XXL_Sonderheft_Lizenzen_2_2023
Sonderheft Lizenzen
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Braun wurde 1966 an den Gillette-Konzern verkauft,<br />
blieb aber weitgehend eigenständig. Das<br />
änderte sich, als Gillette 2005 von Procter &<br />
Gamble übernommen wurde. Danach begann<br />
die Aufteilung von Braun. P&G behielt die margenstarken<br />
Produktgruppen Elektrorasierer und<br />
elektrische Zahnreinigung (Oral-B). 2012 wurde<br />
der komplette Bereich Haushaltsgeräte an das<br />
italienische Familienunternehmen De‘Longhi veräußert.<br />
Die Oberaufsicht über die Braun-Markenführung<br />
hat P&G behalten. De’Longhi ist nicht<br />
Rechteinhaber, sondern zeitlich befristeter Lizenznehmer<br />
der Markenrechte. Alles hat seine<br />
Zeit, auch bedeutende Markenlizenzen.<br />
Zeitlich befristet ist auch die Verwendung der<br />
Marke Osram. Im Jahr 2016 trennte sich der Münchener<br />
Osram-Konzern von seinen Lampenaktivitäten<br />
für private Verbraucher. Verkauft wurde die<br />
Sparte an drei chinesische Investoren, die seitdem<br />
unter dem Fantasienamen Ledvance am<br />
Markt sind. Der Markenname „Osram“ darf als Lizenz<br />
nur noch für eine festgelegte Zeit verwendet<br />
werden. Ob es eine Verlängerung geben wird,<br />
entscheiden dann die Münchener Rechtinhaber.<br />
Bei Philips ist es genauso. Der niederländische<br />
Konzern hat sich vor Jahren von seiner Licht-,<br />
seiner Audio- und der TV-Sparte komplett getrennt<br />
und diese an langjährige Partner in Asien<br />
verkauft. Auch hier gilt, wo Philips draufsteht,<br />
ist nicht mehr Philips drin. Die Nutzung des Markennamens<br />
gilt nur für einen fest vereinbarten<br />
Zeitraum.<br />
© INTERFOTO / Alamy Stock Foto<br />
Deshalb ähnelt die Strahlkraft vieler traditioneller<br />
Marken einer Supernova. Sie leuchten prächtig,<br />
solange die Kraft reicht. Wenn diese versiegt,<br />
weil der Markenkern nicht mehr nachvollziehbar<br />
vermarktet werden kann, dann kollabieren sie in<br />
den unendlichen Weiten des Lizenzuniversums.<br />
Wie schnell ein massiver Werteverlust geschehen<br />
kann, zeigen aktuelle Beispiele. Die anhaltende<br />
Erfolglosigkeit des DFB schreckt Lizenznehmer<br />
zunehmend ab. Und der jahrelang als Lizenzikone<br />
gefeierte Starkoch Alfons Schuhbeck hat als<br />
verurteilter Steuerhinterzieher seinen vermarktungsfähigen<br />
Nimbus verloren. So schnell kann<br />
der Wind im Lizenzgeschäft sich drehen.<br />
AUSGEDIENT:<br />
Consumerbrands wie Agfa, BASF,<br />
Bauknecht oder Grundig waren<br />
Ikonen des Wirtschaftswunders.<br />
Als Lizenzmarken zehren sie vom<br />
Ruhm vergangener Tage.<br />
© iStock.com / robas<br />
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