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PROMAGAZIN September 2023

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WIRTSCHAFT | Jobmagazin<br />

Jobmagazin | WIRTSCHAFT<br />

„Ich glaube an das<br />

soziale Lernen“<br />

Arbeitnehmer müssen sich immer wieder neue Kompetenzen<br />

aneignen. Professor Alexander Kühnle erklärt im Gespräch, warum<br />

neben klassischen Studiengängen auch neue Lehrformate eine Rolle<br />

spielen.<br />

Interview von Teresa Zwirner<br />

Die Studierenden am Center for Advanced Studies der DHBW profitieren vom gegenseitigen<br />

Austausch.<br />

Sie haben im Juni eine Umfrage durchgeführt,<br />

die zeigt: Lebenslanges Lernen<br />

wird über alle Altersgrenzen hinweg<br />

wichtiger. Inwiefern ändert sich dadurch<br />

auch Ihr Studienangebot?<br />

Alexander Kühnle: Es ändert sich<br />

nicht das Studienangebot an sich, sondern<br />

das Portfolio und die Rolle als<br />

Hochschule. Traditionell ist es so, dass<br />

wir Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

anbieten und Universitäten ergänzend<br />

noch die Promotion. Nach dem<br />

Masterabschluss ist unser Job sozusagen<br />

erledigt. Unsere Umfrage zeigt jedoch,<br />

dass lebenslanges Lernen altersunabhängig<br />

relevant ist und bleibt. Als<br />

Hochschule müssen wir uns daher fragen,<br />

welche Rolle wir hierbei spielen<br />

und inwiefern wir neben klassischen<br />

Studiengängen auch kleinere Zertifikatslehrgänge,<br />

Module als Einzelnes<br />

oder auch maßgeschneiderte Angebote<br />

für Unternehmen anbieten müssen.<br />

Wieso spielen Zertifikatslehrgänge und<br />

Co. in Zukunft so eine tragende Rolle?<br />

Kühnle: Hier würde ich gerne ein persönliches<br />

Beispiel nennen. Ich komme<br />

ursprünglich klassisch aus dem Journalismus<br />

und habe vor vielen Jahren<br />

als Redakteur für eine Zeitung gearbeitet.<br />

Wenn ich den Verlag besuche, sitzen<br />

hier noch Kollegen von früher. Sie<br />

verbringen ihr gesamtes Arbeitsleben<br />

bei dieser Zeitung. Und wir sprechen<br />

hier von 40 bis 45 Jahren. Die Technologiezyklen<br />

sind aber viel kürzer, in<br />

manchen Branchen vielleicht fünf Jahre<br />

lang. Das bedeutet, es besteht für Arbeitnehmer<br />

eine Notwendigkeit, sich<br />

Fotos: Claudia Fy / DHBW CAS, DHBW CAS<br />

neue Kompetenzen anzueignen. Und<br />

gerade hier bieten sich kleinere Einheiten,<br />

beispielsweise ein Zertifikatslehrgang,<br />

besonders gut an.<br />

Aber man könnte doch auch einfach einen<br />

Master machen?<br />

Kühnle: Ja, aber viele Zertifikatsteilnehmende<br />

haben zum Beispiel schon<br />

einen Master und wollen sich innerhalb<br />

kürzerer Zeit spezifisches Knowhow<br />

aneignen, beispielsweise zum<br />

Thema Digitalisierung in der sozialen<br />

Arbeit. Auch aus Unternehmersicht ist<br />

ein Zertifikatslehrgang manchmal von<br />

Vorteil, da er leichter umsetzbar ist<br />

und die Möglichkeit bietet, genau diese<br />

eine Kompetenz zu vermitteln, die<br />

aktuell benötigt wird.<br />

Apropos Kompetenzen: Wie wichtig<br />

sind die Transformationsthemen?<br />

Kühnle: Die großen D-Themen, Digitalisierung,<br />

Demokratie und Dekarbonisierung,<br />

stehen bei Unternehmen im<br />

Fokus. Hier konzipieren wir nicht nur<br />

neue Lehrgänge, beispielsweise zum<br />

Thema Künstliche Intelligenz, sondern<br />

auch neue Studienangebote, die sich<br />

speziell mit Digitalisierung beschäftigen.<br />

Denn das beschäftigt nahezu alle<br />

Unternehmen, auch wenn man auf<br />

den ersten Blick keinen direkten Zusammenhang<br />

erkennen kann.<br />

Welche zum Beispiel?<br />

Kühnle: Ein Beispiel wäre unser Steuermaster.<br />

Wenn ich mir die Module<br />

des Studiengangs anschaue, muss ich<br />

mich fragen, ob künftig auch die maschinelle<br />

Verarbeitung von Daten integriert<br />

werden muss. Zudem müssen<br />

große Unternehmen inzwischen neben<br />

einem Finanzreport auch einen<br />

Nachhaltigkeitsreport erstellen. Das<br />

sind Themen, die wir als Hochschule<br />

entsprechend abbilden müssen.<br />

Welche Rolle spielen digitale Angebote<br />

wie E-Learning oder ein Fernstudium?<br />

Kühnle: Natürlich spielen Online-Angebote<br />

verstärkt eine Rolle. Ich sehe<br />

das ähnlich wie bei einem Lautstärkeregler.<br />

Es gibt nicht nur die Knöpfe Ein<br />

und Aus, sondern die Möglichkeit, das<br />

ganz individuell einzustellen. Beim<br />

Diskussionsthema, ob virtuell oder in<br />

Präsenz Sinn macht, ist das ähnlich:<br />

Man muss je nach Person und Situation<br />

unterscheiden. Es gibt Module, für<br />

die sich ein Onlineangebot anbietet<br />

und bei denen es gut funktioniert, und<br />

es gibt Module, da müssen sich die Studierenden<br />

persönlich sehen. Ich muss<br />

jedoch gestehen, dass ich ein großer<br />

Verfechter vom Präsenzstudium bin.<br />

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uvm.<br />

Wieso?<br />

Kühnle: Weil Lernen nicht nur ein kognitiver<br />

Akt ist, sondern eben vor allem<br />

ein sozialer Akt. Hochschulen sind soziale<br />

Einrichtungen und ich glaube an<br />

das soziale Lernen. Bei den Zertifikatslehrgängen<br />

merken wir, wie viel die<br />

einzelnen Teilnehmer aus dem Austausch<br />

mit Teilnehmern aus anderen<br />

Unternehmen mitnehmen. Und das ist<br />

meiner Meinung nach enorm wichtig.<br />

Stichwort Unternehmen: Wie wird das<br />

Thema lebenslanges Lernen auf Arbeitgebersicht<br />

wahrgenommen?<br />

Kühnle: Für Unternehmen spielt lebenslanges<br />

Lernen eine bedeutende<br />

Rolle. Denn die Transformationsthemen<br />

bringen zahlreiche Anforderungen<br />

mit sich, die Betriebe neue Kompetenzen<br />

abverlangen. Diese Fähigkeiten<br />

können Firmen aber nicht immer einfach<br />

auf den Markt einkaufen, sondern<br />

Unternehmen sind oft gezwungen, aus<br />

dem bestehenden Team zu schöpfen.<br />

www.wissenschaftliche-weiterbildung.dhbw.de/weiterbildungsangebote-fuer-unternehmen<br />

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Da kämen wir dann wieder auf den<br />

Fachkräftemangel zu sprechen …<br />

Kühnle: Das stimmt. Und dieser Mangel<br />

wird sich in den kommenden Jahren<br />

eher noch verstärken. Umso wichtiger<br />

ist es daher, Mitarbeiter fortzubilden,<br />

nicht nur, um die Kompetenzen<br />

zu erweitern, sondern vor allem,<br />

um sie auch langfristig an das Unternehmen<br />

zu binden. Und diese Bindung<br />

kann man über Angebote stärken, mit<br />

denen sich Mitarbeitende fachlich und<br />

privat weiterbilden können. Wenn wir<br />

hier wieder auf unsere Umfrage schauen,<br />

zeigt sich eben, dass lebenslanges<br />

Lernen über alle Altersgruppen hinweg<br />

eine wichtige Rolle spielt und viele<br />

auch Spaß am Lernen habe. Und das ist<br />

doch eine gute Nachricht.<br />

Zur Person<br />

Professor Alexander<br />

Kühnle ist seit Oktober<br />

2022 Direktor des Center<br />

for Advanced Studies (DHBW CAS).<br />

JETZT INFORMIEREN:<br />

PASSGENAU: individuell zusammenstellbare<br />

Modulvielfalt<br />

AKTUELL: Wissen, das in der Arbeitswelt<br />

von morgen gebraucht wird<br />

FLEXIBEL: einzelne Module, Zertifikatsprogramme<br />

oder Masterstudium<br />

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<strong>September</strong> <strong>2023</strong><br />

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