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Künstlerin Melissa Chelmis<br />
Melissa hat ein Faible für Hühner. Während der Zeit des offenen Ateliers war ein Huhn sogar zwei Tage vor Ort und hat jeden Tag ein Ei gelegt…<br />
(li) „Blondi Huhn im Atelier“ und (re) „Huhn gezeichnet mit Kaffee“<br />
Was du machst, ist sehr unterschiedlich. Wie würdest du deine<br />
Kunst selbst beschreiben?<br />
Ich lege mich nicht auf eine Stilrichtung oder Kunstform fest – ich<br />
mache das, was vor mir liegt, was mich berührt und durch mich<br />
Ausdruck finden will. Sei es durch Masken, die ich baue, durch Malereien<br />
auf alten Tischdecken mit Spitzenbordüren oder auf verwittertem<br />
Holz. Ich liebe außerdem die Bewegung, den Tanz oder das<br />
Entwerfen von Kostümen und Bühnenbildern. Schauspielerisch lebe<br />
ich mich durch die so genannten walkacts mit Elfi und Yvette aus.<br />
Das alles ist von mir. Teil von mir.<br />
Seit wann bist du Künstlerin?<br />
Als wirkliche Künstlerin habe ich mich erst spät verstanden – so mit<br />
Ende dreißig.<br />
Ich denke aber, dass das Künstlerische schon immer in mir lebte.<br />
Kinder drücken sich über Bilder aus, wenn sie den Raum dafür bekommen.<br />
So war das von Anfang an auch bei mir – daran hat meine<br />
Mutter wohl einen großen Anteil. Mein griechischer Vater war<br />
Dramaturg und Regisseur, meine Tante eine bekannte Schauspielerin<br />
in Griechenland – das genaue Hinschauen, das Ausdrücken einer inneren<br />
Welt hat mich schon immer sehr fasziniert – und es war mir<br />
immer ein Bedürfnis, das auch umzusetzen.<br />
Dann war dein kreativer, künstlerischer Weg bereits früh vorgezeichnet…?<br />
Eher nicht. Ich bin ein Trennungskind und mit meiner Mutter in<br />
mehreren WGs in Berlin und Bremen aufgewachsen – meine ersten<br />
Lebensjahre verbrachte ich zusammen mit drei Kernphysikern.<br />
Sicherlich habe ich durch diese WG-Erfahrungen viele verschiedene<br />
Lebensentwürfe und Menschen aus der Nähe mitbekommen. Kreatives<br />
Potenzial. Aber auch Verunsicherung. Es hat also etwas gedauert,<br />
bis ich tatsächlich meinen eigenen Weg gefunden habe. Mein<br />
Lebenspfad war etwas verschlungen, ich bin mit Kurven meinem<br />
Ziel näher gekommen – oder vielleicht wegen der Kurven. Mit 19<br />
Jahren habe ich meinen Sohn bekommen, etwas später mein Fachabi<br />
gemacht, bin über Bekannte auf die Kunstschule in Ottersberg aufmerksam<br />
geworden und habe mich schließlich für das Fach „Schauspieltherapie“<br />
beworben.<br />
Was hast du dort gelernt?<br />
In erster Linie ging es darum, sich selbst zu verstehen, um in die<br />
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<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>November</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>