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Tierheimbroschuere-Bad Reichenhall-2023

Tierheimbroschüre des Bad Reichenhaller Tierschutzvereins 2023 Tierheim Bad Reichenhall

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Tierheim Bad Reichenhall

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In allen möglichen Varianten werden Millionen Tiere

unvorstellbaren physischen und psychischen Schmerzen,

oft bis zum direkten oder mittelbaren Tod ausgesetzt, um

deren Reaktion zu beobachten und auszuwerten. Nach

außen hin wird sowas dann entweder als „Grundlagenforschung“

verkauft oder regelmäßig gar als ein „Durchbruch“

an die große Glocke gehängt … Der Türöffner für

weitere üppige Zuwendungen aus dem Steuertopf – ohne

eine substantielle Gegenleistung bis heute …

… und welche Folgen hat das?

Nach einer Studie der Universität Hannover sterben alleine

in der BRD jedes Jahr etwa 58.000 Menschen an Medikamentennebenwirkungen

(Anm.: Diese Zahl beinhaltet

alle eingesetzten Substanzen, nicht allein Psychopharmaka)

– die Zahl an leichten bis sehr schweren Nebenwirkungen

liegt erfahrungsgemäß um einen gewichtigen

Faktor höher. Das bedeutet nicht nur eine deutliche Gefährdung

für Gesundheit und Lebensqualität der betroffenen

Menschen – der gesundheitsökonomische und

volkswirtschaftliche Schaden durch erhöhten Behandlungsbedarf,

längere Verweilzeiten im Krankenhaus,

erhöhte Krankentage und ggf. Invalidisierung ist neutral

formuliert beträchtlich. Zudem zeigt sich, dass die

Tierversuchsmedizin trotz faktisch unbegrenzten Ressourcenzugriffs

zunehmend an einer von der Natur gesetzten

Mauer anläuft: Im Bereich der Psychopharmaka

beispielsweise wurde seit mehreren Jahrzehnten (SSRIs)

kein nennenswerter Fortschritt mehr erzielt. Die „Neuerungen“,

welche auf den Markt kamen, waren im Wesentlichen

Modifikationen bereits vorbekannter Substanzen.

Und auch diese haben allesamt für sich Wirkungsraten

von etwa 60 % (d.h., von 100 Individualfällen wirkt die

Substanz mehr oder weniger nur bei 2/3 der Patienten).

Und selbst die als zu Anfang fast völlig unbedenklich gepriesenen

Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (z.B.

Citalopram) mussten nach einigen Jahren mit Warnhinweisen

versehen werden, nachdem es bei Menschen (!)

zu einer Häufung von zum Teil tödlichen Erregungsleitungsstörungen

am Herzen kam …

Es geht aber nicht nur anders – sondern

auch besser!

Wer GEGEN etwas auftritt, der sollte auch eine sinnvolle

Alternative anzubieten haben, will er sich nicht zunehmend

zum Gespött machen.

Der Auslöser für meine spätere Mitgliedschaft bei Ärzte

gegen Tierversuche geschah 2015 im Rahmen eines

nervenärztlichen Kongresses, auf dem sogenannte „Bio-

Chips“, „MiniBrains“ und ähnliche Verfahren präsentiert

wurden. Kurzgefasst: Mit diesen Verfahren ist es möglich,

die physiologischen und biochemischen Gegebenheiten

im menschlichen Körper spezifisch, einfach und kostengünstig

(30–60 €/Einheit vs. bis zu einigen 10.000 (sic!) €

für eine genetisch veränderte Maus) durch die Nutzung

von künstlich erzeugten Stammzellen abzubilden.

Ein Verfahren mit einem bislang noch nicht ansatzweise

einschätzbaren Potential für die Medizin: der Behandlung

spezifischer und/oder seltener Erkrankungen oder

Infektionen! Ganz zu schweigen von dem gigantischen

gesundheitsökonomischen Potential!

Konfrontiert man die Tierversuchsbefürworterseite damit,

setzen schnell improvisierte Rückzugsgefechte ein,

indem auf die noch nicht ausreichende Serienreife, unzureichende

Standardisierungen (welche bei Tierversuchen

so gar nicht möglich wären …), Störanfälligkeiten etc.

verwiesen wird – interessanterweise von den Kreisen, die

den Markt mit Substanzen fluten, deren Nebenwirkungen

aufgrund unzureichender Entwicklungsstandards

(Tierversuche) Gesundheit und Leben von Menschen

gefährden. Aber selbst dann gibt es ja meistens noch immer

eine Notreißleine – den Hinweis auf die Gesetzeslage,

welche Tierversuche fordert – die der Gesetzgeber

erst auf Anraten eben der Tierversuchsbefürworter seit

Jahren und Jahrzehnten festgelegt hat.

Rückwirkend werden wir – die menschliche Gesellschaft

und ihre Wissenschaft – uns nach jedem geschichtlichen

Abschnitt an den Ergebnissen messen lassen müssen, die

wir als Antwort auf die Herausforderungen gefunden

haben, welche die Natur und das Leben an uns immer

wieder stellen. Und dabei wird es nicht interessieren, ob

wir es einem Kreis von Lobbyisten recht gemacht haben –

oder an Ideen und Vorstellungen einer damals schon vergangenen

Epoche hängengeblieben waren – sondern ob

wir das Geschenk der Natur an uns – unseren pragmatischen

logischen Verstand – konsequent und zum Nutzen

des Lebens in Anwendung gebracht haben.

TZum Autor: Dr. med. Andreas Ganz, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Master of Health Administration MHA

Chefarzt der Prinzregent Luitpold Klinik in Bad Reichenhall

Mitglied bei Ärzte gegen Tierversuche seit 2015

Seit 2022 Bundesvorsitzender

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