Oft sind es kleine Dinge in Kommunen, die für ein Gefühl von Aufgehobenheit und Gemeinschaft sorgen. Öffentliche Orte, die niedrigschwellig und trotzdem besonders sind, die sich als Treffpunkt eignen, als Aufenthaltsort ohne festgelegten Zweck. Es sind Elemente des Wiedererkennens gerade in einer Epoche, die sich eher der allgemeinen Angleichung von Orten schuldig gemacht hat als der Förderung des Spezifischen. Solche Orte können Brunnen sein oder Pocket Parks, Pavillons oder Stadtplätze, Reiterstandbilder oder Arkaden. Und an manch hübschen Orten, die der Kur des Menschen vom zivilisatorischen Gift dienen, sind es Bühnen – kleine ansehnliche Architekturen für Kurorchester oder Kleinkunstaufführungen. Lediglich zwei abschließbare Seitenräume dienen der Funktion als Spielort. Mehr Raumprogramm ist auch nicht nötig, um dieser durchaus großen grünen Bühne im Grünen ihre Anziehungskraft als Gemeindetreffpunkt mit Unterhaltungswert zu verleihen. Bigbands treten hier auf und Rock‘n‘Roller, Volksmusikanten und Kinderchöre, und auch Märchen werden erzählt. Dank des regen Publikumszuspruchs ist diese kommunale Kulturschönheit aber auch die Wiederlegung eines Märchens: dass die Leute auf dem Land keine Kulturleistungen zu schätzen wissen. Baut einfach eine schöne Parkbühne! <strong>Braunger</strong> <strong>Wörtz</strong> sind hilfsbereite Feen, die mit dem Zauber einer menschenfreundlichen Architektur stille Orte aus dem Kulturschlaf wecken können. Auch Stadtparks kennen gelegentlich noch diese Form der Freilichtbühnen, wo ohne Eintritt, Verzehrzwang und Schweigepflicht Kulturprogramm stattfinden kann, so sich denn jemand verantwortlich fühlt, die Orte auch zu bespielen. Allerdings werden solche Veranstaltungsinseln für umsonst und draußen nur noch sehr vereinzelt neu gebaut. Zu sehr wird Kultur in vielen Gemeinden missverstanden als freiwillige Zusatzleistung, die in jeder kleinen Haushaltskrise als erstes in den Spartopf orientiert wird, obwohl dieser Etat in kaum einer deutschen Kommune den Anteil von 2 Prozent der öffentlichen Ausgaben überschreitet. Aber nicht überall führt das Desinteresse von Kämmerern zum kulturelle Flurschaden. In Senden bei Ulm haben sie 2013 eine offene Parkbühne gebaut. Mitten im Stadtpark existiert dieser Ort als attraktives Monument, dessen Bretter jedermensch offen stehen. Das hohe Maß an Gestaltung, das <strong>Braunger</strong> <strong>Wörtz</strong> für diese Bürgerinnen- und Bürgerbühne geleistet haben, weckt sofort Neugier. Das große grüne Tor vor einem bachbegleitenden Baumbestand entpuppt sich beim Näherkommen als ein Dach in Camouflage‐Verkleidung. Pappelblätter standen Pate für die Schuppen aus grünen Tropfenschindeln, die in mehreren Ebenen die Haut der Bühne bilden. Dieses Blätterkleid ist aus dem gleichen gefärbten Beton wie alle sichtbaren Elemente des kleinen Ensembles, etwa die robusten gestaffelten Bänke vor der Bühne. Diese lässt sich rückwärtig schließen für eine bessere Akustik bei den Sommerkonzerten, die vom örtlichen Kulturbüro veranstaltet werden. Aber offen hat die Bühne einen besonderen Reiz als Bilderrahmen für die Auenlandschaft am Bach „Landgraben“, der sich hinter dem Gebäude in die Kurve legt, sodass man ihn von der Bühne aus sieht. 24 Parkbühne Senden
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