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So wie vor Jahren die türkische Vestel-Gruppe.<br />

Weil sie in Deutschland kaum bekannt waren,<br />

wurden die in der Türkei produzierten TV-Geräte<br />

mit dem Telefunken-Logo versehen. Die Fassade<br />

wirkte, Branchenkenner berichteten, dass<br />

sich die Vestel-Fernseher im deutschen Markt<br />

gut verkauften. Dass es mittlerweile auch Fahrräder<br />

mit Telefunken-Branding gibt, zeigt, dass<br />

der eigentliche Markenkern keine Rolle mehr<br />

spielt – solange die Lizenzierungskasse stimmt.<br />

dann die Produktion von Radios und noch später<br />

die von TV-Geräten dazu.<br />

Ihre eigentliche Blütezeit erlebten viele Herstellermarken<br />

in den Zeiten des Wirtschaftswunders,<br />

also in den 1950er- und 1960er-Jahren. Sie profitierten<br />

vom Boom des privaten Konsums, begünstigt<br />

von der sozialen Marktwirtschaft und<br />

der vom damaligen Wirtschaftsminister Ludwig<br />

Erhard ausgegebenen Parole „Wohlstand für alle“.<br />

Alles hat seine Zeit<br />

Als Universallianz dient seit vielen Jahren Grundig.<br />

Die Markenrechte gehören keiner Agentur,<br />

sondern dem türkischen Koc-Konzern beziehungsweise<br />

seiner Tochter Beko. Ob Unterhaltungselektronik,<br />

Geschirrspüler, Waschmaschinen<br />

oder Küchengeräte, die gesamte Produktrange<br />

wird mit dem Grundig-Logo versehen, zunehmend<br />

auch für den europäischen Markt.<br />

Niedergang und Neuaufstellung<br />

Deutsche Marken punkteten nicht nur mit ihrer<br />

Qualität, sie waren auch stilbildend. Allen<br />

voran das Kronberger Unternehmen Braun, das<br />

Mitte der 1950er-Jahre eine eigenständige Formensprache<br />

für viele profane Alltagsprodukte<br />

wie Rasierapparate oder Kaffeemaschinen schuf<br />

und sie konsequent weiterentwickelte, federführend<br />

vom legendären Designer Dieter Rams. Die<br />

Weltgeltung führender Marken aus Deutschland<br />

gründete auf Erfindergeist und der Fähigkeit,<br />

innovative Produkte marktfähig zu machen. Ob<br />

bei Unterhaltungselektronik, Fotokameras oder<br />

Haushaltsprodukten – die Trendsetter kamen aus<br />

Deutschland. Erfolg macht allerdings auch träge<br />

und das hatte zum Teil gravierende Folgen.<br />

So zeigten Wettbewerber aus Asien wie Fuji,<br />

Sony, Samsung oder Sharp, dass sie mit Erfindungsreichtum<br />

auch noch kostengünstiger produzieren<br />

konnten. Der Bereinigungsdruck bei<br />

deutschen Herstellern stieg. In den vergangenen<br />

40 Jahren wurden viele der hiesigen Traditionsmarken<br />

geradezu vom Markt gefegt. Agfa-Foto,<br />

Dual, Nordmende, Blaupunkt, Saba, Grundig,<br />

Bauknecht und viele andere existieren als Unternehmen<br />

längst nicht mehr. Interessanterweise<br />

leuchten viele von ihnen immer noch am Markenfirmament.<br />

Gewinnträchtige Markenrechte<br />

Denn über eine geschickte Lizenzvermarktung<br />

lässt sich der oft über viele Dekaden aufgebaute<br />

Wert von Marken in bares Geld ummünzen.<br />

Dabei handelt es sich meist um immaterielle<br />

Werte, denn eigene Fertigungsanlagen gibt es<br />

genauso wenig wie Forschung und Entwicklung.<br />

Aber Rechteinhaber wie die Telefunken Licenses<br />

GmbH in Frankfurt. Ihre einzige Aufgabe besteht<br />

darin, Lizenznehmer zu finden, die bereit sind,<br />

für den guten Namen entsprechend zu bezahlen.<br />

© INTERFOTO / Alamy Stock Foto<br />

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