SUMO #41
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nicht.“ Beispielweise sei ein Ziel gewesen, herauszufinden,<br />
ob die Kund*innen diese Implementation<br />
überhaupt brauchen und ob diese auch mit den<br />
Texten was anfangen können. Herauszufinden,<br />
was die Software überhaupt kann, sei ein weiteres<br />
Anliegen gewesen.<br />
„Ein Nicht-Ziel war, Berichterstattung, die bisher<br />
am Wahltag von der Innenpolitik-Redaktion gemacht<br />
wurde, durch die Maschine zu ersetzen.<br />
Das war von Anfang an ein dezidiertes Nicht-Ziel,<br />
das man genauso deutlich sagen muss“, betont<br />
sie. Maximale Transparenz und ein Spiel mit offenen<br />
Karten seien dabei Schlüsselfaktoren.<br />
Landgraf verweist in der Kommunikation vor<br />
allem auf den „relativen Vorteil“, welchen Everett<br />
M. Rogers geprägt hat. Diesen gilt es in der<br />
Kommunikation herauszuarbeiten, um die Adoptionsentscheidung<br />
der Redakteur*innen positiv<br />
zu fördern. In der Praxis bedeute das, dem*der<br />
Journalist*in aufzuzeigen, welchen Vorteil und<br />
welche Verbesserung diese*r hätte, wenn er*sie<br />
KI-Produktionswerkzeuge in seinem*ihrem individuellen<br />
Redaktionsalltag in Verwendung hätte.<br />
Auch das wirkungsbezogene Denken sei laut<br />
Landgraf ein wesentlicher Faktor, um den relativen<br />
Vorteil zu erkennen: „Ich glaube, das Entscheidende<br />
ist das wirkungsbezogene Denken.<br />
Und dann kommt man relativ schnell drauf, dass<br />
man primär nicht in einer Struktur oder einem fixen<br />
Arbeitsplatz arbeitet, sondern prinzipiell eine<br />
Funktion hat. Und in dieser Funktion kann dir die<br />
Technologie helfen, besser zu werden und deine<br />
Funktion besser zu erfüllen.“<br />
erfolgreich in einen Newsroom zu implementieren.<br />
Damit aber nicht genug: eine für<br />
Innovationen ausgelegte Unternehmenskultur<br />
und auch ein dementsprechendes Mindset sind<br />
ebenfalls erforderlich, wie sich aus dem Interview<br />
mit Schell, aber auch aus der Studie AI.AT.Media<br />
herauskristallisiert.<br />
Abzuwarten bleibt, ob der Durchbruch von KI im<br />
Journalismus weiter voranschreitet und wie dieser<br />
dann vor allem den Journalist*innen österreichischer<br />
Medienhäuser „verkauft“ und nähergebracht<br />
wird. Denn ja, Stillstand ist der Tod,<br />
wie Grönemeyer singt, aber auch ja, KI wird laut<br />
Schells Prognose noch eine lange Zeit den Platz<br />
der Assistenz einnehmen. Statt der Schlagzeile<br />
„Die APA setzte zur EU-Wahl auf automatisierte<br />
Wahlberichterstattung“ ist im Horizont in entfernter<br />
Zukunft vielleicht aber doch der Titel „KI<br />
revolutioniert Journalismus und erstellt Online-<br />
Magazin vollständig autonom" zu lesen. ChatGPT<br />
ist zumindest zum jetzigen Zeitpunkt schon in der<br />
Lage, diese zweite genannte Schlagzeile autonom<br />
zu generieren.<br />
Genia Mayerböck<br />
Wichtig in der Kommunikation ist auch die Vermittlung<br />
von KI-Skills in den Newsroom. Dafür<br />
hält die APA beispielweise interne Vorträge und<br />
Workshops und befragt ihre Mitarbeiter*innen:<br />
„Ich habe gerade heute einen Fragebogen an unsere<br />
gesamte Redaktion verschickt, wo ich sehr<br />
niederschwellig nachfrage: ‚Habt ihr ChatGPT<br />
schon verwendet, beruflich oder privat? Was<br />
für Sachen habt ihr ausprobiert, wie ist es euch<br />
damit gegangen? Und wir machen demnächst<br />
einen kleinen Hack-Shop, wollt ihr da mitmachen?‘“,<br />
erzählte Schell.<br />
Wohin müssen die Schienen gelegt werden?<br />
Gute Kommunikation gilt folglich als fundamentaler<br />
Faktor, um KI-Produktionswerkzeuge<br />
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KI im Newsroom – Ja, aber wie?