Nr. 1/2010 - Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

Die Schweiz ist für die spanische
Weinwirtschaft ein Partner von
ausserordentlicher Bedeutung. Im
2009 wurden spanische Weine im
Gesamtwert von 158 Millionen
Franken importiert. Über 90 Prozent
davon, nämlich 145,8 Millionen
Franken, setzte der Schweizer
Handel für die Einfuhr von Rotund
Weissweinen in der Flasche
sowie von Schaumweinen ein.
Die wachsende Präsenz der
spanischen Qualitätsweine auf
dem eidgenössischen Markt ist einerseits
eine Folge der weitgehenden
Liberalisierung der Ein-
fuhr durch die Schweiz. Diese
führte in einer ersten Phase zu einem
stark wachsenden Import von
Rotweinen in der Flasche. In einer
zweiten Phase, ab Ende der 1990er
Jahre, brachte die Marktöffnung
für Weissweine neue Impulse.
Ein Prozess, der noch in
vollem Gange ist.
Zunehmende Diversifizierung
des Angebots
Das Angebot an spanischen Qualitätsweinen
auf dem Schweizer
Markt hat sich in den vergangenen
zwanzig Jahren grundlegend
Dossier
Nachhaltig wachsendes CH-Interesse an weissen Qualitätsweinen aus Spanien
Importe von Rotwein in der Flasche
in zehn Jahren verdoppelt
Rote und weisse Qualitätsweine aus Spanien erleben auf dem Schweizer Markt im vergangenen Jahrzehnt einen beispiellosen
Boom. Die Importe von Rotwein in der Flasche haben sich im Laufe von zehn Jahren verdoppelt, die Einfuhren
von Weisswein in der Flasche beinahe verdreifacht. Spanien ist für die Schweiz seit 2004 – vor Frankreich (!) – der
zweitwichtigste Lieferant von roten Qualitätsweinen. Der Anteil an der Gesamteinfuhr von Rotwein in Flaschen stieg in
den letzten zehn Jahren von 18 auf 25 Prozent. Jede vierte Flasche ausländischen Rotweins auf dem Schweizer Markt
stammt heute aus Spanien. Im gleichen Zeitraum wuchs der Anteil Spaniens am Schweizer Import von Weissweinen in
Originalabfüllung von 5 auf 9 Prozent. Nachhaltig gestiegen ist auch die Einfuhr von spanischen Schaumweinen, seit
demJahr 2000 um 25 Prozent aufrund 3,6 Millionen Flaschen.
verändert. Das Sortiment wird immer
weniger von Weinen aus der
Rioja beherrscht. Zunehmend setzen
sich in der Schweiz weniger
bekannte Appellationen mit bemerkenswerten
Qualitäten und interessanten
Preisen in Szene. Sie
bieten hochstehende Weine in der
Flasche an, die noch vor wenigen
Jahren nur als Fassware vermarktet
wurden. Spitzenprodukte aus
rund 70 Anbaugebieten auf dem
Festland und den Inseln zeugen
von der Vielfalt des Weinlandes
Spanien, das im Laufe der letzten
zwanzig Jahre in den Rebbergen
wie auch in den Kellereien eine
wahre Revolution erlebte.
Neben Weinen der roten
Hauptsorte Tempranillo, die in allen
kontinentalen Zonen Spaniens
angebaut wird, findet der Konsument
auf dem Schweizer Markt
eine reiche Palette jener Gewächse,
die gleichsam mit ihren
angestammten Anbaugebieten
wieder auferstanden sind. Carinena
im Priorat und im Montsant.
Garnacha am Ebro, Monastrell auf
den Kalkböden von Alicante und
Murcia, die Paralleta in Somontano
oder die Mencia im Nordwesten
der Halbinsel, um nur einige
Beispiele zu nennen.
Verdejo und Albarino
die weissen «Lokomotiven»
Für die grossen jüngsten Erfolge
der spanischen Weissweine in der
Schweiz sind vor allem zwei Rebsorten
verantwortlich: Verdejo und
Albarino. Der Verdejo reift hervorragend
in der Region Altkastilien
und besticht durch seine intensive
Frucht. Der Albarino prägt die
Weissweine der Atlantikküste von
Galizien durch sein markantes
Bouquet. Zu neuer Berühmtheit
gelangt vor allem in den Weinen
des Priorat und von Terra Alta die
Garnacha Blanca. Und nicht nur
für die Produktion von Cava eignen
sich Macabeo, Parellada und
Xarel-lo hervorragend.
Die breite Auswahl internationaler
Sorten, die in den spanischen
Rebbergen gepflegt wird,
ergänzt die heimischen roten und
weissen spanischen Gewächse in
nobler Zurückhaltung. Die strengen
Vorschriften der einzelnen Anbaugebiete
sorgen dafür, dass im
grössten Rebberg der Welt der regionale
Charakter der Weine sowie
deren Bezug zum Terroir und
die Typizität erhalten bleiben.
Reben in der Rioja Alta.
Ami du Vin 4/09 41