XXL_Sonderheft_Lizenzen_2_2023
Sonderheft Lizenzen
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SUPERNOVAS<br />
AM LIZENZHIMMEL<br />
Niemals geht man so ganz. Deshalb gibt es für viele Traditionsmarken<br />
ein Weiterleben. Um sie als Lizenzmarken der Nachwelt zu bewahren,<br />
existieren sehr unterschiedliche Methoden.<br />
Von Tassilo Zimmermann<br />
Geraten Marken in die Hände von<br />
Lizenzspezialisten, dann sind sie<br />
meist am Ende ihrer Verwertungskette<br />
angekommen. Es geht dann<br />
nicht mehr um die Herstellerkompetenz<br />
und den Erfindungsreichtum oft familiengeführter<br />
Markenikonen, sondern ausschließlich<br />
um die Monetarisierung ihrer guten Namen.<br />
Und auch die Werte, für die solche Produkte<br />
oder Unternehmen standen.<br />
Apropos Ikonen, nicht nur Markenartikler, sondern<br />
auch Persönlichkeiten aus Wissenschaft,<br />
Kunst, Film oder Musik finden sich noch lange<br />
nach ihrem Tod auf dem Markt der Resteverwertung<br />
wieder. So lassen sich mit Albert<br />
Einstein oder James Dean (beide im Jahr 1955<br />
gestorben), Audrey Hepburn (1993), Charles Chaplin<br />
oder Elvis Presley (beide im Jahr 1977) oder<br />
auch Picasso (1973) immer noch gute Geschäfte<br />
machen. Wegen teilweise enormer Summen<br />
aus den Lizenzeinnahmen – bei Elvis sollen es<br />
jährlich immer noch mindestens 30 Mio. Dollar<br />
sein – treffen sich Rechteinhaber oder Nachfahren<br />
regelmäßig mit Lizenznehmern vor Gericht.<br />
Geschickte Schachzüge<br />
Konsequente Wertschöpfung betrieb der heute<br />
in Deutschland wieder in Vergessenheit geratene<br />
Milliardär Nicolas Berggruen. Bei der Übernahme<br />
des schon 2010 maroden Karstadt-Konzerns<br />
für einen symbolischen Euro hatte er sich mit<br />
einem geschickten Schachzug die Lizenzrechte<br />
am Unternehmensnamen gesichert. Das ließ er<br />
sich 5 Mio. Euro kosten, die gut investiert waren.<br />
Der Karstadt-Vorstand musste jährlich an<br />
Berggruen eine nicht unerhebliche Summe für<br />
die Nutzung des Markennamens überweisen.<br />
Berggruen entwickelte kein wirkliches Interesse<br />
und auch keine Leidenschaft für die dringend<br />
notwendige Sanierung des Warenhauses. Nach<br />
vier Jahren trennte er sich von seinem Besitz<br />
und schenkte ihn ebenso symbolisch dem österreichischen<br />
Investor René Benko, der bis heute<br />
versucht, bei Karstadt zu retten, was eventuell<br />
noch zu retten ist. Zumindest konnte er den<br />
Markennamen retten, denn die Lizenzrechte für<br />
dessen Nutzung verkaufte Berggruen ihm für<br />
40 Mio. Euro. Immerhin sicherte Benko damit<br />
dem Traditionsnamen ein Weiterleben. Ob das<br />
bei dem nunmehr als „Galeria Karstadt Kaufhof“<br />
firmierenden Unternehmen gelingt, steht<br />
noch in den Sternen.<br />
Blütezeiten des Konsums<br />
Deutsche Warenhäuser haben es nie zu Weltgeltung<br />
gebracht. Das hingegen ist vielen Markenartiklern<br />
gelungen, die ihren Ursprung bereits in<br />
den Gründerzeiten des ausgehenden 19. und zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts hatten. Marken wie<br />
Siemens, Bosch, Mercedes-Benz, WMF, Varta,<br />
Miele oder Pelikan entstanden damals. Oder 1903<br />
das Gemeinschaftsunternehmen Telefunken, damals<br />
auf Druck der Reichsregierung ein Zusammenschluss<br />
der jeweiligen Geschäftsbereiche<br />
von Siemens und von AEG, um ein international<br />
wettbewerbsfähiges deutsches Telegraphie-Unternehmen<br />
aus der Taufe zu heben. Später kam<br />
LIZENZEN! 5