Rheinkind 04/2023
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GELD & FINANZEN<br />
Wer hat das<br />
Geld erfunden?<br />
Technologie aus Lydien<br />
UM ETWAS ZU kaufen, braucht man Geld. Das weiß jeder. In jenen Zeiten,<br />
als das Geld noch nicht erfunden war, konnte man Dinge, die benötigt<br />
wurden, nicht einfach kaufen, man musste sie gegen etwas eintauschen,<br />
das derjenige, dessen Ware man haben wollte, im Gegenzug<br />
akzeptierte. Das war kompliziert. Unser Geld ist kein Rohstoff, kein Material,<br />
kein eigentliches Objekt, dass man gegen etwas anderes tauscht.<br />
Geld ist quasi eine Technologie, die den direkten Tauschhandel überflüssig<br />
machte und ersetzte. Wer hat es erfunden?<br />
Vor rund 2700 Jahren hatten Menschen in Lydien im Westen der heutigen<br />
Türkei die Idee, Gold in kleine Klümpchen mit gleichem Gewicht<br />
aufzuteilen und diese so flach zu schlagen, das man sie gut mit sich<br />
herumtragen konnte. Auf beide Seiten der kleinen Goldscheibchen prägten<br />
sie das Abbild ihres Königs als eine Art Versicherung, dass das Gold<br />
echt ist. Diese Goldscheiben gelten als erste Münzen der Welt. Das Kaufen<br />
und Verkaufen wurde viel einfacher, die Wirtschaft blühte und jener<br />
König wurde unermesslich reich. Sein Name war Krösus. Die Idee setzte<br />
sich durch, wenige Jahrhunderte später zahlten Menschen im ganzen<br />
Mittelmeerraum mit Münzen. Noch heute nennen wir einen sehr reichen<br />
Menschen Krösus.<br />
Doch bloßes Münzgeld hat auch einen Nachteil. Mit zunehmendem Handel<br />
mussten Kaufleute ständig schwere Geldsäcke mit sich schleppen.<br />
Ab dem 10. Jahrhundert führte China deshalb ein neues Verfahren ein.<br />
Kaufleute gaben dort ihre Münzen bei der Regierung ab und erhielten<br />
dafür eine entsprechende Quittung auf Papier, die sie nutzen konnten,<br />
um Waren zu bezahlen: Banknoten! Es sollte weitere 600 Jahre dauern,<br />
bis das Papiergeld auch in Europa bekannt wurde.<br />
krösus<br />
Wie Geld<br />
entsteht<br />
Bargeld oder Buchgeld<br />
DER STAAT DRUCKT Geldscheine und prägt Münzen. Der Staat stellt also<br />
das Geld her. Dabei hat dieses Bargeld schlicht jenen Wert, der auf<br />
Geldscheinen und Münzen angegeben wird. Was man für diesen Wert<br />
kaufen kann, bestimmt jedoch der Markt. Selbst Geld herstellen zu können,<br />
hört sich sehr praktisch an: Braucht man mehr, fährt man einfach<br />
die Produktion hoch. So geht es jedoch nicht. Je mehr Geld sich im Umlauf<br />
befindet, je weniger selten es also ist, desto weniger bekommt man<br />
auch dafür zu kaufen. Seltenes ist stets wertvoller. Der Staat – oder von<br />
ihm beauftragte Institutionen wie die EU – achten daher penibel darauf,<br />
dass das filigrane Verhältnis von Geldmenge und Kaufkraft stets ungefähr<br />
gleich bleibt oder schnell wieder in ein ausgewogenes Verhältnis<br />
gerät.<br />
Allerdings gibt es nicht nur Scheine und Münzen, sondern auch sogenanntes<br />
»Buchgeld«. Das ist quasi virtuelles Geld, elektronisch gespeicherte<br />
Daten, die nur für Buchungsvorgänge genutzt werden. Dieses<br />
Buchgeld wird nicht vom Staat hergestellt, sondern durch Banken geschaffen.<br />
Wie machen sie das? Indem sie Kredite vergeben. Heute entsteht<br />
Geld durch Schuldenmacherei. Diese Art von Geld entsteht, wenn<br />
eine Bank einem Kunden einen Kredit gibt und den Betrag auf dessen<br />
Konto gutschreibt. Der Kunde kann den Betrag wie Geld weiterverwenden.<br />
Technisch handelt es sich zwar eigentlich nur um eine Forderung,<br />
die auf Bargeld lautet, der Kunde kann den Betrag aber an andere überweisen,<br />
ihn mit der EC-Karte zum Shoppen nutzen oder am Automaten<br />
bar abheben. Der Betrag ist nicht nur »wie Geld« – es ist Geld entstanden.<br />
Dieser elektronische Teil des Geldes bestimmt mittlerweile sogar<br />
den weitaus größeren Teil der gesamten Geldmenge.