Broschüre: Kulturpreis 2023 Schwarzwald-Baar, Werke der Preisträger 2023 – Literatur und Drama

en. Ich schüttelte den Kopf und ging erst mal auf den
Balkon eine Zigarette rauchen.
Das ist ja der Hammer! Da gehe ich morgens in völliger
Ungewissheit in die russische Botschaft und abends will
mich schon der Botschafter persönlich sehen! Mein Anliegen
hat wohl eingeschlagen wie eine Bombe! Ja, das
erklärt mir ein Stück weit auch das wechselhafte Verhalten
von Irina.
Sie hat wohl schneller als von mir erwartet die Brisanz
erkannt und weiter gegeben!
Nervös, aufgeregt und auch aufgewühlt wartete ich in
der kleinen Hotelhalle auf den Wagen, der mich abholen
sollte. Immer wieder spazierte ich wie „zufällig“ an der
Fensterfront vorbei und schielte „unauffällig“ durch den
Lammellenvorhang nach draußen.
Jetzt fuhr ein schwarzer Wagen vorbei und parkte
rechts vom Hoteleingang. Es war der gleiche, der heute
Nachmittag Irina gebracht und abgeholt hatte. Ich ging
tief ausatmend nach draußen und auf den Wagen zu.
Ein älterer Herr stieg aus: dunkler Anzug, freundliche
Erscheinung.
Als er mich wahrnahm, fragte er: „Herr Mauner?“
„Ja! Kommen Sie von Frau Irina - der Botschaft?“
„Ja, bitte steigen Sie ein.“ Er ging auf die Beifahrerseite
und öffnete die hintere Wagentür.
Nein, es war keine Limousine wie im Film, sondern ein
ganz normaler Wagen eben, lediglich ein Handy steckte
am Armaturenbrett. Wir blieben beide wortlos. Ich
hätte den Herrn gerne nach seinem Namen gefragt, tat
es aber nicht, weil ich befürchtete, ich könnte ihn dann
nicht aussprechen, geschweige denn mir merken.
Als am Botschaftsgebäude das große Tor aufging, und
wir hinein fuhren, wurde mir wieder mal mulmig, es
gab kein Zurück mehr. Wir stiegen beide gleichzeitig
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