Tierheimbroschuere-Bad Reichenhall-2023
Tierheimbroschüre des Bad Reichenhaller Tierschutzvereins 2023 Tierheim Bad Reichenhall
Tierheimbroschüre des Bad Reichenhaller Tierschutzvereins 2023
Tierheim Bad Reichenhall
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Depressionsforschung am Scheideweg
Warum wir Herausforderungen von morgen
nicht mit Methoden von gestern lösen können …
Eingangs zwei Fragen an die Leser: Würden Sie Ihrer kranken Katze oder
Ihrem kranken Hund guten Gewissens ein Medikament geben, das für Pferde
an Pferden entwickelt worden ist? Und jetzt dieselbe (nicht mehr rhetorische)
Frage etwas abgeändert: Was kann eine Substanz in Ihrem Körper
anrichten, die an einem anderen Organismus entwickelt wurde?
Ein nicht unwesentlicher Teil der Psychiatrie und ihrer angrenzenden
Gebiete (Neurologie etc.) sind pharmakologisch geprägt. Der Einsatz
von Psychopharmaka, speziell Antidepressiva, ist fester Bestandteil
der medizinischen Leitlinien und stellt neben der Psychotherapie
ihr zweites Standbein dar. Vergegenwärtigt man sich auf der
anderen Seite die Dimension, welche Erkrankungen aus dem
psychiatrischen Formenkreis darstellen, dann ist es zwingend,
von einer Herausforderung zu sprechen …
… einer Herausforderung, auf deren Fragen es gilt, zeitgemäße
Antworten zu finden.
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Was ist eigentlich eine „Depression“?
Der lateinische Stamm (deprimere = runterdrücken)
gibt bereits den Rahmen vor – es handelt sich dabei
um eine Reduktion von Antrieb und Leistungsfähigkeit,
Stimmung, Lebensfreude, verstärktem Grübeln und negativen
Gedanken. Diese Symptome treten auch bei gesunden
Menschen zeitweise auf (zum Beispiel bei Liebeskummer
oder Trauer). Bei einer Depression sind sie
jedoch länger vorhanden, schwerwiegender ausgeprägt
und senken deutlich die Lebensqualität.
Zahlen zur Depression
Im Zeitraum von einem Jahr leiden 12 % der Allgemeinbevölkerung
im Alter von 18 bis 65 Jahren an einer klinisch-psychiatrischen
Symptomatik. Im Querschnitt der
18–65-jährigen Personen in der BRD leiden zu jedem
Zeitpunkt etwa 11 % unter einer depressiven Symptomatik.
(Bundesgesundheitssurvey 1998). Mit 31,55 % nehmen
psychische Erkrankungen bei den Berufsunfähigkeiten
definitiv die Spitze ein (Morgen & Morgen 2013)
– 2008 waren es noch 20,6 %.
Jedes Jahr verursachen psychische Erkrankungen alleine
in der BRD mindestens 22 Milliarden € an Kosten – und
etwa 7000 Menschen sterben daran, vzw. durch Suizid.
(Rheinisch Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung
RWI, 2011).
Krankheitsursachen
Definiert man das Leben als ein Zusammenspiel von
Körper, Geist und Seele im individuellen Lebenskontext
des Individuums, so finden sich bei jeder Depression Ursachen
in jedem dieser vier Räume – ein sogenanntes Bio
PsychoSoziales Modell. Schon alleine daraus ist ersichtlich,
dass Erkrankungen aus dem depressiven Formenkreis
eine fast ausschließlich menschliche Erkrankung
darstellen. Wo auch immer die eigentliche Ursache liegt
– die Auswirkungen sind letztlich biochemischer Natur.
Und genau dort setzen Psychopharmaka an.
Unzureichende Vergleichbarkeit …
Bereits aus den o.g. Fakten lässt sich annehmen, dass es
sich bei diesem Erkrankungsspektrum um ein Phänomen
handelt, das eigentlich nur bei Menschen auftreten kann.
Nirgendwo sonst in der Natur findet sich eine ähnlich
komplex wechselwirkende Konstellation zwischen einem
hochentwickelten Gehirn, einer durch menschliche Einflüsse
geprägten Umwelt und einer durch den Menschen
chemisch und physikalisch veränderten Umgebung.
Tiere haben Gefühle – wie wir Menschen auch, und wir
teilen mit ihnen jede unserer Grundemotionen – Freude,
Angst, Trauer, Wut etc. – aber eine Depression als eine
Erkrankung des menschlichen Gehirns braucht eben ein
menschliches Gehirn!
Wie geht die Tierversuchsmedizin
dieses Problem an?
Nun wird gerne seitens der akademischen Tierversuchsindustrie
wortreich behauptet, dass dies jedoch im Falle
von Tierversuchen in der Humanmedizin selbstverständlich
völlig anders sei. Eine logische Begründung für diese
Behauptung – Fehlanzeige! Wird dabei im Diskurs nach
einiger Zeit dann der Boden zu heiß, wird im Rahmen
des rhetorischen Rückzugs gerne DAS Totschlagargument
eingebracht – es ginge ohne Tierversuche nicht –
die Alternative wären Menschenversuche.
So etwas treibt dann zum Teil groteske Blüten: Beispielsweise
werden Ratten zur Erforschung des antidepressiven
Potentials einer Substanz in einem Erschöpfungsversuch
bis zum Ertrinken in einem Wasserkessel zum Schwimmen
gezwungen. Aus der Zeitdauer ihres Todeskampfs
soll dann abgeleitet werden, ob die entsprechende Substanz
bei einem Menschen (!) ein antidepressives Potential
haben könnte.