8 GELD & FINANZEN
9 GELD & FINANZEN »Papa, sind wir reich?« Mit Kindern souverän über Geld sprechen MUSS MAN BEREITS im Kindesalter verstehen, was Geld bedeutet und wie man damit umgeht? Ist die Kindheit nicht vielleicht das einzige Alter, in dem man seine Zeit noch völlig unbefangen ohne den Gedanken an Einkommen und Ausgaben verbringen kann – oder zumindest sollte? Nein, eigentlich nicht. Nie lernt man so viel wie als Kind – und das allermeiste quasi spielerisch nebenher. Kinder erfahren, wie man gemeinsam am Tisch isst, wie man sich kleidet, wie man mit anderen spielt, wie man sich im Supermarkt verhält, auf Bäume klettert, Playstation zockt, Ski läuft, Fahrrad fährt, ohne Hilfe schwimmt – und viel, viel mehr. Warum sollten Eltern ihnen nicht auch beibringen, was es mit Geld auf sich hat und wie man damit umgeht? Natürlich kindgerecht und immer dann, wenn sich entsprechende Gelegenheiten ergeben oder Fragen auftauchen. Das hilft auch den Eltern, denn in der Wahrnehmung des Kindes macht es selbstverständlich einen Unterschied, ob man etwas nicht bekommt, weil Eltern sich schlicht weigern oder man versteht, dass Eltern mit ihren Mitteln haushalten müssen. Das alles geht wie immer nicht von jetzt auf gleich. Wie vermittelt man Kindern den Umgang mit Geld? Warum fällt es vielen Eltern so schwer? Geld regiert die Welt, heißt es. Wie viel Geld man zur Verfügung hat, bestimmt zu keinem kleinen Teil, wie man in der Welt zurechtkommt. Und wie man in der Welt zurechtkommt, hat großen Einfluss auf das eigene Selbstwertgefühl. Fragen Kinder nach dem Vermögen oder dem Einkommen der Familie, fragen sie eigentlich danach, wie man im Vergleich zu anderen dasteht. Die Antwort auf genau diese Frage versuchen die meisten jedoch beständig zu umgehen. Ein eher deutsches Phänomen. In anderen Ländern – so hört man – redet man offener über das eigene Einkommen, in manchem skandinavischem Land kann man sogar googeln, was der Nachbar so verdient. In Deutschland ist man eher darauf bedacht, Unterschiede zu nivellieren. Themen, die Unterschiede betonen könnten, werden oft gemieden. Ob das gut oder schlecht ist, mag man selbst beurteilen. Wie so häufig lassen Kinder auf Dauer nicht zu, dass man ihren Fragen auszuweichen versucht, sie nageln einen fest – erst recht, wenn sie merken, dass einem das Thema unangenehm ist. Hier liegt der Knackpunkt. Wer auf die Frage »Papa, sind wir reich?« oder gar »Sind wir arm?« eher unbefangen und souverän antwortet, wird beim Kind den Eindruck erwecken, das Thema Geld sei keines, dem man mit Argwohn begegnen müsse. Wie bei allen anderen Dingen, muss man schlicht die Zusammenhänge erläutern. Mit dem, was man tut, verdient man das, was man braucht. Das, was man macht, hängt zusammen mit dem, was man kann. Das, was man kann, hängt davon ab, was man gelernt hat. Das verstehen Kinder. Der bekannte Spruch »Über Geld redet man nicht.« ist grundfalsch und für das Lernen der Kinder schädlich. Für ein gutes Leben ist es wichtig zu wissen, wie man mit Geld umgeht, also sollten wir unseren Kindern den Umgang damit beibingen und vorleben. Auch hier ist es wie mit allem anderen: Wer etwas nicht so gut hinbekommt, sucht sich jemanden, der es den Kindern besser beibringen kann – wie beim Kochen. Und ja, im Laufe ihr Entwicklung vergleichen Kinder die soziale Gruppe, zu der sie gehören, mit jener ihrer Freunde und Schulkameraden. Sie versuchen immer wieder festzustellen, wo sie im Vergleich zu anderen stehen. Dabei werden die eigenen Eltern mal besser und mal schlechter abschneiden. Dabei werden auch Statussymbole eine Rolle spielen – und diese haben nicht selten etwas mit dem verfügbaren Einkommen zu tun. Da hilft nur der Tipp an alle Eltern: Souverän bleiben. Das unbefangene Reden über die eigenen Finanzen und den Umgang damit hilft Kindern dabei, ihren eigenen souveränen Zugang zum Thema zu finden. Dabei sind Extreme zu vermeiden. Ist man über die eigene finanzielle Situation eher verzweifelt, hilft es den Kindern nicht, an der Verzweiflung ihrer Eltern teilzunehmen. Ebenso schlecht ist es, zu vermitteln, sich nie über Geld Gedanken machen zu müssen, weil immer mehr als ausreichend davon vorhanden ist. Mit Geld umzugehen ist für Kinder eine Lernaufgabe wie viele andere. In diesem Heft finden sich Tipps, wie man sie gemeinsam angehen kann.