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8 INTERVIEW DES MONATS<br />
„ICH LIEBE DIESE BRANCHE!“<br />
Mit Idealismus und Herzblut steuern Sabine Grochowina und Michaela Grochowina-Weber in zweiter Generation<br />
ihren Fachmarkt für Baby- und Kinderausstattung. Ihr Erfolgsrezept ist keine Raketenwissenschaft. Die Grochowinas<br />
zeigen, dass man auch mit „altmodischen“ Tugenden punkten kann. pt sprach mit Sabine Grochowina.<br />
„Im Sortiment<br />
versuchen wir, so<br />
weit es der Markt<br />
hergibt, in jedem<br />
Sortimentsbereich<br />
nachhaltig<br />
zu sein.“<br />
SABINE GROCHOWINA<br />
Inhaberin Babyfachmarkt<br />
Frau Grochowina, die Geburtenzahlen sind<br />
2022 in den Keller gerauscht. Der Trend setzt<br />
sich <strong>2023</strong> fort. Im 1. Quartal <strong>2023</strong> wurden<br />
nur rund 162.000 Kinder geboren, so wenig<br />
wie zwischen 2006 bis 2013. Spürt man das<br />
schon oder tickt Bayern auch hier anders?<br />
Sabine Grochowina: Man merkt zwar, dass<br />
die Frequenz etwas abnimmt, aber das muss<br />
nicht unbedingt auf die Geburtenrate zurückzuführen<br />
sein, weil es eben auch von der Krise<br />
herrühren kann. Die Kunden halten sich womöglich<br />
zurück, kaufen vielleicht nicht mehr<br />
so viel Neues, aber dafür mehr Gebrauchtes.<br />
Den rückläufigen Trend spürt man, das<br />
stimmt, z. B. bei Kinderwägen, was aber, wie<br />
gesagt, nicht heißt, dass es in Bayern weniger<br />
Geburten gibt.<br />
Der Second-Hand-Markt spielt aus Ihrer Sicht<br />
also eine zunehmende Rolle?<br />
S.G.: Ja. Das konnte man sehr gut während<br />
der Coronapandemie erleben, als es keine Basare<br />
und Schulveranstaltungen, wo Second-<br />
Hand-Ware verkauft wurde, gab. Alle wollten<br />
Neues, es war ein regelrechter Boom. Seit es<br />
mit den Basaren wieder losging, spürte man<br />
deutlich, dass sehr viele Kunden gebrauchte<br />
Sachen kaufen. Was in der Coronapandemie<br />
in den Kellern liegen geblieben war, kam jetzt<br />
geballt auf den Markt. Also ja, dieser zweite<br />
Markt ist deutlich spürbar.<br />
Ihr Fachmarkt sucht neue Teammitglieder,<br />
haben wir gelesen. Wie schwer ist es heute,<br />
Personal im Verkauf zu finden? Was muss<br />
man inzwischen bieten, damit sich jemand<br />
für Sie entscheidet?<br />
S.G.: Personal zu finden, ist schwer, wobei wir<br />
natürlich von unserem Namen profitieren. Grochowina<br />
gibt es seit über 50 Jahren. Der Pfaffenhofer<br />
weiß, was wir für ein Unternehmen<br />
sind. Leider will heute keiner mehr in den Verkauf.<br />
Seit Jahren tun wir uns schwer mit Auszubildenden<br />
oder Praktikanten, die einfach<br />
mal in den Beruf reinschnuppern wollen. Der<br />
Verkaufsberuf ist scheinbar so uninteressant<br />
wie nie zuvor.<br />
Woran liegt das?<br />
S.G.: Vielleicht weil viele meinen, dass sie eine<br />
Sechstagewoche haben. Und natürlich ist<br />
bei der jungen Generation „Weniger arbeiten,<br />
mehr Freizeit, aber gut verdienen“ ein großes<br />
Thema. Hinzu kommt, dass Pfaffenhofen ein<br />
Industriestandort ist. Audi und BMW ziehen<br />
viele junge Leute an.