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Rheinkind 04/2023

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GELD & FINANZEN<br />

Reden und zeigen<br />

Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen<br />

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DIE ANNAHME, KINDER würden nichts oder nur wenig von Geld und finanziellen<br />

Angelegenheiten mitbekommen ist weit verbreitet – und falsch. In<br />

Wirklichkeit nehmen sie bereits früh die ständige Präsenz des Themas wahr.<br />

Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern offen über die Familienfinanzen<br />

reden: »Wir arbeiten für Geld. Wir kaufen mit Geld das, was wir zum Leben<br />

brauchen. Wir sorgen mit Geld für Notfälle vor. Wir sparen Geld, damit wir<br />

Schönes zusammen machen können.« usw. Kinder spüren, wie bedeutend<br />

Geld ist und sie bemerken es selbstverständlich, wenn Eltern sich sorgen.<br />

Erfahren sie nichts oder werden sie dauerhaft ausweichend abgespeist, entwickeln<br />

Kinder ihre eigenen Theorien. So können feste Fundamente für einen<br />

später falschen Umgang mit Geld gelegt werden. Kinder sollten verstehen,<br />

wofür das Haushaltsbudget ausgegeben wird – und warum sie im Zweifel<br />

kein oder nur ein geringes Taschengeld bekommen. Eltern sollten mit ihren<br />

Kindern darüber reden, wie sie ihr Geld einsetzen und warum.<br />

Von Anfang an machen Kinder die Erfahrung, dass sie bedingungslos mit<br />

allem Notwendigen versorgt werden – und das ist gut so. Kinder erfahren<br />

fürsorgliche Zuwendung und fühlen sich aufgehoben. So werden positive<br />

Grundlagen für ihr Heranwachsen gelegt. Die Verfügbarkeit alles Notwendigen<br />

sollte selbstverständlich durch die komplette Kindheit hindurch nicht<br />

abreißen. Mit dem sich entwickelnden eigenen Willen werden sich Kinder<br />

und Erwachsene jedoch immer uneiniger darüber, was unbedingt notwendig<br />

ist und was nicht. Da ist es gut, über einen Mechanismus zu verfügen,<br />

mit dem man sich von der Einschätzung des anderen unabhängiger machen<br />

kann: Die Verfügbarkeit eigenen Geldes. Ein solches Taschengeld macht es<br />

für Kinder möglich, in ihrem überschaubaren Rahmen eigene Entscheidungen<br />

zu treffen und dann damit auch ihre eigenen Erfahrungen zu machen.<br />

Schon kleine Kinder lieben es, Münzen oder Scheine in die Hand gedrückt zu<br />

bekommen, um damit kleine Einkäufe zu bezahlen. Eltern sollten dies aufgreifen.<br />

Das Bezahlen per Karte ist für Kinder eher verwirrend, weil nichts<br />

Ersichtliches ausgetauscht wird.<br />

Das kleine Budget, das Eltern ihren Kindern zur Verfügung stellen, sollte mit<br />

ihrer Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, mitwachsen. Kinder sind keine<br />

Selbstversorger, dennoch machen nicht wenige Eltern gute Erfahrungen<br />

damit, ihren Kindern im passenden Alter so viel Geld an die Hand zu geben,<br />

dass sie davon zum Beispiel auch die Ausgaben für ihre Kleidung bestreiten.<br />

Haben Kinder regelmäßig nicht nur kleinere Summen zu verwalten, kann der<br />

Gedanke an ein eigenes Kinder- oder Jugend-Konto sinnvoll sein. Keine Sorge,<br />

ein solches lässt sich nicht überziehen. Wie immer sollte das Ganze von erwachsener<br />

Seite mit wohlwollender Aufmerksamkeit begleitet werden, damit<br />

größere »Fehler« vermieden werden. Doch Obacht: Sinn des Budgets ist es,<br />

Kinder eigene Erfahrungen im Umgang mit Geld machen zu lassen.<br />

Wer über Geld redet, spricht auch über Konsum. Hier zählt wie stets das Vorbild<br />

der Eltern. Kinder orientieren sich ganz selbstverständlich an deren Konsumverhalten.<br />

Wie in vielen anderen Bereichen gilt also: Habe ich entsprechende<br />

Ansprüche an meine Kinder, muss ich diese vorleben. Vielleicht ist<br />

dies das Schwierigste.

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