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Association nationale des amis du vin • Schweizerische ... - ANAV

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Ami Vin<br />

<strong>du</strong><br />

<strong>Association</strong> <strong>nationale</strong> <strong>des</strong> <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong> <strong>•</strong> <strong>Schweizerische</strong> Vereinigung der Weinfreunde<br />

Associazione nazionale degli amici del <strong>vin</strong>o <strong>•</strong> Associaziun svizzera dals <strong>amis</strong> dal <strong>vin</strong><br />

4/11


Inhalt/Sommaire/<br />

Sommario<br />

Dossier<br />

Die Schweizer Weinlese 2011 5<br />

Una annata straordinaria<br />

dal profilo qualitativo per i <strong>vin</strong>i svizzeri 6<br />

Ticino: grande soddisfazione per<br />

un’eccellente vendemmia 2011 9<br />

Bilan <strong>des</strong> vendanges suisses 2011 10<br />

La Vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Brief <strong>des</strong> Präsidenten / Billet <strong>du</strong> Président 13<br />

Il Biglietto del Presidente 14<br />

Sektionsberichte – Nouvelles <strong>des</strong> sections 15-54<br />

Magazin<br />

Non-Filtré 2011: une spécialité<br />

incontournable <strong>du</strong> vignoble neuchâtelois 56<br />

Der «Non Filtré» 2011: Frische und Finesse 56<br />

Vindonissa-Winzer<br />

präsentierten den «Römerwein» 57<br />

Reben und Milben<br />

in sensiblem Gleichgewicht 62<br />

Vigna e acari:<br />

un fragile equilibrio 62<br />

Panorama<br />

Eroberung der Welt<br />

mit Weinen aus autochthonen Sorten 58<br />

Impressum/Agenda 63<br />

Zum Titelbild: Walliser Reben im<br />

Winterschlaf. (Aufnahme Giorgio Skory)<br />

Page de couverture: La vigne valaisanne<br />

dort. (photo Giorgio Skory)<br />

In copertina: Vigne dormente nei vigneti<br />

del Vallese. (foto Giorgio Skory)<br />

«Non Filtré» 2011:<br />

Grosse Frische<br />

und Finesse<br />

Der erste Neuenburger Wein <strong>des</strong> neuen Jahrgangs,<br />

der «Non Filtré» 2011, ist am 18. Januar<br />

der Öffentlichkeit präsentiert worden. Er<br />

betört <strong>du</strong>rch typische Lindenblüten- und mineralische<br />

Noten sowie zarte Finesse auch seine<br />

ihm eigene angenehme Frische. Seine blassgoldene<br />

Farbe begeistert die Weinliebhabe.<br />

Diese Chasselas-Spezialität ist der ideale Begleiter<br />

für Fischgerichte und Käsespeisen<br />

(siehe Seite 56).<br />

«Non-Filtré» 2011:<br />

Grande finesse<br />

d’arômes<br />

Conformément à la tradition, le premier <strong>vin</strong><br />

neuchâtelois <strong>du</strong> millésime 2011, le Chasselas<br />

Non-Filtré, a été mis sur le marché la 3e semaine<br />

de janvier. La première présentations publique<br />

s’est déroulé le mercredi 18 janvier au<br />

Péristyle de l’Hôtel-de-Ville de Neuchâtel (voir<br />

page 56).<br />

expo<strong>vin</strong>a primavera<br />

2012: wieder<br />

im Puls 5<br />

Nach fünf Jahren in Oerlikon kehrt die «expo<strong>vin</strong>a<br />

primavera» zurück in den Puls 5 und damit<br />

zurück zu ihrem Ursprung. Vom 29. März bis<br />

zum 4. April 2012 wird die Frühlings-Weinmesse<br />

das frühere In<strong>du</strong>striequartier beleben,<br />

das sich längst zum angesagten Event-Center<br />

«Zürich-West» gemausert hat. An rund hundert<br />

modernen Ständen haben Weinfreundinnen und<br />

Weinfreunde Gelegenheit, die ersten Weine<br />

<strong>des</strong> Jahrgangs 2011 aus der Schweiz und den<br />

weiteren bedeutenden Anbaugebioeten Europas<br />

zu verkosten. www.expo<strong>vin</strong>a.ch<br />

Aktuell<br />

«Das Weinspiel»<br />

Ein Weinprofi und ein Spielautor haben gemeinsam<br />

ein Spiel geschaffen, das allen Weinfreundinnen<br />

und Weinfreunden die Möglichkeit<br />

bietet, spielerisch die Welt der Weine zu entdecken.<br />

Anfänger in Sachen Wein werden<br />

daran ebenso Spass finden wie Fortgeschrittene.<br />

Nicht-Wisser haben die gleichen Chancen,<br />

über ein Aroma oder einen Weinfehler zu<br />

stolpern, wie Kennerinnen und Kenner. Und<br />

auch wenn Sie wissen sollten, dass Guyot<br />

keine Rebsorte ist, sind Sie noch längst nicht<br />

Weinkönigin oder Weinkönig... Ein höchst unterhaltsames<br />

«Instrument» auch fürs Training<br />

auf den nächsten Coupe <strong>ANAV</strong>!<br />

«Ami <strong>du</strong> Vin»-Leser können von einem Sonderangebot<br />

profitieren. Siehe Inserat auf Seite 55.<br />

2011: Una bella<br />

annata svizzera<br />

La vendemmia 2011 si contraddistingue per la<br />

qualità straordinaria e con un volume pari a<br />

1’121’232 ettolitri supera del 4,3 per cento la<br />

media quinquennale. – La qualità straordinaria<br />

della vendemmia 2011 è ricon<strong>du</strong>cibile anche<br />

alla primavera eccezionalmente calda e al clima<br />

secco e soleggiato che ha caratterizzato gli ultimi<br />

mesi estivi e quelli autunnali. Grazie a temperature<br />

primaverili particolarmente miti, in<br />

tutta la Svizzera le piante di vite hanno iniziato<br />

a germogliare precocemente come non succedeva<br />

ormai da tempo (inizio - metà aprile), tanto<br />

che il ciclo vegetativo si è concluso con circa<br />

tre settimane di anticipo rispetto all’anno precedente<br />

(vedi pag. 6 e 9) .<br />

2<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Nach einer sehr schönen<br />

Schweizer Weinernte<br />

Wir haben uns in den vergangenen Jahren beinahe<br />

schon an qualitativ gute bis hervorragende<br />

Schweizer Weinernten gewöhnt. Nicht selten<br />

liess und lässt ein goldener Herbst uns Weinfreundinnen<br />

und Weinfreunde einen verregneten<br />

Sommer vergessen. Auch im 2011 war dem<br />

so (siehe Seiten 5 bis 9). Nach einem sehr warmen<br />

Frühling folgte auf einen «touristisch» verpatzten<br />

Hochsommer ein für das harmonische<br />

Ausreifen der Trauben und für deren Lese geradezu<br />

idealer Abschluss <strong>des</strong> Weinjahres. Das Resultat<br />

ist einmal mehr erfreulich. In den Kellern<br />

schlummert ein frisch-fruchtiger, aromatischer<br />

Weisser und ein gehaltvoller, von reifen Tanninen<br />

getragener Roter. Die ersten Jungweine<br />

sind viel versprechend. Der Neuenburger Non-<br />

Filtré, zum Beispiel (siehe Seite 56), der weisse<br />

Vorboten <strong>des</strong> neuen Jahrgangs, vermag nicht<br />

nur Fans dieser Spezialität restlos zu begeistern.<br />

Auch mengenmässig «stimmt» der Jahrgang<br />

2011. Dies nachdem sich seit 2005 die<br />

Schweizer Pro<strong>du</strong>zenten mehrheitlich an Ernten<br />

gewöhnen mussten, mit denen die Nachfrage<br />

kaum befriedigt werden konnte. Wie immer bestätigen<br />

Ausnahmen die Regel. In einigen Regionen<br />

sind zwar grössere Ertragseinbussen vor<br />

allem <strong>du</strong>rch Hagelschläge zu beklagen. Aber<br />

insgesamt wurde die Arbeit der Winzer nicht<br />

nur <strong>du</strong>rch die Qualität der Trauben sondern<br />

auch <strong>du</strong>rch die Menge belohnt.<br />

Nicht alle Winzer wollen sich jedoch über<br />

den reichen Erntesegen freuen. Namentlich in<br />

einigen traditionellen Weissweingebieten der<br />

Romandie fühlt man sich von den direkten Auswirkungen<br />

<strong>des</strong> hohen Frankenkurses bedroht.<br />

Es wird gar die Angst davor geschürt, die Weinkonsumenten<br />

würden sich auf Kosten der<br />

Schweizer Weine «billigsten» ausländischen<br />

Gewächsen zuwenden.<br />

Es wäre blauäugig zu glauben, wir Eidgenossen<br />

wären von den Folgen der inter<strong>nationale</strong>n<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise nicht betroffen.<br />

Die Befürchtungen aber, der Schweizer Weinkonsument<br />

würde den einheimischen Gewächsen<br />

allein der tiefen Preise der ausländischen<br />

Konkurrenz wegen untreu, sind aus meiner Sicht<br />

kaum zu begründen. Und was uns Weinfreunde<br />

betrifft, sind sie unberechtigt – ganz abgesehen<br />

Editorial<br />

davon, dass wir uns in der Regel nicht mit derartigen<br />

«Qualitäten» beschäftigen. Allein die Veranstaltungen,<br />

welche in den Sektionen und in<br />

unserer <strong>nationale</strong>n Vereinigung dieses Jahr geplant<br />

sind, zeigen es: Wir sind nicht nur Freunde<br />

<strong>des</strong> edlen Weins, sondern ganz besonders auch<br />

<strong>des</strong> Schweizer Weins.<br />

Ein Blick auf die Importzahlen von 2011<br />

könnte zudem sogar Pessimisten unter den<br />

Winzern beruhigen. Trotz <strong>des</strong> hohen Frankenkurses<br />

wurde nämlich im vergangenen Jahr<br />

deutlich weniger ausländischer Wein in die<br />

Schweiz eingeführt als im 2010... Gefahr droht,<br />

so glaube ich, aus einer ganz anderen Richtung.<br />

Was mich beunruhigt, ist die schwindende<br />

Bedeutung <strong>des</strong> Weins und der Genusskultur in<br />

unserer Gesellschaft. Verantwortlich dafür sind<br />

wohl vor allem der «moderne» Lebensstil, geprägt<br />

von zunehmender Mobilität, Arbeitsintensität<br />

und Zeitmangel. Der Wein wird vom Wasser<br />

verdrängt und nicht vom ausländischen Rebensaft!<br />

Wer sich nur noch verpflegt und Feuchtigkeit<br />

zuführt, interessiert sich nicht für Wein,<br />

möge dieser auch noch so billig und trinkbar sein.<br />

Ich komme mir nun aber beinahe vor wie jener<br />

Pfarrer, der von der Kanzel herab seine<br />

treuen Schäfchen zu armen Sündern macht,<br />

statt sich über deren Besuch im «Stall» zu<br />

freuen. Ebensowenig wie diese imstande sind,<br />

das Böse aus der Welt zu verbannen, werden<br />

wir Weinfreunde die wirtschaftlichen Probleme<br />

der Winzer lösen. Wir können aber mit unserem<br />

Beispiel als gesellige Geniesser dazu beitragen,<br />

dass ein gutes Glas Wein wieder zum obligaten<br />

Begleiter einer Speise wird. Es steht uns auch<br />

gut an, den Wirt in unserem Stammlokal darauf<br />

aufmerksam zu machen, dass ein Glas guten<br />

Weines, woher er auch stammen möge, nicht<br />

mehr als einen Fünflieber kosten muss.<br />

Mit der Bitte um Nachsicht für das sehr<br />

späte Erscheinen dieser Ausgabe wünsche ich<br />

Euch im «restlichen» neuen Jahr Gesundheit<br />

und viele weinfreundschaftliche Begegnungen.<br />

Othmar Stäheli<br />

Après de très belles vendanges<br />

en Suisse<br />

Ces dernières années en Suisse, nous étions déjà<br />

habitués à de belles voire d’excellentes vendanges<br />

sur le plan qualitatif. Il n’est pas rare qu’un<br />

Othmar Stäheli, Chefredaktor<br />

automne nous fasse ou faisait oublier nous les<br />

amies et <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong> un été pluvieux. C’est justement<br />

ce qui fut le cas pour 2011 (voir page 10 à<br />

12). Après un printemps très chaud et un été<br />

«touristique» mal réussi une belle fin d’été et un<br />

septembre idéal ont permis une maturation harmonieuse<br />

<strong>du</strong> raisin et <strong>des</strong> vendanges parfaites.<br />

Le résultat est une fois de plus réjouissant. Un<br />

<strong>vin</strong> blanc frais et fruité et un rouge avec <strong>des</strong> tannins<br />

mûrs sommeillent dans les caves. Les <strong>vin</strong>s<br />

nouveaux sont prometteurs. Le non-filtré neuchâtelois<br />

par exemple (voir page 56), le premier<br />

chasselas de la nouvelle récolte, ne sé<strong>du</strong>ira pas<br />

que les fans de cette spécialité.<br />

L’année 2011 est également «bonne» sur le<br />

plan quantitatif. Enfin, car depuis 2005 les pro<strong>du</strong>cteurs<br />

ont dû s’habituer à <strong>des</strong> récoltes à peine<br />

suffisantes pour satisfaire la demande. Des exceptions<br />

confirment comme toujours la règle.<br />

Dans quelques régions, on déplore <strong>des</strong> pertes de<br />

rendement conséquentes surtout à cause de la<br />

grêle. Mais dans l’ensemble, le travail <strong>des</strong> vignerons<br />

a été récompensé non seulement par la<br />

qualité <strong>du</strong> raisin mais aussi par la quantité.<br />

Malgré cette riche récolte, tous les vignerons<br />

n’affichent pas une mine réjouie. Notamment<br />

dans certaines régions viticoles traditionnelles<br />

de la Suisse romande où l’on se sent<br />

menacé par les effets directs <strong>du</strong> cours <strong>du</strong> franc<br />

élevé. Même la peur est attisée par le fait que<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 2/10 3


les consommateurs de <strong>vin</strong> se tourneraient vers<br />

<strong>des</strong> crus étrangers «meilleurs marchés» aux<br />

frais <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s suisses.<br />

Il serait naïf de croire que nous les Confédérés<br />

ne soyons pas touchés par les suites de<br />

la crise inter<strong>nationale</strong> financière et économique.<br />

Les craintes que le consommateur de <strong>vin</strong><br />

suisse serait infidèle aux crus <strong>du</strong> pays uniquement<br />

à cause <strong>des</strong> prix bas de la concurrence<br />

étrangère sont à mes yeux infondées. Et pour<br />

nous amateurs et <strong>amis</strong> de <strong>vin</strong> elles sont même<br />

injustifiées - car en général nous ne nous occupons<br />

pas de ce genre de «qualités». Rien que<br />

les manifestations qui sont prévues cette année<br />

dans les sections et notre réunion <strong>nationale</strong> le<br />

prouvent: nous ne sommes pas seulement <strong>des</strong><br />

amateurs de <strong>vin</strong>s nobles mais aussi et surtout<br />

de <strong>vin</strong>s suisses.<br />

Un regard sur les chiffres d’importation de<br />

2011 peut toutefois tranquilliser les vignerons<br />

les plus pessimistes. Malgré un cours <strong>du</strong> franc<br />

élevé, on a nettement moins importé de <strong>vin</strong>s<br />

étrangers en Suisse qu’en 2010… le danger est<br />

ailleurs, <strong>du</strong> moins je le crois.<br />

Ce qui m’inquiète est l’importance déclinante<br />

<strong>du</strong> <strong>vin</strong> et de la culture <strong>du</strong> plaisir de notre<br />

société. Sont responsables de cela surtout le<br />

mode de vie «moderne», une mobilité croissante,<br />

l’intensité <strong>du</strong> travail et le manque de repos.<br />

Le <strong>vin</strong> est é<strong>vin</strong>cé par l’eau et pas par le jus<br />

de la traille étranger! Celui qui ne fait que de se<br />

nourrir et se désaltérer, ne s’intéresse pas au<br />

<strong>vin</strong>, aussi bon marché et buvable qu’il soit.<br />

Je me sens un peu comme un curé qui fait<br />

de ses petits moutons fidèles au bas de la<br />

chaire de pauvres pécheurs au lieu de se réjouir<br />

d’une visite à «l’étable». Tout comme eux qui ne<br />

sont pas être en mesure de bannir les méchants<br />

<strong>du</strong> monde, nous les amies et <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong> ne<br />

pouvons pas non plus résoudre les problèmes<br />

économiques <strong>des</strong> vignerons. Mais nous, épicuriens<br />

dans l’âme, pouvons cependant contribuer<br />

à ce qu’un bon verre de <strong>vin</strong> accompagne obligatoirement<br />

un bon petit plat. Nous pouvons<br />

également attirer l’attention <strong>du</strong> patron de notre<br />

restaurant préféré, qu’un verre d’un bon <strong>vin</strong>,<br />

peu n’importe son origine, ne doit pas coûter<br />

plus de cinq francs...<br />

En vous présentant toutes mes excuses<br />

pour la parution tardive de cette édition, je vous<br />

souhaite pour l’année entamée beaucoup de<br />

joie, de santé et de belles rencontres amicales<br />

dans l’univers <strong>du</strong> <strong>vin</strong>. Othmar Stäheli<br />

4<br />

Editorial<br />

Dopo una bellissima<br />

vendemmia svizzera<br />

Negli scorsi anni ci siamo quasi abituati a delle<br />

vendemmie svizzere qualitativamente buone<br />

sino a eccellenti. Non di rado un autunno dorato<br />

ha fatto e fa dimenticare un’estate piovosa<br />

anche alle amiche e agli amici del <strong>vin</strong>o. Ciò si è<br />

avverato anche nel 2011 (vedi pagine 6). Dopo<br />

una primavera molto mite e un’alta estate «turisticamente»<br />

ro<strong>vin</strong>ata, l’annata viti<strong>vin</strong>icola si è<br />

conclusa in modo addirittura ideale grazie a una<br />

maturazione perfetta e omogenea delle uve e<br />

alla loro raccolta.<br />

Il risultato è stato ancora una volta rallegrante.<br />

Nelle cantine sonnecchiano un <strong>vin</strong>o bianco<br />

di gradevole acidità, fruttato e aromatico,<br />

nonché un rosso pieno, supportato da tannini<br />

maturi. I primi <strong>vin</strong>i giovani sono molto promettenti.<br />

Per esempio il Neuenburger non filtrato<br />

(vedi pagina...), il precursore bianco della nuova<br />

annata, entusiasma completamente non soltanto<br />

gli appassionati di questa specialità.<br />

L’annata 2011 «va bene» anche quantitativamente.<br />

Ciò dopo che, dal 2005 in poi, parecchi<br />

pro<strong>du</strong>ttori svizzeri dovevano abituarsi a<br />

delle raccolte con cui difficilmente riuscivano a<br />

soddisfare l’offerta. Come sempre l’eccezione<br />

conferma la regola. In alcune regioni si lamentano<br />

in vero dei cali di rendimento soprattutto<br />

in seguito a devastanti grandinate. In complesso<br />

però il lavoro dei viticoltori è stato onorato<br />

non solo per la qualità dell’uva, ma anche<br />

per la sua quantità.<br />

Tuttavia, non tutti i vignaioli si rallegrano di<br />

questa manna ca<strong>du</strong>ta dal cielo. Segnatamente<br />

in alcune regioni della Romandia ove si pro<strong>du</strong>ce<br />

tradizionalmente il <strong>vin</strong>o bianco, ci si sente minacciati<br />

dalle ripercussioni dirette dell’alto<br />

corso del franco. Viene persino fomentata la<br />

paura che i consumatori di <strong>vin</strong>o si orientino<br />

verso i <strong>vin</strong>i esteri «a bassissimo prezzo», a scapito<br />

dei <strong>vin</strong>i svizzeri.<br />

Sarebbe ingenuo credere che noi svizzeri<br />

non fossimo colpiti dalle conseguenze della<br />

crisi finanziaria e economica internazionale.<br />

Tuttavia, a mio modo di vedere le paure che il<br />

consumatore di <strong>vin</strong>o svizzero abbandoni i prodotti<br />

indigeni unicamente a causa dei bassi prezzi<br />

offerti dalla concorrenza estera, sono difficilmente<br />

giustificabili. E per quanto ci concerne<br />

- in veste di amici del <strong>vin</strong>o - tali apprensioni<br />

sono fuori luogo – a prescindere dal fatto che,<br />

di regola, non ci interessiamo né ci occupiamo<br />

di simili «qualità». Ciò è dimostrato anche dalle<br />

manifestazioni previste quest’anno nelle sezioni<br />

e in seno alla nostra interprofessione: Non<br />

siamo solo amici del <strong>vin</strong>o nobile, ma in particolare<br />

anche del <strong>vin</strong>o svizzero.<br />

Uno sguardo alle cifre sulle importazioni<br />

del 2011 dovrebbe tranquillizzare persino i viticoltori<br />

più pessimisti. Nonostante l’elevato<br />

corso del franco svizzero, l’anno scorso è stato<br />

importato nel nostro Paese molto meno <strong>vin</strong>o<br />

estero rispetto al 2010. Secondo me, il pericolo<br />

proviene da tutt’altra parte.<br />

Ciò che mi inquieta è la scemante importanza<br />

del <strong>vin</strong>o e del suo apprezzamento in seno<br />

alla nostra società. Tale fatto è in<strong>du</strong>bbiamente<br />

imputabile soprattutto al «moderno» stile di<br />

vita contrassegnato dal costante aumento della<br />

mobilità, dell’intensità lavorativa e della mancanza<br />

di tempo. Il <strong>vin</strong>o viene sostituito dall’acqua<br />

e non dal <strong>vin</strong>o straniero! Chi pensa solo a<br />

nutrirsi e a ingerire liquidi non ha interesse per<br />

il <strong>vin</strong>o, nemmeno se questo è a prezzo stracciato<br />

e bevibile.<br />

Mi sembra di essere un po’ come quel parroco<br />

che dal pulpito accusa le sue fedeli pecorelle<br />

di essere povere peccatrici, anziché rallegrarsi<br />

che tornano sempre «all’ovile». Così<br />

come esse non sanno togliere il male dal<br />

mondo, tanto meno gli amici del <strong>vin</strong>o sanno risolvere<br />

i problemi economici. Tuttavia, con il<br />

nostro buon esempio di goditori socievoli possiamo<br />

contribuire a che un buon bicchier di <strong>vin</strong>o<br />

diventi nuovamente un fedele accompagnatore<br />

dei cibi. Sarebbe inoltre vantaggioso se ren<strong>des</strong>simo<br />

attento l’oste del nostro locale abituale<br />

che un buon bicchier di <strong>vin</strong>o, indipendentemente<br />

dalla sua provenienza, non debba<br />

costare più di cinque franchi.<br />

Facendo affidamento sulla vostra comprensione<br />

per la tarda apparizione di questa edizione,<br />

vi porgo, per il «resto» del nuovo anno, i<br />

migliori auguri di ogni bene e di tanti incontri<br />

amichevoli all’insegna del <strong>vin</strong>o.<br />

Othmar Stäheli<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Die Schweizer Weinlese 2011<br />

Die Schweizer Winzer haben im 2011<br />

mit über 112 Millionen Litern die<br />

grösste Ernte der letzten fünf Jahre<br />

eingekellert, um rund 9% mehr als im<br />

vergangenen Jahr. Die Qualität <strong>des</strong><br />

Jahrgangs liegt deutlich über dem<br />

langjährigen Mittel. Die günstigen<br />

Witterungsbedingungen im Herbst haben<br />

das grosse Defizit wettgemacht, für<br />

welches der missliche «Sommer» gesorgt<br />

hatte. Zum mengenmässig insgesamt<br />

markant über<strong>du</strong>rchschnittlichen<br />

Ertrag haben alle Regionen beigetragen,<br />

die Romandie mit einer Ernte von<br />

rund 90 Millionen Litern gegenüber<br />

82,3 im 2010. Die Deutschschweiz kellerte<br />

um 16,5 Millionen Liter ein (im<br />

Vorjahr rund 15 Millionen Liter), die<br />

italienische Schweiz gegen 58 Millionen<br />

Liter (53,3 im 2010). – Im Folgenden<br />

ein Überblick über die Weinlese<br />

in den Kantonen aufgrund der<br />

offiziellen Ernteberichte:<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Dossier<br />

Ausserordentliche Qualität<br />

in grosszügiger Menge<br />

von Othmar Stäheli<br />

Wallis<br />

Die Winzer <strong>des</strong> Vieux Pays haben 43,3 Millionen<br />

Liter Wein <strong>des</strong> Jahrgangs 2011 eingkellert,<br />

um 5,3 Prozent mehr als im langjährigen Mittel.<br />

Verantwortlich dafür ist die Chasselas-Ernte.<br />

Mit rund 10 Millionen Liter wurden um 400’000<br />

Liter mehr eingebracht als im Vorjahr. An Pinot<br />

Noir und Gamay konnten die Kellereien Mengen<br />

übernehmen, die in etwa dem zehnjährigen<br />

Durchschnitt entsprechen. Was die Qualität betrifft,<br />

wird sowohl der weisse als auch der rote<br />

Jahrgang 2011 als «sehr gut» beurteilt. Die<br />

Weissen sind geprägt von Reife und intensiven<br />

Aromen. Die gut strukturierten Roten strotzen<br />

von Frucht, Würze und Charakter.<br />

Waadt<br />

Die Ernte 2011 im Waadtland brachte den Winzern<br />

und Einkellerern mengenmässig <strong>du</strong>rchschnittliche<br />

Erträge von beachtlicher Güte. Dies<br />

sowohl bei den weissen wie auch den roten Gewächsen.<br />

Insgsamt konnten 30,6 Millionen Liter<br />

(<strong>vin</strong> clair) eingekellert werden, 21,6 Millionen<br />

Liter Weiss- und 9 Millionen Liter Rotwein.<br />

Diese Mengen sind vergleichbar mit jenen der<br />

Jahre 1997 und 2007.<br />

5


Die Qualität <strong>des</strong> Chasselas erinnert an die beiden<br />

grossen Gutedel-Jahrgänge 1992 und 2000.<br />

Man darf sehr schön ausgewogene Weisse erwarten,<br />

geprägt von Pfirsich- und Honigtönen<br />

und einer gewissen Salzigkeit. – Der Pinot noir<br />

nähert sich dem 2003er, der Gamay an das Jahr<br />

2005. Beide rote Gewächse zeichnen sich <strong>du</strong>rch<br />

eine sehr schöne Farbentwicklung aus. Dahinter<br />

verbirgt sich eine grosszügige Fruchtigkeit,<br />

gefestigt <strong>du</strong>rch gut gereifte Tannine.<br />

6<br />

Genf:<br />

Trotz Grossernte sehr gute Qualität<br />

Mit einem Ertrag von 11,5 Millionen Liter<br />

wurde im Genfer Anbaugebiet (inkl. Grenzzone)<br />

eine Ernte eingekellert, die um 11,8% grösser<br />

ist ale jene <strong>des</strong> guten Vorjahres und um 17,4%<br />

über dem langjährigen Mittel liegt. Insbesondere<br />

die beiden Hauptsorten Chasselas und Gamay<br />

sind für die mengenmässige Steigerung<br />

verantwortlich. An Spezialitäten wurde nur<br />

leicht mehr geerntet als im 2010. Und licht<br />

rückläufig ist der Ertrag an Gamaret.<br />

Für die Kampagne 2012 von besonderer Bedeutung<br />

ist die markante Steigerung der Pro<strong>du</strong>ktion<br />

von Landwein, nämlich um 40%! Die<br />

dieses Jahr registrierte Ertragssteigerung ist<br />

weitestgehend auf die indiesem Sektor einge-<br />

Dossier<br />

Weinlese in den Genfer Reben. (Aufnahme: © Régis Colombo/www.diapo.ch)<br />

brachten Mehrmengen zurückzuführen. Im Vergleich<br />

damit ist die Ertragssteigerung bei den<br />

AOC-Weinen relativ bescheiden (+1,2%).<br />

Neuenburg:<br />

dritter Super-Jahrgang in Folge<br />

Nach den beiden ausserordentlichen Ernten<br />

2009 und 2010 wurde im Kanton Neuenburg ein<br />

weiterer grossartiger Jahrgang eingekellert.<br />

Mit einem <strong>du</strong>rchschnittlichen Ertrag von 714<br />

Gramm pro Quadratmeter konnte zudem eine<br />

etwas grössere Menge gelesen werden als im<br />

Vorjahr. An Chasselas wurden im Mittel 883<br />

Gramm/m2 geerntet, an Pinot noir 630 Gramm.<br />

Die Mostzuckergewichte gleichen jenen der<br />

beiden Vorjahre. Der Pinot noir wog ausgezeichnete<br />

97,1 Oechslegrade, der Chasselas<br />

74,7 Grad. Anlässlich der Lancierung <strong>des</strong> «Non-<br />

Filtré», am 18. und 19. Januar 2012, wird man<br />

sich ein erstes konkretes Urteil über den neuen<br />

weissen Jahrgang machen können. Über einen<br />

Wein, der übrigens mehr und mehr zur Rarität<br />

werden könnte, setzt sich doch der Rückgang<br />

der mit Chasselas bestockten Rebfläche ungebremst<br />

fort. Dieses Jahr waren erstmals weniger<br />

als 200 Hektaren (von insgesamt 597 ha)<br />

mit dem einstigen Leader-Gewächs <strong>des</strong> Neuenburger<br />

Weinbergs bepflanzt.<br />

Bern<br />

Im Kanton Bern wurden von 91 Einkellerern etwas<br />

mehr als 2 Millionen Kilogramm Trauben<br />

eingebracht, nach 2009 die zweitgrösste Ernte<br />

im zehnjährigen Vergleich. Rund<br />

In den Bielersee-Reben wurden dieses Jahr<br />

1,86 Millionen Kilogramm Trauben geerntet, davon<br />

gegen 800’000 kg Chasselas und rund<br />

654’000 kg Blauburgunder. Mit 92’740 kg folgte<br />

der Chardonnay, mit fast 70’000 kg der Pinot gris<br />

und mit 62’680 kg der Sauvignon blanc. Noch<br />

gut 34’000 kg waren Riesling-Silvaner-Trauben.<br />

Die Qualität wird als hervorragend bezeichnet.<br />

Die Mostzuckergewichte sowohl der weis-<br />

Una annata straordinaria dal profilo qualitativo per i <strong>vin</strong>i svizzeri<br />

Secondo il primo rapporto dell Ufficio federale dell’agricoltura, la vendemmia 2011 si<br />

contraddistingue per la qualità straordinaria e con un volume pari a 1’121’232 ettolitri supera<br />

del 4,3 per cento la media quinquennale.<br />

La qualità straordinaria della vendemmia 2011 è ricon<strong>du</strong>cibile anche alla primavera eccezionalmente<br />

calda e al clima secco e soleggiato che ha caratterizzato gli ultimi mesi estivi e quelli autunnali.<br />

Grazie a temperature primaverili particolarmente miti, in tutta la Svizzera le piante di vite hanno iniziato<br />

a germogliare precocemente come non succedeva ormai da tempo (inizio - metà aprile), tanto<br />

che il ciclo vegetativo si è concluso con circa tre settimane di anticipo rispetto all’anno precedente. –<br />

A inizio ottobre la vendemmia era giunta al termine praticamente in tutto il territorio nazionale.<br />

La vendemmia 2011 ha dato 1’121’232 ettolitri superando di 90’294 ettolitri, ovvero dell’8,8 per<br />

cento, il risultato dell’anno precedente ma soltanto del 4,3 per cento la media quinquennale. La superficie<br />

viticola è leggermente cresciuta nel 2011 rispetto all’anno prima, raggiungendo i 14’962<br />

ettari (20 ha o 0,1 % in più rispetto al 2010).<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


sen als auch der roten Sorten sind über<strong>du</strong>rchschnittlich.<br />

Der Chasselas wog im Mittel über 18<br />

Brix, der Blauburgunder deutlich mehr als 23 Brix.<br />

Am Thunersee wurde eine Ernte von<br />

145’348 kg eingekellert. davon rund 38’000 kg<br />

Blauburgunder und 79’000 kg Riesling-Silvaner.<br />

Auch hier wurden sehr gute Mostzuckergewichte<br />

gewogen. Der Blauburgunder wurde (bei<br />

einem mittleren Ertrag von seniger als 600<br />

Gramm m2 im Durchschnitt mit 23,3 Brix, der<br />

Riesling-Silvaner mit 19,1 Brix gelesen.<br />

Baselland/Solothurn<br />

Die Witterung war 2011 für die Reben ausserordentlich<br />

günstig. Der frühe Austrieb im warmen<br />

und trockenen April sorgte für einen optimalen<br />

Start. Die trockene warme Witterung<br />

liess den Krankheiten ab Beginn der Vegetation<br />

und den Schädlingen nur wenig Chancen. Die<br />

Trauben blieben sehr gesund. Die Ernte begann<br />

ab 3. September, drei Wochen früher als im Vorjahr.<br />

Das Traubengut war von ausgezeichneter<br />

Qualität und Gesundheit, die physiologische<br />

Reife ausgezeichnet, die Oechslegrade waren<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Dossier<br />

sehr hoch, und die Mengen sind gut. Der Blauburgunder<br />

erreichte bei einem mittleren Ertrag<br />

von 761 Gramm/m2 <strong>du</strong>rchschnittlich 101 Grad<br />

Oechsle, der Riesling-Silvaner bei 986<br />

Gramm/m2 <strong>du</strong>rchschnittlich 82 Grad, der Gutedel<br />

bei 821 Gramm/m2 <strong>du</strong>rchschnittlich 75<br />

Grad. Mit total 1064 Tonnen resultierte eine um<br />

einen Drittel höhere Traubenmenge als 2010.<br />

Aargau<br />

Im Kanton Aargau konnten 2,6 Millionen Kilogramm<br />

Trauben eingekellert werden, was eine<br />

Weinernte von 20’800 hl ergibt. Diese Erntemenge<br />

ist nur gut 3 Prozent kleiner als das<br />

langjährige Mittel von 21’300 hl. Im 2011 konnten<br />

um 13 Prozent mehr Trauben geerntet werden<br />

als im Vorjahr. Die Qualität lässt überhaupt<br />

keine Wünsche offen. Mit einem kantonalen<br />

Durchschnitt von 103°Oe beim Blauburgunder<br />

und 84°Oe<br />

beim Riesling-Silvaner drängt sich ein Vergleich<br />

mit dem legendären Jahrgang 2003 auf.<br />

Allerdings ist dieses Jahr die Menge um 15%<br />

grösser, und das heuer eingebrachte Taubengut<br />

macht einen physiologisch reiferen Eindruck als<br />

2003. Die Jungweine präsentieren sich denn<br />

auch sehr gehaltvoll und extraktreich.<br />

Luzern<br />

Der Luzerner Wein mit Jahrgang 2011 verspricht<br />

vorzüglich zu werden. Hervorragende<br />

klimatische Bedingungen mit einem warmen<br />

Frühjahr, einem wüchsigen Sommer und einem<br />

trockenen Herbst führten zu einer Rekordernte.<br />

Die gemessenen Zuckergehalte waren nur im<br />

Traumjahr 2003 noch leicht höher. Dies geht aus<br />

der amtlichen Weinlesekontrolle hervor, die von<br />

der Dienststelle Landwirtschaft und Wald vorgenommen<br />

worden ist.<br />

Die gelesene Menge von 295 Tonnen (Vorjahr<br />

240 Tonnen) bedeutet Rekord: Die Steigerung<br />

um über 20 Prozent ist nebst dem idealen<br />

Wetter auf die stets wachsenden Rebbauflächen<br />

zurückzuführen. Die Erntemenge entspricht rund<br />

300’000 Flaschen Wein - und damit nicht ganz<br />

einer Flasche pro Einwohner im Kanton Luzern.<br />

Blick über die Reben von Auenstein (AG)<br />

in Richtung Aaretal.<br />

7


8<br />

Schwyz<br />

Die Wärme war das ganze Jahr über<strong>du</strong>rchschnittlich<br />

hoch. Trockenes und feuchtes Wetter<br />

ergänzten sich optimal. Die Reben verdankten<br />

es mit einem prächtigen Wachstum, grosser<br />

Menge Trauben von hervorragender Qualität.<br />

Ein allseits hervorragen<strong>des</strong> Jahr wäre es geworden,<br />

wenn nicht der fürchterliche Hagelschlag<br />

vom 7. Juli fast die gesamte Ernte in den<br />

Höfen vernichtet hätte. Im restlichen Schwyzer<br />

Anbaugebiet <strong>du</strong>rften die Winzer gute Mengen<br />

von hervorragender Qualität einbringen.<br />

Aufgrund <strong>des</strong> Ertragsausfalls in den Reben<br />

am linken Zürichseeufer wurde die kleinste<br />

Ernte seit 1994 eingekellert. Die insgesamt geernteten<br />

Traubenmengen sind um ein Drittel geringer<br />

als im ertragsarmen Vorjahr und liegen<br />

um 39% unter dem Zehnjahres<strong>du</strong>rchschnitt. –<br />

Tröstlich ist die Qualität <strong>des</strong> «Rests». Der<br />

Zuckergehalt der Riesling-Silvaner-Trauben erreichte<br />

sehr gute 78 Grad Oechsle. Der Blauburgunder<br />

wog im Mittel 92 Grad Oechsle und<br />

ist damit bei den besten Jahrgängen (2000,<br />

2006 und 2007). Man darf aromatische, fruchtiger<br />

Weine <strong>des</strong> Jahrgangs 2011 erwarten. An<br />

Leutschner wird es jedoch mangeln.<br />

Zürich<br />

Der Wümmet in den Zürcher Reben begann bereits<br />

in der letzten Augustwoche mit der<br />

frühreifen Sorte Solaris. Mitte September war<br />

der Grossteil <strong>des</strong> Riesling-Silvaners schon geerntet.<br />

Auch der Blauburgunder wurde schon in<br />

den Tagen um den Monatswechsel gelesen –<br />

so früh wie selten. Mitte Oktober war die Lese<br />

2011 praktisch zu Ende. Der letzte Posten - Syrah<br />

- trug das Lesedatum 14. November.<br />

Die Qualität der geernteten Trauben darf<br />

als hervorragend eingestuft werden. Die lange<br />

Vegetationsperiode, das der Rebe zuträgliche<br />

Wetter, das weitgehend gesunde Laubwerk und<br />

die herrlichen Wochen im Herbst trugen entscheidend<br />

dazu bei. Der Riesling-Silvaner erreichte<br />

81.8° - nur gerade 2003 lag das Mostgewicht<br />

höher. Der Blauburgunder schloss ab<br />

mit 96.6 °Oe und liegt damit mit an der Spitze<br />

der letzten Dekade. Der Räuschling, die<br />

flächenmässig drittwichtigste Zürcher Spezialität,<br />

erreichte hohe 79.7 °Oe.<br />

Dossier<br />

Vom Zürcher Jahrgang 2011 wurden 4,8 Mio. kg<br />

(oder 787 Gramm pro m2 Rebfläche) geerntet,<br />

17% mehr als im 2010 und 7% mehr als im<br />

zehnjährigen Mittel. Aus der Ernte 2011 werden<br />

36’000hl Wein gekeltert; das ergibt 2,8 Liter pro<br />

ZürcherIn.<br />

Schaffhausen<br />

Das Schaffhauser Rebjahr war geprägt <strong>du</strong>rch die<br />

ausserordentliche Frühjahrstrockenheit und drei<br />

heftige Hagelschauer, welche praktisch den<br />

ganzen Kanton in Mitleidenschaft gezogen haben.<br />

Der Herbst präsentierte sich jedoch von seiner<br />

allerbesten Seite und brachte Spitzenqualitäten<br />

vor die Kellertüren. Die Hauptsorte<br />

Blauburgunder erreichte hervorragende 99.9°Oe.<br />

Der Riesling-Silvaner erzielte ebenfalls ein hohes<br />

mittleres Mostgewicht von 82.5°Oe.<br />

Die Gesamternte ist mit 3,28 Millionen Kilo<br />

Trauben oder 26’211 Hektoliter Wein um 14%<br />

deutlich geringer ausgefallen als diejenige <strong>des</strong><br />

Vorjahres.<br />

Thurgau<br />

Hervorragende Witterungsverhältnisse, über<strong>du</strong>rchschnittliche<br />

Temperaturen, Niederschläge<br />

zur richtigen Zeit und ausgezeichnete Erntebedingungen<br />

prägen den Spitzenjahrgang 2011. In<br />

den Thurguer Reben wurde unter idealen Ver-<br />

Naturschauspiel über den Reben von Hallau. (Bild Romü)<br />

hältnissen eine «Bilderbuchernte» eingekellert,<br />

wie der zuständige Rebbaukommissär mitteilt.<br />

Mengenmässig und qualitativ liegt sie deutlich<br />

über dem langjährigen Mittel. Die Mostzuckergewichte<br />

erreichen beinahe die Werte <strong>des</strong> Rekordjahrgangs<br />

2003. An Blauburgunder wurden<br />

um 14% und an Müller-Thurgau um 17% grössere<br />

Mengen eingekellert als im 10-jährigen<br />

Mittel. Die Oechslegrade liegen beim Blauburgunder<br />

mit 96°Oe um 6 Grad und beim Müller-<br />

Thurgau mit 80°Oe um 4 Grad über dem 10jährigen<br />

Mittel. Die gesamte Traubenmenge<br />

2011 übertrifft mit 2’140 Tonnen deutlich jene<br />

der Vorjahresernte.<br />

St. Gallen<br />

Die Weinernte 2011 ist im Kanton St. Gallen<br />

hervorragend ausgefallen. Der ungewöhnlich<br />

warme Frühling hat zu einem sehr frühen Blühet<br />

und einem grossen Vegetationsvorsprung geführt.<br />

Der goldene Spätsommer und der wunderschöne<br />

Herbst haben eine sehr hohe Qualität<br />

und eine leicht über<strong>du</strong>rchschnittliche Erntemenge<br />

gebracht. Die Sorte Blauburgunder erreichte<br />

stolze 98° Oechsle. Die weisse Hauptsorte,<br />

der Müller-Thurgau (Riesling-Silvaner)<br />

erzielte eine Mittelgradation von sehr guten 79°<br />

Oechsle. An Müller-Thurgau wurden 1’567 Hektoliter<br />

eingekellert. Im Durchschnitt sind pro<br />

Quadratmeter 751 Gramm Trauben gelesen worden.<br />

Der diesjährige Ertrag liegt damit leicht<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


über dem zehnjährigen Durchschnitt von rund<br />

1’500 Hektolitern. An Blauburgunder konnten<br />

888’887 Kilogramm oder 641 Gramm pro Quadratmeter<br />

gelesen werden. Aus dieser Traubenmenge<br />

resultieren 6’667 Hektoliter Wein.<br />

Auch diese Menge liegt leicht über dem<br />

langjährigen Durchschnitt von 6’600 Hektolitern.<br />

Graubünden<br />

Menge über<strong>du</strong>rchschnittlich, Qualität hervorragend,<br />

so könnte im Telegrammstil die Ernte 2011<br />

am Bündner Rhein charakterisiert werden. Der Ertrag<br />

lag ins gesamt 7 Prozent über dem zehnjährigen<br />

Mittel. Bei den Rot wei nen waren es 3% mehr,<br />

bei den Weissweinen 22%. Eingekellert wurden<br />

18’693 hl Rot- und 5’293 hl Weiss wein, insgesamt<br />

23’986 hl. Das ergibt 3,2 Millionen Weinflaschen<br />

mit einem Inhalt von 7,5 dl, 17 Flaschen pro Bündner<br />

Einwohner. Die Durchschnittserträge betrugen<br />

beim Riesling-Silvaner 1’019 Gramm pro m2 und<br />

beim Blauburgunder 733 Gramm.<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Dossier<br />

Der Riesling-Silvaner er reichte einen Durchschnitt<br />

von 82 Grad Öchsle. Der Blau burgunder<br />

Bilancio dell’Interprofessione della Vite e del Vino Ticinese<br />

Ticino: grande soddisfazione per un’eccellente vendemmia 2011<br />

Ottima qualità delle uve, <strong>vin</strong>i dalla grandi potenzialità e quantitativi di poco superiori alla<br />

media decennale. È il ritratto della vendemmia 2011, che si è chiusa con grande soddisfazione<br />

per viticoltori e <strong>vin</strong>ificatori. – Segue un estratto del comunicato dell’Interprofessione della<br />

Vite e del Vino Ticinese:<br />

Complici anche i mutamenti climatici ecco in Ticino ancora una vendemmia da incorniciare, che<br />

rende felici tutti gli attori della filiera viti<strong>vin</strong>icola cantonale. Infatti, non si può che definire particolarmente<br />

positiva la chiusura dell’anno viticolo appena trascorso. L’eccellente lavoro degli oltre<br />

3’300 viticoltori attivi nel Cantone di Ticino, ha permesso di ottenere un raccolto di assoluto valore<br />

qualitativo, per nulla influenzato dalle bizze meteorologiche di fine primavera e inizio estate. Un<br />

raccolto che ha di poco superato la media decennale (per le uve Merlot +1,5%) che purtroppo non<br />

consentirà di riequilibrare le scorte di <strong>vin</strong>o ticinese rispetto alla richiesta del mercato.<br />

Bianchi fruttati – rossi con grandi potenzialità<br />

I <strong>vin</strong>ificatori dal canto loro hanno potuto pro<strong>du</strong>rre dei <strong>vin</strong>i di assoluto valore. I bianchi, alcuni dei<br />

quali già in commercio, sono particolarmente fruttati e di grande equilibrio. I rossi, dal canto loro,<br />

hanno grandi potenzialità: colore particolarmente intenso, profumi molto fruttati, strutture di<br />

grande complessità e di notevole eleganza.<br />

Pronto a continuare la sfida per rimanere ai vertici<br />

Il positivo andamento dei mercati sta premiando i notevoli sforzi intrapresi da tutta la filiera pro<strong>du</strong>ttiva<br />

cantonale. Il reddito generato permetterà inoltre di poter effettuare i necessari investimenti<br />

volti a fronteggiare una concorrenza sempre agguerrita e favorita per quanto concerne l’importazione<br />

da un tasso di cambio decisamente penalizzante per la pro<strong>du</strong>zione locale. Gli eccellenti risultati<br />

ottenuti dai <strong>vin</strong>i ticinesi al «Mondial <strong>du</strong> Merlot» sono particolarmente rassicuranti e lascano<br />

ben sperare: il Ticino viti<strong>vin</strong>icolo è pronto a continuare la sfida per rimanere ai vertici.<br />

Weinlese in den Bündner Reben. Menge und Qualität hervorragend. (Aufnahme: Hans Jüstrich)<br />

brachte es mit einem Zuckergehalt von 99°Oe<br />

auf einen optimalen Wert. Die Zuckergehalte bei<br />

den Spezialitäten waren ebenfalls sehr erfreulich:<br />

Chardonnay 93°Oe, Completer 103, Grauburgunder<br />

99, Mer lot 93 und Syrah 91 Grad.<br />

Tessin: ein Merlot<br />

von hervorragender Qualität<br />

Mengenmässig liegt der Ertrag der Ernte 2011<br />

im Tessin leicht über dem langjährigen Mittel.<br />

Im Gegensatz zu 2010 wurden im Sottoceneri<br />

leicht höhere Werte registriert als im Sopraceneri.<br />

An Merlot-Trauben wurde um 1,5% mehr<br />

eingekellert als im 2010, wobei man grössere<br />

regionale Unterschiede registrierte. So wurden<br />

im Mendrisiotto, im Luganese und im Bleniotal<br />

etwas kleinere Ernten als im langjährigen Mittel<br />

eingebracht. Anderseits übertrafen die Ernten<br />

im Locarnese, in der Region Riviera sowie<br />

in der Leventina quantitativ den zehnjährigen<br />

Durchschnitt.<br />

Was die Qualität betrifft, zeigen sich Winzer<br />

und Einkellerer sehr zufrieden. Sie sprechen<br />

von einem Jahrgang mit grossem Potenzial.<br />

Das <strong>du</strong>rchschnittliche Mostzuckergewicht liegt<br />

nahe bei den sehr guten Werten <strong>des</strong> Vorjahres.<br />

– Der Wert der gesamten Tessiner Weinernte<br />

2011 wird mit 27 Millionen Franken beziffert.<br />

Dies entspricht einer Steigerung um 4 Prozent<br />

im Vergleich mit dem Zehnjahresmittel.<br />

9


Bilan <strong>des</strong> vendanges suisses 2011<br />

Avec un total de 112 millions de litres,<br />

la récolte <strong>des</strong> vendanges 2011 peut être<br />

jugée quantitativement généreuse. On<br />

a encavé le volume le plus important<br />

<strong>des</strong> dernières cinq années. Le rendement<br />

est de 9% supérieur à celui de la<br />

récolte précédente. La qualité <strong>des</strong> raisins<br />

était étonnament élevée après l’été<br />

qui n‘a pas mérité son nom. L’automne<br />

avec <strong>des</strong> conditions météréologiques<br />

idéales a sauvé le millésime 2011.<br />

Toutes les régions ont contribué à ce<br />

résultat, le vignoble de la Suisse romande<br />

avec une récolte de 900’000 hl,<br />

la Suisse alémanique avec 164’000 hl<br />

et le Tessin avec 58’000 hl. – Par ce qui<br />

suit un bilan <strong>des</strong> vendanges dans les<br />

cantons viticoles les plus importants.<br />

10<br />

Dossier<br />

Qualité extraordinaire<br />

– quantité généreuse<br />

par Othmar Stäheli<br />

Valais:<br />

un millésime exubéran<br />

En Valais, on a encavé en 2011 un total de vendanges<br />

de 43,3 millions de litres, dont 17,34<br />

millions de litres de blancs et 25,95 millions de<br />

litres de rouges. Elle se situe à 5,3% au-<strong>des</strong>sus<br />

de la moyenne décennale de 41,1 millions de litres.<br />

La récolte est d’une très belle qualité. La<br />

teneur en sucre mesurée dans le moût de raisin<br />

se montait à 81,1°Oe pour le chasselas, valeur<br />

largement au-<strong>des</strong>sus de la moyenne de ces dix<br />

dernières années. Pour les autres principaux<br />

cépages <strong>du</strong> vignoble valaisan, les degrés se si-<br />

tuaient dans la moyenne décennale. Les blancs<br />

sont très expressifs, les rouges surprennent par<br />

<strong>des</strong> bouquets intenses de fruits noirs et d’épices<br />

chau<strong>des</strong>: <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s rouges de caractère.Les<br />

blancs sont très expressifs avec <strong>des</strong> notes de<br />

fruits mûrs intenses, <strong>des</strong> arômes floraux fectuée<br />

à pleine maturité. La bouche se révèle<br />

charnue, ample, structurée avec une acidité bienvenue<br />

qui souligne les côtés fruités et floraux.<br />

Pour garder cette fraîcheur et cette vivacité,<br />

les blancs ont souvent été <strong>vin</strong>ifiés sans<br />

2ème fermentation, ce qui apporte de l’équilibre<br />

et de l’harmonie à l’ensemble. Certains de<br />

nos blancs ont <strong>des</strong> expressions aromatiques<br />

hors normes, notamment la Petite Ar<strong>vin</strong>e qui<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


est d’une typicité remarquable dans ce millésime.<br />

Les rouges nous surprennent par leur robe<br />

foncée, dense et profonde, par <strong>des</strong> bouquets intenses<br />

de fruits noirs et rouges, d’épices chau<strong>des</strong>,<br />

par une bouche chaleureuse, structurée<br />

avec <strong>des</strong> tanins massifs mais déjà soyeux et<br />

bien enrobés. On sent également un raisin bien<br />

mûr à la vendange. Des <strong>vin</strong>s rouges de caractère,<br />

d’une belle présence avec de la puissance<br />

mais tout en harmonie.<br />

Vaud: la récolte 2011 est synonyme<br />

de millésime de caractère<br />

Bénéficiant de conditions météorologiques exceptionnellement<br />

favorables, la récolte 2011 se<br />

caractérise, selon le rapport de l’Office cantonal<br />

de la viticulture, par <strong>des</strong> volumes moyens et une<br />

qualité remarquable <strong>des</strong> raisins encavés, tant<br />

blancs que rouges. Au terme d’une année viticole<br />

extrêmement précoce et généreusement ensoleillée,<br />

les sondages de la vendange 2011 - d’un<br />

état sanitaire irréprochable - flirtent avec ceux<br />

<strong>des</strong> excellents millésimes de chasselas 1992 et<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Dossier<br />

Vaud: Diminution de la surface<br />

de chasselas et de gamay<br />

En matière d’encépagement et depuis 1993,<br />

année de référence, la surface de chasselas a<br />

diminué de 377.6 ha (-14 %) mais, avec<br />

2’326,5 ha, il reste de loin le cépage le plus<br />

répan<strong>du</strong> dans le canton, occupant 61% de la<br />

superficie totale <strong>du</strong> vignoble vaudois. Durant<br />

cette même période, le gamay a aussi reculé<br />

de 145 ha (-25,9 %), alors que le pinot noir,<br />

qui a gagné 74,4 ha jusqu’en 2008, a per<strong>du</strong><br />

11,3 ha depuis lors. Ces diminutions ont été<br />

principalement compensées par le gamaret,<br />

le garanoir, le merlot et les spécialités blanches,<br />

le doral notamment.<br />

2000, de pinot noir 2003 et de gamay 2005. – En<br />

termes de volumes, la récolte vaudoise s’élève à<br />

30.6 millions de litres de <strong>vin</strong> clair, soit 21.6 de<br />

blancs et 9 de rouges, essentiellement de classe<br />

1 (Premier grand cru, Grand cru et AOC), quantités<br />

comparables à celles <strong>des</strong> années 1997 et<br />

2007. En dépit <strong>du</strong> contexte d’un franc fort et<br />

d’une vive concurrence, ce millésime devrait trouver<br />

une place de choix sur le marché.<br />

SCHWEIZER WEINERNTEN SEIT 2006 IN HL (2011 PROVISORISCHE RESULTATE)<br />

VENDANGES SUISSES DÈS 2006 EN HL (2011 RÉSULTATS PROVISOIRES<br />

Kantone 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005<br />

ZH 37’600 31’813 36’823 37’533 33’636 27’500 32’733<br />

BE 16’800 13’625 16’979 15’566 13’566 13’611 14’779<br />

LU 2’360 1’922 2’074 2’128 1’422 1’522 1’535<br />

UR/OW/NW 150 134 150 121 32 48 34<br />

SZ 1’050 1’478 2’710 2’451 1’751 1’684 2’109<br />

GL 70 64 117 90 90 86 113<br />

ZG 40 38 146 109 123 113 97<br />

SO/BL/BS 8’512 6’701 7’392 7’439 6’534 5’386 5’666<br />

SH 26’211 30’452 30’750 33’829 28’131 26’084 28’069<br />

AR/AI 160 148 123 181 225 198 208<br />

SG 9’500 7’347 10’608 11’168 9’665 8’649 10’140<br />

GR 23’986 23’392 25’400 25’739 24’055 19’645 24’575<br />

AG 21’000 18’540 23’490 24’497 18’213 16’701 20’166<br />

TG 17’120 14’138 12’835 17’739 14’084 12’888 13’947<br />

DCH 164’359 149’191 153’749 164’150 138’956 121’377 140’413<br />

Ticino 58’000 53’292 58’987 42’433 50’679 58’659 54’075<br />

FR 9’000 8’024 9’067 8’555 7’394 7’811 7’714<br />

VD 306’000 286’548 290’501 293’781 307’571 271’815 282’772<br />

VS 434’000 394’156 452’806 412’582 394’519 411’856 380’428<br />

NE 33’290 31’126 36’670 36’905 30’902 32’642 32’949<br />

GE 115’000 102’968 94’099 100’252 96’667 92’409 87’692<br />

JU 400 377 556 472 411 243 171<br />

Romandie 897’690 823’199 889’768 852’547 837’464 816’776 791’726<br />

Total 1’120’240 1’026’915 1’113’543 1’074’468 1’040’431 1’011’122 1’001’403<br />

Genève:<br />

un nouveau millésime prometteur<br />

Depuis plusieurs années le vignoble genevois<br />

bénéficie de magnifiques conditions climatiques,<br />

propices à une évolution positive de la qualité et<br />

de la notoriété <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s de Genève. L’année viticole<br />

et les vendanges 2011 se sont réalisées<br />

dans <strong>des</strong> conditions optimales et ont à nouveau<br />

permis l’obtention d’un très bon millésime.<br />

Il s’agit donc à nouveau d’un millésime prometteur;<br />

les <strong>vin</strong>s, bien que très riches et chaleureux,<br />

sont équilibrés. Les blancs sont expressifs,<br />

structurés et soutenus par une bonne<br />

acidité, renforcée parfois grâce à <strong>des</strong> fermentations<br />

malolactiques qui n’ont pas été réalisées.<br />

Les rouges expriment magnifiquement la parfaite<br />

maturation <strong>des</strong> raisins, ils sont concentrés<br />

avec une belle richesse en tanins soyeux.<br />

Neuchâtel: Jamais deux sans trois!<br />

Après les deux exceptionnels millésimes 2009<br />

et 2010, voici à nouveau un millésime grandiose.<br />

Dans le canton de Neuchâtel, les vignerons<br />

ont encavé une récolte d’une maturité<br />

superbe. Le degré moyen <strong>du</strong> Pinot noir se situe<br />

à 97.1°Oe pour un rendement moyen relativement<br />

mo<strong>des</strong>te de 630 gr/m2. Le Chasselas affi-<br />

Neuchâtel: Progression<br />

continue <strong>des</strong> cépages rouges<br />

Le vignoble neuchâtelois compte 597 hectares,<br />

soit 1 hectare de plus qu’en 2010 grâce à de<br />

nouvelles plantations. Malgré cette timide<br />

augmentation, l’urbanisation continue à grignoter<br />

le vignoble dans les zones périurbaines.<br />

Les cépages rouges représentent 56.8% de la<br />

surface viticole neuchâteloise et le Pinot noir<br />

enregistre toujours la plus forte évolution<br />

avec 2.8 hectares en plus (306,9 hectares).–<br />

L’évolution <strong>des</strong> cépages non AOC reste importante,<br />

pour les cépages rouges principalement.<br />

Leur surface est à présent de 15 hectares,<br />

soit 2.5 % de la surface totale.<br />

Cette inexorable avancée <strong>des</strong> cépages rouges<br />

continue à se faire au détriment <strong>du</strong> Chasselas<br />

qui, cette année, passe sous la barre symbolique<br />

<strong>des</strong> 200 hectares. Il couvre désormais 194<br />

hectares.<br />

11


che quant à lui un degré moyen de 74.7°Oe<br />

pour 883 gr/m2 de rendement.<br />

Berne:<br />

15’000 hl au bord <strong>du</strong> Lac de Bienne<br />

Dans les vignobles <strong>du</strong> canton de Berne on a encavé<br />

une récolte totale de 2,1 millions de kg de<br />

raisins d’une très bonne qualité. Plus de 93%<br />

<strong>des</strong> vendanges bernoises, 1,86 millions de kg –<br />

dont (encore) 800’000 kg de Chasselas – proviennent<br />

<strong>des</strong> vignes <strong>du</strong> Lac de Bienne et<br />

145’000 kg <strong>des</strong> vignes <strong>du</strong> Lac de Thoune.<br />

12<br />

Suisse orientale:<br />

une récolte généreuse avec<br />

quelques exceptions<br />

Dans la plupart <strong>des</strong> régions de la Suisse alémanique<br />

on bénéficié de conditions météorologiques<br />

favorablesa et encavé <strong>des</strong> vendanges non<br />

seulement qualitativement généreuses mais en<br />

général au-<strong>des</strong>sus de la moyenne décennale.<br />

Les vignerons zurichois et lucernois ont récolté<br />

même <strong>des</strong> volumes records. – Ce sont les rendements<br />

quantitativement mo<strong>des</strong>tes encavés-<br />

Dossier<br />

<strong>des</strong> cantons de Schaffhouse et Schwyz qui contrastent<br />

avec la situation généralement très positive.<br />

Les vendanges dans le vignoble suisse le<br />

plus septentrional sont ré<strong>du</strong>ites par trois chutes<br />

de grêle particulièrement fortes dans le Klettgau.<br />

L’automne superbe a «corrigé» pour le<br />

moins le résultat qualitativement. On a finalement<br />

encavé <strong>des</strong> raisins d’une maturité extraordinaire:<br />

le pinot noir, le cépage principal, avec<br />

une moyenne de 99.9°Oe, le Riesling-Silvaner<br />

avec 82.5°Oe! Le volume total de 26’211 hl est<br />

plus faible de 14% que ce de la récolte 2010.<br />

Dans le canton de Schwyz, le développement<br />

idéal de la vigne jusqu’au début <strong>du</strong> mois<br />

de juillet a nourri l’optimisme. La chute de grêle<br />

<strong>du</strong> 7 juillet dans le district de Höfe a ré<strong>du</strong>it à<br />

néant les promesses. C’est au bord gauche <strong>du</strong><br />

Lac de Zurich où presque toutes les vignes<br />

schwyzoises ont été totalement détruites. Dans<br />

les autres districts on a encavé <strong>des</strong> vendanges<br />

qualitativement ainsi que quantitativement<br />

réjouissant.<br />

Bien de raisons d’être contents avaient les<br />

vignerons dans les cantons de Thurgovie, de<br />

Saint-Gall et <strong>des</strong> Grisons. Au bord <strong>du</strong> Lac de<br />

Constance on a encavé qualitativement ainsi<br />

que quantitativement une <strong>des</strong> les meilleures récoltes<br />

<strong>des</strong> dernières années.<br />

Dans les vignobles le long <strong>du</strong> Rhin entre Reichenau<br />

et le Lac de Constance, on a encavé <strong>des</strong><br />

qualités ainsi que <strong>des</strong> volumes au <strong>des</strong>sus de la<br />

moyenne décennale (bien haute). Dans le canton<br />

de Saint-Gall, le pinot noir a atteint une moyenne<br />

de 98°Oe, dans les Grisons même 99°Oe.<br />

Tessin:<br />

Qualité et quantité au <strong>des</strong>sus<br />

de la moyenne<br />

Dans les vignes de la Suisse italienne les 3’300<br />

vigneronnes et vignerons ont vendangé un Merlot<br />

d’une qualité exceptionnelle. Du fait que la<br />

teneur en sucre mesurée dans le moût de raisin<br />

est proche de celle de l’année passée exceptionnelle,<br />

le potentiel <strong>du</strong> millésime est jugé<br />

très positif.<br />

Concernant le volume de la récolte 2011 on<br />

remarque <strong>des</strong> différences régionales intéressantes.<br />

C’est dans le Mendrisiotto, le Luganese<br />

et la Vallée de Blenio qu’on a encavé <strong>des</strong> rendements<br />

au <strong>des</strong>sous de la moyenne, tandis que<br />

dans le Locarnese, la région de Riviéra et dans<br />

la Leventina les récoltes étaient quantitativement<br />

au <strong>des</strong>sus de la moyenne.<br />

Vendanges superbes dans le canton <strong>des</strong> Grisons.<br />

(photo: Hans Jüstrich)<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Der Brief <strong>des</strong> Zentralpräsidenten<br />

Tony Stampfli<br />

Ein Jahreswechsel ist immer eine<br />

Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Für<br />

uns Weinfreundinnen und Weinfreunde<br />

war der «Jahrgang» 2011<br />

geprägt <strong>du</strong>rch einige markante Ereignsse.<br />

An erster Stelle möchte<br />

ich die bestens gelungene 6. Auflage<br />

unserer «Coupe <strong>ANAV</strong>», dann<br />

die Delegiertenversammlung von<br />

Solothurn und die Präsidentenkonferenz<br />

von Airolo. Nach der Zustimmung<br />

der Delegierten zum Antrag,<br />

die Verantwortung und Kompetenz<br />

für einige wichtige Entscheide über<br />

die finanzielle Zukunft unserer Vereinigung<br />

an die Präsidentenkonferenz<br />

zu übertragen, hat diese Beschlüsse<br />

von grosser Tragweite<br />

gefasst. Namentlich hat sie die<br />

Grundlage dafür geschaffen, dass<br />

mittelfristig die Zukunft unserer<br />

wunderschönen Zeitschrift, <strong>des</strong><br />

«Ami <strong>du</strong> Vin», gesichert ist. Damit<br />

haben die Präsidenten zugleich deren<br />

grosse Bedeutung für den Zusammenhalt<br />

der Regionen wie<br />

auch aller Weinfreundinnen und<br />

Weinfreunde unterstrichen. Für Euren<br />

Präsidenten ist diese ein guter<br />

Grund zur Zufriedenheit über das<br />

vergangene Jahr. Ein weiterer ist<br />

sicher die grossartige Weinlese<br />

2011, die uns einen Jahrgang von<br />

hervorragender Qualität bescherte.<br />

Diese Genugtuung soll mich<br />

nicht davon abhalten, auch das<br />

Negative zur Sprache zu bringen,<br />

das leider direkt die Winzerinnen<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

und Winzer unseres Lan<strong>des</strong> betrifft.<br />

Es betrifft die Entwicklung<br />

am Weinmarkt. Dieser befindet<br />

sich zurzeit in einer eher misslichen,<br />

ja schwierigen Lage. Dies<br />

ist umso bedauerlicher, als unsere<br />

Weine Jahr für Jahr an <strong>nationale</strong>n<br />

und inter<strong>nationale</strong>n Wettbewerben<br />

höchste Auszeichnungen holen.<br />

Den Erfolgen unserer Schweizer<br />

Weine steht auf dem Markt<br />

ein zunehmend agressiver auftreten<strong>des</strong><br />

Sortiment von ausländischen<br />

Weinen, vor allem von<br />

Weissweinen gegenüber. Nicht<br />

deren Qualität möchte ich kritisieren,<br />

sondern den Preis, zu dem sie<br />

– dank <strong>des</strong> hohen Frankenkurses –<br />

angeboten werden. Wir müssen<br />

uns dabei die Frage stellen, was<br />

der ausländische Winzer dabei<br />

noch verdienen kann.<br />

Auch wenn es zu unserer Philosophie<br />

gehört, dass wir die<br />

Weine aus allen Ländern schätzen<br />

und würdigen, möchte ich Sie für<br />

einmal bitten, den Gewächsen aus<br />

unseren einheimischen Rebbergen<br />

den Vorzug zu geben. Sagen Sie<br />

dies laut und deutlich allen, welche<br />

den edlen Rebensaft lieben.<br />

Und ich möchte in diesem Zusammenhang<br />

an das erinnern, was<br />

Hugh Johnson sagte: «Gegenüber<br />

unseren Vorfahren haben die Pro<strong>du</strong>zenten<br />

heute den Vorteil, die<br />

Sorten und die Geschmacksnoten<br />

der Weine gut zu kennen. Es ist<br />

darum gut, wenn auch die Weinfreunde<br />

ihre Fähigkeit, Weine zu<br />

degustieren und zu beurteilen,<br />

ständig verbessern und ihre Kenntnisse<br />

im Kreise ihrer Kollegen<br />

beim Vergleich verschiedener Gewächse<br />

weitergeben.» Dies entspricht<br />

voll und ganz den Zielen<br />

und der Philosophie unserer Vereinigung.<br />

Also, lassen wir doch alle<br />

unsere Freunde und Bekannte teilhaben<br />

an unserem Weinwissen<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

und unseren Wein-Erlebnissen.<br />

Und zeigen wir ihnen doch, dass<br />

sich die Weine aus unseren heimischen<br />

Rebbergen in keiner Weise<br />

verstecken müssen vor den Gewächsen<br />

aus dem Rest der Welt.<br />

Dieser Apell möge Euch im<br />

2012 leiten! Gleichzeitig möchte<br />

ich Sie darauf aufmerksam machen,<br />

den 25. August für unseren<br />

L’année s’est achevée et pour chacun<br />

c’est l’occasion de tirer le bilan.<br />

Pour nous les Amis <strong>du</strong> Vin, ce<br />

millésime restera gravé par quelques<br />

faits marquants. En premier<br />

lieu je citerai la parfaite réussite<br />

de notre Coupe <strong>ANAV</strong> pour sa<br />

6ème édition et, en deuxième lieu,<br />

outre notre belle assemblée <strong>des</strong><br />

délégués à Soleure, notre Conférence<br />

<strong>des</strong> Présidents à Airolo.<br />

Oui, après l’aval de nos délégués<br />

pour confier la responsabilité <strong>des</strong><br />

importantes décisions à prendre<br />

sur l’avenir financier de l’<strong>ANAV</strong>, la<br />

sagesse <strong>des</strong> Présidents nous a<br />

permis de mettre sous toit d’importantes<br />

décisions pour assurer,<br />

notamment, l’avenir à moyen<br />

terme de notre superbe revue<br />

«L’Ami <strong>du</strong> Vin» et ce dans le respect<br />

de la cohésion entre toutes<br />

diesjährigen Kongress in Schaffhausen<br />

zu reservieren, der ein grossartiger<br />

Weinfreunde-Event werden<br />

wird.<br />

Auf dass das neue Jahr für<br />

alle erfolgreich werde! Allen<br />

Weinfreundinnen und Weinfreunden<br />

wünsche ich im 2012 Gesundheit<br />

und Glück!<br />

Tony Stampfli<br />

Le Billet <strong>du</strong> Président central<br />

les régions de notre pays comme<br />

entre tous les Amies et Amis <strong>du</strong><br />

Vin. C’est donc un Président satisfait<br />

qui s’exprime en cette fin<br />

d’année qui a également été marquée<br />

par de magnifiques vendanges<br />

laissant augurer un millésime<br />

2011 de la plus haute qualité.<br />

Face à cette satisfaction, je<br />

ne peux m’empêcher de soulever<br />

une note négative qui malheureusement<br />

touche directement les<br />

vignerons et vigneronnes de notre<br />

pays. En effet, le marché <strong>du</strong> <strong>vin</strong><br />

est actuellement dans une situation<br />

<strong>des</strong> plus morose pour ne pas<br />

<strong>des</strong> plus difficile. Ceci est<br />

d’autant plus regrettable que nos<br />

<strong>vin</strong>s gagnent, année après année,<br />

<strong>des</strong> titres de noblesse dans<br />

maints concours internationaux.<br />

Le nombre de médailles d’or récol-<br />

Assemblée <strong>des</strong> délégués dans la salle <strong>du</strong> Grand Conseil à l’Hôtel de<br />

Ville de Soleure.<br />

13


tées à ces occasions ne cesse de<br />

croître. Mais, malheureusement,<br />

ces succès sont contrecarrés par<br />

<strong>des</strong> importations toujours plus<br />

massives de <strong>vin</strong>s étrangers, notamment<br />

blancs, dont je ne critiquerai<br />

pas leur qualité mais qui,<br />

de par la valeur totalement faussée<br />

<strong>du</strong> franc suisse par rapport à<br />

l’Euro, arrivent sur notre marché à<br />

<strong>des</strong> prix où force est de nous demander<br />

à quel salaire le vigneron<br />

de ces pays a-t-il encore droit?<br />

Aussi, chers Amies et Amis <strong>du</strong><br />

Vin, si notre philosophie est d’apprécier<br />

le <strong>vin</strong> de tous pays, osons<br />

donner une préférence aux <strong>vin</strong>s de<br />

nos vignobles en le disant haut et<br />

fort à celles et ceux qui apprécient<br />

cette noble boisson. Et comme le<br />

relevait Hugh Johnson: «Si <strong>du</strong> côté<br />

<strong>des</strong> pro<strong>du</strong>cteurs nous avons l’avantage,<br />

par rapport à nos ancêtres,<br />

de bien connaître les cépages<br />

et le goût <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s, ce serait bien<br />

que les amateurs apprennent eux<br />

aussi à mieux les goûter et à en<br />

parler en pratiquant l’exercice<br />

entre <strong>amis</strong> avec plusieurs bouteilles<br />

différentes». Ce propos sont en<br />

parfaite harmonie avec les objectifs<br />

et la philosophie de l’<strong>ANAV</strong>.<br />

Alors faisons les partager par toutes<br />

les personnes, amies ou connaissances,<br />

que nous cotoyons<br />

tout au long de l’année et clamant<br />

d’une seule voix que les <strong>vin</strong>s issus<br />

de nos coteaux n’ont rien à envier<br />

aux <strong>vin</strong>s <strong>du</strong> nouveau monde.<br />

C’est avec cette volonté que<br />

je vous invite à entrer dans<br />

l’année 2012 où, d’ores et déjà, je<br />

vous propose de réserver la date<br />

<strong>du</strong> 25 août pour notre Congrès à<br />

Schaffouse qui s’annonce sous les<br />

meilleurs auspices. Que 2012 soit<br />

riche en succès.<br />

A tous les Amies et Amis <strong>du</strong><br />

<strong>vin</strong> je vous adresse mes meilleurs<br />

voeux de santé et de bonheur<br />

pour la Nouvelle Année.<br />

Tony Stampfli<br />

La lettera del presidente centrale<br />

Concluso l’anno è per ciascuno il<br />

momento per farne il bilancio. Per<br />

noi, Amici del Vino, quest’annata<br />

rimarrà ricordata per alcuni fatti di<br />

rilievo. In primo luogo citerei la<br />

perfetta riuscita della nostra biennale<br />

Coppa <strong>ANAV</strong> giunta alla sua<br />

sesta edizione. Per secondo, oltre<br />

la bella Assemblea dei delegati a<br />

Soletta, la nostra Conferenza dei<br />

presidenti ad Airolo che dopo l’avallo<br />

dei delegati di affidare la responsabilità<br />

di importanti decisioni<br />

sul futuro finanziario dell’<strong>ANAV</strong><br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

alla saggezza dei presidenti ci ha<br />

permesso di prendere importanti<br />

decisioni per assicurare, a breve<br />

termine, il futuro della nostra superba<br />

rivista «Ami <strong>du</strong> Vin» nel rispetto<br />

della coesione tra tutte le regioni<br />

del Paese come pure tra tutti<br />

gli Amici del Vino. E’ quindi un Presidente<br />

soddisfatto che si esprime<br />

in questo fine anno pure contraddistinto<br />

da magnifiche vendemmie<br />

che lasciano presagire un’annata<br />

2011 di alta qualità.<br />

A fronte di questa soddisfazione,<br />

non posso impedirmi di sollevare<br />

una nota negativa che sfortunatamente<br />

tocca direttamente<br />

viticoltrici e viticoltori del nostro<br />

paese. In effetti, il mercato del<br />

<strong>vin</strong>o è attualmente in una situazione<br />

delle più morose, delle più<br />

difficili, tanto più che i nostri <strong>vin</strong>i<br />

di anno in anno guadagnano titoli<br />

ad ogni concorso internazionale.<br />

Il numero di medaglie d’oro<br />

raccolte non cessa di aumentare<br />

ma sfortunatamente a questi successi<br />

si contrappongono importazioni<br />

sempre più massicce di <strong>vin</strong>i<br />

esteri, segnatamente bianchi.<br />

Non critico la qualità ma i loro<br />

prezzi che a seguito del valore del<br />

franco rispetto l’euro arrivano sul<br />

nostro mercato a dei costi cui è<br />

legittimo chiedersi a quale salario<br />

i viticoltori di questi paesi hanno<br />

diritto?<br />

Così, cari Amiche e Amici del<br />

Vino, anche se la nostra filosofia è<br />

quella di apprettare il <strong>vin</strong>o di ogni<br />

paese, osiamo dare una preferenza<br />

ai <strong>vin</strong>i dei nostri vigneti dichiarandolo<br />

chiaro e forte a quanti<br />

apprezzano la nobile bevanda. E,<br />

come lo rileva Hugh Johnson: «Se<br />

da parte dei pro<strong>du</strong>ttori abbiamo il<br />

vantaggio, rispetto gli antenati, di<br />

ben conoscere i vitigni e il gusto<br />

dei <strong>vin</strong>i, sarebbe buona cosa che<br />

anche gli estimatori imparino a<br />

gustarli e a parlarne praticando<br />

l’esercizio tra amici con diverse<br />

differenti bottiglie».<br />

Questi propositi sono in perfetta<br />

armonia con gli obiettivi e la<br />

filosofia dell’<strong>ANAV</strong> quindi facciamoli<br />

condividere a tutti gli amici o<br />

conoscenti che frequentiamo<br />

proclamando all’unisono che i <strong>vin</strong>i<br />

prodotti sulle nostre terre non<br />

hanno nulla da invidiare ai <strong>vin</strong>i del<br />

nuovo mondo.<br />

E’ con questo <strong>des</strong>iderio che vi<br />

invito ad entrare nel 2012 nel<br />

quale, sin d’ora, vi propongo di riservare<br />

la data del 25 agosto per<br />

il nostro Congresso a Sciaffusa<br />

che già si preannuncia sotto i migliori<br />

auspici. Che il 2012 sia ricco<br />

di successi.<br />

A tutti, Amiche e Amici del<br />

Vino, indirizzo i migliori auguri di salute<br />

e di fortuna per l’Anno Nuovo.<br />

Tony Stampfli<br />

14 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Après le petit déjeuner à Bourg-<br />

St.Pierre, les amies et <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong><br />

ont démarré à burd <strong>du</strong> bus pour l’Italie.<br />

C’était à 10h40 que nous<br />

sommes arrivés à Alba, où les<br />

vendanges sont déjà commencées<br />

depuis plus d’une semaine.<br />

L’année est très bonne, septembre<br />

plein de chaleur, comme en août.<br />

Cantina Battaglio<br />

A la Cave Battaglio nous vivons un<br />

superbe accueil. Dans cette cave<br />

familiale ou jambon, saucisson,<br />

canapé, cake, olives etc accompagnent<br />

à merveille les <strong>vin</strong>s proposés.<br />

Le fils nous donne quelques<br />

explications. Chez Battaglio on<br />

pro<strong>du</strong>it 40’000 bouteilles par an.<br />

Ils mettent 2’000 bouteilles à<br />

l’heure, bouchons en liège pour les<br />

<strong>vin</strong>s de garde sinon en silicone.<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Haut-Lac<br />

Sortie <strong>du</strong> 17 au 18 septembre 2011<br />

Alba et Barolo<br />

Le 17 et 18 septembre 2011 un groupe remarquable de 82 membres de la section<br />

Haut-Lac a visité Alba et Barolo, les «métropoles» viti-<strong>vin</strong>icoles <strong>du</strong> Piémont,<br />

et y découvert beaucoup de délices oeno- gastronomiques. – Par ce qui<br />

suit le rapport concentré de Sandra Pot, secrétaire de la section Haut-Lac:<br />

Superbe accueil à la Cave Battaglio à Alba.<br />

Voilà la gamme <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s dégustés,<br />

deux blancs et quatre rouges:<br />

– Langhe Arneis 2010<br />

– Langhe Roero Arneis 2010<br />

– Barbera d’Alba «Ma<strong>du</strong>nina» 2008<br />

– Nebbiolo d’Alba «Valmaggiore»<br />

2008<br />

– Barbera d’Alba «Ma<strong>du</strong>nina» 2006<br />

– Vin rouge Barbaresco 2006<br />

A la suite de cette «ouverture»<br />

splendide nous nous sommes<br />

déléctés <strong>du</strong> repas au restaurant «A<br />

la Truffe Blanche». Par ce qui suit<br />

le superbe menu piémontais:<br />

– Antipasti: Croûte au fromage,<br />

polenta au four, poivrons farcis<br />

sauce tomate, tartare avec Rucola<br />

– Risotto au <strong>vin</strong> blanc Arneis<br />

– Tagliatelles au Truffes<br />

– Rôti au <strong>vin</strong> rouge, polenta, salade<br />

– Fromage<br />

– Déssert: Mousse Moscato et<br />

glace chocolat, Cafés et digestifs<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Accueil chaleureuxde «Voilà-Voilà» pour le président Jean-Maurice.<br />

Après le repas on avait le temps<br />

pour une visite de la ville d’Alba. Le<br />

repas <strong>du</strong> soir a atten<strong>du</strong> les membres<br />

à notre hôtel «I Castelli»: viande<br />

de bœuf crue, coupée au couteau;<br />

«Ravioli al Plin» farcis de<br />

légume et de viande au beurre et à<br />

la sauge; Longe de Porc avec <strong>du</strong> lait<br />

et <strong>des</strong> noix, légumes; Blanc bonnet.<br />

Les mets accompagnés d’un Arneis<br />

D.O.C Serragrilli-Neive et d’un Dolcetto<br />

d’Alba D.O.C. «Lodoli» Ca’del<br />

Baio- Treiso.<br />

La soirée est passée dans la<br />

bonne humeur et suivie d’un petit<br />

tour au bar de l’hôtel pour certains<br />

et d’une sortie en ville pour d’autres<br />

avant de se coucher.<br />

Cantina Terreda Vino<br />

Dimanche matin, après un accueil<br />

de «Voilà-Voilà» très chaleureux<br />

(voir photo) pour notre président<br />

Jean-Maurice, nous reprenons la<br />

route pour la suite de notre petit<br />

week-end en direction de Barolo<br />

et arrivons vers 10 heures à la<br />

cave Terreda Vino, une coopérative<br />

<strong>vin</strong>icole avec un magasin de<br />

pro<strong>du</strong>its <strong>du</strong> terroir.<br />

C’est la plus grande cave <strong>du</strong><br />

Barolo avec une pro<strong>du</strong>ction de<br />

cinq millions de bouteilles par an.<br />

Le <strong>vin</strong> y est élevée dans <strong>des</strong> cuves<br />

en chêne de 50 hectolitres et en<br />

barriques. La coopérative à 20 ans<br />

dont 15 ans à cette place, avant<br />

près de Turin.<br />

Nous avons dégusté un blanc<br />

et trois rouges: le Chardonnay Sauvignon<br />

2010 «Tradonne Sole», le<br />

Nebbiolo 2009 «Valdomo», le Barbera<br />

d’Asti 2009 superiore «La Luna<br />

ei falo» (une année élevé en barrique)<br />

et le Barolo «Paesi Tuoi» 2006.<br />

Après deux heures de visite<br />

on se rend au restaurant «Brezza»<br />

pour un nouveau apogée culinaire;<br />

- Saucisson farci de fromage frais<br />

- Poivrons farci de thon<br />

- Veau en Carpaccio avec huile<br />

d’olive<br />

- Risotto au Barolo<br />

- Tagliatelles aux tomates et sugo<br />

- Rôti de veau, pomme de terre<br />

- Lapin rôti aux herbes et carottes<br />

- Glace vanille et mousse moscato.<br />

Les mets sont accompagnés<br />

par un Roero Arneis 2010 et le<br />

Langhe Dolcetto 2010 «Trifulot». Le<br />

déjeuner est couronnée par une petite<br />

dégustation rapide dans la cave<br />

en <strong>des</strong>sous <strong>du</strong> restaurant et ensuite<br />

nous sommes forcés de partir Barolo<br />

pour notre retour à la maison.<br />

Bref: une ambiance comme toujours<br />

très agréable, un voyage parfait!<br />

A 20h 30 on est arrivé à<br />

Monthey. Il fait froid, on s’attendait<br />

pas à ça mais le débarquement<br />

<strong>des</strong> cartons de <strong>vin</strong>s rapportés<br />

<strong>du</strong> voyage nous réchauffe!<br />

15


Les membres étaient répartis par<br />

table selon affinité. La table n°1,<br />

occupée par <strong>des</strong> membres de la<br />

Vallée ainsi que d’un président<br />

d’honneur avec sa conjointe et un<br />

membre d’honneur. Les Combiers<br />

avaient pris avec eux un panier<br />

plein de spécialités. La table n° 2<br />

occupée par <strong>des</strong> couples se connaissant<br />

depuis de nombreuses<br />

années, a été séparée en deux car<br />

les dames voulaient faire leur fon<strong>du</strong>e<br />

et les messieurs la leur. La<br />

table n° 3, occupée également par<br />

trois couples aussi depuis longtemps<br />

aux <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong>. La table<br />

n° 4, occupée par l’épouse d’un<br />

membre <strong>du</strong> comité, d’un nouveau<br />

membre accompagné ainsi que<br />

d’un membre entré en 1968 accompagné<br />

de son amie. La table<br />

n° 5, occupée aussi par 5 membres<br />

fidèles et anciens. La table<br />

Vaud<br />

Au foyer <strong>des</strong> Ru<strong>vin</strong>es à Cully<br />

Concours de fon<strong>du</strong>e<br />

aux fromages<br />

Par cette soirée d’hiver <strong>du</strong> mardi 24 janvier 2012, au foyer <strong>des</strong> Ru<strong>vin</strong>es à Cully,<br />

la section vaudoise a mis sur pied un concours de fon<strong>du</strong>e aux fromages. 30<br />

membres étaient présents le 24 janvier 2012, au foyer <strong>des</strong> Ru<strong>vin</strong>es à Cully,<br />

ainsi que les membres <strong>du</strong> comité. – Gilberte Feusi-Pittet rapporte:<br />

Constant très attentif à la pesée <strong>du</strong> fromage.<br />

n° 6, occupée par les membres <strong>du</strong><br />

comité.<br />

Délectation et appréciation<br />

Après l’apéritif et les salutations<br />

d’usage, Constant explique le<br />

déroulement de la soirée. Chaque<br />

personne qui fera la fon<strong>du</strong>e viendra<br />

à la cuisine chercher le réchaud, le<br />

caquelon et les fromages désirés,<br />

puis elle trouvera sur la table <strong>vin</strong>,<br />

pain, ail, échalotes, poivre, kirsch,<br />

fécule etc... Quand les fon<strong>du</strong>es<br />

seront prêtes, les membres <strong>du</strong> comité<br />

iront se délecter dans chaque<br />

caquelon et donneront <strong>des</strong> notes<br />

sur divers critères.<br />

C’est alors que commença le<br />

travail dans une ambiance amicale<br />

et décontractée, voilà la table<br />

n°2 qui est prête, les membres<br />

<strong>du</strong> comité vont tremper leur morceau<br />

de pain dans le caquelon et<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

ainsi de suite à chaque table, cela<br />

n’est pas facile car il y a fon<strong>du</strong>e<br />

traditionnelle, fon<strong>du</strong>e à trois fromages,<br />

fon<strong>du</strong>e avec lard et raisin<br />

avec pain trempé dans l’absinthe,<br />

fon<strong>du</strong>e à l’ail très prononcé, fon<strong>du</strong>e<br />

à l’échalote et cognac etc.…<br />

Le chasselas était à l’honneur<br />

Bien sur n’oublions pas de le dire<br />

qu’avec ce met le chasselas était<br />

à l’honneur, nous avons dégusté<br />

pour l’apéritif un chasselas de<br />

Bonvillars, puis un chasselas de<br />

Vufflens-le-Château de la maison<br />

Bolle & Cie SA, et pour finir la<br />

Am 28. Oktober 2011 fanden sich<br />

über 30 Mitglieder der <strong>ANAV</strong>-Sektion<br />

Biel und Umgebung im Restaurant<br />

Bahnhof Brügg ein, um sich<br />

Biel und Umgebung<br />

soirée un chasselas de Villette de<br />

notre ami Pascal Dance. Puis fût<br />

servit le <strong>des</strong>sert salade d’ananas<br />

avec biscuits et bien sur le café.<br />

Il est environ 22h30 quand petit<br />

à petit les gens s’en vont rejoindre<br />

leur chez soi, heureux,<br />

content de cette soirée amicales.<br />

Mais il faut laver tous ces caquelons,<br />

alors avec les membres <strong>du</strong><br />

comité deux dames se mettent à<br />

la tâche, pendant que le reste se<br />

nettoie dans les machines à laver.<br />

– Voilà notre première manifestation<br />

passée avec succès pour<br />

l’année 2012.<br />

Degustation im Restaurant Bahnhof Brügg<br />

«Unbekanntes Frankreich»<br />

Frankreich ist wohl das bekannteste Weinland der Erde. Vor allem mit Bordeaux,<br />

Burgund, Beaujolais, Elsass und Côtes <strong>du</strong> Rhône hat es sich einen Namen<br />

geschaffen. Daneben gibt es aber noch viele nicht so bekannte Gebiete,<br />

welche auch sehr interessante und hervorragende Weine pro<strong>du</strong>zieren. Genau<br />

um diese Gebiete ging es bei der Degustation «Unbekanntes Frankreich», die<br />

von Kurt Brunner organisiert wurde. – Jean-Michel Stampfli berichtet:<br />

überraschen zu lassen. Vorgestellt<br />

und kommentiert wurden die Weine<br />

von Thomas Mahler der Firma «La<br />

passion <strong>du</strong> Vin», Biel. Er ist so et-<br />

Verkostete Weissweine<br />

– Picpoul de Pinet, Château Petit Roubié 2009, Herkunft: Pinet, Languedoc<br />

– Viognier «Sainte-Fleur», Domaine Triennes 2009, Herkunft: Var, Provence<br />

– Sablet Blanc, Domaine Piaugier 2009, Herkunft: Sablet, Rhône<br />

– Jurançon Sec, Domaine Cauhapé 2010, Herkunft: Jurançon<br />

Verkostete Rotweine<br />

– Sancerre Rouge, Serge Laloue 2007, Herkunft: Loire<br />

– Les Brigières, Domaine Piaugier 2007, Herkunft: Sablet, Rhône<br />

– «Saint Auguste», Domaine de Triennes 2007, Herkunft: Var, Provence<br />

– «Carminal», Domaine de Borde Rouge 2007, Herkunft: Corbières<br />

– Roussillon Réserve, Domaine Sarda-Malet 2006, Herkunft: Roussillon<br />

– Château d’Estoublon Rouge 2006, Herkunft: Les Baux, Provence<br />

– Vacqueyras, Emmanuel Reynaud 2004, Herkunft: Vacqueyras<br />

– Terroir Mailloles Rouge 2005, Sarda-Malet, Herkunft: Côtes <strong>du</strong> Roussillon<br />

16 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Interessante Entdeckungen abseits der französischen «Hauptstrassen».<br />

was wie ein «Weinpfadfinder».<br />

Thomas Mahler hat es sich nämlich<br />

zum Hobby gemacht, wenig bekannte<br />

Gebiete selber aufzustöbern<br />

und dort Weinbauern persönlich zu<br />

besuchen, die einzigartige Weine<br />

pro<strong>du</strong>zieren und die dieser Region<br />

den Stempel aufdrücken.<br />

Da die Weine aus den unterschiedlichsten<br />

Anbaugebieten<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Frankreichs stammten, waren sie<br />

auch aus Trauben unterschiedlichster<br />

Gewächsen (z.B. bei den Rotweinen<br />

Pinot Noir, Merlot,<br />

Grenache, Syrah, Mourvedre Cabernet)<br />

gekeltert, wobei sie reinsortig<br />

oder als Assemblagen mit<br />

bis zu 5 verschiedenen Varietäten<br />

auftraten. Entsprechende vilfältig<br />

waren auch die Aromen und die<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Programm 2012/13<br />

20. April: Degustation Weine aus Österreich (Brügg)<br />

Dégustation de <strong>vin</strong>s autrichiens (Brügg)<br />

16. – 18. August: Wein- und Genussreise ins Piemont<br />

Voyage viticole de 3 jours au Piémont<br />

25. August: Nationalkongress und Delegiertenversammlung, Schaffhausen<br />

Congrès national et Assemblée <strong>des</strong> délégués, Schaffhouse<br />

26. Oktober: Degustation Zürcher Weine (Brügg)<br />

Dégustation de <strong>vin</strong>s zurichois (Brügg)<br />

26. Januar 2013: Haupt Bott 2012, Degustation Bündner Herrschaft, Vorinformation<br />

auf die Reise (Brügg)<br />

Dégustation de <strong>vin</strong>s de la «Bündner Herrschaft» en préparation de notre<br />

voyage viticole (Brügg)<br />

Geschmacksnoten: von salzig über<br />

Aprikosen bis zu Honig, von säurebetont<br />

bis leicht süss namentlich<br />

bei den Weissweinen.<br />

Anschliessend an die Verkostung<br />

der Weissweine wurde ein<br />

kleiner Apéritif serviert, und nach<br />

der Degustation verwöhnten uns<br />

Ruth und Markus Jegerlehner, das<br />

Wirtepaar, zum Thema passend mit<br />

einem «Coque au <strong>vin</strong>». Während<br />

und auch nach dem Essen hatten<br />

die Anwesenden Gelegenheit, die<br />

degustierten Weine noch ausgiebiger<br />

zu kosten. Eine zufriedene Gesellschaft<br />

verliess das Lokal – mit<br />

dem Gefühl, wieder etwas Neues<br />

kennengelernt zu haben.<br />

17


Das Weinbaugebiet Val de Loire<br />

umfasst mehrere Weinbauregionen<br />

zusammen. Als gemeinsamer Nenner<br />

gilt dabei, dass diese Regionen<br />

am Fluss Loire sowie an etwa zehn<br />

Nebenflüssen liegen. Des Weiteren<br />

sorgt die für die französischen Verhältnisse<br />

nördliche Lag generell für<br />

frische, leichte und delikate Weine.<br />

Die Pro<strong>du</strong>ktepalette um fasst dabei<br />

trockene und halbtrockdene Weissweine,<br />

weisse Dessertweine,<br />

leichte Rotweine, Schaumweine<br />

und Roséwein.<br />

Rebfläche von 70’000 ha<br />

Auf einer Länge von 1000 km (von<br />

Roanne in der Nähe der Stadt<br />

Lyon bis Nantes und St. Nazaire<br />

werden ca 70’000 Hektar Rebflächen<br />

bewirtschaftet. Hier entstehen<br />

im Bereich der Qualitätsweine<br />

jährlich ca 1,4 Mio hl<br />

Weisswein und 1,14 Mio hl Rotund<br />

Roséwein. Diese Menge entspricht<br />

ca 10 % der französischen<br />

Weinpro<strong>du</strong>ktion. Innerhalb dieses<br />

Gebiets werden nicht weniger als<br />

32 Herkunftsbezeichnungen der<br />

Kategorie Appellation d’Origine<br />

Contrôlée (AOC) und 15 Vin Delimité<br />

de Qualité Superieur (VDQS)<br />

Weine zusammengefasst. Hinzu<br />

kommen noch fast 40 verschiedene<br />

Vin de Pays.<br />

Der Erfolg der Crémant – Weine<br />

führte dazu, dass die Loire zum<br />

zweitbedeutensten Schaumweinerzeuger<br />

nach der Champagne aufstieg.<br />

Da diese Fülle an Varianten<br />

nicht generell unter einem Oberbegriff<br />

zusammengefasst werden<br />

kann, wurden Subregionen mit eigenen<br />

charakteristischen Zügen<br />

definiert. Es handelt sich dabei um<br />

die Regionen Anjou- Saumur, Pays<br />

Nantais und Touraine. Daneben<br />

gibt es noch deutlich abseits gelegene<br />

Weinbaugebiete, die unter<br />

den Namen Coeur-de-France oder<br />

Centre erfasst sind.<br />

Günstiges Mesoklima<br />

Die Rebflächen <strong>des</strong> Anbaugebietes<br />

Loire liegen an der nördlichen<br />

Grenze <strong>des</strong> zuverlässigen Anbaus<br />

von Wein in Frankreich. Milde und<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Gstaad-Saanenland Die degustierten Weine<br />

Wine & Dîne und Degustation im Restaurant Chesery Gstaad<br />

«Weine aus dem<br />

Loire-Tal/Saumur»<br />

Am 17. September 2011 wurde ein Herzenswunsch der Weinfreunde Gstaad-<br />

Saanenland erfüllt: Sie konnten wieder einmal eine Degustation im Restaurant<br />

Chesery in Gstaad geniessen mit Robert Speth als Gastgeber. Der 2005<br />

von Gault/Millau zum «Koch <strong>des</strong> Jahres» ernannte Spitzen-Gastronom hatte<br />

das Menu kreiert, Sommelier Ivan Letzter war für die Selektion der Weine verantwortlich.<br />

Speis und Trank kommentierte er den 18 Teilnehmern mit grossem<br />

Fachwissen. – Hans Liechti berichtet:<br />

Sommelier Yvan Letzter bei bester Laune.<br />

– Muscadet «L’Inatten<strong>du</strong>» 2009, Jérémie Huchet, Château de la Brétesche,<br />

Missillac, Appellation Muscadet Sèvre et Main, Rebsorte Melon de<br />

Bourgogne, 7 Jahre haltbar, Weisswein, sehr fruchtig und süffig. Runder,<br />

zarter, aber sehr seidiger und feiner Wein.<br />

– Saumur «Arcane» 2009,Domaine Château Fosse Sèche, Brossay, Appellation<br />

Saumur Blanc, handbearbeitet, <strong>vin</strong>ifiziert auf Hefe, von langer<br />

Haltbarkeit, reich und fruchtig, sehr fleischig. Aromen von Honig und<br />

Blumen. 100% Chenin Blanc.<br />

– Saumur «Insolite» 2008, Thierry Germain, Domaine <strong>des</strong> Roches Neuves,<br />

Varrain, Rebsorte Chenin Blanc, einige Jahre haltbar. Aus 75 Jahre<br />

alten Reben. Die Nase ist voller Honig, Zitrone, Pfeffer mit einem Hauch<br />

von Fenchel- und Anis Samen, gewaltige Säure im Gaumen, jedoch sehr<br />

ausgewogen. Langer Abgang, erfrischend, charaktervoll.<br />

– Saumur «Eolithe» 2007, Domaine Château Fosse Sèche, Brossay.<br />

Assemblage aus Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon, extrem starke<br />

Re<strong>du</strong>ktion <strong>des</strong> Ertrages. Ausserordentlich fruchtig, Ausbau 60% in Stahltanks<br />

und 40% in Barriques, würzig, kräuter<strong>du</strong>ftend, gerbstoffreich, Aroma<br />

von schwarzen Johannisbeeren.<br />

– Saumur «Franc de Pied» 2009, Thierry Germain, Domaine <strong>des</strong> Roches<br />

Neuves, Varrain, 90% Cabernet Franc und 10% Cabernet Sauvignon oder<br />

Pinot d’Aunis, aromatisch, intensive Frucht, im Gaumen ein eleganter<br />

Wein, klar, hebt sich stark ab, sehr blumig, rarer Wein mit viel Zukunft,<br />

– Saumur «Réserve di Pigeonnier» 2004, Domaine Fosse Sèche, Brossay,<br />

Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon, 12 Monate im Eichenfass ausgebaut,<br />

Bouquet nach Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren und Veilchen,<br />

sehr feines Aroma, gute Tannin-Struktur, enormes Alterungspotential.<br />

feuchte Luft vom Atlantik strömt<br />

weit ins Lan<strong>des</strong>innere. Darüber<br />

hinaus sorgen die Loire und ihre<br />

Nebenflüsse für ein günstiges Mesoklima<br />

aufgrund der mässigenden<br />

Wirkung <strong>des</strong> Wassers. Trotz <strong>des</strong><br />

zuverlässigen Charakters <strong>des</strong> Klimas<br />

ist der jahrgangsabhängige<br />

Einfluss insbesondere bei den Rotweinen<br />

und den süssen Weinen<br />

sowohl im Hinblick auf Menge als<br />

auch Qualität erheblich.<br />

Das insgesamt kühle Klima<br />

sorgt generell für Weine mit einer<br />

kräftigen Säure und liefert somit<br />

ausreichende Mengen von Grundwein<br />

für die Schaumwein-Herstellung.<br />

Mit zunehmender Entfernung<br />

vom Meer wird das Klima<br />

deutlich kontinentaler. Allgemein<br />

besteht im Frühjahr bis in den Monat<br />

Mai die Gefahr von Spätfrösten.<br />

Im Jahr 1991 vernichtete der<br />

ein solcher rund 70% der Ernte.<br />

Chenin Blanc, Sauvignon<br />

Blanc und Melon de Bourgogne<br />

Die weissen Weine der Weinbaugebiete<br />

Côteaux <strong>du</strong> Layon,<br />

Montlouis-sur-Loire, Savennières<br />

und Vouvray werden allesamt aus<br />

der Rebsorte Chenin Blanc gekeltert.<br />

In ihrer Jugend verfügen die<br />

Weine über ein kräftiges Säuregerüst<br />

und können sich daher ei-<br />

18 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


nige Jahre in der Flasche entwickeln.<br />

Die aktuell sehr populäre<br />

Sorte Sauvignon Blanc ist Basis<br />

der Weine von Sancerre, Pouilly-<br />

Fumé und Menetou-Salon. Einige<br />

Hersteller experimientieren mit einem<br />

Ausbau dieser Weine im kleinen<br />

Holzfass, um ihnen etwas von<br />

ihrer agressiven Säure zu nehmen<br />

und die Weine runder und voller<br />

zu gestalten. – Die jung zu trinkendenden<br />

Muscadet-Weine werden<br />

aus der Rebsorte Melon de<br />

Bourgogne gekeltert und passen<br />

hervorragend zu Gerichten mit<br />

Fisch und Meeresfrüchten.<br />

Cabernet Franc, Gamay,<br />

Pinot Noir ud Malbec<br />

Die roten Weine von Saumur, Chinon<br />

und Bourgeuil beziehen ihren<br />

fruchtig samtigen Charakter von<br />

der Rebsorte Cabernet Franc. Weitere<br />

häufig angebaute rote Rebsorten<br />

sind Gamay, Pinot Noir und<br />

Malbec, auch «Côt» genannt.<br />

Heute gilt Saumur als das wohl<br />

wichtigste Weinzentrum <strong>des</strong> Loiretals.<br />

Der Boden rund um Saumur ist<br />

grösstenteils sehr kalkhaltig. Man<br />

findet dort Rotweine und Roséwein<br />

(Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon),<br />

trockene Weissweine und<br />

Schaumweine (Chenin Blanc). – Die<br />

Appellation Saumur-Champigny befindet<br />

sich unter den besten Rotweinen<br />

<strong>des</strong> Loire Tals. Die Schaumweine<br />

lieben den kalkhaltigen<br />

Boden. Roséweine aus Saumur haben<br />

die Appellation Anjou Rosé.<br />

Das «Wine and Dine»<br />

Das von Robert Speth komponierte<br />

«Wine and Dine» begann mit einem<br />

Austern-Schmaus an der Apéro-<br />

Bar, begleitet von einem Muscadet<br />

2009. Das Menu bestand aus den<br />

délices de la mer et de la terre d.h.<br />

le marbre de foie gras et fruit séché<br />

sowie langoustine avec chutney et<br />

mangue. Dazu zwei mineralische<br />

Weissweine aus Saumur, Jahrgänge<br />

2008 und 2009. Anschlies-<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

send kam la poularde géline de<br />

Touraine avec champignons de<br />

bois. Der passende Wein dazu, ein<br />

roter Saumur, Jahrgang 2007. Zum<br />

Hauptgang <strong>du</strong>rften wir phantastisches<br />

Wild verkosten, la selle de<br />

chevreuil aux lentilles vertes avec<br />

airelles (Preiselbeeren) sauvages<br />

mit einem weiteren roten Saumur<br />

Jahrgang 2009. Das Dessert bestand<br />

aus beignets à la rose aux<br />

myrtilles, prunes et glace. Der pas-<br />

Die Region Abruzzen liegt zwischen<br />

dem Mittelteil <strong>des</strong> Zentralappenins<br />

und der Adria und ist<br />

zum Teil <strong>du</strong>rch hohe Berge wie den<br />

Gran Sasso, den höchsten Appenningipfel,<br />

gekennzeichnet. Abgesehen<br />

von einigen Gegenden in den<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

sende Wein dazu war ein weiterer<br />

Saumur Rouge, gekeltert aus Cabernet<br />

Franc.<br />

Die Speisenfolge war wie immer<br />

perfekt, die Qualität auf allerhöchstem<br />

Niveau. Einfach, schlicht,<br />

edel und einzigartig zugleich!<br />

Robert Speth, Yvan Letzter und dem<br />

ganzen Chesery-Team sei für all<br />

das Grossartige, was sie an diesem<br />

Abend geboten haben, herzlich gedankt.<br />

Degustation im Hotel Spitzhorn, Saanen<br />

«Weine und Gerichte<br />

aus der Region Abruzzen»<br />

Am Samstag, dem 3. Dezember 2011, stellte im Restaurant Spitzhorn, Saanen<br />

Cristiana Tiberio, Winzerin aus Cugnoli, zusammen mit Martin Riedi von<br />

der Vinoteca Martino den Weinfreunden Gstaad-Saanenland Weine und Speisen<br />

einer italienischen Region vor, die für die meisten noch weitgehend fremd<br />

war, die Abruzzen. Das Gebiet am Übergang von Mittel- nach Süditalien, am<br />

Osthang <strong>des</strong> Appennins, ist in der Schweiz vor allem <strong>du</strong>rch qualitativ nicht<br />

immer überzeugende Vertreter <strong>des</strong> Montepulciano d’Abruzzo bekannt. Dass<br />

hier hervorragende Weine zu wachsen und die Vielfalt an kulinarischen Köstlichkeiten<br />

fast grenzenlos ist, wurde an diesem Abend überzeugend aufgezeigt.<br />

– Hans Liechti berichtet:<br />

Apéro im «Spitzhorn»<br />

unteren Abruzzen vereint die Region<br />

die Vorteile ausreichender<br />

Niederschläge und hoher Sonnenscheindauer<br />

mit einem starken und<br />

milden Klima. Die bedeutenden<br />

Bergmassive bewirken ausreichende<br />

Luftströmungen und be-<br />

schränken die Temperaturschwankungen.<br />

Getreide und Kartoffeln<br />

gehören zu den wichtigsten Agrarpro<strong>du</strong>kten<br />

der Abruzzen – neben<br />

dem Wein natürlich. Olivenhaine<br />

erstrecken sich auf einem breiten<br />

Streifen entlang der Adriaküste.<br />

34’000 ha Rebland<br />

Der wichtigste Wein der Region,<br />

der Montepulciano d’Abruzzo, erfreut<br />

sich in Europa, sprich<br />

Deutschland, aber auch in der<br />

Schweiz zunehmender, grosser<br />

Beliebtheit als vollmundiger und<br />

gleichzeitig samtiger Rotwein. Die<br />

gesamte Anbaufläche erstreckt<br />

sich über 34’000 ha, die Gesamtpro<strong>du</strong>ktion<br />

beträgt 4,15 Millionen<br />

hl, davon 700’000 hl DOC.<br />

Die Ursprungsbezeichnungen<br />

der Region Abruzzen sind Controguerra,<br />

Montepulciano d’Abruzzo<br />

und Trebbiano d’Abruzzo. Die Gegend<br />

hat vier Pro<strong>vin</strong>zen, nämlich<br />

Die degustierten<br />

Weine<br />

Alle Weine prodotti ed imbottigliati<br />

all’origine von Agricola<br />

Tiberio, Cugnoli, Pescara:<br />

– Trebbiano d’Abruzzo 2010,<br />

sanfter, neutraler Weisswein<br />

mit guter Säure, trocken<br />

– Pecorino 2010 (keine Käsesorte!),<br />

ein verführerischer,<br />

trockener Weisswein<br />

– Cerasuolo 2010, die Rosato<br />

Version von Montepulciano<br />

d’Abruzzo, pikant, schmackhaft<br />

– Althea Bianco 2009, Weisswein,<br />

50% Chardonnay/Sauvignon,<br />

ausdrucksvoll, aromatisch<br />

– Montepulciano d’Abruzzo<br />

2009, tiefes Rot, geschmacksintensiv,<br />

hohe Qualität<br />

– Althea Rosso, 2006/2007, Casauria<br />

DOC, Spitzenwein, angenehm,<br />

intensiv, frisch, perfekte<br />

Säure, ausgewogen<br />

– Vino cotto dolce, gekochter<br />

Wein, süss, aus lokalen Rebsorten,<br />

passend zu Cantucci.<br />

19


Chieti, L’Aquila, Pescara und<br />

Teramo. Es werden vor allem die<br />

Traubensorten Montepulciano<br />

(Rotwein) und Trebbiano (Weisswein)<br />

angebaut. Daneben gibt es<br />

noch lokale Spezialitäten.<br />

Eine Winzerin aus Cugnoli<br />

Dieses Jahr konnte Martin Riedi<br />

mit Cristiana Tiberio eine Winzerin<br />

aus Cugnoli in der Pro<strong>vin</strong>z Pescara<br />

dafür gewinnen, persönlich mit den<br />

Weinfreunden Gstaad-Saanenland<br />

eine Degustation ihrer Weine<br />

<strong>du</strong>rchzuführen. Sie besitzt mit ihrer<br />

Familie rund 30 Hektar Rebfläche<br />

und widmet sich einem konventionellen<br />

Ausbau der Reben.<br />

Der noch sehr junge Betrieb<br />

liegt zwischen Maniella und Gran<br />

Sasso. Die Bodenbeschaffenheit<br />

besteht hier, wie praktisch überall<br />

in den Abruzzen, aus Lehm-, Tonerde<br />

und Kalk. Cristiana legt enorm<br />

viel Wert auf eine indivi<strong>du</strong>elle Ausstrahlung<br />

ihrer Erzeugnisse. Frau Tiberio<br />

ist von ihrem Beruf begeistert<br />

und befasst sich leidenschaftlich<br />

mit ihren Rebbergen und dem Wein.<br />

Enorme Vielfalt<br />

Christiana leitete die Degustation<br />

mit sehr viel Eifer sowie grossem<br />

Fachwissen. Wie bereits üblich,<br />

amtete Martin Riedi als Uebersetzer.<br />

Um die Speisen der Region,<br />

wie gewohnt, zusammen mit den<br />

passenden Weinen servieren zu<br />

können, kamen an diesem Degustationsabend<br />

insgesamt neun Gänge<br />

auf die Tafel, derart vielfältig ist<br />

das Angebot an typischen Gerichten<br />

und Speisen: Salami, Flusskrebs<br />

(gamberone), Safranwurst<br />

aus den Abruzzen, Ei mit weissem<br />

Trüffel, Wildschwein, Cannelloni,<br />

Lammschulter, Pecorini (Ziegenkäse)<br />

und Cantucci. Zu jedem<br />

Gericht wurde ein Wein von Cristiana<br />

Tiberio degustiert. Wir konnten<br />

ihr ganzes Sortiment probieren.<br />

Die Weine sind von herausragender<br />

Qualität und heute noch<br />

sehr preiswert. Man spürt, dass<br />

die Familie Tiberio mit Herz und<br />

Seele dem An- und Ausbau <strong>des</strong><br />

Weines verpflichtet ist. Das Dîner<br />

enthielt eigentlich nur Höhepunkte,<br />

am besten gefallen hat<br />

mir das «uovo al tartufo bianco»,<br />

eine Spezialität wie man sie vor<br />

allem in den Abruzzen serviert, jedoch<br />

auch in der Toscana erhält,<br />

einfach ein richtiger Traum. Wegen<br />

diesem Gericht allein würde<br />

ich im «Spitzhorn» einkehren.<br />

Rund sechzig Weinfreunde konnte<br />

Ursula Baumann, die Organisatorin<br />

dieser Degustation, im Hotel<br />

Freienhof in Thun willkommen<br />

heissen – eine rekordhohe Beteiligung.<br />

Besonders erfreulich war<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Thunersee<br />

Es war einmal mehr ein wahrer<br />

«Gourmetabend». Dafür ist Martin<br />

Riedi und seiner Gattin sowie der<br />

direkt aus den Abruzzen hergereisten<br />

Winzerin, Cristiana Tiberio<br />

aus Cugnoli, sowie den vielen hilfreichen<br />

Geistern <strong>des</strong> Restaurants<br />

Spitzhorn herzlich zu danken. Der<br />

Service war wie immer dienstbereit<br />

und sehr aufmerksam, man<br />

denke nur an die vielen Gläser,<br />

welche wir heute Abend verbrauchten...<br />

Spannende Begegnung mit Weinen Lusitaniens<br />

Helle Begeisterung<br />

für die Weinwelt Portugals<br />

Die Degustation portugiesischer Weine vom 17. Juni 2011 stiess auf sehr grosses<br />

Interesse und vermochte ausserordentlich viele Weinfreunde zu mobilisieren.<br />

Claudia Aragâo vom Weinhaus Casa Lusitania, Bern, präsentierte auf sehr lebendige<br />

Weise Portugal und seine Weine und vermochte damit wirklich alle zu<br />

begeistern. Überzeugend war nicht nur die Präsentation – die vorgestellten und<br />

praktisch ausschliesslich aus autochthonen Rebsorten gekelterten Weine waren<br />

hervorragend und liessen kaum Wünsche offen. – Christoph Mutti berichtet:<br />

auch, dass zahlreiche neue Weinfreunde<br />

begrüsst werden konnten.<br />

Anschliessend stellte Claudia<br />

Aragâo vom Weinhaus Lusitania,<br />

Bern, die Weinwelt Portugals vor.<br />

Mit ihrer engagierten, kurzweili-<br />

Die Teilnehmer waren mit der Degustation sichtlich zufrieden.<br />

gen und auch humorvollen Präsentation<br />

gelang es ihr problemlos,<br />

ihre Begeisterung für Portugal und<br />

seine Weine auf alle Anwesenden<br />

zu übertragen und ihnen dieses<br />

faszinierende Weinbauland mit<br />

der weltweit viertgrössten Rebfläche<br />

auf überzeugende und kompetente<br />

Art näher zu bringen.<br />

Authentizität mit Urwüchsigem<br />

Vorgestellt und verkostet wurden<br />

fast ausnahmslos aus autochthonen<br />

Rebsorten gekelterte Weine,<br />

obwohl in Portugal auch inter<strong>nationale</strong><br />

Traubensorten wie Chardonnay,<br />

Sauvignon blanc und andere<br />

mehr angebaut werden. Dies<br />

ist auch Ausdruck <strong>des</strong> Bekenntnisses<br />

<strong>des</strong> Casa Lusitania zu authentischen<br />

Weinen: Claudia Aragâo<br />

Die degustierten<br />

Weine<br />

- Abibes Extra bruto, 2008, Dão<br />

(Traubensorten: Arinto, Baga)<br />

- Plansel Selecta, 2010, Alentejo<br />

(Verdelho, Arinto, Antão Vaz)<br />

- Quinta de Saes Reserva, 2008,<br />

Dão (Malvasia, Verdelho, Encruzado,<br />

Cerceal)<br />

- Alvarinho Soalheiro, 2010,<br />

Vinho verde (Alvarinho)<br />

- Herdade dos Templarios Reserva,<br />

2005, Ribatejo (Castelão,<br />

Aragonez)<br />

- Passadouro Colheita, 2006,<br />

Douro (Touriga Nacional, Tinta<br />

Roriz, Touriga Franca)<br />

- Plansel Tinta Barroca, 2009,<br />

Alentejo (Tinta Barroca)<br />

- Quinta do Soque Reserva,<br />

2005, Douro (Tinta Roriz, Touriga<br />

Franca)<br />

- Marquesa de Cadaval, 2007,<br />

Ribatejo (Touriga Nacional,<br />

Trincadeira, Alicante Bouschet)<br />

- Plansel Grande escolha,<br />

2008, Alentejo (Alicante Bouschet,<br />

Touriga Nacional)<br />

- Quinta do Javali <strong>vin</strong>tage, 2004,<br />

Douro (Jahrgangsportwein, diverse<br />

regionale Rebsorten)<br />

20 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Ursula Baumann (Organisatorin <strong>des</strong> Abends) dankt für den guten<br />

Service im Hotel Freienhof.<br />

und ihr Ehemann Francisco beziehen<br />

die <strong>du</strong>rch sie verkauften<br />

Weine von kleineren Pro<strong>du</strong>zenten,<br />

die sie persönlich gut kennen. Es<br />

wurden Weine aus der im Norden<br />

gelegenen Region Vinho verde,<br />

dem Dão, dem Gebiet rund um den<br />

Fluss Douro, dem nördlich von Lissabon<br />

gelegenen Ribatejo und<br />

natürlich auch aus dem Alentejo,<br />

dem grössten Rebbaugebiet <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>, präsentiert. Die Weinfreunde<br />

erhielten so einen guten<br />

Überblick in die unterschiedlichen<br />

Weinbaugebiete Portugals.<br />

Alvarinho der weisse Renner<br />

aus dem Norden<br />

Die ausgeschenkten Weine lösten<br />

bei den Weinfreunden grosse Anerkennung<br />

und viel Begeisterung<br />

aus. Aus der Serie Weissweine ist<br />

der reinsortige Alvarinho Soalheiro<br />

2010 aus dem Vinho verde zu<br />

nennen. Dieser harmonische und<br />

ausgeglichene Tropfen wurde von<br />

Claudia Aragâo als bester Alvarinho<br />

bezeichnet und kam auch bei<br />

den Weinfreunden sehr gut an.<br />

Nicht unerwähnt bleiben soll<br />

auch der Plansel Tinta Barroca<br />

2009 aus der Reihe der leichten<br />

Rotweine. Dieser Wein wird nur in<br />

jenen Jahren pro<strong>du</strong>ziert, in denen<br />

die Voraussetzungen wie das<br />

Klima usw. für die Herstellung eines<br />

herausragenden zu 100% aus<br />

Tinta Barroca-Trauben gekelterten<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Weins stimmen. Sind die strengen<br />

Bedingungen nicht erfüllt, wird im<br />

betreffenden Jahr kein solcher<br />

Wein gemacht, wie zum Beispiel<br />

im Jahr 2010 – ein deutliches Zeichen<br />

für das Qualitätsbewusstsein<br />

<strong>des</strong> Pro<strong>du</strong>zenten.<br />

Grossartiges vom Douround<br />

aus dem Ribatejo<br />

Bei der Serie der schweren Rotweine<br />

kamen wir in den Genuss<br />

<strong>des</strong> Quinta do Soque Reserva 2005,<br />

einer Assemblage aus den Rebsorten<br />

Tinta Roriz (in Spanien bekannt<br />

unter der Bezeichnung Tempranillo)<br />

und Touriga Franca. Pro<strong>du</strong>ziert werden<br />

nur rund 5‘000 Flaschen. Dieser<br />

während 18 Monaten im Barrique<br />

ausgebaute Wein brachte die<br />

Weinfreunde ins Schwärmen.<br />

Zur Verkostung gelangte auch<br />

der Marquesa de Cadaval 2007 mit<br />

sehr intensiven Duftnoten und einem<br />

langen Abgang, welcher den<br />

leckeren Hauptgang – Schweinefleischwürfel<br />

mit Venusmuscheln<br />

auf gebratenen Kartoffelwürfeln –<br />

ideal begleitet hat. Als krönender<br />

Abschluss konnte zur Erdbeer-Ricotta-Charlotte<br />

der Jahrgangsportwein<br />

Quinta do Javali <strong>vin</strong>tage 2004<br />

genossen werden.<br />

Portwein zum Finale<br />

Die Referentin hat auf die Vielzahl<br />

an Portweinen und auf die Bedeutung<br />

der richtigen Wahl hingewie-<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

sen und mit der ausgeschenkten<br />

Spezialität der qualitativ sehr<br />

hochstehenden Degustation einen<br />

fulminanten Schlusspunkt verliehen.<br />

Dafür erntete Claudia Aragâo<br />

verdientermassen einen kräftigen<br />

Rund fünfunddreissig Weinfreunde<br />

trafen sich am 24. November 2011<br />

im Hotel Freienhof in Thun zur letzten<br />

Degustation der Sektion Thunersee<br />

im Kalenderjahr 2011. Konrad<br />

Burkhalter und Peter Willener,<br />

die beiden Organisatoren dieses<br />

Abends, begrüssten die Teilnehmenden<br />

und machten zuerst einige<br />

allgemeine Bemerkungen zu Weinbewertungen.<br />

Anhand eines konkreten<br />

Beispiels wurde aufgezeigt,<br />

dass ein und derselbe Wein von<br />

zwei bekannten Weinkritikern ganz<br />

unterschiedlich beurteilt worden<br />

war. In einer Weinbewertung spiegeln<br />

sich eben immer auch mehr<br />

oder weniger die Vorlieben <strong>des</strong> Kritikers<br />

wider, und jede Beurteilung<br />

ist bis zu einem gewissen Grad indivi<strong>du</strong>ell.<br />

IWPZ und<br />

Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse<br />

Weiter wurden kurz die beiden bekanntesten<br />

Weinprämierungen in<br />

der Schweiz vorgestellt: die inter<strong>nationale</strong><br />

Weinprämierung Zürich<br />

(IWPZ, Expo<strong>vin</strong>a) und der Grand<br />

Prix <strong>du</strong> Vin Suisse. Letzterer fand<br />

im Jahr 2011 zum fünften Mal<br />

statt, 591 Pro<strong>du</strong>zenten aus der<br />

ganzen Schweiz reichten insge-<br />

Applaus – in diesen eingeschlossen<br />

war auch das Team <strong>des</strong> Hotels<br />

Freienhof, welches für ein köstliches<br />

Essen und einen reibungslosen<br />

und sehr zuvorkommenden<br />

Service gesorgt hat.<br />

Degustation im Hotel Freienhof in Thun<br />

Prämierte Weine im Vergleich<br />

Weinbeurteilungen und Weinprämierungen sind im Trend: bekannte Weinbewerter<br />

sind beispielsweise Robert Parker, René Gabriel und andere mehr. Zudem<br />

fanden im Herbst 2011 in der Schweiz mit dem Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse<br />

und der Inter<strong>nationale</strong>n Weinprämierung Zürich (Expo<strong>vin</strong>a) zwei national<br />

bedeutende Weinwettbewerbe statt. Die besten an diesen Anlässen prämierten<br />

sortenreinen Weine wurden den Weinfreunden in einer interessanten Vergleichsdegustation<br />

vorgestellt. – Christoph Mutti berichtet:<br />

samt mehr als 3‘000 Weine zur Beurteilung<br />

ein, was einen Rekord an<br />

Teilnehmern und eingelieferten<br />

Flaschen seit Bestehen dieses Anlasses<br />

bedeutet. Die Inter<strong>nationale</strong><br />

Weinprämierung Zürich – im Jahr<br />

2011 mit mehr als 2‘300 Weinen<br />

von 311 Betrieben aus allen nam-<br />

Programm 2012/13<br />

23. März: Stammtreff Hotel<br />

Krone Thun ab 19 Uhr<br />

29. - 31. März: «Vinspiration»,<br />

Degustationstage Thun<br />

26. April: Jungwinzer stellen<br />

sich vor<br />

29. Mai – 2. Juni: Reise Portugal<br />

29. Juni: Stamm im Wygarte<br />

Steffisburg<br />

25. August: <strong>ANAV</strong> Kongress in<br />

Schaffhausen<br />

5. September: Pinot Noir aus<br />

aller Welt<br />

25. Oktober: Stammtreff Hotel<br />

Krone ab 19 Uhr<br />

16. November: Süd- und Südwestfrankreich<br />

5. Oktober 2012 und 7. Dezember<br />

2012: Training Coupe <strong>ANAV</strong>,<br />

Hotel Freienhof<br />

15. Februar 2013: Hauptversammlung,<br />

Priorat<br />

21


haften Anbaugebieten Europas und<br />

der Neuen Welt – ist wohl der bedeutendste<br />

Anlass zur Beurteilung<br />

<strong>des</strong> inter<strong>nationale</strong>n Angebots auf<br />

dem Schweizer Weinmarkt.<br />

Interessante Verleiche<br />

Das Konzept unseres Anlasses<br />

«Prämierte Weine im Vergleich»<br />

sah vor, dass an der IWPZ oder am<br />

Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse ausgezeichnete<br />

sortenreine Weine mit<br />

anderen prämierten oder nicht<br />

ausgezeichneten Weinen gleicher<br />

Rebsorte im direkten Vergleich<br />

blind degustiert werden. Nach der<br />

Verkostung einer Vergleichsserie<br />

machten die Weinfreunde für sich<br />

eine kurze Beurteilung. Der Bekanntgabe<br />

der degustierten<br />

Weine und deren Bewertung folgten<br />

oft angeregte Diskussionen.<br />

Den Auftakt machte der Bio<br />

Johanniter 2010 Grand Cru von<br />

Reynald Parmelin aus Begnins (La<br />

Côte), ein komplexer, fruchtiger<br />

Tropfen, der bereits zum dritten<br />

Mal den Prix Bio am Grand Prix <strong>du</strong><br />

Vin Suisse gewonnen hatte.<br />

Weissweine Schweiz<br />

und Ausland<br />

In der ersten Serie wurden zwei<br />

reinsortige Chasselas aus der<br />

Schweiz miteinander verglichen.<br />

Auffallend war, wie gross die Geruchs-<br />

und Geschmacksunter-<br />

schiede bei aus der gleichen Traubensorte<br />

gekelterten Weinen aus<br />

der Schweiz sein können. Beim ersten<br />

handelte es sich um den Siegerwein<br />

<strong>des</strong> Grand Prix <strong>du</strong> Vin<br />

Suisse, den harmonischen Chasselas<br />

von Jean-Marie Roch aus Perroy<br />

VD, beim zweiten Wein um<br />

den drittplazierten La Ruchonnette,<br />

St. Saphorin, aus der Cave<br />

<strong>du</strong> Vieux Pressoir, Rivaz (Lavaux),<br />

von Catherine und Sebastien<br />

Ruchonnet. Die Meinungen unter<br />

den Weinfreunden waren uneinheitlich,<br />

einige waren der Auffassung,<br />

dass der drittplatzierte Chasselas<br />

mehr Charakter zeige und<br />

gaben <strong>des</strong>halb diesem viel beachteten<br />

La Ruchonette den Vorzug.<br />

Auch der Sortenvergleich der<br />

ausländischen Weissweine aus<br />

derselben Region gab Anlass zu<br />

Diskussionen. Der Pradvaj, Malabaila<br />

di Canale, an der Expo<strong>vin</strong>a als<br />

bester italienischer Weisswein<br />

ausgezeichneter Roero Arneis,<br />

wurde dem nicht ausgezeichneten<br />

Roero Arneis der Azienda Agricola<br />

Malvira gegenübergestellt. Ersterer<br />

begeisterte zahlreiche Teilnehmer,<br />

aber auch hier zeigte sich wieder:<br />

Es gibt unterschiedliche persönliche<br />

Beurteilungen, und diese beleben<br />

die Diskussion über prämierte<br />

und nicht prämierte Weine! Diese<br />

Weinserie wurde von einem<br />

leckeren Vorspeisenteller begleitet.<br />

Die beiden Organisatoren, Konrad Burkhalter und Peter Willener (v.l.).<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Spezialisten am konzentrierten Fachsimpeln.<br />

Die Rotweinserien: Cornalin,...<br />

In der ersten Serie wurden zwei<br />

sortenreine Cornalin aus dem Wallis<br />

einander gegenübergestellt. Einerseits<br />

derjenige von Philippe<br />

Constantin, Salgesch, <strong>des</strong> (noch)<br />

nicht ausgezeichneten Jahrgangs<br />

2010 (sein Cornalin mit Jahrgang<br />

2009 war Siegerwein <strong>des</strong> Grand<br />

Prix <strong>du</strong> Vin Suisse) und andererseits<br />

der Cornalin Clos <strong>des</strong> Montzuettes<br />

2009 von Charles André<br />

Lamon, Flanthey, welcher am<br />

Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse mit der<br />

Goldmedaille ausgezeichnet worden<br />

war. Auch in dieser Serie standen<br />

sich zwei erstklassige Weine<br />

gegenüber! Peter Willener lobte<br />

Die degustierten Weine<br />

die Innovation von Philippe Constantin,<br />

er baut zehn verschiedene<br />

Trauben aus, keltert insgesamt<br />

siebzehn Weine und holte sich<br />

schon diverse Auszeichnungen.<br />

...Merlot,...<br />

Es folgten zwei reinsortige Merlots:<br />

der an der AWC Vienna –<br />

dem grössten Weinwettbewerb<br />

der Welt – ausgezeichnete Merlot<br />

Grand Reserve Steindorfer<br />

2009 aus dem Burgenland (Österreich)<br />

und der Siegerwein am<br />

Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse, der Merlot<br />

Ticino 2009 der Fattoria Moncucchetto<br />

aus Lugano. Peter Willener<br />

wies darauf hin, dass der<br />

– Bio Johanniter 2010 Grand Cru, Reynald Parmelin, Begnins (La Côte)<br />

– Chasselas Perroy Grand Cru 2010, Jean-Marie Roch, Perroy VD<br />

– La Ruchonnette 2010 (Chasselas), Catherine et Sebastien Ruchonnet,<br />

Rivaz<br />

– Roero Arneis DOCG 2010, Azienda Agricola Malvira, Canale, Piemont<br />

– Roero Arneis DOCG 2010, Pradvaj, Malabaila di Canale, Piemont<br />

– Cornalin 2010 AOC Valais, Philippe Constantin, Salgesch<br />

– Cornalin 2009 Clos <strong>des</strong> Montzuettes, Charles André Lemon, Flanthey<br />

– Merlot Grand Reserve Steindorfer 2009, Burgenland, Österreich<br />

– Moncucchetto Merlot 2009 DOC, Fattoria Moncucchetto, Lugano<br />

– Syrah <strong>du</strong> Valais AOC 2009, Réserve <strong>des</strong> Administrateurs, Cave St. Pierre,<br />

Chamoson<br />

– Les Jamelles, Syrah 2010, Vin de Pays d’Oc, Mareillette/Aude<br />

– Pinot Noir Barrique 2009, Georg Schlegel, Jenins<br />

– Malanser Pinot Noir Barrique 2009, Jürg Hartmann, Malans<br />

22 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


einfachere Merlot aus dem Hause<br />

Moncuchetto prämiert worden ist.<br />

Die Weinfreunde konnten sich<br />

nicht auf einen Favoriten unter<br />

diesen sehr unterschiedlichen<br />

Merlots einigen, beide vermochten<br />

aber zweifellos zu begeistern.<br />

Sehr gut dazu passend wurde feiner<br />

Rindsschmorbraten an Burgundersauce<br />

mit Polenta und<br />

Gemüsebouquet serviert.<br />

...Syrah und Pinot Noir<br />

Weiter kamen die Weinfreunde in<br />

den Genuss zweier an der Expo<strong>vin</strong>a<br />

mit Gold ausgezeichneter Syrahs.<br />

Der Syrah <strong>du</strong> Valais 2009, Réserve<br />

<strong>des</strong> Administrateurs, aus der Cave<br />

Saint-Pierre aus Chamoson stammt<br />

vom innovativen und sich stark für<br />

den Schweizer Wein einsetzenden<br />

Oenologen Claude Crittin. Der<br />

zweite Syrah, Les Jamelles, Vin de<br />

Pays d’Oc (Frankreich), mit einem<br />

sehr guten Preis-Leistungsverhältnis<br />

hat auch in anderen Ländern<br />

Auszeichnungen erhalten.<br />

Die gediegene Degustation<br />

wurde mit zwei ausgezeichneten<br />

Weinen aus den Bündner Herrschaften<br />

abgeschlossen: dem Pinot<br />

Noir Barrique 2009 von Georg<br />

Schlegel, Jenins, Siegerwein <strong>des</strong><br />

Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse, und dem<br />

Malanser Pinot Noir Barrique 2009<br />

von Jürg Hartmann, welcher an<br />

der Expo<strong>vin</strong>a die höchste Punktzahl<br />

aller Weine erreicht hat! Das<br />

eröffnete Käsebuffet begleitete<br />

diese grossartigen Weine ideal.<br />

Für die ansprechende Präsentation<br />

all dieser qualitativ hochstehenden<br />

Weine im Sortenvergleich<br />

erhielten Konrad Burkhalter<br />

und Peter Willener verdientermassen<br />

einen kräftigen Applaus. Die<br />

Bewertungen und Prämierungen<br />

der Weinwettbewerbe gaben zu<br />

zahlreichen Diskussionen Anlass<br />

und boten jedem Weinfreund auch<br />

die Möglichkeit, aufgrund seiner<br />

eigenen Beurteilung seine Favoriten<br />

zu krönen.<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Wenn Engel reisen...<br />

Ob nun die Weine gut oder weniger<br />

gut sein mögen und die besuchten<br />

Güter interessant oder<br />

<strong>du</strong>rchschnittlich sind: Eine wichtige<br />

Rolle spielt immer das Wetter.<br />

In dieser Hinsicht hatten wir<br />

eine leicht gemischte Bilanz zu<br />

ziehen. Bei der Abfahrt war es<br />

leicht bewölkt, je weiter nach Westen<br />

wir jedoch vorankamen,<br />

umso düsterer wurde der Himmel<br />

um schliesslich vor Beaune völlig<br />

schwarz zu werden. Wir hatten<br />

den Eindruck, in eine un<strong>du</strong>rchdringliche<br />

Wand hinein zu fahren<br />

und schon bald peitschte heftiger<br />

Regen gegen unser Fahrzeug. Zum<br />

Glück gelang es unserem Chauffeur,<br />

den Car nur gerade zwei<br />

Schritte vom Eingang <strong>des</strong> Restaurants<br />

in Mercurey entfernt zu parken,<br />

und so wurden auch die Optimisten<br />

ohne Schirm nicht wirklich<br />

nass. Hingegen vermissten einige,<br />

eine etwas wärmere Jacke dabei<br />

zu haben (die Temperatur war unglaublich<br />

schnell gesunken und<br />

betrug nur noch knapp über 10°).<br />

Während <strong>des</strong> ausgiebigen<br />

Mittagessen (zu den Mahlzeiten<br />

beachte man das entsprechende<br />

Kapitel), entschärfte sich die Situation<br />

langsam. Wir konnten<br />

schon fast trockenen Fusses unsere<br />

erste Degustation besuchen.<br />

Damit hatten wir unsere «Regentaufe»<br />

fast hinter uns, und es<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Emmental-Aaretal<br />

Von Mercurey über Beaune nach Pommard<br />

Weinreise ins Burgund<br />

Am letzten Augustwochenende bestiegen 21 Weinfreundinnen und Weinreunde<br />

frohgemut den Bus unseres Mitglieds Walter Lüthi von Leros Reisen<br />

mit dem Ziel Burgund. Die Erwartungen waren gemischt: Einzelne erhofften<br />

sich von der Reise eine Wiederentdeckung dieses renommierten Gebietes, andere<br />

sagten sich, dass wohl da nicht viel Neues zu erwarten wäre. Beide Seiten<br />

sollten in den drei Reisetagen ihre Meinung zum Teil bestätigt oder zum Teil<br />

widerlegt sehen. – Peter Bircher berichtet:<br />

wurde nur noch besser: Zwar<br />

kühler Samstagmorgen, aber es<br />

blieb trocken. Am Nachmittag hatten<br />

wir richtig angenehme Temperaturen.<br />

Der Sonntag schliesslich<br />

liess nichts zu wünschen übrig!<br />

Domaine Michel et Laurent<br />

Juillot, Mercurey<br />

Unser erster Besuch nach dem Mittagessen<br />

in Mercurey galt der Domaine<br />

Michel und Laurent Juillot.<br />

Ein Familienbetrieb der Weine aus<br />

verschiedenen Gemeinden <strong>des</strong><br />

Burgund pro<strong>du</strong>ziert und damit regelmässig<br />

bei den verschiedensten<br />

Prämierungen hohe Auszeichnungen<br />

erhalten hat. Michel Juillot<br />

sagt zu seinen Weinen: «Wir machen<br />

Weine die uns selbst gefallen<br />

und hoffen, dass diese auch bei<br />

den Konsumenten gut ankommen.»<br />

Humorvoll präsentiert Michel Juillot seine Weine.<br />

Ihre Weissweine <strong>du</strong>rchlaufen sowohl<br />

die alkoholische wie auch<br />

die malolaktische Gärung direkt in<br />

der Pièce, welche 228 Liter fasst<br />

und damit nicht mit der «Barrique»<br />

verwechselt werden darf. Diese<br />

fasst «nur» 225 Liter (und ist im<br />

Bordeaux gebräuchlich). «Vive la<br />

différence»! Seine Weine vermochten<br />

sehr gut zu gefallen, mir<br />

persönlich schmeckte der Rully<br />

Blanc 2009 hervorragend und verleitete<br />

mich gleich dazu, 12 Flaschen<br />

zu erstehen (obwohl ich die<br />

Reise eigentlich mit dem Vorsatz<br />

antrat, meinen überfüllten Keller<br />

nicht noch weiter anwachsen zu<br />

lassen...).<br />

Bei den Rotweinen verzichten<br />

Juillots vollständig auf Filtrierung<br />

und pro<strong>du</strong>zieren damit Weine,<br />

welche nicht auf den Genuss in<br />

jungen Jahren ausgelegt sind. Michel<br />

Juillot wagt die Aussage,<br />

dass ihre «Premier Crus» aus<br />

guten Jahren ohne weiteres 15 bis<br />

20 Jahre gelagert werden können<br />

(was mich jedoch nicht daran hindert,<br />

mir während <strong>des</strong> Schreibens<br />

dieser Zeilen einen Mercurey Premier<br />

Crus «Les Combins» 2007 zu<br />

Gemüte zu führen und ihn wunderbar<br />

zu finden). Alles in Allem: Ein<br />

kaum bekanntes Weingut, das<br />

seine guten Weine mit einem sehr<br />

guten Preis/Leistungs-Verhältnis<br />

auf den Markt bringt.<br />

23


Präsentation <strong>des</strong> Château de Beaune und der vielfältigen Palette der<br />

Weine von Bouchard Père et Fils.<br />

Marché aux Vins in Beaune<br />

Keine Domaine-Atmosphäre erwartete<br />

uns am Samstag Morgen<br />

im Marché aux Vins in Beaune:<br />

Mitten im Städtchen gelegen, ist<br />

diese Institution eine reine Vertriebsorganisation<br />

für verschiedenste<br />

Weingüter, die anonym<br />

bleiben, denn alle zur Degustation<br />

angebotenen Weine werden ohne<br />

Erwähnung <strong>des</strong> Pro<strong>du</strong>zenten präsentiert<br />

und geben nur gerade ihre<br />

Herkunft preis. Der «Degustations-Parcours»<br />

windet sich <strong>du</strong>rch<br />

aufeinander folgende «Gruften» in<br />

einem unterirdischen Labyrinth,<br />

<strong>du</strong>rchzogen mit kleinen Depots<br />

von «Pièces». Die Degustation<br />

war als «geführt» angekündigt,<br />

aber nur an einzelnen Posten war<br />

auch wirklich jemand da, der/die<br />

einige Angaben zu den Weinen<br />

machen konnte. Also war selbständiges<br />

Degustieren gefragt.<br />

Das Resultat war weitgehend<br />

ernüchternd: Es waren kaum wirklich<br />

ansprechende Weine zu entdecken<br />

– auch wenn einige Namen<br />

viel verhiessen. Zu diesem<br />

Befund beigetragen haben aber<br />

sicherlich auch die für die Degustation<br />

abgegebenen «Taste<strong>vin</strong>s»<br />

– jene original burgundischen flachen<br />

Schalen mit Haltegriff für<br />

Daumen und Mittelfinger. – Insge-<br />

samt hatten fast alle den Eindruck,<br />

dass dieses Gefäss den<br />

Weinen jede «Nase» raubt und<br />

nur der Gaumen etwas zählt (es<br />

kann ja natürlich auch sein, dass<br />

nur unsere Unkenntnis zu diesem<br />

Schluss führte...).<br />

Diese Umstände hinderten uns<br />

allerdings nicht daran, auch an dieser<br />

Verkostung Gefallen zu finden,<br />

denn die Umgebung ist einmalig<br />

bezaubernd – und zwei, drei Marc-<br />

Proben am Schluss <strong>des</strong> Rundgangs<br />

(aus geeigneten Gläsern) stimmten<br />

<strong>du</strong>rchaus versöhnlich.<br />

Zurück am Tageslicht war es<br />

dann aber das unglaublich vielfältige<br />

Angebot auf dem Markt, das<br />

die Herzen aller Gourmets höher<br />

schlagen liess. Nur die Perspektive<br />

auf das mühsame Herumschleppen<br />

der Einkaufstaschen –<br />

und zum Teil die beschränkte<br />

Möglichkeit der Kühlung für die<br />

nächsten zwei Tage – bewahrte<br />

mich davor, in einen richtigen<br />

Kaufrausch zu verfallen...<br />

Château de Beaune,<br />

Bouchard Père et Fils<br />

Das Château de Beaune ist ein imposanter<br />

Bau an den Aussenmauern<br />

<strong>des</strong> Stadtzentrums mit langer<br />

Geschichte. Es befand sich seit<br />

Jahrzehnten im Besitz der Familie<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Bouchard, resp. nun ihrer Nachfolger<br />

aus der Champagne - ein<br />

«grosses» Champagnerhaus, mehr<br />

wurde nicht verraten. Eine Besichtigung<br />

der Keller war allerdings<br />

am Samstag nicht möglich (und<br />

hätte wohl auch nicht sehr viel geboten,<br />

weil es sich dabei «nur» um<br />

die Repräsentations-Zentrale <strong>des</strong><br />

Unternehmens handelt).<br />

Bouchard Père et Fils bewirtschaften<br />

rund 92 Hektaren Reben<br />

in vielen Gemeinden <strong>des</strong> Burgunds<br />

und sind damit die grösste Domaine<br />

überhaupt. Sie sind auch eines<br />

der besten und renommiertesten<br />

Handelshäuser, und 60%<br />

ihrer Pro<strong>du</strong>ktion werden exportiert<br />

– ein unverhältnismässig grosser<br />

Anteil davon auch in die Schweiz...<br />

Der versierte Repräsentant <strong>des</strong><br />

Hauses überraschte uns mit der<br />

Ankündigung, dass er uns zuerst<br />

Rotweine und erst danach die<br />

Weissen zum Degustieren anbieten<br />

wird (also stellte er alle gängigen<br />

Clichés auf den Kopf!). Seine Roten<br />

waren unabhängig von der Herkunft<br />

und <strong>des</strong> Jahrgangs alle überzeugend.<br />

Dabei zeigte sich die Philosophie<br />

<strong>des</strong> Hauses, die Rotweine<br />

nicht mit Holz zu «überlagern» als<br />

Erfolgrezept – selbst «Barrique-<br />

Muffel» empfanden diese Rotweine<br />

als sehr ansprechend.<br />

Dass die «Roten» diesmal den<br />

«Kürzeren» ziehen mussten,<br />

wurde uns klar, als wir danach die<br />

ersten «Weissen» kredenzt bekamen:<br />

Ein Chablis allererster Güte<br />

und danach ein Pouilly Fuissé der<br />

Sonderklasse! Den krönenden –<br />

und kaum zu übertreffenden –<br />

Höhepunkt bildete jedoch der Corton<br />

Charlemagne! Ein Weisswein<br />

von unglaublicher Fülle und Konzentration<br />

(den man unbedingt -<br />

und gerne in grösseren Mengen -<br />

im Keller haben möchte). Bei den<br />

nicht gerade bescheidenen Preisen<br />

dürfte dies allerdings kaum<br />

bei Vielen von uns in Frage kommen...<br />

Fazit: Die Domaine Bouchard<br />

Père et Fils bietet über das gesamte<br />

Spektrum der Burgunderweine<br />

– vom Bourgogne AOC über<br />

die Village-Appellationen und die<br />

Premiers Crus bis hin zu den renommiertesten<br />

Grand Crus – lauter<br />

gute Weine mit reellem<br />

Preis/Leistungs-Verhältnis an.<br />

Wenn nicht<br />

von Hand gelesen wird...<br />

Auf der Hinfahrt zu einem der bekanntesten<br />

und vornehmsten Güter<br />

<strong>des</strong> Burgunds, dem Château de<br />

Pommard, begegneten viele von<br />

uns ersten Mal einem Trauben-<br />

Unbezahlbare Schätze im «Archiv» von Château de Beaune.<br />

24 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Vollernter in Aktion (notabene am<br />

28. August 2011, was als äusserst<br />

früh gelten muss). Rittlings über<br />

den Rebenreihen fuhr diese Maschine<br />

in einem eher rasanten<br />

Schritttempo <strong>du</strong>rch den Rebberg.<br />

Hintenraus flogen Blätter und<br />

Traubenreste (sehr zum Missvergnügen<br />

von Fritz Lüthi, der eine La<strong>du</strong>ng<br />

davon an den Kopf und in die<br />

Kleider abkriegte). Im Behälter für<br />

die Trauben sollen sich (gemäss<br />

der Aussage <strong>des</strong> Winzers und Besitzer<br />

<strong>des</strong> Ernters) nur gesunde<br />

und ausgereifte Früchte befinden.<br />

Die Probe aufs Exempel konnten<br />

wir nicht machen, denn der Tank<br />

war noch nicht in den bereitstehenden<br />

Wagen entleert worden.<br />

Dass unreife Trauben nicht mitkommen,<br />

mag man ja noch glauben,<br />

weil die Maschine auf dem<br />

Einsatz von Bürsten beruht, welche<br />

nur eine genau dosierte «Abrupfkraft»<br />

ausüben und damit den Widerstand<br />

unreifer Trauben, welche<br />

noch fest mit dem Rebstock verbunden<br />

sind, nicht überwinden. Wie es<br />

jedoch mit dem Aussortieren von<br />

faulen Trauben funktionieren soll,<br />

bleibt schleierhaft...<br />

Der Vollernter schafft bei<br />

guten Geländeverhältnissen eine<br />

Fläche von 8 bis 10 Hektaren pro<br />

Tag, kostet zirka 250’000 Euro und<br />

wird vor allem für Lohnarbeiten<br />

verwendet. Der Besitzer betont,<br />

dass er und seine Kunden damit<br />

nicht mehr auf den Einsatz von<br />

Erntehelfern angewiesen sind,<br />

welche oft nicht erscheinen, keine<br />

Erfahrung haben oder sonstwie<br />

Schwierigkeiten machen... Klar ist<br />

aber, dass solche Geräte nur für die<br />

Pro<strong>du</strong>ktion von Bourgogne AOC<br />

oder allenfalls kleinen Village-Appellationen<br />

eingesetzt werden können.<br />

Sobald höhere Anforderungen<br />

ans Traubengut gestellt werden,<br />

kommt diese Erntemethode zum<br />

heutigen Zeitpunkt noch nicht in<br />

Frage. Weiterentwicklungen bleiben<br />

aber ausdrücklich vorbehalten.<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Le Château de Pommard<br />

Nach diesem «Abstecher» – den<br />

Walter Lüthi mit uns machte, weil<br />

wir sonst zu früh auf Château de<br />

Pommard angekommen wären –<br />

«landeten» wir wieder auf dem sehr<br />

unterschiedlichen Boden der «Grossen«<br />

Burgunder: Château de Pommard<br />

rühmt sich, die Domaine in Familienbesitz<br />

(Jean-Louis Leplanche)<br />

mit der grössten, zusammenhängenden<br />

und eingemauerten Parzelle<br />

im Burgund zu sein. 20 Hektaren<br />

sind dort in acht verschiedenen<br />

«Terroirs» vereint. Jede der verschiedenen<br />

«Rebberg-Parzellen»<br />

wird getrennt geerntet, getrennt <strong>vin</strong>ifiziert<br />

und danach assembliert. Es<br />

kommen je<strong>des</strong> Jahr nur neue Pièces<br />

zum Einsatz, und die Weine werden<br />

für zwei Jahre in diesen Fässchen<br />

gelagert. Der Wein kommt unter der<br />

Appellation «Château de Pommard»<br />

ausschliesslich in den Privatverkauf.<br />

Im Angebot ist auch der «Deuxième<br />

Vin <strong>du</strong> Château de Pommard», der<br />

aus Trauben minderer Qualität gewonnen<br />

wird, sowie einige Weine<br />

aus umliegenden Gemeinden.<br />

Unser Besuch startete im imposanten<br />

Innenhof <strong>des</strong> Gutes, wo<br />

unter anderen Kunstwerken auch<br />

eine Bronzekopie <strong>des</strong> «David» von<br />

Michelangelo zu bewundern war<br />

(hinter vorgehaltener Hand tuschelten<br />

unsere Frauen, dass sein<br />

«bestes Stück» nicht gerade überzeugend<br />

sei, aber dabei liessen<br />

sie ausser Acht, dass der arme<br />

Kerl zum Zeitpunkt seiner «Meisselung<br />

in Stein» <strong>du</strong>rch den Künstler<br />

erst gerade 17-jährig war und<br />

dass sich damit später auch noch<br />

Einiges verändert haben<br />

könnte...).<br />

Wir wurden <strong>du</strong>rch unseren<br />

jungen, aber kompetenten,<br />

«Guide» zur nächstgelegene Parzelle<br />

<strong>des</strong> Guts geführt, wo er uns<br />

die Besonderheiten der einzelnen<br />

«Terroirs» erläuterte. Auch auf<br />

diesem Betrieb mit sehr hohen<br />

Qualitätsansprüchen sollte die<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

A propos «Essen wie Gott in Frankreich»<br />

Wirft man an einer Tafel das Bonmot vom «Essen wie Gott in Frankreich»<br />

in die Runde, wird dies häufig zu Stirnrunzeln oder hochgezogenen Augenbrauen<br />

führen und Jede/Jeder weiss etwas zu erzählen, wie sie/er unlängst<br />

auf einer Frankreichreise mit sehr <strong>du</strong>rchschnittlichem Essen «verwöhnt»<br />

wurden... Niemand sagt dabei je, wie weit diese Reise zurückliegt<br />

oder ob es sich dabei eher um «Verpflegung» denn um Essen handelte.<br />

Ausser acht gelassen wird häufig auch, ob man von der Halb- oder Vollpension<br />

in einem <strong>du</strong>rchschnittlichen Hotel profitiert hat oder sich die<br />

Mühe nahm, auch in einem kleineren Dorf oder Städtchen nach einem<br />

guten Restaurant zu fragen, um dort ein feines Déjeuner zu geniessen.<br />

Bekannt sollte auch sein, dass unter einem Entrecôte in Frankreich<br />

Gastlichkeit auf Château de Pommard.<br />

nicht dasselbe verstanden wird wie bei uns in der Schweiz. Denn bei unseren<br />

westlichen Nachbarn handelt es sich dabei in der Regel um ein relativ<br />

dünnes, zähes Stück Fleisch von unbekannter Herkunft (bezüglich<br />

der Anatomie <strong>des</strong> Rin<strong>des</strong>). Diesen Leuten muss ich sagen: Ihr wart zur<br />

falschen Zeit am falschen Ort! Vergesst, in Frankreich das zu bestellen,<br />

was Ihr von zu Hause unter demselben Namen kennt (siehe Beispiel Entrecôte),<br />

sondern erkundigt Euch nach den lokalen Spezialitäten!<br />

Genau in dieser Weise wurden wir auf unserer Reise kulinarisch echt verwöhnt:<br />

Keines der Restaurants fiel punkto Qualität und Service negativ<br />

auf. Im Gegenteil, das Essen war überall von bester Qualität in lokaler<br />

Schattierung, der Service angenehm und effizient. Die Weinkarten waren<br />

<strong>du</strong>rchaus ansprechend und in vernünftiger Preislage (und sogar die Verfügbarkeit<br />

war gegeben – man beachte dabei unsere gegenteiligen Erfahrungen<br />

in den Côtes <strong>du</strong> Rhône). Burgunderschnecken wurden uns nirgends<br />

vorgesetzt – obwohl ich diese eigentlich geschätzt hätte – aber<br />

man dachte wohl, dass diese für Schweizer «politisch unkorrekt» wären...<br />

Lese bereits am nächsten Tag,<br />

also dem 29. August, beginnen,<br />

was nur bestätigte, dass auch der<br />

«maschinelle» Winzer mit dem<br />

Erntezeitpunkt nicht daneben lag.<br />

Im Gegensatz zu ihm, wird aber<br />

auf dem Château jede einzelne<br />

Traube von Hand gelesen und danach<br />

auf einem Förderband noch<br />

einmal <strong>du</strong>rch mehrere Personen<br />

25


kontrolliert. Nur die fehlerfreien<br />

Früchte kommen in die Entrappungsmaschine<br />

und gelangen<br />

anschliessend in die Gärtanks<br />

(weitere Behandlung, siehe oben).<br />

Die Führung <strong>du</strong>rch die imposanten<br />

Fasslager gab einen Eindruck<br />

von der Grösse <strong>des</strong> Betriebes<br />

– Tausende von<br />

Eichenfässchen lagern da, getrennt<br />

nach Jahrgang und Parzelle,<br />

und warten auf ihre Assemblage,<br />

um später auf die<br />

Flaschen gefüllt zu werden.<br />

Bei jedem etwas niedrigen<br />

Durchgang, hielt der Guide seine<br />

Hände gegen die Hindernisse und<br />

Kleiner «Gastro-Guide»<br />

bewahrte uns vor kleinen «Kollisionen».<br />

(Er hat wohl noch nie etwas<br />

von der sprichwörtlichen<br />

Härte der «Berner-Gringe» gehört,<br />

sonst hätte er eher Angst um<br />

seine Gebäude als um unsere<br />

Köpfe gehabt.)<br />

Die anschliessende Degustation<br />

in einem ansprechenden<br />

Raum – aber fast ohne Sitzgelegenheiten<br />

- überzeugte uns <strong>du</strong>rchaus<br />

von der Qualität der Weine.<br />

Dennoch dürften wir bescheidenen<br />

Berner nicht zur Haupt-Klientel<br />

das Hauses gehören, denn nur<br />

wenige waren bereit für den Erstwein<br />

von Château de Pommard<br />

Ich verzichte darauf, die Menus der einzelnen Restaurants vollständig<br />

aufzuführen (zum Teil auch aus Gedächtnisgründen...), möchte jedoch<br />

je<strong>des</strong> der Lokale namentlich erwähnen um allen Interessenten an einem<br />

Besuch der Gegend einen kleinen «Gastroführer» zu liefern. Wenn ich<br />

dabei einzelne, speziell gut gelungene – oder ungewöhnliche - Gerichte<br />

dennoch aufführe, heisst dies absolut nicht, dass andere «Gänge» abgefallen<br />

oder nicht überzeugend gewesen wären.<br />

– Auftakt im Restaurant <strong>du</strong> Val d’Or in Mercurey zum Mittagessen am<br />

Freitag: die gute Ambience entschädigte uns für den Dauerregen.<br />

– Nachtessen im Restaurant St. Vincent in Nuits Saints Georges, das sich<br />

direkt neben dem Hotel Ibis (unserer Unterkunft) befindet und mit seiner<br />

Kelleratmosphäre eine sehr spezielle Note bietet<br />

– Am Samstag, nur wenige Schritte von Bouchard Père et Fils entfernt,<br />

fanden wir uns zum Déjeuner in der Auberge <strong>du</strong> Cheval Noir ein. Leider<br />

waren wir ein paar Minuten zu früh und wurden relativ deutlich darauf<br />

hingewiesen... Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, wurden wir im<br />

ersten Gang mit einem der besten «Jambon Persillé» verwöhnt, den ich<br />

jemals gegessen habe, und auch der weitere Verlauf war «plaisant».<br />

– Den eindeutigen kulinarischen Höhepunkt bildete das Dîner im Castel<br />

de Très Girard in Morey-St.-Denis (Mitglied der Vereinigung «Collection<br />

Châteaux & Hotels»). Küchenchef Franck Schmitt, ein Elsässer, hat seine<br />

Sporen unter Anderem im legendären «Buerehiesel» (elsässisch für<br />

Bauernhaus) in Strassbourg und im äusserst renommierten «George V»<br />

in Paris abverdient. Er überraschte uns mit «Oeufs Meurette <strong>du</strong> Castel de<br />

Trés Girard» (verlorene Eier aus einem Rotweinsud) als Premier, und<br />

auch sein Boeuf Bourguignon war fabelhaft (wir hatten einen solchen,<br />

sehr guten, zwar schon zum Mittagessen, aber seiner war gerade noch<br />

um einen «Zacken» spezieller!<br />

– Für den Abschluss punkto Kulinarik zeichnete am Sonntag das Restaurant<br />

von Château de Pommard verantwortlich. Der «Coq au Vin»<br />

vermochte selbst mich – als «Poulet-Verächter» – vollkommen zu überzeugen<br />

und unser Applaus für die Köchin kam von Herzen (leider habe<br />

ich ihren Namen nicht notiert und aus dem freien Gedächtnis kann ich<br />

ihn nicht abrufen – wohl ein Anzeichen <strong>des</strong> Alters...).<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

um die 100 und für den Zweitwein<br />

immer noch rund 40 Euros zu bezahlen<br />

(trotz <strong>des</strong> tiefen Kurses).<br />

Wir hatten danach noch das<br />

grosse Vergnügen, indivi<strong>du</strong>ell die<br />

wunderbare Sammlung der Domaine<br />

mit Werken von Picasso,<br />

Mirò, Dali und anderen Künstlern<br />

zu bewundern. Insgeheim kam dabei<br />

aber – vielleicht nicht nur bei<br />

mir – die Frage auf, ob nun das<br />

Huhn oder das Ei zuerst war, will<br />

heissen: War die Besitzerfamilie<br />

schon immer so reich, dass sie<br />

sich diese Kunstwerke leisten<br />

konnte, oder sind die Weinliebhaber<br />

auf der ganzen Welt einfach<br />

so blöd, dass sie jeden Preis für<br />

einen gefragten Wein bezahlen<br />

und damit die Anhäufung solcher<br />

Reichtümer ermöglichen? (Letztes<br />

Beispiel dafür: Bordeaux-Subskription<br />

2010 in welcher ein Château<br />

Ausone für sage und<br />

schreibe ca. CHF 2’200.— angeboten<br />

wurde - notabene pro Flasche<br />

und nicht etwa pro 12er<br />

Holzkiste!!!).<br />

Ich sage damit übrigens absolut<br />

nichts gegen einen gerechten<br />

und vernünftigen Verdienst, den<br />

die Weinhäuser erzielen dürfen –<br />

und müssen, denn sie haben<br />

grosse, zum Teil sehr alte Gebäude<br />

und Strukturen zu erhalten<br />

und lassen uns immer wieder mit<br />

Freude daran Teil haben, aber irgendwo<br />

liegt für mich die gesunde<br />

Grenze zwischen vertretbarem<br />

und «abzockerischem»<br />

Gewinn!<br />

Uebrigens: Wusstest Du,<br />

dass Pommard die einzige Gemeinde<br />

im Burgund ist, welche<br />

nur Rotweine pro<strong>du</strong>ziert? Unser<br />

Guide meinte dazu lakonisch:<br />

«Wenn Ihr je auf der Welt einen<br />

weissen Pommard sehen solltet,<br />

kommt dieser wahrscheinlich<br />

aus China.»<br />

Zeit zum Geniessen<br />

und Relaxen<br />

Wir genossen eine wunderbare<br />

Reise ohne jeglichen Zeitdruck:<br />

Immer blieb genug Zeit zwischen<br />

zwei Degustationen oder<br />

dem Kellerbesuch und anschliessenden<br />

Aktivitäten übrig,<br />

um uns zu erholen, aufzufrischen<br />

oder uns ein Bierchen zu<br />

genehmigen (zum Beispiel im<br />

wunderschönen Altstädtchen<br />

von Nuits-St.-Georges). – Herzlichen<br />

Dank an Urs Aeberhard<br />

für die perfekte Organisation<br />

und unseren Chauffeur Walter<br />

Lüthi der (z. B. mit der «Zusatzrunde»<br />

auf dem Kreisel vor<br />

Morey-St.Denis) auf unsere Bedürfnisse<br />

einging und uns sehr<br />

sicher herumkutschierte.<br />

Begrüssung im eindrucksvollen Innenhof von Château de Pommard.<br />

26 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Beat begrüsste uns mit einem<br />

«Liebe Mittrinkende» auf originelle<br />

Weise und nahm uns in seiner<br />

Einführung in die immer noch<br />

unterschätze Region <strong>des</strong> «Midi de<br />

la France» mit. Das Gebiet zeichnet<br />

sich <strong>du</strong>rch sehr unterschiedliche<br />

Böden, viele eher unbekannte<br />

Traubensorten (die Freude und<br />

Wohlbefinden bereiten) und die<br />

Vielfalt von rund 32‘000 Winzern<br />

aus. Beat überzeugte uns, dass<br />

dies eine «Reise<strong>des</strong>tination für<br />

Kenner» ist (wenige von uns wussten<br />

das allerdings schon seit längerer<br />

Zeit…).<br />

Weisse Überraschungen<br />

Mit einer Blanquette de Limoux<br />

Brut vom Domaine de Martinolles<br />

aus den Sorten Mauzac, Chardonnay<br />

und Chenin machte uns Beat<br />

mit dem «ältesten Schaumwein<br />

der Welt» bekannt (erste Erwähnung<br />

in der Geschichte: 1531<br />

A.D.). Ein fruchtiger, trockener und<br />

spritziger Apéro-Tropfen.<br />

Der Minervois Blanc vom Château<br />

d’Agel vermochte mit der Assemblage<br />

von Marsanne, Roussane,<br />

Clairette und Chenin als<br />

süffiger und angenehmer Begleiter<br />

zu Fisch und Geflügel zu überzeugen<br />

und weist zudem ein sehr<br />

gutes Preis/Leistungs-Verhältnis<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Degustation im «Löwen» zu Münsingen<br />

Languedoc - Roussillon<br />

In Umstellung unseres Jahresprogramms entschieden wir uns, die Degustation<br />

«Sortenreine Weine» <strong>du</strong>rch eine Degustation von Weinen aus dem Languedoc-<br />

Roussillon zu ersetzen. Grund: Unser Mitglied und erfahrener Präsentator und<br />

Degustator Beat Klötzli überraschte uns mit der Ankündigung, dass er eine<br />

schöne Degustation mit Weinen aus dieser Region bringen könnte. Wir vertrauten<br />

auf seine Aussage und wurden nicht enttäuscht: Beat zeigte uns echte<br />

«Trouvaillen» aus dem Süden Frankreichs und vermochte mit seinem Enthusiasmus<br />

alle 32 Teilnehmer/innen zu begeistern. – Peter Bircher berichtet:<br />

Reben in der Region Corbières<br />

aus (CHF 12.–). – Der Viognier <strong>du</strong><br />

Pays d’Oc vom Château Cazal Viel<br />

überzeugte mit seiner Typizität<br />

und einem ebenfalls sehr vernünftigen<br />

Preis. Die Barrique-Note ist<br />

sehr dezent eingebunden.<br />

Rote Corbières, Minervois,<br />

Saint-Chinian...<br />

Die Assemblage vom Domaine <strong>du</strong><br />

Grand Crès von Hervé Leferrer aus<br />

Carignan, Mourvèdre und<br />

Grenache erwies sich als feurige,<br />

wilde Komposition zum Begleiten<br />

von kräftigen Gerichten. – Sehr<br />

gefällig war ebenfalls der zu 80<br />

Prozent aus Grenache bestehende<br />

Minervois Grenu vom Château<br />

d’Agel (keine Angaben zu den<br />

restlichen 20 Prozent).<br />

Als nächstes folgte der Syrah<br />

Saint-Chinian «L’Antenne» eben-<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

falls vom Château d‘Agel. Ein Wein<br />

mit 12 Monaten Ausbau im Eichenfass,<br />

welcher sehr lagerfähig sein<br />

dürfte und mit seiner Reinsortigkeit<br />

für das Gebiet eine Ausnahme ist<br />

(fast alle südfranzösischen Weine<br />

sind Assemblagen).<br />

...und Faugères<br />

Auch die beiden letzten Rotweine<br />

aus dem Gebiet Faugères überzeugten<br />

recht gut: Die Assemblage<br />

aus Syrah, Grenache, Mourvèdre,<br />

Cinsault und Carignan vom<br />

Château <strong>des</strong> Estanilles, M. Louison,<br />

gefiel <strong>du</strong>rch ihre Eleganz und<br />

das harmonische Miteinander der<br />

vielen Traubensorten – ein gutes<br />

Beispiel dafür, wie sich <strong>du</strong>rch Assemblagen<br />

sehr runde und komplexe<br />

Weine pro<strong>du</strong>zieren lassen.<br />

Beim Mas Gabinèle von<br />

Thierry Rodriguez handelt es sich<br />

um einen biologischen Wein aus<br />

Carignan, Syrah, Grenache und<br />

Mourvèdre mit dem Namen «Gesang<br />

der Zykladen». Dieser bestätigte<br />

leider die immer noch<br />

häufig zutreffende Charakterisierung<br />

als «nicht ganz ernstzunehmend»<br />

(damit sei aber nichts gegen<br />

<strong>du</strong>rchaus valable Vertreter<br />

dieser Gattung ausgesagt!). Mit<br />

seinem Preis von CHF 24.50 bei<br />

Coop ist er zudem der teuerste<br />

Vertreter der Region. Beat kom-<br />

mentierte den «Gesang der Zykladen»<br />

recht trocken mit «Je lauter,<br />

<strong>des</strong>to Bio».<br />

Süssweine<br />

von der Mittelmeerküste<br />

Den Abschluss bestritten zwei<br />

Süssweine: Der Muscat de Frontignan<br />

vom Château de Stony (gekeltert<br />

aus Muscat Blanc Romain),<br />

den Beat als echten «Seelentröster»<br />

bezeichnete, und der<br />

Banyuls von Gérard Bertrand (aus<br />

Grenache Noir, Grenache Gris und<br />

Cinsault), einer der raren roten<br />

Süssweine. Beide sind wunderbar<br />

geeignet als Begleiter eines feinen<br />

Desserts oder einer Platte<br />

mit kräftigen Blauschimmelkäsen.<br />

Vom Löwen-Team aus Küche<br />

und Service in Münsingen wurden<br />

wir zwischen den einzelnen Weingruppen<br />

aufs Trefflichste - und<br />

dem Thema bestens angepasst -<br />

verwöhnt. Wir möchten dafür unseren<br />

herzlichen Dank aussprechen<br />

(zu Händen der Geschäftsleitung:<br />

Bitte weiterleiten!).<br />

Auch Beat Klötzli sei herzlich<br />

gedankt für die Auswahl der<br />

Weine, seine lockere und humorvolle<br />

Präsentation und die auf die<br />

Minute genaue Planung von Degustation<br />

und Essens-Service. Das<br />

muss ihm immer noch jemand<br />

nachmachen!<br />

27


Stimmungsvolles Dinner im Bären-Keller von Biglen<br />

Jahres-Abschlussabend 2011<br />

Eine eher enttäuschend niedrige Anzahl von Teilnehmer/innen fand sich zum<br />

Abschluss <strong>des</strong> Vereinsjahres im Restaurant Bären in Biglen ein. Was die Abwesenden<br />

verpasst haben, sei nachfolgend kurz beschrieben. – Peter Bircher berichtet:<br />

Apéro in der «Tatze-Bar»<br />

Der aus der Vereinskasse gesponserte<br />

Apéro umfasste eine Super<br />

Chasselas-Degustation mit drei<br />

Spitzen-Vertretern aus dem Dézaley.<br />

Dazu servierte uns die Bären-<br />

Brigade herrliche (und vor allem<br />

auch wunderbar anzusehende)<br />

Platten mit einer riesigen Vielfalt<br />

an sehr delikaten Häppchen, z.B.<br />

herzige Schälchen mit bestem Crevetten-Cocktail,<br />

kleine Lachs-Kreationen,<br />

wunderbar gefüllte Eier und<br />

min<strong>des</strong>tens 8 bis 10 weitere Köstlichkeiten.<br />

Alles war so gut, dass<br />

es restlos «weggeputzt» wurde und<br />

wir uns danach fast Vorwürfe machen<br />

mussten, weil der anschliessende<br />

«Vier-Gänger» einigen von<br />

uns fast zu viel wurde…<br />

Von der gemütlichen und originellen<br />

«Tatze-Bar» begaben wir<br />

uns für das Dinner in den stimmungsvollen<br />

Gewölbekeller. Das<br />

Bärenteam stellte im Voraus eine<br />

kleine, aber vielseitige Auswahl<br />

an Rotweinen zusammen, welche<br />

dank dieser Voraussicht alle in bester<br />

Trinktemperatur genussbereit<br />

da waren. Es bildeten sich spontan<br />

kleine Gruppen, welche ihre<br />

Weinauswahl gemeinsam trafen.<br />

Kulinarische Höhenflüge<br />

im Gewölbekeller<br />

Dann kam der grosse Auftritt der<br />

Küche: Den Einstieg bildete ein feiner<br />

Nüsslersalat mit Speckwürfeli<br />

und Pilzen, karamellisierten Birnenstückchen<br />

und Nüssen an einem delikaten<br />

Baumnussdressing. Den Anschluss<br />

bildete die sämige<br />

Kürbissuppe, welcher ein überraschend<br />

frischer und aromatischer<br />

Gewürzknödel das einzigartige «Etwas»<br />

verlieh. Zum Hauptgang erhielten<br />

wir ein saftiges Wildschwein-<br />

Cordonbleu, gefüllt mit<br />

Rohschinken und Bergkäse vorgesetzt.<br />

Die perfekte Begleitung dazu<br />

war der Rotweinrisotto und das<br />

herbstliche «Streugemüse». Zum<br />

Dessert <strong>du</strong>rften wir uns an in Portwein<br />

marinierten Feigen mit einem<br />

Kastanien-Parfait delektieren. – In<br />

jeder Hinsicht ein perfekter, anregender<br />

und stimmungsvoller Abend!<br />

«Les absents ont toujours tort»<br />

Einmal mehr ist dazu nur zu sagen:<br />

«Les absents ont toujours tort»,<br />

oder auf gut Deutsch, jede/r Weinfreund/in,<br />

der/die an einem unserer<br />

Anlässe nicht teilnimmt, verpasst<br />

etwas Grossartiges! Ich<br />

weiss, viele der Abwesenden mögen<br />

meine – oft recht enthusiastischen<br />

Beschreibungen – als übertrieben<br />

einstufen, aber ich kann<br />

Euch versichern, dass ich immer<br />

nur das weitergebe, was die vor<br />

Ort Anwesenden auch empfunden<br />

haben. Wenn ich zu einem Anlass<br />

kritische Stimmen höre, kommen<br />

diese mit Sicherheit auch zum Zug!<br />

Daher mein Aufruf: Merkt Euch<br />

die Daten der Weinfreunde-Anlässe<br />

für 2012 lange im Voraus vor!<br />

Sie werden jeweils mit der Einla<strong>du</strong>ng<br />

zur Generalversammlung zum<br />

Jahresbeginn versandt. Deshalb<br />

sollte bei den meisten von uns<br />

genügend «Vorlaufzeit» vorhanden<br />

sein, um entsprechend zu handeln!<br />

P.S. Der hier beschriebene Anlass<br />

war zum Schnäppchen-Preis<br />

von CHF 50.00 zu haben! Teilt uns<br />

bitte mit, wenn Ihr sonstwo etwas<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

zu einem vergleichbar guten Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis kennt, wir<br />

werden versuchen, den betreffenden<br />

«Gastwirt» als Mitglied zu gewinnen,<br />

damit wir auch bei ihm unsere<br />

Anlässe <strong>du</strong>rchführen können!<br />

Unser Aufruf an alle Mitglieder<br />

begleitet diesen Bericht über<br />

unseren Jahresend-Anlass: Lasst<br />

Blindverkostung einmal mehr ein Hit<br />

Degustation Kreuz & Quer<br />

uns Eure Wünsche und Vorstellungen<br />

wissen, nur so können wir ein<br />

Programm zusammenstellen, das<br />

Euren Vorstellungen entspricht!<br />

Herzlichen Dank an Ronny<br />

Müller für die Organisation und<br />

das «Einfädeln» dieses Abends<br />

sowie an das Bären-Team für die<br />

perfekte Realisierung.<br />

Der unschlagbare Klassiker unter unseren Anlässen: Immer wieder<br />

vermag diese Blinddegustation fast am meisten Teilnehmer/innen zu<br />

mobilisieren. Einerseits mag die Faszination, neue Weine zu entdecken,<br />

Grund für diesen guten Besuch sein und andererseits sicher<br />

die Herausforderung ans eigene Weinwissen. – Peter Bircher berichtet:<br />

Es ist doch wunderbar, sagen zu können: «Diesen Wein vermochte ich 100<br />

Prozent einzuordnen», d.h. sowohl Traubensorte und Herkunft als auch<br />

Jahrgang «heraus» degustiert zu haben. Ein echtes Erfolgserlebnis ist es<br />

aber auch schon, einen Wein zu zwei Dritteln richtig bestimmt zu haben<br />

(der Jahrgang ist ja meist die grösste Herausforderung). Im Multiple-<br />

Choice Verfahren wagen wir uns jeweils an diese Entdeckungen heran.<br />

Grössere und kleinere Knacknüsse in Weiss und Rot<br />

Ronny Müller und Marc Habegger haben uns auch in diesem Jahr sowohl<br />

einfachere wie auch schwierigere Aufgaben gestellt: Unter den<br />

Weissweinen waren in der ersten Kategorie etwa der Chardonnay Costa<br />

al Sole aus dem Piemont, der Welschriesling von Oppelmaier aus dem<br />

Carnuntum und ein Trebbiano von Tomasi aus Venetien zu zählen.<br />

Mehr Mühe bereiteten dagegen der Ribolla aus dem Friaul oder der Resi<br />

der Jodern Kellerei aus dem Wallis.<br />

Bei den Roten genau das gleiche Bild: Nicht allzu viel Mühe bereiteten<br />

die Cuvée Château Clapot aus Bordeaux mit Cabernet Sauvignon und<br />

Merlot, der Carignano Kanai Riserva aus Sardinien oder der EOS, Zinfandel<br />

aus Kalifornien (manchmal half dabei auch etwas logisches Denken<br />

mit, denn woanders als in Kalifornien wird der ursprünglich aus Italien<br />

stammende Primitivo als Zinfandel bezeichnet…). Schwieriger verhielt<br />

es sich mit dem Mavroudi aus Griechenland oder dem Ruby Cabernet aus<br />

Mexico – dazu noch Jahrgang 1994! Zwischen den beiden Kategorien bewegte<br />

sich zum Beispiel der Château Montus aus dem Madiran von Alain<br />

Brumont mit 100 Prozent Tannat Trauben und Jahrgang 1998.<br />

Sowohl bei den Weissen wie auch den Roten bestimmten wir zum<br />

Schluss, welcher Wein am Besten angekommen ist. Kriterium: Wer hat<br />

diesen Wein indivi<strong>du</strong>ell als Besten, Zweitbesten und so weiter eingestuft?<br />

Bei den Weissen kam der Welschriesling von Oppelmaier auf den ersten<br />

Platz (notabene zu einem Preis von 5 Euro pro Flasche!). Den höchsten<br />

Platz bei den Roten belegte der Zinfandel aus Kalifornien.<br />

Die Küche <strong>des</strong> Restaurants Hüsi in Freimettigen begleitete unsere Degustation<br />

aufs Trefflichste mit den feinen, dem Thema angepassten Speisen, der Service<br />

war freundlich und effizient. – Besten Dank auch an Ronny und Marc für die<br />

Super-Organisation und an die Mitglieder, die mit ihren indivi<strong>du</strong>ellen Weinvorschlägen<br />

manchen Farbtupfer in die Degustation einbrachten.<br />

28 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


«Wenn Engel reisen, dann öffnet<br />

der Himmel seine Schleusen». Mit<br />

diesem abgeänderten Sprichwort<br />

trösteten sich am Samstag, dem<br />

18. Juni, die gut gelaunten 48 Mitglieder<br />

der <strong>Schweizerische</strong> Vereinigung<br />

der Weinfreunde, Sektion<br />

Bern, die sich am Treffpunkt im<br />

Bahnhof Bern versammelten, um<br />

gemeinsam das Programm <strong>des</strong> Jubiläumsausflugs<br />

in Angriff zu nehmen.<br />

Weil bekanntlich der Kluge<br />

im Zuge reist, fuhren wir auf der<br />

ersten Etappe per BLS <strong>du</strong>rch das<br />

Gürbetal, in Seftigen vorbei am<br />

Rebberg unseres Vorstandsmitglie<strong>des</strong><br />

Matthias Rindisbacher, nach<br />

Thun. Dort erwartete uns das<br />

Schiff. Auf dem Oberdeck genossen<br />

die Teilnehmer während der<br />

Fahrt ein herrliches Frühstück und<br />

trotz fehlendem Sonnenschein eine<br />

wunderbare Rundsicht auf die umliegenden<br />

Bergkulissen. Vorbei an<br />

den Rebbergen von Hilterfingen,<br />

Oberhofen, Spiez und Merligen,<br />

wurde Interlaken angesteuert, wo<br />

sich die Freunde der bodenständigen<br />

Kultur gleichentags zum Eidg.<br />

Jodlerfest versammelten.<br />

Auf der Rückfahrt von Interlaken<br />

nach Spiez begrüsste unsere<br />

Präsidentin an Bord die in Geburtstagslaune<br />

versetzten Weinfreundinnen<br />

und Weinfreunde.<br />

Mit dem vorzüglich mundenden<br />

Wein aus 0berhofen wurde auf<br />

das Wohl und die weitere positive<br />

Entwicklung unserer Sektion Bern<br />

angestossen, nach dem Motto:<br />

Trink wenn dir der Becher winkt,<br />

nutze deine Tage, ob man auch<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Bern<br />

60 Jahre Berner Weinfreunde 1951 bis 2011<br />

Jubiläumsausflug<br />

Der Ausflug zum 60-Jahr-Jubiläum der Berner Weinfreunde führte am 18.<br />

Juni 48 Mitglieder auf den Thunersee, dann ins Schloss Spiez und danach auf<br />

den Niesen. – Erwin Wenger, unser Ehrenmitglied, berichtet:<br />

im Himmel trinkt, ist noch eine<br />

Frage.<br />

Nun nutzte unser ehemaliger<br />

Präsident und Ehrenmitglied, Erwin<br />

Wenger, unserer heutigen<br />

Präsidentin, Suzanne Hauswirth,<br />

und dem tatkräftigen, aktiven Vorstand<br />

für ihre Arbeit und die Organisation<br />

<strong>des</strong> Jubiläumsausflugs zu<br />

danken. Trotz den Schwierigkeiten<br />

<strong>du</strong>rch die veränderten Randbedingungen,<br />

Ess- und Lebensgewohnheiten,<br />

Angebots- und Einkaufsmöglichkeiten<br />

von Weinen, neue<br />

Mitglieder zu gewinnen, kann die<br />

Sektion Bern dank ihres attraktiven<br />

Jahresprogramms getrost in<br />

die Zukunft sehen.<br />

Apéro auf Schloss Spiez<br />

In Spiez angekommen, erreichten<br />

wir mit einem kurzen Fussmarsch<br />

das Schloss Spiez, wo uns die Kellermeisterin<br />

Ursula Irion einen<br />

herzlichen Empfang bereitete.<br />

Eine auserlesene Degustation der<br />

heute begehrten Spiezerweine,<br />

verbunden mit einem kulinarisch<br />

hochstehenden Apéro riche von<br />

Bruno Wüthrich weckte unsere Lebensgeister.<br />

Nur allzu rasch mussten wir<br />

uns von diesem ehrwürdigen<br />

Schloss verabschieden; um im<br />

Bahnhof Spiez, in einer 5-minütigen<br />

Zugfahrt das nächste Ziel<br />

Mülenen zu erreichen.<br />

Lukullisches statt Augenweide<br />

Dort angelangt, hiess es umsteigen<br />

in eine der längsten Standseilbahnen<br />

von Europa, die uns<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

auf die 2362m hohe «Swiss-Pyramid»<br />

mit Namen Niesen führte.<br />

Leider verwehrte uns das von Nebelschwaden<br />

und nur kurzen Aufhellungen<br />

begleitete Wetter, eine<br />

imposante Aussicht auf die Naturund<br />

Bergwelt sowie die Weitsicht<br />

auf den Thunersee und das Berner<br />

Mittelland.<br />

Dieser wetterbedingte Nachteil<br />

wurde <strong>du</strong>rch das vorzüglich<br />

servierte reichhaltige Salatbuffet,<br />

Fleischfon<strong>du</strong>e, Dessert und die<br />

kredenzten Weine aus dem Reb-<br />

Den 44 anwesenden Weinfreunden<br />

stellte unser Vorstandsmitglied<br />

und Winzer in Seftigen, Matthias<br />

Rindisbacher, je sechs<br />

Weiss- und Rotweine vor. Die Degustation<br />

hatte fast ein wenig den<br />

Charakter einer Blinddegustation,<br />

musste doch jeweils drei eingeschenkten<br />

Weinen eine der auf<br />

der Liste aufgeführten Sorten zugeteilt<br />

werden.<br />

Cabernet Blanc?<br />

Von der ersten Serie war nur der<br />

Sauvignon Blanc bestens bekannt,<br />

einige haben auch den Kerner<br />

schon degustiert, während die<br />

Rebsorte Cabernet Blanc doch<br />

ziemlich unbekannt war. Der<br />

fruchtigste Wein, mit einer schönen<br />

Holunder-Note war im ersten<br />

Glas. Die meisten tippten hier auf<br />

den Sauvignon Blanc. Der Kerner,<br />

mir bekannt von GK Schinznach,<br />

berg Seftigen, mehr als kompensiert.<br />

Nur allzu rasch verflossen<br />

die Stunden auf diesem hoch gelegenen<br />

Ausflugsziel und damit<br />

das Ende der Feier zum 60. Geburtstag<br />

der Berner Weinfreunde.<br />

Mit dem weisen Sinnspruch,<br />

«Der Trinker trinkt Wein, um zu<br />

vergessen, der Weinfreund trinkt<br />

Wein, um sich zu erinnern»,<br />

möchte ich den Organisatoren im<br />

Namen aller Teilnehmer für den<br />

unvergesslichen Jubiläumsausflug<br />

danken.<br />

Bekanntes und Unbekanntes im Vergleich<br />

Neues am Weinhorizont<br />

Die Veranstaltung vom 13. September sollte so etwas wie ein «degustativer»<br />

Ausflug in die Reb-Züchtungsgeschichte sein und dabei gleichzeitig auch<br />

neue Sorten vorstellen, welche auch in der Schweiz gut verbreitet sind. Der direkte<br />

Vergleich dieser Sorten miteinander kommt in der Praxis eher selten vor<br />

und hat unter den Berner Weinfreundinnen und Weinfreunden ein reges Ratespiel<br />

ausgelöst! – Bruno Zürcher berichtet von einem ebenso ungewöhnlichen<br />

wie spannenden Degustations-Abend:<br />

ist meistens ein etwas kräftiger,<br />

starker Wein mit einem hohen<br />

Säuregehalt. Die Auflösung <strong>des</strong><br />

Test zeigte ein vollkommen anderes<br />

Bild. Der fruchtigste Wein war<br />

der Cabernet Blanc aus der Pfalz!<br />

Auch Bekanntes kann täuschen<br />

In der zweiten Serie Weissweine<br />

war ein Riesling-Silvaner, den alle<br />

Anwesenden kannten. Die beiden<br />

anderen, der Kernling und der Seival<br />

Blanc, waren für die meisten<br />

Neuland. Aufgrund der Erfahrung<br />

aus der ersten Serie wurde man<br />

doch etwas vorsichtiger. Aber auch<br />

hier nützte alle Erfahrung wenig.<br />

Der Müller Thurgau war nicht im<br />

ersten Glas, sondern im zweiten...<br />

Regent nur beschränkt «PIWI»<br />

Die erste Serie Rotweine enthielt<br />

zwei bekannte Rebsorten: Pinot<br />

Noir und Regent. Der Regent, eine<br />

29


Kreuzung zwischen Diana und<br />

Chambourcin, gehört zu den bedeutendstenpilzwiderstandsfähigen<br />

Qualitäts-Rebsorten auch<br />

«PiWi» genannt. Leider haben sich<br />

aber die Hoffnungen auf eine<br />

echte Resistenz gegen Pilzerkrankungen<br />

nicht erfüllt. Als Rebsorte<br />

zeigt der Regent eine starke Farbkraft<br />

und ist auch etwas herber im<br />

Gaumen als der fruchtige Pinot<br />

Noir. Die Auswertung zeigte hier<br />

eine bessere Übereinstimmung<br />

als bei den Weissen.<br />

Im Hotel-Restaurant La Rotonda di<br />

Lomazzo südlich von Como stimmten<br />

wir uns am Mittwoch beim<br />

Mittagessen (tagliere di salumi,<br />

salsa alle cipolle rosse; tagliatelle<br />

con gamberi, fiori di zucca e lime,<br />

tir<strong>amis</strong>u) mit dem Prosecco Brut<br />

Casa dei Faveri der Cantine Vedova<br />

in Valdobbiadene, einem Chardonnay<br />

delle Venezie IGT 2009 der<br />

Colli del Lago d’Iseo und einem CS<br />

2010 aus den gleichen Lagen auf<br />

das Weingebiet ein. Die längere<br />

Busfahrt lockerten unsere zwei<br />

Gui<strong>des</strong> mit einer Blinddegustation<br />

auf: Ein Trebbiano di Soave 2010<br />

San Benedetto aus der DOC Lugana<br />

von der Tenuta Zenato war im<br />

Glas zu erkennen.<br />

Giovanna Tantini begeistert<br />

in der Bardolino DOC<br />

Am Nachmittag bildete der Bardolino-«Appetizer»<br />

bei Giovanna<br />

Tantini in Castelnuovo del Garda<br />

einen gebührenden Einstieg. Tantini<br />

begeistert <strong>du</strong>rch ihre Verbun-<br />

Cabertin?<br />

Bei den letzten drei Weinen konnte<br />

der Gamaret, eine Kreuzung von<br />

Gamay und Reichensteiner, angebaut<br />

vor allem im Kanton Genf und<br />

der Waadt, als bekannt vorausgesetzt<br />

werden. Der Cabernet Dorsa,<br />

eine Kreuzung aus Cabernet und<br />

Dornfelder, wird in jüngster Zeit<br />

auch in der Schweiz vermehrt gepflanzt.<br />

Unbekannt war nur der Cabertin,<br />

eine Neuzüchtung <strong>des</strong><br />

Schweizer Rebenzüchters Valentin<br />

Blattner. Er ist mit seiner <strong>du</strong>nklen,<br />

denheit und Liebe zu ihren Rebstöcken<br />

und zum Boden, auf welchem<br />

diese wachsen. Sie ist eine<br />

enthusiastische Winzerin und pro<strong>du</strong>ziert<br />

Bardolini, die sich qualitativ<br />

stark von andern Weinen dieser<br />

Appellation hervorheben. Ihre<br />

Rebzeilen zeugen von ausschliesslicher<br />

Handarbeit <strong>du</strong>rch das ganze<br />

Jahr, und die Weine zeugen von<br />

dieser Sorgfalt:<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Ein grandioses Erlebnis für anspruchsvolle Schlemmer und Kenner<br />

Weinreise ins Veneto<br />

rubinroten Farbe und im Geschmack<br />

ähnlich wie ein Syrah, jedoch<br />

eher exotisch. – Zum abschliessenden<br />

Essen wurde der Wein<br />

Nr. 7 ausgeschenkt, ein Pinot Noir<br />

vom Weingut Hämmerli aus Ins, als<br />

Berner Staaatswein 2011 prämiert.<br />

Ein spannender und lehrreicher<br />

Weinabend, der zeigte wie<br />

bekannte Eindrücke und Erinnerungen<br />

schnell in die Irre führen<br />

können! Matthias, vielen Dank für<br />

die gelungene Weinauswahl und<br />

die Durchführung.<br />

Die beiden Organisatoren, Philipp Hurni und Dan Sennhauser, hatten sich vor zwei Jahren vorgenommen, uns nicht<br />

nur Valpolicella und Soave vorzuführen, sondern mit uns auch noch einen Abstecher in das nördlich von Vicenza gelegene<br />

Weingebiet der Breganze zu machen. Vom 24. bis zum 28. August reisten sie zusammen mit 47 Mitgliedern ins<br />

Veneto. – Pierre Jeanneret war dabei.<br />

– Der Ettore IGT 2006 Rosso Veronese<br />

ist eine grossartige Entdeckung<br />

(Cor<strong>vin</strong>a 80%, CS und<br />

Merlot 10%): Die Trauben werden<br />

am Rebstock und auf dem Gestell<br />

einen Monat angetrocknet und ergeben<br />

nach 18 Monaten Barriques<br />

einen vollen, nach Lakritze mundenden<br />

Wein mit leicht bitterem Abgang<br />

und rund 10 Jahren Lagerfähigkeit.<br />

Auftakt in Castelnuovo del Garda. Giovanna Tantini (r.) mit Philipp Hurni.<br />

– Der Bardolino DOC 2009 (Cor<strong>vin</strong>a<br />

80, Rondinella 15, Sangiovese<br />

5) weist grosse Typizität auf<br />

(Kirschen, Himbeeren) und ist 4<br />

bis 5 Jahre lagerfähig.<br />

– Auch ihr Bardolino Chiaretto DOC<br />

2010 (Cor<strong>vin</strong>a 65, Rondinella 30,<br />

Molinara 5) vermag mit seinen feinen<br />

Fruchtaromen zu überzeugen.<br />

– Mit dem Greta IGT 2008 Rosso<br />

Veronese aus 100% Cor<strong>vin</strong>a gelang<br />

ihr eine trinkreife Spezialität<br />

mit feinfruchtiger Nase, kräftig im<br />

Gaumen nach Kirschen und roten<br />

Früchten schmeckend.<br />

Ihr Gatte überzeugte seinerseits<br />

mit dem Cosí IGT 2006 Rosso<br />

del Veneto (Cor<strong>vin</strong>a 90%, Syrah<br />

10%) mit toller Fruchtnase, vollem,<br />

langem und ausgeglichenem Gaumen;<br />

der Wein lag 15 Monate in<br />

Barriques.<br />

«Einstieg» ins Valpolicella<br />

Beim Nachtessen im Hotel Valpolicella<br />

International in San Pietro<br />

in Cariano wurde nach dem Prosecco<br />

Copernicum DOC Extra Dry<br />

aus Treviso die ganze Palette der<br />

DOC-Valpolicella-Weine gereicht:<br />

Ein Classico 2010 von Lorenzo Begali<br />

(leicht, frisch), ein Classico<br />

2009 von Sartori (fruchtig, süffig),<br />

ein Superiore 2007 Ca Camparsi<br />

von Dario e Fabio Bonazzi (fruchtig,<br />

ausgewogen), ein Ripasso<br />

2009 La Cengia von Lorenzo Begali<br />

(weich, trinkreif) und ein Recioto<br />

della Valpolicella DOC 2007<br />

Monte Gradela von Dario e Fabio<br />

Bonazzi (elegant, saftig). Mit Ausnahme<br />

<strong>des</strong> Fleischgangs (tagliato<br />

di manzo con radicchio trevisano)<br />

passten alle Teller gut zu den jeweiligen<br />

Weinen; der Radicchio<br />

harmonierte als bitteres Gemüse<br />

jedoch nicht mit dem Ripasso.<br />

Bei Le Ragose und Speri<br />

Die Brüder Galli geniessen auf<br />

dem Weingut Le Ragose, mitten in<br />

der DOC Valpolicella in den Hügeln<br />

oberhalb von Arbizzano, nicht<br />

30 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Der Weinschatz der Speri.<br />

nur einen unglaublichen Rundblick<br />

über fast das gesamte Valpolicella-Classico-Gebiet,<br />

sie verwirklichen<br />

dort auch den Traum der<br />

perfekten Harmonie der drei Traubensorten<br />

Cor<strong>vin</strong>a, Rondinella und<br />

Molinara. Wie bei Giovanna Tantini<br />

entscheidet sich bei ihnen<br />

schon im Rebberg, ob eine Traube<br />

Amarone oder Valpolicella ergibt:<br />

Ist die Traube bei Reife biegsam<br />

und locker eignet sie sich zum<br />

Trocknen, ist sie kompakt und steif<br />

für Valpolicella. Zum Trocknen<br />

braucht es zwischen den einzelnen<br />

Traubenbeeren etwas Luft,<br />

sonst besteht die Gefahr <strong>des</strong> Faulens.<br />

– Der Valpolicella Classico 2010 –<br />

nur Inox-Ausbau – riecht nach reifen<br />

Früchten, ist kräftig mit guter<br />

Säure und leicht bitterem Abgang.<br />

Ein reicher Basiswein.<br />

– Der Ripasso Le Sassine 2007 liegt<br />

ein Jahr im Stahltank und zwei<br />

Jahre in Slowenischer Eiche, nachdem<br />

er im Februar 2008 in der Amarone-Maische<br />

2007 eine zweite Fermentation<br />

<strong>du</strong>rchgemacht hat, in<br />

welcher er Aromen von gekochten<br />

Zwetschgen, Alkohol, Struktur und<br />

Tannine aufgenommen hatte.<br />

– Der Amarone 2003, nach traditioneller<br />

Art in grossen Fässern<br />

erzogen, ist konzentriert, kräftig<br />

mit ausgewogener Säure und fei-<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

nen Tanninen, die ihm eine lange<br />

Lagerfähigkeit geben.<br />

– Um den Geschmack <strong>des</strong> Journalisten<br />

Parker zu treffen, ist der Amarone<br />

Marta Galli 2004 mit zusätzlichen<br />

Traubensorten angereichert<br />

worden und in verschiedenen<br />

neuen Barriques-Fässern gereift,<br />

was ihn etwas «süsser», mit härteren<br />

Tanninen und mehr Bitterstoffen<br />

erscheinen lässt. Die schleichende<br />

Amerikanisierung <strong>des</strong><br />

Amarone drängt auch die Molinara-Traube<br />

in den Hintergrund,<br />

weil sie jeden Wein heller macht<br />

und ihm Säure gibt.<br />

– Beim traditionellen Recioto wird<br />

nach dem Antrocknen die Fermentation<br />

mittels Kühlung gestoppt, so<br />

dass ihn eine reichliche Restsüsse<br />

(ca. 125g/l) zum idealen Dessertwein<br />

werden lässt.<br />

Im Ristorante Ai Torcoli bei<br />

Marano di Valpolicella wurde uns<br />

zur wunderbaren Aussicht über das<br />

Maranotal und seine Rebberge<br />

zum Luccio in salsa con polenta ein<br />

Custoza DOC 2010 der Az. Agr. Calvachina<br />

gereicht (süsslich, süffig,<br />

trockener Abgang); zu den<br />

Maccheroncini al ragu’ di fagianella<br />

ein Valpolicella Classico DOC<br />

2010 Santambrogio von Aldegheri<br />

(fruchtig nach Zwetschgen, ausgewogen,<br />

leicht); zum Arrosto di coniglio<br />

in porchetta der Valpolicella<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Classico Superiore Ripasso DOC<br />

2008 Le Vigne San Pietro (kantigeres<br />

Profil nach Veilchen, Lakritz,<br />

Kräuter, starke Säure, leichte Bitternote)<br />

und zur Pera al recioto con<br />

gelato alla cannella logischerweise<br />

der Recioto della Valpolicella<br />

Classico DOC 2010 von Luigi<br />

Righetti (Kirschen, Zwetschgen,<br />

fruchtig, weich und süffig).<br />

Bei Speri in Pedemonte stellte<br />

uns die Tochter Chiara die Azienda<br />

mit langer Familientradition vor.<br />

Speri stellt seit 1800 Rotweine her,<br />

verfügt über enorme Kenntnisse<br />

der Lagen, der Leistungsfähigkeit<br />

der Rebstöcke, der Entwicklung der<br />

Technik der Vinifikation, verströmt<br />

viel Selbstvertrauen und hat einen<br />

entsprechend guten Ruf. Nur ein<br />

Wein wird im Stahltank ausgebaut,<br />

alle andern im Holz. Alle Weine<br />

stammen aus der DOC. Das Traubengut<br />

wird am Stock verlesen, vor<br />

jeder Edelfäule geschützt und<br />

während der traditionellen Trocknung<br />

wird nur die Feuchtigkeit abgesaugt.<br />

– Der Valpolicella Classico 2010<br />

(Stahltank) riecht nach Brotkruste,<br />

Veilchen und reifen Kirschen; er ist<br />

saftig und hat den charakteristischen,<br />

leicht bitterlichen Abgang.<br />

– Der Ripasso 2009 hat feine<br />

Fruchtaromen, etwas Kakao, ist gut<br />

strukturiert mit runden Tanninen.<br />

– Der Valpolicella Classico Superiore<br />

St. Urbano 2008 hat einen<br />

Schokoladeton und schmeckt nach<br />

reifen Früchten.<br />

– Der Amarone 2007 riecht nach<br />

gekochten Früchten und ist im Gaumen<br />

kräftig, konzentriert und elegant<br />

(Lagerfähigkeit bis 20 Jahre)<br />

und auch der Recioto della Valpolicella<br />

2008 ist süss ohne plump zu<br />

sein, rund und riecht nach Zwetschgenkompott.<br />

Da alle Weine zu<br />

vernünftigen Preisen zu haben waren,<br />

nahmen wir einen schlicht perfekten<br />

Eindruck mit.<br />

Spumante<br />

Den dritten Tag begannen wir mit<br />

einer Spumante–Degustation in<br />

der Enoteca Il Drago in Soave.<br />

Carlo Colla, Chef der Enoteca,<br />

stellte uns drei Schaumweine vor,<br />

die unterschiedlich gut gefielen:<br />

– Der Spumante Soave Brut I Querceni<br />

von Camerago (Garganega-<br />

Traube) riecht nach Apfel, hat eine<br />

feine Perlage und ist ganz leicht<br />

bitter;<br />

– der Spumante Soave Brut von<br />

Valda Balestri (Garganega-Traube)<br />

<strong>du</strong>ftet nach Pfirsich, hat eine stärkere<br />

Perlage und ist zu Beginn<br />

rund, lang und nicht bitter, später<br />

flach und kurz;<br />

– der Prosecco Extra Dry Jeio Colmei<br />

(Prosecco-Traube) schmeckt<br />

Suzanne und Erwin in bester Degustatiopns-Stimmung.<br />

31


Signor Galli (3.v.r.) mit Philipp Hurni unter Molinara<br />

nach grünen Früchten, hat eine<br />

starke Perlage, ist weich und verschwindet<br />

schnell.<br />

Soave DOC<br />

und «König» Maculan<br />

Unser Besuch auf dem Weingut<br />

Prà in Monteforte d`Alpone wurde<br />

von der jungen deutschen<br />

Ziehtochter Claudia dominiert, die<br />

das Gut als Wirtschafterin führt<br />

und sich vollständig mit den Rebbergen<br />

und den Weinen identifiziert.<br />

Der Betrieb wird biologisch<br />

geführt, das Traubengut sorgfältig<br />

von Hand bearbeitet und in allen<br />

Phasen höchste Qualität angestrebt.<br />

Allerdings ist auch ein Top-<br />

Soave-Betrieb nie so angesehen,<br />

weil ihm der Amarone fehlt. Das<br />

Gut hat <strong>des</strong>halb seine Reblagen erweitert<br />

und stellt heute mit dem<br />

Morandino und dem Amarone auch<br />

zwei sehr gute Valpolicella her. Die<br />

Lorbeeren haben nicht auf sich<br />

warten lassen: Parker ist hat<br />

prompt sein Füllhorn ausgeschüttet<br />

und reichlich Punkte gesprochen.<br />

– Der Soave Classico DOC 2010<br />

riecht nach Birne und Apfel, ist dicht,<br />

etwas pfeffrig und mineralisch;<br />

– der Soave Classico DOC 2009<br />

Staforte riecht nach reifen Früchten,<br />

ist dicht, mineralisch, hat weniger<br />

Säure und ist leicht bitterlich<br />

im Abgang. Das sind die zwei ein-<br />

zigen Weine, die nicht im Holz erzogen<br />

werden.<br />

– Der Soave Classico DOC 2009<br />

Monte Grande (Garganega 80,<br />

Trebbiano 20) reift in grossen Fässern,<br />

riecht etwas nach Melone,<br />

und obwohl das Holz gut eingebaut<br />

ist, dominieren im Gaumen<br />

Tannine und Säure.<br />

– Beim Soave Classico DOC 2008<br />

Colle S. Antonio ist dann ganz<br />

Schluss mit Früchten, er riecht etwas<br />

erdig und nach Vanille; Gerbstoff<br />

und Säure dominieren im<br />

Gaumen einen leichten Butterton.<br />

– Der rote Morandino 2009 (Cor<strong>vin</strong>a,<br />

Cor<strong>vin</strong>one, Rondinella, wenig<br />

Oseletta) hat die sortentypische<br />

Nase nach Kirschen und<br />

Zwetschgen, ist kernig, voll, leicht<br />

pfeffrig und leicht bitter;<br />

– der Morandino Ripasso 2008 hat<br />

eine dichtere Nase nach reifen<br />

Früchten, ist sehr schön konzentriert<br />

und lang.<br />

– Im Amarone 2006 habe ich viel<br />

Frucht und etwas Nuss bemerkt; er<br />

ist anfangs süsslich, konzentriert,<br />

ausgewogen und schön lang – ein<br />

moderner Wein.<br />

– Der Soave DOCG Recioto delle<br />

Fontane schliesslich riecht und<br />

schmeckt nach Amarena-Kirschen,<br />

nach Sultaninen, ist weich und hat<br />

ein gutes Verhältnis von Säure<br />

und Süsse.<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Bei «König» Maculan<br />

Da wir nicht nur Valpolicella und<br />

Soave kennenlernen wollten, fuhren<br />

wir auch in das nördlich von Vicenza<br />

gelegene Breganze und besuchten<br />

das dort mit Abstand<br />

bekannteste Weingut Maculan.<br />

Signor Maculan hat die Appellation<br />

Breganze berühmt gemacht und ist<br />

unbestrittener «König» von Breganze<br />

– gehören ihm doch fast alle<br />

besten Reblagen der Gemeinde!<br />

Seine Tochter Angela, zuständig für<br />

Kommunikation und Marketing,<br />

führte uns <strong>du</strong>rch Betrieb und Degustation.<br />

Auch sie strömt viel Selbstvertrauen<br />

und Kompetenz aus.<br />

Der für seine Süssweine<br />

berühmte Betrieb baut Weine aus<br />

Pinot Bianco, Pinot Grigio, Tai<br />

(früher Tocai Friulano), Sauvignon<br />

Blanc, Vespaiola, Chardonnay,<br />

Merlot, Pinot Nero, Cabernet Sauvignon,<br />

Cabernet Franc, Moscato<br />

und Marzemina aus.<br />

– Der Bidibi 2010 (Tai 55, Sauvignon<br />

Blanc 45) riecht nach Brotkruste<br />

und Mango, ist trocken, fruchtig<br />

und ausgewogen;<br />

– der Vespaiola 2010 strömt eine<br />

verhaltene, grüne Fruchtnase aus,<br />

hat eine tolle Säure und ist leicht<br />

pfeffrig;<br />

– der Brentino 2009 (Merlot 55, CS<br />

45) riecht nach Barrique- und Röstnoten,<br />

ist herb-süsslich, trocken-<br />

fruchtig – ganz nach moderner Art.<br />

– Schön komplex kommt der Fratta<br />

2007 daher (CS 62, Merlot 38), der<br />

12 Monate im Barrique reifte, nach<br />

Kaffee und der Röstung <strong>des</strong> Fasses<br />

riecht, unfiltriert, konzentriert und<br />

dicht im Mund ist.<br />

– Schliesslich probierten wir den<br />

bekannten Torcolato 2007, mit<br />

180g Rstzucker/Liter immer noch<br />

eine Bombe im Mund mit Aromen<br />

nach Banane, Caramel und Honig,<br />

weich und elegant.<br />

Cena bei Giovanni Dallemulle<br />

Zum Nachtessen am Freitagabend<br />

begaben wir uns in Breganze in die<br />

Antica Trattoria Al Cappello. Im rustikalen<br />

Restaurant serviert uns<br />

Giovanni Dallemulle lokale Breganze-Spezialitäten.<br />

Zur Torta salata<br />

con sopressa e polenta passt<br />

der Virgiliovignato Monte Comon<br />

2010 ausgezeichnet; es ist ein<br />

Gambellara Classico aus reinem<br />

Garganega. Er ist frisch mit leichter<br />

Säure und Bittermandelaroma. Es<br />

folgen Tagliatelle al piccione mit einem<br />

Tai Rosso DOC 2010 aus den<br />

Colli Berici der Az. Cavazza, einer<br />

autochthonen Traube, die sich<br />

früher Tocai nennen <strong>du</strong>rfte. Der<br />

Wein präsentiert sich hellrot, riecht<br />

nach Apfel und Amarenakirsche, ist<br />

säurereich und fruchtig im Gaumen.<br />

Zur grossen Spezialität der Region,<br />

Auf dem Weingut Prà hatte Claudia aufmerksame Zuhörer.<br />

32 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


den Torresani allo spiedo (60 gegrillte<br />

Tauben drehten bei unserem<br />

Eintreffen an vier übereinander befestigten<br />

Spiessen) geniessen wir<br />

einen Valletta IGT 2001, einen<br />

Rosso Veneto von Firmino Miotti,<br />

der 18 Monate im grossen Fass<br />

reifte und herrlich nach Kakao und<br />

Kaffee riecht, reif und kräftig ist<br />

und einen langen Abgang hat. Zum<br />

Dessert aus Sbreghette (Cantuccini<br />

mit Weinbeeren) trinken wir selbstverständlich<br />

einen Torcolato 2007<br />

von Maculan.<br />

Bio-Wein von La Biancara<br />

Von Soave aus, wo wir übernachteten,<br />

besuchten wir am Samstag<br />

Angelino Maule auf seinem Valpolicella-Weingut<br />

La Biancara. Maule<br />

ist ein überzeugter Pro<strong>du</strong>zent natürlicher<br />

Weine (bei uns wäre er Bio-<br />

Weinpro<strong>du</strong>zent). Mit grosser Begeisterung<br />

macht er diese ohne<br />

jegliche chemische Hilfsmittel wie<br />

Kunstdünger, Spritzmittel, Sulfat<br />

oder zugesetzte Hefe. Er verwendet<br />

nur Absud aus Brennnesseln, Rosmarin<br />

und Salbei. Die Weine werden<br />

nicht gefiltert, da die feinen<br />

Reststoffe in den Wein gehören.<br />

Maule ist Präsident der Vereinigung<br />

«VinNatur» (www.<strong>vin</strong>natur.it).<br />

Die Weine sind degustatorisch völlig<br />

anders als alles, was wir bisher<br />

verkostet haben. Da wir grüne<br />

Weine probieren, ist es für uns<br />

sehr schwierig, uns vorzustellen,<br />

wie sie im Reifezustand<br />

schmecken würden. Aufschluss<br />

gibt später in der Probe ein sechsjähriger<br />

Merlot.<br />

– Sein Sassaia 2010 (Garganega<br />

85, Trebbiano 15) wird ohne<br />

Schwefel abgefüllt und soll bis 15<br />

Jahre lagerfähig sein. Er hat ein<br />

leicht trübes Goldgelb, riecht intensiv<br />

nach Blumen und Spargel und<br />

flüchtigen Säuren. Im Mund ist er<br />

etwas kohlensäurehaltig, stark<br />

fruchtig, hat eine gute Säure und<br />

feine Gerbstoffe.<br />

– Der frisch abgefüllte Merlot 2009<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

gibt seinen Charakter nicht preis –<br />

die flüchtigen Säuren sind zu stark.<br />

Er ist fruchtig, trüb und hat zünftig<br />

Gerbstoff.<br />

– Sein älterer Bruder, der Merlot<br />

2004, ist leicht bräunlich, anfangs<br />

erdig-animalisch und hinterlässt<br />

später einen fruchtigen und trinkreifen<br />

Eindruck.<br />

– Der Recioto di Gambellara 2007<br />

überzeugt auf Anhieb mit seinem<br />

Dunkelgoldgelb, seinen Noten<br />

nach Caramel und Honig, gerösteten<br />

Haselnüssen und Dörrfrüchten;<br />

er hat viel Struktur, etwas Tannin<br />

und wenig Säure.<br />

Maule hat sich mit seinen Bio-<br />

Weinen <strong>du</strong>rchgesetzt und erreicht<br />

mit fünf Pro<strong>du</strong>kten je zwei Bicchieri<br />

im Gambero Rosso.<br />

Klassiker von Ca’Rugate<br />

Als letztes Weingut besuchten wir<br />

Ca’Rugate. Diese grosse, überaus<br />

gepflegte Azienda liegt mitten in<br />

den Reben <strong>des</strong> Valle d`Alpone, etwas<br />

nördlich von Soave. Ca`Rugate-Weine<br />

bestechen <strong>du</strong>rch höchste<br />

Qualität in allen Segmenten.<br />

Wir verkosteten fünf Gewächse<br />

dieses bewährten Hauses:<br />

– Der Soave Classico DOC 2010<br />

San Michele <strong>du</strong>ftet nach Feldblumen<br />

und Zitrusfrüchten und hat<br />

einen nussigen Abgang.<br />

– Der Soave Classico DOC 2010<br />

Monte Fiorentine ist wesentlich<br />

konzentrierter, schön voll und lang<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Angelino Maule mit Dan Sennhauser<br />

im Mund – ein wunderbarer Soave!<br />

– Den Imbiss begleitete der Valpolicella<br />

Ripasso 2009, mit klassischer<br />

Nase nach Kirschen, Brombeeren<br />

und Zwetschgen, ausgewogen und<br />

trinkreif im Gaumen.<br />

– Zudem kredenzte man uns den<br />

Valpolicella Superiore DOC 2009<br />

Campo Lavei, der eine Statur hat,<br />

wie vor 10 Jahren ein Amarone<br />

hatte. (Die Amaroni sind heute fast<br />

alle ausgesprochene Kraftpakete.)<br />

– Den Abschluss bildete der Recioto<br />

della Valpolicella DOC 2008<br />

L’Eremita mit Aromen nach Bergamotte<br />

(Earl Grey) und kleinen reifen<br />

Früchten: ein Wein zum Träumen.<br />

Galadiner in Soave<br />

Den Abend verbrachten wir bei einem<br />

sehr gelungenen Galadîner im<br />

Ristorante Al Gambero in Soave.<br />

Weil der Patron, Signor Biave, das<br />

Essen nicht mit Erklärungen zu den<br />

Weinen unterbrechen wollte, liess<br />

er einen Önologen die Weine vordegustieren<br />

und verteilte uns <strong>des</strong>sen<br />

Analysen schriftlich.<br />

– Biave servierte mit der Sopressa<br />

veneta con polenta einen dichten<br />

Spumante Metodo Classico 2007<br />

Equipe 5 der Cantina di Soave, einen<br />

Brut Riserva (Chardonnay 80,<br />

Pinot nero 20) mit Geruch nach<br />

Brotkruste und Zitrusfrucht, nussigem<br />

Arome und feiner Perlage.<br />

– Zu den Crostini caldi con funghi e<br />

asiago fuso genossen wir einen<br />

Soave Classico DOC 2010 Castello<br />

der Cantina del Castello (Garganega<br />

90, Trebbiano 10) mit leichten,<br />

reifen Orangenaromen, weich<br />

und harmonisch.<br />

– Der Risotto al Soave Classico e<br />

scamorza affumicata (ein geräucherter<br />

Käse) wurde begleitet von<br />

einem Soave Classico DOCG 2010<br />

Il Casale von Agostini Vicentini<br />

(Garganega) aus dem grossen Fass<br />

mit etwas Vanille, weich, rund und<br />

ausbalanciert.<br />

– Das Filetto di maiale in crosta di<br />

pane con <strong>vin</strong>aigrette all’aceto balsamico<br />

wurde vom Valpolicella Superiore<br />

Ripasso DOC 2007 Rocca<br />

Sveva von der Cantina di Soave<br />

(Cor<strong>vin</strong>a 70, Rondinella und Miôlinara<br />

30) schlicht in den Schatten<br />

gestellt. Dieser Wein wird<br />

während der Mazeration zehn Tage<br />

lang bewegt und sechs Monate in<br />

Stahltanks gereift. In der Nase sind<br />

Kirsche, Brombeere und etwas Vanille<br />

präsent, im Gaumen ist er<br />

lang und ausgewogen.<br />

– Es wurden auch noch ausgezeichnete<br />

Costine di agnello<br />

scalzate alla scotta dito serviert,<br />

jedoch rutschte der Amarone Classico<br />

DOC 2003 Ca’Bertoldi von<br />

Recchia in Negrar weit besser, waren<br />

wir doch alle mehr als gesättigt.<br />

Dieser Wein mit 15,5% Alkohol<br />

lag vier Jahre in kleinen<br />

Eichenfässern und sechs Monate<br />

in der Flasche. Die rubinrote Farbe<br />

riecht nach eingelegten Kirschen<br />

und Kräutern. Im Gaumen präsentiert<br />

er sich voll, samtig und rund<br />

mit langem, harmonischem Abgang<br />

– eine Entdeckung!<br />

– Zum Dessert Torta di ricotta e<br />

amaretti della casa genossen wir<br />

den superben, amberfarbenen Recioto<br />

di Soave DOCG 2009 Le<br />

Sponde von Coffele aus 100% Garganega.<br />

Er wird für zehn Monate in<br />

teils neuen, teils gebrauchten Barriques<br />

gereift und weist ganz dichte<br />

und elegante Aromen auf, wie kandierte<br />

und exotische Früchte, Honig<br />

33


und Vanille. Einer der drei besten<br />

italienischen Süss weine!<br />

Finale im Ristorante<br />

La Tarantola<br />

Auf der Heimreise gaben wir am<br />

Sonntagmittag noch einmal so<br />

richtig Gas und kehrten im Ristorante<br />

La Tarantola bei Appiano<br />

Gentile kurz vor Como ein. Wunderschön<br />

mitten in einem Wald<br />

gelegen empfing es uns in angenehmer<br />

Kühle unter einem Glyziniendach.<br />

Zu einem Regenbogen<br />

kleiner Apero-Häppchen wie Fritto<br />

di fiori di zucchina e salvia, sfoglia<br />

con melanzane caramellate, Spiedini<br />

di calamari al timo limone und<br />

Gazpacho di broccoletti con polipo<br />

arrosto gab es den besten Wein<br />

<strong>des</strong> Mittagessens:<br />

– den Spumante Mirabella Metodo<br />

Classico Selezione 2004 60 Mesi<br />

(Chardonnay) aus Franciacorta mit<br />

prächtiger Apfelnase, tüchtiger<br />

Perlage und sans dosage.<br />

– Es folgte ein Selesta IGT 2009,<br />

Terre Lariane der Az. Agr. La Costa<br />

vom Comersee. Mit nussiger Nase<br />

und grünen Noten im Gaumen hat<br />

er sauber eingebaute Tannine –<br />

nichts für Leisetreter, aber mit dem<br />

Lavarello con fon<strong>du</strong>ta vegetariana,<br />

funghi freschi al timo und dem Risotto<br />

al pomodoro, burrata, crema<br />

di basilico e parmigiano harmonierte<br />

er bestens.<br />

– Der Sforzato Riserva DOCG 2007<br />

von Plozza hat eine verhaltene<br />

Nase, im Gaumen sind getrocknete<br />

Beeren und Caramel präsent, aber<br />

auch Alkohol und noch viel Gerbstoff;<br />

es begleitete ihn ein feines<br />

Stück Maialino da latte al miele di<br />

acacia e pepe nero.<br />

– Die Gelato alla vaniglia wurde<br />

mit dem Vino liquoroso Pinodisé<br />

der Cantina Contadi Castaldi begossen,<br />

einem mit 17,5%vol. starken<br />

Chardonnay, <strong>des</strong>sen Fermentation<br />

mit irgend einem «Brandy»<br />

gestoppt worden war. Er riecht etwas<br />

nach Caramel und gedörrten<br />

Früchten, hat wenig Körper und<br />

war für unsere verwöhnten Gaumen<br />

eher plump.<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Alles in Allem eine Super-Reise!<br />

Vielen Dank für Organisation und<br />

Durchführung.<br />

Bemerkenswerte Weine aus aller Welt<br />

Cabernet Sauvignon<br />

Die Berner Weinfreunde setzten sich an ihrer ersten Veranstaltung im Jahr<br />

traditionsgemäss mit nur einer Traubensorte auseinander. Diesmal stand der<br />

Cabernet Sauvignon zur Diskussion. Dank den Organisatoren gab es dabei die<br />

unterschiedlichsten Provenienzen aus aller Welt zu verkosten. – Fritz Sahli<br />

war dabei und hat Folgen<strong>des</strong> notiert:<br />

Cabernet Sauvignon-Traube<br />

Nr. 19 in der Schweiz<br />

In der Schweiz ist der Cabernet<br />

Sauvignon - vor langer Zeit entstanden<br />

aus dem Cabernet Franc<br />

und Sauvignon Blanc - mit einem<br />

Anbau von 65 ha nur die Nummer<br />

19 (Angaben 2011). - Weltweit<br />

steht die Sorte aber seit einigen<br />

Jahren mit über 262’000 ha vor<br />

der Merlot und Grenache Noir an<br />

der Spitze der roten Sorten. Auch<br />

im «Mutterland» Frankreich ist sie<br />

- immer in Konkurrenz und oft im<br />

Verschnitt mit der Merlot-Rebe -<br />

vorne anzutreffen.<br />

«Der kleinbeerige und spät reifende<br />

Cabernet Sauvignon braucht<br />

viel Wärme», stellte Philipp Hurni<br />

fest, der als Referent und Kenner<br />

der Materie <strong>du</strong>rch den Abend<br />

führte. Dazu wies er auch darauf<br />

hin, dass die Sorte unzählige Synonyme<br />

hat und sich <strong>du</strong>rch typische<br />

Noten von Cassis, Peperoni, aber<br />

auch Pfeffer sowie Veilchen, Lakritze<br />

und Fichte - also <strong>du</strong>rch eine<br />

eigentliche Konzentration der<br />

Phenole (= natürliche organischchemische<br />

Substanzen im Wein)<br />

auszeichnet. Da das Gewächs, je<br />

nach Vinifikationsmethode, auch<br />

das Terroir gut wiederspiegle,<br />

seien bei einigen Weinen (was bei<br />

der Degustation bewiesen wurde)<br />

deutliche Eukalyptus-Noten auszumachen.<br />

«Der Cabernet Sauvignon<br />

gehört zu den sogenannten hochwertigen<br />

Sorten, die als Cépage<br />

Noble bezeichnet werden und deren<br />

Weine eine lange Lagerung zulassen»,<br />

erklärte der Referent.<br />

Die Degustation<br />

Pia Rhyn und Philipp Hurni hatten<br />

es sich nicht leicht gemacht, den<br />

80 teilnehmenden Weinfreundinnen<br />

und Weinfreunde eine Cabernet-Degustation<br />

vorzubereiten,<br />

die einerseits Weinwissen vermittelte<br />

und anderseits Vergnügen<br />

bereitete. Sie hatten sich an der<br />

Berner Weinmesse sowie an der<br />

Vinea umgeschaut und liessen<br />

ihre Weinauswahl erst noch <strong>du</strong>rch<br />

Vorstandmitglieder mitbestimmen.<br />

Zur Verkostung wurden<br />

Weine aus (alphabetisch) Chile,<br />

Argentinien, Australien, Bulgarien,<br />

Frankreich, Griechenland, Israel,<br />

Italien, Portugal, Spanien,<br />

Schweiz, Südafrika und USA/CA<br />

serviert:<br />

Der erste Wein, ein Rosé aus<br />

Stellenbosch ZA (Mulderbosch,<br />

2010, 12.5%/Rutishauser) stimmte<br />

gut auf die kommenden drei Roten<br />

ein. Während sich hier der Capucho<br />

2000 aus dem Ribatejano/Portugal<br />

(13/Wyhüsli Koppigen) als Bordeaux<br />

ähnlich zu gefallen wusste,<br />

wurden die beiden Leichtgewichte<br />

als «Cabernet sowieso» schnell<br />

einmal vergessen (Tarani, 2010 aus<br />

Tarn/F, 12%/Wyhüsli Koppigen,<br />

und Burlwood 2010 aus<br />

Mo<strong>des</strong>to/Kalifornien, 12.5%/<br />

Gross verteiler).<br />

Die nächste Serie bildete einen<br />

guten Übergang zu den - auch preislich<br />

- höher klassierten Gewächsen.<br />

Der Chilene, ein Montes 2009 aus<br />

dem Colchagua-Tal (14%/Weinhaus<br />

Zollikofen), bestach <strong>du</strong>rch seine<br />

Fruchtigkeit, während der gute,<br />

aber doch fortgeschrittene Ivailo<br />

Gonowski 2003 aus Bulgarien<br />

(13.5/Meier Pfungen) schon leicht<br />

überaltert war. Besser kam dagegen<br />

der Klima 2009 aus Halkidiki/ Grie-<br />

34 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


chenland (13.5/Mövenpick) an, der<br />

allerdings etwas mehr Wärme (und<br />

weniger «Stall») zeigen dürfte. Mit<br />

dem «eukalyptushaltigen» Mitchell<br />

2005 aus dem Clare Valley/AUS<br />

(13.5/La Passion <strong>du</strong> Vin), dem etwas<br />

alten Enate 2004 aus dem Somontano/E<br />

(14%/Martell) sowie dem<br />

herausragenden Felino 2008 aus<br />

Mendoza/RA (14.8%/Casa de Vinos<br />

Argentinos Bern) wurde nochmals<br />

eine Stufe höher degustiert.<br />

Bei der letzten Serie gings<br />

nicht nur preislich nochmals aufwärts,<br />

sondern wurde es sogar koscher:<br />

Der koschere Yarden 2007<br />

aus Galiläa/IL (15%/Chris Winery<br />

Eggersriet) wusste als vollmundiger<br />

Tropfen <strong>du</strong>rchwegs zu gefallen.<br />

Gut, aber nicht ganz so hoch<br />

wurde am Tisch der Marion 2006<br />

aus dem Veneto/I bewertet<br />

(14.5% aus am Rebstock getrockneten<br />

Trauben/Aprior Weine<br />

Bern). Und der mit 66 Franken teuerste<br />

Wein <strong>des</strong> Abends aus Stellenbosch<br />

ZA, der Peter Barlow<br />

2006 (14%/Mövenpick) vermochte<br />

den Feliano (Fr. 26.00) sowie den<br />

Yarden (39.80) vorallem punkto<br />

Eleganz nicht zu überbieten. - Dabei<br />

ist immer festzuhalten, dass<br />

es die unterschiedliche Wahrnehmung<br />

der Wein-Inhaltsstoffe jeder<br />

Person erlaubt, einen Wein besser<br />

oder weniger hoch zu bewerten.<br />

Zum Schluss ein Schweizer<br />

Die Präsidentin der Weinfreunde<br />

Bern dankte den Organisatoren <strong>des</strong><br />

Abends und vorab natürlich dem<br />

Referenten, Philipp Hurni, bestens<br />

für den Einsatz, den auch die Besucherinnen<br />

und Besucher mit grossem<br />

Applaus würdigten. Zuvor gab<br />

es aus der Hotel Bern-Küche aber<br />

noch ein gutes Essen und dazu einen<br />

weiteren Cabernet Sauvignon.<br />

Er wurde von zahlreichen Besuchern<br />

als noch nicht verkostet und<br />

zudem als Schweizer Wein erkannt:<br />

Der von der Domaine <strong>des</strong><br />

Balisiers in Satigny gekelterte und<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

24 Monate in Amphoren ausgebaute<br />

Wein (2007/12.5%, ev. mit<br />

kleiner Cabernet Franc-Zugabe) erwies<br />

sich als guter Essensbegleiter<br />

und rundete damit die Cabernet-<br />

Degustation mit einem weiteren<br />

ansprechenden und erst noch einheimischen<br />

Tropfen ab!<br />

Wie verschiedenen Dokumentationen<br />

(u.a. weinplus.de) entnommen<br />

werden kann, ist der Cabernet<br />

Sauvignon auf Grund ihrer besonderen<br />

Eigenschaften ein äusserst<br />

beliebter Partner für Kreuzungen.<br />

Sie soll nach dem Riesling die<br />

zweitbeliebteste Zuchtsorte sein.<br />

Als wichtigste werden Alibernet,<br />

Arcas, Baron, Biser, Cabernet Carbon,<br />

Cabernet Carol, Cabernet Cor-<br />

Die Waadt ist mit rund 3’850 ha<br />

Rebland nach dem Wallis der<br />

zweitgrösste Weinbaukanton in<br />

der Schweiz. Reben werden in vier<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

tis, Cabernet Cubin, Cabernet Dorio,<br />

Cabernet Dorsa, Cabernet Jura,<br />

Cabernet Lion, Cabernet Malbec,<br />

Cabernet Mitos, Cabernet Pfeffer,<br />

Cabernet Suntory, Cabertin, Caperan,<br />

Carmine, Carminoir, Carnelian,<br />

Centurian, Cienna, Echmiadzini,<br />

Ekigaïna, Eraskh, Granatovyi, Kaberam,<br />

Luminitsa, Marselan, Mourvèdre<br />

Hichle, Prince Noir, Probus,<br />

Roobernet, Rouene, Rubienne, Rubinovyi<br />

Magaracha, Ruby Cabernet,<br />

Ruen, Souvignier Gris, Tisserand,<br />

Tyrian, Vympel und Yama Sauvignon<br />

erwähnt. In unserem Land ist<br />

ausserdem eine Kreuzung von Cabernet<br />

x Maréchal Foch sowie eine<br />

Rebe, die Cabertin (Cabernet x resistenter<br />

Partner) heisst, bekannt.<br />

Auftakt zur diesjährigen <strong>ANAV</strong>-Wanderdegustation<br />

Das neue Waadtland<br />

und seine Weine<br />

Der erste Höhepunkt im neuen Jahr war die <strong>ANAV</strong>-Wanderdegustation, die bei<br />

der Sektion Weinbruderschaft St. Martin zu Zofingen ihren ersten Halt<br />

machte. Die gut besuchte Präsentation im Hotel Zofingen leitete Jean-Marc<br />

Amez-Droz. – Marianne Breitenstein berichtet:<br />

Der gutgelaunte Referent,<br />

Jean-Marc Amez-Droz.<br />

St. Martin zu Zofingen<br />

topografisch und klimatisch unterschiedlichen<br />

Gebieten angebaut.<br />

Die Côte de l’Orbe mit Bonvillars<br />

am Ufer <strong>des</strong> Neuenburgersees und<br />

das Vully am Murtensee liefern<br />

Weine, die für ihre Lebhaftigkeit<br />

bekannt und beliebt sind. Die La<br />

Côte, mit 53% der kantonalen Rebfläche,<br />

das grösste Gebiet, zwischen<br />

Nyon und Lausanne am Lac<br />

Léman gelegen, pro<strong>du</strong>ziert Weine<br />

mit grosser Finesse. Aus höheren<br />

Lagen mit den schwereren Böden,<br />

an den Ausläufern <strong>des</strong> Juras, kommen<br />

kräftige, gut strukturierte<br />

Weine. Das Lavaux, die Region<br />

zwischen Lausanne und Montreux,<br />

ist geprägt von ihren terrassierten<br />

Rebbergen. Die Weine bezaubern<br />

<strong>du</strong>rch mineralische und fruchtige<br />

Noten mit viel Schmelz. Ein bekannter<br />

Vertreter ist der Dézaley.<br />

Übrigens wurde im Jahr 2007 das<br />

Lavaux in das UNESCO-Welterbe<br />

aufgenommen. Die Reben <strong>des</strong> Chablais<br />

schliesslich wachsen zwischen<br />

Villeneuve und St. Maurice<br />

an der Grenze zum Wallis mit den<br />

Appelationen Aigle, Bex, Ollon,<br />

Yvorne und Villeneuve.<br />

Chasselas trotz Rückgang<br />

immer noch «König»<br />

Rund 61% der Rebfläche <strong>des</strong><br />

Waadtlan<strong>des</strong> ist mit Chasselas<br />

(Gutedel) bestockt. Trotz eines<br />

Rückgangs um 14% in den letzten<br />

20 Jahren sind noch fast zwei<br />

Drittel <strong>des</strong> Areals mit der weissen<br />

Hauptsorte der Schweiz bepflanzt.<br />

Bei den roten Gewächsen dominieren<br />

Pinot Noir (Blauburgunder)<br />

mit einem Anteil von 14% und Gamay<br />

mit 12%. Diese Rebsorten<br />

werden häufig miteinander verschnitten.<br />

Der dem Dôle im Kanton<br />

Wallis ähnliche Rotwein wird<br />

hier Salvagnin genannt. Wie in<br />

anderen Rebbaugebieten der<br />

Schweiz werden auch in der<br />

Waadt zahlreiche weitere Rebsorten<br />

angebaut, die reinsortig oder<br />

als Cuvée auf den Markt kommen.<br />

Rückblick auf die Degustation<br />

Stubenmeister Alex Haller konnte<br />

zur ersten Veranstaltung im neuen<br />

Jahr eine grosse interessierte<br />

Teilnehmerschaft begrüssen. Launig<br />

stellte er fest, dass es ganz<br />

verschiedene Gründe gibt ein Glas<br />

Wein zu geniessen: Gründe können<br />

ein Festtag sein, den Durst zu<br />

stillen, den gleichen abzuwehren,<br />

den guten Wein zu erfahren oder<br />

jeder Ursache willen...<br />

Ein vielseitiger Referent<br />

Er übergab das Szepter dem Referenten<br />

und wünschte allen Anwesenden<br />

viel Spass auf der virtuel-<br />

35


len Reise in Waadtland, einem<br />

Rebgebiet notabene, das den Zofinger<br />

Weinfreunden bereits 1990<br />

<strong>du</strong>rch Reisen mit Paul Rey und<br />

2001 en passant ins Genevois<br />

<strong>du</strong>rch Marianne und Peter Breitenstein<br />

physisch näher gebracht<br />

worden war. Doch seither hat<br />

sich, auch dies sei angemerkt, in<br />

den Rebbergen der Waadt einiges<br />

bewegt und verändert.<br />

Kein Geringerer als Jean-<br />

Marc Amez-Droz konnte vom Office<br />

<strong>des</strong> Vins Vaudois, Lausanne<br />

(OVV), als Präsentator der Weine<br />

im Rahmen der Wanderdegustation<br />

gewonnen werden. Er ist ein<br />

bekannter und viel gereister Oenologe<br />

und Agronom, der als Walliser<br />

nicht nur das Waadtland und<br />

die Westschweiz bestens kennt,<br />

Die verkosteten<br />

Weine<br />

– Château de St-Saphorin-sur-<br />

Morges, Schenk S.A., La Côte<br />

2010 (Chasselas)<br />

– Bonvillars Grad Cru, Domaine<br />

La Boulaz, Bonvillars 2010<br />

(Chasselas)<br />

– Villette, Cave Duboux, Lavaux<br />

2010 (Chasselas)<br />

– Villeneuve, Domaine <strong>du</strong> Scex<br />

<strong>du</strong> Châtelard, Chablais 2010<br />

(Chasselas)<br />

– Les Gradins, E.& L. Fonjallaz,<br />

Dézaley Grand Cru 2009<br />

(Chasselas)<br />

– Pinot Gris, Jacques Pelichet,<br />

La Côte 2010 (Pinot Gris)<br />

– Cuvée Origine, Gamay, Cave<br />

<strong>du</strong> Château de Valeyres, Côtes<br />

de l’Orbe 2010 (Gamay)<br />

– Plant Robert, Commune de<br />

Corcelles, Lavaux 2010 (Plan<br />

Robert, alte autochthone Gamaysorte)<br />

– Nyon Grand Cru assemblage,<br />

Château de Crans, La Côte 2008<br />

(Gamaret/Garanoir/Merlot)<br />

– Pinot Noir «Riche-Lieu»,<br />

Alain Emery, Chablais 2010<br />

(Pinot Noir)<br />

in Argentinien, Australien und Kalifornien<br />

lebte und heute nun wieder<br />

zurück in Sion auch Mitinhaber<br />

eines Weingutes im<br />

französischen Côtes <strong>du</strong> Rhône ist.<br />

Die vom OVV für unsere Degustation<br />

ausgewählten Waadtländer<br />

Weine wurden aus 1700 Proben<br />

ausgesucht und sind allesamt<br />

von hochstehender Qualität. Ein<br />

wahrhaft goldener Abend, an dem<br />

zahlreiche mit Gold prämierte Kredenzen<br />

gezeigt wurden, die an<br />

den Wettbewerben zumeist hohe<br />

89 oder 90 Punkte erzielten.<br />

Rebsorten<br />

Chasselas, Pinot Noir und Gamay<br />

sind, wie bereits erwähnt, die<br />

Hauptrebsorten <strong>des</strong> Waadtlands.<br />

Die Terroirs, d.h. die Lagen, das<br />

Klima und die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit<br />

der sechs AOC<br />

Gebiete (Vully Vaudois, Bonvillars,<br />

Côtes de l’Orbe, La Côte, Lavaux<br />

und Chablais) bieten diesen Rebsorten<br />

optimalste Bedingungen.<br />

Chasselas, die Schweizer<br />

Spezialität schlechthin<br />

Sie geniesst auch international<br />

grosses Ansehen und ist weltweit<br />

praktisch einzigartig im Anbau. Die<br />

Waadtländer Chasselas zeigen die<br />

unverwechselbare natürliche Kohlensäure,<br />

Spritzigkeit, die sich zugleich<br />

neben Eleganz und Fülle sowie<br />

Körper und Struktur in Szene<br />

setzt. Meist beinhalten diese Chasselas<br />

in der Nase eine feine fruchtige<br />

Komponente, im Gaumen oft<br />

eine mineralische oder leicht salzige<br />

Note und im Abgang den typischen<br />

Nusston, Rasse und Eleganz<br />

verbunden mit Fülle und Körper.<br />

Weitere Weissweinsorten<br />

und Neuzüchtungen<br />

In den letzten 20 Jahren sind auch<br />

im Waadtland nebst dem Chasselas<br />

weitere Weissweinsorten angebaut<br />

worden, wie Chardonnay,<br />

Pinot Gris, Pinot Blanc, Gewürztra-<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

miner, Sauvignon Blanc, Viognier,<br />

Mondeuse Blanche (Blanchette)<br />

sowie Doral (ChasselasXChardonnay)<br />

und andere mehr.<br />

Gamay<br />

Diese Rotweinsorte ist die<br />

Hauptrebsorte <strong>des</strong> Beaujolais-Gebiets.<br />

Rubinrot, fruchtige Nase mit<br />

rotem Beeren<strong>du</strong>ft, lebhaft rund<br />

und verführerisch im Gaumen und<br />

gehaltvoll im Abgang. Die einheimische<br />

Gamay-Traube heisst Plan<br />

Robert und ist eine uralte autochthone<br />

Rebsorte, die in den letzten<br />

Jahren <strong>du</strong>rch Züchtungen auf den<br />

heutigen Stand gebracht wurde.<br />

Diese Gamay-Art hat eine ganz<br />

andere sehr interessante Komponente,<br />

die sich in den Weinen niederschlägt.<br />

Pinot Noir<br />

Die Hauptrebe <strong>des</strong> Burgunds hat<br />

weltweit hohe Bedeutung erlangt.<br />

Sie zeigt sich auch im Waadtland<br />

wunderbar und erzeugt Weine in<br />

elegantem Rubinrot, mit einer<br />

nach Erdbeer <strong>du</strong>ftenden, fruchtigen<br />

Nase, im Gaumen mit schmeichelnder<br />

feinen Restsüsse und<br />

Schmelz, rund und elegant im Abgang,<br />

den Gerbstoff fein verpackt.<br />

Weitere Rotweinsorten und<br />

Neuzüchtungen<br />

Neben den beiden roten Hauptrebsorten<br />

haben verschiedene inter<strong>nationale</strong><br />

Gewächse wie Merlot, Syrah,<br />

Cabernet Sauvignon usw.<br />

sowie Neuzüchtungen wie zum Beispiel<br />

Gamaret, Garanoir, Mondeuse<br />

und Servagnin in den Waadtländer<br />

Anbaugbieten Platz gefunden.<br />

Klassifizierung<br />

der Waadtländer Weine<br />

Seit 2009 sind die Weine im<br />

Waadtland neu klassifiziert. Die<br />

folgenden Regeln bestimmen die<br />

Bezeichnungen:<br />

– Besondere Appellationen: Dézaley,<br />

Calamin, Salvagnin und Oeil<br />

de Perdrix, diese vier Weine werden<br />

aus einer oder mehreren Rebsorten<br />

komponiert und verdanken<br />

ihre Sonderstellung einem einzigartigen<br />

Terroir oder einer besonderen<br />

Vinifikation.<br />

– Grand Cru: nebst Dézaley und<br />

Calamin, die schon früher den<br />

Grand Cru Status genossen, dürfen<br />

heute Weine, welche zu 90%<br />

aus der Gemeinde und zu 10% aus<br />

der Region stammen, als Grand<br />

Cru benannt werden (Bonvillars<br />

Grand Cru). – Bei Clos, Domaines<br />

& Château Weinen müssen die<br />

Trauben zu 100% aus dem benannten<br />

Weingut stammen (z.B.<br />

Clos <strong>des</strong> Cordelières, Domaine le<br />

Prieuré, Château de Vufflens).<br />

– AOC: Alle sechs Weinbaugebiete<br />

<strong>des</strong> Waadtlan<strong>des</strong> haben<br />

AOC-Status. Weine, die zu 60%<br />

aus der Gemeinde und zu 40% aus<br />

der Region stammen, dürfen den<br />

Gemeindenamen tragen (z.B. Villette<br />

AOC Lavaux)<br />

Erlebnis Waadtland<br />

Eigentlich «kennt» jeder Schweizer<br />

Weinliebhaber die Waadtländerweine<br />

und weiss diese auch zu<br />

schätzen, doch muss wahrscheinlich<br />

jeder eingestehen, dass mit<br />

den interessanten Ausführungen<br />

von Jean-Marc Amez-Droz der<br />

Weinhorizont locker erweitert<br />

werden konnte. Und alle <strong>du</strong>rften<br />

erleben, dass sich die Waadtländer<br />

Weinlandschaft tüchtig bewegt.<br />

– Ganz herzlichen Dank!<br />

36 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Mit der Wahl <strong>des</strong> Gletschergartens<br />

als Ort für den Sommeranlass<br />

hat der Stubenrat der Reblüten<br />

voll ins Schwarze getroffen: fast<br />

genau 100 Weinfreunde trafen<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Sommerweinprobe vom 25. August<br />

Mit Wurst und Wein<br />

im Gletschergarten<br />

An der Sommerweinprobe 2011 im Gletschergarten standen für einmal nicht<br />

die Weine im Mittelpunkt, sondern das freundschaftliche Zusammensein.<br />

Eine sehr grosse Anzahl Reblüten genoss den warmen Sommerabend in der<br />

«exotischen» Umgebung mitten in der Stadt. – Ruth Graber berichtet:<br />

Die degustierten<br />

Weine<br />

– Luzerner Riesling Silvaner<br />

2010 von Toni Ottiger (Zitrus in<br />

der Nase, Frische im Gaumen)<br />

– Vermentino Telavé 2010 von<br />

Jerzu (exotische Note, gute Säure)<br />

– Collection Merlot/Pinot 2010<br />

von Toni Ottiger (2/3 Merlot,<br />

1/3 Pinot noir)<br />

– Cannonau di Sardegna «Bantu»<br />

2009 von Jerzu (kräftiges<br />

Aroma von Kirschen)<br />

– Montepulciano Vigne Nuove<br />

2009, Valle Reale (Rebberg auf<br />

700m, sehr schöne Frucht)<br />

– Valencia DO Crianza 2007,<br />

Bodegas Murviedro (Monastrell,<br />

Syrah und Tempranillo, 12 Monate<br />

Barrique, schöne Frucht in<br />

der Nase)<br />

– Ribera del Duero DO Crianza<br />

2005 (Reiner Tempranillo, 15<br />

Monate amerikanische Eiche,<br />

süssliche Note)<br />

– Gamer’one La Côte AOC<br />

2008 (aus getrockneten Gamaret<br />

Trauben wie Amarone pro<strong>du</strong>ziert,<br />

ziemlich süss, fast wie<br />

Dessertwein)<br />

– Sofia Moscatel, Sierra de Malaga<br />

2006, Enkvist (in der Sonne<br />

getrocknet)<br />

Luzern<br />

sich an diesem sehr warmen<br />

Abend beim Löwendenkmal, an einem<br />

Ort, der ein bisschen Ferienfeeling<br />

aufkommen lässt.<br />

Zeugen aus 20 Millionen<br />

Jahren Vorgeschichte<br />

Der Direktor <strong>des</strong> Gletschergartens,<br />

Herr Burri, freute sich über den<br />

Grossaufmarsch. Er hatte zwei Helfer<br />

organisiert, so dass die Führung<br />

in drei Gruppen erfolgen konnte.<br />

Gerne guckte man wieder einmal<br />

in die Gletschertöpfe – Gletschermühlen<br />

soll man nicht mehr sagen,<br />

da die tiefen Löcher nicht <strong>du</strong>rch die<br />

darin liegenden Steine geschaffen<br />

wurden, sondern von Wasserstrahlen<br />

und Kies. Daneben finden sich<br />

Versteinerungen von tropischen<br />

Pflanzen und Wassertieren. Die<br />

Tatsache, dass in unserer Gegend<br />

je nach Epoche Südseeklima oder<br />

eisige Temperaturen herrschten,<br />

veranschaulicht auch eine filmi-<br />

Auch Vorstände können staunen.<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

sche Animation. – Das im 18. Jahrhundert<br />

von Franz Ludwig Pfyffer<br />

geschaffene Relief der Urschweiz<br />

gleich daneben ist die dritte<br />

Hauptattraktion <strong>des</strong> Museums,<br />

welches die Besucher <strong>du</strong>rch seine<br />

Detailtreue in Erstaunen versetzt.<br />

Nach diesem Rundgang konnten<br />

die Teilnehmer draussen an Stehtischen<br />

zwei Weissweine als Apero<br />

geniessen, einen Luzerner Riesling<br />

Sylvaner und einen sardischen<br />

Vermentino. An diesem Abend<br />

standen aber nicht die Weine im<br />

Vordergrund, sondern die Begegnungen<br />

mit alten Bekannten oder<br />

neuen Gesichtern. Die Unterhaltung<br />

war so angeregt, dass der Organisator,<br />

Didier Spuler, Mühe hat,<br />

sich Gehör zu verschaffen.<br />

Grillwürste und Grill-Weine<br />

Man dislozierte auf die Terrasse<br />

beim Amrein-Haus, wo Urs Dogg-<br />

Den ersten Teil bestritt Frau Susanne<br />

Strasser von der Firma Boucherville<br />

AG, Zürich, die uns die in<br />

Deutschland gebräuchlichen Qualitätsbezeichnungen<br />

näher<br />

brachte. Beim Riesling, der wichtigsten<br />

Sorte Deutschlands, heisst<br />

die unterste Stufe der Prädikatsweine<br />

Kabinett. Er kann süss oder<br />

trocken sein. Die höheren Stufen<br />

sind Spätlese und Auslese. Bei<br />

deren Einkellerung werden kranke<br />

oder unreife Beeren entfernt.<br />

Weinprobe vom 26. September 2011<br />

wiler, der ganz in der Nähe <strong>des</strong><br />

Gletschergartens eine Metzgerei<br />

betreibt, an einem Grillstand eine<br />

schöne Auswahl verschiedener<br />

Würste bereit hielt, begleitet von<br />

einem Salatbuffet. Didiers Ratschlag,<br />

«nicht zuviel aufs Mal<br />

schöpfen, dafür x-mal hingehen»,<br />

wurde weidlich befolgt. Zum Glück<br />

gab es kleine Wurststücke, sodass<br />

man alle Sorten probieren konnte.<br />

Sechs rote Weine, die für solche<br />

Anlässe passen, wurden kurz<br />

vorgestellt, dazwischen unterhielten<br />

die Gebrüder Albisser mit Musik im<br />

irisch-amerikanischen Stil. Gegen<br />

Schluss der Veranstaltung fielen ein<br />

paar Tropfen. Man gruppiert sich<br />

enger unter den grossen Sommerschirmen,<br />

aber bald war die kleine<br />

Störung vorbei, und der schöne<br />

Abend klang aus mit einem Dessertwein<br />

aus der Gegend von Malaga.<br />

Ein sehr gelungener Anlass!<br />

Riesling und Syrah – Gegensätze<br />

ziehen sich an<br />

Im ersten Teil vermittelte Frau Susanne Strasser einen Einblick in die Vielfalt<br />

von Möglichkeiten, welche die Sorte Riesling bei Ausnutzung der Böden und<br />

Lagen im relativ begrenzten Gebiet um Rhein und Mosel in Deutschland bietet.<br />

Im zweiten Teil präsentierte Roland Enz Vertreter der gehaltvollen Sorte<br />

Syrah aus den wichtigsten Anbaugebieten in Europa und ein erfolgreiches<br />

Beispiel aus Südafrika. – Ruth Graber berichtet:<br />

Einfache Riesling<br />

von verschiedenen Böden<br />

Die Degustation begann mit zwei<br />

einfachen Vertretern der Sorte,<br />

die 8 bis 9 Grad kalt sein dürfen.<br />

Der Riesling Blauschiefer mit rassiger<br />

Säure und verspielter Frucht<br />

stammt aus der Gegend Bernkastel-Kues<br />

an der Mosel. Er passt<br />

als Apéro, zu Weichkäse oder<br />

Fischgerichten. Der «Foster Ungeheuer»<br />

aus der Pfalz, 50 km westlich<br />

von Heidelberg, hat seinen<br />

37


Namen vom ehemaligen Stadtschreiber<br />

Johann Adam Ungeheuer.<br />

Er hat etwas mehr Volumen,<br />

<strong>du</strong>ftet leicht nach Honig und<br />

eignet sich zu Wildvorspeisen.<br />

Dieser zweite Wein gedeiht auf<br />

Basalt-Verwitterungsböden. – Mit<br />

Gesteinsproben veranschaulichte<br />

Frau Stasser die Unterschiede<br />

zwischen den verschiedenen Böden.<br />

Für die beiden trockenen<br />

Weine werden nur 60 hl pro Hektare<br />

geerntet, bei Vertretern aus<br />

speziellen Lagen sind es manchmal<br />

nur 50 hl.<br />

Weine die das Potenzial<br />

der Sorte zeigen<br />

In der nächsten Serie zeigte die<br />

Coreferentin das Potenzial der<br />

Rebe bei entsprechender Lage und<br />

Behandlung auf. Der dritte Riesling,<br />

Heerkretz GG aus Rheinhessen, 50<br />

km südlich von Mainz, sollte nicht<br />

zu kalt sein. GG steht für «Grosses<br />

Die degustierten<br />

Weine<br />

– Riesling Blauschiefer<br />

trocken, 2009, Bastgen, Mosel<br />

– Riesling Foster Ungeheuer<br />

trocken, 2009, Bassermann-<br />

Jordan, Pfalz<br />

– Riesling Kabinett Bockstein<br />

1. Lage, 2010, Von Othegraven,<br />

Saar<br />

– Rieslinbg Heerkritz GG,<br />

2009, Wagner-Stempel, Rheinhessen<br />

– Riesling Graaacher Himmelreich<br />

Auslese, 2006, Joh. Jos.<br />

Prüm, Mosel<br />

– Côtes <strong>du</strong> Ventoux, Persia,<br />

2008, Domaine de Fondrèche<br />

– Vinum Lignum Syrah AOC,<br />

2008 Albert Mathier, Salgesch<br />

– Syrah Toscana IGT, 2007,<br />

Cecilia, Campo nell’Elba<br />

– Syrah Vino de la Tierra de<br />

Castilla, 2006, Pago de Vallegarcia<br />

– Shiraz Private Collection,<br />

2006, Saxenburg, Südafrika<br />

Gewächs». Den opulenten Wein<br />

mit Pfirsichnoten und toller Mineralik<br />

empfielt sie zu Kalbsfilet oder<br />

gebratenen Fischen.<br />

Der Kabinett Bockstein, 1.<br />

Lage, aus dem Ruwertal bei Trier,<br />

stammt von einem denkmalgeschützten<br />

Gut, das seit 300 Jahren<br />

von der gleichen Familie geführt<br />

wird. Der Wein ist restsüss ausgebaut<br />

und hat nur 8.5% Alkohol.<br />

Als Abschluss der Serie gab<br />

es eine Auslese aus schon halb<br />

eingetrockneten Trauben zu kosten,<br />

von einer steilen Lage im Bereich<br />

Mosel, wo Handlese erforderlich<br />

ist. Mit Maracuja in der<br />

Nase , Aromen von Mango und Litchi<br />

und intensiverer Restsüsse<br />

ergibt das einen sehr schönen<br />

Apérowein, aber auch einen stilvollen<br />

Begleiter zu asiatischem<br />

Essen oder zu Lammschulter.<br />

Diese Art Wein ist übrigens sehr<br />

langlebig. Auch Auslesen von<br />

1948 oder aus den 50er-Jahren<br />

sind noch gut. Sie entwickeln aber<br />

mit der Zeit eine petrolische Note,<br />

ein typisches Alterungsmerkmal<br />

<strong>des</strong> Riesling.<br />

Man konnte darauf diese interessanten<br />

Weissweine noch weiter<br />

geniessen zum darauf abgestimmten<br />

Imbiss: Pouletfrikassee in Rieslingsauce<br />

mit Butterreis.<br />

Die Sorte Syrah….<br />

Nach der Pause begab sich Roland<br />

Enz ans Mikrofon, um uns mit Vertretern<br />

der Sorte Syrah bekannt zu<br />

machen, die sich vom Rhônetal<br />

aus weltweit verbreitet hat. Entstanden<br />

ist sie aus alten französischen<br />

Rebsorten, nämlich Dureza<br />

x Mondeuse Blanche. Typisch für<br />

die Sorte ist ihr kräftiges Johannisbeeraroma.<br />

Die grössten Anbaugebiete<br />

finden sich in Frankreich (70’000<br />

ha), Australien (43’000), Südafrika<br />

(9’800) und Kalifornien (7’500). Die<br />

Schweiz nimmt sich mit 179 ha bescheiden<br />

aus. In Uebersee heisst<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

die Sorte Shiraz, bei uns wird er<br />

manchmal Hermitage genannt.<br />

….im Wallis und in unseren<br />

südlichen Nachbarländern<br />

Wir starteten in der Ursprungsgegend<br />

mit einem Côtes <strong>du</strong> Ventoux,<br />

der einen kleinen Anteil Mourvèdre<br />

enthält. Nach der Handlese dauert<br />

die Maischegärung 30 Tage; dann<br />

verbringt er 12 bis 15 Monate in<br />

der Barrique. Der Jahrgang 2008<br />

ist noch sehr jugendlich, man muss<br />

ihn dekantieren. Er zeichnet sich<br />

<strong>du</strong>rch Heidelbeernoten aus und hat<br />

Lagerungspotenzial.<br />

Der Vinum Lignum aus Salgesch<br />

stammt aus einer Lage unter<br />

der Bergkirche, die eine Art Arena<br />

mit Hitzeklima bildet, wie es die<br />

Sorte liebt. Er wird dort seit 2007<br />

angebaut. Der Jahrgang 2008 wog<br />

über 100 Oechslegrad, wegen der<br />

Säure wurden einige weniger reife<br />

Trauben dazugegeben. Er ist fein<br />

strukturiert, noch leicht pelzig, mit<br />

Frucht und Wucht bei einem Alkoholgehalt<br />

von 13,7%.<br />

Weiter ging es auf die Insel<br />

Elba, auch wenn die Bezeichnung<br />

Syrah Toscana IGT lautet. Nach 10<br />

Tagen an der Maische und einem<br />

Ausbau während 15 Monaten in<br />

neuen Fässern und 6 Monaten in<br />

der Flasche ist dieser Syrah sehr intensiv,<br />

mit Noten von Brombeeren,<br />

geröstetem Kaffee und Gewürzen.<br />

Der Vertreter aus Toledo, aus<br />

der Einzellage Pago de Vallegarcia,<br />

war 12 Monate in der Barrique.<br />

Seine Kennzeichen sind Kirsche<br />

und Caramel, auch er braucht<br />

Luft. Der Toppro<strong>du</strong>zent erzeugt auf<br />

dem modernen Gut mit Pfer<strong>des</strong>tallung<br />

rund 30’000 Flaschen.<br />

... und in Südafrika<br />

Zu guter Letzt lernten wir noch ein<br />

südafrikanisches Beispiel kennen.<br />

Das 1991 gegründete Gut Saxenburg<br />

in Stellenbosch wird von Adrian<br />

und Birgit Bührer, einem<br />

Schweizer Ehepaar, geführt. Ihr aus-<br />

Programm 2012/13<br />

25. Januar: 1. Weinprobe,<br />

«Port and Cheese»<br />

19. März: 56. Hauptbot<br />

24. April: 2. Weinprobe<br />

«Maremma Toskana»<br />

17. - 20. Mai:<br />

Weinreise Südfrankreich<br />

21. Juni: 3. Weinprobe,<br />

«Waadt»<br />

23. August:<br />

«Sommerweinprobe»<br />

25.August:<br />

<strong>ANAV</strong>-Kongress Schaffhausen<br />

26. September: 5. Weinprobe,<br />

Sensorik-Blinddegustation<br />

09. - 13. Oktober: LUVINA<br />

10. November:<br />

Gesellschaftsessen Stubenrat,<br />

«Wine & Dine» im 1871<br />

29. November: 6. Weinprobe<br />

«Perlen vom Schwarzen Meer»<br />

23. Januar 2013: 7. Weinprobe,<br />

«Frankreich – Jura»<br />

18. März 2013: 57. Hauptbot<br />

Die Weinproben finden normalerweise<br />

im Saal <strong>des</strong> Restaurants<br />

Gersag, Gersag-Zentrum,<br />

in Emmenbrücke statt. Beginn<br />

jeweils um 19.30 Uhr.<br />

Interessierte Personen mit einem<br />

Schnupper-Bon sind an<br />

einer gratis Weinprobe herzlich<br />

willkommen.<br />

drucksstarker Wein mit 12 Monaten<br />

Barrique-Ausbau wurde als «bester<br />

Shiraz der Welt mit bestem Preis-<br />

Leistungsverhältnis» ausgezeichnet.<br />

Zum Schluss orientierte Stubenmeister<br />

Urs Bühlmann, dass<br />

dies nach vier Jahren leider die<br />

letzte Weinprobe mit Roland Enz als<br />

Weinmeister war, da er ins Tessin<br />

zieht. Roland bleibt aber Mitglied<br />

unserer Gesellschaft. Wir wünschen<br />

ihm weiterhin viel Erfolg.<br />

38 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Bevor das komplexe Thema theoretisch<br />

und vor allem auch degustativ<br />

behandelt wurde, standen Standardtraktanden<br />

wie Kassa- und<br />

Jahresbericht sowie Wahlen und<br />

Verabschie<strong>du</strong>ngen auf dem Programm.<br />

Erich von Büren tritt nach<br />

25 Jahren als Revisor zurück. Seine<br />

Dienste wurden unter grossem Applaus<br />

gewürdigt. Zudem wurde<br />

Markus Fuchs als weiteres Mitglied<br />

neu in den Stubenrat gewählt.<br />

FiBL<br />

Gespannt waren die Teilnehmer auf<br />

die Ausführungen zum komplexen<br />

Thema <strong>des</strong> biologischen Weinbaus,<br />

welches von Andreas Tuchschmid,<br />

Leiter <strong>des</strong> Weingutes FiBL in Frick,<br />

in äussert kompetenter und unterhaltsamer<br />

Form vorgetragen wurde.<br />

FiBL steht für das im Jahre 1973<br />

gegründete Forschungsinstitut für<br />

biologischen Landbau und ist heute<br />

in über 200 Projekte in den Ländern<br />

Schweiz, Deutschland und Österreich<br />

involviert.<br />

Beim 4 ha grossen Weingut<br />

FiBL stehen Anbaueignung und Vinifikation<br />

von pilzresistenteren Sorten<br />

wie Solaris, Johanniter, Bronner<br />

und Seyval Blanc im<br />

Vordergrund. Mit neuen Präparaten<br />

und verbesserten Prognosemodellen<br />

soll aber auch die Ertragssicherheit<br />

von traditionellen Sorten wie<br />

Blauburgunder, Chardonnay oder<br />

Kerner weiter entwickelt werden.<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Aarau<br />

Hauptversammlung im Restaurant Mürset in Aarau<br />

Chancen und Risiken<br />

<strong>des</strong> Bio-Weinbaus<br />

Am 27. Januar fand die 34. Hauptversammlung der Aarauer Weinbruderschaft<br />

statt. Stubenmeister Rudolf Kollbrunner <strong>du</strong>rfte wiederum zahlreiche Mitglieder<br />

und Gäste in der Zunftstube <strong>des</strong> Restaurants Mürset in Aarau willkommen<br />

heissen. Diese stand unter dem Motto «Biologischer Weinbau, Chancen und<br />

Risiken». – Markus Fuchs berichtet:<br />

Grosse Herausforderung<br />

Insbesondere in unseren Breitengraden<br />

ist der biologische Weinbau<br />

äusserst anspruchsvoll, da die<br />

Winzer bedingt <strong>du</strong>rch die im Jahresverlauf<br />

häufig auftretenden<br />

Nässeperioden immer wieder<br />

Spritzungen gegen Fäule, Mehltau<br />

und andere im Rebberg oft auftretende<br />

Krankheiten vorgehen müssen.<br />

Auch sonst bietet der ökologische<br />

Weinbau zahlreiche<br />

Besonderheiten und Herausforderungen,<br />

auf welche der Referent<br />

hingewiesen hat und die nachfolgend<br />

kurz festgehalten werden.<br />

So wird im ökologischen Weinbau<br />

beispielsweise auf eine Düngung<br />

mit Kunstdünger weitgehend<br />

verzichtet. Pflanzen- und Tierdünger<br />

werden vorgezogen. In den Zeilen<br />

zwischen den Rebstöcken erfolgt<br />

eine Begrünung mit<br />

stickstoffreichen Pflanzen wie Klee<br />

und Hülsenfrüchten, welche insbesondere<br />

in relativ feuchten Gebieten<br />

wie dem Fricktal für eine ausreichende<br />

Entwässerung der<br />

Weinberge sorgen. Die Gärung wird<br />

möglichst <strong>du</strong>rch weinbergseigene,<br />

natürliche Hefen in Form einer so<br />

genannten Spontangärung <strong>du</strong>rchgeführt.<br />

Reinzuchthefen kommen nur<br />

soweit nötig und hauptsächlich für<br />

die Initiierung <strong>des</strong> Gärprozesses zur<br />

Anwen<strong>du</strong>ng. Zudem wird der Einsatz<br />

von Schwefeldioxid möglichst<br />

niedrig gehalten.<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Schutz <strong>des</strong> Ökosystems<br />

Generell kommen beim biologischen<br />

Weinbau, der oft auch ökologischer<br />

Weinbau genannt wird,<br />

spezielle Methoden zum Einsatz,<br />

welche den Schutz <strong>des</strong> Ökosystems<br />

sowohl im Weinberg aber<br />

auch bei der Vinifikation besonders<br />

stark berücksichtigen. Der minimale<br />

Einsatz von chemischen Mitteln<br />

bezieht sich dabei nicht nur<br />

auf den direkten Weinbau, sondern<br />

auch auf alle vor- und nachgelagerten<br />

Pro<strong>du</strong>ktionsprozesse.<br />

Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />

die Feststellung, dass es<br />

sich, streng genommen, nicht um<br />

Bio- oder Ökoweine handelt, denn<br />

eigentlich ist ja nur das Traubenmaterial<br />

das Resultat der biologischen<br />

Landwirtschaft oder <strong>des</strong><br />

ökologischen Anbaus. Die Weinbereitung<br />

(Vinifikation, Ausbau,<br />

Abfüllung) erfolgt meist mehr oder<br />

weniger konventionell. Deshalb<br />

müsste die korrekte Bezeichnung<br />

im Grunde «Wein aus biologischer<br />

Landwirtschaft» oder «Wein aus<br />

ökologischem Anbau» lauten.<br />

Trotzdem versuchen sehr viele<br />

Biowinzer auch im Keller den Einsatz<br />

von chemischen Mitteln auf<br />

ein Minimum zu beschränken und<br />

auf naturfremde Mittel gänzlich zu<br />

verzichten, wie Andreas Tuchschmid<br />

in seinen Ausführungen<br />

zum Ausdruck brachte.<br />

Seit einigen Jahren gibt es<br />

auch in der Schweiz strenge Richtlinien,<br />

nach denen Betriebe arbeiten<br />

müssen, die ihren Wein mit<br />

«Öko» oder «Bio» deklarieren.<br />

Weinberg und Keller werden regelmässig<br />

von unabhängigen Instanzen<br />

kontrolliert. Ökologischen<br />

Nachhaltigkeit<br />

Die hinter dem biologischen<br />

Weinbau stehende primäre Motivation<br />

lässt sich wohl am besten<br />

unter dem Begriff der ökologischen<br />

Nachhaltigkeit zusammenfassen.<br />

Als Biowinzer ist der Grundsatz,<br />

dass die natürlichen Lebensgrund-<br />

lagen nur in dem Masse beansprucht<br />

werden, wie diese sich<br />

wieder regenerieren können und<br />

somit kein Raubbau an der Natur<br />

betrieben wird, als leitende Grundhaltung<br />

absolute Pflicht.<br />

Im ökologisch/biologischen<br />

Weinbau werden fast ausschliesslich<br />

natürliche Methoden für die<br />

Bekämpfung von Schädlingen, Unkraut<br />

und Pilzen angewendet. Der<br />

dabei resultierende wichtige Nebeneffekt<br />

der grösseren Artenvielfalt<br />

– Stichwort Biodiversität –<br />

kann jedoch kurzfristig <strong>du</strong>rchaus<br />

auch zu unerwünschten Nebeneffekten<br />

führen. So werden die Rebplantagen<br />

<strong>des</strong> Weinguts FiBL regelmässig<br />

von Füchsen, Dachsen<br />

und Hasen «besucht», welche die<br />

Resultate <strong>des</strong> biologischen Weinbaus<br />

auch zu schätzen wissen und<br />

die «biologisch» behandelten<br />

Pflanzen und Beeren denjenigen<br />

von stärker gespritzten Rebbergen<br />

oft vorziehen.<br />

PIWI-Sorten<br />

Da der biologische Weinbau ohne<br />

Einsatz chemisch-synthetischer<br />

Herbizide, Pestizide und Düngemittel<br />

arbeitet, sondern ausschliesslich<br />

– und dies wie oben erwähnt<br />

ebenfalls nur in begrenzter<br />

Menge – natürliche Substanzen<br />

wie Schwefel und Kupferlösungen<br />

zulässt, kommen der Züchtung und<br />

dem Einsatz von pilzwiderstandsfähigen,<br />

den sogenannten PiWi-<br />

Sorten, grosse Bedeutung zu.<br />

Geruch und Geschmack der<br />

aus PiWi-Sorten gekelterten<br />

Weine sind oft etwas ungewohnt.<br />

Trotzdem liess sich bei den degustierten<br />

Weinen die über die letzten<br />

Jahre erzielte grosse Qualitätssteigerung<br />

feststellen. Dass<br />

diese Weine sogar gute Essensbegleiter<br />

sein können, stellte die<br />

Aarauer Weinbruderschaft bei den<br />

im Anschluss an die Degustation<br />

servierten Schweinshaxen unschwer<br />

und positiv fest.<br />

39


Der Geräuschpegel legte sich, und<br />

Präsident Markus Aellen <strong>du</strong>rfte<br />

mit der Begrüssung die 29. Generalversammlung<br />

der Freiämter<br />

Weinfreunde eröffnen. Der Abend<br />

versprach gemütlich und abwechslungsreich<br />

zu werden. Für den Genuss<br />

von feinstem Essen, begleitet<br />

von besten Weinen, so hofft der<br />

Präsident, soll genügend Zeit eingeräumt<br />

sein. Und trotzdem sei die<br />

Abwicklung der stutarischenen Geschäfte<br />

ein juristisch erforderlicher<br />

Teil im Jahresprogramm der<br />

Freiämter Weinfreunde. Der Präsident,<br />

für einmal als Moderator gefordert,<br />

sollte es richten.<br />

Über Highlights wird gerne gelesen.<br />

Also lassen wir solche folgen.<br />

Auf der Grossleinwand erscheinen<br />

die ersten wunderschönen<br />

Bilder. Die Ohren folgen dem Präsidenten<br />

mit seinem Bericht über die<br />

Aktivitäten im 2011. Und die Augen<br />

erfreuen sich ob der technisch diskret<br />

im Hintergrund eingestreuten<br />

Erinnerungsphotos von der USA/California-Reise<br />

der Freiämter Weinfreunde,<br />

die vom 2. bis 17. September<br />

2011 stattfand.<br />

Der geschäftliche Teil<br />

Informationen über geschäftliche<br />

Abschluss- und Budgetzahlen können<br />

auch den Höhepunkten zugeordnet<br />

werden. Besonders, wenn<br />

der Kassier es versteht, solche mit<br />

Freiamt<br />

Die Rückschau sowie das Köstliche aus Küche und Keller perfekt!<br />

Eine Generalversammlung<br />

voller Höhepunkte<br />

116 gut gelaunte Menschen versammelten sich um die Zeit <strong>des</strong> Ein<strong>du</strong>nkelns<br />

im Hotel Krone in Lenzburg. Ein mundender Stehapéro lud die laufend neu<br />

zuströmenden WeinfreundInnen zu ersten Smaltalks ein. Es entstand rasch<br />

eine warme Atmosphäre <strong>des</strong> Einlaufens und Aufwärmens bis dann gegen<br />

18.30 Uhr alle TeilnehmerInnen ihren Tisch und ihren Sitzplatz gewählt hatten.<br />

– Otto Sprenger berichtet:<br />

wenigen Worten verständlich zu<br />

deuten und für alle lesbar und<br />

übersichtlich auf die Leinwand zu<br />

bringen. Trifft dazu noch der Segen<br />

der anwesenden Revisoren ein,<br />

sind Kassier und Vorstand befreit<br />

und können wieder frei <strong>du</strong>rchatmen.<br />

Dankeschön, Martin Vifian!<br />

Ziehen Präsident und Vorstandsmitglieder<br />

in die gleiche<br />

Richtung und arbeiten motiviert zusammen,<br />

erfüllen sich Jahresprogramme<br />

im Sinne der Mitglieder<br />

zur Zufriedenheit und grosse Dankbarkeit<br />

stellt sich ein. Stellt die<br />

selbstkritische und zielstrebige Vizepräsidentin<br />

Claudia Hofmann-<br />

Burkart, in der Folge die geplanten<br />

Aktivitäten für’s 2012 vor, so erstaunt<br />

es nicht, dass als Anwort<br />

ein grosser Applaus als Dankeschön<br />

aus dem Publikum folgt.<br />

Ein neues Vorstandsmitglied<br />

Transfers sind nicht neu – die Medien<br />

berichten aus den Welten <strong>des</strong><br />

Fussballs und <strong>des</strong> Eishockeys laufend<br />

darüber. Eine Ablösung für die<br />

Mitarbeit in der Vereinführung der<br />

FWF konnte leider nicht abgewendet<br />

werden. Dass die, während<br />

den letzten fünf Jahren immer topmotiviert<br />

mitarbeitende Claudia<br />

um Entlastung und Entlassung aus<br />

dem Vorstand nachgesucht hat,<br />

mussten alle mit Insiderwissen<br />

verstehen. Der Vorstand spürt die<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Diego und Nadia Mathier mit Präsident Markus Aellen.<br />

Blutung. Doch welch ein Trost,<br />

Claudia legt gleich selber weiche<br />

und saugfähige Kompressen auf.<br />

Sie wird bei der Vorbereitung der<br />

Wein- und Kulturreise 2012 – vom<br />

5. bis 9. September nach Rheingau/Rheinhessen<br />

ihren Mann Norbert<br />

und Peter Schürmann tatkräftig<br />

unterstützen und mit dabei<br />

sein! Dankeschön!<br />

Wer soll die Lücke füllen? Die<br />

Spannung stieg. Der Präsident<br />

legte die Folie mit dem Kurzportrait<br />

<strong>des</strong> Mitglie<strong>des</strong> Markus Küng aus<br />

Wohlen auf. Erleichterung und ein<br />

kräftiger Applaus folgten, und der<br />

sympathische Weinfreund wurde in<br />

der Führung herzlich willkommen<br />

geheissen.<br />

Seine Zusage erklärt alles: Ich<br />

habe schöne 23 Jahre als Mitglied<br />

erlebt und viel profitiert. Jetzt bin<br />

ich gerne bereit, dem Verein im<br />

Vostand zu dienen und auf diese<br />

Art etwas zurückzugeben. Ist das<br />

nicht auch ein Höhepunkt? Markus,<br />

wir danken und wünschen Dir<br />

viel Freude mit Deiner neuen Aufgabe.<br />

Ehrungen<br />

Es folgten weitere Highlights.<br />

Lotti und Hans Vock <strong>du</strong>rften für 10<br />

Jahre Mitgliedschaft geehrt werden<br />

und für die ehemalige Aktuarin<br />

war es gleich noch der Geburtstag.<br />

Happy birthday, liebe Lotti und alles<br />

Gute für die Zukunft!<br />

Den anwesenden Mitgliedern,<br />

Ernst Gisi, Pro<strong>du</strong>zent <strong>des</strong> bekannten<br />

Dottiker Riesling-Sylvaner, und<br />

Jean-Claude Hofstetter, <strong>du</strong>rfte der<br />

Präsident zur erreichten Silbermedaille<br />

<strong>des</strong> Coupe <strong>ANAV</strong> 2011 herzlich<br />

gratulieren. Ausserdem erlangte<br />

Jean-Claude Hofstetter im<br />

Mai dieses Jahres das Diplom <strong>des</strong><br />

Weinakademikers*. (Dies ist eine<br />

Auszeichnung, die vor ihm von den<br />

Mitgliedern erst Urs Schürmann erreichte.<br />

Unter den vielen Weinfreunden<br />

der Schweiz finden wir<br />

nur gut 40 Personen mit diesem<br />

begehrten Titel.) Herzliche Gratulation<br />

zu diesem Leistungsausweis<br />

eines profunden Weinkenners!<br />

Der Winzer der Jahre 2007<br />

und 2011 zu Gast!<br />

Welch ein Höhepunkt an der GV<br />

2011! Diego und Nadia Mathier aus<br />

Salgesch beehren uns mit ihrem Besuch.<br />

Welch gute Beziehung pflegen<br />

die Freiämter Weinfreunde<br />

wohl zum Hause Mathier Nouveau<br />

Salquenen? Im Herbst 2007 besuchten<br />

sie das Weingut in Salgesch,<br />

und Diego Mathier wurde im selben<br />

Herbst zum ersten Schweizer Winzer<br />

<strong>des</strong> Jahres gekürt. Im 2011 erfolgte<br />

die Einla<strong>du</strong>ng an Diego Mathier,<br />

zu den FWF zu kommen, um<br />

eine Auswahl seiner rund 40 Weine<br />

zu präsentieren. Und genau in diesem<br />

Jahr wurde der 41-jährige<br />

Weinbauer und Önologe zum zwei-<br />

40 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


ten Mal Schweizer Winzer <strong>des</strong> Jahres<br />

sowie Kategoriensieger bei den<br />

weissen Assemblagen.<br />

Ein super aufgebauter Kurzfilm<br />

führte uns rasch ins schöne Wallis,<br />

wo seit vier Generationen Weine<br />

von grosser Güte mit Leidenschaft<br />

generiert werden. Für einen Mathier<br />

bedeutet Wein Lebensphilosophie.<br />

Mit Tradition und Innovation<br />

und Emotion zum Genuss<br />

seit Generationen!<br />

Diego und Nadia Mathier betonen<br />

deutlich, dass hinter ihnen ein starkes<br />

Team steht. Der Erfolg von Nouveau<br />

Salquenen basiert auf Freunden<br />

als Kunden und auf der<br />

Ausrichtung, dass der Weg ihr Ziel<br />

bedeute. In den Weinen selbst sucht<br />

das Team von Mathier die Harmonie.<br />

Diese liegt in einer Optimierung<br />

von Frucht, Säure und Taninen.<br />

Elf feinste Sorten <strong>du</strong>rften die<br />

Freiämter verkosten und dazu aus<br />

kompetentem Munde von Nadia<br />

und Diego facettenreiche Erklärungen<br />

und Hintergrundinformationen<br />

entgegen nehmen.<br />

Markus Aellen dankte dem<br />

Ehepaar Mathier für’s Kommen und<br />

für den beeindruckenden Auftritt.<br />

Kleine Geschenke für Familie und<br />

Team fehlten nicht. Der aufstrebenden<br />

Familie mit fünf Töchtern<br />

wünschte unser Präsident im Namen<br />

der anwesenden Freiämter<br />

Weinfreunde alles Gute und für die<br />

Zunkunft weiterhin viel Freude und<br />

Erfolg auf Nouveau Salquenen.<br />

Programm 2012<br />

10. Februar:<br />

Waadtland (Wanderdegustation)<br />

14. April: Bündner Herrschaft<br />

15. Juni: Rheingau/Rheinhessen<br />

24. August:<br />

Merlot «around the world»<br />

05. - 09. September:<br />

Wein- und Kulturreise<br />

Rheingau/Rheinhessen<br />

17. November: GV Apulien<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Das Dine – ein weiterer<br />

Höhepunkt!<br />

Ein topmotiviertes Team von Käthi<br />

und Otto Gerber-Gruber begleiteten<br />

diese Weine mit Speisen vom Feinsten<br />

aus der Kronen-Küche. Die<br />

gute Fee, Frau Gautschi, führte das<br />

Serviceteam lautlos und doch so<br />

perfekt, dass jederzeit jeder Gast<br />

den richtigen Wein im richtigen<br />

Glas vorfand und das Essen heiss<br />

und in zauberhafter Geschwindigkeit<br />

auf dem Tisch ankam. Für diese<br />

überragende Leistung fand unser<br />

Präsident am Schluss prägnante<br />

Dankesworte und übergab dafür<br />

Der Weingenuss war eingebettet in<br />

die diesjährige Generalversammlung<br />

und das begleitende Festessen<br />

aus der Schlossküche. Alles begann<br />

mit einem Begrüssungsapéro<br />

im Bogenkeller, bevor im Festsaal<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Zurzibiet<br />

kleine, aber passende Geschenke.<br />

Dank an die Direktion und an das<br />

Team <strong>des</strong> Hotel Krone, Lenzburg!<br />

Auch die Anwesenden geizten<br />

nicht mit ihrem Applaus.<br />

Markus Aellen dankte den TeilnehmerInnen<br />

für das Erscheinen<br />

und das engagierte Mitmachen.<br />

Die aufgeräumte Stimmung und<br />

die vielen zufriedenen Gesichter<br />

zeugten von einem Abend voller<br />

Höhepunkte.<br />

*) Der Titel Weinakademiker wird<br />

vom Kuratorium der Weinakademie<br />

an erfolgreiche Absolventen <strong>des</strong> Diploma<br />

in Wines&Spirits verliehen.<br />

Generalversammlung 2011 auf Schloss Böttstein<br />

Auf Pirsch entlang der Loire<br />

Für den letzten Veranstaltungstermin im Jahr 2011 hatten sich die Zurzibieter<br />

Weinfreunde einen besonderen Leckerbissen aufgehoben. 43 Weinfreundinnen,<br />

Weinfreunde und Gäste kamen ins Schloss Böttstein, um sich von Markus<br />

Utiger mit Weinen und Informationen aus dem Loiregebiet überraschen<br />

zu lassen. – Erwin Evers berichtet:<br />

an gedeckten Rundtischen das<br />

mehrgängige Menu eingenommen<br />

wurde, flankiert von ausgesuchten<br />

Weinen, die Markus Utiger kompetent<br />

und eindrücklich zu kommentieren<br />

wusste (siehe Liste).<br />

Präsident Peter Wicki verabschiedet Rosemarie Bürgin nach ihrem<br />

Rücktritt aus dem Vorstand.<br />

Präsident Peter Wicki begrüsst<br />

Margrit Hoffmann als neugewähltes<br />

Vorstandsmitglied.<br />

Entlang der Loire<br />

Mit 1020 km ist die Loire Frankreichs<br />

längster Fluss. Bevor er in<br />

den Atlantischen Ozean mündet,<br />

<strong>du</strong>rchfliesst er Landschaften wie<br />

zum Beispiel die Touraine (an deren<br />

Weinen, so sagt man, sich bereits<br />

die drei Musketiere labten) und Anjou,<br />

bekannt für seine Roséweine.<br />

Die Loire-Weinanbaugebiete umfassen<br />

insgsamt eine Rebfläche<br />

von 70’000 ha, davon 52’000 ha in<br />

einer AOC-Zone (AOC = Appellation<br />

d’Origine Contrôlée), mit den<br />

weissen Rebsorten Folle Blanche,<br />

Melon de Bourgogne, Sauvignon<br />

blanc, Chenin blanc und den roten<br />

Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon,<br />

Gamay und Pinot noir.<br />

Aktuelles<br />

aus dem Vereinsleben<br />

Wie das an Generalversammlungen<br />

eben so ist, <strong>du</strong>rften die Teilnehmer<br />

einen Bericht über das zurückgelegte<br />

Vereinsjahr erwarten. Diesem<br />

Anspruch gerecht wurde Präsident<br />

Peter Wicki u.a. mit dem Rückblick<br />

auf die fünf gelungenen Veranstaltungen<br />

wie Degustationen, Weinwanderung,<br />

Weinreise, Jahresrechnung<br />

und Mutationen.<br />

Letztere betrafen Rosemarie<br />

Bürgin, die nach vier Jahren engagierter<br />

und verdienstvoller Tätigkeit<br />

aus dem Vorstand ausscheiden<br />

wollte und <strong>du</strong>rch Margrit Hoffmann<br />

41


Präsident Peter Wicki dankt Markus Utiger für seine hervorragende<br />

Moderation.<br />

aus Gippingen ersetzt werden<br />

konnte. Auch die beiden langjährigen<br />

Revisoren, Marcel Alfare und<br />

Charles Bavaud, fanden Nachfolger<br />

in den sich zur Verfügung stellenden<br />

Valentine Vögeli aus Hausen<br />

b.Brugg sowie Kurt Keller aus<br />

Daniel Cortellini von Cortis Schweizer<br />

Weine in Baden und das Linde-<br />

Team empfingen die Weinfreundin-<br />

Kleindöttingen. Schliesslich wurden<br />

Barbara und Jean-Claude Bula<br />

(10 Jahre) sowie Dieter und Beatrice<br />

Laeber (20 Jahre) für<br />

langjährige Mitgliedschaft geehrt.<br />

Nicht rasten und rosten! Für<br />

das nächste Jahr vorgesehen sind<br />

nen und Weinfreunde ungewohnt<br />

unkonventionell, mit dem Apéro-<br />

Wein in einem schwarzen Glas. Da-<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

eine Wanderdegustation Vaud,<br />

die Degustation autochthoner<br />

Rebsorten, eine dreitägige Weinreise<br />

in den Kaiserstuhl/D, eine<br />

Wanderung rund um die Kartause<br />

Ittingen (Thurgau), der Weinfreundekongress<br />

in Schaffhausen und<br />

je eine Degustation von Weinen<br />

aus dem Veltlin und der Bündner<br />

Herrschaft.<br />

Präsident Peter Wicki dankte<br />

allen, die zum Gelingen <strong>des</strong> Abend<br />

beigetragen hatten, insbesondere<br />

dem Personal <strong>des</strong> Schloss Böttstein<br />

für die perfekte Organisation<br />

und dem überzeugenden und sympathischen<br />

Referenten Markus<br />

Utiger, der bereits zum ditten Mal<br />

die Zurzibieter Weinfreunde zu<br />

fesseln wusste. Der wie immer<br />

von Rolf Lutz perfektorganisierte<br />

Taxidienst sorgte für eine sichere<br />

Heimkehr der Teilnehmer.<br />

Galadiner 2011 in der Linde Fislisbach zum 25-Jahr-Jubiläum<br />

Ganz im Zeichen <strong>des</strong> Schweizer Weins<br />

Am 24. Oktober 2011 waren genau 25 Jahre seit der Grün<strong>du</strong>ng der Sektion Limmattal Baden vergangen. Keine Frage, musste<br />

dieser Geburtstag besonders gefeiert werden. Mit dem Galadiner im Restaurant Linde in Fislisbach setzten die Weinfreundinnen<br />

und Weinfreunde einen fulminanten Schlusspunkt unter das Vereinsjahr. – Es berichtet Franco Hunziker:<br />

Legu<br />

Limmattal-Baden<br />

mit waren Nase und Gaumen bereits<br />

ein erstes Mal gefordert.<br />

Weiss oder rot, das war hier die<br />

Frage und die Diskussion damit<br />

lanciert. Schon bald stiegen weitere<br />

feine Düfte in die Nase, als<br />

Quiche, Kürbissuppe und Hackfleischbällchen<br />

gereicht wurden.<br />

Auf der Suche nach Harmonien<br />

Nachdem alle an den schön gedeckten<br />

Tischen Platz genommen<br />

haben, löste Daniel Cortellini das<br />

Rätsel. Es war der Yvorne l’Ovaille<br />

2010. Ein spritzig frischer Chasselas<br />

von Fabio Penta (Hammel SA)<br />

im Beton-Ei ausgebaut. Während<br />

die zwei nächsten Weissweine,<br />

jetzt in normalen Weingläsern,<br />

ausgeschenkt wurden, eröffnete<br />

Daniel Cortellini die Schweizer<br />

Weingala mit einer kurzen sensorischen<br />

Einführung.<br />

Wer nun glaubte, eine<br />

trockene Lektion in Weintheorie<br />

anhören zu müssen, hat schnell gemerkt,<br />

wie spannend das Thema<br />

eigentlich ist. Die Ausführungen<br />

stiessen jedenfalls auf grosses Interesse,<br />

denn im Saal war es mäuschenstill.<br />

Zu den beiden Weiss -<br />

weinen wurde als erster Gang<br />

gebratener Lachs auf Rahmsauerkraut<br />

serviert. Nun konnten die<br />

Weinfreundinnen und Weinfreund<br />

alle Sinne spielen lassen und nach<br />

der perfekten Harmonie von Speise<br />

und Wein suchen. Der einen Weinfreundin<br />

mundete der Muscat 2010<br />

der Domaine Cornulus in Savièse<br />

besser, der andere Weinfreund bevorzugte<br />

die Extase 2010 vom<br />

Weingut Aagne, eine Assemblage<br />

von Chardonnay und Sauvignon<br />

blanc, speziell komponiert von Daniel<br />

Cortellini.<br />

Wein und Sinne brauchen Zeit<br />

Und schon dirigierte er uns zu einem<br />

ersten önologischen Höhepunkt<br />

<strong>des</strong> Abends. Vom Chenin<br />

blanc 2010 der Domaine Cornulus<br />

nahmen alle gleichzeitig einen<br />

Schluck und liessen ihn einige Sekunden<br />

im Mund kreisen. Nach dem<br />

ersten mineralischen Auftakt startete<br />

der Wein nach circa acht Sekunden<br />

mit einem weiteren Frischeschub<br />

nochmals so richtig <strong>du</strong>rch,<br />

dass wir alle Sternchen sahen. Eine<br />

eindrückliche sensorische Erfahrung,<br />

die zeigt, dass man den Wein<br />

einige Sekunden im Gaumen wirken<br />

lassen sollte, um sein volles Aromapotential<br />

wahrnehmen zu können.<br />

Darauf folgte der nächste<br />

Gang aus der Linden-Küche, Tagliatelle<br />

mit Auberginen-Kaviar, Tomaten<br />

und grünem Pfeffer. Beim<br />

Wein konnten wir zwei Weine der<br />

42 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Legu<br />

Cave Ardévaz vergleichen: den mineralisch-fruchtigen<br />

Humagne<br />

rouge 2010 und den pfeffrig-würzigen<br />

Syrah 2008.<br />

Eine Merlot-Trilogie<br />

zur Begleitung <strong>des</strong> Hauptgangs<br />

Zum Hauptgang servierte das<br />

Linde-Team Kalbshaxe im Merlot<br />

geschmort mit Weisswein-Risotto<br />

und Wurzelgemüse. Daniel Cortellini<br />

hat sich als Weinbegleitung für<br />

die Tessiner Para<strong>des</strong>orte Merlot<br />

entschieden, die er in einer hochkarätigen<br />

Trilogie einschenkte. Im<br />

ersten Glas funkelte Merlot La<br />

Roca 2009 von Kuki Zamberlani bei<br />

Piotta, der am Grand Prix <strong>du</strong> Vin<br />

Suisse 2009 den zweiten Rang erreichte,<br />

gefolgt vom fruchtig-harmonischen<br />

Merlot Moncucchetto<br />

2009 der gleichnamigen Fattoria<br />

bei Lugano und Siegerwein am diesjährigen<br />

Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse<br />

in der Kategorie Merlot und<br />

schliesslich dem am Grand Prix <strong>du</strong><br />

Vin Suisse dreifach nominierten<br />

kräftig-gehaltvollen Merlot Circolo<br />

Riserva 2009, eine Auslese von Daniel<br />

Cortellini vom letztjährigen<br />

Winzer <strong>des</strong> Jahres Meinrad Perler<br />

(Tenimento dell’Ör).<br />

Zum Käse MMC<br />

Ein weiterer Wein-Höhepunkt<br />

folgte mit dem Käse. Das Codewort<br />

dazu lautete MMC. Es han-<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

delt sich dabei um eine von Daniel<br />

Cortellini mit der von der Cantina<br />

Settemaggio komponierten Assemblage<br />

aus Merlot, Marselan<br />

und Carminoir. Vor allem die letzten<br />

beiden Rebsorten würde man<br />

nicht unbedingt mit dem Tessin in<br />

Verbin<strong>du</strong>ng bringen. Marselan ist<br />

eine Kreuzung aus dem Jahr 1961<br />

aus Cabernet Sauvignon und<br />

Grenache Noir, die wegen ihrer<br />

natürlichen Robustheit für die<br />

Winzer interessant ist. Carminoir<br />

ist eine neuere Kreuzung aus dem<br />

Jahr 1982 der Agroscope Changins-Wädenswil<br />

zwischen Blauburgunder<br />

und Cabernet Sauvignon.<br />

Im Zusammenspiel ergeben<br />

die drei Traubensorten einen gehaltvollen,<br />

wuchtigen Wein.<br />

Das süsse Finale<br />

– eine echte Überraschung<br />

Zum süssen Schlusspunkt aus der<br />

Linden-Küche, einem Marroniküchlein<br />

mit Toncabohnen-Glacé, verstand<br />

es Daniel Cortellini einmal<br />

mehr, mit dem Wein einen überraschenden<br />

Schlusspunkt zu setzen.<br />

Ein mittels Kryoextraktion (künstliches<br />

Gefrieren und Abpressen der<br />

Trauben) gewonnener Süsswein<br />

aus Uva Americana mit Namen<br />

Haróu. Einige glaubten sich zuerst<br />

verhört zu haben, ein Eiswein aus<br />

dem sonnigen Tessin und erst noch<br />

aus Uva Americana! Diese Trau-<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

bensorte ist aus dem Tessin sonst<br />

nur in Form von Grappa bekannt.<br />

Aber die beiden Brüder Nicola und<br />

Raffaele Marcionetti der Cantina<br />

Settemaggio haben ein Experiment<br />

gewagt und gewonnen, wie bereits<br />

der erste Schluck eindrücklich<br />

zeigte. Die Frucht explodierte förmlich<br />

im Gaumen und umtänzelte in<br />

einem harmonischen Süss-Säure-<br />

Spiel die Zunge. Ein wahrhaft ge-<br />

Die Geschichte <strong>des</strong> «Institute of<br />

Masters of Wine» begann mit seiner<br />

Grün<strong>du</strong>ng in London im Jahre<br />

1953. Bis in die achtziger Jahre waren<br />

nur britische Weinhändler und<br />

Importeure zur Prüfung zugelassen.<br />

Erst seit dieser Zeit dürfen auch<br />

Personen ausserhalb Grossbritanniens<br />

und seit 1987 auch aus anderen,<br />

dem Wein verwandten Berufsgattungen<br />

die Prüfung ablegen.<br />

Ufnau<br />

lungener Schlusspunkt. – Unter<br />

grossem Applaus bedankten sich<br />

die Weinfreundinnen und Weinfreunde<br />

bei Daniel Cortellini und<br />

dem Restaurant Linde für den grandios<br />

inszenierten Jahresschluss-<br />

Abend der Weinfreunde Limmattal<br />

Baden. Ein Anlass, der bei den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern bestimmt<br />

noch lange in bester Erinnerung<br />

bleiben wird.<br />

Festliches Win&Dine im Landgasthof Halbinsel Au<br />

Wie wird man Master of Wine?<br />

Zum letzten Anlass der Weinfreunde Ufnau im 2011 war wieder einmal ein<br />

festliches «Wine and Dine» im Landgasthof Halbinsel Au auf dem Programm.<br />

Gastreferent war der angehende Master of Wine, Ivan Barbic. Zu einem<br />

feinen Menu aus der Landgasthof-Küche schilderte er uns, welche Voraussetzungen<br />

erfüllt sein müssen, um den begehrten Titel «Master of Wine»,<br />

oder das Kürzel MW tragen zu dürfen. Dazu stellte er uns seine Lieblingsweine<br />

aus Kroatien vor. – Daniel Pulver berichtet:<br />

Reben an der Dalmatinischen Küste.<br />

Umfassende Kenntnisse<br />

gefordert<br />

Bis zum Titel ist es ein langer Weg.<br />

Die Kandidaten müssen sich umfassende<br />

Kenntnisse über Themen<br />

wie Weinanbau, Kellertechnik, Unternehmensführung,<br />

Marketing,<br />

Weingeographie oder Qualitätskontrolle<br />

aneignen. Zudem müssen<br />

sie auch über Themen allgemeiner<br />

Natur wie Wein und Politik, gesell-<br />

43


schaftliche Aspekte und über die<br />

Geschichte <strong>des</strong> Weins Bescheid<br />

wissen. Selbstverständlich werden<br />

fundierte Kenntnisse in Weinsensorik<br />

vorausgesetzt . Man muss<br />

Weine aus allen Regionen der<br />

Welt kennen und beurteilen können.<br />

Der Ausbil<strong>du</strong>ngsstand wird<br />

an verschiedenen strengen Zwischenprüfungen<br />

getestet.<br />

Wer auch die zweiteilige<br />

Schlussprüfung bestanden hat,<br />

muss noch eine 10’000 Worte umfassende<br />

«Dissertation» zu einem<br />

weinrelevanten Thema verfassen.<br />

Die Tatsache, dass seit der Grün<strong>du</strong>ng<br />

<strong>des</strong> Instituts weltweit erst<br />

300 Personen den Titel «Master of<br />

Wine» tragen dürfen, zeigt, wie<br />

streng die Anforderungen sind.<br />

Ivan Barbic hat es fast geschafft,<br />

und wir wünschen ihm für die<br />

letzte Hürde noch viel Erfolg und<br />

Durchhaltewillen!<br />

Weinland Kroatien<br />

Dass die Lieblingsweine von Ivan<br />

Barbic aus Kroatien kommen, ist<br />

kein Zufall, hat er doch seine Wurzeln<br />

in dieser Gegend. Das gebirgige<br />

Land mit seinen steilen Küsten<br />

und zahlreichen Inseln verfügt<br />

über ein ideales Klima für den<br />

Weinbau. Es blickt auf eine lange<br />

Tradition zurück, denn bereits die<br />

Phönizier und die alten Griechen<br />

sollen dort Wein angebaut haben.<br />

Heute zählt die Anbaufläche in<br />

Kroatien etwa 34’000 ha. Es werden<br />

über 200 verschiedene Sorten<br />

auf vorwiegend kleinen Parzellen<br />

angebaut, darunter auch zahlreiche<br />

autochthone. Die wichtigsten<br />

sind Grashe<strong>vin</strong>a, Welschriesling,<br />

Plavac mali, Merlot, Pla<strong>vin</strong>a, Riesling,<br />

Cabernet Sauvignon, Chardonnay<br />

und Blaufränkisch. Auch<br />

den Furmint findet man ab und zu.<br />

Alt und Neu nebeneinander<br />

Der Weinbau befindet sich in neuster<br />

Zeit in einem Aufbruch. Viele<br />

Kellereien wurden modernisiert, je-<br />

doch wird zum Teil auch noch nach<br />

alter Tradition Wein in Amphoren<br />

pro<strong>du</strong>ziert. Es wird noch wenig<br />

Wein exportiert, und <strong>des</strong>halb kamen<br />

wir in den Genuss, einige Raritäten<br />

degustieren zu dürfen.<br />

Weine aus Istrien, Slawonien<br />

und Dalmatien<br />

Zum Apéro gab es einen leicht süssen,<br />

schön gereiften Muskat Momjanski<br />

2009 von der Kellerei Kozlovic.<br />

Die Vorspeise, eine<br />

Süsswasserfischsuppe begleiteten<br />

ein frischer, säurebetonter Grase<strong>vin</strong>a<br />

2010 von der Kellerei Krauthaker<br />

aus Slawonien und ein fülliger,<br />

leicht gereifter Posip (Furmint)<br />

2010 von Zlatan Plenkovic von der<br />

Insel Hvar. Zur geräucherten Truthahnbrust<br />

mit verschiedenen Salaten<br />

kredenzte uns Ivan Barbic einen<br />

fruchtigen, frischen 2010er<br />

Malvazija von Kozlovic, sowie einen<br />

Zelenac Spätlese (Synonym<br />

Rotgipfler) von Krauthaker.<br />

Zum Lammrack mit Kroketten<br />

und Spinat passten der 2009er<br />

2718 Dubkovic-Barbic und der<br />

Medvid 2008 von Cubolovic-Barbic<br />

ausgezeichnet. Zwei sehr kräftige<br />

Weine, ersterer mit dezenten Röstaromen,<br />

ein „Amarone-Typ, würzig<br />

und mit Noten nach Kompott<br />

und Dörrobst, der zweite im Barrique<br />

ausgebaut, weich und mit<br />

15.5% vol Alkohol sehr gehaltvoll.<br />

Der dritte Wein in dieser Serie, ein<br />

Blauburger (Blaufränkisch x St. Laurent)<br />

2009 von Krauthaker leitete<br />

über zur Käseplatte. Dazu <strong>du</strong>rften<br />

wir noch einen der in Kroatien eher<br />

seltenen Blauburgunder 2008 von<br />

Krauthaker probieren, welcher allerdings<br />

noch nicht ganz an die<br />

Spitzenweine dieser Sorte heran<br />

kam. Eine Zelenac Beerenauslese<br />

2009, wiederum von Krauthaker,<br />

rundete die sehr interessante Palette<br />

der kroatischen Weine ab.<br />

Der Referent verstand es ausgezeichnet,<br />

uns die grösstenteils<br />

neuen, unbekannten Weine zu<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

präsentieren und die Eigenheiten<br />

<strong>des</strong> kroatischen Weinbaus und die<br />

verschiedenen Klimazonen zu beschreiben.<br />

Die schönen Bilder luden<br />

dazu ein, diese noch ziemlich<br />

urtümliche Gegend einmal persön-<br />

Bereits am 20. Oktober 1881 gründete<br />

in Hagnau Pfarrer und Volksschriftsteller<br />

Dr. Heinrich Hansjakob<br />

den Winzerverein, der damit<br />

die älteste Winzergenossenschaft<br />

in Baden ist. Diesem wortgewandten<br />

Herrn werden etliche Zitate<br />

zugeschrieben, so u.a. auch:<br />

«Der Alkohol ist <strong>des</strong> Menschen<br />

Feind, doch in der Bibel steht:<br />

man soll seine Feinde lieben.»<br />

Der Wein ist die Seele<br />

einer Landschaft<br />

Die Weinkönigin (1984) Anita<br />

Schmidt führte gekonnt und char-<br />

Zürcher Weinland<br />

lich zu bereisen. – Wir danken<br />

Ivan Barbic ganz herzlich für seine<br />

sehr interessante Präsentation und<br />

wünschen ihm für den Abschluss<br />

<strong>des</strong> Master of Wine und für die Zukunft<br />

viel Erfolg.<br />

Besuch im Winzer-und Fischerdorf Hagnau am Bodensee<br />

Jahresausklang<br />

bei Fisch und Wein<br />

Die Weinfreunde Zürcher Weinland besuchten zum Jahresausklang bei wunderschönem,<br />

sonnigem Spät-Herbstwetter Hagnau am Bodensee. Im idyllischen<br />

Winzer- und Fischerdorf erhielten sie fachfrauliche Informationen über<br />

den Weinbau und die Weine als auch die Fischerei. Zudem liessen sie sich verwöhnen<br />

mit Spezialitäten aus dem Bodensee und den Rebbergen, die das Ufer<br />

säumen. – Agi Winter war mit dabei:<br />

Fischerei Cornelia & Erwin Heyer, Hagnau.<br />

mant <strong>du</strong>rch den Anlass und die<br />

Weinfreunde Zürcher Weinland erfuhren<br />

viel Wissenswertes über<br />

den badischen Weinbau, denn der<br />

Wein ist die Seele einer Landschaft.<br />

Die rund 1500 Einwohner<br />

Hagnaus leben vom Wein- und<br />

Obstbau sowie der Fischerei und<br />

dem Fremdenverkehr. Die Basis <strong>des</strong><br />

Winzervereins sind 60 Winzerfamilien,<br />

die 150 ha. Reben pflegen und<br />

bewirtschaften, die sich von den<br />

sanften Hügeln bis ans Seeufer erstrecken.<br />

Das Dorf war bereits in<br />

früheren Jahrhunderten aufgrund<br />

seiner zentralen Lage am Bodensee<br />

44 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Geri & Rahel Weber<br />

begehrt. In der Zeit, da Hagnau zur<br />

Benediktiner-Abtei Weingarten<br />

gehörte (ab 1693), entstand der bedeutendste<br />

Bau Hagnaus, die<br />

Weingartensche Hofmeisterei, wo<br />

heute noch der Winzerverein seinen<br />

riesigen Holzfasskeller hat.<br />

Dr. Heinrich Hansjakob, seit<br />

1869 Pfarrer in Hagnau, erkannte<br />

die wirtschaftliche Notlage der<br />

Hagnauer in seiner Zeit und versuchte<br />

ihr <strong>du</strong>rch einen Zusammenschluss<br />

der Winzer zu begegnen.<br />

Als der Weinpreis bis auf 15 Pfennig<br />

je Liter sank und sich die Winzer<br />

gezwungen sahen, ihre Ernte<br />

zu diesem Spottpreis zu verkaufen,<br />

rief Heinrich Hansjakob die<br />

Hagnauer Bürger 1881 zur Grün<strong>du</strong>ng<br />

eines Winzervereins auf. Als<br />

Sonntagsklei<strong>du</strong>ng trugen die Hagnauer<br />

Männer früher ihre Tracht,<br />

einen langen blauen oder grauen<br />

Tuchrock und eine Tuchweste mit<br />

24 Knöpfen. Diese Tuchweste<br />

wurde als Zähltafel zum sonntäglichen<br />

Frühschoppen nach der Kirche<br />

für die Viertele verwendet.<br />

«War einer oben draus mit dem<br />

Aufknöpfen und hatte den vierundzwanzigsten<br />

Knopf aufgemacht,<br />

so wurde von oben an zu<br />

zählen begonnen, indem man bei<br />

jedem weiteren Schoppen einen<br />

Knopf wieder zuknöpfte.»<br />

Die sorgsame Rebarbeit, von<br />

der Auswahl der Rebstandorte bis<br />

zur differenzierten, selektiver<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Weinlese von Hand schaffen die<br />

Voraussetzungen für Weine von<br />

besonderer Klasse. Seit 1993<br />

setzt der Winzerverein auf kontrolliert<br />

umweltschonenden Weinbau<br />

mit standortgerechter Weinbergflora,<br />

Pflanzeneinsaaten und<br />

Bodenlockerungsmassnahmen.<br />

10% der Rebfläche sind besondere<br />

Selektionsanlagen.<br />

Wissenswertes<br />

zur Bodensee-Fischerei<br />

Cornelia und Erwin Heyer sind eine<br />

der sieben Fischerfamilien Hagnaus.<br />

Cornelia Heyer stellte die<br />

Fischspezialitäten vor. Sie war<br />

beim Besuch der Weinländer<br />

Weinfreunde für die leckeren<br />

Fischspeisen, die zu entsprechenden<br />

Weinen serviert wurden, zuständig.<br />

Übers Jahr hinweg hat sie<br />

übrigens, der Tradition entsprechend,<br />

im Fischereibetrieb (neben<br />

vielen anderen Funktionen) eine<br />

Aufgabe von ausserordentlicher<br />

Bedeutung: Das In-Ordnung-Halten<br />

der Netze ist nämlich Frauensache.<br />

Im Bodensee, der Trinkwasserqualität<br />

aufweist, leben 45 verschiedene<br />

Fischarten. Mit dem<br />

Netz gefischt werden vor allem<br />

Bodenseefelchen, Barsch (schweizerdeutsch<br />

Egli), Seesaibling,<br />

Hecht, Aal u.a. je nach Saison. Der<br />

Bodensee-Aal ist ein besonderer<br />

Feinschmecker. Er verfügt über einen<br />

speziellen Geruchssinn. Er<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Die verkosteten Weine<br />

– Hagnauer Rivaner Sekt brut 2010. Feine Perlage, klingend feine<br />

Frucht mit prickelnder Lebendigkeit.<br />

– Hagnauer «Sonnenufer» 2010, Müller-Thurgau Qualitätswein, Goldmedaille.<br />

Der typische Weisswein vom Bodensee, so fein und facettenreich<br />

wie die Landschaft. Vom Charakter zartfruchtig, filigran mit weicher,<br />

bekömmlicher Fruchtsäure.<br />

– Hagnauer «Burgstall» 2010, Kerner Quailtätswein trocken. Die Rebsorte<br />

Kerner, Trollinger x Riesling, zeigt in ihrer markant fruchtigen Art<br />

und mit kernig ausgeprägter Fruchtsäurestruktur deutlichen Rieslingcharakter.<br />

– Ein Hauch von Exotik mit finessemreichen Fruchtspiel<br />

– Hagnauer Secco Rosé 2010 trocken. Aromareicher Secco mit Fruchtnoten<br />

von Pflaumen und Aprikosen. Spritzig mit schmeichelnder<br />

Fruchtsüsse und Nachklang.<br />

– Hagnauer «Burgstall» Edition 2010, Müller-Thurgau Qualitätswein<br />

trocken. Typischer Weisswein vom Bodensee mit Fruchtnoten aus dem<br />

Kräutergarten. Am Gaumen von saftig-würzigem Charakter, mit satter<br />

Frucht, begleitet von agiler Säure.<br />

– Hagnauer «Burgstall» Pinot Blanc de Noirs Edition 2010, Qualitätswein<br />

trocken, Goldmedaille. Blauer Spätburgunder. Die Editionsweine<br />

stammen von den Selektionsanlagen. Sie zeichnen sich aus <strong>du</strong>rch Kraft<br />

und Dichte. Die Trauben <strong>des</strong> Blauen Spätburgunders für den Pinot Blanc<br />

de Noirs werden in Ganztraubenpressung schonend gekeltert, damit ein<br />

stoffig-markanter Weisswein entsteht.<br />

– Hagnauer «Burgstall» Weissburgunder 2010, Qualitätswein trocken,<br />

Goldmedaille. Der Weissburgunder (Pinot Blanc) gehört zu den jahrhundertealten<br />

Traditionssorten am Bodensee. Der Wein zeigt eine weiche<br />

Burgunderart mit dem Fruchtspiel von reifem Kernobst. Elegant, dicht<br />

und fein mit schöner Fruchtsäure.<br />

– Hagnauer «Burgstall» Edition 2009, Spätburgunder Rotwein Qualitätswein<br />

trocken, Goldmedaille. Dieser gehaltvolle Spätburgunder reift<br />

sechs Monate im grossen Jubiläumsholzfass und vertieft so seine ausdrucksvolle<br />

Burgunderart.<br />

– Hagnauer «Burgstall» Grauburgunder 2010, Qualitätswein trocken,<br />

Goldmedaille. Als Grauburgunder (Pinot Gris, Pinot Grigio) wird der<br />

schlank, rassig und trocken ausgebaute Ruländer bezeichnet. Dieser<br />

Wein zeigt sich kraftvoll mit gut strukturierte Fruchtsäure und mineralischen<br />

Noten.<br />

– Hagnauer «Burgstall» Spätburgunder Weissherbst 2010, Qualitätswein<br />

trocken. Der Spätburgunder Weissherbst ist seit langem eine Spezialität<br />

am Bodensee. Aus der blauen Spätburgundertraube hell gekeltert,<br />

in der Farbe von Bernsteinrot bis Lachsrosé variierend, zeigt der<br />

Weissherbst eine feurige, herzhafte Art.<br />

– Hagnauer «Sonnenufer» Regent 2010, QuaIItätswein trocken. Die<br />

Rebsorte Regent ist eine pilzresistente Rebenneuzucht. Sie zeigt sich von<br />

mediterranem Charakter, in der Farbe tiefes Violett-Schwarz, mit würzig<br />

fruchtigem Aroma und einem saftigen, gerbstoffreichen Körper. Im grossen<br />

Holzfass gereift, vom Barrique geküsst und mit einem aromenreichen<br />

Gaumenauftakt.<br />

frisst Felchen und spricht nur auf<br />

ganz frischen Köder an. Nachdem<br />

er sich ein grosses Polster angefressen<br />

hat, macht er sich auf die<br />

zwei- bis dreijährige Reise in die<br />

Nordsee, um zu laichen. Seine<br />

Nachkommen schwimmen nun<br />

wieder zurück in den Bodensee.<br />

45


Interessierte Weinfreunde<br />

Fischprobe<br />

Die Fischprobe bestand aus einer<br />

sämigen Hechtklösschensuppe,<br />

gefolgt von exquisiter Kaviarcreme<br />

vom Felchen mit Ofenkartoffeln.<br />

Die Filets vom geräucherten<br />

Felchen und Aal mit Sahneund<br />

Preiselbeermeerrettich und<br />

der gebeizte Saibling an Dillsauce<br />

vervollständigten das Fischmenu.<br />

– Als «Verdauerle» wurde Hagnauer<br />

Hefebrand gereicht.<br />

Die Weinprobe<br />

Über den Weinbau in Hagnau und<br />

<strong>des</strong>sen recht abenteuerliche Geschichte<br />

informierte Anita<br />

Schmidt vom Winzerverein Hagnau.<br />

Sie war es auch, welche im<br />

Rahmen der ausgiebigen Weinprobe<br />

die einzelnen Gewächse<br />

Anita Schmidt, Referentin Winzerverein<br />

Hagnau<br />

präsentierte und kommentierte.<br />

Degustiert wurde eine Palette von<br />

Nadine Besson-Strasser und ihr<br />

Mann Cédric studierten beide in<br />

Changins VD und schlossen mit<br />

dem Önologie-Diplom ab. Während<br />

Nadine sich in Chile und Argentinien<br />

weiterbildete (und darauf die<br />

Traubensorte Malbec nach Hause<br />

brachte), absolvierte ihr damaliger<br />

Freund Cédric bei ihren Eltern in<br />

Uhwiesen sein Rebbau-Praktikum.<br />

Cédric Besson stammt aus einer<br />

Bauernfamilie oberhalb Montreux.<br />

Die beiden heirateten 2008, haben<br />

eine Tochter und erwarten demnächst<br />

weiteren Nachwuchs.<br />

Von Gächlingen nach Uhwiesen<br />

Vater und Mutter Strasser stammten<br />

aus Gächlingen im Klettgau<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

11 Hagnauer Kreszenzen, die insbesondere<br />

<strong>du</strong>rch ihre intensive<br />

Frucht überzeugten (siehe Kasten).<br />

Von Pfarrer Dr. Heinrich Hansjakob<br />

stammen auch die folgenden<br />

Zeilen, welche die Stimmung treffend<br />

umschreiben, in der die Weinländer<br />

die Hofmeisterei verliessen,<br />

um die Rückreise in hemische Gefilde<br />

anzutreten: «Wie steif und<br />

langweilig sitzen Menschen an den<br />

Festtafeln, solange Suppe und<br />

Rindfleisch im Vordergrund stehen.<br />

Wie heiter, gesprächig und hell<br />

werden sie, wenn der Wein sich ihrer<br />

bemächtigt.»<br />

Winzerporträt: Der Winzerkeller Strasser<br />

Das Weingut Uhwiesen<br />

am Rheinfall<br />

Anschliessend an die Jahresversammlung in der Mehrzweckanlage MZA Teuchelweiher<br />

in Winterthur mit dem Rückblick auf die Aktivitäten der Weinfreunde<br />

Zürcher Weinland im Jahre 2011 sowie den Ausblick fürs 2012 <strong>du</strong>rch<br />

den Präsidenten Stephan Wälti präsentierten Nadine und Cédric Besson-Strasser<br />

den Winzerkeller Strasser in Uhwiesen. Die beiden führen seit 2009 den typischen<br />

Familienbetrieb mit rund sechs Hektaren Reben, die verteilt am<br />

Rheinfall im Zürcher Weinland und im Schaffhauser Klettgau liegen. – Agi<br />

Winter porträtiert im Folgenden den Winzerkeller Strasser:<br />

und kamen in den Achtzigerjahren<br />

nach Uhwiesen, weil sie hier ein<br />

altes Riegelhaus kaufen und re-<br />

Nadine Strasser & Cedric Besson-Strasser.<br />

staurieren konnten. Als das<br />

schmucke Riegelhaus im neuen<br />

Glanz erstrahlte, meinte ein Nachbar<br />

zu Albert Strasser: «Hier fehlt<br />

noch etwas. Zu einem Riegelhaus<br />

im Weinland gehört auch ein Rebberg.»<br />

Und er bot Strassers gleich<br />

seinen Rebberg zur Pacht an.<br />

Da die Strassers nichts vom<br />

Weinbau verstanden, besuchten<br />

sie in Wädenswil den Rebbaukurs.<br />

Der erste Wein, auswärts<br />

gekeltert, entstand 1983, und Albert<br />

Strasser absolvierte daraufhin<br />

die Ausbil<strong>du</strong>ng zum Winzermeister,<br />

um in Zukunft die<br />

Kelterung gleich selber zu tätigen.<br />

Nach einer Studienreise in Österreich<br />

pflanzte er die Rebsorte<br />

Zweigelt an und bewies damit<br />

seine innovative Schaffenskraft.<br />

Leider verstarb Vater Albert<br />

Strasser im 2009 viel zu früh, sodass<br />

Nadine und Cédric Besson-Strasser<br />

zusammen mit Mutter Strasser den<br />

Betrieb, der 2003 an den Dorfrand<br />

von Uhwiesen siedelte, übernahmen<br />

und weiter führten.<br />

Bio-dyn<strong>amis</strong>che<br />

Bewirtschaftung<br />

Die sechs Hektaren Reben werden<br />

grösstenteils nach biologisch-dyn<strong>amis</strong>chen<br />

Richtlinien bewirtschaftet.<br />

Durch umweltschonen<strong>des</strong> Wirken<br />

im Rebberg pro<strong>du</strong>zieren sie hochwertiges<br />

Traubengut und verarbei-<br />

46 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


ten es in der anschliessenden Kelterung<br />

mit grosser Sorgfalt und Fachwissen<br />

zu exquisiten Weinen. Das<br />

Terroir am Cholfirst in Uhwiesen und<br />

Dachsen besteht mehrheitlich aus<br />

Sand, und die Reben müssen tiefe<br />

Wurzeln schlagen, um zur benötigten<br />

Feuchtigkeit zu gelangen. Weniger<br />

Probleme schafft in dieser Beziehung<br />

der Boden im Klettgau. Er ist<br />

schwerer, lehmhaltiger und damit<br />

ein besserer Feuchtespeicher.<br />

Vielfältige Pro<strong>du</strong>ktion<br />

Aus der vielfältigen Pro<strong>du</strong>ktion ihres<br />

Betriebes boten Nadine und<br />

Cédric Besson-Strasser anlässlich<br />

der Jahresversammlung die folgenden<br />

Pro<strong>du</strong>kte zur Degustation:<br />

Zur Einstimmung wurde ein<br />

Uhwieser Räuschling 2010, eine erfrischende<br />

traditionelle Zürcher<br />

Rebsorte mit mineralischer Nase<br />

und eleganter Fruchtsäure, kredenzt.<br />

Cédrics köstlich veredelter<br />

Tomme au Marc sowie der Alpkäse<br />

«Gruyère», aus einer Beteiligung an<br />

der Viehhaltung in der Westschweiz<br />

stammend, begleitet von Mutter<br />

Strasser selbstgebackenem Bauernbrot,<br />

bereicherten den Apéro.<br />

Im zweiten Durchgang wurden<br />

je ein Riesling-Sylvaner aus<br />

Uhwiesen und Gächlingen einander<br />

gegenüber gestellt und degustiert.<br />

Der spritzige «Riegelhüsli»<br />

2010 glänzte <strong>du</strong>rch intensives<br />

Muskat-Bukett, während der<br />

fruchtige Gächlinger 2010 sein Potenzial<br />

im Abgang offenbarte.<br />

Gemischter Satz auf ehemals<br />

klösterlicher Parzelle<br />

Der Name «Chlosterberg» Schiller<br />

zeugt davon, dass diese Rebberge<br />

früher dem Kloster Rheinau gehörten.<br />

Die Assemblage aus 80%<br />

Blauburgunder und 20% Räuschling<br />

müssen zusammen auf derselben<br />

Parzelle angebaut, gelesen und <strong>vin</strong>ifiziert<br />

werden, um den Namen<br />

«Schiller» tragen zu dürfen. Diese<br />

Spezialität, der «Chlosterberg»<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Schiller 2010, wurde am Grand Prix<br />

<strong>du</strong> Vin Suisse mit der Goldmedaille<br />

ausgezeichnet und befindet sich<br />

auf dem dritten Platz unter den besten<br />

sechs Rosés der Schweiz.<br />

Im vierten Durchgang wurde<br />

wiederum ein Uhwiesener einem<br />

Gächlinger Gewächs gegenüber<br />

gestellt, diesmal je ein Pinot Noir.<br />

Dank stark re<strong>du</strong>zierter Erträge werden<br />

optimale Reifewerte erreicht.<br />

Der fruchtige Pinot Noir «Riegelhüsli»<br />

2010 zeigt sich harmonisch,<br />

während der füllige Gächlinger Pinot<br />

Noir 2010, <strong>des</strong>sen Trauben<br />

sehr spät gelesen wurden, kräftiger<br />

und strukturreicher ist. Er<br />

braucht aber min<strong>des</strong>tens noch ein<br />

Jahr, um Gerbstoffe abzubauen<br />

und so Eleganz zu gewinnen und<br />

die Balance zu erreichen.<br />

Blauburgunder und Zweigelt<br />

sortenrein...<br />

An bester Lage in Uhwiesen reifen<br />

die Trauben an über vierzigjährigen<br />

Rebstöcken für den komplexen<br />

«Chlosterberg» Spätlese 2010, ein<br />

Blauburgunder, der min<strong>des</strong>tens<br />

neun Monate im grossen Holzfass<br />

ausgebaut wird, mit feinen Tanninen<br />

ausgestattet ist und sehr fruchtig<br />

mundet. Dazu passend wurde<br />

eine kalte Fleischplatte serviert.<br />

Vater Strasser pflanzte als Pionier<br />

1995 die Rebsorte Zweigelt<br />

im Rebberg von Dachsen an. Mit<br />

entsprechender Ertragsregulierung<br />

werden auf tiefgründigen Böden<br />

regelmässige Erträge mit hohen<br />

Qualitäten erreicht. Die Spezialität<br />

«Blauer Zweigelt» 2010, angebaut<br />

bei Europas grösstem Wasserfall,<br />

wird während zwölf Monaten in<br />

gebrauchten Barriques gekeltert<br />

und weist einen charmanten Gaumen<br />

und geringe Säure auf.<br />

...und als Assemblage<br />

mit Cabernet Dorsa<br />

Die Inspiration zur Assemblage<br />

«Symphonie Rouge» 2010 entstand<br />

in der Westschweiz, wo ver-<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Mutter Strasser und Cédric boten als Apéro-Begleiter köstlich<br />

veredelten Tomme au Marc sowie Alpkäse «Gruyère» an.<br />

schiedene Stücke zu einer schönen<br />

Vielfalt zusammen komponiert<br />

werden. Aus den Trauben Cabernet<br />

Dorsa, Blauer Zweigelt und Pinot<br />

Noir entstand eine Cuvée mit<br />

vielfältigem Cassis- und Gewürzbouquet<br />

sowie ausgezeichneter<br />

Balance.<br />

Malbec aus dem Weinland<br />

In Chile wächst die Malbec<br />

Traube, die sehr empfindlich ist,<br />

auf Hügelzügen mehr als 1000<br />

Meter über Meer. Dank bio-dyn<strong>amis</strong>cher<br />

Pro<strong>du</strong>ktion im Zürcher<br />

Nach einem kurzen Kaffeehalt im<br />

Grauholz war an der La Côte dann<br />

der erste Apéro fällig: Mit einem<br />

Gläschen Tartegnin wurde auf die<br />

bevorstehenden Genüsse ange-<br />

Schaffhausen<br />

Weinland funkelt der würzige und<br />

körperreiche Malbec «Magico»<br />

2010 besonders verführerisch im<br />

Glas und enthüllt in der Nase intensive<br />

schwarzbeerige Noten.<br />

Zum Abschluss kredenzten Nadine<br />

& Cédric Besson-Strasser den<br />

besten Dessert-Wein zu schwarzer<br />

Schokolade, den «One Twenty».<br />

Diese Spezialität ist aus Pinot-<br />

Noir-Trauben gekeltert, die man in<br />

Gächlingen mit 120 Oechslegraden<br />

gelesen hat. Vergoren wurden sie<br />

in 400-kg-Standen und anschliessend<br />

in Barriques ausgebaut.<br />

Die Weine mundeten auch bei hochsommerlichen Temperaturen<br />

Zu Land und Wasser den<br />

Weinbaukanton Genf entdeckt<br />

Dieses Jahr fand die Weinfreundereise in beinahe schon familiärem Rahmen<br />

statt: An einem prächtigen Sommermorgen fuhren wir mit einer Gruppe von<br />

25 Teilnehmern in flüssiger Fahrt Richtung Genf, unter ihnen auch Ursula<br />

Oertle, von der dieser Bericht stammt.<br />

stossen. Kurz vor 12 Uhr erreichten<br />

wir die Auberge communale in<br />

Meyrin, wo uns der Patron bereits<br />

erwartete und auf die Terrasse an<br />

die gedeckten Tische führte. Bei<br />

47


Gastronomische Sonnenuntergangs-Rundfahrt mit dem Belle-Epoque-<br />

Dampfschiff «Savoie» auf dem Genfersee.<br />

kühlem Weissen und nach Belieben<br />

Rotem schmeckte uns das<br />

feine Mittagessen mit Salatteller,<br />

Filet de perche und frites sowie<br />

Vacherin glacé herrlich.<br />

Cave de Genève:<br />

Vorbildlicher Grossbetrieb<br />

Gestärkt ging es weiter zur Cave<br />

de Genève, wo der Winzer Pierre<br />

Graber den Bus bestieg, um uns zu<br />

einem Reblagen-Sightseeing <strong>du</strong>rch<br />

die Gemeinden Satigny, Russin und<br />

Dardagny zu entführen. Ein Stück<br />

oberhalb der Cave de Genève stiegen<br />

wir aus dem Bus. Bei hochsommerlichen<br />

Temperaturen zu<br />

Fuss spazierten wir nun <strong>du</strong>rch die<br />

Reben und konnten die verschiedenen<br />

Rebsorten begutachten.<br />

Die folgenden Varietäten werden<br />

für die Pro<strong>du</strong>ktion der Cave de<br />

Genève gepflegt: Gamay, Garanoir,<br />

Pinot noir, Cabernet franc,<br />

Gamaret, Cabernet Sauvignon,<br />

Chasselas, Viognier, Pinot blanc,<br />

Sauvignon blanc und – gris, sowie<br />

Muscat und Chasselas rosé.<br />

Im Kanton Genf wird heute im<br />

Rebbau nebst der traditionellen,<br />

niedrigen Erziehungsmethode vor<br />

allem die Méthode mi-haute<br />

(halbhoch) angewendet. Bei Letzterer<br />

erfolgt die Bewirtschaftung<br />

fast ausschliesslich maschinell.<br />

Inzwischen war es drückend<br />

heiss geworden, sodass man gerne<br />

in den Keller trat. In riesigen Stahltanks<br />

von 15’000 Litern und mehr<br />

werden Weiss- und Schaumweine<br />

gekeltert und im benachbarten Barrique-Keller<br />

die Rotweine ausgebaut.<br />

Im Anschluss an die Führung<br />

verkosteten wir diverse Weine, bevor<br />

um 16:45 Uhr Zeit für den Aufbruch<br />

war. Nach kurzer Fahrt<br />

checkten wir im Hotel in Cointrin<br />

zügig ein. Eine knappe Stunde später<br />

stand die Gruppe bereit zur Abfahrt<br />

per ÖV zur Schiffsanlegestelle<br />

Jardin Anglais.<br />

Gourmet-Rundfahrt<br />

auf dem Genfersee<br />

An Bord <strong>des</strong> Belle Epoque-Dampfschiffs<br />

«Savoie» wurden wir mit<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

einem Glas Kir cassis empfangen<br />

und genossen nach der Abfahrt<br />

auf Deck die erfrischende Brise.<br />

Mit einem zweiten Glas Apéro –<br />

einem Muscat aus Dardagny von<br />

der Domaine <strong>du</strong> Clos <strong>des</strong> Pins –<br />

haben wir auf die gleichentags<br />

geborene Enkelin <strong>des</strong> Präsidenten<br />

angestossen.<br />

In gediegener Atmosphäre<br />

wurde uns darauf im Salon ein<br />

köstliches Gourmetmenü serviert<br />

(zum sich nochmals auf der Zunge<br />

zergehen zu lassen, französisch<br />

klingen allein schon die Menüs<br />

immer so gut): Amuse-bouche <strong>du</strong><br />

marché (Roastbeef) / Pavé de thon<br />

rouge <strong>des</strong> Philippines mi-cuit mariné<br />

au sésame et au wasabi /<br />

Déclinaison de veau de Simmental,<br />

jus à la moutarde de Meaux,<br />

Gargouillou de légumes, Frite de<br />

polenta / Savarin à la vanille de<br />

Tahaa et mousse de cassis accompagné<br />

de sa crème glacée.<br />

Begleitet wurde das Menü<br />

vom herrlichen Pinot blanc 2010<br />

der Domaine Dugerdil und dem erstaunlichen<br />

Gamay fût de Chêne<br />

2010 «La Révolution» – wären nur<br />

alle Revolutionen so erfreulich<br />

wie diese – der Domaine de la<br />

Planta, beide aus Dardagny.<br />

Die gastronomische Rundfahrt<br />

empfand männiglich als einzigartiges<br />

Vergnügen. Ins Hotel zurückgekehrt<br />

liessen wir den Abend bei<br />

Mit dem Patron Monsieur Rochaix auf interessantem Streifzug <strong>du</strong>rch die<br />

Reben der Domaine Les Perrières in Peissy.<br />

Die degustierten<br />

Weine auf der Reise:<br />

Cave de Genève:<br />

L’Impératrice, Pinot blanc 2010<br />

Le Savant, Sauvignon gris 2010<br />

L’Humaniste,<br />

Gamaret-Syrah 2010<br />

L’Esprit de Genève, 2009<br />

Baccarat, <strong>vin</strong> mousseux, Blanc<br />

de Blancs Chardonnay, brut<br />

Les Perrières, Peissy:<br />

Chasselas 2010<br />

Aligoté 2010<br />

Chardonnay 2010<br />

Sauvignon blanc de Genève 2010<br />

Viognier de Genève 2009<br />

Chardonnay 2009, fût de chêne<br />

Rosé de Gamay 2010<br />

Gamay 2010<br />

Pinot Noir de Genève 2010<br />

Pinot Noir 2009, fût de chêne<br />

Gamaret 2009, fût de chêne<br />

Merlot 2009, fût de chêne<br />

Château de Choully 2009,<br />

Assemblage rouge, fût de chêne<br />

Genevoisie, <strong>vin</strong> mousseux, brut<br />

Domaine La Côte D’or, Anières:<br />

Blanc de blanc,<br />

Grand <strong>vin</strong> mousseux<br />

Chasselas 2010<br />

Pinot blanc 2010<br />

Muscat sec 2009<br />

Sauvignon blanc 2010<br />

Kerner 2010<br />

Gamay 2010<br />

Pinot noir 2009<br />

Gamaret-Garanoir 2009<br />

Domaine Les Hutins,<br />

Dardagny:<br />

Chasselas Bertholier 2010<br />

Pinot Gris 2010<br />

Sauvignon 2010<br />

Viognier 2010<br />

Savagnin Rose Aromatique<br />

2010<br />

La Briva Vieilles Vignes 2010<br />

Pinot Noir 2010<br />

L’Esprit de Genève 2009<br />

Bertholier rouge 2009 barrique<br />

(Gamaret + Cabernet Sauvignon<br />

+ Merlot)<br />

48 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


einem kühlen Schlummertrunk auf<br />

der Hotelterrasse ausklingen.<br />

Les Perrières:<br />

Familienbetrieb mit Tradition<br />

Am nächsten Morgen brachen wir<br />

um 10 Uhr nach Peissy auf, um<br />

das Weingut «Les Perrières» zu<br />

besuchen. Seit 40 Jahren steht<br />

Bernard Rochaix dem Unternehmen<br />

vor, das seit 8 Generationen<br />

im Besitz der Familie Rochaix ist.<br />

Während seine Frau sich um das<br />

Büro kümmert, agieren Sohn und<br />

Tochter im Rebbau. Für den Ausbau<br />

der Weine ist zusätzlich ein<br />

Kellermeister eingestellt. Der Patron<br />

selbst empfängt Kunden und<br />

wirkt in der Administration mit.<br />

Wie uns Bernard Rochaix erzählte,<br />

werden in Genf seit 2000<br />

Jahren in Polikultur Weinbau und<br />

Landwirtschaft betrieben, was die<br />

Existenz der zahlreichen ansehnlichen<br />

Höfe erklärt. Heute werden<br />

auf dem 16 Hektar grossen Besitz<br />

nebst etwas Äpfeln nur noch Trauben<br />

geerntet. Mit der zusätzlichen<br />

Pacht von Rebland von Verwandten<br />

und zwei benachbarten Winzern<br />

ergibt sich eine zu bewirtschaftende<br />

Fläche von 28 Hektaren.<br />

Rundgang <strong>du</strong>rch die Reben<br />

Nun war es Zeit für etwas Anschauungsunterricht<br />

– gleich hinter<br />

dem Gebäude gab es im ausgedehnten<br />

Rebberg mit tollem<br />

Blick auf den Jura und die französische<br />

Grenze verschiedene Trauben<br />

zu begutachten und von den<br />

Beeren zu kosten.<br />

Auch hier waren die beiden Erziehungssysteme<br />

vorhanden, nämlich<br />

einerseits das traditionelle «système<br />

bas», das bis etwa 1960<br />

noch mit Pferden bewirtschaftet<br />

wurde und etwa 10’000 Stöcke/ha<br />

hervorbringt. Andererseits gibt es<br />

auch hier das «système mi-haut»,<br />

das zwar nur 5000 Stöcke/ha hat,<br />

die jedoch schwerere Trauben tragen<br />

und mit Maschinen bearbeitet<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

werden können. Der grösste Teil<br />

der Ernte, nämlich 90-95% erfolgt<br />

also maschinell. Um der vorzeitigen<br />

«Ernte» <strong>du</strong>rch Wildschweine vorzubeugen,<br />

werden um die von diesen<br />

bevorzugten Sorten Gamaret und<br />

Garanoir Elektrozäune gespannt.<br />

Gerne wären wir noch länger<br />

den interessanten Ausführungen<br />

gefolgt, doch die Sonne brannte<br />

unbarmherzig, sodass wir uns<br />

gerne in den kühlen Keller zurückzogen.<br />

Es folgte nun eine reichhaltige<br />

Degustation.<br />

Einmal mehr blieben die Weinfreunde<br />

länger – dies nicht nur aus<br />

Hitzegründen – in dem gastfreundlichen<br />

Betrieb und verabschiedeten<br />

sich mit 2½ Stunden Verspätung…<br />

Ein spontan organisiertes<br />

Picknick im Bus während der Fahrt<br />

stillte den aufkommenden Hunger.<br />

Domaine Côte d’Or:<br />

Familienbetrieb mit<br />

Charme und Stil<br />

Unser nächster Besuchspunkt war<br />

die Domaine Côte d’Or in Anières<br />

auf der linken Seeseite. Im traumhaft<br />

schönen Garten der Familie<br />

Gavillet war ein grosses, weisses<br />

Partyzelt aufgebaut, darunter stnden<br />

hübsch gedeckte Tische. Der<br />

kühle, spritzige Schaumwein zur<br />

Begrüssung rann angenehm die<br />

Kehle hinunter und ermunterte zu<br />

einem weiteren, kurzen Gang<br />

<strong>du</strong>rch die Reben.<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Auch hier gibt es hie und da ungeliebten<br />

Besuch von Dachs, Fuchs<br />

und Wildschweinen. Dagegen<br />

schützt man sich mit Seitenspannnetzen,<br />

was auch Vögel und teilweise<br />

Wespen fernhält. Ausser<br />

Trauben findet man bei den Gavillets<br />

noch Pfirsiche, Pflaumen, Zwetschgen,<br />

Kirschen und Quitten, welche<br />

zu Spirituosen verarbeitet werden.<br />

Nach dem Rundgang <strong>du</strong>rch Lagerräume<br />

und Keller kehrten wir<br />

in den schattigen Garten zurück<br />

und degustierten aus der Weinpalette.<br />

Gerne nahmen wir danach<br />

an den einladenden Tischen zum<br />

Aben<strong>des</strong>sen im Garten Platz und<br />

wählten dazu nach Lust und Laune<br />

Wein aus dem Sortiment der Domaine<br />

Côte d’Or aus.<br />

So gegen 22 Uhr, nach Kaffee<br />

und Digestif, liessen wir uns satt<br />

und zufrieden von unserem Bus-<br />

Vermochte die Lebensgeister der Weinfreunde zu erfrischen: Apero unter<br />

Zeltdächern im lauschigen Garten der Domaine la Côte d’Or in Anières.<br />

Mit der Oenologin Emilienne Hutin (im Vordergrund) im kühlen, kleinen<br />

Keller von «Les Hutins» in Dardagny.<br />

fahrer zum Hotel chauffieren. Eine<br />

Gruppe unverbesserlicher «Nachtschwärmer»<br />

liess sich auch heute<br />

den Abendtrunk nicht nehmen…<br />

«Les Hutins»:<br />

Innovativer Kleinbetrieb<br />

Nach dem Frühstück war um 09:30<br />

Uhr Abfahrt Richtung Dardagny.<br />

Emilienne Hutin hatte zugesagt,<br />

uns an ihrem freien Sonntag zu<br />

empfangen. Gleich neben dem<br />

Haus hatten wir einen Ausblick auf<br />

die Reblagen – 19ha insgesamt<br />

und alle in Dardagny gelegen, mit<br />

Ausnahme von 1½ha auf französischen<br />

Boden. Bei den Hutins ist<br />

praktisch ausschliesslich Handarbeit<br />

angesagt, einerseits wegen<br />

der vielen steilen Lagen und anderseits,<br />

weil die Verarbeitung von<br />

Hand mehr Freiheit zulässt.<br />

Während der Bruder sich dem<br />

Rebbau widmet, wirkt Emilienne<br />

Hutin als Oenologin im Keller. Erst<br />

2008 hatte sie und ihr Bruder das<br />

Gut vom Vater übernommen und<br />

«über Nacht» zum Erfolg geführt.<br />

Aus 15 Rebsorten keltert Emilienne<br />

23 Weine. Wir hatten das<br />

Vergnügen, einige davon – darunter<br />

auch den schon berühmten<br />

Bertholier – zu probieren.<br />

Wie Madame Hutin erläuterte,<br />

würde sie sich für die Zukunft<br />

wünschen, den relativ kleinen<br />

Keller erweitern, bzw.<br />

eventuell einen Teil der Pro<strong>du</strong>ktion<br />

49


auslagern zu können – ein grösseres<br />

Projekt, das nebst Zeit auch<br />

grosse Investitionen erfordert. –<br />

Es ist der innovativen Winzerin zu<br />

wünschen, dass sie ihre Wünsche<br />

realisieren kann.<br />

«La Touvière»<br />

Ursprünglich wäre ein Spaziergang<br />

<strong>du</strong>rch die Reben zu den Familiengärten<br />

«La Touvière» geplant<br />

gewesen. Wegen der<br />

heissen Temperaturen verzichteten<br />

wird jedoch darauf und fuhren<br />

lieber im klimatisierten Car vor.<br />

Unsere Freunde der ehemaligen<br />

<strong>ANAV</strong>-Sektion Genf hatten alles<br />

liebevoll vorbereitet und empfingen<br />

uns sehr herzlich. Annemarie<br />

Grivel verwöhnte uns mit köstlichen,<br />

selbstgemachten Amusebouches:<br />

Lames de caviar sur<br />

mousse d’ avocat et saumon. Dazu<br />

mundete ein Aligoté 2010 von der<br />

Domaine <strong>des</strong> Pins.<br />

Zum Entrée «Pâté maison»<br />

wurde zusätzlich ein Rosé de Gamay<br />

2010 aus der selben Domaine<br />

ausgeschenkt und zum würzigen<br />

Braten vom Grill – von Grillmaster<br />

Bernard Grivel betreut – mit Reis<br />

und Gemüse ein Pinot noir der Domaine<br />

<strong>du</strong> Centaure. Nach der Käseplatte<br />

wurden wir noch mit einer<br />

Grand-Marnier-Torte, sowie einem<br />

abschliessenden Kaffee verwöhnt.<br />

Nur ungern machten wir uns<br />

auf den Heimweg. Mit herzlichem<br />

Dank verabschiedeten wir uns von<br />

unseren grosszügigen und herzlichen<br />

Gastgebern. – Die Rückfahrt,<br />

von zwei kurzen Kaffeehalten unterbrochen,<br />

sollte dann wegen<br />

Stau’s länger als erwartet dauern.<br />

Mit gut zwei Stunden Verspätung<br />

langten wir zwar müde, aber zufrieden<br />

in Schaffhausen an.<br />

Wie üblich bei den längeren Reisen<br />

dauerte es etwas länger, bis<br />

die <strong>du</strong>rstigen Kehlen zum ersten<br />

Mal einen Schluck Rebensaft erhielten.<br />

Am Vormittag hatten aber<br />

Espressi und Brioche Priorität.<br />

Bellinzona Nord stillte den Hunger<br />

der Frühaufsteher und eine Autobahnraststätte<br />

vor Alessandria<br />

den Durst. Die kühlen Weissweine<br />

aus dem Gildenschatz waren bei<br />

32 Grad Celsius eine willkommene<br />

Erfrischung vor der Mittagsrast.<br />

Malvirà<br />

Um 1400 Uhr erreichten wir schön<br />

klimatisiert unser erstes Reiseziel<br />

Canale im Piemont. Fredy Köppel<br />

steuerte seinen Car rückwärts zur<br />

ersten Degustation beim Weingut<br />

Malvirà. Massimo Damonte begrüsste<br />

uns auf dem Weingut. Wir<br />

waren beeindruckt vom imposan-<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Weingilde Gallus<br />

Reise in die südliche Nachbarschaft<br />

An der Wiege von<br />

Barolo und Barbaresco<br />

Pünktlich, richtig parkiert und bei besten Wetterverhältnissen startete die<br />

Weingilde Gallus zu ihrer 4-tägigen Weinreise ins Piemont. 45 Weinfreundinnen<br />

und Weinfreunde erlebten eine von vielen Höhepunkten gespickte Reise,<br />

die sicher wiederum unvergesslich bleiben wird. – Paul Rieser berichtet:<br />

ten unterirdischen Keller, <strong>des</strong>sen<br />

Grösse von aussen her gar nicht<br />

wahrgenommen werden konnte.<br />

Drei Weiss- und vier Rotweine,<br />

begleitet von hiesigen Antipasti,<br />

überzeugten und standen<br />

im Gegensatz zum Namen <strong>des</strong><br />

Weinguts. Mal (Schlecht) und<br />

Virà (Position) also die schlechte<br />

Lage mit gegen Norden ausgerichteten<br />

Weinbergen, traf im Glas<br />

nicht zu. Speziell bei der Winzerfamilie<br />

Damonte sind die grossen<br />

Barrique mit 450 l Volumen.<br />

Entstanden ist das noch junge<br />

Weingut in den 50er Jahren <strong>des</strong><br />

letzten Jahrhunderts. – Die Weine<br />

aus dem Roero kamen sehr gut an.<br />

Sind Barbaresco- und Barolo-Tropfen<br />

noch besser?<br />

Am Abend dinierten wir im Restaurant<br />

Ca‘ del Lupo. Diskussionen<br />

um fehlende Speisen in der Menü-<br />

karte erübrigten sich rasch, sämtliche<br />

Gänge wurden schliesslich serviert,<br />

Wahnsinn! Der traumlose<br />

Schlaf im gleichnamigen Hotel, das<br />

ebenfalls die Erwartungen übertraf,<br />

stimmte uns auf den folgenden Tag<br />

mit der ersten Degustation um<br />

0900 Uhr vor. – Ein Frühstücksbuffet<br />

mit grandioser Aussicht, wie<br />

man es kaum gewohnt ist, eröffnete<br />

den zweiten Tag. Weindegustationen<br />

am Morgen haben ihren<br />

Sinn. Am Morgen sei der Gaumen<br />

empfindlicher, um die Unterschiede<br />

der Weine festzustellen.<br />

Conterno Fantino<br />

Die Fahrt nach Monforte d’Alba<br />

führte uns <strong>du</strong>rch die einmalige Gegend.<br />

Auf dem höchsten Punkt besuchten<br />

wir das absolut moderne<br />

und sehenswerte Weingut Conterno<br />

Fantino. Fabio Conterno erklärte<br />

uns die Philosophie der Familie.<br />

Wir spürten, dass hier die<br />

Rückschau in die Vergangenheit,<br />

die Tradition, extrem wichtig ist.<br />

Inter<strong>nationale</strong> Einflüsse verschwinden<br />

nach und nach. – Die<br />

Architektur der Gebäude und <strong>des</strong><br />

modernen Kellers sind jedoch sehr<br />

fortschrittlich.<br />

Diese Weingut im Barolo beschränkt<br />

sich auf wenige Pro<strong>du</strong>kte<br />

und setzt alles auf die optimale<br />

Qualität. Wir degustierten vier<br />

Rotweine. Einen Barbera, einen<br />

Langhe Nebbiolo und zwei Baroli<br />

verschiedener Jahrgänge. Die beiden<br />

Baroli unterschieden sich extrem,<br />

obwohl die biden Lagen lediglich<br />

100 Meter voneinander<br />

entfernt sind. – Zu kaufen gab es<br />

diesmal nichts. Aus Qualitätsgründen,<br />

wie die Winzerfamilie erklärte.<br />

Die Temperaturen seien für<br />

den Transport zu hoch.<br />

Fratelli Cavallotto<br />

Giuseppe Cavallotto vom Weingut<br />

Fratelli Cavallotto hiess uns auf<br />

seinem Weingut willkommen. Informationen<br />

im Weinberg, der un-<br />

50 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Gildenmeister Christian Gerber in<br />

bester Reisestimmung.<br />

mittelbar beim Keller liegt, liess<br />

uns mit Blick auf das Dorf Barolo<br />

noch tiefer in seine Ideen <strong>des</strong><br />

Weinbaus eintauchen. Sein Keller<br />

überraschte insofern, als hier<br />

keine Barriquen, sondern ausschliesslich<br />

grosse slowenische Eichenfässer<br />

im Einsatz stehen.<br />

Auch verzichtet er auf eine Klimatisierung.<br />

Der Keller befindet sich<br />

zum Teil unter dem Rebberg. Er<br />

profitiert daher vom natürlichen<br />

Temperaturausgleich.<br />

Wir versuchten einen weissen<br />

Pinot Nero, einen Barbera und<br />

zwei 2004er Baroli.<br />

Trotz kurzzeitigem Verschwinden<br />

von Giuseppe konnten wir<br />

dank spontaner Hilfe vom Geburtstagskind<br />

Petra und Hendrik<br />

die Degustation erfolgreich beenden.<br />

Und wirklich, die Baroli sind<br />

in einer anderen Liga, als die Nebbioli<br />

vom Roero. Sie brauchen jedoch<br />

Ge<strong>du</strong>ld beim Öffnen, und<br />

sind preislich auf einem hohen Niveau.<br />

– Einige Barolo-Lagen werden<br />

deklassiert, z.B. bei jungen<br />

Stöcken, und als Nebbiolo gekeltert.<br />

Interessant ist es, solch besonderen<br />

Nebbioli in ansprechenden<br />

Preislagen zu finden.<br />

Auf die Degustation folgte ein<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Spaziergang <strong>du</strong>rch das Dorf Barolo.<br />

Im Anschluss erfrischten sich<br />

einige wieder im Hotelpool. Am<br />

Abend war in der Osteria dell<br />

‘Arco in Alba Slow Food angesagt.<br />

Regionale Spezialitäten und passender<br />

Wein begleiteten das feine<br />

Nachtessen. Zurück im Hotel<br />

wurde Kaffee und Grappa serviert.<br />

Sori Paitin<br />

Am Samstag besuchten wir den<br />

Markt in Alba. Genügend Zeit um<br />

den einen oder anderen Einkauf zu<br />

tätigen. Am Nachmittag fuhren<br />

wir nach Neive im Barbaresco zum<br />

Weingut Sori Paitin. Die Aussicht<br />

auf die Schweizer Alpen war dank<br />

der guten Fernsicht atemberaubend.<br />

Das Besondere am Weingut<br />

Paitin sind ein erhaltener Teil aus<br />

dem Mittelalter und die Erklärungen<br />

zur Mischnutzung von Wein<br />

und Salami. Nach dem Roero und<br />

Barolo unterschieden sich die<br />

Weine vom Barbaresco tatsächlich,<br />

obwohl beide aus Nebbiolo-Trauben<br />

gekeltert sind. Die Möglichkeit,<br />

wieder Weine zu kaufen, wurde<br />

rege benutzt. – Bei der Rückfahrt<br />

zum Hotel kreuzten uns Gefährte<br />

mit frisch gelesenen Weintrauben.<br />

Cena di Gala im «Tre Stelle»<br />

Am Abend stand das Gala-Diner<br />

bevor. Gildenmeister Christian Gerber<br />

hob bereits am Morgen den<br />

Krawattenzwang auf. So trafen wir<br />

uns vor dem Restaurant «Tre<br />

Stelle» ausserhalb Alba zum Aperitif.<br />

Grosse Garnelen mit Nussöl und<br />

einem Passata aus Borlotti-Bohnen<br />

eröffnete den kulinarischen Teil.<br />

Danach folgten Zucchiniblüten gefüllt<br />

mit Ricotta und Salsiccia auf<br />

einer Safransauce und Raviolini mit<br />

schwarzen Trüffeln. Zum Hauptgang<br />

servierte das hervorragende<br />

Küchenteam eine mit Zwetschgen<br />

und Äpfeln gefüllte Perlhuhnbrust.<br />

Zum Dessert wurde eine Trilogie<br />

von lokalen Dessertvariationen ge-<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

reicht. Die Weine waren Klassiker<br />

wie Roero Arneis ein Chardonnay<br />

und verschiedene Nebbioli aus dem<br />

Barbaresco.<br />

Travaglini<br />

Bereits genossen wir das letzte<br />

Frühstück im Hotel «Ca‘ dellupo»<br />

und verliessen das wunderschöne<br />

Ambiente in Richtung Gattinara.<br />

Dort besuchten wir das Weingut<br />

Travaglini, bekannt <strong>du</strong>rch seine besondere<br />

geschützte Flaschenform.<br />

Der Keller überraschte <strong>du</strong>rch seine<br />

Grösse. Vor allem die grossen Fässer<br />

aus slowenischer Eiche wirkten<br />

majestätisch. Daneben lagerten<br />

zusätzlich über 800 Barrique-Fässchen.<br />

Die Weine fielen <strong>du</strong>rch die<br />

Mineralität auf, welche sie <strong>du</strong>rch<br />

Das Interesse war gross. Gegen<br />

70 Weinfreundinnen und Weinfreunde<br />

erschienen zum traditionellen<br />

Anlass. Wolfgang Beiss<br />

wählte 18 Weine aus der unendlichen<br />

Fülle der Tausenden von autochthonen<br />

Sorten weltweit aus<br />

und stellte sie in Zweier-Serien<br />

zusammen, um entweder die Gegensätze<br />

oder die Gemeinsamkeiten<br />

zu zeigen.<br />

Weiss- und Schaumweine<br />

aus ganz Europa<br />

Zum Apéro wurde ein 2008er Elbling<br />

Sekt Brut von Franzen in<br />

Bremm gereicht. Danach gab es<br />

einen Cava aus Macabeo, Carello<br />

und Parellada Trauben. Gegenüber<br />

den vom Monte Rosa-Gebirge geprägten<br />

Boden erhielten.<br />

Die Möglichkeit Weine und lokalen<br />

Reis zu kaufen, wurde rege<br />

benutzt. Für das Mittagessen blieben<br />

wir in Gattinara beim Weingut<br />

Anzi<strong>vin</strong>o. Mit viel zu wenig Hunger<br />

für die reichlich aufgetischten<br />

Speisen schlossen wir die Weindegustationen<br />

ab und machten<br />

uns auf den Heimweg.<br />

Fredy Köppel chauffierte uns<br />

wiederum hervorragend vorbereitet<br />

<strong>du</strong>rch die vier Tage und brachte<br />

uns sicher nach Hause. Gildenmeister<br />

Christian Gerber lüftete nach<br />

dem San Bernadino das Geheimnis<br />

zum Reiseziel unserer nächsten<br />

Weinreise. Sie führt uns ins<br />

Wallis.<br />

Das Gildenjahr klang am 19. November 2011 im Ochsen, Berneck, aus<br />

Autochthone Weinsorten<br />

Bereits im Mai 2010 engagierte Gildenmeister Christian Gerber Wolfgang<br />

Beiss, Ehrenordensträger und Weinmagister, das Thema autochthone Weinsorten<br />

beim Ausklang <strong>des</strong> Gildenjahres 2011 zu präsentieren. Für einmal organisierte<br />

der Gildenmeister die Degustation von nicht weniger als 18 verschiedenen<br />

Weinen vor dem exquisiten Nachtessen <strong>des</strong> Ochsen-Teams um<br />

Peter Kast. Es galt <strong>des</strong>halb, sich konzentriert in die Verkostung zu begeben<br />

und den Ausführungen von Wolfgang Beiss zu folgen. – Paul Rieser berichtet:<br />

stand ein zypriotischer Xynisteri<br />

mit dem Namen «Petritis». Die<br />

zweie Serie bestand aus einem<br />

Räuschling der Staatskellerei<br />

Zürich und einem französischem<br />

Picpoul de Pinet aus dem Languedoc,<br />

der sich «Beranger» nannte.<br />

Der Petite Ar<strong>vin</strong>e «Fleur <strong>du</strong> Rhone»<br />

und der Roussanne «Chignin-Bergeron»<br />

aus Savoyen schlossen die<br />

Weiss- und Schaumweine ab.<br />

Stocktrockenes und angnehm<br />

Ausgewogenes in Rot<br />

Ein Blauer Wildbacher (Schilcher)<br />

von Skoff und ein trockener Trollinger<br />

«Eiserne Hand» brachten die<br />

säureempfindlichen Gaumen an<br />

die Grenze. In der fünften Serie be-<br />

51


Der Gildenmeister dankt dem<br />

Referenten Wolfgang Weiss.<br />

fand sich ein Trousseau aus dem<br />

Côte <strong>du</strong> Jura neben dem Südtiroler<br />

Lagrein und leiteten zu den angenehmeren<br />

Weinpaaren über. Ein<br />

Pinotage «Fort Simon» aus Südafrika<br />

und der «No. Zero», ein süditalienischer<br />

Negroamaro sahen<br />

von der Farbe her ganz ähnlich<br />

aus, aber unterschieden sich in der<br />

Nase und im Gaumen extrem.<br />

Raritäten aus Zypern, Italien,<br />

Spanien und Portugal<br />

Die <strong>du</strong>rchwegs jungen Jahrgänge<br />

forderten beim Degustieren die<br />

Teilnehmenden heraus, eben nicht<br />

nur mit dem Kopf zu degustieren,<br />

sondern sich auf die Sensorik zu<br />

konzentrieren. Wieder ein zypriotischer<br />

Maratheftiko mit Namen<br />

«Omiros» und der Portugiese<br />

«Quinta dos Quatro Ventos» mit<br />

den Traubensorten Tinta Roriz, Touriga<br />

Nacional und Franca waren<br />

«guter Stoff». Die letzten beiden<br />

Rotweine waren ein Riserva aus<br />

Teroldego Rotaliano aus Italien,<br />

der «Maso Camorz» hiess und ein<br />

Monastrell aus Spanien mit der<br />

Bezeichnung «Heredad Candela».<br />

Zum Schluss der absolut professionellen<br />

Moderation von Wolfgang<br />

Beiss liess er uns noch eine Spezialität<br />

aus seinem Keller probieren.<br />

Ein nicht aufgespritteter «St.John<br />

Commandaria» aus Xynisteri und<br />

Mavro Trauben aus Zypern, der hervorragend<br />

zu würzigen Käsen passen<br />

würde, war ein Erlebnis.<br />

Abschluss mit Spätburgunder<br />

und Bauchtanz<br />

Im Anschluss genossen wir das<br />

perfekte Wildmenü mit Kaspar<br />

Wetlis Spätburgunder aus der<br />

Magnum. Zum Glück war der Winzer<br />

anwesend und konnte unkompliziert<br />

für Nachschub sorgen.<br />

Herzlichen Dank! An diesem<br />

Abend wurden wir überzeugt,<br />

dass uns die Weine aus autocht-<br />

In diesem Jahr stellten sich Silvia<br />

Taisch Dudli, Christian Dudli, Zakia<br />

Tschanz und Christian Wurster den<br />

«gestrengen» Weinmagistern zum<br />

Weingespräch. Seit längerem sind<br />

sie aktive, am Wein und <strong>des</strong>sen<br />

Geschichte interessierte Mitglieder<br />

der Weingilde Gallus. So wurden<br />

sie von den Fachleuten Christian<br />

Herzog und Felix Indermaur<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

honen Rebsorten in Zukunft viel<br />

Freude bereiten werden.<br />

Der überraschende Auftritt einer<br />

Bauchtanzgruppe setzte noch<br />

das Tüpfchen auf das «i». Christian<br />

Gerber konnte sehr gute Rückmel<strong>du</strong>ngen<br />

über einen gelungenen<br />

Abend entgegen nehmen und<br />

schloss die Veranstaltung mit dem<br />

Hinweis auf unseren Hauptbott am<br />

14. Januar 2012 im Bad Horn.<br />

45. Hauptbott im Hotel Bad Horn<br />

Vier neue Ordensträger<br />

Am Samstagabend, 14. Januar 2012, verlieh Gildenmeister Christian Gerber<br />

im Hotel Bad Horn vier Mitgliedern der Weingilde Gallus den Orden. – Paul<br />

Rieser berichtet:<br />

während rund zwei Stunden auf<br />

ihr Wissen um Wein und Rebe geprüft<br />

und <strong>du</strong>rch den Gildenmeister<br />

ehrenvoll als Ordensträger ernannt.<br />

Sie werden dem Grundsatz<br />

der Weingilde Gallus, «Schätze<br />

unsere Ostschweizer Weine, trinke<br />

sie mit Mass und helfe, dass sie<br />

uns rein und unverfälscht erhalten<br />

bleiben», nachleben.<br />

Neue Ordensträger flankiert vom Gildenrat (in Roben)v.l. Charles<br />

Martignoni, Zeremonienmeister, Christian Gerber, Gildenmeister, Felix<br />

Indermaur, Weinmagister, Christian Dudli, Silvia Taisch Dudli, Christian<br />

Herzog, Weinmagister, Zakia Tschanz, Hans Bischof, Münzmeister, Christian<br />

Wurster, Paul Rieser, Hilfsgildenmeister. (Foto: Markus Soltebeck)<br />

Programm 2012<br />

14. Januar<br />

Hauptbott, Hotel Bad Horn<br />

10. März<br />

Weinwettbewerb,<br />

Stadthof Rorschach<br />

12. Mai<br />

Lavaux-Wanderdegustation,<br />

Hotel Schiff Buriet<br />

16. Juni<br />

Ein Weinhaus stellt sich vor,<br />

Schmidheiny Balgach<br />

25. August<br />

<strong>ANAV</strong> Kongress Schaffhausen<br />

31. August - 2. September<br />

Weinreise ins Wallis<br />

17. November<br />

Das Gildenjahr klingt aus,<br />

Weinland Spanien,<br />

Rest. Schlössli St.Gallen<br />

12. Januar 2013<br />

Vorschau - Hauptbott<br />

Feierliche Ordensverleihung<br />

Die Ordensverleihung gehört zum<br />

Hauptbott (Hauptversammlung)<br />

der Weingilde Gallus, der zum 45.<br />

Mal stattfand und an dem 72 Personen<br />

beiwohnten. Speziell an<br />

dieser Weinbruderschaft ist die<br />

Form der Hauptversammlung. Der<br />

Zeremonienmeister ermahnt zur<br />

Ruhe, während der in Roben gekleidete<br />

Gildenrat aufmarschiert.<br />

Er verkündet die goldenen Regeln<br />

<strong>des</strong> Weingeniessens und übergibt<br />

dem Gildenmeister, der dann<br />

<strong>du</strong>rch die Traktanden führt.<br />

Auf die kurzweilige Zeremonienstunde<br />

folgte wiederum ein<br />

feines Nachtessen aus der Küche<br />

<strong>des</strong> Hotels Bad Horn, begleitet<br />

von auserlesenen Ostschweizer<br />

Weinen. Zeremonienmeister Charles<br />

Martignoni stellte die einzelnen<br />

Speisen in Vers und Reim vor<br />

– eine Spezialität schreibender<br />

Mitglieder. Mit anregenden Gesprächen<br />

und Tanz ging ein schöner<br />

Abend zu Ende.<br />

52 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Elisabeth und Jürg kamen anlässlich<br />

ihrer Motorrad-Ferien <strong>du</strong>rch<br />

das spannende und eher unbekannte<br />

Galizien auf die Idee, uns<br />

zusammen mit der Familie Jesus<br />

Diaz, den Besitzern <strong>des</strong> Restaurant<br />

Galicia, diese Region Spaniens<br />

näher vorzustellen. Anhand<br />

von einigen Bildern zeigte uns<br />

Jürg die Gegend.<br />

Atlantisches Klima<br />

Die Pro<strong>vin</strong>z Galizien liegt im Nordwesten<br />

Spaniens. Sie wird auch<br />

das grüne Spanien genannt. Die<br />

Hauptstadt ist Santiago de Compostela,<br />

der weltberühmte Pilgerwallfahrtsort.<br />

Der Atlantik im Westen<br />

und die Gebirgskette der<br />

Cordillera Cantábrica bestimmen<br />

das Klima. Es ist eher feucht und<br />

kühl. Die sommerlichen Temperaturen<br />

liegen bei knapp über 30°C.<br />

Im Winter fallen die Temperaturen<br />

in einigen Lagen an die Nullgrad-<br />

Grenze.<br />

Weinbau<br />

Wie auch in anderen Gegenden<br />

Spaniens gehört Wein zur allgemeinen<br />

Esskultur. Die wichtigsten<br />

Anbaugebiete in Galizien sind<br />

Rias Baixas mit einer Rebfläche<br />

von 2’500 ha, Valdeorras mit rund<br />

1’330 ha und Ribeira Sacra mit<br />

1’217 ha. Die wichtigsten Rebsorten<br />

sind Albarino (weiss) und<br />

Mencia (rot). Über 90% der Pro<strong>du</strong>ktion<br />

sind für den Inlandmarkt<br />

bestimmt.<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Cholfirst<br />

Eine Degustation der etwas anderen Art<br />

«Besuch in Galizien»<br />

Elisabeth und Jürg Brügger luden zur vierten Degustation 2011 ins Restaurant<br />

Galicia, Schaffhausen ein. 24 Mitglieder und Interessenten waren gespannt<br />

auf die in der Einla<strong>du</strong>ng angekündigte Degustation «der anderen Art»<br />

oder «ein Besuch in Galizien». – Monika Kolb berichtet:<br />

Degustation<br />

Die Weine werden <strong>du</strong>rch die Jahres<strong>du</strong>rchschnittstemperatur<br />

von 15<br />

Grad beeinflusst. Die weissen sind<br />

spritzig und frisch und die Rotweine<br />

eher hell und leicht. Für unsere Degustation<br />

importierte die Familie<br />

Jesus Diaz folgende Weine:<br />

– Laxas: Rebsorte Albarino aus<br />

dem Rias Baixas, Jahrgang 2007,<br />

12,5% vol.<br />

– Martin Codax: Rebsorte Albarino<br />

aus dem Rias Baixas, Jahrgang<br />

2007, 12,5% vol. (Dieser Wein hat<br />

vier Goldmedaillen gewonnen und<br />

ist in Galizien sehr beliebt.)<br />

– Pingadel: Rebsorte Mencia aus<br />

dem Valdeorras, Jahrgang 2009,<br />

12,5% vol.<br />

– Rectoral de Amandi: Rebsorte<br />

Mencia aus Ribeira Sacra, Jahrgang<br />

2010, 12.5% vol.<br />

Wie immer gaben die Weine<br />

viel Gesprächsstoff, und jede(r)<br />

fand seinen Favoriten.<br />

Kulinarisches<br />

Sehr reichhaltig waren die angekündigten<br />

spanisch/galizischen<br />

Spezialitäten. Gestartet wurde mit<br />

Thonbrötli und feinen Oliven, gefolgt<br />

von einem gemischten Salatteller,<br />

zwischen<strong>du</strong>rch gab es eine<br />

kalte Platte mit Salami, Rohschinken,<br />

Schinken und Käse.<br />

Und dann war es so weit, die<br />

«Tapas vom Feinsten» wurden serviert:<br />

Empanadas mit Fleisch, Pilz<br />

oder Fisch, grillierte Pouletschenkel,<br />

Tortilla espanola, Polpo a<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Feira, Calamares fritos, Miesmuscheln,<br />

Ensalada rusa, etc. Zum<br />

Dessert gab’s natürlich eine<br />

Crema Catalana. Und wer mochte<br />

genoss auch noch einen feinen<br />

Carajillos oder Veteranos.<br />

Wir fühlten uns an warme genussvolle<br />

Ferientage erinnert und<br />

genossen die herrlichen Speisen<br />

Bereits früh um 6 Uhr am 18. Juni<br />

startete unser Car in Bad Ragaz<br />

mit Halten in Maienfeld und Landquart<br />

in Richtung Süd. Via Julier<br />

führte die Route vorerst bis Bernina<br />

Ospizio zum Morgenkaffee.<br />

Bei langsam aufheiterndem Him-<br />

Graubünden<br />

und die hervorragend dazu passenden<br />

Weine. Vielen herzlichen<br />

Dank an Elisabeth und Jürg Brügger<br />

sowie die Familie Jesus Diaz<br />

für die Organisation und Durchführung<br />

dieser Degustation «der<br />

etwas anderen Art». Der «Besuch<br />

in Galizien» war vollauf gelungen!.<br />

Entdeckungen im «Bündner» Nebbiololand<br />

Reise ins Veltlin<br />

Ziel der diesjährigen Reise der Sektion Graubünden war das Veltlin, somit<br />

eine für uns Bündner geschichtsträchtige Region. Immerhin gehörte die Valtellina<br />

von 1512 bis1797 zu den Drei Bünden, bis Napoleon das Nebbiololand<br />

der damaligen Republik Cisalpina zuschlug. – Im Folgenden die Reisenotizen<br />

von Hanspeter Bernath:<br />

mel ging’s dann weiter <strong>du</strong>rch das<br />

Val Poschiavo nach Tirano.<br />

Auftakt bei Plozza<br />

Erste Station machten wir am<br />

«Tor» zum Veltlin beim Weinhaus<br />

Plozza, wo wir von Marco Zanolari<br />

Andrea Zanolari vom Weinhaus Plozza informiert über die schwierigen<br />

Arbeitsbedingungen in den Steillagen <strong>des</strong> Veltlins.<br />

53


empfangen wurden. Einleitend informierte<br />

uns der Seniorchef über<br />

die Terrassen und den sehr zeitaufwendigen<br />

Weinbau in diesen<br />

Steillagen. Anschiessend stiegen<br />

wir in unsere erste Degustation,<br />

welche vom Chardonnay über die<br />

verschiedenen traditionellen Veltlinerweine<br />

mitsamt Passione bis<br />

zum Numero Uno führte. – Darauf<br />

führte man uns in die Osteria Roncaiolo,<br />

wo wir uns am Veltliner-<br />

Schmugglermenü mit Sciatt, Pizzocheri<br />

etc. gütlich taten.<br />

Bettini und Fay in Teglio<br />

Nächster Halt war bei der Casa Vinicola<br />

Bettini in Teglio, wobei unser<br />

Dolmetscher Arturo die zur Degustation<br />

aufgetischten Weine,<br />

vom Moscato bis zum Inferno,<br />

auch für nur Deutschprechende erklären<br />

konnte. Auch hier wurde<br />

wieder auf die zeitaufwendige und<br />

mühevolle Arbeit in den typischen<br />

Steillagen <strong>des</strong> Veltlins aufmerksam<br />

gemacht. – Anschliessend<br />

folgte der Besuch im Weingut Fay,<br />

ebenfalls in Teglio. Degustiert<br />

wurden hier die Weine La Fay,<br />

Sassella, Valgella und Sforzato.<br />

Veltliner Cena in Tirano<br />

Nach diesen intensiven und überzeugenden<br />

Degustationen führte<br />

unsere Reise zurück nach Tirano<br />

ins Hotel Rotondo, wo nach dem<br />

Bezug der Zimmer Gelegenheit für<br />

ein gemütliches Zusammensitzen<br />

auf der Terrasse ausgiebig genutzt<br />

wurde. Das anschliessende mehrgängige<br />

Nachtessen mit wiederum<br />

ausgezeichneten Spezialitäten<br />

aus dem Veltlin,<br />

selbstverständlich auch wieder<br />

mit Sciatt und Pizzocheri, begleitet<br />

vom Veltliner La Gatta, mundete<br />

bestens. Begrüssen <strong>du</strong>rften<br />

wir noch Gäste aus Poschiavo,<br />

welche uns über ihre Heimat und<br />

Umgebung vieles erzählen konnten.<br />

– Nach Mitternacht fanden<br />

dann auch noch die Letzten unse-<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Teglio, Besuche der Casa Vinicola Bettini. Schlemmerei bei schönster Aussicht im Ristorante Fracia.<br />

rer Reisegesellschaft, der Schreibende<br />

eingeschlossen, irgendwann<br />

zur Nachtruhe.<br />

La Torre<br />

Am Sonntagmorgen fuhren wir<br />

zum Weingut La Torre in Bianzone,<br />

wo uns Giuliano Zanolari bei<br />

strahlendem Sonnenschein auf einem<br />

Fussmarsch – somit zumin<strong>des</strong>t<br />

zwischen<strong>du</strong>rch eine sportliche<br />

Ertüchtigung - <strong>du</strong>rch die<br />

Weinberge zum Keller führte. Dabei<br />

war ausgiebig Gelegenheit für<br />

Auskünfte über den Rebbau im Tal<br />

und auf diesem Gut. Die ansch-<br />

Giuliano Zanolari, La Torre, orientiert in den Reben von Bianzone.<br />

liessende Degustation vom Vagabondo<br />

bis zum Sforzato zeigte<br />

auch hier die Vielfalt der pro<strong>du</strong>zierten<br />

Weine, leider bestand<br />

keine Gelegenheit zum Kauf dieser<br />

vorzüglichen Tropfen.<br />

Nach kurzer Carfahrt und einem<br />

Spaziergang <strong>du</strong>rch die Rebberge<br />

gelangten wir dann zum Ristorante<br />

Fracia mit herrlicher<br />

Aussicht über das Tal, wo sich die<br />

Reisgruppe genüsslich bis gegen<br />

Abend bei Speis und Trank im Garten<br />

vergnügte, unterhalten von<br />

Scheich Jean-Jacques.<br />

Die Heimfahrt führte uns dann<br />

wieder via Puschlav, Bernina mit<br />

der Gletscherwelt, sowie den Julierpass<br />

in die Herrschaft. Dass<br />

die Gegend nicht von allen in<br />

vollen Zügen genosen wurde, erstaunt<br />

kaum. Nach den anstrengenden<br />

zwei Tagen übermannte<br />

einige Weinfreundinen und Weinfreunde<br />

der Schlaf. – Unserem<br />

Vorstand, insbesondere aber Präsident<br />

Hans-Jakob Hunger, ein<br />

ganz herzliches Danke für die eindrückliche<br />

und bestens organisierte<br />

Weinreise 2011. Unser Kassier<br />

wird mit Erstaunen zur<br />

Kenntnis nehmen, dass die Vereinskasse<br />

diesmal absolut ungeschoren<br />

davon gekommen ist.<br />

Beim Abschied tauchten dann bereits<br />

die ersten Fragen zum Ziel<br />

<strong>des</strong> Anlasses 2012 auf.<br />

54 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Entdecken Sie spielerisch die Welt der Weine<br />

Das Weinspiel<br />

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60 Holzfässern, 1 Würfel,<br />

1 großer Spielplan mit Aromakreis,<br />

10 Ländertafeln von der Schweiz,<br />

Deutschland, Frankreich, Italien,<br />

Österreich, Spanien, Portugal,<br />

Südamerika usw.,<br />

80 Rebsortenkarten mit dem<br />

Charakter der Traube,<br />

seiner Stilistik, Verbreitung,<br />

Typizität und den Leitaromen.<br />

10 Ereigniskarten, 100 Fragekarten<br />

und einer Broschüre mit<br />

Weinfachbegriffen.<br />

Format: 36 x 26 x 7,3 cm<br />

Wer wird Weinkönigin oder Weinkönig?<br />

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Non-Filtré 2011: une spécialité incontournable <strong>du</strong> vignoble neuchâtelois<br />

Grande finesse d’arômes<br />

Conformément à la tradition, le premier <strong>vin</strong> neuchâtelois <strong>du</strong> millésime 2011, le<br />

Chasselas Non-Filtré, a été mis sur le marché la 3e semaine de janvier. Organisées<br />

par l’Office <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s et de pro<strong>du</strong>its <strong>du</strong> terroir (OVPT), ces traditionnelles<br />

présentations publiques se sont déroulées à Boudry, le mardi 17 janvier (pour la<br />

presse), le mercredi 18 janvier au Péristyle de l’Hôtel-de-Ville de Neuchâtel et<br />

enfin le jeudi 19 janvier, dans le hall <strong>du</strong> Théâtre L’Arc-en-Scènes, anciennement<br />

l’Heure Bleue, à La Chaux-de-Fonds. – Michel Vidoudez rapporte:<br />

Sur la base de ceux que nous<br />

avons dégusté à Boudry (Cave<br />

<strong>des</strong> Coteaux Boudry et Cortaillod<br />

et «Le Landeron», pro<strong>du</strong>it par la<br />

vigneronne Chantal Ritter), Le Non<br />

Filtré 2011 se distingue par ses<br />

notes caractéristiques de tilleul et<br />

de minéralité, tout en tendresse et<br />

en finesse. D’une manile sa<br />

robe jaune or pmes surtout). En<br />

bouche, il se montre très rond et<br />

tendre avec une petite raère plus<br />

générale, l’on peut dire que, selon<br />

les terroirs et encavages (il y en<br />

28 différents au total, répartis à<br />

l’est et à l’ouest <strong>du</strong> littoral) le<br />

chasselas Non-Filtré 2011 développe<br />

<strong>des</strong> arômes floraux (tilleul<br />

et acacia ) et de fruits exotiques<br />

(agrumes surtout). En bouche, il se<br />

montre très rond et tendre avec<br />

une petite fraîcheur pétillante<br />

alors que sa robe jaune doré pâle<br />

semble bien faite pour sé<strong>du</strong>ire les<br />

oenophiles. Par rapport à la pro<strong>du</strong>ction<br />

totale <strong>du</strong> chasselas en<br />

terre neuchâteloise, la part commercialisée<br />

sous la forme de Non<br />

Filtré s’élève 8%, un pourcentage<br />

qui est très constant ces dernières<br />

années. En ce qui concerne le<br />

marché <strong>du</strong> Non Filtré, il se répartit<br />

entre le Littoral neuchâtelois<br />

(59%) le reste <strong>du</strong> canton (19%), la<br />

Suisse romande (8%) et la Suisse<br />

alémanique ( 14%). Le Non Filtré<br />

est ven<strong>du</strong> à 43 % à <strong>des</strong> particu-<br />

liers et à 57% à <strong>des</strong> restaurateurs<br />

et grossistes.<br />

Qu’est-ce que le Non Filtré ?<br />

Comme son nom l’indique, le Non<br />

Filtré n’a, à l’inverse <strong>des</strong> autres<br />

<strong>vin</strong>s, pas subi de filtration : Il s’agit<br />

d’un chasselas élevé tout traditionnellement<br />

mais que l’on embouteille<br />

sans le filtrer… Et dès le<br />

début de la 3e semaine de janvier<br />

! En réalité le Non Filtré n’est<br />

autre qu’un accident devenu spécialité.<br />

Car, en fait, cette spécialité<br />

neuchâteloise, de plus en plus<br />

prisée de nos jours, n’existait tout<br />

simplement pas au milieu <strong>des</strong><br />

années septantes… Il a fallu une<br />

récolte 1974 fortement ré<strong>du</strong>ite par<br />

la sécheresse de cette année-là<br />

pour qu’en juin 1976, à la Cave de<br />

la Golée, à Auvernier, les clients<br />

s’impatientent puisque le millésime<br />

1975 n’était pas encore en<br />

Magazin<br />

Der «Non Filtré» 2011: Frische und Finesse<br />

Der erste Neuenburger Wein <strong>des</strong> neuen Jahrgangs, der «Non Filtré»<br />

2011, ist am 18. Januar der Öffentlichkeit vom Office <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s et <strong>des</strong> pro<strong>du</strong>its<br />

<strong>du</strong> terroir (OVPT) präsentiert worden. Er betört <strong>du</strong>rch typische Lindenblüten-<br />

und mineralische Noten sowie zarte Finesse auch seine ihm<br />

eigene angenehme Frische. Seine blass-goldene Farbe begeistert die<br />

Weinliebhabe. Diese Chassels-Spezialität ist der ideale Begleiter für<br />

Fischgerichte und Käsespeisen.<br />

Rund 8 Prozent der Gesamtproportion <strong>des</strong> 2011 in Neuenburg gekelterten<br />

Chasselas kommt als «Non Filtré» auf den Markt. Dieser Anteil ist im<br />

Laufe der vergangenen Jahre ausgesprochen konstant geblieben. Über<br />

drei Viertel davon werden im Kanton Neuenburg an Privatkunden und<br />

die Gastronomie verkauft. Den Rest geniessen Liebhaber und Kenner in<br />

der weiteren Romandie und in der Deutschschweiz. www.ovpt.ch<br />

bouteilles et que le précédent<br />

était épuisé depuis longtemps. Finalement,<br />

le patron, Henri-Alexandre<br />

Godet ne veut pas faire attendre<br />

ses clients plus longtemps :<br />

il fait le pas et <strong>des</strong>cend à la cave<br />

mettre en bouteille rapidement un<br />

<strong>vin</strong> qu’il ne prend pas le temps de<br />

filtrer ! Le Non Filtré était né…<br />

Un rôle anti-âge…<br />

Il nous semble opportun de rappeler<br />

tout de même ici que la filtration<br />

est une opération permettant<br />

d’ôter les lies, c’est-à-dire les particules<br />

résultant de la fermentation<br />

<strong>du</strong> raisin qui s’opère juste avant la<br />

mise en bouteilles. Cette spécialité<br />

neuchâteloise de plus en plus appréciée<br />

conserve donc d’infimes<br />

particules en suspension, les lies<br />

qui rendent le <strong>vin</strong> trouble. Cependant<br />

la présence <strong>des</strong> lies n’a pas<br />

pour seul but de modifier l’aspect<br />

<strong>du</strong> chasselas. Leur présence joue<br />

pour le <strong>vin</strong> un rôle anti-âge, ce dernier<br />

faisant effet de « ralentisseur<br />

de vieillissement ». Voilà pourquoi,<br />

en dépit de leur arrivée précoce sur<br />

le marché, les Non Filtré se conservent<br />

plus longtemps que les autres<br />

chasselas : cinq , voire même dix<br />

ans, de cave ne leur font pas peur !<br />

Voilà pourquoi au Pays de<br />

Neuchâtel, puis plus récemment en<br />

Suisse alémanique, leur popularité<br />

a grandi d’année en année pour devenir<br />

aujourd’hui une spécialité indissociable<br />

et incontournable <strong>du</strong><br />

vignoble de ce canton… Une spécialité<br />

que l’on se doit de servir<br />

d’une façon toute particulière : il<br />

faut, en effet, agiter énergiquement<br />

la bouteille avant de la déboucher<br />

pour permettre aux lies de<br />

bien se mélanger pour donner un<br />

verre « consciencieusement »<br />

trouble ! Le Non Filtré est un <strong>vin</strong> qui<br />

annonce le printemps en avance<br />

sur le calendrier… Mais peu importe<br />

puisqu’il s’agit fini et mature<br />

qu’amateurs et connaisseurs apprécient<br />

à l’apéritif, certes, mais<br />

également à table, avec <strong>des</strong> poissons<br />

<strong>du</strong> lac (même fumés), de la charcuterie,<br />

<strong>des</strong> fromages à pâte<br />

molle (croûte lavée ou fleurie) ou<br />

remarquablement encore avec <strong>des</strong><br />

fleurons de la cuisine asiatique.<br />

(sushis et surtout sashimi, ou encore<br />

<strong>des</strong> préparations au curry).<br />

56 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Bruno Hartmann, der Präsident<br />

<strong>des</strong> Vereins Vindonissa-Winzer,<br />

konnte im Vindonissa Museum<br />

eine Schar illustrer Gäste zur Präsentation<br />

<strong>des</strong> «Römerweins» begrüssen.<br />

Unter diesen Museumsleiter<br />

René Hänggi und Pirmin<br />

Koch, Kenner der römischen<br />

Weinkultur, Vertreter von Brugg<br />

Regio, Aargau Tourismus. Mit dabei<br />

waren auch «Ambassadoren»<br />

der Standortgemeinden Remigen,<br />

Oberflachs, Schinznach Dorf und<br />

Villigen, wo die römischen Museumsrebberge<br />

angelegt sind.<br />

Ende Oktober 2010 erste Ernte<br />

Die ersten Trauben der Rebsorten<br />

Caesar, Chambourcin, Maréchal-<br />

Foch und Vindonissa wurden Ende<br />

Oktober 2010 von den «Cives Rauraci<br />

et Vicani Vindonissenses» in<br />

festlichen Kleidern geerntet. Sie<br />

sind anschliessend auf historische<br />

Art von römischen Edelmännern<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Vindonissa-Winzer präsentierten den «Römerwein»<br />

Auch Bacchus ist stolz<br />

auf «seinen» Tropfen<br />

Im Vindonissa-Museum, Brugg, präsentierten die Vindonissa-Winzer Schebi<br />

Baumann, Bruno Hartmann, Hans-Peter Kuhn und Peter Zimmermann dem<br />

Publikum ihre Neukreation, den «Römerwein», eine Assemblage aus den vier<br />

Römerrebbergen. – Reinhard Bachmann berichtet:<br />

Bacchus prüft den Römer-Wy.<br />

und Kindern barfuss gepresst worden.<br />

Der Ausbau <strong>des</strong> Weines erfolgte<br />

nach überlieferten römischen<br />

Methoden.<br />

Magazin<br />

Michael Wetzel, Vize-Präsident <strong>des</strong> Branchenverban<strong>des</strong> Aargauer Wein,<br />

erhält von Vindonissa-Winzer Schebi Baumann eine Flasche Römer-Wy.<br />

Auch das Fussvolk<br />

<strong>du</strong>rfte sich am Weine laben<br />

Bacchus, alias Kabarettist Edgar<br />

Zimmermann, der im Herbst den<br />

ersten Presssaft in einer Schale<br />

gereicht erhielt, bekam unter<br />

Cornu-Klängen (antikes Horn) auch<br />

das erste Glas Römer-Wy zum Prüfen.<br />

Er zeigte sich voll begeistert<br />

vom vielschichtigen Bukett, der<br />

Fülle und der Harmonie <strong>des</strong> Weines.<br />

Anschliessend <strong>du</strong>rften die<br />

vier Vindonissa-Winzer, Schebi<br />

Baumann, Villigen, Bruno Hartmann,<br />

Remigen, Hans-Peter Kuhn,<br />

Weinbaugenossenschaft Schinznach<br />

Dorf, und Peter Zimmermann,<br />

Oberflachs, den Wein kosten. –<br />

Darauf wurde er den Honorabiles<br />

und allen, die mitgeholfen haben,<br />

das Projekt Römerrebberge zu gestalten<br />

und zu realisieren, gereicht.<br />

Schliesslich <strong>du</strong>rfte auch das<br />

Fussvolk sich am Weine laben.<br />

Dieser ist in ker<strong>amis</strong>che 75-cl-Flaschen<br />

abgefüllt und bei den vier<br />

Vindonissa-Winzern sowie im Vindonissa-Museum<br />

erhältlich. – Ein<br />

Film über die historische Traubenlese<br />

2010 und das antike Barfusspressen<br />

der Trauben sowie ein<br />

Apéro riche nach Römerart vom<br />

Restaurant «Sternen» in Oberbözberg<br />

rundeten den Anlass ab.<br />

Anstossen auf den Römer-Wy: Brugg Regio-Präsident Hanspeter Scheiwiler, Hans-Peter Kuhn, Schebi Baumann,<br />

Peter Zimmermann, Irene Pfändler, Edgar «Bacchus» Zimmermann, Martin Pfändler, Bruno Hartmann,<br />

René Hänggi und Pirmin Koch.<br />

57


Beobachtungen entlang der Weinroute im Norden Griechenlands:<br />

Im Einzugsbereich der zweitgrössten<br />

Stadt Thessaloniki entstand in den<br />

letzten Jahren eine dyn<strong>amis</strong>che Winzerszene,<br />

deren Angehörige sich verstärkt<br />

auf autochthone Rebsorten konzentriert<br />

haben. Gepaart sind diese<br />

Anstrengungen mit dem rebbaulichen<br />

und önologischen Know-How, das sich<br />

die Vertreter der neuen Generation in<br />

Westeuropa und Übersee holten. Sie<br />

haben in wenigen Jahren die Weinwelt<br />

in Hellas revolutioniert, aber zugleich<br />

Brücken zum grossartigen Erbe der<br />

Wiege <strong>des</strong> europäischen Weinbaus geschlagen.<br />

Im Zusammenspiel von Tradition<br />

und Moderne<br />

wollen sie mit Qualitätspro<strong>du</strong>kten<br />

neue Absatzmärkte gewinnen.<br />

58<br />

Panorama<br />

Eroberung der Welt mit Weinen<br />

aus autochthonen Sorten<br />

Reportage von Thomas Veser (Text und Aufnahmen)<br />

Stelios Kechri und seine Tochter Elleni im<br />

Weinkeller seines Gutes bei Kalochori.<br />

Noch herrscht auf dem Weingut Kechris das Patriarchat.<br />

Sein Vertreter heisst Stelios Kechri, er<br />

bewirtschaftet eine Rebfläche von fünf Hektaren<br />

in Kalochori, nahe der makedonischen<br />

Hauptstadt Thessaloniki. Von weiteren 45 Hektaren<br />

kauft Kechris jährlich die Ernten an und<br />

verarbeitet sie bei sich.<br />

Der Winzerberuf hat Tradition in der Familie,<br />

vor genau einem Jahrhundert legte Grossvater<br />

Evangelos die Grundlagen, indem er in<br />

den Vereinigten Staaten Flaschen kaufte, um<br />

erstmals Wein abzufüllen. In den 1930er Jahren<br />

eröffneten die Kechris in Thessaloniki, Griechenlands<br />

zweitgrösster Stadt, eine Taverne.<br />

Den dort kredenzten einfachen Rebensaft pro<strong>du</strong>zierte<br />

man aus Most, der in Fässern von der<br />

Insel Santorini herbeitransportier wurde.<br />

Radikaler Wandel<br />

<strong>des</strong> Weinbaus<br />

Kam dem Weinbau in Griechenland lange Zeit<br />

keine tragende Rolle zu, rückt der Sektor seit<br />

den 1970er Jahren stärker ins Rampenlicht.<br />

Der Weinbau ist hier in den vergangenen vier<br />

Jahrzehnten einem beispiellosen radikalen<br />

Wandel unterworfen. Jene anspruchslosen,<br />

simplen Weine, welche griechische Tavernen<br />

ihren Gästen oftmals in der Schweiz und in<br />

Deutschland zumuteten (und leider da und<br />

dort bis heute anbieten), vermitteln längst<br />

schon kein realistisches Bild mehr von der Leistungsfähigkeit<br />

der neuen griechischen Winzer-Generation<br />

und der verbesserten Qualität<br />

ihrer Pro<strong>du</strong>kte.<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Französische Lehrmeister<br />

In das Jahr 1954 fiel die Grün<strong>du</strong>ng <strong>des</strong> Winzerbetriebs<br />

«Afoi Kechri» (Gebrüder Kechri). Drei<br />

Jahrzehnte später erbte Stelios das Weingut<br />

und baute es unter seinem Namen aus. Sein<br />

perfektes Französisch verdankt sich dem Umstand,<br />

dass er das Winzerhandwerk in Frankreich<br />

erlernt hat. Seine Begeisterung hat sich<br />

auch auf die drei Töchter übertragen. Während<br />

Elleni sich nach einem Chemieingenieur-Studium<br />

in Bordeaux zur Önologin ausbilden liess,<br />

kümmert sich die Kunstgraphikerin Maria um<br />

die Etikettengestaltung. Gemeinsam mit der<br />

Betriebswirtschaftlerin Zoi arbeitet sie heute in<br />

der Geschäftsführung mit.<br />

Tradition neu interpretiert<br />

Dass die Kechris an alten Traditionen festhalten,<br />

aber auch neue Wege einschlagen wollen,<br />

beweisen nicht zuletzt ihre graphisch auffällig<br />

und eher unkonventionell gestalteten Etikette<br />

mit Namen wie Syllogi, Proteios und «Fourth Dimension».<br />

Sein mehrfach preisgekrönter<br />

Kechribari Retsina entsteht aus Trauben der<br />

Rebsorten Roditis und Savatiano.<br />

Ein guter Retsina als Aperitif-Wein: Stelios<br />

Kechris gibt sich sogleich als bedingungsloser Anhänger<br />

dieser griechischen Spezialität zu erkennen.<br />

«Retsina wird heutzutage nicht mit Qualität<br />

verbunden, seine Herstellung gehört dennoch zu<br />

Rund 200 autochthone Sorten<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Panorama<br />

den wichtiges Traditionen und ausserdem gibt es<br />

ihn nur in Griechenland», bekräftigt Kechri. Einheimische<br />

Winzer müssten ihre qualitativen Ansprüche<br />

bei der Retsina-Pro<strong>du</strong>ktion deutlich erhöhen,<br />

«dann würde er auch im Ausland auf eine<br />

grössere Akzeptanz stossen», versichert er.<br />

Von seinem Steckenpferd einmal abgesehen,<br />

keltert Kechri vor allem Rotweine aus den Rebsorten<br />

Xinomavro und Negoska sowie Cinsault, in<br />

Griechenland unter dem Namen Senzo bekannt,<br />

sowie Weisse der Sorten Roditis, Zoumiatis, Savatiano<br />

und Sauvignon Blanc. Wie viele griechische<br />

Winzer, die zunehmend Wert auf moderne<br />

und international akzeptierte Pro<strong>du</strong>kte setzen,<br />

Als eine der Wiegen <strong>des</strong> antiken Weinanbaus kann Griechenland europaweit unangefochten die längste<br />

Winzertradition ausweisen und verfügt über bemerkenswert viele autochthone Rebsorten. Den Ruf als<br />

Heimat einer grossen Zahl ureigener Gewächse genoss Griechenland schon zu Zeiten <strong>des</strong> Kaisers Augustus,<br />

als Hellas zum römischen Imperium zählte. «Es wäre leichter, in Griechenland die Sandkörner zu<br />

zählen als die verschiedenen Rebsorten», meinte der Dichter Vergil. Das war natürlich bereits damals<br />

masslos übertrieben. Aber mit rund 200 autochthonen Sorten belegt das 11 Millionen Einwohner<br />

zählende Land auf jeden Fall in dieser «Disziplin» unter den Weinbauländern einen Spitzenplatz –<br />

auch wenn heute nur 42 weisse und 43 rote Sorten offiziell zum Anbau freigegeben sind.<br />

Zu den bekanntesten Gewächsen zählen in der Kategorie Rotwein der Agiorgitiko, <strong>des</strong>sen beachtlichste<br />

Resultate die Weinbauregion Nemea am Peloponnes vorweisen kann, der Xinomavro als rote<br />

Leitsorte Nordgriechenlands sowie der nach der Insel Limnos benannte Limnio, dem besonders<br />

körperreiche Weine zu verdanken sind.<br />

In der Gruppe der Weissweine heben sich die spät reifende Sorte Roditis, der <strong>du</strong>rch eine rassige Säurestruktur<br />

auffallende Assyrtiko sowie die lan<strong>des</strong>weit auf etwa 15 Prozent der Gesamtrebfläche am<br />

häufigsten angebaute Rebsorte Savatiano hervor. Einen Anteil von etwa zehn Prozent an der Jahrespro<strong>du</strong>ktion<br />

hält der Retsina, ein weisser und trockener Weisswein mit Harzzusätzen.<br />

Anestis Babatzimopoulos zählt in Griechenland zu den Wegbereitern <strong>des</strong> biologischen Weinanbaus,<br />

mit dem er in den 1970er Jahren auf einer Versuchsfläche begann.<br />

will auch Stelios Kechris den noch verhältnismässig<br />

bescheidenen Exportanteil steigern.<br />

Griechische Postkartenidylle<br />

Ebenfalls im Einzugsbereich von Thessaloniki<br />

liegt das populäre Ausflugsziel Ossa in einer arkadisch<br />

anmutenden Hügellandschaft, die wie<br />

eine griechische Postkartenidylle wirkt. Dort erstreckt<br />

sich das landwirtschaftliche Gut von<br />

Anestis Babatzimopoulos, der auf 5,5 Hektaren<br />

Weintrauben anbaut. Weil in der Gegend zu<br />

wenig Regen fällt, muss er seine Kulturen bewässern.<br />

– Inzwischen über 70 Jahre alt, entstammt<br />

er einer alt eingesessenen griechischen<br />

Familie, die 1876 in Istanbul einen Wein- und<br />

Brennereibetrieb gegründet hatte und in den<br />

1930er Jahren nach Makedonien umsiedelte.<br />

Bio-Pionier<br />

Anestis Babatzimopoulos zählt zu den Wegbereitern<br />

<strong>des</strong> biologischen Weinanbaus in Griechenland.<br />

Schon 1971 legte er an den Hängen <strong>des</strong> Vertiscos<br />

eine kleine Versuchsfläche für den<br />

organischen Anbau von Trauben an. Seine Pro<strong>du</strong>kte<br />

fanden Anklang, und so stellte er den gesamten<br />

Weinanbau nach und auf Weine nach biologisch-organischen<br />

Kriterien um. Heute<br />

pro<strong>du</strong>ziert der jugendlich frisch wirkende Besitzer,<br />

der seine Gäste stets persönlich bewirtet, weisse<br />

59


und rote Weine sowie Roséweine vorwiegend<br />

aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Mavroudi,<br />

Xinomavro, Roditis, Ugni Blanc, Malvazia<br />

und Malagouzia. Ein eigenes Restaurant mit Degustationsraum<br />

hat er sich bereits geleistet, auch<br />

Pferdereitkurse bietet er an. Jetzt plant er ein Hotel<br />

für seine Hauptkundschaft - im Grossraum<br />

Thessaloniki wohnende Besucher, die im Gebiet<br />

von Ossa gerne ihre Freizeit verbringen.<br />

60<br />

Neubeginn auf 50 Hektar<br />

Weinbaufläche<br />

Mit über 50 Hektaren eigenen Rebbergen zählt<br />

das Weingut «Ktima Gerovassiliou» in der Ortschaft<br />

Epanomi zu den grösseren Betrieben der<br />

nordgriechischen Weinbauregion. Sein Besitzer,<br />

Evangelos Gerovassiliou, erwarb zuvor im Weingut<br />

Porto Carras als Önologe sein Rüstzeug. Er<br />

hat an Investitionen nicht gespart, um die blitzsauberen<br />

Pro<strong>du</strong>ktionsstätten, darunter auch den<br />

mit Eichenfässern ausgestattete Weinkeller, auf<br />

den neuesten Stand zu bringen. – Gleichzeitig hat<br />

er ein eigenes Winzermuseum mit einem bunten<br />

Sammelsurium an Werkzeugen und Gefässen aus<br />

verschiedenen Jahrhunderten zusammengestellt.<br />

Dank Gerovassilious Sammlertrieb kann man dort<br />

die weltweit wohl umfangreichste Kollektion an<br />

Korkenziehern bewundern. Von seinem Verkostungsraum<br />

aus bieten sich je nach Wetterlage<br />

Rundblicke auf den thermaischen Golf und bis zu<br />

den schneegekrönten Bergspitzen <strong>des</strong> Olymp.<br />

Panorama<br />

Verstärkt ins Ausland exportieren<br />

Neue Pro<strong>du</strong>ktionsstätten und eine verbesserte<br />

Technik hat sich auch die Winzerin Claudia Papyianni<br />

in Arnea Chalkidiki zugelegt. Sie studierte<br />

zuvor in den USA und erwarb 2005 ein<br />

MBA-Diplom. Ihre Vorliebe für gediegene Weine<br />

hat ihr, wie sie stolz bekennt, der Vater vererbt.<br />

Heute verfügt sie über 20 Hektaren Rebland,<br />

die mit den Sorten Assyrtiko, Xinomavro,<br />

Syrah und Merlot bestockt sind. Dazu hat sie<br />

früher mit Getreide bepflanzte Kulturflächen<br />

hinzu erworben. «Nicht wenige Winzer haben<br />

massiv investiert, sie sitzen jetzt auf Krediten,<br />

sie müssen also beinahe bedingungslos den<br />

Umsatz auf dem Binnenmarkt steigern», berichtet<br />

sie. Claudia Papyianni hat sich in<strong>des</strong>sen unverzüglich<br />

auf den Export konzentzriert. Rund 30<br />

Prozent der Jahrespro<strong>du</strong>ktion, erzeugt nach den<br />

Kriterien <strong>des</strong> biologischen Anbaus, gehen nach<br />

Deutschland, die Beneluxstaaten, in die USA<br />

und auch bereits nach China.<br />

Griechenlands<br />

grösstes Versuchsweingut<br />

Als einer der grössten Meereskurorte <strong>des</strong> griechischen<br />

Nordens beherbergt Sithonia das<br />

Weingut «Ktima Porto Carras». Gegründet<br />

wurde es 1965 von Yiannis Carras. Dem weitblickenden<br />

Unternehmer gelang es einige Jahre<br />

Abt Epiphanios, Herr über das Athos-Kloster<br />

Mylopotamos, verfügt über fünf Hektaren Anbaufläche.<br />

Es ist das einzige Kloster, das Weine auch<br />

ausserhalb der Halbinsel zum Kauf anbietet.<br />

darauf, den bekannten französischen Önologen<br />

Emile Peynaud für sein Projekt zu gewinnen.<br />

Unter seiner Leitung entstand an den sonnigen<br />

Hängen <strong>des</strong> Meliton der mit 400 Hektaren lan<strong>des</strong>weit<br />

nach wie vor umfassendste experimentelle<br />

Weinberg. Von insgesamt 1700 Hektaren<br />

landwirtschaftlicher Nutzfläche dienen 800<br />

Hektaren dem Anbau von Weintrauben und Olivenbäumen.<br />

«Bei uns wurde erstmals erfolgreich<br />

Cabernet Sauvignon angebaut», bekräftigt<br />

Chefönologe Leon Zikas. Neben 11 einheimischen<br />

werden auf dem Gut heute 14 ausländische<br />

Sorten kultiviert. Weil die Griechen den<br />

Wein von Porto Carras selbst gerne trinken,<br />

bleibt nur ein sehr kleiner Teil der Pro<strong>du</strong>ktion<br />

für den Export übrig, wie Leon Zikas erklärt.<br />

Klosterweine vom Berg Athos<br />

Gleichfalls zu den Traditionshäusern zählt das<br />

1890 gegründete Weingut Tsantali, <strong>des</strong>sen<br />

Hauptsitz 35 Kilometer von Thessaloniki entfernt,<br />

am Rand der Ortschaft Agios Pavlos liegt.<br />

Gegenwärtig verfügt das Unternehmen über<br />

eine Gesamtanbaufläche von 350 Hektaren. Mit<br />

etwa 1000 Winzern hat das Unternehmen Erntelieferverträge<br />

ausgehandelt. – Gut zehn Mil-<br />

Blick auf den Heiligen Berg Athos. Auf der<br />

gleichnamigen Halbinsel pro<strong>du</strong>zieren die einzelnen<br />

Klöster Wein für den Eigengebrauch.<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Rückbesinnung<br />

auf heimische Sorten<br />

Seinen guten Ruf verdankt der moderne griechische<br />

Wein weniger den inter<strong>nationale</strong>n<br />

Sorten als vielmehr den einheimischen Gewächsen,<br />

auf die man sich rechtzeitig besonnen<br />

hat. Die Renaissance lässt sich seit Mitte<br />

der 1980er Jahre beobachten. Damals kehrten<br />

im Ausland geschulte Weinfachleute in die<br />

Heimat zurück. Sie gründeten neue Unternehmen<br />

und verstanden es, die seit dem EU-Beitritt<br />

1981 für den Weinbausektor bereit stehenden<br />

Fördermittel und private Gelder für sich in<br />

Anspruch zu nehmen. Damals entstand eine<br />

Vielzahl kleinerer Betriebe, etliche davon in<br />

kühleren Weinbaugegenden <strong>des</strong> Nordens.<br />

lionen Liter Wein wurden im vorigen Jahr von<br />

Tsantali gekeltert, die Hälfte ging in den Export.<br />

Mit einem Anteil von 60 Prozent an der Ausfuhr<br />

ist Deutschland heute der grösste Absatzmarkt.<br />

Bereits in der dritten Generation pro<strong>du</strong>ziert<br />

Tsantali Weine aus Rapsani beim Olymp, in Naoussa<br />

und in den Hügeln von Chalkidi. Zudem<br />

wird im thrakischen Anbaugebiet von Maronia<br />

den an den Kampf <strong>des</strong> Odysseus mit dem Zyklo-<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Panorama<br />

Blick in den Weinkeller <strong>des</strong> Klosters Chromitsa, das lange Zeit als Sanatorium diente.<br />

pen erinnernden Kanenas («Niemand») als Rot-,<br />

Weiss- und Roséwein erzeugt. Auch in der orthodoxen<br />

Mönchsrepublik Athos auf dem östlichen<br />

Finger der Halbinsel Chalkidiki hat Tsantali<br />

inzwischen Fuss gefasst. Auf der zum russischen<br />

Panteleimon-Kloster gehörenden Domäne<br />

Chromitsa, wird nun wieder Wein hergestellt.<br />

Die gut 100 Hektaren grosse Rebfläche liegt im<br />

Mittel auf einer Höhe von 250 Metern über dem<br />

Meer. Eine dominierende Rolle spielen hier die<br />

Rebsorten Assyrtiko, Chardonnay, Mavrodaphne<br />

und Xinomavro. Als einer der treuesten und<br />

wichtigsten Abnehmer für Tsantali-Weine vom<br />

heiligen Berg Athos hat sich übrigens inzwischen<br />

der Moskauer Kreml erwiesen.<br />

Wein wird auch in den übrigen Klöstern hergestellt,<br />

mit einer Ausnahme allerdings nur für<br />

den Eigenbedarf und für Pilger, die dort übernachten:<br />

Abt Epiphanios, der mit einem weiteren<br />

Bruder im eigenhändig wieder instand gesetzten<br />

Kloster Mylopotamus lebt, lässt Wein<br />

gemäss biologisch-organischen Vorschriften<br />

pro<strong>du</strong>zieren und vertreibt ihn über das Internet.<br />

Die fünf Hektaren Weinberge <strong>des</strong> Klosters<br />

Mylopotamus sind vor allem mit Reben der Sorten<br />

Merlot, Cabernet Sauvignon sowie Roditis<br />

und Muscat d’Alexandrie bestockt. Der mittlere<br />

Ertrag pro Hektar liegt bei zehn Tonnen. Das ergibt<br />

jährlich zwischen 70’000 und 80’000 Flaschen<br />

Wein und erlaubt dem Abt, acht bis zehn<br />

Arbeitskräfte zu beschäftigen.<br />

Das Kloster Chromitsa, das zum russisch-orthodoxen<br />

St. Panteleimon-Kloster auf Athos gehört,<br />

besitzt 100 Hektaren Anbaufläche, die vom Weinpro<strong>du</strong>zenten<br />

Tsantali bewirtschaftet werden.<br />

61


Forschung und Winzer für Erhaltung der ökologischen Bekämpfung<br />

Reben und Milben<br />

in sensiblem Gleichgewicht<br />

Ende der 1970er Jahre hat die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil<br />

ACW die biologische Milbenbekämpfung im Weinbau eingeführt. Die<br />

Methode ist sehr rasch zum Standard avanciert. Da<strong>du</strong>rch konnten die Schweizer<br />

Weinbauern auf chemische Eingriffe zur Milbenbekämpfung praktisch<br />

verzichten. Dieser Erfolg hängt im Wesentlichen vom Erhalt der natürlichen<br />

Feinde der schädlichen Milben ab: auf die Raubmilben kommt es nämlich<br />

an. ACW setzt alles daran, dieses sensible Gleichgewicht, das <strong>du</strong>rch Klimawandel<br />

und neue Schädlinge beeinträchtigt werden könnte, aufrecht zu erhalten.<br />

– Im Folgenden berichtet die Forschungsanstalt Agroscope Changins-<br />

Wädenswil ACW:<br />

Die zweitwichtigsten Schädlinge<br />

nach den Traubenwicklern sind die<br />

Milben. Der Grund: Die Populationen<br />

der Milben vermehren sich<br />

häufig unvorhersehbar. Dieses explosionsartige<br />

Auftreten der<br />

Schädlinge ist früher mit Pestiziden<br />

bekämpft worden, die auch<br />

für das Verschwinden ihrer natürlichen<br />

Feinde, den Raubmilden<br />

verantwortlich sind. Die seit Ende<br />

der 1970er Jahre von ACW entwickelte<br />

integrierte Schädlingsbekämpfung<br />

hat dank <strong>des</strong> Einsatzes<br />

von Pro<strong>du</strong>kten und Verfahren<br />

zum Schutz der Raubmilben die<br />

Rückkehr zum biologischen<br />

Gleichgewicht im Rebbau ermöglicht.<br />

Diese Bekämpfungsmethode<br />

hat sich derart gut in der Praxis<br />

bewährt, dass Weinbauern keine<br />

roten oder gelben Milben mehr in<br />

ihren Parzellen beobachtet haben.<br />

Wenn das Klima mitspielt<br />

Diese auf den ersten Blick idyllisch<br />

wirkende Situation könnte aber<br />

<strong>du</strong>rch den Klimawandel bedroht<br />

werden. So haben sich besonders<br />

warme und trockene Sommer, die<br />

in den vergangenen zehn Jahren<br />

aufeinanderfolgen, nicht besonders<br />

günstig auf die Entwicklung<br />

der Raubmilben ausgewirkt. Aber<br />

die Kräuselmilben finden optimale<br />

Entwicklungsbedingungen. Diese<br />

Schädlinge, die sich in den vergangenen<br />

Jahren etwas im Hintergrund<br />

gehalten haben, lassen sich<br />

nun vor allem in den Walliser Reben<br />

wieder vermehrt blicken.<br />

Durch das Verschwinden zahlreicher<br />

wirksamer Behandlungspro<strong>du</strong>kte<br />

vom Markt wird das Problem<br />

derzeit verstärkt. ACW<br />

arbeitet in Zusammenarbeit mit<br />

der Fachstelle für Weinbau <strong>des</strong><br />

Kantons Wallis an einer Lösung.<br />

Durch die erneute Prüfung der Interventionsschwellen<br />

und vereinfachte<br />

Kontrollverfahren im Frühjahr<br />

sollte es möglich sein, die<br />

Bekämpfung der Kräuselmilben zu<br />

optimieren. Mittelfristig könnte<br />

die Klimaerwärmung, die sich<br />

ungünstig auf die einheimischen<br />

Raubmilben auswirkt, <strong>du</strong>rch mediterrane<br />

Arten, die besser an die<br />

heissen Sommer angepasst sind,<br />

kompensiert werden.<br />

Die Raubmilben spielen<br />

eine wichtige Rolle bei der<br />

biologischen Milbenbekämpfung<br />

im Weinbau.<br />

Magazin<br />

Neue Schädlinge<br />

unter Beobachtung<br />

Die jüngste Entwicklung von neuen<br />

potentiellen Rebschädlingen in der<br />

Schweiz stellt ebenfalls eine ernsthafte<br />

Bedrohung dar. Zu nennen<br />

sind insbesondere die Kirschessigfliege<br />

(Drosophila suzukii), die Rebenminiermotte<br />

(Phyllocnistis vitegenella)<br />

oder auch der Asiatische<br />

Marienkäfer (Harmonia axyridis).<br />

Eine allfällige chemische Bekämpfung<br />

der neuen Schädlinge könnte<br />

sich direkt auf die biologische Milbenbekämpfung<br />

auswirken.<br />

Um das bewährte, umweltfreundlicheSchädlingsbekämpfungsverfahren<br />

weiter einsetzen zu<br />

können, untersucht ACW das<br />

Schädlichkeitspotenzial der neuen<br />

Schädlinge im Schweizer Weinbau.<br />

ACW entwickelt Bekämpfungssy-<br />

Ricerca, Vigna e acari<br />

steme, die mit der biologischen Milbenkontrolle<br />

vereinbar sind. Vor<br />

demselben Hintergrund hat ACW<br />

bereits nachgewiesen, dass es im<br />

Tessin möglich ist, etwas gegen die<br />

ursprünglich aus Nordamerika stammende<br />

Rebzikade (Scaphoideus titanus)<br />

auszurichten und gleichzeitig<br />

die Raubmilben zu schonen.<br />

Eine heikle<br />

Gleichgewichtsübung<br />

Die biologische Milbenbekämpfung<br />

ist ein beispielhafter Erfolg, dem<br />

aber ein sensibles Gleichgewicht<br />

zugrunde liegt. Es bedarf nur wenig,<br />

um dieses System zum Kippen<br />

zu bringen. ACW ist sich <strong>des</strong>sen<br />

bewusst und trägt Hand in Hand<br />

mit den Weinbauern zur Aufrechthaltung<br />

und Weiterentwicklung der<br />

ökologischen Bekämpfung bei.<br />

Vigna e acari:<br />

un fragile equilibrio<br />

Iniziata alla fine degli anni settanta, la lotta biologica contro gli acari in viticoltura,<br />

ha conosciuto uno sviluppo straordinario. La messa a punto di questo<br />

metodo di lotta ecologico da parte della stazione di ricerca Agroscope Changins-<br />

Wädenswil ACW ha permesso ai viticoltori svizzeri di evitare qualsiasi intervento<br />

chimico contro gli acari. Questo successo dipende, principalmente, dal mantenimento<br />

dei nemici naturali degli acari fitofagi, gli acari predatori tiflodromi,<br />

nei vigneti. ACW s’impegna a mantenere questo fragile equilibrio che potrebbe<br />

essere compromesso dall’evoluzione climatica e dall’arrivo di nuovi parassiti. –<br />

Informazioni della stazione di ricerca Agroscope Changins-Wädenswil ACW:<br />

62 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11


Dopo le tignole della vite, gli acari<br />

sono stati causa di molte difficoltà,<br />

dovute a cicliche epidemie<br />

spesso imprevedibili. Queste esplosioni<br />

sono legate alla comparsa<br />

dei grandi gruppi di pesticidi<br />

generici che hanno causato la<br />

sparizione degli acari tiflodromi,<br />

loro predatori naturali. Lo sviluppo<br />

della lotta integrata portata<br />

avanti già sin dagli anni 70 da<br />

parte di ACW, ha permesso il ritorno<br />

di un equilibrio biologico nei<br />

vigneti, grazie all’uso di prodotti e<br />

tecniche rispettose nei confronti<br />

dei predatori. Questo metodo di<br />

lotta si è così ben stabilito nella<br />

pratica che molti viticoltori non<br />

hanno mai riscontrato acari rossi<br />

o gialli nelle loro parcelle!<br />

L’implicazione del clima<br />

Questa situazione, attualmente<br />

idilliaca, potrebbe tuttavia essere<br />

minacciata dall’evoluzione climatica.<br />

La successione di stagioni<br />

estive particolarmente calde e<br />

secche dai primi anni 2000, non è<br />

molto favorevole allo sviluppo dei<br />

tiflodromi, mentre i minuscoli<br />

acari, responsabili dell’acariosi<br />

della vite, vi trovano delle condizioni<br />

di sviluppo ottimali. Questo<br />

parassita che si è mostrato solo<br />

discretamente negli ultimi anni, è<br />

in fase di ripresa, soprattutto nei<br />

vigneti del Vallese. Questo problema,<br />

aggravato dalla scomparsa<br />

del mercato di molti prodotti efficaci,<br />

è attualmente studiato da<br />

ACW in collaborazione con l’Ufficio<br />

cantonale di viticoltura. Il riesame<br />

delle soglie d’intervento e la<br />

semplificazione dei metodi di controllo<br />

in primavera, dovrebbero<br />

consentire un’ottimizzazione della<br />

lotta contro l’acariosi. A medio<br />

termine, il riscaldamento del<br />

I tiflodromi ricoprono un ruolo<br />

primordiale nella lotta biologica<br />

contro gli acari della vite.<br />

Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />

Magazin<br />

clima sfavorevole alle specie di<br />

tiflodromi indigene potrebbe, tuttavia,<br />

essere compensato con l’arrivo<br />

in Svizzera di specie meridionali<br />

meglio adatte alle estati<br />

canicolari.<br />

Mettersi al sicuro dagli invasori!<br />

Il recente sviluppo in Svizzera di<br />

potenziali nuovi parassiti della<br />

vite, come la drosofila del ciliegio<br />

(Drosophila suzukii), la minatrice<br />

della vite (Phyllocnistis vitegenella)<br />

o ancora la coccinella<br />

asiatica (Harmonia axyridis), rappresenta<br />

una seria minaccia. In effetti,<br />

una lotta insetticida aggressiva<br />

contro questi invasori<br />

potrebbe influenzare direttamente<br />

la lotta biologica contro gli acari.<br />

Per sostenere questo metodo di<br />

lotta rispettoso dell’ambiente,<br />

ACW s’impegna nello studio del<br />

potenziale di nocività di questi<br />

nuovi insetti presenti nei vigneti<br />

svizzeri e nello sviluppo di sistemi<br />

di lotta compatibili con un controllo<br />

biologico degli acari. Allo<br />

stesso modo, ACW ha già dimostrato<br />

in Ticino che è possibile affrontare<br />

la cicalina della flavescenza<br />

dorata (Scaphoideus<br />

titanus) originaria dell’America<br />

del Nord, rispettando gli acari tiflodromi.<br />

Un delicato esercizio<br />

di equilibrio<br />

La lotta biologica contro gli acari<br />

costituisce un successo notevole,<br />

ma dotato di estrema fragilità. Anche<br />

un solo granello di sabbia potrebbe<br />

far inceppare il meccanismo.<br />

ACW, cosciente di questo<br />

delicato equilibrio, s’impegna, in<br />

collaborazione con i pro<strong>du</strong>ttori,<br />

per il suo mantenimento e sviluppo.<br />

«Ami <strong>du</strong> Vin»<br />

Organe officiel de l’<strong>Association</strong> <strong>nationale</strong> <strong>des</strong> <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong> (<strong>ANAV</strong>)<br />

Offizielles Organ der <strong>Schweizerische</strong>n Vereinigung der Weinfreunde<br />

Organo ufficiale dell’Associazione nazionale degli amici del <strong>vin</strong>o<br />

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Die Themen der nächsten Ausgabe <strong>des</strong> «Ami <strong>du</strong> Vin» / Les thèmes de la<br />

pro chaine édition de l’«Ami <strong>du</strong> Vin» / Argomenti della prossima edizione<br />

Panorama<br />

Die Weinheiligen / Les saints <strong>du</strong> <strong>vin</strong> / I santi del <strong>vin</strong>o<br />

Dossier<br />

Neue Schweizer Rebsorten / Nouveaux cépages suisses<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Sektionsnachrichten / Nouvelles <strong>des</strong> sections / Notizie delle sezioni<br />

«Ami <strong>du</strong> Vin» 1/12 erscheint Ende Juni / «Ami <strong>du</strong> Vin» 1/12 paraîtra à la fin<br />

juin / «Ami <strong>du</strong> Vin» 1/12 uscirà fine giugno. Redaktionsschluss / délai de<br />

rédaction / chiusura della redazione: 10. Juni 2011<br />

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