XXL_Sonderheft_Lizenzen_2_2023
Sonderheft Lizenzen
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So wie vor Jahren die türkische Vestel-Gruppe.<br />
Weil sie in Deutschland kaum bekannt waren,<br />
wurden die in der Türkei produzierten TV-Geräte<br />
mit dem Telefunken-Logo versehen. Die Fassade<br />
wirkte, Branchenkenner berichteten, dass<br />
sich die Vestel-Fernseher im deutschen Markt<br />
gut verkauften. Dass es mittlerweile auch Fahrräder<br />
mit Telefunken-Branding gibt, zeigt, dass<br />
der eigentliche Markenkern keine Rolle mehr<br />
spielt – solange die Lizenzierungskasse stimmt.<br />
dann die Produktion von Radios und noch später<br />
die von TV-Geräten dazu.<br />
Ihre eigentliche Blütezeit erlebten viele Herstellermarken<br />
in den Zeiten des Wirtschaftswunders,<br />
also in den 1950er- und 1960er-Jahren. Sie profitierten<br />
vom Boom des privaten Konsums, begünstigt<br />
von der sozialen Marktwirtschaft und<br />
der vom damaligen Wirtschaftsminister Ludwig<br />
Erhard ausgegebenen Parole „Wohlstand für alle“.<br />
Alles hat seine Zeit<br />
Als Universallianz dient seit vielen Jahren Grundig.<br />
Die Markenrechte gehören keiner Agentur,<br />
sondern dem türkischen Koc-Konzern beziehungsweise<br />
seiner Tochter Beko. Ob Unterhaltungselektronik,<br />
Geschirrspüler, Waschmaschinen<br />
oder Küchengeräte, die gesamte Produktrange<br />
wird mit dem Grundig-Logo versehen, zunehmend<br />
auch für den europäischen Markt.<br />
Niedergang und Neuaufstellung<br />
Deutsche Marken punkteten nicht nur mit ihrer<br />
Qualität, sie waren auch stilbildend. Allen<br />
voran das Kronberger Unternehmen Braun, das<br />
Mitte der 1950er-Jahre eine eigenständige Formensprache<br />
für viele profane Alltagsprodukte<br />
wie Rasierapparate oder Kaffeemaschinen schuf<br />
und sie konsequent weiterentwickelte, federführend<br />
vom legendären Designer Dieter Rams. Die<br />
Weltgeltung führender Marken aus Deutschland<br />
gründete auf Erfindergeist und der Fähigkeit,<br />
innovative Produkte marktfähig zu machen. Ob<br />
bei Unterhaltungselektronik, Fotokameras oder<br />
Haushaltsprodukten – die Trendsetter kamen aus<br />
Deutschland. Erfolg macht allerdings auch träge<br />
und das hatte zum Teil gravierende Folgen.<br />
So zeigten Wettbewerber aus Asien wie Fuji,<br />
Sony, Samsung oder Sharp, dass sie mit Erfindungsreichtum<br />
auch noch kostengünstiger produzieren<br />
konnten. Der Bereinigungsdruck bei<br />
deutschen Herstellern stieg. In den vergangenen<br />
40 Jahren wurden viele der hiesigen Traditionsmarken<br />
geradezu vom Markt gefegt. Agfa-Foto,<br />
Dual, Nordmende, Blaupunkt, Saba, Grundig,<br />
Bauknecht und viele andere existieren als Unternehmen<br />
längst nicht mehr. Interessanterweise<br />
leuchten viele von ihnen immer noch am Markenfirmament.<br />
Gewinnträchtige Markenrechte<br />
Denn über eine geschickte Lizenzvermarktung<br />
lässt sich der oft über viele Dekaden aufgebaute<br />
Wert von Marken in bares Geld ummünzen.<br />
Dabei handelt es sich meist um immaterielle<br />
Werte, denn eigene Fertigungsanlagen gibt es<br />
genauso wenig wie Forschung und Entwicklung.<br />
Aber Rechteinhaber wie die Telefunken Licenses<br />
GmbH in Frankfurt. Ihre einzige Aufgabe besteht<br />
darin, Lizenznehmer zu finden, die bereit sind,<br />
für den guten Namen entsprechend zu bezahlen.<br />
© INTERFOTO / Alamy Stock Foto<br />
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