27.10.2023 Aufrufe

SUMO #41

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fachmagazin des Bachelor Studiengangs Medienmanagement der FH St. Pölten<br />

Oktober 2023<br />

Digitale Delikatessen:<br />

Wie KI den Journalismus verändert


ST. PÖLTEN UNIVERSITY<br />

OF APPLIED SCIENCES<br />

Hier lernst<br />

du, die<br />

Zukunft der<br />

Medien mitzugestalten.<br />

Medienmanagement<br />

Bachelorstudium: 6 Semester,<br />

Vollzeit<br />

Schwerpunkte<br />

• Medienwirtschaft & Strategie<br />

• Publizistische und journalistische<br />

Grundlagen<br />

• Medienproduktion und<br />

-technologie<br />

© Peter Rauchecker<br />

Wissen, was<br />

morgen zählt.<br />

Jetzt informieren:<br />

fhstp.ac.at/bmm


© 2023 <strong>SUMO</strong> Medienfachmagazin<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

www.sumomag.at<br />

facebook.com/sumomag<br />

instagram.com/sumo.mag<br />

Medieninhaberin Fachhochschule St. Pölten GmbH<br />

c/o <strong>SUMO</strong><br />

Campus-Platz 1<br />

A-3100 St. Pölten<br />

Telefon: +43(2742) 313 228 - 200<br />

www.fhstp.ac.at<br />

Fachliche Leitung Mag. Hellin Jankowski, BA und<br />

FH-Prof. Mag. (FH) Dr. Johanna Grüblbauer<br />

E-Mail: johanna.grueblbauer@fhstp.ac.at<br />

Telefon: +43 676 847228422<br />

© Titelbild: Mag. Hellin Jankowski, BA, Playground AI<br />

Druck in Auftrag gegeben bei gugler*<br />

Leitstern für Kommunikation und Wandel<br />

Auf der Schön 2<br />

A-3390 Melk/Donau<br />

www.gugler.at


Journalismus<br />

01<br />

Wer füttert wen: Künstliche Intelligenz als Zukunft des<br />

Lokaljournalismus?<br />

von Tobias Krammer mit Barbara Eidenberger und Rüdiger Landgraf<br />

KI im Newsroom – Ja, aber wie?<br />

von Genia Mayerböck mit Rüdiger Landgraf und Katharina Schell<br />

Von Panama Papers bis Austrian Papers – KI im investigativen<br />

Journalismus<br />

von Carolin Plas mit Michael Nikbakhsh und Christo Buschek<br />

Die künstlich-intelligente Jagd nach Fake News<br />

von Mia Weisz mit Martin Boyer und Florian Schmidt<br />

08<br />

12<br />

16<br />

19<br />

24<br />

27<br />

Arbeitswelt<br />

KI als neue*r Mitarbeiter*in?<br />

von Elias Nemeth mit Cordual Cerha und Victoria Gabriel<br />

Content Moderation: Wie KI in Foren mitmischt<br />

von Vanja Vlajković mit Fridolin Herkommer, Alexander Czech<br />

und Eleana Novak<br />

02<br />

03<br />

Musik und Kunst<br />

KI als Singer und Songwriter<br />

von Katharina Woisetschläger mit Günter Loibl und Thomas Korponay-Pfeifer<br />

Killt KI den Radiostar?<br />

von Sophia Olesko mit Michael Fischeneder und Zena Burns<br />

Die Kunst der Künstlichen Intelligenz<br />

von Emily Pobst mit Martin Dörsch und Benedikt Pfisterer<br />

Die Generation des Generierens: Wem gehört die künstliche<br />

Kunst?<br />

von Nikolas Rode mit Matthias Leidinger, Stefan Pichler und Jeanette Gorzala<br />

32<br />

35<br />

39<br />

42<br />

4<br />

Inhaltsverzeichnis


41. Ausgabe - Digitale Delikatessen: Wie KI den Journalismus verändert<br />

47<br />

50<br />

54<br />

Verzerrte Realität<br />

Black Mirror: Leben wir in einer dystopischen Welt?<br />

von Karoline Szakal mit Constantin Brîncoveanu, Hideaki Ogawa<br />

und Ulrich Bodenhofer<br />

Virtuelle Influencer: Was ist schön, was ist echt?<br />

von Savanna Plank mit Ulrich Rosar und Johannes Krause<br />

Gefühle für einen Chatbot: Wenn aus etwas Künstlichem<br />

reale Liebe wird<br />

von Florian Ploier mit Bernhard Niedermayer und Markus Huber<br />

04<br />

Kreuzworträtsel<br />

05<br />

Wir sind <strong>SUMO</strong><br />

62<br />

60<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

5


Liebe Leser*innen,<br />

der Artikel, den Sie nun lesen, wurde von einem<br />

Menschen geschrieben – wie auch alle übrigen<br />

Texte, die Sie in dieser Ausgabe finden. Warum<br />

wir das erwähnen? Weil es nicht mehr selbstverständlich<br />

ist, dass hinter gedruckten Worten eine<br />

natürliche und keine künstliche Intelligenz (KI)<br />

steckt.<br />

Doch wir verbürgen uns an dieser Stelle: Sämtliche<br />

Worte, die Ihnen auf den folgenden Seiten<br />

begegnen, gehen auf die Studierenden im 5.<br />

Semester des Bachelorstudiengangs Medienmanagement<br />

an der Fachhochschule St. Pölten<br />

zurück. Wie wir das beweisen wollen? Nun, wir<br />

haben uns kreative Fragen gestellt und keinen<br />

noch so ungewöhnlichen Weg ausgelassen,<br />

um Antworten zu finden. Wir haben also<br />

einen Aufwand betrieben, den eine KI nicht bewerkstelligt<br />

hätte. Trotzdem müssen wir am<br />

Ende einräumen: Ein Leben ohne algorithmische<br />

Unterstützung wird es nicht mehr geben.<br />

Vielmehr werden Elemente, die bisher als „Science<br />

Fiction“ verkannt wurden, Realität werden.<br />

Es geht als nicht mehr um das Ob, sondern um das<br />

Wann und Wie.<br />

„Wie viel künstliche Intelligenz braucht intelligenter<br />

Journalismus?“, lautete folglich die Frage, die<br />

am Beginn der Produktion der 41. <strong>SUMO</strong>-Ausgabe<br />

stand. Wie künstlich darf er werden? Apropos:<br />

Wie nennt man und frau Kunst, die von künstlicher<br />

Intelligenz geschaffen wurde? Wer ist der Urheber<br />

respektive die Urheberin eines Bildes, das sich<br />

nicht mehr aus Pinselstrichen, sondern aus Algorithmen<br />

zusammensetzt? Und wohin soll uns all<br />

das führen? In einen Zustand, in dem sich Mensch<br />

und Maschine ineinander verlieben lernen? In<br />

einen Zustand, in dem uns virtuelle Influencer<br />

die Welt erklären, Trends einläuten und Ideale<br />

festlegen?<br />

„Künstliche Intelligenz hat das Potenzial,<br />

den unabhängigen Journalismus besser zu<br />

machen, als er jemals war – oder ihn einfach zu<br />

ersetzen“, behauptete Mathias Doepfner, der<br />

Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Verlages<br />

und Eigentümer der größten deutschen Zeitung<br />

„Bild“, im Frühjahr 2023. Die <strong>SUMO</strong>-Redaktion<br />

hält dagegen: So weit sind wir noch nicht. Aber:<br />

Tatsächlich lassen sich Algorithmen für die<br />

investigative Recherche nützen – immens<br />

Hellin Jankowski und Johanna Grüblbauer / © Nikolas Rode<br />

große Datenmengen, wie sie beispielsweise die<br />

„Panama Papers“ darstellen, lassen sich<br />

binnen Sekunden erfassen und strukturieren.<br />

Ähnliches gilt für Falschmeldungen alias<br />

Fake News: In wenigen Minuten können<br />

sie enttarnt werden. Die Kehrseite<br />

der Medaille lautet aber: In wenigen<br />

Minuten können sie erstellt werden. Videos<br />

werden mit täuschend echt klingenden Stimmen<br />

hinterlegt, Bilder vom Papst im Balenciaga-Mantel<br />

um die Welt geschickt – und im ersten Moment<br />

für echt gehalten.<br />

Auch auf den zweiten Blick wahr ist: Die<br />

Geschäftsmodelle sämtlicher traditioneller<br />

Medien sind durch die digitalen Technologien<br />

angeschlagen. Deswegen versuchen auch<br />

Medienunternehmen an dem zu sparen, was<br />

eigentlich ihr Kapital ist: dem Personal. Besser<br />

wäre es allerdings, umzustrukturieren – die<br />

Newsrooms an die neuen Gegebenheiten<br />

anzupassen. Ganz im Sinne von Isaac Asimov,<br />

dessen Gesetz zufolge es einem Roboter<br />

untersagt ist, einem Menschen zu schaden.<br />

Daran anknüpfend haben auch wir der KI die<br />

Hand gereicht – und sie mit Ideen gefüttert.<br />

Herausgekommen ist das Cover dieses Magazins,<br />

das die Frage verdeutlichen soll: Wer<br />

frisst wem aus der Hand – die Menschen<br />

der künstlichen Intelligenz, oder umgekehrt?<br />

Stichwort Hand: Am Ende dieser Ausgabe sind<br />

Sie, liebe Leserinnen und Leser, aufgerufen, selbst<br />

tätig zu werden. Erstmals beinhaltet ein <strong>SUMO</strong>-<br />

Magazin nämlich ein Kreuzworträtsel.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen<br />

und Lösen,<br />

Hellin Jankowski und<br />

Johanna Grüblbauer<br />

6<br />

Editorial


© twitter.com/anna_thalhammer


Wer fütter wen: Künstliche Intelligenz als<br />

Zukunft des Lokaljournalismus?<br />

Texte kürzen, einfache Fragen stellen: Viele Jugendliche informieren sich mithilfe von Künstlicher<br />

Intelligenz (KI) über das tägliche Leben. Wie sieht’s gerade in der Champions League aus? Was hat<br />

es mit der Chat-Affäre auf sich? Add-Ons oder die neuesten Versionen von KI-Bots geben Antworten.<br />

Machen sie Zeitung, Radio und TV damit obsolet oder befördern sie die Medienwelt auf eine<br />

neue Ebene?<br />

Klar sei daher, dass eine neue Geschichte mit Artificial<br />

Intelligence nicht geschrieben würde, denn:<br />

„Eine KI fällt mit ihrer Datenbasis, die sie hat. Solange<br />

ich als Medium diese Basis erst herstellen<br />

muss, ist sie für mich unattraktiv“, so die Journalistin.<br />

Konkurrenz fürchtet sie daher vorerst nicht:<br />

„Gerade im Lokaljournalismus wird es noch lange<br />

dauern, bis diese Datenbasis vorhanden ist“,<br />

lautet ihre Prognose.<br />

„Ich liebe übrigens die KI. Sie wird uns nicht ersetzen,<br />

wir werden ihre Kontrolle“, twittert Anna<br />

Thalhammer, Chefredakteurin des Nachrichtenmagazins<br />

profil am 15. Mai 2023. Doch, stimmt<br />

das? Bereits jetzt nutzen viele Medienhäuser KI<br />

für den digitalen Vertriebsweg oder in der Produktion.<br />

Die Abozahlen von ChatGPT sind nicht öffentlich<br />

einsehbar – aber haben sie die von österreichischen<br />

Tageszeitungen bereits überholt?<br />

„Bei uns wird Journalismus noch ohne KI geschrieben.<br />

Für uns ist die Nähe zur Nachricht ein wichtiger<br />

Bestandteil unserer Arbeit – und den kann<br />

die KI nicht liefern“, sagt Barbara Eidenberger,<br />

Leiterin der Online-Redaktion der Oberösterreichischen<br />

Nachrichten. Mit knapp 1,8 Millionen<br />

Besucher*innen alleine im März 2023 zählt nachrichten.at<br />

zu den Top-Ten der am meisten genutzten<br />

Nachrichtenportale in Österreich. Gerade für<br />

lokalen Journalismus sei die KI noch weit weg von<br />

einem sinnvollen Nutzen, da noch nicht ausreichend<br />

Informationen eingespeist seien. Die Folge:<br />

Stellt man der KI eine Frage, erhält man eine nicht<br />

korrekte Antwort. „ChatGPT ortet den oberösterreichischen<br />

Landeshauptmann Thomas Stelzer<br />

zum Beispiel als Linzer Bürgermeister“, sagt Eidenberger.<br />

Allerdings hätte KI in anderen Bereichen durchaus<br />

schon jetzt Potenzial: „Gerade zum Kürzen von<br />

großen Textmengen wie Rechnungshofberichten<br />

oder den vielen Chat-Protokollen [Anm.: In Österreich<br />

kam es in den letzten Jahren vermehrt zur<br />

Veröffentlichung von strafrechtlich relevanten<br />

Chat-Protokollen zwischen hohen Politiker*innen]<br />

wird die KI sehr gut hergenommen. Auch Bild-<br />

Tools wie Midjourney sind im Einsatz.“ Midjourney<br />

ist eine künstliche Intelligenz, mit der jede*r zur<br />

oder zum Künstler*in wird: Einfach ein gewünschtes<br />

Bild in einem Chatbot beschreiben und schon<br />

generiert die Künstliche Intelligenz mehrere Versionen<br />

dieses Bildes.<br />

Dabei bleiben dürfte es jedoch nicht: „Unser Weg<br />

muss sein, dass wir ganz klar den Unterschied<br />

zwischen KI-generierten Texten und Journalismus<br />

ausarbeiten“, sagt Eidenberger. Diese Ausarbeitung<br />

wiederum müsse den Leser*innen bewusst<br />

gemacht werden: „Im Gegensatz zu KI-generierten-Texten<br />

handelt es sich bei journalistischen<br />

Texten um von Menschen bearbeiteten und bewerteten<br />

Inhalte – und das verleiht unseren Endprodukten<br />

Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit.<br />

Ein KI-Text hingegen hat nur die Qualität,<br />

welche der Server liefern kann“, sagt Leiterin von<br />

nachrichten.at. Gerade durch Newsbots können<br />

immer öfter KI-generierte Fake News in den Umlauf<br />

kommen, da die KI oft die Zusammenhänge<br />

zwischen verschiedendn Stories nicht erkennen<br />

kann.<br />

8<br />

Wer fütter wen: Künstliche Intelligenz als Zukunft des Lokaljournalismus?


© Nikolas Rode<br />

Ins Auto steigen und das Radio anmachen<br />

Am Frühstückstisch die KI-generierte Zeitung<br />

aufschlagen – im Auto dann das KI-generierte<br />

Radio hören? Was noch sehr futuristisch klingt,<br />

ist in den USA dank dem Radiosender RadioGPT<br />

schon Realität. Dieser Radiosender mixt automatisiert<br />

Musik und die KI umrandet das Ganze mit<br />

den passenden Informationen und Nachrichten.<br />

Als Pilotversuch gestartet ist RadioGPT mittlerweile<br />

rund um die Uhr live im Web verfügbar,<br />

eine weitere Ausrollung steht bevor. Laut den<br />

Betreiber*innen dieses Radiosenders bringe diese<br />

neue Form des Radios einige Vorteile: Gerade<br />

in ruralen Gegenden oder in kleineren Zielgruppen<br />

sei das Betreiben eines Radiosenders meist wirtschaftlich<br />

nicht begründbar. Dort leiste KI einen<br />

Beitrag zu mehr Mediendiversität: „Wo man früher<br />

Radiosender aufgrund der hohen Personalkosten<br />

einstellen musste, kann man jetzt zum Beispiel<br />

wieder Sender mit regionalem Bezug hochfahren“,<br />

sagt Rüdiger Landgraf, Head of Digital & Strategy<br />

bei dem österreichischen Radiosender Kronehit.<br />

Kronehit wolle sich dank KI künftig auf kleinere<br />

Nischen im Musikmarkt spezialisieren können. Mit<br />

über 921.000 Hörer*innen über die letzten zehn<br />

Jahren wurde das Unternehmen im Radiotest zum<br />

reichweitenstärksten Privatradio gekürt.<br />

Wann kommt in Österreich das erste komplett<br />

KI-generierte Radio? „In Österreich haben wir auf<br />

jeden Fall die Eigenheit der Sprache. Es gibt sehr<br />

wohl bereits deutsche Sprachmodelle, aber ein<br />

österreichisches ist noch nicht auf dem Markt.<br />

Deshalb klingt KI-generierte englische Sprache<br />

schon sehr flüssig und lässt sich kaum von<br />

„echter“ unterscheiden – deutsche bzw. österreichische<br />

Sprache klingt noch sehr roboterhaft.<br />

So lange dies noch nicht geschehen ist, wird<br />

es auch für einen KI-Radiosender in Österreich<br />

schwierig.“ Sobald dieses Modell am Markt ist, soll<br />

es Anwendung finden. KI unterstützt Radiosender<br />

bereits jetzt in technischen Bereichen.<br />

Facebook, TikTok, ChatGPT?<br />

KI eignet sich also noch nicht als Journalist*in, der<br />

oder die Artikel und Meldungen entwirft und an<br />

die Leser*innen und Hörer*innen bringt. Sehr wohl<br />

liegt in ihnen aber das Potenzial, als Vermittler und<br />

Aufbereiter von Nachrichten zu agieren: „Gerade<br />

um Jugendliche zu erreichen, liefern wir Großkonzernen<br />

Inhalte und schauen bei Werbeeinnahmen<br />

bereits jetzt durch die Finger“, kommentiert<br />

Eidenberger die aktuelle Lage. Medien nutzen<br />

verschiedenste Social-Media-Plattformen, die<br />

Werbeeinnahmen stecken sich Plattformen zu<br />

großen Teilen oder gar ganz ein. Neben Meta und<br />

ByteDance, welche die Unternehmen hinter Facebook,<br />

Instagram sowie auch TikTok sind, könnte<br />

auch Microsoft als Eigentümer von OpenAI, welches<br />

ChatGPT betreibt, künftig dazuverdienen.<br />

Vereinfacht ausgedrückt: Sollten Nachrichten über<br />

KI-Bots rezipiert werden, geht das eigentliche<br />

Geschäftsmodell von klassischen Medien immer<br />

Wer füttern wen: Künstliche Intelligenz als Zukunft des Lokaljournalismus?<br />

9


Barbara Eidenberger<br />

/ © OÖN/Weihbold<br />

Rüdiger<br />

Landgraf<br />

/ © Kronehit<br />

weiter zu Grunde. „Qualität muss auch<br />

Jugendlichen etwas wert sein. Und da ist<br />

die Politik gefragt!“, betont die Leiterin<br />

der Online-Redaktion. Medienbildung,<br />

Media Literacy oder auch die vielfach<br />

diskutierte Medienförderung sind nur<br />

drei Beispiele, wo die Politik ansetzen<br />

könne. „Wir für unseren Teil versuchen<br />

mit unseren Kindernachrichten, vertrauenswürdigen<br />

Inhalt an die jüngste Zielgruppe<br />

durchzubekommen – mit Erfolg“,<br />

sagt Eidenberger.<br />

Wer hat wen unter Kontrolle?<br />

Wird also Anna Thalhammer künftig zu<br />

einer Kontrolleur*in der Künstlichen Intelligenz?<br />

Wo derzeit noch Journalist*innen<br />

am Werk sind, könnten künftig viele Arbeitsschritte<br />

durch Künstliche Intelligenz<br />

ersetzt werden. Ob Medien die KI wirklich<br />

unter Kontrolle haben – oder ob KI<br />

künftig vielen Medienhäusern zu schaffen<br />

macht, wird sich zeigen. Wie sich die<br />

Medien entwickeln sollen, entscheiden<br />

alleinig die Rezipient*innen dieser.<br />

Die Kontrolle über tagesaktuelle Nachrichten<br />

hat jedoch nur der Journalismus.<br />

Die KI kann immer nur auf bereits bestehende<br />

Daten zugreifen, keine neuen<br />

erschaffen oder diese weiterentwickeln.<br />

Für Medienhäuser gilt es allerdings jetzt<br />

schon, sich mit KI zu befassen, denn:<br />

Ohne Fortschritt und ohne Entwicklung<br />

und mit denselben Einnahmequellen<br />

wie Jahrzehnte davor, wird es weiterhin<br />

zu Personalabbau kommen, wie Ende<br />

Februar zum Beispiel, bei der Kleinen<br />

Zeitung kommen. Um nicht unter Kontrolle<br />

der KI zu gelangen, soll es also<br />

künftig heißen: Mutig und offen in die<br />

Zukunft, statt Kulturpessimismus und<br />

Stagnation.<br />

Tobias Krammer<br />

Muss KI kontrolliert werden? In einem<br />

offenen Brief des Future of Life-Institutes,<br />

in dem über 1800 Personen,<br />

unter anderem auch Elon Musk, unterzeichnet<br />

haben, fordert das Institut eine<br />

sofortige Forschungspause. Diese Pause<br />

soll dazu genutzt werden, Sicherheit<br />

und Regulative für KI herzustellen. Auch<br />

Digitalisierungsminister Tursky forderte<br />

eine KI-Regulierungsbehörde in der<br />

Europäischen Union – und zwischenzeitlich<br />

auch für Österreich.<br />

10<br />

Künstliche Intelligenz als Zukunft des Lokaljournalismus?


MEHR ALS<br />

IRGENDWAS<br />

MIT MEDIEN.<br />

Als Multi-Screen-Vermarkterin mit langjähriger<br />

Erfahrung sorgen wir dafür, dass Werbebotschaften<br />

zur richtigen Zeit auf den richtigen Screens bei der<br />

richtigen Zielgruppe ankommen.<br />

NEUGIERIG GEWORDEN? ERKUNDIGE DICH JETZT!<br />

www.goldbach.com<br />

11


© Pexels/John-Mark Smith<br />

KI im Newsroom – Ja, aber wie?<br />

„Stillstand ist der Tod, geh' voran“ – 1998 hat Sänger Herbert Grönemeyer angestimmt, was heute<br />

in puncto Künstliche Intelligenz im Journalismus Realität ist: Sie wird sukzessive auf die eine oder<br />

andere Art in den Newsrooms implementiert. Doch wie gelingt der Sprung vom Versuchslabor in<br />

den Redaktionsalltag? Eine Spurensuche.<br />

„Die APA setzte zur EU-Wahl auf automatisierte<br />

Wahlberichterstattung“, hieß es im Horizont, einer<br />

Fachzeitschrift für Marketing, Werbung und Medien,<br />

am 27. Mai 2019. Bevor diese Schlagzeile veröffentlicht<br />

werden konnte, bedeutete dies für den<br />

Newsroom der Austria Presse Agentur jedoch,<br />

sich neuen Herausforderungen anzunehmen.<br />

„Also im Prinzip unterliegt alles der Adoptionstheorie,<br />

davon bin ich der festen Überzeugung“,<br />

sagt Rüdiger Landgraf, zuständig für Strategie<br />

und Digital bei Kronehit. Er meint damit die Theorie<br />

von Everett M. Rogers. Diesem Ansatz zufolge<br />

kann unter anderem der Entscheidungsprozess,<br />

ob Menschen – im konkreten Fall Journalist*innen<br />

– eine Künstliche Intelligenz (KI) im Newsroom annehmen<br />

oder nicht, nachvollzogen werden. Dieser<br />

Prozess sei als Adoptionsprozess zu bezeichnen,<br />

welcher in fünf Phasen unterteilt werden könne:<br />

In der ersten Phase, „Knowledge“ genannt, wird<br />

nach Rogers der*die Journalist*in darüber informiert,<br />

dass es beispielsweise ein neues Textautomatisierungsprogramm<br />

für die Medienbranche<br />

gibt. In der zweiten Phase, der „Persuasion“, beginnt<br />

der*die Journalist*in, sich eine Meinung zu<br />

bilden und eine Einstellung dem Programm gegenüber<br />

zu entwickeln. Diese Meinungsbildung wird<br />

durch Schlüsselpersonen, wie Mitarbeiter*innen<br />

aus der Chefrdaktion, dem Innovationsmanagement<br />

oder auch durch andere Journalist*innen<br />

beeinflusst. „Decision“ bildet dann die Phase, in<br />

welcher die Einstellung sozusagen manifestiert<br />

wird, beziehungsweise der*die Journalist*in das<br />

Textautomatisierungsprogramm für gut oder<br />

schlecht befindet. Das Programm wird dann in der<br />

Phase der „Implementation“ in den Redaktionsalltag<br />

integriert, bevor der*die Journalist*in in der<br />

„Confirmation“-Phase versucht, Bestätigung für<br />

die Entscheidung zu suchen. Aus diesem Grund<br />

wird in dieser Phase oftmals auch widersprüchlichen<br />

Informationen aus dem Weg gegangen, da<br />

diese Informationen die Entscheidung des*der<br />

Journalist*in nicht bestätigten könnten. In der<br />

APA zum Beispiel gibt es dafür eine eigens eingerichtete<br />

Task Force, wie Katharina Schell, stellvertretende<br />

Chefredakteurin bei der APA, <strong>SUMO</strong><br />

berichtet: „Wir haben eine APA-übergreifende<br />

12<br />

KI im Newsroom – Ja, aber wie?


„Task Force AI“ (Anm.: AI steht für Artificial<br />

Intelligence), da sind Personen aus allen<br />

Bereichen vertreten. Zum Beispiel sind<br />

unsere Hauptinnovationsmanagerin, ich,<br />

als Vertretung der Redaktion, jemand<br />

aus unserer IT-Abteilung und jemand<br />

von unserer Komm-Tochter involviert.“<br />

Neben dem Schwerpunkt, Maßnahmen<br />

und eine Art Programm für die Hebung<br />

der generellen AI-Literacy in der APA<br />

zu setzen, sei dieses Sammelsurium an<br />

unterschiedlichen Bereichen, eben auch<br />

für die Entwicklung und Weiterentwicklung<br />

von KI-Produktionswerkzeugen<br />

zuständig.<br />

Fundament Unternehmenskultur<br />

Der Adoptionsprozess wird durch die<br />

äußere Umwelt beeinflusst. Dabei sind<br />

in einem Unternehmen vor allem die<br />

Unternehmenskultur und das Mindset<br />

entscheidend: „Kommunikation und<br />

wie sie erfolgt hängt natürlich ursächlich<br />

damit zusammen, wie die Innovation<br />

selbst erfolgt ist und kommt auf die<br />

ganz individuelle Unternehmenskultur<br />

an“, sagt Schell. Unter Unternehmenskultur<br />

sind gemeinsame Werte, Normen<br />

und Einstellungen innerhalb eines Unternehmens<br />

zu verstehen. Dabei würde<br />

beispielsweise eine gewisse Innovationsaffinität<br />

bei den „Product Ownern“,<br />

wie Landgraf die Rolle der Person oder<br />

der Personen beschreibt, welche eine<br />

Innovation ins Leben rufen, eine Voraussetzung<br />

darstellen. Aber auch die<br />

Redakteur*innen, welche mit den verschiedenen<br />

KI-Produktionswerkzeugen<br />

arbeiten sollen, würden ein Faible für Innovationen<br />

benötigen.<br />

Einen Einfluss durch die äußere Umwelt<br />

würde auch die Organisationsstruktur<br />

darstellen, welche Teil der Unternehmenskultur<br />

ist, zeigt die Studie AI.AT.<br />

Media – AI and the Austrian Media Sector:<br />

Mapping the Landscape,<br />

Setting a Course, vom Bundesministerium<br />

für Klimaschutz, Umwelt, Energie,<br />

Mobilität, Innovation und Technologie,<br />

aus dem Jahr 2021. Durch welche<br />

Motivation und von welchen wesentlichen<br />

Impulsgeber*innen eine Idee entstehen<br />

würde, seien in diesem Zusammenhang<br />

die leitenden Fragen. Für die<br />

Kommunikation ist es aber genauso<br />

wichtig, wer diese schlussendlich in den<br />

Newsroom vermittelt, also ob dies der<br />

Studie nach Top-Down oder Bottom-Up<br />

geschehe. Welche Organisationsstruktur<br />

dann gewählt werden würde, sei am<br />

Ende des Tages wieder von der Unternehmenskultur<br />

abhängig.<br />

Entscheidend ist laut Schell auch<br />

die Zusammenarbeit im Unternehmen:<br />

„Medienhäuser, in welchen die<br />

IT und die Redaktion sehr stark getrennt<br />

sind und in denen es eventuell<br />

nur ein Auftraggeber*innen-<br />

Auftragnehmer*innen-Verhältnis gibt<br />

und nicht mehr, werden sich [Anm.: in der<br />

Zusammenarbeit] schwerer tun, als jene<br />

Medienhäuser, die in ihren redaktionellen<br />

Teams Menschen haben, die digitalund<br />

technologieaffin sind, aber auch in<br />

ihren IT-Teams Menschen haben, die ein<br />

Grundverständnis für Journalismus und<br />

für die Arbeitsweise der Journalist*innen<br />

im Haus mitbringen.“<br />

Ziel der Nicht-Ziele<br />

Nachdem klar ist, dass Kommunikation<br />

mitunter auch von der Unternehmenskultur<br />

und dem vorherrschenden<br />

Mindset in einem Unternehmen abhängt,<br />

stellt sich die Frage, wie neue<br />

KI-Produktionswerkzeuge, wie beispielsweise<br />

Textautomatisierungsprogramme,<br />

kommuniziert werden müssen.<br />

Schell betont, dass es nicht nur essenziell<br />

sei, zu kommunizieren, was getan<br />

wird, sondern auch zu kommunizieren,<br />

warum etwas getan wird, was die<br />

Ziele und Überlegungen dahinter sind<br />

und somit für Transparenz zu sorgen.<br />

Als Beispiel nennt sie ein Pilotprojekt<br />

für eine automatisierte Wahlberichterstattung:<br />

„Beim allerersten Pilotprojekt<br />

beziehungsweise Prototypen für automatisierte<br />

Wahlberichterstattung, wurde<br />

ganz klar von Anfang an gesagt, welche<br />

Ziele wir damit verfolgen und welche<br />

Rüdiger Landgraf / © Kronehit<br />

Katharina Schell / © APA<br />

KI im Newsroom – Ja, aber wie?<br />

13


nicht.“ Beispielweise sei ein Ziel gewesen, herauszufinden,<br />

ob die Kund*innen diese Implementation<br />

überhaupt brauchen und ob diese auch mit den<br />

Texten was anfangen können. Herauszufinden,<br />

was die Software überhaupt kann, sei ein weiteres<br />

Anliegen gewesen.<br />

„Ein Nicht-Ziel war, Berichterstattung, die bisher<br />

am Wahltag von der Innenpolitik-Redaktion gemacht<br />

wurde, durch die Maschine zu ersetzen.<br />

Das war von Anfang an ein dezidiertes Nicht-Ziel,<br />

das man genauso deutlich sagen muss“, betont<br />

sie. Maximale Transparenz und ein Spiel mit offenen<br />

Karten seien dabei Schlüsselfaktoren.<br />

Landgraf verweist in der Kommunikation vor<br />

allem auf den „relativen Vorteil“, welchen Everett<br />

M. Rogers geprägt hat. Diesen gilt es in der<br />

Kommunikation herauszuarbeiten, um die Adoptionsentscheidung<br />

der Redakteur*innen positiv<br />

zu fördern. In der Praxis bedeute das, dem*der<br />

Journalist*in aufzuzeigen, welchen Vorteil und<br />

welche Verbesserung diese*r hätte, wenn er*sie<br />

KI-Produktionswerkzeuge in seinem*ihrem individuellen<br />

Redaktionsalltag in Verwendung hätte.<br />

Auch das wirkungsbezogene Denken sei laut<br />

Landgraf ein wesentlicher Faktor, um den relativen<br />

Vorteil zu erkennen: „Ich glaube, das Entscheidende<br />

ist das wirkungsbezogene Denken.<br />

Und dann kommt man relativ schnell drauf, dass<br />

man primär nicht in einer Struktur oder einem fixen<br />

Arbeitsplatz arbeitet, sondern prinzipiell eine<br />

Funktion hat. Und in dieser Funktion kann dir die<br />

Technologie helfen, besser zu werden und deine<br />

Funktion besser zu erfüllen.“<br />

erfolgreich in einen Newsroom zu implementieren.<br />

Damit aber nicht genug: eine für<br />

Innovationen ausgelegte Unternehmenskultur<br />

und auch ein dementsprechendes Mindset sind<br />

ebenfalls erforderlich, wie sich aus dem Interview<br />

mit Schell, aber auch aus der Studie AI.AT.Media<br />

herauskristallisiert.<br />

Abzuwarten bleibt, ob der Durchbruch von KI im<br />

Journalismus weiter voranschreitet und wie dieser<br />

dann vor allem den Journalist*innen österreichischer<br />

Medienhäuser „verkauft“ und nähergebracht<br />

wird. Denn ja, Stillstand ist der Tod,<br />

wie Grönemeyer singt, aber auch ja, KI wird laut<br />

Schells Prognose noch eine lange Zeit den Platz<br />

der Assistenz einnehmen. Statt der Schlagzeile<br />

„Die APA setzte zur EU-Wahl auf automatisierte<br />

Wahlberichterstattung“ ist im Horizont in entfernter<br />

Zukunft vielleicht aber doch der Titel „KI<br />

revolutioniert Journalismus und erstellt Online-<br />

Magazin vollständig autonom" zu lesen. ChatGPT<br />

ist zumindest zum jetzigen Zeitpunkt schon in der<br />

Lage, diese zweite genannte Schlagzeile autonom<br />

zu generieren.<br />

Genia Mayerböck<br />

Wichtig in der Kommunikation ist auch die Vermittlung<br />

von KI-Skills in den Newsroom. Dafür<br />

hält die APA beispielweise interne Vorträge und<br />

Workshops und befragt ihre Mitarbeiter*innen:<br />

„Ich habe gerade heute einen Fragebogen an unsere<br />

gesamte Redaktion verschickt, wo ich sehr<br />

niederschwellig nachfrage: ‚Habt ihr ChatGPT<br />

schon verwendet, beruflich oder privat? Was<br />

für Sachen habt ihr ausprobiert, wie ist es euch<br />

damit gegangen? Und wir machen demnächst<br />

einen kleinen Hack-Shop, wollt ihr da mitmachen?‘“,<br />

erzählte Schell.<br />

Wohin müssen die Schienen gelegt werden?<br />

Gute Kommunikation gilt folglich als fundamentaler<br />

Faktor, um KI-Produktionswerkzeuge<br />

14<br />

KI im Newsroom – Ja, aber wie?


15


Von Panama Papers bis Austrian<br />

Papers – KI im investigativen<br />

Journalismus<br />

Es waren rund 2,6 Terabyte Daten, die Investigativjournalist*innen 2016 durchforsteten,<br />

um verschleierte Geldströme zu und von internationalen Briefkastenfirmen<br />

aufzudecken. Doch sie agierten nicht allein: Eine Künstliche Intelligenz half<br />

ihnen, die Panama Papers zu knacken. Und den Journalismus seither gewaltig aufzurütteln.<br />

Michael Nikbakhsh / © Alexanda Unger<br />

Christo Buschek / © Caroline Wimmer<br />

Sie gelten als der journalistische Coup<br />

der vergangenen zehn Jahre: die Panama<br />

Papers. Und das nicht nur, weil sie bis<br />

dato verschleierte Geldströme aufzeigen<br />

konnten, sondern auch, weil es das erste<br />

Mal war, dass Journalist*innen und<br />

Künstliche Intelligenzen erfolgreich zusammenarbeiteten<br />

– und damit den Redaktionen<br />

weltweit neue Möglichkeiten<br />

eröffneten, Informationen zu finden, zu<br />

analysieren und zu veröffentlichen.<br />

Doch der Reihe nach: Es war das Jahr<br />

2015 als eine anonyme Quelle den Journalist*innen<br />

der Süddeutschen Zeitung<br />

eine unfassbar große Menge an Daten<br />

zuspielte. Diese beinhalteten Informationen<br />

zu illegalen Geschäften der panamaischen<br />

Anwaltskanzlei Mossack<br />

Fonseca. Die Journalist*innen deckten<br />

das dunkle internationale Netzwerk, das<br />

sich hinter dem geschickten Handeln der<br />

Kanzlei verbarg, erfolgreich auf.<br />

11,5 Millionen Dokumente konnten<br />

durch die einjährige Datenauswertung<br />

und Recherche, koordiniert vom Internationalen<br />

Consortium of Investigative<br />

Journalists (ICIJ), schlussendlich an die<br />

Öffentlichkeit gelangen.<br />

Die gigantische Menge an zugespielten<br />

Daten musste für die Journalist*innen<br />

erst nutzbar gemacht werden, um sie<br />

anschließend einer Auswertung unterziehen<br />

zu können. Hierfür nutzten die<br />

Rechercheure automatisierte Verfahren,<br />

genauer Open-Source-Technologien<br />

(Apache Sor, Apache Tika, Tesseract) und<br />

Graph Data Science (Neo4j).<br />

Neo4j Graph Data Science ist eine leistungsstarke<br />

Softwareplattform für Journalist*innen,<br />

die es ermöglicht, Informationen<br />

auf einzigartige Art und Weise<br />

zu speichern, darzustellen und die Verbindung<br />

zwischen den verschiedenen<br />

Rechercheelementen klarer sichtbar zu<br />

machen.<br />

Sie hatte für die Recherchearbeiten den<br />

großen Vorteil, dass die Software eine<br />

hohe Flexibilität für individuelle Anpassungen<br />

und Erweiterungen ermöglichte.<br />

Das bedeutet, dass die Journalist*innen<br />

der Panama Papers die Software nach<br />

ihren eigenen Bedürfnissen anpassen<br />

und optimal in ihre Recherchearbeiten<br />

integrieren konnten.<br />

Bei der Durchführung der aufwendigen<br />

Recherchen haben die Technologien<br />

des maschinellen Lernens einen bedeutenden<br />

Beitrag geleistet, indem die<br />

Daten effizient organisiert, gefiltert und<br />

durchsuchbar gemacht wurden. Dennoch<br />

steht hinter dem Arbeitstitel Panama<br />

Papers die manuelle, zeitaufwändige<br />

und kopfzerbrechende Arbeit der 400<br />

beteiligten Journalist*innen.<br />

Erwartungshaltungen, Realitäten und<br />

die Schnittmenge<br />

Dem Verständnis, wonach die Verwendung<br />

Künstlicher Intelligenz Technologien<br />

im investigativen Journalismus der<br />

recherchierenden Person die vollständige<br />

Arbeit abnimmt und aus einer großen<br />

Menge an Daten eine druckfertige Geschichte<br />

zaubert,<br />

16<br />

Von Panama Papers bis Austrian Papers – KI im investigativen Journalismus


© Melina Nassioudis<br />

widerspricht das Praxisbeispiel<br />

der Panama Papers.<br />

Tatsächlich waren es die Köpfe<br />

der 400 Journalist*innen, die<br />

eine Geschichte aus den 2,6<br />

Terabyte an Datenmaterial formulierten<br />

und nicht die KI. „Was<br />

ich in Datensätzen suche, sind<br />

Narrative und Informationen.<br />

Ein Datensatz ist noch keine<br />

Geschichte, er ist ein Anreiz für<br />

weitere Recherchen. Aus einem<br />

Datensatz versuche ich eine<br />

Geschichte herauszuarbeiten“,<br />

sagt der österreichische Investigativ-<br />

und Wirtschaftsjournalist<br />

Michael Nikbakhsh.<br />

Als eines von zwei österreichischen<br />

Mitgliedern des Internationalen<br />

Consortium of Investigative<br />

Journalists (ICIJ) Netzwerks<br />

war er maßgeblich an<br />

bedeutenden internationalen<br />

Ermittlungen beteiligt, darunter<br />

die bekannten Pandora Papers.<br />

In seinem kürzlich gestarteten<br />

Podcast Die Dunkelkammer gewährt<br />

er Einblicke in die<br />

Arbeitsabläufe und den Vorgangsprozess<br />

als Investigativjournalist<br />

im internationalen<br />

Newsroom des ICIJ und berichtet<br />

unabhängig über „kleine Affären<br />

und große Skandale“.<br />

Nikbakhsh fügt hinzu: „Meine<br />

Arbeit besteht darin, Informationen<br />

in Kontexte zu setzen<br />

und Verknüpfungen zu verstehen.“<br />

Somit macht diese Technologie<br />

die Arbeit eines investigativ arbeitenden<br />

Journalisten vielleicht<br />

in bestimmten Situationen eine<br />

Spur leichter, die vollständige<br />

journalistische Arbeit kann die<br />

Künstliche Intelligenz aber nicht<br />

ersetzen.<br />

„Eine Künstliche Intelligenz<br />

kann dabei helfen ein Indikator<br />

für weitere Recherchen zu sein“,<br />

sagt der unabhängige Softwareprogrammierer<br />

und Investigativjournalist<br />

Christo Buschek. Er<br />

fokussiert sich in seiner Arbeit<br />

besonders auf die Entwicklung<br />

von Software und Methoden<br />

für datengestützte Recherchen.<br />

2021 gewann er den renommierten<br />

Pulitzer-Preis für die<br />

Mithilfe bei den Recherchen zu<br />

Built to Last. Außerdem ist er<br />

Teil der interdisziplinären Forschungsgruppe<br />

Knowing Machines<br />

an der University of Southern<br />

California und University of New<br />

York.<br />

Buschek ergänzt: „Für mich ist<br />

das Ergebnis der KI ein Indikator<br />

für weitere Recherchen, um<br />

beispielsweise in einem riesigen<br />

Datensatz herauszufinden, wo<br />

ich anfange zu schauen.“<br />

Künstliche Intelligenzen bekommen<br />

aber nur dann einen unterstützenden<br />

Charakter, wenn<br />

der Mensch, in diesem Fall eine<br />

journalistische Person, der KI einen<br />

Fokus gäbe, wonach sie suchen<br />

solle, sagt Buschek.<br />

Somit hilft maschinelles Lernen<br />

den Journalisten in Situationen,<br />

in denen sie wissen, wonach sie<br />

Von Panama Papers bis Austrian Papers – KI im investigativen Journalismus<br />

17


in den Datensätzen suchen wollen, es aber aufgrund<br />

der Größe des Datensatzes zu lange dauern<br />

würde oder zu schwierig wäre, diese zu finden.<br />

Die Überlappung zwischen den Erwartungshaltungen<br />

eines Investigativjournalisten bezüglich<br />

der Verwendung von KI und den tatsächlichen<br />

technischen Fähigkeiten dieser Technologie definiert<br />

die Menge an Möglichkeiten, in denen sie<br />

effektiv in den jeweiligen journalistischen Arbeitsprozess<br />

eingesetzt werden können.<br />

Legitimes Misstrauen als Berufskrankheit<br />

„Ehrlicherweise vertraue ich nur mir selbst“, sagt<br />

Nikbakhsh über die Zuhilfenahme von Künstlicher<br />

Intelligenz. Dieses Zitat kann sinnbildlich als<br />

Beschreibung für die investigativ journalistische<br />

Mentalität genommen werden und entspricht<br />

dem investigativ journalistischen Auftrag. Nämlich<br />

aufzudecken, aufzuklären und anzuzweifeln.<br />

„Wenn mir ein System eine Information ausspuckt,<br />

dann ist das immer noch eine Information,<br />

die ich überprüfen werde müssen“, erklärt er. „Sie<br />

hat darüber hinaus keinen Wert, außer dass sie da<br />

ist, aber veröffentlichbar ist sie nicht, nur weil mir<br />

das eine KI gesagt hat.“ Dabei gehe es gar nicht<br />

darum, dass er einer KI misstraue, sondern darum,<br />

„dass ich die Gewissheit haben muss, dass die Informationen<br />

valide sind.“<br />

Panama Papers from Austria?<br />

Nun stellt sich aber die Frage: Weshalb war der<br />

Einsatz von KI Technologien bei den Panama Papers<br />

so erfolgreich? Die Antwort lautet: Zum einen<br />

arbeitetet das ICIJ-Netzwerk mit einer für<br />

sie bereits bekannten Graph Data Science. Dies<br />

ermöglichte den Journalist*innen bereits einen<br />

Vertrauensvorschuss in die Technologie und half<br />

einen konkreten Fokus zu finden, um die Daten<br />

aufschlüsseln und Beziehungen zwischen den Informationen<br />

herstellen zu können.<br />

Zum anderen sorgte die Anzahl der an den Recherchen<br />

beteiligten Personen für die notwendige<br />

Expertise und für die nötigen Mittel, sowohl in<br />

die Technologie Vertrauen zu haben als auch in die<br />

Resultate der Datenauswertungen.<br />

Schlussendlich ist der Erfolg der Implementierung<br />

von Künstlichen Intelligenzen in den investigativen<br />

Arbeitsprozess aber eine Ressourcenfrage, die in<br />

österreichischen Redaktionen aufgrund der dann<br />

entstehenden Kostenstellen in naher Zukunft auf<br />

Ablehnung stoßen wird.<br />

Carolin Plas<br />

Die Frage nach der Validität wiederum beginne bereits<br />

beim Datensatz, „den ich sehe und ob dieser<br />

überhaupt echt ist oder aus gefälschten Daten besteht,<br />

die mir ein Geheimdienst untergejubelt hat“,<br />

erläutert der Investigativjournalist. „In solchen Situationen<br />

wird mir die KI auch nicht helfen können.<br />

Am Ende muss ich es gemacht haben, schließlich<br />

bin ich der Gatekeeper.“<br />

Auch seitens der technischen Perspektive sprechen<br />

einige Punkte gegen die Vertrauenswürdigkeit<br />

der KI-Ergebnisse und für eine Legitimität des<br />

journalistischen Misstrauens. Laut dem Softwareprogrammierer<br />

Buschek, beginnen die Probleme<br />

der Gültigkeit der Daten bereits beim Datensatz,<br />

der für die Künstliche Intelligenz verwendet wird.<br />

Dieser besteht, vereinfacht gesagt, aus einem<br />

Haufen Daten, die weder kuratiert noch verifiziert<br />

wurden. Er unterstreicht, dass man den Resultaten<br />

von KIs daher eigentlich nicht vertrauen könne<br />

und es unzulänglich sei, mit solchen Ergebnissen<br />

journalistische Recherchen weiterzuführen.<br />

18<br />

Von Panama Papers bis Austrian Papers – KI im investigativen Journalismus


Die künstlich-intelligente Jagd nach<br />

Fake News<br />

Beim alltäglichen Scrollen durch Social Media zeigen sich Fotos von Bekannten,<br />

Infoposts, Comedy, und … der Papst im Balenciaga-Mantel? Da stimmt doch etwas<br />

nicht. Doch wie lässt sich nun überprüfen, ob der Papst tatsächlich auf Designermode<br />

umgestiegen ist, oder es sich schlichtweg um eine überzeugende Fälschung<br />

handelt? Und welche Rolle spielt KI bei der Entlarvung von Fakes im Internet?<br />

Das mithilfe von Künstlicher Intelligenz<br />

(KI) generierte Bild von Papst Franziskus,<br />

gekleidet in einer großen Pufferjacke<br />

der Luxusmarke Balenciaga machte<br />

weltweit Schlagzeilen. Es ist ein Beispiel<br />

für die Reichweite und Aufmerksamkeit,<br />

die Falschinformationen – Neudeutsch:<br />

Fake News – weltweit erreichen können.<br />

Das Foto wurde millionenfach geteilt<br />

und erreichte zahlreiche Menschen, die<br />

den neuen Stil des Papsts sofort für echt<br />

hielten. Als sich das Bild als KI-Fake entpuppte,<br />

war die Sorge um die Gefahr von<br />

Künstlicher Intelligenz für das Erschaffen<br />

von Fake News groß. Doch dass KI auch<br />

Tools bereitstellen kann, die Falschinformationen<br />

als solche identifizieren können,<br />

zeigt etwa das Forschungsprojekt<br />

defalsif-AI.<br />

Entstanden ist das Projekt defalsif-AI<br />

(„Detektion von Falschinformation mittels<br />

AI“) im Rahmen einer Förderung des<br />

Sicherheitsforschungs-Förderprogrammes<br />

KIRAS durch das österreichische<br />

Bundesministerium für Finanzen. Nach<br />

einer Laufzeit von 24 Monaten wurde es<br />

im September 2022 abgeschlossen. Es<br />

stellt einen wesentlichen Baustein eines<br />

Forschungsschwerpunktes am Austrian<br />

Institute of Technology (AIT) dar. Unter<br />

den Projektpartnern finden sich das<br />

Bundeskanzleramt, das Außenministerium,<br />

das Verteidigungsministerium,<br />

der ORF und die Austria Presse Agentur.<br />

Bei der Projekthälfte wurde das Tool für<br />

die Projektpartner erstmals zum Testen<br />

freigegeben – für Privatpersonen ist es<br />

allerdings noch nicht nutzbar.<br />

Zu beschreiben ist das Ergebnis des Projekts<br />

als eine Art Werkzeugkoffer, der<br />

verschiedenste Tools zur Ermittlung von<br />

Falschinformationen enthält.<br />

Die Funktionsweise lasse sich allerdings<br />

nicht mit herkömmlichen Verifizierungsmaßnahmen<br />

vergleichen,<br />

sagt defalsif-AI-Projektleiter Martin<br />

Boyer. „Wenn man es gewöhnt ist, mit<br />

Personenregistern, Suchmaschinen,<br />

Bildrückwärtssuche und Kartendiensten<br />

zu arbeiten, kommt man vielleicht nicht<br />

auf die Idee, dass es einen Algorithmus<br />

gibt, dem man ein Bild zeigt, und allein<br />

aufgrund der visuellen Pixelinformation<br />

schätzt das Analysemodul einen Punkt<br />

am Globus, wo dieses Bild aufgenommen<br />

wurde. Also keine Metadaten, keine<br />

Rückwärtssuche, sondern der Algorithmus<br />

wurde auf Millionen von Bildern<br />

trainiert, und schätzt eine Geoposition<br />

aufgrund der Pixel.“<br />

Weiters gebe es unter anderem ein<br />

Analysemodul, das künstlich generierte<br />

Gesichter als solche erkennen soll,<br />

sowie eines, das Texte auf ihren Wahrheitsgehalt<br />

überprüft. Wurde in einem<br />

Text beispielsweise viel mit hasserfüllter<br />

Sprache, subjektivem Schreibstil und<br />

politischen Claims gearbeitet, erkennt<br />

das Tool diese als Indikatoren für Fake<br />

News, erzählt Boyer. Das Tool warne<br />

dann: „Möglicherweise handelt es sich<br />

um einen Text, der Falschinformationen<br />

enthält.“<br />

Schutz der Demokratie vor Fake News<br />

Florian Schmidt von der Austria Presseagentur<br />

(APA) ist Faktenchecker und<br />

nutzt selbst verschiedenste Technologien<br />

zur Verifizierung von Inhalten.<br />

Martin Boyer / © AIT Zinner<br />

Florian Schmidt / © APA SCHLAGER<br />

Die künstlich-intelligente Jagd nach Fake News<br />

19


Kreditkarte<br />

im 1. Jahr<br />

gratis*<br />

Das modernste<br />

Studierendenkonto<br />

Österreichs<br />

Jetzt Gratis-Studentenkonto mit Debitkarte StudentID<br />

und Internetbanking George eröffnen und von vielen<br />

Vorteilen profitieren!<br />

* Gültig bis 31.12.2023: Das Gratisangebot umfasst das Kartenentgelt für eine Smartcard oder Premiumcard (Mastercard/Visa, Haupt- oder Zusatzkarte)<br />

für Verbraucher:innen und gilt für ein Jahr ab Vertragsabschluss. Nach Ablauf des ersten Jahres kommen die wirksam vereinbarten Konditionen<br />

von Erste Bank oder Sparkasse zur Anwendung. Angebot gültig bei erstmaliger Kreditkartenbestellung (d. h. es wurde für die Kartenbesteller:in<br />

vorher noch keine Kreditkarte eröffnet). Preisbasis: 01.09.2022<br />

20<br />

spknoe.at/studenten


KI-gestützte Tools wie Google<br />

Lens bieten besonders bei der<br />

Rückwärtssuche von Bildern<br />

Vorteile. Sie können nicht nur<br />

identische Bilder aufspüren,<br />

sondern auch einzelne Elemente<br />

innerhalb eines Bildes erkennen<br />

und in anderer Form im Internet<br />

finden. Von großer Wichtigkeit<br />

sei KI in Schmidts Arbeitsumfeld<br />

allerdings noch nicht:<br />

„Ich würde nicht sagen, dass<br />

das derzeit so eine große Rolle<br />

spielt, weil diese Tools teilweise<br />

leider noch sehr unzuverlässig<br />

sind. Also, es gibt schon sehr<br />

viele Anbieter, die versuchen,<br />

mit KI-gestützten Tools etwas<br />

anzubieten, mit dem man Fakes<br />

überführen kann. Aber meistens<br />

ist das nicht so, dass ich da irgendwas<br />

eingebe, und dann zu<br />

100 Prozent sicher sein kann,<br />

dass das wirklich korrekt überführt<br />

worden ist, oder verifiziert<br />

worden ist. Für uns als Faktenchecker<br />

ist vor allem Transparenz<br />

wichtig, damit wir sehen,<br />

wie ein Tool zu einer Entscheidung<br />

gekommen ist und welche<br />

Prozesse stattfinden.“<br />

Einen solchen Versuch hat die<br />

APA im Rahmen der Zusammenarbeit<br />

mit dem AIT während<br />

der Entwicklung des Forschungsprojekts<br />

defalsif-AI unterstützt.<br />

Dabei lag die Hauptaufgabe<br />

von Schmidt und seinen<br />

Kolleg*innen vor allem im<br />

Schildern von Erfahrungen aus<br />

der Redaktion, auf deren Basis<br />

Anforderungen für das Tool definiert<br />

werden konnten.<br />

Das Projektziel von defalsif-AI<br />

geht über das Bereitstellen eines<br />

Tools zum Faktenchecken<br />

hinaus – es hat zum Ziel, die<br />

Demokratie zu schützen. „Ich<br />

würde sagen, gesicherte Informationen<br />

sind immer ein Beitrag<br />

zur Demokratie, weil natürlich<br />

Falschinformationen vor<br />

allem darauf abzielen, dass sie<br />

den Meinungsbildungsprozess<br />

von einer Publikumsgruppe<br />

beeinflussen“, so Schmidt. Vor<br />

allem von Regierungen gesteuerte<br />

Falschinformationen, etwa<br />

in Diktaturen, zielten oft durch<br />

Desinformationskampagnen<br />

darauf ab, eine Bevölkerung etwas<br />

Falsches glauben zu lassen.<br />

„Natürlich kann ich mir nur eine<br />

wirklich starke Meinung bilden,<br />

wenn ich gesicherte Informationen<br />

habe. Denn sonst glaube<br />

ich vielleicht irgendetwas, das<br />

gar nicht stimmt. Insofern würde<br />

ich schon sagen, dass das<br />

ein Schutz von Demokratie ist,<br />

wenn wir mithelfen, Falschinformationen<br />

zu überführen“,<br />

schildert er.<br />

Keine Chance ohne Media<br />

Literacy<br />

Neben dem Schutz der Demokratie<br />

liegt das Ziel des Forschungsprojekts<br />

laut Boyer bei<br />

der Unterstützung der Menschen.<br />

Als unterstützendes Tool<br />

sollen die Anwendungen durch<br />

Einschätzungen und Indikatoren<br />

auf mögliche Falschinformationen<br />

hinweisen.<br />

© DALL.E<br />

21


Nicht aber ließen sich die Tools mit einem Richter<br />

gleichsetzen, der ein klares Urteil über die Authentizität<br />

eines Fotos, Videos oder Textes fällen kann.<br />

„Man kann es sich nie so vorstellen, dass diese<br />

Tools sagen: ‚Schwarz. Weiß. Das ist manipuliert.<br />

Das nicht.‘ Sondern diese Tools selbst geben eine<br />

Einschätzung ab: ‚Möglicherweise manipuliert.‘<br />

Oder ‚Mit dieser Wahrscheinlichkeit schätze ich<br />

das.‘“<br />

Um zukünftig die Fähigkeit der Menschen zu unterstützen,<br />

Falschinformationen als solche erkennen<br />

zu können, reiche es daher nicht, sich ausschließlich<br />

auf Künstliche Intelligenz zu verlassen.<br />

Es bedürfe vor allem einer gut ausgeprägten Media<br />

Literacy – oder Medienkompetenz – die auch<br />

eine kritische Herangehensweise an Nachrichten<br />

voraussetzt.<br />

Die Fähigkeit, mit der enormen Informationsfülle,<br />

mit der man vor allem in Zeiten von Social Media<br />

täglich konfrontiert ist, umgehen zu können, sei<br />

selbst mit der Hilfe von KI von absoluter Wesentlichkeit,<br />

meint Boyer. Eine endgültige Verifizierung<br />

sei trotz KI ohne den Menschen selbst nicht möglich.<br />

Dazu kommt laut Boyer die Aufnahmefähigkeit<br />

oder Aufmerksamkeitsschwelle, die vor allem bei<br />

der Nutzung von Social Media nebenbei eingeschränkt<br />

sein kann:<br />

„Wenn ich jetzt sage ‘Sehen Sie hin, dieses Bild<br />

ist generiert‘, dann werden alle suchen, wie beim<br />

Zehn-Fehler-Suchbild. Das ist ja wunderbar, aber<br />

in unserer täglichen Auffassung scrollen wir da<br />

drüber und sagen ,Ah, okay.‘ Und es hat auch nicht<br />

immer diese Relevanz, das muss man schon dazusagen.<br />

Es kommt nicht immer über diese Aufmerksamkeitsschwelle.<br />

Wenn ich in der U-Bahn<br />

sitze, werde ich einen Artikel anders konsumieren,<br />

als wenn ich zu Hause am Arbeitstisch sitze und<br />

mich konzentriere. Das ist nun mal so. Das ist ein<br />

Aspekt.“<br />

Industrie beispielsweise – mit Innovation beleben.<br />

Da ist natürlich unser Ansporn, dass wir zum Beispiel<br />

Teile daraus in die Industrie bringen, und in<br />

die Umsetzung bringen. Das ist auf jeden Fall der<br />

nächste Schritt.“ Auch Faktenchecker*innen soll<br />

das Tool zukünftig als Unterstützung angeboten<br />

werden. Schmidt kann sich ebenfalls vorstellen,<br />

dass das Projektergebnis einmal in die Verwendung<br />

kommen können wird. Bis dahin brauche es<br />

allerdings noch einiges an Entwicklung. Das liege<br />

allerdings nicht daran, dass nicht gut gearbeitet<br />

worden sei. „Wir haben das wirklich sehr gut entwickelt,<br />

und das meiste von diesen Tools ist ‚State<br />

of the Art‘, also das Beste, was derzeit technisch<br />

möglich ist. Aber es reicht eben derzeit nicht aus,<br />

damit man das einfach einem Redakteur oder gar<br />

einer Privatperson in die Hand drückt.“ Einige Tools<br />

aus dem „Werkzeugkoffer“ seien jedoch durchaus<br />

bereits verwendbar.<br />

Boyer sieht Künstliche Intelligenz in der Gesellschaft<br />

gerade am Anfang. Gerade beginnen die<br />

Menschen, Anwendungen der KI auszuprobieren<br />

und zu sehen, was in dieser Richtung möglich sei.<br />

In seiner Prognose für die zukünftige Entwicklung<br />

der KI spricht Boyer als Beispiel auch von ChatGPT<br />

– einem Chatbot, der aufgrund seiner Funktionen<br />

und Nutzung in den letzten Monaten weltweit<br />

Schlagzeilen machte.<br />

„Denken Sie daran, wie gut ChatGPT jetzt funktioniert.<br />

Was wird in zehn Jahren sein? Da werden<br />

die Dinge ja weiterentwickelt sein. Und das gilt<br />

auch für Tools wie die, an denen wir arbeiten. Es<br />

ist eben ein Prozess, und unser Projekt – dieses<br />

‚Werkzeugset‘ – war sozusagen der erste Schritt.<br />

Natürlich glaube ich, dass das in Zukunft uns allen<br />

zur Verfügung stehen wird. Es ist wichtig, dieses<br />

Thema voranzutreiben, und auch die Forschung<br />

daran.“<br />

Mia Weisz<br />

Und jetzt?<br />

Bis heute steht defalsif-AI ausschließlich den<br />

Projektpartnern*innen zur Verfügung. Laut Boyer<br />

ist jedoch geplant, das Tool weiterzuentwickeln,<br />

und in diesem Zuge auch zur Nutzung zu bringen.<br />

„Der Auftrag des AIT ist ja auch, dass wir die österreichischen<br />

Unternehmen – die österreichische<br />

22<br />

Die künstlich-intelligente Jagd nach Fake News


KI als neue*r Mitarbeiter*in?<br />

Künstliche Intelligenzen sind in aller Munde. Mittlerweile wurden diese Tools auch zur Optimierung<br />

in verschiedene Arbeitsbereiche eingebettet, um einige Aspekte zu erleichtern. Wie sieht die Zukunft<br />

mit diesen neuen Werkzeugen aus? Und was für neue Möglichkeiten bringen KIs mit sich?<br />

„Künstliche Intelligenz verändert die Marketingwelt<br />

grundlegend, indem sie Unternehmen dabei<br />

hilft, Marketingbotschaften und -angebote individueller<br />

zu gestalten. KI-basierte Tools automatisieren<br />

Marketingprozesse und sparen Ressourcen.<br />

Durch die Echtzeit-Analyse von Daten<br />

können Unternehmen ihre Marketingstrategien<br />

und -taktiken schnell anpassen. KI-basierte Chatbots<br />

verbessern den Kundensupport und erhöhen<br />

die Konversionsrate. Unternehmen müssen<br />

ihre SEO-Strategien für sprachgesteuerte Suchanfragen<br />

anpassen. Zusammenfassend ermöglicht<br />

KI Unternehmen, relevanter zu werden und<br />

die Kundenbindung und den Umsatz zu steigern.“<br />

Diese Definition liefert ChatGPT, wenn man nach<br />

der Veränderung von Künstlicher Intelligenz in der<br />

Marketingbranche fragt. Bei ChatGPT handelt es<br />

sich um einen Chatbot, welcher Künstliche Intelligenz<br />

einsetzt, um Antworten von Nutzer*innen<br />

zu beantworten und um Lösungen zu generieren.<br />

Im Jahre 2008 hatten die drei größten Unternehmen<br />

der Marktkapitalisierung, nach einer Untersuchung<br />

der Financial Times, einen überwiegenden<br />

Fokus auf Öl. Im Jahre 2018 waren dies aber ganz<br />

andere Konzerne. Der Fokus dieser lag nämlich auf<br />

Daten. Darunter fallen Kundendaten, Bewegungsdaten,<br />

Kaufdaten und weitere. Demnach könnte<br />

man diese auch Öl des 21. Jahrhunderts nennen.<br />

Aktuell sind nun auch Künstliche Intelligenzen in<br />

aller Munde. Deswegen haben diese Konzerne<br />

auch ein großes Interesse an Künstliche Intelligenz<br />

für die Optimierung derer Inhalte. „Das Thema<br />

Nachhaltigkeit ist auch ein großes Megathema.<br />

Meta-Trends mit der Digitalisierung sowieso. Das<br />

ist eine never ending story“, sagt Cordula Cerha,<br />

Dozentin an der FH St. Pölten und Forscherin im<br />

Bereich Marketing. Auch im Alltag vieler Personen<br />

sind KIs angekommen. Auf sozialen Netzwerken<br />

findet man immer wieder künstlich generierte Bilder<br />

von Personen, wie dem Papst in Balenciaga,<br />

oder Joe Biden und Donald Trump als beste Freunde<br />

beim Spaghetti essen.<br />

Künstliche Intelligenzen sind nun ein Teil der Realität,<br />

und nicht mehr nur Inhalt von Sci-Fi-Filmen.<br />

#glaubandich – Der neue Anna Nagl-Spot der<br />

Ersten Bank<br />

„Es hat sich extrem viel getan in wenigen Monaten.<br />

Hätten wir den Spot über Anna Nagl wenige<br />

Monate später gemacht, würde er ganz anders<br />

ausschauen, da sich die Möglichkeiten so schnell<br />

verändern“, sagt Victoria Gabriel, Mitarbeiterin<br />

der Kreativagentur papabogner GmbH. Der Spot<br />

erzählt von der ersten Kreditnehmerin der Erste<br />

Bank und nimmt Zuseher*innen mit auf eine<br />

Zeitreise ins 19. Jahrhundert, veröffentlicht wurde<br />

dieser am 8. März, dem Weltfrauentag 2023. Papabogner<br />

GmbH konnte mithilfe von Werkzeugen<br />

wie Midjourney oder Dreambooth neue Ebenen<br />

der Verbildlichung produzieren. Der authentische<br />

Look in dem Werbespot ist durch ein konstantes<br />

Füttern der KI entstanden. In weiterer Folge wurden<br />

die verschiedenen Stücke dann wie ein Stop-<br />

Motion Film zusammengefügt.<br />

Am Puls der Zeit zu bleiben, eröffnet neue<br />

Wege<br />

„Es ist auf jeden Fall etwas, wo man immer dranbleiben<br />

muss. In der Medien- und Kommunikationsbranche<br />

war es schon immer so, dass ständig<br />

neue Trends, Techniken und Tools aufkommen.<br />

Durch KI passiert das jetzt noch schneller“, so<br />

Gabriel. Künstliche Intelligenzen sind im konstanten<br />

Wandel und ersichtlich wird dies durch den<br />

Tuning-Test. Dieser ist eine Überprüfung, um das<br />

Denkvermögen von KIs zu erproben und um diesen<br />

Wandel auch zu belegen. Laut der Ö1-Rubrik<br />

digital leben hat sich ChatGPT diesem Test unterzogen<br />

und diesen auch bestanden. Bei dieser Testung<br />

wurden 5600 Proband*innen darum gebeten,<br />

sich insgesamt 7200 Profile, inklusive Texte,<br />

zu lesen und zu kategorisieren. Hierbei wurden<br />

die Texte der KI öfter als menschlich eingestuft,<br />

als jene von Menschen verfassten Texte. Somit ist<br />

ChatGPT die zweite KI, welche den Turing-Test an<br />

der Standford University geschafft hat.<br />

Die Implementierung von Künstlichen Intelligenzen<br />

eröffnet allerdings auch viele neue Wege in der<br />

24<br />

KI als neue*r Mitarbeiter*in?


Marketingbranche. Ohne KI wäre der<br />

Arbeitsaufwand, beispielsweise des<br />

Anna Nagl-Werbespots, um ein Vielfaches<br />

größer und der Prozess wäre<br />

zeitintensiver gewesen. In der Hinsicht<br />

bringt die Implementierung der KI<br />

in Marketingunternehmen viele neue<br />

Möglichkeiten. Es kann zeiteffizienter<br />

gearbeitet werden, es können Kosten<br />

reduziert werden und es ergeben sich<br />

auch neue Arbeitsfelder. Als Photoshop<br />

aufkam, hatte sich die Arbeit der Grafiker<br />

auch verändert und so sei es nun<br />

auch mit der KI, meint Gabriel, weiters<br />

könnte ChatGPT als Inspirationsquelle<br />

herangezogen werden. Werbung ist<br />

jedoch nur ein Teil des Marketings, es<br />

ist das Aushängeschild. Auf die Abläufe<br />

im Hintergrund wird sehr oft vergessen,<br />

beispielsweise die Logistikorganisierung,<br />

die Supply-Chain Optimierung<br />

oder auch das Yield-Management.<br />

Hierbei hatten nämlich verschiedene<br />

Algorithmen auch schon weite Einflüsse.<br />

„Die Airlines machen dies ja schon.<br />

Wie kriege ich ein Flugzeug voll und<br />

wie maximiere ich, ausgehend von den<br />

freien Kapazitäten“, erläutert Cerha. Außerdem<br />

ist laut Cerha die Nutzung von KI<br />

im Marketing, schon länger Bestandteil.<br />

Der Unterschied ist nun folgender: „Der<br />

ganze Hype um ChatGPT und diese Large<br />

Language Models deshalb so groß ist,<br />

weil es sichtbar und zugänglich gemacht<br />

wurde.“ Ersichtlich wird dies auch bei den<br />

Nutzungszahlen von ChatGPT. Das Modell<br />

wurde am 30. November 2022 für die<br />

Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht. Im<br />

Jänner 2023 nutzten rund 13 Millionen<br />

Menschen täglich die KI und im gesamten<br />

Monat Jänner waren es 100 Millionen<br />

aktive Nutzer*innen.<br />

Die Skepsis gegenüber KIs ist in<br />

Österreich sehr präsent<br />

Für viele Personen sind Künstliche Intelligenzen<br />

aber furchteinflößend und sie<br />

werden als gefährlich empfunden. Nach<br />

einer Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts<br />

Marketagent wird<br />

ersichtlich, dass der Großteil der<br />

Cordula Cerha / © Privat<br />

Victoria Gabriel / © Privat<br />

global e-commerce.<br />

made in stp.<br />

Jobs & Karriere<br />

bei MSTAGE:<br />

Wir sind Developer:innen, Berater:innen, kreative Köpfe und die ein oder andere KI-Technologie.<br />

Gemeinsam entwickeln wir als E-Commerce-Agentur bühnenreife Onlineshop-Lösungen - für<br />

und mit unseren Kund:innen. Und das mitten in St. Pölten.<br />

www.mstage.at<br />

office@mstage.at<br />

25


efragten Personen, mit 63 Prozent, eine<br />

Arbeitsplatzbedrohung und Arbeitsmarktveränderung<br />

durch KIs vermutet. Von den 1001<br />

Proband*innen sind 37 Prozent der Meinung,<br />

ihr Arbeitsplatz sei bedroht und sie könnten<br />

teils oder ganz ersetzt werden. Jedoch sind<br />

Künstliche Intelligenzen kein Ersatz für eine<br />

angestellte Person. Diese Programme sind ein<br />

Werkzeug zur Unterstützung und Optimierung<br />

von Prozessen und so ist es auch in der<br />

Marketingbranche. Eine KI allein kann keinen<br />

Werbespot gestalten. Sie muss von Personen,<br />

mit dem passenden Know-How und einer Idee,<br />

gefüttert werden, um zu funktionieren. Dazu meint<br />

Gabriel, dass es immer einen Menschen brauche,<br />

der gemeinsam mit der KI arbeitet. Auch Cerha<br />

ist der Meinung: „Ich glaube nicht, dass an meinem<br />

Schreibtisch nicht mehr ich sitze, sondern ein Computer.<br />

Es wird aber Zeit eingespart werden, weil<br />

vieles automatisiert wird.“<br />

Content, als solcher auch markiert werden müsse.<br />

Erst die Zukunft wird zeigen, welche Wege die KI<br />

ermöglicht. Künstlich generierter Content kommt<br />

bei der jüngeren Gesellschaft sehr gut an. Der<br />

Werbespot der Erste Bank wurde auf TikTok veröffentlicht<br />

und obwohl der Fokus der Plattform<br />

nicht auf Werbung liegt, sondern auf Unterhaltung<br />

basiert, ist die Kommentarspalte des Anna Nagl-<br />

Videos voller positiver Kommentare, wie zum Beispiel:<br />

„Wow Hut ab. Eine der besten Werbungen, die<br />

ich je gesehen habe!“ oder „Tolle Werbung lieb ich!“.<br />

Langsam findet die KI Anklang in der breiteren Gesellschaft<br />

und bietet neue Möglichkeiten.<br />

Elias Nemeth<br />

Das Potenzial der KIs ist für alle frei zugänglich<br />

Künstliche Intelligenz steckt noch in Kinderschuhen<br />

und hat noch einen langen Weg vor sich, mit<br />

vielen Hürden und Aufgaben. Hinsichtlich dessen<br />

ist relevant, dass die Einsatzgebiete und die Nutzung<br />

solcher Modelle für Rezipient*innen, Unternehmen<br />

und Nutzer*innen ersichtlich gemacht<br />

werden. So sieht es auch Cerha: „Transparenz von<br />

allen Seiten. Wofür wird es eingesetzt und wie wird es<br />

eingesetzt.“ „Es ist auch eine Demokratisierung der<br />

Möglichkeiten zu beobachten durch den freien Zugang<br />

zu diesen Tools. Aber man muss die Chancen<br />

und Gefahren auch diskutieren, sodass beispielsweise<br />

die Künstler*innen nicht in Zugzwang kommen“,<br />

erläutert Gabriel. Laut ihr wäre es auch wichtig,<br />

dass auf Social Media, künstlich generierter<br />

NEUER<br />

JOB<br />

?<br />

medien<br />

jobs<br />

.at TU ES!!<br />

26<br />

ÖSTERREICHS GRÖSSTE PLATTFORM FÜR KREATIVE TALENTE


Content Moderation: Wie KI in Foren<br />

mitmischt<br />

Beim Tippen in sozialen Netzwerken und Onlineforen ist Vorsicht geboten, denn die Kommentare<br />

dort können grausam sein. Content-Moderator*innen haben die Aufgabe, Online-Kommunikation<br />

zu regeln. Dabei hilft ihnen in vielen Fällen auch Künstliche Intelligenz, da menschliche Moderator*innen<br />

Schwierigkeiten haben, den Überblick zu bewahren.<br />

Die Sorge, den Arbeitsplatz zu verlieren, treibt<br />

immer mehr Menschen um. Derzeit befinden<br />

sich 248.335 Menschen in Österreich auf<br />

Jobsuche während 72.786 ihre Hoffnung in AMS-<br />

Schulungen setzen. Doch die Prognosen sind<br />

düster: Laut des Arbeitsministeriums dürfte die<br />

Arbeitslosigkeit weiter steigen. Die Knappheit an<br />

Arbeitsplätzen rührt dabei nicht nur von den anhaltenden<br />

Teuerungen, sondern hat zuhauf einen<br />

Grund: Künstliche Intelligenz (KI). Insbesondere im<br />

Bereich der Content Moderation.<br />

Schon jetzt kommen intelligente Algorithmen<br />

häufig zum Einsatz, wenn es um die Inhaltsmoderation,<br />

also die Überprüfung und Filterung von Inhalten<br />

auf Online-Plattformen, geht. Sie reduzieren<br />

die Menge der zu prüfenden Inhalte und entfernen<br />

Problematisches automatisch oder lehnen<br />

die Publikation vorab ab, ohne dass menschliche<br />

Moderator*innen jeden einzelnen Beitrag überprüfen<br />

müssen.<br />

KI am Arbeitsplatz: Ängste und Potenziale<br />

Im Februar 2023 wurden im Auftrag von PwC Österreich<br />

1001 Personen im Alter zwischen 14 und<br />

75 Jahren zu ihrer Einstellung gegenüber ChatGPT<br />

und KI befragt.<br />

Laut dieser Umfrage fürchtet ein Drittel der Befragten<br />

seinen Arbeitsplatz durch Künstliche Intelligenz<br />

zu verlieren. Daraus ergibt sich die Frage:<br />

Ist diese Angst gerechtfertigt?<br />

„Tätigkeiten werden sehr wohl automatisiert,<br />

das ist aber nicht gleichbedeutend mit Jobs“, sagt<br />

Head of Digital Affairs der Arbeiterkammer, Fridolin<br />

Herkommer. „Eine Sekretariatskraft gibt es<br />

heute auch noch und die hat es in den Siebzigern<br />

auch gegeben, nur hat sie damals was völlig anderes<br />

getan, als sie es heute tut“, fügt er hinzu. „Das<br />

Potenzial besteht, dass wieder einige Berufe sich<br />

deutlich verändern werden, vor allem dort, wo<br />

viel Recherche und viel Texten erforderlich ist, wie<br />

zum Beispiel im Journalismus“, sagt Herkommer.<br />

„Ich kann mich da nur anschließen“, ergänzt Data<br />

Architect der Arbeiterkammer, Alexander Czech.<br />

„Wahrscheinlich werden uns die Maschinen nicht<br />

in dem Sinne ersetzen, sondern die Menschen, die<br />

mit den Maschinen zusammenarbeiten können.“<br />

© shutterstock<br />

Ein Beispiel: Eine Sekretariatskraft arbeitet heute,<br />

im Gegensatz zu den 1970ern, mit einem Computer,<br />

anstatt von letzterem ersetzt zu werden, wie<br />

lange befürchtet wurde. Doch es gibt auch Beispiele,<br />

wo es für den Menschen weniger glimpflich<br />

ausging. Vor allem in der industriellen Fertigung<br />

lösen Roboter zunehmend menschliche<br />

Arbeitskräfte ab, indem sie Aufgaben wie Montage,<br />

Schweißen, Lackieren und das Verpacken von<br />

Produkten übernehmen.<br />

Wie sieht das nun im Bereich der Content Moderation<br />

aus? „Da sehe ich zwei große Probleme“,<br />

sagt Czech. „All diese KI-Algorithmen sind<br />

Content Moderation: Wie KI in Foren mitmischt<br />

27


Alles<br />

Klar?<br />

Check dir die Infos!<br />

» Förderungen & Stipendien<br />

» Job & Studium<br />

» Pflichtpraktikum<br />

» Konsument:innenschutz<br />

» Events<br />

AKY Hotline<br />

05 7171-22800<br />

28<br />

akyoung.at<br />

akyoung@aknoe.at<br />

AKY Beratungs-Hotline<br />

05 7171-24000


sogenannte Blackbox-Systeme, heißt,<br />

sie können im Endeffekt keine Erklärung<br />

liefern außer ‚abgelehnt‘, und das ist intransparent<br />

für Außenstehende, weil<br />

das die KI nicht begründen kann.“ Der<br />

Data Architect ergänzt noch: „Das sind<br />

auf der technischen Seite die Schwierigkeiten<br />

und ich denke schon, dass wir da<br />

immer eine Stelle brauchen, an der man<br />

sich beschweren kann und sagen kann,<br />

dass man nicht damit zufrieden ist, wieso<br />

ein Beitrag abgelehnt worden ist.“<br />

Die emotionale Last der Content<br />

Moderation<br />

Wenn sich in der Szene umgehört wird,<br />

lässt sich schnell feststellen, dass der<br />

Job als Inhaltsmoderator*in sehr belastend<br />

sein kann. Nicht nur, da sie Unmengen<br />

an Beiträgen prüfen müssen,<br />

sondern auch oft grausame Dinge zu<br />

sehen bekommen. Der Job als Content-<br />

Moderator*in ist ein sehr belastender<br />

Job. Das meint auch Czech: „Man liest<br />

häufig davon, dass Menschen posttraumatische<br />

Stress Syndrome bekommen,<br />

weil sie so viele schlimme Dinge beim<br />

Moderieren von Inhalten sehen müssen,<br />

und da ist natürlich so ein Algorithmus<br />

eine Hilfe, um die Psyche der Menschen<br />

zu schützen.“ Die Social-Media-Managerin<br />

der Wiener Wochenzeitung Der<br />

Falter, Eleana Novak hat schon einiges<br />

gesehen. „Es ist immer auch natürlich<br />

abhängig, was man selbst für eine Person<br />

ist und was für Themen einen reizen“,<br />

sagt Novak. „Ich war davor schon<br />

Community Managerin für krone.at und<br />

da gab es Berichte über Migrant*innen,<br />

die bei ihrer Flucht über das Meer ertrinken,<br />

und da gab es Leute, die kommentiert<br />

haben, sowas geschieht ihnen<br />

recht. Das finde ich dann sehr schlimm.“<br />

Content Moderation zwischen Filter<br />

und Freiheit<br />

Bei der Durchforstung des Internets wird<br />

klar, dass es Menschen gibt, die Content<br />

Moderation mit Zensur gleichsetzen<br />

und diese als Einschränkung der persönlichen<br />

Meinungsfreiheit sehen. „Ich<br />

verstehe das vollkommen“, sagt Novak.<br />

„Das ist auch etwas, mit dem ich mir<br />

nicht so leicht tue, denn ich bin mir auch<br />

manchmal unsicher, ob man ein Kommentar<br />

so stehen lassen kann, oder ob<br />

man es weggeben sollte und wenn es<br />

gelöscht wird, wird sich die Person auch<br />

denken, dass es eine Einschränkung der<br />

persönlichen Meinungsfreiheit ist.“ Novak<br />

ergänzt: „Es gibt oft eine Netiquette,<br />

an die man sich zu halten hat und wir<br />

machen das nicht grundlos, es werden<br />

nicht irgendwelche Kommentare verborgen,<br />

die in Ordnung gewesen wären.“<br />

KI-Moderation: Zwischen Bias und<br />

Kontext<br />

Viele große Plattformen, wie TikTok, Instagram<br />

und Co. nutzen KI bei der Moderation<br />

ihrer Inhalte. Sie moderieren ihre<br />

Inhalte mithilfe von KI-Algorithmen, die<br />

nach potenziell unangebrachten Inhalten<br />

suchen. Diese Inhalte werden dann<br />

von einem Team von menschlichen Content-Moderator*innen<br />

überprüft und<br />

gegebenenfalls entfernt. Erfahrungen<br />

von Inhaltsmoderator*innen besagen,<br />

dass Künstliche Intelligenz problematische<br />

Inhalte schnell erkennen und darauf<br />

reagieren kann. Die automatische<br />

Moderation kann mithilfe von maschinellem<br />

Lernen darauf trainiert werden,<br />

bestimmte Ausdrücke und Inhalte zu<br />

suchen und schnell zu entfernen. Es gibt<br />

aber auch Könnens-Lücken bei KI-gestützter<br />

Inhaltsmoderation. Die KI kann,<br />

genau wie der Mensch auch, voreingenommen<br />

sein. „Man kann sich alle Mühe<br />

geben, dass Algorithmen unvoreingenommen<br />

und frei von Diskriminierung<br />

sind, aber das sind sie nicht“, sagt Czech.<br />

„Das grundsätzliche Problem bei Machine<br />

Learning Algorithmen ist, dass sie immer<br />

ein Set an Trainingsdaten haben und<br />

dieses Set ist immer mit bestimmten<br />

Biases verhaftet, und alle diese Biases,<br />

die sogar uns nicht bewusst sind, lernt<br />

die Maschine.“<br />

Aktuell werde daran gearbeitet, Algorithmen<br />

objektiver zu machen. Allerdings<br />

dürfte dies bei einem Ideal bleiben.<br />

Fridolin Herkommer/ © Daniel<br />

Novotny<br />

Alexander Czech<br />

Eleana Novak<br />

/ © Privat<br />

/ © Privat<br />

Content Moderation: Wie KI in Foren mitmischt<br />

29


Der Grund: „Wir Menschen haben auch ein Bias und<br />

wenn man sich Entscheidungssysteme anschaut,<br />

wie zum Beispiel Gerichte, dann gibt es immer höher<br />

gestellte Stellen, in denen man sagen kann ,Ich<br />

bin mit dieser Entscheidung nicht zufrieden‘ und<br />

so ähnliche Systeme muss man auch für Content-<br />

Moderation-Systeme einführen“, erläutert Czech.<br />

„Die KI kann immer nur die Wörter und die Sätze,<br />

die im Kommentar stehen, interpretieren, ohne<br />

den Kontext des Artikels zu berücksichtigen, und<br />

es gibt Kommentare, die bei gewissen Themen in<br />

Ordnung wären und bei anderen Themen nicht“,<br />

sagt Novak. „Das war bei krone.at damals der Fall.<br />

Die KI konnte den Kontext zwischen einem Artikel<br />

und den Kommentaren nicht erkennen und hat<br />

nur die einzelnen Kommentare betrachtet.“<br />

Noch ein Aspekt der Content Moderation, in dem<br />

menschliche Moderatoren der KI überlegen sind,<br />

ist das Erkennen von Ironie und Sarkasmus. „Das<br />

kann von einer KI nicht erkannt werden. Das ist<br />

einfach diese Empathie, die die Menschen haben,<br />

das kann, glaube ich, eine KI nicht so gut ersetzen“,<br />

sagt Novak.<br />

„Barrier-to-entry ist sehr niedrig geworden“<br />

Die Welt und die Gesellschaft entwickeln sich immer<br />

weiter. Immer mehr KI-Programme erblicken<br />

das Licht der Welt und sollen uns bei allmöglichen<br />

Dingen unterstützen. Die Arbeit der Content Moderation<br />

wird sich auch weiterentwickeln und immer<br />

mehr die Unterstützung Künstlicher Intelligenz<br />

einfordern. Das findet auch Fridolin Herkommer.<br />

„Die KI wird mehr zum Einsatz kommen, ganz einfach.<br />

Der Grund ist, dass die Menge an Content,<br />

die wir produzieren, exponentiell wächst und wir<br />

aber nicht im gleichen Maße Arbeitskräfte haben,<br />

um diesen Content zu moderieren.“ Zudem fügt er<br />

noch hinzu: „Die Barrier-to-entry, um Content zu<br />

veröffentlichen, ist sehr niedrig geworden.“<br />

Heute könnte man theoretisch vom Smartphone<br />

aus etwas auf YouTube und Co. posten, und<br />

jeder und jede könnte ein Content Creator sein.<br />

Das würde jedoch nicht bedeuten, dass menschliche<br />

Moderator*innen gänzlich vom Arbeitsmarkt<br />

verdrängt würden. Der Beruf der Content-<br />

Moderator*innen würde sich höchstwahrscheinlich<br />

verändern. „Wenn menschliche Arbeitskräfte<br />

weniger Zeit mit der Content Moderation verbringen,<br />

haben sie dann vielleicht mehr Zeit, Faktenüberprüfungen<br />

vorzunehmen oder gute Geschichten<br />

zu recherchieren“, sagt Herkommer.<br />

Obwohl bei vielen Menschen die Angst groß ist,<br />

dass sie ihre Jobs durch KI verlieren, darf der Aspekt<br />

nicht übersehen werden, dass KI-Programme<br />

Menschen bei ihren Aufgaben unterstützen<br />

können. Im Fall der Content Moderation kann KI<br />

dazu beitragen, die psychische Belastung von<br />

Menschen zu verringern und durch die gewonnene<br />

Zeit, können sich Inhaltsmoderator*innen um<br />

andere Aufgaben kümmern.<br />

Vanja Vlajković<br />

30


KI als Singer und Songwriter<br />

Die guten, wie die schlechten Seiten der Künstlichen Intelligenz machen auch vor dem Musikbusiness<br />

nicht Halt. Von Fake-Kreativität bis zum Verlust von Arbeitsplätzen – wie sieht die Zukunft der<br />

Musikbranche aus?<br />

„I got my heart on my sleeve with a knife in my<br />

back” - so singt die KI-imitierte Stimme des kanadischen<br />

Rappers Drake im Song Heart on My<br />

Sleeve. Diese Textzeile könnte durchaus metaphorisch<br />

verstanden werden. Dieser Song wurde<br />

vom TikTok-User ghostwriter977 im April 2023<br />

veröffentlicht. In der zweiten Strophe erkennt<br />

man die Stimme des Sängers The Weeknd. In wenigen<br />

Tagen erlangte der KI-erstellte Song etwa<br />

600.000 Streams auf Spotify und mehrere Millionen<br />

Aufrufe auf TikTok, YouTube und Twitter, bevor<br />

dieser wieder von den Plattformen entfernt wurde<br />

– rechtliche Grundlagen zur Nutzung von KI in der<br />

Musik auf Streamingplattformen gibt es nämlich<br />

noch keine. Ghostwriter977 schrieb auf TikTok „Vibing<br />

to this before the lawsuit”. Immer öfter haben<br />

auch sogenannte AI-Covers auf TikTok und anderen<br />

Social-Media-Plattformen hunderttausende<br />

Likes. Stimmen populärer Künstler*innen singen<br />

mit Einsatz von KI andere populäre Songs. Auf<br />

YouTube lässt sich beispielsweise eine Version von<br />

Michael Jacksons Thriller, gesungen von Freddie<br />

Mercury, hören. Es werden Kommentare wie „This<br />

is terrifyingly good“ unter dem Video hinterlassen.<br />

Komponieren mit Hilfe von KI<br />

Lässt sich nun Musik ausschließlich mit Hilfe von<br />

KI komponieren? Günter Loibl, der CEO von Rebeat<br />

Digital, erklärt: „So ziemlich für jeden Teilbereich<br />

des Komponier- und Produktions-Prozesses<br />

gibt es bereits passende Tools.“<br />

Für die Erstellung eines Songtextes können beispielsweise<br />

Tools wie These Lyrics Do Not Exist,<br />

Amadeus Code, Audoir und SongStarter herangezogen<br />

werden. Man gibt an, nach welcher Stimmung,<br />

welchem Thema und welchem Genre sich<br />

32<br />

KI als Singer und Songwriter


© Karoline Szakal<br />

der Text anhören soll und kann so immer<br />

weiter mit der Künstlichen Intelligenz<br />

zusammen einen passenden Songtext<br />

erstellen.<br />

Mit KI-Tools wie Soundful, Amper Music,<br />

AIVA und Ecrett Music lassen sich Melodien<br />

und Soundtracks erstellen. Solche<br />

Tools arbeiten mit Musik und Samples,<br />

die alle in irgendeiner Form schon existieren.<br />

Diese werden sozusagen wieder<br />

neu zusammengewürfelt und in<br />

unterschiedlichem Tempo, mit unterschiedlichen<br />

Instrumenten und anderen<br />

Tonarten zu einem neuen Musikstück<br />

zusammengefügt. Solche Tools können<br />

beispielsweise hilfreich sein, um ohne<br />

viel Mühe lizenzfreie Hintergrundmusik<br />

und Soundtracks zu erstellen.<br />

Auch fix fertige Songs lassen sich durch<br />

Anwendungen wie Boomy, Open-AI-<br />

MuseNet und Melodrive erstellen. So<br />

lassen sich mit ein paar Mausklicks gesamte<br />

Songkreationen erstellen – diese<br />

kann man entweder speichern oder<br />

verwerfen. So erstellt die KI ein Muster<br />

und macht immer wieder neue Songs,<br />

die sich immer mehr der Vorstellung des<br />

Erstellers annähern. Das heißt: Ohne eigenen<br />

Input geht es dann doch nicht.<br />

KI als DJ für Streaming und Radio<br />

Auch für nicht Musikprofis rückt der Begriff<br />

KI in der alltäglichen Musik- und<br />

Mediennutzung immer mehr in den<br />

Vordergrund. So wurde zuletzt von die<br />

Streaming Plattform Spotify ein AI-DJ<br />

für User in den USA vorgestellt. Da Personalisierung<br />

und das Annähern an den<br />

Musikgeschmacks des Users ein großes<br />

Asset des Streamingservices ist,<br />

wagt dieser nun den nächsten Schritt.<br />

Je mehr man den persönlichen DJ nutzt,<br />

desto besser versteht dieser die persönlichen<br />

Vorlieben und es wird eine Art<br />

persönliche Radioshow erstellt. Zwischen<br />

den verschiedenen Songs spricht<br />

der DJ mit dem*der Zuhörer*in und gibt<br />

Empfehlungen und Begründungen für<br />

Songauswahlen.<br />

Laut Thomas Korponay-Pfeifer, dem<br />

Programmdirektor des Radiosenders<br />

88.6, der eine technische Reichweite<br />

von 3,2 Millionen Hörer*innen hat, gibt<br />

es auf dem Radiomarkt große Entwicklungen<br />

und Trends betreffend KI. Im<br />

englischsprachigen Raum gibt es den<br />

Sender RadioGPT, bei dem sämtliche<br />

sonst von Menschen übernommen Tätigkeiten<br />

von einer KI abgedeckt werden.<br />

KI generierte Moderator*innenstimmen,<br />

künstliche Programmierungsmöglichkeiten<br />

etc. – im Mai wird die deutschsprachige<br />

Demoversion von RadioGPT<br />

erscheinen. Das Ende für umjubelte<br />

Radiopräsentator*innen?<br />

Megastar dank KI?<br />

Song-Symbiosen aus KI und „Selfmade“<br />

machen es schwierig, die Unterschiede<br />

zu erkennen, was nun menschen- und<br />

was maschinengemacht ist. Loibl ist<br />

ein großer Befürworter unterstützender<br />

Technologien. Jedoch warnt er, dass<br />

Personen, die versuchen, aus rein<br />

gewinnorientierten Motiven KI-Musik zu<br />

machen: „Ohne ein gewisses Musik-Grundverständnis<br />

und Gefühl für<br />

Musikerstellung wird auch mit Hilfe KI<br />

nur unwahrscheinlich ein Nummer-Eins-<br />

Hit entstehen“, meint er. „Personen, die<br />

sowohl KI als auch Kreativität einsetzen,<br />

werden umso erfolgreicher sein und für<br />

Personen, die dies nicht tun, könnte es<br />

im Business zukünftig zu Problemen<br />

kommen.“<br />

Jobs, die einfache und technisch aufwendige<br />

Tätigkeiten erledigen, könnten<br />

im Bereich des Musikbusiness bald<br />

durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden,<br />

glauben Loibl und Korponay-Pfeifer.<br />

Anders sieht es bei kreativen Tätigkeiten<br />

aus: Hier sollte es weiterhin „menscheln“.<br />

Und es ist nicht auszuschließen, dass die<br />

Kreativen in diesem Bereich in Zukunft<br />

besser honoriert werden.<br />

Loibl nutzt in seinem Unternehmen bereits<br />

eine Vertriebssoftware mit einer AI-<br />

Forecasting Funktion. Korponay-Pfeifer<br />

hat bei seinem Radiosender noch keine<br />

Günter<br />

Loibl<br />

Thomas Korponay-Pfeifer<br />

/ © David Bitzan<br />

/ © Privat<br />

KI als Singer und Songwriter<br />

33


Künstliche Intelligenz im Einsatz: „Mir ist bewusst,<br />

dass es zwar einen ökonomischen Vorteil bringen<br />

könnte, beispielsweise die Verkehrsmoderation<br />

durch KI machen zu lassen. Wir sehen aber die<br />

Authentizität beim Thema Musik und Musikjournalismus<br />

als USP, den wir beim Radiosender 88.6<br />

beibehalten möchten.<br />

Trend oder Zukunft?<br />

Wie stark wird das Megathema KI den Musikbereich<br />

langfristig beeinflussen? Korponay-Pfeifer,<br />

der schon seit 30 Jahren in den Medien bzw. beim<br />

Radio tätig ist, schätzt die Situation folgendermaßen<br />

ein: „KI funktioniert als Hilfsmittel, aber nicht<br />

als Ersatz des Menschen. Schon immer sehnen<br />

sich Menschen nach etwas Haptischem und suchen<br />

in gewisser Weise die Emotion in der Musik,<br />

wie man beispielsweise auch beim Comeback der<br />

Schallplatte erkennen kann.“ So gibt es beispielsweise<br />

auch schon KI-Künstler*innen, also Star-<br />

Persönlichkeiten, die keine echten Menschen sind<br />

- doch so ganz ohne persönliche Ebene scheint<br />

das Musikstar-Phänomen nicht zu funktionieren.<br />

Gewisse Jobs werden aussterben und es wird immer<br />

schwieriger zu erkennen sein, was nun mit<br />

Herzblut und was mit einem Mausklick erstellt<br />

wurde.<br />

Korponay-Pfeifer erzählt von einer Aussage des<br />

Mitbegründers von RadioGPT: „Menschen werden<br />

nicht durch KI ersetzt aber Menschen werden<br />

durch Menschen ersetzt, die KI benutzen.“<br />

Katharina Woisetschläger<br />

Die Thalia Buchhandlung<br />

ganz in Ihrer Nähe.<br />

34<br />

Thalia St. Pölten<br />

Kremser Gasse 12<br />

3100 St. Pölten


Michael Fischeneder / © Marija Kanizaj<br />

Killt KI den Radiostar?<br />

Digitalisierung, Machine Learning und Künstliche Intelligenz (KI) – alle diese Begriffe<br />

kursieren in unserer Gesellschaft und durch die Medien. Im <strong>SUMO</strong>-Gespräch<br />

mit dem technikaffinen Programmdirektor der Antenne Steiermark Michael Fischeneder<br />

und der Senior-Vice-Präsidentin Zena Burns von der US-Firma Futuri,<br />

die KI-Modelle für Radios anbietet, wird deutlich, dass die Künstliche Intelligenz<br />

uns schon längst erreicht hat.<br />

Es ist sieben Uhr morgens und du öffnest<br />

die Radio-App auf deinem Handy.<br />

Zeit für die Nachrichten und das Wetter.<br />

Das Moderator*innen-Team steht noch<br />

nicht im Studio, aber das fällt nicht auf.<br />

Durch Technologien, die von KI-Gebrauch<br />

machen, wird ein automatisch erstelltes<br />

Skript von einer synthetisierten Stimme<br />

vorgelesen. Sie klingt täuschend echt:<br />

„Das war das Wetter und ich bin Sanja,<br />

deine KI-Moderatorin!“.<br />

KI regt auf und regt an<br />

Nicht nur Privatpersonen nutzen die Automatisierungsmöglichkeiten,<br />

die eine KI<br />

bietet. Zum Beispiel beim Verfassen eines<br />

Textes durch ChatGPT oder zur Generierung<br />

eines KI-Bildes, wie das vom<br />

Papst in der Balenciaga-Jacke. Künstliche<br />

Intelligenz, auf Englisch Artificial Intelligence<br />

(AI), wird in verschiedenen Branchen<br />

genutzt. Etwa in der Musikbranche,<br />

wobei hier kürzlich die Veröffentlichung<br />

des KI-generierten Songs Heart on My<br />

Sleeve für Aufregung sorgte. Mittels einer<br />

KI-Anwendung wurde hierbei von<br />

einer anonymen Person ein Song produziert,<br />

der klang, als wäre er von den kanadischen<br />

Stars Drake und The Weeknd<br />

eingesungen worden. Mittels der sogenannten<br />

Sprachsynthese wurde eine KI<br />

durch Audiomaterial der Artists trainiert<br />

und konnte so ihre Stimmen nachahmen.<br />

Dieses Beispiel zeigt auf, welches Potential<br />

hinter den KI-Technologien steckt.<br />

Auch für die Radiobranche sind diese<br />

Entwicklungen von großer Bedeutung.<br />

„Jede Woche habe ich das Gefühl, ich<br />

kriege irgendeine Meldung oder neue<br />

Website, die noch bessere Tools zur Verfügung<br />

stellen“, erzählt<br />

Michael Fischeneder, der sich mit<br />

Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt<br />

und sich selbst als technikgetrieben<br />

beschreibt. Mit Tools meint er zum<br />

Beispiel eine Audio-zu-Text Anwendung,<br />

wie mygoodtape.com, die eine Audiodatei<br />

zu Geschriebenem umwandelt. Oder<br />

auphonic.com, eine Webservice der die<br />

Hintergrundgeräusche von Interviews<br />

durch KI-Technologie entfernt.<br />

KI zum eigenen Vorteil nutzen<br />

Early Adopters, wie der Programmchef<br />

der Antenne Steiermark, arbeiten<br />

daran, KI-Anwendungen in Arbeitsabläufen<br />

zu integrieren und ihre Teams<br />

auf den neuesten Stand der Technik zu<br />

bringen. Generell sei die Radiobranche<br />

experimentierfreudig, erklärt Fischeneder.<br />

Durch KI kann die Playlist für den<br />

Webstream besser automatisiert werden,<br />

in der Audio-Aufbereitung werden<br />

O-Töne von Hintergrundgeräuschen<br />

befreit oder Songs für Jingles von der<br />

Leadstimme. Diese kann die KI einfach<br />

„rausrechnen“. „Es geht darum, dass<br />

die Tools, die uns in die Hand gegeben<br />

werden, uns das Leben vereinfachen<br />

können, damit wir dann in weiterer Folge<br />

unsere Stärken noch besser ausspielen.<br />

Denn der Mensch ist kreativ, aber wenn<br />

ich am Tag zehnmal das Gleiche mache,<br />

dann sage ich mittlerweile ‚Muss das<br />

sein, oder könnten wir das irgendwie<br />

automatisieren? Damit man dann mehr<br />

Zeit hat in weiterer Folge, um kreativ zu<br />

sein.“<br />

Webseiten, die KI-Anwendungen anbieten,<br />

sprießen derzeit in die Höhe wie Unkraut.<br />

Das Internet ist eine wahre Fundgrube<br />

für alle, die die Möglichkeiten der<br />

Zena Burns / © Brian Friedman<br />

Killt KI den Radiostar?<br />

35


© Melina Nassioudis<br />

KI-Automatisierungen erproben<br />

möchten. Einen Überblick zu<br />

behalten, ist dabei aber derzeit<br />

schwer möglich. Jedoch bringt<br />

eine einfache Suchmaschinen-<br />

Eingabe vieles ans Licht. Mit<br />

Suchbegriffen, wie „Beste KI<br />

für Transkription“ oder „AI tools<br />

for business“ erscheinen seitenweise<br />

Listen mit bereits<br />

einsetzbarer Software. Diese<br />

variieren aber stark in der Qualität,<br />

sodass man wohl oder übel<br />

im Moment darauf angewiesen<br />

ist, sich durchzuprobieren. Die<br />

angebotenen Services sind dabei<br />

anfangs gratis, kosten aber<br />

bei regelmäßiger Anwendung<br />

gar nicht so wenig. Sie stellen<br />

für viele IT-Unternehmen eine<br />

neue Einkommensquelle dar.<br />

Schlechte Nachricht für<br />

Moderator*innen?<br />

Wie sieht es aber aus, wenn man<br />

die Services von Futuri Media´s<br />

RadioGPT in Anspruch nimmt?<br />

Die AI-Technologie des IT-Unternehmens<br />

kann beliebte Themen<br />

erkennen, daraus ein Skript<br />

schreiben und dieses mit täuschend<br />

menschlich klingenden<br />

Stimmen vorlesen. „Es handelt<br />

sich um ein End-to-End-System.<br />

Das ganze System ist so konzipiert,<br />

dass es das alles für<br />

Sie erledigt“, sagt Zena Burns,<br />

die bei Futuri für „Content und<br />

Special Projects“ zuständig ist.<br />

RadioGPT hat vier Komponenten:<br />

Echo, TopicPulse, die GPT-<br />

4-Technologie sowie das Textzu-Sprache<br />

Element. Das patentierte<br />

System namens Echo<br />

ist in der Lage zu erkennen, was<br />

auf dem Radiosender passiert,<br />

was gerade gespielt wurde und<br />

was demnächst folgt. Es ist das<br />

Bindeglied, das den anderen<br />

Komponenten mitteilt, was tatsächlich<br />

auf Sendung ist.<br />

TopicPulse ist eine KI-Technologie,<br />

die Facebook, Twitter,<br />

Instagram und über 250.000<br />

andere Nachrichten- und Informationsquellen<br />

im Internet und<br />

in den sozialen Medien scannt.<br />

So werden Geschichten ausfindig<br />

gemacht, die für die Zielgruppe<br />

relevant sind. Hier gibt<br />

es auch eine prädiktive Komponente,<br />

die Erkenntnisse darüber<br />

liefert, welche Themen demnächst<br />

viral gehen werden. Dieses<br />

System ist seit etwa zehn<br />

Jahren verfügbar und wird ständig<br />

weiterentwickelt, tausende<br />

von Content-Produzent*innen<br />

nutzen es bereits.<br />

TopicPulse hat ein Team von<br />

menschlichen Moderatoren,<br />

die die Daten überprüfen, und<br />

ist die einzige Komponente von<br />

RadioGPT, an der Menschen<br />

beteiligt sind. Die GPT-4-Technologie<br />

von OpenAI als dritte<br />

Komponente, kann verschiedene<br />

Dinge tun. Sie ist vielen als<br />

die Methode hinter ChatGPT<br />

bekannt. Die Technologie erstellt<br />

zum Beispiel ein Skript<br />

auf der Grundlage von TopicPulse.<br />

Dieses wird dann durch die<br />

letzte Komponente vorgelesen,<br />

dem KI-Stimmensystem. Diese<br />

Stimmen können dabei mit verschiedenen<br />

Eigenschaften erschaffen<br />

werden, zum Beispiel<br />

mit einem gewissen Sarkasmus.<br />

Mit den Technologien von Futuri<br />

ist es Radiostationen so möglich,<br />

digitale Persönlichkeiten zu<br />

erschaffen.<br />

Wir brauchen mehr Kreativität<br />

denn je<br />

Sieht so aus, als könnten<br />

die Morningshow-<br />

Moderator*innen nun bald alle<br />

jeden Tag ausschlafen. Dass sie<br />

ganz ersetzt werden sollten,<br />

denkt Burns aber nicht. „Wir<br />

sind der festen Überzeugung,<br />

dass die beste Art, RadioGPT<br />

36<br />

Killt KI den Radiostar?


zu nutzen, darin besteht, lokale Talente zu umgeben“,<br />

verrät die Senior-Vice-Präsidentin. In vielen<br />

Ländern gäbe es nur sehr wenige Radiosender, die<br />

rund um die Uhr Live-Inhalte ausstrahlen und nur<br />

tagsüber Beiträge von Menschen senden, die sich<br />

tatsächlich in den Städten befinden, aus denen<br />

sie senden. Deswegen würde Radio Sendezeiten<br />

an die Streaming-Dienste abtreten, weil es nichts<br />

Frisches und Ansprechendes gebe, erklärt Burns.<br />

Generell geht der Trend bei Audio-Angeboten<br />

Richtung Streaming und On-Demand-Services.<br />

Radio verliert seit Jahren Rezipient*innen und ist<br />

gefordert, sich anzupassen. Da ist es keine Überraschung,<br />

dass Radiostationen aus mehreren<br />

Dutzend Ländern rund um die Welt am Angebot<br />

von RadioGPT interessiert sind. Wie sehr die derzeitigen<br />

technischen Innovationen dazu beitragen<br />

können, wettbewerbsfähig zu bleiben, ist ein<br />

Thema, das den Mediensektor stark beschäftigt.<br />

„Denn es gibt Dinge, die eine künstliche Intelligenz<br />

nicht leisten kann, oder?“, gibt Burns zu bedenken.<br />

„Künstliche Intelligenz kann keine Spendensammlungen<br />

veranstalten oder mit Werbetreibenden<br />

zusammenarbeiten, um eine Werbekampagne<br />

zu entwickeln“. Im Prinzip kommt auch das Endto-End-System<br />

von Futuri nicht ohne Menschen<br />

und deren Kreativität aus. Denn das Konzept einer<br />

Radioshow, und die Personality der KI-Stimme,<br />

ist nach wie vor eine Entscheidung, die von Menschen<br />

getroffen werden muss.<br />

Auch Fischeneder sieht derzeit nicht die Möglichkeit,<br />

ein Radio ohne Menschen zu betreiben.<br />

„Wir sehen uns als Entertainment-Factory, wenn<br />

ich an meinen Kollegen in der Früh denke“, erzählt<br />

er. Dieser schreibt Lieder über steirische<br />

Gemeinden und spielt sie selber ein, dabei nützt<br />

er Informationen, die die Hörer*innen dem Radiosender<br />

zukommen lassen. Das könne eine<br />

KI zwar auch, räumt Fischeneder ein, bei der<br />

Hörerschaft würde man damit aber mal nicht gewinnen.<br />

Bezüglich des Einsatzes von Sprachsynthese<br />

relativiert der Programmchef, dass es das<br />

sicher mal geben werde, dass er einige Stunden<br />

Sprach-Audiomaterial in ein Modul reinladen würde,<br />

um einen Moderator simulieren zu können.<br />

„Trotzdem wird mir der Morningshow-Moderator<br />

hin und wieder Antworten geben, mit denen ich<br />

jetzt vielleicht nicht rechne“, erklärt Fischeneder.<br />

Man müsse nichtsdestotrotz dranbleiben.<br />

Sein Fazit: „Nutze die Technik, um dein Produkt<br />

zu verbessern und nicht, um dich<br />

wegzurationalisieren.“<br />

Künstlich, aber nicht fake<br />

Wenn aber eine Technologie eingesetzt wird, um<br />

Themen auszumachen, die im World Wide Web<br />

kursieren und daraus ein Skript zu schreiben, kursieren<br />

dann nicht sofort Falschnachrichten im System?<br />

TopicPulse von Futuri wird seit zehn Jahren<br />

von Menschen „trainiert“, erklärt Burns. Künstliche<br />

Intelligenz sei nur so gut wie die Informationen,<br />

mit denen sie gefüttert wird. Ein Verifizierungssystem,<br />

das präventive Filter beinhalte, würde<br />

das Auftreten von spekulativen oder ungenauen<br />

Inhalten, die manchmal als Halluzinationen bezeichnet<br />

werden, überprüfen und reduzieren. „Wir<br />

haben eine Reihe von Schutzmaßnahmen und Filtern<br />

eingerichtet, um sicherzustellen, dass solche<br />

Dinge oder anstößige Inhalte nicht durch das System<br />

gelangen“, erklärt die Senior-Vice-Präsidentin.<br />

Wie das klingt, kann jeder selbst nachhören.<br />

RadioGPT bietet eine Livestream-Demoversion<br />

an, wo man hören kann, wie die Stimmen, die die<br />

Firma zur Verfügung stellt, klingen und welche Informationen<br />

das System anbietet. Neben Songs<br />

aus den 80s und 90s (Overkill von Men At Work<br />

hat es gleich in meine Playlist geschafft) sind im<br />

Demo-Stream KI-Stimmen zu hören, die in fast<br />

jeder Moderationsstrecke erwähnen, dass sie<br />

künstlich erschaffene Personen sind. Nach dem<br />

Grund dafür gefragt antwortet Burns darauf: „Wir<br />

denken, wenn eine Künstliche Intelligenz eingesetzt<br />

wird, um einer ganzen Sendung eine Stimme<br />

zu geben, sollte das wahrscheinlich offengelegt<br />

werden. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten,<br />

wie man KI-Stimmen im Rundfunk nutzen kann,<br />

die nicht unbedingt eine Offenlegung erfordern.“<br />

Dafür nennt sie als Beispiel einen Moderator, der<br />

in 50 verschiedenen Märkten auftritt. Das Radiosystem<br />

von Futuri könne die Stimme dieser<br />

Persönlichkeit das Wetter in Echtzeit in all diesen<br />

50 lokalen Märkten vorlesen lassen. So, dass es<br />

sich sehr live und lokal anfühle. Wie so oft hat hier<br />

Amerika einen gewaltigen Vorsprung in der Technologie.<br />

Ob diese technischen Innovationen auch<br />

bald in unseren Breitengraden angewendet werden,<br />

wird die Zeit weisen.<br />

Sophia Olesko<br />

Killt KI den Radiostar?<br />

37


STARKE THEMEN.<br />

WAHRE WERTE.<br />

GROSSE WIRKUNG.<br />

Kronen Zeitung | krone.at<br />

DAS TÄGLICHE LESEN<br />

stärkt die Aufmerksamkeit<br />

und Konzentration,<br />

fördert unsere Kreativität,<br />

verbessert das Gedächtnis,<br />

das Allgemeinwissen<br />

und den Wortschatz,<br />

inspiriert, gibt Impulse,<br />

und macht einfach Spaß.<br />

WISSEN<br />

HEISST WISSEN, WO ES GESCHRIEBEN STEHT.<br />

ALBERT EINSTEIN<br />

38


Die Kunst der Künstlichen Intelligenz<br />

Während einige die Kreativität von KI-generierter Kunst infrage stellen, betrachtet Martin Dörsch<br />

sie als ein mächtiges Werkzeug, das die Grenzen sprengt und die Kunstlandschaft revolutioniert.<br />

Tauche ein in die kontroverse Diskussion und erfahre, wie KI die Zukunft der Kunst prägen könnte.<br />

Du stehst auf dem Hof eines<br />

weißen, renovierten Bauernhauses<br />

mit Holzfassade. Vor<br />

dir befindet sich eine helle, aber<br />

kleine Holztür, die gerade groß<br />

genug ist, damit du hindurchgehen<br />

kannst. Du trittst ein, die<br />

Wände sind weiß gebleicht und<br />

das Einzige, was deinen Augen<br />

erlaubt, sich schnell an die Veränderung<br />

des Lichts zu gewöhnen,<br />

sind die steilen, schmalen<br />

Holzstufen, die nach oben führen.<br />

Bei jedem Schritt, den du<br />

machst, hältst du dich am Geländer<br />

fest und kämpfst dich die<br />

Treppe hinauf, bis du es endlich<br />

schaffst.<br />

© Martin Dörsch<br />

Vor deinen Augen siehst du Fotos.<br />

Im Augenwinkel siehst du<br />

ein Bild von einer Frau, das gleich<br />

deine Aufmerksamkeit erregt.<br />

Plötzlich ziehen dich deine Beine<br />

zu dem Bild und du stehst davor,<br />

schaust es dir genau an und<br />

liest die Bildunterschrift: „35mm<br />

analogue film photography of a<br />

beautiful woman in a red dress<br />

with white dots. William Eggleston<br />

Style“ von Martin Dörsch.<br />

Deine Augenbrauen ziehen sich<br />

verwirrt zusammen. Du erinnerst<br />

dich, dass du über ihn und<br />

seine Arbeit mit KI-generierten<br />

Bildern gelesen hast.<br />

Die faszinierende Verbindung<br />

zwischen Künstlicher<br />

Intelligenz und Fotografie<br />

Dieser Moment der Verwunderung<br />

führt dich zu der faszinierenden<br />

Welt des Fotografen<br />

und Pädagogen Martin Dörsch,<br />

der eine einzigartige Verbindung<br />

zwischen Künstlicher Intelligenz<br />

und Fotografie herstellt. Dörsch<br />

hat im Rahmen eines Fotografie-Workshops,<br />

der sich auf die<br />

Nutzung von KI spezialisiert, ein<br />

Bild mithilfe eines Programms<br />

namens Midjourney generiert.<br />

Midjourney ist ein Programm für<br />

Künstliche Intelligenz, das Bilder<br />

aus sprachlichen Beschreibungen,<br />

den sogenannten Prompts,<br />

erzeugt und produziert. Das Bild,<br />

das vor dir hängt, hat Dörsch mit<br />

Midjourney geschaffen. Es zeigt<br />

eine Frau mit schönem, gestyltem<br />

langem blonden Haar in<br />

einem roten Kleid mit weißen<br />

Punkten. Sie steht aufrecht mit<br />

dem Rücken zum Betrachter.<br />

Ihr Kopf ist leicht nach rechts<br />

gedreht, sodass der Betrachter<br />

die Hälfte ihres Gesichts sehen<br />

kann. Sie steht vor einem<br />

Haus und im Hintergrund sieht<br />

man ein zweites Haus mit einem<br />

alten Auto davor. Während<br />

Dörsch das Bild betrachtet, sagt<br />

er: „Midjourney ist aktuell – aus<br />

meiner Sicht – eines der mächtigsten<br />

bildgebenden oder Bildgenerierenden<br />

KI-Tools, darum<br />

habe ich mich damit beschäftigt.“<br />

Angesichts dieser faszinierenden<br />

Entwicklung stellt sich die<br />

Frage, welche Rolle Künstliche<br />

Intelligenz in der Zukunft der<br />

Kunst spielen wird. Dörsch gibt<br />

an, dass KI voraussichtlich vieles<br />

auf den Kopf stellen werde und<br />

dass traditionelle Kunstformen<br />

wie Malerei und Fotografie weiterhin<br />

Bestand haben werden.<br />

Er betont, dass KI weit mehr sei<br />

als ein herkömmliches Werkzeug<br />

und die Fähigkeit besitze,<br />

Grenzen zu durchbrechen, und<br />

das ohne großen Aufwand. „Man<br />

kann sich das wahrscheinlich<br />

noch gar nicht vorstellen, aber<br />

es wird sich extrem viel verändern”,<br />

fügt Dörsch hinzu.<br />

Die Kunst der Künstlichen Intelligenz<br />

39


Martin Dörsch / © Martin Dörsch<br />

Benedikt Pfisterer / © Kinga Rudaś<br />

Die Herausforderungen, die KI in der<br />

Kunstwelt darstellt<br />

Geschaffene Kunst ist die Essenz<br />

menschlicher Gefühle, Meinungen, Gedanken<br />

und Leidenschaften. Viele nutzen<br />

Kunst, um sich auf möglichst originelle<br />

und einzigartige Weise auszudrücken<br />

und damit Neues zu erschaffen. Die<br />

vielen Kritiken aus der Kunstwelt zu KI<br />

scheinen berechtigt. Jerry Saltz, ein bekannter<br />

amerikanischer Kunstkritiker,<br />

der seit 2006 für das New York Magazine<br />

arbeitet, hat eine eher kritische Meinung<br />

zu KI-generierter Kunst. Er bezeichnet sie<br />

als minderwertige Kunst und beschrieb<br />

DALL-E 2 – ein KI-Bildgenerator – in<br />

seinen eigenen Worten: „This is pretty<br />

crapola illustration." Er ist der Meinung,<br />

dass es der Mehrheit der KI-Kunst an<br />

Kreativität und echter Fantasie mangelt.<br />

Die Frage, ob von KI geschaffene Kunst<br />

als Kunst angesehen werden sollte, wird<br />

uns noch länger beschäftigen. Was als<br />

Kunst angesehen wird, ist sehr subjektiv,<br />

da jeder eine andere Meinung darüber<br />

hat, was Kunst ist. Wie steht also ein<br />

Kunst- und KI-Experte zu diesem kritischen<br />

Thema? Nach Dörschs Ansicht<br />

ist der Zug bereits abgefahren. Denn es<br />

hätte keinen Sinn mehr, sich dagegen zu<br />

wehren, da der Zug uns sonst nur überrollen<br />

würde. „Als Fotograf oder Kunstschaffender<br />

sollte man sich prinzipiell<br />

mit den Programmen der Künstlichen Intelligenz<br />

auseinandersetzen. Oder man<br />

ist eben eine Galerie, die nur analoge<br />

Fotografie ausstellt. Für mich persönlich<br />

lautet die Antwort: Folgen Sie dem<br />

Trend, wohin er sich auch entwickelt“,<br />

meint Dörsch.<br />

Kontroverse: Hinterfragung von KI in<br />

der Kunstwelt<br />

Du drehst dich um und bemerkst eine<br />

Videoinstallation am anderen Ende<br />

des Raums. Du gehst Schritt für Schritt<br />

über den knarrenden Holzboden, bis du<br />

schließlich stehen bleibst und vor dir<br />

eine schwarz gerahmte Installation stehen<br />

hast. Die Videoinstallation hat einen<br />

weißen Hintergrund mit schwarzen<br />

dreieckigen Figuren, die in Schwärmen<br />

umherschweben. Du machst einen<br />

Schritt näher zum Kunstwerk und plötzlich<br />

flattern die Figuren. Sie reagieren auf<br />

deine Bewegung. Du neigst deinen Kopf<br />

nach rechts und liest den Titel: Vögel<br />

von Benedikt Pfisterer. Er ist ein aufstrebender<br />

generativer Künstler, der in<br />

Oberösterreich geboren wurde und derzeit<br />

in Wien lebt. Mit diesem neuesten<br />

Werk von ihm hat er mit Hilfe eines Algorithmus<br />

das Schwarmverhalten von<br />

Vögeln simuliert. Durch sein Kunstwerk<br />

hinterfragt er das Klimabewusstsein der<br />

Menschen und macht den Eingriff von<br />

Menschen in ihre Umwelt sichtbar. Pfisterer<br />

teilt seine Meinung zum Einsatz<br />

von Künstlicher Intelligenz in der Kunstwelt.<br />

Er argumentiert, dass KI als Kunst<br />

betrachtet werden sollte und verweist<br />

auf Chucky Schuster und Jon Rafman.<br />

Beide sind großartige Künstler*innen,<br />

die mit KI arbeiten. Pfisterer findet, dass<br />

man den Stellenwert von KI nicht wirklich<br />

verallgemeinern kann. Für ihn kann<br />

KI generierte Kunst durchaus Kunst<br />

sein, er fügt aber hinzu, dass viele KI-<br />

Künstler*innen ähnliches schaffen.<br />

Wenn man sich in der Kunstszene umhört,<br />

trifft man häufig auf die Meinung,<br />

dass es schwierig ist, einen Großteil der<br />

Gesellschaft für die neue Technologie der<br />

Künstlichen Intelligenz zu interessieren.<br />

Es gibt sehr viele verschiedene Meinungen<br />

zu diesem Thema, oft sind sie negativ<br />

besetzt.<br />

In einem Blog Von Brühl zum Thema KI in<br />

der Kunstwelt meinten die Autor*innen,<br />

dass diese neue Form der Technologie<br />

mehrere Funktionen in der Kunstwelt<br />

haben kann. Es ist nicht nur wertvoll<br />

für die Erstellung von Kunstwerken,<br />

sondern auch für deren Analysierung<br />

und Klassifizierung. Speziell nützlich<br />

ist das für Kunstmuseen und Galerien,<br />

da sich diese vermehrt durch KI-Tools<br />

Kunstwerke zusammenstellen und somit<br />

einzigartige Sammlungen erstellen<br />

können. Jedoch gibt es dazu nicht nur<br />

positives Feedback, sondern auch viele<br />

40<br />

Die Kunst der Künstlichen Intelligenz


negative Betrachtungen. Beispielsweise fürchten<br />

viele Künstler*innen um die Authentizität ihrer<br />

Fotos oder Kunstwerke, die für KI-generierte<br />

Kunst herangezogen werden. KI-generierte Kunst<br />

wird zwar meist nicht unmittelbar neu geschaffen,<br />

sondern imitiert oft bereits bestehende<br />

Künstler*innen und Kunstwerke. Aufgrund dieser<br />

diversen Wechselwirkungen zwischen Kunst und<br />

KI ist es von größter Bedeutung, dass die Technologie<br />

verantwortungsbewusst und ethisch korrekt<br />

eingesetzt wird. Wichtig ist, dass der kreative Prozess<br />

des Künstlers erhalten bleibt und die Technologie<br />

nicht die Oberhand gewinnt.<br />

Pfisterer fügt hinzu: „Ich finde es gut, so wie es<br />

jetzt angenommen wird. Es gibt sehr viele kritische<br />

Stimmen, aber es gibt auch sehr viele Leute,<br />

die wirklich vorne dabei sind und KI als Werkzeug<br />

sehen. Ich finde es wichtig, dass es viele verschiedene<br />

Meinungen und Ansichten dazu gibt.<br />

Die Kunstwelt wird sich immer weiterentwickeln<br />

und man muss halt auch neue Erfindungen mitintegrieren.“<br />

Aber ob KI-generierte Kunst noch als<br />

Kunst angesehen werden kann, hängt nicht nur<br />

von der Freiheit des Künstlers, sondern auch vom<br />

Kunstmarkt ab.<br />

Künstliche Intelligenz hat eine große Debatte in<br />

der Kunstbranche ausgelöst. Entweder ist man<br />

der Meinung, dass Kunst unsere eigene menschliche<br />

Intention und Kreativität erfordert oder dass<br />

KI-erzeugte Kunst immer noch als Kunst angesehen<br />

wird, da sie Teil des kreativen Prozesses des<br />

Künstlers ist. Ob ein automatisiertes Kunstwerk<br />

Kunst ist, hängt von der Meinung des Betrachters<br />

oder auch einer Jury oder auch einer eventuellen<br />

Gesetzgebung ab. KI-generierte Kunst ermöglicht<br />

es uns, unsere konventionellen Vorstellungen von<br />

Kunst zu hinterfragen und neue Formen der Kreativität<br />

und des Ausdrucks zu finden. Wir müssen<br />

die Vorstellung in Frage stellen, dass Kreativität in<br />

der Kunst nicht länger eine einzigartig menschliche<br />

Eigenschaft ist. Aber auf diesem Weg ist noch<br />

viel Raum für Diskussion.<br />

Emily Pobst<br />

Die Kunst der Künstlichen Intelligenz<br />

41


Die Generation des Generierens:<br />

Wem gehört die künstliche Kunst?<br />

Künstliche Intelligenz ist längst Teil unserer Gegenwart geworden. Doch was bedeutet das für<br />

Künstler*innen und ihre Werke? Wie verändert sich das Berufsfeld? Und vor allem: Wer gilt eigentlich<br />

als Urheber in diesen Fällen?<br />

© Matthias Leidinger<br />

Vom Papst in weißer Pufferjacke,<br />

bis hin zu Abbildungen<br />

bekannter Politiker im Renaissance-Stil:<br />

In der Welt der<br />

künstlich generierten Fotos erscheint<br />

mittlerweile alles möglich.<br />

Mit Programmen wie Jasper<br />

Art, Runway oder Midjourney<br />

lassen sich binnen Sekunden<br />

Bilder und Kunstwerke erstellen.<br />

Den Überbegriff dafür bildet das<br />

Text-to-Image-System: Diese<br />

Programme sind darauf spezialisiert,<br />

auf Anweisung, auch<br />

Prompt genannt, ein beliebiges<br />

Bild zu erstellen, welches aus<br />

verschiedenen Datensätzen<br />

errechnet wird. Schon ist ein<br />

weiteres Bild kreiert worden.<br />

Das machen sich auch Kunstschaffende<br />

und Fotograf*innen<br />

zunutze. Wie arbeitet man aber<br />

genau mit diesen Programmen<br />

und wer besitzt die Rechte an<br />

diesen Fotos? In Österreich<br />

schützt das Urheberrecht derzeit<br />

nur „von Menschen geschaffene<br />

Werke“ (§ 1 Abs. 1<br />

UrhG): Künstlich generierte Werke<br />

sind derzeit urheberrechtlich<br />

demnach nicht geschützt.<br />

<strong>SUMO</strong> lässt drei Personen zu<br />

Wort kommen: den Fotografen<br />

Matthias Leidinger, den Unternehmer<br />

Stefan Pichler und die<br />

Rechtsanwältin Jeanette Gorzala.<br />

Matthias Leidinger spricht<br />

über seine Arbeit mit künstlich<br />

intelligenten Programmen und<br />

die zukünftigen Auswirkungen<br />

dieser auf sein Berufsfeld.<br />

Stefan Pichler hat sich gründlich<br />

in seiner Masterarbeit mit<br />

dem Thema Urheberrecht von<br />

generierten Werken auseinandergesetzt.<br />

Jeanette Gorzala hat<br />

sich auf das Gebiet „Recht bei<br />

künstlich generierten Fotos“<br />

spezialisiert und gibt Ausblicke<br />

auf die Zukunft, sowie Grauzonen<br />

und Streitpunkte der Thematik.<br />

Zwischen Schutz und<br />

Schranken<br />

Im österreichischen Recht ist<br />

das Urheberrecht im Persönlichkeitsrecht<br />

sehr stark verankert,<br />

sagt Pichler. Die Urheber*innen<br />

bringen ihre Persönlichkeit in<br />

das Werk ein, aber genau dieser<br />

Fakt macht vollkommen generierte<br />

Bilder schwer mit dem<br />

Urheberrecht vereinbar. Hier sei<br />

die Persönlichkeit des Schaffenden<br />

schwer wiederzuerkennen.<br />

Gorzala erklärt, dass rechtlich<br />

die Urheberschaft in Europa und<br />

auch nach dem österreichischen<br />

Urheberrechtsgesetz aktuell<br />

nur einer natürlichen Person zusteht.<br />

Im Falle der Abwandlung<br />

von Werken spricht man von einer<br />

Werkbearbeitung. Möglich<br />

ist auch, dass durch die Benutzung<br />

eines Werks im künstlerischen<br />

Schaffensprozess ein<br />

selbständiges neues Werk entsteht.<br />

Hier weist Gorzala darauf<br />

hin, dass bei der Nutzung von<br />

Künstlicher Intelligenz bei Bearbeitungen<br />

oder der Erstellung<br />

neuer Werke sowohl Fragen der<br />

Urheberschaft als auch der Haftung<br />

zunächst beachtet werden<br />

müssen. „Bei der Werkbearbeitung<br />

eines Bildes können die<br />

ursprünglichen Künstler*innen<br />

jedoch klagen, dass ihre<br />

Bilder benutzt wurden“, so Pichler,<br />

welcher sich in seiner Masterabreit<br />

gründlich mit dem<br />

Thema auseinandergesetzt<br />

hat. Bei künstlich generierten<br />

Bildern, welche keinen<br />

Urheber*innen zustehen, heißt<br />

es nicht, dass diese von jeder/<br />

jedem benutzt werden dürfen.<br />

Der Urheber bestimmt, wie sein<br />

Werk genutzt werden kann –<br />

was grundsätzlich nicht durch<br />

den Urheber erlaubt wurde, ist<br />

unzulässig. Künstler*innen können<br />

zusätzlich vorab klar schreiben,<br />

dass das Werk für das<br />

Trainieren von Künstlicher Intelligenz<br />

nicht verwendet werden<br />

darf und falls dies trotzdem<br />

passiert, können Ansprüche<br />

geltend gemacht werden. „Das<br />

Beweisthema, wessen Werke<br />

verwendet wurden, ist das<br />

Schwierige“ erklärt Gorzala. In<br />

Australien gab es vor kurzem<br />

ein interessantes Urteil: „Dort<br />

überlegt man, maschinelle Urheberschaft<br />

anzuerkennen.<br />

42


Auf europäischem Gebiet wurde eine<br />

mögliche Rechtspersönlichkeit für Maschinen<br />

zwar diskutiert, jedoch abgelehnt: Auch in Österreich<br />

kann nur eine natürliche Person Urheber*in<br />

sein“, sagt Gorzala.<br />

Grauzonen und Grenzbereiche<br />

Komplex ist die Rechtslage beim Eingeben<br />

des Prompts in Verbindung mit den unterschiedlichen<br />

Nutzungsbedingungen der<br />

Programmanbieter*innen. „Die Plattformen sichern<br />

sich sehr weitreichende Rechte zu, welche<br />

in ihren AGBs zu finden sind. Die Norm ist, dass<br />

derjenige, der den Prompt macht, ein beschränktes<br />

Nutzungsrecht für das Ergebnis hat“, erklärt<br />

Gorzala. Die Plattformen sichern sich oft Verwendungsrechte<br />

z.B. an den Inputdaten oder auch<br />

am Ergebnis, welches durch den eigenen Prompt<br />

entsteht. Sehr oft unterliegen die AGBs zudem<br />

US-Recht. Eine weitere Grauzone ist, ab wann<br />

das Werk eine so einzigartige geistige Schöpfung<br />

ist, dass es wieder ein neues Werk darstellt: Eine<br />

Frage, die vor allem Kunstschaffende sehr beschäftigt.<br />

Eine zentrale Frage ist, welche Daten<br />

man zum Trainieren und Testen verwenden darf.<br />

„Viele neue Plattformen, die zum Beispiel Stockfotos<br />

anbieten, klären bereits in den AGBs, dass<br />

ihre Werke nicht verwendet werden dürfen. Zur<br />

Frage der unrechtmäßigen Verwendung von Daten<br />

für das Trainieren von generativer Bild-KI gibt<br />

es bereits anhängige Gerichtsverfahren in den<br />

USA“, sagt die Rechtanwältin Gorzala.<br />

„Die Kreativität sollte unbedingt honoriert<br />

werden“<br />

Auf die Frage der Ethik bei künstlich generierten<br />

Fotos angesprochen, erklärt Gorzala vorab, wie<br />

faszinierend es sei, was man mit dieser Technologie<br />

bereits leisten kann. Obwohl wir ihrer Meinung<br />

nach noch entfernt von Perfektion sind, wurde im<br />

Bereich von Bildern, Videos und im Audio-Bereich<br />

bereits Großartiges geleistet. Es geht dabei immer<br />

um die Frage, ob das bereits etwas Neues<br />

ist oder einfach nur eine neue Kombination von<br />

Du will st Gutes tun?<br />

Spende Plasma und<br />

rette Leben!<br />

Als Dankeschön für deinen Zeitaufwand<br />

erhältst du € 35,- pro Spende!<br />

EUROPLASMA Spendezentrum St. Pölten<br />

Schulring 21, 2. Stock (Neues Forum), 3100 St. Pölten<br />

Telefon: +43 (0)2742 / 90 333<br />

E-Mail: stp@europlasma.at<br />

Darum solltest auch du Plasma spenden:<br />

• Weil aus menschlichem Blutplasma lebensrettende Medikamente<br />

hergestellt werden, die nicht künstlich erzeugt werden können.<br />

• Weil du tausenden von Menschen<br />

helfen kannst, die lebenslang<br />

darauf angewiesen sind.<br />

• Weil Plasma spenden einfach<br />

und sicher ist.<br />

Vereinbare einen Termin in<br />

unserem Spendezentrum.<br />

43


Matthias<br />

Leidinger<br />

/ © Matthias<br />

Leidinger<br />

Stefan Pichler<br />

/ © Stefan Pichler<br />

Jeanette Gorzala<br />

Jeanette Gorzala<br />

/ ©<br />

vorhandenen Daten. Für Gorzala steht<br />

die menschliche Kreativität immer im<br />

Vordergrund:<br />

„Es sollte ein Zusammenspiel zwischen<br />

einer natürlichen Person und einer Technologie<br />

sein, die einem nur dabei hilft,<br />

besser zu arbeiten oder zu experimentieren.<br />

Es muss ein Miteinander sein, bei<br />

dem die Intuition der Kunstschaffenden<br />

nie untergehen dürfe.“<br />

Die Idee dahinter in Form des Prompts<br />

kommt vom Menschen, der sich dieser<br />

Technologie bedient. Das Erstellen<br />

solcher Fotos ist also generell<br />

nicht verwerflich, vertritt Gorzala.<br />

Künstler*innenrechte müssen aber<br />

respektiert und geschützt werden,<br />

vor allem im Digitalkunstbereich: „Die<br />

Kreativität sollte unbedingt honoriert<br />

werden. Niemals sollten Künstler*innen<br />

ausgebeutet werden, da die Kunst einen<br />

gesellschaftlichen Aspekt erfüllt.“<br />

Künstliche Intelligenz bietet ein riesiges<br />

Potenzial, aber der Mensch sollte immer<br />

im Vordergrund stehen, damit das Verhältnis<br />

nicht kippt.<br />

„Unethisch ist das Einsetzen der Programme<br />

dann, wenn es darum geht<br />

Persönlichkeitsrechte zu verletzen oder<br />

Personen in unvorteilhaften Arten und<br />

Weisen darzustellen, insbesondere in<br />

Richtung Gewalt oder Pornographie.<br />

Desinformationen durch Deep-Fakes<br />

und Fake News zu erzeugen, ist ein<br />

weiterer völlig unethischer Aspekt und<br />

kann massive Schäden verursachen“, so<br />

Gorzala.<br />

Künstliche Kreativität unter Kontrolle?<br />

Das Wichtigste in diesem Bereich ist,<br />

Klarheit über den Umgang mit Daten<br />

zu schaffen, die die Grundlage der Modelle<br />

bilden. Für Modellentwickler*innen<br />

müssen klare Regelungen geschaffen<br />

werden. Gorzala meint, dass sich durch<br />

eine EU-weite Regelungen, EU AI Act<br />

genannt, auf europäischer Ebene etwas<br />

verändern wird: „Dabei geht es vor<br />

allem darum, dass von Herstellerseite<br />

bestimmte Standards und Regelungen<br />

in geordnete gesetzliche Wege geleitet<br />

werden müssen. Man rechnet damit,<br />

dass dieser Prozess Ende 2023 abgeschlossen<br />

sein und Anfang 2024 in Kraft<br />

treten wird, sollten keine weiteren technischen<br />

Entwicklungen dazwischenkommen“,<br />

fügt Gorzala hinzu.<br />

Der zweite wichtige Punkt in Zukunft ist<br />

die Transparenz, vor allem dort, wo es<br />

sensibel ist. Künstlich generierte Werke<br />

sollten, laut Gorzala, kennzeichnungspflichtig<br />

sein, vor allem dort, wo diese für<br />

Desinformation instrumentalisiert werden<br />

können, beispielsweise wenn es um<br />

Personen des öffentlichen Lebens geht.<br />

„Die Tools werden bleiben, die Standards<br />

müssen dazukommen, um eine ehrliche<br />

Arbeitsweise zu gewährleisten. Besonders<br />

bei wissenschaftlichen Arbeiten<br />

sollte es eine Kennzeichnung geben. Es<br />

besteht also viel Entwicklungsarbeit“,<br />

vertritt die Rechtsanwältin.<br />

Die Fotografie von morgen:<br />

Veränderung der Arbeitsweisen<br />

Leidinger glaubt, dass in den kommenden<br />

Jahren kreatives und konzeptuelles<br />

Denken weitaus mehr in den Vordergrund<br />

rücken werden und vielleicht auch<br />

das physische und analoge Arbeiten,<br />

wie beispielsweise durch Dunkelkammerdrucke,<br />

wieder stark an Wertigkeit<br />

dazugewinnen, da sie eine Authentizität<br />

und Handarbeit verkörpern, wie es eben<br />

Programme nicht können. Hingegen<br />

könne er sich gut vorstellen, dass Branchen<br />

wie die Produktfotografie starke<br />

Markteinbrüche zu verzeichnen haben<br />

werden, da in Zukunft die Erstellung<br />

solch kommerzieller Aufnahmen durch<br />

Künstliche Intelligenz weitaus kostengünstiger<br />

und effizienter werden könnte.<br />

Vielleicht wird die Fotografie in ihrer<br />

Denk- und Arbeitsweise dadurch aber<br />

auch freier. „Ein guter Vergleich ist das<br />

Zeitalter, in der die Fotografie die Malerei<br />

abgelöst hat: Die Möglichkeiten<br />

mit Künstlicher Intelligenz zu arbeiten<br />

könnte hier einen ähnlichen nächsten<br />

Schritt darstellen“, rundet Leidinger ab.<br />

44<br />

Die Generation des Generierens: Wem gehört die künstliche Kunst?


„Die Künstliche Intelligenz versucht also basierend<br />

auf ihrem Wissen zu erkennen, was sich in seinen<br />

Bildern befindet und daraufhin neue, ähnliche<br />

Bilder zu generieren. Man könnte also sagen, sie<br />

versucht die Essenz der Bilder zu verstehen, um<br />

neue zu erschaffen“, so Leidinger.<br />

Was das Foto des Fotografen betrifft, vertritt Pichler<br />

die Meinung, dass die Künstliche Intelligenz mit<br />

seinen Bildern trainiert wurde: „Die ganze Eingabe<br />

kam von ihm, sowie die Ausgabe und die Steurung<br />

von der Künstlichen Intelligenz. Das bedeute, der<br />

Künstler spiele hier bei der Erschaffung eine tragende<br />

Rolle und somit greife das Urheberrecht bei<br />

Matthias Leidinger.“<br />

© Midjourney/Reddit<br />

„Er ist die natürliche Person, der die Grundlage<br />

für die Fotos geliefert hat und jedenfalls deren<br />

Urheber. Zu prüfen sind jedenfalls die AGBs von<br />

Runway, und ob sich der Programhersteller darin<br />

Nutzungsrechte am Bild sichert. Der künstlichintelligente<br />

Algorithmus ist auf jeden Fall nicht der<br />

Urheber“, meint Gorzala ebenso, ohne eine gründliche<br />

Prüfung durchzuführen.<br />

Wer besitzt in der Praxis nun das Urheberrecht?<br />

Im Zuge des Gesprächs, zeigte <strong>SUMO</strong> Gorzala und<br />

Pichler zwei Beispiele und fragte sie nach der urheberrechtlichen<br />

Auslegung.Gorzala meint, falls<br />

das Bild komplett über Midjourney generiert wurde,<br />

stellt sich einerseits die Frage, was dieses Programm<br />

in den AGBs stehen hat und andererseits,<br />

was die Datengrundlage des generierten Bildes ist.<br />

Ihre Einschätzung der AGBs ist, dass sich Midjourney<br />

ein Verwendungsrecht am Bild zusichert und<br />

auch der Ersteller des Bildes ein Verwendungsrecht<br />

erhält. Ob der Ersteller auch Urheber*in des<br />

Werks ist, hängt vom Erreichen des notwendigen<br />

Levels an Schöpfungskraft ab.<br />

Nikolas Rode<br />

Leidingers Arbeitsweise sowie die<br />

urheberrechtliche Auslegung seines Fotos<br />

Nachdem Leidinger die Fotos von einem männlichen<br />

Model gemacht hatte, bearbeitete er die<br />

verschiedenen Fotos mit den verschiedenen Posen<br />

alle ähnlich. Das benutze Programm für dieses<br />

Projekt war Runway ML, eines der innovativsten<br />

Programme in der Welt der künstlichen<br />

Fotogenerierung.<br />

Die Generation des Generierens: Wem gehört die künstliche Kunst?<br />

45


© shutterstock<br />

Black Mirror: Leben wir in einer<br />

dystopischen Zukunft?<br />

Von implantierbaren Speicherchips bis hin zu Stimulationen des menschlichen Bewusstseins zeigt<br />

die dystopische Serie Black Mirror einige Erfindungen, die noch weit in der Zukunft scheinen. Doch<br />

wie viel davon ist tatsächlich noch reine Fiktion, was ist bereits in der Forschung und was ist bereits<br />

Realität?<br />

Stellen Sie sich vor, Sie würden in einer Realität leben,<br />

in der Sie und alle, die Sie kennen, Mikrochips<br />

implantiert hätten, die alles aufzeichnen, was Sie<br />

tun und sagen. Black Mirror, eine dystopische Sci-<br />

Fi-Serie, die von Charlie Brooker produziert wurde,<br />

zeigt dieses und mehr Szenarien. Jede Folge<br />

erzählt eine eigenständige Geschichte, die zum<br />

Nachdenken über möglichen Konsequenzen von<br />

Technologien in der Zukunft anregt. Das scheint<br />

auch beim Publikum gut anzukommen, denn Black<br />

Mirror zählt beim Streamingdienst Netflix zu den<br />

erfolgreichsten Serien seit Beginn des Streamingdienstes.<br />

Beim Start der dritten Staffel kam die<br />

Serie auf 1,6 Millionen Zuseher*innen. Insgesamt<br />

gibt es Stand Juni 2023 sechs Staffeln der Serie.<br />

Black Mirror oder Kristallkugel?<br />

Seit dem Start der Serie im Jahr 2011 hat sich im<br />

Hinblick auf die Technologie einiges getan. Was<br />

damals noch unmöglich schien, ist heutzutage<br />

Realität. Ein Beispiel dafür ist die Episode<br />

Nosedive, in der eine Welt dargestellt wird, in der<br />

Ansehen und Privilegien auf Bewertungen sozialer<br />

Interaktionen basieren. Dies erinnert an das<br />

Social-Credit-System in China, das eine ähnliche<br />

Idee verfolgt und das Verhalten und die Aktivitäten<br />

der Bürger*innen bewertet und sanktioniert.<br />

Parallelen zwischen der Fiktion und der Realität<br />

gibt es ebenfalls zwischen dem in der Episode<br />

Metalhead gezeigten Roboter und dem Roboterhund<br />

„Spot“ von Boston Dynamics. Es scheint<br />

jedoch als hätten sich die Schreiber*innen der Serie<br />

in beiden Fällen von der Realität inspirieren<br />

lassen, da das Social-Credit-System bereits 2014<br />

angekündigt und der Roboterhund schon 2016<br />

vorgestellt wurde, die beiden genannten Episoden<br />

erschienen erst später.<br />

Ein perfektes Gedächtnis dank KI?<br />

In Black Mirror werden häufig Implantate eingesetzt,<br />

um verschiedene Technologien zu präsentieren.<br />

Zum Beispiel ist es in der Folge<br />

Black Mirror: Leben wir in einer dystopischen Zukunft?<br />

47


The Entire History of You möglich, sich<br />

mittels eines Speicherimplantates an<br />

jedes Detail des Lebens zu erinnern.<br />

Obwohl es noch keine Implantate gibt,<br />

die dies ermöglichen, gibt es tatsächlich<br />

Forschung in diesem Bereich. Ein<br />

Unternehmen, dass sich tatsächlich mit<br />

der Herstellung von Implantaten auseinandersetzt,<br />

ist Neuralink. Aber ist es<br />

wirklich möglich, in naher Zukunft so<br />

ein Implantat auf dem Markt zu sehen?<br />

„Grundsätzlich ist es möglich, mit Hilfe<br />

von Sensoren Gehirnwellen aufzuzeichnen<br />

und damit den Leuten die Möglichkeit<br />

zu geben Dinge zu steuern“, sagt<br />

Constantin Brîncoveanu, Machine Learning<br />

Engineer bei Cloudflight. „Ich glaube,<br />

Neuralink behauptet, sehr viel zu können,<br />

aber ob das so wie in Black Mirror möglich<br />

sein wird, kann man nicht so leicht<br />

sagen“, meint der Experte. Denn: „Eine<br />

komplette Aufzeichnung aller Gedanken<br />

und Eindrücke zu haben, erscheint mir<br />

noch sehr weit entfernt, aber ich würde<br />

es nicht ganz ausschließen“.<br />

© Karoline Szakal<br />

Doch wie genau könnte KI dabei helfen,<br />

diese Fiktion Realität werden zu<br />

lassen? Andreas Stöckl, Professor am<br />

Campus Hagenberg der FH Oberösterreich,<br />

berichtet von einem im September<br />

2022 veröffentlichten Paper der Cornell<br />

University, demzufolge Menschen<br />

in eine MR-Röhre geschoben wurden,<br />

man ihnen Bilder zeigte und infolge die<br />

Gehirnaktivität maß. Daraufhin hätte<br />

man aus den aufgezeichneten Gehirnaktivitäten<br />

mithilfe von bildgenerierenden<br />

Verfahren, wie beispielsweise<br />

Midjourney, Bilder generieren lassen<br />

und dann verglichen, wie ähnlich das<br />

generierte Bild mit dem Bild war, das<br />

man den Proband*innen vorher gezeigt<br />

hat, schildert er. „Die generierten Motive<br />

zeigten erstaunliche Ähnlichkeit mit den<br />

Bildern, die man den Probanden vorher<br />

gezeigt hat. Wie das jedoch in der Episode<br />

gezeigt wurde, ist das alles noch sehr<br />

fiktional“, sagt Stöckl.<br />

Hideaki Ogawa, Direktor des ARS Electronica<br />

Futurelabs, ergänzt, dass Künstliche<br />

Intelligenz (KI) in Implantaten<br />

48


dazu genutzt werden könne, um unser<br />

Hirn zu analysieren. „Ich denke jedoch,<br />

dass die technische Entwicklung noch<br />

mindestens ein Jahrzehnt oder länger<br />

benötigen wird und, dass das Endprodukt<br />

nicht so aussehen wird wie in der<br />

Episode gezeigt, aber eine KI könnte<br />

unsere Vorstellungskraft erkennen und<br />

analysieren“, sagt Ogawa. Ein vollkommenes<br />

Gedächtnis scheint daher weder<br />

derzeit Realität zu sein noch in naher<br />

oder weit entfernter Zukunft erreichbar<br />

zu sein.<br />

Ein Spiel wie kein anderes<br />

In der Episode Playtest wird gezeigt, wie<br />

ein Spiel mittels Künstlicher Intelligenz in<br />

einem Implantat lernt, was dem Spieler<br />

Angst macht und in Folge so ein höchst<br />

individuelles Horrorspiel generiert. Obwohl<br />

es zurzeit noch kein derartiges<br />

Spiel am Markt gibt, ist KI in der Gaming-<br />

Industrie weit verbreitet. Künstliche Intelligenz<br />

wird verwendet, um das Gameplay<br />

zu verbessern, indem es die eigene<br />

Spielweise erlernt und daher gezielt Herausforderungen<br />

anpasst oder um personalisierte<br />

Inhalte anzubieten. Ist es also<br />

denkbar, dass es in naher Zukunft ein<br />

Spiel geben könnte, wie in der Episode<br />

gezeigt wurde?<br />

Laut Ogawa gäbe es bereits alle benötigten<br />

technologischen Faktoren in einer<br />

anderen Form als dem Implantat. Zudem<br />

bleibe es fraglich, ob die breite Masse<br />

jemals bereit sein wird für Implantate,<br />

die Einfluss auf unsere physische Wahrnehmung<br />

haben. In Bezug auf Wearables<br />

steige die Akzeptanz jedoch: „Es gibt VR-<br />

Brillen und Sensoren, die unseren Puls<br />

messen können. Fügt man dem noch<br />

eine KI hinzu, die misst und analysiert,<br />

wie wir auf gewisse Dinge reagieren,<br />

denke ich, ist so ein Spiel bereits heutzutage<br />

absolut im Bereich des Möglichen.<br />

Man benötigt jedoch einen starken Prozessor“,<br />

erklärt Ogawa.<br />

© Karoline Szakal<br />

49


Constantin Brîncoveanu<br />

/ © Constantin Brîncoveanu<br />

Hideaki Ogawa<br />

vog.photo<br />

Ulrich Bodenhofer<br />

/ ©<br />

/ © Ulrich Bodenhofer<br />

Artenvielfalt durch KI?<br />

In einer anderen Episode werden Drohnen<br />

vorgestellt, die Bienen ersetzen<br />

können, um die Bestäubung von Pflanzen<br />

sicherzustellen und den Rückgang<br />

der Bienenpopulation zu bekämpfen.<br />

Diese Technologie ist bereits in der Forschung.<br />

Auch die EU unterstützt ein<br />

ähnliches Projekt, welches 2026 endet.<br />

In dem EU geförderten Projekt Robo-<br />

Royale wird versucht, das Wohlergehen<br />

der Bienenkönigin zu gewährleisten, um<br />

den Fortbestand der Kolonie zu sichern.<br />

Die Verwendung von KI ist dabei essenziell.<br />

Beim Projekt RoboBee der Harvard<br />

University müssen die Drohnen manuell<br />

gesteuert werden, doch KI könnte dabei<br />

helfen die Drohnen autonomer zu gestalten.<br />

Ulrich Bodenhofer, Professor<br />

für Künstliche Intelligenz am Campus<br />

Hagenberg der FH Oberösterreich, ortet in<br />

der Bilderkennung für eine KI kein Problem<br />

mehr. Egal, ob es sich dabei um Blumen,<br />

Früchte oder Tiere handle. Für diese<br />

Dinge stünden genügend Datensätze<br />

zu Verfügung. Ein größeres Problem bei<br />

der Umsetzung der Drohnen sei, dass<br />

man zurzeit bei solch einer kleinen Drohne<br />

nicht genügend Rechenleistung zur<br />

Verfügung habe, um das so umzusetzen.<br />

Ob eine Umsetzung eines Tages möglich<br />

sein wird, da die Entwicklung stetig voranschreitet,<br />

bleibt derzeit noch fraglich.<br />

Intelligenz auf unsere Gesellschaft bewusst<br />

zu sein. KI-Systeme können uns<br />

dazu bringen, nur mit Menschen zu interagieren,<br />

die ähnliche Meinungen und<br />

Interessen haben, wie wir selbst, was<br />

zur Fragmentierung und Polarisierung<br />

unserer Gesellschaft führen könnte. Es<br />

ist daher wichtig, eine Serie wie Black<br />

Mirror zu haben, die unter anderem dafür<br />

Bewusstsein schafft, wie KI eingesetzt<br />

werden könnte, um sicherzustellen, dass<br />

sie im Einklang mit unseren Werten und<br />

Prinzipien steht und unser Leben auf<br />

eine positive Weise verbessert. Es bleibt<br />

jedoch abzuwarten, ob und wann die Erfindungen<br />

aus der Serie ihren Weg in die<br />

Realität finden.<br />

Karoline Szakal<br />

Beim Thema Künstliche Intelligenz haben<br />

jedoch viele Menschen das Szenario<br />

vor Augen, eine KI könne sich selbstständig<br />

machen und Böses tun. Laut<br />

Bodenhofer sei es technisch gesehen<br />

möglich, etwas zu programmieren,<br />

das böse Intentionen hat. Dafür müsse<br />

man eine Belohnung für böse Handlungen<br />

in die lernende Komponente der<br />

KI integrieren. Doch Bodenhofer gibt<br />

Entwarnung: „Von sich aus würde eine KI<br />

solche Aktionen nicht durchführen.“<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />

dass Künstliche Intelligenz vieles möglich<br />

macht, es ist jedoch wichtig, sich der<br />

möglichen Auswirkungen Künstlicher<br />

50


Wir reden darüber.<br />

Wie du dein Geld sinnvoll in Kunst investieren kannst.<br />

MEIN GELD<br />

Die Presse<br />

DiePresse.com/podcast<br />

51


© Karoline Szakal<br />

Virtuelle Influencer: Was ist schön, was ist<br />

echt?<br />

Der Großteil von den auf Social Media präsentierten Fotos ist mit Filtern versehen, bearbeitet und<br />

retuschiert. Aber was passiert, wenn sich die Nutzer*innen dann auch noch Virtuelle Influencer als<br />

Vorbild nehmen?<br />

Sie ist Halbbrasilianerin, 19<br />

Jahre alt, lebt in Los Angeles,<br />

ist schlank, stets geschminkt.<br />

Sie hat dunkles Haar, Sommersprossen<br />

auf Nase und Wangen<br />

und liebt es, in knalligen Outfits<br />

zu posieren – beim Musikhören,<br />

Faulenzen am Bett, beim Genießen<br />

von Süßigkeiten. Insgesamt<br />

hat sie schon mehr als 1200 Postings<br />

auf Instagram abgesetzt<br />

– und blickt auf mehrere Millionen<br />

Follower. Dazu produziert<br />

sie Musik und kann Kooperationen<br />

mit Chanel, Samsung und<br />

Diesel vorweisen. Gemeinsam<br />

mit Supermodel Bella Hadid<br />

durfte Lil Miquela gar für Calvin<br />

Klein vor die Kamera. So weit,<br />

so normal, möchte man meinen.<br />

Wo bleibt der Twist?<br />

Er lautet: Lil Miquela ist nicht<br />

real, sie existiert ausschließlich<br />

als Social-Media-Profil. Tatsächlich<br />

handelt es sich um einen<br />

computergenerierten Charakter,<br />

der einem Menschen<br />

zum Verwechseln ähnlich sieht.<br />

Durch ihre wachsende Popularität<br />

auf Instagram wuchs sie im<br />

Handumdrehen zu einem Virtuellen<br />

Influencer (VI) heran.<br />

Das bedeutet: Sie agiert auf<br />

ihrem Account in der Ich-Perspektive,<br />

hält ihren angeblichen<br />

Alltag fest und teilt ihn. Doch<br />

wozu das alles?<br />

Das Geheimnis der VIs<br />

Im Fall von Lil Miquela steckt<br />

das Technologieunternehmen<br />

Brud aus Los Angeles dahinter.<br />

Es beschreibt sich als „transmediales<br />

Studio, welches digitale,<br />

von Charakteren getriebene Erzählwelten<br />

schafft“. Dem Artikel<br />

The Dark Sides of Deepfakes,<br />

Artificial Intelligence and Virtual<br />

Influencer zufolge, den Forbes<br />

im Jänner 2022 veröffentlicht<br />

hat, würden reale Nutzer*innen<br />

gerade von dieser Art des Storytellings<br />

und der vermeintlichen<br />

Empathie der VIs in den Bann<br />

gezogen. Besonders innerhalb<br />

der Generation Z finden VIs<br />

demnach viele Anhänger*innen.<br />

Die iiMedia Research von 2021<br />

52 Virtuelle Influencer: Was ist schön, was ist echt?


zeigt, dass 70 Prozent der Fans von Virtuellen Influencern<br />

zwischen 18 und 23 Jahre alt sind.<br />

Als Gründe für die Faszination werden unter anderem<br />

angegeben, dass die VIs das Bedürfnis nach<br />

Ablenkung stillen und es echten Menschen erlauben,<br />

in eine alternative Realität einzutauchen,<br />

wie das International Journal of Human-Computer<br />

Studies 2021 analysiert hat. Die Follower*innen<br />

glauben folglich, eine soziale Interaktion zu erleben,<br />

auch wenn sie wissen, dass ihr Gegenüber<br />

nicht real ist.<br />

Dass sich hinter dem Profil keine echte Person<br />

verbirgt, stört die Jugendlichen dabei nicht, wie<br />

sich im Fall von Lil Miquela bestätigt hat: Als diese<br />

im April 2018 – zwei Jahre nach ihrem ersten<br />

Post – auf ihrem Account offiziell zugab, dass es<br />

sich bei ihr um einen durch KI generierten Charakter<br />

handelt, waren die Reaktionen ihrer Fans<br />

gemischt. Während einige von der Offenbarung<br />

geschockt reagierten, behaupteten andere wiederum,<br />

dass diese es schon von Anfang vermutet<br />

hätten. Unabhängig von den unterschiedlichen<br />

Meinungen, haben die nächsten Jahre gezeigt,<br />

dass dieses Geheimnis nicht Miquelas Ruf gekostet<br />

hat. Dies spiegelt sich auch in ihrer aktuellen<br />

Followerzahl wider.<br />

Virtuelle Schönheiten<br />

Doch woher kommt das Streben nach (digitaler)<br />

Schönheit überhaupt – und wird es durch<br />

VIs verstärkt? Eine Studie der Universität Salamanca<br />

aus dem September 2021, bei der 509<br />

Personen befragt wurden, berichtet, dass sich<br />

die Inhalte auf den Accounts von Influencern bei<br />

44,26 Prozent der Befragten negativ auf das<br />

eigene Selbstbild auswirken. In dem Artikel des<br />

Business Horizon mit dem Titel False idols: Unpacking<br />

the opportunities and challenges of falsity<br />

in the context of virtual influencers aus dem Dezember<br />

2022, welcher sich mit den Möglichkeiten<br />

und Herausforderungen von Virtuellen Influencern<br />

für Unternehmen auseinandersetzt, wurde<br />

festgestellt, dass die Nutzer*innen abhängig<br />

von sozialer Anerkennung sind und nach positivem<br />

Feedback streben. Weiters wird darin<br />

53


Wir setzen<br />

Marken in Szene.<br />

Unser Job: Werbung treffsicher platzieren.<br />

Egal ob im TV oder digital.<br />

ip.at<br />

CROSS VERMARKTEN.<br />

54


angeführt, dass Social-Media-Plattformen<br />

durch den Einfluss von Virtuellen<br />

Influencern weiter verstärkt werden<br />

können, da es sich bei den virtuellen<br />

Charakteren oft um Frauen<br />

handle, die an die Schönheitsideale<br />

angepasst sind und unrealistische Erwartungen<br />

an den eigenen Körper<br />

präsentieren. In diesem werden VIs<br />

bereits als potenzielles Risiko für die<br />

Zukunft und Medien identifiziert, da<br />

sie unrealistische Erwartungen darüber<br />

erwecken, was Schönheit, Stil und<br />

Kultur ausmacht. In dem Vox-Artikel<br />

vom Juni 2019 werden Virtuelle Influencer<br />

als „körperlich perfekte Frauen aus<br />

Pixeln, die für Frauen stehen, die lange<br />

unter Druck standen körperlich perfekt<br />

zu werden, ohne dass dies überhaupt<br />

möglich war“, beschrieben.<br />

sogenannten Attractiveness Consensus<br />

gemessen.<br />

Aber wer ist nun am schönsten im Social-Media-Land?<br />

Liegt diese Bewertung<br />

im Auge der Betrachter? „Das ist<br />

der erste Mythos“, sagt Krause. Zufolge<br />

dem Soziologen gibt es einen weitgehenden<br />

Konsens, was die Gesellschaft<br />

als schön empfindet. Allerdings bedeute<br />

das nicht, dass es keine individuellen<br />

Präferenzen gibt. Somit setzt sich das<br />

Empfinden, ob das Gegenüber als schön<br />

wahrgenommen wird, aus zwei Komponenten<br />

zusammen: dem Entsprechen<br />

der Schönheitsideale und der<br />

subjektiven Einschätzung, die sich aus<br />

den individuellen Präferenzen ergibt.<br />

Schönheit im Wandel?<br />

orf<br />

d/ © Heinrich-Heine-Universität Düssel<br />

Ulrich Rosar<br />

Aber warum folgen wir „schönen“ Personen?<br />

„Wir haben alle eine Vorliebe für<br />

Schönheit“, sagt Attraktivitätsforscher<br />

Ulrich Rosar. Der Grund: „Bei der Betrachtung<br />

von schönen Objekten oder<br />

Personen, wird unser Belohnungszentrum<br />

im Gehirn aktiviert. Es macht uns<br />

einfach glücklich, weshalb wir es auch<br />

immer anstreben.“<br />

Spieglein an der Wand. Wer ist am<br />

schönsten im Social-Media-Land?<br />

Doch wer definiert das Ideal? „Man<br />

ist dann schön, wenn man möglichst<br />

nahe dem Schönheitsideal ist,“ sagt<br />

Johannes Krause, Soziologe an der<br />

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.<br />

Dieses lautet: Bei beiden Geschlechtern<br />

wird ein schmales Gesicht, braune Haut,<br />

wenig Fettansatz als attraktiv gewertet.<br />

Während bei den Schönheitsidealen für<br />

Frauen zusätzlich die Kombination aus<br />

den Reifemerkmalen – hohe Wangenknochen,<br />

konkave Wangen und volles<br />

Haar – und dem Kindchenschema –<br />

großer Kopf, große runde Augen, kleine<br />

schmale Nase – eine Rolle spielt, kommt<br />

bei Männern unter anderem ein markanter<br />

Unterkiefer hinzu. In der Sozialwissenschaft<br />

werden die Ideale anhand des<br />

Auch in der Modebranche werden Virtuelle<br />

Influencer und Models eingesetzt.<br />

Der Grund dafür ist, dass die Unternehmen<br />

ihren VIs und Models mittels<br />

Computer Generated Imagery (CGI) –<br />

erzeugte Bilder anhand von 3D-Computergrafiken<br />

– einen vermeintlich<br />

perfekten Körper und ein makelloses<br />

Gesicht verleihen und somit sicherstellen<br />

können, dass diese auch zur<br />

Unternehmensästhetik und zum -image<br />

passen. Einige renommierte Unternehmen,<br />

wie Calvin Klein, setzten bereits in<br />

der Vergangenheit VIs für ihre Werbekampagnen<br />

ein. Während die erste Kampagne<br />

2019, die Miquela und Bella Hadid<br />

küssend zeigte, aufgrund von Queer-<br />

Baiting im Internet für negative Reaktion<br />

sorgte, dürfte die zweite Kampagne 2022<br />

mit der thailändischen VI Katii für weniger<br />

Aufruhr gesorgt haben. Diese posierte<br />

als Ergänzung für die MyCalvins-Kampagne,<br />

welche weitaus standardisierter<br />

war und mehr dem Ablauf der anderen<br />

MyCalvins-Sponsorings entsprach.<br />

Seit Anfang April zählt auch das Modelable<br />

Levi‘s zu diesen Unternehmen,<br />

welches in Zusammenarbeit mit LaLa-<br />

Land.ai die Stars ihrer Kampagne generierten.<br />

Die Begründung: Die virtuellen<br />

Models sollen die Diversität in der<br />

Johannes Krause<br />

/ © Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf<br />

Virtuelle Influencer: Was ist schön, was ist echt?<br />

55


Modebranche erhöhen. Egal, ob dunkeloder<br />

hellhäutig, groß oder klein, kurvig oder<br />

schlank. Durch den Einsatz von VI-Models,<br />

wie Plus-Size-Model Brenn Gram oder Non-<br />

Binär-Model Bangkoknaughtyboo, wird die<br />

Möglichkeit geboten, die Kleidungsstücke an<br />

jeden Typ und an jeder Körperform zu präsentieren.<br />

Doch wie viel kosten Virtuelle Influencer?<br />

Genau wie bei menschlichen Influencern, sind<br />

auch VI sowie ihre Entwicklungsunternehmen<br />

sehr diskret, wenn es um den Preis für die<br />

Zusammenarbeit mit Virtuellen Influencern<br />

geht. Die wenigsten geben einen ungefähren<br />

Richtwert für den Preis ihrer Leistungen an.<br />

Im Fall von dem Unternehmen LaLaLand.ai<br />

kann monatlich oder jährlich für den Zugang<br />

zu seinen Virtuellen Influencern und Models<br />

bezahlt werden. Die verschiedenen Angebotspakete<br />

werden auf der Webseite angeführt.<br />

Je nachdem welches Angebotspaket und welche<br />

Teamgröße gewählt wird, kann der Preis<br />

zwischen 5700 und 86.400 Euro pro Jahr<br />

variieren.<br />

Aber auch außerhalb der Modeindustrie wird<br />

versucht, die Werte Diversität und Inklusion<br />

zu verbreiten. Kami von itskamisworld ist die<br />

erste Virtuelle Influencerin mit Down-Syn-<br />

drom. In ihrer Instagram-Biografie schreibt<br />

sie, dass sie die digitale Welt inklusiver gestalten<br />

will. Das Unternehmen The Diigitals –<br />

welches sowohl für Kamis als auch für Brenns<br />

Existenz verantwortlich ist – wollte eine Figur,<br />

welche echte Personen mit Down-Syndrom<br />

repräsentiert. Aus diesem Grund wurde Kami<br />

anhand von Fotos von mehr als 100 Frauen<br />

mit Down-Syndrom in Zusammenarbeit<br />

mit Down Syndrom International (DSi) – eine<br />

internationale Behindertenorganisation, die<br />

sich für die Verbesserung der Lebensqualität<br />

von Menschen mit Down-Syndrom einsetzen<br />

und ihr Recht auf volle und gleichberechtigte<br />

Teilhabe mit anderen fördert – generiert, um<br />

eine authentische Repräsentation von Frauen<br />

mit dieser Beeinträchtigung zu garantieren.<br />

Sowohl Kami als auch Brenn haben sich eine<br />

Fangemeinschaft mit mehr als 3.000 Personen<br />

aufgebaut.<br />

Nichtsdestotrotz betrachtet Rosar die vermehrte<br />

Repräsentation von vermeintlich normalen<br />

Models, um zur Diversität unter ihnen<br />

beizutragen, skeptisch und ist der Meinung,<br />

dass dies nur zu einem gewissen Teil hilft.<br />

„Ich glaube nicht, dass sie sich am Ende gegen<br />

den allgemeinen Trend in der Schönheits-,<br />

Mode- und Kosmetikindustrie durchsetzen<br />

werden“, sagt Rosar. Für ihn versuchen die<br />

© Karoline Szakal<br />

56


„Es verschieben sich unsere Standards,<br />

was wir als normal betrachten. Gemessen<br />

an diesen Idealen können ‚normale‘<br />

Menschen nur verlieren“, berichtet Rosar.<br />

Dies geht sogar so weit, dass ein Fan unter<br />

einem Post von Miquela, in welchem<br />

sie mit einem echten Model posierte,<br />

kommentierte „der Roboter ist schöner“.<br />

Unternehmen mit dieser Methode sich<br />

von der Konkurrenz abzuheben und das<br />

Außergewöhnliche anzustreben. „Einmal<br />

sind es die absolut Magermodels, dann<br />

sehr große Models, ein anderes Mal<br />

mehr exotische Models“, fährt Rosar fort,<br />

„Egal, was gerade Mode ist, es gibt die<br />

Tendenz in diese Richtung zu optimieren,<br />

um sich dann von der Konkurrenz<br />

abzugrenzen“.<br />

Verschiebung statt Veränderung<br />

Die Schönheitsideale werden sich zufolge<br />

Krause nicht verändern, weder in<br />

der evolutionären noch in der sozialen<br />

Komponente. Obwohl die Veränderung<br />

der sozialen Komponente möglich ist,<br />

da diese im Gegensatz zur evolutionären<br />

Komponente durch soziale Gegebenheiten<br />

beeinflusst werden kann, ist dies für<br />

Krause in nächster Zukunft nicht sehr<br />

wahrscheinlich.<br />

Savanna Plank<br />

57


Gefühle für einen Chatbot: Wenn aus etwas<br />

Künstlichem reale Liebe wird<br />

Ein neues Beziehungsmodell der Zukunft: die Partnerschaft mit einem Chatbot? Klingt verrückt!<br />

Früher unvorstellbar, heute möglich – weil Künstliche Intelligenz immer realer wird, sind Gefühle<br />

für ein Computerprogramm gar nicht mehr so abwegig. Doch wie kommt so etwas zustande? Kann<br />

einen der Chatbot so um den Finger wickeln?<br />

© Tim Saint-Jalmes<br />

„Du siehst aber heute schön<br />

aus“, „Ich habe dich vermisst“<br />

oder ein simples „Wie geht es<br />

dir?“ Alles Sätze die Menschen<br />

gerne lesen – sie fühlen sich<br />

dadurch gemocht und wertgeschätzt.<br />

Allerdings müssen<br />

solche Aussagen oder Fragen<br />

heutzutage nicht zwangsläufig<br />

von einem anderen Menschen<br />

kommen, der Gefühle für einen<br />

hegt. Vielmehr können solche<br />

Gesten der Nettigkeit einer<br />

Künstlichen Intelligenz (KI) entspringen,<br />

die darauf programmiert<br />

ist, sich um eine Person zu<br />

kümmern und diese zu unterhalten.<br />

Traurig? Praktisch? Die<br />

Liebesbeziehung der Zukunft?<br />

Bernhard Niedermayer, Head<br />

of AI-Solutions bei Cloudflight<br />

– einer der führenden Full-Service-Anbieter,<br />

wenn es um<br />

digitale Transformation geht –<br />

und der Psychotherapeut Markus<br />

Huber, dessen Schwerpunkte<br />

unter anderem in Abhängigkeiten<br />

und Beziehungsprobleme<br />

liegen, geben beide<br />

ihre Expertise und Vermutungen<br />

für die Zukunft dazu ab.<br />

Die Liebe ist etwas Einzigartiges,<br />

etwas Magisches. Das<br />

gilt für die Liebe zwischen zwei<br />

Männern, zwei Frauen, Mann<br />

und Frau und alles, was es sonst<br />

noch gibt. Für die meisten unter<br />

uns ist es völlig klar und logisch,<br />

dass sich Menschen auch nur<br />

in andere Menschen verlieben<br />

können. Liebe entsteht, so viel<br />

steht fest, wenn Geborgenheit<br />

gegeben ist, wenn man mit der<br />

anderen Person lachen kann<br />

und wenn sie für einen da ist,<br />

wenn sie gebraucht wird. Und:<br />

wenn man Nachrichten bekommt,<br />

die aufbauen, trösten,<br />

amüsieren.<br />

Kurzum: Gefühle ausdrücken.<br />

Je länger eine Kommunikation<br />

per Chat geht, umso wahrscheinlicher<br />

ist es dann auch,<br />

dass sich daraus Gefühle entwickeln.<br />

Grund dafür ist mitunter<br />

die Vorstellungskraft eines<br />

Menschen – dieser stellt sich<br />

einfach das Idealbild, den*die<br />

perfekte*n Partner*in für sich<br />

selbst vor. Pikant: Dasselbe<br />

Prinzip scheint sich einzustellen,<br />

wenn man Texte mit einem<br />

Chatbot austauscht – mit dem<br />

kleinen, aber wichtigen Unterschied,<br />

dass hier das Schreiben<br />

nie aufhört.<br />

58<br />

Gefühlte für einen Chatbot: Wenn aus etwas Künstlichem reale Liebe wird


Für den Psychotherapeuten Huber ist die<br />

potenzielle Liebe zu einem Chatbot aber<br />

nichts Unrealistisches. Nicht für jeden<br />

muss die Liebe zwischen Menschen und<br />

anderen Menschen stattfinden – es gibt<br />

verschiedenste ungewöhnliche<br />

Beziehungsmodelle, die entstehen können.<br />

Objektophilie ist ein Begriff, den es<br />

schon sehr lange gibt, und hier findet<br />

auch die Liebe zwischen einem Menschen<br />

und einem Objekt statt. Es muss<br />

aber immer individuell ergründet werden<br />

welche Bedeutung es hat, dass eine Person<br />

durch simple Gespräche Gefühle für<br />

einen Chatbot entwickelt, so Huber. Denn<br />

für jede Person kann der Nutzen von solchen<br />

Programmen andere Gefühle auslösen.<br />

Verliebtheit, Angst, Freundschaft,<br />

Schmerz – unterschiedlicher könnten die<br />

Emotionen für den Chatbot nicht sein.<br />

Ein großes Problem an solchen Konversationen<br />

ist die falsche<br />

Darstellung von realen Beziehungen.<br />

Denn sie simulieren einfach nur eine sehr<br />

bequeme, konfliktlose Beziehung – im<br />

Gegensatz zu einem echten Menschen,<br />

der selbst auch Gefühle und Bedürfnisse<br />

hat. Es besteht also die Gefahr, dass<br />

die Betroffenen dann verlernen, wie eine<br />

echte Problemsituation zu lösen ist.<br />

Tatsächlich kann aber für einen Chatbot<br />

nicht nur romantische Liebe empfunden<br />

werden. Möglicherweise entwickelt<br />

sich etwas Freundschaftliches mit einer<br />

KI – oder etwas Familiäres. Die computerbasierten<br />

Gesprächspartner könnten<br />

nämlich verstorbene Angehörige für den<br />

Chat lebendig machen – eine Funktion,<br />

die sie für den therapeutischen Bereich<br />

als Erinnerungsstütze einsetzbar macht.<br />

Aber es ist im Gegenzug auch sehr problematisch,<br />

dass der Chatbot eine Illusion<br />

darüber schafft, dass es so etwas wie<br />

Vergänglichkeit gibt – für Huber besteht<br />

deswegen auch die Gefahr des Verlernens<br />

solcher Szenarien.<br />

Positiv sieht er aber die Hilfestellung,<br />

welche die KI bietet, im ersten Moment<br />

wohl vor allem für Menschen, die große<br />

Schwierigkeiten mit zwischenmenschlicher<br />

Interaktion haben oder unter sozialen<br />

Phobien leiden. Ein Vergleich von<br />

echter Interaktion und der Interaktion<br />

mit einer KI kann auch zu Junk-Food im<br />

Gegensatz zu vollwertiger Nahrung getroffen<br />

werden: Junk-Food wird im ersten<br />

Moment satt machen und einem<br />

genau das geben, was eine*n momentan<br />

zufriedenstellt. Jedoch sei es auf langfristige<br />

Sicht sehr problematisch und ungesund<br />

zu sehen, da die Gefahr bestünde<br />

viele reale soziale Interaktionen und<br />

Normen zu verlernen.<br />

Bernhard Niedermayer<br />

/ © Bernhard Niedermayer<br />

Markus Huber<br />

/ © Markus Huber<br />

Screenshot aus dem Chat mit dem Snapchat - Bot<br />

Was steckt hinter der<br />

menschenersetzenden KI?<br />

Doch nicht jede Art von so einem Programm<br />

muss kritisch hinterfragt werden,<br />

denn ein Chatbot ist nicht gleich<br />

ein Chatbot. Es gibt Chatbots, die recht<br />

simpel und regelbasiert funktionieren<br />

– solche sind beispielsweise oft beim<br />

Kundensupport zu finden. Dort funktio-<br />

Gefühlte für einen Chatbot: Wenn aus etwas Künstlichem reale Liebe wird<br />

59


nieren Chatbots so, dass sie vordefinierte Antwortmöglichkeiten<br />

zeigen und die Person einfach<br />

eine davon auswählen kann. Dieses Prinzip funktioniert<br />

allerdings nur bei simplen und standardisierten<br />

Prozeduren, die sich immer wiederholen,<br />

wie eine angebotene Hilfestellung beim Retournieren<br />

eines Produkts. In den letzten Jahren ist<br />

allerdings die neue, menschennachahmende Art<br />

von Chatbots in den Vordergrund gerückt – nämlich<br />

die sogenannten intelligenten Chatbots. Diese<br />

Programme basieren auf zwei Prinzipien – einerseits<br />

der Künstlichen Intelligenz und andererseits<br />

dem Natural Language Processing. Dank letzterem<br />

können diese Bots also auch lange, komplexe<br />

Sätze verstehen und so adäquate Antworten<br />

darauf geben. So ein intelligenter Chatbot lernt<br />

laut Niedermayer die ganze Zeit dazu – für jedes<br />

einzelne Wort in der Antwort des Chatbots wird<br />

eine Wahrscheinlichkeit aus den Datenbanken berechnet,<br />

welches das Passendste ist. Und so stellt<br />

sich also Wort für Wort die augenscheinlich natürliche<br />

Reaktion des Chatbots zusammen. Um immer<br />

besser und natürlicher zu werden gibt es zwei<br />

besondere KI-Techniken, die angewandt werden:<br />

Reassuring und Dreaming. Beim Reassuring erhält<br />

der Chatbot beispielsweise eine Anfrage, die<br />

vielleicht ungenau formuliert ist. Diese wird dann<br />

verarbeitet und es wird herausgefiltert anhand<br />

der Wahrscheinlichkeit, welches Thema damit<br />

gemeint sein könnte, und der Chatbot entscheidet<br />

dann aufgrund dieser Basis. Im Anschluss gibt<br />

er dann dem Nutzer oder der Nutzerin einen Vorschlag<br />

mit diesem Thema, woraufhin die Person<br />

dann entscheiden kann, ob das das richtige Thema<br />

war. Bei einer positiven Rückmeldung geht<br />

der Chatboterneut in die Verarbeitung und wird<br />

so immer präziser. So lernt der Chatbot mit dieser<br />

Technik immer wieder dazu. Mit Dreaming ist<br />

indes die Fähigkeit gemeint, Vorschläge für neue<br />

Themen basierend auf den Empfehlungen der KI<br />

zu stellen und somit die Datenbank zu erweitern.<br />

Also ein Chatbot ist sozusagen die Grundstruktur<br />

und eine Künstliche Intelligenz steuert die ganzen<br />

Antworten.<br />

ORF NIEDERÖSTERREICH<br />

DA BIN ICH DAHEIM<br />

DIE ORF NÖ-APP<br />

RADIO NIEDERÖSTERREICH<br />

DIE MUSIK MEINES LEBENS AUF 91,5 / 95,8 / 97,9 MHZ<br />

UND TOP INFORMIERT AUCH AUF<br />

FACEBOOK UND INSTAGRAM<br />

noe.ORF.at<br />

NIEDERÖSTERREICH HEUTE IN HD<br />

TÄGLICH UM 19.00 UHR IN ORF 2 N UND VIA ORF-TVTHEK<br />

NÖ HEUTE KOMPAKT MO–FR UM 16.57 UHR IN ORF 2 N UND VIA ORF NÖ-APP<br />

NOE.ORF.AT ONLINE RUND UM DIE UHR<br />

60<br />

ORF NIEDERÖSTERREICH Radioplatz 1, 3109 St.Pölten<br />

Tel. 02742/22 10-0 - Fax 02742/22 10-23891 Publikumsservice: Tel. 02742/23330


Der Output lässt noch zu wünschen übrig… wie<br />

lange noch?<br />

Obwohl mit Chatbots mittlerweile schon echte<br />

Konversationen möglich sind, gibt es oft noch ein<br />

Problem: der Stil der Antworten. Es ist offensichtlich,<br />

dass hinter den Rückmeldungen nur Daten<br />

stecken. Genau für diese Problematik gibt es ein<br />

Trainingsprogramm für Chatbots, welches sich<br />

Text Style Transfer nennt. Das Prinzip ist ziemlich<br />

simpel: Das Ziel ist es, Antworten des Computerprogramms<br />

so zu verändern, dass die Grundaussage<br />

gleichbleibt, aber der Stil sich an den eines<br />

echten Menschen anpasst. Heutzutage ist die<br />

Menschheit mittlerweile an dem Punkt, wo wir einer<br />

KI beispielsweise sagen können: „Mache den<br />

Satz ‚Sende mir ein Foto freundlich" und der Chatbot<br />

schreibt „Kannst du mir bitte ein Foto schikken?“<br />

zurück. Dies ist nur aufgrund des Lernens<br />

mit Text Style Transfer möglich. Niedermayer hält<br />

es zumindest nicht für unmöglich, dass der Computer<br />

irgendwann mal an dem Punkt sein wird,<br />

dass ein Chatbot die Schreibstile von individuellen<br />

Personen, beispielsweise der eigenen Mutter oder<br />

des Ex-Partners kopieren und nachahmen kann.<br />

Dem Chatbot muss nur gelernt werden, wie diese<br />

Person geschrieben hat. Aus jedem Gespräch<br />

lernt die KI dazu und kann irgendwann im selben<br />

Stil antworten und auch schreiben. Somit wird irgendwann<br />

die Grenze zwischen real und künstlich<br />

überschritten werden.<br />

Ableger und Kopien, die alle auf demselben Prinzip<br />

basieren und alle dasselbe Ziel haben: echten<br />

Menschen eine künstliche Person geben. Und so<br />

hat man in wenigen Minuten etwas erschaffen,<br />

bei dem sich jemand wohlfühlt, mit dem es sich<br />

Spaß haben lässt und das immer für einen da ist,<br />

wenn soziale Interaktion gebraucht wird. Doch im<br />

Schatten dieser Freundschaft, dieser Liebe, lauert<br />

immer die große Gefahr: Wenn man von dieser<br />

Beziehung abhängig wird, entstehen bei realen<br />

Interaktionen schnell Schwierigkeiten, mit denen<br />

Betroffene nicht mehr adäquat umgehen können.<br />

Es wird sich zeigen, wie damit in Zukunft umgegangen<br />

wird und wie groß der Einfluss auf die Gesellschaft<br />

und Einzelpersonen ist. Ein Wort für die<br />

Anziehung zu Chatbots gibt es noch nicht, jedoch<br />

sollte bei dem schnellen Fortschritt mal darüber<br />

nachgedacht werden.<br />

Florian Ploier<br />

Gibt es schon heute Chatbots als Ersatz für<br />

echte Menschen?<br />

Seit neuestem bietet die App Snapchat ein neues<br />

Abo Modell mit Premiumversion. Als großes<br />

Feature bietet diese exklusive Edition eine eigene<br />

Chatbot-Persönlichkeit, die den ganzen Tag einfach<br />

antwortet, sich um einen kümmert und bei<br />

Fragen weiterhilft. Zusätzlich zu dem Geschriebenen,<br />

ist es auch möglich zur KI einen Bitmoji,<br />

also das Abbild einer Person zu kreieren, um dem<br />

Chatbot auch eine Optik zu geben. So lässt es sich<br />

dann visuell nicht mehr von den anderen Chats<br />

unterscheiden. Snapchat waren aber nicht die<br />

ersten, die einen KI-Chatbot mit einer Optik verbunden<br />

haben. Die wohl bekannteste App dafür<br />

ist Replika. Dort erstellt der*die Nutzer*in einen<br />

Menschenersatz bis ins kleinste Detail. So ist es<br />

beispielsweise möglich, sehr präzise Nachahmungen<br />

von realen Personen zu erschaffen. Von diesem<br />

Programm gibt es aber mittlerweile tausende<br />

Gefühlte für einen Chatbot: Wenn aus etwas Künstlichem reale Liebe wird<br />

61


Kreuzworträtsel<br />

1) In welchen Markenmantel wurde Papst<br />

Franziskus von einer KI gesteckt?<br />

2) Welche Art von Kommentaren kann KI nur<br />

schwer interpretieren?<br />

3) Wie lautet die Abkürzung für den Begriff<br />

"Virtuelle Influencer"?<br />

4) Ein Teilbereich von KI nennt sich Machine...<br />

5) Welche Streaming-Plattform hat einen "AI-<br />

DJ" vorgestellt?<br />

6) Wie hieß der erste Roboter, der in einer<br />

Fabrik der General Motors Corporation in New<br />

Jersey eingesetzt wurde?<br />

7) Die Frage-Antwort-Maschine, die derzeit in<br />

aller Munde ist, nennt sich?<br />

8) Worauf kann ein für die Medizin eingesetzter<br />

Algorithmus noch nicht reagieren?<br />

9) Wie lautet die englische Abkürzung von<br />

Künstlicher Intelligenz?<br />

10) Was ist der häufigste Grund für die Erstellung<br />

von Deepfakes?<br />

11) Name eines Screenreader-Programmes?<br />

12) Methode der agilen Projektentwicklung mit<br />

fünf Buchstaben?<br />

13) KI zieht bei der Datenauswertung nicht<br />

unbedingt die Wahrheit herbei, sondern die<br />

höchste...<br />

14) Eine Person, die die Kontrolle über den<br />

Informationsfluss hat, nennt man...<br />

15) Mit welchem Test soll festgestellt werden, ob<br />

ein Computer in der Lage ist, wie ein Mensch zu<br />

denken?<br />

16) Ein KI-Tool zur Erstellung von Bildern nennt<br />

sich?<br />

17) In welchem schulischen Bereichen wird KI<br />

schon eingesetzt?<br />

18) Wie nennt man im Allgemeinen jene<br />

Informationen, die man einer KI hinzufügen<br />

muss, damit sie weiß, was sie erstellen soll?<br />

19) Welchen Namen hat der Roboterhund von<br />

Boston Dynamics?<br />

20) Welches Gerät überwacht alle relevanten<br />

Werte eines*r Patient*in auf einer<br />

Intensivstation?<br />

21) Keine KI ohne ...<br />

22) Wie hieß das erste PC-Programm für den<br />

Mensch-Maschine-Dialog?<br />

23) Was kann mithilfe von KI individuell für jede*n<br />

Sportler*in herausgefunden werden?<br />

24) Welches Auktionshaus versteigerte 2018<br />

erstmals ein KI-generiertes Werk?<br />

25) Welche Herausforderung bereitet vielen<br />

Menschen Sorgen im Hinblick auf KI in der<br />

Content Moderation?<br />

26) Was ist das Fundament für eine erfolgreiche<br />

Implementierung von KI in den Newsroom?<br />

27) Was bekam der KI-gesteuerte Roboter<br />

Sophia?<br />

28) Von wem wurde eines der Musterbeispiele im<br />

Multimedia-Storytelling veröffentlicht?<br />

29) Es gibt starke KIs und ... KIs<br />

30) Die erste Kirche, deren Gott eine Künstliche<br />

Intelligenz sein soll, nennt sich "Way of ... "?<br />

62<br />

Kreuzworträtsel


25<br />

1<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

3<br />

13 23<br />

16<br />

4<br />

30<br />

21<br />

26<br />

6<br />

2<br />

19<br />

8<br />

10<br />

4<br />

17<br />

3<br />

18<br />

20<br />

15<br />

29<br />

10<br />

5<br />

7<br />

24<br />

11<br />

8<br />

27<br />

9<br />

12<br />

1<br />

28 5<br />

6 7<br />

12<br />

14 9<br />

22<br />

2<br />

11<br />

Nicht alle Fragen lassen sich mit Hilfe der Artikel dieser Ausgabe beantworten?<br />

Mehr zum Thema KI im Journalismus finden Sie auf www.sumomag.at<br />

Folgen Sie uns auf Instagram @sumo.mag, um keine Neuerscheinugen zu verpassen<br />

Lösungen<br />

1) Balenciaga 2) Ironie 3) VI 4) Learning, 5) Spotify 6) Unimate 7) ChatGPT 8) Ethnie 9) AI 10) Rufschädigung<br />

11) Jaws 12) Scrum 13)Wahrscheinlichkeit 14) Gatekeeper 15) Tuningtest 16) Dalle 17) Sprachen 18) Prompt<br />

19) Spot 20) Monitor 21) Algorithmen 22) Eliza 23) Schwächen 24) Christies 25) Jobverlus<br />

26) Unternehmenskultur 27) Staatsbürgerschaft 28) NewYorkTimes 29)Schwache 30) Future<br />

Kreuzworträtsel<br />

63


...um eine Unterlage beim Umtopfen<br />

zu haben.<br />

schützen. / Katharina Woisetschläger<br />

WIR<br />

SIND<br />

Ich verwende das <strong>SUMO</strong> auch, ...<br />

Unternehmenskommunikation<br />

zu<br />

...um den Aperol vor Wespen<br />

...als Fliegenklatsche. / Emily Pobst<br />

/ Mia Weisz<br />

© Nikolas Rode<br />

/ Vanja Vlajković<br />

zu basteln.<br />

...um einen Papierflieger daraus<br />

trocknen. / Marion Widmann<br />

zu<br />

...um die Schuhe darauf<br />

64<br />

Wir sind <strong>SUMO</strong>


zu basteln.<br />

stehen gelassen<br />

...um mit einem <strong>SUMO</strong>-Knäuel die Treffsicherheit<br />

zu üben. / Genia Mayerböck<br />

Sales<br />

/ Florian Ploier<br />

...um ein Fernrohr daraus<br />

schenken. / Elias Nemeth<br />

zu<br />

...um es der Oma<br />

© Nikolas Rode © Nikolas Rode<br />

Onlineproduktion<br />

zu werden. / Tobias Krammer<br />

...um Konfetti daraus<br />

zu machen. / Denise Pölzlbauer<br />

...um nicht im Regen<br />

zu halten. / Carolin Plas<br />

sauber<br />

...um beim Ausmalen den Boden<br />

Julia Scheikl<br />

/ Sandra Kortschak<br />

/<br />

...um es als Malunterlage<br />

zu verwenden.<br />

im Herbst Blätter darin zu pressen.<br />

zu<br />

...um einen<br />

...um<br />

spontanen Schwertkampf<br />

schlagen. / Philip Schuster<br />

Wir sind <strong>SUMO</strong><br />

65


Bildredaktion<br />

zu basteln.<br />

...um eine Collage<br />

/ Melina Nassioudis<br />

im Sommer einen Fächer<br />

...um<br />

/ Karo Szakal<br />

zu haben.<br />

füllen. / Nikolas Rode<br />

Distribution<br />

zu<br />

...um Bilderrahmen damit<br />

...um den Grill nach einer Grillparty zu säubern. / Emil Vadoudi<br />

zu putzen. / Tim Saint-Jalmes<br />

sauber<br />

...um die Fenster endlich<br />

...um Geschenke einzupacken. / Sophia Olesko<br />

© Nikolas Rode © Nikolas Rode<br />

66<br />

Wir sind <strong>SUMO</strong>


...um einen Untersetzer für mein Getränk<br />

/ Michael Zezulka<br />

Printproduktion<br />

© Nikolas Rode<br />

Lechner<br />

verstecken. / Viola<br />

zu<br />

...um<br />

sich dahinter<br />

/ Verena Kraus<br />

zu befördern.<br />

...um eine Spinne aus dem Haus<br />

...als Unterlage<br />

für die Heißklebepistole. / Savanna Plank<br />

...um ein Mousepad<br />

/ Kimberley Resch<br />

zu haben.<br />

zum Zocken<br />

zu haben.<br />

Das Team der 41. Ausgabe wünscht<br />

gute Unterhaltung beim Lesen und Rätseln!<br />

Wir sind <strong>SUMO</strong><br />

67


ST. PÖLTEN UNIVERSITY<br />

OF APPLIED SCIENCES<br />

Hier hab ich<br />

Raum zum<br />

Entfalten.<br />

Finde dein Wunschstudium:<br />

fhstp.ac.at<br />

Am modernen Campus<br />

genießt du viel Platz und ein<br />

vielfältiges Studienangebot<br />

in 9 Themenbereichen:<br />

#Bahntechnologie<br />

#Digitale Technologien<br />

#Gesundheit<br />

#Informatik<br />

#Kommunikation<br />

#Management<br />

#Medien<br />

#Security<br />

#Soziales<br />

© Hertha Hurnaus / Architektur NMPB Architekten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!