das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Bedarf an Rhetorik? 39<br />
Herrlitz, Lucks), also zu einer schulischen Form schriftlicher Kommunikation.<br />
Abschnitt III führt vier Beispiele „rhetorischer Interpretation"<br />
vor (Bürger, Winckler, Eigenwald, Brieda u. a.); Abschnitt<br />
IV meldet unter dem Titel „Moderne Rhetorik: <strong>Theorie</strong> und <strong>kritische</strong><br />
Analyse" höhere Ansprüche an und versammelt Haug, Kopperschmidt,<br />
Negt/Kluge und Fischer. — Inhaltlich hat <strong>das</strong> Problem der<br />
kommerziellen Werbung quer durch die Abschnitte mit fünf Beiträgen<br />
eindeutig eine Spitzenstellung. Das entspricht, nimmt man die<br />
(politische) Rede hinzu, der Schwerpunktsetzung, die seit dem Einzug<br />
der „Gebrauchsformen der Sprache" in den Deutschunterricht dort<br />
schon seit Jahren praktiziert wird. Da man davon ausgehen kann,<br />
daß es nicht Ziel des Deutschunterrichts sein sollte, Werbefachleute,<br />
Festredner und Reden haltende Staatsoberhäupter heranzuziehen,<br />
sind die entsprechenden Beiträge nur unter dem textanalytischen<br />
(hermeneutischen, ideologie<strong>kritische</strong>n, gesellschafts<strong>kritische</strong>n) Gesichtspunkt<br />
zu rechtfertigen. Bei den Beiträgen, die auf den Arbeitsbereich<br />
„Mündliche und schriftliche Kommunikation" mit dem Ziel<br />
der (Ein-)Übung der Gebrauchsformen der Sprache in Rede und<br />
Schrift bezogen sind, erhält der Aufsatzunterricht eine hervorragende<br />
Stelle.<br />
Im Gegensatz zu dem weiten Spektrum dieses Sammelbandes und<br />
seiner Absicht, den disparaten Diskussionsstand zu dokumentieren,<br />
sind die Veröffentlichungen von Pelster und Schafarschik als konkrete<br />
Unterrichtshilfen <strong>für</strong> die Analyse politischer Reden konzipiert<br />
20 . Sie stehen damit in der Tradition der Analyse politischer<br />
Sprache und des Verhältnisses von Sprache und Politik, die in der<br />
Germanistik mit Schwerpunkt auf der Sprache des Faschismus, der<br />
Sprache in der DDR und — beide überlappend — der Sprache der<br />
Propaganda schon seit Mitte der 60er Jahre besteht und auch bald in<br />
den Deutschunterricht Eingang fand, allerdings erst relativ spät und<br />
zögernd zur Analyse von gesamten Redetexten fand 21 . Der Reclam-<br />
Arbeitstext von W. Schafarschik ist in erster Linie eine Textsammlung,<br />
die zwölf Reden von Perikles bis Nixon enthält und nur zum<br />
Schluß in Kap. III einige „Arbeitsvorschläge" zur Analyse dieser Reden<br />
im Unterricht auf der Grundlage von Geißner, Dieckmann und<br />
Zimmermann anfügt. Das „Arbeitsheft" von Pelster enthält gleichfalls<br />
eine Sammlung „bedeutender Reden" zwischen 1914 und 1970,<br />
ist aber wesentlich umfangreicher und stellt den Anspruch, die<br />
20 Pelster, Theodor: Rede und Rhetorik. Arbeitsheft. Pädagogischer<br />
Verlag Schwann, Düsseldorf 2 1974 (1. Aufl. 1972) (142 S., br.,<br />
7,80 DM). — Herrschaft durch Sprach e. Politische Reden.<br />
Für die Sekundarstufe hrsg. v. Walter Schafarschik. Universal-Bibliothek<br />
Nr. 9501/0Ia (Arbeitstexte <strong>für</strong> den Unterricht). Philipp Reclam Jun.,<br />
Stuttgart 1974 (149 S., br., 3,— DM). — Siehe auch die Textsammlung von<br />
H. Grünert (Hrsg.): Politische Reden in Deutschland. Diesterweg, Frankfurt<br />
1974.<br />
21 Bis heute in der Schule von Einfluß H. D. Zimmermann: Die politische<br />
Rede. Der Sprachgebrauch Bonner Politiker. Stuttgart 1969.<br />
DAS ARGUMENT 95/197S ©