Broschüre: Kulturpreis 2023 Schwarzwald-Baar, Werke der Preisträger 2023 – Literatur und Drama

chen. Bei uns ist es üblich, dass man sein Gegenüber
mit dem Familiennamen anspricht. Doch Ihrer ist ein
Zungenbrecher für mich. Ist es für Sie wirklich in Ordnung,
wenn ich Sie mit Ihrem Vornamen Irina, Frau
Irina, anspreche?“
„Ja, das ist es.“
„Ich möchte Ihren Familiennamen dennoch kennen,
darf ich ihn aufschreiben?“
„Ja natürlich.“
„Buchstabieren Sie ihn mir?“
Ich zog meinen kleinen Notizblock aus der Tasche.
„T-e-s-k-o-s-l-o-w-s-j-a-n-k-a“
„Danke, vielen Dank.“
„Ich habe noch etwas, bitte notieren Sie das auch.“
In mein fragendes Gesicht fuhr sie fort:
„0-1-7-0-3-4-6-2-1-0-1-3“
„Ihre Handynummer?“
„Ja!“
„Oh, vielen Dank, das freut mich sehr.“ Sie sah jetzt
wohl in ein überraschtes Gesicht als sie sagte: „Wann
immer Sie wollen.“
Das beeindruckte mich natürlich. Na klar, sie sah in dieser
ganzen Angelegenheit natürlich nur eine dienstliche
Sache, ich ja auch, wo kämen wir sonst hin?
Ich wollte Irina eben nach ihren Aufgaben hier in der
Botschaft fragen, als die Tür aufging und ein älterer
Herr ein- trat: grau meliert, dunkler Anzug, zierliche
Brille, athletischer Körperbau, schneller Schritt – der
Botschafter! Irina und ich standen auf.
„Guten Abend, Herr Mauner.“ Wir schüttelten uns die
Hände, er hielt meine fest. „Vielen Dank, dass Sie gekommen
sind. Ich bin Juri Pawlow, Botschafter der
Russischen Föderation hier in Deutschland. Das war
wohl sehr kurzfristig für Sie. Umso mehr schätze ich,
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