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Justus Geilhufe (Hrsg.): Das Leben suchen (Leseprobe)

Wie überlebt die Kirche den Atheismus des 21. Jahrhunderts? Auf diese Frage gibt es viele richtige Antworten. Eine davon lautet: Indem sie auf das Zeugnis derer hört, die als Christen den Atheismus des 20. Jahrhunderts überlebt haben. In diesem Buch werden die verschiedensten Persönlichkeiten protestantischer wie katholischer Konfession vorgestellt, die das kirchliche Leben in der DDR auf ihre Art und Weise leitend mitgestaltet haben und dabei Wegweisendes für uns heute geleistet haben. Darunter sind Bischöfe wie Johannes Hempel, Heino Falcke, Günther Jacob, Hugo Aufderbeck, Joachim Meisner oder Joachim Wanke wie auch Theologinnen und Theologen wie Josef Hromádka, Elisabeth Adler, Ulrich Kühn oder Christiane Markert-Wizisla. Christian Lehnert hat eine persönliche Erinnerung beigesteuert.

Wie überlebt die Kirche den Atheismus des 21. Jahrhunderts? Auf diese Frage gibt es viele richtige Antworten. Eine davon lautet: Indem sie auf das Zeugnis derer hört, die als Christen den Atheismus des 20. Jahrhunderts überlebt haben. In diesem Buch werden die verschiedensten Persönlichkeiten protestantischer wie katholischer Konfession vorgestellt, die das kirchliche Leben in der DDR auf ihre Art und Weise leitend mitgestaltet haben und dabei Wegweisendes für uns heute geleistet haben. Darunter sind Bischöfe wie Johannes Hempel, Heino Falcke, Günther Jacob, Hugo Aufderbeck, Joachim Meisner oder Joachim Wanke wie auch Theologinnen und Theologen wie Josef Hromádka, Elisabeth Adler, Ulrich Kühn oder Christiane Markert-Wizisla. Christian Lehnert hat eine persönliche Erinnerung beigesteuert.

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46 Protestanten in der DDR<br />

blieb Jacob weiterhin ein wichtiger Ansprechpartner des Staates, trat in dieser<br />

Rolle aber hinter Schönherr zurück.<br />

1. Die Suche nach einem vertrauensvollen Verhältnis<br />

zum Staat und Konflikte mit der Kirchenleitung<br />

Vertretern des Staates gegenüber betonte Jacob wiederholt, dass er an einem<br />

guten, vertrauensvollen Verhältniszwischen Kirche und Staat interessiert sei. 2 Er<br />

legte Wert darauf, dass die Vertreter des Staates ihm vertrauen, 3 vermied ihm<br />

nicht notwendig erscheinendeKonfrontationen und zeigte in politischen Fragen<br />

ein großes Entgegenkommen. UminEinzelfragen etwas erreichen zu können,<br />

wollte er eine Totalopposition vermeiden. Doch sein Verhalten gegenüber dem<br />

Staat war nicht immer ausreichend mit den anderen Mitgliedern der Kirchenleitung<br />

abgestimmt. <strong>Das</strong> führte zwangsläufig zu Auseinandersetzungen.<br />

Bereits 1962 musste sich Jacob dafür verteidigen, dass er in einer Gruppe,<br />

die das Staatssekretariat für Kirchenfragen ohne Rücksprache mit der Kirchenleitung<br />

zusammengestellt hatte, nach Russland gereist war. 4 Während der<br />

Zeit, in der er Verwalter des Bischofsamteswar, kam es zu Auseinandersetzungen<br />

a) über die Teilnahme am Staatsempfang anlässlich des 14. Jahrestages der<br />

Gründung der DDR am 7. Oktober 1963, b) über eine Rundfunkansprache am<br />

29. Dezember 1964, in der Jacob den Plander NATO kritisierte, unter Beteiligung<br />

der Bundesrepublik eine multilaterale Atomflotte (Multilateral Force; MLF)<br />

aufzustellen, und vor allem c) über eine am 3. Mai 1965 in Cottbus anlässlich<br />

des 20-jährigen Jubiläums des Kriegsendes gehalteneStegreifrede. 5 Im Juni 1966<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Siehe z. B. Hans Seigewasser, Vermerk über den Antrittsbesuch D. Jacobs am 6. März<br />

1963 […](7. 3.1963) (DO 42950, 1356 f.), 1: »Bischof D. Jacob erklärte […], daß er bestrebt<br />

sei, ein vertrauensvolles und gutes Verhältnis zwischen Kirche und Staat herzustellen.« –<br />

Ders., Bericht über Gespräche mit den Generalsuperintendenten Führ und Jacob anläßlich<br />

eines Zusammentreffens im Stoecker Stift Berlin-Weißensee, [am 28. 5. 1963]<br />

(29. 5.1963) (DO 4 2950, 1333–1335), 3: »Bischofsverwalter Jacob unterstrich abschließend<br />

sehr stark seine Bemühungen um ein echtes Vertrauen zwischen Kirche und<br />

Staat«.<br />

»J. betonte wiederholt, daß er größten Wert darauf lege, wenn man zu ihm Vertrauen<br />

habe, was natürlich nicht bedeute, daß man in allen Fragen einer Meinung sei« (Fritz<br />

Flint,Niederschriftüber die Aussprache des Staatssekretärs mit Generalsuperintendent<br />

Jacob, Cottbus, am 8. Dez. 1961 […] [23.1. 1962] [BArch DO 42950, 1374–1376], 2).<br />

Vgl. die Protokolle über die Sitzungen der Regionalkirchenleitung Ost [abgek.: PRKO]<br />

vom 26.4. 1962, 3. 5. 1962, 10.5. 1962 und besonders 17.5.1962 (ELAB 35/1321).<br />

In einem Gespräch, das Jacob am 4. 3. 1966 nach seinem Verzicht auf die Verwaltung des<br />

Bischofsamtes mit Günter Wirth führte, hat er laut Wirth diese drei Auseinanderset-

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