Association nationale des amis du vin • Schweizerische ... - ANAV
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Ami Vin<br />
<strong>du</strong><br />
<strong>Association</strong> <strong>nationale</strong> <strong>des</strong> <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong> <strong>•</strong> <strong>Schweizerische</strong> Vereinigung der Weinfreunde<br />
Associazione nazionale degli amici del <strong>vin</strong>o <strong>•</strong> Associaziun svizzera dals <strong>amis</strong> dal <strong>vin</strong><br />
4/11
Inhalt/Sommaire/<br />
Sommario<br />
Dossier<br />
Die Schweizer Weinlese 2011 5<br />
Una annata straordinaria<br />
dal profilo qualitativo per i <strong>vin</strong>i svizzeri 6<br />
Ticino: grande soddisfazione per<br />
un’eccellente vendemmia 2011 9<br />
Bilan <strong>des</strong> vendanges suisses 2011 10<br />
La Vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Brief <strong>des</strong> Präsidenten / Billet <strong>du</strong> Président 13<br />
Il Biglietto del Presidente 14<br />
Sektionsberichte – Nouvelles <strong>des</strong> sections 15-54<br />
Magazin<br />
Non-Filtré 2011: une spécialité<br />
incontournable <strong>du</strong> vignoble neuchâtelois 56<br />
Der «Non Filtré» 2011: Frische und Finesse 56<br />
Vindonissa-Winzer<br />
präsentierten den «Römerwein» 57<br />
Reben und Milben<br />
in sensiblem Gleichgewicht 62<br />
Vigna e acari:<br />
un fragile equilibrio 62<br />
Panorama<br />
Eroberung der Welt<br />
mit Weinen aus autochthonen Sorten 58<br />
Impressum/Agenda 63<br />
Zum Titelbild: Walliser Reben im<br />
Winterschlaf. (Aufnahme Giorgio Skory)<br />
Page de couverture: La vigne valaisanne<br />
dort. (photo Giorgio Skory)<br />
In copertina: Vigne dormente nei vigneti<br />
del Vallese. (foto Giorgio Skory)<br />
«Non Filtré» 2011:<br />
Grosse Frische<br />
und Finesse<br />
Der erste Neuenburger Wein <strong>des</strong> neuen Jahrgangs,<br />
der «Non Filtré» 2011, ist am 18. Januar<br />
der Öffentlichkeit präsentiert worden. Er<br />
betört <strong>du</strong>rch typische Lindenblüten- und mineralische<br />
Noten sowie zarte Finesse auch seine<br />
ihm eigene angenehme Frische. Seine blassgoldene<br />
Farbe begeistert die Weinliebhabe.<br />
Diese Chasselas-Spezialität ist der ideale Begleiter<br />
für Fischgerichte und Käsespeisen<br />
(siehe Seite 56).<br />
«Non-Filtré» 2011:<br />
Grande finesse<br />
d’arômes<br />
Conformément à la tradition, le premier <strong>vin</strong><br />
neuchâtelois <strong>du</strong> millésime 2011, le Chasselas<br />
Non-Filtré, a été mis sur le marché la 3e semaine<br />
de janvier. La première présentations publique<br />
s’est déroulé le mercredi 18 janvier au<br />
Péristyle de l’Hôtel-de-Ville de Neuchâtel (voir<br />
page 56).<br />
expo<strong>vin</strong>a primavera<br />
2012: wieder<br />
im Puls 5<br />
Nach fünf Jahren in Oerlikon kehrt die «expo<strong>vin</strong>a<br />
primavera» zurück in den Puls 5 und damit<br />
zurück zu ihrem Ursprung. Vom 29. März bis<br />
zum 4. April 2012 wird die Frühlings-Weinmesse<br />
das frühere In<strong>du</strong>striequartier beleben,<br />
das sich längst zum angesagten Event-Center<br />
«Zürich-West» gemausert hat. An rund hundert<br />
modernen Ständen haben Weinfreundinnen und<br />
Weinfreunde Gelegenheit, die ersten Weine<br />
<strong>des</strong> Jahrgangs 2011 aus der Schweiz und den<br />
weiteren bedeutenden Anbaugebioeten Europas<br />
zu verkosten. www.expo<strong>vin</strong>a.ch<br />
Aktuell<br />
«Das Weinspiel»<br />
Ein Weinprofi und ein Spielautor haben gemeinsam<br />
ein Spiel geschaffen, das allen Weinfreundinnen<br />
und Weinfreunden die Möglichkeit<br />
bietet, spielerisch die Welt der Weine zu entdecken.<br />
Anfänger in Sachen Wein werden<br />
daran ebenso Spass finden wie Fortgeschrittene.<br />
Nicht-Wisser haben die gleichen Chancen,<br />
über ein Aroma oder einen Weinfehler zu<br />
stolpern, wie Kennerinnen und Kenner. Und<br />
auch wenn Sie wissen sollten, dass Guyot<br />
keine Rebsorte ist, sind Sie noch längst nicht<br />
Weinkönigin oder Weinkönig... Ein höchst unterhaltsames<br />
«Instrument» auch fürs Training<br />
auf den nächsten Coupe <strong>ANAV</strong>!<br />
«Ami <strong>du</strong> Vin»-Leser können von einem Sonderangebot<br />
profitieren. Siehe Inserat auf Seite 55.<br />
2011: Una bella<br />
annata svizzera<br />
La vendemmia 2011 si contraddistingue per la<br />
qualità straordinaria e con un volume pari a<br />
1’121’232 ettolitri supera del 4,3 per cento la<br />
media quinquennale. – La qualità straordinaria<br />
della vendemmia 2011 è ricon<strong>du</strong>cibile anche<br />
alla primavera eccezionalmente calda e al clima<br />
secco e soleggiato che ha caratterizzato gli ultimi<br />
mesi estivi e quelli autunnali. Grazie a temperature<br />
primaverili particolarmente miti, in<br />
tutta la Svizzera le piante di vite hanno iniziato<br />
a germogliare precocemente come non succedeva<br />
ormai da tempo (inizio - metà aprile), tanto<br />
che il ciclo vegetativo si è concluso con circa<br />
tre settimane di anticipo rispetto all’anno precedente<br />
(vedi pag. 6 e 9) .<br />
2<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Nach einer sehr schönen<br />
Schweizer Weinernte<br />
Wir haben uns in den vergangenen Jahren beinahe<br />
schon an qualitativ gute bis hervorragende<br />
Schweizer Weinernten gewöhnt. Nicht selten<br />
liess und lässt ein goldener Herbst uns Weinfreundinnen<br />
und Weinfreunde einen verregneten<br />
Sommer vergessen. Auch im 2011 war dem<br />
so (siehe Seiten 5 bis 9). Nach einem sehr warmen<br />
Frühling folgte auf einen «touristisch» verpatzten<br />
Hochsommer ein für das harmonische<br />
Ausreifen der Trauben und für deren Lese geradezu<br />
idealer Abschluss <strong>des</strong> Weinjahres. Das Resultat<br />
ist einmal mehr erfreulich. In den Kellern<br />
schlummert ein frisch-fruchtiger, aromatischer<br />
Weisser und ein gehaltvoller, von reifen Tanninen<br />
getragener Roter. Die ersten Jungweine<br />
sind viel versprechend. Der Neuenburger Non-<br />
Filtré, zum Beispiel (siehe Seite 56), der weisse<br />
Vorboten <strong>des</strong> neuen Jahrgangs, vermag nicht<br />
nur Fans dieser Spezialität restlos zu begeistern.<br />
Auch mengenmässig «stimmt» der Jahrgang<br />
2011. Dies nachdem sich seit 2005 die<br />
Schweizer Pro<strong>du</strong>zenten mehrheitlich an Ernten<br />
gewöhnen mussten, mit denen die Nachfrage<br />
kaum befriedigt werden konnte. Wie immer bestätigen<br />
Ausnahmen die Regel. In einigen Regionen<br />
sind zwar grössere Ertragseinbussen vor<br />
allem <strong>du</strong>rch Hagelschläge zu beklagen. Aber<br />
insgesamt wurde die Arbeit der Winzer nicht<br />
nur <strong>du</strong>rch die Qualität der Trauben sondern<br />
auch <strong>du</strong>rch die Menge belohnt.<br />
Nicht alle Winzer wollen sich jedoch über<br />
den reichen Erntesegen freuen. Namentlich in<br />
einigen traditionellen Weissweingebieten der<br />
Romandie fühlt man sich von den direkten Auswirkungen<br />
<strong>des</strong> hohen Frankenkurses bedroht.<br />
Es wird gar die Angst davor geschürt, die Weinkonsumenten<br />
würden sich auf Kosten der<br />
Schweizer Weine «billigsten» ausländischen<br />
Gewächsen zuwenden.<br />
Es wäre blauäugig zu glauben, wir Eidgenossen<br />
wären von den Folgen der inter<strong>nationale</strong>n<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise nicht betroffen.<br />
Die Befürchtungen aber, der Schweizer Weinkonsument<br />
würde den einheimischen Gewächsen<br />
allein der tiefen Preise der ausländischen<br />
Konkurrenz wegen untreu, sind aus meiner Sicht<br />
kaum zu begründen. Und was uns Weinfreunde<br />
betrifft, sind sie unberechtigt – ganz abgesehen<br />
Editorial<br />
davon, dass wir uns in der Regel nicht mit derartigen<br />
«Qualitäten» beschäftigen. Allein die Veranstaltungen,<br />
welche in den Sektionen und in<br />
unserer <strong>nationale</strong>n Vereinigung dieses Jahr geplant<br />
sind, zeigen es: Wir sind nicht nur Freunde<br />
<strong>des</strong> edlen Weins, sondern ganz besonders auch<br />
<strong>des</strong> Schweizer Weins.<br />
Ein Blick auf die Importzahlen von 2011<br />
könnte zudem sogar Pessimisten unter den<br />
Winzern beruhigen. Trotz <strong>des</strong> hohen Frankenkurses<br />
wurde nämlich im vergangenen Jahr<br />
deutlich weniger ausländischer Wein in die<br />
Schweiz eingeführt als im 2010... Gefahr droht,<br />
so glaube ich, aus einer ganz anderen Richtung.<br />
Was mich beunruhigt, ist die schwindende<br />
Bedeutung <strong>des</strong> Weins und der Genusskultur in<br />
unserer Gesellschaft. Verantwortlich dafür sind<br />
wohl vor allem der «moderne» Lebensstil, geprägt<br />
von zunehmender Mobilität, Arbeitsintensität<br />
und Zeitmangel. Der Wein wird vom Wasser<br />
verdrängt und nicht vom ausländischen Rebensaft!<br />
Wer sich nur noch verpflegt und Feuchtigkeit<br />
zuführt, interessiert sich nicht für Wein,<br />
möge dieser auch noch so billig und trinkbar sein.<br />
Ich komme mir nun aber beinahe vor wie jener<br />
Pfarrer, der von der Kanzel herab seine<br />
treuen Schäfchen zu armen Sündern macht,<br />
statt sich über deren Besuch im «Stall» zu<br />
freuen. Ebensowenig wie diese imstande sind,<br />
das Böse aus der Welt zu verbannen, werden<br />
wir Weinfreunde die wirtschaftlichen Probleme<br />
der Winzer lösen. Wir können aber mit unserem<br />
Beispiel als gesellige Geniesser dazu beitragen,<br />
dass ein gutes Glas Wein wieder zum obligaten<br />
Begleiter einer Speise wird. Es steht uns auch<br />
gut an, den Wirt in unserem Stammlokal darauf<br />
aufmerksam zu machen, dass ein Glas guten<br />
Weines, woher er auch stammen möge, nicht<br />
mehr als einen Fünflieber kosten muss.<br />
Mit der Bitte um Nachsicht für das sehr<br />
späte Erscheinen dieser Ausgabe wünsche ich<br />
Euch im «restlichen» neuen Jahr Gesundheit<br />
und viele weinfreundschaftliche Begegnungen.<br />
Othmar Stäheli<br />
Après de très belles vendanges<br />
en Suisse<br />
Ces dernières années en Suisse, nous étions déjà<br />
habitués à de belles voire d’excellentes vendanges<br />
sur le plan qualitatif. Il n’est pas rare qu’un<br />
Othmar Stäheli, Chefredaktor<br />
automne nous fasse ou faisait oublier nous les<br />
amies et <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong> un été pluvieux. C’est justement<br />
ce qui fut le cas pour 2011 (voir page 10 à<br />
12). Après un printemps très chaud et un été<br />
«touristique» mal réussi une belle fin d’été et un<br />
septembre idéal ont permis une maturation harmonieuse<br />
<strong>du</strong> raisin et <strong>des</strong> vendanges parfaites.<br />
Le résultat est une fois de plus réjouissant. Un<br />
<strong>vin</strong> blanc frais et fruité et un rouge avec <strong>des</strong> tannins<br />
mûrs sommeillent dans les caves. Les <strong>vin</strong>s<br />
nouveaux sont prometteurs. Le non-filtré neuchâtelois<br />
par exemple (voir page 56), le premier<br />
chasselas de la nouvelle récolte, ne sé<strong>du</strong>ira pas<br />
que les fans de cette spécialité.<br />
L’année 2011 est également «bonne» sur le<br />
plan quantitatif. Enfin, car depuis 2005 les pro<strong>du</strong>cteurs<br />
ont dû s’habituer à <strong>des</strong> récoltes à peine<br />
suffisantes pour satisfaire la demande. Des exceptions<br />
confirment comme toujours la règle.<br />
Dans quelques régions, on déplore <strong>des</strong> pertes de<br />
rendement conséquentes surtout à cause de la<br />
grêle. Mais dans l’ensemble, le travail <strong>des</strong> vignerons<br />
a été récompensé non seulement par la<br />
qualité <strong>du</strong> raisin mais aussi par la quantité.<br />
Malgré cette riche récolte, tous les vignerons<br />
n’affichent pas une mine réjouie. Notamment<br />
dans certaines régions viticoles traditionnelles<br />
de la Suisse romande où l’on se sent<br />
menacé par les effets directs <strong>du</strong> cours <strong>du</strong> franc<br />
élevé. Même la peur est attisée par le fait que<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 2/10 3
les consommateurs de <strong>vin</strong> se tourneraient vers<br />
<strong>des</strong> crus étrangers «meilleurs marchés» aux<br />
frais <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s suisses.<br />
Il serait naïf de croire que nous les Confédérés<br />
ne soyons pas touchés par les suites de<br />
la crise inter<strong>nationale</strong> financière et économique.<br />
Les craintes que le consommateur de <strong>vin</strong><br />
suisse serait infidèle aux crus <strong>du</strong> pays uniquement<br />
à cause <strong>des</strong> prix bas de la concurrence<br />
étrangère sont à mes yeux infondées. Et pour<br />
nous amateurs et <strong>amis</strong> de <strong>vin</strong> elles sont même<br />
injustifiées - car en général nous ne nous occupons<br />
pas de ce genre de «qualités». Rien que<br />
les manifestations qui sont prévues cette année<br />
dans les sections et notre réunion <strong>nationale</strong> le<br />
prouvent: nous ne sommes pas seulement <strong>des</strong><br />
amateurs de <strong>vin</strong>s nobles mais aussi et surtout<br />
de <strong>vin</strong>s suisses.<br />
Un regard sur les chiffres d’importation de<br />
2011 peut toutefois tranquilliser les vignerons<br />
les plus pessimistes. Malgré un cours <strong>du</strong> franc<br />
élevé, on a nettement moins importé de <strong>vin</strong>s<br />
étrangers en Suisse qu’en 2010… le danger est<br />
ailleurs, <strong>du</strong> moins je le crois.<br />
Ce qui m’inquiète est l’importance déclinante<br />
<strong>du</strong> <strong>vin</strong> et de la culture <strong>du</strong> plaisir de notre<br />
société. Sont responsables de cela surtout le<br />
mode de vie «moderne», une mobilité croissante,<br />
l’intensité <strong>du</strong> travail et le manque de repos.<br />
Le <strong>vin</strong> est é<strong>vin</strong>cé par l’eau et pas par le jus<br />
de la traille étranger! Celui qui ne fait que de se<br />
nourrir et se désaltérer, ne s’intéresse pas au<br />
<strong>vin</strong>, aussi bon marché et buvable qu’il soit.<br />
Je me sens un peu comme un curé qui fait<br />
de ses petits moutons fidèles au bas de la<br />
chaire de pauvres pécheurs au lieu de se réjouir<br />
d’une visite à «l’étable». Tout comme eux qui ne<br />
sont pas être en mesure de bannir les méchants<br />
<strong>du</strong> monde, nous les amies et <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong> ne<br />
pouvons pas non plus résoudre les problèmes<br />
économiques <strong>des</strong> vignerons. Mais nous, épicuriens<br />
dans l’âme, pouvons cependant contribuer<br />
à ce qu’un bon verre de <strong>vin</strong> accompagne obligatoirement<br />
un bon petit plat. Nous pouvons<br />
également attirer l’attention <strong>du</strong> patron de notre<br />
restaurant préféré, qu’un verre d’un bon <strong>vin</strong>,<br />
peu n’importe son origine, ne doit pas coûter<br />
plus de cinq francs...<br />
En vous présentant toutes mes excuses<br />
pour la parution tardive de cette édition, je vous<br />
souhaite pour l’année entamée beaucoup de<br />
joie, de santé et de belles rencontres amicales<br />
dans l’univers <strong>du</strong> <strong>vin</strong>. Othmar Stäheli<br />
4<br />
Editorial<br />
Dopo una bellissima<br />
vendemmia svizzera<br />
Negli scorsi anni ci siamo quasi abituati a delle<br />
vendemmie svizzere qualitativamente buone<br />
sino a eccellenti. Non di rado un autunno dorato<br />
ha fatto e fa dimenticare un’estate piovosa<br />
anche alle amiche e agli amici del <strong>vin</strong>o. Ciò si è<br />
avverato anche nel 2011 (vedi pagine 6). Dopo<br />
una primavera molto mite e un’alta estate «turisticamente»<br />
ro<strong>vin</strong>ata, l’annata viti<strong>vin</strong>icola si è<br />
conclusa in modo addirittura ideale grazie a una<br />
maturazione perfetta e omogenea delle uve e<br />
alla loro raccolta.<br />
Il risultato è stato ancora una volta rallegrante.<br />
Nelle cantine sonnecchiano un <strong>vin</strong>o bianco<br />
di gradevole acidità, fruttato e aromatico,<br />
nonché un rosso pieno, supportato da tannini<br />
maturi. I primi <strong>vin</strong>i giovani sono molto promettenti.<br />
Per esempio il Neuenburger non filtrato<br />
(vedi pagina...), il precursore bianco della nuova<br />
annata, entusiasma completamente non soltanto<br />
gli appassionati di questa specialità.<br />
L’annata 2011 «va bene» anche quantitativamente.<br />
Ciò dopo che, dal 2005 in poi, parecchi<br />
pro<strong>du</strong>ttori svizzeri dovevano abituarsi a<br />
delle raccolte con cui difficilmente riuscivano a<br />
soddisfare l’offerta. Come sempre l’eccezione<br />
conferma la regola. In alcune regioni si lamentano<br />
in vero dei cali di rendimento soprattutto<br />
in seguito a devastanti grandinate. In complesso<br />
però il lavoro dei viticoltori è stato onorato<br />
non solo per la qualità dell’uva, ma anche<br />
per la sua quantità.<br />
Tuttavia, non tutti i vignaioli si rallegrano di<br />
questa manna ca<strong>du</strong>ta dal cielo. Segnatamente<br />
in alcune regioni della Romandia ove si pro<strong>du</strong>ce<br />
tradizionalmente il <strong>vin</strong>o bianco, ci si sente minacciati<br />
dalle ripercussioni dirette dell’alto<br />
corso del franco. Viene persino fomentata la<br />
paura che i consumatori di <strong>vin</strong>o si orientino<br />
verso i <strong>vin</strong>i esteri «a bassissimo prezzo», a scapito<br />
dei <strong>vin</strong>i svizzeri.<br />
Sarebbe ingenuo credere che noi svizzeri<br />
non fossimo colpiti dalle conseguenze della<br />
crisi finanziaria e economica internazionale.<br />
Tuttavia, a mio modo di vedere le paure che il<br />
consumatore di <strong>vin</strong>o svizzero abbandoni i prodotti<br />
indigeni unicamente a causa dei bassi prezzi<br />
offerti dalla concorrenza estera, sono difficilmente<br />
giustificabili. E per quanto ci concerne<br />
- in veste di amici del <strong>vin</strong>o - tali apprensioni<br />
sono fuori luogo – a prescindere dal fatto che,<br />
di regola, non ci interessiamo né ci occupiamo<br />
di simili «qualità». Ciò è dimostrato anche dalle<br />
manifestazioni previste quest’anno nelle sezioni<br />
e in seno alla nostra interprofessione: Non<br />
siamo solo amici del <strong>vin</strong>o nobile, ma in particolare<br />
anche del <strong>vin</strong>o svizzero.<br />
Uno sguardo alle cifre sulle importazioni<br />
del 2011 dovrebbe tranquillizzare persino i viticoltori<br />
più pessimisti. Nonostante l’elevato<br />
corso del franco svizzero, l’anno scorso è stato<br />
importato nel nostro Paese molto meno <strong>vin</strong>o<br />
estero rispetto al 2010. Secondo me, il pericolo<br />
proviene da tutt’altra parte.<br />
Ciò che mi inquieta è la scemante importanza<br />
del <strong>vin</strong>o e del suo apprezzamento in seno<br />
alla nostra società. Tale fatto è in<strong>du</strong>bbiamente<br />
imputabile soprattutto al «moderno» stile di<br />
vita contrassegnato dal costante aumento della<br />
mobilità, dell’intensità lavorativa e della mancanza<br />
di tempo. Il <strong>vin</strong>o viene sostituito dall’acqua<br />
e non dal <strong>vin</strong>o straniero! Chi pensa solo a<br />
nutrirsi e a ingerire liquidi non ha interesse per<br />
il <strong>vin</strong>o, nemmeno se questo è a prezzo stracciato<br />
e bevibile.<br />
Mi sembra di essere un po’ come quel parroco<br />
che dal pulpito accusa le sue fedeli pecorelle<br />
di essere povere peccatrici, anziché rallegrarsi<br />
che tornano sempre «all’ovile». Così<br />
come esse non sanno togliere il male dal<br />
mondo, tanto meno gli amici del <strong>vin</strong>o sanno risolvere<br />
i problemi economici. Tuttavia, con il<br />
nostro buon esempio di goditori socievoli possiamo<br />
contribuire a che un buon bicchier di <strong>vin</strong>o<br />
diventi nuovamente un fedele accompagnatore<br />
dei cibi. Sarebbe inoltre vantaggioso se ren<strong>des</strong>simo<br />
attento l’oste del nostro locale abituale<br />
che un buon bicchier di <strong>vin</strong>o, indipendentemente<br />
dalla sua provenienza, non debba<br />
costare più di cinque franchi.<br />
Facendo affidamento sulla vostra comprensione<br />
per la tarda apparizione di questa edizione,<br />
vi porgo, per il «resto» del nuovo anno, i<br />
migliori auguri di ogni bene e di tanti incontri<br />
amichevoli all’insegna del <strong>vin</strong>o.<br />
Othmar Stäheli<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Die Schweizer Weinlese 2011<br />
Die Schweizer Winzer haben im 2011<br />
mit über 112 Millionen Litern die<br />
grösste Ernte der letzten fünf Jahre<br />
eingekellert, um rund 9% mehr als im<br />
vergangenen Jahr. Die Qualität <strong>des</strong><br />
Jahrgangs liegt deutlich über dem<br />
langjährigen Mittel. Die günstigen<br />
Witterungsbedingungen im Herbst haben<br />
das grosse Defizit wettgemacht, für<br />
welches der missliche «Sommer» gesorgt<br />
hatte. Zum mengenmässig insgesamt<br />
markant über<strong>du</strong>rchschnittlichen<br />
Ertrag haben alle Regionen beigetragen,<br />
die Romandie mit einer Ernte von<br />
rund 90 Millionen Litern gegenüber<br />
82,3 im 2010. Die Deutschschweiz kellerte<br />
um 16,5 Millionen Liter ein (im<br />
Vorjahr rund 15 Millionen Liter), die<br />
italienische Schweiz gegen 58 Millionen<br />
Liter (53,3 im 2010). – Im Folgenden<br />
ein Überblick über die Weinlese<br />
in den Kantonen aufgrund der<br />
offiziellen Ernteberichte:<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Dossier<br />
Ausserordentliche Qualität<br />
in grosszügiger Menge<br />
von Othmar Stäheli<br />
Wallis<br />
Die Winzer <strong>des</strong> Vieux Pays haben 43,3 Millionen<br />
Liter Wein <strong>des</strong> Jahrgangs 2011 eingkellert,<br />
um 5,3 Prozent mehr als im langjährigen Mittel.<br />
Verantwortlich dafür ist die Chasselas-Ernte.<br />
Mit rund 10 Millionen Liter wurden um 400’000<br />
Liter mehr eingebracht als im Vorjahr. An Pinot<br />
Noir und Gamay konnten die Kellereien Mengen<br />
übernehmen, die in etwa dem zehnjährigen<br />
Durchschnitt entsprechen. Was die Qualität betrifft,<br />
wird sowohl der weisse als auch der rote<br />
Jahrgang 2011 als «sehr gut» beurteilt. Die<br />
Weissen sind geprägt von Reife und intensiven<br />
Aromen. Die gut strukturierten Roten strotzen<br />
von Frucht, Würze und Charakter.<br />
Waadt<br />
Die Ernte 2011 im Waadtland brachte den Winzern<br />
und Einkellerern mengenmässig <strong>du</strong>rchschnittliche<br />
Erträge von beachtlicher Güte. Dies<br />
sowohl bei den weissen wie auch den roten Gewächsen.<br />
Insgsamt konnten 30,6 Millionen Liter<br />
(<strong>vin</strong> clair) eingekellert werden, 21,6 Millionen<br />
Liter Weiss- und 9 Millionen Liter Rotwein.<br />
Diese Mengen sind vergleichbar mit jenen der<br />
Jahre 1997 und 2007.<br />
5
Die Qualität <strong>des</strong> Chasselas erinnert an die beiden<br />
grossen Gutedel-Jahrgänge 1992 und 2000.<br />
Man darf sehr schön ausgewogene Weisse erwarten,<br />
geprägt von Pfirsich- und Honigtönen<br />
und einer gewissen Salzigkeit. – Der Pinot noir<br />
nähert sich dem 2003er, der Gamay an das Jahr<br />
2005. Beide rote Gewächse zeichnen sich <strong>du</strong>rch<br />
eine sehr schöne Farbentwicklung aus. Dahinter<br />
verbirgt sich eine grosszügige Fruchtigkeit,<br />
gefestigt <strong>du</strong>rch gut gereifte Tannine.<br />
6<br />
Genf:<br />
Trotz Grossernte sehr gute Qualität<br />
Mit einem Ertrag von 11,5 Millionen Liter<br />
wurde im Genfer Anbaugebiet (inkl. Grenzzone)<br />
eine Ernte eingekellert, die um 11,8% grösser<br />
ist ale jene <strong>des</strong> guten Vorjahres und um 17,4%<br />
über dem langjährigen Mittel liegt. Insbesondere<br />
die beiden Hauptsorten Chasselas und Gamay<br />
sind für die mengenmässige Steigerung<br />
verantwortlich. An Spezialitäten wurde nur<br />
leicht mehr geerntet als im 2010. Und licht<br />
rückläufig ist der Ertrag an Gamaret.<br />
Für die Kampagne 2012 von besonderer Bedeutung<br />
ist die markante Steigerung der Pro<strong>du</strong>ktion<br />
von Landwein, nämlich um 40%! Die<br />
dieses Jahr registrierte Ertragssteigerung ist<br />
weitestgehend auf die indiesem Sektor einge-<br />
Dossier<br />
Weinlese in den Genfer Reben. (Aufnahme: © Régis Colombo/www.diapo.ch)<br />
brachten Mehrmengen zurückzuführen. Im Vergleich<br />
damit ist die Ertragssteigerung bei den<br />
AOC-Weinen relativ bescheiden (+1,2%).<br />
Neuenburg:<br />
dritter Super-Jahrgang in Folge<br />
Nach den beiden ausserordentlichen Ernten<br />
2009 und 2010 wurde im Kanton Neuenburg ein<br />
weiterer grossartiger Jahrgang eingekellert.<br />
Mit einem <strong>du</strong>rchschnittlichen Ertrag von 714<br />
Gramm pro Quadratmeter konnte zudem eine<br />
etwas grössere Menge gelesen werden als im<br />
Vorjahr. An Chasselas wurden im Mittel 883<br />
Gramm/m2 geerntet, an Pinot noir 630 Gramm.<br />
Die Mostzuckergewichte gleichen jenen der<br />
beiden Vorjahre. Der Pinot noir wog ausgezeichnete<br />
97,1 Oechslegrade, der Chasselas<br />
74,7 Grad. Anlässlich der Lancierung <strong>des</strong> «Non-<br />
Filtré», am 18. und 19. Januar 2012, wird man<br />
sich ein erstes konkretes Urteil über den neuen<br />
weissen Jahrgang machen können. Über einen<br />
Wein, der übrigens mehr und mehr zur Rarität<br />
werden könnte, setzt sich doch der Rückgang<br />
der mit Chasselas bestockten Rebfläche ungebremst<br />
fort. Dieses Jahr waren erstmals weniger<br />
als 200 Hektaren (von insgesamt 597 ha)<br />
mit dem einstigen Leader-Gewächs <strong>des</strong> Neuenburger<br />
Weinbergs bepflanzt.<br />
Bern<br />
Im Kanton Bern wurden von 91 Einkellerern etwas<br />
mehr als 2 Millionen Kilogramm Trauben<br />
eingebracht, nach 2009 die zweitgrösste Ernte<br />
im zehnjährigen Vergleich. Rund<br />
In den Bielersee-Reben wurden dieses Jahr<br />
1,86 Millionen Kilogramm Trauben geerntet, davon<br />
gegen 800’000 kg Chasselas und rund<br />
654’000 kg Blauburgunder. Mit 92’740 kg folgte<br />
der Chardonnay, mit fast 70’000 kg der Pinot gris<br />
und mit 62’680 kg der Sauvignon blanc. Noch<br />
gut 34’000 kg waren Riesling-Silvaner-Trauben.<br />
Die Qualität wird als hervorragend bezeichnet.<br />
Die Mostzuckergewichte sowohl der weis-<br />
Una annata straordinaria dal profilo qualitativo per i <strong>vin</strong>i svizzeri<br />
Secondo il primo rapporto dell Ufficio federale dell’agricoltura, la vendemmia 2011 si<br />
contraddistingue per la qualità straordinaria e con un volume pari a 1’121’232 ettolitri supera<br />
del 4,3 per cento la media quinquennale.<br />
La qualità straordinaria della vendemmia 2011 è ricon<strong>du</strong>cibile anche alla primavera eccezionalmente<br />
calda e al clima secco e soleggiato che ha caratterizzato gli ultimi mesi estivi e quelli autunnali.<br />
Grazie a temperature primaverili particolarmente miti, in tutta la Svizzera le piante di vite hanno iniziato<br />
a germogliare precocemente come non succedeva ormai da tempo (inizio - metà aprile), tanto<br />
che il ciclo vegetativo si è concluso con circa tre settimane di anticipo rispetto all’anno precedente. –<br />
A inizio ottobre la vendemmia era giunta al termine praticamente in tutto il territorio nazionale.<br />
La vendemmia 2011 ha dato 1’121’232 ettolitri superando di 90’294 ettolitri, ovvero dell’8,8 per<br />
cento, il risultato dell’anno precedente ma soltanto del 4,3 per cento la media quinquennale. La superficie<br />
viticola è leggermente cresciuta nel 2011 rispetto all’anno prima, raggiungendo i 14’962<br />
ettari (20 ha o 0,1 % in più rispetto al 2010).<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
sen als auch der roten Sorten sind über<strong>du</strong>rchschnittlich.<br />
Der Chasselas wog im Mittel über 18<br />
Brix, der Blauburgunder deutlich mehr als 23 Brix.<br />
Am Thunersee wurde eine Ernte von<br />
145’348 kg eingekellert. davon rund 38’000 kg<br />
Blauburgunder und 79’000 kg Riesling-Silvaner.<br />
Auch hier wurden sehr gute Mostzuckergewichte<br />
gewogen. Der Blauburgunder wurde (bei<br />
einem mittleren Ertrag von seniger als 600<br />
Gramm m2 im Durchschnitt mit 23,3 Brix, der<br />
Riesling-Silvaner mit 19,1 Brix gelesen.<br />
Baselland/Solothurn<br />
Die Witterung war 2011 für die Reben ausserordentlich<br />
günstig. Der frühe Austrieb im warmen<br />
und trockenen April sorgte für einen optimalen<br />
Start. Die trockene warme Witterung<br />
liess den Krankheiten ab Beginn der Vegetation<br />
und den Schädlingen nur wenig Chancen. Die<br />
Trauben blieben sehr gesund. Die Ernte begann<br />
ab 3. September, drei Wochen früher als im Vorjahr.<br />
Das Traubengut war von ausgezeichneter<br />
Qualität und Gesundheit, die physiologische<br />
Reife ausgezeichnet, die Oechslegrade waren<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Dossier<br />
sehr hoch, und die Mengen sind gut. Der Blauburgunder<br />
erreichte bei einem mittleren Ertrag<br />
von 761 Gramm/m2 <strong>du</strong>rchschnittlich 101 Grad<br />
Oechsle, der Riesling-Silvaner bei 986<br />
Gramm/m2 <strong>du</strong>rchschnittlich 82 Grad, der Gutedel<br />
bei 821 Gramm/m2 <strong>du</strong>rchschnittlich 75<br />
Grad. Mit total 1064 Tonnen resultierte eine um<br />
einen Drittel höhere Traubenmenge als 2010.<br />
Aargau<br />
Im Kanton Aargau konnten 2,6 Millionen Kilogramm<br />
Trauben eingekellert werden, was eine<br />
Weinernte von 20’800 hl ergibt. Diese Erntemenge<br />
ist nur gut 3 Prozent kleiner als das<br />
langjährige Mittel von 21’300 hl. Im 2011 konnten<br />
um 13 Prozent mehr Trauben geerntet werden<br />
als im Vorjahr. Die Qualität lässt überhaupt<br />
keine Wünsche offen. Mit einem kantonalen<br />
Durchschnitt von 103°Oe beim Blauburgunder<br />
und 84°Oe<br />
beim Riesling-Silvaner drängt sich ein Vergleich<br />
mit dem legendären Jahrgang 2003 auf.<br />
Allerdings ist dieses Jahr die Menge um 15%<br />
grösser, und das heuer eingebrachte Taubengut<br />
macht einen physiologisch reiferen Eindruck als<br />
2003. Die Jungweine präsentieren sich denn<br />
auch sehr gehaltvoll und extraktreich.<br />
Luzern<br />
Der Luzerner Wein mit Jahrgang 2011 verspricht<br />
vorzüglich zu werden. Hervorragende<br />
klimatische Bedingungen mit einem warmen<br />
Frühjahr, einem wüchsigen Sommer und einem<br />
trockenen Herbst führten zu einer Rekordernte.<br />
Die gemessenen Zuckergehalte waren nur im<br />
Traumjahr 2003 noch leicht höher. Dies geht aus<br />
der amtlichen Weinlesekontrolle hervor, die von<br />
der Dienststelle Landwirtschaft und Wald vorgenommen<br />
worden ist.<br />
Die gelesene Menge von 295 Tonnen (Vorjahr<br />
240 Tonnen) bedeutet Rekord: Die Steigerung<br />
um über 20 Prozent ist nebst dem idealen<br />
Wetter auf die stets wachsenden Rebbauflächen<br />
zurückzuführen. Die Erntemenge entspricht rund<br />
300’000 Flaschen Wein - und damit nicht ganz<br />
einer Flasche pro Einwohner im Kanton Luzern.<br />
Blick über die Reben von Auenstein (AG)<br />
in Richtung Aaretal.<br />
7
8<br />
Schwyz<br />
Die Wärme war das ganze Jahr über<strong>du</strong>rchschnittlich<br />
hoch. Trockenes und feuchtes Wetter<br />
ergänzten sich optimal. Die Reben verdankten<br />
es mit einem prächtigen Wachstum, grosser<br />
Menge Trauben von hervorragender Qualität.<br />
Ein allseits hervorragen<strong>des</strong> Jahr wäre es geworden,<br />
wenn nicht der fürchterliche Hagelschlag<br />
vom 7. Juli fast die gesamte Ernte in den<br />
Höfen vernichtet hätte. Im restlichen Schwyzer<br />
Anbaugebiet <strong>du</strong>rften die Winzer gute Mengen<br />
von hervorragender Qualität einbringen.<br />
Aufgrund <strong>des</strong> Ertragsausfalls in den Reben<br />
am linken Zürichseeufer wurde die kleinste<br />
Ernte seit 1994 eingekellert. Die insgesamt geernteten<br />
Traubenmengen sind um ein Drittel geringer<br />
als im ertragsarmen Vorjahr und liegen<br />
um 39% unter dem Zehnjahres<strong>du</strong>rchschnitt. –<br />
Tröstlich ist die Qualität <strong>des</strong> «Rests». Der<br />
Zuckergehalt der Riesling-Silvaner-Trauben erreichte<br />
sehr gute 78 Grad Oechsle. Der Blauburgunder<br />
wog im Mittel 92 Grad Oechsle und<br />
ist damit bei den besten Jahrgängen (2000,<br />
2006 und 2007). Man darf aromatische, fruchtiger<br />
Weine <strong>des</strong> Jahrgangs 2011 erwarten. An<br />
Leutschner wird es jedoch mangeln.<br />
Zürich<br />
Der Wümmet in den Zürcher Reben begann bereits<br />
in der letzten Augustwoche mit der<br />
frühreifen Sorte Solaris. Mitte September war<br />
der Grossteil <strong>des</strong> Riesling-Silvaners schon geerntet.<br />
Auch der Blauburgunder wurde schon in<br />
den Tagen um den Monatswechsel gelesen –<br />
so früh wie selten. Mitte Oktober war die Lese<br />
2011 praktisch zu Ende. Der letzte Posten - Syrah<br />
- trug das Lesedatum 14. November.<br />
Die Qualität der geernteten Trauben darf<br />
als hervorragend eingestuft werden. Die lange<br />
Vegetationsperiode, das der Rebe zuträgliche<br />
Wetter, das weitgehend gesunde Laubwerk und<br />
die herrlichen Wochen im Herbst trugen entscheidend<br />
dazu bei. Der Riesling-Silvaner erreichte<br />
81.8° - nur gerade 2003 lag das Mostgewicht<br />
höher. Der Blauburgunder schloss ab<br />
mit 96.6 °Oe und liegt damit mit an der Spitze<br />
der letzten Dekade. Der Räuschling, die<br />
flächenmässig drittwichtigste Zürcher Spezialität,<br />
erreichte hohe 79.7 °Oe.<br />
Dossier<br />
Vom Zürcher Jahrgang 2011 wurden 4,8 Mio. kg<br />
(oder 787 Gramm pro m2 Rebfläche) geerntet,<br />
17% mehr als im 2010 und 7% mehr als im<br />
zehnjährigen Mittel. Aus der Ernte 2011 werden<br />
36’000hl Wein gekeltert; das ergibt 2,8 Liter pro<br />
ZürcherIn.<br />
Schaffhausen<br />
Das Schaffhauser Rebjahr war geprägt <strong>du</strong>rch die<br />
ausserordentliche Frühjahrstrockenheit und drei<br />
heftige Hagelschauer, welche praktisch den<br />
ganzen Kanton in Mitleidenschaft gezogen haben.<br />
Der Herbst präsentierte sich jedoch von seiner<br />
allerbesten Seite und brachte Spitzenqualitäten<br />
vor die Kellertüren. Die Hauptsorte<br />
Blauburgunder erreichte hervorragende 99.9°Oe.<br />
Der Riesling-Silvaner erzielte ebenfalls ein hohes<br />
mittleres Mostgewicht von 82.5°Oe.<br />
Die Gesamternte ist mit 3,28 Millionen Kilo<br />
Trauben oder 26’211 Hektoliter Wein um 14%<br />
deutlich geringer ausgefallen als diejenige <strong>des</strong><br />
Vorjahres.<br />
Thurgau<br />
Hervorragende Witterungsverhältnisse, über<strong>du</strong>rchschnittliche<br />
Temperaturen, Niederschläge<br />
zur richtigen Zeit und ausgezeichnete Erntebedingungen<br />
prägen den Spitzenjahrgang 2011. In<br />
den Thurguer Reben wurde unter idealen Ver-<br />
Naturschauspiel über den Reben von Hallau. (Bild Romü)<br />
hältnissen eine «Bilderbuchernte» eingekellert,<br />
wie der zuständige Rebbaukommissär mitteilt.<br />
Mengenmässig und qualitativ liegt sie deutlich<br />
über dem langjährigen Mittel. Die Mostzuckergewichte<br />
erreichen beinahe die Werte <strong>des</strong> Rekordjahrgangs<br />
2003. An Blauburgunder wurden<br />
um 14% und an Müller-Thurgau um 17% grössere<br />
Mengen eingekellert als im 10-jährigen<br />
Mittel. Die Oechslegrade liegen beim Blauburgunder<br />
mit 96°Oe um 6 Grad und beim Müller-<br />
Thurgau mit 80°Oe um 4 Grad über dem 10jährigen<br />
Mittel. Die gesamte Traubenmenge<br />
2011 übertrifft mit 2’140 Tonnen deutlich jene<br />
der Vorjahresernte.<br />
St. Gallen<br />
Die Weinernte 2011 ist im Kanton St. Gallen<br />
hervorragend ausgefallen. Der ungewöhnlich<br />
warme Frühling hat zu einem sehr frühen Blühet<br />
und einem grossen Vegetationsvorsprung geführt.<br />
Der goldene Spätsommer und der wunderschöne<br />
Herbst haben eine sehr hohe Qualität<br />
und eine leicht über<strong>du</strong>rchschnittliche Erntemenge<br />
gebracht. Die Sorte Blauburgunder erreichte<br />
stolze 98° Oechsle. Die weisse Hauptsorte,<br />
der Müller-Thurgau (Riesling-Silvaner)<br />
erzielte eine Mittelgradation von sehr guten 79°<br />
Oechsle. An Müller-Thurgau wurden 1’567 Hektoliter<br />
eingekellert. Im Durchschnitt sind pro<br />
Quadratmeter 751 Gramm Trauben gelesen worden.<br />
Der diesjährige Ertrag liegt damit leicht<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
über dem zehnjährigen Durchschnitt von rund<br />
1’500 Hektolitern. An Blauburgunder konnten<br />
888’887 Kilogramm oder 641 Gramm pro Quadratmeter<br />
gelesen werden. Aus dieser Traubenmenge<br />
resultieren 6’667 Hektoliter Wein.<br />
Auch diese Menge liegt leicht über dem<br />
langjährigen Durchschnitt von 6’600 Hektolitern.<br />
Graubünden<br />
Menge über<strong>du</strong>rchschnittlich, Qualität hervorragend,<br />
so könnte im Telegrammstil die Ernte 2011<br />
am Bündner Rhein charakterisiert werden. Der Ertrag<br />
lag ins gesamt 7 Prozent über dem zehnjährigen<br />
Mittel. Bei den Rot wei nen waren es 3% mehr,<br />
bei den Weissweinen 22%. Eingekellert wurden<br />
18’693 hl Rot- und 5’293 hl Weiss wein, insgesamt<br />
23’986 hl. Das ergibt 3,2 Millionen Weinflaschen<br />
mit einem Inhalt von 7,5 dl, 17 Flaschen pro Bündner<br />
Einwohner. Die Durchschnittserträge betrugen<br />
beim Riesling-Silvaner 1’019 Gramm pro m2 und<br />
beim Blauburgunder 733 Gramm.<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Dossier<br />
Der Riesling-Silvaner er reichte einen Durchschnitt<br />
von 82 Grad Öchsle. Der Blau burgunder<br />
Bilancio dell’Interprofessione della Vite e del Vino Ticinese<br />
Ticino: grande soddisfazione per un’eccellente vendemmia 2011<br />
Ottima qualità delle uve, <strong>vin</strong>i dalla grandi potenzialità e quantitativi di poco superiori alla<br />
media decennale. È il ritratto della vendemmia 2011, che si è chiusa con grande soddisfazione<br />
per viticoltori e <strong>vin</strong>ificatori. – Segue un estratto del comunicato dell’Interprofessione della<br />
Vite e del Vino Ticinese:<br />
Complici anche i mutamenti climatici ecco in Ticino ancora una vendemmia da incorniciare, che<br />
rende felici tutti gli attori della filiera viti<strong>vin</strong>icola cantonale. Infatti, non si può che definire particolarmente<br />
positiva la chiusura dell’anno viticolo appena trascorso. L’eccellente lavoro degli oltre<br />
3’300 viticoltori attivi nel Cantone di Ticino, ha permesso di ottenere un raccolto di assoluto valore<br />
qualitativo, per nulla influenzato dalle bizze meteorologiche di fine primavera e inizio estate. Un<br />
raccolto che ha di poco superato la media decennale (per le uve Merlot +1,5%) che purtroppo non<br />
consentirà di riequilibrare le scorte di <strong>vin</strong>o ticinese rispetto alla richiesta del mercato.<br />
Bianchi fruttati – rossi con grandi potenzialità<br />
I <strong>vin</strong>ificatori dal canto loro hanno potuto pro<strong>du</strong>rre dei <strong>vin</strong>i di assoluto valore. I bianchi, alcuni dei<br />
quali già in commercio, sono particolarmente fruttati e di grande equilibrio. I rossi, dal canto loro,<br />
hanno grandi potenzialità: colore particolarmente intenso, profumi molto fruttati, strutture di<br />
grande complessità e di notevole eleganza.<br />
Pronto a continuare la sfida per rimanere ai vertici<br />
Il positivo andamento dei mercati sta premiando i notevoli sforzi intrapresi da tutta la filiera pro<strong>du</strong>ttiva<br />
cantonale. Il reddito generato permetterà inoltre di poter effettuare i necessari investimenti<br />
volti a fronteggiare una concorrenza sempre agguerrita e favorita per quanto concerne l’importazione<br />
da un tasso di cambio decisamente penalizzante per la pro<strong>du</strong>zione locale. Gli eccellenti risultati<br />
ottenuti dai <strong>vin</strong>i ticinesi al «Mondial <strong>du</strong> Merlot» sono particolarmente rassicuranti e lascano<br />
ben sperare: il Ticino viti<strong>vin</strong>icolo è pronto a continuare la sfida per rimanere ai vertici.<br />
Weinlese in den Bündner Reben. Menge und Qualität hervorragend. (Aufnahme: Hans Jüstrich)<br />
brachte es mit einem Zuckergehalt von 99°Oe<br />
auf einen optimalen Wert. Die Zuckergehalte bei<br />
den Spezialitäten waren ebenfalls sehr erfreulich:<br />
Chardonnay 93°Oe, Completer 103, Grauburgunder<br />
99, Mer lot 93 und Syrah 91 Grad.<br />
Tessin: ein Merlot<br />
von hervorragender Qualität<br />
Mengenmässig liegt der Ertrag der Ernte 2011<br />
im Tessin leicht über dem langjährigen Mittel.<br />
Im Gegensatz zu 2010 wurden im Sottoceneri<br />
leicht höhere Werte registriert als im Sopraceneri.<br />
An Merlot-Trauben wurde um 1,5% mehr<br />
eingekellert als im 2010, wobei man grössere<br />
regionale Unterschiede registrierte. So wurden<br />
im Mendrisiotto, im Luganese und im Bleniotal<br />
etwas kleinere Ernten als im langjährigen Mittel<br />
eingebracht. Anderseits übertrafen die Ernten<br />
im Locarnese, in der Region Riviera sowie<br />
in der Leventina quantitativ den zehnjährigen<br />
Durchschnitt.<br />
Was die Qualität betrifft, zeigen sich Winzer<br />
und Einkellerer sehr zufrieden. Sie sprechen<br />
von einem Jahrgang mit grossem Potenzial.<br />
Das <strong>du</strong>rchschnittliche Mostzuckergewicht liegt<br />
nahe bei den sehr guten Werten <strong>des</strong> Vorjahres.<br />
– Der Wert der gesamten Tessiner Weinernte<br />
2011 wird mit 27 Millionen Franken beziffert.<br />
Dies entspricht einer Steigerung um 4 Prozent<br />
im Vergleich mit dem Zehnjahresmittel.<br />
9
Bilan <strong>des</strong> vendanges suisses 2011<br />
Avec un total de 112 millions de litres,<br />
la récolte <strong>des</strong> vendanges 2011 peut être<br />
jugée quantitativement généreuse. On<br />
a encavé le volume le plus important<br />
<strong>des</strong> dernières cinq années. Le rendement<br />
est de 9% supérieur à celui de la<br />
récolte précédente. La qualité <strong>des</strong> raisins<br />
était étonnament élevée après l’été<br />
qui n‘a pas mérité son nom. L’automne<br />
avec <strong>des</strong> conditions météréologiques<br />
idéales a sauvé le millésime 2011.<br />
Toutes les régions ont contribué à ce<br />
résultat, le vignoble de la Suisse romande<br />
avec une récolte de 900’000 hl,<br />
la Suisse alémanique avec 164’000 hl<br />
et le Tessin avec 58’000 hl. – Par ce qui<br />
suit un bilan <strong>des</strong> vendanges dans les<br />
cantons viticoles les plus importants.<br />
10<br />
Dossier<br />
Qualité extraordinaire<br />
– quantité généreuse<br />
par Othmar Stäheli<br />
Valais:<br />
un millésime exubéran<br />
En Valais, on a encavé en 2011 un total de vendanges<br />
de 43,3 millions de litres, dont 17,34<br />
millions de litres de blancs et 25,95 millions de<br />
litres de rouges. Elle se situe à 5,3% au-<strong>des</strong>sus<br />
de la moyenne décennale de 41,1 millions de litres.<br />
La récolte est d’une très belle qualité. La<br />
teneur en sucre mesurée dans le moût de raisin<br />
se montait à 81,1°Oe pour le chasselas, valeur<br />
largement au-<strong>des</strong>sus de la moyenne de ces dix<br />
dernières années. Pour les autres principaux<br />
cépages <strong>du</strong> vignoble valaisan, les degrés se si-<br />
tuaient dans la moyenne décennale. Les blancs<br />
sont très expressifs, les rouges surprennent par<br />
<strong>des</strong> bouquets intenses de fruits noirs et d’épices<br />
chau<strong>des</strong>: <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s rouges de caractère.Les<br />
blancs sont très expressifs avec <strong>des</strong> notes de<br />
fruits mûrs intenses, <strong>des</strong> arômes floraux fectuée<br />
à pleine maturité. La bouche se révèle<br />
charnue, ample, structurée avec une acidité bienvenue<br />
qui souligne les côtés fruités et floraux.<br />
Pour garder cette fraîcheur et cette vivacité,<br />
les blancs ont souvent été <strong>vin</strong>ifiés sans<br />
2ème fermentation, ce qui apporte de l’équilibre<br />
et de l’harmonie à l’ensemble. Certains de<br />
nos blancs ont <strong>des</strong> expressions aromatiques<br />
hors normes, notamment la Petite Ar<strong>vin</strong>e qui<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
est d’une typicité remarquable dans ce millésime.<br />
Les rouges nous surprennent par leur robe<br />
foncée, dense et profonde, par <strong>des</strong> bouquets intenses<br />
de fruits noirs et rouges, d’épices chau<strong>des</strong>,<br />
par une bouche chaleureuse, structurée<br />
avec <strong>des</strong> tanins massifs mais déjà soyeux et<br />
bien enrobés. On sent également un raisin bien<br />
mûr à la vendange. Des <strong>vin</strong>s rouges de caractère,<br />
d’une belle présence avec de la puissance<br />
mais tout en harmonie.<br />
Vaud: la récolte 2011 est synonyme<br />
de millésime de caractère<br />
Bénéficiant de conditions météorologiques exceptionnellement<br />
favorables, la récolte 2011 se<br />
caractérise, selon le rapport de l’Office cantonal<br />
de la viticulture, par <strong>des</strong> volumes moyens et une<br />
qualité remarquable <strong>des</strong> raisins encavés, tant<br />
blancs que rouges. Au terme d’une année viticole<br />
extrêmement précoce et généreusement ensoleillée,<br />
les sondages de la vendange 2011 - d’un<br />
état sanitaire irréprochable - flirtent avec ceux<br />
<strong>des</strong> excellents millésimes de chasselas 1992 et<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Dossier<br />
Vaud: Diminution de la surface<br />
de chasselas et de gamay<br />
En matière d’encépagement et depuis 1993,<br />
année de référence, la surface de chasselas a<br />
diminué de 377.6 ha (-14 %) mais, avec<br />
2’326,5 ha, il reste de loin le cépage le plus<br />
répan<strong>du</strong> dans le canton, occupant 61% de la<br />
superficie totale <strong>du</strong> vignoble vaudois. Durant<br />
cette même période, le gamay a aussi reculé<br />
de 145 ha (-25,9 %), alors que le pinot noir,<br />
qui a gagné 74,4 ha jusqu’en 2008, a per<strong>du</strong><br />
11,3 ha depuis lors. Ces diminutions ont été<br />
principalement compensées par le gamaret,<br />
le garanoir, le merlot et les spécialités blanches,<br />
le doral notamment.<br />
2000, de pinot noir 2003 et de gamay 2005. – En<br />
termes de volumes, la récolte vaudoise s’élève à<br />
30.6 millions de litres de <strong>vin</strong> clair, soit 21.6 de<br />
blancs et 9 de rouges, essentiellement de classe<br />
1 (Premier grand cru, Grand cru et AOC), quantités<br />
comparables à celles <strong>des</strong> années 1997 et<br />
2007. En dépit <strong>du</strong> contexte d’un franc fort et<br />
d’une vive concurrence, ce millésime devrait trouver<br />
une place de choix sur le marché.<br />
SCHWEIZER WEINERNTEN SEIT 2006 IN HL (2011 PROVISORISCHE RESULTATE)<br />
VENDANGES SUISSES DÈS 2006 EN HL (2011 RÉSULTATS PROVISOIRES<br />
Kantone 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005<br />
ZH 37’600 31’813 36’823 37’533 33’636 27’500 32’733<br />
BE 16’800 13’625 16’979 15’566 13’566 13’611 14’779<br />
LU 2’360 1’922 2’074 2’128 1’422 1’522 1’535<br />
UR/OW/NW 150 134 150 121 32 48 34<br />
SZ 1’050 1’478 2’710 2’451 1’751 1’684 2’109<br />
GL 70 64 117 90 90 86 113<br />
ZG 40 38 146 109 123 113 97<br />
SO/BL/BS 8’512 6’701 7’392 7’439 6’534 5’386 5’666<br />
SH 26’211 30’452 30’750 33’829 28’131 26’084 28’069<br />
AR/AI 160 148 123 181 225 198 208<br />
SG 9’500 7’347 10’608 11’168 9’665 8’649 10’140<br />
GR 23’986 23’392 25’400 25’739 24’055 19’645 24’575<br />
AG 21’000 18’540 23’490 24’497 18’213 16’701 20’166<br />
TG 17’120 14’138 12’835 17’739 14’084 12’888 13’947<br />
DCH 164’359 149’191 153’749 164’150 138’956 121’377 140’413<br />
Ticino 58’000 53’292 58’987 42’433 50’679 58’659 54’075<br />
FR 9’000 8’024 9’067 8’555 7’394 7’811 7’714<br />
VD 306’000 286’548 290’501 293’781 307’571 271’815 282’772<br />
VS 434’000 394’156 452’806 412’582 394’519 411’856 380’428<br />
NE 33’290 31’126 36’670 36’905 30’902 32’642 32’949<br />
GE 115’000 102’968 94’099 100’252 96’667 92’409 87’692<br />
JU 400 377 556 472 411 243 171<br />
Romandie 897’690 823’199 889’768 852’547 837’464 816’776 791’726<br />
Total 1’120’240 1’026’915 1’113’543 1’074’468 1’040’431 1’011’122 1’001’403<br />
Genève:<br />
un nouveau millésime prometteur<br />
Depuis plusieurs années le vignoble genevois<br />
bénéficie de magnifiques conditions climatiques,<br />
propices à une évolution positive de la qualité et<br />
de la notoriété <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s de Genève. L’année viticole<br />
et les vendanges 2011 se sont réalisées<br />
dans <strong>des</strong> conditions optimales et ont à nouveau<br />
permis l’obtention d’un très bon millésime.<br />
Il s’agit donc à nouveau d’un millésime prometteur;<br />
les <strong>vin</strong>s, bien que très riches et chaleureux,<br />
sont équilibrés. Les blancs sont expressifs,<br />
structurés et soutenus par une bonne<br />
acidité, renforcée parfois grâce à <strong>des</strong> fermentations<br />
malolactiques qui n’ont pas été réalisées.<br />
Les rouges expriment magnifiquement la parfaite<br />
maturation <strong>des</strong> raisins, ils sont concentrés<br />
avec une belle richesse en tanins soyeux.<br />
Neuchâtel: Jamais deux sans trois!<br />
Après les deux exceptionnels millésimes 2009<br />
et 2010, voici à nouveau un millésime grandiose.<br />
Dans le canton de Neuchâtel, les vignerons<br />
ont encavé une récolte d’une maturité<br />
superbe. Le degré moyen <strong>du</strong> Pinot noir se situe<br />
à 97.1°Oe pour un rendement moyen relativement<br />
mo<strong>des</strong>te de 630 gr/m2. Le Chasselas affi-<br />
Neuchâtel: Progression<br />
continue <strong>des</strong> cépages rouges<br />
Le vignoble neuchâtelois compte 597 hectares,<br />
soit 1 hectare de plus qu’en 2010 grâce à de<br />
nouvelles plantations. Malgré cette timide<br />
augmentation, l’urbanisation continue à grignoter<br />
le vignoble dans les zones périurbaines.<br />
Les cépages rouges représentent 56.8% de la<br />
surface viticole neuchâteloise et le Pinot noir<br />
enregistre toujours la plus forte évolution<br />
avec 2.8 hectares en plus (306,9 hectares).–<br />
L’évolution <strong>des</strong> cépages non AOC reste importante,<br />
pour les cépages rouges principalement.<br />
Leur surface est à présent de 15 hectares,<br />
soit 2.5 % de la surface totale.<br />
Cette inexorable avancée <strong>des</strong> cépages rouges<br />
continue à se faire au détriment <strong>du</strong> Chasselas<br />
qui, cette année, passe sous la barre symbolique<br />
<strong>des</strong> 200 hectares. Il couvre désormais 194<br />
hectares.<br />
11
che quant à lui un degré moyen de 74.7°Oe<br />
pour 883 gr/m2 de rendement.<br />
Berne:<br />
15’000 hl au bord <strong>du</strong> Lac de Bienne<br />
Dans les vignobles <strong>du</strong> canton de Berne on a encavé<br />
une récolte totale de 2,1 millions de kg de<br />
raisins d’une très bonne qualité. Plus de 93%<br />
<strong>des</strong> vendanges bernoises, 1,86 millions de kg –<br />
dont (encore) 800’000 kg de Chasselas – proviennent<br />
<strong>des</strong> vignes <strong>du</strong> Lac de Bienne et<br />
145’000 kg <strong>des</strong> vignes <strong>du</strong> Lac de Thoune.<br />
12<br />
Suisse orientale:<br />
une récolte généreuse avec<br />
quelques exceptions<br />
Dans la plupart <strong>des</strong> régions de la Suisse alémanique<br />
on bénéficié de conditions météorologiques<br />
favorablesa et encavé <strong>des</strong> vendanges non<br />
seulement qualitativement généreuses mais en<br />
général au-<strong>des</strong>sus de la moyenne décennale.<br />
Les vignerons zurichois et lucernois ont récolté<br />
même <strong>des</strong> volumes records. – Ce sont les rendements<br />
quantitativement mo<strong>des</strong>tes encavés-<br />
Dossier<br />
<strong>des</strong> cantons de Schaffhouse et Schwyz qui contrastent<br />
avec la situation généralement très positive.<br />
Les vendanges dans le vignoble suisse le<br />
plus septentrional sont ré<strong>du</strong>ites par trois chutes<br />
de grêle particulièrement fortes dans le Klettgau.<br />
L’automne superbe a «corrigé» pour le<br />
moins le résultat qualitativement. On a finalement<br />
encavé <strong>des</strong> raisins d’une maturité extraordinaire:<br />
le pinot noir, le cépage principal, avec<br />
une moyenne de 99.9°Oe, le Riesling-Silvaner<br />
avec 82.5°Oe! Le volume total de 26’211 hl est<br />
plus faible de 14% que ce de la récolte 2010.<br />
Dans le canton de Schwyz, le développement<br />
idéal de la vigne jusqu’au début <strong>du</strong> mois<br />
de juillet a nourri l’optimisme. La chute de grêle<br />
<strong>du</strong> 7 juillet dans le district de Höfe a ré<strong>du</strong>it à<br />
néant les promesses. C’est au bord gauche <strong>du</strong><br />
Lac de Zurich où presque toutes les vignes<br />
schwyzoises ont été totalement détruites. Dans<br />
les autres districts on a encavé <strong>des</strong> vendanges<br />
qualitativement ainsi que quantitativement<br />
réjouissant.<br />
Bien de raisons d’être contents avaient les<br />
vignerons dans les cantons de Thurgovie, de<br />
Saint-Gall et <strong>des</strong> Grisons. Au bord <strong>du</strong> Lac de<br />
Constance on a encavé qualitativement ainsi<br />
que quantitativement une <strong>des</strong> les meilleures récoltes<br />
<strong>des</strong> dernières années.<br />
Dans les vignobles le long <strong>du</strong> Rhin entre Reichenau<br />
et le Lac de Constance, on a encavé <strong>des</strong><br />
qualités ainsi que <strong>des</strong> volumes au <strong>des</strong>sus de la<br />
moyenne décennale (bien haute). Dans le canton<br />
de Saint-Gall, le pinot noir a atteint une moyenne<br />
de 98°Oe, dans les Grisons même 99°Oe.<br />
Tessin:<br />
Qualité et quantité au <strong>des</strong>sus<br />
de la moyenne<br />
Dans les vignes de la Suisse italienne les 3’300<br />
vigneronnes et vignerons ont vendangé un Merlot<br />
d’une qualité exceptionnelle. Du fait que la<br />
teneur en sucre mesurée dans le moût de raisin<br />
est proche de celle de l’année passée exceptionnelle,<br />
le potentiel <strong>du</strong> millésime est jugé<br />
très positif.<br />
Concernant le volume de la récolte 2011 on<br />
remarque <strong>des</strong> différences régionales intéressantes.<br />
C’est dans le Mendrisiotto, le Luganese<br />
et la Vallée de Blenio qu’on a encavé <strong>des</strong> rendements<br />
au <strong>des</strong>sous de la moyenne, tandis que<br />
dans le Locarnese, la région de Riviéra et dans<br />
la Leventina les récoltes étaient quantitativement<br />
au <strong>des</strong>sus de la moyenne.<br />
Vendanges superbes dans le canton <strong>des</strong> Grisons.<br />
(photo: Hans Jüstrich)<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Der Brief <strong>des</strong> Zentralpräsidenten<br />
Tony Stampfli<br />
Ein Jahreswechsel ist immer eine<br />
Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Für<br />
uns Weinfreundinnen und Weinfreunde<br />
war der «Jahrgang» 2011<br />
geprägt <strong>du</strong>rch einige markante Ereignsse.<br />
An erster Stelle möchte<br />
ich die bestens gelungene 6. Auflage<br />
unserer «Coupe <strong>ANAV</strong>», dann<br />
die Delegiertenversammlung von<br />
Solothurn und die Präsidentenkonferenz<br />
von Airolo. Nach der Zustimmung<br />
der Delegierten zum Antrag,<br />
die Verantwortung und Kompetenz<br />
für einige wichtige Entscheide über<br />
die finanzielle Zukunft unserer Vereinigung<br />
an die Präsidentenkonferenz<br />
zu übertragen, hat diese Beschlüsse<br />
von grosser Tragweite<br />
gefasst. Namentlich hat sie die<br />
Grundlage dafür geschaffen, dass<br />
mittelfristig die Zukunft unserer<br />
wunderschönen Zeitschrift, <strong>des</strong><br />
«Ami <strong>du</strong> Vin», gesichert ist. Damit<br />
haben die Präsidenten zugleich deren<br />
grosse Bedeutung für den Zusammenhalt<br />
der Regionen wie<br />
auch aller Weinfreundinnen und<br />
Weinfreunde unterstrichen. Für Euren<br />
Präsidenten ist diese ein guter<br />
Grund zur Zufriedenheit über das<br />
vergangene Jahr. Ein weiterer ist<br />
sicher die grossartige Weinlese<br />
2011, die uns einen Jahrgang von<br />
hervorragender Qualität bescherte.<br />
Diese Genugtuung soll mich<br />
nicht davon abhalten, auch das<br />
Negative zur Sprache zu bringen,<br />
das leider direkt die Winzerinnen<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
und Winzer unseres Lan<strong>des</strong> betrifft.<br />
Es betrifft die Entwicklung<br />
am Weinmarkt. Dieser befindet<br />
sich zurzeit in einer eher misslichen,<br />
ja schwierigen Lage. Dies<br />
ist umso bedauerlicher, als unsere<br />
Weine Jahr für Jahr an <strong>nationale</strong>n<br />
und inter<strong>nationale</strong>n Wettbewerben<br />
höchste Auszeichnungen holen.<br />
Den Erfolgen unserer Schweizer<br />
Weine steht auf dem Markt<br />
ein zunehmend agressiver auftreten<strong>des</strong><br />
Sortiment von ausländischen<br />
Weinen, vor allem von<br />
Weissweinen gegenüber. Nicht<br />
deren Qualität möchte ich kritisieren,<br />
sondern den Preis, zu dem sie<br />
– dank <strong>des</strong> hohen Frankenkurses –<br />
angeboten werden. Wir müssen<br />
uns dabei die Frage stellen, was<br />
der ausländische Winzer dabei<br />
noch verdienen kann.<br />
Auch wenn es zu unserer Philosophie<br />
gehört, dass wir die<br />
Weine aus allen Ländern schätzen<br />
und würdigen, möchte ich Sie für<br />
einmal bitten, den Gewächsen aus<br />
unseren einheimischen Rebbergen<br />
den Vorzug zu geben. Sagen Sie<br />
dies laut und deutlich allen, welche<br />
den edlen Rebensaft lieben.<br />
Und ich möchte in diesem Zusammenhang<br />
an das erinnern, was<br />
Hugh Johnson sagte: «Gegenüber<br />
unseren Vorfahren haben die Pro<strong>du</strong>zenten<br />
heute den Vorteil, die<br />
Sorten und die Geschmacksnoten<br />
der Weine gut zu kennen. Es ist<br />
darum gut, wenn auch die Weinfreunde<br />
ihre Fähigkeit, Weine zu<br />
degustieren und zu beurteilen,<br />
ständig verbessern und ihre Kenntnisse<br />
im Kreise ihrer Kollegen<br />
beim Vergleich verschiedener Gewächse<br />
weitergeben.» Dies entspricht<br />
voll und ganz den Zielen<br />
und der Philosophie unserer Vereinigung.<br />
Also, lassen wir doch alle<br />
unsere Freunde und Bekannte teilhaben<br />
an unserem Weinwissen<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
und unseren Wein-Erlebnissen.<br />
Und zeigen wir ihnen doch, dass<br />
sich die Weine aus unseren heimischen<br />
Rebbergen in keiner Weise<br />
verstecken müssen vor den Gewächsen<br />
aus dem Rest der Welt.<br />
Dieser Apell möge Euch im<br />
2012 leiten! Gleichzeitig möchte<br />
ich Sie darauf aufmerksam machen,<br />
den 25. August für unseren<br />
L’année s’est achevée et pour chacun<br />
c’est l’occasion de tirer le bilan.<br />
Pour nous les Amis <strong>du</strong> Vin, ce<br />
millésime restera gravé par quelques<br />
faits marquants. En premier<br />
lieu je citerai la parfaite réussite<br />
de notre Coupe <strong>ANAV</strong> pour sa<br />
6ème édition et, en deuxième lieu,<br />
outre notre belle assemblée <strong>des</strong><br />
délégués à Soleure, notre Conférence<br />
<strong>des</strong> Présidents à Airolo.<br />
Oui, après l’aval de nos délégués<br />
pour confier la responsabilité <strong>des</strong><br />
importantes décisions à prendre<br />
sur l’avenir financier de l’<strong>ANAV</strong>, la<br />
sagesse <strong>des</strong> Présidents nous a<br />
permis de mettre sous toit d’importantes<br />
décisions pour assurer,<br />
notamment, l’avenir à moyen<br />
terme de notre superbe revue<br />
«L’Ami <strong>du</strong> Vin» et ce dans le respect<br />
de la cohésion entre toutes<br />
diesjährigen Kongress in Schaffhausen<br />
zu reservieren, der ein grossartiger<br />
Weinfreunde-Event werden<br />
wird.<br />
Auf dass das neue Jahr für<br />
alle erfolgreich werde! Allen<br />
Weinfreundinnen und Weinfreunden<br />
wünsche ich im 2012 Gesundheit<br />
und Glück!<br />
Tony Stampfli<br />
Le Billet <strong>du</strong> Président central<br />
les régions de notre pays comme<br />
entre tous les Amies et Amis <strong>du</strong><br />
Vin. C’est donc un Président satisfait<br />
qui s’exprime en cette fin<br />
d’année qui a également été marquée<br />
par de magnifiques vendanges<br />
laissant augurer un millésime<br />
2011 de la plus haute qualité.<br />
Face à cette satisfaction, je<br />
ne peux m’empêcher de soulever<br />
une note négative qui malheureusement<br />
touche directement les<br />
vignerons et vigneronnes de notre<br />
pays. En effet, le marché <strong>du</strong> <strong>vin</strong><br />
est actuellement dans une situation<br />
<strong>des</strong> plus morose pour ne pas<br />
<strong>des</strong> plus difficile. Ceci est<br />
d’autant plus regrettable que nos<br />
<strong>vin</strong>s gagnent, année après année,<br />
<strong>des</strong> titres de noblesse dans<br />
maints concours internationaux.<br />
Le nombre de médailles d’or récol-<br />
Assemblée <strong>des</strong> délégués dans la salle <strong>du</strong> Grand Conseil à l’Hôtel de<br />
Ville de Soleure.<br />
13
tées à ces occasions ne cesse de<br />
croître. Mais, malheureusement,<br />
ces succès sont contrecarrés par<br />
<strong>des</strong> importations toujours plus<br />
massives de <strong>vin</strong>s étrangers, notamment<br />
blancs, dont je ne critiquerai<br />
pas leur qualité mais qui,<br />
de par la valeur totalement faussée<br />
<strong>du</strong> franc suisse par rapport à<br />
l’Euro, arrivent sur notre marché à<br />
<strong>des</strong> prix où force est de nous demander<br />
à quel salaire le vigneron<br />
de ces pays a-t-il encore droit?<br />
Aussi, chers Amies et Amis <strong>du</strong><br />
Vin, si notre philosophie est d’apprécier<br />
le <strong>vin</strong> de tous pays, osons<br />
donner une préférence aux <strong>vin</strong>s de<br />
nos vignobles en le disant haut et<br />
fort à celles et ceux qui apprécient<br />
cette noble boisson. Et comme le<br />
relevait Hugh Johnson: «Si <strong>du</strong> côté<br />
<strong>des</strong> pro<strong>du</strong>cteurs nous avons l’avantage,<br />
par rapport à nos ancêtres,<br />
de bien connaître les cépages<br />
et le goût <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s, ce serait bien<br />
que les amateurs apprennent eux<br />
aussi à mieux les goûter et à en<br />
parler en pratiquant l’exercice<br />
entre <strong>amis</strong> avec plusieurs bouteilles<br />
différentes». Ce propos sont en<br />
parfaite harmonie avec les objectifs<br />
et la philosophie de l’<strong>ANAV</strong>.<br />
Alors faisons les partager par toutes<br />
les personnes, amies ou connaissances,<br />
que nous cotoyons<br />
tout au long de l’année et clamant<br />
d’une seule voix que les <strong>vin</strong>s issus<br />
de nos coteaux n’ont rien à envier<br />
aux <strong>vin</strong>s <strong>du</strong> nouveau monde.<br />
C’est avec cette volonté que<br />
je vous invite à entrer dans<br />
l’année 2012 où, d’ores et déjà, je<br />
vous propose de réserver la date<br />
<strong>du</strong> 25 août pour notre Congrès à<br />
Schaffouse qui s’annonce sous les<br />
meilleurs auspices. Que 2012 soit<br />
riche en succès.<br />
A tous les Amies et Amis <strong>du</strong><br />
<strong>vin</strong> je vous adresse mes meilleurs<br />
voeux de santé et de bonheur<br />
pour la Nouvelle Année.<br />
Tony Stampfli<br />
La lettera del presidente centrale<br />
Concluso l’anno è per ciascuno il<br />
momento per farne il bilancio. Per<br />
noi, Amici del Vino, quest’annata<br />
rimarrà ricordata per alcuni fatti di<br />
rilievo. In primo luogo citerei la<br />
perfetta riuscita della nostra biennale<br />
Coppa <strong>ANAV</strong> giunta alla sua<br />
sesta edizione. Per secondo, oltre<br />
la bella Assemblea dei delegati a<br />
Soletta, la nostra Conferenza dei<br />
presidenti ad Airolo che dopo l’avallo<br />
dei delegati di affidare la responsabilità<br />
di importanti decisioni<br />
sul futuro finanziario dell’<strong>ANAV</strong><br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
alla saggezza dei presidenti ci ha<br />
permesso di prendere importanti<br />
decisioni per assicurare, a breve<br />
termine, il futuro della nostra superba<br />
rivista «Ami <strong>du</strong> Vin» nel rispetto<br />
della coesione tra tutte le regioni<br />
del Paese come pure tra tutti<br />
gli Amici del Vino. E’ quindi un Presidente<br />
soddisfatto che si esprime<br />
in questo fine anno pure contraddistinto<br />
da magnifiche vendemmie<br />
che lasciano presagire un’annata<br />
2011 di alta qualità.<br />
A fronte di questa soddisfazione,<br />
non posso impedirmi di sollevare<br />
una nota negativa che sfortunatamente<br />
tocca direttamente<br />
viticoltrici e viticoltori del nostro<br />
paese. In effetti, il mercato del<br />
<strong>vin</strong>o è attualmente in una situazione<br />
delle più morose, delle più<br />
difficili, tanto più che i nostri <strong>vin</strong>i<br />
di anno in anno guadagnano titoli<br />
ad ogni concorso internazionale.<br />
Il numero di medaglie d’oro<br />
raccolte non cessa di aumentare<br />
ma sfortunatamente a questi successi<br />
si contrappongono importazioni<br />
sempre più massicce di <strong>vin</strong>i<br />
esteri, segnatamente bianchi.<br />
Non critico la qualità ma i loro<br />
prezzi che a seguito del valore del<br />
franco rispetto l’euro arrivano sul<br />
nostro mercato a dei costi cui è<br />
legittimo chiedersi a quale salario<br />
i viticoltori di questi paesi hanno<br />
diritto?<br />
Così, cari Amiche e Amici del<br />
Vino, anche se la nostra filosofia è<br />
quella di apprettare il <strong>vin</strong>o di ogni<br />
paese, osiamo dare una preferenza<br />
ai <strong>vin</strong>i dei nostri vigneti dichiarandolo<br />
chiaro e forte a quanti<br />
apprezzano la nobile bevanda. E,<br />
come lo rileva Hugh Johnson: «Se<br />
da parte dei pro<strong>du</strong>ttori abbiamo il<br />
vantaggio, rispetto gli antenati, di<br />
ben conoscere i vitigni e il gusto<br />
dei <strong>vin</strong>i, sarebbe buona cosa che<br />
anche gli estimatori imparino a<br />
gustarli e a parlarne praticando<br />
l’esercizio tra amici con diverse<br />
differenti bottiglie».<br />
Questi propositi sono in perfetta<br />
armonia con gli obiettivi e la<br />
filosofia dell’<strong>ANAV</strong> quindi facciamoli<br />
condividere a tutti gli amici o<br />
conoscenti che frequentiamo<br />
proclamando all’unisono che i <strong>vin</strong>i<br />
prodotti sulle nostre terre non<br />
hanno nulla da invidiare ai <strong>vin</strong>i del<br />
nuovo mondo.<br />
E’ con questo <strong>des</strong>iderio che vi<br />
invito ad entrare nel 2012 nel<br />
quale, sin d’ora, vi propongo di riservare<br />
la data del 25 agosto per<br />
il nostro Congresso a Sciaffusa<br />
che già si preannuncia sotto i migliori<br />
auspici. Che il 2012 sia ricco<br />
di successi.<br />
A tutti, Amiche e Amici del<br />
Vino, indirizzo i migliori auguri di salute<br />
e di fortuna per l’Anno Nuovo.<br />
Tony Stampfli<br />
14 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Après le petit déjeuner à Bourg-<br />
St.Pierre, les amies et <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong><br />
ont démarré à burd <strong>du</strong> bus pour l’Italie.<br />
C’était à 10h40 que nous<br />
sommes arrivés à Alba, où les<br />
vendanges sont déjà commencées<br />
depuis plus d’une semaine.<br />
L’année est très bonne, septembre<br />
plein de chaleur, comme en août.<br />
Cantina Battaglio<br />
A la Cave Battaglio nous vivons un<br />
superbe accueil. Dans cette cave<br />
familiale ou jambon, saucisson,<br />
canapé, cake, olives etc accompagnent<br />
à merveille les <strong>vin</strong>s proposés.<br />
Le fils nous donne quelques<br />
explications. Chez Battaglio on<br />
pro<strong>du</strong>it 40’000 bouteilles par an.<br />
Ils mettent 2’000 bouteilles à<br />
l’heure, bouchons en liège pour les<br />
<strong>vin</strong>s de garde sinon en silicone.<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Haut-Lac<br />
Sortie <strong>du</strong> 17 au 18 septembre 2011<br />
Alba et Barolo<br />
Le 17 et 18 septembre 2011 un groupe remarquable de 82 membres de la section<br />
Haut-Lac a visité Alba et Barolo, les «métropoles» viti-<strong>vin</strong>icoles <strong>du</strong> Piémont,<br />
et y découvert beaucoup de délices oeno- gastronomiques. – Par ce qui<br />
suit le rapport concentré de Sandra Pot, secrétaire de la section Haut-Lac:<br />
Superbe accueil à la Cave Battaglio à Alba.<br />
Voilà la gamme <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s dégustés,<br />
deux blancs et quatre rouges:<br />
– Langhe Arneis 2010<br />
– Langhe Roero Arneis 2010<br />
– Barbera d’Alba «Ma<strong>du</strong>nina» 2008<br />
– Nebbiolo d’Alba «Valmaggiore»<br />
2008<br />
– Barbera d’Alba «Ma<strong>du</strong>nina» 2006<br />
– Vin rouge Barbaresco 2006<br />
A la suite de cette «ouverture»<br />
splendide nous nous sommes<br />
déléctés <strong>du</strong> repas au restaurant «A<br />
la Truffe Blanche». Par ce qui suit<br />
le superbe menu piémontais:<br />
– Antipasti: Croûte au fromage,<br />
polenta au four, poivrons farcis<br />
sauce tomate, tartare avec Rucola<br />
– Risotto au <strong>vin</strong> blanc Arneis<br />
– Tagliatelles au Truffes<br />
– Rôti au <strong>vin</strong> rouge, polenta, salade<br />
– Fromage<br />
– Déssert: Mousse Moscato et<br />
glace chocolat, Cafés et digestifs<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Accueil chaleureuxde «Voilà-Voilà» pour le président Jean-Maurice.<br />
Après le repas on avait le temps<br />
pour une visite de la ville d’Alba. Le<br />
repas <strong>du</strong> soir a atten<strong>du</strong> les membres<br />
à notre hôtel «I Castelli»: viande<br />
de bœuf crue, coupée au couteau;<br />
«Ravioli al Plin» farcis de<br />
légume et de viande au beurre et à<br />
la sauge; Longe de Porc avec <strong>du</strong> lait<br />
et <strong>des</strong> noix, légumes; Blanc bonnet.<br />
Les mets accompagnés d’un Arneis<br />
D.O.C Serragrilli-Neive et d’un Dolcetto<br />
d’Alba D.O.C. «Lodoli» Ca’del<br />
Baio- Treiso.<br />
La soirée est passée dans la<br />
bonne humeur et suivie d’un petit<br />
tour au bar de l’hôtel pour certains<br />
et d’une sortie en ville pour d’autres<br />
avant de se coucher.<br />
Cantina Terreda Vino<br />
Dimanche matin, après un accueil<br />
de «Voilà-Voilà» très chaleureux<br />
(voir photo) pour notre président<br />
Jean-Maurice, nous reprenons la<br />
route pour la suite de notre petit<br />
week-end en direction de Barolo<br />
et arrivons vers 10 heures à la<br />
cave Terreda Vino, une coopérative<br />
<strong>vin</strong>icole avec un magasin de<br />
pro<strong>du</strong>its <strong>du</strong> terroir.<br />
C’est la plus grande cave <strong>du</strong><br />
Barolo avec une pro<strong>du</strong>ction de<br />
cinq millions de bouteilles par an.<br />
Le <strong>vin</strong> y est élevée dans <strong>des</strong> cuves<br />
en chêne de 50 hectolitres et en<br />
barriques. La coopérative à 20 ans<br />
dont 15 ans à cette place, avant<br />
près de Turin.<br />
Nous avons dégusté un blanc<br />
et trois rouges: le Chardonnay Sauvignon<br />
2010 «Tradonne Sole», le<br />
Nebbiolo 2009 «Valdomo», le Barbera<br />
d’Asti 2009 superiore «La Luna<br />
ei falo» (une année élevé en barrique)<br />
et le Barolo «Paesi Tuoi» 2006.<br />
Après deux heures de visite<br />
on se rend au restaurant «Brezza»<br />
pour un nouveau apogée culinaire;<br />
- Saucisson farci de fromage frais<br />
- Poivrons farci de thon<br />
- Veau en Carpaccio avec huile<br />
d’olive<br />
- Risotto au Barolo<br />
- Tagliatelles aux tomates et sugo<br />
- Rôti de veau, pomme de terre<br />
- Lapin rôti aux herbes et carottes<br />
- Glace vanille et mousse moscato.<br />
Les mets sont accompagnés<br />
par un Roero Arneis 2010 et le<br />
Langhe Dolcetto 2010 «Trifulot». Le<br />
déjeuner est couronnée par une petite<br />
dégustation rapide dans la cave<br />
en <strong>des</strong>sous <strong>du</strong> restaurant et ensuite<br />
nous sommes forcés de partir Barolo<br />
pour notre retour à la maison.<br />
Bref: une ambiance comme toujours<br />
très agréable, un voyage parfait!<br />
A 20h 30 on est arrivé à<br />
Monthey. Il fait froid, on s’attendait<br />
pas à ça mais le débarquement<br />
<strong>des</strong> cartons de <strong>vin</strong>s rapportés<br />
<strong>du</strong> voyage nous réchauffe!<br />
15
Les membres étaient répartis par<br />
table selon affinité. La table n°1,<br />
occupée par <strong>des</strong> membres de la<br />
Vallée ainsi que d’un président<br />
d’honneur avec sa conjointe et un<br />
membre d’honneur. Les Combiers<br />
avaient pris avec eux un panier<br />
plein de spécialités. La table n° 2<br />
occupée par <strong>des</strong> couples se connaissant<br />
depuis de nombreuses<br />
années, a été séparée en deux car<br />
les dames voulaient faire leur fon<strong>du</strong>e<br />
et les messieurs la leur. La<br />
table n° 3, occupée également par<br />
trois couples aussi depuis longtemps<br />
aux <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong>. La table<br />
n° 4, occupée par l’épouse d’un<br />
membre <strong>du</strong> comité, d’un nouveau<br />
membre accompagné ainsi que<br />
d’un membre entré en 1968 accompagné<br />
de son amie. La table<br />
n° 5, occupée aussi par 5 membres<br />
fidèles et anciens. La table<br />
Vaud<br />
Au foyer <strong>des</strong> Ru<strong>vin</strong>es à Cully<br />
Concours de fon<strong>du</strong>e<br />
aux fromages<br />
Par cette soirée d’hiver <strong>du</strong> mardi 24 janvier 2012, au foyer <strong>des</strong> Ru<strong>vin</strong>es à Cully,<br />
la section vaudoise a mis sur pied un concours de fon<strong>du</strong>e aux fromages. 30<br />
membres étaient présents le 24 janvier 2012, au foyer <strong>des</strong> Ru<strong>vin</strong>es à Cully,<br />
ainsi que les membres <strong>du</strong> comité. – Gilberte Feusi-Pittet rapporte:<br />
Constant très attentif à la pesée <strong>du</strong> fromage.<br />
n° 6, occupée par les membres <strong>du</strong><br />
comité.<br />
Délectation et appréciation<br />
Après l’apéritif et les salutations<br />
d’usage, Constant explique le<br />
déroulement de la soirée. Chaque<br />
personne qui fera la fon<strong>du</strong>e viendra<br />
à la cuisine chercher le réchaud, le<br />
caquelon et les fromages désirés,<br />
puis elle trouvera sur la table <strong>vin</strong>,<br />
pain, ail, échalotes, poivre, kirsch,<br />
fécule etc... Quand les fon<strong>du</strong>es<br />
seront prêtes, les membres <strong>du</strong> comité<br />
iront se délecter dans chaque<br />
caquelon et donneront <strong>des</strong> notes<br />
sur divers critères.<br />
C’est alors que commença le<br />
travail dans une ambiance amicale<br />
et décontractée, voilà la table<br />
n°2 qui est prête, les membres<br />
<strong>du</strong> comité vont tremper leur morceau<br />
de pain dans le caquelon et<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
ainsi de suite à chaque table, cela<br />
n’est pas facile car il y a fon<strong>du</strong>e<br />
traditionnelle, fon<strong>du</strong>e à trois fromages,<br />
fon<strong>du</strong>e avec lard et raisin<br />
avec pain trempé dans l’absinthe,<br />
fon<strong>du</strong>e à l’ail très prononcé, fon<strong>du</strong>e<br />
à l’échalote et cognac etc.…<br />
Le chasselas était à l’honneur<br />
Bien sur n’oublions pas de le dire<br />
qu’avec ce met le chasselas était<br />
à l’honneur, nous avons dégusté<br />
pour l’apéritif un chasselas de<br />
Bonvillars, puis un chasselas de<br />
Vufflens-le-Château de la maison<br />
Bolle & Cie SA, et pour finir la<br />
Am 28. Oktober 2011 fanden sich<br />
über 30 Mitglieder der <strong>ANAV</strong>-Sektion<br />
Biel und Umgebung im Restaurant<br />
Bahnhof Brügg ein, um sich<br />
Biel und Umgebung<br />
soirée un chasselas de Villette de<br />
notre ami Pascal Dance. Puis fût<br />
servit le <strong>des</strong>sert salade d’ananas<br />
avec biscuits et bien sur le café.<br />
Il est environ 22h30 quand petit<br />
à petit les gens s’en vont rejoindre<br />
leur chez soi, heureux,<br />
content de cette soirée amicales.<br />
Mais il faut laver tous ces caquelons,<br />
alors avec les membres <strong>du</strong><br />
comité deux dames se mettent à<br />
la tâche, pendant que le reste se<br />
nettoie dans les machines à laver.<br />
– Voilà notre première manifestation<br />
passée avec succès pour<br />
l’année 2012.<br />
Degustation im Restaurant Bahnhof Brügg<br />
«Unbekanntes Frankreich»<br />
Frankreich ist wohl das bekannteste Weinland der Erde. Vor allem mit Bordeaux,<br />
Burgund, Beaujolais, Elsass und Côtes <strong>du</strong> Rhône hat es sich einen Namen<br />
geschaffen. Daneben gibt es aber noch viele nicht so bekannte Gebiete,<br />
welche auch sehr interessante und hervorragende Weine pro<strong>du</strong>zieren. Genau<br />
um diese Gebiete ging es bei der Degustation «Unbekanntes Frankreich», die<br />
von Kurt Brunner organisiert wurde. – Jean-Michel Stampfli berichtet:<br />
überraschen zu lassen. Vorgestellt<br />
und kommentiert wurden die Weine<br />
von Thomas Mahler der Firma «La<br />
passion <strong>du</strong> Vin», Biel. Er ist so et-<br />
Verkostete Weissweine<br />
– Picpoul de Pinet, Château Petit Roubié 2009, Herkunft: Pinet, Languedoc<br />
– Viognier «Sainte-Fleur», Domaine Triennes 2009, Herkunft: Var, Provence<br />
– Sablet Blanc, Domaine Piaugier 2009, Herkunft: Sablet, Rhône<br />
– Jurançon Sec, Domaine Cauhapé 2010, Herkunft: Jurançon<br />
Verkostete Rotweine<br />
– Sancerre Rouge, Serge Laloue 2007, Herkunft: Loire<br />
– Les Brigières, Domaine Piaugier 2007, Herkunft: Sablet, Rhône<br />
– «Saint Auguste», Domaine de Triennes 2007, Herkunft: Var, Provence<br />
– «Carminal», Domaine de Borde Rouge 2007, Herkunft: Corbières<br />
– Roussillon Réserve, Domaine Sarda-Malet 2006, Herkunft: Roussillon<br />
– Château d’Estoublon Rouge 2006, Herkunft: Les Baux, Provence<br />
– Vacqueyras, Emmanuel Reynaud 2004, Herkunft: Vacqueyras<br />
– Terroir Mailloles Rouge 2005, Sarda-Malet, Herkunft: Côtes <strong>du</strong> Roussillon<br />
16 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Interessante Entdeckungen abseits der französischen «Hauptstrassen».<br />
was wie ein «Weinpfadfinder».<br />
Thomas Mahler hat es sich nämlich<br />
zum Hobby gemacht, wenig bekannte<br />
Gebiete selber aufzustöbern<br />
und dort Weinbauern persönlich zu<br />
besuchen, die einzigartige Weine<br />
pro<strong>du</strong>zieren und die dieser Region<br />
den Stempel aufdrücken.<br />
Da die Weine aus den unterschiedlichsten<br />
Anbaugebieten<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Frankreichs stammten, waren sie<br />
auch aus Trauben unterschiedlichster<br />
Gewächsen (z.B. bei den Rotweinen<br />
Pinot Noir, Merlot,<br />
Grenache, Syrah, Mourvedre Cabernet)<br />
gekeltert, wobei sie reinsortig<br />
oder als Assemblagen mit<br />
bis zu 5 verschiedenen Varietäten<br />
auftraten. Entsprechende vilfältig<br />
waren auch die Aromen und die<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Programm 2012/13<br />
20. April: Degustation Weine aus Österreich (Brügg)<br />
Dégustation de <strong>vin</strong>s autrichiens (Brügg)<br />
16. – 18. August: Wein- und Genussreise ins Piemont<br />
Voyage viticole de 3 jours au Piémont<br />
25. August: Nationalkongress und Delegiertenversammlung, Schaffhausen<br />
Congrès national et Assemblée <strong>des</strong> délégués, Schaffhouse<br />
26. Oktober: Degustation Zürcher Weine (Brügg)<br />
Dégustation de <strong>vin</strong>s zurichois (Brügg)<br />
26. Januar 2013: Haupt Bott 2012, Degustation Bündner Herrschaft, Vorinformation<br />
auf die Reise (Brügg)<br />
Dégustation de <strong>vin</strong>s de la «Bündner Herrschaft» en préparation de notre<br />
voyage viticole (Brügg)<br />
Geschmacksnoten: von salzig über<br />
Aprikosen bis zu Honig, von säurebetont<br />
bis leicht süss namentlich<br />
bei den Weissweinen.<br />
Anschliessend an die Verkostung<br />
der Weissweine wurde ein<br />
kleiner Apéritif serviert, und nach<br />
der Degustation verwöhnten uns<br />
Ruth und Markus Jegerlehner, das<br />
Wirtepaar, zum Thema passend mit<br />
einem «Coque au <strong>vin</strong>». Während<br />
und auch nach dem Essen hatten<br />
die Anwesenden Gelegenheit, die<br />
degustierten Weine noch ausgiebiger<br />
zu kosten. Eine zufriedene Gesellschaft<br />
verliess das Lokal – mit<br />
dem Gefühl, wieder etwas Neues<br />
kennengelernt zu haben.<br />
17
Das Weinbaugebiet Val de Loire<br />
umfasst mehrere Weinbauregionen<br />
zusammen. Als gemeinsamer Nenner<br />
gilt dabei, dass diese Regionen<br />
am Fluss Loire sowie an etwa zehn<br />
Nebenflüssen liegen. Des Weiteren<br />
sorgt die für die französischen Verhältnisse<br />
nördliche Lag generell für<br />
frische, leichte und delikate Weine.<br />
Die Pro<strong>du</strong>ktepalette um fasst dabei<br />
trockene und halbtrockdene Weissweine,<br />
weisse Dessertweine,<br />
leichte Rotweine, Schaumweine<br />
und Roséwein.<br />
Rebfläche von 70’000 ha<br />
Auf einer Länge von 1000 km (von<br />
Roanne in der Nähe der Stadt<br />
Lyon bis Nantes und St. Nazaire<br />
werden ca 70’000 Hektar Rebflächen<br />
bewirtschaftet. Hier entstehen<br />
im Bereich der Qualitätsweine<br />
jährlich ca 1,4 Mio hl<br />
Weisswein und 1,14 Mio hl Rotund<br />
Roséwein. Diese Menge entspricht<br />
ca 10 % der französischen<br />
Weinpro<strong>du</strong>ktion. Innerhalb dieses<br />
Gebiets werden nicht weniger als<br />
32 Herkunftsbezeichnungen der<br />
Kategorie Appellation d’Origine<br />
Contrôlée (AOC) und 15 Vin Delimité<br />
de Qualité Superieur (VDQS)<br />
Weine zusammengefasst. Hinzu<br />
kommen noch fast 40 verschiedene<br />
Vin de Pays.<br />
Der Erfolg der Crémant – Weine<br />
führte dazu, dass die Loire zum<br />
zweitbedeutensten Schaumweinerzeuger<br />
nach der Champagne aufstieg.<br />
Da diese Fülle an Varianten<br />
nicht generell unter einem Oberbegriff<br />
zusammengefasst werden<br />
kann, wurden Subregionen mit eigenen<br />
charakteristischen Zügen<br />
definiert. Es handelt sich dabei um<br />
die Regionen Anjou- Saumur, Pays<br />
Nantais und Touraine. Daneben<br />
gibt es noch deutlich abseits gelegene<br />
Weinbaugebiete, die unter<br />
den Namen Coeur-de-France oder<br />
Centre erfasst sind.<br />
Günstiges Mesoklima<br />
Die Rebflächen <strong>des</strong> Anbaugebietes<br />
Loire liegen an der nördlichen<br />
Grenze <strong>des</strong> zuverlässigen Anbaus<br />
von Wein in Frankreich. Milde und<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Gstaad-Saanenland Die degustierten Weine<br />
Wine & Dîne und Degustation im Restaurant Chesery Gstaad<br />
«Weine aus dem<br />
Loire-Tal/Saumur»<br />
Am 17. September 2011 wurde ein Herzenswunsch der Weinfreunde Gstaad-<br />
Saanenland erfüllt: Sie konnten wieder einmal eine Degustation im Restaurant<br />
Chesery in Gstaad geniessen mit Robert Speth als Gastgeber. Der 2005<br />
von Gault/Millau zum «Koch <strong>des</strong> Jahres» ernannte Spitzen-Gastronom hatte<br />
das Menu kreiert, Sommelier Ivan Letzter war für die Selektion der Weine verantwortlich.<br />
Speis und Trank kommentierte er den 18 Teilnehmern mit grossem<br />
Fachwissen. – Hans Liechti berichtet:<br />
Sommelier Yvan Letzter bei bester Laune.<br />
– Muscadet «L’Inatten<strong>du</strong>» 2009, Jérémie Huchet, Château de la Brétesche,<br />
Missillac, Appellation Muscadet Sèvre et Main, Rebsorte Melon de<br />
Bourgogne, 7 Jahre haltbar, Weisswein, sehr fruchtig und süffig. Runder,<br />
zarter, aber sehr seidiger und feiner Wein.<br />
– Saumur «Arcane» 2009,Domaine Château Fosse Sèche, Brossay, Appellation<br />
Saumur Blanc, handbearbeitet, <strong>vin</strong>ifiziert auf Hefe, von langer<br />
Haltbarkeit, reich und fruchtig, sehr fleischig. Aromen von Honig und<br />
Blumen. 100% Chenin Blanc.<br />
– Saumur «Insolite» 2008, Thierry Germain, Domaine <strong>des</strong> Roches Neuves,<br />
Varrain, Rebsorte Chenin Blanc, einige Jahre haltbar. Aus 75 Jahre<br />
alten Reben. Die Nase ist voller Honig, Zitrone, Pfeffer mit einem Hauch<br />
von Fenchel- und Anis Samen, gewaltige Säure im Gaumen, jedoch sehr<br />
ausgewogen. Langer Abgang, erfrischend, charaktervoll.<br />
– Saumur «Eolithe» 2007, Domaine Château Fosse Sèche, Brossay.<br />
Assemblage aus Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon, extrem starke<br />
Re<strong>du</strong>ktion <strong>des</strong> Ertrages. Ausserordentlich fruchtig, Ausbau 60% in Stahltanks<br />
und 40% in Barriques, würzig, kräuter<strong>du</strong>ftend, gerbstoffreich, Aroma<br />
von schwarzen Johannisbeeren.<br />
– Saumur «Franc de Pied» 2009, Thierry Germain, Domaine <strong>des</strong> Roches<br />
Neuves, Varrain, 90% Cabernet Franc und 10% Cabernet Sauvignon oder<br />
Pinot d’Aunis, aromatisch, intensive Frucht, im Gaumen ein eleganter<br />
Wein, klar, hebt sich stark ab, sehr blumig, rarer Wein mit viel Zukunft,<br />
– Saumur «Réserve di Pigeonnier» 2004, Domaine Fosse Sèche, Brossay,<br />
Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon, 12 Monate im Eichenfass ausgebaut,<br />
Bouquet nach Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren und Veilchen,<br />
sehr feines Aroma, gute Tannin-Struktur, enormes Alterungspotential.<br />
feuchte Luft vom Atlantik strömt<br />
weit ins Lan<strong>des</strong>innere. Darüber<br />
hinaus sorgen die Loire und ihre<br />
Nebenflüsse für ein günstiges Mesoklima<br />
aufgrund der mässigenden<br />
Wirkung <strong>des</strong> Wassers. Trotz <strong>des</strong><br />
zuverlässigen Charakters <strong>des</strong> Klimas<br />
ist der jahrgangsabhängige<br />
Einfluss insbesondere bei den Rotweinen<br />
und den süssen Weinen<br />
sowohl im Hinblick auf Menge als<br />
auch Qualität erheblich.<br />
Das insgesamt kühle Klima<br />
sorgt generell für Weine mit einer<br />
kräftigen Säure und liefert somit<br />
ausreichende Mengen von Grundwein<br />
für die Schaumwein-Herstellung.<br />
Mit zunehmender Entfernung<br />
vom Meer wird das Klima<br />
deutlich kontinentaler. Allgemein<br />
besteht im Frühjahr bis in den Monat<br />
Mai die Gefahr von Spätfrösten.<br />
Im Jahr 1991 vernichtete der<br />
ein solcher rund 70% der Ernte.<br />
Chenin Blanc, Sauvignon<br />
Blanc und Melon de Bourgogne<br />
Die weissen Weine der Weinbaugebiete<br />
Côteaux <strong>du</strong> Layon,<br />
Montlouis-sur-Loire, Savennières<br />
und Vouvray werden allesamt aus<br />
der Rebsorte Chenin Blanc gekeltert.<br />
In ihrer Jugend verfügen die<br />
Weine über ein kräftiges Säuregerüst<br />
und können sich daher ei-<br />
18 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
nige Jahre in der Flasche entwickeln.<br />
Die aktuell sehr populäre<br />
Sorte Sauvignon Blanc ist Basis<br />
der Weine von Sancerre, Pouilly-<br />
Fumé und Menetou-Salon. Einige<br />
Hersteller experimientieren mit einem<br />
Ausbau dieser Weine im kleinen<br />
Holzfass, um ihnen etwas von<br />
ihrer agressiven Säure zu nehmen<br />
und die Weine runder und voller<br />
zu gestalten. – Die jung zu trinkendenden<br />
Muscadet-Weine werden<br />
aus der Rebsorte Melon de<br />
Bourgogne gekeltert und passen<br />
hervorragend zu Gerichten mit<br />
Fisch und Meeresfrüchten.<br />
Cabernet Franc, Gamay,<br />
Pinot Noir ud Malbec<br />
Die roten Weine von Saumur, Chinon<br />
und Bourgeuil beziehen ihren<br />
fruchtig samtigen Charakter von<br />
der Rebsorte Cabernet Franc. Weitere<br />
häufig angebaute rote Rebsorten<br />
sind Gamay, Pinot Noir und<br />
Malbec, auch «Côt» genannt.<br />
Heute gilt Saumur als das wohl<br />
wichtigste Weinzentrum <strong>des</strong> Loiretals.<br />
Der Boden rund um Saumur ist<br />
grösstenteils sehr kalkhaltig. Man<br />
findet dort Rotweine und Roséwein<br />
(Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon),<br />
trockene Weissweine und<br />
Schaumweine (Chenin Blanc). – Die<br />
Appellation Saumur-Champigny befindet<br />
sich unter den besten Rotweinen<br />
<strong>des</strong> Loire Tals. Die Schaumweine<br />
lieben den kalkhaltigen<br />
Boden. Roséweine aus Saumur haben<br />
die Appellation Anjou Rosé.<br />
Das «Wine and Dine»<br />
Das von Robert Speth komponierte<br />
«Wine and Dine» begann mit einem<br />
Austern-Schmaus an der Apéro-<br />
Bar, begleitet von einem Muscadet<br />
2009. Das Menu bestand aus den<br />
délices de la mer et de la terre d.h.<br />
le marbre de foie gras et fruit séché<br />
sowie langoustine avec chutney et<br />
mangue. Dazu zwei mineralische<br />
Weissweine aus Saumur, Jahrgänge<br />
2008 und 2009. Anschlies-<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
send kam la poularde géline de<br />
Touraine avec champignons de<br />
bois. Der passende Wein dazu, ein<br />
roter Saumur, Jahrgang 2007. Zum<br />
Hauptgang <strong>du</strong>rften wir phantastisches<br />
Wild verkosten, la selle de<br />
chevreuil aux lentilles vertes avec<br />
airelles (Preiselbeeren) sauvages<br />
mit einem weiteren roten Saumur<br />
Jahrgang 2009. Das Dessert bestand<br />
aus beignets à la rose aux<br />
myrtilles, prunes et glace. Der pas-<br />
Die Region Abruzzen liegt zwischen<br />
dem Mittelteil <strong>des</strong> Zentralappenins<br />
und der Adria und ist<br />
zum Teil <strong>du</strong>rch hohe Berge wie den<br />
Gran Sasso, den höchsten Appenningipfel,<br />
gekennzeichnet. Abgesehen<br />
von einigen Gegenden in den<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
sende Wein dazu war ein weiterer<br />
Saumur Rouge, gekeltert aus Cabernet<br />
Franc.<br />
Die Speisenfolge war wie immer<br />
perfekt, die Qualität auf allerhöchstem<br />
Niveau. Einfach, schlicht,<br />
edel und einzigartig zugleich!<br />
Robert Speth, Yvan Letzter und dem<br />
ganzen Chesery-Team sei für all<br />
das Grossartige, was sie an diesem<br />
Abend geboten haben, herzlich gedankt.<br />
Degustation im Hotel Spitzhorn, Saanen<br />
«Weine und Gerichte<br />
aus der Region Abruzzen»<br />
Am Samstag, dem 3. Dezember 2011, stellte im Restaurant Spitzhorn, Saanen<br />
Cristiana Tiberio, Winzerin aus Cugnoli, zusammen mit Martin Riedi von<br />
der Vinoteca Martino den Weinfreunden Gstaad-Saanenland Weine und Speisen<br />
einer italienischen Region vor, die für die meisten noch weitgehend fremd<br />
war, die Abruzzen. Das Gebiet am Übergang von Mittel- nach Süditalien, am<br />
Osthang <strong>des</strong> Appennins, ist in der Schweiz vor allem <strong>du</strong>rch qualitativ nicht<br />
immer überzeugende Vertreter <strong>des</strong> Montepulciano d’Abruzzo bekannt. Dass<br />
hier hervorragende Weine zu wachsen und die Vielfalt an kulinarischen Köstlichkeiten<br />
fast grenzenlos ist, wurde an diesem Abend überzeugend aufgezeigt.<br />
– Hans Liechti berichtet:<br />
Apéro im «Spitzhorn»<br />
unteren Abruzzen vereint die Region<br />
die Vorteile ausreichender<br />
Niederschläge und hoher Sonnenscheindauer<br />
mit einem starken und<br />
milden Klima. Die bedeutenden<br />
Bergmassive bewirken ausreichende<br />
Luftströmungen und be-<br />
schränken die Temperaturschwankungen.<br />
Getreide und Kartoffeln<br />
gehören zu den wichtigsten Agrarpro<strong>du</strong>kten<br />
der Abruzzen – neben<br />
dem Wein natürlich. Olivenhaine<br />
erstrecken sich auf einem breiten<br />
Streifen entlang der Adriaküste.<br />
34’000 ha Rebland<br />
Der wichtigste Wein der Region,<br />
der Montepulciano d’Abruzzo, erfreut<br />
sich in Europa, sprich<br />
Deutschland, aber auch in der<br />
Schweiz zunehmender, grosser<br />
Beliebtheit als vollmundiger und<br />
gleichzeitig samtiger Rotwein. Die<br />
gesamte Anbaufläche erstreckt<br />
sich über 34’000 ha, die Gesamtpro<strong>du</strong>ktion<br />
beträgt 4,15 Millionen<br />
hl, davon 700’000 hl DOC.<br />
Die Ursprungsbezeichnungen<br />
der Region Abruzzen sind Controguerra,<br />
Montepulciano d’Abruzzo<br />
und Trebbiano d’Abruzzo. Die Gegend<br />
hat vier Pro<strong>vin</strong>zen, nämlich<br />
Die degustierten<br />
Weine<br />
Alle Weine prodotti ed imbottigliati<br />
all’origine von Agricola<br />
Tiberio, Cugnoli, Pescara:<br />
– Trebbiano d’Abruzzo 2010,<br />
sanfter, neutraler Weisswein<br />
mit guter Säure, trocken<br />
– Pecorino 2010 (keine Käsesorte!),<br />
ein verführerischer,<br />
trockener Weisswein<br />
– Cerasuolo 2010, die Rosato<br />
Version von Montepulciano<br />
d’Abruzzo, pikant, schmackhaft<br />
– Althea Bianco 2009, Weisswein,<br />
50% Chardonnay/Sauvignon,<br />
ausdrucksvoll, aromatisch<br />
– Montepulciano d’Abruzzo<br />
2009, tiefes Rot, geschmacksintensiv,<br />
hohe Qualität<br />
– Althea Rosso, 2006/2007, Casauria<br />
DOC, Spitzenwein, angenehm,<br />
intensiv, frisch, perfekte<br />
Säure, ausgewogen<br />
– Vino cotto dolce, gekochter<br />
Wein, süss, aus lokalen Rebsorten,<br />
passend zu Cantucci.<br />
19
Chieti, L’Aquila, Pescara und<br />
Teramo. Es werden vor allem die<br />
Traubensorten Montepulciano<br />
(Rotwein) und Trebbiano (Weisswein)<br />
angebaut. Daneben gibt es<br />
noch lokale Spezialitäten.<br />
Eine Winzerin aus Cugnoli<br />
Dieses Jahr konnte Martin Riedi<br />
mit Cristiana Tiberio eine Winzerin<br />
aus Cugnoli in der Pro<strong>vin</strong>z Pescara<br />
dafür gewinnen, persönlich mit den<br />
Weinfreunden Gstaad-Saanenland<br />
eine Degustation ihrer Weine<br />
<strong>du</strong>rchzuführen. Sie besitzt mit ihrer<br />
Familie rund 30 Hektar Rebfläche<br />
und widmet sich einem konventionellen<br />
Ausbau der Reben.<br />
Der noch sehr junge Betrieb<br />
liegt zwischen Maniella und Gran<br />
Sasso. Die Bodenbeschaffenheit<br />
besteht hier, wie praktisch überall<br />
in den Abruzzen, aus Lehm-, Tonerde<br />
und Kalk. Cristiana legt enorm<br />
viel Wert auf eine indivi<strong>du</strong>elle Ausstrahlung<br />
ihrer Erzeugnisse. Frau Tiberio<br />
ist von ihrem Beruf begeistert<br />
und befasst sich leidenschaftlich<br />
mit ihren Rebbergen und dem Wein.<br />
Enorme Vielfalt<br />
Christiana leitete die Degustation<br />
mit sehr viel Eifer sowie grossem<br />
Fachwissen. Wie bereits üblich,<br />
amtete Martin Riedi als Uebersetzer.<br />
Um die Speisen der Region,<br />
wie gewohnt, zusammen mit den<br />
passenden Weinen servieren zu<br />
können, kamen an diesem Degustationsabend<br />
insgesamt neun Gänge<br />
auf die Tafel, derart vielfältig ist<br />
das Angebot an typischen Gerichten<br />
und Speisen: Salami, Flusskrebs<br />
(gamberone), Safranwurst<br />
aus den Abruzzen, Ei mit weissem<br />
Trüffel, Wildschwein, Cannelloni,<br />
Lammschulter, Pecorini (Ziegenkäse)<br />
und Cantucci. Zu jedem<br />
Gericht wurde ein Wein von Cristiana<br />
Tiberio degustiert. Wir konnten<br />
ihr ganzes Sortiment probieren.<br />
Die Weine sind von herausragender<br />
Qualität und heute noch<br />
sehr preiswert. Man spürt, dass<br />
die Familie Tiberio mit Herz und<br />
Seele dem An- und Ausbau <strong>des</strong><br />
Weines verpflichtet ist. Das Dîner<br />
enthielt eigentlich nur Höhepunkte,<br />
am besten gefallen hat<br />
mir das «uovo al tartufo bianco»,<br />
eine Spezialität wie man sie vor<br />
allem in den Abruzzen serviert, jedoch<br />
auch in der Toscana erhält,<br />
einfach ein richtiger Traum. Wegen<br />
diesem Gericht allein würde<br />
ich im «Spitzhorn» einkehren.<br />
Rund sechzig Weinfreunde konnte<br />
Ursula Baumann, die Organisatorin<br />
dieser Degustation, im Hotel<br />
Freienhof in Thun willkommen<br />
heissen – eine rekordhohe Beteiligung.<br />
Besonders erfreulich war<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Thunersee<br />
Es war einmal mehr ein wahrer<br />
«Gourmetabend». Dafür ist Martin<br />
Riedi und seiner Gattin sowie der<br />
direkt aus den Abruzzen hergereisten<br />
Winzerin, Cristiana Tiberio<br />
aus Cugnoli, sowie den vielen hilfreichen<br />
Geistern <strong>des</strong> Restaurants<br />
Spitzhorn herzlich zu danken. Der<br />
Service war wie immer dienstbereit<br />
und sehr aufmerksam, man<br />
denke nur an die vielen Gläser,<br />
welche wir heute Abend verbrauchten...<br />
Spannende Begegnung mit Weinen Lusitaniens<br />
Helle Begeisterung<br />
für die Weinwelt Portugals<br />
Die Degustation portugiesischer Weine vom 17. Juni 2011 stiess auf sehr grosses<br />
Interesse und vermochte ausserordentlich viele Weinfreunde zu mobilisieren.<br />
Claudia Aragâo vom Weinhaus Casa Lusitania, Bern, präsentierte auf sehr lebendige<br />
Weise Portugal und seine Weine und vermochte damit wirklich alle zu<br />
begeistern. Überzeugend war nicht nur die Präsentation – die vorgestellten und<br />
praktisch ausschliesslich aus autochthonen Rebsorten gekelterten Weine waren<br />
hervorragend und liessen kaum Wünsche offen. – Christoph Mutti berichtet:<br />
auch, dass zahlreiche neue Weinfreunde<br />
begrüsst werden konnten.<br />
Anschliessend stellte Claudia<br />
Aragâo vom Weinhaus Lusitania,<br />
Bern, die Weinwelt Portugals vor.<br />
Mit ihrer engagierten, kurzweili-<br />
Die Teilnehmer waren mit der Degustation sichtlich zufrieden.<br />
gen und auch humorvollen Präsentation<br />
gelang es ihr problemlos,<br />
ihre Begeisterung für Portugal und<br />
seine Weine auf alle Anwesenden<br />
zu übertragen und ihnen dieses<br />
faszinierende Weinbauland mit<br />
der weltweit viertgrössten Rebfläche<br />
auf überzeugende und kompetente<br />
Art näher zu bringen.<br />
Authentizität mit Urwüchsigem<br />
Vorgestellt und verkostet wurden<br />
fast ausnahmslos aus autochthonen<br />
Rebsorten gekelterte Weine,<br />
obwohl in Portugal auch inter<strong>nationale</strong><br />
Traubensorten wie Chardonnay,<br />
Sauvignon blanc und andere<br />
mehr angebaut werden. Dies<br />
ist auch Ausdruck <strong>des</strong> Bekenntnisses<br />
<strong>des</strong> Casa Lusitania zu authentischen<br />
Weinen: Claudia Aragâo<br />
Die degustierten<br />
Weine<br />
- Abibes Extra bruto, 2008, Dão<br />
(Traubensorten: Arinto, Baga)<br />
- Plansel Selecta, 2010, Alentejo<br />
(Verdelho, Arinto, Antão Vaz)<br />
- Quinta de Saes Reserva, 2008,<br />
Dão (Malvasia, Verdelho, Encruzado,<br />
Cerceal)<br />
- Alvarinho Soalheiro, 2010,<br />
Vinho verde (Alvarinho)<br />
- Herdade dos Templarios Reserva,<br />
2005, Ribatejo (Castelão,<br />
Aragonez)<br />
- Passadouro Colheita, 2006,<br />
Douro (Touriga Nacional, Tinta<br />
Roriz, Touriga Franca)<br />
- Plansel Tinta Barroca, 2009,<br />
Alentejo (Tinta Barroca)<br />
- Quinta do Soque Reserva,<br />
2005, Douro (Tinta Roriz, Touriga<br />
Franca)<br />
- Marquesa de Cadaval, 2007,<br />
Ribatejo (Touriga Nacional,<br />
Trincadeira, Alicante Bouschet)<br />
- Plansel Grande escolha,<br />
2008, Alentejo (Alicante Bouschet,<br />
Touriga Nacional)<br />
- Quinta do Javali <strong>vin</strong>tage, 2004,<br />
Douro (Jahrgangsportwein, diverse<br />
regionale Rebsorten)<br />
20 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Ursula Baumann (Organisatorin <strong>des</strong> Abends) dankt für den guten<br />
Service im Hotel Freienhof.<br />
und ihr Ehemann Francisco beziehen<br />
die <strong>du</strong>rch sie verkauften<br />
Weine von kleineren Pro<strong>du</strong>zenten,<br />
die sie persönlich gut kennen. Es<br />
wurden Weine aus der im Norden<br />
gelegenen Region Vinho verde,<br />
dem Dão, dem Gebiet rund um den<br />
Fluss Douro, dem nördlich von Lissabon<br />
gelegenen Ribatejo und<br />
natürlich auch aus dem Alentejo,<br />
dem grössten Rebbaugebiet <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong>, präsentiert. Die Weinfreunde<br />
erhielten so einen guten<br />
Überblick in die unterschiedlichen<br />
Weinbaugebiete Portugals.<br />
Alvarinho der weisse Renner<br />
aus dem Norden<br />
Die ausgeschenkten Weine lösten<br />
bei den Weinfreunden grosse Anerkennung<br />
und viel Begeisterung<br />
aus. Aus der Serie Weissweine ist<br />
der reinsortige Alvarinho Soalheiro<br />
2010 aus dem Vinho verde zu<br />
nennen. Dieser harmonische und<br />
ausgeglichene Tropfen wurde von<br />
Claudia Aragâo als bester Alvarinho<br />
bezeichnet und kam auch bei<br />
den Weinfreunden sehr gut an.<br />
Nicht unerwähnt bleiben soll<br />
auch der Plansel Tinta Barroca<br />
2009 aus der Reihe der leichten<br />
Rotweine. Dieser Wein wird nur in<br />
jenen Jahren pro<strong>du</strong>ziert, in denen<br />
die Voraussetzungen wie das<br />
Klima usw. für die Herstellung eines<br />
herausragenden zu 100% aus<br />
Tinta Barroca-Trauben gekelterten<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Weins stimmen. Sind die strengen<br />
Bedingungen nicht erfüllt, wird im<br />
betreffenden Jahr kein solcher<br />
Wein gemacht, wie zum Beispiel<br />
im Jahr 2010 – ein deutliches Zeichen<br />
für das Qualitätsbewusstsein<br />
<strong>des</strong> Pro<strong>du</strong>zenten.<br />
Grossartiges vom Douround<br />
aus dem Ribatejo<br />
Bei der Serie der schweren Rotweine<br />
kamen wir in den Genuss<br />
<strong>des</strong> Quinta do Soque Reserva 2005,<br />
einer Assemblage aus den Rebsorten<br />
Tinta Roriz (in Spanien bekannt<br />
unter der Bezeichnung Tempranillo)<br />
und Touriga Franca. Pro<strong>du</strong>ziert werden<br />
nur rund 5‘000 Flaschen. Dieser<br />
während 18 Monaten im Barrique<br />
ausgebaute Wein brachte die<br />
Weinfreunde ins Schwärmen.<br />
Zur Verkostung gelangte auch<br />
der Marquesa de Cadaval 2007 mit<br />
sehr intensiven Duftnoten und einem<br />
langen Abgang, welcher den<br />
leckeren Hauptgang – Schweinefleischwürfel<br />
mit Venusmuscheln<br />
auf gebratenen Kartoffelwürfeln –<br />
ideal begleitet hat. Als krönender<br />
Abschluss konnte zur Erdbeer-Ricotta-Charlotte<br />
der Jahrgangsportwein<br />
Quinta do Javali <strong>vin</strong>tage 2004<br />
genossen werden.<br />
Portwein zum Finale<br />
Die Referentin hat auf die Vielzahl<br />
an Portweinen und auf die Bedeutung<br />
der richtigen Wahl hingewie-<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
sen und mit der ausgeschenkten<br />
Spezialität der qualitativ sehr<br />
hochstehenden Degustation einen<br />
fulminanten Schlusspunkt verliehen.<br />
Dafür erntete Claudia Aragâo<br />
verdientermassen einen kräftigen<br />
Rund fünfunddreissig Weinfreunde<br />
trafen sich am 24. November 2011<br />
im Hotel Freienhof in Thun zur letzten<br />
Degustation der Sektion Thunersee<br />
im Kalenderjahr 2011. Konrad<br />
Burkhalter und Peter Willener,<br />
die beiden Organisatoren dieses<br />
Abends, begrüssten die Teilnehmenden<br />
und machten zuerst einige<br />
allgemeine Bemerkungen zu Weinbewertungen.<br />
Anhand eines konkreten<br />
Beispiels wurde aufgezeigt,<br />
dass ein und derselbe Wein von<br />
zwei bekannten Weinkritikern ganz<br />
unterschiedlich beurteilt worden<br />
war. In einer Weinbewertung spiegeln<br />
sich eben immer auch mehr<br />
oder weniger die Vorlieben <strong>des</strong> Kritikers<br />
wider, und jede Beurteilung<br />
ist bis zu einem gewissen Grad indivi<strong>du</strong>ell.<br />
IWPZ und<br />
Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse<br />
Weiter wurden kurz die beiden bekanntesten<br />
Weinprämierungen in<br />
der Schweiz vorgestellt: die inter<strong>nationale</strong><br />
Weinprämierung Zürich<br />
(IWPZ, Expo<strong>vin</strong>a) und der Grand<br />
Prix <strong>du</strong> Vin Suisse. Letzterer fand<br />
im Jahr 2011 zum fünften Mal<br />
statt, 591 Pro<strong>du</strong>zenten aus der<br />
ganzen Schweiz reichten insge-<br />
Applaus – in diesen eingeschlossen<br />
war auch das Team <strong>des</strong> Hotels<br />
Freienhof, welches für ein köstliches<br />
Essen und einen reibungslosen<br />
und sehr zuvorkommenden<br />
Service gesorgt hat.<br />
Degustation im Hotel Freienhof in Thun<br />
Prämierte Weine im Vergleich<br />
Weinbeurteilungen und Weinprämierungen sind im Trend: bekannte Weinbewerter<br />
sind beispielsweise Robert Parker, René Gabriel und andere mehr. Zudem<br />
fanden im Herbst 2011 in der Schweiz mit dem Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse<br />
und der Inter<strong>nationale</strong>n Weinprämierung Zürich (Expo<strong>vin</strong>a) zwei national<br />
bedeutende Weinwettbewerbe statt. Die besten an diesen Anlässen prämierten<br />
sortenreinen Weine wurden den Weinfreunden in einer interessanten Vergleichsdegustation<br />
vorgestellt. – Christoph Mutti berichtet:<br />
samt mehr als 3‘000 Weine zur Beurteilung<br />
ein, was einen Rekord an<br />
Teilnehmern und eingelieferten<br />
Flaschen seit Bestehen dieses Anlasses<br />
bedeutet. Die Inter<strong>nationale</strong><br />
Weinprämierung Zürich – im Jahr<br />
2011 mit mehr als 2‘300 Weinen<br />
von 311 Betrieben aus allen nam-<br />
Programm 2012/13<br />
23. März: Stammtreff Hotel<br />
Krone Thun ab 19 Uhr<br />
29. - 31. März: «Vinspiration»,<br />
Degustationstage Thun<br />
26. April: Jungwinzer stellen<br />
sich vor<br />
29. Mai – 2. Juni: Reise Portugal<br />
29. Juni: Stamm im Wygarte<br />
Steffisburg<br />
25. August: <strong>ANAV</strong> Kongress in<br />
Schaffhausen<br />
5. September: Pinot Noir aus<br />
aller Welt<br />
25. Oktober: Stammtreff Hotel<br />
Krone ab 19 Uhr<br />
16. November: Süd- und Südwestfrankreich<br />
5. Oktober 2012 und 7. Dezember<br />
2012: Training Coupe <strong>ANAV</strong>,<br />
Hotel Freienhof<br />
15. Februar 2013: Hauptversammlung,<br />
Priorat<br />
21
haften Anbaugebieten Europas und<br />
der Neuen Welt – ist wohl der bedeutendste<br />
Anlass zur Beurteilung<br />
<strong>des</strong> inter<strong>nationale</strong>n Angebots auf<br />
dem Schweizer Weinmarkt.<br />
Interessante Verleiche<br />
Das Konzept unseres Anlasses<br />
«Prämierte Weine im Vergleich»<br />
sah vor, dass an der IWPZ oder am<br />
Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse ausgezeichnete<br />
sortenreine Weine mit<br />
anderen prämierten oder nicht<br />
ausgezeichneten Weinen gleicher<br />
Rebsorte im direkten Vergleich<br />
blind degustiert werden. Nach der<br />
Verkostung einer Vergleichsserie<br />
machten die Weinfreunde für sich<br />
eine kurze Beurteilung. Der Bekanntgabe<br />
der degustierten<br />
Weine und deren Bewertung folgten<br />
oft angeregte Diskussionen.<br />
Den Auftakt machte der Bio<br />
Johanniter 2010 Grand Cru von<br />
Reynald Parmelin aus Begnins (La<br />
Côte), ein komplexer, fruchtiger<br />
Tropfen, der bereits zum dritten<br />
Mal den Prix Bio am Grand Prix <strong>du</strong><br />
Vin Suisse gewonnen hatte.<br />
Weissweine Schweiz<br />
und Ausland<br />
In der ersten Serie wurden zwei<br />
reinsortige Chasselas aus der<br />
Schweiz miteinander verglichen.<br />
Auffallend war, wie gross die Geruchs-<br />
und Geschmacksunter-<br />
schiede bei aus der gleichen Traubensorte<br />
gekelterten Weinen aus<br />
der Schweiz sein können. Beim ersten<br />
handelte es sich um den Siegerwein<br />
<strong>des</strong> Grand Prix <strong>du</strong> Vin<br />
Suisse, den harmonischen Chasselas<br />
von Jean-Marie Roch aus Perroy<br />
VD, beim zweiten Wein um<br />
den drittplazierten La Ruchonnette,<br />
St. Saphorin, aus der Cave<br />
<strong>du</strong> Vieux Pressoir, Rivaz (Lavaux),<br />
von Catherine und Sebastien<br />
Ruchonnet. Die Meinungen unter<br />
den Weinfreunden waren uneinheitlich,<br />
einige waren der Auffassung,<br />
dass der drittplatzierte Chasselas<br />
mehr Charakter zeige und<br />
gaben <strong>des</strong>halb diesem viel beachteten<br />
La Ruchonette den Vorzug.<br />
Auch der Sortenvergleich der<br />
ausländischen Weissweine aus<br />
derselben Region gab Anlass zu<br />
Diskussionen. Der Pradvaj, Malabaila<br />
di Canale, an der Expo<strong>vin</strong>a als<br />
bester italienischer Weisswein<br />
ausgezeichneter Roero Arneis,<br />
wurde dem nicht ausgezeichneten<br />
Roero Arneis der Azienda Agricola<br />
Malvira gegenübergestellt. Ersterer<br />
begeisterte zahlreiche Teilnehmer,<br />
aber auch hier zeigte sich wieder:<br />
Es gibt unterschiedliche persönliche<br />
Beurteilungen, und diese beleben<br />
die Diskussion über prämierte<br />
und nicht prämierte Weine! Diese<br />
Weinserie wurde von einem<br />
leckeren Vorspeisenteller begleitet.<br />
Die beiden Organisatoren, Konrad Burkhalter und Peter Willener (v.l.).<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Spezialisten am konzentrierten Fachsimpeln.<br />
Die Rotweinserien: Cornalin,...<br />
In der ersten Serie wurden zwei<br />
sortenreine Cornalin aus dem Wallis<br />
einander gegenübergestellt. Einerseits<br />
derjenige von Philippe<br />
Constantin, Salgesch, <strong>des</strong> (noch)<br />
nicht ausgezeichneten Jahrgangs<br />
2010 (sein Cornalin mit Jahrgang<br />
2009 war Siegerwein <strong>des</strong> Grand<br />
Prix <strong>du</strong> Vin Suisse) und andererseits<br />
der Cornalin Clos <strong>des</strong> Montzuettes<br />
2009 von Charles André<br />
Lamon, Flanthey, welcher am<br />
Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse mit der<br />
Goldmedaille ausgezeichnet worden<br />
war. Auch in dieser Serie standen<br />
sich zwei erstklassige Weine<br />
gegenüber! Peter Willener lobte<br />
Die degustierten Weine<br />
die Innovation von Philippe Constantin,<br />
er baut zehn verschiedene<br />
Trauben aus, keltert insgesamt<br />
siebzehn Weine und holte sich<br />
schon diverse Auszeichnungen.<br />
...Merlot,...<br />
Es folgten zwei reinsortige Merlots:<br />
der an der AWC Vienna –<br />
dem grössten Weinwettbewerb<br />
der Welt – ausgezeichnete Merlot<br />
Grand Reserve Steindorfer<br />
2009 aus dem Burgenland (Österreich)<br />
und der Siegerwein am<br />
Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse, der Merlot<br />
Ticino 2009 der Fattoria Moncucchetto<br />
aus Lugano. Peter Willener<br />
wies darauf hin, dass der<br />
– Bio Johanniter 2010 Grand Cru, Reynald Parmelin, Begnins (La Côte)<br />
– Chasselas Perroy Grand Cru 2010, Jean-Marie Roch, Perroy VD<br />
– La Ruchonnette 2010 (Chasselas), Catherine et Sebastien Ruchonnet,<br />
Rivaz<br />
– Roero Arneis DOCG 2010, Azienda Agricola Malvira, Canale, Piemont<br />
– Roero Arneis DOCG 2010, Pradvaj, Malabaila di Canale, Piemont<br />
– Cornalin 2010 AOC Valais, Philippe Constantin, Salgesch<br />
– Cornalin 2009 Clos <strong>des</strong> Montzuettes, Charles André Lemon, Flanthey<br />
– Merlot Grand Reserve Steindorfer 2009, Burgenland, Österreich<br />
– Moncucchetto Merlot 2009 DOC, Fattoria Moncucchetto, Lugano<br />
– Syrah <strong>du</strong> Valais AOC 2009, Réserve <strong>des</strong> Administrateurs, Cave St. Pierre,<br />
Chamoson<br />
– Les Jamelles, Syrah 2010, Vin de Pays d’Oc, Mareillette/Aude<br />
– Pinot Noir Barrique 2009, Georg Schlegel, Jenins<br />
– Malanser Pinot Noir Barrique 2009, Jürg Hartmann, Malans<br />
22 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
einfachere Merlot aus dem Hause<br />
Moncuchetto prämiert worden ist.<br />
Die Weinfreunde konnten sich<br />
nicht auf einen Favoriten unter<br />
diesen sehr unterschiedlichen<br />
Merlots einigen, beide vermochten<br />
aber zweifellos zu begeistern.<br />
Sehr gut dazu passend wurde feiner<br />
Rindsschmorbraten an Burgundersauce<br />
mit Polenta und<br />
Gemüsebouquet serviert.<br />
...Syrah und Pinot Noir<br />
Weiter kamen die Weinfreunde in<br />
den Genuss zweier an der Expo<strong>vin</strong>a<br />
mit Gold ausgezeichneter Syrahs.<br />
Der Syrah <strong>du</strong> Valais 2009, Réserve<br />
<strong>des</strong> Administrateurs, aus der Cave<br />
Saint-Pierre aus Chamoson stammt<br />
vom innovativen und sich stark für<br />
den Schweizer Wein einsetzenden<br />
Oenologen Claude Crittin. Der<br />
zweite Syrah, Les Jamelles, Vin de<br />
Pays d’Oc (Frankreich), mit einem<br />
sehr guten Preis-Leistungsverhältnis<br />
hat auch in anderen Ländern<br />
Auszeichnungen erhalten.<br />
Die gediegene Degustation<br />
wurde mit zwei ausgezeichneten<br />
Weinen aus den Bündner Herrschaften<br />
abgeschlossen: dem Pinot<br />
Noir Barrique 2009 von Georg<br />
Schlegel, Jenins, Siegerwein <strong>des</strong><br />
Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse, und dem<br />
Malanser Pinot Noir Barrique 2009<br />
von Jürg Hartmann, welcher an<br />
der Expo<strong>vin</strong>a die höchste Punktzahl<br />
aller Weine erreicht hat! Das<br />
eröffnete Käsebuffet begleitete<br />
diese grossartigen Weine ideal.<br />
Für die ansprechende Präsentation<br />
all dieser qualitativ hochstehenden<br />
Weine im Sortenvergleich<br />
erhielten Konrad Burkhalter<br />
und Peter Willener verdientermassen<br />
einen kräftigen Applaus. Die<br />
Bewertungen und Prämierungen<br />
der Weinwettbewerbe gaben zu<br />
zahlreichen Diskussionen Anlass<br />
und boten jedem Weinfreund auch<br />
die Möglichkeit, aufgrund seiner<br />
eigenen Beurteilung seine Favoriten<br />
zu krönen.<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Wenn Engel reisen...<br />
Ob nun die Weine gut oder weniger<br />
gut sein mögen und die besuchten<br />
Güter interessant oder<br />
<strong>du</strong>rchschnittlich sind: Eine wichtige<br />
Rolle spielt immer das Wetter.<br />
In dieser Hinsicht hatten wir<br />
eine leicht gemischte Bilanz zu<br />
ziehen. Bei der Abfahrt war es<br />
leicht bewölkt, je weiter nach Westen<br />
wir jedoch vorankamen,<br />
umso düsterer wurde der Himmel<br />
um schliesslich vor Beaune völlig<br />
schwarz zu werden. Wir hatten<br />
den Eindruck, in eine un<strong>du</strong>rchdringliche<br />
Wand hinein zu fahren<br />
und schon bald peitschte heftiger<br />
Regen gegen unser Fahrzeug. Zum<br />
Glück gelang es unserem Chauffeur,<br />
den Car nur gerade zwei<br />
Schritte vom Eingang <strong>des</strong> Restaurants<br />
in Mercurey entfernt zu parken,<br />
und so wurden auch die Optimisten<br />
ohne Schirm nicht wirklich<br />
nass. Hingegen vermissten einige,<br />
eine etwas wärmere Jacke dabei<br />
zu haben (die Temperatur war unglaublich<br />
schnell gesunken und<br />
betrug nur noch knapp über 10°).<br />
Während <strong>des</strong> ausgiebigen<br />
Mittagessen (zu den Mahlzeiten<br />
beachte man das entsprechende<br />
Kapitel), entschärfte sich die Situation<br />
langsam. Wir konnten<br />
schon fast trockenen Fusses unsere<br />
erste Degustation besuchen.<br />
Damit hatten wir unsere «Regentaufe»<br />
fast hinter uns, und es<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Emmental-Aaretal<br />
Von Mercurey über Beaune nach Pommard<br />
Weinreise ins Burgund<br />
Am letzten Augustwochenende bestiegen 21 Weinfreundinnen und Weinreunde<br />
frohgemut den Bus unseres Mitglieds Walter Lüthi von Leros Reisen<br />
mit dem Ziel Burgund. Die Erwartungen waren gemischt: Einzelne erhofften<br />
sich von der Reise eine Wiederentdeckung dieses renommierten Gebietes, andere<br />
sagten sich, dass wohl da nicht viel Neues zu erwarten wäre. Beide Seiten<br />
sollten in den drei Reisetagen ihre Meinung zum Teil bestätigt oder zum Teil<br />
widerlegt sehen. – Peter Bircher berichtet:<br />
wurde nur noch besser: Zwar<br />
kühler Samstagmorgen, aber es<br />
blieb trocken. Am Nachmittag hatten<br />
wir richtig angenehme Temperaturen.<br />
Der Sonntag schliesslich<br />
liess nichts zu wünschen übrig!<br />
Domaine Michel et Laurent<br />
Juillot, Mercurey<br />
Unser erster Besuch nach dem Mittagessen<br />
in Mercurey galt der Domaine<br />
Michel und Laurent Juillot.<br />
Ein Familienbetrieb der Weine aus<br />
verschiedenen Gemeinden <strong>des</strong><br />
Burgund pro<strong>du</strong>ziert und damit regelmässig<br />
bei den verschiedensten<br />
Prämierungen hohe Auszeichnungen<br />
erhalten hat. Michel Juillot<br />
sagt zu seinen Weinen: «Wir machen<br />
Weine die uns selbst gefallen<br />
und hoffen, dass diese auch bei<br />
den Konsumenten gut ankommen.»<br />
Humorvoll präsentiert Michel Juillot seine Weine.<br />
Ihre Weissweine <strong>du</strong>rchlaufen sowohl<br />
die alkoholische wie auch<br />
die malolaktische Gärung direkt in<br />
der Pièce, welche 228 Liter fasst<br />
und damit nicht mit der «Barrique»<br />
verwechselt werden darf. Diese<br />
fasst «nur» 225 Liter (und ist im<br />
Bordeaux gebräuchlich). «Vive la<br />
différence»! Seine Weine vermochten<br />
sehr gut zu gefallen, mir<br />
persönlich schmeckte der Rully<br />
Blanc 2009 hervorragend und verleitete<br />
mich gleich dazu, 12 Flaschen<br />
zu erstehen (obwohl ich die<br />
Reise eigentlich mit dem Vorsatz<br />
antrat, meinen überfüllten Keller<br />
nicht noch weiter anwachsen zu<br />
lassen...).<br />
Bei den Rotweinen verzichten<br />
Juillots vollständig auf Filtrierung<br />
und pro<strong>du</strong>zieren damit Weine,<br />
welche nicht auf den Genuss in<br />
jungen Jahren ausgelegt sind. Michel<br />
Juillot wagt die Aussage,<br />
dass ihre «Premier Crus» aus<br />
guten Jahren ohne weiteres 15 bis<br />
20 Jahre gelagert werden können<br />
(was mich jedoch nicht daran hindert,<br />
mir während <strong>des</strong> Schreibens<br />
dieser Zeilen einen Mercurey Premier<br />
Crus «Les Combins» 2007 zu<br />
Gemüte zu führen und ihn wunderbar<br />
zu finden). Alles in Allem: Ein<br />
kaum bekanntes Weingut, das<br />
seine guten Weine mit einem sehr<br />
guten Preis/Leistungs-Verhältnis<br />
auf den Markt bringt.<br />
23
Präsentation <strong>des</strong> Château de Beaune und der vielfältigen Palette der<br />
Weine von Bouchard Père et Fils.<br />
Marché aux Vins in Beaune<br />
Keine Domaine-Atmosphäre erwartete<br />
uns am Samstag Morgen<br />
im Marché aux Vins in Beaune:<br />
Mitten im Städtchen gelegen, ist<br />
diese Institution eine reine Vertriebsorganisation<br />
für verschiedenste<br />
Weingüter, die anonym<br />
bleiben, denn alle zur Degustation<br />
angebotenen Weine werden ohne<br />
Erwähnung <strong>des</strong> Pro<strong>du</strong>zenten präsentiert<br />
und geben nur gerade ihre<br />
Herkunft preis. Der «Degustations-Parcours»<br />
windet sich <strong>du</strong>rch<br />
aufeinander folgende «Gruften» in<br />
einem unterirdischen Labyrinth,<br />
<strong>du</strong>rchzogen mit kleinen Depots<br />
von «Pièces». Die Degustation<br />
war als «geführt» angekündigt,<br />
aber nur an einzelnen Posten war<br />
auch wirklich jemand da, der/die<br />
einige Angaben zu den Weinen<br />
machen konnte. Also war selbständiges<br />
Degustieren gefragt.<br />
Das Resultat war weitgehend<br />
ernüchternd: Es waren kaum wirklich<br />
ansprechende Weine zu entdecken<br />
– auch wenn einige Namen<br />
viel verhiessen. Zu diesem<br />
Befund beigetragen haben aber<br />
sicherlich auch die für die Degustation<br />
abgegebenen «Taste<strong>vin</strong>s»<br />
– jene original burgundischen flachen<br />
Schalen mit Haltegriff für<br />
Daumen und Mittelfinger. – Insge-<br />
samt hatten fast alle den Eindruck,<br />
dass dieses Gefäss den<br />
Weinen jede «Nase» raubt und<br />
nur der Gaumen etwas zählt (es<br />
kann ja natürlich auch sein, dass<br />
nur unsere Unkenntnis zu diesem<br />
Schluss führte...).<br />
Diese Umstände hinderten uns<br />
allerdings nicht daran, auch an dieser<br />
Verkostung Gefallen zu finden,<br />
denn die Umgebung ist einmalig<br />
bezaubernd – und zwei, drei Marc-<br />
Proben am Schluss <strong>des</strong> Rundgangs<br />
(aus geeigneten Gläsern) stimmten<br />
<strong>du</strong>rchaus versöhnlich.<br />
Zurück am Tageslicht war es<br />
dann aber das unglaublich vielfältige<br />
Angebot auf dem Markt, das<br />
die Herzen aller Gourmets höher<br />
schlagen liess. Nur die Perspektive<br />
auf das mühsame Herumschleppen<br />
der Einkaufstaschen –<br />
und zum Teil die beschränkte<br />
Möglichkeit der Kühlung für die<br />
nächsten zwei Tage – bewahrte<br />
mich davor, in einen richtigen<br />
Kaufrausch zu verfallen...<br />
Château de Beaune,<br />
Bouchard Père et Fils<br />
Das Château de Beaune ist ein imposanter<br />
Bau an den Aussenmauern<br />
<strong>des</strong> Stadtzentrums mit langer<br />
Geschichte. Es befand sich seit<br />
Jahrzehnten im Besitz der Familie<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Bouchard, resp. nun ihrer Nachfolger<br />
aus der Champagne - ein<br />
«grosses» Champagnerhaus, mehr<br />
wurde nicht verraten. Eine Besichtigung<br />
der Keller war allerdings<br />
am Samstag nicht möglich (und<br />
hätte wohl auch nicht sehr viel geboten,<br />
weil es sich dabei «nur» um<br />
die Repräsentations-Zentrale <strong>des</strong><br />
Unternehmens handelt).<br />
Bouchard Père et Fils bewirtschaften<br />
rund 92 Hektaren Reben<br />
in vielen Gemeinden <strong>des</strong> Burgunds<br />
und sind damit die grösste Domaine<br />
überhaupt. Sie sind auch eines<br />
der besten und renommiertesten<br />
Handelshäuser, und 60%<br />
ihrer Pro<strong>du</strong>ktion werden exportiert<br />
– ein unverhältnismässig grosser<br />
Anteil davon auch in die Schweiz...<br />
Der versierte Repräsentant <strong>des</strong><br />
Hauses überraschte uns mit der<br />
Ankündigung, dass er uns zuerst<br />
Rotweine und erst danach die<br />
Weissen zum Degustieren anbieten<br />
wird (also stellte er alle gängigen<br />
Clichés auf den Kopf!). Seine Roten<br />
waren unabhängig von der Herkunft<br />
und <strong>des</strong> Jahrgangs alle überzeugend.<br />
Dabei zeigte sich die Philosophie<br />
<strong>des</strong> Hauses, die Rotweine<br />
nicht mit Holz zu «überlagern» als<br />
Erfolgrezept – selbst «Barrique-<br />
Muffel» empfanden diese Rotweine<br />
als sehr ansprechend.<br />
Dass die «Roten» diesmal den<br />
«Kürzeren» ziehen mussten,<br />
wurde uns klar, als wir danach die<br />
ersten «Weissen» kredenzt bekamen:<br />
Ein Chablis allererster Güte<br />
und danach ein Pouilly Fuissé der<br />
Sonderklasse! Den krönenden –<br />
und kaum zu übertreffenden –<br />
Höhepunkt bildete jedoch der Corton<br />
Charlemagne! Ein Weisswein<br />
von unglaublicher Fülle und Konzentration<br />
(den man unbedingt -<br />
und gerne in grösseren Mengen -<br />
im Keller haben möchte). Bei den<br />
nicht gerade bescheidenen Preisen<br />
dürfte dies allerdings kaum<br />
bei Vielen von uns in Frage kommen...<br />
Fazit: Die Domaine Bouchard<br />
Père et Fils bietet über das gesamte<br />
Spektrum der Burgunderweine<br />
– vom Bourgogne AOC über<br />
die Village-Appellationen und die<br />
Premiers Crus bis hin zu den renommiertesten<br />
Grand Crus – lauter<br />
gute Weine mit reellem<br />
Preis/Leistungs-Verhältnis an.<br />
Wenn nicht<br />
von Hand gelesen wird...<br />
Auf der Hinfahrt zu einem der bekanntesten<br />
und vornehmsten Güter<br />
<strong>des</strong> Burgunds, dem Château de<br />
Pommard, begegneten viele von<br />
uns ersten Mal einem Trauben-<br />
Unbezahlbare Schätze im «Archiv» von Château de Beaune.<br />
24 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Vollernter in Aktion (notabene am<br />
28. August 2011, was als äusserst<br />
früh gelten muss). Rittlings über<br />
den Rebenreihen fuhr diese Maschine<br />
in einem eher rasanten<br />
Schritttempo <strong>du</strong>rch den Rebberg.<br />
Hintenraus flogen Blätter und<br />
Traubenreste (sehr zum Missvergnügen<br />
von Fritz Lüthi, der eine La<strong>du</strong>ng<br />
davon an den Kopf und in die<br />
Kleider abkriegte). Im Behälter für<br />
die Trauben sollen sich (gemäss<br />
der Aussage <strong>des</strong> Winzers und Besitzer<br />
<strong>des</strong> Ernters) nur gesunde<br />
und ausgereifte Früchte befinden.<br />
Die Probe aufs Exempel konnten<br />
wir nicht machen, denn der Tank<br />
war noch nicht in den bereitstehenden<br />
Wagen entleert worden.<br />
Dass unreife Trauben nicht mitkommen,<br />
mag man ja noch glauben,<br />
weil die Maschine auf dem<br />
Einsatz von Bürsten beruht, welche<br />
nur eine genau dosierte «Abrupfkraft»<br />
ausüben und damit den Widerstand<br />
unreifer Trauben, welche<br />
noch fest mit dem Rebstock verbunden<br />
sind, nicht überwinden. Wie es<br />
jedoch mit dem Aussortieren von<br />
faulen Trauben funktionieren soll,<br />
bleibt schleierhaft...<br />
Der Vollernter schafft bei<br />
guten Geländeverhältnissen eine<br />
Fläche von 8 bis 10 Hektaren pro<br />
Tag, kostet zirka 250’000 Euro und<br />
wird vor allem für Lohnarbeiten<br />
verwendet. Der Besitzer betont,<br />
dass er und seine Kunden damit<br />
nicht mehr auf den Einsatz von<br />
Erntehelfern angewiesen sind,<br />
welche oft nicht erscheinen, keine<br />
Erfahrung haben oder sonstwie<br />
Schwierigkeiten machen... Klar ist<br />
aber, dass solche Geräte nur für die<br />
Pro<strong>du</strong>ktion von Bourgogne AOC<br />
oder allenfalls kleinen Village-Appellationen<br />
eingesetzt werden können.<br />
Sobald höhere Anforderungen<br />
ans Traubengut gestellt werden,<br />
kommt diese Erntemethode zum<br />
heutigen Zeitpunkt noch nicht in<br />
Frage. Weiterentwicklungen bleiben<br />
aber ausdrücklich vorbehalten.<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Le Château de Pommard<br />
Nach diesem «Abstecher» – den<br />
Walter Lüthi mit uns machte, weil<br />
wir sonst zu früh auf Château de<br />
Pommard angekommen wären –<br />
«landeten» wir wieder auf dem sehr<br />
unterschiedlichen Boden der «Grossen«<br />
Burgunder: Château de Pommard<br />
rühmt sich, die Domaine in Familienbesitz<br />
(Jean-Louis Leplanche)<br />
mit der grössten, zusammenhängenden<br />
und eingemauerten Parzelle<br />
im Burgund zu sein. 20 Hektaren<br />
sind dort in acht verschiedenen<br />
«Terroirs» vereint. Jede der verschiedenen<br />
«Rebberg-Parzellen»<br />
wird getrennt geerntet, getrennt <strong>vin</strong>ifiziert<br />
und danach assembliert. Es<br />
kommen je<strong>des</strong> Jahr nur neue Pièces<br />
zum Einsatz, und die Weine werden<br />
für zwei Jahre in diesen Fässchen<br />
gelagert. Der Wein kommt unter der<br />
Appellation «Château de Pommard»<br />
ausschliesslich in den Privatverkauf.<br />
Im Angebot ist auch der «Deuxième<br />
Vin <strong>du</strong> Château de Pommard», der<br />
aus Trauben minderer Qualität gewonnen<br />
wird, sowie einige Weine<br />
aus umliegenden Gemeinden.<br />
Unser Besuch startete im imposanten<br />
Innenhof <strong>des</strong> Gutes, wo<br />
unter anderen Kunstwerken auch<br />
eine Bronzekopie <strong>des</strong> «David» von<br />
Michelangelo zu bewundern war<br />
(hinter vorgehaltener Hand tuschelten<br />
unsere Frauen, dass sein<br />
«bestes Stück» nicht gerade überzeugend<br />
sei, aber dabei liessen<br />
sie ausser Acht, dass der arme<br />
Kerl zum Zeitpunkt seiner «Meisselung<br />
in Stein» <strong>du</strong>rch den Künstler<br />
erst gerade 17-jährig war und<br />
dass sich damit später auch noch<br />
Einiges verändert haben<br />
könnte...).<br />
Wir wurden <strong>du</strong>rch unseren<br />
jungen, aber kompetenten,<br />
«Guide» zur nächstgelegene Parzelle<br />
<strong>des</strong> Guts geführt, wo er uns<br />
die Besonderheiten der einzelnen<br />
«Terroirs» erläuterte. Auch auf<br />
diesem Betrieb mit sehr hohen<br />
Qualitätsansprüchen sollte die<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
A propos «Essen wie Gott in Frankreich»<br />
Wirft man an einer Tafel das Bonmot vom «Essen wie Gott in Frankreich»<br />
in die Runde, wird dies häufig zu Stirnrunzeln oder hochgezogenen Augenbrauen<br />
führen und Jede/Jeder weiss etwas zu erzählen, wie sie/er unlängst<br />
auf einer Frankreichreise mit sehr <strong>du</strong>rchschnittlichem Essen «verwöhnt»<br />
wurden... Niemand sagt dabei je, wie weit diese Reise zurückliegt<br />
oder ob es sich dabei eher um «Verpflegung» denn um Essen handelte.<br />
Ausser acht gelassen wird häufig auch, ob man von der Halb- oder Vollpension<br />
in einem <strong>du</strong>rchschnittlichen Hotel profitiert hat oder sich die<br />
Mühe nahm, auch in einem kleineren Dorf oder Städtchen nach einem<br />
guten Restaurant zu fragen, um dort ein feines Déjeuner zu geniessen.<br />
Bekannt sollte auch sein, dass unter einem Entrecôte in Frankreich<br />
Gastlichkeit auf Château de Pommard.<br />
nicht dasselbe verstanden wird wie bei uns in der Schweiz. Denn bei unseren<br />
westlichen Nachbarn handelt es sich dabei in der Regel um ein relativ<br />
dünnes, zähes Stück Fleisch von unbekannter Herkunft (bezüglich<br />
der Anatomie <strong>des</strong> Rin<strong>des</strong>). Diesen Leuten muss ich sagen: Ihr wart zur<br />
falschen Zeit am falschen Ort! Vergesst, in Frankreich das zu bestellen,<br />
was Ihr von zu Hause unter demselben Namen kennt (siehe Beispiel Entrecôte),<br />
sondern erkundigt Euch nach den lokalen Spezialitäten!<br />
Genau in dieser Weise wurden wir auf unserer Reise kulinarisch echt verwöhnt:<br />
Keines der Restaurants fiel punkto Qualität und Service negativ<br />
auf. Im Gegenteil, das Essen war überall von bester Qualität in lokaler<br />
Schattierung, der Service angenehm und effizient. Die Weinkarten waren<br />
<strong>du</strong>rchaus ansprechend und in vernünftiger Preislage (und sogar die Verfügbarkeit<br />
war gegeben – man beachte dabei unsere gegenteiligen Erfahrungen<br />
in den Côtes <strong>du</strong> Rhône). Burgunderschnecken wurden uns nirgends<br />
vorgesetzt – obwohl ich diese eigentlich geschätzt hätte – aber<br />
man dachte wohl, dass diese für Schweizer «politisch unkorrekt» wären...<br />
Lese bereits am nächsten Tag,<br />
also dem 29. August, beginnen,<br />
was nur bestätigte, dass auch der<br />
«maschinelle» Winzer mit dem<br />
Erntezeitpunkt nicht daneben lag.<br />
Im Gegensatz zu ihm, wird aber<br />
auf dem Château jede einzelne<br />
Traube von Hand gelesen und danach<br />
auf einem Förderband noch<br />
einmal <strong>du</strong>rch mehrere Personen<br />
25
kontrolliert. Nur die fehlerfreien<br />
Früchte kommen in die Entrappungsmaschine<br />
und gelangen<br />
anschliessend in die Gärtanks<br />
(weitere Behandlung, siehe oben).<br />
Die Führung <strong>du</strong>rch die imposanten<br />
Fasslager gab einen Eindruck<br />
von der Grösse <strong>des</strong> Betriebes<br />
– Tausende von<br />
Eichenfässchen lagern da, getrennt<br />
nach Jahrgang und Parzelle,<br />
und warten auf ihre Assemblage,<br />
um später auf die<br />
Flaschen gefüllt zu werden.<br />
Bei jedem etwas niedrigen<br />
Durchgang, hielt der Guide seine<br />
Hände gegen die Hindernisse und<br />
Kleiner «Gastro-Guide»<br />
bewahrte uns vor kleinen «Kollisionen».<br />
(Er hat wohl noch nie etwas<br />
von der sprichwörtlichen<br />
Härte der «Berner-Gringe» gehört,<br />
sonst hätte er eher Angst um<br />
seine Gebäude als um unsere<br />
Köpfe gehabt.)<br />
Die anschliessende Degustation<br />
in einem ansprechenden<br />
Raum – aber fast ohne Sitzgelegenheiten<br />
- überzeugte uns <strong>du</strong>rchaus<br />
von der Qualität der Weine.<br />
Dennoch dürften wir bescheidenen<br />
Berner nicht zur Haupt-Klientel<br />
das Hauses gehören, denn nur<br />
wenige waren bereit für den Erstwein<br />
von Château de Pommard<br />
Ich verzichte darauf, die Menus der einzelnen Restaurants vollständig<br />
aufzuführen (zum Teil auch aus Gedächtnisgründen...), möchte jedoch<br />
je<strong>des</strong> der Lokale namentlich erwähnen um allen Interessenten an einem<br />
Besuch der Gegend einen kleinen «Gastroführer» zu liefern. Wenn ich<br />
dabei einzelne, speziell gut gelungene – oder ungewöhnliche - Gerichte<br />
dennoch aufführe, heisst dies absolut nicht, dass andere «Gänge» abgefallen<br />
oder nicht überzeugend gewesen wären.<br />
– Auftakt im Restaurant <strong>du</strong> Val d’Or in Mercurey zum Mittagessen am<br />
Freitag: die gute Ambience entschädigte uns für den Dauerregen.<br />
– Nachtessen im Restaurant St. Vincent in Nuits Saints Georges, das sich<br />
direkt neben dem Hotel Ibis (unserer Unterkunft) befindet und mit seiner<br />
Kelleratmosphäre eine sehr spezielle Note bietet<br />
– Am Samstag, nur wenige Schritte von Bouchard Père et Fils entfernt,<br />
fanden wir uns zum Déjeuner in der Auberge <strong>du</strong> Cheval Noir ein. Leider<br />
waren wir ein paar Minuten zu früh und wurden relativ deutlich darauf<br />
hingewiesen... Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, wurden wir im<br />
ersten Gang mit einem der besten «Jambon Persillé» verwöhnt, den ich<br />
jemals gegessen habe, und auch der weitere Verlauf war «plaisant».<br />
– Den eindeutigen kulinarischen Höhepunkt bildete das Dîner im Castel<br />
de Très Girard in Morey-St.-Denis (Mitglied der Vereinigung «Collection<br />
Châteaux & Hotels»). Küchenchef Franck Schmitt, ein Elsässer, hat seine<br />
Sporen unter Anderem im legendären «Buerehiesel» (elsässisch für<br />
Bauernhaus) in Strassbourg und im äusserst renommierten «George V»<br />
in Paris abverdient. Er überraschte uns mit «Oeufs Meurette <strong>du</strong> Castel de<br />
Trés Girard» (verlorene Eier aus einem Rotweinsud) als Premier, und<br />
auch sein Boeuf Bourguignon war fabelhaft (wir hatten einen solchen,<br />
sehr guten, zwar schon zum Mittagessen, aber seiner war gerade noch<br />
um einen «Zacken» spezieller!<br />
– Für den Abschluss punkto Kulinarik zeichnete am Sonntag das Restaurant<br />
von Château de Pommard verantwortlich. Der «Coq au Vin»<br />
vermochte selbst mich – als «Poulet-Verächter» – vollkommen zu überzeugen<br />
und unser Applaus für die Köchin kam von Herzen (leider habe<br />
ich ihren Namen nicht notiert und aus dem freien Gedächtnis kann ich<br />
ihn nicht abrufen – wohl ein Anzeichen <strong>des</strong> Alters...).<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
um die 100 und für den Zweitwein<br />
immer noch rund 40 Euros zu bezahlen<br />
(trotz <strong>des</strong> tiefen Kurses).<br />
Wir hatten danach noch das<br />
grosse Vergnügen, indivi<strong>du</strong>ell die<br />
wunderbare Sammlung der Domaine<br />
mit Werken von Picasso,<br />
Mirò, Dali und anderen Künstlern<br />
zu bewundern. Insgeheim kam dabei<br />
aber – vielleicht nicht nur bei<br />
mir – die Frage auf, ob nun das<br />
Huhn oder das Ei zuerst war, will<br />
heissen: War die Besitzerfamilie<br />
schon immer so reich, dass sie<br />
sich diese Kunstwerke leisten<br />
konnte, oder sind die Weinliebhaber<br />
auf der ganzen Welt einfach<br />
so blöd, dass sie jeden Preis für<br />
einen gefragten Wein bezahlen<br />
und damit die Anhäufung solcher<br />
Reichtümer ermöglichen? (Letztes<br />
Beispiel dafür: Bordeaux-Subskription<br />
2010 in welcher ein Château<br />
Ausone für sage und<br />
schreibe ca. CHF 2’200.— angeboten<br />
wurde - notabene pro Flasche<br />
und nicht etwa pro 12er<br />
Holzkiste!!!).<br />
Ich sage damit übrigens absolut<br />
nichts gegen einen gerechten<br />
und vernünftigen Verdienst, den<br />
die Weinhäuser erzielen dürfen –<br />
und müssen, denn sie haben<br />
grosse, zum Teil sehr alte Gebäude<br />
und Strukturen zu erhalten<br />
und lassen uns immer wieder mit<br />
Freude daran Teil haben, aber irgendwo<br />
liegt für mich die gesunde<br />
Grenze zwischen vertretbarem<br />
und «abzockerischem»<br />
Gewinn!<br />
Uebrigens: Wusstest Du,<br />
dass Pommard die einzige Gemeinde<br />
im Burgund ist, welche<br />
nur Rotweine pro<strong>du</strong>ziert? Unser<br />
Guide meinte dazu lakonisch:<br />
«Wenn Ihr je auf der Welt einen<br />
weissen Pommard sehen solltet,<br />
kommt dieser wahrscheinlich<br />
aus China.»<br />
Zeit zum Geniessen<br />
und Relaxen<br />
Wir genossen eine wunderbare<br />
Reise ohne jeglichen Zeitdruck:<br />
Immer blieb genug Zeit zwischen<br />
zwei Degustationen oder<br />
dem Kellerbesuch und anschliessenden<br />
Aktivitäten übrig,<br />
um uns zu erholen, aufzufrischen<br />
oder uns ein Bierchen zu<br />
genehmigen (zum Beispiel im<br />
wunderschönen Altstädtchen<br />
von Nuits-St.-Georges). – Herzlichen<br />
Dank an Urs Aeberhard<br />
für die perfekte Organisation<br />
und unseren Chauffeur Walter<br />
Lüthi der (z. B. mit der «Zusatzrunde»<br />
auf dem Kreisel vor<br />
Morey-St.Denis) auf unsere Bedürfnisse<br />
einging und uns sehr<br />
sicher herumkutschierte.<br />
Begrüssung im eindrucksvollen Innenhof von Château de Pommard.<br />
26 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Beat begrüsste uns mit einem<br />
«Liebe Mittrinkende» auf originelle<br />
Weise und nahm uns in seiner<br />
Einführung in die immer noch<br />
unterschätze Region <strong>des</strong> «Midi de<br />
la France» mit. Das Gebiet zeichnet<br />
sich <strong>du</strong>rch sehr unterschiedliche<br />
Böden, viele eher unbekannte<br />
Traubensorten (die Freude und<br />
Wohlbefinden bereiten) und die<br />
Vielfalt von rund 32‘000 Winzern<br />
aus. Beat überzeugte uns, dass<br />
dies eine «Reise<strong>des</strong>tination für<br />
Kenner» ist (wenige von uns wussten<br />
das allerdings schon seit längerer<br />
Zeit…).<br />
Weisse Überraschungen<br />
Mit einer Blanquette de Limoux<br />
Brut vom Domaine de Martinolles<br />
aus den Sorten Mauzac, Chardonnay<br />
und Chenin machte uns Beat<br />
mit dem «ältesten Schaumwein<br />
der Welt» bekannt (erste Erwähnung<br />
in der Geschichte: 1531<br />
A.D.). Ein fruchtiger, trockener und<br />
spritziger Apéro-Tropfen.<br />
Der Minervois Blanc vom Château<br />
d’Agel vermochte mit der Assemblage<br />
von Marsanne, Roussane,<br />
Clairette und Chenin als<br />
süffiger und angenehmer Begleiter<br />
zu Fisch und Geflügel zu überzeugen<br />
und weist zudem ein sehr<br />
gutes Preis/Leistungs-Verhältnis<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Degustation im «Löwen» zu Münsingen<br />
Languedoc - Roussillon<br />
In Umstellung unseres Jahresprogramms entschieden wir uns, die Degustation<br />
«Sortenreine Weine» <strong>du</strong>rch eine Degustation von Weinen aus dem Languedoc-<br />
Roussillon zu ersetzen. Grund: Unser Mitglied und erfahrener Präsentator und<br />
Degustator Beat Klötzli überraschte uns mit der Ankündigung, dass er eine<br />
schöne Degustation mit Weinen aus dieser Region bringen könnte. Wir vertrauten<br />
auf seine Aussage und wurden nicht enttäuscht: Beat zeigte uns echte<br />
«Trouvaillen» aus dem Süden Frankreichs und vermochte mit seinem Enthusiasmus<br />
alle 32 Teilnehmer/innen zu begeistern. – Peter Bircher berichtet:<br />
Reben in der Region Corbières<br />
aus (CHF 12.–). – Der Viognier <strong>du</strong><br />
Pays d’Oc vom Château Cazal Viel<br />
überzeugte mit seiner Typizität<br />
und einem ebenfalls sehr vernünftigen<br />
Preis. Die Barrique-Note ist<br />
sehr dezent eingebunden.<br />
Rote Corbières, Minervois,<br />
Saint-Chinian...<br />
Die Assemblage vom Domaine <strong>du</strong><br />
Grand Crès von Hervé Leferrer aus<br />
Carignan, Mourvèdre und<br />
Grenache erwies sich als feurige,<br />
wilde Komposition zum Begleiten<br />
von kräftigen Gerichten. – Sehr<br />
gefällig war ebenfalls der zu 80<br />
Prozent aus Grenache bestehende<br />
Minervois Grenu vom Château<br />
d’Agel (keine Angaben zu den<br />
restlichen 20 Prozent).<br />
Als nächstes folgte der Syrah<br />
Saint-Chinian «L’Antenne» eben-<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
falls vom Château d‘Agel. Ein Wein<br />
mit 12 Monaten Ausbau im Eichenfass,<br />
welcher sehr lagerfähig sein<br />
dürfte und mit seiner Reinsortigkeit<br />
für das Gebiet eine Ausnahme ist<br />
(fast alle südfranzösischen Weine<br />
sind Assemblagen).<br />
...und Faugères<br />
Auch die beiden letzten Rotweine<br />
aus dem Gebiet Faugères überzeugten<br />
recht gut: Die Assemblage<br />
aus Syrah, Grenache, Mourvèdre,<br />
Cinsault und Carignan vom<br />
Château <strong>des</strong> Estanilles, M. Louison,<br />
gefiel <strong>du</strong>rch ihre Eleganz und<br />
das harmonische Miteinander der<br />
vielen Traubensorten – ein gutes<br />
Beispiel dafür, wie sich <strong>du</strong>rch Assemblagen<br />
sehr runde und komplexe<br />
Weine pro<strong>du</strong>zieren lassen.<br />
Beim Mas Gabinèle von<br />
Thierry Rodriguez handelt es sich<br />
um einen biologischen Wein aus<br />
Carignan, Syrah, Grenache und<br />
Mourvèdre mit dem Namen «Gesang<br />
der Zykladen». Dieser bestätigte<br />
leider die immer noch<br />
häufig zutreffende Charakterisierung<br />
als «nicht ganz ernstzunehmend»<br />
(damit sei aber nichts gegen<br />
<strong>du</strong>rchaus valable Vertreter<br />
dieser Gattung ausgesagt!). Mit<br />
seinem Preis von CHF 24.50 bei<br />
Coop ist er zudem der teuerste<br />
Vertreter der Region. Beat kom-<br />
mentierte den «Gesang der Zykladen»<br />
recht trocken mit «Je lauter,<br />
<strong>des</strong>to Bio».<br />
Süssweine<br />
von der Mittelmeerküste<br />
Den Abschluss bestritten zwei<br />
Süssweine: Der Muscat de Frontignan<br />
vom Château de Stony (gekeltert<br />
aus Muscat Blanc Romain),<br />
den Beat als echten «Seelentröster»<br />
bezeichnete, und der<br />
Banyuls von Gérard Bertrand (aus<br />
Grenache Noir, Grenache Gris und<br />
Cinsault), einer der raren roten<br />
Süssweine. Beide sind wunderbar<br />
geeignet als Begleiter eines feinen<br />
Desserts oder einer Platte<br />
mit kräftigen Blauschimmelkäsen.<br />
Vom Löwen-Team aus Küche<br />
und Service in Münsingen wurden<br />
wir zwischen den einzelnen Weingruppen<br />
aufs Trefflichste - und<br />
dem Thema bestens angepasst -<br />
verwöhnt. Wir möchten dafür unseren<br />
herzlichen Dank aussprechen<br />
(zu Händen der Geschäftsleitung:<br />
Bitte weiterleiten!).<br />
Auch Beat Klötzli sei herzlich<br />
gedankt für die Auswahl der<br />
Weine, seine lockere und humorvolle<br />
Präsentation und die auf die<br />
Minute genaue Planung von Degustation<br />
und Essens-Service. Das<br />
muss ihm immer noch jemand<br />
nachmachen!<br />
27
Stimmungsvolles Dinner im Bären-Keller von Biglen<br />
Jahres-Abschlussabend 2011<br />
Eine eher enttäuschend niedrige Anzahl von Teilnehmer/innen fand sich zum<br />
Abschluss <strong>des</strong> Vereinsjahres im Restaurant Bären in Biglen ein. Was die Abwesenden<br />
verpasst haben, sei nachfolgend kurz beschrieben. – Peter Bircher berichtet:<br />
Apéro in der «Tatze-Bar»<br />
Der aus der Vereinskasse gesponserte<br />
Apéro umfasste eine Super<br />
Chasselas-Degustation mit drei<br />
Spitzen-Vertretern aus dem Dézaley.<br />
Dazu servierte uns die Bären-<br />
Brigade herrliche (und vor allem<br />
auch wunderbar anzusehende)<br />
Platten mit einer riesigen Vielfalt<br />
an sehr delikaten Häppchen, z.B.<br />
herzige Schälchen mit bestem Crevetten-Cocktail,<br />
kleine Lachs-Kreationen,<br />
wunderbar gefüllte Eier und<br />
min<strong>des</strong>tens 8 bis 10 weitere Köstlichkeiten.<br />
Alles war so gut, dass<br />
es restlos «weggeputzt» wurde und<br />
wir uns danach fast Vorwürfe machen<br />
mussten, weil der anschliessende<br />
«Vier-Gänger» einigen von<br />
uns fast zu viel wurde…<br />
Von der gemütlichen und originellen<br />
«Tatze-Bar» begaben wir<br />
uns für das Dinner in den stimmungsvollen<br />
Gewölbekeller. Das<br />
Bärenteam stellte im Voraus eine<br />
kleine, aber vielseitige Auswahl<br />
an Rotweinen zusammen, welche<br />
dank dieser Voraussicht alle in bester<br />
Trinktemperatur genussbereit<br />
da waren. Es bildeten sich spontan<br />
kleine Gruppen, welche ihre<br />
Weinauswahl gemeinsam trafen.<br />
Kulinarische Höhenflüge<br />
im Gewölbekeller<br />
Dann kam der grosse Auftritt der<br />
Küche: Den Einstieg bildete ein feiner<br />
Nüsslersalat mit Speckwürfeli<br />
und Pilzen, karamellisierten Birnenstückchen<br />
und Nüssen an einem delikaten<br />
Baumnussdressing. Den Anschluss<br />
bildete die sämige<br />
Kürbissuppe, welcher ein überraschend<br />
frischer und aromatischer<br />
Gewürzknödel das einzigartige «Etwas»<br />
verlieh. Zum Hauptgang erhielten<br />
wir ein saftiges Wildschwein-<br />
Cordonbleu, gefüllt mit<br />
Rohschinken und Bergkäse vorgesetzt.<br />
Die perfekte Begleitung dazu<br />
war der Rotweinrisotto und das<br />
herbstliche «Streugemüse». Zum<br />
Dessert <strong>du</strong>rften wir uns an in Portwein<br />
marinierten Feigen mit einem<br />
Kastanien-Parfait delektieren. – In<br />
jeder Hinsicht ein perfekter, anregender<br />
und stimmungsvoller Abend!<br />
«Les absents ont toujours tort»<br />
Einmal mehr ist dazu nur zu sagen:<br />
«Les absents ont toujours tort»,<br />
oder auf gut Deutsch, jede/r Weinfreund/in,<br />
der/die an einem unserer<br />
Anlässe nicht teilnimmt, verpasst<br />
etwas Grossartiges! Ich<br />
weiss, viele der Abwesenden mögen<br />
meine – oft recht enthusiastischen<br />
Beschreibungen – als übertrieben<br />
einstufen, aber ich kann<br />
Euch versichern, dass ich immer<br />
nur das weitergebe, was die vor<br />
Ort Anwesenden auch empfunden<br />
haben. Wenn ich zu einem Anlass<br />
kritische Stimmen höre, kommen<br />
diese mit Sicherheit auch zum Zug!<br />
Daher mein Aufruf: Merkt Euch<br />
die Daten der Weinfreunde-Anlässe<br />
für 2012 lange im Voraus vor!<br />
Sie werden jeweils mit der Einla<strong>du</strong>ng<br />
zur Generalversammlung zum<br />
Jahresbeginn versandt. Deshalb<br />
sollte bei den meisten von uns<br />
genügend «Vorlaufzeit» vorhanden<br />
sein, um entsprechend zu handeln!<br />
P.S. Der hier beschriebene Anlass<br />
war zum Schnäppchen-Preis<br />
von CHF 50.00 zu haben! Teilt uns<br />
bitte mit, wenn Ihr sonstwo etwas<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
zu einem vergleichbar guten Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis kennt, wir<br />
werden versuchen, den betreffenden<br />
«Gastwirt» als Mitglied zu gewinnen,<br />
damit wir auch bei ihm unsere<br />
Anlässe <strong>du</strong>rchführen können!<br />
Unser Aufruf an alle Mitglieder<br />
begleitet diesen Bericht über<br />
unseren Jahresend-Anlass: Lasst<br />
Blindverkostung einmal mehr ein Hit<br />
Degustation Kreuz & Quer<br />
uns Eure Wünsche und Vorstellungen<br />
wissen, nur so können wir ein<br />
Programm zusammenstellen, das<br />
Euren Vorstellungen entspricht!<br />
Herzlichen Dank an Ronny<br />
Müller für die Organisation und<br />
das «Einfädeln» dieses Abends<br />
sowie an das Bären-Team für die<br />
perfekte Realisierung.<br />
Der unschlagbare Klassiker unter unseren Anlässen: Immer wieder<br />
vermag diese Blinddegustation fast am meisten Teilnehmer/innen zu<br />
mobilisieren. Einerseits mag die Faszination, neue Weine zu entdecken,<br />
Grund für diesen guten Besuch sein und andererseits sicher<br />
die Herausforderung ans eigene Weinwissen. – Peter Bircher berichtet:<br />
Es ist doch wunderbar, sagen zu können: «Diesen Wein vermochte ich 100<br />
Prozent einzuordnen», d.h. sowohl Traubensorte und Herkunft als auch<br />
Jahrgang «heraus» degustiert zu haben. Ein echtes Erfolgserlebnis ist es<br />
aber auch schon, einen Wein zu zwei Dritteln richtig bestimmt zu haben<br />
(der Jahrgang ist ja meist die grösste Herausforderung). Im Multiple-<br />
Choice Verfahren wagen wir uns jeweils an diese Entdeckungen heran.<br />
Grössere und kleinere Knacknüsse in Weiss und Rot<br />
Ronny Müller und Marc Habegger haben uns auch in diesem Jahr sowohl<br />
einfachere wie auch schwierigere Aufgaben gestellt: Unter den<br />
Weissweinen waren in der ersten Kategorie etwa der Chardonnay Costa<br />
al Sole aus dem Piemont, der Welschriesling von Oppelmaier aus dem<br />
Carnuntum und ein Trebbiano von Tomasi aus Venetien zu zählen.<br />
Mehr Mühe bereiteten dagegen der Ribolla aus dem Friaul oder der Resi<br />
der Jodern Kellerei aus dem Wallis.<br />
Bei den Roten genau das gleiche Bild: Nicht allzu viel Mühe bereiteten<br />
die Cuvée Château Clapot aus Bordeaux mit Cabernet Sauvignon und<br />
Merlot, der Carignano Kanai Riserva aus Sardinien oder der EOS, Zinfandel<br />
aus Kalifornien (manchmal half dabei auch etwas logisches Denken<br />
mit, denn woanders als in Kalifornien wird der ursprünglich aus Italien<br />
stammende Primitivo als Zinfandel bezeichnet…). Schwieriger verhielt<br />
es sich mit dem Mavroudi aus Griechenland oder dem Ruby Cabernet aus<br />
Mexico – dazu noch Jahrgang 1994! Zwischen den beiden Kategorien bewegte<br />
sich zum Beispiel der Château Montus aus dem Madiran von Alain<br />
Brumont mit 100 Prozent Tannat Trauben und Jahrgang 1998.<br />
Sowohl bei den Weissen wie auch den Roten bestimmten wir zum<br />
Schluss, welcher Wein am Besten angekommen ist. Kriterium: Wer hat<br />
diesen Wein indivi<strong>du</strong>ell als Besten, Zweitbesten und so weiter eingestuft?<br />
Bei den Weissen kam der Welschriesling von Oppelmaier auf den ersten<br />
Platz (notabene zu einem Preis von 5 Euro pro Flasche!). Den höchsten<br />
Platz bei den Roten belegte der Zinfandel aus Kalifornien.<br />
Die Küche <strong>des</strong> Restaurants Hüsi in Freimettigen begleitete unsere Degustation<br />
aufs Trefflichste mit den feinen, dem Thema angepassten Speisen, der Service<br />
war freundlich und effizient. – Besten Dank auch an Ronny und Marc für die<br />
Super-Organisation und an die Mitglieder, die mit ihren indivi<strong>du</strong>ellen Weinvorschlägen<br />
manchen Farbtupfer in die Degustation einbrachten.<br />
28 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
«Wenn Engel reisen, dann öffnet<br />
der Himmel seine Schleusen». Mit<br />
diesem abgeänderten Sprichwort<br />
trösteten sich am Samstag, dem<br />
18. Juni, die gut gelaunten 48 Mitglieder<br />
der <strong>Schweizerische</strong> Vereinigung<br />
der Weinfreunde, Sektion<br />
Bern, die sich am Treffpunkt im<br />
Bahnhof Bern versammelten, um<br />
gemeinsam das Programm <strong>des</strong> Jubiläumsausflugs<br />
in Angriff zu nehmen.<br />
Weil bekanntlich der Kluge<br />
im Zuge reist, fuhren wir auf der<br />
ersten Etappe per BLS <strong>du</strong>rch das<br />
Gürbetal, in Seftigen vorbei am<br />
Rebberg unseres Vorstandsmitglie<strong>des</strong><br />
Matthias Rindisbacher, nach<br />
Thun. Dort erwartete uns das<br />
Schiff. Auf dem Oberdeck genossen<br />
die Teilnehmer während der<br />
Fahrt ein herrliches Frühstück und<br />
trotz fehlendem Sonnenschein eine<br />
wunderbare Rundsicht auf die umliegenden<br />
Bergkulissen. Vorbei an<br />
den Rebbergen von Hilterfingen,<br />
Oberhofen, Spiez und Merligen,<br />
wurde Interlaken angesteuert, wo<br />
sich die Freunde der bodenständigen<br />
Kultur gleichentags zum Eidg.<br />
Jodlerfest versammelten.<br />
Auf der Rückfahrt von Interlaken<br />
nach Spiez begrüsste unsere<br />
Präsidentin an Bord die in Geburtstagslaune<br />
versetzten Weinfreundinnen<br />
und Weinfreunde.<br />
Mit dem vorzüglich mundenden<br />
Wein aus 0berhofen wurde auf<br />
das Wohl und die weitere positive<br />
Entwicklung unserer Sektion Bern<br />
angestossen, nach dem Motto:<br />
Trink wenn dir der Becher winkt,<br />
nutze deine Tage, ob man auch<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Bern<br />
60 Jahre Berner Weinfreunde 1951 bis 2011<br />
Jubiläumsausflug<br />
Der Ausflug zum 60-Jahr-Jubiläum der Berner Weinfreunde führte am 18.<br />
Juni 48 Mitglieder auf den Thunersee, dann ins Schloss Spiez und danach auf<br />
den Niesen. – Erwin Wenger, unser Ehrenmitglied, berichtet:<br />
im Himmel trinkt, ist noch eine<br />
Frage.<br />
Nun nutzte unser ehemaliger<br />
Präsident und Ehrenmitglied, Erwin<br />
Wenger, unserer heutigen<br />
Präsidentin, Suzanne Hauswirth,<br />
und dem tatkräftigen, aktiven Vorstand<br />
für ihre Arbeit und die Organisation<br />
<strong>des</strong> Jubiläumsausflugs zu<br />
danken. Trotz den Schwierigkeiten<br />
<strong>du</strong>rch die veränderten Randbedingungen,<br />
Ess- und Lebensgewohnheiten,<br />
Angebots- und Einkaufsmöglichkeiten<br />
von Weinen, neue<br />
Mitglieder zu gewinnen, kann die<br />
Sektion Bern dank ihres attraktiven<br />
Jahresprogramms getrost in<br />
die Zukunft sehen.<br />
Apéro auf Schloss Spiez<br />
In Spiez angekommen, erreichten<br />
wir mit einem kurzen Fussmarsch<br />
das Schloss Spiez, wo uns die Kellermeisterin<br />
Ursula Irion einen<br />
herzlichen Empfang bereitete.<br />
Eine auserlesene Degustation der<br />
heute begehrten Spiezerweine,<br />
verbunden mit einem kulinarisch<br />
hochstehenden Apéro riche von<br />
Bruno Wüthrich weckte unsere Lebensgeister.<br />
Nur allzu rasch mussten wir<br />
uns von diesem ehrwürdigen<br />
Schloss verabschieden; um im<br />
Bahnhof Spiez, in einer 5-minütigen<br />
Zugfahrt das nächste Ziel<br />
Mülenen zu erreichen.<br />
Lukullisches statt Augenweide<br />
Dort angelangt, hiess es umsteigen<br />
in eine der längsten Standseilbahnen<br />
von Europa, die uns<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
auf die 2362m hohe «Swiss-Pyramid»<br />
mit Namen Niesen führte.<br />
Leider verwehrte uns das von Nebelschwaden<br />
und nur kurzen Aufhellungen<br />
begleitete Wetter, eine<br />
imposante Aussicht auf die Naturund<br />
Bergwelt sowie die Weitsicht<br />
auf den Thunersee und das Berner<br />
Mittelland.<br />
Dieser wetterbedingte Nachteil<br />
wurde <strong>du</strong>rch das vorzüglich<br />
servierte reichhaltige Salatbuffet,<br />
Fleischfon<strong>du</strong>e, Dessert und die<br />
kredenzten Weine aus dem Reb-<br />
Den 44 anwesenden Weinfreunden<br />
stellte unser Vorstandsmitglied<br />
und Winzer in Seftigen, Matthias<br />
Rindisbacher, je sechs<br />
Weiss- und Rotweine vor. Die Degustation<br />
hatte fast ein wenig den<br />
Charakter einer Blinddegustation,<br />
musste doch jeweils drei eingeschenkten<br />
Weinen eine der auf<br />
der Liste aufgeführten Sorten zugeteilt<br />
werden.<br />
Cabernet Blanc?<br />
Von der ersten Serie war nur der<br />
Sauvignon Blanc bestens bekannt,<br />
einige haben auch den Kerner<br />
schon degustiert, während die<br />
Rebsorte Cabernet Blanc doch<br />
ziemlich unbekannt war. Der<br />
fruchtigste Wein, mit einer schönen<br />
Holunder-Note war im ersten<br />
Glas. Die meisten tippten hier auf<br />
den Sauvignon Blanc. Der Kerner,<br />
mir bekannt von GK Schinznach,<br />
berg Seftigen, mehr als kompensiert.<br />
Nur allzu rasch verflossen<br />
die Stunden auf diesem hoch gelegenen<br />
Ausflugsziel und damit<br />
das Ende der Feier zum 60. Geburtstag<br />
der Berner Weinfreunde.<br />
Mit dem weisen Sinnspruch,<br />
«Der Trinker trinkt Wein, um zu<br />
vergessen, der Weinfreund trinkt<br />
Wein, um sich zu erinnern»,<br />
möchte ich den Organisatoren im<br />
Namen aller Teilnehmer für den<br />
unvergesslichen Jubiläumsausflug<br />
danken.<br />
Bekanntes und Unbekanntes im Vergleich<br />
Neues am Weinhorizont<br />
Die Veranstaltung vom 13. September sollte so etwas wie ein «degustativer»<br />
Ausflug in die Reb-Züchtungsgeschichte sein und dabei gleichzeitig auch<br />
neue Sorten vorstellen, welche auch in der Schweiz gut verbreitet sind. Der direkte<br />
Vergleich dieser Sorten miteinander kommt in der Praxis eher selten vor<br />
und hat unter den Berner Weinfreundinnen und Weinfreunden ein reges Ratespiel<br />
ausgelöst! – Bruno Zürcher berichtet von einem ebenso ungewöhnlichen<br />
wie spannenden Degustations-Abend:<br />
ist meistens ein etwas kräftiger,<br />
starker Wein mit einem hohen<br />
Säuregehalt. Die Auflösung <strong>des</strong><br />
Test zeigte ein vollkommen anderes<br />
Bild. Der fruchtigste Wein war<br />
der Cabernet Blanc aus der Pfalz!<br />
Auch Bekanntes kann täuschen<br />
In der zweiten Serie Weissweine<br />
war ein Riesling-Silvaner, den alle<br />
Anwesenden kannten. Die beiden<br />
anderen, der Kernling und der Seival<br />
Blanc, waren für die meisten<br />
Neuland. Aufgrund der Erfahrung<br />
aus der ersten Serie wurde man<br />
doch etwas vorsichtiger. Aber auch<br />
hier nützte alle Erfahrung wenig.<br />
Der Müller Thurgau war nicht im<br />
ersten Glas, sondern im zweiten...<br />
Regent nur beschränkt «PIWI»<br />
Die erste Serie Rotweine enthielt<br />
zwei bekannte Rebsorten: Pinot<br />
Noir und Regent. Der Regent, eine<br />
29
Kreuzung zwischen Diana und<br />
Chambourcin, gehört zu den bedeutendstenpilzwiderstandsfähigen<br />
Qualitäts-Rebsorten auch<br />
«PiWi» genannt. Leider haben sich<br />
aber die Hoffnungen auf eine<br />
echte Resistenz gegen Pilzerkrankungen<br />
nicht erfüllt. Als Rebsorte<br />
zeigt der Regent eine starke Farbkraft<br />
und ist auch etwas herber im<br />
Gaumen als der fruchtige Pinot<br />
Noir. Die Auswertung zeigte hier<br />
eine bessere Übereinstimmung<br />
als bei den Weissen.<br />
Im Hotel-Restaurant La Rotonda di<br />
Lomazzo südlich von Como stimmten<br />
wir uns am Mittwoch beim<br />
Mittagessen (tagliere di salumi,<br />
salsa alle cipolle rosse; tagliatelle<br />
con gamberi, fiori di zucca e lime,<br />
tir<strong>amis</strong>u) mit dem Prosecco Brut<br />
Casa dei Faveri der Cantine Vedova<br />
in Valdobbiadene, einem Chardonnay<br />
delle Venezie IGT 2009 der<br />
Colli del Lago d’Iseo und einem CS<br />
2010 aus den gleichen Lagen auf<br />
das Weingebiet ein. Die längere<br />
Busfahrt lockerten unsere zwei<br />
Gui<strong>des</strong> mit einer Blinddegustation<br />
auf: Ein Trebbiano di Soave 2010<br />
San Benedetto aus der DOC Lugana<br />
von der Tenuta Zenato war im<br />
Glas zu erkennen.<br />
Giovanna Tantini begeistert<br />
in der Bardolino DOC<br />
Am Nachmittag bildete der Bardolino-«Appetizer»<br />
bei Giovanna<br />
Tantini in Castelnuovo del Garda<br />
einen gebührenden Einstieg. Tantini<br />
begeistert <strong>du</strong>rch ihre Verbun-<br />
Cabertin?<br />
Bei den letzten drei Weinen konnte<br />
der Gamaret, eine Kreuzung von<br />
Gamay und Reichensteiner, angebaut<br />
vor allem im Kanton Genf und<br />
der Waadt, als bekannt vorausgesetzt<br />
werden. Der Cabernet Dorsa,<br />
eine Kreuzung aus Cabernet und<br />
Dornfelder, wird in jüngster Zeit<br />
auch in der Schweiz vermehrt gepflanzt.<br />
Unbekannt war nur der Cabertin,<br />
eine Neuzüchtung <strong>des</strong><br />
Schweizer Rebenzüchters Valentin<br />
Blattner. Er ist mit seiner <strong>du</strong>nklen,<br />
denheit und Liebe zu ihren Rebstöcken<br />
und zum Boden, auf welchem<br />
diese wachsen. Sie ist eine<br />
enthusiastische Winzerin und pro<strong>du</strong>ziert<br />
Bardolini, die sich qualitativ<br />
stark von andern Weinen dieser<br />
Appellation hervorheben. Ihre<br />
Rebzeilen zeugen von ausschliesslicher<br />
Handarbeit <strong>du</strong>rch das ganze<br />
Jahr, und die Weine zeugen von<br />
dieser Sorgfalt:<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Ein grandioses Erlebnis für anspruchsvolle Schlemmer und Kenner<br />
Weinreise ins Veneto<br />
rubinroten Farbe und im Geschmack<br />
ähnlich wie ein Syrah, jedoch<br />
eher exotisch. – Zum abschliessenden<br />
Essen wurde der Wein<br />
Nr. 7 ausgeschenkt, ein Pinot Noir<br />
vom Weingut Hämmerli aus Ins, als<br />
Berner Staaatswein 2011 prämiert.<br />
Ein spannender und lehrreicher<br />
Weinabend, der zeigte wie<br />
bekannte Eindrücke und Erinnerungen<br />
schnell in die Irre führen<br />
können! Matthias, vielen Dank für<br />
die gelungene Weinauswahl und<br />
die Durchführung.<br />
Die beiden Organisatoren, Philipp Hurni und Dan Sennhauser, hatten sich vor zwei Jahren vorgenommen, uns nicht<br />
nur Valpolicella und Soave vorzuführen, sondern mit uns auch noch einen Abstecher in das nördlich von Vicenza gelegene<br />
Weingebiet der Breganze zu machen. Vom 24. bis zum 28. August reisten sie zusammen mit 47 Mitgliedern ins<br />
Veneto. – Pierre Jeanneret war dabei.<br />
– Der Ettore IGT 2006 Rosso Veronese<br />
ist eine grossartige Entdeckung<br />
(Cor<strong>vin</strong>a 80%, CS und<br />
Merlot 10%): Die Trauben werden<br />
am Rebstock und auf dem Gestell<br />
einen Monat angetrocknet und ergeben<br />
nach 18 Monaten Barriques<br />
einen vollen, nach Lakritze mundenden<br />
Wein mit leicht bitterem Abgang<br />
und rund 10 Jahren Lagerfähigkeit.<br />
Auftakt in Castelnuovo del Garda. Giovanna Tantini (r.) mit Philipp Hurni.<br />
– Der Bardolino DOC 2009 (Cor<strong>vin</strong>a<br />
80, Rondinella 15, Sangiovese<br />
5) weist grosse Typizität auf<br />
(Kirschen, Himbeeren) und ist 4<br />
bis 5 Jahre lagerfähig.<br />
– Auch ihr Bardolino Chiaretto DOC<br />
2010 (Cor<strong>vin</strong>a 65, Rondinella 30,<br />
Molinara 5) vermag mit seinen feinen<br />
Fruchtaromen zu überzeugen.<br />
– Mit dem Greta IGT 2008 Rosso<br />
Veronese aus 100% Cor<strong>vin</strong>a gelang<br />
ihr eine trinkreife Spezialität<br />
mit feinfruchtiger Nase, kräftig im<br />
Gaumen nach Kirschen und roten<br />
Früchten schmeckend.<br />
Ihr Gatte überzeugte seinerseits<br />
mit dem Cosí IGT 2006 Rosso<br />
del Veneto (Cor<strong>vin</strong>a 90%, Syrah<br />
10%) mit toller Fruchtnase, vollem,<br />
langem und ausgeglichenem Gaumen;<br />
der Wein lag 15 Monate in<br />
Barriques.<br />
«Einstieg» ins Valpolicella<br />
Beim Nachtessen im Hotel Valpolicella<br />
International in San Pietro<br />
in Cariano wurde nach dem Prosecco<br />
Copernicum DOC Extra Dry<br />
aus Treviso die ganze Palette der<br />
DOC-Valpolicella-Weine gereicht:<br />
Ein Classico 2010 von Lorenzo Begali<br />
(leicht, frisch), ein Classico<br />
2009 von Sartori (fruchtig, süffig),<br />
ein Superiore 2007 Ca Camparsi<br />
von Dario e Fabio Bonazzi (fruchtig,<br />
ausgewogen), ein Ripasso<br />
2009 La Cengia von Lorenzo Begali<br />
(weich, trinkreif) und ein Recioto<br />
della Valpolicella DOC 2007<br />
Monte Gradela von Dario e Fabio<br />
Bonazzi (elegant, saftig). Mit Ausnahme<br />
<strong>des</strong> Fleischgangs (tagliato<br />
di manzo con radicchio trevisano)<br />
passten alle Teller gut zu den jeweiligen<br />
Weinen; der Radicchio<br />
harmonierte als bitteres Gemüse<br />
jedoch nicht mit dem Ripasso.<br />
Bei Le Ragose und Speri<br />
Die Brüder Galli geniessen auf<br />
dem Weingut Le Ragose, mitten in<br />
der DOC Valpolicella in den Hügeln<br />
oberhalb von Arbizzano, nicht<br />
30 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Der Weinschatz der Speri.<br />
nur einen unglaublichen Rundblick<br />
über fast das gesamte Valpolicella-Classico-Gebiet,<br />
sie verwirklichen<br />
dort auch den Traum der<br />
perfekten Harmonie der drei Traubensorten<br />
Cor<strong>vin</strong>a, Rondinella und<br />
Molinara. Wie bei Giovanna Tantini<br />
entscheidet sich bei ihnen<br />
schon im Rebberg, ob eine Traube<br />
Amarone oder Valpolicella ergibt:<br />
Ist die Traube bei Reife biegsam<br />
und locker eignet sie sich zum<br />
Trocknen, ist sie kompakt und steif<br />
für Valpolicella. Zum Trocknen<br />
braucht es zwischen den einzelnen<br />
Traubenbeeren etwas Luft,<br />
sonst besteht die Gefahr <strong>des</strong> Faulens.<br />
– Der Valpolicella Classico 2010 –<br />
nur Inox-Ausbau – riecht nach reifen<br />
Früchten, ist kräftig mit guter<br />
Säure und leicht bitterem Abgang.<br />
Ein reicher Basiswein.<br />
– Der Ripasso Le Sassine 2007 liegt<br />
ein Jahr im Stahltank und zwei<br />
Jahre in Slowenischer Eiche, nachdem<br />
er im Februar 2008 in der Amarone-Maische<br />
2007 eine zweite Fermentation<br />
<strong>du</strong>rchgemacht hat, in<br />
welcher er Aromen von gekochten<br />
Zwetschgen, Alkohol, Struktur und<br />
Tannine aufgenommen hatte.<br />
– Der Amarone 2003, nach traditioneller<br />
Art in grossen Fässern<br />
erzogen, ist konzentriert, kräftig<br />
mit ausgewogener Säure und fei-<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
nen Tanninen, die ihm eine lange<br />
Lagerfähigkeit geben.<br />
– Um den Geschmack <strong>des</strong> Journalisten<br />
Parker zu treffen, ist der Amarone<br />
Marta Galli 2004 mit zusätzlichen<br />
Traubensorten angereichert<br />
worden und in verschiedenen<br />
neuen Barriques-Fässern gereift,<br />
was ihn etwas «süsser», mit härteren<br />
Tanninen und mehr Bitterstoffen<br />
erscheinen lässt. Die schleichende<br />
Amerikanisierung <strong>des</strong><br />
Amarone drängt auch die Molinara-Traube<br />
in den Hintergrund,<br />
weil sie jeden Wein heller macht<br />
und ihm Säure gibt.<br />
– Beim traditionellen Recioto wird<br />
nach dem Antrocknen die Fermentation<br />
mittels Kühlung gestoppt, so<br />
dass ihn eine reichliche Restsüsse<br />
(ca. 125g/l) zum idealen Dessertwein<br />
werden lässt.<br />
Im Ristorante Ai Torcoli bei<br />
Marano di Valpolicella wurde uns<br />
zur wunderbaren Aussicht über das<br />
Maranotal und seine Rebberge<br />
zum Luccio in salsa con polenta ein<br />
Custoza DOC 2010 der Az. Agr. Calvachina<br />
gereicht (süsslich, süffig,<br />
trockener Abgang); zu den<br />
Maccheroncini al ragu’ di fagianella<br />
ein Valpolicella Classico DOC<br />
2010 Santambrogio von Aldegheri<br />
(fruchtig nach Zwetschgen, ausgewogen,<br />
leicht); zum Arrosto di coniglio<br />
in porchetta der Valpolicella<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Classico Superiore Ripasso DOC<br />
2008 Le Vigne San Pietro (kantigeres<br />
Profil nach Veilchen, Lakritz,<br />
Kräuter, starke Säure, leichte Bitternote)<br />
und zur Pera al recioto con<br />
gelato alla cannella logischerweise<br />
der Recioto della Valpolicella<br />
Classico DOC 2010 von Luigi<br />
Righetti (Kirschen, Zwetschgen,<br />
fruchtig, weich und süffig).<br />
Bei Speri in Pedemonte stellte<br />
uns die Tochter Chiara die Azienda<br />
mit langer Familientradition vor.<br />
Speri stellt seit 1800 Rotweine her,<br />
verfügt über enorme Kenntnisse<br />
der Lagen, der Leistungsfähigkeit<br />
der Rebstöcke, der Entwicklung der<br />
Technik der Vinifikation, verströmt<br />
viel Selbstvertrauen und hat einen<br />
entsprechend guten Ruf. Nur ein<br />
Wein wird im Stahltank ausgebaut,<br />
alle andern im Holz. Alle Weine<br />
stammen aus der DOC. Das Traubengut<br />
wird am Stock verlesen, vor<br />
jeder Edelfäule geschützt und<br />
während der traditionellen Trocknung<br />
wird nur die Feuchtigkeit abgesaugt.<br />
– Der Valpolicella Classico 2010<br />
(Stahltank) riecht nach Brotkruste,<br />
Veilchen und reifen Kirschen; er ist<br />
saftig und hat den charakteristischen,<br />
leicht bitterlichen Abgang.<br />
– Der Ripasso 2009 hat feine<br />
Fruchtaromen, etwas Kakao, ist gut<br />
strukturiert mit runden Tanninen.<br />
– Der Valpolicella Classico Superiore<br />
St. Urbano 2008 hat einen<br />
Schokoladeton und schmeckt nach<br />
reifen Früchten.<br />
– Der Amarone 2007 riecht nach<br />
gekochten Früchten und ist im Gaumen<br />
kräftig, konzentriert und elegant<br />
(Lagerfähigkeit bis 20 Jahre)<br />
und auch der Recioto della Valpolicella<br />
2008 ist süss ohne plump zu<br />
sein, rund und riecht nach Zwetschgenkompott.<br />
Da alle Weine zu<br />
vernünftigen Preisen zu haben waren,<br />
nahmen wir einen schlicht perfekten<br />
Eindruck mit.<br />
Spumante<br />
Den dritten Tag begannen wir mit<br />
einer Spumante–Degustation in<br />
der Enoteca Il Drago in Soave.<br />
Carlo Colla, Chef der Enoteca,<br />
stellte uns drei Schaumweine vor,<br />
die unterschiedlich gut gefielen:<br />
– Der Spumante Soave Brut I Querceni<br />
von Camerago (Garganega-<br />
Traube) riecht nach Apfel, hat eine<br />
feine Perlage und ist ganz leicht<br />
bitter;<br />
– der Spumante Soave Brut von<br />
Valda Balestri (Garganega-Traube)<br />
<strong>du</strong>ftet nach Pfirsich, hat eine stärkere<br />
Perlage und ist zu Beginn<br />
rund, lang und nicht bitter, später<br />
flach und kurz;<br />
– der Prosecco Extra Dry Jeio Colmei<br />
(Prosecco-Traube) schmeckt<br />
Suzanne und Erwin in bester Degustatiopns-Stimmung.<br />
31
Signor Galli (3.v.r.) mit Philipp Hurni unter Molinara<br />
nach grünen Früchten, hat eine<br />
starke Perlage, ist weich und verschwindet<br />
schnell.<br />
Soave DOC<br />
und «König» Maculan<br />
Unser Besuch auf dem Weingut<br />
Prà in Monteforte d`Alpone wurde<br />
von der jungen deutschen<br />
Ziehtochter Claudia dominiert, die<br />
das Gut als Wirtschafterin führt<br />
und sich vollständig mit den Rebbergen<br />
und den Weinen identifiziert.<br />
Der Betrieb wird biologisch<br />
geführt, das Traubengut sorgfältig<br />
von Hand bearbeitet und in allen<br />
Phasen höchste Qualität angestrebt.<br />
Allerdings ist auch ein Top-<br />
Soave-Betrieb nie so angesehen,<br />
weil ihm der Amarone fehlt. Das<br />
Gut hat <strong>des</strong>halb seine Reblagen erweitert<br />
und stellt heute mit dem<br />
Morandino und dem Amarone auch<br />
zwei sehr gute Valpolicella her. Die<br />
Lorbeeren haben nicht auf sich<br />
warten lassen: Parker ist hat<br />
prompt sein Füllhorn ausgeschüttet<br />
und reichlich Punkte gesprochen.<br />
– Der Soave Classico DOC 2010<br />
riecht nach Birne und Apfel, ist dicht,<br />
etwas pfeffrig und mineralisch;<br />
– der Soave Classico DOC 2009<br />
Staforte riecht nach reifen Früchten,<br />
ist dicht, mineralisch, hat weniger<br />
Säure und ist leicht bitterlich<br />
im Abgang. Das sind die zwei ein-<br />
zigen Weine, die nicht im Holz erzogen<br />
werden.<br />
– Der Soave Classico DOC 2009<br />
Monte Grande (Garganega 80,<br />
Trebbiano 20) reift in grossen Fässern,<br />
riecht etwas nach Melone,<br />
und obwohl das Holz gut eingebaut<br />
ist, dominieren im Gaumen<br />
Tannine und Säure.<br />
– Beim Soave Classico DOC 2008<br />
Colle S. Antonio ist dann ganz<br />
Schluss mit Früchten, er riecht etwas<br />
erdig und nach Vanille; Gerbstoff<br />
und Säure dominieren im<br />
Gaumen einen leichten Butterton.<br />
– Der rote Morandino 2009 (Cor<strong>vin</strong>a,<br />
Cor<strong>vin</strong>one, Rondinella, wenig<br />
Oseletta) hat die sortentypische<br />
Nase nach Kirschen und<br />
Zwetschgen, ist kernig, voll, leicht<br />
pfeffrig und leicht bitter;<br />
– der Morandino Ripasso 2008 hat<br />
eine dichtere Nase nach reifen<br />
Früchten, ist sehr schön konzentriert<br />
und lang.<br />
– Im Amarone 2006 habe ich viel<br />
Frucht und etwas Nuss bemerkt; er<br />
ist anfangs süsslich, konzentriert,<br />
ausgewogen und schön lang – ein<br />
moderner Wein.<br />
– Der Soave DOCG Recioto delle<br />
Fontane schliesslich riecht und<br />
schmeckt nach Amarena-Kirschen,<br />
nach Sultaninen, ist weich und hat<br />
ein gutes Verhältnis von Säure<br />
und Süsse.<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Bei «König» Maculan<br />
Da wir nicht nur Valpolicella und<br />
Soave kennenlernen wollten, fuhren<br />
wir auch in das nördlich von Vicenza<br />
gelegene Breganze und besuchten<br />
das dort mit Abstand<br />
bekannteste Weingut Maculan.<br />
Signor Maculan hat die Appellation<br />
Breganze berühmt gemacht und ist<br />
unbestrittener «König» von Breganze<br />
– gehören ihm doch fast alle<br />
besten Reblagen der Gemeinde!<br />
Seine Tochter Angela, zuständig für<br />
Kommunikation und Marketing,<br />
führte uns <strong>du</strong>rch Betrieb und Degustation.<br />
Auch sie strömt viel Selbstvertrauen<br />
und Kompetenz aus.<br />
Der für seine Süssweine<br />
berühmte Betrieb baut Weine aus<br />
Pinot Bianco, Pinot Grigio, Tai<br />
(früher Tocai Friulano), Sauvignon<br />
Blanc, Vespaiola, Chardonnay,<br />
Merlot, Pinot Nero, Cabernet Sauvignon,<br />
Cabernet Franc, Moscato<br />
und Marzemina aus.<br />
– Der Bidibi 2010 (Tai 55, Sauvignon<br />
Blanc 45) riecht nach Brotkruste<br />
und Mango, ist trocken, fruchtig<br />
und ausgewogen;<br />
– der Vespaiola 2010 strömt eine<br />
verhaltene, grüne Fruchtnase aus,<br />
hat eine tolle Säure und ist leicht<br />
pfeffrig;<br />
– der Brentino 2009 (Merlot 55, CS<br />
45) riecht nach Barrique- und Röstnoten,<br />
ist herb-süsslich, trocken-<br />
fruchtig – ganz nach moderner Art.<br />
– Schön komplex kommt der Fratta<br />
2007 daher (CS 62, Merlot 38), der<br />
12 Monate im Barrique reifte, nach<br />
Kaffee und der Röstung <strong>des</strong> Fasses<br />
riecht, unfiltriert, konzentriert und<br />
dicht im Mund ist.<br />
– Schliesslich probierten wir den<br />
bekannten Torcolato 2007, mit<br />
180g Rstzucker/Liter immer noch<br />
eine Bombe im Mund mit Aromen<br />
nach Banane, Caramel und Honig,<br />
weich und elegant.<br />
Cena bei Giovanni Dallemulle<br />
Zum Nachtessen am Freitagabend<br />
begaben wir uns in Breganze in die<br />
Antica Trattoria Al Cappello. Im rustikalen<br />
Restaurant serviert uns<br />
Giovanni Dallemulle lokale Breganze-Spezialitäten.<br />
Zur Torta salata<br />
con sopressa e polenta passt<br />
der Virgiliovignato Monte Comon<br />
2010 ausgezeichnet; es ist ein<br />
Gambellara Classico aus reinem<br />
Garganega. Er ist frisch mit leichter<br />
Säure und Bittermandelaroma. Es<br />
folgen Tagliatelle al piccione mit einem<br />
Tai Rosso DOC 2010 aus den<br />
Colli Berici der Az. Cavazza, einer<br />
autochthonen Traube, die sich<br />
früher Tocai nennen <strong>du</strong>rfte. Der<br />
Wein präsentiert sich hellrot, riecht<br />
nach Apfel und Amarenakirsche, ist<br />
säurereich und fruchtig im Gaumen.<br />
Zur grossen Spezialität der Region,<br />
Auf dem Weingut Prà hatte Claudia aufmerksame Zuhörer.<br />
32 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
den Torresani allo spiedo (60 gegrillte<br />
Tauben drehten bei unserem<br />
Eintreffen an vier übereinander befestigten<br />
Spiessen) geniessen wir<br />
einen Valletta IGT 2001, einen<br />
Rosso Veneto von Firmino Miotti,<br />
der 18 Monate im grossen Fass<br />
reifte und herrlich nach Kakao und<br />
Kaffee riecht, reif und kräftig ist<br />
und einen langen Abgang hat. Zum<br />
Dessert aus Sbreghette (Cantuccini<br />
mit Weinbeeren) trinken wir selbstverständlich<br />
einen Torcolato 2007<br />
von Maculan.<br />
Bio-Wein von La Biancara<br />
Von Soave aus, wo wir übernachteten,<br />
besuchten wir am Samstag<br />
Angelino Maule auf seinem Valpolicella-Weingut<br />
La Biancara. Maule<br />
ist ein überzeugter Pro<strong>du</strong>zent natürlicher<br />
Weine (bei uns wäre er Bio-<br />
Weinpro<strong>du</strong>zent). Mit grosser Begeisterung<br />
macht er diese ohne<br />
jegliche chemische Hilfsmittel wie<br />
Kunstdünger, Spritzmittel, Sulfat<br />
oder zugesetzte Hefe. Er verwendet<br />
nur Absud aus Brennnesseln, Rosmarin<br />
und Salbei. Die Weine werden<br />
nicht gefiltert, da die feinen<br />
Reststoffe in den Wein gehören.<br />
Maule ist Präsident der Vereinigung<br />
«VinNatur» (www.<strong>vin</strong>natur.it).<br />
Die Weine sind degustatorisch völlig<br />
anders als alles, was wir bisher<br />
verkostet haben. Da wir grüne<br />
Weine probieren, ist es für uns<br />
sehr schwierig, uns vorzustellen,<br />
wie sie im Reifezustand<br />
schmecken würden. Aufschluss<br />
gibt später in der Probe ein sechsjähriger<br />
Merlot.<br />
– Sein Sassaia 2010 (Garganega<br />
85, Trebbiano 15) wird ohne<br />
Schwefel abgefüllt und soll bis 15<br />
Jahre lagerfähig sein. Er hat ein<br />
leicht trübes Goldgelb, riecht intensiv<br />
nach Blumen und Spargel und<br />
flüchtigen Säuren. Im Mund ist er<br />
etwas kohlensäurehaltig, stark<br />
fruchtig, hat eine gute Säure und<br />
feine Gerbstoffe.<br />
– Der frisch abgefüllte Merlot 2009<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
gibt seinen Charakter nicht preis –<br />
die flüchtigen Säuren sind zu stark.<br />
Er ist fruchtig, trüb und hat zünftig<br />
Gerbstoff.<br />
– Sein älterer Bruder, der Merlot<br />
2004, ist leicht bräunlich, anfangs<br />
erdig-animalisch und hinterlässt<br />
später einen fruchtigen und trinkreifen<br />
Eindruck.<br />
– Der Recioto di Gambellara 2007<br />
überzeugt auf Anhieb mit seinem<br />
Dunkelgoldgelb, seinen Noten<br />
nach Caramel und Honig, gerösteten<br />
Haselnüssen und Dörrfrüchten;<br />
er hat viel Struktur, etwas Tannin<br />
und wenig Säure.<br />
Maule hat sich mit seinen Bio-<br />
Weinen <strong>du</strong>rchgesetzt und erreicht<br />
mit fünf Pro<strong>du</strong>kten je zwei Bicchieri<br />
im Gambero Rosso.<br />
Klassiker von Ca’Rugate<br />
Als letztes Weingut besuchten wir<br />
Ca’Rugate. Diese grosse, überaus<br />
gepflegte Azienda liegt mitten in<br />
den Reben <strong>des</strong> Valle d`Alpone, etwas<br />
nördlich von Soave. Ca`Rugate-Weine<br />
bestechen <strong>du</strong>rch höchste<br />
Qualität in allen Segmenten.<br />
Wir verkosteten fünf Gewächse<br />
dieses bewährten Hauses:<br />
– Der Soave Classico DOC 2010<br />
San Michele <strong>du</strong>ftet nach Feldblumen<br />
und Zitrusfrüchten und hat<br />
einen nussigen Abgang.<br />
– Der Soave Classico DOC 2010<br />
Monte Fiorentine ist wesentlich<br />
konzentrierter, schön voll und lang<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Angelino Maule mit Dan Sennhauser<br />
im Mund – ein wunderbarer Soave!<br />
– Den Imbiss begleitete der Valpolicella<br />
Ripasso 2009, mit klassischer<br />
Nase nach Kirschen, Brombeeren<br />
und Zwetschgen, ausgewogen und<br />
trinkreif im Gaumen.<br />
– Zudem kredenzte man uns den<br />
Valpolicella Superiore DOC 2009<br />
Campo Lavei, der eine Statur hat,<br />
wie vor 10 Jahren ein Amarone<br />
hatte. (Die Amaroni sind heute fast<br />
alle ausgesprochene Kraftpakete.)<br />
– Den Abschluss bildete der Recioto<br />
della Valpolicella DOC 2008<br />
L’Eremita mit Aromen nach Bergamotte<br />
(Earl Grey) und kleinen reifen<br />
Früchten: ein Wein zum Träumen.<br />
Galadiner in Soave<br />
Den Abend verbrachten wir bei einem<br />
sehr gelungenen Galadîner im<br />
Ristorante Al Gambero in Soave.<br />
Weil der Patron, Signor Biave, das<br />
Essen nicht mit Erklärungen zu den<br />
Weinen unterbrechen wollte, liess<br />
er einen Önologen die Weine vordegustieren<br />
und verteilte uns <strong>des</strong>sen<br />
Analysen schriftlich.<br />
– Biave servierte mit der Sopressa<br />
veneta con polenta einen dichten<br />
Spumante Metodo Classico 2007<br />
Equipe 5 der Cantina di Soave, einen<br />
Brut Riserva (Chardonnay 80,<br />
Pinot nero 20) mit Geruch nach<br />
Brotkruste und Zitrusfrucht, nussigem<br />
Arome und feiner Perlage.<br />
– Zu den Crostini caldi con funghi e<br />
asiago fuso genossen wir einen<br />
Soave Classico DOC 2010 Castello<br />
der Cantina del Castello (Garganega<br />
90, Trebbiano 10) mit leichten,<br />
reifen Orangenaromen, weich<br />
und harmonisch.<br />
– Der Risotto al Soave Classico e<br />
scamorza affumicata (ein geräucherter<br />
Käse) wurde begleitet von<br />
einem Soave Classico DOCG 2010<br />
Il Casale von Agostini Vicentini<br />
(Garganega) aus dem grossen Fass<br />
mit etwas Vanille, weich, rund und<br />
ausbalanciert.<br />
– Das Filetto di maiale in crosta di<br />
pane con <strong>vin</strong>aigrette all’aceto balsamico<br />
wurde vom Valpolicella Superiore<br />
Ripasso DOC 2007 Rocca<br />
Sveva von der Cantina di Soave<br />
(Cor<strong>vin</strong>a 70, Rondinella und Miôlinara<br />
30) schlicht in den Schatten<br />
gestellt. Dieser Wein wird<br />
während der Mazeration zehn Tage<br />
lang bewegt und sechs Monate in<br />
Stahltanks gereift. In der Nase sind<br />
Kirsche, Brombeere und etwas Vanille<br />
präsent, im Gaumen ist er<br />
lang und ausgewogen.<br />
– Es wurden auch noch ausgezeichnete<br />
Costine di agnello<br />
scalzate alla scotta dito serviert,<br />
jedoch rutschte der Amarone Classico<br />
DOC 2003 Ca’Bertoldi von<br />
Recchia in Negrar weit besser, waren<br />
wir doch alle mehr als gesättigt.<br />
Dieser Wein mit 15,5% Alkohol<br />
lag vier Jahre in kleinen<br />
Eichenfässern und sechs Monate<br />
in der Flasche. Die rubinrote Farbe<br />
riecht nach eingelegten Kirschen<br />
und Kräutern. Im Gaumen präsentiert<br />
er sich voll, samtig und rund<br />
mit langem, harmonischem Abgang<br />
– eine Entdeckung!<br />
– Zum Dessert Torta di ricotta e<br />
amaretti della casa genossen wir<br />
den superben, amberfarbenen Recioto<br />
di Soave DOCG 2009 Le<br />
Sponde von Coffele aus 100% Garganega.<br />
Er wird für zehn Monate in<br />
teils neuen, teils gebrauchten Barriques<br />
gereift und weist ganz dichte<br />
und elegante Aromen auf, wie kandierte<br />
und exotische Früchte, Honig<br />
33
und Vanille. Einer der drei besten<br />
italienischen Süss weine!<br />
Finale im Ristorante<br />
La Tarantola<br />
Auf der Heimreise gaben wir am<br />
Sonntagmittag noch einmal so<br />
richtig Gas und kehrten im Ristorante<br />
La Tarantola bei Appiano<br />
Gentile kurz vor Como ein. Wunderschön<br />
mitten in einem Wald<br />
gelegen empfing es uns in angenehmer<br />
Kühle unter einem Glyziniendach.<br />
Zu einem Regenbogen<br />
kleiner Apero-Häppchen wie Fritto<br />
di fiori di zucchina e salvia, sfoglia<br />
con melanzane caramellate, Spiedini<br />
di calamari al timo limone und<br />
Gazpacho di broccoletti con polipo<br />
arrosto gab es den besten Wein<br />
<strong>des</strong> Mittagessens:<br />
– den Spumante Mirabella Metodo<br />
Classico Selezione 2004 60 Mesi<br />
(Chardonnay) aus Franciacorta mit<br />
prächtiger Apfelnase, tüchtiger<br />
Perlage und sans dosage.<br />
– Es folgte ein Selesta IGT 2009,<br />
Terre Lariane der Az. Agr. La Costa<br />
vom Comersee. Mit nussiger Nase<br />
und grünen Noten im Gaumen hat<br />
er sauber eingebaute Tannine –<br />
nichts für Leisetreter, aber mit dem<br />
Lavarello con fon<strong>du</strong>ta vegetariana,<br />
funghi freschi al timo und dem Risotto<br />
al pomodoro, burrata, crema<br />
di basilico e parmigiano harmonierte<br />
er bestens.<br />
– Der Sforzato Riserva DOCG 2007<br />
von Plozza hat eine verhaltene<br />
Nase, im Gaumen sind getrocknete<br />
Beeren und Caramel präsent, aber<br />
auch Alkohol und noch viel Gerbstoff;<br />
es begleitete ihn ein feines<br />
Stück Maialino da latte al miele di<br />
acacia e pepe nero.<br />
– Die Gelato alla vaniglia wurde<br />
mit dem Vino liquoroso Pinodisé<br />
der Cantina Contadi Castaldi begossen,<br />
einem mit 17,5%vol. starken<br />
Chardonnay, <strong>des</strong>sen Fermentation<br />
mit irgend einem «Brandy»<br />
gestoppt worden war. Er riecht etwas<br />
nach Caramel und gedörrten<br />
Früchten, hat wenig Körper und<br />
war für unsere verwöhnten Gaumen<br />
eher plump.<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Alles in Allem eine Super-Reise!<br />
Vielen Dank für Organisation und<br />
Durchführung.<br />
Bemerkenswerte Weine aus aller Welt<br />
Cabernet Sauvignon<br />
Die Berner Weinfreunde setzten sich an ihrer ersten Veranstaltung im Jahr<br />
traditionsgemäss mit nur einer Traubensorte auseinander. Diesmal stand der<br />
Cabernet Sauvignon zur Diskussion. Dank den Organisatoren gab es dabei die<br />
unterschiedlichsten Provenienzen aus aller Welt zu verkosten. – Fritz Sahli<br />
war dabei und hat Folgen<strong>des</strong> notiert:<br />
Cabernet Sauvignon-Traube<br />
Nr. 19 in der Schweiz<br />
In der Schweiz ist der Cabernet<br />
Sauvignon - vor langer Zeit entstanden<br />
aus dem Cabernet Franc<br />
und Sauvignon Blanc - mit einem<br />
Anbau von 65 ha nur die Nummer<br />
19 (Angaben 2011). - Weltweit<br />
steht die Sorte aber seit einigen<br />
Jahren mit über 262’000 ha vor<br />
der Merlot und Grenache Noir an<br />
der Spitze der roten Sorten. Auch<br />
im «Mutterland» Frankreich ist sie<br />
- immer in Konkurrenz und oft im<br />
Verschnitt mit der Merlot-Rebe -<br />
vorne anzutreffen.<br />
«Der kleinbeerige und spät reifende<br />
Cabernet Sauvignon braucht<br />
viel Wärme», stellte Philipp Hurni<br />
fest, der als Referent und Kenner<br />
der Materie <strong>du</strong>rch den Abend<br />
führte. Dazu wies er auch darauf<br />
hin, dass die Sorte unzählige Synonyme<br />
hat und sich <strong>du</strong>rch typische<br />
Noten von Cassis, Peperoni, aber<br />
auch Pfeffer sowie Veilchen, Lakritze<br />
und Fichte - also <strong>du</strong>rch eine<br />
eigentliche Konzentration der<br />
Phenole (= natürliche organischchemische<br />
Substanzen im Wein)<br />
auszeichnet. Da das Gewächs, je<br />
nach Vinifikationsmethode, auch<br />
das Terroir gut wiederspiegle,<br />
seien bei einigen Weinen (was bei<br />
der Degustation bewiesen wurde)<br />
deutliche Eukalyptus-Noten auszumachen.<br />
«Der Cabernet Sauvignon<br />
gehört zu den sogenannten hochwertigen<br />
Sorten, die als Cépage<br />
Noble bezeichnet werden und deren<br />
Weine eine lange Lagerung zulassen»,<br />
erklärte der Referent.<br />
Die Degustation<br />
Pia Rhyn und Philipp Hurni hatten<br />
es sich nicht leicht gemacht, den<br />
80 teilnehmenden Weinfreundinnen<br />
und Weinfreunde eine Cabernet-Degustation<br />
vorzubereiten,<br />
die einerseits Weinwissen vermittelte<br />
und anderseits Vergnügen<br />
bereitete. Sie hatten sich an der<br />
Berner Weinmesse sowie an der<br />
Vinea umgeschaut und liessen<br />
ihre Weinauswahl erst noch <strong>du</strong>rch<br />
Vorstandmitglieder mitbestimmen.<br />
Zur Verkostung wurden<br />
Weine aus (alphabetisch) Chile,<br />
Argentinien, Australien, Bulgarien,<br />
Frankreich, Griechenland, Israel,<br />
Italien, Portugal, Spanien,<br />
Schweiz, Südafrika und USA/CA<br />
serviert:<br />
Der erste Wein, ein Rosé aus<br />
Stellenbosch ZA (Mulderbosch,<br />
2010, 12.5%/Rutishauser) stimmte<br />
gut auf die kommenden drei Roten<br />
ein. Während sich hier der Capucho<br />
2000 aus dem Ribatejano/Portugal<br />
(13/Wyhüsli Koppigen) als Bordeaux<br />
ähnlich zu gefallen wusste,<br />
wurden die beiden Leichtgewichte<br />
als «Cabernet sowieso» schnell<br />
einmal vergessen (Tarani, 2010 aus<br />
Tarn/F, 12%/Wyhüsli Koppigen,<br />
und Burlwood 2010 aus<br />
Mo<strong>des</strong>to/Kalifornien, 12.5%/<br />
Gross verteiler).<br />
Die nächste Serie bildete einen<br />
guten Übergang zu den - auch preislich<br />
- höher klassierten Gewächsen.<br />
Der Chilene, ein Montes 2009 aus<br />
dem Colchagua-Tal (14%/Weinhaus<br />
Zollikofen), bestach <strong>du</strong>rch seine<br />
Fruchtigkeit, während der gute,<br />
aber doch fortgeschrittene Ivailo<br />
Gonowski 2003 aus Bulgarien<br />
(13.5/Meier Pfungen) schon leicht<br />
überaltert war. Besser kam dagegen<br />
der Klima 2009 aus Halkidiki/ Grie-<br />
34 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
chenland (13.5/Mövenpick) an, der<br />
allerdings etwas mehr Wärme (und<br />
weniger «Stall») zeigen dürfte. Mit<br />
dem «eukalyptushaltigen» Mitchell<br />
2005 aus dem Clare Valley/AUS<br />
(13.5/La Passion <strong>du</strong> Vin), dem etwas<br />
alten Enate 2004 aus dem Somontano/E<br />
(14%/Martell) sowie dem<br />
herausragenden Felino 2008 aus<br />
Mendoza/RA (14.8%/Casa de Vinos<br />
Argentinos Bern) wurde nochmals<br />
eine Stufe höher degustiert.<br />
Bei der letzten Serie gings<br />
nicht nur preislich nochmals aufwärts,<br />
sondern wurde es sogar koscher:<br />
Der koschere Yarden 2007<br />
aus Galiläa/IL (15%/Chris Winery<br />
Eggersriet) wusste als vollmundiger<br />
Tropfen <strong>du</strong>rchwegs zu gefallen.<br />
Gut, aber nicht ganz so hoch<br />
wurde am Tisch der Marion 2006<br />
aus dem Veneto/I bewertet<br />
(14.5% aus am Rebstock getrockneten<br />
Trauben/Aprior Weine<br />
Bern). Und der mit 66 Franken teuerste<br />
Wein <strong>des</strong> Abends aus Stellenbosch<br />
ZA, der Peter Barlow<br />
2006 (14%/Mövenpick) vermochte<br />
den Feliano (Fr. 26.00) sowie den<br />
Yarden (39.80) vorallem punkto<br />
Eleganz nicht zu überbieten. - Dabei<br />
ist immer festzuhalten, dass<br />
es die unterschiedliche Wahrnehmung<br />
der Wein-Inhaltsstoffe jeder<br />
Person erlaubt, einen Wein besser<br />
oder weniger hoch zu bewerten.<br />
Zum Schluss ein Schweizer<br />
Die Präsidentin der Weinfreunde<br />
Bern dankte den Organisatoren <strong>des</strong><br />
Abends und vorab natürlich dem<br />
Referenten, Philipp Hurni, bestens<br />
für den Einsatz, den auch die Besucherinnen<br />
und Besucher mit grossem<br />
Applaus würdigten. Zuvor gab<br />
es aus der Hotel Bern-Küche aber<br />
noch ein gutes Essen und dazu einen<br />
weiteren Cabernet Sauvignon.<br />
Er wurde von zahlreichen Besuchern<br />
als noch nicht verkostet und<br />
zudem als Schweizer Wein erkannt:<br />
Der von der Domaine <strong>des</strong><br />
Balisiers in Satigny gekelterte und<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
24 Monate in Amphoren ausgebaute<br />
Wein (2007/12.5%, ev. mit<br />
kleiner Cabernet Franc-Zugabe) erwies<br />
sich als guter Essensbegleiter<br />
und rundete damit die Cabernet-<br />
Degustation mit einem weiteren<br />
ansprechenden und erst noch einheimischen<br />
Tropfen ab!<br />
Wie verschiedenen Dokumentationen<br />
(u.a. weinplus.de) entnommen<br />
werden kann, ist der Cabernet<br />
Sauvignon auf Grund ihrer besonderen<br />
Eigenschaften ein äusserst<br />
beliebter Partner für Kreuzungen.<br />
Sie soll nach dem Riesling die<br />
zweitbeliebteste Zuchtsorte sein.<br />
Als wichtigste werden Alibernet,<br />
Arcas, Baron, Biser, Cabernet Carbon,<br />
Cabernet Carol, Cabernet Cor-<br />
Die Waadt ist mit rund 3’850 ha<br />
Rebland nach dem Wallis der<br />
zweitgrösste Weinbaukanton in<br />
der Schweiz. Reben werden in vier<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
tis, Cabernet Cubin, Cabernet Dorio,<br />
Cabernet Dorsa, Cabernet Jura,<br />
Cabernet Lion, Cabernet Malbec,<br />
Cabernet Mitos, Cabernet Pfeffer,<br />
Cabernet Suntory, Cabertin, Caperan,<br />
Carmine, Carminoir, Carnelian,<br />
Centurian, Cienna, Echmiadzini,<br />
Ekigaïna, Eraskh, Granatovyi, Kaberam,<br />
Luminitsa, Marselan, Mourvèdre<br />
Hichle, Prince Noir, Probus,<br />
Roobernet, Rouene, Rubienne, Rubinovyi<br />
Magaracha, Ruby Cabernet,<br />
Ruen, Souvignier Gris, Tisserand,<br />
Tyrian, Vympel und Yama Sauvignon<br />
erwähnt. In unserem Land ist<br />
ausserdem eine Kreuzung von Cabernet<br />
x Maréchal Foch sowie eine<br />
Rebe, die Cabertin (Cabernet x resistenter<br />
Partner) heisst, bekannt.<br />
Auftakt zur diesjährigen <strong>ANAV</strong>-Wanderdegustation<br />
Das neue Waadtland<br />
und seine Weine<br />
Der erste Höhepunkt im neuen Jahr war die <strong>ANAV</strong>-Wanderdegustation, die bei<br />
der Sektion Weinbruderschaft St. Martin zu Zofingen ihren ersten Halt<br />
machte. Die gut besuchte Präsentation im Hotel Zofingen leitete Jean-Marc<br />
Amez-Droz. – Marianne Breitenstein berichtet:<br />
Der gutgelaunte Referent,<br />
Jean-Marc Amez-Droz.<br />
St. Martin zu Zofingen<br />
topografisch und klimatisch unterschiedlichen<br />
Gebieten angebaut.<br />
Die Côte de l’Orbe mit Bonvillars<br />
am Ufer <strong>des</strong> Neuenburgersees und<br />
das Vully am Murtensee liefern<br />
Weine, die für ihre Lebhaftigkeit<br />
bekannt und beliebt sind. Die La<br />
Côte, mit 53% der kantonalen Rebfläche,<br />
das grösste Gebiet, zwischen<br />
Nyon und Lausanne am Lac<br />
Léman gelegen, pro<strong>du</strong>ziert Weine<br />
mit grosser Finesse. Aus höheren<br />
Lagen mit den schwereren Böden,<br />
an den Ausläufern <strong>des</strong> Juras, kommen<br />
kräftige, gut strukturierte<br />
Weine. Das Lavaux, die Region<br />
zwischen Lausanne und Montreux,<br />
ist geprägt von ihren terrassierten<br />
Rebbergen. Die Weine bezaubern<br />
<strong>du</strong>rch mineralische und fruchtige<br />
Noten mit viel Schmelz. Ein bekannter<br />
Vertreter ist der Dézaley.<br />
Übrigens wurde im Jahr 2007 das<br />
Lavaux in das UNESCO-Welterbe<br />
aufgenommen. Die Reben <strong>des</strong> Chablais<br />
schliesslich wachsen zwischen<br />
Villeneuve und St. Maurice<br />
an der Grenze zum Wallis mit den<br />
Appelationen Aigle, Bex, Ollon,<br />
Yvorne und Villeneuve.<br />
Chasselas trotz Rückgang<br />
immer noch «König»<br />
Rund 61% der Rebfläche <strong>des</strong><br />
Waadtlan<strong>des</strong> ist mit Chasselas<br />
(Gutedel) bestockt. Trotz eines<br />
Rückgangs um 14% in den letzten<br />
20 Jahren sind noch fast zwei<br />
Drittel <strong>des</strong> Areals mit der weissen<br />
Hauptsorte der Schweiz bepflanzt.<br />
Bei den roten Gewächsen dominieren<br />
Pinot Noir (Blauburgunder)<br />
mit einem Anteil von 14% und Gamay<br />
mit 12%. Diese Rebsorten<br />
werden häufig miteinander verschnitten.<br />
Der dem Dôle im Kanton<br />
Wallis ähnliche Rotwein wird<br />
hier Salvagnin genannt. Wie in<br />
anderen Rebbaugebieten der<br />
Schweiz werden auch in der<br />
Waadt zahlreiche weitere Rebsorten<br />
angebaut, die reinsortig oder<br />
als Cuvée auf den Markt kommen.<br />
Rückblick auf die Degustation<br />
Stubenmeister Alex Haller konnte<br />
zur ersten Veranstaltung im neuen<br />
Jahr eine grosse interessierte<br />
Teilnehmerschaft begrüssen. Launig<br />
stellte er fest, dass es ganz<br />
verschiedene Gründe gibt ein Glas<br />
Wein zu geniessen: Gründe können<br />
ein Festtag sein, den Durst zu<br />
stillen, den gleichen abzuwehren,<br />
den guten Wein zu erfahren oder<br />
jeder Ursache willen...<br />
Ein vielseitiger Referent<br />
Er übergab das Szepter dem Referenten<br />
und wünschte allen Anwesenden<br />
viel Spass auf der virtuel-<br />
35
len Reise in Waadtland, einem<br />
Rebgebiet notabene, das den Zofinger<br />
Weinfreunden bereits 1990<br />
<strong>du</strong>rch Reisen mit Paul Rey und<br />
2001 en passant ins Genevois<br />
<strong>du</strong>rch Marianne und Peter Breitenstein<br />
physisch näher gebracht<br />
worden war. Doch seither hat<br />
sich, auch dies sei angemerkt, in<br />
den Rebbergen der Waadt einiges<br />
bewegt und verändert.<br />
Kein Geringerer als Jean-<br />
Marc Amez-Droz konnte vom Office<br />
<strong>des</strong> Vins Vaudois, Lausanne<br />
(OVV), als Präsentator der Weine<br />
im Rahmen der Wanderdegustation<br />
gewonnen werden. Er ist ein<br />
bekannter und viel gereister Oenologe<br />
und Agronom, der als Walliser<br />
nicht nur das Waadtland und<br />
die Westschweiz bestens kennt,<br />
Die verkosteten<br />
Weine<br />
– Château de St-Saphorin-sur-<br />
Morges, Schenk S.A., La Côte<br />
2010 (Chasselas)<br />
– Bonvillars Grad Cru, Domaine<br />
La Boulaz, Bonvillars 2010<br />
(Chasselas)<br />
– Villette, Cave Duboux, Lavaux<br />
2010 (Chasselas)<br />
– Villeneuve, Domaine <strong>du</strong> Scex<br />
<strong>du</strong> Châtelard, Chablais 2010<br />
(Chasselas)<br />
– Les Gradins, E.& L. Fonjallaz,<br />
Dézaley Grand Cru 2009<br />
(Chasselas)<br />
– Pinot Gris, Jacques Pelichet,<br />
La Côte 2010 (Pinot Gris)<br />
– Cuvée Origine, Gamay, Cave<br />
<strong>du</strong> Château de Valeyres, Côtes<br />
de l’Orbe 2010 (Gamay)<br />
– Plant Robert, Commune de<br />
Corcelles, Lavaux 2010 (Plan<br />
Robert, alte autochthone Gamaysorte)<br />
– Nyon Grand Cru assemblage,<br />
Château de Crans, La Côte 2008<br />
(Gamaret/Garanoir/Merlot)<br />
– Pinot Noir «Riche-Lieu»,<br />
Alain Emery, Chablais 2010<br />
(Pinot Noir)<br />
in Argentinien, Australien und Kalifornien<br />
lebte und heute nun wieder<br />
zurück in Sion auch Mitinhaber<br />
eines Weingutes im<br />
französischen Côtes <strong>du</strong> Rhône ist.<br />
Die vom OVV für unsere Degustation<br />
ausgewählten Waadtländer<br />
Weine wurden aus 1700 Proben<br />
ausgesucht und sind allesamt<br />
von hochstehender Qualität. Ein<br />
wahrhaft goldener Abend, an dem<br />
zahlreiche mit Gold prämierte Kredenzen<br />
gezeigt wurden, die an<br />
den Wettbewerben zumeist hohe<br />
89 oder 90 Punkte erzielten.<br />
Rebsorten<br />
Chasselas, Pinot Noir und Gamay<br />
sind, wie bereits erwähnt, die<br />
Hauptrebsorten <strong>des</strong> Waadtlands.<br />
Die Terroirs, d.h. die Lagen, das<br />
Klima und die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit<br />
der sechs AOC<br />
Gebiete (Vully Vaudois, Bonvillars,<br />
Côtes de l’Orbe, La Côte, Lavaux<br />
und Chablais) bieten diesen Rebsorten<br />
optimalste Bedingungen.<br />
Chasselas, die Schweizer<br />
Spezialität schlechthin<br />
Sie geniesst auch international<br />
grosses Ansehen und ist weltweit<br />
praktisch einzigartig im Anbau. Die<br />
Waadtländer Chasselas zeigen die<br />
unverwechselbare natürliche Kohlensäure,<br />
Spritzigkeit, die sich zugleich<br />
neben Eleganz und Fülle sowie<br />
Körper und Struktur in Szene<br />
setzt. Meist beinhalten diese Chasselas<br />
in der Nase eine feine fruchtige<br />
Komponente, im Gaumen oft<br />
eine mineralische oder leicht salzige<br />
Note und im Abgang den typischen<br />
Nusston, Rasse und Eleganz<br />
verbunden mit Fülle und Körper.<br />
Weitere Weissweinsorten<br />
und Neuzüchtungen<br />
In den letzten 20 Jahren sind auch<br />
im Waadtland nebst dem Chasselas<br />
weitere Weissweinsorten angebaut<br />
worden, wie Chardonnay,<br />
Pinot Gris, Pinot Blanc, Gewürztra-<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
miner, Sauvignon Blanc, Viognier,<br />
Mondeuse Blanche (Blanchette)<br />
sowie Doral (ChasselasXChardonnay)<br />
und andere mehr.<br />
Gamay<br />
Diese Rotweinsorte ist die<br />
Hauptrebsorte <strong>des</strong> Beaujolais-Gebiets.<br />
Rubinrot, fruchtige Nase mit<br />
rotem Beeren<strong>du</strong>ft, lebhaft rund<br />
und verführerisch im Gaumen und<br />
gehaltvoll im Abgang. Die einheimische<br />
Gamay-Traube heisst Plan<br />
Robert und ist eine uralte autochthone<br />
Rebsorte, die in den letzten<br />
Jahren <strong>du</strong>rch Züchtungen auf den<br />
heutigen Stand gebracht wurde.<br />
Diese Gamay-Art hat eine ganz<br />
andere sehr interessante Komponente,<br />
die sich in den Weinen niederschlägt.<br />
Pinot Noir<br />
Die Hauptrebe <strong>des</strong> Burgunds hat<br />
weltweit hohe Bedeutung erlangt.<br />
Sie zeigt sich auch im Waadtland<br />
wunderbar und erzeugt Weine in<br />
elegantem Rubinrot, mit einer<br />
nach Erdbeer <strong>du</strong>ftenden, fruchtigen<br />
Nase, im Gaumen mit schmeichelnder<br />
feinen Restsüsse und<br />
Schmelz, rund und elegant im Abgang,<br />
den Gerbstoff fein verpackt.<br />
Weitere Rotweinsorten und<br />
Neuzüchtungen<br />
Neben den beiden roten Hauptrebsorten<br />
haben verschiedene inter<strong>nationale</strong><br />
Gewächse wie Merlot, Syrah,<br />
Cabernet Sauvignon usw.<br />
sowie Neuzüchtungen wie zum Beispiel<br />
Gamaret, Garanoir, Mondeuse<br />
und Servagnin in den Waadtländer<br />
Anbaugbieten Platz gefunden.<br />
Klassifizierung<br />
der Waadtländer Weine<br />
Seit 2009 sind die Weine im<br />
Waadtland neu klassifiziert. Die<br />
folgenden Regeln bestimmen die<br />
Bezeichnungen:<br />
– Besondere Appellationen: Dézaley,<br />
Calamin, Salvagnin und Oeil<br />
de Perdrix, diese vier Weine werden<br />
aus einer oder mehreren Rebsorten<br />
komponiert und verdanken<br />
ihre Sonderstellung einem einzigartigen<br />
Terroir oder einer besonderen<br />
Vinifikation.<br />
– Grand Cru: nebst Dézaley und<br />
Calamin, die schon früher den<br />
Grand Cru Status genossen, dürfen<br />
heute Weine, welche zu 90%<br />
aus der Gemeinde und zu 10% aus<br />
der Region stammen, als Grand<br />
Cru benannt werden (Bonvillars<br />
Grand Cru). – Bei Clos, Domaines<br />
& Château Weinen müssen die<br />
Trauben zu 100% aus dem benannten<br />
Weingut stammen (z.B.<br />
Clos <strong>des</strong> Cordelières, Domaine le<br />
Prieuré, Château de Vufflens).<br />
– AOC: Alle sechs Weinbaugebiete<br />
<strong>des</strong> Waadtlan<strong>des</strong> haben<br />
AOC-Status. Weine, die zu 60%<br />
aus der Gemeinde und zu 40% aus<br />
der Region stammen, dürfen den<br />
Gemeindenamen tragen (z.B. Villette<br />
AOC Lavaux)<br />
Erlebnis Waadtland<br />
Eigentlich «kennt» jeder Schweizer<br />
Weinliebhaber die Waadtländerweine<br />
und weiss diese auch zu<br />
schätzen, doch muss wahrscheinlich<br />
jeder eingestehen, dass mit<br />
den interessanten Ausführungen<br />
von Jean-Marc Amez-Droz der<br />
Weinhorizont locker erweitert<br />
werden konnte. Und alle <strong>du</strong>rften<br />
erleben, dass sich die Waadtländer<br />
Weinlandschaft tüchtig bewegt.<br />
– Ganz herzlichen Dank!<br />
36 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Mit der Wahl <strong>des</strong> Gletschergartens<br />
als Ort für den Sommeranlass<br />
hat der Stubenrat der Reblüten<br />
voll ins Schwarze getroffen: fast<br />
genau 100 Weinfreunde trafen<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Sommerweinprobe vom 25. August<br />
Mit Wurst und Wein<br />
im Gletschergarten<br />
An der Sommerweinprobe 2011 im Gletschergarten standen für einmal nicht<br />
die Weine im Mittelpunkt, sondern das freundschaftliche Zusammensein.<br />
Eine sehr grosse Anzahl Reblüten genoss den warmen Sommerabend in der<br />
«exotischen» Umgebung mitten in der Stadt. – Ruth Graber berichtet:<br />
Die degustierten<br />
Weine<br />
– Luzerner Riesling Silvaner<br />
2010 von Toni Ottiger (Zitrus in<br />
der Nase, Frische im Gaumen)<br />
– Vermentino Telavé 2010 von<br />
Jerzu (exotische Note, gute Säure)<br />
– Collection Merlot/Pinot 2010<br />
von Toni Ottiger (2/3 Merlot,<br />
1/3 Pinot noir)<br />
– Cannonau di Sardegna «Bantu»<br />
2009 von Jerzu (kräftiges<br />
Aroma von Kirschen)<br />
– Montepulciano Vigne Nuove<br />
2009, Valle Reale (Rebberg auf<br />
700m, sehr schöne Frucht)<br />
– Valencia DO Crianza 2007,<br />
Bodegas Murviedro (Monastrell,<br />
Syrah und Tempranillo, 12 Monate<br />
Barrique, schöne Frucht in<br />
der Nase)<br />
– Ribera del Duero DO Crianza<br />
2005 (Reiner Tempranillo, 15<br />
Monate amerikanische Eiche,<br />
süssliche Note)<br />
– Gamer’one La Côte AOC<br />
2008 (aus getrockneten Gamaret<br />
Trauben wie Amarone pro<strong>du</strong>ziert,<br />
ziemlich süss, fast wie<br />
Dessertwein)<br />
– Sofia Moscatel, Sierra de Malaga<br />
2006, Enkvist (in der Sonne<br />
getrocknet)<br />
Luzern<br />
sich an diesem sehr warmen<br />
Abend beim Löwendenkmal, an einem<br />
Ort, der ein bisschen Ferienfeeling<br />
aufkommen lässt.<br />
Zeugen aus 20 Millionen<br />
Jahren Vorgeschichte<br />
Der Direktor <strong>des</strong> Gletschergartens,<br />
Herr Burri, freute sich über den<br />
Grossaufmarsch. Er hatte zwei Helfer<br />
organisiert, so dass die Führung<br />
in drei Gruppen erfolgen konnte.<br />
Gerne guckte man wieder einmal<br />
in die Gletschertöpfe – Gletschermühlen<br />
soll man nicht mehr sagen,<br />
da die tiefen Löcher nicht <strong>du</strong>rch die<br />
darin liegenden Steine geschaffen<br />
wurden, sondern von Wasserstrahlen<br />
und Kies. Daneben finden sich<br />
Versteinerungen von tropischen<br />
Pflanzen und Wassertieren. Die<br />
Tatsache, dass in unserer Gegend<br />
je nach Epoche Südseeklima oder<br />
eisige Temperaturen herrschten,<br />
veranschaulicht auch eine filmi-<br />
Auch Vorstände können staunen.<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
sche Animation. – Das im 18. Jahrhundert<br />
von Franz Ludwig Pfyffer<br />
geschaffene Relief der Urschweiz<br />
gleich daneben ist die dritte<br />
Hauptattraktion <strong>des</strong> Museums,<br />
welches die Besucher <strong>du</strong>rch seine<br />
Detailtreue in Erstaunen versetzt.<br />
Nach diesem Rundgang konnten<br />
die Teilnehmer draussen an Stehtischen<br />
zwei Weissweine als Apero<br />
geniessen, einen Luzerner Riesling<br />
Sylvaner und einen sardischen<br />
Vermentino. An diesem Abend<br />
standen aber nicht die Weine im<br />
Vordergrund, sondern die Begegnungen<br />
mit alten Bekannten oder<br />
neuen Gesichtern. Die Unterhaltung<br />
war so angeregt, dass der Organisator,<br />
Didier Spuler, Mühe hat,<br />
sich Gehör zu verschaffen.<br />
Grillwürste und Grill-Weine<br />
Man dislozierte auf die Terrasse<br />
beim Amrein-Haus, wo Urs Dogg-<br />
Den ersten Teil bestritt Frau Susanne<br />
Strasser von der Firma Boucherville<br />
AG, Zürich, die uns die in<br />
Deutschland gebräuchlichen Qualitätsbezeichnungen<br />
näher<br />
brachte. Beim Riesling, der wichtigsten<br />
Sorte Deutschlands, heisst<br />
die unterste Stufe der Prädikatsweine<br />
Kabinett. Er kann süss oder<br />
trocken sein. Die höheren Stufen<br />
sind Spätlese und Auslese. Bei<br />
deren Einkellerung werden kranke<br />
oder unreife Beeren entfernt.<br />
Weinprobe vom 26. September 2011<br />
wiler, der ganz in der Nähe <strong>des</strong><br />
Gletschergartens eine Metzgerei<br />
betreibt, an einem Grillstand eine<br />
schöne Auswahl verschiedener<br />
Würste bereit hielt, begleitet von<br />
einem Salatbuffet. Didiers Ratschlag,<br />
«nicht zuviel aufs Mal<br />
schöpfen, dafür x-mal hingehen»,<br />
wurde weidlich befolgt. Zum Glück<br />
gab es kleine Wurststücke, sodass<br />
man alle Sorten probieren konnte.<br />
Sechs rote Weine, die für solche<br />
Anlässe passen, wurden kurz<br />
vorgestellt, dazwischen unterhielten<br />
die Gebrüder Albisser mit Musik im<br />
irisch-amerikanischen Stil. Gegen<br />
Schluss der Veranstaltung fielen ein<br />
paar Tropfen. Man gruppiert sich<br />
enger unter den grossen Sommerschirmen,<br />
aber bald war die kleine<br />
Störung vorbei, und der schöne<br />
Abend klang aus mit einem Dessertwein<br />
aus der Gegend von Malaga.<br />
Ein sehr gelungener Anlass!<br />
Riesling und Syrah – Gegensätze<br />
ziehen sich an<br />
Im ersten Teil vermittelte Frau Susanne Strasser einen Einblick in die Vielfalt<br />
von Möglichkeiten, welche die Sorte Riesling bei Ausnutzung der Böden und<br />
Lagen im relativ begrenzten Gebiet um Rhein und Mosel in Deutschland bietet.<br />
Im zweiten Teil präsentierte Roland Enz Vertreter der gehaltvollen Sorte<br />
Syrah aus den wichtigsten Anbaugebieten in Europa und ein erfolgreiches<br />
Beispiel aus Südafrika. – Ruth Graber berichtet:<br />
Einfache Riesling<br />
von verschiedenen Böden<br />
Die Degustation begann mit zwei<br />
einfachen Vertretern der Sorte,<br />
die 8 bis 9 Grad kalt sein dürfen.<br />
Der Riesling Blauschiefer mit rassiger<br />
Säure und verspielter Frucht<br />
stammt aus der Gegend Bernkastel-Kues<br />
an der Mosel. Er passt<br />
als Apéro, zu Weichkäse oder<br />
Fischgerichten. Der «Foster Ungeheuer»<br />
aus der Pfalz, 50 km westlich<br />
von Heidelberg, hat seinen<br />
37
Namen vom ehemaligen Stadtschreiber<br />
Johann Adam Ungeheuer.<br />
Er hat etwas mehr Volumen,<br />
<strong>du</strong>ftet leicht nach Honig und<br />
eignet sich zu Wildvorspeisen.<br />
Dieser zweite Wein gedeiht auf<br />
Basalt-Verwitterungsböden. – Mit<br />
Gesteinsproben veranschaulichte<br />
Frau Stasser die Unterschiede<br />
zwischen den verschiedenen Böden.<br />
Für die beiden trockenen<br />
Weine werden nur 60 hl pro Hektare<br />
geerntet, bei Vertretern aus<br />
speziellen Lagen sind es manchmal<br />
nur 50 hl.<br />
Weine die das Potenzial<br />
der Sorte zeigen<br />
In der nächsten Serie zeigte die<br />
Coreferentin das Potenzial der<br />
Rebe bei entsprechender Lage und<br />
Behandlung auf. Der dritte Riesling,<br />
Heerkretz GG aus Rheinhessen, 50<br />
km südlich von Mainz, sollte nicht<br />
zu kalt sein. GG steht für «Grosses<br />
Die degustierten<br />
Weine<br />
– Riesling Blauschiefer<br />
trocken, 2009, Bastgen, Mosel<br />
– Riesling Foster Ungeheuer<br />
trocken, 2009, Bassermann-<br />
Jordan, Pfalz<br />
– Riesling Kabinett Bockstein<br />
1. Lage, 2010, Von Othegraven,<br />
Saar<br />
– Rieslinbg Heerkritz GG,<br />
2009, Wagner-Stempel, Rheinhessen<br />
– Riesling Graaacher Himmelreich<br />
Auslese, 2006, Joh. Jos.<br />
Prüm, Mosel<br />
– Côtes <strong>du</strong> Ventoux, Persia,<br />
2008, Domaine de Fondrèche<br />
– Vinum Lignum Syrah AOC,<br />
2008 Albert Mathier, Salgesch<br />
– Syrah Toscana IGT, 2007,<br />
Cecilia, Campo nell’Elba<br />
– Syrah Vino de la Tierra de<br />
Castilla, 2006, Pago de Vallegarcia<br />
– Shiraz Private Collection,<br />
2006, Saxenburg, Südafrika<br />
Gewächs». Den opulenten Wein<br />
mit Pfirsichnoten und toller Mineralik<br />
empfielt sie zu Kalbsfilet oder<br />
gebratenen Fischen.<br />
Der Kabinett Bockstein, 1.<br />
Lage, aus dem Ruwertal bei Trier,<br />
stammt von einem denkmalgeschützten<br />
Gut, das seit 300 Jahren<br />
von der gleichen Familie geführt<br />
wird. Der Wein ist restsüss ausgebaut<br />
und hat nur 8.5% Alkohol.<br />
Als Abschluss der Serie gab<br />
es eine Auslese aus schon halb<br />
eingetrockneten Trauben zu kosten,<br />
von einer steilen Lage im Bereich<br />
Mosel, wo Handlese erforderlich<br />
ist. Mit Maracuja in der<br />
Nase , Aromen von Mango und Litchi<br />
und intensiverer Restsüsse<br />
ergibt das einen sehr schönen<br />
Apérowein, aber auch einen stilvollen<br />
Begleiter zu asiatischem<br />
Essen oder zu Lammschulter.<br />
Diese Art Wein ist übrigens sehr<br />
langlebig. Auch Auslesen von<br />
1948 oder aus den 50er-Jahren<br />
sind noch gut. Sie entwickeln aber<br />
mit der Zeit eine petrolische Note,<br />
ein typisches Alterungsmerkmal<br />
<strong>des</strong> Riesling.<br />
Man konnte darauf diese interessanten<br />
Weissweine noch weiter<br />
geniessen zum darauf abgestimmten<br />
Imbiss: Pouletfrikassee in Rieslingsauce<br />
mit Butterreis.<br />
Die Sorte Syrah….<br />
Nach der Pause begab sich Roland<br />
Enz ans Mikrofon, um uns mit Vertretern<br />
der Sorte Syrah bekannt zu<br />
machen, die sich vom Rhônetal<br />
aus weltweit verbreitet hat. Entstanden<br />
ist sie aus alten französischen<br />
Rebsorten, nämlich Dureza<br />
x Mondeuse Blanche. Typisch für<br />
die Sorte ist ihr kräftiges Johannisbeeraroma.<br />
Die grössten Anbaugebiete<br />
finden sich in Frankreich (70’000<br />
ha), Australien (43’000), Südafrika<br />
(9’800) und Kalifornien (7’500). Die<br />
Schweiz nimmt sich mit 179 ha bescheiden<br />
aus. In Uebersee heisst<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
die Sorte Shiraz, bei uns wird er<br />
manchmal Hermitage genannt.<br />
….im Wallis und in unseren<br />
südlichen Nachbarländern<br />
Wir starteten in der Ursprungsgegend<br />
mit einem Côtes <strong>du</strong> Ventoux,<br />
der einen kleinen Anteil Mourvèdre<br />
enthält. Nach der Handlese dauert<br />
die Maischegärung 30 Tage; dann<br />
verbringt er 12 bis 15 Monate in<br />
der Barrique. Der Jahrgang 2008<br />
ist noch sehr jugendlich, man muss<br />
ihn dekantieren. Er zeichnet sich<br />
<strong>du</strong>rch Heidelbeernoten aus und hat<br />
Lagerungspotenzial.<br />
Der Vinum Lignum aus Salgesch<br />
stammt aus einer Lage unter<br />
der Bergkirche, die eine Art Arena<br />
mit Hitzeklima bildet, wie es die<br />
Sorte liebt. Er wird dort seit 2007<br />
angebaut. Der Jahrgang 2008 wog<br />
über 100 Oechslegrad, wegen der<br />
Säure wurden einige weniger reife<br />
Trauben dazugegeben. Er ist fein<br />
strukturiert, noch leicht pelzig, mit<br />
Frucht und Wucht bei einem Alkoholgehalt<br />
von 13,7%.<br />
Weiter ging es auf die Insel<br />
Elba, auch wenn die Bezeichnung<br />
Syrah Toscana IGT lautet. Nach 10<br />
Tagen an der Maische und einem<br />
Ausbau während 15 Monaten in<br />
neuen Fässern und 6 Monaten in<br />
der Flasche ist dieser Syrah sehr intensiv,<br />
mit Noten von Brombeeren,<br />
geröstetem Kaffee und Gewürzen.<br />
Der Vertreter aus Toledo, aus<br />
der Einzellage Pago de Vallegarcia,<br />
war 12 Monate in der Barrique.<br />
Seine Kennzeichen sind Kirsche<br />
und Caramel, auch er braucht<br />
Luft. Der Toppro<strong>du</strong>zent erzeugt auf<br />
dem modernen Gut mit Pfer<strong>des</strong>tallung<br />
rund 30’000 Flaschen.<br />
... und in Südafrika<br />
Zu guter Letzt lernten wir noch ein<br />
südafrikanisches Beispiel kennen.<br />
Das 1991 gegründete Gut Saxenburg<br />
in Stellenbosch wird von Adrian<br />
und Birgit Bührer, einem<br />
Schweizer Ehepaar, geführt. Ihr aus-<br />
Programm 2012/13<br />
25. Januar: 1. Weinprobe,<br />
«Port and Cheese»<br />
19. März: 56. Hauptbot<br />
24. April: 2. Weinprobe<br />
«Maremma Toskana»<br />
17. - 20. Mai:<br />
Weinreise Südfrankreich<br />
21. Juni: 3. Weinprobe,<br />
«Waadt»<br />
23. August:<br />
«Sommerweinprobe»<br />
25.August:<br />
<strong>ANAV</strong>-Kongress Schaffhausen<br />
26. September: 5. Weinprobe,<br />
Sensorik-Blinddegustation<br />
09. - 13. Oktober: LUVINA<br />
10. November:<br />
Gesellschaftsessen Stubenrat,<br />
«Wine & Dine» im 1871<br />
29. November: 6. Weinprobe<br />
«Perlen vom Schwarzen Meer»<br />
23. Januar 2013: 7. Weinprobe,<br />
«Frankreich – Jura»<br />
18. März 2013: 57. Hauptbot<br />
Die Weinproben finden normalerweise<br />
im Saal <strong>des</strong> Restaurants<br />
Gersag, Gersag-Zentrum,<br />
in Emmenbrücke statt. Beginn<br />
jeweils um 19.30 Uhr.<br />
Interessierte Personen mit einem<br />
Schnupper-Bon sind an<br />
einer gratis Weinprobe herzlich<br />
willkommen.<br />
drucksstarker Wein mit 12 Monaten<br />
Barrique-Ausbau wurde als «bester<br />
Shiraz der Welt mit bestem Preis-<br />
Leistungsverhältnis» ausgezeichnet.<br />
Zum Schluss orientierte Stubenmeister<br />
Urs Bühlmann, dass<br />
dies nach vier Jahren leider die<br />
letzte Weinprobe mit Roland Enz als<br />
Weinmeister war, da er ins Tessin<br />
zieht. Roland bleibt aber Mitglied<br />
unserer Gesellschaft. Wir wünschen<br />
ihm weiterhin viel Erfolg.<br />
38 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Bevor das komplexe Thema theoretisch<br />
und vor allem auch degustativ<br />
behandelt wurde, standen Standardtraktanden<br />
wie Kassa- und<br />
Jahresbericht sowie Wahlen und<br />
Verabschie<strong>du</strong>ngen auf dem Programm.<br />
Erich von Büren tritt nach<br />
25 Jahren als Revisor zurück. Seine<br />
Dienste wurden unter grossem Applaus<br />
gewürdigt. Zudem wurde<br />
Markus Fuchs als weiteres Mitglied<br />
neu in den Stubenrat gewählt.<br />
FiBL<br />
Gespannt waren die Teilnehmer auf<br />
die Ausführungen zum komplexen<br />
Thema <strong>des</strong> biologischen Weinbaus,<br />
welches von Andreas Tuchschmid,<br />
Leiter <strong>des</strong> Weingutes FiBL in Frick,<br />
in äussert kompetenter und unterhaltsamer<br />
Form vorgetragen wurde.<br />
FiBL steht für das im Jahre 1973<br />
gegründete Forschungsinstitut für<br />
biologischen Landbau und ist heute<br />
in über 200 Projekte in den Ländern<br />
Schweiz, Deutschland und Österreich<br />
involviert.<br />
Beim 4 ha grossen Weingut<br />
FiBL stehen Anbaueignung und Vinifikation<br />
von pilzresistenteren Sorten<br />
wie Solaris, Johanniter, Bronner<br />
und Seyval Blanc im<br />
Vordergrund. Mit neuen Präparaten<br />
und verbesserten Prognosemodellen<br />
soll aber auch die Ertragssicherheit<br />
von traditionellen Sorten wie<br />
Blauburgunder, Chardonnay oder<br />
Kerner weiter entwickelt werden.<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Aarau<br />
Hauptversammlung im Restaurant Mürset in Aarau<br />
Chancen und Risiken<br />
<strong>des</strong> Bio-Weinbaus<br />
Am 27. Januar fand die 34. Hauptversammlung der Aarauer Weinbruderschaft<br />
statt. Stubenmeister Rudolf Kollbrunner <strong>du</strong>rfte wiederum zahlreiche Mitglieder<br />
und Gäste in der Zunftstube <strong>des</strong> Restaurants Mürset in Aarau willkommen<br />
heissen. Diese stand unter dem Motto «Biologischer Weinbau, Chancen und<br />
Risiken». – Markus Fuchs berichtet:<br />
Grosse Herausforderung<br />
Insbesondere in unseren Breitengraden<br />
ist der biologische Weinbau<br />
äusserst anspruchsvoll, da die<br />
Winzer bedingt <strong>du</strong>rch die im Jahresverlauf<br />
häufig auftretenden<br />
Nässeperioden immer wieder<br />
Spritzungen gegen Fäule, Mehltau<br />
und andere im Rebberg oft auftretende<br />
Krankheiten vorgehen müssen.<br />
Auch sonst bietet der ökologische<br />
Weinbau zahlreiche<br />
Besonderheiten und Herausforderungen,<br />
auf welche der Referent<br />
hingewiesen hat und die nachfolgend<br />
kurz festgehalten werden.<br />
So wird im ökologischen Weinbau<br />
beispielsweise auf eine Düngung<br />
mit Kunstdünger weitgehend<br />
verzichtet. Pflanzen- und Tierdünger<br />
werden vorgezogen. In den Zeilen<br />
zwischen den Rebstöcken erfolgt<br />
eine Begrünung mit<br />
stickstoffreichen Pflanzen wie Klee<br />
und Hülsenfrüchten, welche insbesondere<br />
in relativ feuchten Gebieten<br />
wie dem Fricktal für eine ausreichende<br />
Entwässerung der<br />
Weinberge sorgen. Die Gärung wird<br />
möglichst <strong>du</strong>rch weinbergseigene,<br />
natürliche Hefen in Form einer so<br />
genannten Spontangärung <strong>du</strong>rchgeführt.<br />
Reinzuchthefen kommen nur<br />
soweit nötig und hauptsächlich für<br />
die Initiierung <strong>des</strong> Gärprozesses zur<br />
Anwen<strong>du</strong>ng. Zudem wird der Einsatz<br />
von Schwefeldioxid möglichst<br />
niedrig gehalten.<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Schutz <strong>des</strong> Ökosystems<br />
Generell kommen beim biologischen<br />
Weinbau, der oft auch ökologischer<br />
Weinbau genannt wird,<br />
spezielle Methoden zum Einsatz,<br />
welche den Schutz <strong>des</strong> Ökosystems<br />
sowohl im Weinberg aber<br />
auch bei der Vinifikation besonders<br />
stark berücksichtigen. Der minimale<br />
Einsatz von chemischen Mitteln<br />
bezieht sich dabei nicht nur<br />
auf den direkten Weinbau, sondern<br />
auch auf alle vor- und nachgelagerten<br />
Pro<strong>du</strong>ktionsprozesse.<br />
Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />
die Feststellung, dass es<br />
sich, streng genommen, nicht um<br />
Bio- oder Ökoweine handelt, denn<br />
eigentlich ist ja nur das Traubenmaterial<br />
das Resultat der biologischen<br />
Landwirtschaft oder <strong>des</strong><br />
ökologischen Anbaus. Die Weinbereitung<br />
(Vinifikation, Ausbau,<br />
Abfüllung) erfolgt meist mehr oder<br />
weniger konventionell. Deshalb<br />
müsste die korrekte Bezeichnung<br />
im Grunde «Wein aus biologischer<br />
Landwirtschaft» oder «Wein aus<br />
ökologischem Anbau» lauten.<br />
Trotzdem versuchen sehr viele<br />
Biowinzer auch im Keller den Einsatz<br />
von chemischen Mitteln auf<br />
ein Minimum zu beschränken und<br />
auf naturfremde Mittel gänzlich zu<br />
verzichten, wie Andreas Tuchschmid<br />
in seinen Ausführungen<br />
zum Ausdruck brachte.<br />
Seit einigen Jahren gibt es<br />
auch in der Schweiz strenge Richtlinien,<br />
nach denen Betriebe arbeiten<br />
müssen, die ihren Wein mit<br />
«Öko» oder «Bio» deklarieren.<br />
Weinberg und Keller werden regelmässig<br />
von unabhängigen Instanzen<br />
kontrolliert. Ökologischen<br />
Nachhaltigkeit<br />
Die hinter dem biologischen<br />
Weinbau stehende primäre Motivation<br />
lässt sich wohl am besten<br />
unter dem Begriff der ökologischen<br />
Nachhaltigkeit zusammenfassen.<br />
Als Biowinzer ist der Grundsatz,<br />
dass die natürlichen Lebensgrund-<br />
lagen nur in dem Masse beansprucht<br />
werden, wie diese sich<br />
wieder regenerieren können und<br />
somit kein Raubbau an der Natur<br />
betrieben wird, als leitende Grundhaltung<br />
absolute Pflicht.<br />
Im ökologisch/biologischen<br />
Weinbau werden fast ausschliesslich<br />
natürliche Methoden für die<br />
Bekämpfung von Schädlingen, Unkraut<br />
und Pilzen angewendet. Der<br />
dabei resultierende wichtige Nebeneffekt<br />
der grösseren Artenvielfalt<br />
– Stichwort Biodiversität –<br />
kann jedoch kurzfristig <strong>du</strong>rchaus<br />
auch zu unerwünschten Nebeneffekten<br />
führen. So werden die Rebplantagen<br />
<strong>des</strong> Weinguts FiBL regelmässig<br />
von Füchsen, Dachsen<br />
und Hasen «besucht», welche die<br />
Resultate <strong>des</strong> biologischen Weinbaus<br />
auch zu schätzen wissen und<br />
die «biologisch» behandelten<br />
Pflanzen und Beeren denjenigen<br />
von stärker gespritzten Rebbergen<br />
oft vorziehen.<br />
PIWI-Sorten<br />
Da der biologische Weinbau ohne<br />
Einsatz chemisch-synthetischer<br />
Herbizide, Pestizide und Düngemittel<br />
arbeitet, sondern ausschliesslich<br />
– und dies wie oben erwähnt<br />
ebenfalls nur in begrenzter<br />
Menge – natürliche Substanzen<br />
wie Schwefel und Kupferlösungen<br />
zulässt, kommen der Züchtung und<br />
dem Einsatz von pilzwiderstandsfähigen,<br />
den sogenannten PiWi-<br />
Sorten, grosse Bedeutung zu.<br />
Geruch und Geschmack der<br />
aus PiWi-Sorten gekelterten<br />
Weine sind oft etwas ungewohnt.<br />
Trotzdem liess sich bei den degustierten<br />
Weinen die über die letzten<br />
Jahre erzielte grosse Qualitätssteigerung<br />
feststellen. Dass<br />
diese Weine sogar gute Essensbegleiter<br />
sein können, stellte die<br />
Aarauer Weinbruderschaft bei den<br />
im Anschluss an die Degustation<br />
servierten Schweinshaxen unschwer<br />
und positiv fest.<br />
39
Der Geräuschpegel legte sich, und<br />
Präsident Markus Aellen <strong>du</strong>rfte<br />
mit der Begrüssung die 29. Generalversammlung<br />
der Freiämter<br />
Weinfreunde eröffnen. Der Abend<br />
versprach gemütlich und abwechslungsreich<br />
zu werden. Für den Genuss<br />
von feinstem Essen, begleitet<br />
von besten Weinen, so hofft der<br />
Präsident, soll genügend Zeit eingeräumt<br />
sein. Und trotzdem sei die<br />
Abwicklung der stutarischenen Geschäfte<br />
ein juristisch erforderlicher<br />
Teil im Jahresprogramm der<br />
Freiämter Weinfreunde. Der Präsident,<br />
für einmal als Moderator gefordert,<br />
sollte es richten.<br />
Über Highlights wird gerne gelesen.<br />
Also lassen wir solche folgen.<br />
Auf der Grossleinwand erscheinen<br />
die ersten wunderschönen<br />
Bilder. Die Ohren folgen dem Präsidenten<br />
mit seinem Bericht über die<br />
Aktivitäten im 2011. Und die Augen<br />
erfreuen sich ob der technisch diskret<br />
im Hintergrund eingestreuten<br />
Erinnerungsphotos von der USA/California-Reise<br />
der Freiämter Weinfreunde,<br />
die vom 2. bis 17. September<br />
2011 stattfand.<br />
Der geschäftliche Teil<br />
Informationen über geschäftliche<br />
Abschluss- und Budgetzahlen können<br />
auch den Höhepunkten zugeordnet<br />
werden. Besonders, wenn<br />
der Kassier es versteht, solche mit<br />
Freiamt<br />
Die Rückschau sowie das Köstliche aus Küche und Keller perfekt!<br />
Eine Generalversammlung<br />
voller Höhepunkte<br />
116 gut gelaunte Menschen versammelten sich um die Zeit <strong>des</strong> Ein<strong>du</strong>nkelns<br />
im Hotel Krone in Lenzburg. Ein mundender Stehapéro lud die laufend neu<br />
zuströmenden WeinfreundInnen zu ersten Smaltalks ein. Es entstand rasch<br />
eine warme Atmosphäre <strong>des</strong> Einlaufens und Aufwärmens bis dann gegen<br />
18.30 Uhr alle TeilnehmerInnen ihren Tisch und ihren Sitzplatz gewählt hatten.<br />
– Otto Sprenger berichtet:<br />
wenigen Worten verständlich zu<br />
deuten und für alle lesbar und<br />
übersichtlich auf die Leinwand zu<br />
bringen. Trifft dazu noch der Segen<br />
der anwesenden Revisoren ein,<br />
sind Kassier und Vorstand befreit<br />
und können wieder frei <strong>du</strong>rchatmen.<br />
Dankeschön, Martin Vifian!<br />
Ziehen Präsident und Vorstandsmitglieder<br />
in die gleiche<br />
Richtung und arbeiten motiviert zusammen,<br />
erfüllen sich Jahresprogramme<br />
im Sinne der Mitglieder<br />
zur Zufriedenheit und grosse Dankbarkeit<br />
stellt sich ein. Stellt die<br />
selbstkritische und zielstrebige Vizepräsidentin<br />
Claudia Hofmann-<br />
Burkart, in der Folge die geplanten<br />
Aktivitäten für’s 2012 vor, so erstaunt<br />
es nicht, dass als Anwort<br />
ein grosser Applaus als Dankeschön<br />
aus dem Publikum folgt.<br />
Ein neues Vorstandsmitglied<br />
Transfers sind nicht neu – die Medien<br />
berichten aus den Welten <strong>des</strong><br />
Fussballs und <strong>des</strong> Eishockeys laufend<br />
darüber. Eine Ablösung für die<br />
Mitarbeit in der Vereinführung der<br />
FWF konnte leider nicht abgewendet<br />
werden. Dass die, während<br />
den letzten fünf Jahren immer topmotiviert<br />
mitarbeitende Claudia<br />
um Entlastung und Entlassung aus<br />
dem Vorstand nachgesucht hat,<br />
mussten alle mit Insiderwissen<br />
verstehen. Der Vorstand spürt die<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Diego und Nadia Mathier mit Präsident Markus Aellen.<br />
Blutung. Doch welch ein Trost,<br />
Claudia legt gleich selber weiche<br />
und saugfähige Kompressen auf.<br />
Sie wird bei der Vorbereitung der<br />
Wein- und Kulturreise 2012 – vom<br />
5. bis 9. September nach Rheingau/Rheinhessen<br />
ihren Mann Norbert<br />
und Peter Schürmann tatkräftig<br />
unterstützen und mit dabei<br />
sein! Dankeschön!<br />
Wer soll die Lücke füllen? Die<br />
Spannung stieg. Der Präsident<br />
legte die Folie mit dem Kurzportrait<br />
<strong>des</strong> Mitglie<strong>des</strong> Markus Küng aus<br />
Wohlen auf. Erleichterung und ein<br />
kräftiger Applaus folgten, und der<br />
sympathische Weinfreund wurde in<br />
der Führung herzlich willkommen<br />
geheissen.<br />
Seine Zusage erklärt alles: Ich<br />
habe schöne 23 Jahre als Mitglied<br />
erlebt und viel profitiert. Jetzt bin<br />
ich gerne bereit, dem Verein im<br />
Vostand zu dienen und auf diese<br />
Art etwas zurückzugeben. Ist das<br />
nicht auch ein Höhepunkt? Markus,<br />
wir danken und wünschen Dir<br />
viel Freude mit Deiner neuen Aufgabe.<br />
Ehrungen<br />
Es folgten weitere Highlights.<br />
Lotti und Hans Vock <strong>du</strong>rften für 10<br />
Jahre Mitgliedschaft geehrt werden<br />
und für die ehemalige Aktuarin<br />
war es gleich noch der Geburtstag.<br />
Happy birthday, liebe Lotti und alles<br />
Gute für die Zukunft!<br />
Den anwesenden Mitgliedern,<br />
Ernst Gisi, Pro<strong>du</strong>zent <strong>des</strong> bekannten<br />
Dottiker Riesling-Sylvaner, und<br />
Jean-Claude Hofstetter, <strong>du</strong>rfte der<br />
Präsident zur erreichten Silbermedaille<br />
<strong>des</strong> Coupe <strong>ANAV</strong> 2011 herzlich<br />
gratulieren. Ausserdem erlangte<br />
Jean-Claude Hofstetter im<br />
Mai dieses Jahres das Diplom <strong>des</strong><br />
Weinakademikers*. (Dies ist eine<br />
Auszeichnung, die vor ihm von den<br />
Mitgliedern erst Urs Schürmann erreichte.<br />
Unter den vielen Weinfreunden<br />
der Schweiz finden wir<br />
nur gut 40 Personen mit diesem<br />
begehrten Titel.) Herzliche Gratulation<br />
zu diesem Leistungsausweis<br />
eines profunden Weinkenners!<br />
Der Winzer der Jahre 2007<br />
und 2011 zu Gast!<br />
Welch ein Höhepunkt an der GV<br />
2011! Diego und Nadia Mathier aus<br />
Salgesch beehren uns mit ihrem Besuch.<br />
Welch gute Beziehung pflegen<br />
die Freiämter Weinfreunde<br />
wohl zum Hause Mathier Nouveau<br />
Salquenen? Im Herbst 2007 besuchten<br />
sie das Weingut in Salgesch,<br />
und Diego Mathier wurde im selben<br />
Herbst zum ersten Schweizer Winzer<br />
<strong>des</strong> Jahres gekürt. Im 2011 erfolgte<br />
die Einla<strong>du</strong>ng an Diego Mathier,<br />
zu den FWF zu kommen, um<br />
eine Auswahl seiner rund 40 Weine<br />
zu präsentieren. Und genau in diesem<br />
Jahr wurde der 41-jährige<br />
Weinbauer und Önologe zum zwei-<br />
40 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
ten Mal Schweizer Winzer <strong>des</strong> Jahres<br />
sowie Kategoriensieger bei den<br />
weissen Assemblagen.<br />
Ein super aufgebauter Kurzfilm<br />
führte uns rasch ins schöne Wallis,<br />
wo seit vier Generationen Weine<br />
von grosser Güte mit Leidenschaft<br />
generiert werden. Für einen Mathier<br />
bedeutet Wein Lebensphilosophie.<br />
Mit Tradition und Innovation<br />
und Emotion zum Genuss<br />
seit Generationen!<br />
Diego und Nadia Mathier betonen<br />
deutlich, dass hinter ihnen ein starkes<br />
Team steht. Der Erfolg von Nouveau<br />
Salquenen basiert auf Freunden<br />
als Kunden und auf der<br />
Ausrichtung, dass der Weg ihr Ziel<br />
bedeute. In den Weinen selbst sucht<br />
das Team von Mathier die Harmonie.<br />
Diese liegt in einer Optimierung<br />
von Frucht, Säure und Taninen.<br />
Elf feinste Sorten <strong>du</strong>rften die<br />
Freiämter verkosten und dazu aus<br />
kompetentem Munde von Nadia<br />
und Diego facettenreiche Erklärungen<br />
und Hintergrundinformationen<br />
entgegen nehmen.<br />
Markus Aellen dankte dem<br />
Ehepaar Mathier für’s Kommen und<br />
für den beeindruckenden Auftritt.<br />
Kleine Geschenke für Familie und<br />
Team fehlten nicht. Der aufstrebenden<br />
Familie mit fünf Töchtern<br />
wünschte unser Präsident im Namen<br />
der anwesenden Freiämter<br />
Weinfreunde alles Gute und für die<br />
Zunkunft weiterhin viel Freude und<br />
Erfolg auf Nouveau Salquenen.<br />
Programm 2012<br />
10. Februar:<br />
Waadtland (Wanderdegustation)<br />
14. April: Bündner Herrschaft<br />
15. Juni: Rheingau/Rheinhessen<br />
24. August:<br />
Merlot «around the world»<br />
05. - 09. September:<br />
Wein- und Kulturreise<br />
Rheingau/Rheinhessen<br />
17. November: GV Apulien<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Das Dine – ein weiterer<br />
Höhepunkt!<br />
Ein topmotiviertes Team von Käthi<br />
und Otto Gerber-Gruber begleiteten<br />
diese Weine mit Speisen vom Feinsten<br />
aus der Kronen-Küche. Die<br />
gute Fee, Frau Gautschi, führte das<br />
Serviceteam lautlos und doch so<br />
perfekt, dass jederzeit jeder Gast<br />
den richtigen Wein im richtigen<br />
Glas vorfand und das Essen heiss<br />
und in zauberhafter Geschwindigkeit<br />
auf dem Tisch ankam. Für diese<br />
überragende Leistung fand unser<br />
Präsident am Schluss prägnante<br />
Dankesworte und übergab dafür<br />
Der Weingenuss war eingebettet in<br />
die diesjährige Generalversammlung<br />
und das begleitende Festessen<br />
aus der Schlossküche. Alles begann<br />
mit einem Begrüssungsapéro<br />
im Bogenkeller, bevor im Festsaal<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Zurzibiet<br />
kleine, aber passende Geschenke.<br />
Dank an die Direktion und an das<br />
Team <strong>des</strong> Hotel Krone, Lenzburg!<br />
Auch die Anwesenden geizten<br />
nicht mit ihrem Applaus.<br />
Markus Aellen dankte den TeilnehmerInnen<br />
für das Erscheinen<br />
und das engagierte Mitmachen.<br />
Die aufgeräumte Stimmung und<br />
die vielen zufriedenen Gesichter<br />
zeugten von einem Abend voller<br />
Höhepunkte.<br />
*) Der Titel Weinakademiker wird<br />
vom Kuratorium der Weinakademie<br />
an erfolgreiche Absolventen <strong>des</strong> Diploma<br />
in Wines&Spirits verliehen.<br />
Generalversammlung 2011 auf Schloss Böttstein<br />
Auf Pirsch entlang der Loire<br />
Für den letzten Veranstaltungstermin im Jahr 2011 hatten sich die Zurzibieter<br />
Weinfreunde einen besonderen Leckerbissen aufgehoben. 43 Weinfreundinnen,<br />
Weinfreunde und Gäste kamen ins Schloss Böttstein, um sich von Markus<br />
Utiger mit Weinen und Informationen aus dem Loiregebiet überraschen<br />
zu lassen. – Erwin Evers berichtet:<br />
an gedeckten Rundtischen das<br />
mehrgängige Menu eingenommen<br />
wurde, flankiert von ausgesuchten<br />
Weinen, die Markus Utiger kompetent<br />
und eindrücklich zu kommentieren<br />
wusste (siehe Liste).<br />
Präsident Peter Wicki verabschiedet Rosemarie Bürgin nach ihrem<br />
Rücktritt aus dem Vorstand.<br />
Präsident Peter Wicki begrüsst<br />
Margrit Hoffmann als neugewähltes<br />
Vorstandsmitglied.<br />
Entlang der Loire<br />
Mit 1020 km ist die Loire Frankreichs<br />
längster Fluss. Bevor er in<br />
den Atlantischen Ozean mündet,<br />
<strong>du</strong>rchfliesst er Landschaften wie<br />
zum Beispiel die Touraine (an deren<br />
Weinen, so sagt man, sich bereits<br />
die drei Musketiere labten) und Anjou,<br />
bekannt für seine Roséweine.<br />
Die Loire-Weinanbaugebiete umfassen<br />
insgsamt eine Rebfläche<br />
von 70’000 ha, davon 52’000 ha in<br />
einer AOC-Zone (AOC = Appellation<br />
d’Origine Contrôlée), mit den<br />
weissen Rebsorten Folle Blanche,<br />
Melon de Bourgogne, Sauvignon<br />
blanc, Chenin blanc und den roten<br />
Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon,<br />
Gamay und Pinot noir.<br />
Aktuelles<br />
aus dem Vereinsleben<br />
Wie das an Generalversammlungen<br />
eben so ist, <strong>du</strong>rften die Teilnehmer<br />
einen Bericht über das zurückgelegte<br />
Vereinsjahr erwarten. Diesem<br />
Anspruch gerecht wurde Präsident<br />
Peter Wicki u.a. mit dem Rückblick<br />
auf die fünf gelungenen Veranstaltungen<br />
wie Degustationen, Weinwanderung,<br />
Weinreise, Jahresrechnung<br />
und Mutationen.<br />
Letztere betrafen Rosemarie<br />
Bürgin, die nach vier Jahren engagierter<br />
und verdienstvoller Tätigkeit<br />
aus dem Vorstand ausscheiden<br />
wollte und <strong>du</strong>rch Margrit Hoffmann<br />
41
Präsident Peter Wicki dankt Markus Utiger für seine hervorragende<br />
Moderation.<br />
aus Gippingen ersetzt werden<br />
konnte. Auch die beiden langjährigen<br />
Revisoren, Marcel Alfare und<br />
Charles Bavaud, fanden Nachfolger<br />
in den sich zur Verfügung stellenden<br />
Valentine Vögeli aus Hausen<br />
b.Brugg sowie Kurt Keller aus<br />
Daniel Cortellini von Cortis Schweizer<br />
Weine in Baden und das Linde-<br />
Team empfingen die Weinfreundin-<br />
Kleindöttingen. Schliesslich wurden<br />
Barbara und Jean-Claude Bula<br />
(10 Jahre) sowie Dieter und Beatrice<br />
Laeber (20 Jahre) für<br />
langjährige Mitgliedschaft geehrt.<br />
Nicht rasten und rosten! Für<br />
das nächste Jahr vorgesehen sind<br />
nen und Weinfreunde ungewohnt<br />
unkonventionell, mit dem Apéro-<br />
Wein in einem schwarzen Glas. Da-<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
eine Wanderdegustation Vaud,<br />
die Degustation autochthoner<br />
Rebsorten, eine dreitägige Weinreise<br />
in den Kaiserstuhl/D, eine<br />
Wanderung rund um die Kartause<br />
Ittingen (Thurgau), der Weinfreundekongress<br />
in Schaffhausen und<br />
je eine Degustation von Weinen<br />
aus dem Veltlin und der Bündner<br />
Herrschaft.<br />
Präsident Peter Wicki dankte<br />
allen, die zum Gelingen <strong>des</strong> Abend<br />
beigetragen hatten, insbesondere<br />
dem Personal <strong>des</strong> Schloss Böttstein<br />
für die perfekte Organisation<br />
und dem überzeugenden und sympathischen<br />
Referenten Markus<br />
Utiger, der bereits zum ditten Mal<br />
die Zurzibieter Weinfreunde zu<br />
fesseln wusste. Der wie immer<br />
von Rolf Lutz perfektorganisierte<br />
Taxidienst sorgte für eine sichere<br />
Heimkehr der Teilnehmer.<br />
Galadiner 2011 in der Linde Fislisbach zum 25-Jahr-Jubiläum<br />
Ganz im Zeichen <strong>des</strong> Schweizer Weins<br />
Am 24. Oktober 2011 waren genau 25 Jahre seit der Grün<strong>du</strong>ng der Sektion Limmattal Baden vergangen. Keine Frage, musste<br />
dieser Geburtstag besonders gefeiert werden. Mit dem Galadiner im Restaurant Linde in Fislisbach setzten die Weinfreundinnen<br />
und Weinfreunde einen fulminanten Schlusspunkt unter das Vereinsjahr. – Es berichtet Franco Hunziker:<br />
Legu<br />
Limmattal-Baden<br />
mit waren Nase und Gaumen bereits<br />
ein erstes Mal gefordert.<br />
Weiss oder rot, das war hier die<br />
Frage und die Diskussion damit<br />
lanciert. Schon bald stiegen weitere<br />
feine Düfte in die Nase, als<br />
Quiche, Kürbissuppe und Hackfleischbällchen<br />
gereicht wurden.<br />
Auf der Suche nach Harmonien<br />
Nachdem alle an den schön gedeckten<br />
Tischen Platz genommen<br />
haben, löste Daniel Cortellini das<br />
Rätsel. Es war der Yvorne l’Ovaille<br />
2010. Ein spritzig frischer Chasselas<br />
von Fabio Penta (Hammel SA)<br />
im Beton-Ei ausgebaut. Während<br />
die zwei nächsten Weissweine,<br />
jetzt in normalen Weingläsern,<br />
ausgeschenkt wurden, eröffnete<br />
Daniel Cortellini die Schweizer<br />
Weingala mit einer kurzen sensorischen<br />
Einführung.<br />
Wer nun glaubte, eine<br />
trockene Lektion in Weintheorie<br />
anhören zu müssen, hat schnell gemerkt,<br />
wie spannend das Thema<br />
eigentlich ist. Die Ausführungen<br />
stiessen jedenfalls auf grosses Interesse,<br />
denn im Saal war es mäuschenstill.<br />
Zu den beiden Weiss -<br />
weinen wurde als erster Gang<br />
gebratener Lachs auf Rahmsauerkraut<br />
serviert. Nun konnten die<br />
Weinfreundinnen und Weinfreund<br />
alle Sinne spielen lassen und nach<br />
der perfekten Harmonie von Speise<br />
und Wein suchen. Der einen Weinfreundin<br />
mundete der Muscat 2010<br />
der Domaine Cornulus in Savièse<br />
besser, der andere Weinfreund bevorzugte<br />
die Extase 2010 vom<br />
Weingut Aagne, eine Assemblage<br />
von Chardonnay und Sauvignon<br />
blanc, speziell komponiert von Daniel<br />
Cortellini.<br />
Wein und Sinne brauchen Zeit<br />
Und schon dirigierte er uns zu einem<br />
ersten önologischen Höhepunkt<br />
<strong>des</strong> Abends. Vom Chenin<br />
blanc 2010 der Domaine Cornulus<br />
nahmen alle gleichzeitig einen<br />
Schluck und liessen ihn einige Sekunden<br />
im Mund kreisen. Nach dem<br />
ersten mineralischen Auftakt startete<br />
der Wein nach circa acht Sekunden<br />
mit einem weiteren Frischeschub<br />
nochmals so richtig <strong>du</strong>rch,<br />
dass wir alle Sternchen sahen. Eine<br />
eindrückliche sensorische Erfahrung,<br />
die zeigt, dass man den Wein<br />
einige Sekunden im Gaumen wirken<br />
lassen sollte, um sein volles Aromapotential<br />
wahrnehmen zu können.<br />
Darauf folgte der nächste<br />
Gang aus der Linden-Küche, Tagliatelle<br />
mit Auberginen-Kaviar, Tomaten<br />
und grünem Pfeffer. Beim<br />
Wein konnten wir zwei Weine der<br />
42 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Legu<br />
Cave Ardévaz vergleichen: den mineralisch-fruchtigen<br />
Humagne<br />
rouge 2010 und den pfeffrig-würzigen<br />
Syrah 2008.<br />
Eine Merlot-Trilogie<br />
zur Begleitung <strong>des</strong> Hauptgangs<br />
Zum Hauptgang servierte das<br />
Linde-Team Kalbshaxe im Merlot<br />
geschmort mit Weisswein-Risotto<br />
und Wurzelgemüse. Daniel Cortellini<br />
hat sich als Weinbegleitung für<br />
die Tessiner Para<strong>des</strong>orte Merlot<br />
entschieden, die er in einer hochkarätigen<br />
Trilogie einschenkte. Im<br />
ersten Glas funkelte Merlot La<br />
Roca 2009 von Kuki Zamberlani bei<br />
Piotta, der am Grand Prix <strong>du</strong> Vin<br />
Suisse 2009 den zweiten Rang erreichte,<br />
gefolgt vom fruchtig-harmonischen<br />
Merlot Moncucchetto<br />
2009 der gleichnamigen Fattoria<br />
bei Lugano und Siegerwein am diesjährigen<br />
Grand Prix <strong>du</strong> Vin Suisse<br />
in der Kategorie Merlot und<br />
schliesslich dem am Grand Prix <strong>du</strong><br />
Vin Suisse dreifach nominierten<br />
kräftig-gehaltvollen Merlot Circolo<br />
Riserva 2009, eine Auslese von Daniel<br />
Cortellini vom letztjährigen<br />
Winzer <strong>des</strong> Jahres Meinrad Perler<br />
(Tenimento dell’Ör).<br />
Zum Käse MMC<br />
Ein weiterer Wein-Höhepunkt<br />
folgte mit dem Käse. Das Codewort<br />
dazu lautete MMC. Es han-<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
delt sich dabei um eine von Daniel<br />
Cortellini mit der von der Cantina<br />
Settemaggio komponierten Assemblage<br />
aus Merlot, Marselan<br />
und Carminoir. Vor allem die letzten<br />
beiden Rebsorten würde man<br />
nicht unbedingt mit dem Tessin in<br />
Verbin<strong>du</strong>ng bringen. Marselan ist<br />
eine Kreuzung aus dem Jahr 1961<br />
aus Cabernet Sauvignon und<br />
Grenache Noir, die wegen ihrer<br />
natürlichen Robustheit für die<br />
Winzer interessant ist. Carminoir<br />
ist eine neuere Kreuzung aus dem<br />
Jahr 1982 der Agroscope Changins-Wädenswil<br />
zwischen Blauburgunder<br />
und Cabernet Sauvignon.<br />
Im Zusammenspiel ergeben<br />
die drei Traubensorten einen gehaltvollen,<br />
wuchtigen Wein.<br />
Das süsse Finale<br />
– eine echte Überraschung<br />
Zum süssen Schlusspunkt aus der<br />
Linden-Küche, einem Marroniküchlein<br />
mit Toncabohnen-Glacé, verstand<br />
es Daniel Cortellini einmal<br />
mehr, mit dem Wein einen überraschenden<br />
Schlusspunkt zu setzen.<br />
Ein mittels Kryoextraktion (künstliches<br />
Gefrieren und Abpressen der<br />
Trauben) gewonnener Süsswein<br />
aus Uva Americana mit Namen<br />
Haróu. Einige glaubten sich zuerst<br />
verhört zu haben, ein Eiswein aus<br />
dem sonnigen Tessin und erst noch<br />
aus Uva Americana! Diese Trau-<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
bensorte ist aus dem Tessin sonst<br />
nur in Form von Grappa bekannt.<br />
Aber die beiden Brüder Nicola und<br />
Raffaele Marcionetti der Cantina<br />
Settemaggio haben ein Experiment<br />
gewagt und gewonnen, wie bereits<br />
der erste Schluck eindrücklich<br />
zeigte. Die Frucht explodierte förmlich<br />
im Gaumen und umtänzelte in<br />
einem harmonischen Süss-Säure-<br />
Spiel die Zunge. Ein wahrhaft ge-<br />
Die Geschichte <strong>des</strong> «Institute of<br />
Masters of Wine» begann mit seiner<br />
Grün<strong>du</strong>ng in London im Jahre<br />
1953. Bis in die achtziger Jahre waren<br />
nur britische Weinhändler und<br />
Importeure zur Prüfung zugelassen.<br />
Erst seit dieser Zeit dürfen auch<br />
Personen ausserhalb Grossbritanniens<br />
und seit 1987 auch aus anderen,<br />
dem Wein verwandten Berufsgattungen<br />
die Prüfung ablegen.<br />
Ufnau<br />
lungener Schlusspunkt. – Unter<br />
grossem Applaus bedankten sich<br />
die Weinfreundinnen und Weinfreunde<br />
bei Daniel Cortellini und<br />
dem Restaurant Linde für den grandios<br />
inszenierten Jahresschluss-<br />
Abend der Weinfreunde Limmattal<br />
Baden. Ein Anlass, der bei den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern bestimmt<br />
noch lange in bester Erinnerung<br />
bleiben wird.<br />
Festliches Win&Dine im Landgasthof Halbinsel Au<br />
Wie wird man Master of Wine?<br />
Zum letzten Anlass der Weinfreunde Ufnau im 2011 war wieder einmal ein<br />
festliches «Wine and Dine» im Landgasthof Halbinsel Au auf dem Programm.<br />
Gastreferent war der angehende Master of Wine, Ivan Barbic. Zu einem<br />
feinen Menu aus der Landgasthof-Küche schilderte er uns, welche Voraussetzungen<br />
erfüllt sein müssen, um den begehrten Titel «Master of Wine»,<br />
oder das Kürzel MW tragen zu dürfen. Dazu stellte er uns seine Lieblingsweine<br />
aus Kroatien vor. – Daniel Pulver berichtet:<br />
Reben an der Dalmatinischen Küste.<br />
Umfassende Kenntnisse<br />
gefordert<br />
Bis zum Titel ist es ein langer Weg.<br />
Die Kandidaten müssen sich umfassende<br />
Kenntnisse über Themen<br />
wie Weinanbau, Kellertechnik, Unternehmensführung,<br />
Marketing,<br />
Weingeographie oder Qualitätskontrolle<br />
aneignen. Zudem müssen<br />
sie auch über Themen allgemeiner<br />
Natur wie Wein und Politik, gesell-<br />
43
schaftliche Aspekte und über die<br />
Geschichte <strong>des</strong> Weins Bescheid<br />
wissen. Selbstverständlich werden<br />
fundierte Kenntnisse in Weinsensorik<br />
vorausgesetzt . Man muss<br />
Weine aus allen Regionen der<br />
Welt kennen und beurteilen können.<br />
Der Ausbil<strong>du</strong>ngsstand wird<br />
an verschiedenen strengen Zwischenprüfungen<br />
getestet.<br />
Wer auch die zweiteilige<br />
Schlussprüfung bestanden hat,<br />
muss noch eine 10’000 Worte umfassende<br />
«Dissertation» zu einem<br />
weinrelevanten Thema verfassen.<br />
Die Tatsache, dass seit der Grün<strong>du</strong>ng<br />
<strong>des</strong> Instituts weltweit erst<br />
300 Personen den Titel «Master of<br />
Wine» tragen dürfen, zeigt, wie<br />
streng die Anforderungen sind.<br />
Ivan Barbic hat es fast geschafft,<br />
und wir wünschen ihm für die<br />
letzte Hürde noch viel Erfolg und<br />
Durchhaltewillen!<br />
Weinland Kroatien<br />
Dass die Lieblingsweine von Ivan<br />
Barbic aus Kroatien kommen, ist<br />
kein Zufall, hat er doch seine Wurzeln<br />
in dieser Gegend. Das gebirgige<br />
Land mit seinen steilen Küsten<br />
und zahlreichen Inseln verfügt<br />
über ein ideales Klima für den<br />
Weinbau. Es blickt auf eine lange<br />
Tradition zurück, denn bereits die<br />
Phönizier und die alten Griechen<br />
sollen dort Wein angebaut haben.<br />
Heute zählt die Anbaufläche in<br />
Kroatien etwa 34’000 ha. Es werden<br />
über 200 verschiedene Sorten<br />
auf vorwiegend kleinen Parzellen<br />
angebaut, darunter auch zahlreiche<br />
autochthone. Die wichtigsten<br />
sind Grashe<strong>vin</strong>a, Welschriesling,<br />
Plavac mali, Merlot, Pla<strong>vin</strong>a, Riesling,<br />
Cabernet Sauvignon, Chardonnay<br />
und Blaufränkisch. Auch<br />
den Furmint findet man ab und zu.<br />
Alt und Neu nebeneinander<br />
Der Weinbau befindet sich in neuster<br />
Zeit in einem Aufbruch. Viele<br />
Kellereien wurden modernisiert, je-<br />
doch wird zum Teil auch noch nach<br />
alter Tradition Wein in Amphoren<br />
pro<strong>du</strong>ziert. Es wird noch wenig<br />
Wein exportiert, und <strong>des</strong>halb kamen<br />
wir in den Genuss, einige Raritäten<br />
degustieren zu dürfen.<br />
Weine aus Istrien, Slawonien<br />
und Dalmatien<br />
Zum Apéro gab es einen leicht süssen,<br />
schön gereiften Muskat Momjanski<br />
2009 von der Kellerei Kozlovic.<br />
Die Vorspeise, eine<br />
Süsswasserfischsuppe begleiteten<br />
ein frischer, säurebetonter Grase<strong>vin</strong>a<br />
2010 von der Kellerei Krauthaker<br />
aus Slawonien und ein fülliger,<br />
leicht gereifter Posip (Furmint)<br />
2010 von Zlatan Plenkovic von der<br />
Insel Hvar. Zur geräucherten Truthahnbrust<br />
mit verschiedenen Salaten<br />
kredenzte uns Ivan Barbic einen<br />
fruchtigen, frischen 2010er<br />
Malvazija von Kozlovic, sowie einen<br />
Zelenac Spätlese (Synonym<br />
Rotgipfler) von Krauthaker.<br />
Zum Lammrack mit Kroketten<br />
und Spinat passten der 2009er<br />
2718 Dubkovic-Barbic und der<br />
Medvid 2008 von Cubolovic-Barbic<br />
ausgezeichnet. Zwei sehr kräftige<br />
Weine, ersterer mit dezenten Röstaromen,<br />
ein „Amarone-Typ, würzig<br />
und mit Noten nach Kompott<br />
und Dörrobst, der zweite im Barrique<br />
ausgebaut, weich und mit<br />
15.5% vol Alkohol sehr gehaltvoll.<br />
Der dritte Wein in dieser Serie, ein<br />
Blauburger (Blaufränkisch x St. Laurent)<br />
2009 von Krauthaker leitete<br />
über zur Käseplatte. Dazu <strong>du</strong>rften<br />
wir noch einen der in Kroatien eher<br />
seltenen Blauburgunder 2008 von<br />
Krauthaker probieren, welcher allerdings<br />
noch nicht ganz an die<br />
Spitzenweine dieser Sorte heran<br />
kam. Eine Zelenac Beerenauslese<br />
2009, wiederum von Krauthaker,<br />
rundete die sehr interessante Palette<br />
der kroatischen Weine ab.<br />
Der Referent verstand es ausgezeichnet,<br />
uns die grösstenteils<br />
neuen, unbekannten Weine zu<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
präsentieren und die Eigenheiten<br />
<strong>des</strong> kroatischen Weinbaus und die<br />
verschiedenen Klimazonen zu beschreiben.<br />
Die schönen Bilder luden<br />
dazu ein, diese noch ziemlich<br />
urtümliche Gegend einmal persön-<br />
Bereits am 20. Oktober 1881 gründete<br />
in Hagnau Pfarrer und Volksschriftsteller<br />
Dr. Heinrich Hansjakob<br />
den Winzerverein, der damit<br />
die älteste Winzergenossenschaft<br />
in Baden ist. Diesem wortgewandten<br />
Herrn werden etliche Zitate<br />
zugeschrieben, so u.a. auch:<br />
«Der Alkohol ist <strong>des</strong> Menschen<br />
Feind, doch in der Bibel steht:<br />
man soll seine Feinde lieben.»<br />
Der Wein ist die Seele<br />
einer Landschaft<br />
Die Weinkönigin (1984) Anita<br />
Schmidt führte gekonnt und char-<br />
Zürcher Weinland<br />
lich zu bereisen. – Wir danken<br />
Ivan Barbic ganz herzlich für seine<br />
sehr interessante Präsentation und<br />
wünschen ihm für den Abschluss<br />
<strong>des</strong> Master of Wine und für die Zukunft<br />
viel Erfolg.<br />
Besuch im Winzer-und Fischerdorf Hagnau am Bodensee<br />
Jahresausklang<br />
bei Fisch und Wein<br />
Die Weinfreunde Zürcher Weinland besuchten zum Jahresausklang bei wunderschönem,<br />
sonnigem Spät-Herbstwetter Hagnau am Bodensee. Im idyllischen<br />
Winzer- und Fischerdorf erhielten sie fachfrauliche Informationen über<br />
den Weinbau und die Weine als auch die Fischerei. Zudem liessen sie sich verwöhnen<br />
mit Spezialitäten aus dem Bodensee und den Rebbergen, die das Ufer<br />
säumen. – Agi Winter war mit dabei:<br />
Fischerei Cornelia & Erwin Heyer, Hagnau.<br />
mant <strong>du</strong>rch den Anlass und die<br />
Weinfreunde Zürcher Weinland erfuhren<br />
viel Wissenswertes über<br />
den badischen Weinbau, denn der<br />
Wein ist die Seele einer Landschaft.<br />
Die rund 1500 Einwohner<br />
Hagnaus leben vom Wein- und<br />
Obstbau sowie der Fischerei und<br />
dem Fremdenverkehr. Die Basis <strong>des</strong><br />
Winzervereins sind 60 Winzerfamilien,<br />
die 150 ha. Reben pflegen und<br />
bewirtschaften, die sich von den<br />
sanften Hügeln bis ans Seeufer erstrecken.<br />
Das Dorf war bereits in<br />
früheren Jahrhunderten aufgrund<br />
seiner zentralen Lage am Bodensee<br />
44 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Geri & Rahel Weber<br />
begehrt. In der Zeit, da Hagnau zur<br />
Benediktiner-Abtei Weingarten<br />
gehörte (ab 1693), entstand der bedeutendste<br />
Bau Hagnaus, die<br />
Weingartensche Hofmeisterei, wo<br />
heute noch der Winzerverein seinen<br />
riesigen Holzfasskeller hat.<br />
Dr. Heinrich Hansjakob, seit<br />
1869 Pfarrer in Hagnau, erkannte<br />
die wirtschaftliche Notlage der<br />
Hagnauer in seiner Zeit und versuchte<br />
ihr <strong>du</strong>rch einen Zusammenschluss<br />
der Winzer zu begegnen.<br />
Als der Weinpreis bis auf 15 Pfennig<br />
je Liter sank und sich die Winzer<br />
gezwungen sahen, ihre Ernte<br />
zu diesem Spottpreis zu verkaufen,<br />
rief Heinrich Hansjakob die<br />
Hagnauer Bürger 1881 zur Grün<strong>du</strong>ng<br />
eines Winzervereins auf. Als<br />
Sonntagsklei<strong>du</strong>ng trugen die Hagnauer<br />
Männer früher ihre Tracht,<br />
einen langen blauen oder grauen<br />
Tuchrock und eine Tuchweste mit<br />
24 Knöpfen. Diese Tuchweste<br />
wurde als Zähltafel zum sonntäglichen<br />
Frühschoppen nach der Kirche<br />
für die Viertele verwendet.<br />
«War einer oben draus mit dem<br />
Aufknöpfen und hatte den vierundzwanzigsten<br />
Knopf aufgemacht,<br />
so wurde von oben an zu<br />
zählen begonnen, indem man bei<br />
jedem weiteren Schoppen einen<br />
Knopf wieder zuknöpfte.»<br />
Die sorgsame Rebarbeit, von<br />
der Auswahl der Rebstandorte bis<br />
zur differenzierten, selektiver<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Weinlese von Hand schaffen die<br />
Voraussetzungen für Weine von<br />
besonderer Klasse. Seit 1993<br />
setzt der Winzerverein auf kontrolliert<br />
umweltschonenden Weinbau<br />
mit standortgerechter Weinbergflora,<br />
Pflanzeneinsaaten und<br />
Bodenlockerungsmassnahmen.<br />
10% der Rebfläche sind besondere<br />
Selektionsanlagen.<br />
Wissenswertes<br />
zur Bodensee-Fischerei<br />
Cornelia und Erwin Heyer sind eine<br />
der sieben Fischerfamilien Hagnaus.<br />
Cornelia Heyer stellte die<br />
Fischspezialitäten vor. Sie war<br />
beim Besuch der Weinländer<br />
Weinfreunde für die leckeren<br />
Fischspeisen, die zu entsprechenden<br />
Weinen serviert wurden, zuständig.<br />
Übers Jahr hinweg hat sie<br />
übrigens, der Tradition entsprechend,<br />
im Fischereibetrieb (neben<br />
vielen anderen Funktionen) eine<br />
Aufgabe von ausserordentlicher<br />
Bedeutung: Das In-Ordnung-Halten<br />
der Netze ist nämlich Frauensache.<br />
Im Bodensee, der Trinkwasserqualität<br />
aufweist, leben 45 verschiedene<br />
Fischarten. Mit dem<br />
Netz gefischt werden vor allem<br />
Bodenseefelchen, Barsch (schweizerdeutsch<br />
Egli), Seesaibling,<br />
Hecht, Aal u.a. je nach Saison. Der<br />
Bodensee-Aal ist ein besonderer<br />
Feinschmecker. Er verfügt über einen<br />
speziellen Geruchssinn. Er<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Die verkosteten Weine<br />
– Hagnauer Rivaner Sekt brut 2010. Feine Perlage, klingend feine<br />
Frucht mit prickelnder Lebendigkeit.<br />
– Hagnauer «Sonnenufer» 2010, Müller-Thurgau Qualitätswein, Goldmedaille.<br />
Der typische Weisswein vom Bodensee, so fein und facettenreich<br />
wie die Landschaft. Vom Charakter zartfruchtig, filigran mit weicher,<br />
bekömmlicher Fruchtsäure.<br />
– Hagnauer «Burgstall» 2010, Kerner Quailtätswein trocken. Die Rebsorte<br />
Kerner, Trollinger x Riesling, zeigt in ihrer markant fruchtigen Art<br />
und mit kernig ausgeprägter Fruchtsäurestruktur deutlichen Rieslingcharakter.<br />
– Ein Hauch von Exotik mit finessemreichen Fruchtspiel<br />
– Hagnauer Secco Rosé 2010 trocken. Aromareicher Secco mit Fruchtnoten<br />
von Pflaumen und Aprikosen. Spritzig mit schmeichelnder<br />
Fruchtsüsse und Nachklang.<br />
– Hagnauer «Burgstall» Edition 2010, Müller-Thurgau Qualitätswein<br />
trocken. Typischer Weisswein vom Bodensee mit Fruchtnoten aus dem<br />
Kräutergarten. Am Gaumen von saftig-würzigem Charakter, mit satter<br />
Frucht, begleitet von agiler Säure.<br />
– Hagnauer «Burgstall» Pinot Blanc de Noirs Edition 2010, Qualitätswein<br />
trocken, Goldmedaille. Blauer Spätburgunder. Die Editionsweine<br />
stammen von den Selektionsanlagen. Sie zeichnen sich aus <strong>du</strong>rch Kraft<br />
und Dichte. Die Trauben <strong>des</strong> Blauen Spätburgunders für den Pinot Blanc<br />
de Noirs werden in Ganztraubenpressung schonend gekeltert, damit ein<br />
stoffig-markanter Weisswein entsteht.<br />
– Hagnauer «Burgstall» Weissburgunder 2010, Qualitätswein trocken,<br />
Goldmedaille. Der Weissburgunder (Pinot Blanc) gehört zu den jahrhundertealten<br />
Traditionssorten am Bodensee. Der Wein zeigt eine weiche<br />
Burgunderart mit dem Fruchtspiel von reifem Kernobst. Elegant, dicht<br />
und fein mit schöner Fruchtsäure.<br />
– Hagnauer «Burgstall» Edition 2009, Spätburgunder Rotwein Qualitätswein<br />
trocken, Goldmedaille. Dieser gehaltvolle Spätburgunder reift<br />
sechs Monate im grossen Jubiläumsholzfass und vertieft so seine ausdrucksvolle<br />
Burgunderart.<br />
– Hagnauer «Burgstall» Grauburgunder 2010, Qualitätswein trocken,<br />
Goldmedaille. Als Grauburgunder (Pinot Gris, Pinot Grigio) wird der<br />
schlank, rassig und trocken ausgebaute Ruländer bezeichnet. Dieser<br />
Wein zeigt sich kraftvoll mit gut strukturierte Fruchtsäure und mineralischen<br />
Noten.<br />
– Hagnauer «Burgstall» Spätburgunder Weissherbst 2010, Qualitätswein<br />
trocken. Der Spätburgunder Weissherbst ist seit langem eine Spezialität<br />
am Bodensee. Aus der blauen Spätburgundertraube hell gekeltert,<br />
in der Farbe von Bernsteinrot bis Lachsrosé variierend, zeigt der<br />
Weissherbst eine feurige, herzhafte Art.<br />
– Hagnauer «Sonnenufer» Regent 2010, QuaIItätswein trocken. Die<br />
Rebsorte Regent ist eine pilzresistente Rebenneuzucht. Sie zeigt sich von<br />
mediterranem Charakter, in der Farbe tiefes Violett-Schwarz, mit würzig<br />
fruchtigem Aroma und einem saftigen, gerbstoffreichen Körper. Im grossen<br />
Holzfass gereift, vom Barrique geküsst und mit einem aromenreichen<br />
Gaumenauftakt.<br />
frisst Felchen und spricht nur auf<br />
ganz frischen Köder an. Nachdem<br />
er sich ein grosses Polster angefressen<br />
hat, macht er sich auf die<br />
zwei- bis dreijährige Reise in die<br />
Nordsee, um zu laichen. Seine<br />
Nachkommen schwimmen nun<br />
wieder zurück in den Bodensee.<br />
45
Interessierte Weinfreunde<br />
Fischprobe<br />
Die Fischprobe bestand aus einer<br />
sämigen Hechtklösschensuppe,<br />
gefolgt von exquisiter Kaviarcreme<br />
vom Felchen mit Ofenkartoffeln.<br />
Die Filets vom geräucherten<br />
Felchen und Aal mit Sahneund<br />
Preiselbeermeerrettich und<br />
der gebeizte Saibling an Dillsauce<br />
vervollständigten das Fischmenu.<br />
– Als «Verdauerle» wurde Hagnauer<br />
Hefebrand gereicht.<br />
Die Weinprobe<br />
Über den Weinbau in Hagnau und<br />
<strong>des</strong>sen recht abenteuerliche Geschichte<br />
informierte Anita<br />
Schmidt vom Winzerverein Hagnau.<br />
Sie war es auch, welche im<br />
Rahmen der ausgiebigen Weinprobe<br />
die einzelnen Gewächse<br />
Anita Schmidt, Referentin Winzerverein<br />
Hagnau<br />
präsentierte und kommentierte.<br />
Degustiert wurde eine Palette von<br />
Nadine Besson-Strasser und ihr<br />
Mann Cédric studierten beide in<br />
Changins VD und schlossen mit<br />
dem Önologie-Diplom ab. Während<br />
Nadine sich in Chile und Argentinien<br />
weiterbildete (und darauf die<br />
Traubensorte Malbec nach Hause<br />
brachte), absolvierte ihr damaliger<br />
Freund Cédric bei ihren Eltern in<br />
Uhwiesen sein Rebbau-Praktikum.<br />
Cédric Besson stammt aus einer<br />
Bauernfamilie oberhalb Montreux.<br />
Die beiden heirateten 2008, haben<br />
eine Tochter und erwarten demnächst<br />
weiteren Nachwuchs.<br />
Von Gächlingen nach Uhwiesen<br />
Vater und Mutter Strasser stammten<br />
aus Gächlingen im Klettgau<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
11 Hagnauer Kreszenzen, die insbesondere<br />
<strong>du</strong>rch ihre intensive<br />
Frucht überzeugten (siehe Kasten).<br />
Von Pfarrer Dr. Heinrich Hansjakob<br />
stammen auch die folgenden<br />
Zeilen, welche die Stimmung treffend<br />
umschreiben, in der die Weinländer<br />
die Hofmeisterei verliessen,<br />
um die Rückreise in hemische Gefilde<br />
anzutreten: «Wie steif und<br />
langweilig sitzen Menschen an den<br />
Festtafeln, solange Suppe und<br />
Rindfleisch im Vordergrund stehen.<br />
Wie heiter, gesprächig und hell<br />
werden sie, wenn der Wein sich ihrer<br />
bemächtigt.»<br />
Winzerporträt: Der Winzerkeller Strasser<br />
Das Weingut Uhwiesen<br />
am Rheinfall<br />
Anschliessend an die Jahresversammlung in der Mehrzweckanlage MZA Teuchelweiher<br />
in Winterthur mit dem Rückblick auf die Aktivitäten der Weinfreunde<br />
Zürcher Weinland im Jahre 2011 sowie den Ausblick fürs 2012 <strong>du</strong>rch<br />
den Präsidenten Stephan Wälti präsentierten Nadine und Cédric Besson-Strasser<br />
den Winzerkeller Strasser in Uhwiesen. Die beiden führen seit 2009 den typischen<br />
Familienbetrieb mit rund sechs Hektaren Reben, die verteilt am<br />
Rheinfall im Zürcher Weinland und im Schaffhauser Klettgau liegen. – Agi<br />
Winter porträtiert im Folgenden den Winzerkeller Strasser:<br />
und kamen in den Achtzigerjahren<br />
nach Uhwiesen, weil sie hier ein<br />
altes Riegelhaus kaufen und re-<br />
Nadine Strasser & Cedric Besson-Strasser.<br />
staurieren konnten. Als das<br />
schmucke Riegelhaus im neuen<br />
Glanz erstrahlte, meinte ein Nachbar<br />
zu Albert Strasser: «Hier fehlt<br />
noch etwas. Zu einem Riegelhaus<br />
im Weinland gehört auch ein Rebberg.»<br />
Und er bot Strassers gleich<br />
seinen Rebberg zur Pacht an.<br />
Da die Strassers nichts vom<br />
Weinbau verstanden, besuchten<br />
sie in Wädenswil den Rebbaukurs.<br />
Der erste Wein, auswärts<br />
gekeltert, entstand 1983, und Albert<br />
Strasser absolvierte daraufhin<br />
die Ausbil<strong>du</strong>ng zum Winzermeister,<br />
um in Zukunft die<br />
Kelterung gleich selber zu tätigen.<br />
Nach einer Studienreise in Österreich<br />
pflanzte er die Rebsorte<br />
Zweigelt an und bewies damit<br />
seine innovative Schaffenskraft.<br />
Leider verstarb Vater Albert<br />
Strasser im 2009 viel zu früh, sodass<br />
Nadine und Cédric Besson-Strasser<br />
zusammen mit Mutter Strasser den<br />
Betrieb, der 2003 an den Dorfrand<br />
von Uhwiesen siedelte, übernahmen<br />
und weiter führten.<br />
Bio-dyn<strong>amis</strong>che<br />
Bewirtschaftung<br />
Die sechs Hektaren Reben werden<br />
grösstenteils nach biologisch-dyn<strong>amis</strong>chen<br />
Richtlinien bewirtschaftet.<br />
Durch umweltschonen<strong>des</strong> Wirken<br />
im Rebberg pro<strong>du</strong>zieren sie hochwertiges<br />
Traubengut und verarbei-<br />
46 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
ten es in der anschliessenden Kelterung<br />
mit grosser Sorgfalt und Fachwissen<br />
zu exquisiten Weinen. Das<br />
Terroir am Cholfirst in Uhwiesen und<br />
Dachsen besteht mehrheitlich aus<br />
Sand, und die Reben müssen tiefe<br />
Wurzeln schlagen, um zur benötigten<br />
Feuchtigkeit zu gelangen. Weniger<br />
Probleme schafft in dieser Beziehung<br />
der Boden im Klettgau. Er ist<br />
schwerer, lehmhaltiger und damit<br />
ein besserer Feuchtespeicher.<br />
Vielfältige Pro<strong>du</strong>ktion<br />
Aus der vielfältigen Pro<strong>du</strong>ktion ihres<br />
Betriebes boten Nadine und<br />
Cédric Besson-Strasser anlässlich<br />
der Jahresversammlung die folgenden<br />
Pro<strong>du</strong>kte zur Degustation:<br />
Zur Einstimmung wurde ein<br />
Uhwieser Räuschling 2010, eine erfrischende<br />
traditionelle Zürcher<br />
Rebsorte mit mineralischer Nase<br />
und eleganter Fruchtsäure, kredenzt.<br />
Cédrics köstlich veredelter<br />
Tomme au Marc sowie der Alpkäse<br />
«Gruyère», aus einer Beteiligung an<br />
der Viehhaltung in der Westschweiz<br />
stammend, begleitet von Mutter<br />
Strasser selbstgebackenem Bauernbrot,<br />
bereicherten den Apéro.<br />
Im zweiten Durchgang wurden<br />
je ein Riesling-Sylvaner aus<br />
Uhwiesen und Gächlingen einander<br />
gegenüber gestellt und degustiert.<br />
Der spritzige «Riegelhüsli»<br />
2010 glänzte <strong>du</strong>rch intensives<br />
Muskat-Bukett, während der<br />
fruchtige Gächlinger 2010 sein Potenzial<br />
im Abgang offenbarte.<br />
Gemischter Satz auf ehemals<br />
klösterlicher Parzelle<br />
Der Name «Chlosterberg» Schiller<br />
zeugt davon, dass diese Rebberge<br />
früher dem Kloster Rheinau gehörten.<br />
Die Assemblage aus 80%<br />
Blauburgunder und 20% Räuschling<br />
müssen zusammen auf derselben<br />
Parzelle angebaut, gelesen und <strong>vin</strong>ifiziert<br />
werden, um den Namen<br />
«Schiller» tragen zu dürfen. Diese<br />
Spezialität, der «Chlosterberg»<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Schiller 2010, wurde am Grand Prix<br />
<strong>du</strong> Vin Suisse mit der Goldmedaille<br />
ausgezeichnet und befindet sich<br />
auf dem dritten Platz unter den besten<br />
sechs Rosés der Schweiz.<br />
Im vierten Durchgang wurde<br />
wiederum ein Uhwiesener einem<br />
Gächlinger Gewächs gegenüber<br />
gestellt, diesmal je ein Pinot Noir.<br />
Dank stark re<strong>du</strong>zierter Erträge werden<br />
optimale Reifewerte erreicht.<br />
Der fruchtige Pinot Noir «Riegelhüsli»<br />
2010 zeigt sich harmonisch,<br />
während der füllige Gächlinger Pinot<br />
Noir 2010, <strong>des</strong>sen Trauben<br />
sehr spät gelesen wurden, kräftiger<br />
und strukturreicher ist. Er<br />
braucht aber min<strong>des</strong>tens noch ein<br />
Jahr, um Gerbstoffe abzubauen<br />
und so Eleganz zu gewinnen und<br />
die Balance zu erreichen.<br />
Blauburgunder und Zweigelt<br />
sortenrein...<br />
An bester Lage in Uhwiesen reifen<br />
die Trauben an über vierzigjährigen<br />
Rebstöcken für den komplexen<br />
«Chlosterberg» Spätlese 2010, ein<br />
Blauburgunder, der min<strong>des</strong>tens<br />
neun Monate im grossen Holzfass<br />
ausgebaut wird, mit feinen Tanninen<br />
ausgestattet ist und sehr fruchtig<br />
mundet. Dazu passend wurde<br />
eine kalte Fleischplatte serviert.<br />
Vater Strasser pflanzte als Pionier<br />
1995 die Rebsorte Zweigelt<br />
im Rebberg von Dachsen an. Mit<br />
entsprechender Ertragsregulierung<br />
werden auf tiefgründigen Böden<br />
regelmässige Erträge mit hohen<br />
Qualitäten erreicht. Die Spezialität<br />
«Blauer Zweigelt» 2010, angebaut<br />
bei Europas grösstem Wasserfall,<br />
wird während zwölf Monaten in<br />
gebrauchten Barriques gekeltert<br />
und weist einen charmanten Gaumen<br />
und geringe Säure auf.<br />
...und als Assemblage<br />
mit Cabernet Dorsa<br />
Die Inspiration zur Assemblage<br />
«Symphonie Rouge» 2010 entstand<br />
in der Westschweiz, wo ver-<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Mutter Strasser und Cédric boten als Apéro-Begleiter köstlich<br />
veredelten Tomme au Marc sowie Alpkäse «Gruyère» an.<br />
schiedene Stücke zu einer schönen<br />
Vielfalt zusammen komponiert<br />
werden. Aus den Trauben Cabernet<br />
Dorsa, Blauer Zweigelt und Pinot<br />
Noir entstand eine Cuvée mit<br />
vielfältigem Cassis- und Gewürzbouquet<br />
sowie ausgezeichneter<br />
Balance.<br />
Malbec aus dem Weinland<br />
In Chile wächst die Malbec<br />
Traube, die sehr empfindlich ist,<br />
auf Hügelzügen mehr als 1000<br />
Meter über Meer. Dank bio-dyn<strong>amis</strong>cher<br />
Pro<strong>du</strong>ktion im Zürcher<br />
Nach einem kurzen Kaffeehalt im<br />
Grauholz war an der La Côte dann<br />
der erste Apéro fällig: Mit einem<br />
Gläschen Tartegnin wurde auf die<br />
bevorstehenden Genüsse ange-<br />
Schaffhausen<br />
Weinland funkelt der würzige und<br />
körperreiche Malbec «Magico»<br />
2010 besonders verführerisch im<br />
Glas und enthüllt in der Nase intensive<br />
schwarzbeerige Noten.<br />
Zum Abschluss kredenzten Nadine<br />
& Cédric Besson-Strasser den<br />
besten Dessert-Wein zu schwarzer<br />
Schokolade, den «One Twenty».<br />
Diese Spezialität ist aus Pinot-<br />
Noir-Trauben gekeltert, die man in<br />
Gächlingen mit 120 Oechslegraden<br />
gelesen hat. Vergoren wurden sie<br />
in 400-kg-Standen und anschliessend<br />
in Barriques ausgebaut.<br />
Die Weine mundeten auch bei hochsommerlichen Temperaturen<br />
Zu Land und Wasser den<br />
Weinbaukanton Genf entdeckt<br />
Dieses Jahr fand die Weinfreundereise in beinahe schon familiärem Rahmen<br />
statt: An einem prächtigen Sommermorgen fuhren wir mit einer Gruppe von<br />
25 Teilnehmern in flüssiger Fahrt Richtung Genf, unter ihnen auch Ursula<br />
Oertle, von der dieser Bericht stammt.<br />
stossen. Kurz vor 12 Uhr erreichten<br />
wir die Auberge communale in<br />
Meyrin, wo uns der Patron bereits<br />
erwartete und auf die Terrasse an<br />
die gedeckten Tische führte. Bei<br />
47
Gastronomische Sonnenuntergangs-Rundfahrt mit dem Belle-Epoque-<br />
Dampfschiff «Savoie» auf dem Genfersee.<br />
kühlem Weissen und nach Belieben<br />
Rotem schmeckte uns das<br />
feine Mittagessen mit Salatteller,<br />
Filet de perche und frites sowie<br />
Vacherin glacé herrlich.<br />
Cave de Genève:<br />
Vorbildlicher Grossbetrieb<br />
Gestärkt ging es weiter zur Cave<br />
de Genève, wo der Winzer Pierre<br />
Graber den Bus bestieg, um uns zu<br />
einem Reblagen-Sightseeing <strong>du</strong>rch<br />
die Gemeinden Satigny, Russin und<br />
Dardagny zu entführen. Ein Stück<br />
oberhalb der Cave de Genève stiegen<br />
wir aus dem Bus. Bei hochsommerlichen<br />
Temperaturen zu<br />
Fuss spazierten wir nun <strong>du</strong>rch die<br />
Reben und konnten die verschiedenen<br />
Rebsorten begutachten.<br />
Die folgenden Varietäten werden<br />
für die Pro<strong>du</strong>ktion der Cave de<br />
Genève gepflegt: Gamay, Garanoir,<br />
Pinot noir, Cabernet franc,<br />
Gamaret, Cabernet Sauvignon,<br />
Chasselas, Viognier, Pinot blanc,<br />
Sauvignon blanc und – gris, sowie<br />
Muscat und Chasselas rosé.<br />
Im Kanton Genf wird heute im<br />
Rebbau nebst der traditionellen,<br />
niedrigen Erziehungsmethode vor<br />
allem die Méthode mi-haute<br />
(halbhoch) angewendet. Bei Letzterer<br />
erfolgt die Bewirtschaftung<br />
fast ausschliesslich maschinell.<br />
Inzwischen war es drückend<br />
heiss geworden, sodass man gerne<br />
in den Keller trat. In riesigen Stahltanks<br />
von 15’000 Litern und mehr<br />
werden Weiss- und Schaumweine<br />
gekeltert und im benachbarten Barrique-Keller<br />
die Rotweine ausgebaut.<br />
Im Anschluss an die Führung<br />
verkosteten wir diverse Weine, bevor<br />
um 16:45 Uhr Zeit für den Aufbruch<br />
war. Nach kurzer Fahrt<br />
checkten wir im Hotel in Cointrin<br />
zügig ein. Eine knappe Stunde später<br />
stand die Gruppe bereit zur Abfahrt<br />
per ÖV zur Schiffsanlegestelle<br />
Jardin Anglais.<br />
Gourmet-Rundfahrt<br />
auf dem Genfersee<br />
An Bord <strong>des</strong> Belle Epoque-Dampfschiffs<br />
«Savoie» wurden wir mit<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
einem Glas Kir cassis empfangen<br />
und genossen nach der Abfahrt<br />
auf Deck die erfrischende Brise.<br />
Mit einem zweiten Glas Apéro –<br />
einem Muscat aus Dardagny von<br />
der Domaine <strong>du</strong> Clos <strong>des</strong> Pins –<br />
haben wir auf die gleichentags<br />
geborene Enkelin <strong>des</strong> Präsidenten<br />
angestossen.<br />
In gediegener Atmosphäre<br />
wurde uns darauf im Salon ein<br />
köstliches Gourmetmenü serviert<br />
(zum sich nochmals auf der Zunge<br />
zergehen zu lassen, französisch<br />
klingen allein schon die Menüs<br />
immer so gut): Amuse-bouche <strong>du</strong><br />
marché (Roastbeef) / Pavé de thon<br />
rouge <strong>des</strong> Philippines mi-cuit mariné<br />
au sésame et au wasabi /<br />
Déclinaison de veau de Simmental,<br />
jus à la moutarde de Meaux,<br />
Gargouillou de légumes, Frite de<br />
polenta / Savarin à la vanille de<br />
Tahaa et mousse de cassis accompagné<br />
de sa crème glacée.<br />
Begleitet wurde das Menü<br />
vom herrlichen Pinot blanc 2010<br />
der Domaine Dugerdil und dem erstaunlichen<br />
Gamay fût de Chêne<br />
2010 «La Révolution» – wären nur<br />
alle Revolutionen so erfreulich<br />
wie diese – der Domaine de la<br />
Planta, beide aus Dardagny.<br />
Die gastronomische Rundfahrt<br />
empfand männiglich als einzigartiges<br />
Vergnügen. Ins Hotel zurückgekehrt<br />
liessen wir den Abend bei<br />
Mit dem Patron Monsieur Rochaix auf interessantem Streifzug <strong>du</strong>rch die<br />
Reben der Domaine Les Perrières in Peissy.<br />
Die degustierten<br />
Weine auf der Reise:<br />
Cave de Genève:<br />
L’Impératrice, Pinot blanc 2010<br />
Le Savant, Sauvignon gris 2010<br />
L’Humaniste,<br />
Gamaret-Syrah 2010<br />
L’Esprit de Genève, 2009<br />
Baccarat, <strong>vin</strong> mousseux, Blanc<br />
de Blancs Chardonnay, brut<br />
Les Perrières, Peissy:<br />
Chasselas 2010<br />
Aligoté 2010<br />
Chardonnay 2010<br />
Sauvignon blanc de Genève 2010<br />
Viognier de Genève 2009<br />
Chardonnay 2009, fût de chêne<br />
Rosé de Gamay 2010<br />
Gamay 2010<br />
Pinot Noir de Genève 2010<br />
Pinot Noir 2009, fût de chêne<br />
Gamaret 2009, fût de chêne<br />
Merlot 2009, fût de chêne<br />
Château de Choully 2009,<br />
Assemblage rouge, fût de chêne<br />
Genevoisie, <strong>vin</strong> mousseux, brut<br />
Domaine La Côte D’or, Anières:<br />
Blanc de blanc,<br />
Grand <strong>vin</strong> mousseux<br />
Chasselas 2010<br />
Pinot blanc 2010<br />
Muscat sec 2009<br />
Sauvignon blanc 2010<br />
Kerner 2010<br />
Gamay 2010<br />
Pinot noir 2009<br />
Gamaret-Garanoir 2009<br />
Domaine Les Hutins,<br />
Dardagny:<br />
Chasselas Bertholier 2010<br />
Pinot Gris 2010<br />
Sauvignon 2010<br />
Viognier 2010<br />
Savagnin Rose Aromatique<br />
2010<br />
La Briva Vieilles Vignes 2010<br />
Pinot Noir 2010<br />
L’Esprit de Genève 2009<br />
Bertholier rouge 2009 barrique<br />
(Gamaret + Cabernet Sauvignon<br />
+ Merlot)<br />
48 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
einem kühlen Schlummertrunk auf<br />
der Hotelterrasse ausklingen.<br />
Les Perrières:<br />
Familienbetrieb mit Tradition<br />
Am nächsten Morgen brachen wir<br />
um 10 Uhr nach Peissy auf, um<br />
das Weingut «Les Perrières» zu<br />
besuchen. Seit 40 Jahren steht<br />
Bernard Rochaix dem Unternehmen<br />
vor, das seit 8 Generationen<br />
im Besitz der Familie Rochaix ist.<br />
Während seine Frau sich um das<br />
Büro kümmert, agieren Sohn und<br />
Tochter im Rebbau. Für den Ausbau<br />
der Weine ist zusätzlich ein<br />
Kellermeister eingestellt. Der Patron<br />
selbst empfängt Kunden und<br />
wirkt in der Administration mit.<br />
Wie uns Bernard Rochaix erzählte,<br />
werden in Genf seit 2000<br />
Jahren in Polikultur Weinbau und<br />
Landwirtschaft betrieben, was die<br />
Existenz der zahlreichen ansehnlichen<br />
Höfe erklärt. Heute werden<br />
auf dem 16 Hektar grossen Besitz<br />
nebst etwas Äpfeln nur noch Trauben<br />
geerntet. Mit der zusätzlichen<br />
Pacht von Rebland von Verwandten<br />
und zwei benachbarten Winzern<br />
ergibt sich eine zu bewirtschaftende<br />
Fläche von 28 Hektaren.<br />
Rundgang <strong>du</strong>rch die Reben<br />
Nun war es Zeit für etwas Anschauungsunterricht<br />
– gleich hinter<br />
dem Gebäude gab es im ausgedehnten<br />
Rebberg mit tollem<br />
Blick auf den Jura und die französische<br />
Grenze verschiedene Trauben<br />
zu begutachten und von den<br />
Beeren zu kosten.<br />
Auch hier waren die beiden Erziehungssysteme<br />
vorhanden, nämlich<br />
einerseits das traditionelle «système<br />
bas», das bis etwa 1960<br />
noch mit Pferden bewirtschaftet<br />
wurde und etwa 10’000 Stöcke/ha<br />
hervorbringt. Andererseits gibt es<br />
auch hier das «système mi-haut»,<br />
das zwar nur 5000 Stöcke/ha hat,<br />
die jedoch schwerere Trauben tragen<br />
und mit Maschinen bearbeitet<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
werden können. Der grösste Teil<br />
der Ernte, nämlich 90-95% erfolgt<br />
also maschinell. Um der vorzeitigen<br />
«Ernte» <strong>du</strong>rch Wildschweine vorzubeugen,<br />
werden um die von diesen<br />
bevorzugten Sorten Gamaret und<br />
Garanoir Elektrozäune gespannt.<br />
Gerne wären wir noch länger<br />
den interessanten Ausführungen<br />
gefolgt, doch die Sonne brannte<br />
unbarmherzig, sodass wir uns<br />
gerne in den kühlen Keller zurückzogen.<br />
Es folgte nun eine reichhaltige<br />
Degustation.<br />
Einmal mehr blieben die Weinfreunde<br />
länger – dies nicht nur aus<br />
Hitzegründen – in dem gastfreundlichen<br />
Betrieb und verabschiedeten<br />
sich mit 2½ Stunden Verspätung…<br />
Ein spontan organisiertes<br />
Picknick im Bus während der Fahrt<br />
stillte den aufkommenden Hunger.<br />
Domaine Côte d’Or:<br />
Familienbetrieb mit<br />
Charme und Stil<br />
Unser nächster Besuchspunkt war<br />
die Domaine Côte d’Or in Anières<br />
auf der linken Seeseite. Im traumhaft<br />
schönen Garten der Familie<br />
Gavillet war ein grosses, weisses<br />
Partyzelt aufgebaut, darunter stnden<br />
hübsch gedeckte Tische. Der<br />
kühle, spritzige Schaumwein zur<br />
Begrüssung rann angenehm die<br />
Kehle hinunter und ermunterte zu<br />
einem weiteren, kurzen Gang<br />
<strong>du</strong>rch die Reben.<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Auch hier gibt es hie und da ungeliebten<br />
Besuch von Dachs, Fuchs<br />
und Wildschweinen. Dagegen<br />
schützt man sich mit Seitenspannnetzen,<br />
was auch Vögel und teilweise<br />
Wespen fernhält. Ausser<br />
Trauben findet man bei den Gavillets<br />
noch Pfirsiche, Pflaumen, Zwetschgen,<br />
Kirschen und Quitten, welche<br />
zu Spirituosen verarbeitet werden.<br />
Nach dem Rundgang <strong>du</strong>rch Lagerräume<br />
und Keller kehrten wir<br />
in den schattigen Garten zurück<br />
und degustierten aus der Weinpalette.<br />
Gerne nahmen wir danach<br />
an den einladenden Tischen zum<br />
Aben<strong>des</strong>sen im Garten Platz und<br />
wählten dazu nach Lust und Laune<br />
Wein aus dem Sortiment der Domaine<br />
Côte d’Or aus.<br />
So gegen 22 Uhr, nach Kaffee<br />
und Digestif, liessen wir uns satt<br />
und zufrieden von unserem Bus-<br />
Vermochte die Lebensgeister der Weinfreunde zu erfrischen: Apero unter<br />
Zeltdächern im lauschigen Garten der Domaine la Côte d’Or in Anières.<br />
Mit der Oenologin Emilienne Hutin (im Vordergrund) im kühlen, kleinen<br />
Keller von «Les Hutins» in Dardagny.<br />
fahrer zum Hotel chauffieren. Eine<br />
Gruppe unverbesserlicher «Nachtschwärmer»<br />
liess sich auch heute<br />
den Abendtrunk nicht nehmen…<br />
«Les Hutins»:<br />
Innovativer Kleinbetrieb<br />
Nach dem Frühstück war um 09:30<br />
Uhr Abfahrt Richtung Dardagny.<br />
Emilienne Hutin hatte zugesagt,<br />
uns an ihrem freien Sonntag zu<br />
empfangen. Gleich neben dem<br />
Haus hatten wir einen Ausblick auf<br />
die Reblagen – 19ha insgesamt<br />
und alle in Dardagny gelegen, mit<br />
Ausnahme von 1½ha auf französischen<br />
Boden. Bei den Hutins ist<br />
praktisch ausschliesslich Handarbeit<br />
angesagt, einerseits wegen<br />
der vielen steilen Lagen und anderseits,<br />
weil die Verarbeitung von<br />
Hand mehr Freiheit zulässt.<br />
Während der Bruder sich dem<br />
Rebbau widmet, wirkt Emilienne<br />
Hutin als Oenologin im Keller. Erst<br />
2008 hatte sie und ihr Bruder das<br />
Gut vom Vater übernommen und<br />
«über Nacht» zum Erfolg geführt.<br />
Aus 15 Rebsorten keltert Emilienne<br />
23 Weine. Wir hatten das<br />
Vergnügen, einige davon – darunter<br />
auch den schon berühmten<br />
Bertholier – zu probieren.<br />
Wie Madame Hutin erläuterte,<br />
würde sie sich für die Zukunft<br />
wünschen, den relativ kleinen<br />
Keller erweitern, bzw.<br />
eventuell einen Teil der Pro<strong>du</strong>ktion<br />
49
auslagern zu können – ein grösseres<br />
Projekt, das nebst Zeit auch<br />
grosse Investitionen erfordert. –<br />
Es ist der innovativen Winzerin zu<br />
wünschen, dass sie ihre Wünsche<br />
realisieren kann.<br />
«La Touvière»<br />
Ursprünglich wäre ein Spaziergang<br />
<strong>du</strong>rch die Reben zu den Familiengärten<br />
«La Touvière» geplant<br />
gewesen. Wegen der<br />
heissen Temperaturen verzichteten<br />
wird jedoch darauf und fuhren<br />
lieber im klimatisierten Car vor.<br />
Unsere Freunde der ehemaligen<br />
<strong>ANAV</strong>-Sektion Genf hatten alles<br />
liebevoll vorbereitet und empfingen<br />
uns sehr herzlich. Annemarie<br />
Grivel verwöhnte uns mit köstlichen,<br />
selbstgemachten Amusebouches:<br />
Lames de caviar sur<br />
mousse d’ avocat et saumon. Dazu<br />
mundete ein Aligoté 2010 von der<br />
Domaine <strong>des</strong> Pins.<br />
Zum Entrée «Pâté maison»<br />
wurde zusätzlich ein Rosé de Gamay<br />
2010 aus der selben Domaine<br />
ausgeschenkt und zum würzigen<br />
Braten vom Grill – von Grillmaster<br />
Bernard Grivel betreut – mit Reis<br />
und Gemüse ein Pinot noir der Domaine<br />
<strong>du</strong> Centaure. Nach der Käseplatte<br />
wurden wir noch mit einer<br />
Grand-Marnier-Torte, sowie einem<br />
abschliessenden Kaffee verwöhnt.<br />
Nur ungern machten wir uns<br />
auf den Heimweg. Mit herzlichem<br />
Dank verabschiedeten wir uns von<br />
unseren grosszügigen und herzlichen<br />
Gastgebern. – Die Rückfahrt,<br />
von zwei kurzen Kaffeehalten unterbrochen,<br />
sollte dann wegen<br />
Stau’s länger als erwartet dauern.<br />
Mit gut zwei Stunden Verspätung<br />
langten wir zwar müde, aber zufrieden<br />
in Schaffhausen an.<br />
Wie üblich bei den längeren Reisen<br />
dauerte es etwas länger, bis<br />
die <strong>du</strong>rstigen Kehlen zum ersten<br />
Mal einen Schluck Rebensaft erhielten.<br />
Am Vormittag hatten aber<br />
Espressi und Brioche Priorität.<br />
Bellinzona Nord stillte den Hunger<br />
der Frühaufsteher und eine Autobahnraststätte<br />
vor Alessandria<br />
den Durst. Die kühlen Weissweine<br />
aus dem Gildenschatz waren bei<br />
32 Grad Celsius eine willkommene<br />
Erfrischung vor der Mittagsrast.<br />
Malvirà<br />
Um 1400 Uhr erreichten wir schön<br />
klimatisiert unser erstes Reiseziel<br />
Canale im Piemont. Fredy Köppel<br />
steuerte seinen Car rückwärts zur<br />
ersten Degustation beim Weingut<br />
Malvirà. Massimo Damonte begrüsste<br />
uns auf dem Weingut. Wir<br />
waren beeindruckt vom imposan-<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Weingilde Gallus<br />
Reise in die südliche Nachbarschaft<br />
An der Wiege von<br />
Barolo und Barbaresco<br />
Pünktlich, richtig parkiert und bei besten Wetterverhältnissen startete die<br />
Weingilde Gallus zu ihrer 4-tägigen Weinreise ins Piemont. 45 Weinfreundinnen<br />
und Weinfreunde erlebten eine von vielen Höhepunkten gespickte Reise,<br />
die sicher wiederum unvergesslich bleiben wird. – Paul Rieser berichtet:<br />
ten unterirdischen Keller, <strong>des</strong>sen<br />
Grösse von aussen her gar nicht<br />
wahrgenommen werden konnte.<br />
Drei Weiss- und vier Rotweine,<br />
begleitet von hiesigen Antipasti,<br />
überzeugten und standen<br />
im Gegensatz zum Namen <strong>des</strong><br />
Weinguts. Mal (Schlecht) und<br />
Virà (Position) also die schlechte<br />
Lage mit gegen Norden ausgerichteten<br />
Weinbergen, traf im Glas<br />
nicht zu. Speziell bei der Winzerfamilie<br />
Damonte sind die grossen<br />
Barrique mit 450 l Volumen.<br />
Entstanden ist das noch junge<br />
Weingut in den 50er Jahren <strong>des</strong><br />
letzten Jahrhunderts. – Die Weine<br />
aus dem Roero kamen sehr gut an.<br />
Sind Barbaresco- und Barolo-Tropfen<br />
noch besser?<br />
Am Abend dinierten wir im Restaurant<br />
Ca‘ del Lupo. Diskussionen<br />
um fehlende Speisen in der Menü-<br />
karte erübrigten sich rasch, sämtliche<br />
Gänge wurden schliesslich serviert,<br />
Wahnsinn! Der traumlose<br />
Schlaf im gleichnamigen Hotel, das<br />
ebenfalls die Erwartungen übertraf,<br />
stimmte uns auf den folgenden Tag<br />
mit der ersten Degustation um<br />
0900 Uhr vor. – Ein Frühstücksbuffet<br />
mit grandioser Aussicht, wie<br />
man es kaum gewohnt ist, eröffnete<br />
den zweiten Tag. Weindegustationen<br />
am Morgen haben ihren<br />
Sinn. Am Morgen sei der Gaumen<br />
empfindlicher, um die Unterschiede<br />
der Weine festzustellen.<br />
Conterno Fantino<br />
Die Fahrt nach Monforte d’Alba<br />
führte uns <strong>du</strong>rch die einmalige Gegend.<br />
Auf dem höchsten Punkt besuchten<br />
wir das absolut moderne<br />
und sehenswerte Weingut Conterno<br />
Fantino. Fabio Conterno erklärte<br />
uns die Philosophie der Familie.<br />
Wir spürten, dass hier die<br />
Rückschau in die Vergangenheit,<br />
die Tradition, extrem wichtig ist.<br />
Inter<strong>nationale</strong> Einflüsse verschwinden<br />
nach und nach. – Die<br />
Architektur der Gebäude und <strong>des</strong><br />
modernen Kellers sind jedoch sehr<br />
fortschrittlich.<br />
Diese Weingut im Barolo beschränkt<br />
sich auf wenige Pro<strong>du</strong>kte<br />
und setzt alles auf die optimale<br />
Qualität. Wir degustierten vier<br />
Rotweine. Einen Barbera, einen<br />
Langhe Nebbiolo und zwei Baroli<br />
verschiedener Jahrgänge. Die beiden<br />
Baroli unterschieden sich extrem,<br />
obwohl die biden Lagen lediglich<br />
100 Meter voneinander<br />
entfernt sind. – Zu kaufen gab es<br />
diesmal nichts. Aus Qualitätsgründen,<br />
wie die Winzerfamilie erklärte.<br />
Die Temperaturen seien für<br />
den Transport zu hoch.<br />
Fratelli Cavallotto<br />
Giuseppe Cavallotto vom Weingut<br />
Fratelli Cavallotto hiess uns auf<br />
seinem Weingut willkommen. Informationen<br />
im Weinberg, der un-<br />
50 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Gildenmeister Christian Gerber in<br />
bester Reisestimmung.<br />
mittelbar beim Keller liegt, liess<br />
uns mit Blick auf das Dorf Barolo<br />
noch tiefer in seine Ideen <strong>des</strong><br />
Weinbaus eintauchen. Sein Keller<br />
überraschte insofern, als hier<br />
keine Barriquen, sondern ausschliesslich<br />
grosse slowenische Eichenfässer<br />
im Einsatz stehen.<br />
Auch verzichtet er auf eine Klimatisierung.<br />
Der Keller befindet sich<br />
zum Teil unter dem Rebberg. Er<br />
profitiert daher vom natürlichen<br />
Temperaturausgleich.<br />
Wir versuchten einen weissen<br />
Pinot Nero, einen Barbera und<br />
zwei 2004er Baroli.<br />
Trotz kurzzeitigem Verschwinden<br />
von Giuseppe konnten wir<br />
dank spontaner Hilfe vom Geburtstagskind<br />
Petra und Hendrik<br />
die Degustation erfolgreich beenden.<br />
Und wirklich, die Baroli sind<br />
in einer anderen Liga, als die Nebbioli<br />
vom Roero. Sie brauchen jedoch<br />
Ge<strong>du</strong>ld beim Öffnen, und<br />
sind preislich auf einem hohen Niveau.<br />
– Einige Barolo-Lagen werden<br />
deklassiert, z.B. bei jungen<br />
Stöcken, und als Nebbiolo gekeltert.<br />
Interessant ist es, solch besonderen<br />
Nebbioli in ansprechenden<br />
Preislagen zu finden.<br />
Auf die Degustation folgte ein<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Spaziergang <strong>du</strong>rch das Dorf Barolo.<br />
Im Anschluss erfrischten sich<br />
einige wieder im Hotelpool. Am<br />
Abend war in der Osteria dell<br />
‘Arco in Alba Slow Food angesagt.<br />
Regionale Spezialitäten und passender<br />
Wein begleiteten das feine<br />
Nachtessen. Zurück im Hotel<br />
wurde Kaffee und Grappa serviert.<br />
Sori Paitin<br />
Am Samstag besuchten wir den<br />
Markt in Alba. Genügend Zeit um<br />
den einen oder anderen Einkauf zu<br />
tätigen. Am Nachmittag fuhren<br />
wir nach Neive im Barbaresco zum<br />
Weingut Sori Paitin. Die Aussicht<br />
auf die Schweizer Alpen war dank<br />
der guten Fernsicht atemberaubend.<br />
Das Besondere am Weingut<br />
Paitin sind ein erhaltener Teil aus<br />
dem Mittelalter und die Erklärungen<br />
zur Mischnutzung von Wein<br />
und Salami. Nach dem Roero und<br />
Barolo unterschieden sich die<br />
Weine vom Barbaresco tatsächlich,<br />
obwohl beide aus Nebbiolo-Trauben<br />
gekeltert sind. Die Möglichkeit,<br />
wieder Weine zu kaufen, wurde<br />
rege benutzt. – Bei der Rückfahrt<br />
zum Hotel kreuzten uns Gefährte<br />
mit frisch gelesenen Weintrauben.<br />
Cena di Gala im «Tre Stelle»<br />
Am Abend stand das Gala-Diner<br />
bevor. Gildenmeister Christian Gerber<br />
hob bereits am Morgen den<br />
Krawattenzwang auf. So trafen wir<br />
uns vor dem Restaurant «Tre<br />
Stelle» ausserhalb Alba zum Aperitif.<br />
Grosse Garnelen mit Nussöl und<br />
einem Passata aus Borlotti-Bohnen<br />
eröffnete den kulinarischen Teil.<br />
Danach folgten Zucchiniblüten gefüllt<br />
mit Ricotta und Salsiccia auf<br />
einer Safransauce und Raviolini mit<br />
schwarzen Trüffeln. Zum Hauptgang<br />
servierte das hervorragende<br />
Küchenteam eine mit Zwetschgen<br />
und Äpfeln gefüllte Perlhuhnbrust.<br />
Zum Dessert wurde eine Trilogie<br />
von lokalen Dessertvariationen ge-<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
reicht. Die Weine waren Klassiker<br />
wie Roero Arneis ein Chardonnay<br />
und verschiedene Nebbioli aus dem<br />
Barbaresco.<br />
Travaglini<br />
Bereits genossen wir das letzte<br />
Frühstück im Hotel «Ca‘ dellupo»<br />
und verliessen das wunderschöne<br />
Ambiente in Richtung Gattinara.<br />
Dort besuchten wir das Weingut<br />
Travaglini, bekannt <strong>du</strong>rch seine besondere<br />
geschützte Flaschenform.<br />
Der Keller überraschte <strong>du</strong>rch seine<br />
Grösse. Vor allem die grossen Fässer<br />
aus slowenischer Eiche wirkten<br />
majestätisch. Daneben lagerten<br />
zusätzlich über 800 Barrique-Fässchen.<br />
Die Weine fielen <strong>du</strong>rch die<br />
Mineralität auf, welche sie <strong>du</strong>rch<br />
Das Interesse war gross. Gegen<br />
70 Weinfreundinnen und Weinfreunde<br />
erschienen zum traditionellen<br />
Anlass. Wolfgang Beiss<br />
wählte 18 Weine aus der unendlichen<br />
Fülle der Tausenden von autochthonen<br />
Sorten weltweit aus<br />
und stellte sie in Zweier-Serien<br />
zusammen, um entweder die Gegensätze<br />
oder die Gemeinsamkeiten<br />
zu zeigen.<br />
Weiss- und Schaumweine<br />
aus ganz Europa<br />
Zum Apéro wurde ein 2008er Elbling<br />
Sekt Brut von Franzen in<br />
Bremm gereicht. Danach gab es<br />
einen Cava aus Macabeo, Carello<br />
und Parellada Trauben. Gegenüber<br />
den vom Monte Rosa-Gebirge geprägten<br />
Boden erhielten.<br />
Die Möglichkeit Weine und lokalen<br />
Reis zu kaufen, wurde rege<br />
benutzt. Für das Mittagessen blieben<br />
wir in Gattinara beim Weingut<br />
Anzi<strong>vin</strong>o. Mit viel zu wenig Hunger<br />
für die reichlich aufgetischten<br />
Speisen schlossen wir die Weindegustationen<br />
ab und machten<br />
uns auf den Heimweg.<br />
Fredy Köppel chauffierte uns<br />
wiederum hervorragend vorbereitet<br />
<strong>du</strong>rch die vier Tage und brachte<br />
uns sicher nach Hause. Gildenmeister<br />
Christian Gerber lüftete nach<br />
dem San Bernadino das Geheimnis<br />
zum Reiseziel unserer nächsten<br />
Weinreise. Sie führt uns ins<br />
Wallis.<br />
Das Gildenjahr klang am 19. November 2011 im Ochsen, Berneck, aus<br />
Autochthone Weinsorten<br />
Bereits im Mai 2010 engagierte Gildenmeister Christian Gerber Wolfgang<br />
Beiss, Ehrenordensträger und Weinmagister, das Thema autochthone Weinsorten<br />
beim Ausklang <strong>des</strong> Gildenjahres 2011 zu präsentieren. Für einmal organisierte<br />
der Gildenmeister die Degustation von nicht weniger als 18 verschiedenen<br />
Weinen vor dem exquisiten Nachtessen <strong>des</strong> Ochsen-Teams um<br />
Peter Kast. Es galt <strong>des</strong>halb, sich konzentriert in die Verkostung zu begeben<br />
und den Ausführungen von Wolfgang Beiss zu folgen. – Paul Rieser berichtet:<br />
stand ein zypriotischer Xynisteri<br />
mit dem Namen «Petritis». Die<br />
zweie Serie bestand aus einem<br />
Räuschling der Staatskellerei<br />
Zürich und einem französischem<br />
Picpoul de Pinet aus dem Languedoc,<br />
der sich «Beranger» nannte.<br />
Der Petite Ar<strong>vin</strong>e «Fleur <strong>du</strong> Rhone»<br />
und der Roussanne «Chignin-Bergeron»<br />
aus Savoyen schlossen die<br />
Weiss- und Schaumweine ab.<br />
Stocktrockenes und angnehm<br />
Ausgewogenes in Rot<br />
Ein Blauer Wildbacher (Schilcher)<br />
von Skoff und ein trockener Trollinger<br />
«Eiserne Hand» brachten die<br />
säureempfindlichen Gaumen an<br />
die Grenze. In der fünften Serie be-<br />
51
Der Gildenmeister dankt dem<br />
Referenten Wolfgang Weiss.<br />
fand sich ein Trousseau aus dem<br />
Côte <strong>du</strong> Jura neben dem Südtiroler<br />
Lagrein und leiteten zu den angenehmeren<br />
Weinpaaren über. Ein<br />
Pinotage «Fort Simon» aus Südafrika<br />
und der «No. Zero», ein süditalienischer<br />
Negroamaro sahen<br />
von der Farbe her ganz ähnlich<br />
aus, aber unterschieden sich in der<br />
Nase und im Gaumen extrem.<br />
Raritäten aus Zypern, Italien,<br />
Spanien und Portugal<br />
Die <strong>du</strong>rchwegs jungen Jahrgänge<br />
forderten beim Degustieren die<br />
Teilnehmenden heraus, eben nicht<br />
nur mit dem Kopf zu degustieren,<br />
sondern sich auf die Sensorik zu<br />
konzentrieren. Wieder ein zypriotischer<br />
Maratheftiko mit Namen<br />
«Omiros» und der Portugiese<br />
«Quinta dos Quatro Ventos» mit<br />
den Traubensorten Tinta Roriz, Touriga<br />
Nacional und Franca waren<br />
«guter Stoff». Die letzten beiden<br />
Rotweine waren ein Riserva aus<br />
Teroldego Rotaliano aus Italien,<br />
der «Maso Camorz» hiess und ein<br />
Monastrell aus Spanien mit der<br />
Bezeichnung «Heredad Candela».<br />
Zum Schluss der absolut professionellen<br />
Moderation von Wolfgang<br />
Beiss liess er uns noch eine Spezialität<br />
aus seinem Keller probieren.<br />
Ein nicht aufgespritteter «St.John<br />
Commandaria» aus Xynisteri und<br />
Mavro Trauben aus Zypern, der hervorragend<br />
zu würzigen Käsen passen<br />
würde, war ein Erlebnis.<br />
Abschluss mit Spätburgunder<br />
und Bauchtanz<br />
Im Anschluss genossen wir das<br />
perfekte Wildmenü mit Kaspar<br />
Wetlis Spätburgunder aus der<br />
Magnum. Zum Glück war der Winzer<br />
anwesend und konnte unkompliziert<br />
für Nachschub sorgen.<br />
Herzlichen Dank! An diesem<br />
Abend wurden wir überzeugt,<br />
dass uns die Weine aus autocht-<br />
In diesem Jahr stellten sich Silvia<br />
Taisch Dudli, Christian Dudli, Zakia<br />
Tschanz und Christian Wurster den<br />
«gestrengen» Weinmagistern zum<br />
Weingespräch. Seit längerem sind<br />
sie aktive, am Wein und <strong>des</strong>sen<br />
Geschichte interessierte Mitglieder<br />
der Weingilde Gallus. So wurden<br />
sie von den Fachleuten Christian<br />
Herzog und Felix Indermaur<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
honen Rebsorten in Zukunft viel<br />
Freude bereiten werden.<br />
Der überraschende Auftritt einer<br />
Bauchtanzgruppe setzte noch<br />
das Tüpfchen auf das «i». Christian<br />
Gerber konnte sehr gute Rückmel<strong>du</strong>ngen<br />
über einen gelungenen<br />
Abend entgegen nehmen und<br />
schloss die Veranstaltung mit dem<br />
Hinweis auf unseren Hauptbott am<br />
14. Januar 2012 im Bad Horn.<br />
45. Hauptbott im Hotel Bad Horn<br />
Vier neue Ordensträger<br />
Am Samstagabend, 14. Januar 2012, verlieh Gildenmeister Christian Gerber<br />
im Hotel Bad Horn vier Mitgliedern der Weingilde Gallus den Orden. – Paul<br />
Rieser berichtet:<br />
während rund zwei Stunden auf<br />
ihr Wissen um Wein und Rebe geprüft<br />
und <strong>du</strong>rch den Gildenmeister<br />
ehrenvoll als Ordensträger ernannt.<br />
Sie werden dem Grundsatz<br />
der Weingilde Gallus, «Schätze<br />
unsere Ostschweizer Weine, trinke<br />
sie mit Mass und helfe, dass sie<br />
uns rein und unverfälscht erhalten<br />
bleiben», nachleben.<br />
Neue Ordensträger flankiert vom Gildenrat (in Roben)v.l. Charles<br />
Martignoni, Zeremonienmeister, Christian Gerber, Gildenmeister, Felix<br />
Indermaur, Weinmagister, Christian Dudli, Silvia Taisch Dudli, Christian<br />
Herzog, Weinmagister, Zakia Tschanz, Hans Bischof, Münzmeister, Christian<br />
Wurster, Paul Rieser, Hilfsgildenmeister. (Foto: Markus Soltebeck)<br />
Programm 2012<br />
14. Januar<br />
Hauptbott, Hotel Bad Horn<br />
10. März<br />
Weinwettbewerb,<br />
Stadthof Rorschach<br />
12. Mai<br />
Lavaux-Wanderdegustation,<br />
Hotel Schiff Buriet<br />
16. Juni<br />
Ein Weinhaus stellt sich vor,<br />
Schmidheiny Balgach<br />
25. August<br />
<strong>ANAV</strong> Kongress Schaffhausen<br />
31. August - 2. September<br />
Weinreise ins Wallis<br />
17. November<br />
Das Gildenjahr klingt aus,<br />
Weinland Spanien,<br />
Rest. Schlössli St.Gallen<br />
12. Januar 2013<br />
Vorschau - Hauptbott<br />
Feierliche Ordensverleihung<br />
Die Ordensverleihung gehört zum<br />
Hauptbott (Hauptversammlung)<br />
der Weingilde Gallus, der zum 45.<br />
Mal stattfand und an dem 72 Personen<br />
beiwohnten. Speziell an<br />
dieser Weinbruderschaft ist die<br />
Form der Hauptversammlung. Der<br />
Zeremonienmeister ermahnt zur<br />
Ruhe, während der in Roben gekleidete<br />
Gildenrat aufmarschiert.<br />
Er verkündet die goldenen Regeln<br />
<strong>des</strong> Weingeniessens und übergibt<br />
dem Gildenmeister, der dann<br />
<strong>du</strong>rch die Traktanden führt.<br />
Auf die kurzweilige Zeremonienstunde<br />
folgte wiederum ein<br />
feines Nachtessen aus der Küche<br />
<strong>des</strong> Hotels Bad Horn, begleitet<br />
von auserlesenen Ostschweizer<br />
Weinen. Zeremonienmeister Charles<br />
Martignoni stellte die einzelnen<br />
Speisen in Vers und Reim vor<br />
– eine Spezialität schreibender<br />
Mitglieder. Mit anregenden Gesprächen<br />
und Tanz ging ein schöner<br />
Abend zu Ende.<br />
52 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Elisabeth und Jürg kamen anlässlich<br />
ihrer Motorrad-Ferien <strong>du</strong>rch<br />
das spannende und eher unbekannte<br />
Galizien auf die Idee, uns<br />
zusammen mit der Familie Jesus<br />
Diaz, den Besitzern <strong>des</strong> Restaurant<br />
Galicia, diese Region Spaniens<br />
näher vorzustellen. Anhand<br />
von einigen Bildern zeigte uns<br />
Jürg die Gegend.<br />
Atlantisches Klima<br />
Die Pro<strong>vin</strong>z Galizien liegt im Nordwesten<br />
Spaniens. Sie wird auch<br />
das grüne Spanien genannt. Die<br />
Hauptstadt ist Santiago de Compostela,<br />
der weltberühmte Pilgerwallfahrtsort.<br />
Der Atlantik im Westen<br />
und die Gebirgskette der<br />
Cordillera Cantábrica bestimmen<br />
das Klima. Es ist eher feucht und<br />
kühl. Die sommerlichen Temperaturen<br />
liegen bei knapp über 30°C.<br />
Im Winter fallen die Temperaturen<br />
in einigen Lagen an die Nullgrad-<br />
Grenze.<br />
Weinbau<br />
Wie auch in anderen Gegenden<br />
Spaniens gehört Wein zur allgemeinen<br />
Esskultur. Die wichtigsten<br />
Anbaugebiete in Galizien sind<br />
Rias Baixas mit einer Rebfläche<br />
von 2’500 ha, Valdeorras mit rund<br />
1’330 ha und Ribeira Sacra mit<br />
1’217 ha. Die wichtigsten Rebsorten<br />
sind Albarino (weiss) und<br />
Mencia (rot). Über 90% der Pro<strong>du</strong>ktion<br />
sind für den Inlandmarkt<br />
bestimmt.<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Cholfirst<br />
Eine Degustation der etwas anderen Art<br />
«Besuch in Galizien»<br />
Elisabeth und Jürg Brügger luden zur vierten Degustation 2011 ins Restaurant<br />
Galicia, Schaffhausen ein. 24 Mitglieder und Interessenten waren gespannt<br />
auf die in der Einla<strong>du</strong>ng angekündigte Degustation «der anderen Art»<br />
oder «ein Besuch in Galizien». – Monika Kolb berichtet:<br />
Degustation<br />
Die Weine werden <strong>du</strong>rch die Jahres<strong>du</strong>rchschnittstemperatur<br />
von 15<br />
Grad beeinflusst. Die weissen sind<br />
spritzig und frisch und die Rotweine<br />
eher hell und leicht. Für unsere Degustation<br />
importierte die Familie<br />
Jesus Diaz folgende Weine:<br />
– Laxas: Rebsorte Albarino aus<br />
dem Rias Baixas, Jahrgang 2007,<br />
12,5% vol.<br />
– Martin Codax: Rebsorte Albarino<br />
aus dem Rias Baixas, Jahrgang<br />
2007, 12,5% vol. (Dieser Wein hat<br />
vier Goldmedaillen gewonnen und<br />
ist in Galizien sehr beliebt.)<br />
– Pingadel: Rebsorte Mencia aus<br />
dem Valdeorras, Jahrgang 2009,<br />
12,5% vol.<br />
– Rectoral de Amandi: Rebsorte<br />
Mencia aus Ribeira Sacra, Jahrgang<br />
2010, 12.5% vol.<br />
Wie immer gaben die Weine<br />
viel Gesprächsstoff, und jede(r)<br />
fand seinen Favoriten.<br />
Kulinarisches<br />
Sehr reichhaltig waren die angekündigten<br />
spanisch/galizischen<br />
Spezialitäten. Gestartet wurde mit<br />
Thonbrötli und feinen Oliven, gefolgt<br />
von einem gemischten Salatteller,<br />
zwischen<strong>du</strong>rch gab es eine<br />
kalte Platte mit Salami, Rohschinken,<br />
Schinken und Käse.<br />
Und dann war es so weit, die<br />
«Tapas vom Feinsten» wurden serviert:<br />
Empanadas mit Fleisch, Pilz<br />
oder Fisch, grillierte Pouletschenkel,<br />
Tortilla espanola, Polpo a<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Feira, Calamares fritos, Miesmuscheln,<br />
Ensalada rusa, etc. Zum<br />
Dessert gab’s natürlich eine<br />
Crema Catalana. Und wer mochte<br />
genoss auch noch einen feinen<br />
Carajillos oder Veteranos.<br />
Wir fühlten uns an warme genussvolle<br />
Ferientage erinnert und<br />
genossen die herrlichen Speisen<br />
Bereits früh um 6 Uhr am 18. Juni<br />
startete unser Car in Bad Ragaz<br />
mit Halten in Maienfeld und Landquart<br />
in Richtung Süd. Via Julier<br />
führte die Route vorerst bis Bernina<br />
Ospizio zum Morgenkaffee.<br />
Bei langsam aufheiterndem Him-<br />
Graubünden<br />
und die hervorragend dazu passenden<br />
Weine. Vielen herzlichen<br />
Dank an Elisabeth und Jürg Brügger<br />
sowie die Familie Jesus Diaz<br />
für die Organisation und Durchführung<br />
dieser Degustation «der<br />
etwas anderen Art». Der «Besuch<br />
in Galizien» war vollauf gelungen!.<br />
Entdeckungen im «Bündner» Nebbiololand<br />
Reise ins Veltlin<br />
Ziel der diesjährigen Reise der Sektion Graubünden war das Veltlin, somit<br />
eine für uns Bündner geschichtsträchtige Region. Immerhin gehörte die Valtellina<br />
von 1512 bis1797 zu den Drei Bünden, bis Napoleon das Nebbiololand<br />
der damaligen Republik Cisalpina zuschlug. – Im Folgenden die Reisenotizen<br />
von Hanspeter Bernath:<br />
mel ging’s dann weiter <strong>du</strong>rch das<br />
Val Poschiavo nach Tirano.<br />
Auftakt bei Plozza<br />
Erste Station machten wir am<br />
«Tor» zum Veltlin beim Weinhaus<br />
Plozza, wo wir von Marco Zanolari<br />
Andrea Zanolari vom Weinhaus Plozza informiert über die schwierigen<br />
Arbeitsbedingungen in den Steillagen <strong>des</strong> Veltlins.<br />
53
empfangen wurden. Einleitend informierte<br />
uns der Seniorchef über<br />
die Terrassen und den sehr zeitaufwendigen<br />
Weinbau in diesen<br />
Steillagen. Anschiessend stiegen<br />
wir in unsere erste Degustation,<br />
welche vom Chardonnay über die<br />
verschiedenen traditionellen Veltlinerweine<br />
mitsamt Passione bis<br />
zum Numero Uno führte. – Darauf<br />
führte man uns in die Osteria Roncaiolo,<br />
wo wir uns am Veltliner-<br />
Schmugglermenü mit Sciatt, Pizzocheri<br />
etc. gütlich taten.<br />
Bettini und Fay in Teglio<br />
Nächster Halt war bei der Casa Vinicola<br />
Bettini in Teglio, wobei unser<br />
Dolmetscher Arturo die zur Degustation<br />
aufgetischten Weine,<br />
vom Moscato bis zum Inferno,<br />
auch für nur Deutschprechende erklären<br />
konnte. Auch hier wurde<br />
wieder auf die zeitaufwendige und<br />
mühevolle Arbeit in den typischen<br />
Steillagen <strong>des</strong> Veltlins aufmerksam<br />
gemacht. – Anschliessend<br />
folgte der Besuch im Weingut Fay,<br />
ebenfalls in Teglio. Degustiert<br />
wurden hier die Weine La Fay,<br />
Sassella, Valgella und Sforzato.<br />
Veltliner Cena in Tirano<br />
Nach diesen intensiven und überzeugenden<br />
Degustationen führte<br />
unsere Reise zurück nach Tirano<br />
ins Hotel Rotondo, wo nach dem<br />
Bezug der Zimmer Gelegenheit für<br />
ein gemütliches Zusammensitzen<br />
auf der Terrasse ausgiebig genutzt<br />
wurde. Das anschliessende mehrgängige<br />
Nachtessen mit wiederum<br />
ausgezeichneten Spezialitäten<br />
aus dem Veltlin,<br />
selbstverständlich auch wieder<br />
mit Sciatt und Pizzocheri, begleitet<br />
vom Veltliner La Gatta, mundete<br />
bestens. Begrüssen <strong>du</strong>rften<br />
wir noch Gäste aus Poschiavo,<br />
welche uns über ihre Heimat und<br />
Umgebung vieles erzählen konnten.<br />
– Nach Mitternacht fanden<br />
dann auch noch die Letzten unse-<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Teglio, Besuche der Casa Vinicola Bettini. Schlemmerei bei schönster Aussicht im Ristorante Fracia.<br />
rer Reisegesellschaft, der Schreibende<br />
eingeschlossen, irgendwann<br />
zur Nachtruhe.<br />
La Torre<br />
Am Sonntagmorgen fuhren wir<br />
zum Weingut La Torre in Bianzone,<br />
wo uns Giuliano Zanolari bei<br />
strahlendem Sonnenschein auf einem<br />
Fussmarsch – somit zumin<strong>des</strong>t<br />
zwischen<strong>du</strong>rch eine sportliche<br />
Ertüchtigung - <strong>du</strong>rch die<br />
Weinberge zum Keller führte. Dabei<br />
war ausgiebig Gelegenheit für<br />
Auskünfte über den Rebbau im Tal<br />
und auf diesem Gut. Die ansch-<br />
Giuliano Zanolari, La Torre, orientiert in den Reben von Bianzone.<br />
liessende Degustation vom Vagabondo<br />
bis zum Sforzato zeigte<br />
auch hier die Vielfalt der pro<strong>du</strong>zierten<br />
Weine, leider bestand<br />
keine Gelegenheit zum Kauf dieser<br />
vorzüglichen Tropfen.<br />
Nach kurzer Carfahrt und einem<br />
Spaziergang <strong>du</strong>rch die Rebberge<br />
gelangten wir dann zum Ristorante<br />
Fracia mit herrlicher<br />
Aussicht über das Tal, wo sich die<br />
Reisgruppe genüsslich bis gegen<br />
Abend bei Speis und Trank im Garten<br />
vergnügte, unterhalten von<br />
Scheich Jean-Jacques.<br />
Die Heimfahrt führte uns dann<br />
wieder via Puschlav, Bernina mit<br />
der Gletscherwelt, sowie den Julierpass<br />
in die Herrschaft. Dass<br />
die Gegend nicht von allen in<br />
vollen Zügen genosen wurde, erstaunt<br />
kaum. Nach den anstrengenden<br />
zwei Tagen übermannte<br />
einige Weinfreundinen und Weinfreunde<br />
der Schlaf. – Unserem<br />
Vorstand, insbesondere aber Präsident<br />
Hans-Jakob Hunger, ein<br />
ganz herzliches Danke für die eindrückliche<br />
und bestens organisierte<br />
Weinreise 2011. Unser Kassier<br />
wird mit Erstaunen zur<br />
Kenntnis nehmen, dass die Vereinskasse<br />
diesmal absolut ungeschoren<br />
davon gekommen ist.<br />
Beim Abschied tauchten dann bereits<br />
die ersten Fragen zum Ziel<br />
<strong>des</strong> Anlasses 2012 auf.<br />
54 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Entdecken Sie spielerisch die Welt der Weine<br />
Das Weinspiel<br />
Liebe Weinfreunde: Sie werden an diesem Spiel Ihre Freude haben!<br />
Nicht nur der Spieler mit dem größten Weinwissen hat die besten Gewinnchancen,<br />
sondern auch wer geschickt ist und Glück hat.<br />
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10 Ländertafeln von der Schweiz,<br />
Deutschland, Frankreich, Italien,<br />
Österreich, Spanien, Portugal,<br />
Südamerika usw.,<br />
80 Rebsortenkarten mit dem<br />
Charakter der Traube,<br />
seiner Stilistik, Verbreitung,<br />
Typizität und den Leitaromen.<br />
10 Ereigniskarten, 100 Fragekarten<br />
und einer Broschüre mit<br />
Weinfachbegriffen.<br />
Format: 36 x 26 x 7,3 cm<br />
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Non-Filtré 2011: une spécialité incontournable <strong>du</strong> vignoble neuchâtelois<br />
Grande finesse d’arômes<br />
Conformément à la tradition, le premier <strong>vin</strong> neuchâtelois <strong>du</strong> millésime 2011, le<br />
Chasselas Non-Filtré, a été mis sur le marché la 3e semaine de janvier. Organisées<br />
par l’Office <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s et de pro<strong>du</strong>its <strong>du</strong> terroir (OVPT), ces traditionnelles<br />
présentations publiques se sont déroulées à Boudry, le mardi 17 janvier (pour la<br />
presse), le mercredi 18 janvier au Péristyle de l’Hôtel-de-Ville de Neuchâtel et<br />
enfin le jeudi 19 janvier, dans le hall <strong>du</strong> Théâtre L’Arc-en-Scènes, anciennement<br />
l’Heure Bleue, à La Chaux-de-Fonds. – Michel Vidoudez rapporte:<br />
Sur la base de ceux que nous<br />
avons dégusté à Boudry (Cave<br />
<strong>des</strong> Coteaux Boudry et Cortaillod<br />
et «Le Landeron», pro<strong>du</strong>it par la<br />
vigneronne Chantal Ritter), Le Non<br />
Filtré 2011 se distingue par ses<br />
notes caractéristiques de tilleul et<br />
de minéralité, tout en tendresse et<br />
en finesse. D’une manile sa<br />
robe jaune or pmes surtout). En<br />
bouche, il se montre très rond et<br />
tendre avec une petite raère plus<br />
générale, l’on peut dire que, selon<br />
les terroirs et encavages (il y en<br />
28 différents au total, répartis à<br />
l’est et à l’ouest <strong>du</strong> littoral) le<br />
chasselas Non-Filtré 2011 développe<br />
<strong>des</strong> arômes floraux (tilleul<br />
et acacia ) et de fruits exotiques<br />
(agrumes surtout). En bouche, il se<br />
montre très rond et tendre avec<br />
une petite fraîcheur pétillante<br />
alors que sa robe jaune doré pâle<br />
semble bien faite pour sé<strong>du</strong>ire les<br />
oenophiles. Par rapport à la pro<strong>du</strong>ction<br />
totale <strong>du</strong> chasselas en<br />
terre neuchâteloise, la part commercialisée<br />
sous la forme de Non<br />
Filtré s’élève 8%, un pourcentage<br />
qui est très constant ces dernières<br />
années. En ce qui concerne le<br />
marché <strong>du</strong> Non Filtré, il se répartit<br />
entre le Littoral neuchâtelois<br />
(59%) le reste <strong>du</strong> canton (19%), la<br />
Suisse romande (8%) et la Suisse<br />
alémanique ( 14%). Le Non Filtré<br />
est ven<strong>du</strong> à 43 % à <strong>des</strong> particu-<br />
liers et à 57% à <strong>des</strong> restaurateurs<br />
et grossistes.<br />
Qu’est-ce que le Non Filtré ?<br />
Comme son nom l’indique, le Non<br />
Filtré n’a, à l’inverse <strong>des</strong> autres<br />
<strong>vin</strong>s, pas subi de filtration : Il s’agit<br />
d’un chasselas élevé tout traditionnellement<br />
mais que l’on embouteille<br />
sans le filtrer… Et dès le<br />
début de la 3e semaine de janvier<br />
! En réalité le Non Filtré n’est<br />
autre qu’un accident devenu spécialité.<br />
Car, en fait, cette spécialité<br />
neuchâteloise, de plus en plus<br />
prisée de nos jours, n’existait tout<br />
simplement pas au milieu <strong>des</strong><br />
années septantes… Il a fallu une<br />
récolte 1974 fortement ré<strong>du</strong>ite par<br />
la sécheresse de cette année-là<br />
pour qu’en juin 1976, à la Cave de<br />
la Golée, à Auvernier, les clients<br />
s’impatientent puisque le millésime<br />
1975 n’était pas encore en<br />
Magazin<br />
Der «Non Filtré» 2011: Frische und Finesse<br />
Der erste Neuenburger Wein <strong>des</strong> neuen Jahrgangs, der «Non Filtré»<br />
2011, ist am 18. Januar der Öffentlichkeit vom Office <strong>des</strong> <strong>vin</strong>s et <strong>des</strong> pro<strong>du</strong>its<br />
<strong>du</strong> terroir (OVPT) präsentiert worden. Er betört <strong>du</strong>rch typische Lindenblüten-<br />
und mineralische Noten sowie zarte Finesse auch seine ihm<br />
eigene angenehme Frische. Seine blass-goldene Farbe begeistert die<br />
Weinliebhabe. Diese Chassels-Spezialität ist der ideale Begleiter für<br />
Fischgerichte und Käsespeisen.<br />
Rund 8 Prozent der Gesamtproportion <strong>des</strong> 2011 in Neuenburg gekelterten<br />
Chasselas kommt als «Non Filtré» auf den Markt. Dieser Anteil ist im<br />
Laufe der vergangenen Jahre ausgesprochen konstant geblieben. Über<br />
drei Viertel davon werden im Kanton Neuenburg an Privatkunden und<br />
die Gastronomie verkauft. Den Rest geniessen Liebhaber und Kenner in<br />
der weiteren Romandie und in der Deutschschweiz. www.ovpt.ch<br />
bouteilles et que le précédent<br />
était épuisé depuis longtemps. Finalement,<br />
le patron, Henri-Alexandre<br />
Godet ne veut pas faire attendre<br />
ses clients plus longtemps :<br />
il fait le pas et <strong>des</strong>cend à la cave<br />
mettre en bouteille rapidement un<br />
<strong>vin</strong> qu’il ne prend pas le temps de<br />
filtrer ! Le Non Filtré était né…<br />
Un rôle anti-âge…<br />
Il nous semble opportun de rappeler<br />
tout de même ici que la filtration<br />
est une opération permettant<br />
d’ôter les lies, c’est-à-dire les particules<br />
résultant de la fermentation<br />
<strong>du</strong> raisin qui s’opère juste avant la<br />
mise en bouteilles. Cette spécialité<br />
neuchâteloise de plus en plus appréciée<br />
conserve donc d’infimes<br />
particules en suspension, les lies<br />
qui rendent le <strong>vin</strong> trouble. Cependant<br />
la présence <strong>des</strong> lies n’a pas<br />
pour seul but de modifier l’aspect<br />
<strong>du</strong> chasselas. Leur présence joue<br />
pour le <strong>vin</strong> un rôle anti-âge, ce dernier<br />
faisant effet de « ralentisseur<br />
de vieillissement ». Voilà pourquoi,<br />
en dépit de leur arrivée précoce sur<br />
le marché, les Non Filtré se conservent<br />
plus longtemps que les autres<br />
chasselas : cinq , voire même dix<br />
ans, de cave ne leur font pas peur !<br />
Voilà pourquoi au Pays de<br />
Neuchâtel, puis plus récemment en<br />
Suisse alémanique, leur popularité<br />
a grandi d’année en année pour devenir<br />
aujourd’hui une spécialité indissociable<br />
et incontournable <strong>du</strong><br />
vignoble de ce canton… Une spécialité<br />
que l’on se doit de servir<br />
d’une façon toute particulière : il<br />
faut, en effet, agiter énergiquement<br />
la bouteille avant de la déboucher<br />
pour permettre aux lies de<br />
bien se mélanger pour donner un<br />
verre « consciencieusement »<br />
trouble ! Le Non Filtré est un <strong>vin</strong> qui<br />
annonce le printemps en avance<br />
sur le calendrier… Mais peu importe<br />
puisqu’il s’agit fini et mature<br />
qu’amateurs et connaisseurs apprécient<br />
à l’apéritif, certes, mais<br />
également à table, avec <strong>des</strong> poissons<br />
<strong>du</strong> lac (même fumés), de la charcuterie,<br />
<strong>des</strong> fromages à pâte<br />
molle (croûte lavée ou fleurie) ou<br />
remarquablement encore avec <strong>des</strong><br />
fleurons de la cuisine asiatique.<br />
(sushis et surtout sashimi, ou encore<br />
<strong>des</strong> préparations au curry).<br />
56 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Bruno Hartmann, der Präsident<br />
<strong>des</strong> Vereins Vindonissa-Winzer,<br />
konnte im Vindonissa Museum<br />
eine Schar illustrer Gäste zur Präsentation<br />
<strong>des</strong> «Römerweins» begrüssen.<br />
Unter diesen Museumsleiter<br />
René Hänggi und Pirmin<br />
Koch, Kenner der römischen<br />
Weinkultur, Vertreter von Brugg<br />
Regio, Aargau Tourismus. Mit dabei<br />
waren auch «Ambassadoren»<br />
der Standortgemeinden Remigen,<br />
Oberflachs, Schinznach Dorf und<br />
Villigen, wo die römischen Museumsrebberge<br />
angelegt sind.<br />
Ende Oktober 2010 erste Ernte<br />
Die ersten Trauben der Rebsorten<br />
Caesar, Chambourcin, Maréchal-<br />
Foch und Vindonissa wurden Ende<br />
Oktober 2010 von den «Cives Rauraci<br />
et Vicani Vindonissenses» in<br />
festlichen Kleidern geerntet. Sie<br />
sind anschliessend auf historische<br />
Art von römischen Edelmännern<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Vindonissa-Winzer präsentierten den «Römerwein»<br />
Auch Bacchus ist stolz<br />
auf «seinen» Tropfen<br />
Im Vindonissa-Museum, Brugg, präsentierten die Vindonissa-Winzer Schebi<br />
Baumann, Bruno Hartmann, Hans-Peter Kuhn und Peter Zimmermann dem<br />
Publikum ihre Neukreation, den «Römerwein», eine Assemblage aus den vier<br />
Römerrebbergen. – Reinhard Bachmann berichtet:<br />
Bacchus prüft den Römer-Wy.<br />
und Kindern barfuss gepresst worden.<br />
Der Ausbau <strong>des</strong> Weines erfolgte<br />
nach überlieferten römischen<br />
Methoden.<br />
Magazin<br />
Michael Wetzel, Vize-Präsident <strong>des</strong> Branchenverban<strong>des</strong> Aargauer Wein,<br />
erhält von Vindonissa-Winzer Schebi Baumann eine Flasche Römer-Wy.<br />
Auch das Fussvolk<br />
<strong>du</strong>rfte sich am Weine laben<br />
Bacchus, alias Kabarettist Edgar<br />
Zimmermann, der im Herbst den<br />
ersten Presssaft in einer Schale<br />
gereicht erhielt, bekam unter<br />
Cornu-Klängen (antikes Horn) auch<br />
das erste Glas Römer-Wy zum Prüfen.<br />
Er zeigte sich voll begeistert<br />
vom vielschichtigen Bukett, der<br />
Fülle und der Harmonie <strong>des</strong> Weines.<br />
Anschliessend <strong>du</strong>rften die<br />
vier Vindonissa-Winzer, Schebi<br />
Baumann, Villigen, Bruno Hartmann,<br />
Remigen, Hans-Peter Kuhn,<br />
Weinbaugenossenschaft Schinznach<br />
Dorf, und Peter Zimmermann,<br />
Oberflachs, den Wein kosten. –<br />
Darauf wurde er den Honorabiles<br />
und allen, die mitgeholfen haben,<br />
das Projekt Römerrebberge zu gestalten<br />
und zu realisieren, gereicht.<br />
Schliesslich <strong>du</strong>rfte auch das<br />
Fussvolk sich am Weine laben.<br />
Dieser ist in ker<strong>amis</strong>che 75-cl-Flaschen<br />
abgefüllt und bei den vier<br />
Vindonissa-Winzern sowie im Vindonissa-Museum<br />
erhältlich. – Ein<br />
Film über die historische Traubenlese<br />
2010 und das antike Barfusspressen<br />
der Trauben sowie ein<br />
Apéro riche nach Römerart vom<br />
Restaurant «Sternen» in Oberbözberg<br />
rundeten den Anlass ab.<br />
Anstossen auf den Römer-Wy: Brugg Regio-Präsident Hanspeter Scheiwiler, Hans-Peter Kuhn, Schebi Baumann,<br />
Peter Zimmermann, Irene Pfändler, Edgar «Bacchus» Zimmermann, Martin Pfändler, Bruno Hartmann,<br />
René Hänggi und Pirmin Koch.<br />
57
Beobachtungen entlang der Weinroute im Norden Griechenlands:<br />
Im Einzugsbereich der zweitgrössten<br />
Stadt Thessaloniki entstand in den<br />
letzten Jahren eine dyn<strong>amis</strong>che Winzerszene,<br />
deren Angehörige sich verstärkt<br />
auf autochthone Rebsorten konzentriert<br />
haben. Gepaart sind diese<br />
Anstrengungen mit dem rebbaulichen<br />
und önologischen Know-How, das sich<br />
die Vertreter der neuen Generation in<br />
Westeuropa und Übersee holten. Sie<br />
haben in wenigen Jahren die Weinwelt<br />
in Hellas revolutioniert, aber zugleich<br />
Brücken zum grossartigen Erbe der<br />
Wiege <strong>des</strong> europäischen Weinbaus geschlagen.<br />
Im Zusammenspiel von Tradition<br />
und Moderne<br />
wollen sie mit Qualitätspro<strong>du</strong>kten<br />
neue Absatzmärkte gewinnen.<br />
58<br />
Panorama<br />
Eroberung der Welt mit Weinen<br />
aus autochthonen Sorten<br />
Reportage von Thomas Veser (Text und Aufnahmen)<br />
Stelios Kechri und seine Tochter Elleni im<br />
Weinkeller seines Gutes bei Kalochori.<br />
Noch herrscht auf dem Weingut Kechris das Patriarchat.<br />
Sein Vertreter heisst Stelios Kechri, er<br />
bewirtschaftet eine Rebfläche von fünf Hektaren<br />
in Kalochori, nahe der makedonischen<br />
Hauptstadt Thessaloniki. Von weiteren 45 Hektaren<br />
kauft Kechris jährlich die Ernten an und<br />
verarbeitet sie bei sich.<br />
Der Winzerberuf hat Tradition in der Familie,<br />
vor genau einem Jahrhundert legte Grossvater<br />
Evangelos die Grundlagen, indem er in<br />
den Vereinigten Staaten Flaschen kaufte, um<br />
erstmals Wein abzufüllen. In den 1930er Jahren<br />
eröffneten die Kechris in Thessaloniki, Griechenlands<br />
zweitgrösster Stadt, eine Taverne.<br />
Den dort kredenzten einfachen Rebensaft pro<strong>du</strong>zierte<br />
man aus Most, der in Fässern von der<br />
Insel Santorini herbeitransportier wurde.<br />
Radikaler Wandel<br />
<strong>des</strong> Weinbaus<br />
Kam dem Weinbau in Griechenland lange Zeit<br />
keine tragende Rolle zu, rückt der Sektor seit<br />
den 1970er Jahren stärker ins Rampenlicht.<br />
Der Weinbau ist hier in den vergangenen vier<br />
Jahrzehnten einem beispiellosen radikalen<br />
Wandel unterworfen. Jene anspruchslosen,<br />
simplen Weine, welche griechische Tavernen<br />
ihren Gästen oftmals in der Schweiz und in<br />
Deutschland zumuteten (und leider da und<br />
dort bis heute anbieten), vermitteln längst<br />
schon kein realistisches Bild mehr von der Leistungsfähigkeit<br />
der neuen griechischen Winzer-Generation<br />
und der verbesserten Qualität<br />
ihrer Pro<strong>du</strong>kte.<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Französische Lehrmeister<br />
In das Jahr 1954 fiel die Grün<strong>du</strong>ng <strong>des</strong> Winzerbetriebs<br />
«Afoi Kechri» (Gebrüder Kechri). Drei<br />
Jahrzehnte später erbte Stelios das Weingut<br />
und baute es unter seinem Namen aus. Sein<br />
perfektes Französisch verdankt sich dem Umstand,<br />
dass er das Winzerhandwerk in Frankreich<br />
erlernt hat. Seine Begeisterung hat sich<br />
auch auf die drei Töchter übertragen. Während<br />
Elleni sich nach einem Chemieingenieur-Studium<br />
in Bordeaux zur Önologin ausbilden liess,<br />
kümmert sich die Kunstgraphikerin Maria um<br />
die Etikettengestaltung. Gemeinsam mit der<br />
Betriebswirtschaftlerin Zoi arbeitet sie heute in<br />
der Geschäftsführung mit.<br />
Tradition neu interpretiert<br />
Dass die Kechris an alten Traditionen festhalten,<br />
aber auch neue Wege einschlagen wollen,<br />
beweisen nicht zuletzt ihre graphisch auffällig<br />
und eher unkonventionell gestalteten Etikette<br />
mit Namen wie Syllogi, Proteios und «Fourth Dimension».<br />
Sein mehrfach preisgekrönter<br />
Kechribari Retsina entsteht aus Trauben der<br />
Rebsorten Roditis und Savatiano.<br />
Ein guter Retsina als Aperitif-Wein: Stelios<br />
Kechris gibt sich sogleich als bedingungsloser Anhänger<br />
dieser griechischen Spezialität zu erkennen.<br />
«Retsina wird heutzutage nicht mit Qualität<br />
verbunden, seine Herstellung gehört dennoch zu<br />
Rund 200 autochthone Sorten<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Panorama<br />
den wichtiges Traditionen und ausserdem gibt es<br />
ihn nur in Griechenland», bekräftigt Kechri. Einheimische<br />
Winzer müssten ihre qualitativen Ansprüche<br />
bei der Retsina-Pro<strong>du</strong>ktion deutlich erhöhen,<br />
«dann würde er auch im Ausland auf eine<br />
grössere Akzeptanz stossen», versichert er.<br />
Von seinem Steckenpferd einmal abgesehen,<br />
keltert Kechri vor allem Rotweine aus den Rebsorten<br />
Xinomavro und Negoska sowie Cinsault, in<br />
Griechenland unter dem Namen Senzo bekannt,<br />
sowie Weisse der Sorten Roditis, Zoumiatis, Savatiano<br />
und Sauvignon Blanc. Wie viele griechische<br />
Winzer, die zunehmend Wert auf moderne<br />
und international akzeptierte Pro<strong>du</strong>kte setzen,<br />
Als eine der Wiegen <strong>des</strong> antiken Weinanbaus kann Griechenland europaweit unangefochten die längste<br />
Winzertradition ausweisen und verfügt über bemerkenswert viele autochthone Rebsorten. Den Ruf als<br />
Heimat einer grossen Zahl ureigener Gewächse genoss Griechenland schon zu Zeiten <strong>des</strong> Kaisers Augustus,<br />
als Hellas zum römischen Imperium zählte. «Es wäre leichter, in Griechenland die Sandkörner zu<br />
zählen als die verschiedenen Rebsorten», meinte der Dichter Vergil. Das war natürlich bereits damals<br />
masslos übertrieben. Aber mit rund 200 autochthonen Sorten belegt das 11 Millionen Einwohner<br />
zählende Land auf jeden Fall in dieser «Disziplin» unter den Weinbauländern einen Spitzenplatz –<br />
auch wenn heute nur 42 weisse und 43 rote Sorten offiziell zum Anbau freigegeben sind.<br />
Zu den bekanntesten Gewächsen zählen in der Kategorie Rotwein der Agiorgitiko, <strong>des</strong>sen beachtlichste<br />
Resultate die Weinbauregion Nemea am Peloponnes vorweisen kann, der Xinomavro als rote<br />
Leitsorte Nordgriechenlands sowie der nach der Insel Limnos benannte Limnio, dem besonders<br />
körperreiche Weine zu verdanken sind.<br />
In der Gruppe der Weissweine heben sich die spät reifende Sorte Roditis, der <strong>du</strong>rch eine rassige Säurestruktur<br />
auffallende Assyrtiko sowie die lan<strong>des</strong>weit auf etwa 15 Prozent der Gesamtrebfläche am<br />
häufigsten angebaute Rebsorte Savatiano hervor. Einen Anteil von etwa zehn Prozent an der Jahrespro<strong>du</strong>ktion<br />
hält der Retsina, ein weisser und trockener Weisswein mit Harzzusätzen.<br />
Anestis Babatzimopoulos zählt in Griechenland zu den Wegbereitern <strong>des</strong> biologischen Weinanbaus,<br />
mit dem er in den 1970er Jahren auf einer Versuchsfläche begann.<br />
will auch Stelios Kechris den noch verhältnismässig<br />
bescheidenen Exportanteil steigern.<br />
Griechische Postkartenidylle<br />
Ebenfalls im Einzugsbereich von Thessaloniki<br />
liegt das populäre Ausflugsziel Ossa in einer arkadisch<br />
anmutenden Hügellandschaft, die wie<br />
eine griechische Postkartenidylle wirkt. Dort erstreckt<br />
sich das landwirtschaftliche Gut von<br />
Anestis Babatzimopoulos, der auf 5,5 Hektaren<br />
Weintrauben anbaut. Weil in der Gegend zu<br />
wenig Regen fällt, muss er seine Kulturen bewässern.<br />
– Inzwischen über 70 Jahre alt, entstammt<br />
er einer alt eingesessenen griechischen<br />
Familie, die 1876 in Istanbul einen Wein- und<br />
Brennereibetrieb gegründet hatte und in den<br />
1930er Jahren nach Makedonien umsiedelte.<br />
Bio-Pionier<br />
Anestis Babatzimopoulos zählt zu den Wegbereitern<br />
<strong>des</strong> biologischen Weinanbaus in Griechenland.<br />
Schon 1971 legte er an den Hängen <strong>des</strong> Vertiscos<br />
eine kleine Versuchsfläche für den<br />
organischen Anbau von Trauben an. Seine Pro<strong>du</strong>kte<br />
fanden Anklang, und so stellte er den gesamten<br />
Weinanbau nach und auf Weine nach biologisch-organischen<br />
Kriterien um. Heute<br />
pro<strong>du</strong>ziert der jugendlich frisch wirkende Besitzer,<br />
der seine Gäste stets persönlich bewirtet, weisse<br />
59
und rote Weine sowie Roséweine vorwiegend<br />
aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Mavroudi,<br />
Xinomavro, Roditis, Ugni Blanc, Malvazia<br />
und Malagouzia. Ein eigenes Restaurant mit Degustationsraum<br />
hat er sich bereits geleistet, auch<br />
Pferdereitkurse bietet er an. Jetzt plant er ein Hotel<br />
für seine Hauptkundschaft - im Grossraum<br />
Thessaloniki wohnende Besucher, die im Gebiet<br />
von Ossa gerne ihre Freizeit verbringen.<br />
60<br />
Neubeginn auf 50 Hektar<br />
Weinbaufläche<br />
Mit über 50 Hektaren eigenen Rebbergen zählt<br />
das Weingut «Ktima Gerovassiliou» in der Ortschaft<br />
Epanomi zu den grösseren Betrieben der<br />
nordgriechischen Weinbauregion. Sein Besitzer,<br />
Evangelos Gerovassiliou, erwarb zuvor im Weingut<br />
Porto Carras als Önologe sein Rüstzeug. Er<br />
hat an Investitionen nicht gespart, um die blitzsauberen<br />
Pro<strong>du</strong>ktionsstätten, darunter auch den<br />
mit Eichenfässern ausgestattete Weinkeller, auf<br />
den neuesten Stand zu bringen. – Gleichzeitig hat<br />
er ein eigenes Winzermuseum mit einem bunten<br />
Sammelsurium an Werkzeugen und Gefässen aus<br />
verschiedenen Jahrhunderten zusammengestellt.<br />
Dank Gerovassilious Sammlertrieb kann man dort<br />
die weltweit wohl umfangreichste Kollektion an<br />
Korkenziehern bewundern. Von seinem Verkostungsraum<br />
aus bieten sich je nach Wetterlage<br />
Rundblicke auf den thermaischen Golf und bis zu<br />
den schneegekrönten Bergspitzen <strong>des</strong> Olymp.<br />
Panorama<br />
Verstärkt ins Ausland exportieren<br />
Neue Pro<strong>du</strong>ktionsstätten und eine verbesserte<br />
Technik hat sich auch die Winzerin Claudia Papyianni<br />
in Arnea Chalkidiki zugelegt. Sie studierte<br />
zuvor in den USA und erwarb 2005 ein<br />
MBA-Diplom. Ihre Vorliebe für gediegene Weine<br />
hat ihr, wie sie stolz bekennt, der Vater vererbt.<br />
Heute verfügt sie über 20 Hektaren Rebland,<br />
die mit den Sorten Assyrtiko, Xinomavro,<br />
Syrah und Merlot bestockt sind. Dazu hat sie<br />
früher mit Getreide bepflanzte Kulturflächen<br />
hinzu erworben. «Nicht wenige Winzer haben<br />
massiv investiert, sie sitzen jetzt auf Krediten,<br />
sie müssen also beinahe bedingungslos den<br />
Umsatz auf dem Binnenmarkt steigern», berichtet<br />
sie. Claudia Papyianni hat sich in<strong>des</strong>sen unverzüglich<br />
auf den Export konzentzriert. Rund 30<br />
Prozent der Jahrespro<strong>du</strong>ktion, erzeugt nach den<br />
Kriterien <strong>des</strong> biologischen Anbaus, gehen nach<br />
Deutschland, die Beneluxstaaten, in die USA<br />
und auch bereits nach China.<br />
Griechenlands<br />
grösstes Versuchsweingut<br />
Als einer der grössten Meereskurorte <strong>des</strong> griechischen<br />
Nordens beherbergt Sithonia das<br />
Weingut «Ktima Porto Carras». Gegründet<br />
wurde es 1965 von Yiannis Carras. Dem weitblickenden<br />
Unternehmer gelang es einige Jahre<br />
Abt Epiphanios, Herr über das Athos-Kloster<br />
Mylopotamos, verfügt über fünf Hektaren Anbaufläche.<br />
Es ist das einzige Kloster, das Weine auch<br />
ausserhalb der Halbinsel zum Kauf anbietet.<br />
darauf, den bekannten französischen Önologen<br />
Emile Peynaud für sein Projekt zu gewinnen.<br />
Unter seiner Leitung entstand an den sonnigen<br />
Hängen <strong>des</strong> Meliton der mit 400 Hektaren lan<strong>des</strong>weit<br />
nach wie vor umfassendste experimentelle<br />
Weinberg. Von insgesamt 1700 Hektaren<br />
landwirtschaftlicher Nutzfläche dienen 800<br />
Hektaren dem Anbau von Weintrauben und Olivenbäumen.<br />
«Bei uns wurde erstmals erfolgreich<br />
Cabernet Sauvignon angebaut», bekräftigt<br />
Chefönologe Leon Zikas. Neben 11 einheimischen<br />
werden auf dem Gut heute 14 ausländische<br />
Sorten kultiviert. Weil die Griechen den<br />
Wein von Porto Carras selbst gerne trinken,<br />
bleibt nur ein sehr kleiner Teil der Pro<strong>du</strong>ktion<br />
für den Export übrig, wie Leon Zikas erklärt.<br />
Klosterweine vom Berg Athos<br />
Gleichfalls zu den Traditionshäusern zählt das<br />
1890 gegründete Weingut Tsantali, <strong>des</strong>sen<br />
Hauptsitz 35 Kilometer von Thessaloniki entfernt,<br />
am Rand der Ortschaft Agios Pavlos liegt.<br />
Gegenwärtig verfügt das Unternehmen über<br />
eine Gesamtanbaufläche von 350 Hektaren. Mit<br />
etwa 1000 Winzern hat das Unternehmen Erntelieferverträge<br />
ausgehandelt. – Gut zehn Mil-<br />
Blick auf den Heiligen Berg Athos. Auf der<br />
gleichnamigen Halbinsel pro<strong>du</strong>zieren die einzelnen<br />
Klöster Wein für den Eigengebrauch.<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Rückbesinnung<br />
auf heimische Sorten<br />
Seinen guten Ruf verdankt der moderne griechische<br />
Wein weniger den inter<strong>nationale</strong>n<br />
Sorten als vielmehr den einheimischen Gewächsen,<br />
auf die man sich rechtzeitig besonnen<br />
hat. Die Renaissance lässt sich seit Mitte<br />
der 1980er Jahre beobachten. Damals kehrten<br />
im Ausland geschulte Weinfachleute in die<br />
Heimat zurück. Sie gründeten neue Unternehmen<br />
und verstanden es, die seit dem EU-Beitritt<br />
1981 für den Weinbausektor bereit stehenden<br />
Fördermittel und private Gelder für sich in<br />
Anspruch zu nehmen. Damals entstand eine<br />
Vielzahl kleinerer Betriebe, etliche davon in<br />
kühleren Weinbaugegenden <strong>des</strong> Nordens.<br />
lionen Liter Wein wurden im vorigen Jahr von<br />
Tsantali gekeltert, die Hälfte ging in den Export.<br />
Mit einem Anteil von 60 Prozent an der Ausfuhr<br />
ist Deutschland heute der grösste Absatzmarkt.<br />
Bereits in der dritten Generation pro<strong>du</strong>ziert<br />
Tsantali Weine aus Rapsani beim Olymp, in Naoussa<br />
und in den Hügeln von Chalkidi. Zudem<br />
wird im thrakischen Anbaugebiet von Maronia<br />
den an den Kampf <strong>des</strong> Odysseus mit dem Zyklo-<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Panorama<br />
Blick in den Weinkeller <strong>des</strong> Klosters Chromitsa, das lange Zeit als Sanatorium diente.<br />
pen erinnernden Kanenas («Niemand») als Rot-,<br />
Weiss- und Roséwein erzeugt. Auch in der orthodoxen<br />
Mönchsrepublik Athos auf dem östlichen<br />
Finger der Halbinsel Chalkidiki hat Tsantali<br />
inzwischen Fuss gefasst. Auf der zum russischen<br />
Panteleimon-Kloster gehörenden Domäne<br />
Chromitsa, wird nun wieder Wein hergestellt.<br />
Die gut 100 Hektaren grosse Rebfläche liegt im<br />
Mittel auf einer Höhe von 250 Metern über dem<br />
Meer. Eine dominierende Rolle spielen hier die<br />
Rebsorten Assyrtiko, Chardonnay, Mavrodaphne<br />
und Xinomavro. Als einer der treuesten und<br />
wichtigsten Abnehmer für Tsantali-Weine vom<br />
heiligen Berg Athos hat sich übrigens inzwischen<br />
der Moskauer Kreml erwiesen.<br />
Wein wird auch in den übrigen Klöstern hergestellt,<br />
mit einer Ausnahme allerdings nur für<br />
den Eigenbedarf und für Pilger, die dort übernachten:<br />
Abt Epiphanios, der mit einem weiteren<br />
Bruder im eigenhändig wieder instand gesetzten<br />
Kloster Mylopotamus lebt, lässt Wein<br />
gemäss biologisch-organischen Vorschriften<br />
pro<strong>du</strong>zieren und vertreibt ihn über das Internet.<br />
Die fünf Hektaren Weinberge <strong>des</strong> Klosters<br />
Mylopotamus sind vor allem mit Reben der Sorten<br />
Merlot, Cabernet Sauvignon sowie Roditis<br />
und Muscat d’Alexandrie bestockt. Der mittlere<br />
Ertrag pro Hektar liegt bei zehn Tonnen. Das ergibt<br />
jährlich zwischen 70’000 und 80’000 Flaschen<br />
Wein und erlaubt dem Abt, acht bis zehn<br />
Arbeitskräfte zu beschäftigen.<br />
Das Kloster Chromitsa, das zum russisch-orthodoxen<br />
St. Panteleimon-Kloster auf Athos gehört,<br />
besitzt 100 Hektaren Anbaufläche, die vom Weinpro<strong>du</strong>zenten<br />
Tsantali bewirtschaftet werden.<br />
61
Forschung und Winzer für Erhaltung der ökologischen Bekämpfung<br />
Reben und Milben<br />
in sensiblem Gleichgewicht<br />
Ende der 1970er Jahre hat die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil<br />
ACW die biologische Milbenbekämpfung im Weinbau eingeführt. Die<br />
Methode ist sehr rasch zum Standard avanciert. Da<strong>du</strong>rch konnten die Schweizer<br />
Weinbauern auf chemische Eingriffe zur Milbenbekämpfung praktisch<br />
verzichten. Dieser Erfolg hängt im Wesentlichen vom Erhalt der natürlichen<br />
Feinde der schädlichen Milben ab: auf die Raubmilben kommt es nämlich<br />
an. ACW setzt alles daran, dieses sensible Gleichgewicht, das <strong>du</strong>rch Klimawandel<br />
und neue Schädlinge beeinträchtigt werden könnte, aufrecht zu erhalten.<br />
– Im Folgenden berichtet die Forschungsanstalt Agroscope Changins-<br />
Wädenswil ACW:<br />
Die zweitwichtigsten Schädlinge<br />
nach den Traubenwicklern sind die<br />
Milben. Der Grund: Die Populationen<br />
der Milben vermehren sich<br />
häufig unvorhersehbar. Dieses explosionsartige<br />
Auftreten der<br />
Schädlinge ist früher mit Pestiziden<br />
bekämpft worden, die auch<br />
für das Verschwinden ihrer natürlichen<br />
Feinde, den Raubmilden<br />
verantwortlich sind. Die seit Ende<br />
der 1970er Jahre von ACW entwickelte<br />
integrierte Schädlingsbekämpfung<br />
hat dank <strong>des</strong> Einsatzes<br />
von Pro<strong>du</strong>kten und Verfahren<br />
zum Schutz der Raubmilben die<br />
Rückkehr zum biologischen<br />
Gleichgewicht im Rebbau ermöglicht.<br />
Diese Bekämpfungsmethode<br />
hat sich derart gut in der Praxis<br />
bewährt, dass Weinbauern keine<br />
roten oder gelben Milben mehr in<br />
ihren Parzellen beobachtet haben.<br />
Wenn das Klima mitspielt<br />
Diese auf den ersten Blick idyllisch<br />
wirkende Situation könnte aber<br />
<strong>du</strong>rch den Klimawandel bedroht<br />
werden. So haben sich besonders<br />
warme und trockene Sommer, die<br />
in den vergangenen zehn Jahren<br />
aufeinanderfolgen, nicht besonders<br />
günstig auf die Entwicklung<br />
der Raubmilben ausgewirkt. Aber<br />
die Kräuselmilben finden optimale<br />
Entwicklungsbedingungen. Diese<br />
Schädlinge, die sich in den vergangenen<br />
Jahren etwas im Hintergrund<br />
gehalten haben, lassen sich<br />
nun vor allem in den Walliser Reben<br />
wieder vermehrt blicken.<br />
Durch das Verschwinden zahlreicher<br />
wirksamer Behandlungspro<strong>du</strong>kte<br />
vom Markt wird das Problem<br />
derzeit verstärkt. ACW<br />
arbeitet in Zusammenarbeit mit<br />
der Fachstelle für Weinbau <strong>des</strong><br />
Kantons Wallis an einer Lösung.<br />
Durch die erneute Prüfung der Interventionsschwellen<br />
und vereinfachte<br />
Kontrollverfahren im Frühjahr<br />
sollte es möglich sein, die<br />
Bekämpfung der Kräuselmilben zu<br />
optimieren. Mittelfristig könnte<br />
die Klimaerwärmung, die sich<br />
ungünstig auf die einheimischen<br />
Raubmilben auswirkt, <strong>du</strong>rch mediterrane<br />
Arten, die besser an die<br />
heissen Sommer angepasst sind,<br />
kompensiert werden.<br />
Die Raubmilben spielen<br />
eine wichtige Rolle bei der<br />
biologischen Milbenbekämpfung<br />
im Weinbau.<br />
Magazin<br />
Neue Schädlinge<br />
unter Beobachtung<br />
Die jüngste Entwicklung von neuen<br />
potentiellen Rebschädlingen in der<br />
Schweiz stellt ebenfalls eine ernsthafte<br />
Bedrohung dar. Zu nennen<br />
sind insbesondere die Kirschessigfliege<br />
(Drosophila suzukii), die Rebenminiermotte<br />
(Phyllocnistis vitegenella)<br />
oder auch der Asiatische<br />
Marienkäfer (Harmonia axyridis).<br />
Eine allfällige chemische Bekämpfung<br />
der neuen Schädlinge könnte<br />
sich direkt auf die biologische Milbenbekämpfung<br />
auswirken.<br />
Um das bewährte, umweltfreundlicheSchädlingsbekämpfungsverfahren<br />
weiter einsetzen zu<br />
können, untersucht ACW das<br />
Schädlichkeitspotenzial der neuen<br />
Schädlinge im Schweizer Weinbau.<br />
ACW entwickelt Bekämpfungssy-<br />
Ricerca, Vigna e acari<br />
steme, die mit der biologischen Milbenkontrolle<br />
vereinbar sind. Vor<br />
demselben Hintergrund hat ACW<br />
bereits nachgewiesen, dass es im<br />
Tessin möglich ist, etwas gegen die<br />
ursprünglich aus Nordamerika stammende<br />
Rebzikade (Scaphoideus titanus)<br />
auszurichten und gleichzeitig<br />
die Raubmilben zu schonen.<br />
Eine heikle<br />
Gleichgewichtsübung<br />
Die biologische Milbenbekämpfung<br />
ist ein beispielhafter Erfolg, dem<br />
aber ein sensibles Gleichgewicht<br />
zugrunde liegt. Es bedarf nur wenig,<br />
um dieses System zum Kippen<br />
zu bringen. ACW ist sich <strong>des</strong>sen<br />
bewusst und trägt Hand in Hand<br />
mit den Weinbauern zur Aufrechthaltung<br />
und Weiterentwicklung der<br />
ökologischen Bekämpfung bei.<br />
Vigna e acari:<br />
un fragile equilibrio<br />
Iniziata alla fine degli anni settanta, la lotta biologica contro gli acari in viticoltura,<br />
ha conosciuto uno sviluppo straordinario. La messa a punto di questo<br />
metodo di lotta ecologico da parte della stazione di ricerca Agroscope Changins-<br />
Wädenswil ACW ha permesso ai viticoltori svizzeri di evitare qualsiasi intervento<br />
chimico contro gli acari. Questo successo dipende, principalmente, dal mantenimento<br />
dei nemici naturali degli acari fitofagi, gli acari predatori tiflodromi,<br />
nei vigneti. ACW s’impegna a mantenere questo fragile equilibrio che potrebbe<br />
essere compromesso dall’evoluzione climatica e dall’arrivo di nuovi parassiti. –<br />
Informazioni della stazione di ricerca Agroscope Changins-Wädenswil ACW:<br />
62 Ami <strong>du</strong> Vin 4/11
Dopo le tignole della vite, gli acari<br />
sono stati causa di molte difficoltà,<br />
dovute a cicliche epidemie<br />
spesso imprevedibili. Queste esplosioni<br />
sono legate alla comparsa<br />
dei grandi gruppi di pesticidi<br />
generici che hanno causato la<br />
sparizione degli acari tiflodromi,<br />
loro predatori naturali. Lo sviluppo<br />
della lotta integrata portata<br />
avanti già sin dagli anni 70 da<br />
parte di ACW, ha permesso il ritorno<br />
di un equilibrio biologico nei<br />
vigneti, grazie all’uso di prodotti e<br />
tecniche rispettose nei confronti<br />
dei predatori. Questo metodo di<br />
lotta si è così ben stabilito nella<br />
pratica che molti viticoltori non<br />
hanno mai riscontrato acari rossi<br />
o gialli nelle loro parcelle!<br />
L’implicazione del clima<br />
Questa situazione, attualmente<br />
idilliaca, potrebbe tuttavia essere<br />
minacciata dall’evoluzione climatica.<br />
La successione di stagioni<br />
estive particolarmente calde e<br />
secche dai primi anni 2000, non è<br />
molto favorevole allo sviluppo dei<br />
tiflodromi, mentre i minuscoli<br />
acari, responsabili dell’acariosi<br />
della vite, vi trovano delle condizioni<br />
di sviluppo ottimali. Questo<br />
parassita che si è mostrato solo<br />
discretamente negli ultimi anni, è<br />
in fase di ripresa, soprattutto nei<br />
vigneti del Vallese. Questo problema,<br />
aggravato dalla scomparsa<br />
del mercato di molti prodotti efficaci,<br />
è attualmente studiato da<br />
ACW in collaborazione con l’Ufficio<br />
cantonale di viticoltura. Il riesame<br />
delle soglie d’intervento e la<br />
semplificazione dei metodi di controllo<br />
in primavera, dovrebbero<br />
consentire un’ottimizzazione della<br />
lotta contro l’acariosi. A medio<br />
termine, il riscaldamento del<br />
I tiflodromi ricoprono un ruolo<br />
primordiale nella lotta biologica<br />
contro gli acari della vite.<br />
Ami <strong>du</strong> Vin 4/11<br />
Magazin<br />
clima sfavorevole alle specie di<br />
tiflodromi indigene potrebbe, tuttavia,<br />
essere compensato con l’arrivo<br />
in Svizzera di specie meridionali<br />
meglio adatte alle estati<br />
canicolari.<br />
Mettersi al sicuro dagli invasori!<br />
Il recente sviluppo in Svizzera di<br />
potenziali nuovi parassiti della<br />
vite, come la drosofila del ciliegio<br />
(Drosophila suzukii), la minatrice<br />
della vite (Phyllocnistis vitegenella)<br />
o ancora la coccinella<br />
asiatica (Harmonia axyridis), rappresenta<br />
una seria minaccia. In effetti,<br />
una lotta insetticida aggressiva<br />
contro questi invasori<br />
potrebbe influenzare direttamente<br />
la lotta biologica contro gli acari.<br />
Per sostenere questo metodo di<br />
lotta rispettoso dell’ambiente,<br />
ACW s’impegna nello studio del<br />
potenziale di nocività di questi<br />
nuovi insetti presenti nei vigneti<br />
svizzeri e nello sviluppo di sistemi<br />
di lotta compatibili con un controllo<br />
biologico degli acari. Allo<br />
stesso modo, ACW ha già dimostrato<br />
in Ticino che è possibile affrontare<br />
la cicalina della flavescenza<br />
dorata (Scaphoideus<br />
titanus) originaria dell’America<br />
del Nord, rispettando gli acari tiflodromi.<br />
Un delicato esercizio<br />
di equilibrio<br />
La lotta biologica contro gli acari<br />
costituisce un successo notevole,<br />
ma dotato di estrema fragilità. Anche<br />
un solo granello di sabbia potrebbe<br />
far inceppare il meccanismo.<br />
ACW, cosciente di questo<br />
delicato equilibrio, s’impegna, in<br />
collaborazione con i pro<strong>du</strong>ttori,<br />
per il suo mantenimento e sviluppo.<br />
«Ami <strong>du</strong> Vin»<br />
Organe officiel de l’<strong>Association</strong> <strong>nationale</strong> <strong>des</strong> <strong>amis</strong> <strong>du</strong> <strong>vin</strong> (<strong>ANAV</strong>)<br />
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