Rheinkind 04/2023
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Business Mom<br />
Arzu Gürz Abay wurde 1972 in West-Berlin<br />
geboren und studierte später in Massachusetts,<br />
München und Köln. Sie lebt<br />
mit Ehemann und zwei Kindern in Köln.<br />
Veröffentlichungen:<br />
»Leyla und Linda feiern Ramadan«,<br />
»Lara und die Stadt der Geheimnisse«,<br />
»Adas Gitarre«, »Omas Teekanne in<br />
Kreta«, »Früchte der Freundschaft«,<br />
»Das Muttertagsgeschenk«, »Finde &<br />
Verbinde, ein Spiel- und Lernbuch«, »Der<br />
Glücksritter«,»Wir sind schon zu zweit«,<br />
»Samis Sprache«, »Pablos Pinata«,<br />
»Paulas Plan«, »Ich bin schon groß!«,<br />
»Kim und Tim: Meisterdetektive«, …<br />
www.gurzabay.de<br />
Einander verstehen<br />
Zweisprachige Kinderbücher von Arzu Gürz Abay<br />
Die Autorin von inzwischen mehr als 12 mehrsprachigen Kinderbüchern wurde als Tochter eines<br />
türkischen Diplomaten in West-Berlin geboren und genoss schon als Kind ganz spielerisch die<br />
Begegnung mit vielen Menschen anderer Kulturen. Sie spricht vier Sprachen fließend und versteht einige<br />
mehr. Das Verstehen von Menschen unterschiedlicher Kulturen zu fördern, ist ihre große Leidenschaft.<br />
2011 haben Sie Ihr erstes Buch »Leyla und<br />
Linda feiern Ramadan« geschrieben. Wie kam<br />
es dazu?<br />
Ich lebe mit meinem Mann und meinen Kindern<br />
in Köln. Wir haben immer gerne Weihnachten,<br />
Ostern oder Sankt Martin mitgefeiert. Da unsere<br />
Omas, Opas, Tanten, Onkel etc. aber nicht alle hier<br />
sind, können wir den Ramadan nicht klassisch<br />
in der Familie feiern. So dachte ich, dass eine Geschichte<br />
darüber eine Bereicherung für die Kinder<br />
sein könnte. Der religiöse Aspekt war eher im Hintergrund.<br />
Mir war wichtig, die Tradition des Ramadans<br />
und die Gemeinsamkeiten mit Weihnachten<br />
hervorzuheben. Bei beiden kommt die Familie zusammen,<br />
es wird reichlich gekocht, gemeinsam<br />
gegessen und sich gegenseitig beschenkt.<br />
Sie wollten Gemeinsamkeiten aufzeigen?<br />
Kinder verinnerlichen das »Anderssein« wie auch<br />
Gemeinsamkeiten. Je mehr sie über ein Thema<br />
wissen, desto neugieriger werden sie. Viele Begriffe<br />
sind politisch aufgeladen und im Alltag fremd.<br />
Ich wollte dazu beitragen, eine mögliche Voreingenommenheit<br />
zu mildern. Es erfordert Feinfühligkeit<br />
um die Balance zwischen dem eigenen Weltbild<br />
und dem der Menschen in meinem Umfeld zu<br />
finden. Wenn man als Kind aus einer anderen Kultur<br />
kommt, kann es vorkommen, dass Vertrautes<br />
am neuen Ort fremd ist und aus dem Grund keinen<br />
Raum hat. Ich setze daher nicht ausschließlich<br />
auf das Gemeinsame, sondern eher auf etwas,<br />
das man miteinander teilen kann. Wer teilen kann<br />
hat Teil an etwas und erfährt Wertschätzung. Das<br />
können ganz kleine Dinge sein, einfache Gesten.<br />
Letzte Woche habe ich beispielsweise eine Kroatin<br />
kennengelernt und gleich mit »Dobar dan«<br />
(Guten Tag) gegrüßt. Das öffnet Türen.<br />
Sprache ist wichtig. Ihre Bücher sind mehrsprachig.<br />
Es ist nicht damit getan, ein Bilderbuch, dass auf<br />
dem Markt gut etabliert ist, in viele Sprachen zu<br />
übersetzen. Dagegen ist generell nichts einzuwenden,<br />
da populäre Werke über Sprachen hinweg<br />
so für viele zugänglich werden. Das sind wertvolle<br />
Bücher, die auch ich meinen Kindern vorgelesen<br />
habe. Solche Geschichten, sind allerdings so neutral,<br />
dass sie in jeder Kultur funktionieren. Das ist<br />
nichts, was man bemängeln könnte, aber es gibt