<br />

CR 94.4/GABRIELE EBMER<br />

26 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


Das Problem der Definition<br />

Die Frage, welche sich bei Kinderradios<br />

stellt ist, als welche Form des<br />

Radios sich diese definieren. Die österreichische<br />

Radiolandschaft besteht aus<br />

öffentlich-rechtlichen, privat-kommerziellen<br />

sowie privat-nichtkommerziellen<br />

Sendern. Letztere werden auch<br />

als Community Radios oder Bürger-<br />

Radios bezeichnet. Diese Gattung hat<br />

Anspruch auf eine Förderung, d.h.<br />

würden Kindersender sich als Freie<br />

Radios definieren, wäre das Problem<br />

der Finanzierung zu einem gewissen<br />

Teil gelöst. Wissenschaft wie auch<br />

Eltern konstatieren einen Bedarf<br />

nach solchen Spartensendern, jedoch<br />

scheinen die Lizenzanforderungen<br />

allzu schwer erfüllbar. In Italien<br />

beispielsweise leisten sich Freie Radios<br />

– vorwiegend religiöser Machart –<br />

Sendeschienen für ein rein kindliches<br />

Publikum.<br />

Kinder als Radiomacher<br />

Das „Campus und City Radio 94,4„<br />

– eine Mischung aus Ausbildungsmedium<br />

der Fachhochschule St. Pölten<br />

und Freiem Bürgerradio – arbeitet<br />

seit 2009 an diversen Projekten mit<br />

Kindern und Jugendlichen im Alter<br />

von sieben bis 17 Jahren. So wurde in<br />

einem aktuellen Projekt das Thema<br />

„Zeitzeugen“ behandelt. Kinder<br />

erlernen dabei auf spielerische Weise<br />

in Workshops Interviewführung,<br />

Moderation, Aufnahme-, Schnittund<br />

Sendetechniken. Im Laufe der<br />

verschiedenen Projekte lässt sich<br />

eine wachsende Medienkompetenz<br />

der Kinder feststellen. Für Gabriele<br />

Ebmer, Bereichsleiterin „Kultur und<br />

Generation“, ist die Zusammenarbeit<br />

mit Kindern im Radiobereich eine<br />

große Bereicherung, da das Medium<br />

eine große Begeisterung bei den<br />

Kindern auslöst. Die einzige Schwierigkeit<br />

bestehe darin, dass diese auf<br />

Grund ihres Stundenplans in der<br />

Schule einen sehr strikten Tagesablauf<br />

haben – aber auch das ist planbar.<br />

Es geht doch!<br />

Am 28.07.2014 ging „Mein<br />

Kinderradio“ in Wien on air. Dieses<br />

konnte die Lizenz für die Frequenz<br />

103,2 gewinnen, welche im ersten<br />

und neunten Wiener Gemeindebezirk<br />

empfangbar ist. Der Sender ist weiters<br />

über einen Web-Livestream in ganz<br />

Österreich und über dessen Grenzen<br />

hinaus hörbar. Das erste österreichische<br />

Kinderradio versorgt laut Selbstbeschreibung<br />

die jungen Hörer im Alter<br />

von zwei bis zehn Jahren täglich mit<br />

einem umfassenden Programm. Eltern<br />

können abends auf sie abgestimmten<br />

Programmen lauschen, denn ab 20 Uhr<br />

sendet „Mein Kinderradio“ Musik ohne<br />

Werbeunterbrechungen. Das Radio<br />

verzichtet auf Werbung im klassischen<br />

Sinn, da man sich der ethischen<br />

Verantwortung bewusst sei, jedoch gibt<br />

es Sonderwerbeformen wie Kooperationen,<br />

etwa mit „Kinderhotels“.<br />

Der Sender ist das erste Privatradio,<br />

das einem (beinahe) öffentlich-rechtlichen<br />

Auftrag folgt. Entstanden ist<br />

es im Rahmen einer Projektarbeit an<br />

der Universität in Halle/Wittenberg<br />

(BRD), österreichische Privatradiomacher<br />

übernahmen Idee und die<br />

Geschäftsführung, zwölf Personen –<br />

darunter die neunjährige Programmchefin<br />

– wirken mit.<br />

Gesellschaftliche Relevanz<br />

Doch nicht nur in Wien, sondern<br />

auch in Deutschland gibt es schon<br />

einige Kinderradios. Besonders<br />

wertvoll ist, dass deren Programm nicht<br />

ausschließlich von Radioprofis gestaltet<br />

wird, sondern auch von Kindern<br />

und Eltern. Diese Eigenschaft macht<br />

Kinderradios zu einem interaktiven<br />

Medium und wichtigen Teil der Gesellschaft,<br />

denn das Programm wird somit<br />

von Kindern für Kinder gestaltet<br />

und gibt der jungen Bevölkerung die<br />

Möglichkeit, sich zu entfalten und zu<br />

lernen wie Radio gemacht wird.<br />

Ein weiterer wichtiger Wert ist, dass<br />

viele der Kinderradios, laut eigenen<br />

Angaben, auf Werbeeinschaltungen<br />

verzichten. Sie kooperieren zwar mit<br />

einigen Partnern, jedoch verzichten sie<br />

auf klassische Einschaltungen und den<br />

daraus folgenden Erlösen.<br />

Da Massenmedien eine immer<br />

bedeutsamere Rolle im Prozess des<br />

Hineinwachsens in die Gesellschaft<br />

und des Erwachsenwerdens erfüllen,<br />

sind solche Peergroup-Projekte<br />

wertvoller denn je. Get on air, kids!<br />

Anika Kisielewski<br />

<strong>SUMO</strong><br />

27


Interviews<br />

Musik Durchstarter<br />

in Österreich<br />

Wie schwer haben sie es wirklich?<br />

BADASSARAB<br />

Von Anfang an habe ich alleine<br />

gearbeitet und bin meinen<br />

eigenen Weg gegangen. Andere haben<br />

mich nie beeinflusst und ich glaube das<br />

macht mich aus.<br />

Ein Künstler muss einem im<br />

Gedächtnis bleiben<br />

Seit 2011 hat sich meine Musik<br />

komplett verändert und heiße jetzt<br />

BADASSARAB, da dieser Name meine<br />

Art wiederspiegelt. Man muss nur<br />

meine Musik hören, um zu wissen was<br />

mich von anderen Musikern unterscheidet.<br />

Meine Sprache, die Musik<br />

und die Art wie ich beides kombiniere<br />

macht meine Musik aus.<br />

Jedes Mal wenn ich einen Track, in den<br />

ich sehr viel Zeit und Mühe investiert<br />

habe fertigstelle, fühle ich mich<br />

besonders. Ich bin erleichtert endlich<br />

fertig zu sein, aber auch stolz auf<br />

meine Arbeit. Es ist sehr wichtig seine<br />

Entscheidungen immer wieder zu<br />

überdenken, sonst bereut man etwas.<br />

Als Rapper musst du deine Sprache<br />

beherrschen. Meine Musik ist hauptsächlich<br />

auf Deutsch, aber viele Teile<br />

sind auch auf Englisch. Ich möchte<br />

keinen 0815-Rap machen. Wäre mein<br />

Rap nur auf Englisch, würden immer<br />

die gleichen Reime herauskommen.<br />

Es ist schwer die deutsche Sprache<br />

und amerikanische Beats zu vereinen,<br />

aber ich finde das ist mir einigermaßen<br />

gelungen.<br />

Alleine kommt man nicht<br />

sehr weit<br />

was man will. Das Problem bei mir<br />

ist, dass ich viel zu stolz bin. Ich bin<br />

ehrlich, das ist etwas Schlechtes. Ich<br />

hatte hauptsächlich nur Glück. Ich<br />

wurde auf Youtube entdeckt und auf<br />

mein Mixpe sind anscheinend die<br />

richtigen Leute aufmerksam geworden<br />

und wollten mit mir arbeiten. So habe<br />

ich weitere Kontakte geknüpft.<br />

Man kann versuchen Musik hauptberuflich<br />

zu machen, aber es ist ein<br />

schwieriger Weg. Für mich wird die<br />

Musik immer ein Hobby bleiben und<br />

vielleicht kann ich mir Nebenberuflich<br />

etwas dazuverdienen, aber es gibt<br />

mehr im Leben. Ich lege sehr viel Wert<br />

auf meine Ausbildung, aber möchte<br />

dennoch einen guten Ausgleich finden.<br />

Man muss sich selbst kritisieren,<br />

um besser zu werden<br />

28 <strong>SUMO</strong><br />

Im Musikgeschäft ist es wichtig Leute<br />

anzuschreiben und sich gut und oft zu<br />

präsentieren. Manchmal muss man<br />

auch nervig sein, damit man bekommt<br />

EMIL BAUER<br />

FOTOS


kategorie


Infotainment<br />

Infotainment - wenn<br />

Information zur<br />

Unterhaltung wird<br />

Information und Entertainment scheinen auf den ersten Blick widersprüchliche Begriffe zu<br />

sein, im „Infotainment“ finden aber beide zueinander – in teils übler Ausformung.<br />

Infotainment möchte weniger gebildete<br />

und leseaffine Bevölkerungsschichten<br />

als Medienkonsumenten gewinnen.<br />

Geprägt wurde der Begriff<br />

durch den US-amerikanischen<br />

Medienkritiker Neil Postman.<br />

In seinem Buch „Wir amüsieren uns<br />

zu Tode“ behauptet er, dass durch das<br />

Fernsehen der rationale öffentliche<br />

Diskurs in Unterhaltung verwandelt<br />

wird. Heute werden unter diesem<br />

negativ besetzten Mischbegriff auch<br />

positive, weil durchaus lehrreiche<br />

Medienformate wie z.B. Quizsendungen<br />

verstanden. Er kommt<br />

aber nicht nur im Fernsehen vor,<br />

sondern auch in Zeitungen. Ludwig<br />

Zechmeister war 24 Jahre als Journalist<br />

bei den „Niederösterreichischen<br />

Nachrichten“ tätig und hatte selbst mit<br />

Infotainment zu tun.<br />

Räder. Beim allgegenwärtigen Thema<br />

„Doping“ fällt die Berichterstattung<br />

sehr verhalten aus, um Sponsoren<br />

und Verbände – deren PR-Partner<br />

Medien oft selbst sind – nicht zu<br />

vergrämen. Den Kulturkritikern mit<br />

allen Facetten ihres Handelns ergeht<br />

es ähnlich. Die Politjournaille, was<br />

vor allem den Boulevardmedien zu<br />

verdanken ist, befinden sich in einer<br />

von den Eigentümern bzw. Verlegern<br />

aufgezwungenen Falle, aus der es kein<br />

Entrinnen gibt.<br />

P: Wo liegen die Grenzen des<br />

Entertainmentanteils an der Information?<br />

Darf Information überhaupt<br />

unterhalten?<br />

Lisa Payreder: In welchen Formen<br />

kommt Infotainment in der Zeitung<br />

vor?<br />

Ludwig Zechmeister: In vielfältiger<br />

Weise, wobei man zwischen den<br />

Ressorts unterscheiden muss. Ein<br />

Reise-, Motor- oder Lifestyle-Bericht<br />

(mit allen seinen Ausprägungen wie<br />

Mode, Essen, Trinken und Events) war<br />

Infotainment und wird es auch immer<br />

bleiben. Sportjournalisten müssen<br />

unterhaltend schreiben, pushen, mit<br />

dazu beitragen, dass Events beim<br />

Publikum ankommen und sich die<br />

Stadien füllen. Die negative Kritik<br />

über die Leistungen der Athleten<br />

kommt dabei immer häufiger unter die<br />

Z: Die Grenzen bei zunehmender<br />

„Boulevardisierung“ (den Wandel<br />

hin zu Unterhaltung, Anm. d. R.)<br />

abzustecken, gleicht der Quadratur des<br />

Kreises. Jeder Journalist wird seinem<br />

selbst auferlegten Berufsethos und<br />

ihm beim Jobeinstieg vorgegaukelten<br />

Idealismus dann Tribut zollen, wenn<br />

der Chefredakteur oder Herausgeber –<br />

heutzutage treten diese meist in Personalunion<br />

auf – zu einem Gespräch<br />

bittet. Information darf selbstverständlich<br />

unterhalten: exemplarische<br />

Beispiele sind die mittlerweile inflationären<br />

Quiz-Sendungen im Fernsehen.<br />

Selbst Bildungsbürger können dabei<br />

noch viel lernen, und selbst weniger<br />

Wissensbeflissene gieren nach diesen<br />

LUDWIG ZECHMEISTER<br />

30 <strong>SUMO</strong><br />

FOTOS


TV-Formaten, wie die Einschaltquoten<br />

dokumentieren.<br />

Ein Beispiel aus dem Wirtschaftsressort,<br />

das die strikte Trennung<br />

von Information und Unterhaltung<br />

am augenscheinlichsten illustriert:<br />

Analysen und Bewertungen von<br />

Hedgefonds, Derivaten und anderen<br />

hochspekulativen Finanzangebote<br />

sind ausschließlich Domäne der<br />

Information, mit allen einer Prognose<br />

innewohnenden Unsicherheiten.<br />

P: Laut Medienkritiker Neil<br />

Postman wird durch Infotainment<br />

die wesentliche Errungenschaft der<br />

Aufklärung zerstört: die Fähigkeit<br />

zur rationalen Urteilsbildung. Diese<br />

Entwicklung würde die Grundlage<br />

der Demokratie zersetzen und in eine<br />

neue Unmündigkeit führen. Sehen Sie<br />

das auch so drastisch?<br />

Z: Nicht in der ganzen Bandbreite<br />

so drastisch. Zustimmen muss<br />

man Neil Postman, wenn es um<br />

den politischen und partiell den<br />

Wirtschaftsbereich geht. Die Untergruppe<br />

„Parteipolitik“ mit ihren<br />

Anhängseln wie Interessensvertretungen,<br />

Kammern, Bünden, Teilorganisationen<br />

usw. schürt auf gefährliche<br />

Weise die Ängste von Postman.<br />

Sie biedert sich dem Boulevard an,<br />

versorgt diesen im Gegenzug mit<br />

großzügigen Inseraten, Druckkostenbeiträgen<br />

usf. und bekommt auch<br />

postwendend die entsprechenden<br />

redaktionellen Schmeicheleinheiten.<br />

Das ist Infotainment in seiner primitivsten<br />

und besorgniserregendsten<br />

Ausprägung. „Silberstreif am Mentalitätshorizont“:<br />

Dass dies nicht mehr<br />

funktioniert, musste vor Kurzem der<br />

Bundeskanzler dieser Republik zur<br />

Kenntnis nehmen, als ihn die eigenen<br />

Genossen beim Bundesparteitag<br />

abstraften und ihn offenbar nach nicht<br />

vollbrachten Leistungen beurteilten.<br />

Salbungsvoller Polit-Mediendusel<br />

wird heute nicht mehr goutiert.<br />

P: Welche positiven Seiten hat<br />

Infotainment?<br />

Z: Infotainment hat die guten<br />

Seiten, wenn diese Form der journalistischen<br />

Darstellung nicht missbraucht<br />

wird. Infotainment trägt sicherlich<br />

dazu bei, weniger gebildete und<br />

weniger leseaffine Bevölkerungsschichten<br />

als Medienkonsumenten zu<br />

gewinnen. Man darf diese allerdings<br />

nicht verführen, was vor allem die<br />

politische Kaste – egal welcher Farbe –<br />

zunehmend versucht.<br />

P: Wie geht man als Journalist am<br />

besten mit Infotainment um, um<br />

trotzdem objektiv zu berichten?<br />

Z: Für Journalisten, egal in welcher<br />

Sparte der Kommunikation, scheint<br />

ein Licht am Ende des Tunnels<br />

zumindest aufzuflackern: Immer öfter<br />

kommen Medienverantwortliche zur<br />

Erkenntnis, dass die Redaktionen nach<br />

einer Zeit des Aushungerns wieder<br />

aufgepäppelt gehören. Was zur Folge<br />

hätte, dass Storytelling, Hintergrund,<br />

Reportagen – eben Content – fröhliche<br />

Urstände feiern. Daraus ergäben sich<br />

neue Prämissen, welche die Objektivität<br />

der Journalisten erleichtern<br />

und das Infotainment zurückdrängen.<br />

Obendrein würden davon Seriosität<br />

und Glaubwürdigkeit der Medien<br />

profitieren. Denn: Die Zeit drängt. Laut<br />

einer soeben publizierten Umfrage des<br />

NDR-Medienmagazins Zapp haben im<br />

Dezember 2014 nur 29% der Befragten<br />

„großes oder sehr großes Vertrauen“<br />

in deutsche Medien. Im April 2012 lag<br />

dieser Wert noch bei 40%. Bleibt nur zu<br />

hoffen, dass das Damoklesschwert der<br />

prekären globalen Wirtschaftssituation<br />

nur schwebt – und nicht herabsaust.<br />

Lisa Payreder<br />

Ci n e m a<br />

Paradiso<br />

<strong>SUMO</strong><br />

31


Sportliche Helden<br />

Sportliche Helden<br />

von heute<br />

Ein Blick hinunter auf die Erde, aus 1.000 Metern Höhe. Schwindelerregend bewegt sich der<br />

Korb des Heißluftballons – dann der Drop – immer schneller geht es auf die Erde zu – der<br />

Fallschirm öffnet sich – drei, zwei, ein Meter bis zum Gras – und der Sprung ist geschafft.<br />

Was jedoch ein Skydiver<br />

aus 1.000 Metern Höhe<br />

sieht, war für lange Zeit denen vorbehalten,<br />

die sich getraut haben, zu<br />

springen. Kleine Action-Kameras,<br />

die am Körper oder Helm montiert<br />

werden, erlauben nun allen den Blick<br />

auf das atemberaubende Panorama.<br />

War früher der Skydiver nur ein stecknadelgroßer<br />

Punkt auf dem Video, ist<br />

es jetzt möglich, den Sprung aus seiner<br />

Perspektive zu erleben. Besonders<br />

Extremsportarten werden dadurch in<br />

den Fokus gerückt und neue sportliche<br />

Helden werden geboren.<br />

Point-of-View (kurz POV) heißt<br />

die Aufnahmetechnik, bei der aus der<br />

Perspektive einer Person gefilmt wird.<br />

Clemens Prankl, Mitglied des Filmproduktionsunternehmens<br />

Zwupp,<br />

benutzt Actioncams für die Egoperspektive<br />

bei riskanten Sportarten:<br />

„Die Anbringung solcher Kameras an<br />

Gegenstände, ohne dabei viel Gewicht<br />

zu haben, bietet Kamerawinkel, die<br />

32 <strong>SUMO</strong><br />

man vorher so nicht umsetzen konnte.<br />

Sie können in Situationen eingesetzt<br />

werden, in denen andere Kamerasysteme<br />

an ihre Grenzen kommen.“<br />

Dazu trägt die Größe der Kamera<br />

erheblich bei, denn sie ist kleiner als die<br />

geschlossene Faust. Ein weiterer Vorteil<br />

ist der relativ geringe Preis: Gerade bei<br />

Unterwasseraufnahmen sind sie die<br />

billigste Option.<br />

GoPro – und setz dir ein<br />

Denkmal<br />

Die umsatzstärkste Actioncam<br />

weltweit ist GoPro, der Name ist<br />

fast schon zum Synonym für diese<br />

kleinen, stoßfesten Kameras geworden.<br />

Nicholas Woodman, Vorstandsvorsitzender<br />

des Unternehmens, wollte<br />

im Jahr 2002 Aufnahmen beim<br />

Surfen machen. Für Amateure gab es<br />

aber keine erschwingliche Kamera,<br />

deswegen begann er, an der Weitwin-<br />

ZWUPP; JULIAN MIES/PIXELIO.DE; BOSOWSKI/PIXELIO.DE<br />

FOTOS


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Impressum<br />

MedieninhaberIn/HerausgeberIn:<br />

Fachhochschule St. Pölten, Matthias<br />

Corvinus-Straße 15, A-3100 St. Pölten<br />

E-Mail: office@fhstp.ac.at,<br />

Tel.: 02742/313 228-425<br />

Geschäftsführung:<br />

Dr. Gabriela Fernandes,<br />

Dipl.-Ing. Gernot Kohl, MSc<br />

Ausbildungsmagazin <strong>SUMO</strong><br />

Bei uns fallen Medien und Kommunikation<br />

ins Gewicht<br />

Fachliche Leitung:<br />

Mag. Roland Steiner<br />

Studentische Leitung:<br />

Lukas Klinser<br />

Redaktionsleitung:<br />

Alina Staudner<br />

Produktionsleitung<br />

Verena Stahl<br />

Kommunikationsleitung<br />

Anika Kisielewski<br />

Onlineredaktionsleitung<br />

Lorenz Knauseder<br />

Team<br />

Ricarda Ristic, Aminta Maria Rembart,<br />

Lena Holzinger, Lisa Payreder, Denise<br />

Misek, Philipp Thoma, Niklas Kuhagen<br />

Coverfotograf: Maximilian Döringer<br />

Covermodel: Melissa Poindl<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Herausgeberin wieder. Für den Inhalt<br />

von Inseraten haftet ausschließlich der<br />

Inserent. Für unaufgefordert zugesandtes<br />

Bild- und Textmaterial wird keine Haftung<br />

übernommen. Jegliche Reproduktion nur<br />

mit schriftlicher Genehmigung der Medieninhaberin.<br />

Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz:<br />

Medieninhaberin: Fachhochschule St.<br />

Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße<br />

15, A-3100 St. Pölten.<br />

Bankverbindung:<br />

Sparkasse St. Pölten,<br />

Kontoinhaber: Fachhochschule St. Pölten<br />

GmbH<br />

BIC: SPSPAT21XXX<br />

IBAN: AT152025600700002579<br />

Erscheinungsweise:<br />

2 Ausgaben pro Jahr<br />

Erscheinungsort:<br />

Verlagspostamt: 3100 St. Pölten<br />

Druckproduktion:<br />

druck.at, Leobersdorf<br />

34 <strong>SUMO</strong><br />

CLAUDIA MANN<br />

FOTOS


Daniel, 30 Jahre<br />

Bankverbindung:<br />

Sparkasse St. Pölten,<br />

Kontoinhaber: Fachhochschule St. Pölten<br />

Kommunikationsleitung GmbH<br />

Anika Kisielewski<br />

BIC: SPSPAT21XXX<br />

IBAN: AT152025600700002579<br />

Was<br />

Onlineredaktionsleitung<br />

zählt, ist mein tempo.<br />

Lorenz Knauseder<br />

Erscheinungsweise:<br />

2 Ausgaben pro Jahr<br />

Damit<br />

Team<br />

ich mein ziel so<br />

Ricarda Ristic, Aminta Maria Erscheinungsort:<br />

Rembart,<br />

Lena Holzinger, Lisa Payreder, Verlagspostamt: Denise 3100 St. Pölten<br />

erreiche,<br />

Misek, Philipp Thoma, Niklas Kuhagen<br />

Wie es am besten<br />

Druckproduktion:<br />

Namentlich gekennzeichnete Druckerei Beiträge Wallig, Gröbming<br />

zu<br />

geben<br />

mir<br />

nicht unbedingt<br />

passt.<br />

die Meinung der<br />

Herausgeberin wieder. Für den Inhalt<br />

von Inseraten haftet ausschließlich der<br />

Inserent. Für unaufgefordert zugesandtes<br />

Bild- und Textmaterial wird keine Haftung<br />

übernommen. Jegliche Reproduktion nur<br />

mit schriftlicher Genehmigung der Medieninhaberin.<br />

Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz:<br />

Medieninhaberin: Fachhochschule St.<br />

Pölten GmbH, Mathias Corvinus-Straße<br />

15, A-3100 St. Pölten.<br />

Mehr über Daniel und seinen<br />

Rhythmus auf www.was-zählt.at


St. Pölten University of Applied Sciences<br />

Komm besser studieren.<br />

www.fhstp.ac.at<br />

open.day<br />

21.03.2015<br />

9:00 - 15:00 Uhr<br />

Bachelor, Master,<br />

Weiterbildung<br />

© Martin Lifka Photography<br />

Bachelor, Master, Weiterbildung in den Bereichen: Medien & Wirtschaft | Medien & Digitale<br />

Technologien | Informatik & Security | Bahntechnologie & Mobilität | Gesundheit | Soziales

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