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atskellermeister Frederik Janus<br />
Er wacht über die Schätze unter dem Rathaus: Ratskellermeister Frederik Janus<br />
zum edlen Tropfen wurde eine Leidenschaft<br />
für ihn. Nach dem Abitur hielt ihn nichts<br />
mehr. Von der Weser reiste er an den Rhein.<br />
Er absolvierte eine zweijährige Winzerlehre,<br />
danach folgte das Studium der Önologie an<br />
der Hochschule in Geisenheim, der Edelschmiede<br />
für alle, die es in den Himmel des<br />
Weins zieht. Ein bisschen Schicksal gehört<br />
wie bei allem natürlich auch dazu: Und bei<br />
Frederik Janus in persona von Katharina,<br />
seiner heutigen Ehefrau. Die studierte Ernährungswissenschaftlerin<br />
hatte sich von seiner<br />
Leidenschaft für den Wein anstecken lassen.<br />
Die Zukunft winkte und so stand die Frage<br />
im Raum: Wie soll es weitergehen? Viele<br />
der Geisenheim-Absolventen haben einen<br />
Familienbetrieb im Hintergrund, auf den sie<br />
mit dem Abschluss in der Tasche zurückkehren.<br />
Janus blieb daher nur ein Quereinstieg,<br />
sprich die Suche nach einer Bleibe. Und das<br />
taten die beiden. Kaufen war nicht drin, aber<br />
pachten möglich. Und sie wurden fündig.<br />
Im pfälzischen Herxheim entdeckten sie ein<br />
Weingut, das wie auf sie zugeschnitten war.<br />
Mit dem Eigentümer wurden sie sich schnell<br />
einig, zumal es keine Nachfolger gab. Und<br />
somit waren sie Herrscherin und Herrscher<br />
über 6,5 Hektar Weinberge. Das alles ereignete<br />
sich vor gut neun Jahren.<br />
Eigentlich könnte der Artikel an dieser Stelle<br />
mit „Und wenn sie nicht gestorben sind ...“,<br />
zu Ende gehen. Tut er aber nicht, denn sie<br />
tauchte auf am Horizont, die Frage: Zurück<br />
nach Bremen? Auf der einen Seite hatten sie<br />
ihr Ziel erreicht, auf der anderen Seite kitzelte<br />
das Heimweh. Und so hängten sie die<br />
Messlatte für ihre Entscheidung sehr hoch,<br />
so Janus: Für den Posten des Ratskellermeisters<br />
in Bremen wären sie bereit, ihre Zelte<br />
in Herxheim abzubrechen. Die Zeit verging<br />
und nichts geschah, bis sich das Undenkbare<br />
ereignete: Anfang 2022 wurde die Stelle im<br />
Bremer Ratskeller ausgeschrieben. Und Frederik<br />
Janus erhielt den Zuschlag. Die Gründe<br />
hierfür: „Seine Zunge, die hervorragend<br />
Weine erkennen kann. Die guten Studienabschlüsse.<br />
Und dass er Winzer und zugleich<br />
Hanseat ist, ein verrückter, schöner Zufall“,<br />
so der Weser Kurier bei der Präsentation des<br />
neuen Ratskellermeisters. Und dafür, dass die<br />
Praxis nicht ganz hinten runter fällt, ist auch<br />
gesorgt. Bremen betreibt seit mehr als 20<br />
Jahren einen Weinberg an der Mosel, wo der<br />
Senatswein „Erdener Treppchen“ produziert<br />
wird. Für Frederik Janus ein Glücksfall, denn<br />
so reicht sein Betätigungsfeld in Bremen bis<br />
an die Mosel. Und die diesjährige Ernte ist<br />
eingefahren – mit Hilfe des neuen Kellermeisters.<br />
Apropos Betätigungsfeld: Janus hat, nach eigenem<br />
Bekunden, die spannende und interessante<br />
Aufgabe, die Tradition des Bremer<br />
Ratskellers einerseits zu bewahren und sie<br />
andererseits in die Zukunft zu überführen,<br />
denn Veränderung ist nun mal die einzige<br />
Konstante dieser Welt. Der Spannungsbogen<br />
seines Wirkens reicht von der Arbeit im<br />
Weinberg bis hin zur Präsentation des Produktes,<br />
damit die Kundinnen und Kunden<br />
in den Genuss edelster Tropfen kommen.<br />
Womit sich die letzte Frage stellt: Wie findet<br />
man „seinen“ Wein. Janus sieht den Königsweg<br />
im Probieren. Jeder Wein hat seine<br />
Geschichte – und der Tropfen auf der Zunge<br />
kann diese Geschichte schmackhaft werden<br />
lassen. Frederik Janus kennt sie alle diese Geschichten,<br />
man muss ihn nur fragen.<br />
www.ratskeller-bremen.de<br />
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<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>November</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>