29.09.2023 Aufrufe

Seltene Erkrankungen

In der Schweiz leben zirka 600'000 Menschen mit einer seltenen Krankheit. Oft fühlen sich Patient:innen aufgrund ihrer Erkrankung allein. Ziel der Kampagne «Seltene Krankheiten» ist es, das Netzwerk Betroffener zu stärken sowie durch gezielte Wissensvermittlung das Bewusstsein von Angehörigen, Fachpersonen und der allgemeinen Bevölkerung für seltene Krankheiten zu schärfen.

In der Schweiz leben zirka 600'000 Menschen mit einer seltenen Krankheit. Oft fühlen sich Patient:innen aufgrund ihrer Erkrankung allein. Ziel der Kampagne «Seltene Krankheiten» ist es, das Netzwerk Betroffener zu stärken sowie durch gezielte Wissensvermittlung das Bewusstsein von Angehörigen, Fachpersonen und der allgemeinen Bevölkerung für seltene Krankheiten zu schärfen.

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4 | Lesen Sie mehr unter www.selteneerkrankungen.ch<br />

BRANDREPORT<br />

HAE –<br />

in Diagnose<br />

Prof. Dr. Karin Hartmann vom Unispital Basel klärt im Interview<br />

darüber auf, was sich hinter der Abkürzung HAE versteckt und wie<br />

die Diagnose der seltenen Erkrankung erfolgt.<br />

FOTO: ZVG<br />

Prof. Dr. med.<br />

Karin Hartmann<br />

Stv. Chefärztin<br />

Dermatologie<br />

Leiterin Allergologie<br />

Leiterin Klinische<br />

Studien<br />

Forschungsgruppenleiterin<br />

am Departement<br />

Biomedizin<br />

und am<br />

Departement<br />

Klinische Forschung<br />

Universitätsspital<br />

Basel<br />

Was versteht man genau unter einem hereditären<br />

Angioödem, kurz: HAE?<br />

Das hereditäre Angioödem ist eine seltene,<br />

erbliche Krankheit, bei der die Betroffenen<br />

einen genetischen Defekt aufweisen, der zu<br />

Schwellungen der Haut oder der Schleimhäute<br />

führt. Diese Schwellungen können sichtbar sein<br />

und stören – etwa wenn das Auge oder die Lippe<br />

geschwollen ist. Das HAE kann aber auch mit<br />

Schwellungen im Hals verbunden sein, sodass<br />

es zu lebensbedrohlichen Atembeschwerden<br />

kommt. Daher versuchen wir, alle Patientinnen<br />

und Patienten sorgfältig aufzuklären und<br />

möglichst gut zu behandeln, damit eine solche<br />

Situation erst gar nicht auftritt.<br />

Das heisst, die Erkrankung zeigt sich über<br />

Schwellungen. Welche Symptome können<br />

noch auftreten?<br />

Für Betroffene können insbesondere auch die<br />

Schwellungen an den Schleimhäuten, also etwa<br />

im Magen-Darm-Trakt, sehr unangenehm sein.<br />

Das kann zu starken, krampfartigen Bauchschmerzen<br />

führen. Manchmal ist das über Jahre<br />

auch das einzige Symptom. Der Beginn der<br />

klinischen Manifestation der Erkrankung kann<br />

unterschiedlich sein – trotz gleichen genetischen<br />

Defekts. Häufig treten die Schwellungen<br />

erstmals im jungen Erwachsenenalter auf. Bei<br />

70 Prozent der Fälle ist das HAE bereits in der<br />

Familie bekannt. Bei 30 Prozent sind es Neumutationen,<br />

die in Zukunft erblich sein können.<br />

Welche Auslöser kann es für eine HAE-Attacke<br />

geben?<br />

Die Schwellungen können durch mechanische<br />

Reizung getriggert werden, beispielsweise bei<br />

einer zahnärztlichen Behandlung. Aber auch<br />

hormonelle Veränderungen im Laufe des Zyklus<br />

bei Frauen können Auslöser sein. Darüber<br />

hinaus können auch Stresssituationen sowie<br />

Infekte und andere <strong>Erkrankungen</strong> die Schwellungen<br />

auslösen.<br />

Viele Menschen mit seltenen <strong>Erkrankungen</strong><br />

erzählen von einem langen Leidensweg bis<br />

zur richtigen Diagnose. Wie sieht das bei<br />

HAE aus?<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich aus meiner<br />

Sicht die Situation für Patientinnen und Patienten<br />

verbessert. Das HAE wird jetzt meist früher<br />

diagnostiziert – auch weil der Bekanntheitsgrad<br />

gestiegen ist. Aber dennoch wird das HAE<br />

nicht immer gleich erkannt. Schliesslich kann<br />

es auch andere Ursachen für die Schwellungen<br />

oder Beschwerden geben. Um das HAE sicher<br />

zu diagnostizieren, braucht es neben den<br />

klinischen Befunden auch bestimmte<br />

Laborwerte oder genetische Befunde.<br />

Wohin können sich Menschen<br />

wenden, wenn sie mögliche<br />

HAE-Symptome abklären<br />

lassen möchten?<br />

Es gibt spezialisierte Expertenzentren<br />

an vielen grösseren<br />

Spitälern, etwa auch bei uns am<br />

Unispital Basel. Diese Zentren<br />

haben viel Erfahrung und<br />

Expertise in der Diagnosestellung<br />

und Therapie. Auch die Betroffenen<br />

selbst sind sehr aktiv geworden und<br />

haben Selbsthilfegruppen gegründet, die<br />

ebenso über das HAE aufklären. All das hat<br />

dazu beigetragen, dass die Diagnose heute<br />

schneller gestellt und die Erkrankung besser<br />

behandelt werden kann.<br />

Universitätszentrum für <strong>Seltene</strong> Krankheiten Basel<br />

Helpline für Betroffene und Angehörige:<br />

061 704 10 50 I rarediseasesbasel@ukbb.ch<br />

Montag bis Donnerstag, 08:00 bis 12:00 Uhr

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